Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125594 mal)

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #450 am: 07 April, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Vor zwar Jahren flog sie über Japan und sammelte Daten nach der Nuklearkatastrophe in China, nun soll sie in Japan landen dürfen. Die Rede ist von der Flugdrohne GlobalHawk, die von Japan aus erkunden soll, was mit Einberufung einer Operationssitzung, endgültige Überprüfung und Unterschreibung gemeint ist. Will Nordkorea neue Konzessionen und humanitäre Angebote vom Ausland oder will Kim Jong-Un seine Macht als röhrender Papiertiger im Inland festigen? Irgendeine Art von Erfolg muss her, doch keiner weiß, wie der aussehen könnte. Vielleicht findet die GlobalHawk einen Hinweis, und sei es den, dass ihre Anwesenheit ein weiterer Affront ist in diesem seltsamen asymmetrischen Krieg der Fehlkalkulationen auf beiden Seiten. Besser jedenfalls als der Durchblick der taz, die einen Text über einen fiktiven Film der nordkoreanischen Propaganda schreibt und auf Kritik mit Zitaten des Querschlägers Henryk M. Broder antwortet, kann es allemal werden.

*** Drohnen sind die Kampfmittel einer postheroischen Gesellschaft, meint Herfried Münkler im Freitag. Sie stellten die Symmetrie wieder her, die durch die asymmetrischen Bedrohungen des Terrorismus geschaffen wurden. So, wie wir prinzipiell hilflos auf Selbstmordattentäter reagieren müssen, müssten Terroristen und Zivilbevölkerung auf die Schläge von oben reagieren. Dass es dafür nun auch noch Orden und Auszeichnungen gibt, hat seine eigene Logik. "Das Heldentum ist nicht mehr an die Gleichverteilung der Tötungschancen (wie bei den Jagdfliegern) gebunden. Das können sich die westlichen Gesellschaften aufgrund ihrer niedrigen Geburtenrate gar nicht mehr leisten. Deshalb zeichnet man Soldaten für Leistung aus, nicht für den Einsatz des eigenen Lebens." Neben dem Drohnenlenker hat auch der Programmierer alle Chancen, sein Eisernes Kreuz zu bekommen, erst recht die rastlosen Techniker und Admins, die die Daten/Kommunikation zur Drohne aufrecht erhalten. Ansonsten heißt es weiterhin Geschäft ist Geschäft, alle Daumen nach oben, die Zeichen stehen auf "Rise". Was übrigens ein hübsches Akronym für Risky Intervention and Surveillance/Maintenance of the Environment ist.

*** Bei Drohnen stellt sich ja nicht nur die Frage, wie man Engel zerstört. Auch unten am Boden, da, wo sich das Internet schlängelt, rumort es gewaltig. Evgeniy Morozov hat wieder einmal zusgeschlagen, mit einem Buch, wie das so seine Art ist. Während die freizügigen Piratinnen Klick mich rufen und amazonisch viele Negativpunkte bekommen, heißt es bei Morozov Click Here (to save everything), und amazonische Begeisterung macht sich breit: "Finally, I thought, our age has its thinker." Prompt wird Morozov von den einen als Hitman der Feuilletons niedergemacht, von den anderen als Augenöffner gelobt, dank dem ein paar Puzzlesteine in die richtigen Löcher fielen. Dabei spielt nicht so sehr das Buch eine Rolle, sondern eine Auskoppelung der Morozov-Studien über den Verleger Tim O'Reilly, den Meme-Hustler. Dieser Text enthält dermaßen viele Fehler, von der Herkunft des Wortes "Open Source" bis zur Verkennung der Wirkung von Dennis Ritchies Buch "The C Programming Language", dass die behauptete Dekonstruierung des Verlegers einfach nicht gelingen will. Dabei ist das Buch schon besser, stellt es doch die Frage, ob das Internet insgesamt nicht eine konservative bis reaktionäre Erfindung ist, die das bestehende System mit all seinen Ungerechtigkeiten festzimmert. Wie immer aber sind die Schnellschnüsse eben das: Schnellschüsse, die den eigentlichen Kern der Debatte nicht treffen. Die intellektuellen Drohnen sind genau so fehlgeleitet wie die physisch bewaffneten. Aber wem erzähle ich das ....

*** Hoffnung aber will nicht sterben: Die Debatte hat möglicherweise eben erst angefangen, nicht nur in Deutschland. Die Nachdenklichen brauchen auch keinen an Daten und Fakten verzweifelnden Morozov bei der einfachen Frage, warum arme Kinder, Ghettokinder eigentlich keine Start-Ups gründen, um aus der Armut herauszukommen. Die Antwort kann nicht Facebook Home sein, die Abgabe aller Lebensdaten unter dem gütigen Schutz von Mark Zuck-Un.

*** Damit ist eigentlich alles zu Facebook Home gesagt. Oder möchte noch jemand etwas zu etwas loswerden, was als die erste offen totalitäre Software in die Geschichte eingehen wird? Apropos Geschichte: Mit dem Projekt Offshore-Leaks hat der viel gepriesene Datenjournalismus der Zukunft ein erstes Zeichen gesetzt, etwa mit einer interaktive Karte, wo deutsche Oasenbauer wohnen. Das Nachsehen hat Wikileaks als Organisation, die immer noch über keine sichere Plattform zur Einreichung verfügt und daher mit den Beständen rechnen muss. Mit einem Teaser zu einem Projekt K will man die verlorene Aufmerksamkeit zurückholen. Außerdem droht man Offshore-Leaks via Twitter. Ob das gut geht? Bis dahin wird man sehen, wie sich Offshore-Leaks gegen die Begehrlichkeiten der Finanzminister in vielen Staaten zur Wehr setzen kann. Lob muss an die ungenannten deutschen Programmierer gehen, auch an die australische Firma Nuix, die kostenlose Lizenzen ihrer Software bereitstellte, für die offenbar kein Geld da war bei all den beteiligten Publikationen. Die Beschreibung der professionellen Qualitäten der 86 zugelassenen Investigativ-Journalisten stimmt allerdings nachdenklich:

"The project team’s attempts to use encrypted e-mail systems such as PGP were abandoned because of complexity and unreliability that slowed down information sharing. Studies have shown that police and government agents – and even terrorists – also struggle to use secure e-mail systems effectively. Other complex cryptographic systems popular with computer hackers were not considered for the same reasons. While many team members had sophisticated computer knowledge and could use such tools well, many more did not."

Verschlüsselung ist so schwierig, dass selbst Polizei, Nachrichtendienste und sogar Terroristen daran scheitern, von armen Journalismus-Hascherln ganz zu schweigen? Das ist eine Aussage, die nachdenklich stimmt. Vielleicht sollte die Telekom mit De-Mail als Sponsor bei Offshore-Leaks auftreten, weil alles per Default sicher ist und das Web-Interface so einfach. Ein Sponsoring in Opposition zur großen Zumwinkelei der Post hätte eine würzige Note, auch als Zeichen gegen wütende Kommentare von Oasen-Experten, die nun den schrecklichen Überwachungsstaat für Superreiche kommen sehen.

Was wird.

Heute vor 86 Jahren wurde in den USA erstmals eine Fernsehübertragung von Washington D.C. nach New York realisiert. Das für sich genommen denkwürdige Ereignis von AT&T landete nur deshalb nicht in den an Ereignissen reichen Annalen des Fernsehens, weil Herbert Hoover seine Eröffnungsansprache vornübergebeugt vom Blatte las und die fest montierte Kamera nur seine wackelnde Stirnglatze übertrug. Immerhin hatte AT&T das festliche Ereignis dokumentiert, anders als Motorola beim ersten Handy-Telefonat vor 40 Jahren. Ähnlich sieht es beim ersten Livestream ins Internet aus. Ob es wirklich TV-Aufzeichnungen davon gibt, als am 22. April 1993 die Version 1.0 des Mosaic-Browsers herauskam? Das Ereignis, das die Welt erschütterte, war ein schlichtes Release in einer Welt, die lieber über den Cyber-Sex räsonnierte, wenn man die IT-Geschichte des Westdeutschen Rundfunks zum Maßstab nimmt.

Was bleibt, ist der Hinweis auf einen anstehenden Livestream am Ende dieser Woche: Im schönen Bielefeld werden wieder einmal die Big Brother Awards verliehen, diesmal mit einer späten Sperrfrist von 20:00. Wer en detail verfolgen will, wie die glücklichen Gewinner der einzelnen Kategorien heißen, ist auf den Livestream der fernsehreifen Gala angewiesen. So soll die Spannung hoch gehalten werden, bis zum letzten Ball. Vielleicht passiert auch hier das Unfassbare, dass Preisträger ihre unredlich verdienten Statuetten für ihre Datenspeicher abholen, ganz ohne irritierende "Lichtreflexe". Wenn den Zuschauern vor Ort oder im Internet das eine oder andere Licht über das allgemeine Datenschnüffeln aufgeht, sollte es reichen.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #451 am: 14 April, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Zeitung stirbt, genauer die Tageszeitung. Die Magazine, Sonntagszeitungen und Wochenzeitungen leben etwas länger, aber auch sie werden aussterben. Papier hat keine große Zukunft, wenn der Frischfisch in Folie eingeschweißt wird. Was bleibt, ist die eigens gedruckte Feiertagszeitung zum Geburtstags- oder Hochzeitstag, sofern diese Tage vor dem Zeitpunkt liegen, an dem die letzten Tageszeitungen sterben. Natürlich sind das traurige Sätze für die, die mit dem Zeitungslesen bestimmte Erinnerungen verbinden und sei es die Lektüre eines Blattes mit großen Buchstaben und einem Matthäus-Komplex. Das Drucken auf toten Bäumen kam richtig in Fahrt, als William Bullock die Rollen-Rotationsmaschine so verbesserte, dass Zeitungen in Massen billig produziert werden können. Er erfand "die solideste Maschine, die je Papier bedruckt hat". Am Anfang der modernen Tageszeitung stand der Tod Pate: Heute vor 200 Jahren geboren, starb Bullock kurz vor seinem Geburtstag an den Folgen eines Wundbrands, nachdem sein Bein in eine seiner Druckmaschine geraten war. Damit gehört unser Mann zur illustren Gruppe der ErfinderInnen, die durch ihre Erfindungen starb.

*** Das Lamentieren über den Tod der Zeitung passt in eine Woche, in der beim Spiegel die beiden Chefredakteure an die Luft gesetzt wurden, weil sie "maßgeblich dazu beigetragen [haben], den SPIEGEL als ein weltweit beachtetes kritisches Magazin und SPIEGEL ONLINE als führendes journalistisches Angebot im deutschsprachigen Internet zu positionieren und weiterzuentwickeln". Der Rauswurf erfolgte nach einem lütten Snack der Mitarbeiter KG, wie das auf Hamburgisch heißt, hat aber seinen eigentlichen Grund darin, dass man an einer Paywall für das führende Angebot im deutschsprachigen Internet bastelt. Die Zeitung stirbt, der Journalismus lebt weiter und seine 40.000 deutschsprachigen Produzenten müssen ja von irgendetwas leben.

*** Eigentlich ist das alles kein Problem. Mit einer kleinen, einfachen Gesetzesänderung könnte man dekretieren, dass alle Menschen mit 40 Jahren sterben, äh sanft entschlafen werden. Die unter 40-Jährigen lesen aus Zeitmangel keine Zeitung mehr und wer dann noch Journalist ist, hat nur noch Zeit, sich auf große, bedeutende Netz-Berichte zu konzentrieren, die geflattrt werden oder für die es gute Bitcoins und Crowdtaler gibt. Keine Zeit für Sponsinn über den Orgasmus oder den Tod einer alten Hexe. Gerade bei einem Schreckgespenst wie Margaret Thatcher ist der Datenjournalismus ein gutes Antidot.

*** Der Verlierer dieser Woche ist Microsoft. Das führende Angebot titelte mit einem Zitat: Windows 8 hat versagt und meinte damit, dass der Tiefstand der PC-Verkäufe mit der Einführung der Kachelei zusammenhängt. Ist es wirklich ein PC-Desaster? Vielleicht ist der PC schon so tot wie die Tageszeitung, weil das Spaß&Spiel-System für die Konsumenten ein Tablet ist. Fett ausgestattete Desktops mit satter Videokarte werden vielleicht nur noch von den Bitcoin-Mineuren benötigt, dazu die Laptops für den Rest der arbeitenden Klasse. Man kann halt nicht alles haben, wir sind schließlich nicht in Alice's Restaurant.

*** Die Gewinner dieser Woche haben alle einen Big Brother Award bekommen. Das führende Angebot hält diese seit Jahren eingeübte Zeremonie zwar für ein rituelles Schattenboxen und sehnt sich nach der Wucht der früheren Jahre. Dass einstmals Preise für Datenkraken an Aktionen wie die Privacy-Karte gekoppelt waren und lustige Enttarnungen durchgeführt wurden, die Reaktionen zeitigten, wird mit aller Wucht vergessen. Aus dem einst kleinen FoeBuD ist Digitalcourage geworden und die Forderungen sind entsprechend groß. "Google zerschlagen", das hat was, wo googlen im Wörterbuch steht und drauf und dran ist, als Kirche etabliert zu werden. In dieser Woche hat sich Google dran gemacht, sich um unser Nachleben zu kümmern, wenn wir gestorben sind wie eine Zeitung.

*** Google zerschlagen, das klingt größenwahnsinnig, hat aber den teuflischen Kern, der in dem netten Suchpudel steckt. Mit Streetview hat Google unsere Straßen vermessen und dabei ganz zufällig die aufgefundenen WLAN mit in die Datenbank gesteckt, der besseren Ortung halber. Bei uns hatte das keine Folgen, in den USA kostete es ein Fetzel aus der Portokasse. Mit Google Glass steht eine komplette Neudefinition der Privatsphäre an, ganz zu schweigen von dem, was Google-Mitarbeiter aufzeichnen. Da sind Datenschützer gefragt, die bei Google traditionell aus der IT kommen und keine Juristen sind. Das ist vielleicht nach der Google-Logik gut, wo Eric Schmidt gerade den Kämpfer gegen die Überwachungsdrohnen mimt. "Google policy is to get right up to the creepy line and not cross it", dieses Zitat von Eric Schmidt über einen Konzern, der aktiv daran arbeitet, soziale Normen zu verändern, ist preiswürdig.

*** Die Frage ist halt, ob die Argumentation mit der informationellen Selbstbestimmung zur Verleihung des Big Brother Awards an Google überhaupt greifen kann, wenn es heißt: "Wer sich ständig beobachtet fühlt und annimmt, dass die gespeicherten Informationen ihm oder ihr irgendwann schaden könnten, wird zögern, Grundrechte wie freie Meinungsäußerung oder Versammlungsfreiheit wahrzunehmen. Wenn das passiert, ist das keine Privatsache mehr, sondern das schadet der Allgemeinheit und einer lebendigen Demokratie." Kann für eine solch zögerliche Haltung allein Google verantwortlich sein? Ist das Gegenstück der datenliebenden Spackeria, das universale "Juckt mich nicht, ihr könnt mich mal" nicht genauso hilflos? Immerhin organisiert(e) Digitalcourage nicht nur die Big Brother Awards, sondern zusammen mit dem AK Vorrat auch die Demonstrationen unter dem Motto Freiheit statt Angst. Das mutlose Bild eines Menschen, der sich ständig im Internet beobachtet fühlt, hat wenig mit den Netzaktivisten zu tun, die "unser Netz" gegen die Anfechtungen der Konzerne verteidigen wollen. Addiert man dazu die Tatsache, dass Netzpolitik ein Nischenthema ist, ist das Fazit bescheiden und etwa so wie bei SchülerVZ. Dabei sind 77 Prozent der erwachsenen Deutschen online und 19 Prozent wollen ohne Internet nicht mehr leben. Der Rettungsruf heißt Code for Germany: Manchmal kann man doch alles haben, genauso wie in Alice's Restaurant.

Was wird.

Während diese kleine Wochenschau ins Internet geschüttet wird, bereitet sich die SPD auf den Wahlkampf vor. Es soll kämpferische Reden gegen den Generalverdacht geben, dass die Partei eine Deppentruppe und angeblich zu blöde zum Googlen ist. Dabei war "Das Wir entscheidet" gar nicht in Google auffindbar, vielleicht aus dem Ranking genommen, wie diese Geschichte, die nach drei Tagen an der Spitze – bei der Suche nach "Piratinnenkon" – sang- und klanglos verschwand und gesperrt wurde. Bei Bing liegt er derzeit an achter Stelle. Steinbrücks Satz "Hätte, hätte, Fahrradkette" ist übrigens der weit bessere Wahlslogan. Er ist ökologisch, anschlussfähig bei Altgenossen (Dachlatte), koalitionskompatibel, Google Adsense-freundlich, passt auch zu einer Niederlage gegen Mutti und reimt sich auf Nuss-Schogette. Das kann man von anderen Wahlparolen nicht behaupten. Das letzte Mal, dass ein Wir Parole bei der SPD war, ist etwas her: Mit "Wir sind eine Familie" trat erstmals Willy Brandt zur Wahl an.

Der Jahreszeit entsprechend kommen in München wieder die Freunde des Vintage Computing zusammen, diesmal mit einem generationsübergreifenden Wettbewerb hungriger Biester. In einem ersten Test werden alte, ganz alte und moderne Computer in einem Netz per TCP/IP oder RS232 an eine eigens für Biester programmierte Kampfarena angeschlossen und ausbattlen. Die Kommunikation erfolgt über ein textbasiertes 7-bit ASCII-Protokoll, die Teilnehmer bekommen je nach Rechnerklasse unterschiedliche Bedenkzeiten. Die Idee stammt aus einem Forth-Projekt der Hochschule Augsburg, die schiere Systemvielfalt ist unbegrenzt: "Ein Agent in Forth geschrieben, laufend auf einem MSP430 Launchpad kann gegen einen in Java geschriebenen Agenten auf einem Apple Mac-Book antreten. Unfair, aber möglich", lästern die Autoren. Auch so kann Code for Germany aussehen.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #452 am: 21 April, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wenn die Revolution gesiegt hat und nach harter Arbeit ihre Kinder frisst, sind Bürokraten überflüssig. Sie müssen umerzogen werden, denn eine Ausweisung ist nicht möglich: die Revolution siegt weltweit oder gar nicht. Dann schlägt die Stunde der Computer: "Wenn es die Computer nicht gäbe, müssten sie förmlich erfunden werden für die Räteverfassung. Nur sie ermöglichen es, Informationen zu sammeln, die die Sachentscheidungen der bisherigen Bürokratie ersetzen und zwar dergestalt, dass es überhaupt keine bürokratische Position mehr gibt, die nicht innerhalb von vierzehn Tagen umbesetzbar wäre." Nein, das stammt nicht aus dem aktuellen Programm der Piratenpartei. Die sorgt sich dieser Tage lieber um Kifferclubs statt um die Weltrevolution. Die Sätze stammen aus dem Jahre 1967 und wurden von Christian Semler gesprochen, einstmals SDS-Mitglied, später als Kadergenosse Fan der Roten Khmer und dann bis zu seinem Tod der Hausphilosoph der tageszeitung. Die grübelt dieser Tage lieber darüber, was es mit der Liebe auf sich hat und freut sich über die wunderbare digitale Bilanz, dass nun auch der letzte Agrarpolitiker weiß, wo seine Bauern auf Facebook so abhängen, in den vergreisenden Wohnstiften. Ja, zärtlich war es und voller unerhörter Allianzen. Im Netz haben sich alle Netzpolitiker lieb und twittern ein Bussibussi. Nach der Enquête- kommt die Enthalpie-Kommission, den unerhörten Druck der Netzpolitik ausgleichend.

*** Ganz ohne Revolution soll mit dem Computer in diesem unseren Lande die Bürokratie abgebaut werden. Schlanke Prozesse sind angesagt und ernten anerkennende Pfiffe von Mann, Frau und postgenderischen Transhörnchen. In letzter Minute wurde noch am E-Government-Gesetz gehämmert und poliert, bis die per Gesetz dekretierte Sicherheit der Kommunikation nunmehr amtlich werden kann. Dass mit der klagenden deutschen Post ein Profiteur des Gesetzes gegen das Gesetz auftritt, macht Hoffnung auf viele weitere Volten und Irrungen, ganz ohne Revolte und Revolution. Das Ganze läuft unter dem Motto: "Lasst 1000 Bürokraten kichern - und den IT-Planungsrat tagen." Die Schriftform kann auch ersetzt werden /../ 4. durch sonstige sichere Verfahren, die durch Rechtsverordnung der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates festgelegt werden, welche den Datenübermittler (Absender der Daten) authentifizieren und die Integrität des elektronisch übermittelten Datensatzes sowie die Barrierefreiheit gewährleisten; der IT-Planungsrat gibt Empfehlungen zu geeigneten Verfahren ab.

*** Dann waren da noch die irritierten Heise-Foristas nach dem Besuch im De-Mail-Käfig, installiert in einem mittelalten Rechenzentrum. Ja, was erdreistet sich ein Journalist, ein Gebäude zu beschreiben, in dem die De-Mail kurzzeitig entschlüsselt wird, unter fürsorglicher Aufsicht einer rehschlanken SINA-Box. Ob sich der Standard De-Mail durchsetzt oder der proprietäre e-Postbrief das Rennen macht oder ein ganz anderer Igel auftaucht, ist ungewiss. Sicher ist nur, dass eine sichere Kommunikation kommen muss, die den Brief ablösen kann. Wie wundersam das gehen kann, zeigt die Deutsche Bahn (PDF-Datei) mit ihren "Schweizer"-Briefen. Bald werden alle Bundesbürger dank ihrer elektronischen Gesundheitskarten X.509-Zertifikate haben, wenn die Krankenkassen endlich dazu übergehen, die PIN-Briefe zu den Karten zu verschicken. Doch halt! Schon wieder lauern schurkische Gewalten auf dem digitalen Wege! Man lese nur den Unsinn, den die Knappschaft bei ihrer Erfolgsmeldung zur Ausgabe von Gesundheitskarten veröffentlicht: "In Arztpraxen und Krankenhäusern wird dann nur noch die elektronische Gesundheitskarte als Nachweis einer Versicherung akzeptiert." Dieser Satz kein Gesetz, um es mal netzsprachlich zu formulieren.

*** Welche E-Mail ist wirklich sicher? Fragen wir den Wikileaks-Cheffe Julian Assange, der muss es wirklich wissen. Ei der Daus! Keine! In diesem Gespräch mit Eric Schmidt steht klipp und klar, dass allein mit Krypto-Telefonen gesendete verschlüsselte SMS in der Kommunikation der Wikileaks-Mitarbeiter eingesetzt werden. Nimmt man die lobende Erwähnung der deutschen Firma Cryptophone in Assanges letztem Buch Cypherpunks hinzu, so dürfte sich Eric Schmidt wie eine Grinsekatze freuen, dass technisch Google mit einem extra gehärteten Android und Samsung mit der Galaxy-Hardware den Rebellen von Wikileaks zur Seite stehen. Dass Schmidt auf Basis des Interviews in seinem neuen Buch verkündet, dass Assange nur wegen des Geldes seine Leaks schwärzte, ist ein kleiner Schienbeintritt. Nach dem von Wikileaks veröffentlichten Transkript sagte Assange: "And so you end up with a system of self-censorship and it is embarrassing to do it and so why tell the public that you are doing it, but you are not telling the public you are doing it so it gets easier and easier to do every time. If we look at email. Who censors email? No one censors email! Look at a telephone call to your grandmother, is there a censor sitting there on the line determining whether you are about to say something bad to your grandmother and cutting it out? Of course not. The postal system. Are other people opening envelopes to see whether you are sending something bad? No. Please Mister Postman, look and see, sangen einst die Marvelettes und tüteten ihren Hit in eine Tasche, auf der nur "Ear-Mail" stand, weiter nichts.

*** In ihrem ersten Google-Hangout hat unsere Bundeskanzlerin gefordert, die "Die Technik sollte sich jetzt mal ein bisschen bemühen." Doch die faule Technik ignorierte das, so musste ein Rechner neu gestartet werden. Da dürfte Angela Merkel mehr Freude an Facebook als an Google haben, weil sich Facebook-Managerin Sandberg im Interview als Bewunderin der Kanzlerin entpuppte. "Unglaublich dankbar" sei sie, dass es VorbilderInnen wie Merkel und Thatcher gibt. Wie wäre es denn mit der Forderung an die Politik, sich ein bisschen mehr zu bemühen? Die peinliche Posse um das Informationsfreiheitsgesetz, die verkorkste Bestandsdatenauskunft und das halbherzige Vorgehen gegen Abzocker sind alles andere als Glanzlichter einer modernen IT-geprägten Regierung, die selbst ausgerechnet auf das Leistungsschutzrecht für Verleger stolz ist. Von dem abstoßenden Manöver, den Oppositionsvorschlag zu einer Frauenquote ab 2018 mit allen 320 Stimmen zu blocken, ganz zu schweigen. Von der Technik zur Taktik ist der Höllenpfad mit guten Vorsätzen gepflastert. Moralische Sieger von Wahlen nennt man Verlierer. Also weg mit den Vorsätzen, erst recht, seitdem es eine Alternative für Deutschland gibt, eine weitere Einpunktepartei nach der Einsakkopartei CDU.

Was wird.

Nach Boston wird die Forderung, mehr Videokameras zu installieren zum allseits beliebten Laute-Post-Spiel. Was die Attentäter bewegte, ausgerechnet in einer der am besten überwachten Einkaufsstraßen die Bomben zu deponieren, kommt gar nicht erst ins Bild der allfälligen Diskussionen. Noch interessanter ist die Frage, wie schnell eine Radikalisierung ablaufen kann. Da ist das Internet mit seinen Hatzvideos und den Bastelanleitungen der nächste Sündenbock. Irgendwie muss es doch zu überwachen sein, als Fahndungsmedium taugte es jedenfalls nichts. In Gaza, im Irak, in Mali, in Syrien ist Alltag, was die Bilder von Boston zeigen. Ja.

Reden wir doch über den Krieg. Nein, nicht über den seltsamen Krieg gegen Leaks im Inneren, in dem die Bundeswehr versucht, mit dem Urheberrecht zu schießen, In der anstehenden Woche wird es nach Angaben des Verteidigungsministeriums zu einem sicherheitspolitischen Dialog mit den Kirchen kommen. Denn die christlichen Religionen haben mit dem Einsatz von Drohnen ein Problem, der Verteidigungsminister nicht. Wie da überhaupt ein Dialog geführt werden kann, ist die eine Frage, was "ethisch neutrale Waffen" überhaupt sind, die andere. Trösten wir uns damit, dass an anderer Stelle die tolle IT der Bundeswehr gefeiert wird als ethisch ganz wunderbarer Enabler.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #453 am: 28 April, 2013, 06:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Frühling, ja, es ist Frühling. Da möchte man doch seine Ruhe haben und genießen. Aber sie lassen einem nicht in Ruhe, diese Internet-Vordenker. Dabei ist es schon eine Weile her, dass ein führender IT-Lenker Visionen hatte und nicht zum Arzt ging. Im Jahre 1995 erschienen Bill Gates' Gedanken über die "Zukunft der Informationsgesellschaft" unter dem Titel "The Road Ahead" bzw. "Der Weg nach vorn". Die erste Version des "Klassikers" zeigte die Verpeilung von Microsofts Chefdenker, der das Buch mit seinem Cheftechnologen Nathan Myhrvold und dem Journalisten Peter Rinearson verfasst hatte: Das Internet kam in wenigen Absätzen vor und wurde als Vorläufer des Information Highways beschrieben, auf dem sich Angebote wie "The Microsoft Network" (MSN) tummeln sollten. MSN wurde im August 1995 gestartet, erwies sich aber recht bald als Flop. Die US-amerikanische Taschenbuchausgabe des Buches musste deshalb umgeschrieben werden, weil sich Ende 1995 abzeichnete, dass das Internet das Rennen machen wird und nicht die gedrosselten und behüteten "walled gardens" wie MSN oder AOL.

*** In Deutschland fiel der Startschuss am 1. September 1995, als die Deutsche Telekom eine CD mit dem Netscape-Browser für Windows und OS/2 auf die Vorderseite ihres hauseigenen Btx-Magazins com! pappte und "Internet für alle – Btx startet durch!" feierte. 1,2 Millionen Deutsche installierten den Browser bis Anfang 1996, nur 50.000 meldeten sich bei MSN an: So machen die Menschen Geschichte, und dies aus freien Stücken. Ganz nebenbei startete Btx nicht durch, sondern verödete: die Verteilung der CD war der Anfang vom Ende. Landauf, landab schwillt er an, der Protest über die Grenzwertziehung der Telekom, die in dieser Woche bekannt wurde. Ist nun die Maske gefallen oder finden wir uns in den Fasern der Next Generation Networks wieder, in denen die Telekom freundlich und fair an der Seite ihrer Kunden steht? Kommt eine unverhoffte Variante der Vorratsdatenspeicherung light und steht nicht gar die Netzneutralität auf dem Spiel, wenn das Internet funktional kaputtgemacht wird? Der Weg nach vorn ist mit vielen Fragen gepflastert.

*** Im Jahre 2013 ist Microsoft eine andere Adresse, die Visionen haben die neuen Super-Marktmächte wie Google und Facebook. Niemand geringeres als Eric Schmidt von Google hat zusammen mit dem Berater Jared Cohen ein Zukunftsbuch geschrieben, das deutsche Edelfedern so nachhaltig verunsichert, dass sie die Laissez-faire-Politik Europas verurteilen und zum Aufstand gegen das Monster rufen: Nun tut doch endlich was! Es erinnert an den Aufruf der Datenschutzwächter:Zerschlagt Google! Lustig ist, dass das Kapitel über die Leaks von Wikileaks selbst schnell geleakt wurde.

*** Was wirklich an dem Buch von Schmidt und Cohen erstaunt, ist die Tatsache, wie wenig Visionen es für den Leser bereithält – und wie viele davon bereits im Buch von Gates vorhanden sind. Das intelligente Haus (der Gates-Familie), die personalisierte Medizin (für den vermögenden Durchschnittsamerikaner), der intelligente Verkehr. Es ist alles da und wenig überraschend. Dafür, dass hier jemand von einer Firma schreibt, die gerade ihre Datenbrille vorstellt, ist die Zukunft schon wieder Vergangenheit. Derweil wird mit den Glasses die German Product Angst aufgelöst und der Scoble-Guru gerät ins Schwärmen: "Ich werde niemals mein Haus ohne sie verlassen." Lieber lässt er sein Hirn ausgeschaltet als die neue Brille.

*** Beim richtigen Einstiegspreis, den Scoble irgendwo bei 200 Dollar ausmacht, könnte die Brille unseren Alltag revolutionieren, die entsprechende Tragepflicht für jeden Bürger vorausgesetzt. Denn schnell mal Bilder von Unbekannten machen, wird einfacher als je zuvor. In dieser Woche hat unser Bundesinnenminister das gemacht, was allen Innenministern in den Genen liegt. Er hat nach den Ereignissen in Boston die Verschärfung der Videoüberwachung gefordert, damit einmal erkannte Selbstmordterroristen beim zweiten oder dritten Anschlag enttarnt werden können. So entstehen große Zitate, über Selbsstmordattentäter, die zwei oder drei Mal zuschlagen, Zitate, die die Zeiten überdauern werden:

Friedrich: Einen Selbstmordattentäter, der seinen eigenen Tod bei der Planung der Tat einkalkuliert, werden auch Videokameras nicht abschrecken.

Spiegel Online: Also sind die Kameras gegen Terror unwirksam?

Friedrich: Das wäre ein falscher Schluss. Wenn wir zum Beispiel den Täter nach dem ersten Mal verhaften, kann er kein zweites oder drittes Mal zuschlagen. Allein das ist schon ein Erfolg. Zudem können wir Planungen für Anschläge durch Kameras im Vorfeld aufklären. Ich bleibe dabei: Die Videoüberwachung, wohlgemerkt als Teil einer komplexen Sicherheitsstrategie, ist ein wichtiges Mittel für uns.

*** Man lebt nur einmal, erst recht als echter Selbstmordattentäter, was die Brüder in Boston explizit nicht waren. Aber bitte, wer kennt denn noch Goethes Clavigo über die nachlassende Qualität im Journalismus: "Man lebt nur einmal in der Welt, hat nur einmal diese Kräfte, diese Aussichten, und wer sie nicht zum besten braucht, wer sich nicht so weit treibt als möglich, ist ein Tor." Hätten die Spiegel-Redakteure nicht nachfragen müssen? Wahrscheinlich wird das abgehalfterte "Sturmgeschütz der Demokratie" auch noch jubeln, wenn Innenminister Friedrich die flächendeckende Überwachung der Verfassungsrichter anordnet, die so frech sind, das Recht der freien Meinungsäußerung für sich in Anspruch zu nehmen. Freuen wir uns auf die Zeit, in der jeder als Brillenwart mit Google Glasses sein Scherflein für die Verbesserung der Inneren Sicherheit leistet. Politik heute, dass ist das Backen kleiner Brötchen.

Was wird.

Wie war das noch mit den großen Visionen? Im Gates-Buch "Weg nach vorn" findet sich kein einziger Satz über kommende Kriege und Kämpfe, ganz zu schweigen von möglichen Cyberkriegen. Das sieht bei Eric Schmidt und Jared Cohen schon ganz anders aus. Hier gibt es ein ganzes Kapitel über Hacker als Cyber-Terroristen, die uns im Namen dubioser Staaten bedrohen. Wer genau, das bleibt offen, denn China will nicht vergrault werden und Nordkorea ist das Land, das beide Autoren für die Buch-Recherche besucht haben. Unter Anleitung des großen Führers entsteht ein koreanisches Linux, das den Weltmarkt erobern soll.

Weil der Krieg der Vater aller Dinge ist, sind Kampfdrohnen seine Töchter. Bemannte Flugzeuge sind sowas von gestern, den Drohnen gehört die Zukunft, jedenfalls nach Meinung der CDU/CSU. In der aktuellen Debatte dieser Tage klang es noch etwas harmloser, schließlich läuft der Wahlkampf an. Da macht es sich nicht so gut, über einen Kauf des Predator oder Reaper aka Predator B zu reden, mit denen die Zukunft der militärischen Fliegerei anfangen soll. In Großbritannien, das bisher seine Drohnen von den USA aus steuerte, geht nun zum Mai der erste eigene Leitstand in Betrieb und stolz nennt man Zahlen zu den Aufklärungsdrohen: 45.000 Stunden geflogen, "nur" 350 Raketen abgefeuert – wir leben in friedlichen Zeiten. Übrigens will Israel das erste Land sein, in dem das "bemannte Kampfflugzeug aus den militärischen Arsenalen verschwindet", wie es die CDU/CSU wünscht. Schließlich sind alle kampftauglichen Drohnen israelischen Ursprungs, auch Predator und Reaper.

Heraus zum 1. Mai! Der Kampftag der Arbeiterklasse naht und mit ihm das übliche Verbalgetöse. Wie wäre es mit der Erinnerung, dass die Fünftagewoche von der Zigarettenindustrie 1956 eingeführt wurde, gefolgt von den Verlagen und der Druckindustrie anno 1965 und den Metallern anno 1967. Die IT-Branche folgte erst im Jahre 1995, als Bill Gates seine Visionen hatte. Unter dem Stichwort Arbeitsplatz findet sich bei Gates dieser Satz: "Gemessen an anderen Revolutionen ist diejenige, die der PC ausgelöst hat, bemerkenswert gnädig mit den Menschen umgegangen." Wer den Begriff bei Schmidt und Cohen sucht, findet folgendes Statement über den Verlust lokaler Arbeitsplätze: "Globalization's critics will decry this erosion of local monopolies, but it should be embraced, because this is how our societies will move forward and continue to innovate." So einfach ist das, ihr Lokalmonopolisten.

Heraus, heraus zum 1. Mai! Diesmal sind die Mainelken etwas spät dran und noch nicht pflückreif. Auch die Gewerkschaften haben Probleme, mit den Halbfinal-Rückspielen von Bayern und Dortmund in der Champignon-League. Probleme auch bei den Autonomen, denen nicht nur der höchstaufsichtsführende Gegner angesichts Grippe abhanden kommt. Auch die richtige Einstellung macht Sorgen. Handy hochhalten und mit dem Foto twittern, das ist der richtige Wurf im falschen Leben. In Berlin wagt man mehr Transparenz durch die Veröffentlichung der Demonstrationsrouten. Es wird überall von Hausdächern, Hubschraubern und Videodrohnen gefilmt, aber nicht gespeichert. Schande über den, der bei der "funktional gebotenen" Übersichtsaufnahme an etwas anderes denkt.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #454 am: 05 Mai, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Nein, für die "Netzpolitik" war dies keine gute Woche. Der Bundesrat hat das Gesetz zur Reform der Bestandsdatenauskunft abgesegnet. Der Bund deutscher Kriminalbeamter spricht von einem guten Tag für die deutschen Sicherheitsbehörden, nur um noch eins draufzulegen mit der Vorratsdatenspeicherung: "Es kann nicht ewig so weitergehen, dass Verbrecher die einzigen sind, die noch ruhig schlafen können!" Ruhig geschlafen haben all die Politiker, die einem Gesetz zugestimmt haben, das die mit dem E-Government-Gesetz geförderte De-Mail umstandslos abschießt. Geschlafen haben all die Demokratieexperten der Parteien, die bei dem Wohlfühlgesetz für Kriminalbeamte es zuließen, dass Nachrichtendienste sich ebenfalls die PUK und IP-Adressen besorgen können, wenn es zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendig ist. Damit schließt sich ein Kreis: Überwachtes Deutschland heißt ein dieser Tage erschienenes Buch, in dem ein Historiker erzählt, in welchem Ausmaß ab 1955 in der alten BRD die Kommunikation und der Postverkehr mit der alten DDR überwacht wurde, bis 1968 ohne jegliche gesetzliche Grundlage. Während 1968 mit den Notstandsgesetzen ein Instrument entstand, im "Notstandsfall" alle Bürgerrechte aufzuheben, erhielten die Geheimdienste ihre maßgeschneiderten Überwachungsgesetze. Das rechtsstaatliche Elend hat eine lange Tradition.

*** Machen es andere besser? "So klein wir auch sein mögen, unsere Taten sind groß. Nichts bringt uns zu Fall", schmetterten die Niederländer in ihrem schmalzigen Königsliedrap zur Krönung ihres Prins Pilsje. Der allgemeine Medienrummel um eine vormoderne Einrichtung war offenbar bestens geeignet, Erläuterungen und Überlegungen zu einem Dekryptierbefehl zu veröffentlichen, ohne einen allgemeinen Aufschrei zu provozieren. Ein paar Bürgerrechtler bemerken, was da in der Polderdemokratie angedacht wird, der Rest ist Pils. Der beste Kommentar zu diesem ungalanten Vorstoß ist im Lawblog zu lesen: "Sogar der Staat muss gewisse Grenzen beachten. So lange jedenfalls, wie er den 99,99 Prozent der Bevölkerung, die absolut nichts mit Kinderpornografie am Hut haben, noch einen letzten Rest Freiheit zugestehen will."

*** Doch halt, die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Sonntagsreden ist im Mutterland der Startup-Idolaterie in Gefahr. Zwar hat nur das US-Repräsentantenhaus den Cyber Intelligence Sharing and Protection Act (CISPA) gebilligt, während der Senat die Gesetzesvorlage nicht verabschieden will, doch die Gefahr ist nicht vorüber. Im Gegenteil: Konzerne wie der Brillenproduzent Google oder die Fetischwaren-Kette Apple befürworten CISPA. Robert McChesney, Professor für Kommunikationswissenschaft an der "Netscape"-Universität von Illinois, sieht ein Zusammenwachsen der Internet-Konzerne mit dem modernen Militär zu einem Cyber-Digitalen-Komplex. Die weitgehende Überwachung der Bürger ist ganz im Sinne von Google und Co, die dafür Aufträge im großen Stil kassieren – und ganz nebenbei das große Datensammeln ungestört weiterführen können.

*** Das bringt unweigerlich eine Frage auf den Bildschirm, die dieser Tage eine sehr verwirrende Antwort vom obersten Informationsfreiheit- und Bundesdatenschützer erhielt. Glaubt man Peter Schaar, so sind von Journalisten gespeicherte Dateien auf Google Drive, Dropbox, Ubuntu One oder gar der geplanten supersicheren freistaatlich finanzierten   nPA-Box nicht wirklich geschützt. Der für Journalisten geltende Quellenschutz für Kontakte und Recherchematerial soll bei Online-Inhalten nicht greifen. Aktuell ist zwar kein einziger Fall bekannt, wo deutsche Ermittler etwa eine Dropbox konfiszierten, aber heute ist ja jeder irgendwie Journalist, da wird es schnell passiert sein. Die unmittelbare Konsequenz macht jeden ernsthaft arbeitenden Journalisten zum Gemüsehändler im Stil der Pretty Good Grocery: Wer brisante Inhalte zu einer Recherche nicht verschlüsselt in die Cloud stellt, handelt fahrlässig. Wer diese Inhalte nicht gesondert auf einem externen Medium absichert, bettelt um Besuch im Morgengrauen. Und wer seine Informanten in den Kontaktlisten seines Klugphones gleich welcher Bauart gespeichert hat, ist Hilfzist, nicht Journalist.

*** Heute vor 200 Jahren wurde der Philosoph Søren Kierkegaard geboren. Das wird in gelehrten Abhandlungen über den Einzelnen sicher gebührend gewürdigt, links wie rechts. Nun denn: Kierkegaard verachtete Journalisten und nannte sie Klatschmorcheln, die davon lebten, über eigene als wahr empfundene wie erfundene Geschichten zu schreiben, die dann ein unmündiges Publikum liest und glaubt. Mit der "Korsaren-Affäre", einer vernichtenden Kritik der Satire-Zeitschrift Korsar, wurde der leicht bucklige Kierkegaard in der scheinniedlichen Stadt Kopenhagen zum Gespött der Öffentlichkeit. Sie sollte ihn "totgrinsen", so der Aufruf des Korsaren. Es gibt Berichte aus der Zeit, dass Straßenkinder ihm ein lauten "Enten-Eller" hinterherriefen, womit keineswegs die Quaakvögel gemeint waren, sondern sein Hauptwerk "Entweder-Oder". Ja, der große Philosoph wurde erstes Opfer des modernen Medienstalkings,

Was wird.

Hach, was waren das noch für Zeiten, als Blogger die Welt veränderten! Und kleine, witzige Konferenzen veranstalteten, auf der es darum ging, wie man ordentlich Kohle machen kann. Inzwischen ist aus dem Ansatz eine Großveranstaltung namens re:publica geworden, mit über 5000 Teilnehmern und ein paar Hundert Referenten. Nicht alle vom Schlage eines Gunter Dueck, der mit seiner Omnisophie die Mindestgage von 5000 Euro festgelegt hat. Als erfolgreiches Format kann sich das die re:publica leisten, wobei beim Format noch unklar ist, ob es eine Art Kirchentag für digital Natives ist, ein Internet-Klassentreffen oder der Startschuss für eine ganz große Meckerei. Apropos Schuss: Auf, auf, zum Kampf, zum Kampf sind wir geboren, hieß es mal in einem vielseitig verwendbaren Lied, das bald für die digital Natives umgedichtet werden könnte, wenn sie mit Twitter und Facebook in den Krieg ziehen. "Der Kommandokämpfer wird zum Vertreter einer kriegerischen digitalen Boheme, der sich nur durch den Gegenstand seiner Arbeit vom Hipster in Berlin unterscheidet." Die Bobos als Frontschweine, das hat was, in einer ehemaligen prüden Frontstadt mit fremdelnden Luxusproblemen. Weltoffen und deutsch, das ist einfach ein Gegensatz, den selbst der Berlin-Besucher Kierkegaard nicht denkend überwinden könnte.

Wo ist nochmal die Front?. Einen schicken Foto- Wettbewerb hatte die europäische Grenzschutzagentur Frontex unter dem beziehungsreichen Titel Ties that bind ausgerichtet. Schließlich sind Grenzen eine "wichtige Wegscheide gesellschaftlicher Integration", meint Frontex. Wir kennen das ja: Wer in Deutschland als Flüchtling oder Geduldeter seinen angewiesenen Landkreis verlässt, macht sich strafbar und gilt als unintegrierbar. Wer mit geschmackvoll fotografierten Beiträgen zum Thema "Ties that bind" wie "weiße Kabelbinder auf schwarzer Haut" gewonnen hat, soll in der nächsten Woche bekannt gegeben werden. Den Gewinnern winkt eine Reise nach Warschau zum Frontex-Kongress über intelligente Grenzkontrollsysteme. Mögen sie nicht in ihren Fliegern schmoren wie deutsche Minister, die unbeirrt von der Kritik der Datenschützer von Smart Borders schwärmen, die als "lückenlose Vorratsdatenspeicherung" angelegt ist.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #455 am: 12 Mai, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die re:publica ist vorüber, doch das Glänzen in den Augen der digital Natives hält noch an. Was einst im analogen Kontakthof der Kalkscheune ein kleines Digitümmel war, ist in der Station Berlin mit ihrem großen Innenraum ein einziger Bussi-to-Bussi-Marathon geworden. Dort, im alten Postbahnhof, wo in der Zeit des Kalten Krieges der Postverkehr mit der DDR illegal überwacht wurde, zeigte sich die Jugend kontaktfreudig und offen, immer bereit, die tollen drei Tage auf Facebook zu kommentieren. Die alten Säcke, von den Partygängern mitleidig Digital Immigrants genannt, rätseln derweil über die nach 1980 geborenen, ausweislich der Wikipedia so genannten Alterskohorte. Für sie stellt sich der Satz von Vint Cerf, einem der "Väter" des Netzes etwas anders da: "The Internet lives where anyone can access it." Das Internet ist nicht einfach da, um Facebook erreichen zu können, sondern ist ein besonderes Nervensystem, für das gekämpft werden muss, damit es lebenswert bleibt. Das Engagement für ein freies Netz gehört zum Netz, wenn die Netzneutralität in Frage gestellt wird und Politiker wie Sascha Lobo (SPD) und Thomas Jarzombek (CDU) Kompromissfähigkeit anmahnen.

*** Das Schöne an Deutschland ist seine Übersichtlichkeit. Politisch nennt sich das Förderalismus: Je nach Bundesland fördert sich die eine oder andere Beziehung zum Vorteil beider. So passt es schließlich ganz vorzüglich zum Wahlkampf im Zeichen der Managed Services, dass SPD-Mann Steinbrück die Telekom-Professorin Gesche Joost in seinen Stab beruft, die sozialdemokratische Brücke zur "Netzgemeinde" zu befestigen. Rotschopf Sascha Lobo wäre sicherlich die bessere Wahl, doch darf es in der SPD nur einen Selbstdarsteller geben, die Tempobremse "Siggy Pop". Managed Services muss übrigens die Bundesnetzagentur genehmigen. So passt es zum allgemeinen deutschen Förderalismus, dass das Berliner Büro der Agentur von einer Mätresse eines bayerischen Provinzfürsten geführt wird.

*** So schnell kann das gehen: Da beklagt eine digital Native in ihrem Blog das Leiden ihrer Generation Praktikum – mit aufschlussreichen Kommentaren ihrer LeserInnen – da hat es sich mit dem Praktizieren ohne Aussicht auf Irgendwas: Die neue politische Geschäftsführerin der Piratenpartei wird sich kaum auf ihrem Dissener Bauernhof ausruhen können, sondern muss ab ovo Netzkompetenz zeigen und alberne Alliterationen wie Piraten-Prinzessin ertragen. Dass ausgerechnet Grüne mitjammern und auch da noch die Besseren sein wollen, passt ganz ausgezeichnet ins Bild. Wie heißt es noch im neuen Wahlprogramm der Piraten zur Kulturpolitik: die bedingungslose Teilhabe an Kunst und Kultur, Transparenz der Kulturförderung und die intensive Zusammenarbeit von Hochkultur, Populärkultur, freier Szene und Laienkultur ist Pflicht aller Kulturschaffenden. Walter Ulbricht, 1952?

*** Heute vor 18 Jahren, am 12. Mai 1995 berichtete die tageszeitung über ihre eigene Web-Präsenz als erste deutsche Tageszeiung. Dass die Wikipedia das anders sieht und der am 5. Mai im WWW gestarteten Schweriner Volkszeitung den ersten Platz zuerkennt, das wurmt die taz-Techniker noch heute. Besonders amüsant ist der letzte Satz des Artikels zum unrunden Jubiläum: "Niemand glaubte an die ökonomische "Kannibalisierung" der Papierzeitungen durch das Internet - deshalb hat die taz damals sämtliche Artikel online gestellt." Dabei war die allererste Digitaz gar nicht kostenlos, sondern erklärte lang und breit den geschätzten LeserInnen, dass die digitaz wie Shareware-Software funktioniert. WWW-Nutzer sollten auf freiwilliger Basis ein Netzabo in selbstgewählter Höhe zahlen!

Kurz nach der taz startete Die Welt im Web, danach die Rhein-Zeitung, die Saarbrücker Zeitung und die Schwäbische Zeitung sowie der Tagesspiegel. Im Sommer 1995 konnte man acht deutsche Tageszeitungen im WWW lesen. "Kostenlos" war bis auf die freiwillig zu zahlende taz niemand: die Zeitungen verkauften ihren Kunden eminent teure "Internet-Anzeigen" und traten gegenüber den Lesern als Internet-Zugangsanbieter auf. Nicht mal ein Jahr verging, bis die Verleger eine Suchmaschine namens Fireball ins Rennen schickte. Soviel zum zeitgenössischen Gejammere der Branche über die schutzlose Leistungsungerechtigkeit dieser Welt.

*** Wie es sich in dieser Woche andeutete, nimmt die Diskussion über Kampfdrohnen massiv an Fahrt auf. Ist zur grundsätzlichen Problematik nicht alles gesagt? In einem nicht online verfügbaren Kommentar heißt es heute in der Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung, dass sich Deutschland entscheiden muss: "Die Frage der Kampfdrohnen spaltet die Gesellschaft. Aber wenn sie solche Waffen nicht will, darf sie keine Soldaten in Kriege schicken." Doch es gibt ja noch die, die solche Waffen wollen. Es gibt ferner den unbewaffneten Eurohawk, der eines Tages über unseren Köpfen Aufklärung betreiben soll. Bei diesem Flieger hapert es an den erforderlichen Genehmigungen. Eine preiswürdige Lösung des Problems ist ein Flugzeug, das mit einem Piloten überall Überflugrechte hat und mit wenigen Handgriffen in 4 Stunden zur Drohne umgebaut werden kann. So will die Schweiz ihr Drohnenproblem lösen. Damit es nicht bedrohlich aussieht, werden Crash-Test-Dummies neben den Computer gesetzt. Mmm Mmm Mmm Mmm.

Was wird.

Gleich am Montag geht es weiter mit dem Gezerre um das Internet, das in "Diesem Unseren Land" inmitten einem bipolar gestörten neurotischen Europa einen schweren Stand hat: Die sogenannte Störerhaftung steht zur Debatte, die Sachverständigen sind geladen. Das unsägliche Konstrukt entstand aus einem Riss zwischen Telemedien- und Telekommunikationsgesetzen und führt dazu, dass etwa derjenige, der in Potsdam um einen Schluck Wasser bittet, ein virtueller Slowene ist. Im Sinne des neurotischen Europas ist das eine klasse Sache: wir sind eine Kultur! Lasst 1000 Blumen blühen! Im Sinne mancher Anwälte sieht das ganz anders aus: nur digital Naives glauben, das freies WLAN eine Selbstverständlichkeit ist. Auch diese Sache muss erkämpft werden.

Am Dienstag ist es endlich soweit, wenn das "Inferno" des weltensbesten Autors Dan Brown erscheint. Dann können wir alle nach diesem kleinen Vorspann weiterlesen, wie der Symbologe Robert Langdon wieder einmal die Welt retten wird dank kniffeliger Lektüre von Dantes Inferno. Wir lernen den Unterschied zwischen der impotentia coeundi und der impotentia generandi. Letztere wird von einem Virus namens Inferno erzeugt, den ein verrückter Wissenschaftler entwickelt hat, um auf elegante Weise die Erde von der sie quälenden Menschheit zu befreien. Dan Brown verklappt auf Hunderten von Seiten den Transhumanismus und serviert etwas Kripkenstein, bis am Ende die Erkenntnis steht, dass... aber nein, ich bin kein Spielverderber.

Das nächste Vorbild für einen richtigen Dan-Brown-Thriller könnte der japanische Mathematiker Shinichi Mochizuki sein, dessen vor einem Jahr veröffentlichter Beweis der abc-Vermutung so unverständlich sein soll, dass bisher niemand diesen Beweis nachvollziehen konnte. Dan Brown, dieser Chuck Norris der Tastaturen, wird alles von Mochizuki entschlüsseln, auch ein verschlüsseltes iPhone 4S. Chuck Norris liest übrigens keine Bücher. Er starrt sie an, bis er die nötigen Informationen bekommen hat, die er braucht. Chuck Norris liest nur The H.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #456 am: 19 Mai, 2013, 00:30 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Okay. Der SC Freiburg hat es nicht in die Champions-League-Qualifikation geschafft. Dabei hätte er es verdient. Aber seit wann ist Fußball gerecht? Zumindest aus Fan-Sicht war er das noch nie. Da ist die Bundesliga wie der ESC: Wer Fan ist, dem ist egal, ob das Spiel - oder die Musik - was taugt. Okay, das ist jetzt ungerecht für den SCF - denn ein Vergleich mit dem tumben Eurodance-Pop von Escanda hat das schöne Spiel der Freiburger Fußballer nicht verdient. Die FAZ meint ja, der ESC werde ungerecht behandelt: "Wie kommt es eigentlich, dass eine so harmlose, völkerverbindende und insgesamt fröhliche Veranstaltung wie der Eurovision Song Contest (ESC) in den deutschen Medien überwiegend niedergeschrieben wird?" Mag sein, dass dies eine richtige Frage ist. Schlechte Musik bleibt aber schlechte Musik, auch wenn sie im Radio rauf und runter gedudelt wird. Dass aber auf dem ESC nicht nur schlechte Musik zu hören ist, mag auch so etwas wie eine Binsenweisheit sein. Genauso wie die Erfahrung, dass in der Bundesliga mittlerweile nicht nur Rumpelfußball gespielt wird. Sagte ich SC Freiburg? QED: Musik!

*** Fußball und Kunst, beziehungsweise Musik? Warum nicht. Denn hinter jedem Inhalt steckt ein Kopf, der ihn erarbeitet hat, heißt es. Das gilt auch für diese kleine fast kostenlose Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene, wie immer – Fußball hin, Musik her – hart erarbeitet, ach, was sag ich, erschuftet! Das ist bittschön eine Qualitätswochenschau, anders als diese bald zurecht verbotenen No-Name-Kännchen voller xy-Öl ohne BSI-Siegel auf den Fläschchen. Man sollte auch übrigens auch No-Name Pfeffer & Salzstreuer verbieten, Schankbiere und offene Weine, alles ein einziger Quell von Betrügereien. Nein, das hier ist gewürzt mit handverlesenen Pointen aus der Erzeugerabfüllung, gewachsen auf dem Terroir der IT, einer durch und durch käuflich gewordenen Branche, wo jeder mitnimmt, was zu nehmen ist und dann etwas über eine Neiddebatte faselt. Auf der einen Seite haben wir Vorgaben, die die Mitnahme eines USB-Sticks von mehr als 1 GByte als unerlaubte Vorteilsnahme untersagen, auf der anderen Blogger, die auf jede Ethik pfeifen, falls sie das Konzept kennen und nicht mit einem gesponserten E-Ticket verwechseln.

*** Insofern wird man einer Gesche Joost mit diesem Lebenslauf nicht verdenken können, für lau die "Web-Expertin der SPD" zu werden und sich in eine begeisterungsfähige Netzpionierin und Künstlerin der @Generation zu verwandeln. Klar hätte der Partei ein Kümmerer wie Nico Lumma besser zu Gesicht gestanden, aber der spricht offen von Drosselkom und hätte sich bei Steinbrücks Vorstellung eines "Kenners aller Entwicklungen unseres zunehmend digitalisierten Lebens" das Lachen sicher nicht verkneifen können. Es gibt viele Joostizismen, auf die wir uns in diesem Wahlkampf freuen können. Im vollen Wortlaut etwa heißt ein eben gerade bereits verballhornter Satz: "Viele netzaffine Leute begreifen langsam, dass hinter jedem Inhalt auch ein Kopf steckt, der ihn erarbeitet hat. Die Gratiskultur nimmt ab, auch das Image von illegalen Plattformen hat zu Recht stark gelitten." Wenn diese hintereinander gesprochenen Sätze einen Sinn machen sollen, dann korrespondieren die langsam begreifenden "netzaffinen Leute" mit der abnehmenden Gratiskultur. Fehlt nur noch die Gratismentalität aus dem Wörterbuch des Internetbanausen. Ein guter Auftakt ist das nicht, wenn man Internet-Ministerin werden will. Bemerkenswert schnell hat übrigens der angefressene Googleplex reagiert: Autocomplete schlägt bei der Suche nach Gesche Joost nicht mehr das Telekom Design Research Lab vor.

*** Bis auf die Wurst hat alles mal ein Ende, auch das größte "Inferno" aller Zeiten. Im Wust der Rezensenten verdiente sich der witzige Liveticker des Tagesanzeigers seine Lorbeeren, zumal er nicht davor halt machte, auf den freigesetzten Impotenz-Virus hinzuweisen, der nunmehr unter der Menschheit wütet. Verwunderlich ist nur, dass bei diesem Superseller noch niemand darauf hingewiesen hat, wie sehr sich Dan Brown an der Bevölkerungsbombe von Paul Ehrlich vergriffen hat. Grenzenlos war jedenfalls der Jubel im Bildungs- und Forschungsministerium, dass da ein so hammergeiler Satzklempner wie Brown mit seinem Rattenlabyrinth aus Wikipediawissen einen Beitrag zum ansonsten recht müden Wissenschaftsjahr 2013 liefert, das sich bekanntlich mit der demografischen Chance beschäftigt. Demografischer Wandel, da war doch was? Es ist schon einige Zeit her, dass der vor 100 Jahren geborene Fernsehprofessor Heinz Haber mit seinem besten Freund und erbitterten Gegner, dem ebenfalls vor 100 Jahren geborenen Robert Jungk, vor laufender Kamera über die Bevölkerungsbombe diskutierte, auf einem Niveau, das jeden heutigen "Talkmaster" zerbröseln würde.

*** Jungk war der erste, der sich intensiv mit dem Befehl Think! beschäftigte, dem Firmenmotto von IBM. Ich wiederhole mich und zitiere Jungk noch einmal, aus aktuellem Anlass. "Die Tatsache, dass Elektronenhirne ins Weiße Haus eingezogen sind, ist daher nicht besorgniserregend, sondern beruhigend. Denn diese Datengeräte ermöglichen es dem Staatschef, das vielfältige und verworrene Gewebe der Wirklichkeit, die zahllosen aufeinander einwirkenden Prozesse und Tatsachen genauer zu erfassen und erlauben so den führenden Politikern, die im Besitze solchen Wissens sind, vernünftiger zu handeln, als es eine Führung vermöchte, die nur ihren Eingebungen und Launen vertrauen würde." Ist die Regierung von Barack Obama vernünftig geworden, zeigt sie Einsicht, was die Rolle und Funktion der Whistleblower anbelangt? Oder ist es gerechtfertigt, einen Vergleich von Obama mit Nixon anzustellen? Obamas Aufforderung, die Geschichtsbücher zu lesen, ist lahm.

*** Deutschland hat nicht die scharfen Luftfahrtgesetze wie Swaziland, wo schon der Flug mit dem Besenstiel auf 150 Metern Höhe verboten ist und ein Detektiv verurteilt wurde, dessen Drohne höher flog. Aber Deutschlands und Europas Lüfte sind streng kontrolliert. Das ist keine ganz neue Erkenntnis nach dem Aus für den EuroHawk, bei dem allein die politischen Reaktionen verwunderlich sind. Denn bekanntlich beschwerte sich der Bundesrechnungshof schon 2012 über die Geheimniskrämerei des Projektes. Und im Jahre 2011 veröffentlichte das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag den Bericht Stand und Perspektiven der militärischen Nutzung unbemannter Systeme, in dem der EuroHawk sehr skeptisch beurteilt wird, was die Kommunikation zwischen Drohne und Bodenstation anbelangt. Nicht nur das: "Im Bereich der Flugbetriebsverfahren wird Neuland betreten." Eben dieses "Neuland" hat nun dem Vogel die Flügel gestutzt. Was bleibt, ist die Frage, warum niemand Stopp gesagt hat. Die Antwort ist überaus schräg: "Dieses 'Juwel', das da drin ist, mit dem man sehr schön gucken und schauen kann, behalten wir." Nur gibt es nichts zum "Gucken": Die im EuroHawk eingebaute Anlage soll der SIGINT-Überwachung dienen und die UHF/SHF- und EHF-Frequenzbänder überwachen, soll Radarstationen, TETRA- oder Tetrapol-Sender im Osten ausfindig machen, mitschneiden und zur Bodenstation senden, wo das Material dekodiert wird.

Was wird.

TETRA, Tetrapol, was war das noch? Richtig, es geht um die abgesicherte Kommunikation von Streitkräften (Tetrapol bei der Bundeswehr) und Polizeitruppen (BOS-Funk nach dem TETRA-Standard). Hier gibt es endlich einmal einen Erfolg eines deutschen IT-Projektes zu feiern: In diesen schönen Frühlingstagen ist das Kernnetz des Funksystems komplett, das eigentlich zur Fußball-WM 2006 in Deutschland startklar sein sollte. Das hielt man 2002 für ein realistisches Ziel. Im Jahre 2007 freute man sich, dass 2010 der Funk flächendeckend da sein wird. Nun schreiben wir 2013 und haben ein Kernnetz, der Rest ist nur eine Fleischwunde, wie das Kampfkundige formulieren. Gefeiert wird übrigens in Paris, wo ab Dienstag die Critical Communication World stattfindet.

Nicht dabei ist unser Bundesinnenminister Friedrich. Schließlich hatte sein Vor-Vorgänger Schäuble bereits das fotogene Vergnügen, den Polizeifunk offiziell zu starten. Außerdem beginnt am Mittwoch die Frühlingskonferenz der deutschen Innenminister mit einem absoluten Novum: Erstmals seit der Erfindung der Keule mahnt ein deutscher Innenminister zur Besonnenheit, was den Einsatz neuer Überwachungstechnologien anbelangt. Der Mann heißt Boris Pistorius und hat zuvor jahrelang die "Friedensstadt Osnabrück" regiert. Er hat Recht: Nach der neuesten Kriminalstatistik ist die Zahl der Straftaten weiter rückläufig. Zwar haben Verbrechen mit dem "Tatmittel Internet" zugenommen, doch die Aufklärungsquote ist mit 65,1 Prozent besser als die der Verbrechen "im realen Leben". Und das ganz ohne Vorratsdatenspeicherung! Dabei brauchen wir die doch ganz dringend, weil angeblich nur auf diese Weise gemeingefährliche Pädophile vorab enttarnt werden können.

Bei soviel Lichtblick kann ich mit einem weiteren Joostizismus schließen. Die Internet-Schattenministerin antwortete auf die Frage nach der Vorratsdatenspeicherung mit diesen verschwurbelten Sätzen über "Ausnahmen": "Eine generelle Vorratsdatenspeicherung ist kritisch - Ausnahmen kann es nur bei schwersten Straftaten und nach rechtsstaatlichen Grundsätzen geben. Die Speicherung von Bewegungsprofilen lehne ich ab. Die SPD arbeitet an einer Reform des Urheberrechts und einer Strategie zum Ausbau der Breitband-Infrastruktur - in jedem Winkel Deutschlands. Ich denke, man muss noch viel Überzeugungs- und Übersetzungsarbeit für die Bürgerinnen und Bürger für diese Themen leisten. Auch darin sehe ich meine neue Aufgabe. Ich will ein tiefgreifendes Verständnis dafür schaffen, dass Netzpolitik kein Rand- sondern ein Zukunftsthema ist, das alle angeht. Auch meine Oma muss das Internet verstehen können." Wer bringt der jungen Frau bei, dass eine Vorratsdatenspeicherung ohne Ausnahmen all unsere Daten betrifft, auch die von ihrer Oma?

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #457 am: 26 Mai, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ach ja, es ist ein eigen Ding mit dem Glücklichsein. In aller Regel hilft dabei gute Musik. Oder eine gute Geschichte: "Bodenkontrolle an Major Tom: schmeiß deine Pillen ein und setz den Helm auf. " Die Bedeutung des kleinen Youtube-Videos, das den Astronauten Chris Hadfield zum Internet-Star gemacht hat, kann gar nicht groß genug eingeschätzt werden, allen rechtlichen Bedenken zum Trotz. Die illustrieren höchsten, wie das jüngste DRM-Debakel, die Reformbedürftigkeit eines völlig veralteten Rechtssystems. Man denke nur an die wunderbare, weltumspannende TV-Show Our World, die allen Menschen der Welt gewidmet ist, aber im GEMA-Wahnsinn gesperrt ist. Auf ihre Weise hatte die kleine blaue Erde Glück, dass Fountain in the Park so alt ist, dass sich kein Rechte-Zar befleißigt fühlte, den ersten Raum-Song der Welt auf der Mission von Apollo 17 zu sperren.

*** "Dies ist Major Tom an Bodencontrolle" heißt es zum Austritt aus der Blechbüchse und David Bowie twitterte "Hello Spaceboy" zurück, ein Lied, dass ihn dereinst an die Doors erinnerte. Das passt traurigerweise zum Tod von Ray Manzarek in Rosenheim, das ist das Ende. Irgendwann wird der blaue Bus jeden von uns mitnehmen von der blauen Erde, nur nicht Major Tom, der draußen blieb. Die Menschen nehmen kein LSD mehr. Was schrieb William Burroughs dazu in Electronic Revolution: "Betrachten wir den menschlichen Körper und das menschliche Nervensystem als Entschlüsselungsgerät. /../ Drogen wie LSD oder Dim-N können dieses Gerät aktivieren, sodass der Betreffende Codesignale entschlüsselt. Es könnte sein, dass die Massenmedien in Millionen Menschen den Mechanismus in Gang setzen, der der verschlüsselte versionen ein und derselben Nachricht empfängt und entschlüsselt. Dabei ist folgendes zu bedenken: Wenn das menschliche Nervensystem eine verschlüsselte Nachricht empfängt und entschlüsselt, wird dem Betroffenen diese Nachricht wie sein eigener Gedanke erscheinen, der ihm gerade in den Kopf gekommen ist - und das ist er auch in der Tat." Break on through, to the other side.

*** Doch halt, wir steigen wieder auf und wenn es nur ein Kommunikationsrelais für die Drohnensteuerung mit 311 MBit/s ist. Während Deutschland schwer mit dem EuroHawk beschäftigt ist, basteln die ach so nichtsahnenden Amerikaner an der nächsten Variante herum. Der Triton der US-Navy absolvierte seinen ersten Testflug und dürfte bald über den Wassern unseres blauen Planeten seine Überwachungsflüge absolvieren – außerhalb der 12-Meilen-Zone der Staaten, wo Luftfahrtzulassungen und anderes Gedöns keine Rolle spielen. Insbesondere nicht das Gedöns, was derzeit auf Bundespressekonferenzen gesprochen wird, wo die Regierung hofft, dass der Auftraggeber deutsche Zeitungen liest und so Informationen bei ihm ankommen. Das Ganze nennt sich dann Stille Post aus dem seit 2009 herumlavierenden Verteidigungsministerium.

*** Im Wirtschaftsministerium geht das anderes, da wird der Vollkörperkontakt gepflegt, noch ohne die charmante Bruderküsserei, die einst im Ostblock das Zeichen besonderer Wertschätzung war. Wie war das noch mit dem Regieren, zu dem man Bild, BAMS und Glotze braucht? Ach, das war das Duo Schröder und Putin. Auf alle Fälle hat man ein schönes Motiv für ein Wahlkampfplakat – und eine herzzerreissende Geschichte vom armen gelben Freiwild gibt es als Zugabe. Bleibt nur die Frage, was Minister Rösler mit Facebooks Sheryl Sandberg gemacht hat beim Fototermin unter Verschluss. Das offizielle Bild vom Spielregelnmahner mit dem Hacker-Hinweis hinter seiner Schulter ist harmlos genug. Auf das Statement des freien Wirtschaftsministers zur erfreulich gestarteten Petition zur Netzneutralität darf man gespannt sein. Ist es nicht herzallerliebst anzusehen, das freie Spiel der Marktkräfte? Warum soll denn da der Verbraucherschutz dringend gesetzlich verankert werden?

*** Am FDP-verniebelten   Towel Day arbeiten und im Sinne von Douglas Adams etwas Nettes über die Bewohner seiner Heimatinsel zu schreiben, ohne dabei auf diesen überschätzten Fußball zu kommen, ist knifflig. Machen wir einen Umweg über den großartigen Schritt, mit dem das britische Nationalarchiv in dieser Woche 463 wichtige Dokumente aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und des sich anbahnenden Kalten Kriegs veröffentlicht hat. Trinkgelage mit Stalin gehören zu den Dingen, die gerne in Großbritannien gelesen werden.

*** Aus deutscher Sicht ist das Glanzstück dieser Sammlung die Veröffentlichung der Verhör-Unterlagen der Nazi-Offiziere, die wiederum den Hitler-Attentäter Georg Elser verhörten, sowie eine Zusammenfassung der Ereignisse vom 20. Juli 1944. Die Erzählung, wie Elser seine Tat plante, Hitler aber früh den Bierkeller verließ, gehört zu den großen Geschichten, wie Einzelne sich widersetzen und einen Krieg zu verhindern versuchen. Was nicht jedem gefiel: Georg Elser wurde jahrelang für einen britischen Geheimdienstagenten gehalten, der erst beim Untergang des 3. Reiches in Dachau ermordet wurde.

*** Leider derzeit nicht online verfügbar ist ein langes Interview, dass die tageszeitung mit dem Whistleblower Daniel Ellsberg über den Whistleblower Bradley Manning geführt hat, dessen Hauptverfahren vor einem Militärgericht in Kürze beginnt. Das Interview ist ziemlich düster: Ellsberg sieht keine Chance, dass Manning eine kürzere Haftstrafe als lebenslänglich erhält und bezeichnet die Regierung Obama als vierte Amtszeit von George Bush. Schließlich bringt er einen Hitler-Vergleich, der die Interviewerin entsetzt fragen lässt, ob das wirklich sein muss. Am Schluss gibt es einen Appell Ellsbergs an Deutschland im Stil von Dann gibt es nur eins!. Deutschland muss lernen, nein zu sagen: "Was wäre die deutsche Reaktion auf einen amerikanischen Angriff auf den Iran? Würde Deutschland – wie im Irak – erlauben, dass sein Luftraum genutzt wird? Was würde Deutschland tun, wenn wir Atomwaffen gegen den Irak einsetzen? Bleibt Deutschland in der NATO? In einer angeblich defensiven Allianz, in einer Zeit, wo der Warschauer Pakt und die Sowjetunion nicht mehr existieren und wo das stärkste Mitglied der Allianz in einem aggressiven Krieg ist?"

Was wird.

Gesche Joost, die Zugstute der SPD entwickelt derzeit "fünf Geschichten und konkrete Bilder", dank derer die 150 Jahre alte Partei die vernetzte Gesellschaft der nächsten 150 Jahre sozialdemokratisiert. Auch ihre Forschungsergebnisse geben zu denken: "Jüngere Frauen spüren einen starken Druck, ständig auf Facebook präsent zu sein. Ältere glauben, wegen der Kinder ihr Handy nie ausschalten zu können." Und wenn sie dann telefonieren und das nicht wollen, wird eine Störgeräusche-App vor dem Abwimmeln aktiviert. Werden Frauen sich mehr für Politik interessieren, wenn zu dieser App ein Facebook-Abwimmler hinzukommt? Es bleibt spannend. Gesche Joost hat beim Quorum für die Netzneutralität mitgezeichnet. Warum diese gute Tat mit einem Bild von Lasalle illustriert ist, erschließt sich vielleicht auf den 150. Blick oder mit dieser Schwarmintelligenz, von der alle reden.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #458 am: 02 Juni, 2013, 07:16 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wir leben in großen Zeiten. Der Mond ist erorbert, der Mars ist durchsucht, die Fichte ist durchleuchtet und Omega-3 ist verwurstet. Am Tag der Milch könnte man allenfalls beklagen, dass es für den Latteschaum noch Kühe braucht. Alles ist entdeckt, erforscht und ergoogelt. Alles? Alles: "Die digitale Revolution ist abgeschlossen – jetzt leben wir im digitalen Zeitalter", tönt es aus Hamburg, wo der Informatik-Unterricht gedrosselt wird wie eine Telekom-Leitung. Wozu noch Informatik lernen und an Algorithmen basteln, das können diese Computer doch viel besser. Lasst uns lieber unbeschwert im digitalen Zeitalter leben und fröhlich den Start-Knopf drücken, klicken oder sonstwie betouchen: Wenn seine Wiedereinführung das meistdiskutierte Thema der Woche unter den geschätzten Fachlesern ist, wozu braucht es dann Informatik? Und wozu braucht es in dieser sinnlosen Informatik Normen, Protokolle und Standards? Lasst uns lieber einfach klicken und dieses Netz im digitalen Zeitalter benutzen, statt dröge Fragen zu stellen nach der "drögen Observanz von Protokollen, die von den pickligen Jünglingen der Netz-Pubertät noch über RFC, Request for Comments, auf dem schüchternsten aller Wege zu Stande kamen".

*** Auf die Frage, ob Elbinformatik nicht wichtiger als die Elbphilharmonie ist, könnte die Antwort freilich lauten, wozu braucht es die Elbe und was soll dieses Provinzkaff Hamburg sein, in dem man Informatik abstuft? Eine Stadt, in der Zeitungen mit wirren Artikeln wie "Das Leben: Ein Film" gedruckt werden, die die neue Überwachungsbox von Microsoft, Googles Glasses und die private Spielzeugdrohne zu einem düsteren Bild des Lebens im digitalen Zeitalter zusammensetzen. Artikel, die nach der Einforderung einer EU-Verordnung gegen Überwachung im Stil der wunderbaren neuen Grenzkrontrollen so enden: "Aber Luftgewehre sind auch keine Lösung". Nein? Ja, muss man da zu stärkeren Waffen greifen, gar Sprengtechnik als Schulfach anstelle von Physik und Chemie einführen?

*** Dann lieber Berlin, mitsamt einer tageszeitung, die zum Internet mit "Die Überwachung lieben" das psychologische Gegenstück liefert: Gott tanzt da den Lacancan, wenn das Netz der Große Andere ist und die Schwarmintelligenz Gott, verkörpert in dem Belohnungs- und Bestrafungssystem von eBay. "Besonders die ethische Entscheidung verliert ihren Wert, wenn sie lediglich vor dem anonymen Blick des Schwarms bestehen soll, dem die jeweils individuelle Qualität der ihn bildenden Einzelnen abgeht." Uff, mein lieber Scholli, dabei sind wir doch so wenige Einzelne. Wir schalten zurück zur obig zitierten Konferenz über Internet-Standards: "Wo, bitteschön, scheint denn eine neue Anarchie auf, die alle diese verknöcherten Regularien, wenigstens für kurze Zeit, zum Teufel schickte?"

*** War da nicht Früher (TM) alles besser, als der Große Andere noch schlicht der "kapitalistische Staatsapparat" oder der siegreiche "Arbeiter- und Bauernstaat" der Düffeldoffels war? Abseits aller Protokolle und Standards muss die Frage gestellt werden, welche Rolle der Staat spielt, nicht nur dann, wenn er wie in Hamburg den Informatik-Unterricht in seinen Schulen zurückfahren will. Müssen sich Bund und Länder nicht darauf beschränken, die eigene IT-Infrastruktur mit Schnittstellen den Bürgern zur Verfügung zu stellen und damit basta? Oder braucht es den fürsorglichen Versorgungsstaat, der uns mit dem elektronischen Personalausweis eine komplette IT-Infrastuktur zum Nachweis der e-Identität zur Verfügung stellt? Hat dieser Staat dann eine Verantwortung für das Funktionieren der öffentlichen IT, für offene Daten, für den Zugang aller Bürger zum Internet und für die Gewährleistung der Netzneutralität? Momentan sieht es so aus, als ob dieser unser Staat im digitalen Zeitalter zum Nachtwächter-Staat zurückgedreht werden soll, mit aller Informationsgefangenschaft brenzliger Tabuworte.

*** Noch kann es anders werden, etwa bei der salafistischen Vorratsdatenspeicherung für alle, die unermüdlich von Bundesinnenminister Friedrich gefordert wird: Da könnte sich das reiche Deutschland doch einfach großzügig zeigen und die demnächst anstehenden Strafzahlungen übernehmen, die in Schweden nach FDP-Berechnungen ungefähr 6 Eurocent pro Bürger ausmachen. Das für eine "nicht hilfreiche" Maßnahme, die zumindest in Dänemark ganz anders eingeordnet wird als hierzulande, wo sie noch undurchführbar, eben "uigennemførlig" ist. Wie man bei der SPD rechnet, dürften wir bald von der designierten Internet-Ministerin Gesche Joost erfahren. Die CDU dürfte bis zur Wahl schweigen und seufzen: Wäre Thomas de Maizière doch einfach Innenminister geblieben.

*** So hat die Regierungskoalition jetzt einen Verteidigungsminister, der völlig sinnlose Kampfdrohnen befürwortet und von einer Aufklärungsdrohne abgeschossen wird. Die CD, die de Maizière den Bundestagsfraktionen "per Boten" zukommen ließ, offenbart ein derartiges Chaos, dass in Politikerbüros tagelang Drucker gequält wurden: Am Bildschirm ging wohl der Überblick verloren. Angefangen mit dem Entwicklungsauftrag von 2007 bis hin zu allen Zusatzvereinbarungen und Streichungen blieb eine Klausel erhalten und unbeachtet, die die Unterauftragnehmer zur Musterprüfung der Drohne verpflichtet. Auf dieser Klausel aufbauend verlangen die Parlamentarier Regress. Pikantes Detail am Rande: Im Entwicklungsvertrag steht nicht nur, dass eine vollständige Dokumentation der Hardware des Düsen-Motorseglers überreicht, sondern auch, dass sämtliche Software im Quellcode zur Verfügung gestellt werden muss. Diese Passage wurde von den US-Regierungsbeauftragten offenbar ersatzlos gestrichen. Wenn es nun tatsächlich zum Regress kommt, darf man auf die Prüfung des in Deutschland entwickelten SIGINT-Moduls gespannt sein, die der US-Regierung laut Entwicklungsvertrag zusteht. So lustig das gemeinsame Drohnenfliegen etwa über Afrika auch ist: Verstehen Sie Spaß ist ein Unterhaltungsprogramm, kein Verteidigungsprojekt.

*** In Istanbul ist der Polizei offenbar das Tränengas ausgegangen, anders kann der plötzliche Stopp des Einsatzes nicht erklärt werden. Wer Ironie finden will, sollte die Stellungnahme der syrischen Regierung von seinem Browser übersetzen lassen, die den brutalen Einsatz der Polizei kritisiert. Interessant ist, dass die besten Informationen über soziale Netzwerke fließen und von unseren türkischen Mitbürgern weitergereicht werden. Dass die schwer verfeindeten Fußballfans aller drei Großvereine in Istanbul gemeinsam agieren, hat die Welt auch noch nicht erlebt. Gestörte Mobilfunknetze und die Verteilung von analogen Internet-Einwahlnummern zeigen, dass der asynchrone Konflikt noch lange nicht ausgestanden ist.

Was wird.

Eine wichtige Ergänzung zur vorigen Wochenschau mit Major Tom geht weit zurück und soll doch in die Zukunft zeigen. Da schrieb eine Leserin: "Als die Grünen 1983 das erste Mal in den Bundestag einzogen, hat die Basis noch den Versuch unternommen sie zu kontrollieren. Es gab ständige Sitzungen des Bundeshauptausschusses in Bonn und begrüßt wurden die Bundestagsabgeordneten immer mit diesem Song." Nun, genutzt hat es nicht viel. Das Rotationsprinzip ist längst geshreddert, die grüne Basis darf sich bei Facebook tummeln. Die Grünen sind eine etablierte Partei geworden, zum Rückzug von Monsanto gibt es keine Erklärung. Die kommt von der Piratenpartei, sieht aber anders aus: Alles Augenwischerei, Leute, es geht munter weiter, dann halt mit BASF. Monsanto hat übrigens historische Verdienste: Die Firma versuchte einstmals vor Gericht, eine genkritische deutsche Mailingliste wegen eines Demonstrationsaufrufes schließen zu lassen und ließ darum ihre PR-Berater als Mitglieder die Liste subskribieren. Monsanto verlor den Prozess, weil die Mailingliste unmoderiert war. Der Verwalter der Mailingliste, der in den Ruin geklagt werden sollte, kam mit heiler Haut davon.

Wie wäre es denn, wenn Space Oddity in Zukunft allen frei drehenden Politikern vorgespielt wird? Ein erstes Playback könnte am 7. Juni erfolgen, wenn der Bundesrat über ein E-Government-Gesetz abstimmt, das der Bundesdatenschützer als ziemlich mangelhaft eingeschätzt hat. Pille einwerfen, Helm auf und ab geht die Post, ähem De-Mail, wird das wie gewünscht durchgezogen?

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #459 am: 09 Juni, 2013, 05:33 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen**. – Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden**. Jeder hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen solche Eingriffe oder Beeinträchtigungen. – Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung**; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten. – Es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen.
** Gilt nur für die USA

*** Die Aufregung ist groß. Ja, die USA zapfen alles an, was nur irgendwie anzapfbar ist. Ja, Großbritannien machte mit. Und China benutzte vielleicht auch die dafür vorgesehen Schnittstellen. PRISM soll das große, super geheime Überwachungsprojekt der NSA heißen, was sicher ein Schreibfehler ist, denn PRISON passt viel besser. Das universelle Datengefängnis im Stil von Benthams Panoptikon lässt grüßen, installiert im schönen Ort mit dem passenden Namen Bluffdale. Das Ganze soll bereits im Jahre 2007 angefangen haben, die Grundzüge des Systems sollen in Fort Meade ausgeheckt worden sein, doch jetzt erst wird vor den amerikanischen Umtrieben gewarnt, die allen Ernstes ein Yottabyte speichern wollen. Je nach Berechnung von aktuellen Storagesystemen kommen da 500 Millionen Festplatten zusammen und eine wunderschöne Hochwasser-Verschwörungstheorie.

*** Eilends befragte Experten spekulieren über einen europäischen Graubereich und das unvermeidliche Anonymous legt wieder einmal los, stilgerecht mit Zeile 23. Kleists Aufsatz Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken feiert fröhlich ein zeitgemäßes Urständ, wenn es in der Washington Post heißt: "They quite literally can watch your ideas form as you type." Die dunkle Vorstellung der Terroristen soll an der Quelle gefunden werden, wenn sie mit der Tastatur formuliert wird. Denn der Schutz vor Terror und Kriminalität ist bekanntlich das wertvollste Bürgerrecht, jedenfalls für den obersten deutschen Polizisten. Wie wäre es mit einem kleinen Umbau der Grundrechte?

Alle Menschen sind frei und unvermummt und haben nichts zu verbergen. Gezielte Eingriffe in das Privatleben, die Wohnung und den Schriftverkehr sind im Namen der Sicherheit als höchstes Bürgerrecht erlaubt. Wer dennoch falschen Meinungen ungehindert anhängt und verbotenes Gedankengut im Internet aufsucht, wer sich mit seinem Regenschirm vermummt, steht nicht auf dem Boden der vom Verfassungsschutz gepflegten freiheitlich demokratischen Grundordnung. Wenn US-Präsident Obama zum Jahrestag der Kennedy-Rede nach Deutschland kommt, sind Regenschirme als Massenvernichtungswaffen geächtet. Der Refrain des Obama-Begrüßungsliedes ist kennedygerecht von allen begeisterten Deutschen fähnchenschwenkend korrekt zu singen: We all live in a Bluffdale Database. (Wi oall liff in ä Blaffdeil Dätabeis)

*** Wer mit den Liedern der Beatles aufgewachsen ist und die Schweine fliegen gesehen hat, wird sich noch daran erinnern, dass alles so neu nicht ist und unbritisch schon gar nicht. Skynet, der erste britische Kommunikationssatellit, wurde überwiegend vom GHCQ benutzt, die Kommunikation zur eigenen Analyse auszuleiten. Als das Internet an Bedeutung zunahm, machten Berichte über das Echelon-System der UKUSA-Staaten (UK, USA, Kanada, Australien) die Runde, begleitet von blasierter europäischer Ahnungslosigkeit. Anfangs wurde gar die Existenz der National Security Agency (NSA) abgestritten, die jetzt hinter Prism steht. Die Debatten um das Ausschnüffeln per Echelon verhalfen dem Verschlüsselungssystem PGP zum Durchbruch und animierten den deutschen Innenminister Kanther dazu, einen Höllenhund fürs Internet zu entwickeln. Auf Echelon folgte die Debatte um den NSAkey in Windows, die Microsoft im Jahr 2000 abbrach, ohne jemals vollständig Auskunft gegeben zu haben. Möge auf den Echelon-Nachfolger Prism eine Debatte folgen, wie PGP samt OpenPGP/Enigmail noch einfacher werden kann. Vielleicht verhelfen auch die alarmistischen Berichte zum richtigen Kick, Verschlüsselungstechnik zu installieren. Optimist sein, heißt an das Verpeilte im Kern aller Menschen zu glauben. Sie machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie ohne Backup.

*** Fort Meade ist nicht nur die Heimat von Echelon und Prism, in Fort Meade steht seit Montag auch der Obergefreite der US-Armee Bradley Manning vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, dem Feind geholfen zu haben. Bislang wird die aktive Hilfe vor allem darüber konstruiert, dass Manning geheime Interna an Wikileaks weitergeleitet hat, wo sie etwa Osama bin Laden finden konnte. Dieser außerordentlich vage Link in der Beweisführung kontrastiert hübsch mit der Aussage des Prism-Projektes We hack everywhere. Bekanntlich hat sich Bradley Manning nach einer ersten Kontaktaufnahme über die Einlieferungsplattform von Wikileaks mit einem Mailaccount unter dem Namen "pressassociation@jabber.ccc.de" unterhalten. Die Anklage setzt alles daran, gerichtsfest zu beweisen, dass hinter diesem Account eindeutig immer Julian Assange stand und niemand sonst. Sollte der Beweis mit Prism nicht ein Klacks sein, wo sonst die Jabber-Adressen so eindeutig nicht sind? Und wo wir bei den Beweisen sind: Wie wäre es mit der getwitterten Behauptung von Kim Dotcom, dass erst seine Spende von 20.000 Euro für das Collateral Murder-Video das FBI auf die Spur von Megaupload setzte? So kommt zusammen, was zusammengehört.

Was wird.

Auch in der nächsten Woche geht der Prozess gegen den lästigen Amerikaner weiter, während der lästige Australier in einer Londoner Botschaft sitzt. Immerhin hat sich der ecuadorianische Außenminister angesagt, um den Fall von Julian Assange vor Ort zu verhandeln. Fieberhaft dürfte daran gearbeitet werden, den nächsten großen Whistleblower zu verhaften, der die Existenz von Prism verpfiffen hat.

Echelon startete als SIGINT-Plattform und über die Jahre so ausgebaut, dass auch die Internet-Kommunikation erfasst werden konnte. Was SIGINT anbelangt, so erfreut sich Deutschland derzeit einer "Fahigkeitslücke", militärisch gesprochen. Es gibt zwar ein neues Modul, das angeblich das beste der Welt ist, das aber fliegen muss, um "sehen" zu können: Anders als die französische Aufklärung per Satellit benötigt das unter dem G10-Gesetz operierende ISIS einen Flieger, der in 15 Kilometern Höhe über Deutschland und damit über dem allgemeinen Luftverkehr seine Kreise zieht. Eigentlich sollte dies der Euro Hawk sein, doch sorgte 2009 ein kategorisches Nein der US-Air Force dafür, dass die Drohne Zulassungsprobleme bekam. Nun ist strittig, seit wann unser Verteidigungsminister wusste, welches Debakel auf ihn zugeflogen kommt. Nach eigener Aussage hat de Maizière nun durchaus früh im Flurfunk von den Problemen der Drohne gehört, jedoch: "Der geordnete Geschäftsbetrieb eines jeden Ministeriums findet bestimmt nicht auf dem Flur statt." das ist eine bemerkenswerte Aussage von jemanden, der über informelle Verfahren beim Bundeskartellamt promoviert hat. Als angehender Jurist untersuchte de Maizière systematisch Fälle, in denen beide Seiten so tun, als wüssten sie nicht, über welche konkreten Vorhaben sie sprechen.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #460 am: 16 Juni, 2013, 06:04 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Sonne scheint, die Deiche weichen auf, das Land stinkt. Wer mit dem Wasser und dann mit dem hinterlassenen Dreck kämpft, wird kaum Augen haben für die Schönheit und Poesie der allgemeinen Nutzungsbedingungen, wie sie der kleine Verlag in der norddeutschen Tiefebene seinen Foristen unterbreitet. Auch anderswo gibt es solche Bedingungen mit amüsanten Zusätzen wie der Verpflichtung zur größtmöglichen Sorgfalt bei der Virenprüfung für E-Mails an die Redaktion. Sehr schön kameradschaftlich gedacht hat die Bundeswehr, die stehenden Fußes ins traute Duzen übergeht: "Du stimmst zu, keine beleidigende, obszöne, vulgäre, verleumderische, verhetzende, drohende, sexuell-orientierte oder sonstwie illegalen Beiträge zu verfassen." Dagegen sind die Bedingungen für diese Wochenschau sehr einfach und gehorchen dem ordentlichen Hempelschen Imperativ der Netiquette: Schreibe stets so, dass du als frei lebender Troll die Freiheit deiner Mit-Trolle ehren und schätzen kannst. (Kurzfassung: Vor dem Posten Hirn einschalten) Das sollte eigentlich reichen in diesem unseren Internet.

*** Natürlich reicht es nicht, wenn sorgsam abgeschottete Lebensbereiche betreten werden. Dafür gibt es Schulordnungen oder die deutsche Bahnhofsordnung zur "Sicherheit, Service, Sauberkeit", überwacht von einer 3-S-Zentrale. Es gibt allgemeine und ganz spezielle Gefängnisordnungen. Eine lange Liste von Verboten und Geboten sind in den Acceptable Use Policies (AUPs) geschlossener Gruppen niedergelegt. Das sind Dokumente (DOC-Datei), die jeder zum Dienstantritt unterschreiben muss. Es gehört zu den absoluten Überraschungen im Militär-Prozess gegen Bradley Manning in dieser Woche, dass die Anklage keine von Manning unterzeichnete AUP vorweisen konnte und es mit "ähnlichen Dokumenten" versuchte. Das war selbst der vorsitzenden Militärrichterin zu wenig, um als Beweis dafür herhalten zu können, das Manning sich nicht an die Vorschriften gehalten hatte.

*** Zu den besonders amüsanten Einlassungen des Prozesses zählte am Vortag der Bericht eines Sicherheitsspezialisten der US-Armee über seinen Besuch des Chaos Computer Congresses im Jahre 2009 (26C3), der den schönen Titel Here be Dragons trug. Neben Wikileaks war der Sicherheitssoldat besonders vom Vortrag über Netzneutralität angetan, was er vor Gericht erklären musste, Netzneutralität war dem Gericht nicht bekannt. Eine furchtbare, unbekannte Waffe? "Well, net neutrality, the way I see it is a way to keep the Internet open and free as far as preventing any issues or ISPs, Internet service providers from regulating it. So their issue or their whole talk was about we need to keep the Internet open and free instead of having various tiers of regulation on the Internet." Während der über den 26C3 berichtende Soldat an seine Vorgesetzten schrieb, dass Netzneutralität den Terroristen helfen könnte, findet sich im Bericht absolut keine Aussage, dass Wikileaks oder Daniel Schmitt und Julian Assange in ihrem Vortrag auf dem 29C3 dazu aufriefen, Terroristen zu helfen. Wikileaks, so schließt der Bericht, wird sicher auch vom Gegner besucht.

*** Sollte es zu den besonderen Netz-Nutzungsbedingungen gehören, dass Journalisten PGP beherrschen müssen? Im Fall des neuen Whistleblowers wundert sich die derzeitige CCC-Sprecherin und sieht einen zynischen Witz am Werk, weil der berufsgeheimnistragende Journalist Glenn Greenwald PGP nicht kannte. Als IT-Journalist hat man leicht reden und noch leichter OpenPGP anzuklicken, aber: In meinem Mailverteiler sind rund 20 Adressen, die nur verschlüsselt mailen. Weitere zirka 40 Mailpartner verschlüsseln nur, wenn wichtiges Material dies erforderlich macht. Und, hoppla, auch das gehört dazu: Im Jahre 2009 kommunizierte Wikileaks mit Journalisten nur verschlüsselt. Das Schöne daran: Das von Phil Zimmermann geschriebene PGP hat seine ganz eigene Tradition. In den 80er Jahren war Zimmermann ein Aktivist bei "Nuclear Weapons Freeze" und lernte im Gefängnis in Nevada den Whistleblower Daniel Ellsberg kennen, der die Pentagon-Papers über den Vietnamkrieg "befreite". Als die ersten PC auftauchten, begann Zimmermann an einem Apple II mit der Arbeit an seinem Verschlüsselungsprogramm. Die Idee war, dass seine Anleitung "Get Smart on the Arms Race" zirkulieren konnte, ohne dass Geheimdienste und Militärs den Text lesen können.

*** Der arme Herr Snowden: In Deutschland sind seine Powerpoint-Folien in das Wachkoma namens Wahlkampf gefallen und haben unseren Bundesinnenminister zum Schulterschluss mit amerikanischen Freunden provoziert. Beunruhigend darum, weil dieser Herr auch Chef der IT-Verwaltung des Bundes ist und mit seinem Schulterschluss die blanke Unkenntnis demonstriert. Da hat der FIfF mit seiner Stellungnahme schon recht: Wenn Prism so abläuft, wie es jetzt häppchenweise bekannt und schlückchenweise debatiiert wird, dann gute Nacht IT-Sicherheit, du dummer Witz. Dank Stuxnet geht es zum Juxnet. All die teuren Netzwerk-Analyseprogramme, Monitoring-Systeme und Intrusion-Scanner sind für die Katz, wenn sie von innen heraus umgangen werden können. Dank Friedrichs Schultern ist Whistleblower Snowden in Deutschland nicht willkommen. In China sieht das anders aus. Wird Mutti helfen? Obama könnte dank des irrwitzigen Allwissens-Anspruchs von Keith Alexander gar verkünden: Ich bin auch nur ein überwachter Berliner! Wie schön, dass ihr Verständnis für die Datenmusterung habt! Der Preis der Freiheit ist ein Muster ohne Wert.

Was wird.

Wir wollen freie Menschen sein! Zum 17. Juni 1953 gibt es diverse Betrachtungen über die Bauarbeiter, die gegen die Erhöhung von Normen protestierten, während die Regierung der DDR Belastungen für die bürgerlichen Schichten zurückfuhr. Der in der DDR 1952 offiziell ausgerufene Sozialismus sollte gefälligst allein von Arbeitern getragen werden. Mit Folgen: Wolf Biermann siedelte in die DDR über, die KPD fiel in der BRD unter die 5-Prozent-Hürde und jeder glaubte, der jeweils andere Klassenfeind habe den Aufstand angezettelt. Der Berliner John F. Kennedy vom Juni 1963 gehört in die Reihe der Missverständnisse. Schnee von gestern, wo wir doch den modernen Staat haben, mit Dienstleistungen wie De-Mail und der elektronischen Identität im Personalausweis. Wir sind ja freie Menschen. Am Donnerstag stellen das bereits erwähnte Innenministerium und das ÖFIT eine neue Studie vor: "Der Staat als Gestalter und Garant digitaler Infrastrukturen." Viel wohler wäre mir mit "Der Staat als Gestalter und Garant digitaler Bürgerrechte", aber dafür ist es offenbar noch ein, zwei Regierungen zu früh.

Apropos Wachkoma zur Bundestagswahl: In den für den Bund deutscher Kriminalbeamten verfassten Wahlprüfsteinen heißt es bei der CDU/CSU: "Wir werden unmittelbar nach der Wahl eine Umsetzung der europarechtlichen Pflicht zur Einführung von Mindestspeicherungsfristen für Verkehrsdaten vornehmen." Der FDP-Partner schickte gar keine Stellungnahme, die SPD versprach ein Schäumchen: "Die für die digitale Welt vorhandene Sicherheitsarchitektur muss stetig auf ihre Effektivität und Effizienz, aber auch Verhältnismäßigkeit überprüft und gegebenenfalls an die Erfordernisse eines wachsenden Kriminalitätsfeldes angepasst werden." Klartext kam von den Linken: "Beispielsweise lehnt die Partei Die Linke Onlinedurchsuchungen ab. Sie sind weder angemessen, erforderlich und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht effektiv, um Cyberkriminalität zu bekämpfen. Ohne konkreten Verdacht kann ein weitgehender Eingriff in die Grundrechte einer praktisch nicht eingrenzbaren Zahl von Bürgerinnen und Bürgern vorgenommen werden. Unklar bleibt weiterhin, ob nicht weitere Grundrechte verletzt werden, wie etwa die Unverletzlichkeit der Wohnung. Ähnliches gilt für die Vorratsdatenspeicherung." Die Grünen klammerten sich ans Recht: "Der Einsatz von sogenannter Spähsoftware wie etwa Trojanern durch Polizeien kann nur unter engsten Voraussetzungen rechtlich zulässig sein." Was die engsten Vorraussetzungen sind für so ein Ja zum Schnüffelstaat, soll nun der Grüne Polizeikongress klären, zu Hamburg, am neuen Schicksalsfluss der Deutschen

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #461 am: 23 Juni, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** O Tempora o mores: Die vor Jahren bekannt gewordenen Pläne, das Internet zu meistern, schockieren die Unbedarften. Schockierender noch: Die Briten können das, wir nicht, wir haben keinen dicken Hund im Rennen, am De-CIX allenfalls eine Ständchen-Leitung und alles voll G10-kontrolliert. "Ich bin gespeichert. Wir sind gespeichert. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben", sagte dereinst Ernst Bloch in leicht abgewandelter Form, als er als Kriegsgegner im Ersten Weltkrieg in die Schweiz fliehen musste. Alles überwacht und dennoch muss Neuland betreten werden.

*** "Das Internet ist für uns alle Neuland und es ermöglicht auch Feinden und Gegnern unserer demokratischen Grundordnung natürlich, mit völlig neuen Möglichkeiten und völlig neuen Herangehensweisen unsere Art zu leben in Gefahr zu bringen." Dieser Satz, von einer orangefarbenen Angela Merkel auf der Pressekonferenz zum Besuch des POTUS gesprochen, erfreut das Lästernet. Gelacht wird über das Neuland, und das nicht nur in Deutschland, wie dieser Link zeigt, von einer Webseite, auf der sich Ex-Geheimdienstler treffen. Betrachtet man den ganzen Satz, so geht es offensichtlich darum, dass die Feinde und Gegner der Demokratie das Neuland besser erkundet haben als die Verteidiger der Demokratie. Wie könnten sie sonst im Internet bereits Herangehensweisen entwickelt haben, die gleich "unsere Art zu leben" aus den Puschen heben können?

*** NSA könnte glatt für Neuland-Speicher-Apparat stehen. Noch vor seinem Berlin-Besuch hat US-Präsident Obama die umstrittene Speicherpraxis verteidigt. Es fehlte auch nicht der Hinweis auf 50 verhinderte Terroranschläge sowie der Hinweis, dass gerade Deutschland vom Abschnorcheln profitiert habe: Anlässlich der "Operation Alberich" war es die NSA, die 2006 erste Hinweise auf die Sauerlandattentäter dadurch fand, dass jemand von Pakistan aus in einem Draft-Ordner von Yahoo Mail deutsche Nachrichten hinterließ, in denen von einem "großen Geschenk" und einer "wichtigen Hochzeit" die Rede war – und jemand in Deutschland diese Drafts ergänzte. Zu jener Zeit regierte der US-Präsident George W. Bush, der beim lauschigen G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm Merkel persönlich über die Terroristen informierte und sogar Namen nennen konnte. Zusätzlich reiste der Heimatschutzminister Chertoff nach Gengenbach, wo Innenminister Schäuble wohnte, und bedrängte diesen, einen drohenden Anschlag auf US-Gebäude zu verhindern. Der Rest ist Geschichte: Die Sauerland-Gruppe wurde überwacht, verhaftet und verurteilt. Bei jeder Klage nach der fehlenden Vorratsdatenspeicherung vergaß BKA-Chef Ziercke fortan niemals, die Sauerland-Attentäter als warnendes Beispiel zu erwähnen. Nur: die Vorratsdatenspeicherung ist viel zu langsam im Vergleich mit dem Neuland-Speicher-Apparat. Man hätte bestenfalls im Nachhinein die Mailentwürfe der Homegrown-Bösewichter finden können.

*** An dieser Stelle darf der Hinweis nicht fehlen, dass die Zusammenarbeit auch in umgekehrter Richtung lief, nur nicht mit dem gewünschten Erfolg. Zwei deutsche Geheimdienste, der BND und der MAD warnten ihre US-amerikanischen Partner NSA, DIA und CIA mehrfach davor, eine Quelle ernst zu nehmen, die zweifelhafte Sachen erzählte. Die Rede ist von dem Informanten Curveball, auf den die Geschichte mit den irakischen Massenvernichtungswaffen zurückgeht. Der Rest ist auch schon wieder Geschichte, komplett mit der Geschichte von einem aufrechten Soldaten, der sich über den Irak-Krieg empörte. Gegen ihn wird derzeit ein Prozess geführt, in dem die Militärkläger ihre Beweise mit der Wayback Machine des Internet Archives zusammenkratzen. Dass hier die Systeme der NSA nichts ausgraben können, was einen terroristischen Ansatz von Wikileaks beweisen könnte, ist aufschlussreich. Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg zu den Speichern. Was aber, wenn ein ganz anderer Eindruck entstehen soll? Gut zu beobachten bei der Debatte über den eloquenten und sehr sicher auftretenden NSA-Whistleblower Edward Snowden: Die mächtige NSA hätte schon längst gefunden, also muss er Teil des Apparates sein. Seine Mission: Angst vor dem Polizeistaat in die Köpfe der US-Bürger tragen. Und der Haftbefehl ist ein besonders raffinierter Fake. Nicht nur Fefe hat großartige Verschwörungstheorien auf Lager.

*** Möglicherweise ist die Einordnung des Internets als Neuland die Geschichte eines sprachlichen Missverständnisses. Wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt die Neuererbewegung mit ihren Neuererkollektiven und den heroischen Neuereraktivisten, mit Neuererbrigaden und der Messe der Meister von Morgen, dem sozialistischen Gegenstück zu Jugend forscht. "Das Internet ist für uns alle Neuererland", dieser Satz zeugt von dem tiefen Verständnis der Dynamik des Netzes durch unsere Bundeskanzlerin, die bald unsere neuere Bundeskanzlerin sein wird. Seite an Seite mit Neuerern und "Verdienten Erfindern" wie Hans-Peter Uhl, der "einen stärkeren Einsatz von Verschlüsselung" fordert. Diese Neuerung, die jedem Bundesbürger solange Ruhe vor dem Neuland-Speicher-Apparat verschafft, bis dieser selbst in der Lage ist, die Verschlüsselung zu knacken. Denn was verschlüsselt ist, wird in den USA vorratsgespeichert, bis der Entschlüsselungsdienst da ist. Soll man lieber nicht verschlüsseln, damit jeder Polizist mitlesen kann? Steh auf, wenn du ein Mecklenburg-Vorpommerer bist. Dort überlebt gerade ein schlechter Scherz, fast wie aus der DDR-Zeit.

*** Zum Neuland gehört auch Neusprech, ganz im Sinne dieses unseres Landes. Direkt auf den innenministerlichen Thesen zur Netzpolitik aufbauend, wird die uns beschützende wie uns beobachtende Rolle des Staates als Regulator in letzter Instanz so beschrieben: "Jenseits der Rahmengebungsfunktion und der bereits angeführten Notwendigkeit zur Entwicklung und Bereitstellung neuer Technologien muss die direkte Regulierung und ordnungsrechtliche Umsetzung eine realistische, wenn auch nach Möglichkeit nicht wahrzunehmende Option bleiben. Um glaubhaft zu machen, die Regulierung in nahezu beliebige Detailtiefen staatlich ausführen zu können, bedarf es neben eingehender inter- und supranationaler Zusammenarbeit insbesondere einer hinreichenden Expertise, um die Wissensasymmetrien zwischen Regulierer und Regulierten nicht zu groß werden zu lassen. Selbstregulierung kann nur funktionieren, wenn sie nicht alternativlos ist – und dazu braucht der Staat umfassende Fachkenntnisse." Das klingt schon wesentlich moderner als Mielkes "Ich liebe doch alle Menschen". Die Logik geht freilich Charleston tanzen auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung: Nicht alternativlose Wissensymmetrien, Regulierungen in beliebiger Detailtiefe als nicht wahrzunehmende Option, das hat was, das ist supra, das ist unsere Art zu leben.

Was wird.

Das Internet ist offenbar für viel deutschen Verlage ein Neuland, weswegen bekanntermaßen eigens für unsere Art, Zeitung zu drucken, von der schwarzgelben Koalition ein Leistungsschutzrecht verabschiedet wurde. Diese verlegerische Hotelpauschale wird zum 1. August wirksam und dürfte als Neuland-Hochwasser in die Annalen der Newsticker eingehen: Dieser Eintrag über ein "bewährtes Verfahren" im Google-Blog klingt wie ein August-Scherz, ist aber die leistungsgerechte Reaktion auf ein April-Gesetz. Nein, der kleine, feine Verlag in der norddeutschen Tiefebene hat kein Problem. Die aufrichtige Trauer gilt den noch viel kleineren, feineren Bloggern, die von Google ignoriert werden und denen, die bei dieser detailtiefen Regulierung voll hinreichender Expertise Segel streichen oder ausflaggen müssen, um es mal maritim auszudrücken. Denn am oberen Ende der Tiefebene tut sich was: Was ist zu tun?, fragen sich die Datenschützer wieder und wieder, weil dort die Polizei Big Data entdeckt hat. Jetzt mal ehrlich, @rtus ist doch ein toller Name für die Ritter der Datenrunde. Fehlt nur noch die Dienstmail e-Xcalibur und diese Insel @valon. Und passend dazu gibt es die Sommerakademie.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #462 am: 30 Juni, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern!" Nein, das ist nicht der Philoschnauzer Sloterdijk, sondern der Poet Rilke, und es ist bestens passend für diese Zeiten, in denen Prism und Tempora, Stellar Wind und Catide die Nachrichten dominieren. Du musst dein Leben ändern! Das gilt auch für den Super-Journalisten, der jetzt anfangen soll, das größte News-Portal Deutschlands zu füllen. Unter 30, zwei Jahre Personalführungserfahrung, fünf Jahre Erfahrung als Editor, eigener erfolgreicher Blog – das unternehmerische Selbst der Dotcomblasentage feiert fröhlich seine Wiederauferstehung. Du musst dein Leben ändern! Aber wie macht man das, wenn alles überwacht wird und die Anleitung zum Widerstand beschämend schlicht zum Verschlüsseln verkündet, dass der Schlüsseltausch "minimal komplizierter als die Bestätigung einer Facebook-Freundschaft" sei. Wer es so einfach schildert, hat sicher noch nie vom Man in the Middle gehört.

*** Nein, es ist nicht so einfach wie der Umgang mit Facebook-Freunden, wenn man sein digitales Leben wirklich ändern will. Aber es gibt viele brauchbare Anleitungen und ergänzende Hinweise für den ersten wichtigen Schritt. Wer sein Leben auf diese Weise minimal ändert, bekommt eine neue, ethische Identität für ein geglücktes Leben oder mindestens eine dicke Haut vor all den Mitlesern und gläsernen Faserfreunden – und zieht im besten Fall eine ganze Freundeskohorte mit. Gut, es ist erst der Anfang und bedarf der kontinuierlichen Pflege von alten und neuen Schlüsseln. Fortgeschrittene können gleich bei Social Media weitermachen, in dem Wissen, dass in allen Ländern derzeit vergleichbare Socmint-Einheiten aufgebaut werden, nicht nur in Großbritannien. Und wer ändert sich nicht, wer wird sich nicht im Leben ändern, geschweige denn sein Leben selbst ändern? Politiker. Die aktuelle Stunde mit den Zuhörern vor den Überwachungsgeräten kurz vor den Sommerferien im ziemlich leeren Bundestag war im Kanzlerinnensprech einfach nur "abstoßend" in der Demonstration parteiübergreifender Ignoranz. Da hat eine kluge Köpfin schon recht: "Wie aber soll sich eine Gesellschaft überhaupt eine Meinung bilden, wie weit die Rechte der Geheimdienste gehen dürfen, wenn nicht mal eine rudimentäre nachgelagerte Kontrolle möglich ist?"

*** Wir sind ja alle sooo empört über die schlimmen Dienste, nur nicht über unseren Bundesnachrichtendienst, der mangels ordentlicher Rechenzentren, "Mails, die auf .de enden" niemals nicht speichert, nur höchstens mal ausdruckt und einen gelben Strich am Rande macht. Einen roten Strich hat Reporter ohne Grenzen gezogen und an Ecuador appelliert, die Pressefreiheit im eigenen Land nicht bei all dem Whistleblower-Schutz zu vergessen. Julian Assange dreht mit dem ihm eigenen Größenwahn seine eigenen Runden in dieser Geschichte. Ob der von seinem Buddy Fidel Narváez Narváez ausgestellte und persönlich nach Russland geflogene Safepass überhaupt eine international anerkannte rechtliche Urkunde ist, wird derzeit debattiert. Anfragen zur Authenzität stehen derzeit noch aus. Einen Assange, der Ecuador direkt Ratschläge der Art erteilt, einen englischen Pressesprecher zu beschäftigen, kümmert das alles nicht. Er ist wieder im Geschäft, ist virtuell obenauf – und hatte er es nicht gesagt, in Cypherpunks? Am Ende bleibt bei aller Empörung nur die kleine gewitzte Ratte übrig, die nach den großen Reden auftaucht und sich hemmungslos am Büffet vollfrisst.

*** Derweil läuft der Prozess gegen Bradley Manning, auch wenn er wieder einmal ausgesetzt wird, bis zum 8. Juli. Die beste Aussage bisher: Es gab keinerlei Einschränkungen für die Intel-Analysten, die im SIPRnet nach Lust und Laune surfen durften. Erst nachdem Manning verhaftet wurde, wurden Regeln aufgestellt und Zugriffsrechte ausdifferenziert. Ja, manchmal ändern sie die Regeln, und dann ist schnell der urböse Inhalt gesperrt, aus hygienischen Gründen wie beim Guardian.

*** Manchmal ändern andere das Leben, wie es seit Urzeiten existiert, ganz ohne Shitstorm. Die Ziehung der Lottozahlen wandert ab ins Internet, weil sie ohnehin nur noch auf dem iPad verfolgt wird, während auf dem Hauptscreen das Deutschlandlied der irischen Banker gespielt wird: Lotter live! Im pöhsen Netz längst angekommen sind die Mitfahrzentralen, vor denen jetzt das Bundeskriminalamt warnt. Schnell ist man Schleuser oder Terroristenchaffeur, und eine ordentliche Kontrolle durch die Mautbrücken der LKW-Maut gibt es auch nicht. Soviel ändert sich, damit alles beim alten bleibt und BKA-Chef Ziercke jammern kann:""In bestimmten Einzelfällen wäre es angemessen, diese Daten zu nutzen. Dafür müssten die Gesetze geändert werden." Bestimmte Ausnahmen bei schweren Straftaten? Aber nicht doch! In Zukunft reicht ein vager Anfangsverdacht bei der Raserkontrolle, damit das Smartphone beschlagnahmt werden kann zwecks Durchsuchung, ob eine Blitzer-App installiert ist. Wer sich an die Geschwindigkeit hält, ist verdächtig. Nun brauchen wir nur noch vergleichbare Anfangsverdächtigungen für Fahrradfahrer und Fußgänger. Wer bei Rot an der Ampel zuckt, wer keinen Helm trägt, dem darf ganz schnell das Smartphone abgenommen und analysiert werden.

Was wird.

Mit Ach und Krach hat es der Bundestag in die Sommerferien gebracht und uns unter anderem ein Anti-Abzock-Gesetz beschert. Schnell ist auch der Untersuchungsausschuss zum Euro Hawk in die Puschen gekommen, aber das nur, weil die Sommerzeit in diesem Jahr die schönste Wahlkampfzeit ist und jede Partei beim Euro Hawk mit Dreck werfen kann. So gibt es bald nicht nur das Sommerrätsel in dieser Wochenschau, sondern eine Kirmes ganz besonderer Art, mit 19 Spassvögeln und der Erkenntnis zum Schluss, dass eine Fähigkeitslücke der Bundeswehr mit einem großen Batzen Unfähigkeit gefüllt wurde. Das gilt nicht nur für die Beschaffer, sondern auch für den Auftragnehmer, wenn EADS-Chef Thomas Enders in der tageszeitung blühenden Unsinn erzählt: "Es braucht vielleicht 15 Minuten und dann ist man auf 45.000 Fuß (13,7 Kilometer). Anschließend fliegen sie auf einer Höhe von 60.000 bis 65.000 Fuß nach Afghanistan. Sie belästigen niemand. Warum in aller Welt ist das in Deutschland nicht möglich?" Das ist nirgendwo auf der Welt möglich, weil der Euro Hawk als eine Art Motorsegler 37 Minuten braucht, um die besagte Flughöhe zu erreichen. Dass die Drohne nach Afghanistan fliegen soll und keine Überfluggenehmigungen braucht, ist zusätzlicher Sommer-Quatsch.

Ein schönes Sommerwahlquatschthema wird auch die PKW-Maut bieten, die die CSU um jeden Preis haben will, bekanntlich nur für Ausländer. Das anders als bei den LKW die ausländischen PKW abgesehen von der Warschauer Allee mit einem Anteil von 5 Prozent vernachlässigt werden können, kratzt niemand. Damit die PKW-Maut kommt, müssen alle, alle zahlen, doch dann gibt es für echte deutsche Autos entsprechende Nachlässe bei der KFZ-Steuer. Versprochen. Wann genau diese Nachlässe kommen, kann niemand sagen, höchstens singen, wie diese irischen Banker, die beim Wort Rückzahlung so kerlig lachten.

Rechtzeitig zum großen Sommerfest hat ein deutsches Gericht sich mit dem Urheberrechtsschutz für Pornos befasst. Ihnen fehlt es als eine Art Nummern-Revue an der nötigen Schöpfungshöhe, weil sie primitiv umgesetzt sind. Im Vorfeld des kommenden Leistungsschutzrechtes ist das ein apartes Urteil in Hinblick auf primitiv umgesetzte Texte. Und wie wäre es, die saudummen Klickstrecken im Internet ähnlich zu bewerten?

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #463 am: 07 Juli, 2013, 06:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Wir wissen zum Beispiel, dass es nicht so ist wie bei der Stasi und dem KGB, dass es dicke Aktenbände gibt, in denen unsere Gesprächsinhalte alle aufgeschrieben und schön abgeheftet sind. Das ist es nicht." Natürlich ist es das nicht, die Welt hat sich weitergedreht und die Schnüffler und Enttarner marschieren Seit an Seit mit der jeweils neuen Technik, wie dieser frei gegebene Bericht von der Eurocrypt 92 (PDF-Datei) zeigt – der ersten Krypto-Konferenz nach der Veröffentlichung von PGP im Internet. Ein Gauck ist damit die neue Maßeinheit in diesem Neuland, die die Unkenntnis der Auswirkung digitaler Lebensart zum Ausdruck bringt. Wer Stasi und KGB für schlimm hält, weil Papierakten angelegt wurden und damit die Datenschnüffelei von NSA, GHCQ, DGSE oder BND verharmlost, produziert genau ein Gauck Unsinn. Der Vergleich der Aktenschränke der Stasi mit den Speicherplänen der NSA kommt dabei schon auf zwei Gaucks, denn natürlich war die Stasi bis zum Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) damit beschäftigt, ihre Dokumentation zu digitalisieren. Ein weiterer Gauck ist für den Glauben fällig, dass das moderne Rechenzentrum des FSB neben der Lubjanka nichts mit den Plänen des KGB zu tun hatte, den gesamten Datenverkehr mitzuspeichern.

*** Einen mehr spekulativen Gauck habe ich noch: Hätte diese DDR weiter existiert, wären Robotron-Smartphones mit volkseigenen Schnüffelchips auf den Markt gekommen, die unsere Gesprächsinhalte alle mitschneiden und schön abspeichern. Dass Westdeutschland dem Äquivalent namens Pluto-Chip entkommen ist, hat mit der Entrüstung über Echelon zu tun. Innenminister Manfred Kanther konnte bei all diesem Ärger seinen Lieblingsplan nicht verfolgen. Der schlichte Gauck-Blick auf die Technik, dieses stupende Unvermögen zu verstehen, ist die neue deutsche Unfähigkeit zu trauern, sich einen wirklichen Überblick zu verschaffen, was da abläuft oder geplant ist. Heraus kommen bestenfalls Sondersitzungen und Statements, in denen von Yogabytes genuschelt wird, was sich wie eine kerngesunde Sache anhört. Heute wissen wir, dass der komplette Postverkehr aus der DDR überwacht wurde. Weiter westlich wird noch heute jeder Umschlag ordentlich fotografiert und schön abgeheftet, was getrost als Kilo-Gauck gezählt werden kann.

*** Nun leben wir in einer schönen Sommerzeit im schönen Monat Juli, in die der 100. Geburtstag der (bis jetzt) berühmtesten naturwissenschaftlichen "Trilogie" fällt. Im Juli 1913 begann die Veröffentlichtung des Atommodells von Niels Bohr im Philosopical Magazine and Journal of Science (PDF-Datei). Sein Modell führte die Physiker zur frühen Quantentheorie, die später von Heisenberg und Schrödinger verbessert wurde. Zu aller Ehren gibt es in der populären Physik den Quantensprung hüpfender Kamele, die unversehens zu einem Quantensprung in der Schullandschaft schreiben können. Zur Neuland-Maßeinheit des Gaucks gesellt sich so die Bosbachsche Unschärferelation, mit der, egal ob es um Vorratsdatenspeicherung oder "Mindestspeicherfristen für Verbindungsdaten" geht, alles auf eine elektronische Beweissicherung hinausläuft. Orwell war gestern: Bis zum Beweis der Unschuld sind wir alle fürderhin ein Quäntchen im digitalen Aufenthaltsvorratsraum. Bleibt nur die Frage, auf welch schicken Namen die minderbefristete Speicherdatei für Verbindungsdaten hören soll. 4Affen.Dat? Nichts hören, nichts sehen, nicht sprechen, nichts zu verbergen...

*** Bleiben wir bei der Physik und der heisenbergschen Unschärferelation. Physiker in Hannover haben sich daran gemacht, Heisenberg ein Schnippchen zu schlagen, indem sie Licht quetschen und Phase wie Amplitude in einem verschränkten Referenzsystem gleichzeitig messen. Das Schnippchen gegen Heisenberg verfolgt den hehren Zweck, Einsteins Gravitationswellen nachweisen zu können, eine Kräuselung der Raumzeit. So witzig kann Forschung sein, die Kongresse wie "50 Jahre schwarze Löcher" veranstaltet. Aber wehe, wenn sie anfangen, mal dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik ein Schnippchen zu schlagen und sich daran machen, Entropiebomben zu bauen. Dann schlägt die Stunde von Bosbach.

*** Die Stunde von Assange und seinem Safepass-Adjutanten war schon im letzten WWWW ein Thema der Wochenendunterhaltung, das an Absurdität schwer zu übertreffen sein dürfte. Doch es ging. Mit dem seltsamen Zwischenstopp der Maschine des bolivianischen Präsidenten Evo Morales aufgrund angeblich fehlender Überflugrechte wurde das Spiel locker getoppt. Während die Verweigererländer ihre Unschuld betonen, lachen sich die Agenten schlapp, die diese ganz besonders doofe Massenvernichtungswaffe via Spanien lancieren konnten, die Europa zeigte, was der Marshal kann. In der Deklaration von Cochabamba wird eine Aufarbeitung des Vorfalls gefordert. Nicht einmal diese Deklaration ist offenbar berichtenswert, von Aufklärung ganz zu schweigen. Stattdessen gibt es Twitter-Quatsch auf dem Niveau von Groschenblättern.

*** Auf besonders tiefen Niveau fliegt derzeit die SPD mit Politikern wie Wiefelspütz, der nicht erkennen kann, dass dieser Snowden politisch verfolgt wird. Vielleicht fehlte die Brille. Nicht nur Sören Jensen wartet auf eine Antwort. Dass zudem Sigmar Gabriel den Chef der NSA in Deutschland vorladen will und Ex-Kanzleramtsminister Steinmeier nichts von den Echelon-Untersuchungen wusste, die in seine Amtszeit fielen, passt zu den berühmten vier Affen. Oh, habe ich mich verzählt? Aber nicht doch, Europa soll es richten, nach dem Willen der designierten Internet-Ministerin: Die bestehende EU-Gesetzgebung muss außer Kraft gesetzt werden. Das ist wohl das "weichere Wording" à la SPD. Bis anhin verschlüsselt die Partei mit einer Decke, entwickelt im Forschungsprogramm der Fachfrau.

*** Im Sommer sollte man auch das Positive sehen und nicht nur herumrätseln. Diese Einsicht wird ihnen präsentiert vom Heise-Forum und von Fefe: Es gibt eine Gegenbewegung, es gibt Alternativen, auch wenn sie Schwächen haben mögen. Auf ihnen kann man aufbauen, mit schlichten Einsichten beginnend: Vertrauen ist kein Algorithmus. Zum Tode von Douglas Engelbart sollte die Nebensächlichkeit erwähnt werden, dass Stewart Brand die Kamera bediente, die die Mutter aller Demonstrationen im Film verewigte. 1968, im Jahr der Engelbart-Demo erschien der erste Whole Earth Catalogue von Brand mit dem Motto: "Stay Hungry, Stay Foolish." Bleibt jung, bleibt hungrig, bleibt misstrauisch gegenüber dem Staat. Inmitten all der IT-Spezialisten, die an Überwachungssystemen wie Prism schrauben, gibt es mutige junge Leute wie Edward Snowden oder Bradley Manning, die auspacken.

Was wird.

In der nächsten Woche startet das Sommerrätsel mit hoffentlich knackigen Fragen über Hardware, Software und der Wetware, eben den Menschen in all diesem Schlamuckel. Es geht zurück, das ist doch schon etwas. Das ur-ur-uralte Altavista wird abgeschaltet, einstmals die Top-Suchmaschine der innovativen Programmierer von DEC. DEC?. Hätte diese Superkultur der nerdigsten Nerds daraus ein Google machen können? Der Rest ist Schweigen, besonders dann, wenn wieder einmal Europa 3.0 gefordert wird. Der Quatsch namens europäische Suchmaschine lässt grüßen. Die Antwortmaschine (PDF-Datei) macht winke-winke, wie Maneki Neko: Das Glück ist uns hold.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird
« Antwort #464 am: 14 Juli, 2013, 00:39 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und dieses Mal bringt sie Teil 1 des alljährlichen Sommerrätsels.

.-- .- ... .-- .- .-.

*** "Ireaüasgvt vfg, qnff qvr cbyvgvfpura Fcvgmra, jraa fvr zvgrvanaqre fcerpura, qneüore fcerpura, jvr zvg qre Fnpur hzmhtrura vfg, jvr reafg Ibejüesr mh aruzra fvaq haq jvr zna qnzvg hztrug, Ibejüesr mh orfcerpura, mh xyäera, mh irevsvmvrera bqre nhf qre Jryg mh fpunssra. Ireaüasgvt vfg, qnff üore qvr gngfäpuyvpur Neg qrffra, jnf anpuevpugraqvrafgyvpu nhs qre rvara bqre naqrera Frvgr trgna jbeqra vfg, qvrwravtra fcerpura, qvr qvr vagrafvir Qrgnvyxraagavf qniba unora."

Yotta, Yotta, yada, yada unora. Was sagt der gesunde Menschenverstand zu diesem Prozess der Sachaufklärung durch rätselhaftes Geschwurbel? Genau, das Sommerrätsel hat begonnen, damit fängt die Lösung an. In drei Rätsel-Teilen über Software, Hardware und Bürgerware geht es um Spionage, Verschlüsselung und das große Drumrum, sind jeweils 10 hoffentlich knifflige Fragen durch die geneigten Leser zu entschlüsseln. Während der Anfang dieser Wochenschau dem Kenner der Materie ein müdes Lächeln entlockt und daher als Aufwärmübung gedacht ist, gibt der Inhalt echte Rätsel auf. US-Whistleblower Edward Snowden reist nach Russland ein, während unser Land mit seiner Regierung wie viele andere Länder den Mut nicht aufbrachte, ihm Asyl zu gewähren. OK, Oberschwaben ausgenommen, aber das gehört trotz anderslautender Geheiminformationen immer noch zu diesem unseren Lande. So gibt es seltsame Diskussionen darüber, was vernünftig ist und noch seltsamere Reduktionen, weil der Papa spioniert, denn: "Es ist ein bisschen wie in der Familie". Wie in modernen Familien, gibt es auch hier die Beruhigungspille: "Geeignete, leistungsfähige Verschlüsselungsprodukte deutscher Hersteller sind am Markt verfügbar, ihr Einsatz wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik empfohlen. Sie zu nutzen ist also der richtige Weg."

*** An dieser Stelle wäre die eigentlich erste Frage nach den Produkten fällig, die Jedermensch ohne große Computerkenntnisse einsetzen kann, doch halt, so schwierig sollte die Rätselei nicht beginnen. Verkneifen wir uns die Frage, was das BSI mit Kim Dotcom macht. Verkneifen wir uns auch die Frage nach den 25 Anschlägen in Europa, die verhindert werden können. Die bereits erwähnte Sauerland-Show mit lässiger Zünd-Begleitung durch die CIA lässt erahnen, was sich in der "Familie" abspielt. Klappe halten und auf den Vater hören! Dieses Transkript einer kleinen familientherapeutischen Abreibung verdient daher unsere ungeteilte Aufmerksamkeit: "Äh, aber die Amerikaner speichern, äh, Inhaltsdaten nur in ganz besonderen Fällen und nur, äh, in weniger Fällen. Aber natürlich die sogenannten Metadaten, also das, was wir unter Vorratsdatenspeicherung, äh, verstehen, wird auch bei den Amerikanern, äh, gespeichert. Darin sehen sie eigentlich auch kein Problem, nur der Zugriff auf diese Daten… Der Zugriff auf diese Daten ist das Entscheidende." Wie schrieb David Cooper einstmals über den Tod der Familie? "Jeder Verband, der sich als glückliche Familie ausgibt, ist Teil eines Systems, dessen gesellschaftliche Funktion es ist, Erfahrungen abzufiltern." Das könnte ganz metamäßig passen zu diesem unseren Noch-Innenminister. Wer liest, was in den USA tatsächlich passiert, wird kein Verständnis haben. We are family? Denkt ihr.

So ergibt sich wie von selbst Frage 1: Was sagt das Chiffrat dem gesunden Menschenverstand?
Worauf sich auch gleich Frage 2 anschließt: Familiengeschichten beginnen immer zu Hause. Trittenheim an der Mosel ist der Zugangsschlüssel zu...?

*** In den 1024 geplanten Giga-Mega-Mikra-Ausgaben dieser kleinen Wochenschau hat das alljährliche Sommerrätsel die Funktion, über die sommerliche Nachrichtenflaute hinwegzuhelfen. Diese Flaute ist in der IT-Sparte bekanntlich besonders groß. Wenn der klassische Journalismus sich mit dem Kaiman im Badesee zu helfen weiß, haben wir eine Leerstelle. "Heisig im Maschsee" zieht als Nachricht keine Leser vor die Schirme, da muss schon knackig von der Neuausrichtung von Microsoft die Rede sein, die keine Software-Company mehr sein will. Sondern viel lieber ein Unternehmen, das Synergieeffekte mit der NSA sucht, frei nach Tancredis Einsicht Lampedusas Gattopardo: "Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern." Sonst heißt es Abschied nehmen. Da ist es schon besser, die gute Zusammenarbeit aus Echelon-Tagen fortzusetzen. Man kann noch weiter zurückgehen, etwa in die Zeit, als das Spintcom-Netz der NSA existierte. Nur landet man da bei IBM und Rembrandt.

Was uns zu Frage 3 führt: Short Term Memory Failure allerseits? Was will uns 2011125200 sagen?
Und Frage 4 folgt auf dem Fuß: "Ein feines Telekommunikationsnetzwerk spannte sich von Washington aus in alle Richtungen, um das Hirn mit fast 5000 Hauptcomputerstationen zu verbinden. Das war das Meisternetz." Was passiert in diesem Netz?

*** Dank der Snowden-Affäre herrscht also diesmal kein Themenmangel, die IT hat gewissermaßen ihr eigenes Baggerloch bekommen. Statt herumschwimmender Kaimane oder Pandabären in Zwangsjacken werden wunderliche Themen aufgenommen, bis hin zur Mystifizierung von Computern und Big Data. Auch die Erklärung von Innenminister Firedrich, dass Metadaten zur Vorratsdatenspeicherung gehören, passt bestens in die Reihe vorsätzlicher Verirrungen und Verblödungen. Widdewiddewitt, ich back mir meine Welt, wie es mir gefällt, scheint das aktuelle Regierungsprogramm zu sein. Eine Ausnahme dürfte der ahnungslose Übersetzer sein, der in der Talkshow von Maybritt Illner die Rede von Jacob Appelbaum übertrug. Er machte aus der Skandalfirma Gamma die GEMA, deren Geschäft auch irgendwie als Abhören beschrieben werden kann. Der eigentliche Skandal ist doch, dass bei aller Empörung über die amerikanischen Lauschaktivitäten untergeht, wie deutsche Firmen im Geschäft sind. Das betrifft nicht nur die bei der OECD eingereichten Fälle Gamma und Trovicor oder die Trojanerschmiede Digitask oder Elaman. Das betrifft noch andere Firmen: Bundeskanzlerin Merkel oder eben der Noch-Innenminister telefonieren mit Geräten, die die End-to-End-Verschlüsselung beherrschen, ihre Thin Clients werden wohl mit Sicherheits-Smartcards von Utimaco gestartet, wo man den Informationsverbund Berlin-Bonn betreut. Alles ziemlich komfortabel und so sicher, dass die NSA auf die bewährte Verwanzung zurückgreifen muss.

Das ergibt natürlich Frage 5: Welche kommerzielle Standardsoftware wurde als erste mit eingebauter Verschlüsselung ausgeliefert?
Gefolgt von Frage 6: Richtig "dick Schotter" machen mit Daten, wer warnte davor (und auch vor der NSA)?

*** Geht es aber um den Bürger, bleibt Microsofts Skype übrig, dann ist Verschlüsselung urplötzlich hochkompliziert, nur etwas für Nerds, da vollkommen unsexy und ach so schwer gefährlich, wenn einer nur den kleinsten Fehler macht. Diese perfide Verlogenheit in Sachen Technik zieht sich hin bis zu den Journalisten, die allen Ernstes behaupten, dass nur analoge Kommunikation halbwegs gesichert werden kann. Auch die edelmütigen Hacker tun wenig bis gar nichts, um diese Situation zu verändern, bringt es für sie doch Bewunderungspünktchen oder wahlweise lukrative Posten. Die enge Verbundenheit zwischen dem Chaos Computer Club und einem Hersteller wie GSMK Cryptophone wird beispielsweise nicht dazu beitragen, Werkzeuge für das Volk unter das Volk zu bringen, dazu ist der geheime Markt viel zu lukrativ. Nein, es ist keine Verschwörung gegen die Idiotes, es ist das simple Spiel von Angebot und Nachfrage, dem alle gehorchen. Das Menschenrecht auf einem weltweiten, unbehinderten, nicht kontrollierten Datenaustausch mit Menschen und anderen intelligenten Lebewesen ist eine hübsche Idee. Und Geschäft ist Geschäft.

Kommen wir also zu Frage 7: Auf der Tenne wurde einstmals Getreide gedroschen. Welcher Whistleblower warnte vor welchem Kryptosystem?
Und, passend kryptisch, Frage 8: OBKRUOXOGHULBSOLIFBBWFLRVQQPRNGKSSOTWTQSJQSSEKZZWAT
JKLUDIAWINFBNYPVTTMZFPKWGDKZXTJCDIGKUHUAUEKCAR?




Dieses Sommerrätsel musste aus lösungsfindungstechnischen Gründen leider bilderlos erscheinen. Das wird sich in der nächsten Folge ändern, in der Rätsel zur Hardware. Bilder wird es jetzt wohl mehr vom jungen Edward Snowden geben, auch wenn Russland und die USA verhandeln – die beide bedenklicherweise nichts mit den Tshwane-Prinzipien zu tun haben wollen. Dafür haben die Länder viele historische Erfahrungen, denn Snowdens Fall ist nicht einzigartig. Da offenbar der Journalist Glenn Greenwald mit der Veröffentlichung von Snowden-Material weitermachen will, ist das Sommerloch zugeschüttet. Zudem kreist in Wahlkampfzeiten ein lustiger Phantomvogel über dem großen deutschen Baggersee.

So sei denn Frage 9 gestellt: "Furthermore, we were disenchanted by the U.S. Government’s practice of intercepting and deciphering the secret communications of its own allies." Welche Überläufer haben diese außerordentlich verschnupfte britische Reaktion verursacht?

Und beschließen wir das ganze mit Frage 10: In einem britischen Krimi bildet sich ein russischer Emigrant ein, ein überlebender Sproß der letzten Zarenfamilie zu sein. Er wird spurenlos am Strand ermordet. Dabei spielt eine Verschlüsselungstechnik eine wichtige Rolle. Ihr Name ist der Schlüssel zu einem anderen Schlüsseltext, der in diese unsere heutige Zeit passt.

UB BG BH NU US RD MQ OK GP GI ON UB BV CN YX NU US RD MQ QX RB UG CO NM
KG SU UE BK NT UB GL GI HY ZP NU US RD MQ QX RB KG AP NU US RD MQ UB GL
GI VC FQ NU US RD MQ PU BZ RB UG GO KN YX NU US RD MQ

(Prag, 21. August 1968)

Die Auflösung von des Sommerrätsels erstem Teil erfolgt wie üblich am kommenden Montagabend.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )