Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125595 mal)

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #480 am: 06 Oktober, 2013, 08:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Man will ja nur Boote abwehren. Die sich unberechtigt im europäischen Hoheitsgebiet aufhalten, diese Boote. "Wir spüren sie mit unseren technischen Geräten auf" – mehr nicht. Sind doch nur Boote, verbotene Boote. Auf ihnen sind verzweifelte Menschen, die in den Tod hineinsegeln, wie das unser Bundespräsident formulierte. Diese Menschen kann ein Europa nicht gebrauchen, das IT-Fachkräfte sucht, also gelten für sie etwas andere Menschenrechte, wie etwa die grenzenlose Freiheit, vor Europa zu ertrinken. Schätzungsweise 19.000 Bootsflüchtlinge sind in den letzten 25 Jahren ertrunken. Es ist ein illegaler Tod, auf den die Politik in sattsam bekannter Weise reagiert: "Wir wollen dass die EU-Agentur Frontex verstärkt wird und unsere Küsten effizienter überwacht werden. Europa muss dieses System mehr nutzen." Wir brauchen keinen Humanismus, der eh nicht schwimmen kann, wir brauchen deutlich mehr intelligente Bojen.

*** Während in den USA der Shutdown das Weiße Haus im Internet getroffen hat, laufen bei uns Koalitionsverhandlungen, bei denen ein Bayern-Shutdown diskutiert wird. Das ist noch die lustigste Lösung deutscher Probleme. Ganz nebenbei wäre dann auch die Vorratsdatenspeicherung in trockenen Tüchern und ein(e) neue(r) Innenminister(In) an den Schalthebeln, der/die das personifizierte Unvermögen namens Bundespudel ablöst.

*** Selbst eine Internetministerin wäre denkbar, die sich liebevoll um das Netz des Bundes kümmern könnte, das von der Bundesstelle für Informationstechnik gestrickt wird. Wie wäre es, den ganzen Kram nach Brüsseler Vorbild mit BT auszuquellen, damit sich Verschwörungstheorien zur europäischen NSA breit machen können? Wenn die neue Koalition steht, empfiehlt sich auf jeden Fall ein Schrödern des Bundestages, zur Vorbeugung.

*** Mit durchschnittlich drei Newsticker-Nachrichten pro Tag zur NSA-Affäre kommt die Frage auf, wo diese Schnüffler eigentlich nicht die Lauscher im Spiel haben. Viel ist nicht mehr übrig. Ok, Tor stinkt und bei der E-Mail scheint die Verschlüsselung einbruchsicher zu sein, wenn sie denn technisch sauber installiert ist. Das wiederum bedeutet, dass ernst gemeinte Sicherheit mit dem Einsatz von Tails beginnt und bei Pond aufhört, nicht zu vergessen das Tor Browser Bundle. Das ist freilich erst der Anfang. Nur weil wir paranoid werden, heißt das ja nicht, dass sie nicht hinter uns allen her sind. Wobei das "sie" längst nicht mehr NSA und GCHQ umfasst. Nur unsere Regierung und die versammelte Laien-ITler-Schar der Politiker will von verlangter Aufklärung immer noch nichts wissen. Um es mit einem modifizierten Sprichwort von Bertold Brecht zu sagen, hat die Dummheit in der Politik ein Ausmaß angenommen, dass sie unsichtbar geworden ist. Wie heißt es in einer aktuellen Antwort der Bundesregierung in dieser Woche? Im Westen nichts Neues.

"Die Übermittlung personenbezogener Daten an ausländische öffentliche Stellen ist in § 19 des Bundesverfassungsschutzgesetzes geregelt und findet auf dieser Grundlage statt. Für das Betreiben gemeinsamer Dateien von deutschen Nachrichtendiensten mit ausländischen Partnerdiensten gibt es im deutschen Recht keine Gesetzesgrundlage. Daher finden auch keine Treffen zu Datensammlungen und Projekten mit den genannten Diensten statt. Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit erfolgt ein Austausch situativ und anlassbezogen vorwiegend mit allen in Berlin ansässigen Verbindungsstellen."

*** Natürlich gibt es Widerstand. Bürgerrechtler klagen in Straßburg. Über die Aktion schreibt eine der Protagonistinnen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ohne ein einziges Mal ihre prominente Rolle in dieser Klage zu erwähnen. Das muss der neue Journalismus sein, von dem sie alle reden. Oder uff, ein furchtbarer Verdacht keimt auf, vielleicht ist Constanze Kurz eine Internet-Intellektuelle?

*** Internet-Intellektuelle? Ach, oh weh. Über diese Sorte Mensch hat sich der Intellektuelle Evgeny Morozov in der Zeit ausgelassen, unter dem Titel How to Stop a Sharknado. Ein Sharknado ist der ultimative Shitstorm, es regnet dann Haie statt Scheiße. Echte Intellektuelle müssten nach Morozov darüber aufklären, dass bestenfalls Haifetzen vom Himmel regnen können, die unechten bleiben bei ihrem Programm und klären über das Internet auf mit Vorträgen und als Consultant bei Ghaddafi. Dann startet Morozov sein Kettensägenmassaker und macht sie nieder, von Clay Shirky bis Larry Lessig. Übrig bleiben nur zwei große Fische, nämlich Noam Chomsky, der meistzitierte lebende Mensch der Erde. Ferner Michel Foucault, leider schon gestorben. Beide haben meines Wissens nie über regnende Haie geschrieben, aber das ist auch egal beim lustigen Spiel, wenn Intellektuelle Intellektuelle Intellektuelle schimpfen. Auch Morozov geht es nur um die einzig richtige Internet-Erklärung, nämlich seine. Mit Morozov ist es wie mit den Hipstern. Die tragen Bart. Verstehen aber die Erklärung nicht, warum man Bart trägt.

*** Seis drum. "I could tell you about my life and keep you amused, I'm sure". Wir schlagen aber bei Foucault nach, denn Chomsky ist da wenig ergiebig: Für ihn ist das Internet ein Werkzeug wie der Hammer, der Nägel und Köpfe einschlagen kann. In seiner Vorlesung zur Geschichte der Biopolitik beschäftigte sich Foucault mit dem Panoptikum von Jeremy Bentham als Formel einer Regierung.

Was muss eine Regierung tun? Sie muss selbstverständlich allem, was die natürliche Mechanik sowohl des Verhaltens als auch der Produktion ist, einen Platz einräumen. Sie muss diesen Mechanismen Raum gewähren und darf auf sie in keiner Weise Einfluss ausüben – zumindest in erster Instanz – als durch Überwachung. Und nur dann, wenn die Regierung, die zunächst auf ihre Funktion der Überwachung beschränkt ist, feststellt, dass etwas nicht so geschieht, wie es geschehen sollte hat sie einzugreifen.

Die vornehmste und wichtigste Tätigkeit einer Regierung ist die Überwachung aller. An der NSA hätte Foucault seine Freude gehabt. Sie ist der moderne, aufgeklärte Versuch, das Staats-Panoptikum im Internet zu realisieren, um ein Shutdown dort zu erzwingen, wo etwas nicht so geschieht, wie es geschehen sollte.

Was wird.

Auf dem kommenden 30C3 des Chaos Computer Clubs geht es stickum weiter, natürlich mit Foucault, wenn dieser Vortrags-Vorschlag angenommen wird: "Wenn wir in einem Panopticon leben, wieso ist es dann (fast) allen Menschen egal?" Ja, warum regt sich nur eine kleine Minderheit auf, die mit dem verniedlichenden Wort von der "Netzpolitik" in die Spielecke geschickt wird und dies auch noch duldet und brav mit den Holzklötzchen spielt? Hat der Marsch durch die Institutionen gerade erst begonnen wie der heute gestartete Marsch der Frauen nach Versailles? Aber nicht doch. Die ubiquitäre Kontrollgesellschaft ist die zeitgemäße Lebensform, einschließlich der Leichen vor Lampedusa. Werfen wir ein bisschen Kuchen an die Küsten des Lichts.

Ein etwas anderer Nachtrag auf einem scheinbar unpolitischen Feld, weitab der IT: Demnächst zeigt sich der deutsche Sport Flagge mit Wintersportlern in einem Outfit, dessen Farben an die Regenbogenfarben erinnert. Leider ist der Protest gegen die schwulen und lesbenfeindliche Politik Russlands gar nicht so gemeint, sondern soll an die Sommerspiele von 1972 erinnern, als Bayern noch zu Deutschland gehörte und die Leyermark noch Science Fiction war. Das kann man bedauern, muss es aber nicht.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #481 am: 13 Oktober, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** In Frankfurt geht gerade das Jahrestreffen der Kulturbeutel zu Ende, die umlagerten Star-Autoren der Branche wie Boris Becker, Atze Schröder und Uwe Ochsenknecht sind längst abgereist, der Super-Blattmacher Cherno Jobatey konnte nicht kommen. In seinem neuen Netzblatt warten Sätze auf ihn, die erst einmal verdaut werden müssen: "Mitarbeiter werden dazu angehalten, ständig gegeneinander wettzueifern." Immerhin gibt es auch nachdenkenswerte Stücke, liebevoll netzgerecht mit Schreibfehlern und Kommatastreuung verziert. Es geht um den fortlaufenden Verlust der Privatsphäre, ein Verstecken ist nicht mehr möglich. Sind wir nicht alle hübsch belastbare Esel und Eselinnen (Nietzsche), sind wir nicht alle hübsch in kommerziellen Kontexten eingebettet (Google)?

*** Das wichtigste Buch dieses Herbstes ist zweifelsohne "Killing Business. Der geheime Krieg der CIA", in dem Mark Mazetti die Entwicklungsgeschichte der verheerenden Drohnenangriffe erzählt, bis hin zu den Überlegungen, warum Osama Bin Laden gerade nicht per Drohne eliminiert werden sollte wie Hunderte vor ihm. Aus der ehemaligen Central Intelligence Agency ist die führende Organsiation für Präzisions-Menschenjagd geworden, mit ein paar collateral murders. Für den deutschen Leser birgt das Buch die kleine Überraschung, wie viele CIA-Aktionen im Nahen und Fernen Osten von Deutschland aus geplant oder gestartet wurden. Mazetti schreibt im Abspann: "Eine große Zahl der in diesem Buch zitierten US-Dokumente wurde erstmals durch die Enthüllingsplattform Wikileaks an die Öffentlichkeit gebracht. Die Datenbank von Wikileaks ist für Journalisten und Historiker, die das Innenleben des amerikanischen Regierungsapparates besser verstehen wollen, zu einer wichtigen Quelle geworden." Zu einem Dank an die ungebrochene Chelsea Manning hat es nicht gereicht, doch immerhin ist jene Plattform genannt, die einstmals eine wichtige Rolle spielte.

*** Was Wikileaks heute so macht, kann man tagtäglich im Netz nachlesen. Da ist etwa Mediastan, ein Dokumentarfilm nach einer Idee von Julian Assange unter Regie von Johannes Wahlström. Über ihn kann man in der Wikipedia diesen Eintrag und diese Version lesen. In Mediastan gibt es eine Schar aufrechter Journalisten, die gegen die "servilen Medien" kämpfen. Und der Aufrechteste unter den Aufrechten ist Julian Assange. Als "Journalist" hat Assange in dieser Woche einen Brief an den Assange-Darsteller Benedikt Cumberbatch veröffentlicht, der in der Mischung aus Verachtung und Anbiederung wohl einzigartig ist. Der Gedanke, dass ein Schauspieler mit seiner einzigartigen Aura in der öffentlichen Vorstellung verschmelzen kann, treibt Assange zum harschen Urteil an der "hired gun": ...am Ende bist du ein jobbender Schauspieler, der bezahlt wird, dem Skript zu folgen, egal wie verzerrt es ist." In einer aktuellen Antwort würdigt Cumberbatch Assange als Revolutionär des Journalismus und zeigt damit Verständnis. Dann gibt es da noch den Parteiführer Assange und das Land Ecuador, das für Assange den internationalen Gerichtshof in Den Haag anrufen will.

*** Die Woche der Nobelpreise ist naturgemäß ein hartes Brot für alle, die über Technik und Naturwissenschaften berichten. Wieder einmal wurde über Gottes Handschlag in der Quantenphysik gefaselt und darüber, dass bald komplette lebende Organismen im Computer simuliert werden können. Das Gottesteilchen wurde aus der Rundablage für schiefe Vergleiche gezogen, mit dem Teilchengott Higgs als Höhepunkt des laufenden Schwachsinns. Natürlich waren die vergebenden Preise ungerecht, denn mindestens hätte der LHC und die in Genf arbeitenden Wissenschaftler einen Preis verdient, für den Nachweis des Higgs-Bosons verdient. Und Thomas Pynchon schon lange. Immerhin hat Peter Higgs etwas Kluges gesagt: "Ich hoffe, dass diese Anerkennung für die Grundlagenforschung das Bewusstsein für den Wert des Forschens ins Blaue hinein schärft."

*** Und noch ein Zitat: "Nicht umsonst wird die Schließung des US-amerikanischen Teilchenbeschleunigerprojektes, die viele exzellente Physiker und Mathematiker als Quants an die Wall Street trieb, ganz wesentlich mit dafür verantwortlich gemacht, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise so manifest und brutal wurde." Es stammt aus dem Buch "Arbeitsfrei" der CCC-Sprecher Constanze Kurz und Frank Rieger, eine Art ausgeschriebene "Sendung mit der Maus". Die beiden besuchen moderne Agrarfabriken, gucken sich dann den Bau von Mähdreschern an, gehen in die vollautomatische Mahlfabrik und schauen sich das ebenso automatische Brotbacken mit Teiglingen an, die in Deutschland das Geschmacksbewusstsein für gutes Brot zerstören. Immer steht die Frage nach den Maschinen im Mittelpunkt, die den Menschen ersetzen. Das ganze Buch ist ein einziges Loblied auf die Softwareprogrammierer und Hardware-Ingenieure hinter den Maschinen, die "echten Gewinner in diesem Spiel", die Super-Algorithmen bauen und alle paar Jahre eine neue Programmiersprache erlernen: "Da gleichzeitig die Zahl der programmierbedürftigen Systeme immer weiter steigt, ist dies eher eine zwangsläufige Notwendigkeit statt eine Gefahr für den Beruf des Programmierers an sich. Das Beherrschen, Kontrollieren, Programmieren, Überwachen und Warten der Maschinen wird zu einem immer wichtigeren Teil der menschlichen Arbeit, es ist daher unumgänglich, dass mehr Menschen die dazu notwendigen Fähigkeiten erwerben und andererseits die Softwareoberflächen einfacher werden, um es ihnen zu erleichtern." tl,dr: Alles wird gut.

Was wird.

Deutschland, Deutschland über alles, über E-Mail fernab der Welt. Es muss an diesem Riesenerfolg von tollen Überwachungsprojekten wie E-Mail made in Germany oder De-Mail liegen, dass die Deutsche Telekom nun ein rein deutsches Mail-Netz vorschlägt. Hier wird dann nicht nur wie bei Mail made in Germany und bei De-Mail geprüft, ob böse ausländische Viren mit verschickt werden. Nein, hier meldet sich der Deutsche mit seinem neuen Personalausweis an, aus dem die lieblichen Orte unserer Heimat ausgelesen werden. Wie heimatverbunden die Telekom ist, kann auch daran gesehen werden, dass sie Paris, Montparnasse, das Bild einer französischen Wohnmaschine des Leipziger Künstlers Andreas Gursky mit fünfzigfachrer Rendite verscherbelt. Schließlich gibt es genug Digitalfotos hübscher deutscher Bauten, man denke nur an das Ihmezentrum in jener Stadt am Rande der Norddeutschen Tiefebene, in der ... Aber lassen wir das. Außerdem begann die Telekom erst im Jahre 2010 damit, ihre Art Collection Telekom (ACT) aufzubauen, mit Schwerpunkt Süd-Ost-Europa. Da stört ein gewisser deutscher Knippser nur, der zudem seit dem Cover-Foto für die Toten Hosen als Schummler enttarnt ist. Das waren keine 75 nackten Frauen.

Etwas verspätet hat in dieser Woche Edward Snowden einen der vielen Preise bekommen. Nein, keinen Nobelpreis, aber zu einem Treffen mit anderen Whistleblowern in Russland hat es gereicht. Die Bildrechte und die Rechte an den Videos hält Wikileaks. Snowden, der früh von der CIA verdächtigt wurde, erzählt davon, wie wichtig andere Whistleblower als Vorbilder für ihn waren und davon, dass er seine Laptops nur als Täuschung mit auf die Reise nahm. Die belastenden Beweise für die Lauschaktionen von NSA und GCHQ waren auf kleinsten versteckten Speichern untergebracht, natürlich verschlüsselt. Sein Plan war offenbar, nach Europa zu kommen, nach einem Hinweis des NSA-Forschers James Bamford. Der hatte 2001 in seinem Buch über die NSA geschrieben: "Für Europa ist nicht das Thema, ob das Echelon-System der UKUSA-Staaten Wirtschaftsgeheimnisse ausländischer Wirtschaftsunternehmen entwendet und sie an Mitkonkurrenten weitergibt; darum geht es nicht. Das wirkliche Thema ist weit wichtiger: Es geht nämlich darum, ob Echelon die individuelle Privatsphäre beseitigt oder nicht – ein menschliches Grundrecht. Geisterhafte Unterhaltungsschnipsel werden aus dem Äther gefischt und vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen. Dann können sie von einem Analytiker, der sie insgeheim an Spionagebehören und Polizeibüros in aller Welt weitergibt, falsch interpretiert werden." Ja, was "ein gewisser Edward Snowden" enthüllte, soll auf dem kommenden Cyber Security Summit thematisiert werden. Hauptredner ist ein gewisser Hans-Peter Friedrich, der eine "Grundsatzrede" angekündigt hat. Nescimus Scimus Audiverimus (NSA).

Die Toten Hosen? Da war doch was? Fahr hinaus aufs offene Meer, Europa.  Kein Zuzug in dieses unser deutsches Sozialsystem!

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/Was-war-Was-wird-1977686.html

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #482 am: 20 Oktober, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hallo? Hallo Sie da, darf ich Ihnen eine Frage stellen? Danke, es geht auch ganz schnell. Sie surfen doch in diesem Internetz, ja? Gut, gut, dass ist alles also kein Neuland für Sie. Jetzt die Frage: "Wie wichtig ist Ihnen Freiheit, also die Option, die Möglichkeiten der digitalen Welt ohne Kontrollmechanismen auszuschöpfen?" Ist das äußerst wichtig, sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder überhaupt nicht wichtig? Und gleich die nächste Frage: "Wie wichtig ist Ihnen Sicherheit, also die Option, die Möglichkeiten der digitalen Welt unter Kontrolle unserer Behörden auszuschöpfen?" Ja und da sind wir schon bei der letzten Frage, wir haben ja nicht ewig Zeit: "Was ist Ihnen persönlich im Zweifelsfall in der digitalen Welt wichtiger: Freiheit oder Sicherheit? Nachfrage: Meinen Sie wirklich Freiheit? Sind Sie überhaupt Deutscher?"

*** Leider hat die Deutsche Telekom ihre via TNS Infratest ausgeführten Fragen anders gestellt. Vielleicht, weil nach der zweiten Frage und der Kontrolle durch Behörden eine dritte Frage fällig gewesen wäre, ob private Firmen wie die Telekom für die Sicherheit sorgen müssten. Vielleicht, weil man sonst nach der Furcht vor der Freiheit hätte fragen müssen, die zur grenzenlosen Unterwerfung unter den Gottkonzern führt. So fragte man "Wie wichtig ist Ihnen Sicherheit, also der Schutz Ihrer Daten vor Angriffen beziehungsweise Missbrauch durch Dritte?" Dass hier die Freiheit und Sicherheit zu jeweils anderen Kategorien gehören, störte die Telekom nicht, der Firmenname laut Impressum stand da wohl schon fest: "Deutsche wollen lieber Sicherheit als Freiheit".

*** So über die Deutschen aufgeklärt, klettert die Telekom auf ihren 2. Cyber Security Summit mit Neelie Kroes und Hans-Peter Friedrich. Journalisten sind diesmal eingeladen, doch spontane Fragen sind nicht erlaubt: "Bitte haben Sie Verständnis, dass der Summit auch Raum für einen vertraulichen Austausch der Teilnehmer untereinander bieten soll. Bitte sehen Sie daher von einer spontanen Ansprache der Teilnehmer bezüglich Interviews ab." Wie wichtig ist wohl die Freiheit, also die Option, jemanden spontan und unkontrolliert nach seiner Meinung zu fragen? Jetzt mal offen und erhlich, auch Ausdrücke wie "Scheiße" sind erlaubt, wir sind ja unter Erwachsenen: Der Jugendschutzfilter der Telekom blockiert heise.de.

*** Wie war das noch damals, mit der Kontrolle durch wachsame Bürger in Zeiten der Rasterfahndung? Horst Herold hat Geburtstag und der Journalist Heribert Prantl besuchte den Mann, der einstmals Deutschlands wichtigster Datenverarbeiter war. Man liest erstaunt von der besten Polizei, die Deutschland jemals hatte und von einem "grundgütig grübelnden weisen alten Herrn", der sich immer noch für Spracherkennung und Handschrift-Prüfung durch den Computer begeistern kann. Mit fünfzehn Computern rasterte der Jubiliar die Bundesrepublik. Ganz so toll war es nicht bestellt mit der "besten Polizei der Welt": "Doch das eine, das entscheidende Spurenblatt aus Erftstadt-Liblar, dort wo Schleyer versteckt gehalten wurde, ging irgendwo verloren, Herolds Computer wurden daher nicht mit diesen Daten gefüttert." Es war ein Fernschreiben, das nicht eingespeichert wurde in die umfassende Rasterung, es war eine Technik, die in diesen Tagen auch Geburtstag feierte. Was nützt das beste Raster, wenn die Daten nicht vollständig sind, etwa von allen Telefon- und Netzteilnehmern vollständig erfasst, wie das die Vorratsdatenspeicherung will. Das bisschen Kreuzrelation, da braucht man keine mächtigen Rechner.

*** Irgendwo im Verteidigungsministerium muss es ihn geben, den Sonderbericht über die besonderen technischen Fähigkeiten, die das durchgetestete ISIS-System der Signalaufklärer der Bundeswehr hat. Derweil ist der noch amtierende Verteidigungsminister de Maizière urplötzlich von den Verträgen zum Euro Hawk überrascht worden, in denen die Tauglichkeit des Gesamtsystems nicht hinreichend genau festgelegt waren. Von wegen Schadensersatz: ein laues Bemühen des Herstellers Northrop Grumman zur Luftfahrtzulassung kann als Lieferung deklariert werden. Ein neues Luftfahrtamt für Zulassungsfragen soll gegründet werden, damit Deutschland die "goldene Ära der Drohnen" nicht verpasst, von der die Frankfurter Allgemeine Zeitung offline schwärmt. Da bietet sich glatt mit DroLuZu ein bundeswehrtauglicher Name an: Drohnen-Luftfahrt-Zulassungstelle. So entgeht man Fettnäpfchen, anders als in Baden-Württemberg, wo die Drohnenfahnder-Spezialisten mit Quax auf einen Namen kamen, der an einen der Lieblingsfilme Adolf Hitlers erinnert. "Die Zwänge der Zeit sollte man bei heutiger Betrachtung vielleicht ausser Acht lassen", heißt es ausgrechnet auf Archive.org zu diesem Propagandilm.

Was wird.

Ohne die Zusammenarbeit von Glenn Greenwald mit dem Guardian hätte die NSA-Affäre womöglich keine Fahrt aufgenommen, ohne die Betriebsamkeit von Greenwald wäre der Hawaiianer Snowden schnell mundtot gemacht worden. So muss man bedauern, dass Greenwald den Guardian verlässt, um eine neue Plattform aufzubauen, für die der Hawaiianer Pierre Omidyar Geld vorschießen will. Noch ist nicht bekannt, wie der Weg vom Philantrop zum Publizitrop aussehen kann, den Citizen Omidyar da mit Greenwald als Frontmann beschreiten will. So darf fröhlich spekuliert werden oder auch nicht. Unterdessen muss man dem Spiegel-Kolumnisten Georg Diez zustimmen, dass den US-Medien wohl der moralische Kompass stiften gegangen ist. "Wie ist denn dieses Gift in die Köpfe von Journalisten gedrungen? Wie können sie in einem freien Land tatsächlich solche Orwell-Sätze schreiben, dass der Staat schon wissen wird, was gut für uns ist? Ist das nur die Angst um die eigene Position, die Angst vor der medialen Herausforderung durch "das Internet"?" Pierre Omidyar scheint offenbar Ähnliches zu denken, wenn er in eine Plattform mit Glenn Greenwald in Rio de Janeiro, Laura Poitras in Berlin und Jeremy Scahill, am Montag in Potsdam 250 Millionen Dollar stecken will.

Montag, Montag, da war doch was? Richtig, in Berlin gibt es die deutsche Premiere des Films Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt. Das ist der von Julian Assange vehement abgelehnte Film über die erste, ziemlich heroische Phase von Wikileaks, als Assange noch in einer Disko tanzen konnte. Die fünfte Gewalt, die Omidyar mit der Hilfe von Greenwald und Co installieren möchte, schien damals von Wikileaks auszugehen. Dass es anders kam und der historisch wichtige Assange in eine Botschaft flüchtete, um dort auf die Verjährung der schwedischen Forderungen zu warten, ist sehr bedauerlich. "Held oder Verräter?" fragen die Werbeplakate zum Film in ihren unterschiedlichen Varianten. Die Antwort liegt im Auge des Betrachters. Zu sehen ist die Antwort von Benedikt Cumberbatch auf Julian Assange, der ihn per Mail mit Traktaten aus seinem Cyberpunks-Buch instruieren wollte. Erstaunlich ist, dass es für Wikileaks derzeit kaum ein wichtigeres Thema gibt als dieser Spielfilm und das Road Movie Mediastan.

Noch ein bisschen Freiheit oder ein Schlag Sicherheit, wie hätten Sie es denn gerne? Aber klar doch, sicher ist das ein Politikwechsel, wenn die Opposition plattgemacht werden kann. Was bis jetzt über die künftige Netzpolitik der CDU/CSU bekannt wurde, lässt nichts Gutes bei der Großen Erdrückenden Koalition erahnen, die uns künftig regieren wird. Anscheinend wird alles versucht, damit das Neuland Neuland bleibt, mit einem ebenfalls bleibenden Innenminister, der Datenschützer mit ihren Einwänden bei der Vorratsdatenspeicherung schon mal als Cyber-Separatisten bezeichnet. Damit sind wir wieder am Anfang, bei der Deutschen Telekom, doch ganz ohne Fragebogen. Bei ihr unterhalten sich beim Telegraphen-Lunch Grün und Schwarz über die Zukunft der Netzpolitik. Abwesend die Partei von Siggy Pop, die in der Netzpolitik Flagge zeigen soll. Wahrscheinlich sucht man noch die passenden Wimpel für "Kursänderung".

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« Antwort #483 am: 27 Oktober, 2013, 06:00 »
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Was war.

*** Willkommen zur kleinen Wochenschau vom Verlag am Rande der norddeutschen Tiefebene! Hier wird gerade gebohnert und gewienert, hier putzt sich jedermensch aufs Artigste, damit am 1. November die große Geburtstagssause steigen kann. 30 Jahre c't wollen ordentlich gefeiert werden. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass der von der NSA ausgerufene Monat der Cybersicherheit nicht so richtig beachtet wird, zumal die allseits angemahnte Verschlüsselung seit der ersten Ausgabe der c't ein Thema ist, damals freilich noch Verschleierung genannt. Wie heißt es so hübsch in der Wikipedia über die ganz besondere Technikpublizistik: "Neben praxisbezogenen Computerthemen richtet die c’t ihren Fokus seit jeher auf die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen der Technikentwicklung."

*** Zu den irritierenden Stücken deutscher Publizistik gehören die sonntazlichen Besuche der linksalternativen tageszeitung bei ihren Lesern, in immerzu behaglich eingerichteten Wohnungen oder Häusern, mal auf dem platten Land, mal in einer deutschen Stadt. Zum Schluss dieser Besuche gibt es die immergleiche Frage: "Wie finden Sie Merkel?" Fast immer gibt es großes Lob für unsere Bundeskanzlerin; auf 30 Zustimmungen kommt vielleicht eine Kritik, und die ist meistens sehr, sehr zaghaft. Diese Woche wird leider nicht online etwa so geurteilt: "Gut." Wer genau hinhöre, könne erkennen, dass sie ein "sehr präzises Argumentations- und Überzeugungspotenzial hat und eben nicht nur moderiert und verwaltet, sondern auf eine bestimmte, sehr intelligente, vielleicht weibliche Art gestaltet." So anerkennend urteilt ein ehemaliger FDP-Parteireferent, im Zweitberuf inoffizieller Stasi-Mitarbeiter, über die Frau, die in ihrer Jugend gerne Westradio hörte, aber dabei keine Schularbeiten machen konnte.

*** Nun hat unsere Kanzlerin mit ihrem ganzen Überzeugungspotenzial und der höchstpräsidentlich verliehenen Freiheitsmedaille einen guten Festnetzdraht nach Washington, der diese Woche klassischen Medienberichten zufolge "glühte". Eine einzige, seit 2002 überwachte Telefonnummer unter dem Belastungsmaterial von Edward Snowden sorgte für sehr präzisen Ärger, weil Merkel über diese Nummer ihre Parteigenossen auf sehr eigene Art führte. Nein, kein Smartphone, sondern ein veraltetes Nokia 6320 Slide Edition war mit der entsprechenden SIM-Karte zu dieser Telefonnummer bestückt, ein Teil ohne Gesprächsverschlüsselung, also ganz einfach abhörbar. Was menschlich kein Problem ist: Auf ihre sehr intelligente, vielleicht weibliche Art beherrscht Merkel die hohe Kunst der direkten Sprachverschlüsselung. Man erinnere sich nur an die Formel vom vollsten Vertrauen, hinter der ein veritabler Rausschmiss steckt. Dann ist da noch das riesige Feld der SMS-Sprache mit Kürzeln wie SGY FSMDWV in der (OO) k.o.

*** Puhhh, groß war die Erleichterung der Firma Secusmart, die gerne mit dem Kanzlerhandy wirbt und so großsspurig verkünden konnte, dass es nur ums Parteithandy ging, das eigene Angebot aber sicher ist – mit einer vorläufigen Zertifizierung, die im Frühjahr 2014 erlischt. Die Konkurrentin Deutsche Telekom trat wesentlich leiser auf, weil es auch dem BSI lange Zeit nicht klar war, ob es sich nicht vielleicht doch um SiMKo-Lösungen der ersten oder zweiten Generation gehandelt haben kann. Auch die Hochtöner waren schnell mit einer Meldung zur Hand, unter dieser Adresse. Oder war es diese? Egal, der Text zur USA-Reise der Experten geht so: "Wir werden uns über die technischen Möglichkeiten zur Verhinderung missbräuchlich verwendeter Späh- und Abhörprogramme informieren. Dazu zählen beispielsweise spezielle Anwendungen mit verschlüsselten KryptoSmartphones, um sichere SMS-Messages und Telefonie zu gewährleisten. Gleichzeitig möchten wir mit unseren Gesprächen in einem weiteren Schritt einen breiten gesellschaftlichen Dialog mit allen beteiligten Akteuren erreichen."

*** Glücklich, wer nicht solches Geschwurbel verstehen muss, sondern immer noch Klartext schreiben kann. Aber die sonstigen Kinder der Revolution sitzen wohl eher hinter den Bildschirmen der NSA als in den Schreibstuben der Aufklärung. What ever happend to the teenage dream findet sich mittlerweile in den PRISM- und Tempora-Datenbanken. Aber gut: Einen habe ich noch. Diese Un-Kommunikation auf der Bundespressekonferenz zum nämlichen Thema dürfte in die Geschichtsbücher eingehen. Das große Lalula von Morgenstern ist dagegen mustergültig verständlich. Man lese einmal nur diese Frage eines Journalisten:

"Deswegen frage ich: Wird die Bundesregierung irgendetwas unternehmen, um Herrn Snowden vielleicht wo oder in welcher Weise auch immer einzuvernehmen, der ja doch über mehr Informationen als die Bundesregierung selbst zu verfügen scheint und der die Sache ja sozusagen weiter voranbringt, als die Bundesregierung oder ihre Dienste es selbst schaffen? Zweite Frage: Es steht immer noch die Frage nach Asyl für Snowden im Raum. Gibt es aufgrund der jetzigen Entwicklungen eine neue Haltung der Bundesregierung? Kann man sich also eben doch vorstellen, Snowden hier Asyl anzubieten?"

Darauf kam diese irrsinnige Antwort:

"Die Frage nach Asyl für Herrn Snowden steht nicht im Raum. Die stand einmal im Raum. Er hatte einen Antrag gestellt. Dieser Antrag ist bearbeitet und abschlägig beschieden worden. Er hat jetzt anderswo Asyl gefunden. Insofern stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Das Zweite ist: Im Moment verfolgt die Bundesregierung ja einen etwas anderen Ansatz. Herr Snowden hat Unterlagen gestohlen und kopiert, und wir bemühen uns dort um Aufklärung, wo die Originale sind."

Nein, da ist kein Whistleblower am Werk gewesen. Dieser Snowden, der war jemand, der gestohlen und kopiert hat. Dewegen hat er ja auch kein Asyl bekommen bei uns. Da muss man die Originale finden und angucken und überhaupt, was soll der Unsinn, wenn es noch nicht einmal einen Ermittlungsskandal gibt, ähem, hust hust, ein Ermittlungsverfahren natürlich.

*** Am Ende ist alles in bester Ordnung: "Ich habe Ihnen ja dargelegt, dass es schon immer so war, dass, wenn die Bundeskanzlerin etwas Sicherheitsrelevantes mitzuteilen hat oder eine Kommunikation, die politisch heikel ist, zu führen hat, dies alles über Leitungen gemacht wird, die im Festnetz liegen, die verschlüsselt sind, so dass da eigentlich nichts passieren kann."

Dass dieses "Festnetz" heute auch nur eine IP-Verbindung ist, die ausgeleitet werden kann, lassen wir einmal beiseite, in der Hoffnung, dass die dort eingesetzte Verschlüsselung etwas taugt und vom BSI zertfizierte, in Deutschland hergestellte Verknüpfer von Secunet oder Lancom verwendet werden. Dort wird nach den letzten Attacken das Hohe Lied der Vorteile von Closed Source gesungen.

Was wird.

Was wird, was ist, was tun, wenn Deutschland so abgehört wird, dass immerhin der deutsche Verteidigungsminister zwar mit dem Abhören rechnet aber doch bitteschön doch nicht durch die Amerikaner? Genau, ein neuer Beraterstab muss her. Am Montag soll er der Presse vorgestellt werden, mit dem Auftrag, für deutsche Bürger "sichere und zudem einfach anwendbare sowie bezahlbare Verschlüsselung" zu finden. Es muss ja nicht gleich die Quantenkryptographie sein, die in der FAZ über den grünen Klee gelobt wird. Zur Not auch in Zusammenarbeit mit den Käseköppen, die spionieren nicht so wie die anderen Nachbarn mit Hollandes Lustre.

What shalls, ruft da der Pikte und kippt sein Malzwasser, jetzt soll es aber mal richtig krachen: 30 Jahre c't, das hat schon was. Ach, seufz, 30 Jahre, damals in grauen Novembertagen, als auf der anderen Seite des großen Wassers ein gewisser Fred Cohen als Student von Leonard Adleman den ersten Computervirus schrieb. Heute Ist Fred Cohen Spezialist für Information Warfare, den allumfassenden Informationskrieg. Und was schreibt er so? "Wenn die einfachen Leute auf dieser Welt nicht aufstehen und für ihre Interessen kämpfen, werden die Reichen und Mächtigen gewinnen. Es ist schon immer so gewesen und die Geschichte der Menschheit lehrt uns, dass dies so weitergeht. Der Informationskrieg muss im Informationszeitalter von jedem einzelnen Menschen geführt werden, sonst wird er, sonst wird seine Art zu leben, schnell verschwunden sein. Es ist der Kampf ums Überleben in dieser Welt, einer gegen den anderen. Es ist der ultimative Weltkrieg gegen die Mächtigen und jede Person auf dieser Welt ist als Einzelner an diesem Krieg beteiligt oder in einer Allianz mit allen anderen einfachen Leuten. Wer wird den Frieden gewinnen? Wir werden das. Sie und ich." Der Kampf ums Überleben, darunter geht es nicht. In gewisser Weise erinnert Fred Cohen an den Film-Assange in Inside Wikileaks, der daran erinnert, das wir alle die fünfte Gewalt sind. Vielleicht ist Darwins Lehre vom Naturgesetz in seinem Buch "Die natürliche Entwicklung der Artigkeit" nur falsch übersetzt worden: "Surveillance of the fittest" ist die Devise und "Überwacht die Überwacher" die moderne Antwort auf die Herausforderung der nächsten 30 Jahre.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #484 am: 03 November, 2013, 06:21 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Lets Dance, damals in den 80ern, mit dem 8080ern, das war schon eine Art Aufbruch. Die wilde Post-Halloween-Geburtstags-PARTY im Wasserturm ist vorüber, der Kopf ernüchtert. Was bleibt, ist die Erinnerung an die seltsame Heise-Nummernrevue, nach US-amerikanischem Vorbild vom Mitarbeiter Nr. 59. Lustige Gespräche mit Nummer 22 und Nummer 2 und dann der Bahnsteig 9 3/4, ab nach Hause. Früher, ja, da hatte Halloween noch was, als dank Eric Raymond die Halloween Leaks die IT-Gemüter und besonders Bill Gates beschäftigten.

*** Zum 30. Geburtstag der c't gab es leider keine Gratulation von Gates, doch eine kleine Ermahnung, die an alle gerichtet ist, die sich von der Informationstechnologie und dem Internet per se eine Verbesserung der Welt erhoffen. So einfach geht das nicht, denn die Welt ist nicht flach und Computer gehören nicht zu den fünf wichtigsten Dingen des Lebens: "Innovation ist eine gute Sache. Die Bedingung für ein menschliches Leben verbessert sich wegen dieser Innovation – wenn man Bioterrorismus und ein paar andere Sachen beiseite lässt. Aber während die Technologie wunderbar ist, verbessert sich nicht das Leben der Menschen, die am bedürftigsten sind, jedenfalls nicht in dem Ausmaße, in dem wir das alle brauchen." Dank der Millionen von Gates ist die Kinderlähmung in Indien ausgerottet, dank des Syrien-Krieges steht sie wieder vor unserer Tür.

*** Ja, ja, so mancher hat Probleme, sich den richtigen Tod auszusuchen. Der gewünschte schnelle Herzinfarkt ist in deinem Land leider nicht verfügbar, erfährt der Held der c't-Geschichte. In den USA ist Bill Lowe gestorben, der IBM-Manager beim Schnellkochprojekt, einen PC zu bauen. Anders als sein Ingenieurskollege Don Estridge und Betriebssystem-Lieferant Bill Gates wird Lowe von den Wikipedantisten ignoriert, da er nur ein Manager war. Neben dem IBM PC hatte Lowe viel Geld in die Produktion des Next-Würfels von Steve Jobs investiert und könnte somit dank Tim Berners-Lee auch zu den vielen Vätern des Internet gehören. Doch diese Welt ist ungerecht: Wer in den Fachbüchern nachschlägt, findet viele kontroverse Einträge über William C. Lowe. Er war als Manager auch dafür verantwortlich, dass IBM die PC-Produktion stoppte und seinen Kunden die PS/2-Reihe verordnete. Sie wurde seinerzeit in der c't mit sanftem Spott empfangen. Sein Nachfolger bei Big Blue war James Cannavino, der uns mit OS/2 und OS/2-User Groups beschenkte.

*** Big Blue? Dieser Tage verlor die Firma endgültig das Rennen um den Auftrag, eine Cloud-Lösung für die CIA zu bauen. Damit sind wir fast schon wieder in der NSA-verseuchten Jetztzeit angelangt, war IBM über viele Jahre hinweg doch ein Haus- und Hoflieferant der Sicherheitsagentur. Vor allem Systeme zur Kryptoanalyse wie etwa Harvest gehörten zum Geschäft. Wer ein Faible für Verschwörungstheorien hat, wird die Geschichte des "Biestes" kennen, jenen von IBM gebauten Nazi-Supercomputer, der irgendwo im tiefsten Schwarzwald stehen soll, damit US-Amerikaner im Sinne der zulässigen Auslandsaufklärung wenigstens nicht von US-amerikanischen Boden aus belauscht werden. Nun erfahren wir tagtäglich Neues von der NSA, dem GCHQ und vom hiesigen Pendant, dem eng kooperierenden BND. Was wir noch nicht erfahren, sind die Namen der Konzerne, die eng mit den Diensten verflochten die nötige Hard- und Software für den "neuen Sicherheitsstaat" liefern. IBM, Oracle oder EMC mögen darunter sein, ebenso Telefonkonzerne. Ein Klick auf die verdienstvolle Website Bugged Planet zeigt die kleinen Krauter an, die sich mit allerlei Tarnung der Beobachtung durch Überwachungskritiker entziehen. Die Großen lässt man laufen. Da ist Google dann aufgebracht, hatte sich aber zuvor mit IBM und Amazon um den CIA-Auftrag beworben.

*** In dieser Woche hat einer der deutschen Journalistenverbände seine Mitglieder und die übrigen 40.000 deutschen Journalisten davor gewarnt Google- und Yahoo-Mail zu benutzen. Es gäbe bessere deutsche Alternativen, deren Namen allerdings nicht genannt werden. Ob es wohl GMX und Web.de sind? Oder T-Online und Vodafone oder Freenet oder, oder ...? Auf den wichtigsten Aspekt, dass Journalisten und Informanten nur verschlüsselt kommunizieren sollten im Sinne einer echten End-to-End-Verschlüsselung, ist besagter Verband gar nicht eingegangen. Das passt zu einer Zeit, in der ein Hollywood-Film über die Anfänge von Wikileaks allen Ernstes suggeriert, dass die Aktivisten in der Binnenkommunikation Skype nutzten. Das macht Assange heute bei seinen werbewirksamen Auftritten. Verschlüsseln tut Not, ist aber kein Allheilmittel, wenn selbst Bügeleisen im WLAN mitlauschen wollen. Was bleibt, ist die Frage, ob Verschlüsseln eigentlich erlaubt ist. Steht derjenige nicht außerhalb der staatlichen Fürsorge und Rechtsgarantien, wenn er dem Staat den Zugang zu seiner Kommunikation in einem Staat verweigert, der das Recht auf eine Privatsphäre nicht in seiner Verfassung oder seinem Grundgesetz verankert hat? Über diese Frage dürfte angesichts der Ziele der Dark-Mail-Allianz auch in Deutschland bald heftig diskutiert werden, zusammen mit der "kurzzeitigen Entschlüsselung" bei De-Mail und "E-Mail made in Germany".

Was wird.

Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland eine Große Koalition bekommt, in der eine SPD das bisschen Internetpolitik, das es bisher gab, noch weiter zurückschraubt. Bezeichnend für die Stimmung unter den in der Partei beheimateten NetzpolitikerInnen ist dieser Abschiedsbrief über die abfällige Sicht des Partivorsitzenden Gabriel über Netzaktivisten als Berliner Intellektuelle, die keine Ahnung von den "echten Lebensrealitäten" hätten. Dass sich gerade für viele junge Städter, die gar keine Intellektuelle sind, ein ganz anderes Bild darstellt, zeigt die ganze Verkrustung der Partei, die ihre Wähler verkohlt. Passend uns pünktlich zu Halloween ist daher die schöne Leiche der Vorratsdatenspeicherung aus der Kiste geholt worden und wird nun fesch geschminkt. Vor allem muss ein neues Wort her. Es ist schon Jahre her, dass ein SPD-Minister die Mindestspeicherdauer für die Datenkabotage vorschlug. Geht es nach dem glücklichen BKA-Chef Ziercke (ebenfalls SPD), wird der neue Name auf der Herbsttagung des BKA bekanntgegeben. Die Tagung "beleuchtet das Thema Cybercrime aus phänomenologischer sowie polizeipraktischer Sicht". Vielleicht kommen so die Tage des frühen Internet in Deutschland wieder, als der Phänomenologe Bernhard Waldenfels in seinen Werken das ach so fremde Netz in Schutt und Asche schreiben wollte. Edward Snowden ist übrigens vom BKA nicht eingeladen, allen Ströbeleien zum Trotz. Dafür ist das Blog Netzpolitik mit von der Partie, wenn über "Freiheit im Netz und Cybersicherheit" diskutiert wird.

Ganz ohne Snowden geht es auch in dieser Wochenschau nicht. Denn der gute Mann mit seinem privaten Faktensilo wird gerade zu einer willkommenen Projektionsfläche, etwa für Trendforscher, die goldene Zeiten anbrechen sehen: "Welche Situation wird also am Ende des Weges stehen, wenn alle mal Edward Snowden besucht haben, die deutsche Politik mit der Technologiekompetenz ihrer Bevölkerung spricht und die Technologiekonzerne politische Ansprechpartner bekommen haben, deren Aussagen sie ernst nehmen können, weil sie im Sinne der Bedürfnisse der Kunden sprechen?" Tja, dann schlägt die große Stunde der Analyse und Jubel bricht aus. Kinners, es wird schön die nächsten 30 Jahre, natürlich mit c't! Achwas, da muss man ja keine 30 Jahre warten: "In etwa fünf Jahren wird sich unser Verständnis von Daten weiter verändern. Dann werden unsere Geräte zusätzlich zu den heutigen Bewegdaten auch die Emotionen der Menschen automatisch erkennen und auswerten können. Dann heißt unser Verständnis von Daten: Echtzeitauswertung von statischen Daten + Bewegtdaten + Emotionsdaten." Und wehe, da hinkt ein ewig gestriger Kritiker heran und warnt davor, alles den Computerprogrammen zu überlassen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #485 am: 10 November, 2013, 09:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Gegen das Vergessen ist mehr als nur in alten Kalenderblättern nachzulesen, was alles zum deutschen 9. November gehört. Von der Erschießung Robert Blums 1848 über die Proklamation der Republik 1918, über den Hitlerputsch 1923, die Reichskristallnacht 1938 und schließlich die Öffnung der Berliner Mauer reicht die Kette historischer Daten, derer an diesem Wochenende viel gedacht und noch mehr geschrieben und erinnert wird. Gegen das Vergessen hat John Zorn die passende und unvergessliche Musik geschrieben.

*** Der 8. November 1965 gehört nicht dazu. Es ist der Tag, an dem der deutsche Whistleblower Werner Pätsch wegen "vorsätzlicher Veletzung der Amtsverschwiegenheit" verurteilt wurde. Er bekam vier Monate Haft auf Bewährung mit einem Urteil, dass nach den Worten des großen Spiegel-Reporters Gerhard Mauz den Mohren reinigte, in dem es die Nacht zum Tag erklärte.. Werner Pätsch hatte die illegalen Abhör- und Kopierpraktiken des Bundesamtes für Verfassungsschutz an die Öffentlichkeit gebracht in einem Fall, der in vielen Punkten an die Entdeckungen von Edward Snowden erinnert.

*** Pätsch war "Fallführer" beim Verfassungsschutz und stieß bei seiner Arbeit auf streng geheime Vordrucke, mit denen der Verfassungsschutz Kopier- und Abhöraktionen gegen Bundesbürger bei den allierten Geheimdiensten der Briten und US-Amerikaner "in Auftrag" gab. Die guten Kollegen vom CIA erledigten umstandslos das, was den deutschen Staatsschützern verboten war. Pätsch machte die Skandalpraxis der reibungslosen Zusammenarbeit der Schnüffeldienste öffentlich. Spiegel und Stern berichteten, ein Panorama-Interview mit ihm wurde gedreht – und verschwand prompt in der Giftkammer. Das Spielchen anno 1965 war nicht anderes als heute: Politiker gaben sich ahnungslos und hatten von nichts gewusst. Berühmt wurde die Antwort des damaligen Innenministers Hermann Höcherl (CSU), der auf die Frage, ob die Beamten des Verfassungsschutzes nicht gegen die Verfassung verstießen, erklärte: "Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen." Diese Antwort könnte auch von seinem Nachfolger Hans-Peter Friedrich stammen, dem Verfechter eines handlichen, sehr portablen Supergrundrechtes auf Sicherheit. So zeigt sich die besondere deutsche Kontinuität auch in den alten Akten zum Fall Pätsch, die aufgrund einer Weisung des Verfassungsschutzgerichtes bis heute nicht eingesehen werden dürfen, "da aus dem Akteninhalt auf konkrete, noch heute relevante Arbeitsweisen und Organisationseinheiten des Bundesamtes für Verfassungsschuzt geschlossen werden kann." Um es mit William Faulkner zu sagen: "Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen."

*** Was bisher alles los war in Sachen NSA, kann jetzt über eine hübsche Timeline eingesehen werden, ganz im Gegensatz zu den Dokumenten, die der BND über die Reise von Ströbele nach Moskau anfertigen musste. Die Expertise deutscher Geheimdienste lässt nicht zu wünschen übrig und suggeriert einen vom FSB gelenkten Ströbele, genauso unzurechnungsfähig wie ein bekannter Bild-Kolumnist. So erstaunt es weiter nicht, dass Deutschland seiner angenommenen Schutzmacht USA folgt und Edward Snowden erneut kein Asyl anbietet. Zwischen Moskau und Washington liegt Ströbeles Kreuzberg, was jetzt die größte Bevölkerungsdichte an Whistleblower-Betreuern hat: Nach Jacob Appelbaum und Laura Poitras ist nun auch die Wikileaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison hier gelandet. Sie hatte Edward Snowden in Hongkong aufgesucht und mit jenen ungültigen Papieren aus der ecuadorianischen Botschaft versorgt, die weder von Russland noch von Ecuador anerkannt wurden. Ein pathetisches Statement von Wikileaks über die Exilanten durfte da nicht fehlen. Das alle drei rund um die Uhr beschattet werden, dürfte niemand auf die Funk-Palme bringen.

*** Diesem Anfang wohnt ein großer Zauber inne: Kaum hatte Innen-Peter Friedrichs formuliert, die Mautdaten bei schwersten Straftaten nutzen zu wollen, da wurde abrakadabra das Thema bei den Koalitionsverhandlungen weggezaubert. Echte Zauberei ist auch bei der von den Großkoalitionären angepeilten Energiewende im Spiel, bei der bis 2020 der Anteil des Ökostroms 40 Prozent statt bisher 35 Prozent betragen soll. Gleichzeitig wurden abrakadabra die Leistungen der Offshore-Windparks von 10.000 auf 6.500 Megawatt gedrosselt, um Überförderungen zu vermeiden. Auch bei der vom Verteidigungsminister geforderten Anschaffung von waffenfähigen Drohnen tut sich Wunderliches mit der Neu-Definition einer "Einsatzschwelle", natürlich im magischen Jahr 2020. Bis dahin soll ein europäisches System durch die Luft fliegen und geschickt den doofen, von Menschen gesteuerten Fliegern ausweichen. Wird in diesem Stil weiter gezaubert und umdefiniert, dann wird aus dem Entschluss, Zwangsrouter zu verbieten, unter der tätigen Mithilfe der Bundesnetzagentur noch abrakadabra das Verbot, freie Router einzusetzen. Welchselbiges dann von einem Internet-Ministerium überwacht wird. In diesen unseren NSA-überwachten Zeiten ist es schon seltsam, wie der Protest von 19 Endgeräterherstellern abgebügelt wird, unter ihnen Firmen, die wirklich noch "deutsche" Router auf deutschem Boden zusammenschrauben lassen – auch wenn die Baugruppen aus China kommen.

Was wird.

Ja, ja, die zauberhafte Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war. Bekanntlich schlidderte der Vorhersagespezialist Intrade in den Konkurs, weil er nicht vohersah, dass der Firmenchef am Mount Everest starb. Mit Ausblicken in die Zukunft heißt es also vorsichtig zu sein angesichts all der Zaubereien und Überwachungstricks. Nur ganz kurzfristige Ausblicke haben da eine Chance, etwa den einen auf die bereits letzte Woche erwähnte Herbsttagung des BKA, nunmehr ohne Innenzauberer Hans-Peter Friedrich, aber schwer aktuell mit dem Thema des digitalen Nacheilens. Erwähneswert ist auch, dass das erste deutsche Buch zur NSA-Affäre in den Handel kommt, wenngleich nicht auf toten Bäumen.

Doch schon bei den etwas weiter in der Zukunft liegenden Themen kommt Schwindel auf. Ja, ACTA wurde von einer breiten Protestkampgne nicht allein derer verhindert, die jetzt gerade als digitale Jammerlappen abgekanzelt werden. Mit TAFTA taucht die neue, analoge wie digitale große Unterwerfung auf als nächster klammheimlicher Versuch, die Demokratie zu untergraben. Und niemand sagt was, erst recht nicht der zaubernde Superminister Siggy Pop.

"Es hat mich immer genervt, dass Engel so reden, als wären sie die einzigen weisen Wesen, und dies mit einer so selbstverständlichen Unverfrorenheit, als bedürfe es keiner systematischen Begründung", schrieb der Engländer William Blake in der Hochzeit von "Himmel und Hölle". Er gehörte zu jenen romantischen Hackern, an denen der CCC im letzten Jahr seine Freude hatte. Während die Hackerwelt auf den Start des Vorverkaufs zum 30C3 wartet, sei an Blakes Swedenborg-Diskussion erinnert, wie man männliche und weibliche Engel unterscheiden könnte. Basierend auf diesen Überlegungen hatte die französische Firma Quividi Software entwickelt, die männliche und weibliche Betrachter einer Werbung unterscheiden kann und entsprechend unterschiedliche Werbung einspielt. Nun soll die Quividi-Software mitsamt dem Kamerasystem von Optimeyes an allen Tankstellen des britischen Tesco-Konzerns eingesetzt werden. Ein entsprechender Bericht in der tageszeitung hat viele antisemitische Kommentare produziert. Wir schreiben den 10. November 2013.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #486 am: 17 November, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Na klar war früher alles besser, damals, als die CeBIT eine wahre Supermesse war und die schöne Stadt Hannover am Rande der norddeutschen Tiefebene verstopfte. Vorbei, vorbei, vergessen: In dieser Woche hat die Agritechnika die CeBIT mit über 400.000 Besuchern als Supermesse überholt. Hannover war wieder einmal verstopft, aus den Beuteln der Besucher lugten sperrige Treckermodelle, komplett mit einer iPad-App fürs Probestriegeln des Feldes. Früher, das waren noch Zeiten, als das Bundeskriminalamt die schlichte Rubrik "IuK-Kriminalität" in seinem Bundeslagebild aufführte. Heute heißt das "Cybercrime" und ist eine ganz ganz schlimme Sache. Zur Eröffnung der BKA-Herbsttagung fragte BKA-Chef Jörg Ziercke in seiner Rede die Zuhörer: "Wie schaffen wir es, das notwendige Vertrauen der Menschen in unserem Land in die polizeiliche Arbeit gegen gewissenlose Cyberkriminelle zu gewinnen und nicht als Totalüberwacher, Datensammelwütige und Datenprofilneurotiker denunziert zu werden?" Datenprofilneurotiker, diese Wortschöpfung sollte man sich merken, definiert doch der Duden den einfachen Profilneurotiker als Menschen, der ständig in Angst lebt, im Beruf zu wenig zu gelten.

*** In seiner zweiten Rede legte der oberste deutsche Kriminalbeamte dann nach: "Das Internet ist die Fernuniversität des religiös motivierten Terrorismus und dient der Vorbereitung realer Straftaten, wie den sogenannten 'flashrobs'. Hierbei verabreden sich unbekannte Personen im Internet, um gemeinsam Geschäfte zu überfallen." Terrorismus und Flashrobs der Profis, eine wahrlich düstere Perspektive, zumal die Definition der Profis Beachtung verdient: "Hier finden sich sowohl staatlich gelenkte Hacker als auch terroristische Gruppen und Hacktivisten. Hacktivisten verstehen sich als Kämpfer gegen Ungerechtigkeit, verstehen ihr Handeln als zivilen Ungehorsam gegen bestimmte politische Richtungen – ein virtueller Gang auf die Straße, um Unternehmen, Regierungsbehörden, Parteien, andere Gruppen oder Initiativen von ihrem – in den Augen von Gruppen wie Anonymous oder Lulz-Security falschen – Weg abzubringen."

*** Anonymous wollte genau wen vom Weg abbringen? Die LulzSec-Gruppe, die das Mailsystem der Beratungsfirma Stratfor gehackt und die Mails an Wikileaks weitergab, damit dort wieder eine große Geschichte erscheinen konnte, ist für ihre Aktion in Großbritannien hart bestraft worden. 32 Monate bekam "Ryan", 30 Monate "Kayla", der Strafrahmen wurde ausgeschöpft. Als Kopf der Gruppe firmierte "Anarchaos", der US-Amerikaner Jeremy Hammond, der sich schuldig bekannte. Sein Motiv war alles andere als ein Unternehmen oder eine Regierung von ihrem Weg abzubringen. "Das Volk hat ein Recht darauf, zu erfahren, was Regierungen und Unternehmen hinter verschlossenen Türen machen". Nun hat Jeremy Hammond das Fünffache der Strafen seiner Mithacker erhalten, nämlich die maximal möglichen 10 Jahre Haft. Sein Statement vor der Bekanntgabe dieser abschreckenden Strafe gehört in die Reihe großer Reden vor Gericht, wie die Rede von Chelsea Manning. Die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, ist im Amerika von Barack Obama ein schweres Verbrechen: "Wenn wir die Wahrheit über die Macht aussprechen, werden wir bestenfalls ignoriert oder schlimmstenfalls unterdrückt. Wir haben es mit einer Machtzusammenballung zu tun, die ihr eigenes System der 'Checks and Balances' nicht mehr respektiert, von den Rechten ihrer eigenen Bürger oder den der internationalen Staatsgemeinschaft ganz zu schweigen. /.../ Ich habe mich angesichts des entsetzlichen Alptraums von Chelsea Manning, für die Veröffentlichung der Wahrheit den Rest des Lebens eingesperrt zu werden, gefragt, ob ich ein gutes Gewissen haben kann, wenn ich etwas Ähnliches ausrichten könnte und das unterlasse.

*** Jeremy Hammond bekannte sich wie Chelsea Manning dazu, ein Whistleblower zu sein. Das Gericht sah in ihm einen gemeingefährlichen Hacker, der imstande ist, die öffentliche Ordnung nachhaltig zu stören. Dass die für das Urteil verantwortliche Richterin mit einem Manager von Stratfor verheiratet ist, kann man unter Schecks und Bilanzen verbuchen. Unbeirrbar wird diese Regierung Bush 2.0 ihren Weg fortsetzen: Das Warnsignal für den Whistleblower Edward Snowden ist laut und deutlich, dafür sind die vermuteten US-Klagen gegen Julian Assange noch immer nicht bewiesen. Sicherlich wird es auch unsere Regierung nicht von dem Weg abbringen, dem NSA-Mann weiterhin das Asyl zu verweigern – das Wort ist auf dem Merkelphone einfach zu schwierig zu tippen. Wie bekannt Snowden inzwischen ist, kann man daran erkennen, dass er selbst in einer Besprechung des berühmten Online-Kochkurses von Ferran Adrià auftaucht, mit dem mathematische Kenntnisse geprüft werden, nicht nur für Hacker.

*** Mit Hilfe des vom FBI umgedrehten Hackers "Sabu" konnte die Gruppe der LulzSec-Aktivisten enttarnt und verhaftet werden. Das hatte BKA-Chef Jörg Ziercke freilich nicht erwähnt. Seine Grundsatzrede über Kriminalistik 2.0 handelte von einem guten Dutzend weiterer Fälle, ohne jemals zu erwähnen, ob und wie welche Taten aufgeklärt wurden. Das passt zur systematischen Verkennung und Denunzierung des politischen Hacktivismus. Gleich zweimal tauchte in der Rede der Fall der Hacker auf, die in die Abrechnungssysteme der Bank of Muscat in Oman und der Rakbank in den VAE eindrangen. Dass die daraufhin in Deutschland tätigen Geldabheber gefasst wurden und nunmehr zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt wurden, passt nicht ins düstere Lagebild und den Horrorgeschichten aus dem "Deep Web", das die eingeladenen Politiker beeindrucken soll.

*** Laut Ziercke ist "Deep Web" der Teil des Internet, der nicht über normale Suchmaschinen auffindbar ist, Dort existiert die Silk Road als "versteckter Dienst im sogenannten TOR-Netzwerk", von dem Ziercke meinte, die Provider müssten es wie Kinderpornographie melden, wenn sie bei sich auf einen solchen Serverdienst stoßen. Mit dem Dossier über den Geheimen Krieg in Deutschland sind Details von einem ganz anderen "Deep Web" aufgetaucht, die zu denken geben. Auf der IT-Seite spielt da die Firma CSC eine wichtige Rolle. Bisher war bekannt, dass CSC Deutschland Solutions beim neu zu programmierenden Staatstrojaner als externer Dienstleister mit Tests beauftragt wurde. Auch die Beratungstätigkeit bei der elektronischen Gerichtsakte war bekannt, nicht zuletzt weil CSC mit diesem Projekt Werbung machte. Nun kommt es dicker: "Die CSC erhielt mehrere Aufträge, die mit der verschlüsselten Kommunikation der Regierung zu tun haben. Die CSC beriet das Innenministerium bei der Einführung des elektronischen Passes. Sie ist involviert in das Projekt De-Mail, dessen Ziel der sichere Mailverkehr ist – oder sein sollte." Eine US-amerikanische Firma macht bei De-Mail mit? Sollte dies belegbar sein, ist es das Aus für den vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik so gepriesenen "verbindlichen und vertraulichen Versand elektronischer Dokumente und Nachrichten". All die schönen Server und Käfige können dann abgeschraubt und anderweitig verwendet werden.

Was wird

"Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" ist nicht nur ein Werk, das vor 100 Jahren in einem StartUp erschien. Den Titel könnte man auch auf die derzeitigen Koalitionsverhandlungen beziehen, mit einer Ausnahme. Bei den Drohnen hat man sich offenbar schnell geeinigt und will dies am kommenden Montag bekannt geben: "Die Koalition wird eine europäische Entwicklung für unbemannte Luftfahrzeuge voranbringen. Europa braucht schnell ein gemeinsames Regelwerk für ihre Zulassung und Teilnahme am europäischen Luftverkehr. Die Koalition wird die entsprechenden Initiativen hierzu weiterführen." Eile war deswegen geboten, weil die europäischen Verteidigungsminister eine europäische Drohnenlösung beschließen wollen, die irgendwann zwischen 2020 und 2025 über unseren Köpfen im allgemeinen Luftraum fliegen soll. Die Frage der Bewaffnung von Drohnen ist damit längst noch nicht geklärt. Bis dahin dürfen sie weiter abstürzen, ob nun bewaffnet oder unbewaffnet. Bundeswehr. Wir. Leasen. Einfach. Nocheine.

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Was war.

*** Uh, oh, diese Empfindelei aber auch. Eigentlich müsste diese Seite schwarz auf schwarz sein wie damals, bei Yoricks Tod, mit einer pechschwarzen Zugabe für den letzten lebenden Kabarettisten der Bonner Republik. Aber hey, weil Bildung von Bildschirm kommt und nicht von Buch – sonst müsste sie ja Buchung heißen – bleicht diese Wochenschau lesbar. Was hätte das oberste deutsche Kontrollorgan in dieser unserer modernen Wach- und Schließgesellschaft seinen Spass am Bayern Ramsauer, der die Zahlen für seine PKW-Maut aus einem Gutachten kopierpastetisiert, dass der E-Vignetten-Hersteller AGES in Auftrag gab. Verscheibengekleistert starren wir auf die 800 Millionen Euro, die Ausländern abgepresst werden sollen, halt, halt, das muss europarechtskonformer Nicht-Inländer heißen. Und wenn Mutti geht, ist es egal, Hauptsache die Maut bleibt da. Er wusste es halt besser: "Ein Wortbruch heilt rasch."

*** Auch darüber hätte der "Berufs-Störer" (Claudia Roth über Hildebrandt) einen Witz parat. Mit der Umbenennung des Hockenheimrings in den Horkheimerring, komplett mit Adornogasse, Hegel-Gerade und Kant-Kehre kündigt sich in Hessen eine schwarzgrüne Regierung an. Die Achse der Blonden steht. Politik ist halt der Spielraum, den die Wirtschaft ihr läßt. Und der wird bekanntlich mit jedem Tag kleiner, man will ja die Reichen ernst nehmen. Eifrig arbeitet man an einer Neudefinition der Nacht als flexible Tagesrandzone mit schwingenden Flugzeitfenstern, ad argumentum fistolatorium. Zudem kommt die Startbahn Nord, leicht versetzt, als Wohlgefühlflughafen. Ja, da kann nur noch wie Onkel Toby laut das Lillabullero pfeifen, denn da gibt es nichts zu Argumentieren. "Zurückdenkend an all die Jahre, in denen Politiker uns ihrer Sympathie versichert haben, fühle ich mich abgeliebt, übertölpelt, reingelegt." Wer hat denn da die Pfeife rausgeholt?

*** Ach, all diese Empfindelei – der große heurige Modetummelplatz, auf welchem müßige Zungen und müßige Federn seit einiger Zeit ihr Wesen treiben! Auch ich kann mich nicht entbrechen, auf ein Viertelstündchen mich darauf einzufinden, ohngeachtet weder meine Zunge, noch meine Feder über Langeweile zu klagen haben. Es liegen mir nämlich ein paar Fragen auf dem Herzen, welche bei dem vielen heutigen Gerede und Geschreibe über dieses Thema doch immer noch so gut, als unbeantwortet sind. Da wäre zunächst einmal die Frage, warum der ranghöchste Befehlstaktgeber für Informationssicherheit in Deutschland angesichts einer massiven Bedrohung mahnt: "Wir raten bei Mobilkommunikation inzwischen grundsätzlich zur Ende-zu-Ende Verschlüsselung" – nur um im weiteren Verlauf des seltsamen Gespräches die De-Mail zu loben. Auch ist das viele Gerede und Geschreibe über das bestens überwachbare deutsche Internet nicht vollständig ohne das argumentum ad verecundiam und der Forderung nach einer stärkeren Cyberpolizei, die uns schützt vor den Zumutungen, die ein "sexuell verwirrter Obergefreiter" verbreitete. Da können wir uns alle nur auf das Feinste entbrechen ob der Freude, die Michael Frehse verspürt, Leiter der Stabsstelle zur Neuausrichtung der Sicherheitsbehörden, der die Abhörmöglichkeiten aller Dienste als Mini-NSA bündeln soll.

*** Ja, es geht!, freuen sich die Fachleute, die gleich ein neues Wirtschaftswunder als argumentum a fortiori präsentieren und von gigantischen Belohnungen träumen: "Ein neues Silicon Valley. Und Deutschland wäre prädestiniert dazu. Viele der Hochsicherheitstechnologien sind deutsche Entwicklungen. Man traut uns im Ausland mehr zu als den Großmächten, unsere neuen Produkte wären weit besser exportfähig. Und die nächste große Welle der IT wird in Maschinen stattfinden, in Produktionsanlagen, Transport und Großtechnologien, in klassischen Hoheitsgebieten des 'German Engineering'." Oh heiliger Zeiss, am Ende wird gar ein argumentum baculinum draus. Denn alle Kryptografie ist dazu da, gebrochen zu werden.

*** "Derjenige, welcher der Sichtbarkeit unterworfen ist, übernimmt die Zwangsmittel der Macht und spielt sie gegen sich selber aus; er internalisiert das Machtverhältnis, in welchem er gleichzeitig beide Rollen spielt; er wird zum Prinzip seiner Unterwerfung. Die Sichtbargemachten helfen mit, beim Sichtbarsein immer sichtbar zu sein." Was Foucault in "Überwachen und Strafen" schilderte, ist die Zustimmung der Massen zum Betriebssystem. Der Angst der NSA, zu wenig zu wissen und daher alles auf Vorrat mitzuspeichern, entsprechen die Produkte, die auf den Markt kommen, mit eingebauter Überwachung, vom Fernseher von LG bis zur XBox One von Microsoft. Millionen kaufen die Geräte. Mach's gut, du Arsch werden vielleicht nur diejenigen rufen, die auf den "Datenbodyguard Peter Schaar" hören. Andere werden auf den "Vater des Internet" hören, für den die Privatsphäre eine historische Anomalie ist. Haben wir nicht in der Urhorde zussammen gehockt, gelacht und geschissen? Da braucht es nur ein paar Spielregeln unter Brüder und Schwestern, keine Gesetze, so das argumentum tripodium und das argumentum ad rem.

Was wird.

Es gibt Menschen wie Googles Eric Schmidt, die da glauben, dass all die schöne Technik dazu führen wird, dass wir uns in zehn Jahren frei von jeglicher Zensur informieren können. Hach, das wäre von heute an gerechnet in 10 Tagen möglich, aber nein. Der beste Kampf gegen die Zensur ist für Schmidt der Kauf immer neuer Geräte mit den neuesten Features von Google oder Amazon, von der Brille bis zu des Deutschen liebstes Kindes, um den Preis, dass wir alle gläserne Menschen sind. Gläserne Menschen?

"Wenn des Menschen Brust mit einem Glase versehen wäre, so würde die närrische Folge davon sein: erstens, dass selbst der Weiseste und Ehrbarste unter uns jeden Tag seines Lebens in dieser oder jener Münzsorte Fenstersteuer bezahlen müsste. Und zweitens, dass sobald besagtes Glas einmal eingesetzt wäre, man weiter nichts nötig hätte, um den Charakter eines Mannes genau kennen zu lernen, als einen Stuhl zu nehmen und wie in einen gläsernen Bienenkorb hineinzusehen; da könnte man die Seele splitternackt erblicken, alle ihre Bewegungen und Anschläge beobachten, alle ihre Grillen vom ersten Anfang bis zum vollendeten Wachstum verfolgen, sie in Ihren Sätzen, Luftsprüngen und Kapriolen belauschen, und nachdem man einige weitere Notiz von der solchen Luftsprüngen nachfolgenden würdigeren Haltung genommen hätte, würde man nach Tinte und Feder greifen, um Alles, was man gesehen hätte und demzufolge beschwören könnte, niederzuschreiben." An dieser Stelle des Tristram Shandy unterbrechen wir, denn der heute vor 300 Jahren geborene Autor Laurence Sterne schweift wieder einmal ab und spekuliert über Lebensmöglichkeiten auf dem Merkur. Die kleine Wochenschau ist dem Mann gewidmet, dem wir das schöne argumentum ad crumenam verdanken, das seit Erscheinen von Windows ein schlagendes Argument in der IT ist. Und was wäre die Wikipedia ohne ihr großes, unerreichbares Vorbild der Tristrapaedia? Jeder, der heute schreibend schwurbelt, hat vom Begründer der modernen Texterei gelernt, und sei es nur in seiner Kurzfassung. Mit Tristram Shandy hat schon Karl Marx gegen die Idiotie einer Zensur argumentiert, die von den Autoren ihrer Zeit Ernsthaftigkeit und bescheidene Untersuchung der Wahrheit verlangte. Es geht voran? Ach, das war vor Jahren...

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #488 am: 01 Dezember, 2013, 06:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Jede Woche müht sich ein Kampfradler ab, eilt durch die Eilenriede, dabei fluchend, dass der Umwerfer hakt, um schließlich auf einem dunklen Parkplatz den Stick mit der kleinen Wochenschau NSA-sicher in einen toten Briefkasten zu werfen, dabei fluchend. Es ist kein schönes Schaupiel, aber ein notwendiges, bei Wind und Wetter, die Basecap tief ins Gesicht gezogen. Und nun das: "Wir wollen darauf hinwirken, dass deutlich mehr Fahrradfahrer Helm tragen." Ja, über den schwarzroten Koalitionsvertrag ist viel gesagt worden, auch über den sigmariösen Unsinn, die geplante Vorratsdatenspeicherung mit dem Breivik-Massaker zu begründen. Aber kein Wort über die sinnlose Behelmung des deutschen Fahrradfahrers. Nein, dieser großen Koalition kann kein Radler seinen Segen geben, der eben nicht im Peloton durch die Gegend rast oder mit dem Mountainbike einen Berg hinunter brettert. Der Sinn und Nutzen von Fahrradhelmen ist umstritten, aber was schert das die Große Koalition? Einen feuchten Nieser? Nein, auch das wird zu regeln sein: "Wir wollen den Schutz der Menschen vor Erkältung verbessern und erarbeiten dazu im Dialog mit allen Vereinen und Verbänden der Bundesrepublik sowie den in keinem Verein oder Verband organisierten Bürgerinnen und Bürgern den nationalen Wintersicherheitsplan." Große Worte, denen noch größere Taten folgen sollen, man denke nur an die Internationale und "die Sonn' ohn' Unterlass", die nach der Vertreibung von Rabe und Geier scheinen muss zum Schutz gegen die Erkältung. Auf der anderen Seite: Es gab auch schon mal ein Winterhilfswerk, unseligerweise.

*** Seltsamerweise findet sich die Steinbrücksche hätte, hätte, Fahrradkette nicht im Koalitionsvertrag. Dafür gibt es jede Menge anderer Ketten. Das Zeitalter der Kette ist angebrochen, weil alles mit allem zusammen irgendwie clustergefucked ist: Bildungskette, Innovationskette, Reisekette, Rohstofflieferkette, Rohstoffwertschöpfungskette, Transportkette und Wachstumskette zeugen vom ganzkettlichen Denken. Schade, dass im Vertrag die Netikette fehlt, da hätte im Dialog mit allen Vereinen und Verbänden der Bundesrepublik sowie den in keinem Verein oder Verband organisierten Bürgerinnen und Bürgern der nationale Internethöflichkeitsplan erarbeitet werden können. Ein Internethilfswerk gab es bislang allerdings noch nicht, vielleicht fassen künftige Generationen die Schengenrouting-Pläne darunter.

*** Aber von wegen der Höflichkeit: Dieses kleine Quatsch-Video zum Thema der in Parteien versammelten Bürgerinnen und Bürger als verfassungsrechtlich problematisch legitimierten Abnicker des Koalitionsvertrages hat es in die Top Charts bei Dutube geschafft. Das war zwar mitnichten großer Journalismus, weil ein Gespräch mit dem Verfassungsrechtler fehlte, aber ein guter Vorgriff auf dass, was uns blüht, komplett mit einer SMS an den Intendanten. Aus den Kotzbrocken sind Elefanten geworden, die jedwede Widerständigkeit wegfurzen werden. Da hilft dann auch kein Fahrradhelm.

*** Dann gibt es da noch die Digitale Agenda, die mit hehren Worten eine sonnige Zukunft verspricht. "Der Erhalt des offenen und freien Internets, die Sicherung von Teilhabe, Meinungsvielfalt, Innovation und fairer Wettbewerb sind zentrale Ziele der Digitalen Agenda. Der diskriminierungsfreie Transport aller Datenpakete im Internet ist die Grundlage dafür." Toll. Das ist doch mal ein anderes Kaliber als der nationale Wintersicherheitsplan gegen Erkältungen. Netzneutralität soll es auch geben, aber nicht überall, denn Mobilfunkanbieter sollen die Internettelefonie "gegebenenfalls gegen separates Entgelt" anbieten. Mit Skype soll der Extra-Rubel rollen. Komm lieber Gilb und mache unser Netzelein wieder heil, könnte man trällern für den Wunsch nach einem ungestörten Schengenrouting im Gespräch von Frank und René. Dabei will dem René seine Firma gar nicht mehr der Gilb vergangener ruhmreicher CCC-Tage sein: "Das, was du als Beamtenladen bezeichnest, schlägt sich seit fast 20 Jahren erfolgreich in einem brutalen Wettbewerb. Die Kunden vertrauen uns." Dem Frank sein Verein will regionale, nationale, europäische Angebote haben, um gegen Spion & Spion ankommen zu können. "Es muss um das Fördern von Angeboten – nicht um Zwang – gehen, um langfristig eine Technologiesouveränität herzustellen." Soso. Um es mit Carl Schmitt zu sagen: Souverän ist derjenige, wer über den Abhörzustand entscheidet.

*** Was Frank da dem René vorschlägt, formuliert der Koalitionsvertrag übrigens so: "Es wird ein Förderprogramm 'Innovation in IT-Forschung und Sicherheit' zur Stärkung der nationalen F&E-Aktivitäten in diesen Bereichen weiterentwickelt, wobei Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit für unterschiedliche Anwendergruppen in Einklang gebracht werden." Da können wir froh darüber sein, dass ein Einklang für Unterschiede festgelegt wurde. Manchmal ist so ein Einklang nichts weiter als drei ordentlich geparkte Autos vor dem Amt für Innovationsförderung des Bildungs- und Forschungs-Ministeriums. Bleibt schließlich noch die Frage, ob es beim Förderprogramm auch echte Förderknete gibt und diese abseits der stets knetbereiten Fraunhofer-Institute unabhängigen Projekten zugute kommt.

*** Wer Microsoft weiter regieren soll, steht kurz vor der Entscheidung. Es gibt zwei Favoriten und noch ein paar weitere Kandidaten. In der Süddeutschen Zeitung, die ein Faible für Bill Gates hat, steht in der Wochenend-Ausgabe ein Interview mit Gates, in dem sich dieser rühmt, bei der Nachfolgersuche geholfen zu haben. Weil das Gespräch nicht online steht, dürfte die Welt niemals erfahren, dass es im Hause Gates keinen Bannfluch für Apple-Geräte mehr gibt. Noch bedauernswerter ist die launige Schilderung vom Hacker als jungen Mann: "Ich brachte ein großes Computernetzwerk zum Absturz. Computer waren damals ja so teuer, dass sie von mehreren Leuten zusammen genutzt wurden. Solche Netzwerke waren sehr anfällig. Die erste freie Computerzeit, die ich bekam, war bei einer Firma, bei der man Computer kostenlos nutzen konnte, solange man Fehler darauf fand. Ich konnte Problem nach Problem finden. Das war ein großartiges Training. Aber Computer waren damals noch sehr unsicher." Am Ende verteidigt Gates die segensreiche Erfindung des Computers und wendet sich gegen Maschinenstürmerei: "Computer verletzen keine Menschen. Aber es gibt Cyberterrorismus. Und Einbrüche in die Privatsphäre. Man lässt sich scheiden, und es steht online. Sollte das wirklich jeder wissen?" Wie und wo dieser Scheidungsanzeiger funktioniert, lässt Gates offen.

*** Fluch und Segen der Computertechnik liegen bekanntlich so eng beisammen wie Nasenlöcher. Ich finde es himmlisch, selbst in tiefster Nacht Hinweise zu weiteren Geschichten von meinen Lesern per Mail zu bekommen, auch wenn ich erst am nächsten Tag antworte – keine Mail, keinen Tweet nach 22:00, wenn der Rotwein dekantiert ist. Das finden nicht alle, weshalb es vollkommen OK ist, wenn der Betriebsrat eines Unternehmens wie VW eine Betriebsvereinbarung zum Mailstopp am Feierabend durchsetzt. Deswegen eine allgemeine Regel zu fordern, ist eine typische Fehlleistung von Ministerin von der Leyen gewesen, die nach neuesten Gerüchten Bildungsministerin mit Internet-Verantwortung werden soll. Das jetzt der neue Chef der IG-Metall klare Vorgaben fordert, womöglich eine gesetzliche Regelung, ist eine klare Aussage zur Digitalen Agenda in Deutschland. Wie war das noch mit der Bahnsteigkarte und der Maut im Gedicht von Lenin? Call me easy...

Was wird.

Die letzten Lose sind vergeben, der erste echte Test der elektronischen Gesundheitskarte kann starten. Arvato Systems baut die telematische Infrastruktur, T-Systems International bekommt die Testregion Südost, die CompuGroup die Testregion Nordwest. Ärzte bekommen ihren Heilberufsausweis, Versicherte eine Gesundheitskarte und eine PIN zur Dokumentation ihres Einverständnisses beim Zugriff auf die Kartendaten abseits der Stammdaten. Diese Stammdaten und der Zuzahlungsstatus werden telematisch online überprüft, während die Ärzte dank der Schlüssel auf ihrem Heilberufsausweis sich untereinander die Befundungen End-to-End-verschlüsselt schicken können. Welches Netz und welchen Provider sie dafür nutzen, ist ihnen freigestellt. Unterdessen werden von den Kassen herkömmliche neue Gesundheitskarten ohne Foto ausgegeben, weil vermehrt religiöse Gründe geltend gemacht werden. Es ist geradezu unheimlich, wie kurz vor Weihnachten und Chanukka der Pastafarianismus um sich greift. Darauf heben wir einen Adorno.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #489 am: 08 Dezember, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Eine Woche, in der ein Wundertäter und Weisheitslehrer wie Nelson Mandela gestorben ist, kann keine gute Woche sein. Der Mann, der mit Hilfe der CIA ins Gefängnis wanderte, dessen Tod von britischen Jung-Konservativen gefordert wurde, hatte gelernt, den auch von ihm propagierten Hass zu überwinden, weil dieser den Kopf vernebelt. "Ich wusste, dass der Unterdrücker ebenso frei sein muss wie der Unterdrückte. Ein Mensch, der einem anderen Menschen seine Freiheit raubt, ist Gefangener seines Hasses." Häftling Nummer 46664 lebte 27 Jahre in Gefängnissen und widerstand allen Versuchen der weißen Unterdrücker, ihn zu brechen. Südafrika ist ohne seinen "Mkhulu" alleingelassen, heißt es in den Nachrufen. Gegen die Albernheiten eines duschenden Präsidenten Zuma sei mit Bill Gates daran erinnert, wie Mandela sich im Kampf gegen HIV/AIDS engagierte, der über Afrikas Zukunft entscheidet. Ob Frontex auch eine Gedenkminute wie in Australien vorgeschlagen wurde? Ehrenvolles Gedenken? Nur mit Amy

*** Ivan und sein Bruder kümmern sich um Daten auf USB-Sticks. Ivan berechnet, wieviel die Sticks speichern können. Jason kauft sich einen MP3-Player und einen Kopfhörer, weil er den günstigen Rabatt berechnen kann. Jean Baptiste fotografiert Pinguine und berechnet die Größe ihrer Eier. Nur Olivia ist zu doof und schafft es nicht, mit ihrem Taschenrechner 155+86+79 zu addieren. Das sind die Rechenaufgaben der neuen PISA-Studie, die in dieser Woche mit Liveticker vorgestellt wurde, komplett mit den üblichen Plattitüden über ein Deutschland, das aufholt. Dazu gab es Artikel über die Angst von Mädchen vor der Mathematik.

*** Derweil strahlen die Jungs, weil ihr Weihnachtsgeschenk da ist und langsam eingepackt werden kann: die erste Version des Fahrplans zum Hackerkongress des Chaos Computer Clubs ist draußen. Zwar gibt es Stimmen von Mädchen, die den virtuellen Auftritt von Julian Assange problematisieren, doch werden sie forsch abgebügelt: unterfordert sind die Mädels, und Hacken, das können sie überhaupt nicht. Aber noch ist nicht aller Tage Ende, die schönsten Creeper Cards sind noch nicht entworfen, ob im schicken Gelb wie Amendts "Sexfront" oder im Rot der RAF-Texte. Grün braucht eigentlich niemand, denn auch beim Fußball werden keine Schmusekärtchen verteilt.

*** Noch nicht abschließend beantwortet ist außerdem die in der Debatte aufgeworfene Frage, ob Hacker Helden brauchen und ob Assange aus dem Holz ist, aus dem man Helden schnitzt. Derweil ist ein bisher unbekannter Chat kurzzeitig auf einer Seite der US-Armee aufgetaucht, der von US-Ermittlern auf der Festplatte von Chelsea Manning gefunden wurde. Der Soldat chattet dabei mit pressassociation@jabber.ccc.de, ein Name, hinter dem Assange vermutet wird. So kann man lesen, wie versucht wird, Manning zum Kauf eines Cryptophones ("bit pricy though") zu überreden und man bei Wikileaks von einem Actionfilm über Wikileaks schwärmt. Wenn das nicht beste Werbung für GSMK und Inside Wikileaks - die Fünfte Gewalt ist.

*** Jungs und Mädchen haben es nicht leicht in diesen modernen Zeiten, in denen Menschen in immer brüchigeren Systemen leben wie dem der Familie. Die "natürliche" starke Bindung der Kinder an Vater und Mutter sei futsch, stattdessen regiere das Leistungsdenken. So müssten sich Kinder die Bestätigung durch Papa und Mama erst hart erarbeiten. Gibt es wirklich keinen Halt mehr in der kalten Welt? Aber "natürlich" gibt es den, wir sind schließlich bei Burdas und lesen vorweihnachtlich verzückt: Medien können Sinn und Gemeinsamkeit stiften, der gemeinsame Fernsehabend der Familie kann dabei einen "Lagerfeuer-Effekt" erzeugen, bei dem nur noch das Stockbrot fehlt. Auch wenn in der besagten Familienstudie etwas anderes steht: "Wenn ich Fernsehen gucke, guckt meine Mutter ganz oft in ihr Laptop". Die Studie stammt übrigens von einer tiefenpsychologisch forschenden Firma, die behauptet, dass Frauen anders ticken – und dazu nur Frauenbeine zeigt. Wie wäre es mal mit angewandter Hackerforschung? Da liegt ein unbekannter Konsumentenmarkt abseits des Matesaufens.

*** Glaubt man der gelben Presse, ist die Britin Sarah Harrison das Bindeglied zwischen den beiden berühmtesten digitalen Dissidenten der Welt, als da sind Julian Assange und Edward Snowden. Wie Dr. Kimble ist sie laut Titel "auf der Flucht vor Amerika", was natürlich nicht stimmt. Vor Amerika flieht Edward Snowden und, nach seiner eigenen Einschätzung, Julian Assange. Im Interview stellt Sarah Harrison zwar klar, dass sie wegen der britischen Behörden und des weitgefassten Anti-Terrorgesetzes lieber in Berlin bleibt. Aber sie macht dafür aus ihrem Heimatland einen monströsen oder vormodernen Staat: "Jede Aktion, die eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellt und geeignet ist, das Verhalten der Regierung zu verändern, kann als Terrorismus ausgelegt werden. Der Kampf um das Frauenwahlrecht und die politischen Proteste dafür wären nach heutiger Lesart Terrorismus." Harrison, die nach eigener Aussage ein regelmäßiges Gehalt von Wikileaks bezieht, zweifelt im Interview genau wie ihr Arbeitgeber die Haltung von Pierre Omidyar an. "Wie soll man etwas ernst nehmen, wenn hinter der Plattform jemand steht, der die Finanzblockade von Wikileaks mitgetragen hat?" Auch so kann eine Filterblase aussehen.

*** Wenn sich ehemalige DDR-Bürgerrechtler über die NSA äußern, wird wieder einmal die ganze Schlafmützigkeit der aushilfsweise weiter amtierenden Regierung deutlich. Ja, die Anschuldigungen sind vom Tisch und die NSA tut ja viel Gutes, gewissermaßen Wertarbeit seit 1981 und rettet Leben: "Dadurch konnte im Durchschnitt jede Woche ein Anschlagsversuch verhindert werden." Wenn einem so viel Gutes widerfährt, ist es nicht zuviel verlangt, die Adventszeit mit der NSA zu feiern und jeden Tag ein kleines Überwachungstürchen zu öffnen. Oder sollte es doch gescheiter sein, das Crowdfunding für GnuPG zu unterstützten, das zu Weihnachten starten soll?

Was wird.

Wenn am Dienstag in Schweden die Nobelpreise feierlich verliehen werden, können sich die Chemiewaffenkontrolleure freuen. Mit dem Friedensnobelpreis und dem alternativen Nobelpreis haben sie gleich zwei Mal eine hohe Auszeichnung erhalten. Auch die weiteren Preisträger stehen für ein engagiertes Leben als Wissenschaftler. Man kann noch forschen, ohne vom US-Militär bezahlt zu werden. Deshalb sei hier an die Stellungnahme des FIfF erinnert, der weiter darauf drängt, dass Zivilklauseln an deutschen Universitäten eingehalten werden.

Der Wind of Change ist manchmal eine üble Flatulenz aus dem Gedärm der Überwachungsfreunde, bei der man nicht sein Feuerzeug schwenken sollte. Bekanntlich kommt mit der schwarzroten Koalition ein ganz eigenes Lüftchen angschwebt, angefangen mit der Mindestspeicherfrist von drei Monaten, die man, leider, leider ja nur wegen dieser blöden EU-Vorgabe auf sechs Monate zwangsausdehnen muss, für kurze Zeit. Neue Aufgaben warten auf die Forscher. Wie kann denn etwa die verfassungskonforme Gestaltung des "Bundestrojaners" aussehen, den wir dringender denn je brauchen. Etwas weiter weg sind die Berliner Sicherheitsgespräche über den ausgespähten Bürger. Der Ausrichter der Begleitshow ist von der GPEC bekannt, einer für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Messe, bei der Firmen wie Syborg ihre Überwachungssoftware oder Rohde & Schwarz ihre IMSI-Catcher zeigen. Endlich geht es voran, die Sicherheitslücke wird mit Geld gestopft.

Dort wo es etwas billiger sein soll, wird künftig die Bundeswehr aktive Soldaten in ordentlicher Kampfmontur in die Asyl-Ämter abkommandieren, um Fingerabdrücke abzunehmen und die Antragssteller im Original-Kasernenton aufzuklären. Das ist nämlich, ich muss mich für den Hinweis bedanken, ist aktiver Kampf gegen den Rassismus und Mafia. Man brülle mir nach: "Eine tatsächlich missbräuchliche Verwendung des Asylantragsrechts, etwa durch falsche oder unvollständige Angaben oder Vorlage falscher Dokumente im behördlichen Asylverfahren steht den öffentlichen Interessen entgegen, zumal sie die Kosten von Gemeinde und Staat erhöht und tendenziell der Ausländerfeindlichkeit und der Entstehung krimineller Strukturen Vorschub leisten kann." Wie war das noch mit dem Asyl von Snowden?

Nein, ich verlinke die Scorpions nicht, nein, nein, ich mag einfach nicht. Lieber singe ich beim Higgs Boson Blues ein bisschen mit.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #490 am: 15 Dezember, 2013, 06:30 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Chinesen landen auf dem Mond und die Deutschen bekommen eine große Koalition. Was eber keineswegs ein Argument dafür ist, Dikaturen könnten die zukunftsgerichterte Staatsform als Demokratien sein, weil sie den Fachleuten Macht geben. Das Gegenteil ist der Fall: Diktatoren, ob Einzelmensch oder Staatspartei, geben dem ein bisschen Macht ab, der schöne Propagandabilder liefert und ihre Herrschaft absichert. Und das darf auch mal ein Fachmann sein - der aber schnell auf dem Richtblock landet, wenn so eine Mondlandung schief geht. Raketenpioniere aus der damaligen Sowjetunion könnten ein Lied davon singen - wenn sie noch leben würden. Deutschland aber hat schon immer Schwierigkeiten mit seiner Zukunft gehabt, wenn es sich mit matschiger Konsenssoße Hoffnung auf ein gemütliches "Weiter so!" machen durfte. Dann sind auch bürgerliche Freiheiten schnell mal Verhandlungssache - Demokratie hin, Dikatur her.

*** Singen statt Merkel und Kauder "An Tagen wie diesen" nun Imperator Gabriel und Pippi Nahles "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht - es geht voran"? Nein, das haben die Fehlfarben (im Unterschied zu den Toten Hosen) nicht verdient, und die Deutschen eigentlich auch nicht; mag man doch das Personal der Großen Koalition nicht einmal als B-Film-Helden bezeichen. Aber wer 16 Jahre Kohl überlebt hat, schafft auch noch 4 Jahre Merkriel, mag man sich trösten. Ein schwacer Trost allerdings, den man sich mit einem starken Schnaps schönsaufen muss. "Hach ist das schön", wusste schon der Prophet Rudi Carrell zu schwärmen, wenn eine Bundeskanzlerin mit dem SPD-Vorsitzenden flirtet und Schlagzeilen macht. Ist das vorauseilender Gehorsam, wenn vorher schon die GroKo und der GroKo-Deal zum Wort des Jahres gekürt werden, weit vor der zupackenden "Generation Sandsack", die diese schwarzrote Konsenssoße aushalten muss? Ganz zu schweigen davon, dass es das verniedlichende Wort von der NSA-Spähaffäre nicht in die Top Ten geschafft hat, sondern nur das noch harmlosere "Freund hört mit". Na und, unter Freunden kann man sich alles sagen und abhören. Die "kleinen Leute", für die die GroKo ein Geschenk sein soll, interessiert das ohnehin nicht, sie waren nicht einmal wählen.

*** Ja, wir bekommen eine GroKo mit Ausländermaut, Vorratsdatenspeicherung, gestoppter Energiewende, mit einem Außenminister Steinemeier, der bestens weiß, wie deutsche Schlapphüte arbeiten und international vernetzt sind. Womöglich mit einer Beauftragten für Informationsfreiheit, die im preisgekrönten Service von Abgeordnetenwatch schreibt: "Ich lehne aber eine Vermittlung durch abgeordnetenwatch ab und habe daher entschieden, mich an diesem Portal nicht zu beteiligen." Dass Datenschützer gequält jaulen, weil diese Befürworterin einer Vorratsdatenspeicherung alles abnicken wird, was nach dem Gutachten des EU-Generalanwaltes als schicklich durchgesetzt wird, mag ihnen niemand verübeln. Vier Jahre GroKo-Siechtum ohne Mut für Experimente, mit eingebauter Zukunftssperre, diesmal im Verteidigungsministerium. Wir. Dienen. Ursula. Dazu gibt es Linien zur Netzpolitik, die Auflage eines bald vier jahre alten Standard-Kochbuches, bei weiterhin erhöhter Terrorwarnung. Aber darüber habe ich schon berichtet, drum ZuckRuck in die groKoalitionäre Gegenwart, die angeblich Zukunft haben soll. In dem Jahr, in dem die elektronische Gesundheitskarte ernsthaft getestet werden soll, bekommen wir einen Gesundheitsminister, der sich niemals mit Gesundheitsthemen befasst hat. Auf diese ganz besondere Mahlzeit kann geprostet werden. Wie wäre es mit einem Cocktail und einer Prise Pocula Emetica?

*** Bis diese Konsenssoße über uns schwappt, kann ein Blick in eben dieses Innenministerium nicht schaden. Zu diesem Ministerium gehört nicht nur der Datenschutz mit seinem modernen Schutzkonzept, alle Krankenakten hausöffentlich zu führen, sondern auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Es war als "Zentrale für Chiffrierwesen" früher dem Bundesnachrichtendienst unterstellt und bestens vernetzt mit internationalen Partnerdiensten. Das war in einer Zeit, als die NSA noch nicht das Internet überwachte. Wo einst die Zentrale der Chiffrierer war, residiert heute das Cyber-Abwehrzentrum. Wie sich nun herausstellt, ist das BSI immer noch bestens vernetzt. Seine Experten sitzen in der gemeinsamen europäisch-US-amerikanischen Arbeitsgruppe Cybersicherheit im Unterausschuss für Cyber Incident Management, sie leiten und planen gemeinsam mit US-Kollegen Übungen wie "Cyber Europe", "Cyberstorm", "EuroCybex", "Locked Shield" und sind mit dem militärischen Nachrichtendienst (MAD) verbandelt, der Lagebilder über die Angriffe auf militärische IT-Installationen erstellt. Zusammen mit den US-amerikanischen Spezialisten von CIA, NSA und dem DHS hat man nur ein Ziel im Auge: "Hinweise auf nachrichtendienstliche, zielgerichtete Attacken mit chinesischem Hintergrundbezug".

*** Ich wiederhole mich: Unter Freunden kann man sich alles sagen und abhören. Das ist so tief im System der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft verankert, da hinterlässt man einfach keine Anhaltspunkte. Man nehme nur das Datenaufkommen in Bad Aibling, alles paletti, alles rechtmäßige Fernmeldeüberwachung. Die Zusammenarbeit zwischen NSA und BND wurde dort im April 2002 unter rotgrüner Regierung und Aufsicht von Steinmeier, Minister für besondere Aufgaben, vereinbart, die Parlamentarier wurde jedoch erst im August 2013 darüber informiert. Das nennt man dann wohl zeitnahe Unterrichtung. Im Koalitionsvertrag fehlt ein Passus über die dringend notwendige deutliche finanzielle Aufstockung der Nachrichtendienste. Das meinte der konservative Politikwissenschaftler Martin Wagener in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In seinem Artikel heißt es klipp und klar zum NSA-Problem und der Unterfinanzierung der deutschen Nachrichtendienste: "Eine enge Anlehnung Berlins an Washington ist daher unter den gegenwärtigen Bedingungen Teil der deutschen Staatsräson. Wer jedoch nicht auf 'Augenhöhe' zusammenarbeiten kann oder will, der muss dafür einen Preis zahlen. Diesen legen die Vereinigten Staaten fest. Und sie sind es auch, die maßgeblich die Spielregeln bestimmen." Klarer kann man es nicht sagen in diesen GroKo-Deal-Zeiten. Wagener stellt nüchtern fest, dass die Bundesregierung das macht, was sie so gut kann: Sie wurschtelt sich durch die NSA-Affäre und sitzt die Problematik einfach aus, die Amerikaner lächeln müde über Außenminister Steinmeier, der "Ungleichgewichte durch Recht ausgleichen" möchte. Denn: "Koppelt sich Europa digital ab, werden die amerikanischen Nachrichtendienste über einzelne europäische Verbündete Wege finden, wieder in diese Netze einzudringen." Shit happens: Verdauen müssen wir alle.

*** In besagter Zeitung haben in dieser Woche über 500 Schriftsteller gegen die Überwachung demonstriert. Der etwas seltsam klingende Ansatz, die Demokratie in der digitalen Welt zu verteidigen, wurde von gestandenen Netzpolitikern abgewatscht, die das traurige Niveau des Widerstandes beklagten. Vermisst wurde die kritische Reflektion der Lage durch Schriftsteller, die nur bedingt Lust haben, sich mit der Materie vertraut zu machen und deshalb einfach rufen: "Überwachung ist Diebstahl" und an die Vereinten Nationen appellieren, eine verbindliche internationale Konvention der digitalen Rechte zu verabschieden. Nanu, wird sich da mancher fragen, hat da nicht neulich die UN über genau diese Fragen abgestimmt? Sie hat, doch statt über den ursprünglichen Entwurf von Brasilien und Deutschland wurde über eine weichgespülte Fassung abgestimmt. Das existenzielle Recht auf Privatsphäre, wer braucht das schon. Jetzt ist die Privatsphäre nur noch wichtig und wabert undefiniert um den Körper herum wie 3-Wetter-Taft: Fort Meade, das Netz rast, die Privatsphäre sitzt. Geheimdienste sollen kontrolliert werden, doch ach, nur in angemessener Weise, was wiederum die Dienste mitbestimmen. Wie war das noch mit den wirklichen Tigern und den Papiertigern? Niedliche Kätzchenbilder im Internet stehen unter dem besonderen Schutz der Vereinten Nationen? Frau Mahlzahn, hilf!

Was wird.

Mit der ersten Verteidigungsministerin Deutschlands soll Ursula von der Leyen angeblich die Bundeswehrreform fortführen, die Thomas de Maizière als sein Lebenswerk angesehen hat. Da trifft es sich gut, dass bei Northrop Grumman der feierliche Start des NATO AGS-Projektes gerade über die Bühne gegangen ist. So kann von der Leyen beteuern, mit diesem Irrsinn nichts zu tun zu haben und sich realistischeren Drohnenprojekten zuzuwenden. Nein, gemeint sind nicht die Ideen von Amazon oder der Post-Tochter DHL. Hier hat gerade Groupon passend zum weihnachtlichen Gedränge und Kaufgerausche das technologisch überlegene Liefersystem vorgestellt, patentfrei seit Karlchen dem Eroberchen. Da ist doch dieses ISIS-Modul, das Kleinod deutscher Wehrtechnik, übrig geblieben vom längst vergessenen EuroHawk-Projekt. War was, was wird? Genau: Bis zum Jahresende muss das Verteidigungsministerium den Bericht vorlegen, wie es mit ISIS weitergehen soll. Oder soll das Kleinod im Trubel des Ministerwechsels – rotierende Lieblings-Staatssekretäre bitte nicht vergessen – etwa unter den Teppich rollen? Kann man sowas der arg gebeutelten deutschen Wehrtechnik antun, die verzweifelt um Aufträge ringt?

Dann lieber etwas Frieden. Lux vera, quae illuminat omnem hominem, schreibt der Papst auf seiner Weihnachtskarte, ohne zu erwähnen, dass er von Time zur Person of the Year gewählt wurde, gewissermaßen als würdiger Nachfolger des Personal Computers, der einstmals diese Wahl gewann und damit Steve Jobs auf Platz 2 verdrängte. Bei der Papstwahl musste Edward Snowden einfach unterliegen, was manchem Zeitgenossen nicht gefiel. Ob das nun ein Beispiel für die Verrottung des Journalismus ist, ist schwer auszumachen. "Empfehlenswert ist es, Geld in anderen Branchen zu verdienen und Journalismus als Hobby zu betreiben", twitterte jemand am Sonntag von der #Mobilizecon, nachdem der Referent zuvor das Ende des Journalismus verkündet hatte, ebenfalls inmitten des ungemein glaubwürdigen Twitterstromes: "How can you justify your actions as a journalist – people rather listen to their friends on social media than to journalists." Doch allem Ende wohnt ein kleiner Zauber inne.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #491 am: 22 Dezember, 2013, 00:39 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Verehrtes Publikum, liebe Kleienscheißer, Fetzenschädel, Hirntrampl und Urschels, es weihnachtet. Die Publikumsbeschimpfung fällt daher österreichisch-gemütlich aus, ganz anders als bei Lenny Bruce, der die Hälfte der sieben schmutzigen Worte in einem Begrüßungssatz unterbrachte. Für diesen Satz wurde der Streiter der freien Rede heute vor 49 Jahren zu vier Monaten Haft verurteilt. Eigentlich sollte das Urteil noch höher ausfallen, denn Bruce hatte in seinem am Be-Bop Charlie Parkers angelehntem freiem Assoziationswirbel auch den Mord an J.F.Kennedy verulkt und gemeint, dass Jackie aus dem Auto fliehen wollte und sich mitnichten schützend über ihren angeschossenen Mann warf. Das aber sah der Richter vom Recht auf freien Meinungsäußerung gedeckt.

*** "What a fucking great audience of cockablers" zur Begrüßung reichte aus zur Verurteilung. die Bruce nie verwunden hat. Er versuchte, sich selbst zu verteidigen und wurde heroinabhängig. Sein letzter Auftritt wurde von Frank Zappa und den Mothers of Invention begleitet. Sein Erbe lebt in der Musik weiter im großen Remix: It's the end of the world and Bruce is not afraid. Heute vor 10 Jahren wurde das Urteil gegen Lenny Bruce aufgehoben. Natürlich darf Bill Burr nicht fehlen, der im Stil von Lenny Bruce die Arbeit des Whistleblowers Edward Snowden würdigt. Jedes verfickte Detail aus unserem Leben wird von der NSA gespeichert, bis zum Einbruch der Dunkelheit. Dann kommen die Wissensficker und hinterfragen, ob "das Verlangen nach Privatheit lediglich regressiver Eskapismus ist". Der NSA geht das am Arsch vorbei, wie uns der Abschied von Harald Schmidt, angeblich an Stand-Up Comedians geschulter deutscher Entertainer.

*** Habemus Maman Merkelam, die neue Regierung ist da. Mit einem Internet-Minister, der sich um die Ausländermaut auf deutschen Datenautobahnen kümmert. Souverän wie üblich kommentiert die deutsche Provinzpresse all das, was sie selbst vorhergesehen hat. Die Wahl einer nicht besonders ausgewiesenen Juristin zur Bundesbeauftragten für Informationsfreiheit und Datenschutz wird prompt damit kommentiert, dass ihr Vorgänger Peter Schaar ein "personalpolitisches Überbleibsel der rot-grünen Koalition" war (FAZ) und ein Querulant obendrein. Das Ganze wird vom zuständigen Ministerium mit einer extrem dürren Meldung begleitet, während der neue alte Innenminister in einem längeren Text an das Jubiläum des Volkszählungsurteils erinnern darf: "Wenn Daten so etwas wie eine Währung des 21. Jahrhunderts sind, haben wir durch unser Netzverhalten so etwas wie eine Freihandelszone ungekannten Ausmaßes geschaffen", heißt es in dem Text, der tut, als ob "wir" in alles freiwillig eingewilligt haben.

*** "Jeder Internetnutzer ist mal Auftraggeber einer Datenverarbeitung, mal Datenverarbeiter, mal von der Datenverabeitung Betroffener", fährt Thomas de Maizère fort. Seine Argumentation greift in die Werkzeugkiste klassischer Datenschützer mit Auftraggeben, Datenverabeitung und Betroffener. Dass jeder Internetnutzer erst einmal ein Bürger ist, kommt unserem Bundesinnenminister nicht in den Sinn, ganz anders als im Urteil, das er feiert: "Mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung wären eine Gesellschaftsordnung und eine diese ermöglichende Rechtsordnung nicht vereinbar, in der Bürger nicht mehr wissen können, wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß." Auch das Wort "Privatsphäre" fehlt bei Thomas de Maizière. Stattdessen soll es die EU-Datenschutzverordnung reißen. Eine programmatische Ansage sieht anders aus, etwa so, wenn die Zivilgesellschaft in den Mittelpunkt des Datenschutzes gerückt wird. Dies liest man natürlich im Blog des Überbleibsels Peter Schaar. Er begreift Datenschutz als Menschrecht. Die Distanz zu dem technischen Begriff des Auftragsverarbeiters könnte größer nicht sein.

*** Zur letzten Wochenschau wurde gefragt, warum die Redtube-Abmahnwelle kein Thema war. Die Sache entwickelte sich, erste Details zur dubiosen Ermittlung der IP-Adressen wurden von heise online erst Tags zuvor veröffentlicht. Nun scheinen sich die letzten Hoffnungen auf eine ertragreiche Abmahnmasche zu zerschlagen, zumal auch die Staatsanwaltschaft ermitteln will, auch wenn selbst diese Ermittlungen wiederum dubios genannt werden können. Der letzte Stand der Dinge ist, dass Redtube selbst eine einstweilige Verfügung zwischen Redtube und den Abmahnanwälten gegen weitere Abmahnungen erwirkte. Am Landgericht Hamburg, dem fliegenden Gerichtsstand so manch fragwüdriger Entscheidung. Die Abzockerei ist noch nicht vorüber; bis zur generellen Klärung, ob Streaming nur ein flüchtiger und damit zulässiger Weg des Medienkonsums ist, dürften noch viele Taschentücher feucht werden.

Was wird.

Das Weihnachtsfest wird wohl heute am nicht überall verkaufsfreien Sonntag seine festliche Spitze erreichen. Bekanntlich steht die Branche unter einem Tablet-Schock: die Schwuppdizität der Wischplatten dürfte unter dem Baum neue Höhepunkte erreichen. Weil das Fairphone Weihnachten offenbar verpasst hat, sieht man in diesem Jahr nicht nur in glückliche Kinderaugen, sondern liest die Warnung: "Dieses Gerät enthält von Kindern geförderte Konfliktmaterialien". Nein, nicht? Aber wenigstens an Rank a Brand gehalten? Hm. Bei den Smeaugs von Amazon bestellt? Schon gut, schon gut, niemand will das Fest der Liebe miesmachen.

Die Weihnachtskarten von Banksy sind mittlerweile wieder unterwegs und größtenteils gefährlicher Spam, wenn sie auf unsicheren Rechnern geöffnet werden. Allen unverdrossenen Lesern dieser kleinen Wochenschau wünsche ich frohes Verschaufen, Wegwischen und Abklicken. Wer immer dabei zuschaut, was wir auf unserer kleinen Murmel so treiben.

Gleich nach dem kleinen Aussetzer geht es in die Vollen, wenn Glenn Greenwald nach seinem Video-Auftritt vor dem Europa-Parlament in der nächsten Woche auf der Leinwand des Hacker-Parlamentes eingeblendet wird. Gemeint ist der 30. Chaos Communication Congress, für den die Häcksen und Hacker derzeit fleißig Dränagerohre verlegen, um ein selbstgebautes Rohrpostsystem in Betrieb nehmen zu können. Anders als das Vorbild der Berliner Rohrpost soll Seidenstrasse nicht überwacht werden, jede Schweinerei darf durch die Röhre: Bis zum Ende der Berliner Rohrpost gab es am zentralen Verteiler in der Oranienburger Straße einen allierten Kontrollposten, der Rohrpost öffnen durfte. Aber auch das ist Bestandteil des Hacker-Kongresses, wenn ein angesehener Historiker auftritt, der klar und deutlich sagt, dass ein Merkelphone überwacht werden darf. "Deshalb hat sich die Kanzlerin ja auch so merkwürdig zu der NSA-Affäre verhalten. Sie hat sich ein paar Mal ausweichend dazu geäußert, aber nichts dazu, was hier eigentlich mit dem Rechtsstaat passiert. Das deutsche Recht verhindert die Überwachung nicht. Die Verträge mit den USA verpflichten die Bundesregierung vielmehr, ihre Informationen darüber für sich zu behalten." Das gilt auch für die dritte Regierungszeit der Kanzlerin.

Schrecken ist genug verbreitet, Hilfe sei nun eingeleitet. Ein 30C3-Vortrag, wie man sich wehren kann, kann bereits angeschaut werden. Auch das christlich-nächstenlieb eingeläutete Crowdfunding für GnuPG gehört in diese Kategorie. Wer etwas blättert und liest, wie die Hacker Firmen, Projekte und Fördermittel miteinander verzahnen, wird weitere Fragen haben, etwa zum Thema, wo das Cryptophone für die Massen bleibt. In Hamburg kann man überdies mit William Faulkner lernen, dass die Vergangenheit nicht einmal vergangen ist: Die Überwachung läuft weiter, wenn Jacob Appelbaum recht hat. Appelbaum tritt übrigens zusammen mit Julian Assange auf, was zu einigen Diskussionen geführt hat.

Keine Lust auf Hamburg, keine Lust auf moderne Technik und überhaupt, was hat es denn schon nach den revolutionären Anfängen wirklich Neues gegeben? Da gibt es noch die Vintagebytes in den Bergen. CP/M war doch völlig ausreichend. PIP PUN:=B:WWWW749.TXT Und nun: keine Weihnachtsmusik.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #492 am: 29 Dezember, 2013, 00:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hach, war das ein Fest. Kein Auge blieb trocken, keine Seele unberührt. Da fliegt unsere frisch berufene Verteidigungsministerin mit einem ordentlichen Troß Jubelschreiber nach Afghanistan und wollte einfach nur die Menschen sehen, einfach nur die Soldaten, die im Mittelpunkt strammstehen mussten oder frühstückten. Partout vermied Ursula von der Leyen, mit diesen doofen Drohnen abgebildet zu werden, über die sie bald wichtige Entscheidungen treffen muss. So wurde eine Chance verpasst. Man stelle sich vor, so eine Heron hätte im Tiefflug wie der allseits wendige Java-Jaweia-Weihnachtsmann Weihnachtspäckchen über den glücklich lächelnden Soldaten abgeworfen, wie Bömbchen in Pakistan. Ein wunderbares Bild für Blätter, die aus voller "Leidenschaft für Menschen" berichten.

*** Penible Gemüter könnten einwenden, dass so eine Drohne in niedriger Flughöhe gar nicht von deutschen Soldaten gesteuert werden darf, aber bei diesem wunderbaren Schau-Effekt sollte man nicht kleinlich sein. Nun gibt es nicht mal ein Bild "3-Wetter-Taft-Haube vor Drohne", nichts, rein garnichts, "nur die Menschen" und auch von denen nur die ohne Disziplinarverfahren wegen Komasauferei. Keine Kosten sollen gescheut werden, um den Schutz der Soldaten im Einsatz sicherzustellen: "Das Wichtigste ist der Mensch und nicht die Frage der Materialkosten", das klingt nur solange gut, wie niemand nachfragt, was genau mit Schutz gemeint ist. Jeder Angriff ist ein Schutz, die Aufklärungsdrohnen sind es ohnehin. Dabei ist die Bundeswehr doch so flexibel, nicht nur bei der "dynamischen Fähigkeitsschau" in Afghanistan: Zwar heißt es in der Aufrufs-URL noch "der_minister", doch längst hat die Ministerin aufs Allerschönste die Bildergalerie besetzt. Und die Medienvertreter freuen sich auf weitere Reisen durch die Feldlager dieser Welt, nicht nur zum Fest.

*** Hach, huch, ist der aber groß geworden. Erst zum zweiten Mal findet der Chaos Communication Congress in diesem Jahrtausend im Hamburger CCH statt und schon schaffen es 5000 Menschen (der Veranstalter zählt 8000), die Bude zu füllen und eine eigene Realität zu bilden, in der ganz großberlinerisch Hunde herumlaufen dürfen, Kinder sowieso. Es ist das Wacken der Nerds, nur mit Synthi-Musike. Eine Rednerin sprach in Anlehnung an 4Chan oder Krautchan von einer Versammlung verrückter /b/-Typen. In diesem Jahr gibt es kein Motto, weil die Hacker nach eigener Aussage sprachlos sind angesichts all der Überwachungsdetails, die Whistleblower Edward Snowden gesammelt und an den "Journalisten" Glenn Greenwald weitergeben hatte. Als Greenwald selbst redete, war es ruhig im großen Kongressgebäude. Da hörten alle kleinen und großen Hacker zu, selbst in den rund um die Uhr brummenden Hackcentern bildeten sich Trauben um die Schirme, auf denen die Videoschalte lief. "Die Macht liegt in euren Händen", das freute die Sprachlosen, auch wenn es hinten und vorne nicht stimmte, was Greenwald da sagte. Denn Hacker haben keine Macht. Sie können bestenfalls nur technische Lösungen anbieten, die keine tragfähigen, schon gar keine politischen Lösungen sind. Hacker täuschen sich da gerne und beklatschen dann im Congress-Centrum Hamburg Sätze wie "Ich denke nicht, dass es unvernünftig ist, ein Projekt zu starten, das diesen Staat ersetzt." Dann man los mit dem Crowdfunding. Früher bildeten sich so Parteien mit sozialrevolutionärem Anspruch, aber da gab es auch nicht so viele Geräte, die man aufladen muss.

*** Bewundernd berichtet die Tagespresse, dass Hacker längst ein enges, internes Netzwerk geschaffen haben. In dem lebt es sich prima. An früher will man möglichst witzig erinnert werden, etwa mit diesem Video und wenn die Polizei mit dem Computer ermittelt, beömmelt man sich. Eine Stiftung erinnert noch an Wau Holland, dessen vertrickster Umgang mit der Realität ab und an beim "Wau des Tages" zum Tragen kommt. Ansonsten hat man sich bestens arrangiert und ist mit drei Säulen in der berühmten Mitte der Gesellschaft angekommen. Ein Wau Holland hätte auf einem solchen Monsterkongress einen schweren Stand; seine uferlosen Vorträge würden heutzutage schlicht nicht von der Programmkommission angenommen werden. Typische Wau-Ideen hätten erst recht keine Chance, etwa allen Hackern zu einem konkurrenzlosen Vorzugspreis ein verschlüsselndes Galaxy-Cryptophone der GSMK anzubieten. So könnte man öffentlich demonstrieren, dass Hacker sich nicht überwachen lassen. Das aber würde das profitable Geschäftsmodell der Firma demolieren, die lieber Kunden aus der Geheimdienstszene oder Ölmultis beliefert, die in abgelegenen Gebieten neue Lagerstätten explorieren. So kommt es, dass Frank Rieger als Cheftechniker der Firma GSMK im CCC-Gewand lieber frühzeitig den Krieg für verloren erklärt, als die friedlichen Geschäfte zu stören. Im Zweifelsfall wird dann ein Projekt wie GnuPG bejubelt und gefördert, doch dann ist es aber auch gut, der Rest ist mission critical.

*** Etwas weiter oben habe ich den umjubelten Glenn Greenwald als "Journalisten" in Fingerkrallen gesetzt. Dies deshalb, weil seine Rede prompt als Verstoß gegen die journalistischen Standards gewertet wurde, die vor Urzeiten von St. Friedrich an den Sende-Dom zu Mainz genagelt wurden: "Ein Journalist macht sich nicht gemein mit einer Sache, auch wenn diese eine Sachertorte ist." Prompt gab es Widerspruch zuhauf, etwa von der Linken, die natürlich nach der Grenze fragte und zackig in die Runde schickte Wer übernimmt die Patrouille?. Ja, ist da wer am antifaschistischen Schutzwall der haltungsarmen Denkfettverbrenner? Muss man nicht auch dem Greenwald eine linke Tour attestieren, wo er sich doch mit dem Milliardär Pierre Omidyar gemein macht in dem Gebilde, was bis jetzt als First Look in Umrissen bekannt wird? Die komische Debatte wird sicher anhalten, auf Twitter und anderswo, bis jemand Wittgensteins Rasiermesser zieht. Wo steht geschrieben, dass jemand, der nicht bei den Guten mitmachen will, gleich bei den Schlechten ist? Wovon man nicht sprechen kann, darüber sollte man laut und deutlich und vor allem lange kreischen.

*** Der beste Satz, der bisher auf diesem wuselnden Marktplatz digitaler Befindlichkeiten an meine schlechten Ohren drang, kam zum gern in den Vorträgen zitierten Panoptikon von Jeremy Bentham. "Wasn das", fragte ein Hacker den anderen. "Ein Film von den Marx Brothers", war die Antwort. Gar nicht schlecht, wirklich. Darauf einen doppelten Adorno (nein, Aquavit ist ein Getränk), gewissermaßen als Antwort auf Glenn Greenwald: "Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen."

Was wird.

Das alte Jahr röchelt und schnauft, doch dabei hat 2014 noch gar nicht angefangen mit dem ersten Babyschrei. Es gibt im kommenden Jahr es so viel zu tun und zu gedenken, 100 Jahre nach dem ersten Weltkrieg, der den zweiten produzierte. Damals gab es den ersten Versuch, ein Archive.org zu erstellen, Und huschhusch, die Karten werden neu gemischt. Der erfolgreiche Telekom-Chef René Obermann wechselt von der Telekom zu Ziggo (Claim: Plönk, Trinkk Pling) und probiert das persönliche Downsizing. Der ebenso erfolgreiche Wahlkampf-Manager Dobrindt muss die PKW-Maut einführen, komme, was da wolle. Die Verlagerung der KFZ-Steuer zum Zoll ist schon einmal ein guter Anfang für ihre "Abschaffung" nach österreichischem Vorbild. Vielleicht erleben wir die besoneren Vorzüge dieses Superministeriums wie die Koppelung der Maut-Plaketten-Ausgabe an die De-Mail, was nicht wesentlich abstruser ist als die aktuellen Kommentare des ADAC und seiner grünen Mitfahrer. Doch halt, noch ist das Jahr nicht vergangen, das letzte WWWW nicht geschrieben. Die Jahresend-Wochenschau mit Rückblick auf die, ähem, erstaunlichen Zugriffsstatistiken von heise online steht noch aus und wird vor dem großen Knallern geliefert, auf einem dunklen Parkplatz irgendwo in Hannover. Der tiefe Staat, der nicht erst mir der NSA entedeckt wurde, hat keine Chance. Hier jedenfalls nicht: Die aktuelle Ausgabe des WWW wirtd hopplaclick in einem Elektrofleet landfen, verschlüsselt latürnich. Hach, sind Kongreese scön. Hicks.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #493 am: 01 Januar, 2014, 02:45 »
Jahresende? Echt? Ist das Jahr schon wieder rum. Nun gut. Dann wollen wir auch zum Jahresende mal: Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und das auch mal als Jahresschau, als Rück- und Ausblick auf ein ganzes Jahr.

Was war.

*** The same procedure as every year? Aber ja, sicher doch, wird gemacht, liebe Leserin, lieber Leser, liebe Textbots und Hal-Hasser. Wozu produzieren diese knuffigen Server des Heise-Verlages eigentlich Statistiken, wenn diese nicht erklärt werden? Ist es nicht der Wunsch des Servers an sich, über Zahlen der Top Ten oder der Top Hundert eines Jahres zum Ausdruck seiner Serverheit zu gelangen? Schließlich gibt es seit Hegel das geflügelte Wort einer zweipoligen Verschränkung von Server und Leser, philosophisch die Dialektik von Herr und Knecht genannt: Ein Nichts ist der Server ohne seine Leser, weil keine Werbung geschaltet werden kann, die all die netten Menschen hinter dem Einschubmodul ernährt, vom Admin über die Buchhaltung bis zu den Redakteuren und, ganz zum Schluss, die Krümelchen, die freie Journalisten aufpicken dürfen wie Aschenputtel. Was uns eigentlich zu dem von Lenin geprägten Wort vom "Aschenputtel-Verfahren" bringen müsste, als Lese-Variante, mit der man Hegel beikommen kann, aber lassen wir das heute. Denn da ist ja noch die andere Seite der Dialektik, gewissermaßen der hundwedelnde Schwanz: Ein Nichts ist der Heise-Leser ohne seine Heise-Server, denn wo sonst sollte sich die wahre Netzfreundschaft pflegen lassen, wenn nicht im Off-Topic, dem Quell westlicher Weisheit?

*** Doch alle Vorrede hilft nicht, wenn man die Hosen herunterlassen muss und die nackten Zahlen auftauchen. Das Jahr 2013 war, rein statistisch gesehen, eine einzige Unüblichkeit, etwa im Vergleich zu 2012 oder 2011. Schuld daran ist der alle Rekorde brechende Monat Dezember, oder, um es etwas unverblümter zu sagen: Die Lust auf nacktes, stöhnendes Fleisch. Jede einzelne Meldung über die seltsamen Vorkommnisse rund um die Redtube-Abmahnung brachte es auf Rekord-Zugriffe. Über 15 Millionen Abrufe zeigen, dass viele Gelegenheitsleser zu heise online kommen, wenn es um belastbare Nachrichten und Einschätzungen geht. Mit 2.358.573 Page Impressions und über 1700 Leserkommentarren wurde dieser Text über die fragwürdige Ermittlung von IP-Adressen der unangefochtene Spitzenreiter aller Nachrichten. Die seit Jahren unangefochten führende Ticker-Spitzenmeldung zum Tod des Rechtsanwaltes von Gravenreuth wurde nur um ein paar hunderttausend Abrufe verfehlt. Den großen Abstand mag man sich vor Augen halten, wenn man sich die Nummer 2 des Jahres 2014 mit 1.418.355 Abrufen betrachtet, die Meldung der Bandbreiten drosselnden Telekom mit über 2.200 Leserkommentaren. Allein die Tatsache, dass es insgesamt sagenhafte 37 Meldungen über das Hin- und Her der Telekom unter die Top 100 der meistgelesensten Newsmeldungen brachte, katapultiert das von allen guten Renés verlassene Unternehmen mit dem Drosselthema eindeutig auf Platz 1.

*** Eben so eindeutig wie die Telekom mit ihren Drosselplänen schaffte es Edward Snowden mit den laufenden Enthüllungen der Aktivitäten von NSA und GCHQ auf den zweiten Platz. Von der ersten Aufdeckung seiner Identität bis hin zu seinen "Weinachtsansprachen" in Print und TV schaffte es jede einzelne Meldung in die Top 100. Wenn man fies rechnet und die zahlreichen Meldungen zum beängstigenden anhaltenden Nichtstun der Bundesregierung von Pofalla und Friedrich über Merkel bis hin zu Merkel-neu und de Maizière zusammenrechnet und dazu noch die Frage addiert, ob ein Mutiger wie Edward Snowden in Deutschland Asyl bekommen sollte, dann liegt das Schnüffelthema eindeutig auf dem ersten Platz, erst recht bei Addition der Leserkommentare. Soviel kann die Telekom gar nicht drosseln wie wir kotzen müssen beim Blick auf das unrühmliche Verhalten deutscher Regierungsmitglieder. Man könnte das regierungsamtliche Duckmäusertum zwar mit Blick auf Geheimverträge und Sondervorbehalte unserer Befreier erklären, doch das macht die Sache eher noch schlimmer: sollten diese Verträge auch 2014 noch juristisch bindend sein, gehören sie auf den Prüfstand und müssen von allen deutschen Bürgern gelesen werden können. Die Juristen haben da einen anderen Blick als die Historiker.

*** Das Jahr 2013 war bekanntlich ein Waljahr. Vieles wurde versprochen von den dicken typisch deutschen Walfafischen, die ihre Walversprechen nicht halten können. Erstaunlicherweise hat es keine der vielen Walkampfmeldungen unter die Top 100 gebracht, nur die Meldung zum Endergebnis schaffte eine achtbare Platzierung in den Top 10 und wurde von 2000 Lesern kommentiert. Im Gegensatz zum Vorjahr schaffte es übrigens keine einzige Meldung über die Piratenpartei in die Top-Listen. Betrachtet man das engere Feld der IT-Nachrichten, so präsentiert sich Microsofts Steve Ballmer als strahlender Sieger nach Abrufen, obgleich es hierbei ausschließlich um Meldungen geht, wer denn sein Nachfolger bei Microsoft werden könnte – eine Frage, die uns ins neue Jahr begleitet. Auf Platz 2 schaffte es der PGP-Entwickler Philip Zimmermann, mit deutlichem Vorsprung vor Kim Schmitz, dem Superstar des Jahres 2012: Die Fragen zur Kryptographie rund um die NSA-Affäre beschäftigte Leser und Leserinnen deutlich mehr als das Treiben des Megalomanen in Neuseeland. Bei der Software schaffte es Windows 8.1 auf den ersten Platz, knapp vor Nachrichten die sich mit dem Auslaufen von Windows XP beschäftigen. Totgesagte haben halt ein langes Leben. Bei der Hardware wird es kompliziert: Addiert man die Einzelnachrichten zu den jeweiligen Meldungen über die Xbox One (Microsoft), über die Playstation (Sony) und das iPhone 5s (Apple) , so liegen alle drei Firmen ungefähr auf gleicher Höhe. Schaut man auf die Einzelmeldungen, so rollen Elektrofahrräder und Elektroautos in den Vordergrund: Heise-LeserInnen sind neugierig, was alle neuen Technologien betrifft. Doch nicht alles, was neu ist, ist gut, wie die ebenfalls in den Tops gelandeten Meldungen über Smart Meter und Smart Driver zeigen.

Was wird.

Doch lassen wir die Moleküle und Zähler rasen, was sie auch zusammenknobeln, lassen wir das Tüfteln, lassen wir das Knobeln, nichts ist heilig in den Phasen zwischen den Jahren, (auch der Morgenstern nicht). Denn wenn man einmal anfängt mit dem Rechnen, etwa nach all den Versicherungen, die Demokratie zu achten, dann sieht es in dieser unser neuen GroKo düster aus. Endlose Schleifen von selbstgefälligen Politikern zugespielt, verheißen nichts Gutes für 2014. Doch soll ich was verheißen? BYOD als Trend wie in "Bring your own democracy? Schön wär's ja. Immerhin, soweit, soschlecht lag die letzte Jahresendausgabe dieser kleinen Kolumne richtig im Ausblick: "Die NSA mit ihrem Superrechenzentrum überwacht uns alle und entschlüsselt alles. Oder auch nicht." Der Satz wird auch 2014 bestand haben. Die NSA überwacht uns. Und wenn sie das nicht tut, speichert sie unsere Anomalien auf Vorrat, die Nomalien den Facebooks und Googles dieser Welt überlassend.

Wenn Nicos Poulantzas vom "Ausnahmestaat" redet, so geht dies heutzutage über in die Rede vom "tiefen Staat" – und man muss nicht einmal der gesamten Analyse von Poulantzas folgen, um etwa im SS-Staat, den Eugen Kogon mit seinen Geheimdienst- und Polizeistrukturen, ökonomischen Einrichtungen und gesellschaftlicher Durchdringung als über das System der Konzentrationslager weit hinausgehend beschreibt, eine besondere und besonders brutale Form des tiefen Staats zu erkennen.

"Hat der kapitalistische Staat die Form des Ausnahmestaats angenommen - aufgrund der Periode und der Krise, denen dieser Staat entspricht -, so greift er im allgemeinen in charakteristischer Weise in den ökonomischen Bereich ein, um das System angesichts der zunehmenden Vergesellschaftung der Produktivkräfte anzupassen und weiter funktionsfähig zu erhalten. [...] Die relative Autonomie der Form des Ausnahmestaats gegenüber den herrschenden Klassen und Klassenfraktionen nimmt ein besonderes Ausmaß an und realisiert sich in höchst charakteristischer Weise; sie ist das Ergebnis der politischen Krise und des Kräfteverhältnisses, denen diese Staatsform entspricht. [...] Der Ausnahmestaat ist durch eine charakteristische Modifikation des juristischen Systems gekennzeichnet, die häufig begriffen wird als Unterschied zwischen 'Rechtsstaat' und 'Polizeistaat'. [...] Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Form des Ausnahmestaats ist die Modifikation der Art und Weise der Repräsentation und der Klassenorganisation, ein Element, das sowohl die politischen Parteien wie die ideologischen Staatsapparate betrifft. [...] Es ist kein Zufall, dass die Form des Ausnahmestaats immer mit einer Krise der Parteienvertretung einhergeht. [...] Die Rolle der Parteien wird entweder auf andere ideologische Staatsapparate oder sogar auf Glieder des repressiven Staatsapparats verlagert." (Poulantzas, Faschismus und Diktatur)

Ein ganz heißer Tipp also: 2014 geht genauso weiter wie 2013, dies zeigt schließlich auch der Blick in die redaktionseigene Glaskugel im Rückblick. Bestens ist das aktuell zu sehen an all den Irrsinnsmeldungen zur elektronischen Gesundheitskarte, die ab morgen Pflicht sein soll. Dass die alten Krankenversicherungskarten bis zum aufgedruckten Ablaufdatum gültig sind, solange die allgemeine telematische Infrastruktur nicht existiert, wen interessiert das schon? Da verbreitet man lieber verschwörungsschwangeren Schwachsinn, frisch vom Chaos Communication Congress aufgeschnappt: "Mit dem Authentifizierungschip der Gesundheitskarte wurde bis 2011 sogar der Einkommensnachweis von Arbeitnehmern digital bearbeitet." Dabei gehört es zu den betrüblichen Erfahrungen des alten Jahres, dass sich der Chip (bzw. die in ihm aufgebrachten Schlüssel) für eigene Anwendungen nicht nutzen lässt, weil die Krankenkassen die Ausgabe/Freigabe der PIN verweigern. Im Fortschritt steckt immer der Rückschritt, das wusste schon Hegel.

Muss der Rückschritt aber so weit gehen wie bei der menschenverachtenden Regierungspartei CSU? Mit ihrem Spruch "Wer betrügt der fliegt" hat sie ganz zum Jahresende einen neuen Tiefpunkt gesetzt. Wenn dies Stammtischniveau sein soll, dann stehen diese Tische an den Jauchegruben, in die sich rechtsgerichtetes Pack entleert. Es darf Keine Angst vor EU-Zuwanderern geben, die gerade in Deutschland dringend benötigt werden. Seit dem Auftritt von Glenn Greenwald auf dem Kongress des CCC wird bekanntlich landauf, landab eine vertortete Debatte darüber geführt, was Journalisten alles so dürfen. Oder auch nicht. Dabei wäre allen schon geholfen, wenn sie wenigstens etwas recherchieren würden und sei es nur eine klitzekleine Googelei, ehe sie den Müll der rechtsradikalen APO wiederholen. Leider wird sich dies auch 2014 wiederholen.

Und wenn? Und dann? Und nun? Eine Renaissance des Anarchismus? Gegen die Apokalypse eines sozialdemokratisch-christdemokratischen Ausnahmestaats (die SPD hat eine eher erschreckende Historie aufzuweisen, was Sicherheitspolitik und die Förderung des tiefen Staats angeht, nicht erst seit Otto Schily); und gegen die irrwitzigen realsozialistischen, nur noch als Satire zu begreifenden Ausfälle einer Clique neulinker Theoretiker, deren sichtbarste Figur Slavoj Zizek darstellt?

"Es kommt keine Freiheit, wenn man sich nicht die Freiheit und die eigene Façon selber herausnimmt, es kommt nur die Anarchie der Zukunft, wenn die Menschen der Gegenwart Anarchisten sind, nicht nur Anhänger des Anarchismus. Das ist ein großer Unterschied, ob ich Anhänger des Anarchismus oder ob ich ein Anarchist bin. Der Anhänger eines Lehrgebäudes kann im übrigen ein Philister und Spießbürger sein; eine Wesenswandlung ist notwendig oder wenigstens eine Umkrempelung des ganzen Menschen, so daß endlich die innere Überzeugung etwas Gelebtes wird, das in Erscheinung tritt."

Ach, das wird doch nur wieder ein kurzer Sommer. Manchmal aber hasse ich meinen Pessimismus.

"Die Anarchie ist der Ausdruck für die Befreiung des Menschen vom Staatsgötzen, vom Kirchengötzen, vom Kapitalgötzen; Sozialismus ist der Ausdruck für die wahre echte Verbindung zwischen den Menschen, die echt ist, weil sie aus dem individuellen Geist erwächst, weil sie als das ewig Gleiche und Eine im Geist des einzelnen, als lebendige Idee blüht, weil sie zwischen den Menschen als freier Bund ersteht."

Aber halt, ich wollte doch optimistisch schließen! Einen tollen guten Rutsch wünschen und so. Geht das wirklich nicht angesichts geballter Niedertracht? Natürlich geht es. Man schaue nur auf einen durch und durch optimistischen Kontinent wie Südamerika, dem ein glänzendes 2014 bevorsteht, Fußball inklusive: "El mundo en que vivimos es espantoso, pero es el menos espantoso que haya habido", heißt es . "Wir leben in einer schrecklichen Welt, ja, aber es ist die am wenigsten schreckliche Welt, die es je gegeben hat." Nun gut, dann wollen wir das mal glauben und uns uns selbst als glückliche Menschen vorstellen. Es kann immer besser werden.

"Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen."

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #494 am: 05 Januar, 2014, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** R.I.P. Phil Everly. Aber wir schrammeln und singen mit dem Song Nr. 1337. Wake up, little Susie, wake up, the movie wasn’t so hot, it didn’t have much of a plot We fell asleep, our goose is cooked, our reputation is shot Wake up, little Susie, wake up.

*** Ja, manchmal kommt man sich im falschen Film vor, mit einem immens schwachen Plot und immer den gleichen Anklagen. Jetzt bedroht die NSA also bis dato sichere Verschlüsselungsmethoden mit einem Quantencomputer. Ungeachtet der vielen ungelösten Probleme soll das Teil "Verschlüsselungstechniken wie RSA" brechen, was einigermaßen Gaga ist, weil das Problem bereits ungleich billiger auf dem kleinen Zahlungsweg gelöst wurde. Das überspezifische Dementi von RSA lässt tief blicken, die Absagen zur RSA Conference und der Keynotes von Mikko Hypponen (Governments as Malware Authors) und Jeffrey Carr ebenso.

*** Doch sapperlot, sind diese Quanten unheimlich! Überall lauert ein Quantum geheimnisvolles Dingsbums. Dass die Kryptoforschung längst dabei ist, vorwärtssichere Verfahren zu entwickeln, die dem quantösibösen Angriff einen Riegel vorschieben, wird gerne unterschlagen. Natürlich sind diese Verfahren noch nicht ausgereift. Aber das sind die NSA-Computer auch nicht. So lässt es sich trefflich spekulieren, bis hin zur Annahme, dass das Erzeugen von Bitcoins nichts anderes ist als eine riesige Verschwörung zur Entwicklung von Hardware, um Kryptoschlüssel knacken zu können. Dabei sind auch diese Bitcoins unheimlich! Da unkte schon das Bundeskriminalamt in einer Art Glaskugelprognose für 2014 ff: "Digitale Zahlungsmittel, wie Bitcoins, werden die Strafverfolgungsbehörden auch in Zukunft beschäftigen. Die relative Anonymität dieser Währung vereinfacht Geldwäsche und verringert gleichzeitig das Entdeckungsrisiko." Bis zur vollen Kriminalisierung ist es nur ein Quäntchensprung.

*** Der 30c3 genannte Kongress des CCC ist vorbei, der Aufruf an die Sysadmins, sich wie weiland das Proletariat zu vereinigen und Klassenbewusstsein zu demonstrieren, ist verhallt. Für die Aufrufer geht es jetzt ab nach Thailand zum Tauchen und Entspannen. Beeindruckt von der schlichten Rohrposttechnik der Seidenstraße fordert derweil die tageszeitung greifbare analoge Protestformen wie den Bau einer Rohrpost zum Nachbar über die Balkone hinweg: "Blast den Ärger heraus, anstatt die Enthüllungen ohnmächtig einzusaugen." Dass einer blasen, der andere saugen muss, damit der Ärger flutschen kann, wird unterschlagen. Aber das macht nichts, denn die Exegesen zum Hackerkongress lassen alles zu, bis zur Schelte der fahrlässigen, ignoranten deutschen "Netzpolitiker", die durch Fernbleiben ihren Trockenschwimmer-Status demonstrierten.

*** Alle im Urlaub? Aber nicht doch. Julian Assange hält durch eigene Taktik gezwungenermaßen die Stellung und versucht sich ausgerechnet als Religionsphilosoph an einer Interpretation der lateinisch sprechenden katholischen Kirche im Zeitalter der Reformation. Da passt es vielleicht, dass der auf dem 30C3 auf dem N^2 recht nachdenkliche auftretende niederländische Hacker Groente anstelle der banalen Hackerethik eine Philosophie des Hackens vorlegt, die sich Gedanken um das technologische Umfeld und den technologischen Telos macht, in dem der Hacker existiert und die poetische Schönheit des Hackens gegen die starren Ansätze der Informatik respektive der Computer Science setzt. Aristoteles, Heidegger und Kant werden aufgeboten, um dem Hacken "der letzten Individuen, die an eine Utopie glauben" (McKenzie Wark), einen philosophischen Unterbau zu geben. Gerade auf dem 30C3 wurde deutlich, wie diffus die Arbeit am Begriff in einer brennenden Welt ist, wenn man unbedingt das Gute von dem Bösen trennen will. Denn der Ansatz, dass derjenige, der an das Böse im Menschen glaubt, in die CIA oder NSA eintreten muss, ist ein Widerspruch zum Aufruf an die Sysadmins, Geheimnisse zu verraten.

*** Groentes Überlegungen erscheinen exakt 10 Jahre nach dem Hacker-Manifest des Australiers McKenzie Wark. Sein edel gebundenes Buch habe ich schon einmal kommentiert. Es lehnte sich seinerzeit explizit an das Kommunistische Manifest an und rief die Infoproles dieser Welt (das Informations-Proletariat) auf, sich zu vereinigen: "Ein Gespenst geht um in der Welt, das Gespenst der Abstraktion. Das Schicksal von Staaten und Armeen, von Firmen und Gemeinschaften hängt von ihm ab. Alle Klassen, ob sie regieren oder nicht, fürchten diese Abstraktion, obwohl ihre Schicksale von ihr abhängen. Alle Klassen außer einer: die Hacker-Klasse. Wir sind die Hacker der Abstraktion. Wir produzieren neue Konzepte, neue Wahrnehmungen, neue Ziele, unermüdlich erhackt aus rohen Daten. Welche Code wir auch hacken, sei es beim Programmieren oder Dichten, in der Musik oder mit Farben, wir sind die Abstrahierer, die Schöpfer neuer Welten." Ja, jetzt ist es wieder soweit, jetzt erscheinen die Hacker als die einzigen, die Dank ihrer Ethik einen Plan haben für die Welt nach dem Zusammenbruch. Übrigens haben Hacker nicht nur neue Ziele, Musik und Poesie im Visier, sondern auch alte Biere.

*** Darauf einen "Anschlag auf die Gleichgültigkeit" - schließlich gilt es die "Einkerkerung durch Abstraktion und Geistesabwesenheit" zu bekämpfen. Und eine andere musikalische Note ins Spiel zu bringen.

Was wird

Nein, nein, das wird erst in 32 Jahren wirklich korrekt sein, 2014 ist es eine der vielen zeitgenössischen Schummeleien: 1024 + 512 + 256 + 128 + 64 + 16 + 8 + 4 + 2 = 2014 Aber sind wir nicht alle ganz wunderbar wie auf Schmierseife in dieses Schummel- und Schacherjahr geglitten, das sooo 2006 ist? Man erinnere sich an den neuen Netten von der CDU von damals, der gegen Gazschröderprom wetterte: "In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur verlangte Pofalla am Montag zugleich neue Verhaltensregeln für ausgeschiedene Regierungsmitglieder, um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern." Nun bekommen wir anscheinend die Deutschepo Fallabahn, weil die ultima ratio der Merkeliade vom Motto "Versager versorgen" geprägt ist.

Diese Form des alternativlosen Rotationsprinzips gilt übrigens auch für andere Parteien, man erinnere sich nur an den Berliner SPD-Staatssekretär Ulrich Freise, der zum Briefzusteller PIN wechselte, der all das transportiert, was Berliner Behörden so verschicken. Eine Hand wäscht die andere, das ist eine dem Menschen angeborene Hygienie, eingeübt seit dem gegenseitigen Entlausen in der Urhorde. Ob da eine einjährige Karenzzeit zum Regelsatz von Hartz IV hilft, ist zweifelhaft. Man darf bei uns vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen, aber vom Politiker zum Tellerwäscher, das würde prompt als unsägliches Verbrechen an der "Idee dieser unser demokratischen Kultur" angeprangert werden. So dürfte es übrigens nur eine Frage der Zeit sein, bis der Postillion exklusiv die Wiedereinwechslung von Peer Steinbrück bei ThyssenKrupp meldet, wo der Bär steppt.

Apropos Wiedereinwechslung. Traditionell greift man in München vor dem Weltwirtschaftsforum zum DLD die Speaker ab und gestattet sich eine Runde Erkenntnis über Themen wie "Content that Connects". Es wird der erste Auftritt des Telekom-Chefs Timotheus "Zahlenmann" Höttges sein und er soll ähnlich wichtig sein, wie Ursula von der Leyens Debüt auf der Münchener Sicherheitskonferenz wenig später. Aber man kann auch auf Evgeny Morozov gespannt sein, der als führender Internetskeptiker der Welt angekündigt ist. Hominie davosiensi aller Welt, verneigigt euch! Gebongt! Klaro! – Man beachte die Ausschneidepostkarte für Telefonüberwacher, damit man weiß, wer mithört. –

I'm through with romance I'm through with love I'm through with counting the stars above and there's a reason that I'm so free my loving country is through with me Bye, bye love.

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