Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125606 mal)

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #510 am: 21 April, 2014, 02:11 »
Zitat
...Deutschland hat ein Interesse an der Aussage von Herrn Snowden....
Wenn das so wäre, könnte ein dt. Gericht oder Untersuchungsausschuss auch leicht eine Delegation nach Russland senden, um ihn dort zu sprechen, wie schon von Anderen vorgemacht. Das dies nicht geschieht und noch nicht einmal vernehmlich diskutiert wird, belegt für mich umfassendes Desinteresse von Justiz und Politik.

Jürgen
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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #511 am: 27 April, 2014, 06:00 »
Nimmermehr! Echt? Nicht lieber immer mehr? Manchen Leuten kann man die Prinzipien des Rechtsstaats gar nicht oft genug erzählen. Aber nimmermehr wird sich ihre Seele aus den Untiefen des Unverständnisses erheben, befürchtet Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Nimmermehr! Wo denkst Du hin: Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt ein schlimmeres "Immer mehr": Immer mehr Kleingärtner, die weder Jäger noch Bauern sind, werfen die Flinte ins Korn. Stille ist immer mehr ein pures Luxusgut und immer mehr Leipziger werden kriminell, bis es irgendwann die ganze Stadt ist. Da wundert es auch nicht, wenn der vorratsdatenspeicherlose Staat immer mehr Bankdaten abfragt, wiewohl es richtiger wäre, dass die Daten immer öfter abgefragt werden.

*** So sterben die Zeitungen und mit ihnen der Qualitätsjournalismus: Es enttäuscht schon, wenn reißerisch behauptet wird, dass die über Leichen surfen, die gegen die anlasslose Speicherung unserer digitalen Lebensdaten kämpfen. Wenn dann keine einzige Leiche im Text auftaucht, sondern – Überraschung – wieder einmal von Kinderpornographie die Rede ist, welchselbige angeblich nur ein "Beispiel unter vielen" sein soll. Das Vorratsdatenvakuum, das uneinsichtige Politiker und trotzköpfige Beamte unbedingt auffüllen wollen, hat etwas Monothematisches: Da ist dann die Rede von einem "niederschwelligen Grundrechtseingriff" und davon, dass doch die Kinder geschützt werden müssen. Da sage einer Nein und schon ist er ein potenzieller Kindermitschänder. Dabei ist ein Nein für unsere Gesellschaft so wichtig, wie es ein Jurist in seinem Blog zu den 8 Mythen der Vorratsdatenspeicherung formuliert, wenn er auf die These antwortet, dass der Polizei wie etwa der NSA alle technisch möglichen Instrumentarien zur Überwachung der Kommunikation zur Verfügung gestellt werden müssten.

Nein. In einem Rechtsstaat gibt es keine Strafermittlung um jeden Preis. Darin besteht nämlich gerade der Unterschied zu Unrechtsstaaten wie der DDR, die jede Form der Überwachung und Kontrolle des Bürgers für legitim hielten. Der Rechtsstaat muss auf eine Totalüberwachung verzichten und damit eventuell einhergehende Defizite bei der Kriminalitätsbekämpfung in Kauf nehmen.

*** Die über die schreiben, die über Leichen surfen, sind ein lustiges Völkchen. Nicht weniger als 10 Tracker schickt mir das Blatt der klugen Köpfe, wenn ich den Artikel über die Datenmacht von Unternehmen aufrufe. Besonders lustig natürlich Google Analytics von der urbösen Firma Google, von deren Tun und Lassen nur "manisch-obsessive Technikfreaks" einen genauen Überblick haben. Nicht minder lustig ist es, den US-Amerikaner Jason Lanier von der "bizarren Sinnlosigkeit der endlosen Datenschutzdebatten" schreiben zu sehen, wo am Vortag in den USA ausgerechnet die ständig in den Nachrichten präsente NSA ihren ersten Datenschutzbericht vorlegte. Der ist zwar nach den im Vergleich zu deutschen Regeln schwächeren Fair Information Practice Principles erstellt worden, könnte aber ein wichtiges Signal der NSA an die Öffentlichkeit sein, nicht völlig unkontrolliert Daten zu sammeln.

*** Potzblitz, ein Krieg? Man kann es lang und ausführlich wie Gabriele Krone-Schmalz machen oder kurz und knackig wie Bettina Gauss: Was sich die Qualitätsmedien in ihrer Berichterstattung über Ukraine und Russland leisten, ist unfassbar schlecht und unausgewogen. Gegenüber dem, was Steinmeier appeliert, Kerry droht und Merkel murmelt, sind die täglich gebloggten Lagebilder und Einschätzungen der Profis die eindeutig bessere Quelle etwa über die Beobachter in der Ostukraine. Nimmt man die Vorgeschichte aus Chruschtschows Zeiten hinzu, lässt sich das "Verhalten des Kreml" erklären, während alle Seiten mit zunehmender Verlogenheit agieren. Und dann? Hoppla, ein Krieg ist da und die "Ehre des Westens" steht auf dem Spiel. "Keep calm and carry on", aber das ist längst eine App. Was bleibt, hat einer aufgeschrieben, der vor 450 Jahren geboren wurde und von Beginn an diese kleine Wochenschau begleitet:

Die Ehre treibt mich in die Schlacht. Gut, aber was, wenn die Ehre mich abschlachtet beim Schlachtfest, was dann? Kann Ehre ein Bein heil machen? Nein. Oder einen Arm? Nein. Oder Wundschmerzen stillen? Nein. Ehre hat also kein Geschick zur Chirugie? Nein. Was ist Ehre? Ein Wort. Was steckt in diesem Wort Ehre? Was ist diese Ehre? Luft. Schöne Rechnung, das! Wer hat sie? Der, der letzten Mittwoch starb. Spürt er sie? Nein. Hört er sie? Nein. Also merkt man nichts davon? Nein, die Toten nicht. Aber belebt sie denn nicht die Lebenden? Nein. Warum? Weil die Verleumdung es nicht zulässt. Darum will ich nix davon wissen. Ehre ist bloß ein Schleifenspruch am Grabkranz – und damit endet mein Katechismus. (Shakespeare, Heinrich IV, 1. Teil V.1)

Was wird.

Hach, wie war das noch? Der Arbeiter unternimmt etwas, damit Unternehmer arbeiten. Ja, das ist Brutalo-Dialektik made in Germany, aus dem hilligen Köllen. Dat Janze jittets auch in 1337er-Note oder in musikalisch. Am kommenden Dienstag will Microsoft in Berlin unter den Linden ausgewählten Journalisten das "Manifest für ein neues Arbeiten" vorstellen. Der Netz-Plebs bekommt es auf der re:publica präsentiert, wie man bei Microsoft nachlesen kann:

Als Microsoft haben wir wie viele andere auch #Neuland betreten und beackert, uns dabei Schwielen an den Händen geholt. Dafür können wir uns jetzt über die Früchte unserer Arbeit freuen. Wir sind in der digitalen Welt angekommen. Wir haben die Grenzen der Arbeit, wie unsere Vorfahren sie kannten, gesprengt.

Schwielen an den Händen beim Betreten von #Neuland durch etwas Mausgeschubse? Huch, huch. Hat der Werbetexter oder die Werbetexterin von Microsoft beim Grübeln über ein ordentliches Manifest zuviel Reden von der schwieligen Faust der Arbeiter gehört? Jaja, die Grenzen der Arbeit, wie unsere Vorfahren sie kannten, sind gesprengt: Dank E-Mail sitzen wir alle in der Hamsterfalle und lassen gehorsam das Smartphone an. Das neue Arbeiten ist hübsch beschrieben von einer Firma, die gerade im finnischen Espoo Nokias "On the Move" verschwinden lässt. Das Microsoft-Logo hängt schon, so schnell geht On the Move:

Wir wollen nicht länger am Schreibtisch festsitzen, sondern in virtuellen Teams an gemeinsamen Projekten arbeiten. Wir wollen unsere Kollegen treffen, auch wenn wir selber zuhause, mit unseren Kindern auf dem Spielplatz oder in der Pause auf der Wiese sitzen.

Auf der Wiese? Wie wäre es denn auf einer schönen Demonstration? Heraus, heraus zum revolutionären 1. Mai! Nicht nur die neuen Arbeiter bei Microsoft, sondern alle, die sich in #Neuland und drumherum schwielige Hände geholt haben, ziehen nach der antikapitalistischen Walpurgisnacht und dem Myfest durch Berlin. Es gibt die "revolutionäre 1. Mai-Demo" in Kreuzberg, die Demo des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die Demo der NPD und die drei separaten Gegen-Demos der Grünen, der Linken und von Verdi, sowie, stilgerecht um ein paar Tage verpeilt, die Hanf-Demo der Kiffer. Ja, sollte in Deutschland doch einmal eine Revolution zum Zuge kommen, so lösen wir bitte alle mit der App eine Bahnsteigkarte.

Es gibt sie noch, die guten Alternativen zum Berliner Geraffel: Schauen wir nach München, wo das europäische Vintage Computing Festival stattfindet. Unbestrittener Star des Festivals ist diesmal eine Lilith von Niklaus Wirth, gewissermaßen der geniale Vorläufer des genialen Next des genialen Steve Jobs. Ja, damals, seufz. Heute haben wir nur noch den genialen Larry Page, den Bürgermeister der "Geisterstadt Google+".

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #512 am: 04 Mai, 2014, 06:35 »
You load sixteen tons, and what do you get? Aother day older and deeper in debt! Ein Manifest für neues Arbeiten, ob das auf das Blogger-Klassentreffen passt? Hal Faber ist etwas ratlos.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hallo, Leser. Möge die Macht mit dir sein, schließlich geht es weiter in diesem oder einem anderen Universum. Noch sieben Fakten gefällig? Ist doch besser als die Berichte aus der Ukraine, in denen freigelassene Militärbeobachter immer noch als OSZE-Geiseln tituliert werden und Putin der Darth Vader ist. Ich bin nach der Kritik an der ziemlich undurchsichtigen Berichterstattung angeblich ein Putin-Versteher geworden und muss mit diesem Makel leben. Niemand ist ein Netzwerk allein. Oder doch a mind that's weak and a back that's strong? Ach, wer Hal kommen sieht, muss nicht unbedingt das Weite suchen.

*** Sonst noch jemand, den die Rechte trifft, wenn die Linke nicht ins Ziel findet? Ach, Google. Da erklärt die neue c't haarklein, was Gooliath alles treibt und über einen speichert (und wie man sich dagegen wehren kann), aber nix über einen "Dienst über Vervollständigung von WWWW-Kolumnen", der doch eine echte Erleichterung für mich wäre. Ich vermisse auch einen Dienst, der mein Fahrrad orten kann. Es gibt noch viel zu tun, Google. Geheimverträge abschließen, damit die eigene Suche keine Konkurrenz bekommt, das ist sooo microsoftig und old-fashioned, dass man sich wundern muss, welcher Manager auf solche Ideen kommt. Aber es geht noch viel geheimer und schlimmer zu bei Google, wie Shoshanna Zuboff meint. Google saugt unser Leben aus, ganz langsam und unerbittlich schürft es all die seltenen Sachen zusammen, die unsere Individualität ausmachen sollen und speichert diese in geheimer Mission, natürlich für die NSA. Zuboff in Kurzfassungen: Weil das Internet so überlebenswichtig geworden ist, ist Google so urböse, denn es arbeitet mit Algorithmen in einer Weise, die wir nicht verstehen und für die wir uns nicht bewusst entschieden haben. Allen Ernstes beginnt die Hetze über Google mit dem bekannt falschen Beispiel von den Fröschen, die man langsam erhitzt. Nun sind Menschen etwas anders als Frösche gebaut und Duschen gerne heiß und heißer, bis es uns dämmert,

dass Google dabei ist, ein neues Reich zu errichten, dessen Stärke auf einer ganz anderen Art von Macht basiert – allgegenwärtig, verborgen und keiner Rechenschaft pflichtig. Falls das gelingt, wird die Macht dieses Reiches alles übertreffen, was die Welt bisher gesehen hat. Das Wasser ist nahe am Siedepunkt, weil Google diese Feststellung weitaus besser versteht als wir.

*** Worauf beruht nun Googles unerhörte Macht, vor der das deutsche Feuilleton nicht müde wird zu warnen? Auf dem Börsenwert? Auf der Tatsache, dass Google aus den Ereignissen um den 11. September 2001 am konsequentesten die Lehre zog und sich von der Suchmaschine zur Newsmaschine umbaute in härtester Konkurrenz zu jammernden Blattmachern? Angeblich beruht Googles Macht darauf, dass der Konzern keiner Art von Kontrolle unterworfen ist, wie die Autorin schon vor sechs Jahren im Gespräch mit Eric Schmidt erkannt haben will. Damals wurde nicht zum ersten Mal darüber diskutiert, ob das Firmenmotto von wegen "Nichts Böses tun" noch eine Bedeutung hat bei einem börsennotierten Konzern. Damals stellte Google Chrome vor und den von Oracles Larry Ellison übernommenen Plan, den NC, einen Network Computer, zu bauen. Was mit Chromebooks noch nicht so richtig läuft, hat bekanntlich mit Android sehr gut funktioniert. Glaubt man den Wissenschaftlern Kimberley Spreeuwenberg und Thomas Poell, war Android deswegen erfolgreich, weil Google zielgerecht bestimmte Lizenzregeln der Open Source einfach ignorierte und zu eigenen Gunsten veränderte. Was bleibt, hat die IT-Expertin Kara Swisher sehr schön zusammengefasst, deren Ehefrau Megan Smith bei Google als Vizepräsident keine kleine Rolle spielt:

She’s not a political person, she’s not a corporate person—she’s a techie. And she has a different opinion of Google: She thinks it’s all daffodils and sunshine and that they’re helping the world—like most of these idiot techies. I gotta listen to that shit all day. But they believe it. So whatever.

*** Sold my soul to the company store? Ach, Microsoft. Nun ist rechtzeitig vor dem gruscheligen Blogger-Klassentreffen re:publica den Weg klar vor Augen das bereits in der letzten Wochenschau erwähnte Manifest des neuen Arbeitens vorgestellt worden. Komplett mit Hashtag #einfachmachen einem Manifest-Kit-Pizzakarton und konkreten Forderungen zum Firmenwohl:

Ein Recht auf Arbeit, so wie wir wollen! Ein Recht auf selbstbestimmte Freizeit! Abschaffung von künstlichen Hierarchien! Strukturen, in denen wir vertrauensvoll, frei und produktiv kommunizieren können! Verantwortung für uns selbst und für unsere Arbeit!

You load sixteen tons, and what do you get? Aother day older and deeper in debt. Doch schon die zum Manifest gehörenden 33 Regeln erfolgreicher digitaler Pioniere reizen das Zwerchfell mit Bullshit-Bingo wie First Mover und Work-Life-Balance. Die Wissensarbeiter sollen es Klasse haben bei der "Arbeit am Produkt und Kunden" (Regel 3), der lästige Backoffice-Krams wird outgesourced. Wer da wohl arbeiten muss und wo? Egal, ist doch egal, ob es irgendwo in Indien ist. Regel 31 gildet heute und besagt, dass früher die Komplexitätsreduktion durch Vorgesetzte und Strukturen als Erfolgskriterium galt. Heute ist es ungelenkte Serendipity. Soso. Ungelenkter Zufall, das klingt wie einheitliche Benutzerbenutzerführung mit Kacheln und Menüs.

Was wird.

Wie ist das eigentlich mit den "Strukturen, in denen wir vertrauensvoll und frei kommunizieren" können? Nach einer in der nächsten Woche zur re:publica veröffentlichten sogenannten repräsentativen TNS-Emnid-Studie glauben 59 Prozent aller deutschen, dass der Aufwand, einen Rechner oder ein Smartphone gegen ausländische Geheimdienste abzusichern, "sehr hoch oder gar unmöglich" ist. Die Resignation angesichts der Enthüllungen von Snowden ist damit nachweisbar. Die Hacker, vor denen man sich fast unmöglich schützen kann, folgen mit 54 Prozent den Geheimdiensten. Der deutsche Staat und seine Sicherheitsbehörden folgen auf die Hacker. Wirklich schützen und das mit geringem oder vertretbaren Aufwand kann man sich nach Meinung der Befragten nur vor Familie und Mitbewohnern, Kollegen und Vorgesetzten sowie vor Hardware-Dieben. Immerhin. Wie sehr sich "nach Snowden" die Gewichte verschoben haben, zeigt die Tatsache, dass in der entsprechenden Befragung "vor Snowden" Ende 2012 überhaupt nicht nach "ausländischen Geheimdiensten" gefragt wurde. Da führten die Hacker die Rangliste an, gefolgt von Staat und seinen Behörden: der Bayerntrojaner war noch in guter Erinnerung.

Aus Gründen des Staatswohls kann Snowden nun nicht nach Deutschland kommen, befindet die Bundesregierung – und bekommt für ihre kühle Realpolitik sogar Verständnis in der tageszeitung: "Diese Entscheidung kann man moralisch verurteilen, aber sie ist vernünftig." Nicht einmal das Urteil des Bundesverfassungsgericht zum BND-Untersuchungsausschuss wird erwähnt, laut dem auch der Bundestag für das Staatswohl zuständig ist. Bemerkenswert, dass sich unter den von Netzpolitik veröffentlichten Gutachten ein veritables Erpressungsschreiben befindet, mit der Drohung, dass Bundestagsabgeordnete, die mit Snowden gesprochen haben, in den USA verhaftet werden können. Die USA als no-go für einen Ströbele? Natürlich will sich die Opposition wehren und in den nächsten Tagen gegen die schwarzrote Farce klagen. Eine Farce, an der Sozialdemokraten beteiligt sind, die den Abgeordneten auch noch Einblicke in die von der SPD einstmals so heftig kritisierten deutsch-amerikanischen Verhandlungen über ein No-Spy-Abkommen verweigern will, weil es sich hierbei um einen "Kernbereich der exekutiven Eigenverantwortung" handeln würde. So und nicht anders demoliert man die Demokratie. Weitergehen, Herrschaften, hier gibt es nichts zu sehen, bitte weitergehen. Behindern sie bitte nicht die Ermittlungen der NSA ...

Tja, da gehen wir mal weiter. Etwa zur Next 14, die in Berlin mit Brad Templeton startet, dem ehemaligen Vorsitzenden der EFF und Vater der bezaubernden Emiliy Postnews, der ber Snowden und die NSA deutliche Worte findet. Oder wir gehen zur Gesundheitsmesse ConHIT, die am Dienstag in Berlin startet. Bedingt durch das große Interesse an Snowden gibt es eine Diskussion über Gesundheitsdaten und die NSA. Oder wir gehen zu der bereits erwähnten re:publica, wo Blogger in freier Wildbahn beobachtet werden könne. Da gibt es gleich ein Dutzend Vorträge zum Thema NSA, während es beim anschließenden Linuxtag und der Droidcon eher fachlich zugehen dürfte. Aber halt, wie war das noch mit dem unter Amnesie leidendenen Inkognito-Betriebssystem, das Snowden und Co. benutzen und als Stick treuer Begleiter bei meinen Auslandsreisen ist?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #513 am: 11 Mai, 2014, 14:33 »
Während sich der Konferenzblues über die Netzgemeinde legt, sinniert Hal Faber über die Frage, ob Edward Snowden mehr ist als nur ein Datenbefreier und gibt einen Einblick in die statistische Wucht der Heise-Foren.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Vorsicht, Vorsicht und gleich einen Diskl-Eimer aufgestellt: Unter diesem Absatz beginnt ein gar großes und ganz unglaubwürdiges Gejammer von einem, der definitiv nicht Jürgen Kuri heißt. Der ist nach einer anstrengenden Berlin-Reise zur re:publica in den Urlaub geflüchtet. Hach, damit sind wir schon beim Thema.

*** Is this the real life, is this just fantasy? Caught in a landslide, No escape from reality. Die Suche nach Mama geht weiter, auch wenn Kermit die <Entf>-Taste haut und die Gesellschaftskonferenz re:publica vorbei ist. Viele der 6200 Teilnehmer haben ihre Mailadresse im Tausch gegen Bier oder Mate einer Firma überlassen und pflegen jetzt ernüchtert den Konferenzblues mangels Kontaktmöglichkeiten im Laufhof der Station. Einige meinen gar, auf einem Kirchentag gewesen zu sein, wo dem Gott Internet gehuldigt wurde, mit Sascha Lobo als schlecht frisierter Margot Käsmann. Besonders komisch wieder einmal die Leute mit dem klugen Kopf hinter dem Papier, die bei schnappartig-angestrengter Schelte über die Netzgemeinde nicht einmal verstanden haben, dass der Google-Hoax vorab bekannt war.

*** Wer oder was ist eigentlich diese Netzgemeinde, gedacht als autarkes, selbst organisierendes Gebilde? Wir haben da Digitalcourage im Angebot, das D21-Netzwerk oder die Digitale Gesellschaft, ein Mitveranstalter der re:publica. Es gibt die IT-Experten vom Chaos Computer Club, die diese Woche nutzten, um beim Ausschuss Digitale Agenda Auditierung von Software zu forden und eine Incentivierung des CCC. Es gibt politische Netzgemeinden wie die D64 der SPD und Gesche Joost, es gibt Organisationen wie Reporter ohne Grenzen und Amnesty International, die sich zunehmend um Netzthemen kümmern, es gibt Lobbycontrol, campact und Change.org. Es gibt Netzwächter wie den Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, die parallel zur re:publica mal wieder im Bundestag diskutiert wurde, es gibt Softwächter wie die Free Software Foundation Europe oder den Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur. Es gibt Rechtewächter wie Attac, die den "heimlichen Staatsstreich" (Heribert Prantl) namens TTIP verhindern wollen. Es gab mal eine Electronic Frontier Foundation Europe. Es gab sogar eine Partei speziell für Netzgemeindefragen namens Piratenpartei, die sich in diesen Tagen selbst zerlegt.

Und jetzt kommt Lobo und droht mit Netzgemeinde.de.

*** Was es gibt, ist das Netz als zänkischer Haufen. Volles Haus auf der re:publica, als die in Berlin lebende Wikileaks-Aktivistin Sarah Harrison die Masche Glenn Greenwalds kritisiert, die von Edward Snowden überreichten Dokumente scheibchenweise zu veröffentlichen. Glaubt man der Darstellung von Vanity Fair, ist Wikileaks als Trittbrettfahrer aufgesprungen. Man stelle sich vor, diese Netzgemeinde der re:publica hätte den Mumm gehabt, mit 6000 Teilnehmern vor den Bundestag zu ziehen, wo ein Häuflein von 30 Menschen zum Start des NSA-Untersuchungsausschusses Asyl für Edward Snowden forderte. Da hätte man freilich früh raus müssen mit dem müden Fleisch, nicht mal eben vom Bett aus einen Soli-Tweet mit #snowden abschicken. Ist es nicht ohnehin so, dass Snowden einstimmig als Zeuge berufen wurde und nur noch einreisen muss? Gähn. Ist Snowden mehr als ein Datenbefreier? Ist er vielleicht der freundliche Anfang von Allem, dass wir uns an die Allgegenwärtigkeit der NSA gewöhnen müssen?

*** Rappelvoll war es auf der re:publica – in einem kleinen Vortragsraum –, als zwei gestandene Redner auftraten, die nichts mit dem üblichen Netz-Mimimi zu tun hatten. Ja, liebe noch verbliebenen Leser dieser kleinen Wochenschau, diesmal ging es um Euch und die ganze wilde Welt der Heise-Foren, die von der Wikipedia nicht als Online-Community anerkannt wird, weil sie mit fast 500.000 Mitgliedern zu klein ist. Vom großen Raviolitest von atom3000 ging es bis hin zum artgerechten Umgang mit Trollen. Heise-Leser lieben eben ihre Heise-Foren. Große Redeschlachten werden hier geschlagen über Gott und die Welt und Linux, aber auch Erkenntnisse vermittelt, Gedichte veröffentlicht und Ehen gestiftet. Dutzende von Artikeln, die ich für den Newsticker geschrieben habe, verdanken sich den Hinweisen der Regulars.

*** Momentan gibt es ja eine Diskussion über das mögliche Umschalten zwischen Thread-Darstellung und flacher Darstellung, wie es die Blogger mögen. Das mag jeder Nutzer für sich selbst entscheiden und entsprechend umstellen. Aber das Herzblut! Während einige Vertreter der OTF-Gemeinde wegziehen wollen, zeigen sich andere sehr hartgesotten. Solche Auseinandersetzungen gibt es und wovon darüber in Berlin berichtet wurde, das ist nunmal die offene Diskussionskultur im Netz, die nur durch offene Foren gefördert wird und nicht durch kleinmütges Herumeiern im Stil von: "Kommentare nach 18:00 geschlossen" oder "Kommentare wegen Europawahl nicht möglich". "Ein lebendiges Forum ist auch in der Lage, sich selbst zu regulieren", sagte Jürgen Kuri.

*** Wie bei den Jahresend-Wochenschauen üblich, zunächst einmal ein paar "nackte" Zahlen für interessierte Leser. Seit Eröffnung der Foren im Jahre 1999 sind 24,2 Millionen Postings in 266.000 Foren abgesetzt worden, von insgesamt 499.156 registrierten Heise-Foristen. Möglicherweise stimmt die Zahl nicht genau, weil es Doppler-Effekte gibt, doch als Pi-Daumen-Richtwert-Mal reicht es aus. Von den 24,2 Millionen Postings wurden 68.224 gesperrt, was leistungsfähige Spezialrechner zur aktuellen Sperrquote von 0,28 umrechnen. Ganz nebenbei: Die Spitzenzeiten des Heise-Forums sind mittags, wenn die Bäuche voll sind und der Verstand Auslauf braucht. Sechs Postings pro Minute fallen dann an.

*** Nun sind die Zeiten leider vorbei, als sportliche Poster Erster werden wollten, was besonders bei dieser kleinen Wochenschau begehrt war, gewissermaßen als Ergänzung im Verein mit anderen Potenzförderungsmitteln. Dennoch gibt es weiterhin Trolle aller Art, was nicht das Schlechteste ist. Es gehörte zu den großen historischen Momenten dieser re:publica, als eine staunende junge Netzgemeinde einen Screenshot vom Treiben des größten Trolles Analüst zu sehen bekam, gemessen auf der nach oben offenen Penkoskala.

Was wird.

Snowden könnte, wenn man wirklich wollte, schon nächste Woche nach Deutschland kommen und politisches Asyl bekommen. Die Interpol-Statuten verbieten jede Hilfestellung bei politisch motivierten Delikten.. Klar hätte er sich geschickter verhalten und wie sein ehemaliger Chef Keith Alexander mit seinem Knoff-Hoff einen lukrativen Beratungsjob für die Finanzwirtschaft antreten sollen, so als politisch korrektes Whistleblowing. Nach wie vor gibt es zwar keine Beweise dafür, dass die Datensammelei der NSA wirklich Terroristen aufspürte wie neue Anlagemöglichkeiten, aber man weiß ja nie. Wo es doch schon sooo gefährlich ist nur die Berichte über die Leaks zu zitieren, im Land der Freiheit. Und bei uns so? Da organisiert die bisher noch nicht erwähnte Wau Holland Stiftung einen Whistleblower-Talk mit dem ehemaligen leitenden Stasi-Analytiker, der auf US-Geheimdienste spezialisiert war.

Das war's für heute am schönen Muttertag. Ups, vergessen? Wie wäre es mit einem kleinen Supportgeschenk für Mama? Blümchen vorbeibringen, Rechner entwanzen, geschmackvolles Wallpaper installieren und niemals vergessen: "Immer kommt es von Herzen."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #514 am: 18 Mai, 2014, 06:32 »
Die einen Journalisten vergessen Häkchen, die anderen schwallen oder lassen Quadcopter steigen. CIA, NSA und Co. machen ohnehin, was sie wollen. Hal Faber sucht im Krautrock Trost.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Uhr schlägt zwölf. Was ist denn das? Verflixt noch mal, da rührt sich was, da klappert eine Tastatur wie toll, from Graceland to Gronau gibt's Rock'n Roll. Ja, der Online-Journalismus war kaputt, vor genau einer Woche. Da erschien das WWWW erst, als die Sonntagsschicht ihre Arbeit aufnahm, weil das Häkchen für die Veröffentlichung nach Mitternacht fehlte. Das Recht auf Vergessen ist irgendwie menschlich. Hach, wir kriegen das wieder hin, keine Frage: WWWW 110000011 (oder 303 in einem anderen Zahlensystem) erscheint, nur echt mit bestem Krautrock. Jawohl, mit echtem Krautrock und der Anleitung zum Selbstmord.

*** Der Online-Journalismus ist kaputt, sagt Krautchan, ähem Krautreporter und kloppt dabei echte Krautphrasen: "ein tägliches Magazin für die Geschichten hinter den Nachrichten". Hach, die haben uns ja so gefehlt, diese Geschichten hinter den Nachrichten. Diese Zeit, "die nötig ist, um eine gute Geschichte zu erzählen" – wer hat die schon? Vielleicht niemand, denn bisher liegen erst 3556 Kreditkarten-Datensätze vor, mit denen diese "AfD für Internetauskenner" (Süddeutsche Zeitung, Artikel "Der Club" hinter Paywall) rechnen kann. Das dauert also, bis ein weitreisender Paradiesvogel loslegen kann mit Erzählungen, wie einem die Zukunft durch die Glieder fahren kann. Noch ein Phräschen gefällig? "Wir bringen die Netzkultur des Dialogs und des Zweifels als Innovation in den Journalismus ein und glauben, dass man die Leser bitten kann, ob sie dafür nicht bezahlen wollen." Große Güte, was für ein Geschwalle. Dann doch lieber Krautrock.

*** Wie geht das eigentlich mit den Geschichten hinter den Nachrichten? Nun, da haben wir die Nachricht, dass unsere Regierung keine sicherheitsrelevanten Aufträge an IT-Firmen vergeben möchte, verbunden mit der Nachricht, dass unsere Regierung an der Zusammenarbeit mit CSC festhalten will. Wer Hirn zwischen den Ohren hat, wird sich daran erinnern, dass CSC als outgesourcte IT-Abteilung der amerikanischen Geheimdienste CIA und NSA vor einem Monat einen Big Brother Award bekommen hat. Prügelt man CSC in die Suchmaschine Yandex, so ist dieses Video das erste deutsche Suchresultat und immer noch keine Geschichte hinter der Nachricht, vom Zweifel als Innovation erst recht keine Spur. Außerdem stellt CSC nichts her, auf das man einen schmucken Sticker mit Gesche-Joost-Fellbesatz kleben kann.

*** Wie wäre es dann mit dieser Nachricht vom Angriff auf das Schengener Informationssystem, von dem 272.606 Datensätze aus Deutschland betroffen waren. Hier könnte man erzählen, dass der ungenannte externe Dienstleister die Firma Datacentralen war, seit den seeligen Zeiten von Echelon eine Tochterfirma von CSC und dass es genau dieser von Cryptome gespeicherte Zusammenhang war, der den Pirate Bay-Gründer Gottfrid Svartholm dazu brachte, das dänische System zu hacken. Die Geschichte um den in Einzelhaft sitzenden Svartholm, auch bekannt als Anakata und den ihn entlastenden Hacker Jacob Appelbaum ist sehr komplex und könnte bis zum September 2014 ausgebaut werden, wenn sein Prozess in Schweden beginnt. Wayne!

*** Die auf drei Bände ausgelegte Geschichte der Rechenautomaten ist in dieser Woche als eine Kompilation enttarnt worden, die sich zumindest im ersten Band außerordentlich großzügig bei Wikipedia oder ähnlichen Wissensvorräten wie die des Arithmeums oder bei der Geschichte des mechanischen Rechnens bedient. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fällte dieser Tage in einem Artikel (hinter Paywall) das harte Urteil von einer "lumpigen Textcollage". Nach dem Wikipedia-Klon der großen Seeschlachten wird diese aneignende Form der Datenverarbeitung offenbar zunehmend beliebt. Interessant ist die Begründung des Rechts auf Remix durch den Autor Wolfram Lippe: Weil es sich um ein Fachbuch und kein wissenschaftliches Werk handele, sei das Plagiieren erlaubt. Ein Fachbuch bestehe zu 60 Prozent aus Daten, die Allgemeingut seien, eben bloße Fakten, die nicht dem Urheberrecht unterliegen. Bleibt zu hoffen, dass der Autor sein Honorar als Allgemeingut sieht, das Wikipedia erhalten kann.

*** Apropos Honorar: In dieser Woche ist Larry Ellison, fünftreichster Mensch der Welt, dafür gescholten worden, 77 Millionen US-Dollar im Jahr zu verdienen. Ellisons Karriere begann 1977 mit dem Verkauf einer Datenbank an die CIA. Nach "9/11" veröffentlichte Ellison einen von ihm bezahlten Kommentar im Wall Street Journal, in dem er als Reaktion auf die Terroranschläge eine Ausweispflicht forderte und eine zentrale Datenbank aller Ausländer. Wie ich ich damals schrieb, ist für Ellison die Privatsphäre eine Illusion, von der man sich befreien sollte:

Es ist an der Zeit, alle Datenbanken der Regierung, die der Sozialversicherungsbehörde und die der Strafverfolgungsbehörden in einer nationalen Zentraldatenbank zusammenzuführen. Diese wird von der Regierung verwaltet und betrieben. Oracle wird die Software dafür bereitstellen. Kostenlos.

Bekanntlich hat Glenn Greenwald sein Buch über die NSA vorgestellt, in dem Oracle zusammen mit Firmen wie Microsoft und Intel als strategische Partner auf einem Screenshot auftauchen.

*** In einem Buch über den Segler Larry Ellison findet sich eine längere Passage, in der er sich mit Steve Jobs über den bedeutendsten Menschen der Weltgeschichte unterhält. Jobs nannte Gandhi und seinen gewaltlosen Widerstand, was Ellison gar nicht witzig fand. Für ihn war Napoleon der Größte:

Napoleon hat das moderne öffentliche Bildungswesen erfunden, öffentliche Museen und das moderne Rechtssystem. Und er hat die staatlich geförderte religiöse Diskriminierung beendet, die Ghettos geräumt und den Juden Gleichheit vor dem Gesetz gegeben. Napoleon hat Angriffskriege geführt, um Könige und Tyrannen zu stürzen. Er hatte keine andere Wahl. Sie konnten nicht dazu überredet werden, vom Thron zu steigen.

Manchmal, aber nur manchmal hat auch Amerika keine andere Wahl, heißt es später in dem Buch. Auf Platz zwei in der Rangliste großer Menschen platzierte Ellison übrigens Winston Churchill, während Steve Jobs ein französisches Doppel nominierte: Alexandre Gustave Eiffel und Arthur Rimbaud.

*** Sicher hatte die internationale Fernmeldeunion ITU die Wahl, aber dass sie Paul Kagame, Park Geun-hye und Carlos Slim in diesem Jahr mit dem "World Telecommunication and Information Society Award" auszeichnete, ist ein schlechter Witz. Gelobt werden die drei für ihr Engagement beim Breitbandausbau für eine nachhaltige Gesellschaft. Dass einem Präsidenten, der mit einer Demokratie in Ruanda wenig am Hut hat, einer Präsidentin, die in Südkorea einen Putsch befürwortete, und einem Unternehmer, der ein Drittweltland wie Mexiko ausblutete, die Preise verliehen werden, sagt viel über die ach so freie Informationsgesellschaft aus. Was soll's, der nächste ITU-Kongress findet ja in Bahrain statt.

Was wird.

Verhandlungen? Verhandlungen? Da war doch was? Am Montag beginnt die fünfte Verhandlungsrunde über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA im US-amerikanischen Arlington. Es fängt an mit den Interessensbekundungen der "Stakeholders" wie etwa der allseits beliebten Business Software Alliance, diesmal vertreten durch die "Copyright-Zarin" Victoria Espinel. Dieser Teil ist öffentlich. Danach dürfen die Stakeholders den Chef-Unterhändlern Ignacio Garcia Bercero (EU) und Dan Mullaney (USA) unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fragen stellen. Anschließend gibt es eine Pressekonferenz. Der Schlag gegen den Rechtsstaat will schließlich ins rechte Licht gerückt werden. Am Ende fliegen sogar putzmuntere Chlorhühnchen eine Runde über Journalistenköpfen.

Ach nein, das verwechsele ich wohl mit der Berlin Air Show ILA. Da gibt es unter dem neckischen Namen "Games of Drones" ein Quadcopter-Geschicklichkeitsfliegen für Journalisten. Wo das mit dem Copter doch das absolute nonplusultraliche Muss ist für den podstreamkrautcastenden Journalisten. Dazu als Musike ordentlicher Krautrock auf die Ohren nach dem Vorbild der Hubschrauber in "Apocalypse Now". Da die Crowd bei n größer als zwei beginnt, frage ich gleich mal meine tapferen und richtig rechnenden Leser nach den besten Krautrockstücken für die Sommerhit-Parade.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #515 am: 25 Mai, 2014, 05:30 »
Elektroluche aller Länder, vereinigt Euch! Oder so ähnlich, versucht sich Hal Faber an Zeiten zu erinnern, als Träume noch nicht aus waren. Glücklicherweise ist aber Europawahl.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es war eine dunkle und stürmische Nacht und es regnete in Kübeln – mit kleinen Unterbrechungen, wenn eine Windböe über den leeren Parkplatz strich und die Lampen zum Knarzen brachte, was wie örk, örk örk klang und an das Geräusch erinnerte, das ein gezerrter Mops macht, der von einem Jogger gezogen wird, der schnell den unheimlichen Platz verlassen will, an dem das WWWW übergeben wird. Es war eine jener Schicksalsminuten, in denen sich in Sekundenbruchteilen das Blatt wendet wie in einer jener mürrischen Wischgesten auf dem Tablet, wenn man merkt, das falsche Buch gekauft zu haben und das Google-Play-Konto leer ist.

*** Ja, so ist das, wenn ein Leser dieser kleinen Wochenschau um einen bulwer-lyttonesken Einstieg bittet und ich, Hal Faber, einer der korrumpiertesten Journalisten, die je die Erdoberfläche betreten haben, sich natürlich nicht lumpen lässt beim Einsteigen. Ist ja nicht wie früher in der Straßenbahn, wo sich "spontan tiefsinnigste Dichterclubs bildeten, deren Freundschaften mindestens ein Leben lang hielten". Heute, im Zeitalter des Smartphones und der Tablets, starren vereinsamte Elektrolurchen auf die Wochenschau mit den Leserkommentaren und grübeln, ob Der Traum ist aus wirklich Krautrock ist. Trotz Amon Düül, Kraan, Can und Ego on the Rocks hat Birth Control mit Gamma Ray die meisten Stimmen bei den Krautrock-Tophits bekommen, nämlich vier.

*** Hach, wie war das nochmal mit dem falschen Buch, das man verwundert aufschlägt? Das hier fängt so an: "Bei einigen Dokumenten, die in diesem Buch veröffentlicht werden, sind auf Veranlassung der National Security Agency (NSA) zur Wahrung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika Passagen unkenntlich gemacht worden." Es handelt sich um Glenn Greenwalds gerade erschienenes Buch "Die globale Überwachung", im Original "No Place to Hide" etwas drastischer betitelt. Geht man den Schwärzungen von NSA-Dokumenten im Buch nach, so erscheinen sie gerechtfertigt. Die Sozialversicherungsnummer von Edward Snowden, sein Tarnname bei der CIA und seine Personalnummer bei der NSA sind geschwärzt, ebenso einige Mailadressen und eine Liste der Länder, die "Erfassungsziele mit oberster Priorität" darstellen. Unter den ebenfalls von Snowden mitgesicherten und dann herausgegebenen Dokumenten des britischen GCHQ ist es ein Screenshot, der in der deutschen Version des Buches geschwärzt, im englischen Original geweißt wurde. Im Vergleich mit dem, was sonst alles geschwärzt wurde, sind die Stellen überschaubar.

*** Nun hat Glenn Greenwald eine Geschichte über die Totalüberwachung der Telefongespräche von den Bahamas-Inseln, Mexiko, Kenia und Philippinen sowie einem weiteren Land veröffentlicht, das nicht genannt wird. Politisch brisant sind hier die Bahamas, auf denen viele US-Bürger und selbst Präsident Obama urlauben – und dabei abgehört werden, wenn sie nach Hause telefonieren. Dass ein Land fehlt, weil es Befürchtungen gebe, dass die Enthüllungen zu verstärkter Gewalt führen könnte, verärgerte Wikileaks-Chef Julian Assange. Er drohte an, den Namen des Landes zu veröffentlichen und hat dies mittlerweile auch getan und stilecht gegenüber Russia Today kommuniziert, dem Sender, in dem Assange eine kleine Polit-Talkshow hatte. Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson argumentierte mit den Folterbildern von Abu Ghraib, die die USA ebenfalls unterdrücken wollten, weil sie Unruhen im Irak befürchteten. Aus welcher Quelle nun Wikileaks die Information über das fünfte Land bezog, wollte man sinnigerweise aus Gründen des Quellenschutzes nicht sagen. Der Hinweis müsse genügen, dass dabei unzureichend redigierte, bereits veröffentlichte NSA-Dokumente eine Rolle spielten. Das wiederum bringt uns zu Cryptome, wo John Young eine Analyse veröffentlichte, dass Afghanistan von der Wortlänge her genau in ein geschwärztes Dokument über die Länder passte, deren Telefonverkehr abgehört wurde.

*** So schließt sich frei nach der großen Dichterin Julie Schrader ein Informationskreis wie ein übervoller Spucknapf. Denn Young bezieht sich auch auf das Buch "Der NSA-Komplex" der Spiegel-Journalisten Rosenbach und Stark, die von Acidwash berichten, einem "NSA-Zugang zu einem wichtigen afghanischen Mobilfunkbetreiber". 30 bis 40 Millionen Anrufe soll Acidwash täglich speichern. Auf Bitten des Bundesnachrichtendienstes habe man "deutsche Ziele" beim alltäglichen SIGINT im Sinne eines "Ringtausches" in die Suchläufe in dieser Datensammlung aufgenommen. In dieser Woche tagte der NSA-Untersuchungsausschuss und siehe da, gleich drei Juristen merkten an, dass dieser Ringtausch von Informationen beim BND grundrechtswidrig ist.

*** Wir bleiben beim Spiegel und den Journalisten Rosenbach und Stark. Denn diese erhielten den Henri Nannen-Preis in der Kategorie Investition, ähem, "beste investigative Leistung". Zusammen mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras und dem Internetaktivisten Jacob Appelbaum wurden sie für die Leistung ausgezeichnet "ein paar Zahlencodes in einem NSA-Dokument in eine politische Bombe" zu verwandeln. Kein Preis für den Journalisten Glenn Greenwald, der dafür die ihm von Edward Snowden ausgehändigten Dokumente lieferte? Genau. In dem nicht online verfügbaren Interview der FAZ über die Preisvergabe wird diese Frage gestellt. Die Antwort von Vorstandschefin Jäkel: "Greenwald ist vielfach und zu Recht geehrt worden, aber ohne Laura Poitras hätte er nie Snowden getroffen. Denn auf die erste Mail von Snowden reagierte er nicht, Poitras hat Greenwald erst wachgerüttelt." Bei Glenn Greenwald liest sich das so:

"Die Story hätte ohne meine unvergleichlich tapfere und brilliante journalistische Weggefährtin und Freundin Laura Poitras nie eine solch durchschlagende Wirkung erzielen können. /../ Da sie großen Wert auf ihre Privatsphäre legt und nicht gern im Rampenlicht steht, ist es manchmal etwas in den Hintergrund geraten, wie unverzichtbar ihr Beitrag für unsere Berichterstattung war. Doch ihre Sachkenntnis, ihr strategischer Verstand, ihr Urteilsvermögen und ihr Mut prägten unsere Arbeit wesentlich. Wir berieten uns fast täglich und trafen alle größeren Entscheidungen gemeinsam."

*** Gern im Rampenlicht steht hingegen der Aktivist Jacob Appelbaum, der nach eigener Einschätzung im deutschen Exil lebt. Anstatt den Nannen-Preis abzulehnen, nahm Appelbaum ihn entgegen, nur um beim nächsten öffentlichen Auftritt mit blindem Glauben ausführlich den Wikipedia-Eintrag zum Namensgeber Nannen zu zitieren. Seine Rede in Mannheim mit der schlimmen Kausalkette über Nannens Jugend bis zum Nannen, der für die hinter seinem Rücken aufgekauften Hitler-Tagebücher die Verantwortung übernahm, ist strunzdumm. "Nannen ist für den Versuch, einen der größten faschistischen Massenmörder der Geschichte als unschuldig darzustellen, mitverantwortlich", heißt es holprig übersetzt. Mindestens genauso blöd ist das von Appelbaum angedachte symbolische Köpfen, das Einschmelzen des Preises und Neugestalten als "anonyme Quelle".

*** Es hörte sich wohl gut an, wie Jacob Appelbaum in Mannheim von seinem Vater erzählt, der ihm im Alter von 9 Jahren Max Frisch und Eugène Ionesco zu lesen befahl, nachdem er blind anderen Kindern gefolgt war. Kindlich blind könnte man seine Aktion nennen. Was der Vater offenbar nicht lehrte: Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, dann sollte ich gleich nein sagen. Wenn ich bei der Person Nannen nichts anderes sehe als einen "eindeutigen Mitgestalter" des Faschismus, der meinesgleichen umbringen wollte, dann rede ich auch nicht großsprecherisch von einem Deutschland, das eine moralische Autorität hat. So ist die Aktion nur kurios, denn sie zeigt einen Internet-Aktivisten, dem das eigenständige Denken nicht gelingen will. "Ich bin investigativer Journalist und arbeite an sensiblen Themen. Ich präge die Kultur, indem ich mich auf die Suche nach harten Fakten mache und sie analysiere", sagte Appelbaum, um etwas später das genaue Gegenteil zu formulieren, wenn er zum Nannen-Preis anmerkte: "Ich kann durch ihn nicht den Namen einer Person ehren, die für eine solche Geschichte steht – gleichgültig, wie die Details sich darstellen." Hart in den Fakten, gleichgültig in den Details, genau das ist die Einstellung der Ewiggestrigen und Schnellempörten, der Selbstgerechten und der Scheuklappsters.

Was wird.

Noch sind die Wahllokale nicht geöffnet, wenn diese kleine Wochenschau vom Rande der norddeutschen Tiefebene in das Internet der Aktiven und Passiven gekippt wird. Man kann sich hier über die Piratenpartei informieren, hier über die Linke, hier über die Grünen, hier über die SPD und hier über die CDU/CSU. Und auch über die FDP, wenn man will. Man kann das Versprechen von We Promise ansehen oder andere Wahlempfehlungen für digitale Grundrechte. Jeder kann seine Stimme einsetzen. Nur zusehen und lachen, wie die "Alternative für Deutschland" einen neuen Webmaster sucht, ist falsch und schadet der Gesundheit.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #516 am: 01 Juni, 2014, 06:00 »
Es ist doch schön, wenn man noch europäische Illusionen hat - und mit Habermas eindeutig begründen mag, warum dies in Wirklichkeit keine Illusionen sind. Ja, die Zeiten, als das kommunikative Handeln noch geholfen hat, erinnert auch Hal Faber gerne.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wie war das noch? Wählen gehen für Europa, gegen die nationalistischen Schwachköpfe vom Schlage einer "Alternative für Deutschland"? Das haben mehr Menschen gemacht als früher. Wären es noch viel mehr gewesen, wäre der rechte Rand ein Schmutzrändchen. Immerhin kann man jetzt Entpuppungen studieren, die früher nicht denkbar waren, etwa Beppe Grillos Verhandlungen mit dem Gentleman Nigel Farage – der sich zur Freude von Julian Assange für die Abschaffung des europäischen Haftbefehls ausgesprochen hat. In Deutschland hat sich der Übervater Jürgen Habermas zu Worte gemeldet und von einem "KLEINEN SPALT AN HISTORISCHER ÖFFNUNG" gesprochen, der sich am Sonntag geöffnet hat. Ja, da muss man doch laut werden, wenn es stimmt, dass jetzt die Politiker zeigen müssen, dass sie die Demokratie ernst nehmen und die gewählten Europa-Kandidaten akzeptieren. Sollten sie kungeln, verletzten sie nicht nur "ihre politische Pflicht als Amtsinhaber einer verfassungsrechtlichen Demokratiegeboten unterworfenen Europäischen Union", wie Habermas das formuliert, sondern veralbern den europäischen Gedanken mehr als dies "Die Partei" je machen kann. Habermas glaubt übrigens nicht an die schäbige Kungelei um einen genehmen Kandidaten: "Ich halte einen solchen Akt mutwilliger Zerstörung aus rechtlichen und verfassungspolitischen Gründen einstweilen für ausgeschlossen." Der Mann hat als echter 68er noch Illusionen. Cohn-Bendit übrigens auch.

*** Wie war das noch, 1968? Nö, da gibt es kein Recht auf Vergessen, sondern eine Pflicht zum Erinnern. Am 15. Juni 1968 schrieb Habermas an den Publizisten Claus Grossner: "Eine revolutionäre Situation, die von der Masse der Bevölkerung als unerträglich empfunden wird, erzeugt Gewalt und reaktiv auch Gegengewalt. In einem solchen Zusammenhang, in dem Hegel die Kausalität der Sittlichkeit am Werke sah, kann eine Strategie, auch wenn sie Gewalt impliziert, Anspruch darauf erheben, politisch beurteilt zu werden. In einer Lage hingegen, die nicht revolutionär ist und deren Unerträglichkeit keineswegs allgemein ins Bewusstsein getreten ist, kann die gleiche Strategie nicht nach denselben Maßstäben beurteilt werden. In diesem Falle müssen sich die handelnden Subjekte, gleichviel, ob sie politisch zu handeln glauben, inhumane Folgen ihres Handelns moralisch zurechnen lassen.

*** Heute wissen wir, dass 1968 die allgemeine Unerträglichkeit des Seins keineswegs im allgemeinen Bewusstsein der Westdeutschen angekommen war. Ja, die Studenten rebellierten und wir wissen heute, dass Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, ein Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war. Vor wenigen Tagen ist das Buch Feindwärts der Mauer erschienen, in dem die Arbeit von Kurras einmal näher beleuchtet wird. Kurz zusammengefasst: Kurras war nicht irgendein Stasi-Spitzel, sondern einer der wichtigsten Informanten, der Hunderte von Berichten lieferte und im Gegenzug präpariertes "Informationsmaterial" für die Studenten nach Berlin brachte. Die Wissenschaftler stellen nüchtern fest: "Die Rolle von Kurras im Rahmen der Desinformationskampagnen des MfS gegen die West-Berliner Polizei ist indes noch nicht in das öffentliche Bewußtsein gedrungen. Zum Teil sind damals mit Hilfe der Kurras-Informationen in die Welt gesetzte Vorurteile noch heute wirksam."

*** Das, was die Studenten bewegte, kam zu einem Teil aus den Informationstöpfen eines Geheimdienstes, der "Counterinsurgency" betrieb. Damit sind wir wieder direkt im Hier und Heute. Den auch bei uns gibt es VVV, das Verdrehen, Verzerren und Vertuschen durch Verfassungsschutz und die Auslandsaufklärer vom BND. Dieser Tage wurde bekannt, dass der Bundesnachrichtendienst schlappe 300 Millionen Euro haben will, um die Echtzeit-Überwachung sozialer Netzwerke durchführen zu können, zusätzlich weitere 4,5 Millionen, um gefälschte Biometrie-Dateien für seine Agenten erstellen zu können. Unklar ist, ob die 300 Millionen zu den 300 Millionen addiert werden müssen, die der BND für ein Cyber-Frühwarnsystem haben will oder ob 300 Million eine BND-Standardfloskel ist nach dem Schema "300 Millionen, oder es kracht". 300 Millionen her oder sonst "drohe der BND noch hinter den italienischen und den spanischen Geheimdienst zurückzufallen", so das Papier, mit dem der Bundestag desinformiert werden soll, um die Gelder zu bewilligen. Unser Dienst schlechter als die spanische NSA-Filiale CNI oder die italienische AISE, die mithalf, Hassan Mustafa Omar Nasr zu entführen, das geht ja gar nicht. Wie war das noch mit der Erkenntnis, damals, vor einem Jahr, dass Telefon-Metadaten Spion & Spion enttarnten?

*** In bemerkenswerter Einigkeit haben drei anerkannte Juristen vor dem NSA-Untersuchungsausschuss festgestellt, dass die "300 Millionen!"-Anstalt sich in der Praxis verfassungswidrig verhalten hat. Ich erwähnte das in der letzten Wochenschau, nur fehlte, dass über diese gute Zusammenfassung die Gutachten der Juristen abgerufen werden können, ehe sie in Vergessenheit geraten. Schließlich erscheint diese Wochenschau im Internetz und nicht im Interbeutel, in dem bekanntlich nichts verloren geht. In dieser Woche musste die "300 Millionen!"-Anstalt in Leipzig erklären, wie die "strategische Fernmeldekontrolle" derzeit noch ohne die paar Milliönchen funktioniert. Die Klage gegen die anlasslose Kontrolle per Dreckswortliste scheiterte. Das Gericht wies die Klage als unzulässig ab und produzierte eine denkenswerte Begründung, die wir mal das 300-Millionen-Missverständnis nennen wollen: Aufgrund der hohen Datenmengen, die der BND erfasst, könnte dann aber im Prinzip jedermann klagen, und genau das habe der Gesetzgeber nicht gewollt. Da könnte ja jeder kommen! Jetzt liegt es am Deutschen Bundestag, diese ausgeuferter Speicherung zu stoppen. Doch der soll ja 300 Millionen bewilligen, damit noch umfassender geschnüffelt werden kann.

*** Und die Gerichte? In dieser Woche verkündete ein deutscher Generalbundesanwalt, dass er keine Möglichkeit sieht, belastbares Material zu erhalten, das die Überwachung deutscher Bürger durch die NSA dokumentiert. Man stelle sich diese Argumentation bei einem Bankraub vor. Getoppt wird der höchstanwaltliche Blödsinn durch die Behauptung, man habe wegen des Quellenschutzes keine Unterlagen aus dem Spiegel-Archiv einsehen können. So besitzt der höchste deutsche Ermittler nur "Zeitungswissen". Es geht noch besser, mit dem Vorsitzenden Patrick Sensburg im NSA-Untersuchungsausschusses, der den wichtigsten Zeugen einfach mal angeht: "Sollte Snowden nicht bald Beweise in Form von Originaldokumenten vorlegen, verliert er jedwede Glaubwürdigkeit für den Untersuchungsausschuss." Irgendwo im Hintergrund konnte sich sein Parteikollege Clemens Binninger auf dem Flur rollen, lachend. Dass diese unsere Bundesrepublik sich die USA zum Vorbild nimmt, wo man Probleme hat, die Original-Mails von Snowden zu finden, macht das Sauerkraut auch nicht edler. Deutsche Politiker, die gerne über Google und seine urbösen Algorithmen schwafeln, handeln nach Programmroutinen a.k.a. Algorithmen, als wären diese von einem Dienst ins Kleinhirn eingebrannt worden.

*** Da sind wir wieder bei Habermas und seinem umgedrehten Hegel: Inmitten dieser allgemeinen Unerträglichkeit des Seins sollten Subjekte wie Sensberg oder Range, die glauben, mit ihren Argumenten politisch zu handeln, sich die inhumanen Folgen ihres Handelns moralisch zurechnen lassen. Snowden ist in Deutschland nicht zur Fahndung ausgeschrieben und könnte als klar politisch Verfolgter so Asyl bekommen, dass die USA legal nichts ausrichten kann. Wer die Ereignisse bis hierhin verfolgt hat, wird vielleicht dem wunderbaren Eben Moglen zustimmen können, der die Überwachung mit der Unerträglichkeit der Sklaverei vergleicht. Sklaverei ist einfach falsch. Sie kann nicht damit begründet werden, dass der Sklavenhalter ein Sicherheitsbedürfnis hat. "Wir sollten gegen die Methoden des Totalitarismus kämpfen, weil Sklaverei falsch ist. Weil die Überwachung der gesamten Menschheit durch Sklavenhalter falsch ist. Weil das Bereitstellen von Energie, Geld, Technologie und eines Systems, das die Privatsphäre aller Menschen auf der Welt kontrolliert, falsch ist."

Was wird.

Reset the Net! Zugegeben, es klingt etwas doof in einer Zeit, wo nur noch die wenigsten Computer diesen praktischen roten Knopf zum Warmstart haben, aber der 5. Juni sollte schon genutzt werden. Wie die Studenten sind die politischen Netizen zwar eine kleine Minderheit, haben aber ihre Protestmöglichkeiten zum Tag, an dem die via Glenn Greenwald verteilten ersten Meldungen über das Treiben der NSA erschienen. Wer dazu noch spenden möchte, sei auf Cryptome verwiesen, das gegen die Kommerzialisierung der NSA-Enthüllungen durch Greenwald & Co protestiert.

Ach, diese gräßliche Kommerzialisierung aber auch. Manchmal hilft sie beim Erkennen der Kausalität der Sittlichkeit, die von Hegel und Habermas ins Spiel gekickt wird. In ihrem Trainingslager hat sich die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer um den letzten Rest ihrer Sportlichkeit gebracht, als man nach einem vergeigten Werbeeinsatz von Benz.me den Unfall mit dem Restrisiko relativierte, das es auch beim Radfahren gibt. Statt #bereitWieNie könnte man besser über das #Restrisiko twittern. Aber den richtigen Schmäh können wir ja noch von unseren Nachbarn lernen, wenn es live ans gemeinsame Ablachen auf dem "Second Screen" geht, nur echt mit Goal und Pausenreim.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #517 am: 08 Juni, 2014, 00:34 »
Geschichte ereignet sich zwei Mal, einmal als Tragödie, einmal als Farce. Auch keine neue Erkenntnis, wenn man seinen Marx gelesen hat. Sie bleibt aber allzu oft auf der Strecke, befürchtet Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Haben nicht alle was zu Snowden gesagt. Der Peter, der Erich, die Doro. Und natürlich konnte ich auch nicht die Klappe halten. Schließlich steht seit den Worten des großen Uhls die Frage im Raum, ob Deutschland nicht von Sicherheitsbeamten regiert wird. Das alles wird natürlich vom gelahrten Feuilleton getoppt, das Edward Snowden zum Pfingstwunder erklärt und seine Enthüllungen als Emanation des pfingstlichen Geistes der Freiheit begreift. So geschehen damals, bevor es Spiegel Online gab, als die Anhänger von Jesus Christus an die Öffentlichkeit traten und Unerhörtes frei heraus sagten. So sieht es jedenfalls Heribert Prantl in seiner Sonntagspredigt in der Süddeutschen Zeitung, die derzeit noch hinter einer Firewall steckt.

"Sein Outing am Pfingstmontag vor einem Jahr war ein Akt pfingstlicher Freiheit, eine Art modernes Pfingstwunder – es hat nichts mit Religion zu tun, sehr wohl aber mit dem Geist der Freiheit, also mit dem Geist der Aufklärung. Snowden hat eine globale Großinquisition aufgedeckt und musste fliehen vor dem Großinquisitor."

*** Klingt gut, ihr Christen und Verehrer höherer Wesen, ihr Aufklärer, ihr erzürnten Neumacher, so kurz vor dem Clean-Slating von einem paradiesischen Neuland? Was ist eigentlich, wenn das Outing keine pfingstlich-religiöse Großtat im Geiste der Aufklärung war? Die unerhörte Tatsache, dass die USA ein monströses Speicherprogramm für "Metadaten" unterhält, wurde im Jahr 2006 von USA Today veröffentlicht und auch in diesem wunderbaren Newsticker bekannt gemacht. Was folgte, waren Klagen von Aktionären, unterstützt von der ACLU, nicht unähnlich, wie jetzt über Vodafone gegrummelt wird. Doch damit hatte es sich. Das Thema verlief im Sande, das Netz war noch nicht kaputt genug, die Nutzung der Smartphones noch unterentwickelt und twttr eines dieser verrückten Startups mit unklaren Ideen. "Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce."

*** Mehrfach sind im Zuge der NSA-Enthüllungen von Edward Snowden Powerpoints und Daten veröffentlicht worden, die Snowden selbst oder zumindest sein Austräger Glenn Greenwald falsch interpretierten. Darauf macht an diesem sonnigen Pfingsten die tageszeitung aufmerksam mit einem Artikel über die Spuren der Überwacher:

"Im vorigen Sommer tauchte eine Zahl auf, die zunächst alle elektrisierte. Rund 500 Millionen Kommunikationsvorgänge "aus Deutschland" erfasse die NSA jeden Monat, meldete der Spiegel unter Verweis auf Edward Snowden. Erst nach einigen Wochen stellte sich heraus, dass die Zahl sich gar nicht auf Telefonate und E-Mails in Deutschland bezieht. Vielmehr auf die Daten, die der Bundesnachrichtendienst (BND) im Ausland sammelt und der NSA zur Verfügung stellt. "

Nun ist die Zahl zwar aus der Welt, doch die Idee von der Massenüberwachung der deutschen Bevölkerung ist geblieben, verbunden mit der Hoffnung von Tausenden, dass der Generalbundesanwalt die Geheimbuden aufmischt. Doch für den hat der Schutz des Staates und seiner Behörden wie dem Bundesnachrichtendienst Vorrag. In dieser Hinsicht sind die 553.044.811 Datensätze von Boundless Informant aus Afghanistan, die der BND der NSA zur Analyse überließ, einfach Teil des "Ringtausches", den die Dienste untereinander pflegen. Und dass jeder Dienst Akten über ausländische Regierungschefs und Minister anlegt, in denen auch die Nummer von Merkels Privathandy gespeichert ist, dürfte zum allgemeinen Business von Spion & Spion gehören. Es kann ja nützlich sein, mal eben den mächtigsten Joker der Welt anzurufen, wenn man nicht weiß, dass mit einer DDR-Waschmaschine Bier gebraut werden konnte.

*** Auch zu Beginn der Snowden-Enthüllungen gab es schwere Fehler, als die Arbeit von Prism sowohl in den USA als auch in Gtroßbritannien als NSA-Programm dank der Interpretation von Snowden falsch eingeschätzt wurde. So war es für Firmen wie Google ein Leichtes, die Zusammenarbeit mit der NSA abzustreiten, weil technisch das FBI das Sagen hatte. Inzwischen hat man da Übung im Beteuern, dass die gesamte Firma in Aufruhr ist und die Mitarbeiter wütend sind. Die hohe Kunst des spezifischen Dementi will erst einmal gelernt sein: "Es gab keine längerfristigen Vereinbarungen, wir arbeiten nicht zusammen, es gibt keine Genehmigung, auf unsere Infrastruktur zuzugreifen. Das gab es nicht, gibt es nicht und wird es nicht geben."

*** In dieser Woche wurde bekannt, dass Jaron Lanier den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommt. Was als schon lange verdiente Würdigung eines Vertreters der digitalen Welt gefeiert wird, ist auf eine andere Weise auch bedauerlich, weil es als verkappte Kriegserklärung der Internet-Verächter interpretiert werden kann. Das gefeierte Programmier-Wunderkind des Jahres 1984 hat mit seiner wütenden Kritik der Open-Source-Bewegung als eine Spielart des den Programmierer enteignenden digitalen Maoismus viel Porzellan zerschlagen. Umso mehr wird er nun gefeiert, gar als Informatiker, der das Internet mitentwickelte, was insoweit Unfug ist, als es von Lanier selbst als technischem Leiter des Internet2-Projektes zurückgewiesen wurde. Aber es passt zu der inbrünstigen Überhöhung, in der ein Joe Weizenbaum gleich zu einem "Computer-Halbgott" verklärt wird und Snowdens Enthüllungen zu einem "Los Alamos der Digitalwelt". Es fehlt nicht viel am Pfingstwunder, komplett mit Schwafelei vom Gottesbezug des Grundgesetzes. "Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle einmütig beieinander." Nur den Verstand hatten sie vergessen:

"Der Friedenspreis an Lanier kommt zu einem Zeitpunkt, wo auch die deutsche und europäische Industrie ahnt, was auf sie zukommen wird, wenn einige wenige Giganten mehr über ihre Kunden und einige Geheimdienste mehr über ihre Pläne wissen, als sie es je für möglich hielten."

*** Nein, die deutsche und europäische Industrie ahnt nichts, sie weiß sogar etwas. Das ist außerordentlich schlicht: "Der Zug ist abgefahren." Das wird aber leider von Philosophen und Feuilletonisten und Politikern übersehen, die davon schwärmen, dass es im IT-Bereich eine deutsche oder auch europäische Industrie geben könnte, in der wahnsinnig viel Energie drin ist, die man sich nur selber überlassen müsste, um den großen Gegenplan mit "Maschinen des Vertrauens" gegen die geheimen Dienste des Misstraues in Bewegung zu setzen. In dieser kleinen Wochenschau habe ich schon häufiger darauf hingewiesen, dass nix Deutsch hier ist, nicht am Internetknoten und nicht mehr bei den Herstellern von Routern und Rechnern. Wenn selbst der nigelnagelneu eingerichtete Bundesnachrichtendienst keine KVM-Switches einsetzt, sondern zwei Bildschirme jeweils für den roten (streng geheim) und den blauen (geheim) Thin Client eines US-Herstellers, sollte das zu denken geben.

Was wird.

Die technologische Souveranität Deutschlands steht sogar im Koalitionsprogramm. Doch mit der politischen Souveranität ist es nicht weit her. Auf nach Moskau ist die Devise. Ob es eine Kaffeefahrt ist oder eine machtvolle Demonstration deutscher Politiker gegen die schreiende Illegalität US-amerikanischer Bespitzelungen, ist noch nicht ausgemacht. Es ist übrigens egal. Jedenfalls, solange es Politiker wie Hans-Peter Uhl gibt, die allen Ernstes ausgerechnet vom Bundesnachrichtendienst erklärt bekommen müssen, wie E-Mails geleitet werden. Immerhin mit richtiger Erkenntnis des Mannes, der da glaubt, dass Deutschland von Sicherheitsbeamten regiert wird:

"Es geht nicht um den kürzesten Weg, sondern allein nach finanziellen Gesichtspunkten. Wenn Sie innerhalb Deutschlands eine E-Mail verschicken, ist es durchaus denkbar, dass diese über die Vereinigten Staaten und wieder zurück läuft. /.../ Für mich war das neu. Wenn das so ist, dann ist diese vollmundige Erklärung, auf deutschem Boden müsse deutsches Datenschutzrecht gelten, eigentlich eine ziemlich hohle Erklärung."

Ganz ohne machtvolle Namen wie Amnesty International hat ein kleines Grüppchen von Campact gezeigt, dass 40.000 Bundesbürger ein Bett für Snowden frisch bezogen haben. Auf der Demonstration wurde bekannt, dass am Mittwoch in Deutschland eine Courage Foundation an den Start geht, die Spendengelder für Snowden einsammeln soll. Nach all den Petitionen, Plakataktionen und Übernachtungshinweisen, nach einem Jahr NSA-Enthüllungen ist das schon bemerkenswert. Was wohl aus den Spenden für das Crowdfunding-Projekt "Fly Edward Snowden Fly" geworden ist?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #518 am: 15 Juni, 2014, 05:30 »
Man kann ja Audio-Dateien auch für etwas anderes verwenden als für ausgesucht gute Musik für verwöhnte Ohren, merkt Hal Faber an. Und lässt Schwächen des demokratischen Prozesses nicht als Argument für die verschwörungstheoretischen Spinner gelten.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** König Fußball ist da und regiert aus der Tiefe des Raumes, der nach allen Regeln der Kunst und dem neuesten Stand der Technik überwacht wird. 900 Millionen Dollar für Drohnen, Gesichtserkennungssysteme, Scanner gegen 3D-gedruckte Waffen und ein modernes Anti-Terrorzentrum für ein Spiel, das 90 Minuten dauert, begleitet von unfähigen Schiedsrichtern. Es ist schließlich die letzte WM, mit deutscher Beteiligung ohne Rückgrat und Verstand und einem Spinner wie Blatter.

*** Während die Fanmeile in der City of Untersuchungsausschuss im Banne der Urinstrahlen stinkt, werden gleich nebenan im Reichstag und Kanzleramt die wirklich schmutzigen Dinge angepackt. Endlich kann man ungestört ergbenisorientiert arbeiten, wenn andere grölen. Wie war das noch anno 2012, als das Meldegesetz während der Fußball-EM klammheimlich um den Verkauf von Adressdaten erweitert wurde? Wichtige Verhandlungen zum Freihandelsabkommen gehören zum WM-Arbeitspensum, eine Drohnendebatte mit Experten und wenn es ordentlich in den Tornetzen zappelt, kann man auch diesen Edward Snowden vergessen und die Schnüffeldienste ihre Arbeit machen lassen im globalen Ringtausch.

*** Haben sie nicht wie in der Ukraine wieder einmal vorbildlich gearbeitet, die Entwicklungen passgenau analysiert und frühzeitig vor Abu Bakr al Baghdadi gewarnt? Oder war es nicht doch nur der hilflose Hinweis auf diese furchtbaren Heimkehrer aus dem syrischen Bürgerkrieg, wegen denen unsere Freiheiten weiter eingeschränkt werden müssen? Ja, da muss doch die Zusammenarbeit intensiviert werden bei dieser Bedrohung.

*** In dieser kleinen Wochenschau werden üblicherweise Audio-Dateien nur verlinkt, wenn es darum geht, gute Musik für verwöhnte Ohren zu präsentieren. Wie wäre es inmitten des WM-Gedöns zur Abwechslung mal mit einer Lesung einer kleinen Reportage, die schildert, wie in erlesenen Hinterzimmern über das Freihandelsabkommen "debattiert" wird, mit freundlicher Unterstützung der Business Software Alliance? Das ist die Lobbybude, die gegen Softwarepiraterie vorgeht, Open-Source-Software als Handelshemmnis bezeichnet und TTIP als Fortschritt begrüßt. Wo der Profit das höchste Rechtsgut ist, will man sich doch nicht lumpen lassen. Wer dieser Tage die skurrile deutsche Debatte um den Mindestlohn betrachtet und auf Großbritannien als großes Vorbild schielt, sollte nicht vergessen, dass Konzerne nach den Freihandelsregeln gegen Mindestlöhne klagen dürfen und dies auch tun werden, wie Veolia in Ägypten.

*** Frank Schirrmacher, der Großmeister der Debatten, von den USA aus als Informationsfresser wahrgenommen, ist tot. In seinem letzten Interview über das Leben in der Überwachungsgesellschaft atmete er schwer. Was wusste das ach so intelligente Unternehmen Google über den passionierten Raucher, der durch eine Kammerflimmern nach Lungenödem im Alter von 54 Jahren starb? Der angenehm eigensinnige Mann, der so gerne die Debatten aufmischte, hatte schon damals keine Berührungsängste mit den Nerds, als ich ihn das erste Mal auf der Byteburg von Kai Krause traf. Zuletzt, so berichtet es Fefe, der etwas andere Aufmischer ohne Berührungsängste, stritt er sich über die Frage, ob man die Auflösung der Geheimdienste fordern kann. In seinem letzten Buch "Ego" warnte Schirrmacher vor den Computer-Algorithmen, die den Menschen berechnen und ausrechnen. Er dürfte feixend zur nächsten Zigarette gegriffen haben, beim Lesen der Nachricht, dass jeder programmieren können muss, ausgeführt am Beispiel von Scratch. Vielleicht ist diese kleine Meldung von der Existenz übereifriger Algorithmen der fein-ironische Abschiedsgruß der Maschinenwelt an Frank Schirrmacher. Wir werden erst langsam begreifen, was (nicht nur wer) uns nun fehlt, nicht nur, um eine neue Geschichte unseres digitalen Lebens zu schreiben. "He was a man, take him for all in all", heißt es in Shakespeares Hamlet.

*** Zum Gespräch mit Frank Schirrmacher ist Eric Schmidt nicht mehr gekommen, doch wurde der in Berlin verbreitete Glanz der Factory auch in der ehemaligen Hauptstadtzeitung verbreitet. In Berlin etwas für die Welt machen, da "alle Menschen gleich gestrickt" sind, das ist so eine Aussage von Schmidt, die Widerspruch und einen kleinen Krawall verdient hätte. Was passiert, wenn die Bestrickten protestieren, weil die Stricker die Arbeit verlagern wie bei Uber? In Berlin streikten die Taxifahrer, während Wowereit ahnungslos grinste. Das Netz ist voll von einfältigen Kommentaren über Uber & Co, die selbst nicht sonderlich sympathisch erscheinen. Auf lange Sicht braucht übrigens niemand Taxis, Autos und Arbeit, dann werden Roboter den Laden schmeißen und sich der Rest der Menschheit den schönen Künsten widmen, wie das Marc Andreessen zum ewigen Lobe des Algorithmus formuliert.

Was wird.

Alle Enden sind auch ein Beginnen. Mitten hinein in all die Reflektionen über Schirrmacher, seine FAZ und andere Zeitungen im Energiesparmodus platzt die Nachricht, dass die Krautreporter bei ihrer Knetisierungs-Kampagne 16.560 Unterstützer animieren konnten, insgesamt 986.465,87 Euro zu stiften. Jetzt wird also der Online-Journalismus gerettet, den die Krautreporter für kaputt halten. Freuen wir uns auf "Reportagen, Recherchen, Porträts und Erklärstücke". Über Themen, mit denen die Krautreporter sich auskennen. Mit der Zeit, die nötig ist, um eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen. Versprochen ist ja mehr, als es schon gibt. Was das sein soll, das fragen sich wohl nicht nur diejenigen, die bereits ihr Geld gaben. Der Verdacht liegt nahe, dass sich das die Krautreporter derzeit auch noch selbst freagen.

Wie wäre es mit einer Geschichte über die Weltmächte? Für die tageszeitung sind dies nicht die USA, Russland und China, sondern Mark Zuckerberg und Edward Snowden, beide 30 Jahre alt. Interessant ist dabei der Gedankengang des Autors, dass Mark Zuckerberg mit seinem Facebook als einziger Entrepreneur die Prinzipien der Hackerethik verwirklicht. Hier ist jemand dem Schwindel von The Hacker Way aufgesessen in der großen, klassisch recherchierten Reportage? Am Ende wird das Leben von Snowden mit dem einer Hauskatze verglichen. Vielleicht ist es an der Zeit, eine neue Hackerethik zu formulieren?

Am 19. Juni jährt sich das Datum, an dem Julian Assange im Jahre 2012 vor der drohenden Auslieferung nach Schweden in die Botschaft von Ecuador flüchtete. Zu diesem Zeitpunkt waren all seine Versuche, gegen die Auslieferung nach einem europäischen Haftbefehl Schwedens vor britischen Gerichten Einspruch zu erheben, abgelehnt worden. Seitdem harrt Assange in der Botschaft aus, inzwischen mit Ecuador-Trikot und einem kleinen Bäuchlein bereit, bei der WM mitzufiebern, wenn es gegen die Schweiz geht. Wo es doch in Brasilien so friedlich und vollkommen unpolitisch zugeht und die Spießer und Heuchler die Spieler in den Mittelpunkt stellen. Aber egal: Freuen wir uns auf den Weltmeister Holland. Oranje! Ich muss gleich kotzen. Warum, das darf sich nun jeder und jede selbst aussuchen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #519 am: 22 Juni, 2014, 05:01 »
Samba? Bossa Nova? Brasilien hat nicht nur an sozialen Konflikten, sondern auch an Musik weit mehr, als die weichgespülten WM-Bilder zu zeigen wagen, meint Hal Faber. Schnell hingehöhrt, bevor uns die erste deutsche Kampfdrohne auf den Kopf fällt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** König Fußball regiert immer noch. Nix gegen (manche) Fangesänge. Angesichts brasilianischer Umstände, die von König Fußball nur mühsam überdeckt werden, vielleicht doch mal wieder moderne brasilianische Musik, die nicht hinter den Berg hält. In welcher Form auch immer, auch als "brasilianische Antwort auf Mi.I.A." oder Electric Bossa Nova oder Samba-Rap oder tiefster Baile Funk.

*** König Fußball? Aber Heidewitzka, das wird ein Spass sein, in der anstehenden Sitzungsdoppelwoche im Bundestag "Polit-Klärschlamm zu verklappen", wie das der Fefesoph formuliert. Selbst im NSA-Untersuchungssausschuss läuft alles in seinen gepflegten Bahnen mit der Anhörung von Experten für deutsche Wunder. Hach, ist es nicht wunderbar, wenn sich das Geburtstagskind Edward Snowden nicht mit deutschen Untersuchungsausschüsslern zu einer Partie Schafskopf treffen möchte? Es könnte ja die anstehende Visumsregelung mit Russland gefährden, wo das regierende Deutschland doch keinesfalls bereit ist, republikanische Stärke zu zeigen. Hat sich diese Woche nicht der ausgemachte Experte Lorenz "YoLo" Caffier zu Worte gemeldet mit der Einschätzung:

"Wer seinen Rechner einschaltet, muss sich bewusst sein, dass er von dem Moment an nicht mehr allein ist. Egal, wer sich da gerade reinhackt, ob das die Chinesen oder die Amerikaner oder die Russen sind. Es ist doch nichts Neues, dass all diese Länder Daten einsammeln. Die Geheimdienste aus Frankreich oder England interessieren sich nicht nur für unsere Bummi-Bücher.

*** Kein Interesse für Bummi-Bücher? Aber Hallo. Wie war das noch mit der Geschichte, in der Bummi Erde futtert, um zu prüfen, ob das Sauerland tatsächlich sauer ist? Wie schmeckt denn die Überwachung? Wie ist das denn, wenn man bei eingeschaltetem Computer nicht mehr allein ist und immer ein anderer dabei, der sich reinhackt? Wie kann man Innenminister werden, ohne einen Verstand zu haben? Nehmen wir einmal, es stimmt, dass mit dem Einschalten eines Rechners die Verletzung der Grundrechte unserer Verfassung beginnt. Wie kann man denn schreiben, dass man sich im Internet nicht entblößen sollte, damit es einem besser gehe und so tun, als ob der Einzelne es in der Macht hat, Geheimdienste oder eben nur Hacker auszusperren? Mit solchen Ratschlägen landen wir unversehens bei der konservativen Mischpoke, die da predigt Du musst dein Leben ändern und das als Selbstverpflichtung des Einzelnen begreift, was staatlicher Rechtsschutz sein muss. Die Logik eines Lorenz Caffier reicht nicht weiter als bis zum Aufstellen einer Art Stopp-Schild mit ähnlicher Aufschrift, die man von Supermärkten her kennt: "Bitte haben sie Verständnis dafür, wenn bei Datendiebstahl niemand gerufen werden kann."

*** Als die von Edward Snowden losgetretene Welle der Enthüllungen begann, veröffentlichte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik diese Stellungnahme. "Im Kontext der Bündnispartnerschaft NATO arbeitet das BSI auch mit der NSA zusammen. Diese Zusammenarbeit umfasst jedoch ausschließlich präventive Aspekte der IT- und Cyber-Sicherheit." Nun hat Spiegel Online rund 200 Seiten von NSA-Dokumenten veröffentlicht, unter anderem die Agenda des BSI-Vizepräsidenten zu seinem NSA-Besuch. Mit einer Präsentation des abhörsicheren Fishbowl-Telefonsystems der NSA dürfte vielleicht die Frage verbunden gewesen sein, wie dieses System vom BSI zertifiziert werden kann, damit es auch als Merkelhandy taugt, wie die Angebote von Secusmart und der Telekom.

´*** In der letzten kleinen Wochenschau habe ich auf Marc Andreesen und seine Vision der Roboterzukunft verlinkt. Sie wird nicht von allen geteilt, nicht in Deutschland, aber auch nicht in den USA, weshalb der Bericht über den Krieg um die Hauptstadt des Internets wohl noch hinter einer Paywall steckt. Man kann bei Alex Payne weiterlesen, wie der Widerstand aussieht, bis die Paywall wie übrlich gefallen ist.

*** Wo König Fußball regiert, werden seine Untertanen systematisch verblödet. Mit dem Geld deutscher Bürger haben sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten bei der WM eingekauft und servieren ein Programm auf dem Niveau von Butterfahrtveranstaltungen mit einer unsäglichen Kathrin Müller-Hohenstein als journalistischer Heizdecke. Das schreibt die tageszeitung leider offline unter der irrlichternden Überschrift "Wie Helmut Kohl und Heiner Geißler". Dazu kommen "Experten" wie Oliver Kahn und Mehmet Scholl, die genau gar nichts erklären können. Die Zeiten einer Fußball-WM 2006, als Jürgen Klopp am digitalen Wischtisch in Ansätzen zeigte, was eine Spielanalyse ist, sind offenbar vorüber. Kurze, gewagte These: Wer seine Zuschauer derart beim Fußball verblödet, wird auch die NSA-Affäre herunterspielen auf Pool-Plansch-Niveau. Immerhin hält das Netz auch Angebote mit Verstand bereit oder den kuriosen Live-Kommentarstream der Piefke-Basher, mit dem die deutsche Ausgabe des Standards gestartet ist. Die Ehrenrettung kam in dieser Woche vom Geburtstagskind Jürgen Habermas, auch wenn sie leicht vergiftet war mit dem Glauben an einen sinnbündelnden Journalismus anstelle von, nunja, ähem, vielleicht 10000 Fliegen?

"Denken Sie an die spontan auftauchenden Portale, sagen wir: für hochspezialisierte Briefmarkenfreunde, Europarechtler oder anonyme Alkoholiker. Solche Kommunikationsgemeinschaften bilden im Meer der digitalen Geräusche weit verstreute Archipele – vermutlich gibt es Milliarden davon. Diesen in sich abgeschlossenen Kommunikationsräumen fehlt das Inklusive, die alle und alles Relevante einbeziehende Kraft einer Öffentlichkeit. Für diese Konzentration braucht man die Auswahl und kenntnisreiche Kommentierung von einschlägigen Themen, Beiträgen und Informationen. Die nach wie vor nötigen Kompetenzen des guten alten Journalismus sollten im Meer der digitalen Geräusche nicht verloren gehen."

Was wird.

Im Meer der digitalen Geräusche plätschert und gluckert es ganz sommerlich, während die Fanmeilen stinken. Mit Experten des NSA-Untersuchungsausschusses begann diese Wochenschau, mit ihnen soll sie enden, denn in der anstehenden Sitzungsdoppelwoche tanzen eine Menge Erklärbären in Berlin. Nicht nur in Sachen NSA, wo der Untersuchungsausschuss mitsamt seinen Experten einen Bericht des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) auswerten muss, nach dem das militärische Nachrichtenwesen der Bundeswehr neben Cisco-Hardware nun auf chinesisches Gerät setzt.

Auch die Militärexperten sind gefordert, denn die Anhörung zu waffenfähigen ferngesteuerten Luftfahrzeugen steht vor der Tür. Rechtzeitig zum Expertenstreit ist in den USA ein wunderbar gestalteter Artikel der Washington Post erschienen, der einmal darstellt, wie viele Drohnen der Kontrolle entglitten und abstürzten. Über 400 größere Drohnen gingen so verloren, nicht gerechnet die geheimen Drohnen-Systeme, die die CIA besitzt und betreibt. Neben Abstürzen nach Kommunikationsabbrüchen vermerkt das Blatt handfeste Pilotenfehler, etwa das Kunstück, eine Drohne "kopf"-unter zu fliegen, ohne dies zu merken. Erwähnenswert auch die Piloten-Aussagen nach zwei Abstürzen im Jahre 2008 und 2009, die Drohnen seien von "Dämonen besessen" gewesen. Es fehlt nicht viel, bis Wünschelrutengänger auf der Startpiste auftauchen.

Bekanntlich soll mit Unterstützung der Experten entschieden werden, ob unsere Bundeswehr unter Ursula von der Leyen ein waffenfähiges System kauft oder auf eine europäische Drohne wartet. Oder ob die Truppe gar das große Lob der geleasten Kameradschaft weiter trällert, nur echt mit dem schönen roten Stempel Combat Proven.

Dann ist da noch der transatlantische Cyber-Dialog vom deutschen Auswärtigen Amt und vom US State Department, der am Freitag in Berlin starten soll. Geht es nach Bundesinnenminister Thomas de Maizière, so ist das ein rühmlicher Abschluss der NSA-Debatte. Das Logo, das bis zum Start des Dialoges von der Presse nicht veröffentlicht werden darf, zirkuliert bereits auf Twitter. Es zeigt den Umriss der USA, ein bisschen Atlantik und gleich daneben die BRD, im Maßstab 1:5 so aufgeblasen, dass unsere Förderation der Bundesländer etwa gleichgroß ist wie die der Vereinigten Staaten. Zwischen den beiden Ländern zirkulieren Nullen und Einsen (beaufsichtigt von NSA und BND). Yo!

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #520 am: 29 Juni, 2014, 06:25 »
Das Zeitalter der Extreme nannte Eric Hobsbawm das 20. Jahrhundert. Und das war es wohl, nicht nur wegen Jahrhundert-Katapstrophen wie 1. Weltkrieg und Genozid der Nazis, meint Hal Faber. Auch die Informations-Technik hat einiges beizutragen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Es ist nichts, es ist nichts." Das waren die letzten Worte des osterreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914, dem Sankt-Veits-Tag. Nur eine Fleischwunde und das beim größten Jäger aller Zeiten, der 272511 Tiere erschossen haben soll, unter ihnen mehrere Elefanten? Franz Ferdinands Phaeton war einfach nicht schusssicher konstruiert, die Überwachungstechnik selbst auf dem damaligen Stand der Technik alles andere als korrekte "Situational Awareness", wie dies im heutigen Polizeijargon heißt. Denn zuvor war eine Bombe geworfen worden, nur kullerte sie unter den falschen Wagen. Franz Ferdinand war ungehalten: "Da kommt man nach Sarajevo, um einen Besuch zu machen, und wird mit Bomben beworfen! Das ist empörend." Als dann sein Wagen falsch abbog und steckenblieb, konnte Gavrilo Princip unbedrängt schießen. Der Name des Anarchisten war bosnisch, der Wahnsinn kam aus Serbien, die Waffen ebenso.

*** Danach begann das große Gemetzel, das wir heute unter dem Namen "1. Weltkrieg" einordnen. Anderswo wird das Abschlachten nur Grand Guerre, Großer Krieg genannt. Etwa in Ypern, Start: 26. Juni 2014, Ende: 26. Juni 2014, Land:Belgien. Neben der Neuaflage der Kriegsschulddebatte gibt es zum Jubiläum zeitgenössischen Unsinn, etwa die Geschichte mit den Selfies von der Front. Die Pläne, diesen Krieg kurz und schmerzlos zu führen, lagen in den Schubladen der Kriegstreiber bereit und führten dennoch geradewegs in die Stahlgewitter. Kundige Warner gab es zum Kriegsausbruch wenige, der Hurra-Patriotismus war gefragt. Da sollte man an Norman Angell erinnern, der damals schrieb, dass der Krieg eine nutzlose Sache sei, angesichts der internationalen Arbeitsteilung und der ungeheuer gewachsenen Schnelligkeit der Informationsverarbeitung gerade im Aktiengeschäft. Die Welt könne es sich nicht erlauben, mit der dank Telegraphie vernetzten Wirtschaft einen Krieg zu tolerieren. Auch ein Irrtum. Die Welt ging nicht offline und die Kryptographen und Codebrecher aller Länder spielten eine wichtige Rolle. Bis heute gilt die Entschlüsselung des ADFGX-Verfahrens durch die Franzosen als Grund dafür, dass Paris nicht eingenommen werden konnte.

*** Die Entschlüsselung der Zimmermann-Depesche gehört zu dieser Geschichte, denn sie zwang die USA zur Aufgabe ihrer Neutralität. Die Vereinigten Staaten schickten 4,3 Millionen Menschen in den Krieg und waren später die ersten, die den Versailler Vertrag unterzeichneten, der ebenfallls Geburtstag hat. Am 28. Juni 1919 unterzeichneten die deutschen Vertreter unter Protest den Vertrag, der mit den Reparationszahlungen in der Weimarer Republik als politische Folie für den Republikhass auf den Weg zum 2. Weltkrieg eine Rolle spielte. Gibt es einen Zusammenhang zum NSA-Skandal, der in dieser Woche vom Bundestags-Untersuchungsausschuss so mustergültig Licht in das Dunkel bringt? Es gibt ihn. Ross Anderson macht darauf aufmerksam:

"Als Großbritannien und die USA Deutschland im Jahre 1944 angriffen, schickten wir nicht wie im I. Weltkrieg Millionen Menschen nach Europa, sondern eine Kampftruppe von einigen Hunderttausend Männern mit Tausenden von Panzern, gestützt von Tausenden von Flugzeugen und Schiffen. Heute ist der Übergang von der Kriegsarbeit zum Kapitaleinsatz noch größer geworden. Um einen ausländischen Führer zu töten, können wir eine Drohne nehmen, die eine Rakete abfeuert, die gerade einmal 30.000 Dollar teuer ist. Aber sie ist gestützt durch ein kolossal teures Investment — der Marktwert all der Firmen, die mit PRISM angezapft wurden, liegt über einer Billion Dollar."

*** In der letzten Wochenschau habe ich belustigt das Logo des Transatlantischen Cyber-Dialoges kommentiert, der inzwischen ziemlich geräuschlos über die Bühne ging. Besorgte Kommentatoren erwähnen zwar, wie der US-Vertreter John Podesta eine trockene Auflistung vorlegte, während unser Außenminister mit Pathos von der Freiheit des Menschen sprach. Aber, huch, nun soll Edward Snowden per Video am 11. September befragt werden, dem Schicksalstag der Amerikaner schlechthin. Damit würde Deutschland die Gefühle der Amerikaner nun richtig verletzen und das geht doch überhaupt nicht unter Freunden. Wer so argumentiert, findet auch nichts dabei zu schreiben, dass "Terroristen das World-Trade-Center in die Luft sprengten". Einsturz und Explosion sind nunmal unterschiedliche paar Schuhe.

*** Schuhe, Schuhe, natürlich ist die Assoziation an diese bunten Dinger der Fußballer bei ihrer Weltmeisterschaft da, die häufig in unterschiedlichen Farben getragen werden müssen, warum auch immer. In besagter Wochenschau hieß es, dass mit der WM am Volk vorbei schmutzige Politik betrieben wird und Gesetze verabschiedet werden, die niemand groß beachtet. Die tageszeitung hat nun den Faktencheck versucht und dabei wenig gefunden, was in den letzten Sitzungen vor der Sommerpause verklappt werden kann. Beim Fracking passiert jedenfalls nichts. Die Auswahl der Themen irritiert, denn wer hat allen Ernstes gedacht, das Alexander Dobrindt, in der großen Tradition unfähiger CSU-Verkehrsminister stehend, vor der Pause ein Gesetz zur PKW-Maut einbringen würde? Zumal in der kommenden Woche, in der die in Bayern so hassgeliebte Republik Österreich den 10. Jahrestag des "erfolgreichsten Mautsystems der Welt" begeht? Immerhin, das Gesetz zur Absicherung stabiler und fairer Leistungen für Lebensversicherte ist zur Freude der Versicherungswirtschaft ist auf gutem Wege. Das viele Lebensversicherungen nun drastisch verschlechtert werden, geschenkt, geschenkt: Dafür sind die Fußballmatches doch sooo lebendig und werden mit Bierchen in der Hand herrlich unverbissen geführt. Und die deutsche Torlinientechnik erst!

Was wird.

Das Luis Suarez jetzt bei einem Remake des Aufstandes der Untoten mitspielen soll, ist vorerst nur ein Gerücht. Kein Gerücht ist, dass der Zombie namens De-Mail neu belebt wird, obwohl er in Sachen Verschlüsselung nicht "state of the art" ist, wegen dieser schlimmen Virengefahr in den Mails, weshalb alles durchsucht werden muss. Was denkt sich bloß Herr Justizminister, der da vom Bundesinnenminister prompt korrigiert wurde? Morgen wird Dresden zur De-Mail-City Deutschlands ausgerufen. Die Dresdener haben richtig viel Dussel und bekommen alle schicke De-Mail-Adressen für ihren Gombschudor. Nun müssen wir nur noch klären, wie De-Mail auf sächsisch ausgesprochen wird. Ich setzte da auf meine treuen Leser. Irgendein Eggschbärde wird sicherlich die Antwort wissen, auch wenn das Sommerrätsel noch fern ist. Hier gilt übrigens, dass auch Trolle, die Hacker der Gefühle, mitmachen können. Oder muss es Drolle heißen? Man müsste die trolligen Piraten fragen, die daggen in Halle in Sachsen.

Dann ist da noch die anstehende Expertenanhörung zum deutschen Drohnenproblem. Die gesammelte Liste der schriftlichen Expertenaussagen ist sehr interessant, zumal sich nun auch der Wehrbeauftragte des Bundestages öffentlich für die Anschaffung von Kampfdrohnen ausgesprochen hat. Wie wäre es mit einem waffentragenden Predator, der beim Verlust des Kommunkationslinks souverän die vorprogrammierte Notlandeprozedur abarbeitet, mit einem klitzekleinen unprogrammed pitch over? Was noch fehlt, was sicher kommen wird, ist die Antwort der Bundesregierung auf die Frage, welch neuer Impuls das Verteidigungsministerium beflügelte.

"Durch den 'Impuls' des Bundesministeriums der Verteidigung ist den beteiligten Nationen bewusst geworden, dass eine Harmonisierung des Betriebes und des Zulassungswesens für UAS in Europa -- besonders im Hinblick auf eine kurz- bis mittelfristige Nutzung ihrer verschiedenen UAS-Systeme im nationalen Luftraum -- notwendig ist. Bisher wurden diese Systeme fast ausschließlich in den Einsatzländern eingesetzt."[/]

Deutschland, deine Oberlehrer. Ach, glückliches Österreich, könnte man da seufzen. Einfach mal mit dem Hinweis, dass man nicht in der NATO ist, den Überflug der Global Hawk verweigern, das steht dem Deutschen nicht zu.

Das war's. Ois hod sei End. Its all over now, zumindest für Bobby Womack. Aber in allem steckt auch ein Anfang. Womacks Song war der erste, den Bruce Springsteen auf der Gitarre lernte. "Warmer Wind wirft Weite her." Manche Musik passt einfach zur Lage des Individuums, aber keinesfalls zur Lage der Nation.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #521 am: 06 Juli, 2014, 00:19 »
Vier Innenverteidiger? Der Rücken von Neymar? Interessiert Hal Faber nicht, der nimmt sich fußballfrei. Zu Hause läuft in Berlin das Sommertheater an. Da bringen sie eine moderne Farce zur Aufführung: Spion und Spion. Leider nicht so lustig.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Huch, ein Bild? Ist schon Sommerrätselzeit? Sind die Nachrichten allealle und die Kaimane in Baggerseen aufgewacht? Was ist mit der Wirbelsäule des brasilianischen Papageis? Monty Pythons Comeback gescheitert, die Truppe hinter Gittern? Aber nicht doch, die Auflösung kommt sofort, schließlich stecken wir im größten Bundes-Nachrichten-geDümmel aller Zeiten. Da soll nun nach Berichten der Süddeutschen Zeitung ein BND-Mitarbeiter für die USA spioniert haben. Er soll sich vor allem um geheime Dokumente gekümmert haben, die der NSA-Untersuchungsausschuss auswertet. Die Sache ist alles andere als klar: nur ein einziger Mann, der auch noch per schlichter, unverschlüsselter E-Mail die CIA kontaktierte? Gut, die USA wollen wissen, was die deutsche Politik über die NSA weiß. Würde der 31-jährige Mann für die wieder mal bösen Russen spioniert haben, wäre seine Verhaftung kein Thema. Aber für einen eng befreundeten Geheimdienst, da verhaftet man doch nicht, da kopiert man den USB-Stick und teilt sich brüderlich die Erkenntnisse und gut ist.

Die Presse mag sich noch über die Zerstörung eines Bündnisses aufregen, aber das war es denn auch schon. Schließlich will auch der BND wissen, was die Politik via Untersuchungsausschuss über den BND weiß. Die jahrelange Arbeit an der parlamentarischen Kontrollverlust-Kommission vorbei muss ja auch irgendwie dokumentiert werden. Mindestens zwei Dutzend BNDler dürften sich mit dem Ausschuss beschäftigen, immer brav auf der legalen Suche nach OPINT. Nachrichten vom Ausschuss wie die über den beflügelten Drohnenkrieg gibt es ja genug, die ausgewertet werden müssen.

*** Damit klärt sich auch des Fotos Rätsel: es handelt sich um eine Rudolf-Steiner-Schule der Verehrer übersinnlicher Schleiertänze. Sie war einstmals ein Kampffort des Oberkommandos der Wehrmacht und später gemeinsamer Sitz von CIA, NSA und BND mit dem hübschen Tarnnamen: "Dokumentationsstelle für Wehrtechnik und Umweltschutz". In der Schulgeschichte heißt es zur Zeit nach 1990, als die Operation Blackfoot begann:

Die USA versprachen sich durch die Einbindung der Deutschen besonders effektive Informationenbeschaffung. So wurde das Gebäude ab 1990 im Föhrenweg zur Mitnutzung durch den BND freigegeben und genutzt. Die Amerikaner waren im Untergeschoss des Gebäudes. Die anderen Etagen benutzten die Mitarbeiter des BND. Man versprach sich gegenseitige Hilfe und vollständigen Informationsaustausch. Die Eigenständigkeit beider Geheimdienste wurde natürlich beibehalten, zumal die Interessen beider Staaten nicht gleich sind und auch ein gegenseitiges Misstrauen vorhanden war. Die Amerikaner waren umfangreich mit Geld und speziell ausgerüsteten Kraftfahrzeugen ausgestattet. Der BND arbeitete zumindest anfangs sehr zögerlich und schwerfällig....

Im Aktensicherungsraum des BND stand ein Faxgerät, das Texte nicht nur ins Hauptquartier nach Pullach faxte, sondern praktischerweise auch zu einem CIA-Anschluss. In der Welt der Schlapphüte gibt es nicht nur die Spione, sondern auch die Informations-Wasserträger, die Agentenführer und die Agentenumdreher. Aus gegebenem Anlass sei an die abenteuerliche Geschichte von Hüseyin Yildirim erinnert, der als Transporteur zwischen dem DDR-Spion James W. Hall und dem Ministerium für Staatssicherheit arbeitete. Anlass ist Imperium ohne Rätsel, das diese Woche erschienene Buch vn Klaus Eichner, des Chefanalytikers der DDR-Aufklärung über die NSA. Es kaut in weiten Teilen die Geschichte von Edward Snowden wieder und betreibt Geschichtsklitterung mit der Behauptung, dass sich das Ministerium für Staatssicherheit an die Gesetze gehalten habe, die NSA hingegen nicht.

*** Interessanter ist da ein anderer Punkt: Zehn Aktenordner füllte die von Hall als Printout entwendete und von Yildirim kopierte Bestandsaufnahme der NSA, die National SIGINT Requirements List (NSRL) mit den Informationswünschen der NSA, den sogenannten Informations-Selektoren über Personen und Einrichtungen:

"Wir wussten: Die Einspeisung der Namen in die NSA-Computer bewirkte, dass bei jeder Nennung des Namens in einer Aufzeichnung diese weitere selektiert werden würde. Gleichzeitig war klar, dass damit eine strenge Überwachung und nachrichtendienstliche Bearbeitung bei Einreisen in die USA verbunden sein würde. Wir konnten mittels der Informationsinteressen der Intelligence Community nachweisen, wie stark bereits Anfang der 80er Jahre deren Interessen auch an der Aufklärung und Bearbeitung der westlichen Verbündeten waren."

Fünfzig Blatt umfassten die Informationswünsche über französische Personen und Einrichtungen, 35 Blatt galten dem Partnerland Westdeutschland. Dass dieses Material nach Auflösung der Stasi unter strenger Geheimhaltung an die USA zurückgegeben wurde, mag man wie Eichner als Skandal sehen. Zumindest der Verfassungsschutz hat sich aber die NSRL angesehen und 94 Seiten genauer analysiert. In diesen Tagen haben gab es viel Wirbel um die Überwachung des Tor-Netzwerkes durch die NSA, weil der Source-Code von Selektoren veröffentlicht wurde. Für sich genommen nichts Neues, seitdem die Existenz des 2006 von der NSA vorgestellten Programmes Mjölnir durchsickerte. Mjölnir ist in der nodischen Sage der Hammer von Thor, mit dem nach Meinung der Programmierer das Tor-Netzwerk gedengelt werden sollte, denn Tor stinkt bekanntlich. Nun hat also die Analyse des Source-Code begonnen, die zumindest ans Tageslicht bringt, das vieles aus den Snowden-Unterlagen etweder ein Fake sein könnte oder aber aus Lernmaterialien stammt. Die Schlussfolgerung der Entrüster, dass das Linux Journal Lesestoff für Extremisten birgt, erscheint abwegig:

// START_DEFINITION
/* These variables define terms and websites relating to the TAILs (The Amnesic Incognito Live System) software program, a comsec mechanism advocated by extremists on extremist forums. */
$TAILS_terms=word('tails' or 'Amnesiac Incognito Live System') and word('linux' or ' USB ' or ' CD ' or 'secure desktop' or ' IRC ' or 'truecrypt' or ' tor ');
$TAILS_websites=('tails.boum.org/') or ('linuxjournal.com/content/linux*');
// END_DEFINITION


Noch abwegiger sind eigentlich nur noch die Hacker des Chaos Computer Clubs, die in ihrer Stellungnahme zu den bekannt gewordenen Programm-Schnippseln davon sprechen, diese Bezeichnung für Extremisten sei "ein weiterer Sargnagel für diese Geheimdienste und ihre Partner." Wie war das noch bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes, als verfassungsamtlich festgestellt wurde, dass Extremisten Verschlüsselung benutzen? Kein Aufschrei, nirgends.

*** Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode: unter den Neuerscheinungen dieser Tage gibt es ein weiteres Buch, Deep Web von Anonymus. Geschlagene 200 Seiten quält sich da ein Autor mit bemühtem Schreibstil ab, um die wilde, dunkle Welt von Tor zu beschreiben. Immer wieder werden LKA-Beamte und Staatsanwälte vom Autor befragt, was sie zum schlimmen Tor sagen; immer wieder betonen sie "in geschliffenem Beamtendeutsch", dass Tor in anderen, fernen, schlimmen Ländern die Meinungsfreiheit schützen hilft. Kein Interview mit den Ermittlern, das nicht in einem Plädoyer für die Vorratsdatenspeicherung endet. Besser kann das nur noch die Gewerkschaft der Polizei, wenn sie jubelt, dass die Vorratsdatenspeicherung kommen wird, damit wir Tor und Tails-Extremisten nichts zu lachen haben.

Was wird.

Ja, es gab noch andere Themen, etwa die Anhörung im Bundestag zur künftigen Drohnenpolitik, einen dröhnenden Schlagabtausch zwischen den Parteien und eine selbstfrauliche Vorentscheidung der Ministerin. Damit ist das Thema nicht gegessen, denn immerhin fragen sich sogar SPD-Politiker, warum man sich bei all dem NSA-Theater für ein US-System entscheiden sollte, das als Killer-System bekannt ist. Schließlich sind genau in diesem Punkte die deutsch-israelisch-afghanischen Beziehungen bestens eingespielt, schließlich kommen 40 Prozent der Heron-Bauteile aus Deutschland. Die Diskussion wird lustig weiter gehen. Damit komme ich zu einer Premiere der besonderen Art: Wenn diese kleine Wochenschau längst online im Netz steht und die Sonne über Deutschland lacht, wird erstmals ein Blogger und "Krautreporter" im ehrwürdigen Presseclub der ARD auftreten, der einstmals ein "Frühschoppen" war. Gesoffen wird längst nicht mehr.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #522 am: 13 Juli, 2014, 05:00 »
Es gibt Tode, die kann man nur schwer verkraften, auch wenn sie nicht im persönlichen Umfald passieren, trauert Hal Faber. Und muss sich doch mit den Verirrungen dieser kleinen netzpolitischen und informationstechnischen Welt beschäftigen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details
schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und
Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Charlie Haden ist tot. Ich kann es noch gar nicht fassen, vor wenigen Tagen habe ich mir erst "Last Dance", sein jüngstes Album, zusammen mit Keith Jarrett, angehört, das gar nicht nach Abschied klang, Titel hin, Alter her. Und nun ist Charlie Haden tot. Ein Verlust für die Musik, den man gar nicht ermessen kann. Ob es noch einmal einen Bassisten gibt, der die Musik der Zeiten, in denen er gelebt hat, so geprägt hat wie Charlie Haden, das glaube ich kaum. Nicht einmal Charles Mingus ist im Vergleich so prägend, so stilbildend, so vorwärtstreibend, so erneuernd. Charlie Haden ist tot. Ich bin tief traurig. Und tröste mich mit den Montreal Tapes und den Alben des Liberation Music Orchestra.

*** Und wie soll ich jetzt weitermachen? Aber nun gut: Endlich geht die fußballlose Zeit zu Ende und wir können uns alle auf das Freundschaftsspiel Deutschland gegen Argentinien im schönen Düsseldorf freuen. Schließlich ist das Jahr bald vorüber. All die klugen Analysen, wie die über Mensch gegen Maschine, all die Aufreger und knallharten Analysen vom heftig umkämpften Arbeitssieg "unserer Jungs" über Brasilien sind dann verblichen und vergessen. Nur eine nicht. Da hat doch Google glatt die Frechheit besessen, in einem experimentellen Newsroom mit Suchanfragen und Schlagzeilen zu experimentieren, die auf Suchanfragen reagieren. Ein Feature, das jeder Redakteur beherrschen muss, wenn er einen interessanten Newsticker oder die Seite einer Tageszeitung zusammensetzt.

*** Nur wollten die Programmierer bei Google inmitten des Twittergewitters Gnade beim Experiment walten lassen und schauen, wie sich das tapfere Brasilien in den Suchläufen widerspiegelt, wenn nicht von einer Katastrophe die Rede ist. Über die Suchläufe von Brasilianern wurde anschließend nichts veröffentlicht. Was aus diesen Experimenten folgt, ist klar wie Ochsenschwanzsuppe: Google ist urböse und die Politik muss dringend etwas tun. Mindestens ein Kartellverfahren muss her für diese experimentelle Frechheit der Laborratten, diesen Frevel an einem großartigen Männersport. Man google einfach mal "Messi sorgt für Ordnung" und schaue sich an, wie Deutschlands nächster Gegener vor dem Freundschaftsspiel skandalös von Google ignoriert wird.

*** Die Argumentation der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird noch von den Leserkommentatoren übertroffen, in denen staatliche Suchmaschinen gefordert werden, vielleicht nach dem Vorbild des chinesischen Panguso oder des russischen Sputniks. Ach ja, die Kommentare in den Leserforen. Den feingeistigen FAZ-Autoren machen sie schwer zu schaffen. Dass man erntet, was gesät wird, wenn so gegen Google gebolzt wird, kommt nicht in den klugen Köpfen an. Wer über die Ritter der Cyber-Empörung lästert und die Forderung nach Asyl für Snowden als "eitle Rufe" abtut, muss mit Gegenrede rechnen. Schließlich gibt es neben den verschnarchten Stützen der Gesellschaft auch Bürger, die diese Gesellschaft verändern wollen. Ansonsten ist es bezeichnend, dass die FAZ dem Internet nicht vertraut. Wie sagte noch ein gewisser Jürgen Kuri auf der re:publica (ich wiederhole mich): "Ein lebendiges Forum ist auch in der Lage, sich selbst zu regulieren." Das gilt ja nicht nur für unsere großartigen Heise-Foristas. Man schaue nur mal, wie aktuell bei der tageszeitung der Austritt des Berliner Landesverbandes aus der Piratenpartei diskutiert wird.

*** Bekanntlich haben die Piraten in Schleswig-Holstein dieser Tage dafür gesorgt, dass dort der Datenschützer Thilo Weichert nicht wiedergewählt wurde. Die Aktion wird als Erfolg verkauft, mit dem Zusatz, dass man um den politischen Anstand ringt und eine öffentliche Ausschreibung den besten Landesdatenschutzbeauftragten ins Amt spült. Man schaue nur im letzten Link, wie sachlich die Prinzipienreiterei der Piraten diskutiert werden werden kann. Kein Hass, nirgends, höchstens Mitleid und Unverständnis. Dass die nördlichsten Piraten eine gänzlich andere Vorstellung von Datenschutz haben, wenn sie die Namen von ermittelnden Polizeibeamten ohne Rücksicht auf verpfuschte Schwärzungen veröffentlichen, ist natürlich ein Werk von Rainer Zufall.

*** Was aber sind die Verirrungen der Piraten schon gegen die Verwirrungen von Spion & Spion, die aus einem Skript eines Billy-Wilder-Filmes entstiegen sind, komplett mit Harry Lime in den Katakomben von Wien. Wenn der eine Agent vom Verfassungsschutz aufgefordert wird, anderen Agenten zu überprüfen und der diesen Fall auch noch dem russischen Generalkonsulat in München schickt, dann hilft auch keine Prüfung des "Verräters" durch einen Psychiater. Die Diagnose, dass die Geheimdienste mangels jedweder Kontrollmechanismen verrottet sind und aufgelöst werden müssen, ist eine gesellschaftspolitische. Leider hilft die Diagnose nicht weiter: wenn dieser Agenturbericht stimmt und Bundeskanzlerin Merkel inmitten all der geheimdienstlichen Irritationen es abgelehnt hat, dass Deutschland Mitglied der "Five Eyes" wird, muss man die Alternativen sehen, die Merkel offenbar sieht. Es ist ja kein Geheimnis, dass christliche Volksparteipolitiker einen europäischen Geheimdienst installieren wollen, der dann so groß und mächtig werden könnte wie der gnadenlose europäische Récupération des Renseignments im Science-Fiction-Krimi Drohnenland. Damit passen auch Betrachtungen ehemaliger BND-Mitarbeiter über Chancen und Risiken eines Nachrichtendienstes der Europäischen Union in das Puzzle. Die BRD als vollwertiges Mitglied der "Five Eyes" auf einer Höhe mit den Partnern der UKUSA wäre für unsere Nachbarn so akzeptabel wie die deutsche PKW-Maut. Nämlich gar nicht.

*** In dieser Woche hat der Bundestag mehrere Petitionen abgelehnt, die Asyl für Snowden oder ein Bett für Snowden forderten. Snowden muss sein Asyl in Russland verlängern. Nach neuesten Veröffentlichungen von Glenn Greenwald überwachten die USA prominente Muslime und kümmerten sich um jede Menge Beifang. Dass es mittlerweile auch Kritik an der scheibchenweisen Veröffentlichungstaktik von Greenwald gibt, mit der Greenwald und andere das Optimum an Einnahmen zu erreichen suchen, sei nicht verschwiegen. So haben wir die wenigen Glücklichen im Besitz der Snowden-Dateien, die freilich keine Technik-Experten sind und denen nach zwei Stunden regelmäßig die Augen ausfallen, wenn es um Technik geht. Dann müssen sie schnell an die Tastaturen. So manifestiert sich das, was der investigative Journalist Seymour Hersh auf der Jahrestagung des netzwerk recherche so formulierte: "Newspapers turn out to be not very interested in spreading the wealth."

Was wird.

In der kommenden Woche wird unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel 60 Jahre alt. So etwas will mit Schmidscher Gelassenheit gemeistert werden, vielleicht bei einer Runde Eierlikör mit ihrer Nachfolgerin von der Leyen. Momentan weilt Merkel aber ganz ungelassen in Brasilien, um der scharfen NSA-Kritikerin Dilma Rousseff ihr Beileid auszusprechen. Zusammen gucken Merkel und Rousseff heute abend mit Wladimir Putin und seinem Intimfeind Joachim Gauck irgendein Spiel an. Womöglich kommt auch Chinas Xi Jinping vorbei mit ein paar Tüten Chips und diesem schicken Scanner, dessen Malware Daten in die Volksrepublik reportierte. Zeit genug, einige Geburtstagsvorbereitungen für Angela Merkel zu treffen. Festredner ist der Historiker Jürgen Osterhammel, als Band könnte wieder einmal der Shanty-Chor auftreten. Vielleicht mit einem schönen Lied wie Pet Sematary zum Andenken an Tamás Erdélyi, genannt Tommy Ramone. Oder wie wäre es mit Dolly Parton mit feinster Warmherzigkeit? Frei nach William Blakes Tiger, Tiger, burning bright gibt es bereits ein erstes entzückendes Geburtstagsständchen als Vorlage:

What Angela Merkel trace,
Rose before thine eager face?
Then when thy hand began to
click, Thou snatched in an Augenblick!

NSA, NSA, burning bright,
In the networks of the night;
What immortal line of code,
Put Thee at every single node?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #523 am: 20 Juli, 2014, 05:44 »
Please allow me to introduce myself, I'm a man of wealth and taste. Ein gewisses diabolisches Grinsen kann sich Hal Faber tatsächlich nicht verkneifen. Trotz aller Tode, berühmter ebenso wie namenloser, die vor allem für politische Unruhe sorgen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ja, damals: Als die Dokumentation "Sympathy for the Devil" im Fernsehen lief, kam der Blues über uns, die Musik der Schwarzen. Ganz nett war dann, wie Alexis Korner schrammte. Aber dann kam ein Albino und zerlegte alles nach Strich und Faden. Johnny Winter schenkte uns "Nothing but the Blues", was immer noch der beste Grund dafür ist, die IP-Adresse zu verbiegen, um die bei uns gesperrten Songs des Albums hören zu können zum Abschied. Zurück im Delta oder tief unten in Florida, dort ist Johnny Winter nun angekommen.

*** Nirgendwo ist Flug MH17 angekommen. Vieles spricht für einen versehentlichen Abschuss, doch wer verantwortlich ist, das ist noch unklar, nicht nur in der Wikipedia. Aus der Sicht des Datenjournalismus haben Lufthansa und Singapore Airlines einfach nur Glück gehabt. Der hilflose Ruf nach UN-Blauhelmen entspricht der allgemeinen Konzeptionslosigkeit der neuen deutschen Ostpolitik und dem Festredner-Schwafeln von "Russlands reichs-nostalgischem Weg" auf der Geburtstagsfeier der Kanzlerin.

*** Der Geschichtsprofessor Osterhammel sprach auf der Feier vom Internet als "revolutionäre Daseinsmacht" wie es etwa die Religion ist in seinem Buch Die Verwandlung der Welt. Vielleicht geht es auch etwas kleiner. Da gibt es nun einen großen Bohai um deutsche Spione, während die Regierung "mit bleierner Gelassenheit" auf die Emthüllungen von Edward Snowden reagiert. Ausgerechnet den Entwurf des BND für Gegenspionage soll der Mann sowohl an die Amerikaner wie an die Russen gemailt haben. Vielleicht sollte man einmal den Alltag von Spion und Spion betrachten. Die tageszeitung hat das gemacht, im Falle eines Spiones des Assad-Regimes, rekonstruiert nach Akten des Bundeskriminalamtes. Da wird der Entwurfsordner von Gmail benutzt, mit Skype telefoniert, Foto-Material auf USB-Stick gebrannt und nach Syrien geflogen. Wieder einmal ist es die Telefonüberwachung mit einem IMSI-Catcher, die den Durchbruch bringt: In sieben Tagen werden 15 verschiedene Orte und 10.688 Handys überwacht, bis man die verschiedenen Geräte des Spions identifiziert hatte. Der Rest war dann Routine-Sache, ganz ohne Großabschnorchelung am De-CIX.

*** Ohne Überwachung sind Menschenleben in Gefahr - "innocent lives will be lost."! Mit dieser steilen These der Heimatschützerin Theresa May hat Großbritannien das heftig diskutierte  Notstandsgesetz-Paket DRIP (Data Retention and Investigatory Powers Bill) verabschiedet. Bei den Debatten in den beiden Kammern waren teilweise weniger als 20 Politker anwesend, als ob noch Fußball-WM wäre. Aber Briten gehen so. Die Online-Welt ist böse, da muss unter Berufung auf den schwer unter Terror leidendem Staat Dänemark die Vorratsdatenspeicherung wieder her und ausgeweitet werden, am besten auf die ganze Welt: "Service providers have to comply with their legal obligations, irrespective of where they are based." Bezeichnend ist, dass der Vorgang mit dem Broadcasting Ban von 1988 verglichen wird, "the most stringent controls imposed on the electronic media since the Second World War. A watershed had been reached in government relations with British journalism - never again could the boast be made that Britain enjoyed complete freedom of speech." Wer braucht schon Rede- und Informationsfreiheit. In seiner Kolumne Electronic Chronicles schrieb der US-Amerikaner Paul Levinson damals:

"These moves, though no doubt born of understandable frustration in a world plagued by terrorism, are astonishing attacks on the bulwarks of democracy. At a time when the world is being thrilled to the marrow with the first rays of freedom in the Soviet Union, England -- the birthplace of modern Western democracy -- is taking a frightening step backwards. The move has all the slipper signs of fascim."

Levinsons Kommentar wurde in den damals bestimmenden Online-Diensten wie Compuserve oder Prodigy gelöscht, das Recht auf Vergessen war in den 80ern ein Gutsherrenrecht. Auch das kommt heute wieder, wenn ein Gigant wie Google das von der EU geforderte Recht auf Vergessen einführt und die europäischen Staaten und ihre Justizorgane erst recht von Google abhängig macht.

*** In Schweden sind die Rechtsanwälte von Julian Assange in erster Instanz mit dem Versuch gescheitert, den schwedischen Haftbefehl und damit den europäischen Haftbefehl gegen ihren Mandanten aufheben zu lassen. Sie ziehen nun vor das Berufungsgericht Svea hovrätt und geben sich zuversichtlich, diesmal zu gewinnen. Unterdessen hat Ecuador noch einmal bekräftigt, Assange so lange Asyl in der Botschaft zu gewähren, bis er zu einem sicheren Aufenthaltsort reisen kann. Die Generalstaatsanwältin Ny, die die Vorwürfe gegen Assange untersucht, deutete einen Ausweg aus dem perfekten Patt an. Nach ihrer Ansicht ist ein Verhör in der Botschaft in der Botschaft schon deshalb nicht möglich, weil dort kein Zwang auf Assange ausgeübt werden kann, ein Wattestäbchen zur bislang fehlenden DNS-Probe zu akzeptieren. Könnte der Wikileaks-Chef nicht vorab eine Eklärung abgeben, dass er der DNS-Probe zustimmt? Darauf wollte die Anwälte nicht eingehen.

Was wird. (Was war reloaded.)

Wir sind Weltmeister. Aber wir können uns nicht benehmen. Darum üben wir noch. Frei nach Ernst Blochs Hoffnungsprinzipien und dem enttäuschten Klaus Theweleit kann man nur festhalten: Der Fußball, der geht so und Philipp Lahm auch. Wenn jetzt bitte noch die elende "political correctness" sich aus dem Fußball raushalten könnte und diese furchtbaren Mercedes-Sterne verschwinden, könnte es noch was werden mit dem Fußball. Automarken werden sowieso total überschätzt, die Zukunft gehört dem rollenden Flatrate-Unwesen.

Die Zukunft war bekanntlich schon einmal besser. Man denke nur an das Konzept der öffentlichen Feiermeilen und Kunsträume mit den Centerbeams, die Otto Piene am MIT entworfen hat, wo die ersten programmierten Lichtskulpturen entstanden. Am MIT war Piene Professor für "Telekommunikation, Laser, Video, Holographie, Himmels- und Umweltkunst", wie er sein Forschungsgebiet nannte. Vor vielen Jahren schrieb Piene mit seiner Loseblattsammlung More Sky eine vergnügliche Gebrauchsanweisung für das Leben in der Zukunft. Sein Olympia-Regenbogen sollte ein Zeichen der Hoffnung setzen für alle Menschen im Nahen Osten. Nun ist Piene in Berlin im Taxi gestorben und More Sky zur Retrospektive geworden. Zu seinen Ehren startet das Sommerrätsel 2014 mit der Kategorie "Kunstware", die weit mehr als nur "Computerkunst" umfasst.

Auch Heribert Hellenbroich ist gestorben. Das Bundesinnenministerium hat ihm eine etwas nichtssagende Kondolenz spendiert, in der "die Bekämpfung der Wirtschaftsspionage durch die frühere Deutsche Demokratische Republik" besonders gewürdigt wird. Das mag ein Bruderkampf der Staaten gewesen sein, doch der eigentliche spielte sich zwischen ihm und seinem ultramarxistischem Bruder ab, ein echtes BRD-Vermächtnis. In diesen unseren NSA-durchtränkten Zeiten geht das Sommerrätsel auch mit der Kategorie "Spyware" an den Start.

Mit Heinz Zemanek ist der bedeutendste österreichische Informatiker gestorben. Aber dann gab es da noch einen, den Commander Cliff Allister McLane, den Gründer von Pan y Arte, den Dietmar Schönherr von Wünsch dir was. Diese Sendung würde heute im pc-Zeitalter sofort verboten werden, nicht nur wegen Leonie Stöhr oder abgesoffenen Autos. Dass in der Sendung gegeneinander antretender Familien die Kommune 1 auftrat und höchst intelligent über den Sinn von Ehe und Familie diskutierte, ist ein Hack der ersten Güteklasse. Auch das Vorlesen der Künstler, die von Nationalsozialisten getötet wurden, bei der Verleihung der Goldenen Kamera zähle ich dazu. "Warum haben Sie nur die schöne Schau gestört?" Ja, warum nur? In Andenken an Dietmar Schönherr und im Vordenken an das bevorstehende Jubiläum des Btx-Hacks geht darum die Kategorie "Hackware" im neuen Sommerrätsel an den Start.

Vorschläge zum kniffligen Rätseln sind wie immer willkommen. Zu gewinnen gibt es nichts, höchstens Ruhm bis zur Löschung durch diesen oder jenen Idioten. Aber

Be careful with a fool
You know, someday he may get smart
He will treat you so cool and chilly
Till he will hurt you to your heart

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« Antwort #524 am: 27 Juli, 2014, 07:00 »
Manchmal wünscht sich Hal Faber die Schlichtheit jener IT-Experten, die Andersdenkende einfach zum Troll erklären. Schließlich sind wir nicht im Waffeleisenzeitalter.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Angeblich herrscht im Nahen Osten Waffenstillstand, nur in den Tunneln wird gekämpft und im Internet. In meiner Twitter-Timeline sind die Raketenwarnungen von #IDF verschwunden, doch Aufatmen gilt nicht, die Schizophrenie ist in Schussweite. Die gruselige Frage, wo die Kritik an Israel aufhört und wo der Antisemitismus beginnt, steht wieder einmal vor der Tür und tritt diese mit Krawumm ein. In dieser Lage wünscht man sich die Schlichtheit jener IT-Experten, die Andersdenkende einfach zum Troll erklären und dann mit Nichtbeachtung strafen. Doch so einfach geht es nicht, hier hilft kein Kochrezept und kein Ausblenden unerwünschter Wirklichkeiten.

Algorithmen sind Vorschriften und Schrittfolgen, nach denen Computer Prozesse abarbeiten und Aufgaben lösen, vergleichbar einem Kochrezept. Dienste wie Google News oder Rivva erstellen so eine automatisierte Nachrichten-Übersicht, beim US-Unternehmen Narrative Science werden ganze Texte erstellt.

So erklärt das Handbuch Groundbreaking Journalism von Vodafone und irights das Ende des klassischen Journalismus und den Übergang zum Kochrezept, 30 Jahre nach dem Sachertorte-Algorithmus, dem ultimativen Buch gegen die Computer-Angst. Ja, heiter ist aller Anfang und am Ende schreibt der Roboter die Tora. Übrigens ist nicht nur der Journalismus bedroht, auch die Tage des System-Administrators sind gezählt. Und die Wikipedia wird auch kein Menschenwerk mehr sein.

*** Bis es soweit ist, lernen wir alle noch eine Programmiersprache: leider nicht online, sondern nur auf Papier, erzählt das Wochenend-Feuilleton lang und breit vom Programmieren als oberste Bürgerpflicht der inneren digitalen Agenda: "Wer den Computer beherrschen will, muss sich mit ihm verstehen." Na dann, die geschickt geschaltete Werbung für Codeacadamy, Team Treehouse und Udacity macht uns alle zu besseren Menschen wie Ranga Yogeshwar. Apropos Kochrezept, wie wäre es mit dieser erweiterten kochtechnischen Frage:

Ein Waffeleisen kann Waffeln machen, ein Computer kann Programme ausführen. Warum aber sind wir im Computer-Zeitalter und nicht im Waffeleisenzeitalter?

Digitale Agenda? Da war doch was? Genau, ein CeBIT-Auftritt der drei Superminister, die die Digitalisierung Deutschlands schultern wollen. In dieser Woche ist termingerecht zur Sommerpause der Politik ein erster Entwurf dieser digitalen Agenda "zufällig veröffentlicht" worden, nachdem er bereits durch alle Redaktionen kursierte, bis er im Briefkasten von Netzpolitik aufschlug. Er liest sich, als habe ein besonders schlechter Algorithmus Bullshit-Bingo gespielt, dabei auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache stehend: Aus einer Koordinationsaufgabe wird eine "koordinative Aufgabe", ein "runder Tisch Internet und Menschenrechte" wird "verstetigt" und wenn schon mal der Mensch und seine Arbeit im Mittelpunkt der Agenda steht, dann qualmt der Assoziationsblaster:

Forschung für die Zukunft der Arbeit in einer digitalisierten Welt leistet einen Beitrag dazu, eine gewinnbringende Koevolution von Technik und sozialen Faktoren wie Kompetenzentwicklung, (Arbeits-)Prozessinnovationen und gesundheitlichen Präventionskonzepten zu ermöglichen.

*** Phrasen wie die von der gewinnbringenden Koevolution zeigen den Verlust des Denkens. Dabei ist überall Aktionismus angesagt: Strategien werden gezimmert, Aktionspläne gezeichnet, Steuerkreise gemalt, Plattformen aufgebaut und ein noch zu schweißender Ordnungsrahmen muss auch noch her. Aus der klaren Sprache des Koalitionsvertrages ist unter Mithilfe von drei Ministerien ein digitaler Murks entstanden. Nicht länger ist forsch die Rede von "wir ergreifen Maßnahmen zur Rückgewinnung der technologischen Souveränität" Deutschlands, wie das im Koalitionsvertrag formuliert wurde. Stattdessen heißt es nun:

Gemeinsam mit der Wirtschaft wollen wir die deutsche Technologiekompetenz für vertrauenswürdige IT stärken und dauerhaft sichern. Hierzu richten wir eine Plattform "vertrauenswürdige IT" ein.

*** Am Ende steht dann der TÜV, der heute schon alles zertifiziert, was nicht bei Drei auf die Bäume geklettert ist, und winkt mit einer hübschen Plakette. Manche Sätze der Agenda lesen sich, als wären wir im Waffeleisenzeitalter:

Wir wollen Verschlüsselungs-Standort Nr. 1 auf der Welt werden. Dazu soll die Verschlüsselung von privater Kommunikation in der Breite zum Standard werden. Die Anwendung von Sicherheitstechnologien wie De-Mail bauen wir aus.

Wer diese drei Sätze Ernst nimmt, muss seinen Bürgern die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von De-Mail kostenlos anbieten, möglichst mit verschiedenen Verfahren und Verzeichnisdiensten für öffentliche Schlüssel. Derzeit ist das nicht der Fall, nur ein Plätzchen für die Hinterlegung von S/Mime-Zertifikaten ist da. Hilfestellung oder gar Erklärungen, was man sich unter X.509 vorzustellen hat, sucht man im System vergebens. Auffällig ist auch, wie häufig vom Algorithmus der Agenda betont wird, dass Netzpolitik Europapolitik ist. Gerade hat ja auf europäischer Ebene der Verordnungsentwurf zur elektronischen Identifikation die letzten Hürden genommen. Damit ist das Aus des deutschen Sonderweges einer qualifizierten elektronischen Signatur programmiert, durch Politik und ganz ohne Algorithmus.

*** Die Digitale Agenda spricht von Cybercrime, Cyberspionage und Cybersecurity – und von einer Cyber-Sicherheitspolitik gegen einen Cyber-Rüstungswettlauf. Klingt nett, doch ein Blick auf die aktuellen Nachrichten zeigt, dass es längst cybermäßig lichterloh brennt an allen Ecken und Enden. Auch die Tagespolitik spricht eine andere Sprache, nämlich diese hier:

"Der BND handelt bei seiner Aufgabenerfüllung im Einklang mit den bestehenden verfassungsrechtlichen und gesetzlichen Vorschriften.'

Dieser dürre Satz ist im Kern die regierungsoffizielle Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mit elf Einzelfragen. Zuvor heißt es lediglich, das die Fragen 1 bis 11 gemeinsam beantwortet würden. Das nennt man eine symbolische Klatsche. Für diesen einmaligen Vorgang bedauert es der Journalist und Jurist Heribert Prantl, dass es keinen Straftatsbestand der "Missachtung des Parlamentes" gibt und er schreibt, leider nicht online, gewissermaßen den Gegenkommentar zur Agenda dieser Regierung:

Die Art und Weise, wie die Bundesregierung mit den Anfragen des Parlaments umgeht, ist skandalös. Das Bundesverfassungsgericht hat die Herablassung, die Oberflächlichkeit und die Dürftigkeit, mit der die Regierung immer wieder Fragen der Parlamentarier behandelt, für verfassungswidrig erklärt. Die Regierung schert sich wenig darum. Wie wenig, das zeigt die Antwort zu den Rechtsgrundlagen der Arbeit des BND im Ausland.

*** Diese Herablassung hat Methode, kann Prantl ergänzt werden. Denn die Regierung gibt auf Anfrage zwar Auskunft über Software, die die Bundeswehr einsetzt oder einsetzen will, wenn soziale Medien in den Einsatzländern beobachtet werden. Kommt die Anfrage auf den BND, wird eisern geschwiegen oder vage von "statistischen Verfahren" geschwafelt, mit denen der BND Echtzeitanalyse von Streaming-Daten betreibt. Die wenig gesicherte Meldung hinzugenommen, nach der sich der BND für die In-Memory-Datenbank SAP HANA interessiert, um schneller gigantische Datenmengen durchsuchen zu können, könnte man fast auf die Idee kommen, dass es eine zweite digitale Agenda gibt.

Was wird.

Mit den Kriegen in Israel und der Ukraine sind wir weit von einem Sommerloch entfernt, in dem sich das traditionelle Sommerrätsel breit machen kann, in dem in der Kategorie Spyware sicherlich auch der BND sein Plätzchen unter all den Geschichten von Spion & Spion hat. Geht es nach dieser Meldung, so schnorchelt unser Auslandsgeheimdienst in Frankfurt am weltgrößten Peering Point mit, wo Milliarden von E-Mails über die Systeme geschaltet werden. Technisch sieht das so aus:


Frage: Mit diesem Bild ist ein kleines Jubiläum verbunden, das in der nächsten Woche gefeiert wird, wenn die nächste Wochenschau am Rande der norddeutschen Tiefebene entsteht. Worum geht es?

Ein weiteres Jubiläum naht am 5. August mit dem Tag im Jahre 2014, als Großbritannien Deutschland den Krieg erklärte. Technisch wichtiger war der Betrieb der ersten elektrischen Straßenampel im US-amerikanischen Cleveland. Das muss doch gefeiert werden, wie der Mensch sich erstmals freiwillig dem Signalgeber unterwarf. Seit langem werden Verkehrsampeln von Computern gesteuert, womit wir vom Waffeleisen zurück bei den finsteren Algorithmen sind, die unser Leben in Rot- und Grünphasen aufteilen. Besonders schick sind jene Systeme, die im Verbund mit der Kennzeichenerkennung die Fahrgeschwindigkeiten errechnen und weitergeben können. Da wird es nicht nur den Geheimdienstlern warm ums Herz.

Quelle : www.heise.de

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