Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125593 mal)

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Was wirklich wahr war: Die Auflösung eines Sommerrätsels
« Antwort #465 am: 15 Juli, 2013, 19:15 »
Der erste Teil des traditionellen Sommerrätsels ist vorüber. Acht von zehn Fragen wurden gelöst. Dennoch ist ganz Deutschland im Ratefieber. Schließlich hat Bundesinnenminister Friedrich von seiner kritisierten US-Mission die Zahl von fünf verhinderten Terroranschlägen mitgebracht. Einer – die Geschichte der Sauerland-Gruppe – ist bekannt, über vier weitere wird gerätselt.

Frage 1 beschäftigte sich mit einem Wortschwall von Regierungssprecher Steffen Seibert, abgeliefert in der Bundespressekonferenz, mit ROT13 standesgemäß unglücklich definiert. Die richtige Antwort des gesunden Menschenverstandes stand in der taz und lautete schlicht "Hä?" Die gesamte Pressekonferenz wurde übrigens von einem OSINT-Analytiker auf Fakten abgeklopft. Das Ergebnis: 1. Es gibt eine Bundesregierung. 2. Was die Regierung tut, ist geheim. 3. Es gibt Recht und Gesetz. 4. Die Bundesregierung führt detaillierte Gespräche über etwas, das sie nicht weiß. 5. Dazu benutzt sie Flugzeuge. Man muss anerkennen, das "Hä?" die bessere Zusammenfassung ist.

Frage 2 nach dem lieblichen Trittenheim, das nicht identisch ist mit dem Geheimdienst-Mekka Meckenheim, führt schnurstracks zum Werk des Johannes Trithemius, der 1519 die Polygraphiae veröffentlichte, das erste westliche Standardwerk über Verschlüsselung. Das erste bekannte Werk zur Krypto-Analyse stammt nach derzeitigen Erkenntnissen von al-Kindi und wurde erst 1987 entdeckt.

Frage 3 suchte den NSAkey in leicht verschlüsselter Form, Frage 5 dazu passend nach Lotus Notes, der ersten kommerziellen Software mit eingebauter Verschlüsselung. Ursprünglich durften nur 40Bit-Schlüssel eingesetzt werden, doch Lotus erreichte nach zähen Verhandlungen eine stärkere Verschlüsselung mit 64Bit-Schlüsseln. Das Ganze um den Preis eines "Workload Reduction Factor" für die NSA: ein 24Bit-Schlüssel, NSA-Key genannt, war Teil des Schlüsselsystems. Damit war Notes international stark geschützt und die NSA hatte trotzdem leichtes Spiel.

Frage 4 dazwischen wurde nicht gelöst. Der Hinweis auf das Meisternetz und das Hirn war zu wenig Chiffrat, um Theodores Roszaks 1981 geschriebenen Roman "Wanzen im Hirn. Das Märchen vom Ende der Computer" zu erkennen. US-amerikanische Wissenschaftler betreiben den Supercomputer "Hirn", der über das Meisternet auf 5000 weitere Computer zugreift und das gesamte Land kontrolliert. Im eigentlichen Hirn entsteht eines Tages ein kleines verschlüsseltes Programm, eine Wanze, die sich selbstständig macht und über das Meisternetz entweicht. Schließlich wird sogar das Arpanetz der Militärs befallen. Darüber hinaus entweichen die Wanzen aus den Computern: Für Menschen ist der Kontakt mit ihnen tödlich. Den Menschen bleibt nichts anderes übrig, als sämtliche Computer abzuschalten und zu verschrotten.

Keineswegs verschrottbar ist das PGP-Buch (PDF-Datei), das vom Verein formerly known as FoeBuD (heute Digitalcourage e.V.) herausgegeben wurde. Nach diesem Buch wurde in Frage 6 gesucht. Es ist heute technisch veraltet, aber das Vorwort gilt unverändert: "Lassen Sie sich nicht erzählen, daß Sicherheit, Ordnung und unsere Demokratie durch Verschlüsselung gefährdet seien: 'Es hat keinen Sinn, die Demokratie dadurch zu schützen, indem wir sie abschaffen.' Dieser Satz von Ingo Ruhmann ist schlicht, einfach und richtig." Mittlerweile wird Ruhmanns Sentenz dem SPDler Wolfgang Thierse zugeschrieben. So ändern sich die Zeiten.

Die ungelöste Frage 7 suchte den deutschen Whistleblower Karl Gebauer, der als Sicherheitsbeauftragter von IBM Wilhelmshaven Zugang zu den geheimsten NATO-Plänen beim Projekt "Tenne" hatte. Tenne war einer der ersten Versuche hierzulande, ein computergestütztes Führungsinformationssystem einzusetzen. Gebauer sah in Tenne eine Erstschlagsplanung der Marine in der Ostsee auf die Truppen des Warschauer Pakts. Er versuchte zunächst, die westdeutsche Presse für die Pläne zu interessieren und wandte sich schließlich bewusst an die DDR, um die Rüstungsparität und damit den relativen Frieden zwischen den Blöcken zu sichern. Die DDR bekam durch ihn Kenntnis von Tenne, als Doppelagent meldete er jedoch auch Ostreisen von IBM-Mitarbeitern an den BND weiter. Das Landesamt für Verfassungsschutz Niedersachsen wollte ihn zudem auf die Grünen ansetzen. Gebauer verriet Details des BRD-Verschlüsselungssystemes Elcrovox an die DDR.

Frage 8 zeigte den bis heute nicht geknackten 4. Teil von Kryptos, jener Verschlüsselungsskulptur des Künstlers Jim Sanborn, die seit 1990 vor dem Hauptquarten der CIA steht. Frage 9 interessierte sich für das Schicksal der US-amerikanischen NSA-Überläufer William Hamilton Martin und Bernon F. Mitchell, die sich 1963 nach Russland absetzten. Beide empörten sich darüber, wie die NSA die eigenen Verbündeten ausspionierten. Frage 10 enthielt eine Verschlüsselung mit dem Playfair Code und einen Hinweis auf ein Buch von Dorothy L. Sayers, in dem dieser Code eine wichtige Rolle spielte. Das reichte einem Leser um diese Sätze aus Prag 1968 zum Einmarsch des Warschauer Paktes zu entschlüsseln, die angesichts von Prism & Co neue Gültigkeit haben:

Wir haben nichts gelernt,
wir wissen nichts,
wir verstehen nichts,
wir verkaufen nichts,
wir helfen nicht,
wir verraten nicht
und
wir vergessen nicht.

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Was war. Was wird. Die etwas heißere zweite Rätselnacht.
« Antwort #466 am: 21 Juli, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und dieses Mal mit dem zweiten Teil des alljährlichen Sommerrätsels.

Was war.

*** Glaubt man der gelernten Physikerin und jetzigen Bundeskanzlerin Angela Merkel, so ist die Erde eine Scheibe. Zumindest ist diese Aussage stimmiger als die hilflose Reihung von Floskeln, die Merkel dieser Tage der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Man mag sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Angela Merkel Kassiererin in einem Supermarkt wäre. Doch stopp, keine Angst, sie ist nur Bundeskanzlerin mit der Lizenz zum Nullsprech. In dieser Rolle stellt sie souverän die Nullkompetenz ihrer Regierung da, die in Konkurrenz zu dieser kleinen Wochenschau ein eigenes Sommerrätsel veranstaltet. Mit durchaus kniffligen Fragen: Gibt es zwei, drei oder gar viele Prisms oder handelt es sich um ein und dieselbe Killer-Applikation? Gab es fünf oder sieben geplante Terroranschläge, die in Deutschland Dank freundlicher Hinweise der NSA verhindert werden konnten? Und wer planschte im Pool der Dienste noch alles herum? Was hat die geheime Superkraft des imaginären Rechts auf Sicherheit noch zerdeppert? Ist die Verlogenheit der Politiker gar eine demokratische Grundtugend in diesem unseren Taka-Tuka-Land? Fragen über Fragen und täglich kommen neue Details für neue Fragen hinzu.

*** Gegen diese wichtigen Fragen hat unser kleines Sommerrätsel keine Chance, die Massen anzulocken. Aber der ein oder andere Leser dürfte unverdrossen auf die Lösungssuche der Fragen machen, die sich überwiegend mit der Hardware beschäftigen, die beim Verschlüsseln und Entschlüsseln eingesetzt wird.

Frage 1: Die Erde ist eine Scheibe? Welches Verschlüsselungssystem ist hier zu sehen?


Frage 2: Das ist eine Art Scheibe. Sie half bei welchem Verschlüsselungssystem?


*** Mit historischen Vergleichen ist das so eine Sache. In der Mehrzahl der Fälle sind sie schief, hinken oder sind schlicht falsch, ganz gleich ob der Biedermeier ohne den Vormärz genommen wird oder die Stasi. Ja, sie konnte in ihrer besten Zeit nur 40 Leute simultan abhören, aber das war der Stand der Technik. Natürlich setzte auch die Stasi Computer ein und scheute keine Kosten, sich deutsche Wertarbeit von Siemens für ihre Golem-Datenbank im SIRA-System anzuschaffen, obwohl man damals schon einen Whistleblower wie Edward Snowdon befürchtete. So erklärte Stasi-Chef Erich Mielke, wie verletzlich das System ist: "Die Sache ist nämlich so: wenn wir erst anfangen mit dem Komputer und wenn dann einer dran sitzt, Genossen, der alles herausdrücken kann, dann muß das schon ein treu ergebener Mensch sein, der muß - wir wollen hier nicht überheblich sein - noch besser sein als Markus Wolf, Heidenreich und ich vielleicht auch und mancher andere und Genosse Fruck. Das muß er!"

Überwachung und Kontrolle ist nicht nur eine Frage des technologischen Entwicklungsstandes. Dass die Endlösung der Judenfrage mit der NSA-Technologie eine Sache von ein paar Tagen gewesen wäre, wie in der Beckmann-Talkshow behauptet wurde, ist natürlich Unsinn. Gestorben wird noch immer analog, wobei die NSA natürlich auch ihre Leichen im Archiv hat.

Frage 3: Wie verschlüsselte Heinrich Heine im Biedermeier? Gesucht wird die Passphrase.



Frage 4: Gesucht wird ein NSA-Computer, der eine äußerst unangenehme Eigenschaft hatte.


*** Wo das Ausmaß der Überwachung diskutiert wird, ist die Frage des Datenschutzes nicht fern. Merkels Sidekick Hans-Peter Friedrich demonstrierte, wie wendig so ein "Bärchen" sein kann und schwadronierte von einer Meldepflicht beim Datenexport in Drittländer außerhalb der EU. Wie lange ist es her, dass Datenschützer Thilo Weichert so freundlich über einen Innenminister urteilte? Wobei der Datenschutz ganz unten anfangen muss, bei Polizisten, der bei einer Kontrolle mal eben die SMS-Nachrichten mitkontrolliert, ohne jegliche Befugnisse. Das gilt für ganz Europa, auch für die großbritischen Inseln.

Frage 5: Dieses Bild ziert eine Hardware älterer Bauart. Wie lautet der Buchtitel?


Frage 6: Noch ein Film über Assange? Wie telefonierte man bei Wikileaks?

*** Ulrich Beck, der Theoretiker der Risikogesellschaft, hat das Freiheitsrisiko neben dem Klimarisiko zu den wichtigsten Problemen des Jahrhunderts gezählt und die Veröffentlichung des Ausmaßes maschineller Überwachung durch Edward Snowden als Schockgeburt des digitalen Freiheitsrisikos bezeichnet: "Dass die Nation, die Freiheit als die Priorität ihres Selbstverständnisses in der ganzen Welt behauptet und auch wirklich auf sehr eindrucksvolle Weise dokumentiert hat, vor diesem digitalen Freiheitsrisiko kuscht. Ein Friedensnobelpreisträger jagt eine Person, die den Friedensnobelpreis wirklich verdient hätte. Gegen das digitale Freiheitsrisiko hilft nach Beck nur die Formulierung eines globalen Grundrechtes auf digitale Freiheit. Schlimm wäre es, wenn die Welt die Überwachung gleichgültig hinnehmen würde. Ebenso schlimm wäre nach Beck eine Digital-Guerilla im Stil von Anonymous. Sie würde einen zu einem riesengroßen Hickhack führen, der wiederum in nationalen Konflikten münden kann. Im Klartext: noch die nobelste Aktion der Hacker wird dankbar von den Staaten ausgenutzt, einen Cyberkrieg zu führen. Wenn die US-Marine einen neuen Bletchley Park errichten will und eine bekannte Kryptologin wie Dorothy Denning holt, um die Ethik des Cyberkrieges zu diskutieren, sehen wir die Arbeit an den Schnittstellen. Denning wurde mit ihrer positiven Einstellung zum Clipper-Chip der NSA bekannt.

Frage 7: Was fehlt in diesem Bild?


Frage 8: Es gibt angeblich einen Goldstandard der Internet-Überwachung. Der Name der Software stammt von einer Verschlüsselungshardware ab, die ein berühmter Agent benutzte. Wie heißt die Hardware?

Was wird.

Von wegen Kaiman am Baggersee, das Sommerloch ist weiterhin zubetoniert. Das gilt auch für die Politiker, die sich in Wahlkampfzeiten keine Pause gönnen und den amtierenden Verteidigungsminister in einem befragen wollen. Sie wollen wissen, ab wann de Maizière von den Zulassungsproblemen des EuroHawk wusste. Die Sache dürfte deshalb unangenehm werden, weil auch beim baugleichen GlobalHawk Probleme drohen. Fünf dieser Drohnen will die NATO bei ihrem neuen Boden-Überwachungsprogramm einsetzen. Ausgerechnet Italien beschwert sich nun, dass die Qualität der Dokumentation und die transparente Weitergabe von Informationen möglicherweise nicht ausreichen, um eine Luftverkehrszulassung zu erreichen. Mit einer umstrittenen Ausnahmegenehmigung sind derzeit US-amerikanische GlobalHawks in Sigonella stationiert. Auch die fünf NATO-Drohnen sollen von dort aus starten und über Nordafrika und Kleinasien aufklären. Gut möglich, dass auch diese Pläne sich in Schall und Rauch auflösen.

Frage 9: Welche fliegende Entschlüsselungsmaschine war selbst eine Chiffre?

Frage 10: Natürlich geht das Sommerrätsel weiter, das große in der Welt der Politik wie auch das kleine in der Wochenschau, wenn die Whetware im Mittelpunkt steht. Was NSA und FBI und BND und ihre Freundesbande so treiben, gehört zur post-caleanischen Welt, mit der wir leben und rechnen müssen. Gesucht wird ein Ort, wo genau dies diskutiert wird.

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Wie es war. Die Auflösung der zweiten sommerlichen Rätselnacht.
« Antwort #467 am: 22 Juli, 2013, 20:45 »
Auch beim zweiten Teil des Sommerrätsels wurden sieben Fragen beantwortet, eine halb und nur zwei (Nummer 9 und 10) blieben offen. Damit ist die Quote besser als in der Welt der Politik, wo täglich neue Rätsel auftauchen und die Frage, was Kanzlerin Merkel alles nicht gewusst hat, immer wieder neu gestellt wird. Im dritten und letzten Teil werden Menschen zu raten sein.

Ja, die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Was Karl Marx formulierte, passt gut zum Sommerthema Nr. 1. Einer muss ja so einen //kbarlist.blogspot.de/2010/05/k-bar-list-jobs-25-may-2010.html:solchen. Es können ja nicht alle dagegen sein und dagegen demonstrieren oder anderweitig aufklären.

Frage 10 suchte einen Ort, wo in einer nach-caleanischen Welt über das Treiben der Dienste gesprochen wird, ob NSA, CIA, BND oder GHCQ. Das große Lausch-Panel findet in Geestmerambacht auf der OHM statt. Dort wird auch das Problem unsicherer SIM-Karten diskutiert, das manche Medien mehr beunruhigt als die Gangart der Sicherheitsdienste.

Frage 9 suchte eine Chiffre die fliegen kann und als Entschlüsselungsmaschine eingesetzt wird. Sikorskys Cypher-Drohne ist die korrekte Lösung, denn sie wurde eingesetzt, um den Weg eines Menschen im Häusermeer verfolgen zu können.

Frage 8 suchte die russische Verschlüsselungsmaschine Spektor aus dem Bond-Roman "Liebesgrüße aus Moskau. Vorbild für Spektor war die deutsche Chiffriermaschine Enigma, die Bond-Autor Ian Fleming so faszinierte, dass er versuchte, eine Maschine zu kaufen.

Frage 7 suchte das ab 1994 entwickelte Verbundsystem Intelink, gewissermaßen der Vorläufer von PRISM und Co. Technisch gesehen war das 1997 gestartete Intelink ein Intranet mehrerer Datenbanken, auf das 12 US-Dienste über einen Browser zugreifen konnten:


Frage 6 fußte auf "Inside Wikileaks", dem Buch des Wikileaks-Aussteigers Daniel Domscheit-Berg. Insgesamt sieben Mal erwähnt Domscheit-Berg in ihm die Nutzung von Cryptophones der deutschen Firma GSMK. Ein Rätselteilnehmer fand eine andere Quelle. Die bemerkenswerteste Passage von Inside Wikileaks über die Cryptophones verdient es, hier zitiert zu werden: "Das erste Mal begriffen wir die sozialen Defizite unseres Projekts. So gut wir auf unterschiedliche Krisenszenarien vorbereitet waren und wie viel wir auch immer darüber sprachen, dass wir uns selbst mit Cryptophonen oder stabilen Haustürschlössern absichern müssten – diesen Punkt hatten wir nicht ausreichend bedacht. WikiLeaks verteilte Anerkennung und Risiko höchst ungleich: Während wir uns halbwegs gefahrlos im Blitzlichtgewitter des öffentlichen Interesses sonnten, gingen unsere Quellen leer aus, was den Ruhm betraf. Dafür trugen sie das weitaus größere Risiko." So sehen die Telefone übrigens heute aus:


Auch Frage 5 hatte mit einem Buch zu tun. Gesucht wurde das erste Standardwerk über den Datenschutz, Hans-Peter Bulls "Datenschutz oder Die Angst vor dem Computer" aus dem Jahre 1984. In diesem Werk wird der Computer noch als Mainframe begriffen, in dem die Rasterfahndung ablaufen kann, ergänzt um computerisierte Techniken wie den damals neuen maschinenlesbaren Personalausweis.

Frage 4 suchte den NSA-Supercomputer TRANSLTR, der im Roman "Diabolus" von Dan Brown eine wichtige Rolle spielt. Er hatte die unangenehme Eigenschaft, alle Daten auch als Programmcode ausführen zu können.

Um eine spöttische Form der Verschlüsselung ging es mit Heinrich Heine in Frage 3. Er schrieb in seinen Reisebildern, dass deutsche Zensoren dann, wenn sie alle anstößigen Passagen geschwärzt haben, dennoch die eigentliche Nachricht übrig lassen.

"Die deutschen Zensoren -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- ---- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- - -- -- -- -- Dummköpfe -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --." (Reisebilder. "Zweiter Teil: Ideen. Das Buch Le Grand")

Frage 2 zeigte die One-Time-Pads des ersten digitalen Verschlüsselungssystems Sigsaly. An beiden Enden einer Telefonleitung mussten diese 12 Minuten laufenden Schallplatten exakt gleichzeitig gestartet werden, damit eine verschlüsseltes Gespräch auch entschlüsselt werden konnte.

Frage 1 zeigt vereinfacht die Kombinationsfiguren aus dem Jahre 1305, als sich Ramon Lull dran machte, mit Kreisscheiben seine Denkmaschine der Ars Combinatorica zu konstruieren.

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*** Es ist ein seltsamer Abend, der aus der Sommerhitze in eine eigentlich lockere Nachtstimmung übergeht. Vor dem Sommerrätsel steht eine traurige Nachricht: JJ Cale ist tot, es wird Mitternacht, wenn langsam die blaue Stunde sich nähert, alle Gedanken ins Weite schweifen und die Welt sehr entfernt ist. Nach Mitternacht, da werden wir herausfinden, worum es eigentlich geht. JJ Cale kann uns dabei nun nicht mehr helfen. Wenn ich einmal so entspannt bin, so laid-back, wie Cale seine Gitarre spielte, wenn ich einmal so entspannt bin, wie zwei alte Säcke ihre musikalische Meisterschaft demonstrierten, dann, ja dann kann mir nichts mehr passieren.

*** Okay, wenden wir uns den Albernheiten des Lebens zu, denn ich habe ja echt noch Glück gehabt: Kanzleramtschef Ronald Pofalla ist wieder aufgetaucht – und mit ihm ein weiteres PRISM. Also Vorhang zu und guckt nicht mehr betroffen: Nur zwei kleine Datensätzlein wurden gemäß dem wieder existierenden Pofalla an die NSA übergeben. Tja. Beinahe wäre eine Extrafrage in dieser sommerlich verrätselten Wochenschau fällig gewesen: "Wo in aller Welt ist Ronald Pofalla?" Aber gut, es gibt genug Fragen, auch nach den mageren Hinweisen des Geheimdienstkoordinators. PRISM III zum Beispiel, das könnte gar eine raffinierte Abkürzung sein, etwa von "Profalla rutscht in seinem Mist". Was ein Cyber-Außenminister neben einem normalen Außenminister soll (den man auch suchen könnte), ist auch so eine Frage. Was bleibt, ist eine Aufführung von Politik, die Aufklärung nur simuliert und ansonsten Wahlkampf macht. Der einzige, der andere Worte findet, ist der über den Wahlkämpfern schwebende Bundespräsident, der in dieser Wochenschau für andere Äußerungen über Snowden hart kritisiert wurde.

*** Ansonsten entdecken alle ausnahmslos Neuland und pflegen gewissenhaft ihr Nichtwissen. Das geht hin bis zu der Edel-Behörde der IT schlechthin, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, das jeder Zusammenarbeit mit den Diensten abhold ist. Dabei begann man einstmals zünftig als Zentralstelle für Chiffrierwesen und war damit eine Unterorganisation des Bundesnachrichtendienstes, der mit anderen befreundeten Diensten eifrig "Intelligence" austauscht und selbst eine dunkle Vorgeschichte hat. Dass man untereinander nicht spioniert, dass dies gar "unanständig" sein soll und es einen Ehrencodex gibt, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Natürlich gibt es keine Ehre, ein echter Geheimdienst muss auch gegen sich selbst spionieren, das ist seit den Tagen des durchgeknallten ADDOCI Standard in der Branche. Soweit, so normal: In dieser Woche werden passend zu den großen Sommerrätseln Personen geraten. Zehn Fragen sind es widie Lösungen werden am Montag präsentiert und vorher von den Lesern geknackt und ins Forum geschrieben.

So also dann kommen wir zu Frage 1: Gesucht wird das Pseudonym eines BND-Agenten, der in Verbündeten ein potenzielles Risiko sah.
Gefolgt von Frage 2: Gesucht wird ein deutscher Agent, gegen den Günter Guillaume allenfalls Kreisklasse war.

*** Der Tag des verantwortlich handelnden System-Administrators ist vorbei, doch Edward Snowden, der sich Gedanken machte, sitzt dank tatkräftiger Unterstützung der Assange-Truppe noch immer im russischen Nirgendwojaneinja. Immerhin ist er in den USA nicht vom Tode bedroht. Was ihm in Deutschland drohen könnte, wo er einen Preis abholen könnte, kommt in einem sehr gehässigen Kommentar zum Ausdruck, der Snowden in eine Reihe von Menschen stellt, die "die aus politischer Egozentrik den USA um ein Haar die wichtigsten Instrumente aus der Hand geschlagen hätten, um Europa von Hitler zu befreien." Das ist starker Tobak, gefüttert mit leicht angedeuteten Hinweisen. War Tyler Kent ein politischer Exzentriker oder schlicht ein Mittelsmann im dreckigen Geschäft der Geheimdienste? Kann die Geschichte der entschlüsselten japanischen Nachrichten wirklich mit PRISM verglichen werden? Völlig falsch ist diese Passage: "1942 glaubte eine amerikanische Zeitung publizieren zu müssen, dass Roosevelt und Churchill über eine neue Erfindung miteinander redeten, ein Sprachzerhacker-Telefon. Das Blatt zeigte ein Foto des Geräts, eines nach Urteil der Redaktion nichtssagenden Kastens. Der Zeitungsartikel und das Foto reichten einem deutschen Ingenieur aber aus, um den Apparat nachzuerfinden und Lauschmaßnahmen zu ersinnen."

So kommen wir auch gleich zu Frage 3: Gesucht werden die Namen der beiden deutschen Ingenieure, die unabhängig voneinander ohne ein Zeitungsfoto die Telefontechnik decodierten.
Und es ergibt sich logisch Frage 4: Welcher Präsident einer amerikanischen Universität setzte sich für die Verschlüsselung von Nachrichten ein? Sein Grab liegt in Paris.

*** "Das Bonner Parlament hat sich für die Sommerferien verabschiedet, die diesmal kürzer ausfallen als in früheren Jahren und wahrscheinlich auch unruhiger. Der Wahlkampf wetterleuchtet schon, In Bayern zum Beispiel, wo die Schulferien erst spät beginnen und entsprechend spät zu Ende gehen, wird schon vorgearbeitet ..." So begann ein Zeitungsbericht, wie er heute auch noch beginnen könnte, inklusive bayerischer Kapriolen. Besagter Bericht ist aus anderen Gründen wichtig, sorgten damals doch die Veröffentlichung der "Gromyko-Papiere" für Ärger bei den Regierungs-Koalitionären. Der Springer-Konzern, der derzeit aus dem Printgeschäft aussteigt, bekämpfte damals die Ostpolitik und erklärte volltönend: "In der Güterabwägung zwischen Verdruss der Regierung und der Pflicht, die Leser zu informieren, wird sich die Redaktion immer wieder für die Pflicht entscheiden."

*** "Ich bin noch immer unbefriedigt und muss schrein, schrein, schrein" – die politische Übersetzung des Stones-Song "I can get no satisfaction" als Protest gegen die verknöcherte Demokratie ist eine großartige Hinterlassenschaft des Mannes mit der Kindertrommel. Dr. Dr. Dr. Rolf Schwendter ist tot, der einzige Devianzforscher-Dichter, der die Devianz auch lebte. Ähnlich wie Wau Holland lief er zottelig mit vielen Plastiktüten herum und schrieb (nur mit dem Stift) über die lebenden Subkulturen, die Gefahren der Elitenbildung und die hohe Kunst des Kochens. Ein Feinschmecker-Rezept für 1500 Personen war seine Antwort auf die Speisen der Reichen. Eine niemals abgeschlossene Geschichte der Zukunft mit über 1400 Anmerkungen, ein Gesang über Rosa Luxemburg im Botanischen Garten und der Glaube an die Utopie der Außenseiter gehören zu den vielen Wirk-Werken, noch viele Texte warten auf Veröffentlichung. In Blues auf dem Weg zum Wahnsinn heißt es:

Hunger gibt es.
Denn wo es keine Liebe gibt,
da gibt's Hunger.
Und jeder Mensch hungert in eigener Sprache.

Okay, dann also Frage 5: Bumm, Bumm, Bumm. Wir bleiben bei der Musik. Gesucht wird ein großes Thema, das nicht anklingt. Dieser Nichtklang inspirierte welchen Menschen, mit welchen Folgen?
Was dann zu Frage 6 führt: Gesucht wird der Autor der rechts nebenstehend abgebildetekn Skizze.

*** Ein als Petition angelegter Offener Brief sorgt für Gesprächsstoff. Die Petition fordert von der EU und dem deutschen Staat einen verstärkten Datenschutz sowie Bestrebungen, das Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung zu stärken. Gleichzeitig fordert man, kurz vor dem Universalschutz für Whistleblower: "Projekte und Technologien zum informationellen Selbstschutz und freie und quelloffene Umsetzungen aktiv zu fördern und selbst verpflichtend zu nutzen." Eine Selbstschutzgarantie durch Vater Staat, erinnert in ihrer Staatsgläubigkeit etwas an das von der US-Regierung geförderte TOR-Projekt oder an den gescheiterten Heuhaufen. Die Selbstverpflichtung einer Regierung zur Nutzung von Software, die dazu noch quelloffen sein muss, ist gelebter Idealismus. Ihn muss es wohl geben, angesichts der Vorwürfe, die von ehemaligen Schlapphüten kommen. Naiv wären die Bürger, die da glauben, nicht überwacht zu werden, wohl wie seinerzeit die DDR-Bürger zu den Weltjugendfestspielen: "Auf der anderen Seite baute man im Hintergrund den Apparat von Kontrolle, Überwachung und Bespitzelung aus – was damals natürlich niemand wusste." Niemand?

Kommen wir erst einmal zu Frage 7: "Die Veröffentlichung von Tastachen aus dem Privatleben in Periodika wird mit einer Geldstrafe von 5 ...." belegt. Wer zitierte dieses Gesetz in einer epochalen Schrift?
Aber wo wir schon bei der DDR sind, auch noch Frage 8: Mit dieser, links abgebildeten etwas altertümlichen Personal-Lochkarte aus der DDR wird ein junger Mensch gesucht, dem die "Regel 8" nicht mehr half.

Was wird.

Bleiben wir beim BND. Wie heißt es in dem verlinkten Naivitäts-Vorwurf des BND-Apologeten? "Nahezu alle modernen Softwaresysteme, auf denen praktisch alle Computer dieser Welt operieren und kommunizieren, sind in den USA entwickelt worden." Eben darum startet die angestrebte Porno-Filterung in Temporaland mit chinesischem Know-How. Die kommende Woche startet mit einem launischen Spaziergang zum BND. "Besichtigen Sie autoritäre Architektur und modernste Überwachungstechnik aus nächster Nähe." Leider ist ein Blick auf die Software nicht gestattet, womit getrost weiter spekuliert werden darf, was der BND so alles einsetzt. Wie wäre es mit Nexus Peering, einem Produkt von Palantir Technologies zur softwaregestützten Trennung von Polizei und Nachrichtendiensten?

Anklage wie Verteidigung haben im Prozess der US-Armee gegen den Gefreiten Bradley Manning ihre Schlussplädoyers gehalten. Die Anklage ritt eine Attacke gegen den weltweiten Anarchismus, die Verteidigung bemühte sich um Verständnis für den jungen, zarten Mann bei seinem allerersten Einsatz. In der kommenden Woche wird Richterin Denise Lind ihre Einschätzung zu jedem einzelnen Anklagepunkt äußern müssen. Das Argument der Anklage, dass bei einer Veröffentlichung im Internet immer davon auszugehen ist, dass der Feind mitliest, könnte den Punkt "Unterstützung des Feindes" zu einem Universalgesetz gegen jedwede Form der Meinungsäußerung ausbauen. An Manning soll ein abschreckendes Exempel statuiert werden. Darf deswegen die Meinungsfreiheit schon ein bisschen beschnitten werden?

Zwei Bilder noch, dann ist das Sommerrätsel Geschichte. Wir blicken gefasst nach vorne, aber auch zurück. Frage 9: Wer ist im nebenstehenden Bildausschnitt links oben zu sehen und berichtet über welche Vorkomnisse?
Frage 10: Wer ist im Bildausschnitt links unten nicht zu sehen?

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Was wirklich wahr war, des letzten Sommerrätsels kurze Antworten
« Antwort #469 am: 29 Juli, 2013, 19:32 »
Das wars. Unser kleines Sommerrätsel geht zu Ende, während das Sommerloch voller Themen ist, eher ein Loch NSA. Statt Sammy, dem medientückischen Kaiman vom Baggersee, planscht Hans-Peter Friedrich im Politbecken und sieht nur Bagatallen. Und gibt es Proteste gegen die Massenüberwachung, so wird die Presse ausgebuht mit der Forderung, die meisten unserer Zunft gehörten hinter Gitter.

Bei so viel differenzierter Meinung fragt man sich, warum Edward Snowden sich an die von der Presse produzierte Öffentlichkeit gewandt hat, als er seine Erkenntnisse über die NSA und andere Schnüffeldienste verbreitete. Schnüffeln und Verschlüsseln gegen das Schnüffeln war auch das Thema des Sommerrätsels letzten Teiles. Von 10 Fragen wurden fünf erraten und zwei in Umrissen angegangen.

Frage 1 fragte nach einem wichtigen BND-Mann, der in Verbündeten ein potenzielles Risiko sah. Gesucht wurde Erich Hüttenhain, der schon unter den Nazi der wichtigste Kryptoanalytiker war und alles andere als ein Mitläufer: Als Erich Hammerschmidt wurde er von der Organisation Gehlen übernommen und arbeitete später beim BND. Sein Satz: "Ein Verbündeter, der keine sicheren Chiffrierungen verwendet, ist ein großes Sicherheitsrisiko."

Frage 2 suchte den Agenten, der in Deutschland den bislang größten Schaden anrichtete. Schnell war Heinz Felfe gefunden, der über 100 CIA-Agenten verriet und mit 15.000 Dokumenten den BND düpierte. Nach seiner Enttarnung dachte man das erste mal daran, den Dienst aufzulösen.

Frage 3 suchte die beiden Ingenieure, die die Telefonverschlüsselung der Amerikaner knackten, Kurt Vetterlein und (eher unbekannt) Alfred Muche. Die Sage, nach der ein Foto des Gerätes den Ingenieuren geholfen hat, hat einen lustigen Kern: Die Reichspost hatte von den Bell Labs einen A3-Verschlüsseler gekauft.

Frage 4 suchte den Präsidenten einer amerikanischen Universität, der die Verschlüsselung von Nachrichten forderte. Die Rede ist von Joseph Lakanal, der als Mitglied des Nationalkonvents in der französischen Revolution den Semaphoren-Telegraphen von Chappe auf seine Tauglichkeit hin untersuchte. Lakanal ist übrigens der Vater des Urheberrechtes in seiner heutigen Form.

Frage 5 suchte Arthur Scherbius, den Erfinder der berühmten Enigma. Scherbius was ausgesprochener Musikliebhaber und Kenner des Werkes von Edward Elgar. Scherbius versuchte sich an der Entschlüsselung von Elgars "Variations on an Original Theme for Orchestra", die bald unter dem Namen Enigma Variations bekannt wurden. Das nicht hörbare Hauptthema, das Elgar in seinen Noten versteckt hat, ist bis heute nicht gefunden bzw. entschlüsselt worden.

Frage 6: zeigt eine Notiz von Alan Turing, wie Scherbius' Enigma entschlüsselt werden kann, indem der Suchraum eingeengt wird. Frage 7 zitierte ein französisches Gesetz aus dem Jahre 1868, das ein wichtiger Ausgangspunkt der Überlegungen von Samuel D. Warren und Louis D. Brandeis war, als sie ihre
Rights of Privacy formulierten.

Frage 8 beschäftigte sich mit dem Roman Catch-22 von Joseph Heller, der in ihm seine Erfahrungen als Bomberpilot verarbeitet. Pilot Yossarian will nach "Section 8" des Armee-Codes den Dienst quittieren, nachdem er den Tod des jungen Soldaten Snowden erleben musste. Schaffen tut es nur der absolute Bruchpilot.Frage 9 zeigte ein Bild von Duncan Campbell, der deutschen Zuhörern auf der Sommerakademie in Kiel Details über das Echelon-System erzählte, an dessen Aufdeckung er maßgeblich beteiligt war.

Frage 10 war doppeldeutig formuliert: Der lässig am Rednerpult stehende Julian Assange auf der HAR 2009 war schnell gefunden, sein Partner am Tisch, der nicht zu sehen ist, hieß damals Daniel Schmidt. Zu sehen sind beide in einer Szene, in der sie den Wikileaks-Aufruf "Most Wanted Leaks 2009" starten. Auf diesen Aufruf hin soll Bradley Manning begonnen haben, die USA belastendes Material in Bagdad zu sammeln. Das behaupten jedenfalls die Ankläger im Militärprozess gegen Manning. Aber das ist eine andere Geschichte – und schon gar keine sommerlich heitere.

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Was war. Was wird. Inklusive eines sommerlichen Nachklapps aus dem Zelt
« Antwort #470 am: 04 August, 2013, 06:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war. Ein sommerlicher Nachklapp aus dem Zelt.

Wir leben in transationalen Zeiten. Züge aus Foxconnien fahren bis nach Hamburg, der Vater des Internets kommt ins deutsche Innenministerium, im Auftrag von Google. Geredet wurde nicht über das seltsame deutsche Leistungsschutzrecht, das nunmehr in Kraft getreten ist und Googles News unkenntlich verändert hat. Ein paar deutsche Regionalzeitungen fehlen, doch die großen Namen sind nach wie vor dabei. Ähnlich wird es bei dem geplanten Gesetz zur Datenuntreue, wenn es denn kommt. Besprachen Cerf und Rogall-Grothe, wie es in Deutschland um die Internet-Väter-Forschung bestellt ist? Aber halt, das besorgt doch das Google-Institut, das gerade den putzigen Titel "Oma liebt eine Maschine" seriöser als "brauchen wir eine Roboter-Ethik" umformulierte. (Brauchen wir nicht, aber eine umfassende Roboter-Versicherung wäre nett).

*** Nein, mit einem schwerhörigen Opa wie Cerf besprach man lieber die großen, letzten Dinge, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und den Schutz der Privatsphäre: "Die Entwicklung der Gesellschaft muss sich immer wieder an den Grundrechten ausrichten. Und das gilt auch für das Internet", sagte Rogall-Grothe. Solche Sätze wollen wir eigentlich von ihrem Vorgesetzten hören, doch der schwafelt lieber von übertriebenen Ängsten der Bürger und davon, dass die NSA lediglich etwas herumfiltert. Wir filtern nur und dann wird ein bisserl Metadaten weitergegeben, das ist doch nur wie ein bisschen schwanger sein. Dass ein Auslands-Geheimdienst so vorgeht, ist eigentlich ein bisschen mehr. Es widerspricht dem Grundgesetz.

*** Und die Anderen? Unschuldige Schäfchen, soweit das Auge reicht? Das sehen Fachleute wie der ehemalige NSA-Mitarbeiter Thomas Drake natürlich ganz anders. Auf dem Hackercamp OHM erklärte er: "Die NSA filtert nicht, sie saugt alles auf." Nur unter dieser Prämisse werden die flehentlichen Bitten der Whistleblower an die Hacker verständlich, sie sollen bitte Werkzeuge für die Lebensverschlüsselung prgrammieren. (Was so einfach nicht ist, da muss man schon seine Verhaltensweisen ändern und keine Gmail-Konten führen, wie die US-amerikanischen Whistleblower.)

*** Oh, schon wieder ein Sommerrätsel? Aber nicht doch. Nur ein Bild aus vergangenen, besseren Tagen, von dem niederländischen Hackercamp "Hacking at Random" im Jahre 2009, als die Wikileaks-Aktivisten Julian Assange und Daniel "Schmidt" die Aktion "Wikileaks most wanted" starteten. Unsere Nachbarn haben mit Klokkenluider ein Wort für Whistleblower, was in der deutschen Sprache fehlt. 2009 begann der Höhenflug von Wikileaks, mit Dokumenten aus Hungry, Haiti und Germany. Ja, der Hunger nach Dokumenten war groß, doch was der praktizierende Humanist Bradley Manning ablieferte, war viel größer. Einer der wichtigsten Vorwürfe gegen Manning und Wikileaks hat sich in dieser Woche in Luft aufgelöst: Dass in den War Logs aufgeführte Namen zum Tod von Informanten geführt haben sollen, ist eine Behauptung der Taliban, um mögliche Verräter abzuschrecken. Vor Gericht wurde diese Behauptung nicht akzeptiert. Ansonsten gibt es wenig vom Verfahren zu berichten, aber eine bemwerkenswerte Konstellation: Sämtliche Aussagen von Zeugen aus dem US-Außenministerium erfolgen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das State Departement gibt sich geheimnissvoller und abgeschotteter als die US-Armee.

*** Auch in diesem Jahr hatte Assange seinen Auftritt, diesmal dank einer Videoschalte per Skype, die die beiden Vortragszelte zum Platzen brachte. Vorab untersagte der Kontrollfreak der Presse, Fotos, Videos oder Soundbytes von seinem Vortrag aufzuzeichnen. Hacker, die ungerührt ihr Smartphone den Vortrag aufzeichnen ließen, boten ein schönes Beispiel für die Transparenz und Unduldsamkeit gegenüber dem "Verbots-Bullshit" (Assange in seiner Ansprache), die von ihnen erwartet wird. Auf der HAR 2009 hatte Assange ein DECT-Phone mit der Nummer 6639 für MNDX, seinem alten Hackernamen "Mendax" für sich reservieren lassen. Er konnte allerdings kaum angerufen werden, da er sich damals zur Vorbereitung seiner Rede in einem weiter entfernten Hotel aufhielt. Was Mendax in seiner Jugend getrieben hatte, wurde zur besten Hacker-Nachtzeit auf der OHM in einem Zeltkino gezeigt. Der Fernsehfilm Underground entpuppte sich als kaum glaubwürdiges Stück zum Wank-Virus und dem behaupteten Einbruch in das US-amerikanische Milnet, verknüpft mit einer wirren Familiengeschichte. Der Mythos Assange wird rückwirkend in seine Jugend zurückgeschrieben, mit stehendem Beifall.

*** Haben "die Hacker" eigentlich die geheime Superkraft, die Dokumentenmanager wie Assange und Whistleblower wie Ray McGovern ihnen zuschreiben? Sind sie die wahren Revolutionäre der technischen Intelligenz, wie einstmals auf "das Proletariat" gehofft wurde? Arbeiten nicht ebenso viele gute Programmierer bei den Strafverfolgern? Bereits auf der HAR war die niederländische Firma Fox-IT der größte Sponsor des nächtlichen Sommervergnügens. Auf der OHM toppte Fox-IT sein Sponsoring und war mit einem Zelt samt Planschbecken unter dem Slogan "We clean up the Shit & Shizzle" vertreten. Fox-IT-Mitarbeiter, die das Camp organisierten, durften dafür langen unbezahlten Urlaub nehmen. Auf das Fox-IT-Banner sprühten Hacker in der ersten Nacht "NSA", in der zweiten Nacht kamen <3-Herzchen dazu und als Fox-IT den Slogan in "if you want to discuss this, please come inside" änderte, wurde dazu aufgerufen, faule Eier und verschimmeltes Essen in das Zelt zu werfen. Ein echter Dialog sieht etwas anders aus. Das Gegenstück zu dieser Nicht-Kommunikation bildete wohl der Hacker Mitch, der dem ZDF vom positiven Aspekt der ganzen Sache erzählte: "Je mehr Cyber-Krieger es gibt, desto mehr Ed Snowdens wird es geben." Junge ITler, die bei der NSA oder dem BND arbeiten, können ihr Gewissen entdecken und den Weg in ein lateinamerikanisches Exil antreten. Klar machen sie das.

*** Auf einem Panel zur Hacker-Ethik gab ein Teilnehmer unumwunden zu, für viel Geld für einen großen US-amerikanischen Software-Konzern zu arbeiten. Dafür erntete er Kritik, aber auch Beifall für den Zusatz, er würde überschüssige Kopeken an darbende Hacker-Projekte spenden. Wikileaks begann als echtes Hacker-Projekt. Mit dem nach HAR im Jahre 2009 zugespielten Material von Bradley Manning, mit dem in Island zusammengeschnittenen, kommentierten Video "Collateral Murder" wurde Wikileaks weltberühmt. Hacker Daniel koppelte sich bald aus dem Projekt aus, unter anderem, weil ihm der isländische Hacker Siggi supekt war, der von Julian Assange zum neuen Sidekick aufgebaut wurde.

Auf der OHM ist Daniel Domscheit-Berg wieder dabei und hat großen Spaß. Seine Truppe klebt Vouchers für Ipredator, einem neuen Service in der Tradition von The Pirate Bay, die auf dem Sommercamp eine VPN-Verbindung anbieten, bei der Fox-IT die Segel streichen muss – sollten sie denn abhören mögen täten wollen, um es im Valentintativ zu sagen. Die Voucher-Postkarten von dieser Truppe sind beliebt, weit mehr als der lachende Waschbär von Bluejade. People like you and me sitzen eben nicht im ordentlich geordneten Zelt. Die kurz vor der OHM eingefrorenen Bankverbindungen für Ipredator zeigen, dass das System System hat.

Was wird.

Wir waren alle einmal Edward Snowden. Wir versagten, als es galt, Haltung zu zeigen. In Spanien wird in den nächsten Tagen eine neu gebildete Cyber-Einheit antreten, unter Befehl des dortigen Cyberterror-Abwehrzentrums. "Über eine ausgefeilte Kommunikationspolitik soll die Schaffung eines fiktiven Radikalisierungsumfeldes wie auch die Stigmatisierung der muslimischen Gemeinschaft nachgebildet werden", heißt es in einem deutschen Bericht zu diesem Projekt, den "Homegrown-Terrorismus" mit einer Netz-Simulation zu verhindern. Journalisten sollen mitarbeiten, die fiktive Radikalisierung möglichst realitätsnah auszufüllen. Sie sollen in Spanien besonders günstig zu haben sein.

Diese kleine, etwas andere Wochenschau endet heute etwas ungewöhnlich. Weil mein Bericht von der HAR 2009 von einem der beliebten Netz-Sprachforscher kritisiert wurde, gibt sich die Wochenschau diesmal Gender-gerecht. Nein, die Frauen schleppten diesmal nicht ihre Kinder – das Gelände war nicht geeignet dazu. Wer an die Taten heroischer Weibsbilder erinnern will, muss weit zurückgreifen: Vor 100 Jahren erschien der viel beachtete Bericht der Aktivistin und Journalistin Sylvia Pankhurst über ihre Zwangsernährung. Guantánamo, anyone?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #471 am: 11 August, 2013, 05:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

*** Kein Kaiman, kein Ort, nirgends. Kein Schuldiger, aber jeder verdächtig. Vom Sommerloch mit Baggersee ganz zu schweigen. Dafür Sommersonne und Themen ohne Ende, eines monströser als das andere, wenn aus Terabytes die Terrorbytes werden. Man muss in diesem merkwürdigen Sommer '13 an Christa Wolf denken, die einstmals in "Kein Ort. Nirgends" schrieb: "Was für eine vorzügliche Einrichtung, daß die Gedanken nicht als sichtbare Schrift über unsere Stirne laufen. Leicht würde jedes Beisammensein, selbst ein harmloses wie dieses, zum Mördertreffen." Das schrieb sie lange bevor wir aufmerksam registrierende Smartphones an unsere Körper schnallten. Ein Ende ist noch lange nicht abzusehen, eine Wende auch nicht. Ein bisschen Kapitalismus hindert noch den Sicherheitsstaat daran, eine Anschnallpflicht für Smartphones für Jedermensch ab 12 Jahren beim Verlassen der Wohnung auszugeben. Weil hey, es gibt ja noch diesen freien Markt und der Bürger soll selbst die ihm zustehende Verwanztechnik kaufen können. Wobei es mit der Anschnallpflicht natürlich nicht getan ist. Dazu gehört auch ein Betriebssystem, in dem man WLAN- und GPS-Kommunikation nicht mehr abschalten kann für die Location Based Surveillance Services.

*** Alles kann aber nicht auf diese Sommerhitze oder die Tatsache geschoben werden, dass Dummheit eine natürliche Begabung ist. Es muss einen direkten Zusammenhang mit der allgemeinen Verblödung durch Wahlplakate und der zunehmenden Verblödungsstrategie von Firmen und Behörden geben: Wir lesen allerorten Sprachmüll auf Plakaten und sind verdummt oder ertaubt, wenn solche Nachrichten kommen wie die, dass der BND Telefonnummern an andere Dienste weitergibt. Etwas, was das Bundeskriminalamt nicht mehr macht, weil die Ermordungsgefahr durch Drohnen nicht von der Hand zu weisen ist. Besonders abstoßend ist dabei die Behauptung des BND, die Mobilfunkdaten seien für eine konkrete Zielerfassung zu ungenau. Kaum glaubwürdig, dass der BND nicht über die Forschungsarbeiten am FKIE informiert ist, die bei der Lokalisierung von Satelliten-Mobilfunktelefonen des arabischen Betreibers Thuraya eine Genauigkeit von 20 Zentimetern erreichen – gerade diese Telefone werden abseits der Abdeckung von GSM-Funknetzen in Pakistan und anderen Gebieten eingesetzt. Wobei hey, ist nicht der Kollateralschaden bei Personen in der näheren Umgebung ohnehin egal, frei nach dem Killer-Algorithmus vom Double Tap? Es wird schon die richtigen treffen.

*** Made in Germany, das war einstmals ein Warnhinweis, der englische Käufer vor minderwertigen deutschen Waren schützen sollte. Später wurde daraus ein Qualitätsabzeichen. Im Zuge der allgemeinen sommerlichen Verblödung ist die E-Mail made in Germany gestartet und wird als deutsche Sicherheitsoffensive verkauft. Hach, wie wunderbar ist es doch, wenn genau wie bei der De-Mail Deutsche unter Deutschen bleiben und der Virenscanner auch noch "kurzzeitig" prüft, ob Malware in der Post steckt. Und mancher Seggel  behauptet noch dazu, dass mit der "kurzzeitigen" Öffnung bei De-Mail unerwünschte Werbung gelöscht wird. Egal, das erste Qualitätsphishing mit dem hübschen Deutschland-Logo der Initiative dürfte sicher schon unterwegs sein, während dem Volk noch die neue Art der Einstellung vermittelt wird, bis es Anfang 2014 ernst wird. Passend zur leitenden Politikdarstellerin hätte man das System "E-Post für Neuland" nennen sollen, doch ist E-Post ein Warenname für eine andere Lachnummer, die sinnigerweise nicht bei "E-Mail made in Germany" dabei ist. Nichts darf das Sommermärchen stören, schon gar nicht der Hinweis, dass just in dieser Woche der Mail-Provider von Edward Snowden schließt und für diese Selbstabschaltung Lob von Snowden bekam. Die Idee vom PGP-Urvater Phil Zimmermann, seinen Silent Circle in die Schweiz zu verlegen, gehört auch zu den Sommerkapriolen. Hey Leute, gilt das Bankengeheimnis auch für E-Mails? Der Kanarienvogel aus dem Bergwerk kommt zu neuen Ehren in digitaler Form: Zürich meldet keine Probleme.

*** Die Einführung der kurzzeitigen Virenkontrolle für alle Mails innerhalb von Deutschland ist also keine Schnüffelei, ebenso wie die Funktionsweise des PRISM-Programmes der NSA keine Spionage im eigentlichen Sinn ist. Und hey, dass das Ansehen der Verfassungsschützer ganz oben bei den Ärzten angesiedelt ist, dürfte eine weitere sommerliche Abirrung des obersten Verfassungsschützers Hans-Georg Maaßen sein, der kluge Sachen sagt: "Ich habe Probleme mit Leuten, die sich die Dinge so zurechtschneiden, wie sie es gerne hätten." Ob das auch für ihn und seinen Geheimdienst gilt, wäre eine gute Frage. Unwillkürlich denkt man an das Versagen im NSU-Skandal, wenn es heißt: "Bisher haben wir keine Hinweise, dass fremde Dienste Zugang zur Kommunikationsinfrastruktur in Deutschland haben." Soso, keine Hinweise für einen Zugriff. Aber vielleicht erledigt das der Verfassungsschutz selbst, der XKeyScore mit rechtmäßig erhobenen Daten als Stand-alone-System offline testet. Jawohl, offline, mit Fragen an den rechtmäßigen aufgetürmten Datenberg: "Wer setzt in Deutschland PGP ein?" Eine weitere Version des Programmes ist beim BND seit 2007 im Einsatz, "insbesondere bei der Aufklärung der Lage in Krisengebieten, zum Schutz der dort stationierten deutschen Soldatinnen und Soldaten, im Kampf gegen den Terrorismus und zum Schutz und zur Rettung entführter deutscher Staatsangehöriger." Ganz schön leistungsfähig, diese NSA-Software.

*** Nach Informationen des Spiegels hat die NSA von der deutschen Gegenspionage keine sonderlich hohe Meinung. In etwa könnte das NSA-Urteil auch für US-Präsident Obama hinkommen, der vor der Presse mehr Transparenz in Sachen NSA versprochen hat. Die wichtigste Reform: Geheime anwaltliche Berater sollen hinzugezogen werden, wenn NSA und CIA im Namen des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) tätig werden wollen. Das klingt gut, hat aber einen Haken. Wie hatte es der ehemalige NSA-Mitarbeiter Thomas Drake noch auf der OHM formuliert: "Die NSA will keine Kontrolle. Nochmal, für alle: Die NSA will überhaupt keine Kontrolle." Jedwede Denke an "Checks and Balances" ist innerhalb des von den Diensten gesetzten Rahmens ein fremder Eingriff. Wie die NSA den gesetzlich geschuldeten Auskünften nachkommt, belegt das Beispiel des NSA-Experten James "Esquire" Bamford.

Was wird.

Amazon-Chef Jeff Bezos hat für den Preis eines guten Cezanne-Gemäldes die Washington Post gekauft. Das hat für Aufregung gesorgt, denn schließlich ist bei allem Sterben und Siechen und Jammern so eine Tageszeitung ein ganz besonderes Instrument. Noch immer gilt der Satz des FAZ-Journalisten Paul Sethe aus dem Jahre 1965, nach dem die Pressefreiheit die Freiheit von zweihundert reichen Leuten ist, ihre Meinung zu verbreiten. Einstmals kaufte sich der Multimillionär Eugene Meyer bei einer Versteigerung die pleite gegangene Zeitung, um den New Deal von Roosevelt zu unterstützen. In der Familientradition stand auch die Washington-Post-Besitzerin Katharine Graham, die den Kampf gegen Richard Nixon im Watergate-Skandal als Unterstützung des Kennedy-Clans angelegt hatte. Zuletzt versackte das Blatt im Mittelmaß, "die neuen Medien und die journalistische Kultur des konformistischen Voyeurismus ersetzte das, was noch geblieben war von der Idee des informierten Bürgers", schreibt der wütende Norman Birnbaum in der tageszeitung.

Mit Reason finanziert Bezos bereits ein libertäres Magazin, mit der Washington Post kommt eine Zeitung hinzu, in der Artikel wie dieser über die Geheimdienste besser verbreitet werden können. Natürlich ist Bezos klug genug, die redaktionelle Unabhängigkeit zu betonen. Klappern gehört zum Geschäft. Noch sind die Ideen von Jeff Bezos oder Peter Thiel in Washington nur randständig vertreten. So ein Blatt wie die Washington Post ist bestens geeignet, den Grusel vom Fleisch zu nehmen und Kampagnen für Angebote wie 23andme zu stützen. Gegen den New Deal der Internet-Milliardäre sieht ein mahnender Bill Gates fast schon altbacken aus, mischt aber kräftig mit. "Mögest du in interessanten Zeiten leben", lautet eine Verwünschung all derer, die keine Veränderung wünschen. Hey, wünschen wir ihnen ein furchtbares Gesäusel auf die Ohren.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #472 am: 18 August, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Woher nähme der Künstler das Recht für einen Monopol-Anspruch auf Darstellung von Bestandteilen dessen, was er gelebt und erlitten hat? Ich meine, dass ein solches Recht nicht demokratisch ist," schrieb dereinst im Jahre 1978 ein übel verstimmter Journalist an den derzeit Geburtstag feiernden Dichter Reiner Kunze. Der antwortete ihm mit einem Gedicht:

Spuren gibt's in uns die zu sichern
wir nur selbst vermögen

So es einem von uns gegeben ist,
abdrücke zu nehmen
von solcher winzigkeit

Und ein mädchen das nicht aus noch ein weiß
wird dann plötzlich weiterleben wollen
und ein wirklicher leser wird sagen:
Noch immer gibt es gedichte.

Wir schenken uns den letzten Satz dieses Gedichtes, der am 80. Geburtstag des Dichters vom gelehrten Fäuleton aus allen Kanälen gespült wird. Natürlich dulden Dichter Diktatoren. Sie haben keine Wahl im winzigen Reiche des freien Verses. Sie haben Worte. Wir alle haben Worte. Es ist eine einfache Entscheidung, ein bisschen über die Ereignisse in Ägypten zu grummeln und golfen zu gehen. Oder vom Klassenkampf zwischen den Islamisten und dem Militär zu sprechen, das seine nasseristische Stellung halten will.

*** In dieser Woche hat der Philosoph Slavoj Zizek die Heroen unseres Digitalzeitalters besungen und Edward Snowden, Bradley Manning sowie Julian Assange in die Klasse dieser Supermänner eingeordnet. Seine Beweisführung nutzte die Antwort von Immanuel Kant auf die Frage: Was ist Aufklärung? und den Unterschied zwischen Privat und Öffentlich, den Kant so formulierte:

Der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft muß jederzeit frei sein, und der allein kann Aufklärung unter Menschen zu Stande bringen; der Privatgebrauch derselben aber darf öfters sehr enge eingeschränkt sein, ohne doch darum den Fortschritt der Aufklärung sonderlich zu hindern. Ich verstehe aber unter dem öffentlichen Gebrauche seiner eigenen Vernunft denjenigen, den jemand als Gelehrter von ihr vor dem ganzen Publikum der Leserwelt macht. Den Privatgebrauch nenne ich denjenigen, den er in einem gewissen ihm anvertrauten bürgerlichen Posten, oder Amte, von seiner Vernunft machen darf.

Nach Zizek sind Whistleblower wie Edward Snowden darum Heroen, weil sie uns über den Privatgebrauch von Systemen durch den Staat selbst aufklären, uns über geheime Machenschaften informieren, deren bloße Existenz als Geheimnis geheim bleiben muss. Danach endet freilich die heroische Rolle und die Whistleblower erleiden ein Schicksal. Manning sitzt in Untersuchungshaft, die Höhe seiner Strafe dürfte in der kommenden Woche verkündet werden. Snowden ist in Russland und darf sich dort nicht betätigen. Assange hat sich freiwillig in das politische Asyl einer Botschaft begeben und dort noch den größten Einfluss, die beiden anderen als "our people" in sein ureigenes Programm einzubetten.

*** In seinem Traktat über das Heroische in der Geschichte beschäftigt sich Thomas Carlyle in einem Kapitel mit den unscheinbarsten Heroen, den Männern des Wortes, den Hommes des Lettres wie Jean-Jacques Rousseau. Von ihren Büchern über den Buchdruck geht es hinunter bis zur Sprache und zur freien Debatte im Parlament, zur Dauerdebatte außerhalb des Parlamentes. Carlyle schreibt über den vierten Stand:

Whoever can speak, speaking now to the whole nation, becomes a power, a branch of government, with inalienable weight in law-making, in all acts of authority. It matters not what rank he has, what revenues or garnitures. the requisite thing is, that he have a tongue which others will listen to; this and nothing more is requisite.

Wer frei sprechen kann, darf nicht schweigen, wenn der sogenannte vierte Stand versagt und davon faselt, dass das Kapitel NSA abgeschlossen ist. Das ist das unkritische Plappern im Stil eines deutschen Innenministers, der allen Ernstes meint, dass die NSA-Affäre beendet ist. Die Aufarbeitung hat erst angefangen, die ganze Geschichte ist längst nicht zu Ende erzählt. Den bis jetzt durch einen Prüfbericht bekannt gewordenen Gesetzes-Verstößen der NSA werden weitere Meldungen über Fehler im System folgen. "Wir wollen unseren Überwachern keine zusätzlichen Informationen geben, das ist doch einmal ein erfrischend ehrliches Statement einer nationalen Sicherheitsagentur, wie es ein Pofalla nicht besser ausdrücken könnte. Ja, mit denen schließen wir doch gerne ein No-Spy-Abkommen wie es uns großzügigerweise angeboten wurde. Um es pofallibistisch zu sagen: Würde sich die NSA an Recht und Gesetz halten, bräuchte es kein solches Abkommen.

*** Im Zuge der NSA-Enthüllungen von Edward Snowden hat sein Mail-Provider Lavabit dicht gemacht, in Notwehr vor dem Zugriff der US-Dienste, über den die Firma nicht einmal sprechen kann. 410.000 Nutzer sind die ersten Opfer des neuen Krypto-Krieges, in dem es gilt, selbst seine Spuren zu sichern. Auch Philip Zimmermann, der Held des ersten Krypto-Krieges, hat sich zu Wort gemeldet, sein Projekt Silent Circle wurde ebenfalls dicht gemacht, mit der Zusatzdiagnose "zu schnell gewachsen". Derweil werden gut gemeinte Ratschläge herumgereicht, wie man sich wappnen kann im neuen Krypto-Krieg. Eine End-to-End-Verschlüsselung ist nett, doch angesichts des Ausmaßes der Überwachung viel zu wenig: Es bräuchte Schlüssel, die abseits aller Keyserver getauscht werden, vertrauenswürdige VPN-Dienstleister und Mail-Provider, bei denen Post routinemäßig sicher gelöscht wird. Ob Pond der richtige Ansatz ist, bleibt abzuwarten.

*** Braucht es eigentlich Robbenbabys oder im Öl verendete Vögel, damit aus der Empörung über die NSA eine nennenswerte Bewegung wird? Da sorgt sich die tageszeitung mit den üblichen Verdächtigen ganz dolle, ohne die geplante Demonstration "Freiheit statt Angst" zu erwähnen, weil dort die falschen Bündnispartner aufgeführt sind und nicht der CCC und die Digitale Gesellschaft, die bewusst fernbleiben. Ja, auch beim großen Krypto-Krieg hat der Krieg der Volksfront von Judäa gegen die Typen von der Judäischen Volksfront eben Vorrang.

*** Wer eine Zunge hat und Informationen, der spreche. Da Edward Snowden eigentlich nicht erreichbar ist und nicht frei sprechen kann, hat das Magazin der New York Times die beiden Personen besucht, die anstelle von Snowden reden und die Presse beliefern, Laura Poitras und Glenn Greenwald. Inmitten des Portraits gibt es Fragen an Snowden wie die, warum er nicht zur Times gekommen ist mit seinen Kenntnissen über die Geheimdienste. Snwoden antwortete mit einer Beschreibung der Periode nach dem 11. September, in der amerikanische Medien ihre Rolle vergessen hätten, als vierte Macht die Macht der Regierung kritisch zu begleiten. Die überaus deutliche Kritik ist kürzer und genauer als sämtliche Debatten zur Zukunft des Journalismus, die geführt werden. Wer die völlig verdrehte Argumentation des Wall Street Journals über Vater und Sohn Snowden gelesen hat sowie Snowdens Stellungnahme in der HuffPost, bekommt eine Ahnung davon, wie der junge Whistleblower ausmanövriert werden soll. Die "kalte Periode" (Snowden) ist noch nicht vorbei.

*** Mit der durch Snowden ermöglichten Veröffentlichung des NSA-Prüfberichtes samt Anweisung, wie Aussagen zu den Zielen vertuscht werden sollen, sehen wir hübsche Screenshots des Ragtime-Programmes der NSA. Die Existenz von Ragtime bzw. Ragtime-P (für Patriot Act) ist erstmals in einem Buch über den tiefen Staat bekannt geworden. Ein tiefer Staat ist einer, in dem die Geheimdienste das Primat der Politik aushebeln. Mark Armbinder, einer der beiden Autoren des Buches, arbeitet bei Palantir Technologies. Das ist die Firma des Super-Investors Thiel, die zwar eine Software namens Prism herstellt, aber eben nicht das PRISM der NSA, sondern andere Sachen. Überhaupt ist Palantir sooo eine nette Firma, mit einem Habermas-Schüler als Chef. Da können wir uns doch freuen, wenn Nexus Peering von unseren Geheimdiensten eingesetzt wird. Schließlich bleibt bei uns das Rätsel Prism ungelöst: "Die Dokumente beinhalten geheimhaltungsbedürftige Tatsachen oder Erkenntnisse, die im öffentlichen Interesse schutzbedürftig sind." Im öffentlichen Interesse bleibt alles geheim. Sonst müssten Geheimdienste ja Offendienste sein – und geheime Steckbriefe offene Fragen enthalten.

Was wird.

Der Sommer ist kurz und kürzer, die Vorschau ebenso: Neben der Demonstration Freiheit statt Angst bereitet sich Berlin auf die IFA vor, dazu gibt es einen reichlich lustlos geführten Wahlkampf, mit einem unpolitischen Deutschlandfest der SPD: 150 Jahre schlauchen halt irgendwie und ein Steinbrück ist nunmal kein Bebel.

Zur IFA startet die Deutsche Telekom eine groß angelegte "Netzoffensive". Da kann man schon mal raten, ob das entscheidene Bekenntnis zur Netzneutralität mit von der magentafarbenen Offensive ist. Gerüchte um eine smarte Uhr bei Samsung feuern zudem die Phantasie an. Bekommen wir passend zu Googles Glasses den Spion am Handgelenk, der alles aufnimmt, wie es weiland ein auf Julian Assange angesetzter FBI-Informant machen sollte? Vielleicht noch wichtiger: bekommen wir endlich die richtigen Fragen, auf die intelligente Computer ordentlich antworten können? Was ist der Sinn
a.) der NSA?
b.) des Lebens?
Da hilft nur ein Lied, um pofallibistische Antworten auch nur mit ein bisschen Galgenhumor ertragen zu können. "Life's a piece of shit, when you look at it."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #473 am: 25 August, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und dieses Mal mit dem zweiten Teil des alljährlichen Sommerrätsels.

Was war.

*** Jeden Abend und jeden Morgen schwamm sie an die Wasseroberfläche und setzte sich auf einen kleinen Felsen in der Hoffnung, ihren geliebten Prinzen sehen zu können. Das beeindruckte den Besitzer der Carlsberg-Brauerei so, dass er ein Bildnis dieser Szene in Auftrag gab, bevor sich die Seejungfrau in einen Menschen verwandelte. Alle waren entzückt davon, besonders der Prinz, der sie sein kleines Findelkind nannte, und sie tanzte immer fort, obwohl es jedesmal, wenn ihr Fuß die Erde berührte, war, als ob sie auf scharfe Messer träte. Der Prinz sagte, daß sie immer bei ihm sein solle, und sie erhielt die Erlaubnis, vor seiner Thür auf einem Samtkissen zu schlafen. Er ließ ihr eine Männertracht machen, damit sie ihn zu Pferde begleiten könne.

*** Die kleine Seejungfrau liebte den schönen Menschenprinzen, sie ließ es nicht dabei bewenden, auf einem ollen Felsen zu hocken und auf ihn zu warten. Sie gab ihren Schwanz auf, doch bei der hormonellen Behandlung der Meerhexe verlor sie ihre Stimme und konnte sich dem Prinzen nicht erklären. Der homosexuelle Dichter Hans Christian Andersen schrieb die Geschichte von der kleinen Seejungfrau, als seine große Liebe Edvard Collin heiratete. Das Drama, dass ein Mann einen Mann liebt und ihm daraus unendliche Qualen erwachsen, dass er/sie darüber zungenlos schweigen muss, war das Lieblingsmärchen von Thomas Mann und vielen anderen, die ohne Coming-Out durchs Leben gingen.

*** Chelsea E. Manning geht den umgekehrten Weg. Zu einer 35 Jahren Haft verurteilt, wünscht sie sich eine Hormonbehandlung – in der Hoffnung, am Ende die Identität zu gewinnen, die sie seit ihrer Kindheit gefühlt hat. Ob dieser Wunsch in einem Militärgefängnis erfüllt werden kann, ist schwer zu sagen. Dass er respektiert werden muss, sollte eine Selbstverständlichkeit sein, gerade unter Geeks und Nerds, die ihre unsterbliche Seele schon mal dem fliegenden Spaghettimonster widmen. Es ist es aber nicht. Ist es Toleranzmangel oder nur der Mangel an Informationen zum Thema? Es geht nicht ohne Witz und Häme und schnellstens ist das Thema bei den Unisex-Toiletten angelangt, die seit jeher die Norm in deutschen Haushalten sind. Das hat die mutige Whistleblowerin nicht verdient. Ihre gekreuzten gefesselten Hände werden mit der Schaustellung Jesus verglichen und gehen in die Kunstgeschichte ein.

*** Wir haben Wahlkampf, da wird auf allen Seiten schwer gehobelt und geklotzt. Mancher Wahlprüfstein wird aufgestellt oder umgeschmissen, die allgemeine Unübersichtlichkeit darf kein Faktencheck trüben. Die größten Wirbel lassen sich im Jahr 2013 immer noch mit Themen aus dem großen Reich sexueller Identitäten machen, wenn etwa die Alternative für Deutschland gegen die "Homo-Ehe" wettert. Ob da ein netzpolitisch fortschrittliches Programm helfen kann? Warum nicht gleich bei der FDP bleiben, die klar für die Homo-Ehe ist und ebenso klar dagegen gestimmt hat, ohne selbst einen Gesetzentwurf vorzulegen. In einem Punkt haben so unterschiedliche Menschen wie der Kriminalbeamte André Schulz und der IT-Journalist Jo Bager recht: In Wahlkampfzeiten müsste das Thema NSA, das uns alle angeht, das Thema Nummer Eins sein, noch vor dem Thema Sex. Es ist es nicht. Die Bespitzelung ist kein Aufreger wert. Systematisch wird vertuscht, verheimlicht und verniedlicht, vor allem von der noch amtierenden Bundesregierung. Die Antwort auf SPD-Fragen zum NSA-Skandal liest sich für die gemeine Öffentlichkeit so:

Die Bundesregierung ist nach sorgfältiger Abwägung zu der Auffassung gelangt, dass die Fragen 3, 10, 16, 26 bis 30, 31, 34 bis 36, 38, 42, 46, 47, 49, 55, 61, 63, 65, 76, 79, 85 und 96 aus Geheimhaltungsgründen ganz oder teilweise nicht in dem für die Öffentlichkeit einsehbaren Teil beantwortet werden können.

*** Welche Fragen tabu sind, kann hier nachgelesen werden. Ob die geheimen Antworten geheim bleiben oder ob ein Abgeordneter seinem Gewissen verpflichtet ist, müsste das Thema Nummer Zwei sein in dieser Wahlzeit. Es ist es nicht. Selbst auf Seite der Fragenden wird unerträglicher Quatsch präsentiert, wenn die Internet-Schatten-Ministerin tiefes technisches Unwissen kritisiert, aber selber als Konsequenz aus dem NSA-Skandal nur ihre Datenschutzeinstellungen bei Facebook ändern möchte. Immerhin soll das Bürgerrecht Netzneutralität gesetzlich verankert werden, auch wenn die Kandidatin Probleme hat, die Sache mit der Datendrosselung richtig zu erklären.

*** Begeben wir uns ins Neuland. Es ist nicht uninteressant, was die Wahlprogramme in leichter Sprache uns sagen. Bei den Piraten ist das Internet auf mehreren Seiten Thema, bei der CDU geht es kurz und bündig zu (PDF-Datei). "Manche Leute machen im Internet schlimme Sachen. Zum Beispiel: Sie klauen Bilder im Internet. Sie erzählen Lügen im Internet. Wer im Internet schlimme Sachen macht, muss bestraft werden." Sind Lügen und Bilderklau wirklich die einzigen Themen, die einfach zu verstehen und zu bestrafen sind?

*** Am 5. juni 2008 beschloss der Deutsche Bundestag als erstes Parlament eines großen Industriestaates, die ecuadurianische Initiative Yasuni ITT zu unterstützen. Auf seine Art und Weise beschloss Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel den Kampf gegen das Projekt aufzunehmen. Nun hat Niebel gewonnen: Ecuador stellt das Projekt ein, das international Aufsehen erregte. Dass sich viel zu wenig Geldgeber für den Regenwald-Deal gefunden haben, ist eine Seite der Medaille. Auf ihrer Rückseite müssten die zahlreichen Drohungen stehen, mit denen der 2006 gewählte Präsident Correa die Geberländer verschreckte, den Spießer Niebel inklusive. Nun lästert Correa über die von ihm nicht geliebten Tageszeitungen seines Landes, die sich für das Projekt engagierten, sie könnten doch ihre Papierformate einstellen, wenn sie die Umwelt schützen wollten. Das Land, in dessen Londoner Botschaft Julian Assange Zuflucht gefunden hat, hat eben wenig für die Meinungsfreiheit übrig. Whistleblower sollen künftig hart bestraft werden.

Was wird.

I have a dream: Vor 50 Jahren hielt Martin Luther King am 28. August beim Marsch nach Washington die berühmteste Rede der Welt. Ihre Sätze wurden von Politikern aller Art missbraucht. Der Traum von den Hügeln von Georgia, wo die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhändler zusammenkommen, ist ausgeträumt. Die USA haben einen schwarzen Präsidenten, der in seiner bisher besten Rede von einem Alptraum abseits der Hügel in den Städten erzählte: "Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die nicht selbst die Erfahrung gemacht haben, dass sie hörten, wie Autoschlösser verriegelt wurden, während sie auf der Straße liefen." Die schönste Antwort auf Kings Rede kam von Max Roach, ein Solo an den Trommeln, das in Deutschland nicht verfügbar ist. Why?

Es bleiben auch so genug Fragen übrig. In der IT-Szene etwa die Frage, wer der Nachfolger von Steve Ballmer wird. Der Mann, der mit den Entwicklern tanzte, wird bereits mit Gorbatschow verglichen, nur ohne Panzer und dem Roten Platz. Eine gute Frage stellt Thilo Weichert auf der Sommerakademie an der Kieler Förde: Wer hat Angst vor großen Daten? Um im Stil von Amazon zu antworten: Wer Big Brother liebt, wird auch Big Data lieben.

Quelle : www.heise.de

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #474 am: 26 August, 2013, 01:04 »
Die Quelle enthält weiterführende Links, die eventuell auch noch später interessieren könnten.
Daher sei noch angeführt, dass der Artikel direkt zu finden ist unter www.heise.de/newsticker/meldung/Was-war-Was-wird-1942189.htmlJürgen
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Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
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,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #475 am: 01 September, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Alles kann geschehen, die höchsten Türme können
umgestürzt, die Hochstehenden eingeschüchtert,
die Übersehenen beachtet werden.

Seamus Heany ist gestorben. Dereinst, als ich über die ungeschminkten Wahrheiten des Journalismus ins Grübeln kam, gab es Glückwünsche zum Geburtstag, die ihm befremdlich vorkamen. Denn die unendliche Geschichte von SCO, zu der aus seinem Nordirland-Zyklus zitiert wurde, muss ein großer Dichter nicht kennen. Im Reich der Poesie gelten andere Gesetze als der schnöde Codeklau. Oder auch nicht, um auch mal Wanderers Nachgedanken zu zitieren.

Unter allen Zweigen ist Ruh,
In allen Wipfeln hörest du
Keinen Laut.
Die Vögelein schlafen im Walde,
Warte nur, balde
Schläfest auch du.

*** Goethe? Kleist? Snowden? Einen habe ich noch. Wolfgang Herrndorf hat mit einem Schuss am Ufer seine Ruhe gefunden. Arbeit und Struktur ist beendet, ein letztes großes Werk. Im Feuilleton wird klug über den klugen Hypomaniker geschrieben.

Und,
wenn es nicht vermessen ist,
vielleicht ein ganz kleines
aus zwei T-Schienen
stümperhaft zusammengeschweißtes
Metallkreuz mit Blick aufs Wasser,
dort,
wo ich starb.

*** Dank Edward Snowden wissen wir seit dieser Woche, dass die 16 US-amerikanischen Geheimdienste 107.000 Personen beschäftigen, unter ihnen 35.000 Kryptologen. Die dürfen 11 Milliarden im Jahr ausgeben, während alle übrigen Dienste mit einem Budget von 52,6 Milliarden US-Dollar knausern müssen. Für schlappe 278 Millionen Dollar wurden Dienste von Backbone-Providern eingekauft. Noch billiger sind verdeckt eingekaufte Software-Sicherheitslücken mit 25,1 Millionen Dollar. Nur 2,6 Milliarden hat die CIA als "reichster" Dienst für "verdeckte Aktionen" zur Verfügung, etwa für Drohnenangriffe in Pakistan und im Jemen. Gleichzeitig wird beklagt, dass man "Erkenntnisschwächen" habe, bei pakistanischen Atomwaffen, chinesischen Kampfflugzeugen und russischen Reaktionsmustern, wenn Moskau von "Massenprotesten oder Terrorangriffen" erschüttert wird. Ganz schlimm ahnungslos will man im Fall von Nordkorea sein, das von einem gewissen Kim Jong Un regiert wird.

*** Im Fall von Osama Bin Laden hatte man zwar hunderte von Satellitenbildern und abgehörten Telefonaten aus dem pakistanischen Abottabad, konnte aber nur mit 40-prozentiger Gewissheit annehmen, dass sich Bin Laden dort aufhielt. Dennoch wurden die Navy Seals losgeschickt. Erst ein später von den USA abgestrittener DNA-Test brachte Klarheit. Halt, es kommt noch besser. Snowden sollte als Systemadministrator arbeiten, doch er war nicht klug, sondern brilliant. Bis heute weiß man bei der NSA nicht, was Snowden alles weiß. Den eigentlichen Witz liefert mal wieder Großbritannien ab, dass auch die New York Times aufgefordert hat, das Snowden-Material zu zerstören. Wann revoltierten die amerikanischen Kolonien gegen die "unerträgliche britische Pressezensur"? Die freie Welt ist eine Einbildung, lehrt uns die Geschichte.

*** Sicherheit! Sauberkeit! Service! Hach, das sind Worte, bei denen das Herz jedes Bahnreisendens einen Hüpfer macht. Für 36 Millionen Euro wird die Videoüberwachung ausgebaut als Reaktion auf die Kofferbombe von Bonn. In 640 Bahnhöfen (von 5700) sind derzeit 4500 Kameras installiert. Mindestens noch einmal so viele werden gebraucht, die Sicherheit zu sichern. Die Sauberkeit kommt noch einmal auf 24 Millionen. Wir sehen: Wer sich im Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit für die Sauberkeit entscheidet, dem muss es dreckig gehen. Daran sollte man sich am Internationalen Tag der Privatsphäre erinnern. Jetzt muss nur noch die vom Bundeskriminalamt bemängelte  Gesichtserkennung besser werden, aber das schaffen wir noch.

*** Apropos BKA: In dieser Woche wurde das Experten-Gutachten offiziell vorgestellt, in dem die Kommission eine bessere Kontrolle des BKA empfiehlt. Das brachte die üblichen Verdächtigen aus der Fassung: Ein abwegiger Vorschlag sei das und überhaupt, eine Polizeibehörde sei doch kein Nachrichtendienst. Dass es genau darum geht, das dem Amt "Vorfeldoperationen" und Analysen zur Sicherheitslage übertragen wurden, will nicht in die bemützten Schädel. Dass am kommenden Tag der offenen Tür mit Kinderhüpfburgen und Reiterstaffel der Besuch der Präsentation des Gemeinsamen Extremismus- und Terrorzentrums von einer Sicherheitsüberprüfung abhängig ist, ist da ein deutlicher Hinweis.

Was wird.

Wenn diese kleine Wochenschau online geht, ist der Tag angebrochen, an dem angeblich in Deutschland die Wahl entschieden wird. Die vier aus dem Seehundbecken treten gegen die Zwei an und dann wird entschieden, wer die bessere Frisur hat. Das wiederum soll unentschlossene Wähler aus dem Dämmerzustand holen, in dem der komatöse Wahl"kampf" das Land versetzt hat. Zu den leicht schwachsinnigen Fragen des Wahl-O-Maten kann man An jedem neuen Tag trällern oder zugedröhnt wie die Piratenkatze für einen Wandel im Umgang mit Cannabis nicken. Wie heißt es so schön in dem Song, der auch heute noch gilt: "Die eine Pille macht Dich größer. Die andere Pille macht Dich kleiner. Und die, die Mutti Dir gibt, macht einfach überhaupt nix." 1967 ein Kommentar zum Wahlkampf in Deutschland 2013? Hilfe. Ich bin in einer Zeitschleife. Geh, frag Alice, wie Du da wieder rauskommst.

Die wirklich wichtigen Fragen dieser Zeit werden nicht gestellt: Was bleibt von einem demokratischen Staat, wenn Geheimdienste wie NSA und GCHQ Politik und Wirtschaft unterwandern und erpressen können bis hin zur offensichtlichen Hirnwäsche für Bundesminister? Wenn es keine Beweise für Wirtschaftsspionage geben sollte, ist die Eile, mit der eine Schutz- und Sicherheitsstrategie abgeschlossen wird, unbegründet. 173.000 Computer soll die NSA als "Implantate" unter Kontrolle haben – und keiner steht in Deutschland? Aber nein, nein, nein, das ist doch kein Wahlkampfthema. Bitte weiterwählen Herrschaften, hier gibt es nichts zu sehen!

Vor 80 Jahren wurde der Hannoveraner Philosoph, Feminist und Journalist Theodor Lessing von Nationalsozialisten in Marienbad ermordet. Das war vor 10 Jahren Thema dieser kleinen Wochenschau, gehört aber zur Vorschau, weil die Wanderausstellung über Lessings Leben und Werk an der Universität Hannover Halt macht. Im dortigen Amtsgericht ist zudem eine Lesung von Lessings Gerichtsreportagen über den Serienmöder Fritz Haarmann geplant, die für das Prager Tageblatt verfasst wurden. Haarman brachte reihenweise junge Männer um, konnte aber dennoch als Polizeispitzel arbeiten. Dieses erhellende Detail verschwieg Lessing nicht. "Man kann eine Schlange nicht richten, ohne zugleich den Sumpf mit vor Gericht zu stellen, daraus allein die Schlange ihre Nahrung zog", schrieb Lessing und wurde deshalb als Berichterstatter vom Prozess ausgeschlossen. "Wir können im Gerichtssaal keinen Herren dulden, der Psychologie treibt."

1500 Menschen sollen in Syrien durch einen Giftgaseinsatz jenseits der roten Linie ums Leben gekommen sein. Es wird nicht der letzte gewesen sein, die neue Eskalationsstufe ist gezündet, die Juristen leisten argumentative Schwerstarbeit. Aber es gibt auch Fragen im Stil der Sendung mit der Maus. Aus der roten Linie ist eine rote Reißleine geworden, über die der Kongress abstimmen muss. Historisch wie ein Papst-Rücktritt ist das, wenn der Oberbefehlshaber das Votum an die Abgeordneten abgibt, oder eine Art Notausgang. Wie schrieb Lessing: "Ein neuer Krieg, mit achthundert Sorten Giftgasen, mit Stratosphärenbombern und Gasbomben, die automatisch sich entladen, mit Streukörperbrausen, welche Pest- und Typhusbakterien über das Land aussäen, bald vielleicht schon mit Atomzertrümmerung, das ist ein so furchtbarer Zusammenbruch der Menschheit und ihrer Kultur, dass derjenige Staat gnädig und menschlich handeln würde, der allen Müttern rechtzeitig Blausäuregift ins Haus schickt, damit sie sich und die Kinder vergiften."

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #476 am: 08 September, 2013, 06:30 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und dieses Mal mit dem zweiten Teil des alljährlichen Sommerrätsels.

Was war.

9:00 Politische Morgenfeier
9:45 Kriegsdichter erzählen
10:00 Treue um Treue
10:30 Ewiges Deutschland (Vortrag des Leiters der Gauschulenburg Kronburg der NSDAP)
15:00 Ein Kämpfer aus dem großen Krieg berichtet
15:45 Uns formte der Krieg
16:00 Die Wehrmacht singt
16:50 Sudentendeutsche Märsche
17:05 Blasmusik aus sieben deutschen Kriegen
18:00 Vom Leben und Sterben eines deutschen Offiziers
19:10 Die Treue. Eine Kriegserzählung
20:00 Vermächtnis der grauen Front

*** Das, liebe Hörer und Hörerinnen dieser kleinen Wochenschau, ist das leicht gekürzte Programm des deutschen Rundfunks vom 13. März 1938, eineinhalb Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. An diesem Tag soll die Zahl der in Deutschland angemeldeten Radiohörer die 10 Millionen-Grenze überschritten haben. Möglich machte das ein Gerät namens VE 301, das auf der Großen Deutschen Funkaustellung vor 80 Jahren am 18. August 1933 von 28 Firmen präsentiert wurde. VE steht für Volksempfänger, 301 für den 30. 1. 1933, als Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Bis heute ist dieses Radiogerät das erfolgreichste Produkt aller Funkausstellungen und damit ein Star der IFA. Noch während der Messe wurden über 100.000 Stück zum Selbstkostenpreis von 76 Reichsmark verkauft. Millionen Deutsche zahlten die stolze Rundfunkgebühr von 2 Reichsmark pro Monat und machten die Massenpropaganda damit zu einem einträglichen Geschäft für die Nationalsozialisten. In den Behörden und Betrieben wurden "Funkwalter" ernannt, die den Deutschen Arbeitsfront-Empfänger (DAF 1011) an Lautsprecheranlagen anschließen mussten, wenn die Fabriksirenen im Reich ertönten und die Arbeitsruhe ankündigten, weil Hitler eine Rede hielt.

*** Nein, nein, 80 Jahre Gleichschaltung der Medien, das ist doch nichts, was in dieser heiter unbeschwerte Volkstütenfeststimmung passt, mit dem Jubiläum von Btx und der Kunstkopfhörerei. Wenn schon, dann wird das 75-jährige Jubiläum einer Firma gefeiert, die etwas später in die Empfänger-Produktion einstieg. Vergessen ist auch die Provokation zum früheren Jubiläum des Volksempfängers, als die Ärzte Eva Braun auf der IFA besangen. Die Jugend von heute will bespaßt werden und der Volksempfänger ist nur noch eine Äpp, mit der man Alternativlos, Chaos Radio Express und Chaosradio hören kann. Wie war das noch? "Wir erziehen die heranwachsende Jugend zu einer richtigen Handhabung des Radiogerätes, denn nichts ist kulturloser als jene liberalistische Bedienungsweise, die sich darin ergeht, immer nur aus den Sendungen das herauszupicken, was im Augenblick der Stimmung entspricht."

*** Wie wäre es mit einem anderen Jubiläum passend zur IFA? Am 7. September 1927 gelang Philo Farnsworth seine erste elektronische Bildübertragung. Farnsworth ist einer der unglücklichen Väter des Fernsehens, an den nur noch erinnert wird, weil am Anfang seiner Erfindung das Ziehen von Ackerfurchen auf dem Feld stand. Aufzeichnungen darüber verwahrte sein Lehrer, bis zu jenem Patentprozess gegen die übermächtige RCA, der Fransworth letztlich ruinierte. So machte sein Konkurrent Zworykin das Rennen. Jedes Land hat beim Start des Fernsehens seine Helden und Verlierer; bei uns sind es bekanntlich Ehren-Reichsrundfunkführer Paul Nipkow und Siegmund Loewe, der als jüdischer Erfinder von den Nationalsozialisten ignoriert wurde. Seine Firma wurde vor 75 Jahren arisiert. Heute kämpft Loewe ums Überleben, denn der klassische Fernseh-Markt existiert nicht mehr. Liberalistisch pickt sich die Jugend, was Lifestyle und Geldbeutel diktieren. Nur komisch, dass es dann noch lange Debatten über das Ende des Fernsehens gibt.

*** IFA, IFA und aller Tickermeldungen rot gefärbt? Weit gefehlt. Auch diese Woche sorgte die NSA für Schlagzeilen. Besonders lustige kamen von uninformierten Leuten, die behaupteten, dass jedwede Verschlüsselung "geknackt" ist. Die Wahrheit ist komplizierter, das spricht gegen sie. Die Taten des ehrenwerten Dienstes sorgen nicht nur dafür, dass Open Source im Internet ab nun schlagartig eine eminent wichtige Rolle spielt, sie sorgten dafür, dass etwa 15.000 Menschen in Berlin bei der Freiheit statt Angst demonstrierten. Manche Plakate waren richtig gut, etwa dieses hier: "Die NSA wusste schon vorher, was ich malen würde", könnte ein Klassiker von Orwellschen Dimensionen werden. Die Frage ist nicht mehr, was die NSA alles macht und von uns weiß, sondern vielmehr, was sie eigentlich nicht macht. Und besser noch, was sie nicht kann, was andere Dienste auch nicht können, wie es diese entfefelte Nachricht im Fall von Truecrypt zeigt. Man muss nachhaken und fragen wie diese stellen: Was überlässt die NSA eigentlich befreundeten Diensten, die ihre "Boots on the ground" haben, etwa in Deutschland?

*** Die derzeit darüber herumschwirrenden Gerüchte sind so skurrill, dass sie eigentlich nur für hartgesottene Verschwörungstheoretiker geeignet sind und in Fefes Blog landen müssten. So soll die NSA an unseren Verfassungsschutz Werkzeuge zur Analyse des Routings zwischen Kommunikationsnetzen, zur Dekodierung von "verschleierter Übertragung" sowie zur Dekodierung von "herstellerspezifischen Übertragungsverfahren" übergeben haben. Sogar das berüchtigte XKeyScore soll sich unter den Programmen befinden, mit der Maßgabe, dass das Programm nicht gegen US-Bürger eingesetzt werden darf und per XKeyScore ermittelte Erkenntnisse des Verfassungsschutzes auch an die NSA weitergeleitet werden. Diese Erkenntnisse aus XKeyScore dürfen aber laut EULA der NSA nicht vor Gericht verwendet werden, wenn dies sich zum Nachteil eines US-Bürgers auswirken würde oder wenn das vor Gericht verhandelte Vergehen in den USA nicht strafbar wäre.

*** Ganz nebenbei musste unser Verfassungsschutz angeblich die gesamte XKeyScore Hard- und Software kaufen, weil er eine "Fähigkeitslücke" im eigenen TKÜ-System gefunden wurde. Hier wird es völlig unglaubwürdig, bei all dem Gerede über Terror und Sicherheit und die Notwendigkeit der Überwachung: Da soll doch glatt eine veraltete Anlage läuft, die "ergänzt" werden muss. Zwei deutsche Experten wurden angeblich wochenlang in den USA in der Programmierung von XKeyScore geschult, damit die Verfassungsschützer eine "tiefere Durchdringung von Datenströmen" erreichen können.

*** So mögen sie dringen und durchdringen, doch eines schaffen sie nicht, ha! : die De-Mail zu öffnen. Denn, halli, hallo, hurra, die De-Mail kennt seit dieser Woche eine einfach zu bedienende End-to-End-Verschlüsslung. Jawohl. Das funktioniert zwar nur dann, wenn Sender wie Empfanger Gateways von Francotyp-Postalia einsetzen, aber wir wollen doch nicht kleinlich sein. Vielleicht zieht ja die Telekom nach, ebenso GMX und 1 und 1. Der frohlockende De-Mail-Anwender muss sich dann nur erkundigen, ob sein Gegenüber auch bei demselben Provider ist. Dass nennt sich dann Fortschritt beim eErraten. eGovernment geht anders. Aber dafür ist bei uns ab sofort der Normenkontrollrat zuständig. Nie gehört? Das sind die, die unter erheblichen bürokratischen Kosten die Bürokratiekosten in Deutschland ermitteln.

Was wird.

Während diese kleine Wochenschau auf einem videoüberwachungsfreien Parkplatz in Hannover unter vermummten Gestalten von Hand zu Hand wandert, läuft in Australien die Stimmenauszählung bei der Wahl des Parlaments. Insbesondere die komplizierte Bestimmung der Präferenzstimmen braucht ihre Zeit. Über die Päferenzen der Wikileaks Party gab es Ärger und Verdruss, bis hin zum Austritt prominenter Kandidaten. Durch einen sauber hingelegten Leak von Wikileaks wurde bekannt, dass Assange höchstpersönlich die Beschlüsse des Parteirates unterlief, Wahlempfehlungen für die Grünen abzugeben. Während zur Stunde noch nicht bekannt ist, ob die Wikileaks Party einen Sitz im Senat bekommt, ist es nach dieser Auszählung bereits geklärt, dass Assange selbst nicht gewählt wurde. Der fragliche Sitz ging an die Australian Motoring Enthusiasts Party, deren Slogan übersetzt als "Freie Fahrt für freie Bürger" irgendwie bekannt vorkommt.

Während die Meldungen eintrudeln, dass der Kandidat von Rupert Murdoch die Wahl gewonnen hat, kann man trefflich spekulieren, wie es mit Assange weitergeht. Einen Trost hat er ja: Der in Kanada angelaufene Film über ihn und Daniel Domscheit-Berg scheint so lala zu sein, aber der vom Assange-Fan Benedikt Cumberbach gespielte Assange soll alle deutschen Darsteller (Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu) an die Wand gespielt haben. Und sonst noch so? In Deutschland läuft seit dieser Woche eine von Assange initiierte Strafanzeige gegen einen US-Bürger, der als IT-Spezialist den 26. Kongress des Chaos Computer Clubs besuchte. Zur Stunde ist nicht klar, ob besagter US-Bürger ordentlich ein Business Ticket gelöst hat, wie das unsere Verfassungsschutzbehörden das machen, feinsäuberlich mit Rechnungsstellung an den Hauptsitz der Behörde. So muss das sein. Sonst könnte ja jeder kommen.

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #477 am: 15 September, 2013, 08:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Geliebtes Stimmvieh, wir müssen reden. Nein, nicht über die neuen iPhones von Apple oder die Uhr von Samsung. Darüber ist alles gesagt und geimpulst. Auch den "Wahlkampf" zwischen Stinkefinger und Halskette alias Raute lassen wir mal außen vor. Das uralte Zeichen der Bogenschützen, dass ihr Ziel in Reichweite ist, wird ebenso falsch verstanden wie die Kette in belgischen Farben. Immerhin ist es erfreulich, wie gut die Vorstellung ausgewählter IT-Themen aus den Wahlprogrammen bei den Lesern von heise online ankommt, obwohl aus den überall im Web auftauchenden Wahlprüfsteinen mittlerweile ein kleines Häuschen gebaut werden könnte. Die Digitalesen interessieren sich noch für Themen und Programme und haben keine Angst vor Veränderungen, das ist ein gutes Zeichen. Selbst wenn es eine Partei wie die AfD auf den Plan ruft, die abseits der IT-Themen überall Verschwörungen wittert und ein Deutschland, das nach geheimen Plänen regiert wird.

*** Aufrufe, zur Wahl zu gehen, gibt es viele, auch von denen, die Politiker aus ihrer Timeline ankreuzen. Dass Wahl- und Wechselmüdigkeit herrschten, ist eine ausgemachte Erfindung interessierter Kreise, die vor allem die Jugend vor gefährlichen Schritten abhalten möchte. Wären sie noch jünger, so würden CDU/CSU und die Piratenpartei gewinnen, gar nicht auszudenken, so was Schlimmes! Doch auch im Namen der Urne bewegt sich was.

*** Auch die angeblich immer neuen, häppchenweise an die Medien verfütterten Erkenntnisse (sie standen bereits im vorigen WWWW) über die Machenschaften von NSA, GCHQ und ihren deutschen Bündnispartnern BND und Verfassungsschutz müssen diskutiert werden. Das zeigt nicht nur die Debatte über das Tor-Projekt. Das zeigt vor allem die Rolle, die Open Source als Gegengift spielen soll. Man lese nur die 5 notwendigen staatlichen Folgen, aufbauend auf dem Gedanken, dass echte Sicherheit nur dann gegeben ist, wenn alle Glieder der Sicherheitskette kontrolliert werden können. Alles schön und gut, doch haben wir nicht ein BSI für Bürger, dass es sich ohne weiteres leisten könnte, Bounty-Suchen in diversen Open Source-Programmen zu finanzieren, so wie es Gpg4win finanziert?

*** Etwas über 16.000 Anwender setzen in Deutschland das Grundschutz-Prüfsystem GSTOOL ein, die meisten sind Behörden und Kommunen. Frühere Versionen des GSTOOLs kamen mit einer eigenen Verschlüsselung, die relativ leicht zu knacken war. Deshalb verzichtete das BSI völlig auf eine eingebaute Verschlüsselung und empfahl lediglich, für den Versand zum Auditor auf bewährte Verschlüsselungsverfahren wie Chiasmus zurückzugreifen. Das ärgerte einen Piraten, der schon vor Jahren fazialpalmierend vor dem Bildschirm saß, weil seiner Ansicht nach die fehlende Verschlüsselung lauter hätte kommuniziert werden müssen. Darauf hat das BSI in dieser Woche etwas lahm reagiert und die ganze Geschichte als "unglücklich" bezeichnet. Das mag man so sehen. Ein echtes Spitzenamt für die Sicherheit in der Informationstechnik hätte anders reagiert. Im neuen Bundestag soll das Amt des Bundesdatenschutzbeauftragten dem Justizministerium angegliedert werden. Wohin könnte bloß das BSI wandern, weg vom verschnarchten Innenministerium, dem nach wie vor keine Erkenntnisse vorliegen, was die NSA macht und das ein Versprechen nach dem anderen kassiert?

*** Ach ja, die liebe Open Source. Der Chaos Computer Club hat die Geschichte zweier Programmierer veröffentlicht, die beim Backtrack-Projekt begonnen hatten, sich danach aufs offensive Pentesting verlegten und unversehens in einem Projekt landeten, bei dem für die Überwachungsfirma Gamma Code entwickelt wurde. Gamma selbst macht kein Geheimnis daraus, dass das Backtrack-Projekt der Ausgangspunkt für die eigene Software-Entwicklung war. Während andere aus dieser Geschichte ein Ganghofer-Rührstück machen, deuten viele Details darauf hin, dass die Geschichte aus dem Jahre 2011 so nicht stimmen kann. Stutzig macht das verlinkte Geständnis des fiesen Chefs der ach so bösen Firma Dreamlab, der Wikileaks für die Veröffentlichung der neuen Spy Files dankt, weil er nun beichten kann. "Dank der Veröffentlichung des Vertrags auf Wikileaks ist uns dies nun endlich möglich, da bestehende Geheimhaltungsverpflichtungen nur für Unterlagen gelten, die nicht ohne unser Zutun bekannt geworden sind." Geheimhaltungspflichten sollen die Firma gehindert haben, über einen Infection Proxy zu reden, den sie für Gamma programmiert hat.

*** Die "gagging order" erinnert schon an US-amerikanische Verhältnisse. Bei solchen "Pflichten" ist Whistleblowing Bürgerpflicht. Stattdessen fahren die Betroffenen lieber zur Black-Hat-Konferenz. Dreamlab wird unterdessen als vorbildlich gelobt: "Dreamlab hat durch seine Arbeit im Bereich der ISECOM, am Open Source Testing Methodology Manual (OSSTMM), dem CHANGE Projekt der EU und damit letzlich auch OpenFlow, dem Schweizer Netobservatory und dem EMARE Projekt zum Schutz gegen Malware tiefe Kompetenz in dem Gebiet erworben." Wenn all diese Open Source-Initiativen von Überachungsfirmen unterwandert sind, dann gute Nacht, Schweiz. Ähem, Europa.

*** Gute Nacht? Ja, da gibt es doch ein kleines, feines Jubiläum: Heute vor fünf Jahren gingen die Lichter auf den Finanzmärkten aus. Die Lehman Brothers zwangen die Welt auf die Knie, wie ihr Kommunikationschef stolz berichtete. 600 Milliarden faulige Hypotheken lösten den Kollaps der Investmentbank aus. Im Jahre 2016 sollen die im Konkurs befindlichen Lehman Brothers die letzten Hyptotheken losgeworden sein. Wer glaubt, dass die Gefahr von Bankenpleiten heute durch messerscharfe Kontrollen gebannt ist, glaubt auch, das Schweine fliegen können. Nein, Griechenland ist nicht gemeint. Dort wurde gerade der sechstägige Sonderurlaub abgeschafft, der bisher für die Arbeit am Computer gewährt wurde.

*** Niemand hat besser über die Mühen der Ebene geschrieben, in denen es seinen Gang geht, wo man sich in der DDR durchlavierte und arrangierte und sozialistischer Konsumspießer wurde. Er war unser Fallada, meint Wolfgang Thierse zu Recht, denn auch in Osnabrück schrieb er große Werke über die Wende. Nun wird er als ostdeutscher Autor oder gar als bedeutenster Autor Ostdeutschlands beiseite geräumt. Das hat der Sachse aus Leidenschaft nicht verdient. Da müssen wir im Geiste von Ray Dolby sagen: Ruhe, bitte!

Was wird.

Wollen wir über Autos reden? In Frankfurt wurde die IAA eröffnet und es geht ausgesprochen schick zu, selbstredend mit Internet im Auto und eCall, damit die NSA weiß, wohin wir fahren. Im Sinne der guten neuen Ökonomie vom "Sharing is Caring" ist in Frankfurt Carzapp zu sehen, mit dem jede Karre für die Gemeinschaft der Karrenteiler umgerüstet werden kann. Was jetzt noch fehlt, ist die PKW-Maut für alle, damit der mentale deutsche Autofetischismus abgebaut werden kann. Gemeint ist nicht das Seehoferlein, die simple Vignette für Ausländer, die der CSU am heutigen Sonntag Stimmen für das Bergwerk bringen soll. Eine mit dem Kilometerzähler gekoppelte On-Board-Unit muss es schon sein, die die Fahrleistung berechnet und in Stoßzeiten Aufschläge auf den Grundpreis addieren kann. Was für ein wunderbares IT-Projekt, das bestens zum neuen Schwarz-Grün passt! Da schalten glatt alle Schwampeln auf grün! Wie da die Aufträge winken! Und Open Source könnte es doch auch noch sein, damit niemand auf den Verdacht kommt, abgezockt zu werden.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #478 am: 22 September, 2013, 02:40 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hielt die Welt an? Aber nicht doch, nicht eine müde Schaltsekunde lang. Während in Genf sich die Fachleute darüber stritten, ob die Schaltsekunde abgeschafft werden sollte oder nicht, starb Marcel Reich-Ranicki, Literaturliebhaber und Jude. Heute wird bekanntlich in Deutschland gewählt, deswegen ist es die Chronistenpflicht, auf die wichtigste Rede dieser abgelaufenen Legislaturperiode hinzuweisen, die im Deutschen Bundestag zu hören war. Von Marcel Reich-Ranicki, über den Beginn der Judentransporte aus dem Warschauer Ghetto und seine Heirat mit Tosia Langnas. Der schlichte Bericht eines Augenzeugen ist sicher jenseits der Tagespolitik, die sonst unter der Kuppel getrieben wird, mit überaus mieser Bilanz, was die letzten Jahre anbelangt. Stand Reich-Ranickis Rede über den Parteien, wie sein Tod? Aber nicht doch, nicht eine müde Sekunde lang.

*** Reich-Ranicki ist gestorben und in den Kreislauf der Natur eingegangen, um es Gysikalisch zu sagen. Die deutschen Zeitungen sind voll mit Nachrufen, Zurufen, Abrufen und Unkenrufen, wo bittschön jemand ist, der so verreißen kann und loben. Dabei ist es längst bekannt, dass der Tod eines Kritikers lange vor dem Tod dieses Kritikers eingesetzt hat. Heute genügt ein einfacher Satz: "Empfehlungen für Sie: Bücher". Dabei kommt niemals, so eine wunderbare Liste von 101 Büchern heraus, in der Woody Allen und Karl Marx und Joseph Heller in einer Kategorie zusammengefasst sind. So kommen wir vom Rufen zum Schreien und, in Gedenken an den Redner Reich-Ranicki, der wusste, dass sein Glück ein einsames Glück ist, ohne die Gemordeten. Diese Passage von Carl Amery aus dem abwesenden Gott passt.

du schreist: der himmel ist nicht für die vögel da, die weltgeschichte nicht für die abkömmlinge von schimpansen. Ich aber sage dir: kein Himmel, der nicht für die vögel da ist, war und ist je für dich da; und ferner: was du dem geringsten Meiner schimpansen, deiner brüder, antust, das hast du dir selbst getan; und abermals: wenn du nicht wirst wie der geringste dieser schimpansen, wirst du nicht in das Reich eingehen. du fragst: wo ist dieses Reich, das Du mir versprochen hast? Ich aber sage dir: das Reich, das paradies, ist in dir und um dich, und du hältst deine augen, dass du es nicht sehen musst. du fragst: ist nicht alles auf meine freiheit, mein glück, meine befriedigung allein angelegt? und Ich sage dir: glück für einen allein gibt es nicht.

*** Heute ist Waltag und Herbstäquinoktium, vulgo Herbstzeitgleiche zugleich. Die dicken Wale machen sich bereits fesch zum großen Koalitionskuscheln, die Rechnung mit der sorgsam orchestrierten Pädophilie-Kampagne ist aufgegangen, wie der Mond vom ollen Claudius. Kann eine Stimme für die Piratenpartei den Quant Trost spenden, der eigentlich für den kranken Nachbarn reserviert ist? Doch krank sind wir alle, im modernen Überwachungs- und Geheimdiensstaat und all diejenigen besonders, die an dem blöden Satz "Wer nichts zu verbergen hat..." leiden. "Wie kann man sein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung ausüben, wenn der moderne Analytiker einem gar nicht sagt, was er gefunden hat, und auch nicht fragt, ob er davon öffentlich Gebrauch machen darf?" Die Frage stammt von einem Medientheoretiker, nicht von einem Politiker. Oder wie wäre es mit diesem Satz: "Man muss von einem Totalitarismus der Daten sprechen. Wenn diese in die Hände derer gelangen, die von Demokratie nichts mehr halten, dann sind die Grundsätze unserer Rechtsordnung in Gefahr." Wieder kein Politiker, sondern der DDR-Bürgerrechtler Schorlemmer, der in der Süddeutschen Zeitung erzählt, welche Freude Stasichef Mielke an den Daten gehabt hätte.

*** Um es kurz zu machen: Die Warten-wir-es-mal-ab-Einstellung der Kanzlerin ist schlimm, aber hey, es ist ja Walkampf. Jeder weiß seit Käpt'n Blaubär, wie unzuverlässig Wale sind. Sie halten niemals ihre Versprechen ein und schwimmen frohgemut in die Große Kollision, wo das Regieren so leicht ist: Wir Muttis entscheiden. Was wir in diesem Walkampf hinzugelernt haben: Wale vergessen nicht nur Versprechen, sondern sind schlicht Verweigerer. Die große politische Leistungsverweigerung ist das Walthema schlechthin. Wieso da eine Wal-Gegnerin die Diskussionsteilnehmer schockieren kann, bleibt ein großes Rätsel. Schließlich gibt es genug Lautsprecher, die die Freiheit des Nichtwählers als schicken Platz für Vermarktungsstrategien entdecken. Wenn sich nichts ändert, wie wäre es mit einer neuen Haarfarbe? Ein richtiger Abwal sieht anders aus.

*** In diesen unseren lähmenden Walzeiten mit einer untätigen Regierung gibt es interessante Veränderungen. Da wäre etwa die Firma RSA, die vor einer Schwachstelle in einem eigenen Produkt warnt, oder eine Aloha, die selbstbewusstes Marketing betreibt: Nun, wo wir wissen, wie die NSA arbeitet, können wir uns auch wehren, mit verschlüsselten PDF-Dateien. Doch wissen wir wirklich, wie da gearbeitet wird bei NSA und GCHQ, nur weil es Powerpoints über die "Operation Socialist" gibt, die Snowden und Greenworld veröffentlichen? Hat das Geschmeiß von NSA und GCHQ nur Edelrouter besetzt oder auch andere? Gewissheit besteht nur, dass die "Known Unknowns" größer sind als bisher angenommen. Wir haben Komponenten und Bruchstücke und Chips, zu denen die Methoden und versuche addiert werden müssen, die etwa chinesische und russische Geheimdienste auf Lager haben. Nicht zu vergessen die Zulieferer wie Vupen, die ihrerseits bei Enttarnung weitere Zulieferer von Sicherheits-Exploits wie ManTech nennen. War da was? Richtig, von ManTech International kamen die Experten, die die Rechner von Chelsea Manning auf Spuren untersuchten, die zu Wikileaks führen sollten. We are family, tralala. Und wer liefert eigentlich die Software für selbstverschlüsselnde Festplatten nach FIPS 140-2 in unsere Rechenzentren?

Was wird.

NSA, GCHQ, NSA, geht es eigentlich auch anders? Heute vor 52 Jahren stimmte der US-Kongress für ein Gesetz, mit dem das kurz zuvor gegründete US-amerikanische Friedenscorps finanziert und rechtlich verankert wurde. Das war anders als bei Perry Rhodan eine skurrile Truppe, die eigentlich niemand haben wollte. Die Vorgeschichte: Im Oktober 1960 landete US-Präsident John F. Kennedy mitten im Walkampf gegen Richard Nixon um 2 Uhr in der Früh an der Universität von Michigan. Dort hatten Tausende von Studenten in der Kälte auf ihn gewartet. Kennedy begann einer seiner üblichen Walkampfreden, doch dann begann er zum Entsetzen seiner Entourage zu improvisieren und schwärmte von jungen Missionaren, nur eben ohne Religion. Die Kurzansprache rief die amerikanische Jugend auf, zwei Jahre ihres Lebens als freiwillige soziale Jahre draußen in der Welt zu verbringen. Eine freie Gesellschaft sollte gewaltlos im Kalten Krieg amerikanische Werte demonstrieren. Noch in derselben Nacht sollen sich 1000 Freiwillige zum Friedensdienst verpflichtet haben, der hastig improvisiert wurde. Nixon lästerte heftig über den "Wehrdienst für Schlaumeier", doch schaffte er es nicht, das Friedenscorps aufzulösen, die Truppe, die das Bild vom kriegerischen Amerikaner bekriegen sollte. Nachahmungsvoll wollte Willy Brandt ein deutsch-amerikanisches Friedensheer aufstellen.

Willy Brandt? Der liebeshungrige Kanzler, dem sein Parteifreund und Rasterfahnder Horst Herold eine Liste aller Frauenkontakte vorlegte, ganz ohne Komissar Computer? Im Jahr 1937 wohnten Willy Brandt und George Orwell in Barcelona in demselben Hotel. Orwell kämpfte als Abgesandter der der Independent Labour Party auf der Seite der POUM, Brandt arbeitete als Journalist für norwegische Zeitungen. Orwell wie Brandt waren gegen den radikalen Kurs der POUM, die gleich nach der Verteidigung der Republik mit der sozialistischen Revolution weitermachen wollte. Damit argumentierten beide auf der Linie der moskautreuen Kommunisten, die bald mit einer mörderischen Säuberungsaktion begannen. Diese Erfahrungen mit der Komintern verarbeitete Orwell in "1984". Ein spannendes Buch aus unserer Zukunft.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #479 am: 29 September, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** In diesem Hotel zur Erde war die Creme der Gesellschaft zu Gast, man wählte mit leichter Gebärde und freute sich einen Ast. Nein, das haben sie nun doch nicht bei der CDU am Walabend gesungen, so einen linken Agitprop. Da stimmte man lieber die Toten Hosen an: "An Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit. An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit." Der Walkampf ist vorbei, die Wale dümpeln ruhig, sie haben viel Zeit. Weil eine Minderheitenregierung verpönt ist, die jedesmal aktive Zustimmungen oder Duldungen aushandeln muss, bekommen wir die große Wal-Koalition als bittere Persiflage auf die Demokratie: Die kleinen Fische haben nichts mehr zu melden, da sie nicht einmal ein Viertele zählen. Das bedeutet, dass die neue "Opposition" keine Untersuchungsausschüsse einberufen kann, wenn es eine Schweinswalerei gegeben hat. Ob es wirklich hilft, zum Schutze der kleinen Fische eine Änderung der Geschäftsordnung des Bundestags zu fordern? Ein Lackmustest auf die Demokratiefähigkeit der Wale ist das jedenfalls nicht. Wale mögen es nicht, wenn ihre Ambra gestört wird.

*** Gerade deutsche Wale haben nun einmal einen Anspruch auf bequemes Regieren ohne nervenaufreibende Kampfabstimmungen, bei denen jede Stimme zählt. Merkel soll werkeln, das ist die Parole. Da gibt es nichts zu verschlafen, wenn man nicht versteht, was gerade passiert, Gemütlich ohne all das NSA-Geklingel auskungeln, wie man behutsam die neue, fast freiwillige "Bürgerdatenabgabe" einführen kann wie vor kurzem die wunderbar geräuschlos akzeptierte E-Mail made in Germany, das hat was. Bloß nicht an den von der Hotelierspartei benutzten Begriff Vorratsdatenspeicherung erinnern, das gibt nur Ärger und erinnert im Übrigen daran, dass der schlimmste Tod bei den Walen der Hitzetod ist.

*** Während die Wale Seit an Seit dümpeln, gibt es Zoff um Netzpolitik und die Netzgemeinde, früher auch als Klein-Bloggersdorf oder digitale Boheme bekannt. Angeblich hat man sich eine fiese Niederlage eingefangen und ist eine Schmerzgemeinde geworden. Im Zuge einer posttraumatischen Zerknirschung soll Netzpolitik sowas von gestern sein oder mindestenes gutes Geld bringen, wenn es heißt: "Wir wollen netzpolitik.org weiter ausbauen. Dafür brauchen wir finanzielle Unterstützung. Investiere in digitale Bürgerrechte." Wer da in Rechte investieren will, die man dank Grundgesetz und nachgeordneter Gesetze hat, muss sich die Frage nach dem Profitieren gefallen lassen. Ja, Freiheit statt Angst war ein wunderbar warmer Sommerschlußlauf, begleitet von einem hübschen Geldregen in den herumgereichten bunten Eimerchen.

*** Was in den vielen Betrachtungen zum abgelaufenen Walkampf auffällt, ist der unverhohlene Hass auf bestimmte Kommunikationsformen im Internet, der besonders bei konservativen Menschen durchschlägt, die sich als Elite begreifen. Da wird in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Twitter lächerlich gemacht als Tummelplatz der "Motzkis der Republik". Im dazu passenden Blog geht es noch besser, wenn den Piraten mangelnde Internetkenntnisse vorgeworfen werden: "Da helfen dann auch keine guten Offlineplakate mehr, wenn sie eine Organisation bewerben sollen, die an ihren schlechteren Tagen so sympathisch wie das Heiseforum ist, und die Natur des Internets trägt dazu bei, dass die Fragwürdigen, Peinlichen und Größenwahnsinnigen deutlicher auffallen. " Da schimmert Neid auf, die vielfältigen Debatten des Heiseforums mit über 2000 Beiträgen allein zur ersten Meldung zu den Wahlergebnissen passen nicht zur schlichten Denkungsart von jemanden, der den Piraten die alttestamentarische Leviten vorlesen will. Ansonsten gilt anscheinend: Die größten Kritiker waren selber Elche.

*** Achja, die FDP. "Freiheit statt Überwachung. Nur mit uns." All das schöne Werben auf der Freiheit statt Angst, mit einer Privacy Flatrate SLS ab 1,40 Euro im Jahr hat nichts genutzt. Vergrößern Eine einzige Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gegen abstoßende Wirtschaftshelfer und Mövenpick-Schlabberer, das war viel zuwenig. Die Partei verunfallte ziemlich früh in der Regierung, mit einem eigenartigen Entwicklungshelfer und dem Bruch des Versprechens, die elektronische Gesundheitskarte abzuschaffen, wenn man in der Regierung ist. Ja, auch das kam von SLS, der (nicht nur) die Netzgemeinde nachtrauert. Dass einschlägige Zeitungsartikel zum Ende des deutschen Liberalismus wieder und wieder Walther Rathenau rühmen, sagt eigentlich alles. Wenn der ach so smarte Christian Lindner wirklich durchstarten will, müsste er Edward Snowden nach Deutschland schmuggeln und die verschlafen-gleichgültige Paddelei der Wale in Sachen NSA mit allem Einsatz bekämpfen. Denkste. Stattdessen: Ein jeder bringe seine Schäfchen ins Trockene.

*** Schäfchen, Schäfchen, da war doch noch was. Wir schreiben das Jahr 2013. Erstaunlich, aber wahr: Zum allerersten Mal haben Europol und Interpol die erste internationale Konferenz über Cybercrime ausgerichtet. Dabei kam ein Sprecher der privaten Kriminaliätsbekämpfer zu Worte, dessen Präsentation zeigte, wie wenig man bei den Füchsen von rechtsstaatlichen Methoden überzeugt ist. Ganz nebenbei: "Hunt down the Wolves" als Konferenzmotto sagt mehr aus als alles Gemurmel von Experten. Denn zu den Wölfen gehören bekanntlich die Schafe. Offiziell liest sich das so: Zurückhacken, aber mit Schmackes!

If we, for a moment, consider legitimate and innocent users of the internet to be sheep -- it is simply not enough anymore to armour them or raise the fence. We also need to identify and hunt down the wolves.

Was wird

Im Rahmen dieser Wolfsjagd haben Europol, Interpol und die ICSPA als Zusammenschluss von Privatfirmen Project 2020 entwickelt, eine Schilderung der Cyber-Zukunft bis zur technologischen Singularität. Der beunruhigende Teil der Schilderung, die an Askania in Rauhberg erinnert, spielt in einem Land namens Süd-Sylvanien. Das ist ein Land, in dem sämtliche kritische Infrastrukuren in privater Hand sind. Dort tauchen "Anarchisten und RFID-Gegner" auf und erzeugen mittels DDoS-Attacken soziale Unruhen und Aufstände der Bürger, die ihre geliebten Webseiten nicht mehr erreichen können. Ein "Informationsfreiheitsministerium", in dem ehemalige Hacker arbeiten, bekämpft die sozialen Unruhen, indem rund um die Uhr durch Diskussionen in sozialen Netzen der Protesturm abgewettert wird. Besser kann man die künftige Rolle der ach so ethischen Hacker bei der Kooperation mit "Maschinen, die uns ersetzen" eigentlich nicht schildern. Das zu diesem Szenario von Trend Micro gedrehte Video startet am 1.Oktober, derzeit gibt es nur ein Making of. Die Wolfshatz auf Andersdenkende lässt Schlimmstes erahnen: In den Köpfen der Cybercrime-Experten ist aus "Law and Order" das schlichte "Order!" geworden. Gegen die Wölfe ist jedes Mittel recht.

In diesen Tagen steht der Neubau des Bundesnachrichtendienstes (BND) kurz vor seiner Fertigstellung. Nach einer Aktion von Datenschützern meldeten sich Leser, die über die Palme im Hofe des BND rätselten. Dazu hat sich nun der ausführende Künstler Ulrich Brüschke geäußert: "Bewusst werde hier mit den Original-Elementen gespielt, die von der amerikanischen Armee oder in Südostasien in Tourismusgebieten zur Tarnung von Antennenanlagen benutzt werden." Da schau her: Beim BND ist alles nur Wunst. Wie heißt es in der tageszeitung: "Die Mitarbeiter sollen atmosphärisch die Landschaft ihrer aktuellen Feinde vor Augen haben."

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