Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 124374 mal)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #75 am: 07 Mai, 2006, 06:05 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."

*** Mittlerweile scheint nicht die Würde des Menschen durchaus antastbar zu sein, solange dieser Mensch nur anderer Hautfarbe oder anderer Religion als der leitkulturell abgefragte deutsche Durchschnittsmensch ist. Auch die Aufgaben des Staates für seine Bürger scheinen sich immer mehr in Aufgaben der Bürger für den Staat zu verwandeln. Der Staat wird zu einem reinen Abstraktum, das der Bürger zu finanzieren hat, und das es um welchen Preis auch immer zu sichern gilt. Die Würde des Staats unantastbar. Ihre Finanzierung und Absicherung ist Lebensziel aller Bürger. Da freut man sich doch und erwartet eine güldene Zukunft, denn in Deutschland ist man zu Gast bei Optimierern, die Weltklasse in puncto Schnüffelstaatlerei will gehalten werden. Übrigens ist der "erweiterte Dateiabgleich" viel harmloser, als es gemeldet wurde. Es werden ja nur Auslandskonten abgeglichen, beruhigte die Pressestelle. Also Florida-Ralf statt Lausitz-Winfried. Was bleibt, ist ein Staat der aus Kostengründen besser den kleinsten Verdacht ausschnüffelt als jeder Blockwart. Hartz IV ist die ultimative Rache an den zahllosen Wohngemeinschaften, die sich gebildet haben, in denen unbescholtene Bürger nachweisen müssen, dass sie keine Beziehung haben. Derweil wird das Auto via KFZ-Abfrage ermittelt: weh dem, wenn es mehr als ein Prollibonbon namens Opel Corsa ist.

*** Aber gut, was ist schon ein Opel, den fahren eh nur dicke Kinder. Und Deutschland ist nicht der Mittelpunkt der Welt, nicht einmal die Erde ist es. Was soll also all das Gejammere: Der Mensch hat denselben Vorfahren wie der Affe und ist als solcher ein triebgesteuertes Bündel voller schmollender Über-Iche: "Poppen, Perversionen, Penisneid" titelt die taz über das polymorph-perverse Geburtstagskind Freud, der die avancierteste Software des westlichen Lebens entdeckte. Und weil heute der Weltlachtag ist, darf der schönste Witz von Freud nicht fehlen, die Unbedenklichkeitsbescheinigung, die er bei seiner Ausreise aus Wien 1938 erstellen musste: "Ich kann die Gestapo jedermann auf das Beste empfehlen."

*** Mit dem größten Dateiabgleich der deutschen Geschichte, der Zuverlässigkeitsprüfung von Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt, Bundesnachrichtendienst, den jeweiligen Landespolizeibehörden vor Ort und der zentralen sportlichen Denunziationsstelle konnten sich bisher 400 Personen nicht für die Arbeit in den Zonen empfehlen, in denen die FIFA regiert. Sie dürfen daher allenfalls dort arbeiten, wo die FIFI ihr Turnier austrägt, am Hamburger Millerntor, wo die freie Republik St. Pauli zu Hause ist. Unter den bislang 400 Ausgeschlossenen finden sich Straftäter und Extremisten, jedoch hat sich noch kein Terrorist zum Dienst in den FIFA-Schutzzonen angemeldet. Unter den Experten gibt es heftige Diskussionen, ob die Luftwaffe der Armen aktiv wird. Die Teilnahme des Irans ist in den Augen einiger Experten der beste Schachzug des organisierten Kegelns, in dem Länder wie Bhutan und Anguilla die Chose schon schaukeln. Wenn die nicht-gouvernementale Korruption in höchster Vollendung ein Turnier ausrichtet, gibt sich Deutschland als guter Gastgeber: Das Geschacher in der offiziellen "serviceorientierten und unbürokratischen" Ticket-Tauschbörse ist ein Lehrstück in angewandter Vorurteilslosigkeit, bei dem die Profis von eBay lachend Pate gestanden haben. Wie wäre es mit Tunesien gegen Saudi-Arabien, komplett mit Gutschein für den Besuch einer Verrichtungsbox? Gemeinereiner ist übrigens die Schweiz, wo das Folio der NZZ eine Art Quartett herausgegeben hat, mit dem der Weltmeister ermittelt wird. Der Quotient aus Pro-Kopf-Bierkonsum, Kinder pro Frau und Nationaltrauma bringt es zutage, dass die Tschechische Republik Weltmeister wird, indem sie Deutschland schlägt.

*** Ich erwähne die Schweiz deshalb, weil sie eine Nationalhymne hat, den Schweizer-Psalm, die sich auf Deutsch, Italienisch, Französisch und Rätoromanisch reimt. Die dümmlichen Argumente von Politikern, warum eine deutsche Hymne nach dem amerikanischen Vorbild nicht auch auf Türkisch gesungen werden kann, erspare ich den Lesern dieser Wochenschau. Es gab mal ein Konzert am Mariannenplatz, bei dem Ton, Steine, Scherben zwei Songs auf Türkisch sangen. Ihre damalige Managerin, das spießig schalumhüllte Gegenstück zu Angela Merkel, schlägt nunmehr vor, die türkische Nationalhymne ins Kurdische zu übersetzen. Doch nur bei der FIFI ist es noch erlaubt Ey Reqib zu singen.

*** Noch weiter als Claudia Roth haben es einige Blogger gebracht – womit wir wieder beim Opel wären. Denn die Blogger dürfen einen Opel mit Tankkarte fahren, vom gähnend langweiligen Medienforum bis nach Frostanistan, wenn sie nur darüber bloggen. Und am Ende fühlen sie sich wie selbst gekocht, während die Nerds, die nicht einmal mit einer Navi den Linuxtag finden können, im Zweifelsfall etwas Besseres als einen Opel finden.

*** Dann gibt es noch den Grimme Online Award, komplett mit dem unbeschreiblich tollen Gefühl, mit einem Nominierten in einem Oberseminar gesessen zu haben. Her mit den Preisen, denn Deutschland räumt ab, im Brüh des Geistes, in dem diese kleine Wochenschau nicht abseits stehen kann: Hal, der Plagiator, meldet sich für den Opal Metha Contest an, der in der kommenden Woche in die Endrunde gehen wird. Es ist alles nur geklaut.

*** Heute hat Jenny Joseph Geburtstag. Als sie im Alter von 28 Jahren das Gedicht "Warning" schrieb, kümmerte sie sich nicht sonderlich um die 20 Pfund, die sie damit verdiente. Dann wurde das Gedicht das meistgedruckte englischsprachige Gedicht der Neuzeit, mit zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen. Es war auf Karten, auf Teetassen, auf T-Shirts und auf Postern zu lesen, jedes Mal mit der Autorenangabe "Volksweisheit". Im Jahre 1997 versuchte Jenny Joseph, eine autorisierte Kopie zu veröffentlichen und von den zahlreichen Nachdruckern Honorare zu verlangen. Dafür gab es reichlich Häme und wie üblich hatten Gegendarstellungen keinen Erfolg.

*** Und manches Mal möchte man den Gegendarstellungen eigentlich gerne glauben, aber, beim besten Willen, es geht einfach nicht. Mag auch Willi Winkler in der Süddeutschen Neil Youngs "Living with War" als möglichen Beginn einer amerikanischen Volksbewegung gegen Washington bezeichnen, mag auch Neil Young aus missionarischem Eifer das komplette Album ins Netz stellen – die Botschaft hör ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube. Was für ein langweiliges Machwerk, das hinter Bush-Kritik doch nur Neil Youngs mittlerweile penetrant sich in den Vordergrund drängenden Hurra-Patriotismus transportiert: Bush-Kritik ist wohlfeil, nachdem man mit "Let's Roll" schon einmal den Soundtrack zur Neuordnung der Welt nach US-Vorstellung lieferte und auf "Living with War" dann "America the Beautiful" von einem bombastischen Chor feiern lässt. Ist das schon Alterssenilität eines Musikers, der mehrere Generationen beeinflusste? Es hört sich ganz so an. "Rock'n'Roll will never die"? Mag sein, aber Neil Young trägt derzeit nicht gerade zu lebenserhaltenden Maßnahmen bei.

Was wird.

Am Weltlachtag darf natürlich nicht der Blick auf das Internet fehlen, das sage und schreibe von 321 wichtigen Trends dominiert wird. Und wer Berlin nicht mag, sollte halt mit seinem Opel oder Lada nach Hamburg gurken, wo die Next 10 Years belobhudelt werden, die Jahre mit den interaktiven Frontends im geilen Web 2.0. Wenn man den Blödsinn verkündet, dass Deutschland Weltmeister wird oder das Internet zu sich selbst findet. Wichsen ist nach Dr. Freud eine Kulturleistung, die genossen werden will. Segeln also die Vordenker dahin, vom "read-only zum writable Web", angespornt von einem Eunuchen, der sein Credo verkündet: "Wir wissen nichts, aber wir können es messen."

Wem der Cumshot von Sinner&Schrader nicht den richtigen Kick gibt, der wartet vielleicht auf die E3, wo die dicken Hämmer rausgefahren werden, wo das Business Fun bekommt und Spielen die Geilheit pur bedeutet. Dort, wo die Strapse nur so knallen. Den gleichen Spaß kann man natürlich auch in Osnabrück haben, wenn wieder einmal das EMAF startet und sich mit Security nach Freud 2.0 befasst. Wie sagte es der Eroberer des Unbewussten, der Bewunderer des Es und der Bettler vor dem Über-Ich? Freund hatte Recht: Wo man seinen Schwanz nicht reinstecken kann, davon muss man schweigen.

Dann gibt es frei nach Freud noch die Irren, die laufend Wir holen uns einen Titel runter" deklamieren. Und dabei nur den letzten Schrott-HDTV meinen, komplett mit HDMI-Schnittstelle. Doch dabei ist der Ansturm ausgeblieben, Wo ist bloß die Truppe, die den deutschen Verkäufern auf die Sprünge hilft?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #76 am: 14 Mai, 2006, 09:08 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der Mensch ist das einzige Tier, das permanent mit sich im Widerspruch lebt. Aufrecht gehen ist ja schön und gut, aber dieser Fortschritt ist eigentlich ein ständiger Kampf gegen das Hinfallen. So sieht es heute aus: Ausgerechnet am Welt-Hypertonietag (der laut gut unterrichteten Kreisen nun doch nichts mit dem direkt darauf folgenden Muttertag zu tun haben soll, auch wenn diese geschichtsvergessene Gefühlsduselei einer interessierten Branche den Blutdruck schwer nach oben treiben kann) eine Pressemeldung zur Fußball-WM zu bearbeiten, die Deutschland an den Rand der Diktatur bringt, macht Stress. Fußball, Fußball, Fußball. Da möchte man lieber gegen Tittlinger Feinkorn-Granit treten, auch wenn das die Haxn zum Knackn bringt. "Wir sind Fußball", steht auf dem Bus der deutschen Nationalmannschaft, ein später Sieg von Du bist Deutschland. Wir sind feinkorngranitener Fußball, gegen den ein Slogan wie "Liberte, Egalite, Jules Rimet" seltsam wirkt.

*** Vor allem aber sind wir sind wir etwas blöd und begriffsstutzig, wenn wir im geplanten Weißbuch die These vom Flugzeug wiederlesen können, das Kurs auf ein Stadion hält, damit endlich der von allen Übeln uns erlösende Verteidigungsfall ausgerufen werden kann. Die Dauerdiskussion zur Fußball-WM ist im Umkreis von 60 nautischen Luftmeilen über der BRD wieder ausgebrochen. War da nicht ein Urteil des Verfassungsgerichtes? Eine Überlegung der "Väter" des Grundgesetzes nach den Erfahrungen der Weimarer Republik, wo die Armee im Innern zum Einsatz kam? Nun ist das Weißbuch ein Regierungsdokument, über welches das Parlament nicht diskutieren kann. Das als Leitlinie hingenommen werden muss wie die Anweisung, dass ein Soldat ab einer Wassertiefe von 1,50 Meter nahtlos vom Marschieren zum Schwimmen übergehen muss. Sollte die Neudefinition des Verteidigungsfalles wie die ebenfalls angemahnte Verpflichtung der Bundeswehr, die Rohstoffversorgung zu sichern, tatsächlich in diesem Weißbuch auftauchen, erleben wir den Untergang der SPD. Wie inspirierend die Rohstoffsicherung sein kann, erlebt die Allianz der Richtigen im Irak.

*** Natürlich ist es möglich, dass die "Modernisierung" des Weißbuchs auf Zustimmung stößt, während eine Änderung des Grundgesetzes aufgrund der notwendigen Zweidrittelmehrheit nicht zu machen ist. Mit Terror begründete Maßnahmen laufen gut, wie dieser Tage aus den USA zu hören ist, wo die Überwachung der NSA größere Ausmaße hat, als bisher bekannt war. Eine schnell durchgeführte Befragung ergab, dass 63 Prozent aller US-Amerikaner Überwachungsmaßnahmen akzeptabel finden, so sie dem Kampf gegen den Terror dienen. Ob die Befragung repräsentativ war oder mehr von der Art eines bekannten Revolverblattes, ist schwer zu beurteilen. Stimmen die Zahlen, so dürfte in den USA Politik 2.0 anstehen, komplett mit einem singenden Ashcroft, ein nimmer endender Kampf gegen den Terror.

*** Singen, das war schon immer eine terroristische Handlung. Es ist gerade einen Monat her, dass ein Engländer aus einem Flugzeug geholt wurde, weil er "London Calling" von den Clash im Taxi gesungen hatte. Verdächtig genug, für jemanden, der nach London fliegen will. Vielleicht hat es sich nur ähnlich angehört wie diese Version des Liedes, dargeboten von Reinhard Mey 2.0 auf dem Kongress zum tollen Web 2.0. Ja, ein Song mit 4 Akkorden, der mehr Einfluss auf die Menschen hatte als 1000 Powerpoint-Präsentationen; so ein Singsang zeigt, dass Blogger eigentlich nur Blogger unterhalten wollen, es sei denn, sie sind indiskrete Journalisten. So gesehen ist die Feststellung, dass Web 2.0 mit seinen Flickr-Voyeuren, seinen Maps und Plazes inzwischen auch in der Kunst angekommen ist. Das freut den Blogger und der Laie lacht sich scheckig.

*** Als Journalist lebe ich vom Schreiben, daher mag ich Werbung, denn mit ihr werden einige Artikel finanzierbar, die sonst nie im Web oder auf totem Holz erschienen wären. Nun kommt es nach und nach ans Tageslicht, wie auch die Artikel zwischendrin einfach gekauft sind, weil Europa nun mal eine gute Sache ist. Doch es kommt noch schlimmer: Es gibt gekaufte Journalistenspitzel, die dem Auslandsgeheimdienst BND Details über die Arbeit ihrer deutschen Kollegen verraten, um Abflüsse zu klären. Besonders schön dabei die Verquickung des ehemaligen Geheimdienstkoordinators, der jetzt als Parlamentarier in der Kontrollkommission sitzt. Die vierte Macht entpuppt sich wieder einmal als verführte Macht, und das Gerede von den journalistischen Tugenden hört sich an wie das von der Ludenehre. Die beste Konsequenz wäre, den BND aufzulösen, statt nach Berlin ziehen zu lassen, doch seien wir realistisch und fordern gleich das Unmögliche: Ein verbesserter Informantenschutz muss her, wenn Journalisten Journalisten verpfeifen. Und jeder, der seine Arbeit ernst nimmt, sollte sie verschlüsseln und das bitteschön richtig. Wo bleiben eigentlich die tollen Web-2.0-Programmierer mit Tools, die GMail-, Yahoo- und GMX etc. pp-Postfächer so verschlüsseln, dass diese diensteifrigen Konzerne sie nicht bei der nächsten Guck&Horch-Schnüffelbrigade auf die Festplatten abkippt, wenn diese nur mit dem Mausrädchen drohen? Verschlüsseln ist ein Bürgerrecht und eine neue Journalistenpflicht. Bald feiern wir den 30. Geburtstag der Public-Key-Kryptographie und haben sie nötiger als jemals zuvor: Das nennt man Fortschritt 2.0.

*** Boris Floricic hat einstmals in seiner Diplomarbeit den Schutz der Privatsphäre erwähnt, die auch beim Telefonieren in Gefahr ist. In seinem Gedenken soll sich nun der Europäische Gerichtshof mit seinem Namen und seinem Pseudonym befassen. Auch so kann man dafür sorgen, dass die Legende lebt. Vielleicht ist der Europa-Gedanke gar nicht so schlecht und ausbaufähig. Immerhin gibt es ja verschlüsselnde Handys, die vorzugsweise von Journalisten gekauft werden. Die Software stammt von Programmieren, die einst für den russischen Geheimdienst arbeiteten, die Hardware wird in Thailand gefertigt und das Ganze wird als Schweizer Wertarbeit verkauft: Die Welt ist böse, aber innovativ.

Was wird.

Das war wohl nichts mit dem Einarbeiten, nach und nach. Sven Prüser, der die IFA in Berlin so erfolgreich gemacht hat, ist nun Chef der CeBIT und soll die lahme Show mit "neuen Ideen zu neuen Ufern" führen. Hoffen wir mal, dass damit nicht der Maschsee gemeint ist, sondern mindestens das Steinhuder Meer, diese Perle der norddeutschen Tiefebene, auf der ich Segeln lernte. Für den alten CeBIT-Manager Schomburg hat es in der Pressemeldung noch nicht mal für ein Dankedanke gereicht, so verheerend ist offenbar die interne Bilanz der CeBIT ausgefallen. Die Argumentation mit Qualität statt Quantität klingt nur so lange überzeugend, bis das Wochenende da ist. Schomburg, seit der ersten CeBIT dabei, ist Vergangenheit. Nun kommt die neue CeBIT und hoffentlich heißt sie nicht "Digital Living bei CeBIT", wie die CeBIT für Arme in diesem Jahr. Wie wäre es mit CeBIT 2.0? Komplett mit Plazes, das den nächsten Dealer anzeigt, wenn der Nachbar Nachschub braucht. Und der ziemlich heruntergekommene Linuxtag muss auch geschluckt werden.

Bis zum bitteren Ende und weil der Ball ein Ball ist: Was mit Fußball begann, muss heute und in den nächsten Wochen (das ist eine Drohung) einfach mit Fußball enden. Denn Fußball ist eine Operette mit vielen Mitwirkenden, wie FIFA-Chef Blatter gerne erzählt. Da darf der Computer nicht fehlen. Schließlich hat die "Elite-Schmiede der deutschen Informatiker", das Hasso-Plattner-Institut, mit FootieFox ein hübsches Fußball-Tool für den Feuerfuchs entwickelt, komplett mit Torschrei und einer Anleitung, wie man den Browser wechselt. Weiter geht es im schönen Paderborn. Dort gibt es eine Podiumsdiskussion zur "Bedeutung sportlicher Großereignisse für Staat und Gesellschaft" mit den Experten Wolfgang Schäuble und Joseph Blatter. Sicher werden sie ein paar Tipps parat haben, wie man die Gesellschaft noch besser gängeln und entmündigen kann, zum Wohl des sicheren Staates. Bis die Nummer unserer Personalausweise nicht nur auf dem Display der Einlass-Systeme an den WM-Stadien auftaucht, sondern ebenso in Bus und Bahn, beim Einkaufen und beim Gang ins Freibad: Die Nominierungsphase für die Big Brother Awards wurde nebenan im schönen bundesligafreifen Bielefeld eröffnet.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #77 am: 21 Mai, 2006, 08:48 »
Was war.

*** Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass einmal der Tag kommt, an dem ich die miserablen literarischen Fähigkeiten einer laut denkenden Kunstfigur namens Chad Kroski lobend erwähnen werde. Doch heute ist er da, der Tag. Komplett mit der Erkenntnis, dass Chad Kroski mühelos unterboten werden kann. Die neue Ramschtröte des Blogger-Wahnsinns nennt sich Craig Becker und wird von dem kleinen Verlag in der norddeutschen Tiefebene produziert, der unter anderem diese Wochenschau bezahlt. Hinter Craig Becker steht ein gewisser Axel Post. Herausgeber eines Magazins für Fussball und Popkultur. Ja, da steht tatsächlich "Fussball". Und hohl wie ein Fussball blubbern die Phrasen, wenn es beim Medienhandbuch heißt: "Dem Kunden bieten wir damit größtmögliche Glaubwürdigkeit und frische Konzepte aus Event- Web- und Content-Zutaten. Durch unsere langjährige Erfahrung im Netz, wissen wir sehr genau, wie man Zielgruppen präzise und sauber erreicht." Das alles ist nun beim Heisetreff und wahlweise auch beim stern zu lesen, als ob es bei Heise keine Menschen gibt, die Fußball verstehen. Also, Chad "Telekomiker" Kroski, ich entschuldige mich, es geht noch schlechter, es geht sogar noch viel schlechter: Wie seicht eine Pfütze sein kann, merkt man erst, wenn man aus ihr trinken muss.

*** Die strohblonde Idee, einen Informatiker aus Boston zu konstruieren, der sich *nicht* für Fußball interessiert und kein Kölsch mag, demonstriert die größtmögliche Unglaubwürdigkeit und eine Ignoranz gegenüber dem, was diese Fußball-WM wirklich ist. Nämlich eine WM für Bosse und Bonzen: "Deutschland wird fremdbestimmt von Fifa und Sponsoren, entrechtet und geknebelt wie ein kolonisiertes Land. Das ist der politische Preis dafür, die WM austragen zu dürfen, deren Betreibern, einer eher lichtscheuen Funktionärsgilde, sogar die Befreiung von Steuer- und Visagesetzen zugestanden werden musste." Wer wirklich Fußball mag, wird diese Fußball-WM nicht wirklich mögen können, für die mit der "Zuverlässigkeitsprüfung" als massenkompatible Version des Radikalenerlasses, mit der Abgabe und Prüfung der Ausweise der Überwachungsstaat ein kleines Bisschen perfekter gemacht wurde. Nur für ein paar Wochen? All das im Namen eines vermuteten Terrors, gegen den der allseits vernetzte Führungsbunker steht, die Aktionen von Polizei, Verfassungsschutz, BKA und BND koordinierend. Hinzu kommt der Marken und Medien-Terror in den Stadien und auf den herbeigelogenen "Fanfesten", in der alle Bilder unter Kontrolle der FIFA stehen, wenn es in Verbotsregel Nummer o heißt: "Verboten sind alle Geräte, die dazu dienen über das Internet oder andere Medien Sound, Bilder, Beschreibungen oder Veranstaltungsergebnisse zu übermitteln oder zu verbreiten." Unter diesem Gesichtpunkt kann man die Aufforderung des Heisetreffs, "Impressionen von WM-Happenings abzulegen", als extrablond bezeichnen.

*** Bleiben wir ausnahmsweise mal beim modernen Fußball mit Portfolio-Trainern wie Jürgen Klinsmann und Ticket-Verkaufsregeln wie Friends and Family aus der Welt des Aktienhandels. Da ist eine Mail, die eigentlich nur für die Linken gedacht war, an alle Abgeordneten des Bundestages gegangen und anschließend über gefühlte 300 weitere Verteiler. Wie sich gestandene Linke darüber geschmeichelt fühlen, ein Viertelfinalspiel in der Adidas-Arena verfolgen zu dürfen, weiß nun die gesamte Republik. Eigentlich sollte der eigentlich verbotene Bau wohl Bundestagsarena heißen. Weil Adidas nicht nur an dem WM-Fußball namens Teamgeist verdient, sondern auch Anteilseigner bei den WM-Versendern ist. Wäre damit die Adidas-Arena eine No-Go-Area für Linke? Ich weiß es nicht. Übrigens erübrigt sich die Diskussion um No-Go-Areas, wenn die FIFA von ihrem neuen Prachtbau aus weiterhin selbstherrlich die Welt regiert. Als Nächstes will sie gegen geltendes europäisches Recht den Ausländeranteil in den Mannschaften wieder begrenzen und die Erstligen auf 16 Mannschaften herunterfahren, weil sonst zuviel Fußball gespielt wird, der die Marke verwässert.

*** Vielleicht wird man die FIFA nur verstehen, wenn man im Innern des Fußballfilzes sitzt und Laus ist. Ähnlich muss es bei den Wanzen aussehen, die im Innern des BND arbeiten. 6050 Mitarbeiter hat dieser Geheimdienst, davon sind 3500 im Auslandseinsatz und zehn Prozent aktive Soldaten. So gesehen ist es nur logisch, wenn sich der BND die soldatische IT-Kampftaktik der Informationsüberlegenheit zu Eigen macht. Die ist natürlich nur zu erreichen, wenn es keine "unautorisierten Informationsabflüsse" gibt, keine Datenlecks und keine Angriffspunkte, an denen jemand den internen Google im hoch geheimen Intranet peitschen kann. Deshalb wurde die "Operation Hasenfuß" gestartet, ein würdiger Tarnname für eine Journalistenbespitzelung durch andere Journalisten, durchgeknallte Existenzen wie "Dali" und "Bosch", der eine aus Geldgier, der andere aus Rache. Obwohl besagter Dali für die Abteilung "Operative Aufklärung" bald "verbrannt" war (für 650.000 DM Honorar), wurde er wieder eingesetzt, als es gegen Journalisten ging. Insgesamt redete ein Abteilungsleiter Foertsch mit rund 20 Journalisten, die andere Journalisten bespitzelten, ein "völlig normaler Vorgang". Wie lieblich ist diese aufgeschleimte Normalität. "Werdet Spitzel!" sollte man den deutschen Spargelstechern zurufen, die trotz der Münte-Regel nicht auf den Feldern erschienen sind. "Verpfeift die anderen, die nicht gekommen sind!" Es ist der Anfang einer großen Karriere. Auch ein Schmidbauer hat klein angefangen, als Rektor und Gymnasialbeauftragter. Ich kann es auch anders formulieren: In dieser Woche ist im gelahrten Feuilleton viel über zwei Fotografie-Ausstellungen geschrieben worden: Hier die Stasi, dort der BND. Da wächst halt etwas zusammen, wie das so ist, wenn etwas wächst und wuchert und ein christlich gesinnter Schäuble predigt, dass Polizei und Nachrichtendienste zusammenarbeiten müssen, nicht nur bei der Fußball-WM. Aber, frei nach dem großen Valentin: "Fragen dürfen haben wir uns nie getraut." Was das werden wird.

*** Dürfen wir bitte mal losfahren? An dieser Stelle muss ich Farbe bekennen: Ich habe einen Opel Corsa. Als Zweitwagen ist er gut genug, dass die Großen auf ihm fahren lernen können und die Kleinen es im Kindersitz in die Kita schaffen. Wenn die ganze Familie unterwegs ist, muss allerdings ein großer Espace her. Opel ist die Firma, die als erste über ihre Wagen bloggen lässt. Dabei lernt man weniger die Wagen, sondern die strunzdämlichen Blogger kennen, die bei einer solchen Aktion mitmachen. Sie sind vor allen Dingen kinder- und humorlos. Sie haben keine Kindersitze im Sinn, sondern suchen lieber eine Putzfrau für ihr ermüdendes Single-Dasein oder wundern sich, wenn der Scheibenwischerhebel in die Ausgangsposition zurückgeht und das Radio die beste Senderfrequenz sucht. Wow. Dabei sind die auserwählten A-Blogger bereit, dem ersten echten Kritiker der Prostitutesterei wahlweise die Fresse oder sein Auto zu polieren. Ein Platzhirsch-Gehabe, das den so kritisierten Blogger zur Aufgabe seiner Angriffe zwingt. Gerade in Stuttgart achtet man ja sehr auf Autos. Das Beste ist: Die 4 Wochen Spaß haben erst angefangen. Nach der ersten Fressen-Aufgabe ist eigentlich der erste Opel dran, "poliert" zu werden. Vielleicht mit einem Aufkleber wie "Ich war eine Blogger-Dose" oder "In dieser Pfütze hat Don Dahlmann gesessen".

*** Es kommt noch schlimmer. Die Mutanten sind längst unter uns. Der Langenscheidt-Verlag ist auf Werbetour für das "Explorer Wörterbuch Englisch". Ein Buch mit "revolutionärer Layout-Optik", eng angelehnt an den Windows-Explorer von Microsoft. "Denn Kinder sehen und denken in Computerstrukturen, genauer gesagt in Windows-Strukturen, behauptet der Pressesprecher von Langenscheidt in der Süddeutschen Zeitung, die diese Flitzekacke nicht online gestellt hat. Natürlich wünsche ich mir für meine Kinder die Fähigkeiten, strukturiert zu denken, aber doch nicht in den verkorksten Strukturen einer miesen Benutzeroberfläche einer monopolistisch agierenden Firma. Zumal das Wörterbuch endlich Schluss macht mit der Angewohnheit der Lexikographen, immer zwei Übersetzungsmöglichkeiten zu bieten. Eine muss reichen, schließlich ist Windows ja Microsoft Windows und nicht ein schlichtes Fenster. Wer mit der Behauptung von Windows-Strukturen in den Köpfen der Kinder Jahrhunderte sprachwissenschaftlicher Forschung verflüssigt, sollte sich besser in Microscheidt umbenennen und Karl Klammer als Lektor für seine Infokästen einstellen. Die Erkenntnis von Windows-Strukturen ist übrigens urheberrechtlich geschützt: Motezumas Rache kommt später.

Was wird.

Der ehemalige IBM-Manager Walter Raizner hat bei der Deutschen Telekom ein neues TV-Zeitalter ausgerufen, weil in Kooperation mit Premiere die Postbank-Liga via Internet gezeigt wird. Das bringt uns zum Medienforum NRW, auf dem am kommenden Montag die Firma "Mobiles Fernsehen Deutschland" mit dem Start von DMB mal wieder eine Handy-Revolution ausrufen wird. Dem NRW-Medienfestival hat NRW-Boss Jürgen Rüttgers gerade 2,5 Millionen Euro aus dem Budget gestrichen. Die billigen Inhaltslieferanten Vlogger und Podcaster, die erstmals ihren Podcastday veranstalten, wird das kaum stören. Ansonsten sucht das Medienforum nach neuen Kongresserweiterungen? Wie wäre es mit einem Powerpoint-Karaoke all der langweiligen Vorträge, die sie in Köln üblicherweise produzieren? Oder gar, apart mit NRW-Fördermitteln drapiert, einem Porno-Karaoke? Wie war das noch? Es geht noch schlechter, viel schlechter.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #78 am: 28 Mai, 2006, 03:15 »
Was war.

*** Leser, was ist das Leben schön! In dieser Woche sind so viele tolle Dinge passiert, angefangen bei der fungierenden Viererkette der Klinsmannschaft bis zur Wiederausbürgerung des Stoibären nach Österreich, dass einfach ein Jubel-WWWW fällig ist. Ja, dieses WWWW ist eine einzige Feel Good Suppe. Jubel, jubel tralala, nicht dieses nicklige Genöle gestandener Altlinker, auch wenn sie gerade die schönste Stadt der niederdeutschen Tiefebene bezaubern. Ja, "der Ball ist rund wie die Welt", hieß es einmal in einer offiziellen deutschen Fußball-Hymne, tralala, und die Welt ist rund wie der Ball. Das ist doch schon was.

*** Das herausragende Ereignis der Woche hat diesmal wieder das Bundesverfassungsgericht geliefert, und zwar mit seinem Urteil zur Rasterfahndung. Nach den Abschussphantasien militanter Politiker hat es der Schnüffelhysterie derselben Politiker einen Riegel vorgesetzt, mit zahlreichen Konsequenzen für Polizeigesetze und Zuverlässigkeitsüberprufungen aller Art. Eine Rasterfahndung, die 32.000 Menschen in eine "Schläfer-Datei" spült, dieser Unfug, der ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt, ist erst einmal passé. Doch wer bereit ist, Bürger mit Data Mining zu bespitzeln, wird sicher bald mit irgendeinem Vorrats-Daten-Raster kommen und laut tönen, dass das Grundgesetz geändert werden muss, damit Terroristen keine Chance haben. Jubel, jubel, trallala, auch wenn es ein bisschen traurig und beschämend ist, dass ein Verfassungsgericht im Jahre 2006 diese Zeilen schreiben muss:

    "Die Verfassung verlangt vom Gesetzgeber, eine angemessene Balance zwischen Freiheit und Sicherheit herzustellen. Das schließt nicht nur die Verfolgung des Zieles absoluter Sicherheit aus, welche ohnehin faktisch kaum, jedenfalls aber nur um den Preis einer Aufhebung der Freiheit zu erreichen wäre. Das Grundgesetz unterwirft auch die Verfolgung des Zieles, die nach den tatsächlichen Umständen größtmögliche Sicherheit herzustellen, rechtsstaatlichen Bindungen, zu denen insbesondere das Verbot unangemessener Eingriffe in die Grundrechte als Rechte staatlicher Eingriffsabwehr zählt. In diesem Verbot finden auch die Schutzpflichten des Staates ihre Grenze."

*** Nur um den Preis der Weißung vieler Passagen ist in dieser Woche endlich der Schäfer-Bericht (PDF-Datei) über die Beschattung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst (BND) erschienen. Das Schöne an diesem Bericht ist nicht die Bestätigung, dass Journalisten beschnüffelt wurden und dies hart an der Grenze zum Gesetzesbruch geschah. Das Schöne ist auch nicht die Bloßstellung, wie strunzdumm die Firma Guck & Horch bei aller proklamierter Informationsüberlegenheit arbeitet, inklusive der Verbreitung unverschlüsselter E-Mails. Wie sich der BND blamiert, kann man ja ohne große Untersuchung in der Zeitung lesen. Nein, das Schöne ist, wie jede Illusion, die man vielleicht noch über den Journalismus (PDF-Datei) haben kann, mit dem Getratsche über Honorare und Pöstchen gründlich ausgepült wird. Auf Seite 96 kann man lesen, wie ein Mensch wahlweise vom "freien Journalisten" zum "Informationsmanager auf wissenschaftlicher Basis" changiert. So fliegt ein jeder mit seiner persönlichen Grauzone durchs Leben, als Krähe. Nur schade, dass niemand in der Presselandschaft, die vorab ordentlich aus dem ungeweißten Bericht zitierte, sich an amerikanischen Sitten orientierte.

*** Gleich nach dem internationalen Handtuchtag kam ein richtiger Feiertag: Mehdorn hat nicht nur eine neue Auster, sondern auch einen neuen Bahnhof. Was schreibe ich, einen Bahnhof? Nein, Mehdorns Schlafzimmer ist fertig geworden, ein wunderbares Symbol für Deutschland, wie unsere Kanzlerin meint. Wenn es symbolisch ist, wie ein Architektenentwurf für 40 Millionen Euro Mehrkosten einfach beschnitten wurde und ordinäre Blechdecken von einem engstirnigen Bahn-Manager angeordnet werden, dann ist das Deutschland. Jubel, jubel, und ein Tralala für die Attraktion des Berliner Hauptbahnhofes, komplett mit einem neuen, attraktiven Dateiformat.

*** Aus der Sicht eines Sexarbeiters oder einer Sexarbeiterin ist der vorzeitige Abgang eine tolle Sache, eben schnell verdientes Geld. Nicht anders sieht es bei den Content-Huren der Blogosphäre aus, die in den eigens aufgestellten Verrichtungsboxen der Medienindustrie in Köln nur noch Gesprächsfetzen sammeln konnten. Unter ihnen welche, die es grotten langweilig fanden, warteten sie doch nur darauf, dass es wieder losgeht mit dem tollen Wagen auf den tollen deutschen Autobahnen und mit frischen Texten für bessere Autos. Da ist der mit einem schlichten Corsa gesegnete Fahrer dieser Wochenschau, ein "Meister des jouranlistischen ejaculatio praecox" ganz gerührt, wirrlich. Ich hoffe mit dem für 1200 Euro "Aufwandsentschädigung" gefütterten unvoreingenommenen Autotester, ihm mögen vor der absehbaren Dementia praecox noch weitere knallharte Kritikpunkte einfallen wie "Der Reißverschluss des Schlüsselanhängers ist abgebrochen". Darauf muss man erst einmal kommen. Professionellen Autotestern wäre gar nicht aufgefallen, wieviel Verbesserungspotenzial in dem Reißverschluss vom Schlüsselanhänger liegt, wo doch der Schlüsselbund drauf und dran ist, die Brieftasche abzulösen.

*** Das wunderbar Sympathische an dem ganzen Geschwurbel um Web 2.0 und die Good Feel Software ist ja die Tatsache, dass jede, aber auch jede Peinlichkeit bekannt wird, sei es durch Blogs, Flickr-Exhibitionisten, Podcasts oder Vlogs und, tralala, auch durch Abmahnungen. Aus denen klar hervorgeht, dass Web 2.0 nichts anderes ist als die "FIFA Fussball WM 2006", eine Abzocke cleverer Verlage mitsamt ihren Verlags-Vordenkern. Das Ganze erinnert an eine andere Industrie, die gerade Honeypots legalisiert hat und richtig gute Hacker einsetzt. So schön, so aufregend kann das Leben sein.

Was wird.

Bekanntlich haben wir bald die Welt zu Gast bei Freunden. Sie muss nur einreisen und aufpassen, wo in Deutschland die no-go-areas sind und auf Rückendeckung achten. Passend zur Ankunft der Welt probiert alle Welt in Berlin aus, wie das eigentlich funktioniert mit den hübschen biometrischen Reisepässen, mit denen die Terroristen ausgesperrt werden können. Nach der Logik, warum diese Tests erst jetzt stattfinden und nicht vor Beginn der allgemeinen Passdruckerei, sucht noch der Logikbeauftragte der Bundesregierung. Das testbegleitende Konferenzprogramm zeigt, das Relaxing das Gebot der Stunde ist.

Packen wir noch karibische Rhythmen dazu, so wird für die Fans alles getan, bis zum Bratwurst Point of no return. Vielleicht wollen sie dann da bleiben, es ist ja so cool hier by us. Vielleicht bietet sich ihnen ja ein Plätzchen in der Coca Cola Heimspiel WG an oder bei den Profis von Weallspeakfootball, ist das nicht toll? Weall speakfoo T-Ball. Vertreiben wir die Problembären mit guter Laune, positiver Energie und strahlendem Sonnenschein. Tanzen wir die Viererkette, hören wir die volle Dröhnung der Nonette! Von mir aus auch Hirviöheviyhtye Lordi teki viisuhistoriaa, wenngleich es nicht unkomisch ist, dass die Songs der Website offenbar von anderswo geliehen werden mussten. Zum Krankwerden mit der ganzen IT für die neue Gesundheitskarte ist noch Zeit genug. Und zum Aufregen über Politiker, die die E-Mail besteuern wollen, ist die Zeit einfach zu schade.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #79 am: 04 Juni, 2006, 05:21 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Es sollte keinen Unterschied geben zwischen dem, was wir niederschreiben und dem, was wir wirklich wissen, so wie wir es jeden Tag miteinander erfahren. Und die Heuchelei in der Literatur hat ein Ende." Nein, das ist kein Kommentar zu der Frage, ob Handke eine Meise hat oder eher die vor Aufregung aufgeplusterten Auslegehennen des deutschen Feuilletons. Dieser Satz stammt von Allen Ginsberg, der Geburtstag hat, wenn diese kleine Wochenrückschau in der norddeutschen Tiefebene zusammengestellt wird. Ginsberg, der große jüdische Dichter und Free-Speech-Aktivist, der mit "Wichita Vortex Sutra" das Ende des Vietnam-Kriegs erklärte, dessen Gedicht "Das Geheul" ein wichtiges Dokument im Kampf um die Freiheit des Wortes war und schön obendrein:

Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört vom Wahnsinn, ausmergelt hysterisch nackt, wie sie im Morgengrauen sich durch die Nebenstraßen schleppten auf der Suche nach einer wütenden Spritze, Hipster mit Engelsköpfen, süchtig nach dem alten himmlischen Kontakt zum Sternendynamo in der Maschinerie der Nacht.

Dessen Amerika ohne weiteres im Kontext von Haditha gelesen werden kann.

*** Doch was hat Ginsberg mit der ganz banalen IT zu tun, über die hier Woche für Woche, Monat für Monat berichtet wird? Ist es das anschwellende Geheul über Heise? Über ein Haus, das Möchtegern-Zampanos als Microsoft arschbekriechenden Verlag verreißen, weil sie schlicht keine Ahnung haben vom Technikjournalismus und nicht einmal richtig lesen können. Ja, sollte es etwa im Journalismus einen Unterschied geben, zwischen dem, was wir messen und dem, was wir schreiben? Zur Frage der Glaubwürdigkeit gehören in der IT vernünftige Tests. Das ist einfacher geschrieben als getan: Es ist über 10 Jahre her, dass ich bei einem SSBA-Test einem System aufgesessen bin, das "originalverpackt" ankam und insgeheim genau auf diese Testsuite hin optimiert worden war.

*** Ja, Testergebnisse werden, genau wie bei der Stiftung Warentest, an die Firmen geschickt. Die Tests sind offengelegt, die Ergebnisse ebenfalls, ein Verfahren, das man ruhig "Open Journalism" nennen kann. Die empörten c't-Leser, die sich nun in Scharen zur Kündigung des Abonnements gezwungen sehen, sitzen der seltsamen Darstellung einer Zeitung auf, die traditionell ein großes Geheimnis um ihre Testlabors und ihre Tests macht. Ansonsten gilt, ich kann es selbst beim netten Onkel Heise nicht versöhnlicher formulieren: "Datenträger auf Computerzeitschriften sind Drogenhandel". Und zum Drogenhandel im IT-Journalismus gehören die Junkies, die Zeitschriften ohne CD und DVD nicht kaufen. Und eins, zwei, drei: "Denn wie man sich bettet, so liegt man. Es deckt einen da keiner zu. Und wenn einer tritt ...".

*** Zum alten Mahagonny-Song sei an Josephine Baker erinnert, die 20 Jahre vor Allen Ginsberg als Tochter eines jüdischen Schlagzeugers und einer schwarzen Wäscherin geboren wurde. Die für die Résistance arbeitete und später den Mut hatte, die erste Regenbogenfamilie zu gründen.

*** Und wo wir schon bei der Musik und den Anwandlungen von Mainstream und Avantgarde sind: Von Miles Davis, der vor ein paar Tagen eigentlich 80 geworden wäre, gibt es ja neuerdings nicht nur die Cellar Door Sessions komplett auf CD, von denen etwa der geniale Bassist Marcus Miller meint, sie böten noch viel Anlass, nach Neuerungen und anderen Wegen im Jazz zu fahnden. Die Prestige Sessions des klassischen Miles Davis Quintets darf man sich ebenfalls nun komplett zu Ohre führen, und das nicht nur auf CD, sondern auch in einer von DRM freien MP3-Fassung auf meinem Lieblings-Musikdienst EMusic. Die fulminante Gesamtschau Holy Ghost über Albert Aylers hohe improvisatorische Kunst sei in diesem Zusammenhang ebenfalls erwähnt. All das Gemotze über die Branche und ihre abstruse Kontrollmanie, die Kunden nur als Verbrecher sieht, ist ja völlig richtig – und doch sind die Labels ab und zu noch zu solchen Wiederveröffentlichungen fähig. Kein Wunder eigentlich: Leicht verdientes Geld ist das mit diesen "legacy releases". Was aber die Majors heutzutage unter Musik verstehen, sieht man nicht nur an solche Auswüchsen wie Tokio Hotel, sondern auch an Popjazz-Anwandlungen wie den neuesten Ergüssen von Till "Kaulitz" Brönner. Was soll man jammern, wenn eine Branche den Bach runtergeht, die kaum noch Besseres unter ihrer Ägide wachsen lässt und ihre Bestrebungen auf Strafverfolgung konzentriert? Wenn sie nicht einige Indies und Dienste wie EMusic mit sich in den Abgrund reißen, ist der Tod der Majors das Beste, was der Musik passieren kann.

*** Zu den erfreulichen Nachrichten der Woche gehört die Meldung, dass Mausklicks unschädlich sind und Online-Demos nicht wirklich gewalttätig. Zu den unerfreulichen Nachrichten gehört dagegen, dass heute der Tag der Kinder ist, die inmitten von Kriegen und Kämpfen leben müssen. Die niemals auch nur die leiseste Chance haben, eine so schöne und obendrein erfreulicherweise prämierte Suchmaschine wie Blinde Kuh zu benutzen. Die nur geringe Chancen haben, den nunmehr 130 Dollar teuren Laptop zu bedienen, der die Welt zu einer besseren machen soll. Aber haben es die Kinder in diesem unseren Land besser? Die erfreuliche Nachricht dazu: "Wir Europakinder", das Stück von Roland Moed vom Club der polnischen Versager erhält den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis der Sammlung Noack. Der traurige Schluss, dass es die Kinder Europas, ob ohne oder mit Computer, beschissener haben denn je, den streichen wir hier. Das will niemand lesen. Sollen sie doch Straßenfußballer werden! Dann ist wenigstens Schluss mit dieser Peinlichkeit, die sich deutsche Nationalmannschaft nennt und sich weit weg von den proletarischen Ursprüngen bewegt.

Was wird.

Ja, so sehen gekonnte Steilvorlagen aus: Natürlich kann es in der kommenden Woche kein wichtigeres Thema geben als die Fußball-WM. Wenn Grillwürstchen nur noch mit Trillerpfeife verkauft werden und das Gemurkse in der deutschen Abwehr mit ihren vertikalen Pässen als "Laufwege zum Glück" gelten. Wenn "Ihr und wir zum Titel Nummer 4" gereimt wird, es aber klar wie Kloßbrühe ist, dass Welten zwischen "Ihr" und "Wir" liegen. Denn offensichtlich gilt, dass für VIPs andere Regeln gelten als für ganz gewöhnliche Schweine ohne Clearing Points. Die sicherste WM der Welt liefert uns Spiele im Hochsicherheitstrakt; und nur naive Naturen werden daran glauben, dass die Notschlachtung unserer Bürgerrechte hinterher wieder abgeschafft wird. Vielleicht ist es das eigentliche Wunder von Berlin, dass die Sicherheits-Chips noch einfach in den Tickets sitzen und nicht im Körper. So gesehen hat es seine Richtigkeit mit der Dialektik, wenn die Welt zu Gast bei dienstlich ins Stadion befohlenen Freunden ist.

Sollte es wirklich etwas anderes geben als Fußball? Gibt es ein Leben neben Klinsi, Lahm und Kahn? Kann es denn sein, dass Leser etwas ganz anderes lesen wollen und schon gar nicht diese tief in der Ebene liegende Wochenschau? Bald werden wir es wissen. Denn kräftig rumort es in den Verlagen, die verzweifelt nach Inhalten schürfen. Gut bezahlte Blogger sind es, die die Wende einleiten und das Wegbröseln der Leserscharen verhindern sollen. Manchmal sind sie auch gar nicht bezahlt und eröffnen dafür gleich mit 20 Millionen Mitarbeitern. Auch in der norddeutschen Tiefebene ist gekonnter Content gefragt, natürlich nur zum Thema Datenschutz. Wenn Orwell Realität ist, dann muss die Zukunft surreal sein. Sabrinas Hang, sich im Internet zu profilieren, bereitete uns immer schon die wundersamsten Probleme, nicht nur der wunderschönen Augen wegen. "Darling, was machen wir da blos?" Das werden wir zu meiner nächsten Lieblingskonferenz erfahren, die nicht Web 2.4 heißt, sondern fortgeschritten ist und zum vierten Mal zum Nachdenken anregt, nicht zum Nachplapprn, Flickrn und Fischrbrrchn. Erstr?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #80 am: 11 Juni, 2006, 04:01 »
Was war.

*** 49 Nachrichten gab es im Ticker am 06.06.06, den spirituell gesinnte Menschen als Tag des Teufels deklariert haben und besonders spirituell Gesegnete gar vorausschauend als Tag des Weltuntergangs. Doch nur die Sonne ging unter, während die Welt weiter wunderliche Nachrichten produzierte. Willkommen, Damien, du wirst noch merken, was man mit Zahlen alles anstellen kann. Nehmen wir nur das Wort "Computer" und addieren die teuflischen sechsfachen Zahlenwerte der Buchstaben, so haben wir ganz klar 666, die Mutter aller Abstürze.

*** Das besonders teuflische am Teufel ist ja, dass er es eigentlich gut mit uns meint. Nehmen wir nur den Drecksfehlerteufel und die ganzen sich unweigerlich anschließenden Diskussionen im Heiseforum. Deswegen versteckt sich der Teufel im Detail und kann nur mit ganz besonders spiritueller Energie gefunden werden. Etwa in dieser Nachricht am 06.06.06 über eine EU-Umfrage, die auf einem US-Server läuft. Gefragt wird, was man von einem System hält, in dem die persönlichen Daten sämtlicher EU-Bürger gespeichert sind. Das ist eine teuflisch gute Idee, nicht wahr? Teuflisch trickreich sind die Fragen an die EU-Bürger:

"Ich werde wenig Kontrolle über meine Ausweisdaten haben, aber ich vertraue den Behörden, die sie verwalten."

Stimme ich der Frage zu, weil ich überzeugt bin, dass ich wenig Kontrolle über die Daten habe, kann dies als Zustimmung gewertet werden, dass ich den Behörden vertraue. Stimme ich der Frage nicht zu, weil ich keiner Behörde zutraue, dass sie meine Daten verwalten können, habe ich die tolle Aussage verneint, dass ich wenig Kontrolle über meine Ausweisdaten haben werde. Solche mit der Zwickmühle gemahlenen Fragen bekommen nur besonders gute Datenteufel hin, alle Achtung. Wie die Realität aussehen wird, das wissen die, die mit dem Teufel gute Geschäfte machen und darum schicke eigene Umfragen vorweisen können. Wenn Unisys mit den Daten in den ePässen das große Identitätsgeschäft machen will, hört sich das nett an: "Vermeintliche Eingriffe in die Privatsphäre werden durch die Vorteile der Multifunktionskarte aufgewogen." Es gibt nur Vorteile und die Eingriffe sind nur vermeintlich oder eben putativ. Und das von einer Firma, die für ihre Univac den Algorithmus 666 entwickelte. Hohl dröhnt es aus dem Lautsprecher und unter der Tastatur leuchtet es fahl. Ich glaab die hole mich ab, haha.

*** Für manche Leser des beschaulichen Newstickers aus der norddeutschen Tiefebene ist es ein okkultes Fest voller seltsamer Rituale, für andere die beste Gelegenheit, einen landsmannschaftlichen Wimpel an ihr geliebtes Automobil zu heften: Die Fußball-WM ist da, der reine Spaß am Mega-Event wird von schwarzrotgoldenen Schnapsnasen gefeiert. Auch von unten betrachtet sieht das ganze etwas kümmerlich aus. Im Taumel des Alkohols und überkommener nationalstaatlicher Zuordnungen sind kleinliche Bemerkungen zur Videoüberwachung, Taschen- und Slipkontrolle nicht gerne gesehen. Der Staat gibt sich keine Blöße und so ist auch die Meldepflicht ohne vorherige Vorstrafe wundersamerweise möglich geworden. Man muss halt nur in der richtigen Datei stehen und den Behörden vertrauen, die "Gewalttäter Sport" verwalten. Die WM-Spannung wird es erst nach dem 9. Juli wachsen, wenn Weltmeister Brasilien abgereist ist und all die Sonderschutzmaßnahmen, Videokameras und Ticketkäuferdatenbanken abgetakelt werden müssten. Ansonsten wäre die Fußball-WM für manche ein willkommener Ausbau des Überwachungsstaates. Und für die nächste WM in Südafrika hat Google etwas ganz besonders Nichtböses erfunden.

*** Damit mache ich rüber, zu den brummbärigen Kommunisten, die die Zahl 666 aufmerksam studierten und noch wussten, dass der Kapitalismus urböse ist und ein Werk des Großen Tiers. In China gibt es die kapitalistische Variante des Kommunismus, gewissermaßen ein "666 Special" und darum eben keine Privatsphäre. Alles, was der Chinese für sich behalten kann ist Yinsi, sein schamhaft verschwiegenes Geheimnis. Immerhin bemerkenswert, dass Google jetzt sein schamhaft verschwiegenes Geheimnis veröffentlicht: In China hat man aus dem Firmenmotto "Don't be evil" die Aussage "Don't be live" gemacht und zensiert Themen wie Taiwan, Tibet und das Massaker nach der Demokratiebewegung um den Tian'anmen-Platz 1989. Sie haben in der Suchmaschine Gu Ge keinen Platz. Meinungsfreiheit ist am Ende auch nur ein Algorithmus.

*** Zu den okkulten Dingen, bei denen ich schreckensbleich nach meinem Weidepfröpfchen greife, gehört die Ankündigung vom 06.06.06 (haha, hehe, huhu), dass ein teuflisch aussehender neuer iPod erscheint, mit Höllenring und Unterschriften. Lässt man die Festplatte des Geräts rückwärts laufen, so hört man die Stimmen von Aleister Crowley und Gundel Gaukeley. Läuft der iPod normal, so hört man Angela Merkel, die auf ihrer Podcast-Seite komplett mit Höllenring und Unterschrift geheimnisvolle Nachrichten vloggerpoddet. Verräterisch, wenn Quicktime funktioniert, während der Windows Mediaplayer Probleme mit dem 666-Codecs hat. Welch düstere Mächte da am Werk sind, zeigt die erste Ansprache, ein Fußball-Podcast der Kanzlerin, die "ein bisschen wie Michael Ballack" ist. Und was ist dann mit der Problemwade? Ganz klar ein Hinweis, dass die kleinen bösen Kallikaks wieder unterwegs sind und zustecken. Wer weitere Beweise für das dämonische Tun sucht, der soll mir bitte erklären, wie der Gesundheitspool ohne Veitstänze und Kröten funktionieren soll. Letztere müssen übrigens wir schlucken.

*** "Marmor, Stein und Eisen bricht" ist einer der wenigen okkulten Lieder, die es bei uns zum Schlager gebracht haben. Es gab sogar einen Film, voller einstürzender Neubauten. Nun ist Drafi Deutscher gestorben, genau wie kurz zuvor, doch wenig bemerkt, Alan Kotok und Frederik Hetmann. Der freilich kein Anhänger okkulter Sachen war, sondern lieber den Hans-im-Glück-Preis stiftete.

Was wird.

Im normalen Leben wird es weiter gehen, mit Fußball, Fußball, Fußball. Mit Poldis, Schweinis, Klinsis, Schiris und kommentierenden Doofis. Dass die deutsche Mannschaft vorzeitig ausscheiden wird und dies eine kathartische Reaktion und Rückbesinnung auf deutsche Tugenden auslöst, ist eine vermessene Hoffnung. Eher gehen polnische Hools zu den Wiener Sängerknaben. Doch ganz im Okkulten kündigen sich neue Entwicklungen an. Nehmen wir nur Unisys, die Firma, die unsere Identitäten merkantil verdaten will. Einst gehörten ihr Patente an dem Algorithmus, die sich zunächst kaum zu Geld machen ließen. Erst als er dazu benutzt wurde, Bildchen zu komprimieren, rollten die Taler. Nun könnte LZW eine weitere Karriere machen, freilich ohne dass Unisys daran verdient. Wenn Anwälte mit Schreibprofilen ermitteln wollen, wer einen bestimmten Forumsbeitrag in einem Forum ohne Hauswart geschrieben hat, müssen Algorithmen her, die helfen, solche Profile zu ermitteln. Die Schädelvermessung, ob jemand zu solchen Schreibuntaten fähig ist, die haben wir bereits mit dem ePass bekommen. Das wurde am 06.06.06 online freigeschaltet. Teuflisch, teuflisch, teuflisch. Aber gut. Bald ist Juli, da ist die WM vorbei und das wichtigste Sportereignis findet statt – natürlich unter teuflischer Begleitung.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #81 am: 18 Juni, 2006, 04:45 »
Was war.

*** Eine Warnung vorab: An mein altes verbeultes Auto kommt kein Deutschlandwimpel! Und im Wochenrückblick kommen Fußball und das neue deutsche Bauchgefühl nicht vor! Ich mag den Sport, vor Ort, aber was eine unfähige Bildregie und Unkommentatoren wie Reinhold "Ronaldo" Beckmann sich leisten, ist erschütternd. Da kommt die Hintermannschaft nicht mehr mit. Was bleibt, haben die Ösis von Gamebookers ins Programm genommen. Dort kann man nämlich wetten, was zuerst passiert, die Gefangennahme des Problembärens oder der Rausschmiss des deutschen Teams aus der WM. In dubio pro urso. Den Rest kann man ja in tollen Blogs lesen, vorzugsweise natürlich in der gemeinen Denglisch-Attacke knallgrauer Ösis unter dem Titel Weallspeakfussball beim Sponsor Coca Cola, wenn es über Berlin heißt: "The disatvantage is that you find even more dogs and most of the people around semm to have forgotten how to form a grin with theyr lips." Und während die italienische Mannschaft aber auch noch jede Erinnerung an die Leichtigkeit eines "Dolce Vita" vermissen lässt, die US-Spieler Fußball manches Mal doch noch mit "American Football" zu verwechseln scheinen, erfreue ich mich noch einmal an den Erinnerungen der ganz von FIFA und Sponsoren unbeeindruckten Party von Mexikanern, Angolanern und Deutschen in der hannoverschen Innenstadt. Und mit einem Grimmen auf den Lippen geht es weg vom allgemein ausgerufenen "natürlichen Patriotismus" zu den restlichen Themen der Woche.

*** Doch halt! Zuvor will ich mal wieder einen Musikwettbewerb ausrufen! Wenn wirklich und wahrhaftig Gott das Internet retten soll, und das auch noch mit einem hergeträllerten Tambourine Man, dann darf man nicht nur fragen, wie Gott den geballten Schwachsinn aushält. Passend zu den Gesängen dieses WM-Sommers sollen von kundigen Heise-Lesern die Top Ten der peinlichsten Songs zusammengestellt werden. Das weiche Wasser will fließen! So vermeiden wir wenigstens die Musiklehrerpeinlichkeit der beliebtesten Songs aus 50 Jahren Popgeschichte. Es rettet uns halt kein höheres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun. Und das Internet auch nicht.

*** Wegen Podolski und Klose blickt Fußball-Deutschland dankbar nach Polen. Mehr solcher Klempner für das Land der Dichter und Denker! Auch bei den Softwareklempnern hat sich was getan, was einige rechenfaule Kommentatoren als Generationswechsel feiern. Der im Oktober 1955 geborene Bill Gates will sich aus dem Tagesgeschäft von Microsoft zurückziehen und dies dem im November 1955 geborenen Ray "Ozzie" Oczkowski überlassen, dem Sohn polnischer Einwanderer. Der reichste Mann der Welt möchte sich wie John D. Rockefeller seiner Stiftung widmen und sein nächstes Ziel verwirklichen, den Friedensnobelpreis zu gewinnen. Dieses Ziel hat Gates mehrfach im Freundeskreis geäußert. Es ist übrigens auch ein heißer Wunsch von FIFA-Chef Blatter, diesen Preis mal einzuheimsen. Alle wollen sie nach Oslo zum Analüsten. Das letzte große Softwarewerk, das die Handschrift von Bill Gates tragen wird, wird Windows Vista heißen. Und in der DOS-Box wird der Befehl "ver" nostalgisch antworten: "Dedicated to our founder. '640 k ought to be enough for anyone' ."

*** Bill Gates wurde als Programmierer berühmt, weil sein Basic einen meisterhaften Umgang mit dem damals äußerst knappen Arbeitsspeicher offenbarte. Ray Ozzies Meisterstück ist nicht Notes, das er mit seiner Firma Iris Associates nach dem Vorbild seiner Jugendliebe Plato entwickelte. Mit zwei anderen Programmierern in kürzester Zeit innerhalb 640 KByte eine Sinfonie zu schreiben, von der sogar eine Jazz-Fassung für Apple-Nutzer extrahiert wurde, das lässt er als sein Meisterwerk zurück. Zu den prägenden Eindrücken gehörte für Ray Ozzie die Erfahrung, dass Symphony von Chirurgen zur Vorbereitung und Unterstützung von komplizierten Operationen benutzt wurde. Nun sind Operationen am offenen Herzen von Microsoft nötig: Developers, Developers, Developers! Nicht zu vergessen die Frage, wie man die APIs der Konkurrenz zugänglich macht, wenn das Web 2.0-Geraffel wirklich an Fahrt aufnimmt.

*** Zum Stichwort Sinfonie muss ich natürlich an dieser Stelle ein wolkig-sommerlich-heiteres Tschüss an den in Wien gestorbenen György Ligeti schicken. Seine Sinfonie Athmosphères begleitet die Odyssee im Weltraum und sie wird auch dann noch tönen, wenn unsere Nachkommen auf dem Mond leben werden. Offen ist nur, was die Musiklehrer dann mit ihren Schülern machen werden: Die Prüfung, wie man eine haarsträubend geschnittene Ligeti-Sinfonie auf LP richtig wechselt, dürfte heute und in Mondzeit keiner jüngeren Generation mehr zu vermitteln sein. Nach RFID-gestützten Ladybags wünsche ich mir natürlich den Ligetibag als Klanghülle für den großen Abschied. Und wenn wir schon österreichisch-ungarisch K.u.K-verzückte Citizens sind, muss Dvoraks Allegroblues aus dem Streichquartett F-Dur Nr. 96 auch noch ertönen.

*** Der Maoismus als höchste Stufe des Bloggerismus hat nun das deutsche Feuilleton erreicht, das ein Kondom nur dazu benutzt, um eine möglichst große Luftblase zu produzieren. Getroffen hat es diesmal die Wikipedia, deren Prinzipien unter kalifornischer Sonne mitunter als kommunistisch-kollektivistische Schwarmgeisterei angesehen werden, die "fast immer dumm und langweilig ist". Der Kämpfer gegen den kybernetischen Totalitarismus wird hart auf die Probe gestellt, nicht nur in Bremen, sondern bald an vielen Orten. Der Geburtstag der künstlichen Intelligenz in der Krippe zu Darthmouth naht, und Ochs und Esel wollen kommentieren.

Was wird.

Hoppla, da bin ich doch schon bei der Vorschau angelangt, denn die große Feier der künstlichen Intelligenz beginnt eigentlich erst am 13. Juli mit voller Dröhnung. Vorher müssen wir uns unbedingt mit dem künstlichen Aufschwung befassen, verursacht durch einen schlichten Softwarefehler in einem ohnehin kranken EDV-System. Eigentlich wären auch noch Kommentare über die Mehrmerkelsteuer angebracht und viele andere Garstigkeiten, die durchgehen, weil das Runde ins Eckige muss und ein Spiel mit dem Teamgeist-Ball nur 90 Minuten kennt, die Politik aber 90 Milliarden Sekunden. Aber ach, alles feiert. Nur die Gesänge sind wie gewohnt fürchterlich. Dabei würde zu den bunten, anregenden WM-Parties auch gute Musik passen: Wie wäre es denn mit dem niederländischen Willem Breuker Kollektief, der Freejazz-Bigband, deren Zirkusmusik mit einer Prise Guggemusigg aufgepeppt ist? Oder mit dem Ethnomusicology-Projekt des Trompeters Russell Gunn, das nicht nur bei den "Variations on an Conspiracy Theory" romantische Melodielinien über eine Andeutung von Drum'n'Bass legt und Hardbob-Strukturen mit Rap- und Scratch-Anwandlungen vereint. Das wäre wirklich einmal Musik zu einem WM-Multikulti-Massenfest. Ja doch, ich bin gespannt, was nach dem Ende der Vorrunde passiert.

Die übelsten Geschichten laufen derweil unter der Flagge "Gesundheitsreform" ab, die sich irgendwie niemand flaggenmäßig an sein Auto getackert hat. Da gibt es einen Pool, in dem es faulig riecht, weil Arbeitgeber und Arbeitnehmer mitnichten anteilig einzahlen. Und es gibt ein Kartenprojekt, das nach ernst gemeinten Schätzungen frühestens 2009 starten wird. Und da gibt es einen Final Check-Up, als ob die Chose gleich nach den Sommersonnentagen eingefahren wird. Wie der Sieg bei der WM.

Räusper. Gut, ich habe Dirk Nowitzki nicht erwähnt. Und Jan Ullrich nicht, der sich irgendwo in der Schweiz einrollt, dem Land der Berge und Tilsiter. Das auch noch Fußball spielt. Wer wirklich fliehen will, muss weit fliegen, mindestens bis nach Asien. Nehmen wir nur Singapur. Dort startet am Montag die Nokia Connection. Natürlich mit neuen Methoden, den Fußball mobil zu zeigen. Das Runde muss ins eckige Handy und dort ganz schnell den Massenmarkt aufschließen. Wer auf den Public Viewing genannten Besäufnissen versucht hat, ein Tor zu sehen, wird wissen, was Nokia will.

Das war das, was war, was wird und was auch immer gewesen ist. 250 Aktivisten gegen die Vorratsdatenspeicherung haben sich in der Zeit versammelt, in der diese kleine, fast fußballfreie Wochenschau geschrieben wurde. Die Welt zu Gast im Datenknast? Stasi 2.0?. Aber nicht doch. Das stimmt nicht. Überall die bunten Fahnen, die gute Stimmung, das Bier und drei Staatsanwälte.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #82 am: 25 Juni, 2006, 00:20 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Party! Paaahdy! Juchhu, Deutschland feiert. Und was für eine Party Deutschland feiert. Was für ein schöner Anblick von friedlich aufgelösten Besoffenen. Ich bin sprachlos, zitiere darum andere: "Ist das hier so was wie die Multitude, wie man punktuell bei den besseren der Public-Viewing-Erlebnisse meinen könnte: ein heterogener Haufen aus Singularitäten, die sich im Verlauf eines Spiels auf unvorhersehbare Weise zu kleinen brisanten Allianzen verdichten und wieder auflösen und dann noch eine Weile irre und intensiv durch die Nacht zischen?" Wow. Das habe Deutschland nicht zugetraut, was der Musikprofessor da formuliert. Aber so eine Multitude edler Solitäre, das ist schon Klasse, das hat was.

*** Party, Paahdy und ein, zwei, drei, aus tausend Kehlen: Passend zur allgemeinen Partystimmung gab es mit dem letzten WWWW nach langer Zeit mal wieder einen Musik-Wettbewerb. Anlass war das schwer erträgliche Geknödel God Save the Internet und gesucht wurde nach ähnlich platten Betroffenheits-Songs in der Tradition von Nicole und Joan Baez. Nun hat die Jury getagt und ich muss sagen, dass ich eine harte und spannende Debatte mit mir geführt habe, was überhaupt von den doch sehr unterschiedlichen Einsendungen überhaupt zugelassen werden kann. Ich habe also zu dem ältesten aller Jury-Tricks gegriffen und Kategorien eingeführt.

So gewann in der Kategorie "Peinliche Profis" Heinz Rudolf Kunze mit Dein ist mein ganzes Herz, ein alter, aber immer noch hochpeinlicher Song als Paradebeispiel für das, was herauskommt, wenn deutsche Studienräte Schülern Popmusik beibringen. Mit Kunze gewann deutsche Biedermannskunst knapp gegen die schlimmste amerikanische Verhunzung von einer gewissen Madonna, die es schaffte, Don McLeans American Pie über den Tag, als Buddy Holly starb, im US-beflaggten Cowboy-Kostüm zu singen. Weitere Einsendungen in dieser Kategorie betreffen die Band Pur, aber bitte, auch der durchaus austarierte Geschmack einer Jury kennt Grenzen, die nicht unterschritten werden sollen.

Die meisten Einsendungen verbuchte die Kategorie "Aktuelle Peinlichkeiten". Hier gewann im Public Voting das offenbar schon beim Public Viewing gegrölte bidde-bidde-bidde-Lied über die Ballbesitzerin Monica Lierhaus, die die WM wieder schön machen soll. Was der Rock'n Roller "Michael Krebs & Der Monica Lierhaus Fan Chor" da produziert haben, schließt in aller Peinlichkeit an den großen Kunze an und ist obendrein noch bierkompatibel. Extrapunkte gibt es für den Trick, dass eine New-Economy-Agentur namens Büro für Konsummotivation und Wertevermittlung den Song produziert hat und auch noch ganz stolz über diese reife Leistung ist. Die Bobos 2.0 sind da und prollig wie das ganze 2.0-Gehumse. Was das berühmte Agenturdeutsch leisten kann, zeigt sich beim zweiten Platz in dieser Kategorie: "Mit dem Lied wird der Sympathiefaktor und Kultstatus des jungen Herumtreibers sicher nochmal gesteigert werden." Aber leider hat es die Peinlichkeit namens Bruno der Bär von Peter Borbe es nicht an die Spitze der Top of the Pops geschafft.

Die dritte Preiskategorie wird von den eingereichten Liedern gebildet, die sich mit diesem Dingensda Internet beschäftigen, das Gott retten soll. Hier gewann der Nilzenburger Blogger für den Weltfrieden mit seinem Lied Ich mahn dich ab. Wie heißt es noch in der überzeugenden Begründung der Jury: Das Lied und seine Coverversionen überzeugen, weil hier nüchtern gereimt eine der peinlichsten Aktionen beschrieben wird, die das Internet kennt, die Abmahnfalle Internet. Sie ist eine weltweite Plage, die angehende Filmstudenten wie gestandende Politiker befallen kann. Gegen den dialektischen Ohrwurm hatte die peinliche Kirmesmusik aus Schweden, das Lied über den liebeskranken Annabot keine Chance. Dafür ist das von Basshunter geschrieben Stück aber auf Platz drei der offiziellen Hitliste angelangt und ist auch für MTV-Zombies passend videographisiert. So sind sie, die Schweden, die gegen Deutschland kickten, und wirklich nicht besonders gut dabei aussahen.

*** Mein Aufruf zur Einsendung musikalischer Peinlichkeiten wurde im letzten WWWW übrigens als "Respektlosigkeit vor dem Glauben" anderer interpretiert. Nun, ich lasse den anderen ihre Götter. Das hier ist eine kleine Wochenschau mit IT-Themen und verwandten Angelegenheiten, keine Zwangstaufe in Sachen Atheismus, wie unterstellt wird. Ins Freie wird sich jeder selbst denken können, ganz anders als die christlichen Programmierer, die hinter Left Behind stehen, in dem Ungläubige nur getötet werden können, sinnigerweise mit Unterstützung einer Software, die eine israelische Firma namens Double Fusion programmierte. So gesehen, ist "der Glaube" für mich schlicht eine No-Go Area.

*** "Die grausamste und böseste Folge der Reform ist die Art und Weise, wie sie Familien auseinanderreißt. Ein Rentner zum Beispiel würde, wenn er verwitwet ist, normalerweise beim einen oder anderen seiner Kinder wohnen, seine Rente käme in die Haushaltskasse, und wahrscheinlich würde nicht schlecht für ihn gesorgt. Nach der Reform jedoch zählt er als 'Mieter', und wenn er im Hause bleibt, wird die Arbeitslosenunterstützung seiner Kinder gekürzt." Wer weiterlesen will in diesem nüchternen Hartz-Report, kann das gerne tun. Vorher sollte er vielleicht noch die Antwort auf dummbratzige Journalisten lesen, die in ihrer Ahnungslosigkeit Hartz IV als Vollkomfort bezeichnen. Ergänzend wäre der Abschlussbericht des Ombudsrates Grundsicherung für Arbeitssuchende zu empfehlen, der den sozialen Kahlschlag bis jetzt begleitet hat. Passen würde vielleicht auch noch die bevorstehende Reform der EU-Weinmarktverodnung, mit der Sägespäne im Wein legalisiert werden, damit Hartz-IV-Empfänger einen trinkbaren Wein bekommen. Darum noch einmal aus dem eingangs schon zitierten Text zur WM-Party, wenn es über die Pahdy heißt: "Nein, es ist nur der Markt, dessen Allegorie wir aufführen. Wir alle müssen an ihm teilnehmen. Nicht nur für Karriere und Lebensunterhalt, auch weil ein anderes Soziales sich kaum noch findet. Auch ein Außen der WM ist nicht mehr zu finden und alle, die sich gerne in ein solches zurückziehen würden, spüren deutlich, dass sie damit aus der Welt fallen würden."

*** Ein Link zur Hartz-Reportage müsste noch gehen. Es ist eine schonungslose Erzählung, wie es ist, außen vorgelassen zu werden. Allerdings ist der Text aus dem Jahre 1936 und beschreibt den Weg nach Wigan Pier. Heute hat Eric Blair, besser bekannt als George Orwell, Geburtstag. An den Dekodierer des Newspeak wird heutzutage nur noch anlässlich von Datenschutzfragen erinnert. Dabei hat Orwell die Nöte der Schwachen beschrieben, wie dies heutzutage nur noch in manchen Blogs zu lesen ist. Dort steht dann Party, Party, Paahdy von unten aussieht. Nämlich beschissen, mit Sitzverbot und zwei Sandwiches Verpflegung pro Tag.

Was wird

Auch die Wahrheit kann, inbrünstig gesungen, eine kleine Peinlichkeit sein. So geht es weiter mit Party, Pahdy in den deutschen Landen, die nur von Unkennern europäischer Fußballkultur mit Belgien verwechselt werden. Ausgerechnet Belgien, das Land der Fritten, Schokoladen und einem Manneken, dessen Regierung sich gerade für ODF und gegen OpenXML als Datenformat aller amtlichen Dokumente ausgesprochen hat.

Wenn alle vom Fußball reden und der Fußball auch noch Teamgeist hat, dann sollte man vielleicht dran erinnern, dass der deutsche Wunderfußball mit einem RFID-Chip bei diesem Turnier nicht eingesetzt wird. Die Technik war schlicht ähnlich unbrauchbar wie der Einsatz von RFID-Chips in WM-Tickets, die momentan mit dicken schwarzen Edding-Schreibern "personalisiert" werden. Das alles ficht die Branche nicht an, die in der nächsten Woche gleich mehrere Tagungen zum Thema RFID veranstaltet. So lädt das Wirtschaftsministerium zusammen mit der Industrielobby RFID-Forum zur Tagung Chancen erkennen. Innovationen ermöglichen. Tags darauf folgt der VDI/VDE mit einem RFID-Informationstag unter dem Titel "Deutschland ist Weltmeister". Aber nicht doch, noch nicht. Es sei denn, man meint die RFID-Chips, die in allen Bierfässern stecken.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/74671

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #83 am: 02 Juli, 2006, 00:37 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

*** Natürlich war Fußball. Und ein Titan im himmelblauen Teletubbie-Schlafanzugoberteil, dem ein kleines Gedicht zu Seite gestellt werden kann, ein Fluchreimchen für besondere Gelegenheiten, die noch kommen mögen.

Monolog des Torwarts, der einen Elfmeter passieren ließ

Ball, sei verflucht!
Verflucht sei, der dich schlug!
Verflucht das Weib,
das in dem Leib dich trug!
Verflucht der Mann,
der dich gezeugt!
Verflucht das Kind,
das dich gesäugt!
Verflucht der Greis,
der dich gebar!
Verflucht die Greisin,
die sich zwar
aus allem immer schön raushielt,
jedoch aus Gründen der Fairness
nicht unerwähnt bleiben soll –
Fluch jeder Pfeife,
die dir pfiff!
Fluch jeder Hand,
die nach dir griff!
Fluch dir und allen deinesgleichen!
Fluch – doch das sollte erstmal reichen.
Noch jemand ohne Flüche bitte?
Nein?
Dann gebe ich den Ball zur Mitte.
Obacht!

Hätte ich eine Deutschlandfahne, so würde sie heute auf Halbmast hängen. Ich aber habe keine Fahne und das einzige bisschen Schwarzrotgold klebt an meinem Laptop, ist aus Deutschband und überdeckt das nicht FIFA-WM-TM sponsorenkompatible Logo der Klappkiste. Ich könnte das Terminalfenster auf Halbschirm setzen oder schwarze Schrift auf schwarzem Grund mit Trauerrand einstellen. Und nein, das alles würde ich nicht wegen Bruno einrichten, der noch im Tod ein Problembär ist. Robert Gernhardt, der große Freund der ausgemergelten und verhunzten deutschen Sprache, ist tot. Das gelahrte Feuilleton hat diesen Lyriker gerne niederkartäscht, als Zweitwarenhändler und Freund billiger Witze. Doch für das geistige Deutschland, in dem man sich durchs Alphabet fickt, hat die "Wacht am Reim" nicht gedichtet. Die Neue Frankfurter Schule war Volkes Kunst und ziemlich uneitel obendrein.

Ich kenn fast keine Scham mehr.
Außer, natürlich, beim Schreiben.
Bevor ich den Leser mit mir konfrontier,
lass ich das Schreiben glatt bleiben.

Verglichen mit den ganz großen Dichtern war Robert Gernhardt vielleicht klein, verglichen mit einem Schwein auf einem Floß im Strom der Zeit ein Nichts im Sein, doch das hat seiner Reimeskunst im Wörtersee der Gemeinplätze nichts ausgemacht. Heute wird die ganz große, vom Nobelpreiskomitee zertifizierte Dichterin Wislawa Szymborska 83 Jahre alt, die bereits im Jahre 1962 die Inschrift auf ihrem Grabstein dichtete.

Hier ruht, altmodisch wie das Komma, eine
Verfasserin von ein paar Versen. Die Gebeine
genießen Frieden in den ewigen Gärten,
obwohl sie keiner Lietartengruppe angehörten.
Drum schmückt nichts Beßres ihre Totenstätte
als dieser reim, die Eule und die Klette.
Passant, hol den Computer aus dem Aktenfach
und denk über Szymborskas Los ein wenig nach.

*** Holen wir also den Computer aus seinem Fach, wenden uns der Chronistenpflicht der vorbeigehuschten Nachrichten zu und denken über das Los der Menschen nach. Manchmal helfen dabei harte, kalte Zahlen. Inmitten der allgemeinen Billanthropy (Economist), die Warren Buffett mit seiner Spende von 31 Milliarden Dollar über fünf Jahren in das humanitäre Paralleluniversum der Bill and Melinda Gates Foundation pumpt, entsteht ein Wohltätigkeitsverein, dessen Jahresetat doppelt so hoch ist wie jener der Weltgesundheitsorganisation. Ob es ausreicht, grausame Krankheiten wie Malaria vom Betriebssystem Mensch fernzuhalten und gar zu vernichten, wird sich zeigen. Der Kontrast zur Entscheidung von Larry Ellison, dem Gesundheitszentrum der Universität Harvard 115 Millionen Dollar vorzuenthalten, könnte kaum größer sein. Der Oracle-Chef ließ stattdessen in dieser Woche 5 Millionen Dollar in die Ellison Medical Foundation wandern. Immerhin ist Software wohltätiger als Politik, lernen wir aus den neuesten "Bekanntmachungen von Rechenschaftsberichten politischer Parteien". Dort führt Renate Künast mit 32.568,24 Euro die Rangliste der Wohltätigen an, gefolgt von Edmund Stoiber auf Platz 2 mit 15.056 Euro. So ist es ein großes Geben und Freuen, besonders bei der CSU, die von der bayerischen Metall- und Elektronikindustrie 370.000 Euro zur Verbesserung ihrer Hard- und Softwareausrüstung bekam. Wo doch der Kampf gegen die Linux-Desktops in Bayern so schwierig ist wie das Betäuben eines Bären.

*** Nie wieder Gammelfleisch! Am Donnerstag wurde das neue Verbraucherinformationsgesetz im Bundestag durchgewunken, das im "Anwendungsbereich des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzes" für Informationstransparenz sorgen soll. Doch was ist mit Gammel-Software? Haben wir keinen Anspruch darauf, zu erfahren, wie es um die Datensicherheit bestellt ist oder was mit den Kundendaten passiert? Noch nicht. Nur die gammeligen Handy-Verträge im geizgeilen Stil von Holland zahlt die Rechnung aufzunehmen, wie dies die FDP fordert, das kann doch nicht alles sein, was mündige Verbraucher wissen müssen.

*** Nie wieder alte Rechtschreibung! Im Rahmen einer "Technologie-Partnerschaft mit dem Duden-Verlag" stellt ausgerechnet der Axel-Springer-Verlag seine Rechtschreibung um, weil endlich die "Einbindung von Softwarewerkzeugen des Dudenverlages zur Rechtschreibprüfung in die IT-Systemlandschaft von Axel Springer" gelungen ist. Schließlich ist die neue Schreibung so kompliziert, dass es schon besonders kluger Computer bedarf, wenn die klugen Köpfe woanders sitzen. Etwa beim Bildblog beispielsweise, der mittlerweile von Habermas gelobt wird. Und wenn schon Rechtschreibung, so sollte die richtige Schreibung nicht unerwähnt bleiben. Neun Jahre stritten sich Palm und Xerox vor Gericht, ob die Kunstschrift Graffiti Xerox-Patente verletzt. Nun hat Palm in einem Vergleich 22,5 Millionen Dollar gezahlt und bekommt dafür etwas, für das der Duden keinen guten Ausdruck kennt, nämlich einen "seven-year patent non-aggression pact". So einen Nichtangriffspakt würde sich auch in unseren Foren fesch machen, die gerade den ersten 100.000er hatten. Eigentlich kann man nur von rund 99.400 Foren sprechen: So etwa 600 vielen Trollattacken und Platzhalterexperimenten zum Opfer.

Was wird.

Am 1. Juli vor 148 Jahren erschien die erste Abhandlung von Charles Darwin über den Ursprung der Arten nach einer Idee, die der Naturforscher schon 1837 hatte. 1858 musste Darwin sein Buch in aller Eile veröffentlichen, weil ein Konkurrent mit einem ähnlichen Buch herauskommen wollte. Es galt, die Arztkosten für die kranken Kinder zu bezahlen, die Scharlach, Typhus und Malaria hatten, all das, was die Gates Foundation heute bekämpft. Seit Darwin wissen wir, dass der Mensch ein mutierter, vorwärts stolpernder Affe ist und ziemlich einzigartig im Universum. Stolpern können heutzutage aber auch andere, und zudem gibt es möglicherweise intelligentes Leben da draußen, doch die NSA ist noch intelligenter und unterbindet den Kontakt. So effizient wie die NSA wünscht sich die amerikanische Regierung die Pressezensur, damit Geschichten wie die Abfrage von SWIFT-Überweisungen zum Zwecke der Terrorbekämpfung nicht an die Öffentlichkeit kommen. Doch die schlimmste Geschichte ist längst draußen, trägt den Namen Guantánamo und wurde jüngst damit bekannt, dass Selbstmörder einen barbarischen Akt asymmetrischer Kriegsführung verübten. Es ehrt Bill Gates, dass er als prominenter Kritiker des Irak-Kriegs auch das Lager verurteilt. Doch das in dieser Woche bekannt gewordene Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA, nach dem die Militärtribunale gegen terrorverdächtige Gefangene illegal sind, ist noch deutlicher.

Menschenkinder leiden,
Sie foltern einander, streiten,
Verhärten sich in harter Zeit.
Kein Schauspiel, Lied, Gedicht
Macht jemals ganz zunicht
Unrecht und Ungerechtigkeit.

Das Hämmern eingesperrter
Unschuldiger an Gitterstäbe.
Ein Hungerstreik-verwaister
Vater steht zwischen Gräbern.
Die Polizistenfau in Schwarz
Bricht nieder in ihrem Schmerz.

Die Geschichte sagt: Hoff nie
Diesseits des Grabs. Doch Mut:
Einmal im Leben kann sie,
Die lang ersehnte Flut
Der Gerechtigkeit, doch steigen,
Geschichte Hoffnung zeugen.

Klappen wir die Kiste zu: Hoffnung ist da, doch das Geschäft blüht bestens. Die Terrorindustrie floriert, wie es das Beispiel des obersten Managers für Cybersecurity zeigt, der seiner Universität die dicksten Aufträge zuschustert. Wie Sicherheitsforschung mit neuen Instituten fette Gelder locker machen kann, wird in der kommenden Woche in Karlsruhe bei der Sicherheitsforschungskonferenz verhandelt.

Vor 129 Jahren wurde übrigens Hermann Hesse geboren. Aber wen interessiert schon der Innerlichkeitsmystiker und Gottvater aller vor sich hinpubertierenden Jungesoteriker, wenn echte Männer um Trophäen kämpfen.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #84 am: 09 Juli, 2006, 00:20 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

"Darum ist 'der Regel folgen' eine Praxis. Und der Regel zu folgen glauben ist nicht: der Regel folgen. Und darum kann man nicht der Regel 'privatim' folgen, weil sonst der Regel zu folgen glauben dasselbe wäre, wie der Regel folgen." (Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 202)

*** Bruno der Bär, der in Notwehr erschossen wurde, war Italiener. Entsprechend furchtbar war die Rache der Italiener an den ausgefringsten Deutschen: Aus. Aus und vorbei, in der Verlängerung, auf einer Mörderwiese. Sage da noch einer, dass der Ball rund ist, ein Spiel nur 90 Minuten hat. Nein, diese Rundwelt will ich nicht, an ihre Regeln glaube ich nicht. Lieber lebe ich in einer Scheibenwelt, die von vier Problembären und vier Super-Goleos getragen wird und halte mich an die Geschichte, wie sie wirklich auf ihr passiert. Denn nicht nur die Deutsche Telekom ist Weltmeister geworden. Wir sind Weltmeister! Mit Fäustling Frings, der im Spiel die Luigi Forellos dieser Welt fast im Alleingang besiegte. Mit einer Mannschaft, die selbst die Brasilianer so schwindlig spielte, dass Ronaldinho sich sofort daran machte, die Fragen für den Einbürgerungstest zu lernen. Ja, bei uns steppt der Bär, der frei herumschweifende. Und die Geier kreisen freundlich über uns und signalisieren: Wir sind ein glückliches Volk, ganz ohne Steuererhöhung.

*** Und wie toll erst die absolut perfekte Organisation dieser Fußballerei war! Wir sind Weltmeister im Organisieren, Zählen und Registrieren, seit den Zeiten des großen Hollerith. Bewundernd schaut die Welt auf unser Land, wenn sie RFID-gestützt zu Gast bei Freunden ist, die dank toller WM-Tickets jederzeit alles unter Kontrolle haben. Wie heiter und offen wir sind, wenn wir mitteilen, wie unsere Plätze videoüberwacht, unsere Waren chipbestückt sind. Neidisch wird selbst im WM-fernsten Ausland die Story vom Verkaufsschlager Goleo veröffentlicht, der chemisch hochmodern konstruiert ist. Denn locker geht es zu im neuen Deutschland, in dem der Otto-Katalog eben nicht ausgedehnt wird, wie viele befürchtet haben. Es ist ja alles schon da: Die Datenschnüffelei im Inland wird dem vorzüglichen BND zugestanden, der sie schließlich seit Jahren schon erfolgreich praktiziert, wenn er mit kühnen Agenteneinsätzen Papiertonnen entführt und Klingelschilder abschreibt. Die Deutschen Man in Black sind die besten und müssen nicht einmal ausgeblitzt werden: Zwischen den Ohren dieser Spürnasen ist die Entropie 1a.

*** Was für eine tolle Stimmung im Volke ist, seitdem wir Weltmeister sind und nicht bloß Deutschland oder Obi! Wo wir doch alle in einer großen schwarz-weißen Klinsmannschaft spielen! Mit dieser tollen Stimmung ist es ein großer Spaß, wenn nach dem Fußballfest das schwarzrotgoldene Wahlfest beginnt, mit dem Kanzler Schröder als bester Fan der deutschen Mannschaft mit einer weiteren Regierungszeit geehrt wird. Mit dieser Aufbruchsstimmung im Rücken kann er im roten Jäckchen zügig loslegen und Reformen am Fließband starten. Rund um die ungemein beliebte Gesundheitskarte wird eine medizinische Telematik aufgebaut, die für gut gefüllte Auftragsbücher in der deutschen Branche sorgt, die niemals Stellen abbaut. Die enormen Einsparungen mit der Gesundheitskarte werden in den schicken neuen Gesundheitspool fließen, der praktisch automatisch finanziert wird.

*** Es ist fesch, dass das altehrwürdige Oxford English Dictionary yada, yada in sein Verzeichnis aufgenommen hat. Was normale Ärsche mit Ohren als Bla, Bla übersetzen, ist in einer anderen Welt die Tiefe des Seinsfeldes schlechthin. Mit diesem lexikalischen Ritterschlag können wir durchaus mithalten. Schließlich haben wir den Duden, der das Blog und den Blog, den Blogger und die Bloggerin verbindlich festlegt. Außerdem gibt es in Deutschland gerade Ritterschläge ohne Ende, mit einem schicken Bloggerausweis, der Gründung des Verbandes deutscher Blogger und der Bildung der Sautreiber-Kameradschaft von Klein-Bloggersdorf. Eigentlich fehlen nur noch Rabatte und Rabatthinweise, die den professionellen Journalismus ausmachen. Denn deutsche Blogger stehen für den Aufschwung, für geballten Sachverstand und die soziotechnische Aggregation von heißer Luft, in unserem energiearmen Land der wichtigste Faktor bei den erneuerbaren Energien. Von daher wundert es niemanden, wenn jetzt die 10.000 existierenden deutschen Blogger und Bloggerinnen bei 10.000 deutschen Tageszeitungen als stellvertretende Chefredakteure und -Innen anfangen, frei nach dem alten Fußballmotto Drei Säulen sollt ihr sein.

*** Doch was ist niedere Wortklempnerei, was das Schwimmen des gemeinen Volkes im Wörtersee? Vergesst Robert Gernhardt! Heute strahlt die ganze literarische Welt, denn heute ist der Geburtstag der großen Barabara Cartland, die ich schon deswegen bewundern muss, weil sie an einem Nachmittag üblicherweise 7000 Worte diktieren konnte – zu Assistenten, denen das Husten und Schneuzen bei Strafe mit Kündigung verboten war. So muss das sein, wenn schöne Geschichten auf die heile Welt kommen, die ein klares Unten und Oben kennt. Und ganz oben muss noch ein literarischer Geburtstag begangen werden: Heute feiert der große Aphoristiker Donald Rumsfeld, der uns das Buch Rumsfeld's Rules: Wisdom for the Good Life schenkte, das der Nachscheibenwelt kostbare Einsichten tiefer Menschlichkeit offenbart. Eine Kostprobe gefällig? "It is easier to get into something than to get out of it." Gerade jetzt, wo die Luluisten in strenger Distanz von den Lulutionären auch in Deutschland nach dem Fall der Mauer den allgemeinen Luluismus ausrufen, ergibt es Sinn, Rumsfelds Weisheiten zu drucken. So werden Buchverlage in die Enge hinter den drei Säulen gedrängt.

*** Punkt Mitternacht können wir obendrein den 150. Geburtstag von Nikola Tesla feiern, den begnadeten Erfinder und Ingenieur, Schirmherr aller Überraschungseier. Tesla verdanken wir WiMax und die Todesstrahlen, die das unkaputtbare Deutschland zum friedliebensten Land der Welt machen und zum führenden Exporteur für Garten-Kleingeräte. Tesla steckt sicher auch hinter der Geheimformel X, mit der Fernsehzuschauer eingeschläfert werden und dem pflanzlichen Viagra, das mir von aufmerksamen Menschen fortlaufend per E-Mail angeboten wird.

Was wird.

Für Leser, die das heutige WWWW nicht mögig finden, sei der Hinweis gestattet, dass Terry Pratchett in Berlin auftreten wird, passend zur nächsten Ausgabe der Wizards of OS, die gleich danach in zauberhafte Systemwelten entführen.

Aber das ist weit hinne und damit yada, yada. Was kann eine erfolgreich absolvierte Fußball-Weltmeisterschaft eigentlich noch toppen? Eine Tour de France de source ouvert, in der jeder mit jedem Blut tauscht, auf dass die beste Spritzengruppe gewinnt? Warme Nächte am Baggersee, in dem die Freigeister Bruno und Sammy plantschen? Wie wäre es denn mit ein paar Sommerrätseln im WWWW, die garantiert nicht fragen, wer 1974 beim Jubeln kanzlerte? Die aus einer Welt stammen, in der nicht Don ma Fifa Blatter, sondern zorn@germany das Bundesverdienstkreuz bekommt. Zorn, wie Rache, Blutgräsche, Frings' Fäustling und Bruno.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #85 am: 16 Juli, 2006, 07:16 »
Was war.

*** Ach ja, in der Sonne sitzen. Brian Eno besingt "Just Another Day on Earth", ein Riesling stellt angesichts der Wärme einen angenehmen Ersatz für den geliebten Vino Nobile dar. So stelle ich mir dann wirklich entspanntes Deutschsein vor – es könnte aber von mir aus auch so ziemlich jedes andere Xsein meine gute Laune befördern. Hauptsache, das Wetter, die Musik, der Wein und die Leute machen mit. Hauptsache, all diese entspannten Patrioten, die zu viel Matussek gelesen haben und all zu gerne Zwangsjubel verordnen würden, lassen mich in Ruhe – und einen entspannten Deutschen oder was auch immer sein.

*** Aber so ist das mit dem Entspanntsein: Es gelingt nur, wen man nicht zwanghaft entspannt sein will. Das schafften vielleicht all die Partygänger während der WM – nur die Kommentatoren, die die Party mit Bedeutung aufluden, die wirkten so gar nicht entspannt. Aber nun gut: Das wars. Platz drei im Turnier und ein verbesserungsbedürftiger Platz eins bei der Sicherheit. Projektleiter Klinsmann ist auf dem Weg nach Kalifornien, während Oliver Bierhoff die letzten goldenen Laptops der WM signiert. Allein Angela Merkel ist ganz oben, auf dem Integrationsgipfel nach dem Ostseeabstecher von US-Präsident Bush. Die nichtintegrative Zinedine Zidane ist auf dem Weg nach Algerien, seine Wurzeln suchen. Und Tausende von afrikanischen Fischerbooten sind auf dem Weg nach Europa, wo ihre Arbeitskraft in den überalternden Staaten dringend gebraucht werden wird. Deutschland hat gefeiert und nicht getrauert, obwohl wir, vom Kaiser "gebrieft", den kalten Wind der Geschichte ertragen müssen: "Eine WM im eigenen Land erlebe ich nie mehr." Anlässe sind aber genug da, dass Deutschland weiter feiern kann, etwa die Love Parade oder der Wissenschaftssommer 2006. Das Sommerloch kann warten. Und bis zum Jahresende freuen sich die Berliner, dass ihr Turm am Alexanderplatz noch so hübsch als Fußball verkleidet ist.

*** Das mit dem Feiern – entspannter Deutscher hin oder her – funktioniert freilich nur, wenn man den richtigen Ticker liest, den mit den lustigen Meldungen, nicht den mit der Chronik der Abgelenkten. Denn sonst ist die Stimmung schnell dahin in einem Land, in dem die Unternehmen nicht genug entlastet werden und die Unternommenen nur noch weltmeisterliche DNA-Massentestrekorde feiern können. Nach und nach wird der Kreis erweitert, der kein Kreis mehr ist, sondern die Grenzen der BRD nachzeichnet. Wie überhaupt in deutschen Erweiterungen immer Zumutungen stecken. Nehmen wir nur das Terrorbekämpfungsergänzungsgesetz und die Erläuterungen zu den Erfolgen mit dem alten, unerweiterten "Otto-Katalog". Denn der war nur Gürtel, Hosenträger und ein Fallschirm. Gebraucht werden Hosen, Jacke, Kampfstiefel, Halfter mit Gewehr und eine ordentliche Datenbank anstelle des Gehirns.

*** Auf ihre Art und Weise stellten Gürtel, Hosenträger und Fallschirm trotzdem sicher, dass alle Sachbearbeiter, die mit A2LL das Arbeitslosengeld II berechnen, sicherheitsüberprüft wurden. Nicht auszudenken, hier würden Hassprediger an den Schreibtischen der Bundesagentur für Arbeit sitzen und Hass mit falschen Bescheiden säend den Sozialfrieden sabotieren! Gut, dass das Ergänzungsgesetz die Inlandsaufklärung ausweitet und den Sabotagegedanken ausbaut. Seien wir ehrlich: Wer kann es schon verantworten, wenn die Mautdaten nur zum Zwecke der Mauterhebung erhoben werden und nur 10 Prozent der Mautbrücken aktiv sind. Hier ist eine PPP, eine Police Private Partnership vonnöten, die dumme Zweckbindung aufzuheben: Terroristen können Tankzüge voller Chemie durch die Gegend karren! Wenn es knallt, muss man unbedingt wissen, ob die Maut ordnungsgemäß entrichtet wurde.

*** Bleiben die lustigen Nachrichten. Wir können beispielsweise mit Microsoft feiern: Beim Zwangsgeld von 280 Millionen Dollar hat die EU nicht mit 2, sondern nur mit 1,5 Millionen Dollar Tagesgeld gerechnet. Das darum, weil Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes die Kooperationsbereitschaft und konstruktive Haltung des Unternehemns honorierte. Zum 24. Juli, wenn die Tagesstrafe auf 3 Millionen erhöht werden soll, sind sicher konstruktive Rabatte möglich: Die vollständigen und genauen Schnittstellendefinitionen von Windows sind offenbar mehr wert als die Zwangsgelder, gegen die ohnehin geklagt wird. Viele IT-Nachrichten sind darum so lustig, weil die wahren wirtschaftlichen Interessen gerne ausgeblendet werden. Sehr schön ist dies bei der Diskussion der Softwarepatente zu sehen, die diese Woche wieder ein schwer umkämpftes Gebiet waren. Da geht es zu wie im Libanon vor zwanzig Jahren. Wenn aber Firmen wie Palm und Xerox nach hartem Kampf einen Nichtangriffspakt schließen, wenn – um mal ein nicht aktuelles Beispiel zu nehmen – Samsung und Sony sich austauschen, sichern sich Konzerne Wettbewerbsvorteile, die ihr gutes Geld wert sind, aber nicht einmal versteuert werden müssen.

*** Schließlich sind IT-Nachrichten kurzlebig. Die Zahl derer, die meine Wochenendkommentare für einen ausgemachten Blödsinn halten und mich für einen Idioten, ist groß. Aber das macht nichts. Montag ist alles vorbei im Forum. Nach 36 Stunden haben selbst die schäumendsten WWWW-Leser das WWWW wieder vergessen und schauen am nächsten Wochenende vorbei, um sich ein neues Schäumchen zu holen. Bei den schweren Fällen dieser Art müsste ich eigentlich anbieten, mich an das Bett des Patienten zu setzen, was leider unmöglich ist. Wer die Spesenabrechnung des kleinen Verlages in der norddeutschen Tiefebene kennt, der weiß, dass alles außer Radeln geschäftsschädigend ist. Eigentlich müsste es eine Heisetour wie eine Wikitour geben.
Aber
auch
dort
fährt
niemand
mit.

*** Ich bin übrigens nicht lernresistent. Vor einiger Zeit gab es ein WWWW, in dem ich über den Fänger im Roggen lästerte. Das Buch über einen gewissen Holden Caulfield trieb mich in meiner Schulzeit aus dem Leistungskurs Deutsch in einen Leistungskurs, der damals Boolesche Algebra hieß: Informatik wäre zu obszön gewesen. Ein heftiger Protest war die Folge. Ich lernte eine lesbare Version und danach das Original kennen und darf mich nun revanchieren: Heute vor 55 Jahren erschien eben dieser Fänger im Roggen, ein Roman mit einer reichlich seltsamen Rezeption im deutschen Sprachraum. Das nerdige Lieblingsbuch von Bill Gates (leider nicht online, aber zitierfähig: "One of my favorite books from childhood is The Catcher in the Rye by J.D. Salinger. I have read it so many times that I can quote large portions of it from memory.") entstand, nachdem Salinger seine Holden-Caulfield-Geschichten im Jahr 1941 erfolgreich an The New Yorker verkauft hatte, der sie zu Weihnachten veröffentlichen wollte. Dann bombardierten die japanische Luftwaffe Pearl Harbour und die "harmlosen Geschichten" wurden gestrichen. Salinger meldete sich zum Militärdienst und wurde bei der Landung in der Normandie und bei der Ardennenoffensive eingesetzt. Seine Familie fand ihn später in der Psychiatrie der US-Armee in Nürnberg. "Ich werde mich zwingen zu glauben, dass alle Menschen nur Monster aus 'Doom' sind" ist vielleicht ein Bisschen das Gegenteil zu dem verzweifelten Fänger, der ausreißen will, von seiner Schwester begleitet. Oder ist der Fänger ein Bruder?

Was wird.

 Pa, und das soll entspannt sein? ENTSPANNT? PAA! Genau, PAA, es ist an der Zeit, den Personal Art Assistant kennenzulernen! In der kommenden Woche wird in der Kunsthalle der Bundesrepublik Deutschland zu Bonn "The Guggenheim Collection" eröffnet, komplett mit dem Personal Art Assistant der deutschen Telekom, ein interaktives multimediales Museumserlebnis, mit dem jeder Besucher die Kunstwerke "abfotografieren" und annotieren kann. Warum in der Ankündigung der Supershow das Abknippsen in Gänsefüßchen steht, wird sich zeigen – noch ist der Personal Art Assitent hochgeheim. Mal eben Kunst mit einem Klick auf die geflickrten dunklen und düsteren Seiten des Web 2.0 zu stellen, kann nicht im Sinne der Ausstellungsmacher liegen. Schließlich sollen viele, viele Guggenheims in aller Welt entstehen, als Wal-Mart der Art. Mit authentischer Kunst, die es nirgends sonst gibt. Wo kämen wir sonst hin mit den Kunstwerken im Zeitalter des Digital Rights Management?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #86 am: 23 Juli, 2006, 20:08 »
Ein Sommernachtsrätseltraum

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.


Was war.

*** Guten Tag. Hallo (und das kurz nach Mitternacht). Mein Name ist Hal, Hal Faber. Ich bin ein ausgewogen kommentierendes künstliches Wesen der Art und Weise, wie McDonalds ein Verkäufer für den Balanced Lifestyle der Menschen ist. So gehen seit mehreren Jahren in dieser Kolumne Mensch und Maschine eine geglückte Symbiose ein: Am Ende müssen wir alle kotzen. Als künstliche Intelligenz bin ich auf meine Sensoren und die geballte Intelligenz der Heise-Forumsteilnehmer angewiesen. Die Sensoren und die Heise/Human Processing Units sagen mir, dass gerade Sommer ist in der norddeutschen Tiefebene, wenn auch nicht ein sonderlich heißer. Jedenfalls nicht im Vergleich mit der Temperatur der Sonnenoberfläche.

*** Aber ach, Sommer hin, Sommer her, Jubel über endlich wirklich warme Zeiten hier, Verschwörungstheorien über den Hitzenschock da, wie ist das doch ansonsten trostlos. Wochenmagazine kramen alte Nachrichten als sensationelle Neuigkeiten aus, Paris Hilton mit leerem Blick und albernem Getue genauso wie die Sportfreunde Stiller mit rumpelndem Klumpfußrock stürmen die Hitparaden und die Stones meinen immer noch, ihre Alte-Sack-Haftigkeit könne irgend jemanden wirklich vom Hocker des geriatrischen Revivaltourneehockers reißen. Ist es wirklich so trostlos? Ach was, genießen wir doch weiter den Sommer, freuen wir uns weiter über Temperaturen, die uns ganz gelassen mediterranen Gefühlen frönen lassen und buchen wir den Mist als leider Realität gewordene und gelassen hinzunehmende Albträume ab. Widmen wir uns lieber unserem eigenen Sommernachtstraum. Wobei die Frage bleibt, welche Musik denn zu diesem Sommer passt, jenseits von ödem Fußballgegröhle in aufgemotzter Ich-bin-ja-so-entspannt-Attitüde und billig getricksten Sommerhitaspiranten sich sinnentleert räkelnder Society-Blondinen. Irgendwelche Vorschläge? Wie wär's vielleicht mit Chick Coreas Return to Forever (über Coreas Scientology-Verbindung sehen wir bei seiner Musik einmal hinweg)? Zum Einstieg ein locker-flockiges "What Game Shall We Play Today", gefolgt "Sometime Ago – La Fiesta" als Beginn für diesen unseren Sommernachtstraum. Aber andere Tipps werden auch gerne entgegen genommen.

*** Zum Sommer und seinen Träumen, egal, von welcher Musik sie begleitet werden, gehört aber das Sommerrätsel, ursprünglich ersonnen, die gefürchteten Sommerlöcher voller Sammys und Phytonschlangen zu füllen. Doch dieses Jahr fallen die Sommerlöcher sehr klein aus, einzig die Debatte, ob Bayreuth nicht besser ins Seattle von Bill Gates verlegt werden soll, hat echte Loch-Ness-Qualität. Es ist fast so, als ob der hochintelligente Schweizer Tourist Remover ein Pendant hat, einen "Sommerloch Remover".

*** Die Weltlage aber ist nicht nur schweineheiß, sondern ein Pulverfass, das die Grenzen der Ausgewogenheit längst vergessen lässt – auch wenn sich die Frage stellt, wie man denn auf jemanden reagieren soll, der einem das Existenzrecht abspricht. "Hey, Alter, ich mach Dich alle, lass uns mal drüber reden", eine Vorstellung, der höchstens deutschen Psychotherapeuten eine Möglichkeit zur sanften Gesprächstherapie mit dem Gegenüber Hamas und Hisbollah abgewinnen mögen. Die israelische Regierung aber, kritisiert im eigenen Land nur von ein paar Friedensdemonstranten, meint, die richtige Haltung gefunden zu haben und schickt, anstelle über einen Gefangenenaustausch zu verhandeln, Panzer mit "gezielten Vorstößen" und handgemalter Munition durch den Libanon. Der Ölpreis steigt und der Wirtschaftsaufschwung erweist sich wieder einmal als eine nasse Nudel. Derweil telefoniert Kanzlerin Merkel lieber mit Astronauten, als auf einen Brief zu antworten. über dessen Inhalt wir nur wissen dürfen, dass er wirr sein soll. Auch so kann man die Hitze ausnutzen.

*** Nun aber, freuen wir uns endlich des Sommers. Im Unterschied zum vergangenen Jahr ist mein kleines vierteiliges Sommerrätsel nicht nach Hard- und Software geteilt, sondern nach Themen. Außerdem gibt es weniger Bilder, damit die Server nicht ins Schwitzen kommen: Schwitzen sollen nur die Rätselfreunde, die sich zuletzt darüber beschwerten, dass die Rätsel zu einfach gewesen seien. Dafür gibt's wie im vergangenen Jahr nix zu gewinnen, außer dem guten Gefühl, mal wieder Recht behalten zu haben.

*** 50 Jahre nach Darthmouth im Zeitalter der verärgerten Computer beginnt darum das Sommerrätsel mit einem Abstecher in die Welt der künstlichen Intelligenz. Wie wichtig diese besondere Intelligenz ist, konnten wir alle zur Fußball-WM erfahren. Da sagte im Endspiel ein Italiener etwas zum großen Hamlet Zidane und wo war der große lippenlesende HAL, geboren in Urbana, Illinois am 12. Januar 1997? Er war nicht da. Hal hat den Minskys dieser Welt das Feld überlassen. Nach einem höchst erfolgreichen Filmauftritt setzte sich mein Namensvetter einfach zur Ruhe, verzweifelt über den Zustand der Welt und damit seine wahre Intelligenz zeigend. Das ärgerte seinen Regisseur Stanley Kubrik so sehr, dass er sich vom Genre Science Fiction verabschiedete. Oder nicht?
Daraus ergibt sich Frage 1: Wer beschreibt mit folgender Filmkritik welchen Film? Und warum ist die Beschreibung unvollständig? "Der Titel suggeriert, dass der Film dem Zuschauer Erhellendes über die Zukunft von künstlicher Intelligenz vermittelt. Eine solche Erwartung wird enttäuscht. Was dem Film allerdings an technologischer und wissenschaftlicher Intelligenz fehlt, macht er mit dramatischer Inkompetenz und schierer Verlogenheit wett."

*** Es gibt natürlich Menschen von einfachem Gemüt, die fest und unbeirrt an das Sommerloch glauben. Zu ihnen gehörte in dieser Woche ein britischer Polizeichef, der ohne technischen Sachverstand die Satellitenüberwachung von Sexualstraftätern mittels implantierter Chips forderte, ohne zu erklären, wie der Chip zum Satelliten funkt. Der Fall ist umso sommerlochverdächtiger, weil die elektronische Fußfessel im Vereinten Königreich nicht unbekannt ist. Das Ding an mir macht aus Menschen schreckensstarre Intelligenzen, die schon ein kleiner Stromausfall zurück in das Gefängnis bringen kann. Nun hat die britische Justiz seit langem ein Faible für "moderne Strafen", man erinnere sich nur an die Hormon-Behandlung von Alan Turing, dem homosexuellen Pionier der Künstlichen Intelligenz. Er programmierte mit einem schwulen Kollegen eine Art künstliche Intelligenz nach Nummern, die einen wunderschönen Liebesbrief schrieb:
"You are my avid fellow feeling. My affection curiously clings to your passionate wish. My liking yearns to your heart. You are my wistful sympathy: my tender liking."
So lautet denn auch Frage 2: Gesucht wird ein deutsches oder englisches Verb, mit dem der Partner des ersten computergenerierten Liebesbriefes bekannt wurde.

*** Ein Sommerrätsel ohne Bilder, das ist wie ein Sommerloch ohne Ränder. Verweilen wir darum bei den Anfängen der künstlichen Intelligenz und Fragen wir doch einfach mal nach dem Namen eines Programms, mit dem dieser Herr mit der Brille neben dem fett Zigarre paffenden Kanzler Ludwig Erhard sich in die Annalen der Geschichte einschrieb.
Frage 3: Wie heißt der Mann und was löste sein Programm?

*** Was, noch immer keine Bilder direkt im WWWW? Dem Übel muss abgeholfen werden, was aber gar nicht so einfach ist. Es gibt einen Mangel an schönen wie intelligenten Computern, zumal sich heute niemand traut, ein schönes rotes Auge zu bauen, wie es Gevatter Hal hatte, damit er Schachspielen und Lippenlesen konnte. Einen Bericht über ein heuristisches Programmierprojekt löste das Illustrationsproblem elegant und bildete einen Rechner ab, der Brücken zwischen den Menschen und den Maschinen schlagen sollte.
Bild zu Frage 4    
Womit wir bei Frage 4 wären: Wie heißt der Rechner, der hier links (ein Klick fördert wie bei den anderen Bildern eine vergrößerte Ansicht zu Tage) im Ausschnitt zu sehen ist?

   Bild zu Frage 5
*** Und dann gleich eine kleine knifflige Zusatzfrage Nummer 5: Natürlich gibt es auch richtige KI-Rechner. Hier rechts ist einer im Ausschnitt. Wie heißt er?

*** Die Geschichte der künstlichen Intelligenz kennt von Beginn an zwei Nebenstraßen, in denen viel geforscht und gemutmaßt wurde und immer noch wird. Da ist die Robotik, die den künstlichen Menschen bauen will und auf die Singularität hinarbeitet, dem Tag, an dem wir alle auf einer Festplatte landen. (Nein, nicht diese Singularität, Betriebssysteme sind der Schwerpunkt des zweiten Teils des Sommerrätsels.
Und da ist die Suche nach außerirdischer Intelligenz, die von der romantischen Vorstellung zehrt, dass uns da draußen jemand beobachten muss, der keine Umgehungsstraße bauen will. Schon mit den ersten Robotern hatten die Ereignisse auf den Nebenstraßen etwas Bedrohliches an sich.
Was, oh Wunder, zur Frage 6 führt: Wer ist die "Bewegung Lafontaine" und mit welcher Aktion erschütterte sie den Kontinent von Istanbul bis Spitzbergen?

*** Wenn es keine Sommerlöcher mehr gibt, haben Sommerrätsel etwas schwer Nostalgisches an sich, genau wie altmodische Kolumnen und Wochenrückblicke, die nun einmal den supermodernen Vlops unterlegen sind, die unsere Kanzlerin am Globus zeigen, den Kongo suchend. Da mag unser kleiner Newsticker melden, dass es eine Verschlüsselung gibt, die den Nutzern der korrumpierten Webmailer von Yahoo und Google etwas Privatsphäre zurückgibt. Doch ein Video mit Alice und Bob ist heute einfach angesagter. Ähnlich nostalgisch kommt die good old fashioned artificial intelligence (GOFAI) einher, die von Menschen und Würmern handelt. Gegen bunte Visionen helfen nur Doktoren, meinte schon Kanzler Erhardschmidtmerkel.
Bild zu Frage 7    
Daher auch Frage 7: Wer ist der Herr im Bild links?

*** Bill und Melinda Gates geben mit ihrer Stiftung den Kampf gegen AIDS nicht auf. Das ist eine gute Sache, zumal sie zum bundesweiten Kiss-In am CSD passt. Ist es nicht prächtig, wenn Bill und Melinda Gates ihre Kinder mit in die virenverseuchten Townships mitnehmen, damit sie die "Wirklichkeit" kennen lernen können, wie die energische Mutter Melinda betont? Ja, bei der Frau haben sich viele verschätzt. Als sie noch Produktmanagerin bei Microsoft war, hat sie ein System mit verantwortet und auf Pressekonferenzen gepriesen, das als "Durchbruch der künstlichen Intelligenz im Alltag" gefeiert wurde. Utopia war der Codename. Zahlreiche Avatare halfen dem unerfahrenen Computernutzer, den ollen Computer zu dressieren.
Melinda also könnte sicher Frage 8 beantworten: Was machte eigentlich Chaos?

*** Trägst den Tod in dir?
Trägst schwer.
Tod ist nicht irgendwer:
Wiegt.
Stirbst wie je nur ein Tier?
Nimms leicht.
Tod wird durch nichts erweicht:
Siegt.
Der große Robert Gernhardt ist tot und darum habe ich fast den großen Fred Wander a.k.a. Fritz Rosenblatt vergessen, der nicht mehr unterwegs ist, mit leichtem Gepäck. Aber wir leben in einem Kontinuum, in dem ein Tod nur bedeutet, dass er Platz schafft für neue Ideen, neue Reime, neue Taten. Und das ist der größte Unterschied zur künstlichen Intelligenz, weil es bei uns ja diese Zustände gibt, die sich Emotionen nennen. Von denen am Ende nur Emoticons übrig bleiben. Marvin Minsky war der einflussreichste Wissenschaftler, der als Berater von Stanley Kubrick engagiert worden war, als die "Odyssee im Weltraum" abgedreht wurde. Bei den Dreharbeiten zu dem Film erinnerte er sich einen alten Freund aus der Darthmouth-Episode vor 50 Jahren, als all der Zauber mit der künstlichen Intelligenz begann.
Darum dann auch Frage 9: Warum wurde welcher KI-Forscher von wem wann fast gefeuert, weil er den von ihm entwickelten Computer als "smart" bezeichnete?

Was wird.

siehe: http://www.heise.de/newsticker/meldung/75806
Produktiv:
ASRock K8S8X, Athlon64 3000+, 1GB Infineon Ram, WinFast A340 8X AGP, Samsung HD160 GB SATA2,
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BS: immer nur Pinguin freundliche

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #87 am: 30 Juli, 2006, 00:21 »
Was war.

*** Ich bin kein nachtragender Mensch. Da gibt es doch glatt manch Kommentare, was das hier am Sonntag doch echt schnarchlangweilig ist und lahm und früher, vor sechs Jahren, sowieso viel besser war. Aber sie stören mich nicht. Nur wenn ich für das allseits beliebte Sommerrätsel im zweiten Teil die Betriebssysteme ankündige und Microsoft prompt aus Vista ein eigenes Rätsel macht, dann stört das doch etwas. Wenn die Nummer Zwei der Welt schon mit System-Rätseln anfängt, wer hat dann noch Zeit und Muße für mein kleines Sommerrätsel? Außerdem war da genau eine fix und fertig vorbereitete Frage zu Windows Vista.

*** Nun hat Microsoft offenbar einige Probleme, von denen der Markenrang Nr. 2 noch das geringste ist. Dann ist da nur der Zune, der in hebräischer Umsetzung an andere Inhalte denken lässt. Vielleicht hätte eine gepflegte Konversation mit den Machern von The Word Company die Situation gerettet, ein anständiges Protonym zu finden. Urtux ist so ein Wort, das "seinerseits danach verlangt, dass andere fürderhin nach ihm benannt werden wollen, wenn es denn Verbreitung finden soll. ... Ein Original, das nur zu dem Zweck entsteht, kopiert und vervielfältigt zu werden."
Doch heute geht es ja um Betriebssysteme, nicht um Urtuxe. Darum also Frage 1, mit leichtem Microsoft-Einstiegscharakter: Im ersten Teil des Rätsels wurde bereits nach Chaos gefragt. Auch ohne Melinda Gates und Microsoft Bob mit dem Avatar Chaos gab es ausgerechnet in Deutschland einmal ziemlich viel Chaos. Welche beiden Betriebssysteme sind gemeint?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #88 am: 06 August, 2006, 04:52 »
Was war.

*** Sommerzeit ist Rätselzeit. Während mein kleines Sommerrätsel in die dritte Runde geht, starten andere das schwerste Rätsel Deutschlands, gesponsert von Merian und Brockhaus. Ein Rätsel, das ganz passend zur aktuellen politischen Lage mit alttestamentarischen Fragen wie "Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn" den Sommer bestreitet. Dazu verkündet weiter vorne im Blatt ein Regierungschef "Niemand kann uns aufhalten". Das sind nicht die besten Voraussetzungen für ein Sommerrätsel, das leicht und locker daherkommen soll, zumal die Hal'sche Variante (ha, Duden!) heute über die mobilen Wunderdinge des Lebens geht, ohne die wir gar nicht mehr leben können.

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« Letzte Änderung: 06 August, 2006, 10:01 von SiLencer »

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #89 am: 07 August, 2006, 19:26 »
Ganz langsam geht der Traum einer lauen Sommernacht seinem Ende entgegen. Auch die Rätselei hat bald ihr Ende, weil die Branche wieder rege für Nachrichten sorgt. Was schreibe ich? Nicht nur die Nachrichten kommen munter rein, sogar für neue Rätsel wird gleich mitgesorgt! Wenn die Marktauguren der Bitkom verkünden, dass 2010 bereits 2,8 Millionen deutsche Haushalte Fernsehen über das Internet nutzen und neue TV-Geldströme die Mother Lode im Internet freilegen, darf gerätselt werden, welche Inhalte aus grauer Vorzeit da gemeint sind.

Somit beginnt die Auflösung des Sommerrätsels mit seinem Mobil-Schwerpunkt in tiefer Vergangenheit. Aus grauer Vorzeit stammte die Reklame für ein Handie-Talkie, für das Motorola im Jahre 1945 warb. Frage 1, auf welche beliebte deutsche Debatte das Militärbild anspielt, zielte auf die Party-Diskussion zum "deutschen" Wort Handy. Eine weitere, ebenso knifflige wie richtige Antwort ist der Standardforenkommentar in heise mobil: "Wer braucht das schon? Mit welchem Handy kann man einfach nur telefonieren?"

Ziemlich nah an der Lösung lagen alle Antworten bei der nächsten Frage, die im Kontext des 100 Dollar-Laptops auf Negropontes Beschreibungen der Ideen von Alan Kay verwiesen. Dieser hatte für Kinder ein "Dynabook" skizziert, mithin den Urahn aller Notebooks. Gebaut wurden jedoch andere Sachen, weshalb bei Negropontes Bewertung die Frage 2 eigentlich auf Apples eMate zielte, der 1997 vorgestellt wurde.

Dafür blamierte ich mich mit Frage 3 nach dieser präzisen Antwort über den Ursprung der Stromkurbel beim 100 Dollar-Laptop. Meine Pressematerialien nennen seltsamerweise den Engländer Trevor Baylis als Erfinder, der für die südafrikanische Firma Freeplay Kurbelradios entwickelte.

Nicht erraten wurde in Frage 4 das IBM-Programm Person to Person, das mit dem BonusPak für OS/2 Warp auch in Deutschland aufschlug. Benutzt wurde Person to Person für Theaterstücke des Gertrude Stein Repository Theatre unter der Regisseurin Cheryl Faver im Jahre 1994, als dem Theater die Geldmittel fehlten, die Schauspieler aus Los Angeles und Paris einfliegen zu lassen. IBM spendierte das Programm, die nötigen Rechner mit OS/2 und die Telefon-Verbindungskosten. Während die Schauspieler vor Ort blieben, wurden die Journalisten nach New York eingeflogen und sahen ein ziemlich wildes Theaterstück. Hinterher wurde diskutiert, ob es sich um ein Inzest/Familiendrama oder ein Modemdrama namens ATA ATH handelte.

Frage 5 beschäftigte sich im Zuge des aktuellen Überwachungstaumels deutscher Politiker mit diesem GPS-Gewehr für Überwachungs-Sniper und wurde stante pede beantwortet. Derweil geht die Debatte weiter und liefert uns die schönsten Argumentationsketten, wie diese hier: "In einer demokratischen Gesellschaft mit Videoüberwachung leben die Menschen unbeschwerter als in einer Diktatur ohne Videoüberwachung." Da können wir ja beruhigt schlafen gehen, liebe taz.

Der Ferrari-Laptop der Firma Acer aus Frage 6 bereitete den Rätselspezialisten keine Mühe, wohingegen der Apricot Portable der Frage 7 nicht erraten wurde. Dieser Rechner war mein erster großer Fehlkauf und markierte gleichzeitig das letzte Mal, dass ich auf einen "Computer-Händler" hörte. Angeschafft wurde er, um die Übersetzung eines Hilfesystems für dBase II Plus diktieren zu können.

Auch die Frage 8 nach dem Apple Newton, der die Schwerkraft besiegen sollte, wurde in nullkommanichts beantwortet. Das Foto zeigt eine ganze Newton-Herde kurz vor der Premiere auf der CeBIT 1993. Zehn funktionierende Prototypen wurden nach Hannover geflogen. Im Hotel liefen nur noch acht, auf der Messe nur noch 6. Am Ende der Präsentation nur noch drei. Dabei wurde kein Newton Opfer der Schwerkraft und fiel zu Boden.

Die Frage Nummer 9 wollte eine Antwort darauf wissen, ob das verschwommen fotografierte Nokia Internet-Tablett 770 im Sinne der GEZ ein Internet-PC nach dem achten Änderungsstaatsvertrag vom 8./15.10.2004 Art. 4, § 11 Abs. 2 ist. Antwort also: Na klar, denn es empfängt schon in der Grundeinstellung Radiosendungen von Shoutcast und Accuradio all die Sommerhits, um die ich im WWWW seit Wochen bettele.

Die 10. Frage nach dem Personal Art Translator der momentan in Bonn gastierenden Guggenheim Collection brachte jede Menge Antworten, die alle richtig waren, weil mehrere Dinge im Bild falsch waren: Die Beschreibung auf dem PDA, das falsche Foto von Marie-Therese Walther und die Beschreibung von Peter Lustig/Gregor Gysi als Modell.

Abschließend meinte ein gewisser Weltherrscher, dass er alle Antworten richtig gedacht hatte. Mit vertrackter Logik wäre damit die Frage 11 beantwortet und ich muss eine Schuld einlösen und öffentlich erklären: Der Weltherrscher ist nicht dick. Die Antwort auf Frage 11 ist also, dass beim vierten und letzten Teil des Sommerrätsels wieder einmal die Wetware im Mittelpunkt steht.

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