Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125605 mal)

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Sommerlöcher? Wunschmaschinen? Oder alles nur Lug und Trug, die Einsschusslöcher lassen kein anderes Denken mehr zu? Hal Faber eröffnet trotz allem das Sommerrätsel.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Willkommen bei dieser kleinen Wochenschau und der ersten Ausgabe des Sommerrätsels, vor vielen Jahren als Vehikel gedacht, im WWWW das Sommerloch zu umschiffen. In diesem Jahr gibt es mehr Einschusslöcher als Sommerlöcher, in dem Gaza-Krieg abseits der Genfer Konvention, den Auseinandersetzungen an der ukrainischen Grenze oder dem Abschlachten in Syrien. Kann man in einer solchen Situation wirklich über Kunst schreiben und rätseln, wenn das Töten von Schutz suchenden Zivilisten mit der Notwendigkeit verglichen wird, den Rasen zu mähen – was den "Rasen" kräftigt. Ich schaue auf meine Karten zum Waldbühnenkonzert des west-östlichen Divan und sage ja. Man muss. Es ist wichtig und nötig, über Kunst zu schreiben oder nachzudenken, ob es Musik ist wie von Kareem Rouston oder Ayal Adler oder eben Computerkunst.

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Was wirklich wahr war in des Sommerrätsels erstem Teile
« Antwort #526 am: 04 August, 2014, 20:32 »
Pah, alle viel zu einfach wegen der Bildersuche von Google? Steht alles ohnehin in der Wikipedia? Keine Rätsel, nur das Abfragen von Gelerntem? Ganz so einfach war es doch nicht.

Gleich die erste Frage des Sommerrätsels zur Rolle der Kunstware im Zeitalter der universalen Googlierbarkeit wurde nicht gefunden. Gesucht wurde der Künstler George Widener, der als Soldat in Deutschland mit seinem einzigartigen fotografischen Gedächtnis beim 26th Tactical Reconnaissance Wing in Zweibrücken Satellitenbilder auswertete, wie sie heute beim Fall des Flugzeug-Abschusses in der Ukraine diskutiert werden. Aus dieser Erfahrung entstanden später Kunstwerke, wie etwa die Auflistung aller Flugzeuge, die an einem Sonntag abstürzten.

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"Geht nach Hause, kleine Kinder. Oder geht, wohin ihr wollt." Aber halt! Hal Faber hat da noch den zweiten Teil des diesjährigen Sommerrätsels. Und das in diesen Tagen, da wir wieder einmal lernen, wie sich die Welt in Freund und Feind aufteilt.

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Was war.

*** Journalisten lieben Jubiläen. Sie machen Artikel im Voraus planbar und sollten eigentlich täglich anfallen. Ganz anders als das öde Tagesgeschäft lassen sich Jubiläen mit Tonnen von Moral anreichern. Man sieht es an den Zeitungen, die allesamt an diesem schönen Sommer-Wochenende den 100. Geburtstag der Troll-Zeichnerin Tove Jansson feiern. Nein, hier passiert das nicht. Oder doch nur ein kleines Häppchen, wie damals, als Jansson starb, nicht ohne der Welt den wunderbaren Satz gegeben zu haben: "Geht nach Hause, kleine Kinder," sagte Schnupferich, "oder geht, wohin ihr wollt. Das ist genauso gut."

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Was wirklich wahr war, bei Spion & Spion
« Antwort #528 am: 12 August, 2014, 13:43 »
Lauter Schlapphüte tummelten sich im zweiten Teil des Sommerrätsels. Dessen Denkaufgaben wurden nicht alle so einfach gelöst – trotz Googles Bildersuche.

Wieder einmal ist es an der Zeit, die Denkaufgaben des Sommerrätsels aufzulösen und die Bildersuche von Google zu verfluchen. Aber halt, nicht alle Rätsel wurden so einfach gelöst wie in der Frage 2, als ein Bild auftauchte, das man auch auf Cryptocomb finden konnte. Es zeigt den in Deutschland zur Persona Non Grata erklärten CIA-Offizier Ralph Goff in der Richard-Sorge-Straße. Gesucht und schnell gefunden war damit der deutsche Meisterspion Richard Sorge, der im Oktober 1941 die Sowjetunion davon unterrichtete, dass Japan nicht angreifen wird. Damit konnten Stalins Militärtaktiker im II. Weltkrieg die Kräfte zur Westfront gegen die Deutsche Wehrmacht schicken.

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Hacker-Ethik? Ach, geh mir weg. Ethisch finden manche ja sogar Gammas Trojaner-Software. Aber trotzdem: Ethisch soll es zugehen in Hacker-Kreisen. Hal Faber fragt nach. Wenn auch hier nur in Rätselform.

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Was war.

*** Wir kennen alle Murphys Law und vertrauen auf Moores Law, doch wenn es um Linus' Law geht, da beginnt das Kopfkratzen und Entlausen. Denn es gibt glatt zwei Gesetze mit diesem Namen. Das eine stammt von Eric Raymond, dem Hüter der Jargon Files. Es steht in seinem Text über Kathedralen und Basare und ist eine Art Mantra der Open Source Szene: "given enough eyeballs, all bugs are shallow". Wenn genügend Augäpfel geworfen werden, verschwinden die Käfer. Mit Linus' Law verbindet sich aber auch ein kleiner Text von Linus Torvalds in einem Buch von Pekka Himanen, das die Hacker-Ethik mit der protestantischen Ethik vergleicht, die da sagt "arbeite und sei sparsam, bis dir die Augäpfel rausfallen". Gegen diesen düsteren Ansatz wendet sich der Linux-Schöpfer und schreibt von den drei Stufen menschlicher Motivation: Überlebensdruck, dann soziales Miteinander und, als höchste Stufe das Tun und Hacken Just for Fun. Fun, das stahlharte Bällebad der Moderne, das ist mein Stichwort: Willkommen beim dritten und letzten Teil des Sommerrätsels. Es geht um die Hackware, um berühmte Hacker und nicht minder berühmte Hacks. So etwas war schon einmal Teil des Sommerrätsels, als der spektakuläre Bankeinbruch der Bayerischen Hacker geraten werden sollte. Diesmal soll es hoffentlich kniffelig genug sein und nicht durch die elende Google-Bildersuche ausgehebelt werden können. Aus Respekt vor Robin Williams sind Fragen zu Hackern wie Karl Koch und Boris Floricic ausgeschlossen und doch: Wer fühlt sich bei den Rekrutierungs-Szenen von Good Will Hunting am MIT eigentlich nicht an die NSA erinnert?

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Was wirklich wahr war bei den Hacker-Rätseln
« Antwort #530 am: 19 August, 2014, 13:22 »
Aus. Aus und vorbei. Das gilt für den Sommer wie für das beliebte Sommerrätsel. Es ging um Hacker und Hacks aller Art und sollte nach Protesten der Rätselfreunde etwas kniffliger sei.

Also keine Bilder für die Inverssuche mit Google, nichts, was mit Bing einfach gefunden werden kann. Das Resultat: Von zehn Fragen wurden drei gelöst. Vielleicht waren auch nur die Fragen schlecht oder das Wetter zu kühl.

Des Sommers letzte Rätselei begann mit der Frage 1, wann und von wem Hacker in Deutschland erstmals ehrenvoll erwähnt wurden. Wer die Online-Archive durchstöbert, wird schnell herausfinden, das Hacker Anfang der 80er Jahre erwähnt werden, fast zeitgleich mit dem Hackerfilm War Games. So warnt etwa die Computerwoche vor Hackern, die mitnichten die Robin Hoods des Informationszeitalters seien, sondern dumme Jungens. Die erste ehrenvolle Erwähnung ist aber älter und findet sich in dem 1975 von Joe Weizenbaum geschrieben Buch "Computer Power and Human Reason":

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #531 am: 24 August, 2014, 06:05 »
Ukraine? Irak? Ach, Deutschland hat auch einiges zu bieten, was fassungslos macht, merkt Hal Faber an. Und dabei hat er nur einige Dokumente gelesen. Und Pressekonferenzen angeschaut. Da kann man schon mal in Märchendichterstimmung verfallen.

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Was war.

*** Nach den Sommerrätseln über Kunstware, Spyware und Hackware bekamen wir ein Sommerrätsel ganz eigener Art, die "Digitale Agenda 2014-2017", präsentiert von drei Ministern auf einer kuriosen Pressekonferenz. Ist nicht schon alles kommentiert, angemahnt und belästert worden, vom Bullshit-Bingo bis zum abenteuerlichen kriminalistischen Gedankenflug von Siggy "Pop" Gabriel? Gemach, gemach, die richtigen Klopfer folgen noch. Wer Papier mag, schlage einfach die Seite 3 der Wochenendausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf und lese in Ruhe, wie die Telekom die Schwarzwaldregion zu drangsalieren versuchte, wo hochspezialisierte Betriebe schnelles Internet brauchen. Über den "Breitbandausbau auf 50 Mbit" können sie dort nur lachen.

*** Wieder fehlte wie auf der CeBIT die Forschungsministerin Wanka, weil sie den ausgeklügelten Parteienproporz CDU-CSU-SPD gesprengt hätte. Dabei stecken in ihrem Etat die weitaus größten Mittel, denn abgesehen von dem Geld aus der Digitalen Dividende II soll niemand mehr Geld in die Agenda stecken als die Ministerin. Soll sie doch Schaulaufen, etwa bei der Deutschen Telekom.

*** Nachhaltig irritierte bei der Vorstellung der Digitalen Agenda, wie schlecht die drei Minister vorbereitet waren. Neben den verqueren Ausführungen von Gabriel zur Störerhaftung konnte Dobrindt nicht auf die Frage reagieren, wie es um die (LTE-)Frequenzen für den künftigen Ausbau des Sicherheitsfunks bestellt ist. Dabei beschäftigt diese Frage nicht nur die einschlägigen Polizeilobbyisten, sondern eine eigene Abteilung in seinem Verkehrsministerium, die vom Innenministerium abkommandiert wurde. Kein Wort davon in der Digitalen Agenda.

*** Bundesinnenminister Thomas de Maizière schaffte es, auf die Frage nach der nicht thematisierten Überwachung mit dem Hinweis auf seine Lateinkenntnisse zu reagieren: "Also müssen wir mal mit diesen mystischen Begriffen aufhören. Überwachung heißt auf Lateinisch Supervision. Das ist ein ehrenhafter Beruf." Dumm nur, dass die einschlägigen Wörterbücher für Überwachung custodia anbieten, bekannt aus Juvenals Satiren: "Quis autem custodiet ipsos custodes?" Wer überwacht die Überwacher oder die Wächter, das ist doch die ehrenwerte Frage dieses alternativen Sommerrätsels namens "Digitale Agenda".

*** Wer überwacht eigentlich, dass die 55 neuen Stellen beim Verfassungsschutz nach dem geplanten IT-Sicherheitsgesetz auch wirklich in der Abteilung Wirtschaftsspionage eingerichtet werden und nicht bei den überflüssigen Gesinnungsschnüfflern? Wer überwacht etwa, dass die thüringischen Kollusöre nach der Veröffentlichung des Abschlussberichtes nun von der Staatsanwaltschaft belangt werden? Es gibt Dokumente, die fassungslos machen, ganz ohne den Blick in den Irak oder in den Donbas.

*** Und dann war da noch der gierige kleine Häwelmann, angeblich das Lieblingsmärchen unseres amtierenden Bundesinnenministers: "Mein Lieblingsmärchen ist das Märchen vom kleinen Häwelmann. Und das ist in der Politik weit verbreitet. Dass, wenn etwas geschieht, alle schreien: Mehr, mehr mehr!" Eine gewagte Zusammenfassung de Maizières, der zumindest bei Flüchtlingen weniger, weniger, weniger ruft und sicher nichts mit Journalisten anfangen kann, die sich wundern, wie einfach die Lieferung eines Kontingents Waffen gegenüber dem Empfang eines Kontingents Flüchtlinge beschlossen werden kann.

*** Thomas de Maizière hatte kurz vor der Verkündung der Digitalen Agena in der Zeitung von der Gier der sogenannten Internet-Gemeinde fabuliert und sich und die Leser gefragt, was denn das für eine Gemeinde sei. Keine, könnte man fröhlich antworten, denn es war kein bekanntes Gemeindeblatt oder -blog, sondern das Handelsblatt, das als erstes gierig die Agenda veröffentlichte. Aber hey, man kann das Märchen auch so zusammenfassen, schließlich gilt die Märchenfreiheit:

Es war einmal ein kleiner Junge, der hieß Häwelmann. Des Nachts schlief er in einem Rollenbett und auch des nachmittags, wenn er müde war; wenn er aber nicht müde war, so hatte er eine App auf seinem Häweltablet und konnte steuern und mit dem Bett in der Stube umherfahren, und davon konnte er nie genug bekommen, denn so konnte er die Stube überwachen und die Wohnung und vieles mehr. "Mehr, mehr", schrie Häwelmann, denn er wollte von seinem Bettchen aus die Menschen überwachen und die Tiere im Walde und die Sterne am Himmel. Supervision war das, glaubte der Häwelmann, und hielt es für einen ehrenhaften Beruf obendrein. Immer mehr wollte der kleine Häwelmann überwachen, doch am Ende der Geschichte schmiss ihn die aufgehende Sonne in die Spree – und dann? Ja, und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du da nicht gekommen wären und nicht gegen die zunehmende Überwachung demonstriert hätten und dabei den kleinen Häwelmann aus der Spree gezogen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!

*** Was die Überwachung angeht, so ist seit der Auskunft der Bundesregierung über die Einsatzbereitschaft des Online-Durchsuchungsprogrammes bekannt, dass es bei der Software für die Quellen-TKÜ hapert. Nach der Version 4.20 von FinSpy untersucht das Bundeskriminalamt, ob die Version 4.50 dem Pflichtenheft entspricht. Denn die dringend benötigte Software darf nur "kryptierte Kommunikation" (Ziercke) vor der Verschlüsselung "an der Quelle" ausleiten und keinesfalls mal eben eine Festplatte durchschnüffeln, Screenshots machen oder sich in einen Stream einklinken. Eile ist geboten, denn zur anstehenden Herbsttagung des Amtes im November soll nicht nur ein Nachfolger für BKA-Chef Jörg Ziercke gefunden werden, der seine Abschiedsrede längst gehalten hat. Auch die Einsatzbereitschaft der Quellen-TKÜ soll dann gemeldet werden können.

*** Ach, ach. Man kann ganz trübsinnig werden bei all dem kruden Zeugs, was diese alten und nicht so alten Säcke so anstellen. Trösten wir uns ein bisschen mit einem alten Sack, der ganz ausgezeichnete Musik macht.

Was wird.

Nachfolger, Nachfolger, da war doch was? Richtig, in Schleswig-Holstein sucht man immer noch den Nachfolger für Thilo Weichert. Der darf am Montag die Sommerakademie der Datenschützer eröffnen, die sich mit dem "Supergrundrecht auf Sicherheit" befasst, unter anderem mit einem Vortrag von Snowdens deutschem Rechtsanwalt. Statt mehr, mehr, mehr Überwachung geht es umTechnik, Terror, Transparenz. Passend dazu gibt es ein nettes Video über die Zeit, als Thilo Weichert vom Verfassungsschutz überwacht wurde. Jetzt kämpft die Piratenpartei Schleswig-Holstein "aus Prinzip" gegen ihn, sinnigerweise mit einem Foto bebildert, das Weichert auf der Demonstration "Freiheit statt Angst" zeigt.

Freiheit statt Angst, da war doch was? Gegen den Überwachungsirrsinn findet am kommenden Samstag in Berlin genau diese Demonstration Freiheit statt Angst statt. Gestartet wird am Brandenburger Tor, dann umrundet man all die parlamentarischen Gebäude, in denen sich die Politiker abmühen, den Deckel auf der NSA-Affäre zu halten. Schließlich mischt Deutschland munter mit, etwa in der Türkei, in der ebenso intensiv wie zwecklos nach "Döner-Mördern" gesucht wurde. Auch das NATO-Mitglied Albanien ist offenbar ein Kernland. Dann geht es im gebührenden Abstand am Kanzleramt vorbei, ehe die Füchse im Tiergarten die Abschlusskundgebung hören können. Nach der durch den Bundestagswahlkampf aufgepimpten Demo 2013 dürfte die Zahl der Demonstranten dieses Jahr selbst bei gutem Wetter rückläufig sein. Snowden ist weit weg, wie im Mobilisierungsvideo zu sehen, das schwer verständlich ist. Statt "wir haben nichts zu verbergen" heißt es einfacher "wir haben wichtigeres zu tun" oder, was ich besonders apart finde, "ich bin höchstens Beifang". Brandenburger Tor, großer Auflauf? Da war doch was? So gehen Deutsche, Deutsche gehen so.

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« Antwort #532 am: 31 August, 2014, 07:59 »
Der Sommer ist vorbei. Aber um Trübsal zu blasen, dafür muss man nicht auf den Herbst warten, grantelt Hal Faber. Und bemitleidet eine einsame Schlampe, mit der niemand demonstrieren will. Besser aber unter Schlampen leben als in Putins Neurussland.

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Was war.

*** Das war's wieder einmal. Rund um den Reichstag und am Kanzlerinnenamt vorbei schlängelte sich die diesmal doch recht überschaubare "Netzgemeinde" von 6500 Personen mit ihren Plakaten und Transparenten. "Freiheit statt Angst" klingt gut, aber ist offenbar schwer zu visualisieren und noch schwerer zu erklären. In den Reden zu dieser Demonstration überwog die schwer moralische Schaumsprache der Gutmenschen und überschlug sich in der Beschreibung der Taten eines Edward Snowden, als sei dieser der Weltbefreier himself. Dazu der Appell an Guck & Horch, ein deutscher Snowden möge sich bitte melden. Auch deshalb waren Plakate, die etwas für Snowden wollten oder forderten, eindeutig in der Mehrheit – nur der Schwarze Block forderte Freiheit für Bruder Adel und der Hurenblock Freiheit von der Zwangsregistrierung.


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« Antwort #533 am: 07 September, 2014, 06:00 »
Gutmenschen? Gutmenschen! Wenn Dieter Nuhr schon für Sprachpflege geehrt wird, muss sich Hal Faber ein bisschen auf die Suche machen. Eine interessante Erfahrung. Und das nicht nur, weil Forenkommentare echt hilfreich sind.

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Was war.

*** Ehrlichkeit ist nun eine Farbe und sie ist ein knalliges Magenta, benannt nach jenem Ort in der Nähe von Mailand, wo der Boden nach einer missglückten Kommunikation von 10.000 Toten gefärbt wurde. "Wir wissen, was Kunden brauchen", behauptete die Telekom bei der Vorstellung von Magenta Eins – und verkauft ab sofort einen Dreierpack der umfassenden Kundenbindung in drei Hemdgrößen, inklusive 7-tägiger Speicherung aller IP-Adressen.

*** Achja, Transparenz stand auch noch weiß auf magenta auf der Folie, noch über der Geschwindigkeit. Transparent und ehrlich, wie es meine Art ist, habe ich mich diese Woche nach den Protesten zur Benutzung des Wortes "Gutmensch" in der letzten Wochenschau auf die Suche gemacht. In Zeiten, in denen ein Flachwitzler wie Dieter Nuhr 30.000 Euro für die Pflege der deutschen Sprache bekommt, ist das eine interessante Erfahrung: Weder konnte ich Belege dafür finden, dass der Begriff Teil der nationalsozialistischen Propaganda war, wie vom Deutschen Journalisten Verband und dem Duisburger Sprachforschungsinstitut behauptet wird, noch fand ich den "gutt Mensch" in jiddischen Wörterbüchern, nur den guter-jíd, den chassidischen Rabbi. Ein Leserbrief:

"Da ich zu denen gehöre, die sich am Sonntagmorgen schon immer unter der Dusche freuen, dass sie gleich ein neues WWWW lesen können, erlaube ich mir mal, eine PM zu schreiben und für meine Kritik nicht die Kommentarfunktion zu nutzen: An der Demo 'Freiheit statt Angst' kritisierst du im neuesten WWWW die 'schwer moralische Schaumsprache der Gutmenschen', und das tut mir richtig weh. Nicht wegen der Kritik an sich, sondern weil ich den Begriff 'Gutmenschen' bisher immer nur von ausgesprochenen Idioten gehört oder gelesen habe, von Leuten, die andere diffamieren wollten, weil diese sich für was auch immer engagieren. (Und von denen mir noch niemand die Frage beantworten konnte, was denn ihr positives Leitbild ist, dem ich nachstreben sollte, um dieser Kritik zu entkommen: lieber ein 'Schlechtmensch' werden?)"

*** Im Januarheft 1992 der "Zeitschrift für europäisches Denken", allgemein als Merkur bekannt, wetterte Karl Heinz Bohrer gegen die westdeutsche Schaumsprachigkeit mit scheuerlichen Floskeln wie der von der "Mauer im Kopf niederreißen" oder dem Gerede vom Querdenker. Bohrer wünschte sich ein "Wörterbuch des guten Menschen". Kurt Scheel, der den Artikel redigierte, leistete sich ein Späßchen und machte daraus das "Wörterbuch des Gutmenschen" in Anlehnung an das Wörterbuch des Unmenschen. Im Jahre 1994 erschien es dann, der erste Band des Wörterbuches des Gutmenschen, herausgegeben von Klaus Bittermann und Gerhard Henschel. Das Buch berief sich auf Eckhard Henscheids Wörterbuch "Dummdeutsch", das 1985 und – von uns Krauts erweitert – 1986 bis 1992 erschien, ohne jemals den Gutmensch zu erwähnen. Nur das Gutdraufsein hat es in dieses Wörterbuch geschafft, der Vorläufer von Yolo.

*** Sinnigerweise haben die Herausgeber des Wörterbuches den Gutmenschen nicht selbst definiert, sondern einen Gutmenschen zitiert, Horst Eberhard Richter: "Die Besorgten [sehen sich] als geduldige, aber empfindsame Menschen. Sie verspüren innerlich intensiv, was von außen auf sie einwirkt. Aber zugleich kümmern sie sich aktiv um das Leben außerhalb. Häufiger als der Durchschnitt machen sie sich Sorgen um andere Menschen. Wichtig ist ihnen aber auch ihre Innenwelt. Sie sind es gewohnt, sich über ihre eigenen Probleme Gedanken zu machen, und dies in Bereitschaft zu Selbstkritik. Sie verkriechen sich nicht, sondern zeigen sich gern, legen Wert darauf, schön auszusehen."

*** Dieser nervige Typ Mensch, der lieber betet statt zu argumentieren, ist etwas in die Jahre gekommen, besonders unter dem Tugendterror der politisch korrekten Meinungsäußerung, wie sie von der Rechten betrieben wird. Aber es gibt ihn noch, den reinen Gutmenschen, das zeigte Freiheit statt Angst etwa mit der Rede des "im Exil" lebenden US-Amerikaners Jacob Appelbaum. Und es gibt auch die Angst, als Gutmensch auszusehen, etwa bei den Grünen, wie es die tageszeitung in dieser Woche auf ihrer Titelseite trefflich zur Flüchtlingsproblematik kommentierte. Wie war das damals noch mit den Gutmenschen? "Mein Freund ist Ausländer." Genau 90 Minuten lang. Ansonsten gilt heute: Papier ist geduldig.

*** Moralische Überhöhungen können schnell in die Irre führen. Nehmen wir die Frage, wo die deutschen Whistleblower bleiben. Warum gibt es bei uns keinen Snowden? Die erste Antwort könnte darauf verweisen, dass bei unseren Diensten wie BND oder Verfassungsschutz keine Dienstleister wie Booz Allen Hamilton arbeiten. Eine zweite könnte auf das Alter des Whistleblowers verweisen. In all den vielen Büchern über Snowden wird vom Erstaunen der Journalisten berichtet, die in Hongkong einen sehr jungen Menschen trafen. Mit zunehmendem Alter, mit einem Haus und Kindern, sieht das ganz anders aus und liest sich dann wie in diesem Forenkommentar ...

"Übrigens habe ich nicht gesagt, dass ICH kurz vor der Berufsunfähigkeit durch Gewissensbisse stünde. Nur der Teil 'Aber manche können nicht mehr ruhig schlafen und müssen ihr Seelenheil pflegen' war auf mich selbst gemünzt. Ich wollte damit einerseits meine persönliche Motivation erläutern, warum ich mich hier äußere. Andererseits gibt es eben auch Kollegen, die bereits an einem gravierenderen Punkt angelangt sind. Kollegen, die den politisch eingeschlagenen Weg für falsch halten und gerne den Bürgern und dem Grundgesetz dienen wollen, finden sich bei allen Partnerbehörden. In unserem Metier arbeiten nicht nur von Grund auf schlechte Menschen. Jeder einzelne der Zweifler mit Gewissensbissen versucht, mit der persönlichen Situation fertig zu werden. Verschiedene Lösungswege stehen zur Verfügung. Herr Snowden hat einen möglichen Weg gewählt und damit enorme Wirkung erzielt."

So der O-Ton aus einer Behörde, bei der "Industrievertreter ein und aus(gehen), um ihre tollen neuen 'Crime Investigation and Prevention Solutions' zu verkaufen." Hinterlassen in einem offenen Forum, anonym kommentiert. Glaubt man der Süddeutschen Zeitung, so hat sich das überlebt. Kein zielloses Plaudern mehr, sondern ein strukturierter Dialog mit dem Leser ist angesagt. Da reserviert man eine ganze Seite der Wochenend-Beilage, auf der sich acht Historiker äußern, und eröffnet eine Debatte zu einer Frage, die auch so kommentiert werden konnte. Kritische Kommentare sind notwendig, damit der kenntnislose Bellizismus mancher Medien den passenden Widerspruch bekommt und eine andere Sicht der Dinge existieren kann. Nun hat einer der Hausherren des Heiseforums das Kommentieren unter anderem auf Google+ selbst kommentiert. tl,dr? Wie wäre es mit diesem Satz zu diesen Sätzen von Twister:

"Twisters Anmerkung, dass der Begriff 'Troll' heutzutage inflationär gebraucht wird, ist sehr notwendig. Jede Äußerung missliebiger Meinung wird derzeit schnell zum Trollen. Trolle aber, andersrum gesehen, sind ein Zeichen dafür, dass Foren funktionieren."

Was wird.

Widewidewitt, bumm, bumm, Wibadiwum. Wir bauen die Welt um, bis sie uns gefällt. Mit freundlich aussehenden Überwachungskameras Mindestens bis zur nächsten IFA, die noch smarter werden will. Wer "wir" ist, wird wohl die Wibadiwumme Jasmin wissen. All die smarten Dinge, die da mit ihrer proprietären Software ins Haus kommen, und aus dem IT-Gefängnis ihrer Hersteller befreit werden müssen. Moment, moment, das ist die falsche Sicht. Ganz ohne Forum beginnt Jasmins Pendant Fefe mit einem anderen wir:

"Wisst ihr noch, wie wir alle sauer waren, dass die Leute ihre WLANs nicht abgesichert haben, und das unsicher war? Und dann haben wir gemerkt, dass wenn die alle ihre WLANs zunageln, und wir dem Anschlussinhaber Haftung überhelfen, dass es dann nirgendwo mehr freies WLAN für Passanten gibt? Rückblickend eine total doofe Idee, dass wir da gemeckert haben. Hätten wir mal die Schnauze gehalten."

Natürlich kann man das kommentieren. Oder man kann sich auf die Datenspuren freuen, die sich wieder einmal mit Datenspuren befassen, die wir so vorder- oder hinterlassen:

The past lives on in your front room
The poor still weak the rich still rule
History lives in the books at home
The books at home
It's not made by great men.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #534 am: 14 September, 2014, 07:14 »
Es gibt zu viele Berater, die über Online-Journalismus reden und sich dabei eine goldene Nase verdienen, und zu wenige, die sich der Praxis stellen, meint Hal Faber. Die Philosophen aber helfen wirklich mal weiter.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ist der Online-Journalismus abgeschafft? Ist diese kleine Wochenschau am Ende? Denn so sieht es aus, schreibt ein mehr- oder minderkluger Kopf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der längst vergessen hat, wie es mit der Schweriner Volkszeitung im Web begann oder mit Nando.Net als Angebot für Kinder und Jugendliche, die später einmal eine richtige Tageszeitung lesen sollten. So muss das also aussehen, heißt es mit einem Pathos, das an den verblichenen Schrirrmacher erinnert:

"Exzellenten Stoff hervorbringen, ihn in überwältigender Opulenz aufarbeiten, geschickt über alle sozialen und nicht-sozialen Kanäle vertreiben und obendrein einen nicht gekannten Austausch mit dem Leser pflegen. Kurzum, sie müssen ein Feuer anzünden, an dem keiner vorbeikommt."

Feuerchen gefällig? Opulent kann ich auch: schon die letzten Ausgaben der Wochenschau waren bebildert, abseits des Sommerrätsels. Opulent geht so:


*** Aber man predigt ja zu tauben Ohren. Online-Journalismus gibt es nicht, wurde und werde ich nicht müde zu erzählen. Das Medium ist eben nicht die Botschaft, auch wenn es uns Hunderte, Tausende, Millionen von Beratern weismachen wollen, die gut davon leben, ihr Geschwätz an verunsicherte Verlagshäuser und verzweifelte Autoren zu verkaufen. Es gibt zu viele, die über Online-Journalismus reden und zu wenige, die sich der Praxis stellen: Journalismus eben, auf und in den unterschiedlichsten Medien und Ausprägungsformen. Und mit jeweils ganz eigenen, oft kombinierbaren Möglichkeiten, das, was man zu sagen und zu berichten hat, an den Leser zu bringen.

*** Und was ist nun mit dem unerhörten Austausch mit dem Leser? Von mir zu dir, von korpulent zu intelligent? Nach einer nicht repräsentativen Umfrage unter den irgendwie repräsentativ kommentierenden Lesern dieser kleinen Wochenschau nölt selbige viel zu häufig. So im Stil: "Früher war alles besser, gnagna und überhaupt, früher, da blickten wir doch alle durch." Blickten wir das wirklich? Ja, vielleicht bei einen 4040, da konnte man noch jedes Byte beobachten, wie es in den Arbeitsspeicher wanderte, aber dann kam schon der Kontrollverlust und die Klagen über selbigen. So habe ich mich, nach dem Gutmenschen der letzten Wochenschau, wieder einmal auf die Suche gemacht, in Archiven gewühlt und bin fündig geworden bei einem Philosophen, der vor vielen Jahren die c't als die "einzig unbestechliche unter Deutschlands Computeranwendungszeitschriften" lobte. Der schrieb im selbigen Aufsatz:

"Nicht umsonst fiel die Trennung zwischen Supervisor Level und User Level bei Motorola, Protected Mode und Real Mode bei Intel in die Jahre, als auch US-Amerika an den Aufbau eines wasserdichten Zweiklassensystems ging. Nicht umsonst sind beim 80386 gerade die Input- und Output-Befehle durch höchste Privilegstufe geschützt: In einem Imperium, dessen Bevölkerung den Rest der Welt nur durch die Mattscheibe von Fernsehnachrichten zu sehen bekommt, bleibt schon der Gedanke an Außenpolitik ein Regierungsprivileg."

*** Nun haben wir hier kein Sommerrätsel mehr, also kann ich ohne Probleme auf den Germanisten Friedrich Kittler verweisen, der diese originelle Verschwörungstheorie 1991 auf der Jahrestagung des FIfF zum Besten gab, wo er eigentlich über den Frieden und Electronic Warfare sprechen sollte. Kittler hatte damals auf seinem 386er den Memory-Expander QEMM386 von Quarterdeck installiert und arbeitete mit dem Knechtschaftsmodul Word 5.5. Er stand deshalb mit DOS, Intel und ganz besonders Microsoft auf dem Kriegsfuß, weil nichts lief, wie er das wollte, insbesondere nicht die Nutzung des "Expanded Memory". Durch den Protected Mode fühlte er sich nicht geschützt, sondern abgerichtet, vor der Mattscheibe seines Bildschirms sitzend, als Konsument, zu unfroher Arbeit verdammt. Wir sehen, die Zurichtung des Subjektes à la mode de USA fängt eigentlich viel früher an als mit den Spitzeleien von NSA und BND. Bleibt nur die Frage, was gute Arbeit ausmacht in einer Zeit, in der "die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein" (Karl Marx, nicht Friedrich Kittler). Offenbar kann das niemand beantworten, warum sonst wird jetzt für eine Milliarde Euro zur guten Arbeit und zu "Arbeitsprozessen als soziale Faktoren" geforscht im Schweiße unserer Angesichter?

*** Wie geschützt wir allesamt verblöden, das hat in dieser Woche der Spiegel sehr schön gezeigt, als er die hilflosen Handlungsvorschläge Handy veröffentlichte, unter ihnen Schmarren wie "Baldige Ergebnisse beim No-Spy-Abkommen" und Gedankenmüll wie "Druckszenario aufbauen". Sollte wirklich ein Druck aufgebaut werden, dann muss er vom Volk und seinen Volksvertretern kommen, nicht von einer Kanzlerin, die mit ihrem Mobilfunkvertrag schnell zu einem nationalen Provider wechselt. Pustekuchen. Wenn es wirklich um handfeste Details bei NSA und BND geht, wechselt unsere Regierung vom Protected Mode zum Black Mode, dem geschwärzten Modus zum Wohle des Staates, nicht der Menschen. Nicht einmal die NSU-Mitglieder des Untersuchungsausschusses, die zur Geheimhaltung verpflichtet werden können, dürfen die Akten einsehen, so zerbrechlich ist das Imperium Merkelennium. Getoppt wird der Unsinn, wenn selbst europäische Gremien wie Europol auf Weisung aus den USA den Abgeordneten Informationen verweigern. Um es mit Carl Schmitt zu sagen: Souverän ist der, der über den Schwärzungszustand entscheidet.

*** Aber halt, war nicht die opulente Vorstellung dieser Apple-Watch das wichtigste Ereignis dieser Woche? Wohl eher nicht, wenn man nachliest, wie die letzten Hoffnungen der Anständigen auf Apple als das handelnde Subjekt der universellen menschlichen Befreiung enttäuscht wurden. Nein, Apple hat nichts kapiert, seitdem es mit dem iPod den "Beginn des Informationszeitalters" und des Verteilungskapitalismusses einläutete. Statt am Rad der Geschichte zu drehen, spendierte man seiner Uhr ein kleines Scroll-Rädchen:

Es gibt allein zwei unterschiedliche Formen des Informationskapitalismus, die miteinander im Krieg sind, ohne es zu wissen. Wenn Apple die welthistorische Relevanz seines Modells verstünde, dann würde es mit seiner positiven, 'organischen' Kraft den Überwachungskapitalismus wegwischen. Aber nein, stattdessen ist man fixiert auf Dinge: Jungs und ihre Spielzeuge, die ewige Selbsttäuschung bei jeder technischen Innovation. Wir denken immer, es sind die Produkte, die für Innovation und Revolution stehen, aber es sind die Zusammenhänge und Strukturen, die Logik dahinter, die sich ändern.

*** Jungs und ihre Spielzeuge, das sitzt, das hat Schmackes. Diese Uhr, die in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als das "calvinistische Über-I am Handgelenk" verdammt wird und die doch nur eins will, unsere Knete. Was natürlich die Frage provoziert, was Freud von einem Über-Ich am Handgelenk halten würde, das aufzeichnet, wie wir uns je nach Geschlecht die Perle putzen, den Delfin lackieren, den Lurch würgen oder einen von der Palme schütteln. Ausgerechnet unsere sonst so undigitale Regierung hatte sofort eine Antwort parat, in Gestalt der Wirtschaftsstaatssekretärin Brigitte Zypries aus Darmstadt-Wixhausen. Sie empfahl ihren Zuhörern, die Apple Watch beim Sex doch tunlichst abzulegen. Sonst würde doch Intimes gemessen. Wie sangen noch die Straßenjungs? Jeder Mensch ist mal alleine. Und nimmt dann die rechte H^^^ ähem, sein Spielzeug. Und dazu dann das ganze Konsenssoßeheulsusenmusik-Elend, ja, das passt.

*** Darauf muss man nicht gleich einen Ausflug in unsere dunkelsten Stunden unternehmen, es ist aber möglicherweise der passende Kommentar:

Through these city nightmares you'd walk with me
And we'd talk of it with idealistic assurance
That it wouldn't tear us apart
We'd keep our heads above the blackened water
But there's no room for ideals in this mechanical place
And you're gone now
There has to be passion
A passion for living, surviving
And that means detachment.

*** Ablösung? Wo bleibt denn das Positive, Opulente, das Feuer unter unseren Hintern? Ja, man kann sich wirklich mit Digitalcourage freuen, dass der Verein zusammen mit Women in Exile den taz Panter Preis 2014 gewonnen hat und 5000 Euro bekommt. Doch muss diese Geschichtsvergessenheit um jeden Preis nötig sein? "Das Künstlerduo Rena Tangens und padeluun gründete 1985 in Bielefeld Digitalcourage e. V. Seit damals arbeitet der Verein, dem inzwischen rund 850 Mitglieder angehören, an verschlüsselter E-Mail-Software und für mehr Datenschutz", heißt es da bei der taz. Dabei ist es gar nicht so lange her, dass der schöne Name "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs", später FoeBuD der schicken Digitalcourage weichen musste.

Was wird.

Gleich am Wochenanfang wird es lustig, denn da werden auf einer Konferenz zur Zukunft der digitalen Gesellschaft von unserer Forschungsminsiterin Deutschlands digitale Köpfe gefeiert und geehrt, ermittelt von einer Jury der Gesellschaft für Informatik. Abgesehen davon, dass Menschenköpfe bis auf Weiteres noch immer sehr analog funzen, leben die Informatiker offenbar länger, wie der Ewigkeitsfanatiker Ray Kurzweil es einstmals visionierte. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein Mensch wie Marco Boerries als Software-Wunderkind ausgezeichnet wird, im zarten Alter von 48 analogen Jahren.Gewiss, er gab uns Open- bzw. LibreOffice, nachdem sein Starwriter sich gegen Wordstar und Word Perfect behaupten konnte, doch was das Kind im Manne heute auszeichnet, bleibt verborgen. Einerseits. Andererseits ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn Deutschland einen Sonnengott bekommt als Alternative zum fliegenden Spaghettimonster. Es ist alles eine Frage der Anschlüsse, in der Realität wie in Traumasien.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #535 am: 21 September, 2014, 06:02 »
Der Kapitalismus ist alternativloser denn je, auch in Deutschland, wo alles supertoll ist, Bis auf das Asylrecht. Die Börse feiert 'ne Party, bei der Hal Faber mit langem Gesicht in der Ecke steht. War was? Ein Milliardär ist ein bisschen zurücktreten.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** War was? Larry Ellison ist weg, aber nur ein kleines Bisschen. Die ölreichen Schotten essen weiter ihren Haggis und die Camper haben ihre iPhones, fünf Minuten Ruhm inklusive. Der chinesische Kapitalismus feiert seinen Börsengang von Alibaba und Damabisa Moyo kann jubeln über das "turbokapitalistische Feuerwerk". Freuen wir uns auf die Fusion von Alipay und Apple Pay, ebenso über den großen Zusammenschmiss von SAP und Concur, das Firmen wie Airbnb und Uber als Kunden hat. Eigentlich müsste der Kapitalismus mit der Klimakatastrophe verschwinden, aber war der nicht eigentlich schon vor 25 Jahren am Ende, als die Sache mit dem Klima bekannt wurde? Jedenfalls ist dank Naomi Klein etwas Hoffnung da, jedenfalls hinter der Paywall der Süddeutschen Zeitung:

"Die Entmachtung der Öl-und Kohleverbrenner könnte die ermatteten Widerstandsbewegungen des 20. Jahrhunderts revitalisieren und zusammenbringen, um 'die unerledigte Aufgabe der Befreiung' endlich zu vollenden: ökonomische Gerechtigkeit."

*** Der Kapitalismus ist alternativloser denn je, besonders in Deutschland, wo alles supertoll ist, mal abgesehen von ein paar kleinen Korrekturen, etwa beim Asylrecht. Mit Hilfe eines Grünen wurden Bosnien-Herzegowina, Serbien und Mazedonien zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt. "Wir können mehr Verfolgte aus Syrien aufnehmen, wenn weniger Nichtverfolgte aus Serbien zu uns kommen." Das sagte ausgerechnet Bundesinnenminister Thomas de Maizière, mithin Vorsitzender einer Behörde, die das Kontingent bei der Aufnahme syrischer Flüchtlinge auf 10.000 Menschen festgesetzt hat und dieses auch nicht erhöhen will. 10.000 von 3,5 Millionen, nicht gerechnet die Fluchtwellen aus dem Irak. Natürlich ist die Abschaffung der Residenzpflicht ein Fortschritt, auch die Arbeitserlaubnis für Flüchtlinge nach drei Monaten kann als Verbesserung gelten. Irgendwie müssen doch auch Flüchtlinge an ein Mobiltelefon kommen können.

*** Zu den seltsamsten Geschichten dieser Tage gehören die bewundernden Schilderungen über die Cryptophones der Firma GSMK, die aufmucken, wenn sie von illegale Funkzellen oder IMSI-Catchern angebohrt werden. "Dieser Text soll keine Werbung für GSMK machen", heißt es in der Zeit ausgerechnet in einem Artikel, der vor Werbung nur so strotzt. Gelobt wird die Firewall, die in den Cryptophones überwacht, was der Baseband-Prozessor tut. Ganz toll, was die "kleine Berliner Firma, die vor mehr als zehn Jahren von Mitgliedern des Chaos Computer Clubs gegründet wurde", da geschafft hat. Dass dies mit Fördermitteln aus dem Forschungsministerium im Rahmen des SMOG-Projektes passierte, das muss man ja nicht im real existierenden Kapitalismus erwähnen, oder? Besonders schön ist diese Passage aus dem offiziellen Abschlussbericht von SMOG:

Das Ziel dieses Teilprojekts, fertig verwendbare Softwarekomponenten für den Schutz vor Angriffen über die Luftschnittstelle zu entwickeln und diese als softwareseitig nachrüstbare Produktsuite in moderne Smartphones mit leistungsfähigen Betriebssystemen zu integrieren, ist mit diesem kommerziellen Produkt somit voll erreicht worden. Die kommerzielle Vermarktung dieses Produkts hat zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Schlußberichts bereits begonnen; die verwendete Methodik wurde sowohl in Europa wie auch in Nordamerika zum Patent angemeldet.

Eine softwareseitig nachrüstbare Produktsuite, die andere als Patent längst hätten lizensieren und einbauen können, erfordert natürlich Root-Zugriff auf die Hardware und den Baseband-Prozessor. So viel Freiheit darf es einfach nicht geben in diesem Ökosystem, das auf der systematischen Untertanisierung beruht. Handy kommt von Hand, nix Verstandy, von Verstehen und Nachdenken und so Zeugs.

*** Mit Reflexionen aus einem beschädigten Leben haben auch Politiker ihre liebe Mühe. Man nehme nur den amtierenden Justizminister Heiko Maas von der SPD, der im paywallgeschützten Interview mit der Financial Times die Forderung aufstellte, dass Google seinen Suchalgorithmus veröffentlichen soll. Dabei ist der Algorithmus längst öffentlich, da er von Google-Chef Larry Page zum Patent angemeldet wurde. Vor zwei Jahren erschien zudem John Mc Cormacks preisgekröntes Buch, in dem die Idee von Larry Page und Sergeij Brin laienkompatibel dargestellt wird. Bis heute ist es mangels Marktinteresse nicht übersetzt worden.

*** Und was diese Geschichte mit von Marktmächten und Marktinteressen im Turbokapitalismus anbelangt: Wie wäre es, wenn unser Justizminister von der Schufa die Offenlegung der Algorithmen fordern würde, die das Leben im Kapitalismus weit stärker prägen als Google? Das wäre systemsprengend und geht gar nicht, denn "Ohne Schufa kein Happy End". Das geht gar nicht in einer SPD, die es nicht mal schafft, bei der AfD antichambrierende Mitglieder vom Schlage eines Sarrazins rauszuschmeißen.

*** Mit 1,2 Prozent Stimmenanteil hat Kim Dotbomb mit seiner Internet Party das Mana Movement aus dem Parlament entfernt. "Mutti" John Key, der Sohn einer vor der Shoa geflüchteten österreichischen Jüdin, wird weiterhin Premierminister bleiben. Mit der unumwunden Niederlage von Kim Dotcom sind alle Pläne pulverisiert, die Internet Party in anderen Ländern zu etablieren. Der ganze Moment der Wahrheit hatte etwas ur-kimblianisches, denn der :Dicke im Geschäft blieb den Beweis dafür schuldig, dass Warner Brothers eine Mail an Key geschrieben haben.

*** Nun ist bekanntlich der Journalist Glenn Greenwald zusammen mit Kim aufgetreten, womit der Hacker seine speziellen Freunde vom Chaos Computer Club übertrumpfte: Die hatten Greenwald beim 30C3 nur per Videoschalte auf dem Kongress, wie Julian Assange und Edward Snowden beim "Moment der Wahrheit". Wie formulierte es der Twitterer MEGAprivacy Video: "We're honoured to have Edward Snowden demo our upcoming end-to-end encrypted video chat." Wer es freundlich nimmt, wird von einer Werbeverkaufsveranstaltung sprechen, auf die sich Snowden ahnungslos eingelassen hat. Unfreundlicher gesagt, hat Edward Snowden seinen Ruf als Whistleblower nachhaltig ramponiert. Wie von den zwei Körpern des Königs muss man nun von den zwei Körper Snowdens sprechen und die Funktion des Superhelden für die Hackerkultur analysieren.

Was wird.

Zum opulenten Bild in der letzten Wochenschau gab es viele Fragen. Der dort gezeigte deutsche Volksrechner stammt jedenfalls aus dem Jahre 1974 und soll daran erinnern, dass in diesem Jahr der Intel 4040 Geburtstag hat. Erinnert werden soll auch an eine Zeit, in der Deutschland oder Europa bei Hard- und Software auf gleicher Höhe lag. Bald startet das Vintage Computing Festival Berlin, auf dem dieser Rechner im Betrieb bestaunt werden kann. Neben der Ausstellung gibt es Vorträge und Workshops. 1974 waren bereits 20 Jahre vergangen, als am 21.9.1954 der erste Fortran-Code (zu sehen im Einstiegsbild dieser Wochenschau) auf einem Rechner lief. Heute kann man mit der Lupe suchen, was von der deutschen Souveranität in punkto IT zu halten ist. Angeblich soll ja "Made in Germany" gefragt wie nie zu vor sein, nicht nur in Gestalt von Cryptophones bei GSMK. Verschläft Deutschland die Zukunft? Ja, so ist es! Stimmt nicht! Aha, so geht also streiten. Ist ja fast wie bei den Piraten, nur dass diese keine noble analoge Bühne brauchen, sondern sich digital auf Twitter selbst zerlegen. Das ist doch einen Schrottplatz wert.


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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #536 am: 28 September, 2014, 04:31 »
Von politischen und ideologischen Zielen bis zur Erzeugung von Spannung gegen Langeweile resümiert nicht nur Hal Faber. Er lässt jenen mit dem Hellfeld und dem Dunkelfeld den Vortritt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Jaja, Opa erzählt vom Krieg. Aber ja, es gab mal wirklich eine Zeit, in der Deutschland einen von Philip Morris bezahlten "Minister of Tomorrow" hatte, einen ständig rauchenden Schlot ganz eigener Klasse. Nun ist er tot und im Reich der Wissenden, während der amtierende Minister für die Zukunft der Wissensarbeit davon faselt, dass Programmiersprachen als Fremdsprache gelten sollen. Dies in einer Woche, in der sich am Hasso Plattner Institut in Potsdam 4300 Schüler eingeschrieben haben, um in vier Wochen Python vom Python-Entwickler Martin von Löwis zu erlernen und mit dieser Sprache eine virtuelle Schildkröte über den Bildschirm zu steuern. Denn wer Python kann, kann bald Systeme wie Dropbox und Youtube programmieren und schweinereich werden. Ein Praktikumsplatz in einem Startup sollte vielleicht auch drin sein. Toll. In drei Bundesländern ist Informatik übrigens ein Pflichtfach. Und dann gibt es noch Berlin, wo es ganz im Stil des neuen Flughafens Systeme für die Nicht-Benutzung gibt, nach dem Motto: Ich bin ein Server. Und das ist auch gut so!

*** Hört man genau hin, erzählen Opas und Omas nie vom Krieg, sondern von Katastrophen, von irrsinnigen Brüchen in der Biographie, die zumeist unverarbeitet in Opa- und Oma-Köpfen stecken und am Lebensende ausbrechen, in höllisch dementen Momenten. In jener Zeit, in der es den Minister of Tomorrow gab, wurde der Hacker Kevin Mitnick gefasst und verurteilt. EnkelInnen ohne passenden Opa mögen das auf Wikipedia nachlesen. Eine Bewegung namens "Free Kevin" entstand und mit dieser ein neues Wort, "Hacktivism" im Jahre 1995 von einem Mitglied der Hackergruppe Cult of the Dead Cow propagiert. Vier Jahre später spaltete sich die Gruppe Hacktivismo ab, auf die sich – jetzt kommen wir in der Neuzeit an – wiederum Anonymous berief, beim Hacken for the Lulz. Im Heute, Hier und Jetzt will Kevin Mitnick nun das ganz große Rad drehen und mit Zero Day Exploits im großen Stil handeln. Sein "Absolute Z Program" erinnert Opas an einen Comic mit einem durchgedrehten Weltherrschaftsaspiranten, aber das Sommerrätsel ist längst vorbei. Aus "Free Kevin" ist "Bezahlt Kevin" geworden und die Hackerethik hat sich erledigt. Das wusste schon Wau Holland, der anlässlich des Todes von Tron auf Spiegel Online vorab erklärte, warum die in der vorigen Wochenschau erwähnte Firma GSMK entstehen musste:

"Die amerikanische Hackerkultur wird nach unserer Einschätzung sehr stark zusammengehalten von dem Motiv 'Free Kevin' zur Befreiung des eingekerkerten 'Musterhackers' Kevin Mitnick – und das ist zu wenig. Mir fehlen einfach die inhaltlichen Perspektiven, etwa im Umgang mit milliardenschwerer Technik wie Chipkarten. Nach dem Tod von Tron heißt hierzulande die klare Devise: Jetzt erst recht! Also, ISDN-Verschlüsselungs-Telefone bauen, wie er es in seiner Diplomarbeit beschrieben hat. Und bei Chipkarten auf Teufel komm' raus hacken und zerlegen, was zu zerlegen ist. Und wenn's die Geldkarte ist, die dabei plattgemacht wird – da gibt es keine Rücksicht. Nach Tron kann es keine Rücksicht mehr geben"

*** An dieser Stelle lassen wir den Kriminalisten den Vortritt. Das sind die mit dem Hellfeld und Dunkelfeld und der Frage, ob Anonymous, die Hacker oder diese Hacktivisten eigentlich Cyberkriminelle sind.

"Hacktivismus stellt die Verbindung des Hackings mit dem Geist des Protestes und damit einhergehenden neuen Arten des sozialen Umgangs seit dem Ende des 20. Jahrhunderts dar. Die Motivation der als Hacktivisten bezeichneten Täter begründet sich häufig in politischen und ideologischen Zielen, wobei die Täter Mittel der modernen Kommunikation und Fertigkeiten des Hackings nutzen, um ihre Ziele zu vermitteln und durchzusetzen. Die Handlungen der Hacktivisten können aber auch durch Spaß am Hacking, die Gewinnung von Anerkennung und Respekt in der Szene oder die Erzeugung von Spannung gegen Langeweile motiviert sein."

*** Von politischen und ideologischen Zielen bis zur Erzeugung von Spannung gegen Langeweile, das ist eine dermaßen breite Definition, dass jeder Aufruf einer Shell schon als Hacktivismus gelten kann. Wie gut, dass die Kriminalisten feststellen konnten, dass derzeit Ruhe herrscht, auch wenn jede Ruhe einfach nur die Ruhe vor dem großen Sturm sein könnte. Nun sollen Medienrecherchen das Dunkelfeld ausleuchten, weil es zum echten Hacktivismus gehört, dass "Hacktivisten ihre Taten auf digitalen Plattformen 'öffentlich' machen und damit ins Hellfeld bringen und insofern auch der dunkelfeldbegünstigende Aspekt eines niedrigen Anzeigeverhaltens nur eine geringe Rolle spielen würde". Alles klar? Etwas einfacher gesagt: Zu jedem Hacker gehört ein Medium, das seine Taten rühmt.

*** Gar schauderlich sind diese Medien-Berichte über Hackertaten, wenn es um TOR und TAILS geht. Ganze Bücher werden über die dunkle Seite des Internet geschrieben, auf der der berüchtigte Drogenmarktplatz Silk Road angesiedelt ist. Auch unter den Kriminalisten ist das Gemunkel groß. Man denke nur an das Grundsatzreferat Kriminalistik 2.0 des aus dem Dienst scheidenden BKA-Chef Jörg Ziercke, in dem das Zwiebelrouting von TOR als das Urböse schlechthin beschrieben wird. Mal sehen, ob sein humorvoller Nachfolger Holger Münch das besser hinkriegt, denn die offizielle Auskunft der Bundesregierung zu TOR ist da und liest sich so:

"Die Bundesregierung befürwortet Maßnahmen, die der Verbesserung von Datenschutz und Datensicherheit dienen. Hierzu zählen insbesondere auch Technologien, Verfahren und Anwendungen, die dem Schutz personenbezogener oder vertraulicher Daten vor unbefugten Zugriffen Dritter einschließlich der Anonymisierung und Pseudonymisierung dienen. Dies entspricht auch dem Grundgedanken des Telemedienrechts. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist TOR für niedrigen bis mittleren Schutzbedarf ein brauchbares Werkzeug zur Aufrechterhaltung der digitalen Privatsphäre."

*** Die nützliche Definition für den mittleren Schutzbedarf unserer Privatsphäre steckt in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion, was sich so bei der Bekämpfung von Cybercrime tut und ob es in unserem schönen Land cyberterroristische Attacken gegeben hat. Nö, teilt die Regierung mit, nur E-Mail mit Schadsoftware in den Anhängen, die "vor dem Hintergrund einer Beurteilung ihrer Qualität sowie ihrer Anhänge mit hoher Wahrscheinlichkeit einen nachrichtendienstlichen Urheber vermuten lassen". Ob dahinter unsere Freunde von der NSA oder einem Sonststaat stecken, wird nicht gesagt, das ist Verschlusssache R.U. oder VS Geheim. Denn ganz im Tal der Ahnungslosen lebt diese unsere Regierung nicht. Aufklärung des Volkes, das geht einfach nicht, weil viele Unbefugte in so einem Volk enthalten sind:

"In den Antworten [...] sind Auskünfte enthalten, die unter dem Aspekt des Schutzes der nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern besonders schutzbedürftig sind. Eine öffentliche Bekanntgabe von Informationen zu technischen Fähigkeiten von ausländischen Partnerdiensten und damit einhergehend die Kenntnisnahme durch Unbefugte würde erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit haben. Würden in der Konsequenz eines Vertrauensverlustes Informationen von ausländischen Stellen entfallen oder wesentlich zurückgehen, entstünden signifikante Informationslücken mit negativen Folgewirkungen für die Genauigkeit der Abbildung der Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland sowie im Hinblick auf den Schutz deutscher Interessen im Ausland."

Was wird.

Bekanntlich haben die Sicherheitslagenverräter von der Opposition das Bundesverfassungsgericht angerufen, um die Vernehmung Edward Snowdens zu den Fähigkeiten von ausländischen Partnerdiensten zu erreichen. Derweil ist Snowden einer der diesjährigen Preisträger des alternativen Nobelpreises und das bringt Schweden in die Klemme. Unmittelbar nach Bekanntgabe des Preises ließ der noch amtierende schwedische Außenminister der Stiftung die Nutzung seines Pressezentrums untersagen, in dem sonst verkündet wird, wer den Preis bekommt. Snowden will den Preis am 1. Dezember im schwedischen Reichstag entgegennehmen. Dann ist freilich eine neue Regierung im Amt, die ein Signal setzen könnte.

Vom alternativen Nobelpreis zum alternativen IT-Gipfel ist es nur ein Wörtchen. Dieser findet, genau wie der echte IT-Gipfel mit Merkel in Hamburg statt und wird von der Open Source Business Alliance und den Grünen veranstaltet, gleich nach dem großen, bereits jetzt alles überschattenden Gipfel. Wo Merkel ist, muss de Maizière ausweichen, weshalb seine Arbeitsgruppe einen Tag davor die IT-Sicherheitsagenda Deutschlands vorstellt. Damit dies ausreichend gewürdigt wird, gibt es nächste Woche schon einmal den #FoDiG. Nein, das ist keine Neuauflage des FoeBuD, sondern der live gestreamte Dialog mit Experten der Zivilgesellschaft über den Datenschutz und das Recht auf Vergessen. So sieht Netz-Teilpolitik aus.


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« Antwort #537 am: 05 Oktober, 2014, 06:39 »
Eine Apple-Anzeige regt zum Nachdenken an an so einem langen Wochenende, an dem der östliche Bürgermut gelobt wird. Es ist an der Zeit, dass mal ein Kapitalist die Welt interpretiert, findet Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Mao, Engels, Lenin, Marx, Trotzky, Hallo. Dazu die Ansage: "Es wurde Zeit, daß mal ein Kapitalist die Welt verändert." So wirbt man kurz und bündig. So warb Apple jedenfalls im Jahre 1984 in allen großen westdeutschen Zeitungen. Die Kampagne mit den fiktiven Buchrücken und einem echten Macintosh durfte seinerzeit übrigens nicht als Papier in den Unrechtsstaat DDR einreisen. Dort war das Verhohnepiepeln der Klassiker des real existierenden Sozialismus nicht erlaubt und Trotzki samt seiner permanenten Revolution ein Fall für die Giftschränke. Nun haben wir den Tag der deutschen Einheit hinter uns, afrikanisches Liedgut geschmettert und vom "Radweg Deutsche Einheit" geschwärmt. Der von Bonn nach Berlin führen und ganz im Geiste des großen Täve Schur davon künden soll, wie Radeln, Elektromobilität und digitale Infrastruktur zum Sieg des, ähem, des Samwerkapazitiven Einheitsstaates Deutschland beitragen. Während an diesem bananigen Wochenende in Berlin alte Computer und Relais munter rasseln, sollte man sich daran erinnern, was mit ihnen angestellt wurde: Stalin statt Marx und Engels! Aus der Perspektive des Amtes für nationale Sicherheit liest sich das so:

Du hast doch mir den 40-Mark-Schein rübergeschickt. Kannst du mir zufällig sagen, was da draufsteht?

Informant: Das ist ein... na ja.. so'n Computerdruck. Und der ist rot gestaltet, so ungefähr wie ein 50-Mark-Schein, nur ist... statt Engels ist da ein Stalin-Bildnis drauf und dann sind da im Text sind da drinne hier: Für diesen Schein kriegen Sie nichts, aber für den echten auch nichts. Und dann sind da noch solche grafischen Darstellungen wie zum Beispiel Industrieanlage und daneben absterbender Wald. So und dann Banknotennummer, da steht denn bloß druff die Nummer 49-53-61-89, da musste ich selbst mal stutzen, was das war...

*** Von 1949 über 1953 bis 1989 und es geht weiter, Volksgenossen: 25 Jahre nach dem siegreichen "Wir sind das Volk" antwortet die aktuelle Regierung: "Na und?". Welch feinsinniger Zug unserer Politiker ist es doch, zu diesem Jubiläum der "Einheit in der Vielfalt" nicht nur Cybertalk zum Besten zu geben und zur Nutzung von De-Mail aufzurufen. Perspektivisch glänzend und die innere Bindung nostalgischer Ostis fördernd ist die Idee, den PM 12 wieder aufleben zu lassen, damit verdächtige Personen ohne Prozess und Einspruchsmöglichkeiten auf Weisung anonymer Verfassungsretter Deutschland nicht verlassen können.

*** Das heile Bild wird schwer getrübt durch einen anderen unserer Demokratierettungsdienste, der beim Projekt namens Eikonal die Mauer durchlöcherte, die zwischen aus- und inländischer Kommunikation gezogen wird. Die das Grundgesetz aushebeln mit ein bisserl Software, wer merk(el)t das schon? Ein mit dem ausdrücklichen Segen von Frank-Walter Steinmeier eigens programmierter Filter namens DAFIS (wohl: Deutsch Ausländischer Filter Internationaler Systemkommunikation) schaffte es nicht, die deutschen Daten vollständig zu löschen, bevor das Material unseren amerikanischen Freunden übergeben wurde. Die dann in den Gigabytes dann nach typisch terroristischen Begriffen wie EADS und Eurocopter suchten. Bis zur Einstellung der Operation sollen immer wieder deutsche Daten durch den albtraumartigen Filter geflutscht sein. Für 300 Millionen Euro wollte man bekanntlich einen neuen Filter proggen, frei nach den geflatterten Worten von Karl Marx, dass die Philosophen die Welt nur verschieden gefiltert haben und es darauf ankommt, die Filter zu verändern.

*** Es ist an der Zeit, dass mal ein Kapitalist die Welt interpretiert: So eine Apple-Anzeige regt zum Nachdenken an langen Wochenenden an, an denen der östliche Bürgermut gelobt wird. Wer hat eigentlich die Welt mehr verändert, der Marxismus-Leninismus, der Kapitalismus oder der Macintosh oder das iPhone? Ganz schnell müsste man eigentlich den Kapitalismus rausstreichen. Wer Berichte über das Tun der Samwer-Brüder liest, die fremde Geschäftsmodelle kopieren, eine Kultur der Angst aufbauen, und ihre Mitarbeiter als Soldaten klassifizieren, kann sich nur mit Schaudern vom Kapitalismus abwenden. Aber, aber: Abseits der reinen Nachrichten vom Börsengang überwiegt ein bewundernder Unterton über den "Schrauben-Würth des Internets" in den Berichten. Vor harten Hunden kuschen ist eben eine deutsche Untugend, unabhängig von allen deutschen Unrechtsstaaten, immer wieder gern gesehen und ausgelebt bis zur Verkümmerung des aufrechten Ganges. Dann fällt noch ein Faktor auf: In dieser Woche veröffentlichten die Marktforscher von IDG gemeinsam mit dem Workplace Bullying Institute eine weltweite Umfrage unter 650 hohen IT-Managern. Nicht weniger als 75 Prozent der Befragten wurden im Laufe ihrer Karriere schikaniert, womit die IT mit Abstand der mieseste Platz für Manager wäre -- mit den Jobs-Typen als dem miesesten von allen.

*** Für Mao, Engels, Lenin, Marx und auch für Trotzki gab es eine Basis der materiellen Produktion, die den Überbau bestimmte: Von Software hatte alle fünf keine Ahnung. Bei der Hardware gibt es Überlegungen des Fabrikanten Friedrich Engels zur Zukunft von Rechenmaschinen. In Maos Zeiten, als in China Computer benutzt wurden, wurde mehr den Operateuren misstraut als den Geräten. Später entschied man sich für die MOPS-Architektur und kaufte eine unbegrenzte Lizenz für ganz China. Bis heute kämpft der Drachenkern mit Akzeptanzproblemen. Vom Kybernetiker Stafford Beer, der im sozialistischen Chile unter Allende am Cybersyn-Projekt arbeitete, gibt es die Anekdote, dass er einen Kybernetik-Vortrag abbrechen musste, weil dieser eben nicht mit der Avantgarde der Arbeiterklasse als Lenkungsinstanz endete, sondern mit dem Satz: "Der Staat ist eine Maschine". Andererseits gab es in der DDR den Kybernetiker Georg Klaus, der Demokratie kurzerhand mit Rückkoppelung übersetzte – und damit in Ungnade fiel. Zur Offenlegung von CP/M und zur Vorstellung von Windows 10 als allerneueste Kachelei muss man mit einer tiefen Verbeugung vor Gordon Moore festhalten, dass Software diese Welt mehr als Hardware, Marx & Co verändert hat. Die grafische Oberfläche von Douglas Engelbart und das World Wide Web von Mauerfeind Tim Berners-Lee sind Revolutionen. Dazwischen gibt es viele Spielarten. Das Vermächtnis der Hippies um Whitfield Diffie könnte man dazu zählen, auch wenn es nur die Retter mit den drei Buchstaben ärgert.

Was wird.

Liberté, Égalité, Fraternité, das alles gab es vor Mao, Engels, Lenin, Marx, Trotzky und Hallo. Das hatte Drive und brachte Menschen dazu, an das Menschsein zu glauben. Wie oft konnte man an diesem feiervollen Wochenende das Wort von den "unhintergehbaren Menschenrechten" hören (die, nebenbei, im Mittelmeer ersäuft werden)?? Hopplahopp, sie sind hintergehbar, Großbritannien macht den Anfang: die britische Regierung will nach dem Sieg über die schottischen Abspalter auch die lästige europäische Menschenrechtskonvention loswerden, die nach den Worten des Premierministers David Cameron zu skandalösen Urteilen geführt hat. Es ist eine Zäsur, gegen die weder Hard- noch Software ankommen können.

Oder vielleicht doch? Die Frankfurter Buchmesse startet, mit einem Großauftritt von Jaron Lanier, ganz ohne den IRL kleinen doch inetRL großen Zampano Frank Schirrmacher, aber mit dem Buch von Christian Schwägerl über die Analoge Revolution. Vergesst Mao, Engels, Lenin, Marx, Trotzky und Hallo: Der Mensch erkennt nach dieser Lektüre, wie er mit Natur und Technik unauflösbar verwoben ist. Es gibt kein Internet, sondern ein Allesnetz, in dem Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen und Computer miteinander verbunden sind und eine tobende Party vibrierender Materie feiern. Alles Klar? Auch auf der Andrea Doria?

Wie könnte eine Wochenschau anders enden, als mit einem Kommunist, der einen Chip interpretiert? Die Ehre gebührt in diesem Falle Erich Honecker, der am 15. August 1989 zur Vorstellung des ersten in der DDR gefertigten 32-bit-Chips eine Art teleologischen Agrarmarxismus predigte: "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf."


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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #538 am: 12 Oktober, 2014, 06:00 »
Wo bleibt das Positive? Ist der Computer nicht unser aller Freund?, fragt Hal Faber in diesen grusligen Zeiten, in denen irgendwelche Internetpioniere mit seichtem Humanismus-Geschwätz irgendwelche Friedenspreise bekommen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** "So sieht ein Arbeitsplatz-Killer aus", plakatierte der DGB im Jahre 1979. Bemerkenswert, dass keine schwielige Hand den Killer hält, sondern eine weibliche Griffzange zu sehen ist, mit gefährlich spitzen Fingernägeln und einem Stempelabdruck am Daumen. Wie dem auch sei, die Kampagne hatte Erfolg. Jahrelang gruselten sich die Deutschen vor den Computern. Wenn von ihnen schon einmal im geistreichen Feuilleton geschrieben wurde, waren es in Texten wie dem über den Sonnenstaat des Doktor Herold, der zeitgleich mit dem Plakat erschien. Noch 1985 forderte ein Wissenschaftler und Journalistenausbilder einen "umfassenden Entwicklungs- und Anwendungsstopp von Informationstechnik" auf allen Ebenen und bekannte Mescalero-mäßig seine "klammheimliche Freude" über alle Formen der Computersabotage. Niemals dürfe der Deutsche zur Gruppe der "Technologie-Dulder gehören, die früher oder später an ihrem Bildschirm-Arbeitsplatz durch Roboter ersetzt werden wird."

*** Von wenigen Begeisterten abgesehen, die "Reisen zu den Infonauten" unternehmen, wiederholte sich das Gruseln, als das gefestigte Deutschland unter Kohl die "Datenautobahn" wahrzunehmen begann. Während Netztechnologien alle Lebensbereiche eroberten, erschauderte man mit "Sex, Lügen und das Internet", in Anlehnung an einen Film von Soderbergh. Das zog sich hin bis zum "Tatort Internet" der Freifrau von und zu Guttenberg. Jetzt geht es munter weiter mit Jaron Lanier, der als Friedenspreisträger erzählen kann, wie gruselig doch die Zeiten sind in denen wir leben, garniert mit seichtem Humanismus-Geschwätz. Das einer wie Lanier von den Friedenspreisverschleuderern als "Pionier in der Entwicklung des Internets" gewürdigt wird, ist eine grandiose Fehlleistung ähnlich der "Ländersache Datenautobahn" eines Helmut Kohls. Ebensowenig kann er den Cypherpunks zugerechnet werden, wie es die tageszeitung schwärmt. Über das "philosophische Urgestein der digitalen Welt" sinnieren die den Preis aufbindenden Preiselbären:

"Eindringlich weist Jaron Lanier auf die Gefahren hin, die unserer offenen Gesellschaft drohen, wenn ihr die Macht der Gestaltung entzogen wird und wenn Menschen, trotz eines Gewinns an Vielfalt und Freiheit, auf digitale Kategorien reduziert werden."

Solche Sprachschäume sind einfach nur schmerzhaft. Wer oder was entzieht denn unserer "offenen Gesellschaft" (des Mos Maiorum eigentlich die "Macht der Gestaltung"? Und was sind bitteschön "digitale Kategorien"? Duckduckgeht man diesem Begriff hinterher, landet man wieder und wieder bei dem schwachsinnigen Satz der Jury, selbst bei der Wahl anderer Sprachen.

*** Im krassen Gegensatz zum seichten Sprachplanschen lässt sich allein an den Tickernachrichten einer einzigen Woche konkret bestimmen, wie das mit der "Macht der Gestaltung" aussieht in diesem unseren Land. Da gibt es einen amtierenden Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, der gemäß einer Zeugenbefragung allen Ernstes ungestraft behaupten darf, dass Geheimdienstler ohne jegliches Reglement und Kontrolle in Deutschland Satellitendaten aus dem Ausland erfassen und auswerten dürfen, weil diese "im Weltall erhoben werden", in dem keine deutschen Gesetze gelten würden. Juristen finden das skandalös, während wir rätseln dürfen, wo das Weltall à la mode de BND beginnt? Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre? Ich schlage die Schindlersphäre vor. Sie beginnt wenige Meter über dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, wenn man aufspringt und sich über den Schnüffelstaat empört. Dann darf man abgeschnorchelt werden.

*** Nun gut, für die abstrusen Argumente eines Geheimdienstlers kann man einen wie Lanier nicht verantwortlich machen. Was aber ist mit seiner Idee, dass die NSA alle entschädigen muss, die ohne richterlichen Beschluss ausspioniert wurden, weil Geld der Gegenwert einer unbegrenzten Lizenz zum Ausspähen ist?

"They will not be able to do omni spying anymore. They won’t be able to spy in advance without people knowing they’re being spied on, because the people will get money, and that’s proper."

Wenn am Ende nur die Frage wichtig sein sollte, wer wie bezahlt wird, muss es auch Antworten geben, was mit dem Geld passiert, das für die Leitung der universalen Schnüffelei gezahlt wird. So ist es recht aufschlussreich, wie es um die Investments des ehemaligen NSA-Chefs Keith Alexander bestellt ist, deren Offenlegung angeblich die nationale Sicherheit der USA bedroht. Worüber man nicht sprechen darf und wo man nicht investieren und infiltrieren kann, darüber muss man schweigen und kräftig sabotieren. Bislang machten deutsche Provider und Firmen große Augen, wenn man als Journalist nach möglichen NSA-Spionen fragte. Undenkbar! Dabei ist der Kopf rund, damit der Spion die Seiten wechseln kann.

*** Ja, der Snowden-Zähler ist wieder ein kleines Stückchen gewachsen, mit stabilen Tendenzen für die nächsten 35 Jahre. Diesmal mit Hilfe von Laura Poitras, der Filmemacherin, die in Berlin im Exil lebt, wobei dieses Exil selbst gewählt ist: Ihren neuen Dokumentarfilm Citizen Four stellte sie persönlich in New York vor. Er soll übrigens die tröstliche Nachricht enthalten, dass Snowdens Freundin nun in Moskau an seiner Seite lebt und dieser nicht, wie weiland Kim Philby, im Alkoholismus enden muss, wie das die Klatschpresse befürchtete. Kein Grusel im Osten.

*** Nach vielen obskuren Entscheidungen zum Friedensnobelpreis findet die Auszeichnung von Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi große Zustimmung und nur wenig Kritik. Abgesehen von radikalen Islamisten kam die heftigste Kritik im Freien Westen™ ausgerechnet vom Twitter-Konto von Wikileaks, hinter dem Julian Assange vermutet wird. Man zwitscherte dort, dass die junge Malala als 2Marke westlicher Medien abwertete und meinte, dass das Nobelkomitee die Regeln der Preisvergabe verletzt habe. Auch wenn die Antwortfristen für Assanges Anwälte in dieser Woche noch einmal verlängert wurden, läuft die Zeit im aktuellen Verfahren davon. Hinzu kommt, dass Schweden Pälästina anerkennen will, um den sogenannten "Zwei-Staaten-Prozess" einzuleiten. Die Argumentation, dass solch ein Staat als Marionette der USA agiert, erscheint abseitiger denn je zuvor. In Schweden hat sich derweil die Anwältin der durch Assange genötigten Frauen in der größten Tageszeitung zu Worte gemeldet und die urteilende Rolle der Medien beklagt: Nach der Tragödie kam die Farce, nun kommen die Clownereien und danach die Tränen.

Was wird.

Wie war das noch einmal mit der "Macht der Gestaltung"? Wir haben einen BND-Präsidenten, dessen Verstand ins Weltall entflüchtet ist. Wir haben die bereits in der letzten Woche erwähnte BND-Operation Eikonal, die nun nicht vom BND, sondern von der genervten NSA beendet worden sein soll. Wir haben einen Verfassungsschutz, der seit 2005 und nicht erst seit 2011 etwas vom nationalsozialistischen Untergrund etwas hätte wissen können. Was wir angesichts dieser geballten Inkompetenz nicht haben, ist Mumm. Politische Verantwortung für den Eikonal-Filter DAFIS, die wie erwähnt bei Frank-Walter Steinmeier liegt, wird aus Gründen der nationalen Sicherheit abgelehnt, wobei die Gründe selbstschweigend eine geheime Verschlusssache sind.

Ist Besserung zu erwarten? Die Skepsis ist groß. Für den NSU-Untersuchungsausschuss muss in der anstehenden Woche der abgehalfterte Clemens Binniger (PDF-Datei) ran, die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden zu loben. Am gleichen Tag debattiert Wirtschaftsminister Siggi Pop Gabriel mit Googles Eric Schmidt über die "Wirtschaft von morgen", gleich nach der ach so transparenten TTIP-Debatte im Bundestag. Es soll selbstredend kein Google-Bashing werden, sondern eine "offene Debatte". Schließlich verändert sich Google gerade von einer unbösen Suchmaschine zum (nicht nur) deutschen offiziellen Löschdrescher im Namen eines Datenschutzes, der Meinungsfreiheit für einen Fußabtreter hält, auf dem die Scheiße hängenbleiben kann. Und dann? Der rest wird Schweigen sein, wenn unsere Datenschützer und, haha, haha, "Beauftragte für Informationsfreiheit" das letzte Wort haben: "Eine Befugnis der Anbieter von Suchmaschinen, Inhaltsanbieter routinemäßig über die Sperrung von Suchergebnissen zu informieren, besteht nicht." Schwamm drüber!

Wo bleibt das Positive? Ist der Computer nicht unser aller Freund, wie es ein chilenisches Flugblatt während der Regierungszeit von Salvador Allende im Juli 1973 formulierte? Was ging da schief?


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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #539 am: 19 Oktober, 2014, 08:01 »
Wir. Dienen. Was dann vom Geschwurbel übrig bleibt, sind Datenwellen, aus denen irgendwie erstaunliche Vermögen entstehen, weil unaufhörlich gerührt wird, hat Hal Faber festgestellt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Mit großem Tamtam und schwer bedeutsamen Artikeln im Feuilleton hat Jaron Lanier am vorigen Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. Er bedankte sich mit einer langen und ziemlich wirren Rede, die hier im Original und hier als Übersetzung nachlesbar ist. Das eigentliche Drama folgte: Ausgerechnet die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlichte eine dermaßen stark gekürzte Fassung seiner Rede, dass Leser ohne Zugang zu diesem "Internet" vor einem Rätsel standen. Dabei war es der verstorbene Feuilleton-Chef der FAZ, Frank Schirrmacher, der Lanier zum Schutzpatron vor einem Internet kürte, in dem Menschen nicht als Crowd, sondern nur noch als "Rudel" oder englisch als "Pack" wahrgenommen werden. Mit seiner Geschichte von den "Flashmobs" und "Shitstorms" des "Packs" hat Lanier unter seinen Zuhörern ein wohliges Gruseln erzeugt, denn gebildete Menschen legen nun einmal nicht ihren "inneren Schalter" um, auch wenn sie Geschichten vom Enthaupten hören, die sich nicht in irakischen Provinzen abspielen.

"In der Online-Welt führen These und Antithese, eine Hand und die andere, nicht mehr zu einer höheren Synthese. Hegel wurde enthauptet. Stattdessen gibt es nur statistische Datenwellen, die unaufhörlich zu erstaunlichen Vermögen zusammengerührt werden von denen, die sie benutzen, um ihren wirtschaftlichen Vorteil auszurechnen."

*** In der Online-Welt können These und Antithese nebeneinander stehen und verlinkt werden, eine gedachte Linie muss nicht gezogen werden. Und Hegel verstarb an Cholera oder an einem Magenleiden in Berlin, auch wenn im Preußen seiner Zeit die Enthauptung die gesetzlich vorgeschriebene Hinrichtungsmethode war. Im Keller seines Hauses befindet sich heute eine wunderbare Sammlung toter Medien wie etwa Btx-Terminals und Abhörgeräte des Ministeriums für Staatssicherheit.

*** Was vom Geschwurbel übrig bleibt, sind Datenwellen, aus denen irgendwie erstaunliche Vermögen entstehen, weil unaufhörlich gerührt wird. Wer das ist, wer damit erstaunliche Vermögen akkumiliert und eben mal eine Zeitung wie die Washington Post kaufen kann, darüber schweigt Lanier. Stattdessen spricht er lieber von Rudeln und Büchern, die bei Amazon zu bestellen sind oder gleich aufs Kindle geladen werden. Wer ist eigentlich die unendlich reiche "Minderheit ganz oben auf den Rechnerwolken", die von der Ökonomie des Teilens profitiert? Warum nennt Jaron Lanier nicht Jeff Bezos, Marc Zuckerberg, Peter Thiel oder Pierre Omidyar, die die "Regierungen schwächen"? Und wie geht das eigentlich, den Reichtum zu vermehren? Das machen die bösen Algorithmen, die alles wissen. Bei Lanier liest sich das so:

"Big Data schürt die algorithmische Konzentration von Reichtum. Zuerst ist es in der Musik- und Finanzbranche passiert, doch der Trend greift auf jeden zweiten Schauplatz menschlicher Aktivität über. Algorithmen erzeugen keine Garantien, doch sie zwingen nach und nach die breite Gesellschaft dazu, Risiken zu übernehmen, von denen nur ein paar wenige profitieren."

*** Selbstredend bleibt es unklar, wer die paar wenigen sind. Vielleicht sind es nur die Samwer-Brüder, die irgendwem das Internet geklaut haben und es nun stückweise verscherbeln. Vielleicht ist alles nur ein ganz ausgefuchster Plan fiesester Kommunisten und sonstiger Expropriateure, die sich am Internet der Dinge begeistern und von HighTech-Öko-LPGs träumen, auf denen massenhaft Drohnen eingesetzt werden und die intelligente Fabrik den Arbeiter von seiner Arbeit enteignet?

"Die laufende Aktualisierung von großen Datenbeständen (Big Data) wird in allen Facetten eine Grundlage von Planungsprozessen sein. Die partizipatorisch-sozialistische Gesellschaft wird die Widerspruchsebenen zwischen Expertentum und Beteiligung, gesamtgesellschaftlichen Interessen und Schutzrechten des Individuums laufend auszutarieren haben – allerdings ohne den Antagonismus von Kapital und Arbeit, ohne Krisen und Kriege."

*** Dieser linke Text hat keinen Link, weil er in den marxistischen Blättern steht, die klassenbewusst tote Bäume nutzen, um "Kybernetik, Internet und neue soziale Medien" für die Zeit nach dem Sieg des Sozialismus durchzudenken. Aber passend zu den Aufbrüchen von links kommt die Warnung aus Amerika, natürlich vorgetragen von Evgenij Morozov: Denkt mal an Chile und den Sieg des Sozialismus unter Allende, wo der Computer, diese Planmaschine, alles vermasselte. Oder war gar dieser Deutsche dran schuld, der statt einem ordentlichen Desktop die Bedienungselemente des Rechners in einer Chording-Tastatur in der Armstütze verbaute?

*** In seiner eigenartig verschwurbelten Form hat Jaron Lanier seinen Zuhörern in Frankfurt auch etwas Richtiges erzählt vom Datenschutz, als er die Regel "Privacy by Design" so formulierte:

"Ganz gleich, was man über Datenschutz denkt, es ist der Code, der in fernen Cloud-Computern läuft, der bestimmt, welche Konzepte von Datenschutz gelten. Die Idee von Datenschutz hat viele Facetten, breit gefächert und stets schwer zu definieren, doch der Code, der Datenschutz schafft oder verhindert, ist auf banale Weise konkret und allgegenwärtig."

*** Nun gibt es ja das Vorurteil, dass deutscher Datenschutz besonders gut ist, ein ganz oberfeines "made in Germany" halt. Einnern wir uns nur an die Zeit, als eine Ministerin namens Ilse Aigner den deutschen Datenschutz als höchstes Gut pries – und ausgrechnet den "digitalen Radiergummi" von X-Pire auszeichnete, der wenig später eine Bruchlandung produzierte. Bei Lichte betrachtet ist der Qualitäts-Datenschutz gar nicht so deutsch, sondern eine Art griechischer Import. 1970 wurde mit dem hessischen Datenschutzgesetz das erste Gesetz dieser Art realisiert. Diese "Regelung für den Schutz personenbezogener Daten und zur Abwehr einer Gefährdung der verfassungsmäßig festgeschriebenen Gewaltenteilung durch die Automatisierung der Datenverarbeitung" verdanken wir dem Juristen Spiros Simitis, der heute 80 Jahre alt wird. Der Jurist, der als einer der ersten erkannte, dass Datenschutz und Demokratie zusammengehören, war "nur" hessischer Datenschützer. Den Ruf auf die Stelle des Bundesdatenschutzbeauftragten lehnte er mit dem richtigen Hinweis ab, dass ein Datenschutz unter federführender Aufsicht des Bundesinnenministeriums der Gewaltenteilung widerspricht. Sein Hinweis aus dem Jahre 1977, dass Polizei, Verfassungsschutz und das Gesundheitswesen eigene, besonders scharfe Datenschutzgesetze brauchen, gilt unverändert. In diesen Tagen, in denen selbst ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss vom Geheimdienst BND genasführt ist es wichtig, an die Maxime von Simitis zu erinnern, dass der bewusste Verzicht auf zugängliche Informationen eine Grundvoraussetzung der Demokratie ist. Für den Datenschutzpropheten gibt es nur ein passendes Geburtstagsständchen.

Was wird.

Große Ereignisse werfen wieder einmal ihren Schatten voraus, besonders wenn sie, wie der IT-Gipfel in Hamburg, die Zugspitze überragen. Das ist zwar der höchste Berg in Deutschland, aber er setzt sich nicht für den Breitbandausbau ein. Darum gleich noch ein Filmchen. 50 Megabit bis 2018 in jedem Haushalt! Wer wird denn da noch irritiert sein, wenn unsere Kanzlerin die aktuell aufs Eis gelegte Netzneutralität so definiert:

"Hier geht es um ein europa-einheitliches Vorgehen, zum Beispiel bei der Frage der Netzneutralität, die es ermöglicht, dass jeder Zugang zum Internet hat und trotzdem bestimmte Spezialdienste von jedermann auch so angeboten werden können, dass das Ganze sicher ist."

Da kommt man glatt ins Grübeln wie sonst nur bei einer Lanier-Rede: Wer ist bloß dieser Jedermann, der Spezialdienste anbietet, die besonders sicher sind? Darf es ein bisschen mehr sein und dann natürlich ein bisserl mehr Taler kosten? Doch halt, alles wird gut, wenn man es gefickt einschädelt, sagt unsere Kanzlerin. Denn das Internet ist eine Art perpetuum netzle:

"Wenn man es geschickt macht, entstehen aus jedem neuen Internetprodukt auch wieder neue Arbeitsplätze."

Arbeitsplätze? Hat da jemand Arbeitsplätze gesagt? Die gibt es bekanntlich bei der Bundeswehr. In der nächsten Woche startet unsere nach einem kleinen Fehlschlag eine Werbekampagne, die sich wohltuend von islamistischen Rekrutierungsvideos abhebt: Schöne Pferde, schöne Frauen und ewig rauscht das Meer. Wir. Dienen. Deutschland. Und aus diesem unseren Land kommen Islamisten nicht mehr raus. Wenn einem soviel Gutes widerfährt, dann will man mithelfen bei denen, die vor der Gewalt flüchten müssen. Oder ist ein knallhartes Positionspapier zur Sicherheitslage nicht die bessere Antwort?


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