Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125580 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Jürgen

  • der Löter
  • User a.D.
  • ****
  • Beiträge: 4999
  • white LED trough prism - WTF is cyan?
Re: Was war. Was wird. Die Jahresendedition
« Antwort #435 am: 31 Dezember, 2012, 02:08 »
Werter Hal,
oder soll ich besser schreiben
Geschätzter HAL,

offenbar bist Du doch eine Maschine.
Sonst wüsstest Du natürlich, "die Antwort auf die Frage aller Fragen, nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest" ist 42

Guten Rutsch
und ein glückliches 07 DD

Jürgen
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

Samsung LE32B530 + Benq G2412HD @ HDMI 4:2; Tokaï LTL-2202B
XORO HRS-9200 CI+ (DVB-S2); XORO HRT-8720 (DVB-T2 HD)
Empfänger nur für FTA genutzt / ohne Abos
YAMAHA RX-V663 (AV-Receiver); marantz 7MKII; Philips SHP2700 ...
FritzBox 7590 mit VDSL2 50000

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #436 am: 06 Januar, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei", sang einstmals Lale Andersen, "auf jeden Dezember folgt wieder ein Mai". Doch bis der Mai kommt und die Verliebten wieder turteln und gruscheln, leistet sich IT-Deutschland eine Sexismus-Debatte. Noch haben wir Januar und es geht eisig zu zu in den Kommentaren. Was Hacker, Häcksen und zwei transsexuelle Eichhörnchen auf dem "Kommunikations"-Kongress des Chaos Computer Clubs bewegte, muss doch eine Lehre für alle bereit halten. Richtig gelungen als Schlussfolgerung muss man die ökonomische Analyse von Smari McCarthy loben, fürs Herz ist mehr der Bericht aus der Sicht einer Autistin empfehlenswert und für die große Hackermasse spricht natürlich Fefe, ganz alternativlos. Schade nur, dass die wirklich lustigen Momente außen vor bleiben wie das große Gelächter von allen Beteiligten bei der roten Karte für das Zückerpüppchen am Stand des RaumZeitLabors. Lachen ist in Deutschland immer noch unterbewertet, im Zweifelsfall muss halt die große Analyse her und das bittschön ganz ohne Kontext. Humor ist immer noch "der" Humor und leitet sich in Deutschland von "der" Humifikation ab. Der Hundehaufen lässt grüßen.

*** Auch diese kleine Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene hat es auf dem Kongress erwischt. Sie wurde als Beispiel für sexistische Sprache am Beamer-Pranger präsentiert. In diesem Video kann man das nachsehen. Dem Herrn Stefanowitsch fiel auf seinem Feldzug gegen das generische Maskulinum dieser Satz in die Hände: "Ach, da ist noch eine Veranstaltung unter freien Himmeln, wo Hacker brutzeln und ihre Häcksen ächsend die Kinderwagen über Heidehügel schieben lassen", der hier in einem Kommentar zum Outdoor-Kongress Hacking at Random im Jahre 2009 zu lesen ist. Auf diesem Festival hatte ich mein Zelt an einem Hang unter einem Busch errichtet und durfte mehrmals dabei helfen, im Stand festgefahrene Kinderwagen über den Hügel zu bringen. Lustig fand ich die Entschuldigung einer Frau-Häckse, dass *ihr* Mann-Hacker leider nicht helfen könne, da er proggen müsse. So kamen die furchtbar sexistischen *ihre Häcksen* ins WWWW mit ächsend als Hinweis, dass es um steckengebliebene Kinderwagen handelt. Der komplette Satz bezog sich zudem auf den vorausgehenden Absatz, in dem dicke Männer Metallklumpen durch die Luft schubsen. Ja, es geht alles vorüber, bis zum Urlaubsschein für den Landser, und wenn er dann doch kommt, der Urlaub, dann findet vielleicht das nächste Camping statt. Auf dem kann der Unsinn mit den Karten und der ach so harschen deutschen Sprache der Nerdszene weitergehen, in der jedes Wort für Frau über kurz oder lang auf ein Weibchen an der Klotür hinausläuft.

*** Ich merke gerade, wie hammeräffinnengeil das Selbstzitieren ist. Wie war das noch, als bei uns die Dotcom-Blase platzte? Blättern wir rund 700 WWWWs hierhin zurück, so findet sich diese wunderbare Beschreibung: Nach den Babyboomern oder den Schlaffis der Generation X, nach dem großen Plopp der Generation@ im Loch von Bielefeld haben die Soziologen der Gegenwartskultur nun die Bobos gefunden. Bobo ist das Modewort für "Bohemian Bourgeoisie", die sich an Orten wie dem Silicon Valley, in London oder Berlin herumtreibt. Bobos sind die Neureichen des Internet-Booms, die Millionen gescheffelt haben, aber sich nicht anständig anziehen. Die, die die teuerste Uhr am Handgelenk tragen, sich aber mit einem eBay-T-Shirt und dreckigen Jeans in die Berliner U-Bahn werfen, um zur Internet World zu fahren. Danach wurde es still um die Bobos, es kamen die schicken, biologisch-dynamischen Lohas. Heute werden die Blender-Bobos von damals vornehm Generation Dotcom genannt, die nunmehr von den Digital Natives ins Rentier-Dasein getrieben wird. Diese trübgeilen "Gründer"-Typen, die auf Edelkitsch-Konferenzen wie der nächsten DLD in jedes Mikrofon lamentieren, dass es in Deutschland kein Facebook und kein Google gibt, tun bekanntlich alles, um genau dies zu verhindern. Da wird in aller Exitgeilheit der letzte Pfusch, der xte Klon einer US-Idee "gegründet" und gepusht, bis sich der nächste doofe Millionär gefunden hat, der für den angesamwerten Müll 10 oder 20 Millionen berappt.

*** Mit dem Skandal um Lieferheld tritt nun ein weißer Bobo auf den Plan, der Gerechtigkeit ruft und aus seiner angesammelten Kohle gar eine Belohnung ausgesetzt hat, auf dass die dunklen Machenschaften all der Dons der Berliner Startup-Szene ans Tageslicht kommen. Der WWWW-Lesern wohlbekannte Ehssan Dariani ist's, der einstmals seinen Geburtstag mit dem "Gebot der Pflicht" zur Feier des Führergeburtstages verknüpfte und 2006 unter der Domain "Völkischer-Beobachter.de" den "Erfolg der Bewegung" feierte. Besagter Dariani zitierte in einem späteren Interview gar Kant zum eigenen Vorbild, wenngleich leicht schiefgewickelt – "Höre auf, Autoritäten zu zitieren" entspricht nicht wirklich dem kategorischen Dativ vom Einschalten des eigenen Verstandes. Nun ist er wieder beim Führer angelangt und vergleicht in einem längst von Anwälten gelöschten Kommentar die feindlichen Start-Masterminds mit Adolfski Hitlers entrepreneurial Spirit, der Parteien, Organisationen und Reiche gründete.

*** Beginnt jetzt das große Fressen unter den Alt-Bobos? Stehen sie sich die Augen aus, passiert gar ein komischer Unfall auf einem "südafrikanischen Schießplatz"? Es wäre nicht das Schlechteste, wenn die dubiosen Machenschaften mancher Start-Ups aufgedeckt würden und sich darunter der eine oder andere Direktbefehl zum Copycat-Geschäft findet. Vieles spricht allerdings dafür, dass die Geschichten mit anwaltlicher Hilfe unter einer Flauschdecke verschwinden, bis neue Frontmänner wie René Obermann das freundliche Gesicht dieser Branche stellen. Bis dahin kann man die Schwurbeleien der von den Masterminds finanzierten Hofberichterstatter wie Gründerszene oder Deutsche Startups lesen, muss man aber nicht. Digitalnativistisch gesagt: [mimimi]Wo ist Dotcomtod?[/mimimi] Es ist bezeichnend, dass der große Grantler vom Tegernsee schweigt – post coitum omne animal triste est, sive gallus et mulier.

Was wird.

Beim stark statistisch gefärbten Jahresrückblick haben treue WWWW-Leser_innen (so richtig?) bemängelt, dass so gar nichts für die nächste Zukunft vorhergesagt wurde. "XY Oder auch nicht" sei zu beliebig, da müssten Fische in die Butter. Nun denn: 2013 ist ein Wahlkampfjahr, das macht die Dinge einfach: Das Internet wird diskutiert und von der Politik umschmeichelt, doch von der Polizei überwacht wie nie zuvor. Hat nicht das wunderbare COMPOSITE-Projekt gezeigt, wie sich Alles zum Guten wenden kann, wenn sich die Herrschaften digital präsentieren? Der eKontaktbereichsbeamte wird es richten: " Zum einen wird eine vertrauensvolle Verbindung zwischen Bürgern und Polizeien aufgebaut. Die Interaktion wird enger, der Dialog verstärkt. Die Polizeiarbeit wird transparenter, Bürger erleben die Polizei als menschlicher und das Vertrauen steigt. Verstärkt wird dies durch den in den sozialen Netzen üblichen persönlichen Kommunikationsstil, der im Gegensatz zur gewohnten bürokratischen Behördensprache steht. Jaja, die Zeit der digitalen Romantik mit moralischen Hackern ist vorbei, nun gilt es, Präsenz zu zeigen.

Alle Annahmen zur Sicherheit im Internet müssen nach den Berichten über Türktrust oder dem Kongress-Vortrag über Diginotar auf den Prüfstand, egal wie viele Cryptokonferenzen auf der ganzen Welt Verbesserungen in Sachen Sicherheit vorstellen werden. Peer Steinbrück gewinnt mit den Grünen die Bundestagswahl, tauscht aber den Posten mit dem Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes Schleswig-Holstein. So bekommt er endlich das Amt, das er schon 1998 haben wollte. Die Piratenpartei fusioniert mit den ebenfalls gescheiterten Gelbsäcken zur Freien Piratenpartei.

Der Blick schweift ins Ausland. Präsident Obama trifft sich zum Ordensanhängen mit Adrian Lamo für seine Verdienste, der eben erwähnten moralischen Hackerei den Garaus gemacht zu haben. Julian Assange bleibt bis zur Wahl von Ecuadors Präsident Correa in der Londoner Botschaft und wird dann nach Schweden transportiert. Dort wird er wegen verrotteter Beweise auf freien Fuß gesetzt und erleidet eine Identitätskrise, nachdem der den Film mit Alicia Vikander und Daniel Domscheit-Brühl gesehen hat.

Microsoft vernichtet mit seiner Obsession, Google vernichten zu wollen weiter ordentlich Kapital und muss am eigenen Büro erleben, wie Apple bevorzugt wird. Google übernimmt nach einigen Anläufen das Management von Nordkorea als Testbed für Google Country. Der Heiseticker fällt nicht unter die Leistungsrechtssperrdurchführungsanordnung von Co-Bundeskanzlerin Schröder. Schließlich ist "10 kleine Negerlein" im IT-Support ein gängiger Ausdruck für all die Anwender, die man loswerden will

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #437 am: 13 Januar, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Soso, die Wiederbelebung des Bobo-Bashings in der letzten Wochenschau ist gut angekommen, aber auch auf Kritik gestoßen. Leser, die nicht seit Äonen dabei sind, konnten mit dem Begriff der "Bourgeois Bohemians" nichts anfangen. Geprägt hat ihn David Brooks, ein konservativer Journalist der New York Times, der sich im Jahre 2000 über den Lebensstil der "Neuen Klasse" aufregte. Auslöser war übrigens ein Interview mit Amazon-Gründer Jeff Bezos. Brooks ist inzwischen ein bekannter Autor geworden und sieht den Menschen als soziales Tier, als Wesen mit sozialen Schnittstellen. Darüber hat Brooks ein gähnend langweiliges Buch geschrieben, weil seine Beispielstiere Erica und Harold in der öden "Neuen Klasse" leben. Ein Rezensent schrieb zutreffend, dass das Buch etwas für diejenigen ist, die sich noch über die zwei Kulturen von C.P. Snow ereifern können.

*** Was echte Bobos heute leisten, habe ich in der letzten Woche nur andeuten können. Mittlerweile liegt das Erbrochene öffentlich vor. Getretner Quark wird breit, nicht stark. Um das Elend zu komplettieren, gibt es eine denkwürdige Antwort. Ich erlaube mir, mit der Verlinkungs-Freiheit des Internet die Anmerkungen zur Ethik wiederzugeben. Statt Kant siegt die ökonomische Vernunft der klaren Kante, wer Ethik sucht, wird mit der Kapitalfrage abgespeist, denn sautalentierte Leute leben in einer geilen Zeit:

"Wer gut ist, hat Erfolg. Wer wirklich gut ist, hat auch mehrfach Erfolg. Da Internet Unternehmen extrem produktgetrieben sind, und der technische Wandel extrem schnell, ist das System auch sehr 'durchlässig'. Clevere Leute mit einer guten Idee und einer guten Umsetzung sind noch nicht einmal auf Kapital angewiesen. Viele der sehr erfolgreichen deutschen Unternehmen sind dabei mit extrem wenig oder gar keinem Kapital entstanden – z.B. aus eigener Erfahrung Spreadshirt.net; oder auch Gameforge.de; international fallen mir spontan Badoo oder Minecraft ein, die mit wenig bis keinem Kapital gestartet sind. Und die Szene ist extrem plural – die von einigen kolportierte 'Kartellbildung' kann ich keinesfalls beobachten. Das Ökosystem ist vielmehr extrem bunt und vielfältig. Und die meisten Leute sind extrem cool & fair. Der Wertschöpfungs- und Innovationsgrad ist einfach so hoch, dass es total dumm wäre, unfair zu spielen, etc. Mehr an Ethik immer gerne – aber ich glaube, wenn man sich entscheiden müsste, dann stiften andere Debatten mehr Wert (z.B. Leistungsorientierung; Vorbilder; 'deutscher Neid', etc.).

*** Leistungsorientiert auf Zack greife ich mal vor und schaue, was das Kartell in den nächsten Tagen so alles macht. Nicht in Berlin, wo Ehssan Dariani zu einem bobodadaistischen Anti-Investoren-Dinner in einem Schöneberger Restaurant bittet, mit der schwer ethischen Maxime: "If evil people refuse persistently and for years to behave human, then it is legitimate to treat them like animals." Nein, der Blick geht in die bayerische Provinz zu Burda, wo man sonst gern das nachbetet, was in Berlin so vorgebetet wird. Dort taucht auf der nächsten Ausgabe der DLD Peter Thiel auf, der ultrarechte Vordenker der New Economy, der mit Blueseed einen eigenen Staat für obszön reiche Bobos gründen will. Als digitaler Vordenker wird Thiel eine Public Lecture über das transhumanistisch-cartesianische Neue Ich der Bobos halten. Leistungsorientiert werden ihm die Samwers, die Gadowskis – und wie sie alle heißen mögen – die Füße salben.

*** Dank der Consumer Electronics Show wird niemand sagen können, dass die Woche arm an Nachrichten war. Auch wenn der Informationsgehalt so mancher Nachricht außerordentlich niedrig war, zeichnet sich doch ab, dass der "Consumer" ein armes, Gadget-behängtes Schwein sein soll, das vorgefertigte Inhalte frisst und bei jedem Fraß den vollen Preis zahlen soll. Behütet werden muss er auch noch, von Kindesbeinen an. Zum kindgerechten Ständer für das iPad, zum mitlernenden Scheißtopf und zur meckernden Hapi-Gabel gehört saubere Literatur. Wir denken an die Kleine Hexe, in der nicht mehr gewichst wird und Pippi Langstrumpf, in der Pippis Vater nur Südseekönig ist. Ein Huckleberry Finn, in dem der "Nigga" vom Antidiskriminierungs-Grep zum Sklaven verändert wird. Wenn es in diesem Stil weiter geht, sind sicher bald die Computerspiele an der Reihe und bitte, strahlt nicht der "Hacker" eine Gewalt aus, die zarte Kinderherzen verstören kann? Wie wäre es mit Computerflüsterer?

*** Bedenklich nur, dass bei der Jugendsprache Halt gemacht wird und es das grenzdebile Yolo zum Jugendwort des Jahres brachte. Dass Yolo im Slang auf Armleuchter verweist, ist den klugen Sprachforschern entgangen. Die neue saubere Kultur hält auch für Erwachsene Überraschungen bereit, etwa "All the Bits", ein Buch aller Skripte der Monty-Phyton-Sketche, in dem darauf hingewiesen wird, dass für diesen Sketch kein Papagei getötet wurde. Auch dass vor dem Sketch gewarnt wird, in dem ein Kunstkritiker handgreiflich wird und seine Frau erwürgt, sagt viel über unsere sicherheitszentrierte Zeit aus. Oder muss das sicherheitszensiert heißen? Mal sehen, was Ken in der Hose hat, wenn BER in Berlin eröffnet, das Barbie Entertainment Resort.

*** Es gibt sie übrigens noch, die guten Dinge. Freuen wir uns mit First Monday, das gerade die 200. Ausgabe veröffentlichen konnte und reger denn je debattiert wird. Der Artikel über Gender und Sexismus in der Open-Source-Szene sei allen ans Herz gelegt, die sich über die Nicht-Debatte nach dem Chaos-Kongress ärgern, in der Kommentare unerwünscht sind.

Was wird.

Auf dem Kongress des CCC wurden alle harten Hacker klar und deutlich davor gewarnt, sich mit ihren Kenntnissen dort zu verdingen, wo Überwachungstechnologien programmiert oder verfeinert werden. Ein gutgemeinter, typisch deutscher Vorschlag, wie es der bereits erwähnte DLD zeigt. Glaubt man der Ankündigung, gibt es in Israel keine Vorbehalte, bei der Schaffung eines Überwachungsstaates mitzumachen. Schön auch das Beispiel überwachter Kinder aus Singapur, in dem davon die Rede ist, dass man frühzeitig an eine Kultur der Überwachung gewöhnt werden muss, ganz ohne störende Fußfessel-Diskussionen.

Immer dieser Datenschutz: Zum Jahresanfang steht die Neufassung des Beschäftigtendatenschutzesetzes zur Abstimmung an. Im neuen Gesetz findet sich ein Verbot der planmäßigen Videoüberwachung von Arbeitsplätzen sowie ein Verbot der heimlichen Videoüberwachung. Auch der Einsatz von Überwachungssoftware, die Screenshots anfertigt oder sonstwie die Arbeitsleistung festhält, soll nur dann punktuell erlaubt sein, wenn bei Beschäftigten ein gravierender Anfangsverdacht zu einer Straftat gegeben ist. Eine genereller Einsatz dieser Software ist nicht erlaubt. Man darf gespannt sein, welche Gesetzespassagen zu den Streichresultaten gehören, wenn es zur Abstimmung geht.

Weil es so kalt ist und die Zeit bis zum Sommerrätsel elendig lang anmutet, ende ich heute mit einem kleinen Rätselspaß. Hier findet sich, brandneu ins Netz getütet, die neue Deutsche Datenlizenz für nichtkommerzielle Nutzung, hier die Erläuterung zur Lizenz. Die Frage lautet: Wie ist eine nichtkommerzielle Nutzung definiert? Wer sich dabei den Kopf zerbricht, kann weder den Verlag noch mich haftbar machen: Die Verletzung des Lebens, die körperliche Unversehrtheit oder die geistige Gesundheit können bei jeder Lektüre ernsthaft in Gefahr geraten.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #438 am: 20 Januar, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Klatsch definierte das alte Wörterbuch der deutschen Sprache einstmals als "Geräusch, das entsteht, wenn etwas Weiches oder Schweres flach auf etwas Hartes schlägt." Später wurde aus dem lautmalerisch beschreibenden Wort der Klatsch, dudifiziert als "der Neugier entgegenkommende Neuigkeiten aus dem Bereich Anderer." So oder so, der Klatsch hat wenig mit den harten Nachrichten zu tun, die tagein, tagaus in diesem löblichen Newsticker auftauchen, um ebenso unermüdlich von den Besten der Besten (Sir!) kommentiert zu werden: Heise-Forumsleser sind vielleicht nicht das Salz dieser Erde, ätzen aber gnadenlos alles weg, was zu einer Klatschung gehört. Gemeinsam dürfen sich darum Leser wie Redakteure über die Wertschätzung freuen, die heise.de nach einer Studie der TU Darmstadt über die Nachrichtenverbreitung in sozialen Netzwerken bei Technikthemen an der Spitze sieht, mit deutlichem Abstand vor der Konkurrenz:

    Heise.de (662.570)
    Chip.de (301.945)
    Focus Online (152.623)
    Bild.de (137.323)
    Spiegel Online (125.384)

Bei den Gesamtzahlen mag es etwas anders aussehen, schließlich hat eine Meldung wie Putzfrau rammt Haus (aus Versehen) nicht allzuviel mit IT zu tun. Sport ist auch ein seltenes Thema in den IT-Nachrichten, weil Superdoper Lance Armstrong lieber mit einer handzahmen Moderatorin blufft, als sich einem Lügencomputer auszusetzen. Bleiben Sex, in der IT gemeinhin als Internetsucht definiert, und Politik: Die armen Piraten in Niedersachsen werden am heutigen Sonntag sicher lamentieren, was alles drin gewesen wäre ohne ihre Klatschhaftigkeit. Und alle, alle machen so weiter bis zum Herbst: "Dieses Ergebnis wird uns ein besonderer Ansporn für die kommende Bundestagswahl sein."

*** Nun gibt es im Leben Momente, in denen der Klatsch oder die Verschwörungstheorie der trockenen Nachricht den Rang ablaufen. Heise-Leser verlinken dann in den Foren gerne auf Fefe, der etwas anderen Nachrichtenagentur am Rande des laufenden Irrsinns. Dort war dieser Tage ein EU-Dokument aufgeklatscht und man konnte in der fnordistischen Zusammenfassung nicht nur lesen, dass Programmierer des dauerverspäteten SIS-II-Projekts fehlerhafte Konvertersoftware geschrieben haben, sondern auch noch kosmische Ereignisse als Begründung für den offiziellen Pfusch herangezogen haben. Weil Heise-Leser eben diesen Konverter lobten, begann die Suche nach dem genauen Wortlaut des EU-Dokumentes. Von Estland wurde der Konverterpfusch und die Fragilität der zentralen Datenbank C.SIS tatsächlich so kommentiert:

"EST äußerte die Ansicht, dass aus Sicht von EST das Risiko mit den beschriebenen Verfahren ausreichend abgesichert sei. Schließlich könne auch ein Meteorit das C.SIS treffen und es gäbe nun mal ein allgemeines Lebensrisiko."

Dass ein derart mit Meteoritenhilfe argumentierenden allgemeines Lebensrisiko in einem offiziellen Protokoll zu einem IT-Projekt auftaucht, das über 200 Millionen Euro kosten wird, schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht, wie ein weiser Mann zu sagten pflegte. Wenn wieder einmal irgendwo in Deutschland ein lasches IT-Projekt gegen die Wand gefahren wird, sollte das Argument vom einschlagenden Meteorit fürderhin nicht fehlen. Alternativ könnte man auch die real existierende Gefahr zitieren, dass uns der Himmel eines Tages auf den Kopf fällt. Man sollte den Vertreter Estlands für diese elegante Argumentation mit der nicht tragbaren St. Nimmerleins-Medaille in Gold (PDF-Datei) auszeichnen.

*** Während die Fahndung nach den ins Nichts konvertierten "wenigen" SIS II-Datensätzen weiterläuft, bietet sich ein Blick nach Berlin an. In der Stadt der Liebe findet bald ein kleiner Europäischer Polizeikongress statt, der sich mit dem "Schutz im digitalen Raum" befasst. Aus diesem Grunde wurde in Berlin von Autonomen der Wettbewerb Camover ausgerufen, bei dem verschiedene Kommandos Überwachungskameras abreißen. Über die Sinnhaftigkeit einer solchen Protestaktion lässt sich trefflich streiten. Wer allen Ernstes glaubt, dass so dem Staat das Augenlicht genommen werden kann, scheint kein helles Licht zu sein. Ein Ergebnis der ersten Aktionen: die meisten der abgerissenen Kameras sollen Attrappen gewesen sein. Verträgt Big Brother kein Big Data? Dabei wäre die Welt doch so schön, wenn wir eine hundertprozentige Überwachung durch Kameras hätten, immer und überall: Man könnte Armeen abschaffen und den Unsinn mit den Passwörtern vergessen.

*** Big Brother BKA macht es sich jedenfalls leicht und hat eine Software für die Quellen-Telekommunikationsüberwachung von Gamma eingekauft. Wie berichtet, soll diese Software von CSC mit einer Typmusterprüfung daraufhin untersucht worden sein, dass Mitschnitte aus dem Kernbereich der privaten Lebensführung gesperrt und gelöscht werden können, dass es Protokolle der Überwachungsmaßnahmen gibt und dass sichergestellt ist, das nur autorisierte Überwacher mit der Software arbeiten. Dies alles sind Punkte, die bei der zuvor eingesetzten Software von Digitask bemängelt wurden. Ob sie tatsächlich überprüft worden sind? In Fefes Blog taucht dazu der böse Gedanke auf, dass besagte Firma CSC in den USA einen Rahmenvertrag mit der NSA hat. Die Krönung dieser Nachricht kann schließlich bei den Aufdeckern von Netzpolitik gelesen werden. Dort hat sich Gamma-Entwicklungschef Ingo Münch mit bekannten Argumenten zu Worte gemeldet und behauptet:

"Hinzu kommt zudem, dass wir derzeit in aktiven Gesprächen mit verschiedenen Menschenrechtsorganisationen sind um einen möglichen “Code of Conduct” für Firmen wie unsere in dieser Branche zu entwerfen und durchzusetzen und wir wollen diese Gespräche durch Veröffentlichung von Internas nicht in Gefahr bringen."

Es könnte schließlich auch ein Meteorit dort runterkommen, wo diese Gespräche geführt werden. Ob Menschenrechtsorganisationen tatsächlich mit Gamma verhandeln, dürfte die Zukunft zeigen. Im Zweifelsfall verliert diese Firma wieder einmal ihre Demo-Software auf einer der einschlägigen Überwachungs-Fachmessen.

*** Die tragische Geschichte von Aaron Swartz hat viele Facetten, von einer halbherzigen Entschuldigung der Staatsanwältin bis hin zu einem neuen Gesetz, das die Aktionen der Strafverfolger in den USA beim Tatbestand des Computermissbrauches einschränken soll. Die öffentliche Anteilnahme ist groß, nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen. Unmittelbar Betroffene wie der Jurist Lawrence Lessig flüchten sich ins Schweigen, während Wikileaks entgegen der eigenen Schutzregeln für Whistleblower versucht, den jungen Mann für sich zu reklamieren. Auch so kann man Ignoranz demonstrieren.

Was wird.

Am kommenden Dienstag hält der Investor Peter Thiel in München einen öffentlichen Vortrag im Anschluss an seinen Auftritt bei der DLD-Konferenz. Die von Thiel gegründete Firma Palantir Technologies zählt die US-amerikanischen Geheimdienste CIA und NSA zu ihren Hauptkunden. We are family, heißt es dann: auch der Bundesnachrichtendienst soll diese Software anschaffen. Ob dabei der Quellcode geprüft wird?

Dienstag ist Schautag für Bildungsministerin Annette Schavan. Dann entscheidet der Fakultätsrat der Universität Düsseldorf, was an den Plagiatsvorwürfen dran ist. Es soll ein Gutachten vorgestellt werden, dass sich anders als das nur auf den Text beschränkte Schavanplag anonymer "Internetler" umfassend mit der Vorgeschichte und den wissenschaftlichen Bedingungen ihrer Dissertation beschäftigt. Erste Klatschen melden, dass die Ministerin entlastet wird. Dennoch soll ein Verfahren zur Aberkennung der Promotion eingeleitet werden. Bekommt Deutschland eine Einbildungsministerin? Bundeskanzlerin Merkel schaut aus sicherer Entfernung zu und referiert beim Weltwirtschaftsforum in Davos lieber über "Resilient Dynamism".

Schließlich treffen sich in Brüssel die europäischen Datenschützer zu ihrer Konferenz. Neben den üblichen Themen steht diesmal auch eine Diskussion über die Überwachungsdrohnen auf dem Programm. Und weil alles mit Liquid vorneweg so mega cyberschick ist, sei die Debatte um Liquid Surveillance erwähnt, die alltägliche Überwachung durch ständig anfallende kleine Datenmengen geleistet werden kann, mit Data Mininng und anderen Analysen. Big Data ist Big Brother.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #439 am: 27 Januar, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Heute vor vielen, vielen Jahren erreichte die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und befreite die Überlebenden. Seit 1996 ist dies ein deutscher Gedenktag, seit 2005 ein internationaler Gedenktag. Die schwer alternative "tageszeitung" illustriert ihn mit Fotos von hüpfenden Jugendlichen auf dem Holocaust-Denkmal in Berlin und einem Hitler aus dem Wachsfigurenkabinett. Wer war der noch mal? Issja egal. Die historische Erinnerung ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Zu den Überlebenden von Auschwitz gehörte Jack Tramiel, der mit dem Commodore C64 viel für die Entwicklung der Computerbranche tat. C64? Das war doch mal so'ne Generation, oder? Ist ja egal. Historisches Erinnern funktioniert, solange sich (Über)Lebende dran erinnern. Während Apple-Fans bibbernd auf den Film zur Seligsprechung von Steve Jobs warten, legt Zeitzeuge Steve Wozniak Einspruch ein und bemängelt die Dialoge: "Die hochtrabenden Worte kamen viel später".

*** Ganz ohne hochtrabende Worte wird derzeit in Berlin "Die fünfte Macht" gedreht, ein Film über die Anfänge von Wikileaks. Die liegen unter anderem in Deutschland, wo Julian Assange sich vor dem großen Coup mit "Collateral Murder" aufhielt, wo Daniel Schmidt bei verschiedenen Providern die Server-Racks versteckte, auf denen geleakte Dokumente abgelegt wurden. Im Dezember 2007 hatte Assange auf dem 24C3 des Chaos Computer Clubs seinen ersten Auftritt vor 20 Leutchen, denen er die erste Aktion erläuterte, die Veröffentlichung des Handbuches der US-Schergen von Guantánamo. Nun will der Chaos Computer Club absolut nichts mit Steven Spielberg und Firma Dreamworks zu tun haben und untersagte den Dreh in seinen Räumen – die entsprechende Chaoten-Szene wurde deshalb im stillgelegten Tacheles gedreht. Wenigstens das bcc als Ort vieler CCC-Kongresse hat zugesagt, das bcc zu spielen, und findig verfremdete Logos und jede Menge Hacker-Komparsen aufzunehmen. Für diese Komparserei wurden Dicke abgewiesen, Hacker sind nun einmal dünn. Der Film, von dem es erste Bilder gibt, missfiel Assange wegen einer Irak-Szene. Diese wurde prompt überarbeitet. Was bleibt, ist der Protest von Peta gegen die Quälerei von Katzen. Ein Dutzend fette Taschentiger wurden für Kater Schmidt gecastet, dem Assange eine Psychose verpasst haben soll. Darf so etwas Grausames gefilmt werden?

*** Weil in der norddeutschen Tiefebene außer einem missratenen Stimmenverleih nichts wirklich Wichtiges passierte und sich die paar Piraten wie erwartet auf der geliebten Tiefebene in einem dünn besiedelten, aber riesig großen Flächenland verirrten und im Morast der Transparenz versackten, schwenken wir umstandlos nach München. Dort trafen sich die Bobos in ihrem Laufstall des HVB-Forums, während ein Stockwerk über ihnen die DLD-Konferenz zum Thema Big Data tagte. Originalton DLD: "Der Zugang zu Big Data, die dynamische Erzeugung und Auswertung von immer mehr Daten, eröffnet Unternehmen weltweit neue Möglichkeiten. Grundlage dafür ist auch ein verändertes Kaufverhalten: Konsumenten wollen Produkte rund um die Uhr und auf sämtlichen Geräten kaufen können und geben dafür Daten preis. So lassen sich Konsumentenwünsche präziser entschlüsseln, auch ortsbasiert. DLD13 legt einen Schwerpunkt auf dieses datenbasierte, kreative Unternehmertum und stellt die wichtigsten Entwicklungen vor." Das Fazit: Big Data ist ganz wunderbar, erst recht, wenn es die richtigen Progger dafür gibt. Den Auftrieb der schicken Bobos störte eigentlich nur der Investor Klaus Hommels, der innovative Ideen in diesem Sektor nur bei jungen Programmierern verortete, die aus sozial zerrütteten Familien kommen. Sie allein haben den Ehrgeiz, sich durchzubeißen und nicht wie ein Dariani über verpasste Knete zu jammern.

*** München, München, da war noch was? Richtig, das Projekt Limux sorgte für Schlagzeilen und heftigste Forenkämpfe. Ein Berater von Hewlett-Packard fertigte für Microsoft eine Studie an, nach der Limux in 10 Jahren 60 Millionen Euro kostet, während der Einsatz von Microsoft-Software nur 17 Millionen gekostet hätte. Ein Blick in die Zusammenfassung der Studie verrät, wes Geistes schräges Kind Berater manchmal sind. Es gibt etliche kritische Passagen zum Wildwuchs von Linux-Distributionen und Office-Forks, denen man zustimmen kann. Aber die beiden zentralen Tabellen (siehe nebenstehende Screenshots) arbeiten durchweg mit Schätzwerten aus anderen Projekten. Auffällig ist, dass die Kosten der identischen IT-Mitarbeiter für die Umstellung der Clients unter Linux mit 15 Millionen Euro angegeben sind, unter Microsoft Windows mit 5 Millionen. Zudem kosten die Client-Lizenzen unter Linux knapp 23 Millionen, unter Windows nur 49.000 Euro. Das sind die Batzen, die zur großen Differenz bei den Kosten führen. Aber auch in anderen Details knirscht es. Für die Umwandlung von Dokumenten in das XML-Format werden 2 Millionen veranschlagt, für die Weiterbehaltung des DOCX-Formates von Microsoft 105.000 Euro. Weil der Browser in Windows integriert ist, liegen die Softwarekosten bei 0, während sie bei Linux immerhin noch 11.000 Euro ausmachen. Auch ist die Weiterbildung in den 10 Jahren unter Windows mit 5 Millionen Euro genau halb so teuer angesetzt wie unter Linux. Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt, kennt man eigentlich nur von Pippi Langstrumpf. Jetzt wissen, wir, dass auch HP-Berater Kinderbücher schreiben können, Negerkönig hin, Südseerpinzessin her.

Und wo bleibt das Positive? Es ist natürlich diese Linux-Nachricht von Valve Software, der von Anarchisten gemanagten Software-Firma, "Boss-free" seit 1996. Wer sich durch das Handbuch der Firma gearbeitet hat, weiß besser als DLD-Teilnehmer oder Davoser Alienforscher, was die Zukunft bringen kann. Auch wenn manchmal noch nicht ganz klar ist, wie wir leben wollen.

Was wird.

Am 5. Februar geht an der Universität Düsseldorf das mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung beschlossene Hauptverfahren weiter, in dem über die Dissertation von Bildungsministerin Schavan geurteilt wird. Plagiat oder nicht, mit diesen Zeilen zwischen Genie und Ziegenkäse hat sich ein Aufschreier zu Wort gemeldet, mit einem miesen Männerwitz. Aufschrei, Aufschrei, da war doch was? Sind das nicht Sachen, die dauernd passieren? Richtig, und weil es nicht aufhört und weiter brüderlet oder wagnerschleimt, sind klare Worte angemessen, auch in der IT-Welt. Doch aus den politischen Lagern ist nur outiniertes Stimmengeleier zu hören, vielleicht mit Ausnahme der Frauenfeindlichen Partei Deutschland, die keine Wählerinnen hat. Willkommen im Wahlkampf.

Im Vergleich zu anderen Industrien ist die IT-Branche verhältnismäßig gut dran. Aber wirklich jeder und jede, die ich in diesen Tagen befragte, kennt abwertende Sprüche über Programmiererinnen, Managerinnen und Melinda Gates. Dagegen stehen Aktionen gegen die sexistische Kackscheiße, die Creeper Card Moves, und auch die Frauen und Männer, die Steve Jobs Motto weiter gedacht haben: Stay present, stay vulnerable. Jeder Mensch ist verletzlicher als jeder Computer. Witze über den Tatsch Screen sind niemals eine "humorvolle Ergänzung", sondern Ausdruck der Miefigkeit der Gesellschaft. Es kann, es muss besser werden.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #440 am: 03 Februar, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der #Aufschrei war groß, gefolgt von einem gequälten Aufstöhnen. Was Talkshows von Jauch über Will bis Illner über die Diskussionen im Internet ablieferten, war einfach nur grausam. Noch den besten Auftritt hatte @marthadear, deren Wunsch, am V-Day mit #billionrising groß rauszukommen, in Erfüllung gehen dürfte. Eine Milliarde Menschen sollen für eine Milliarde misshandelter Frauen tanzen. Ein Unding für eine wie Wibke Bruhns, die bei Jauch in jenseitiger Maskenstarre als Relikt der schlechten 60er auftrat. Für sie ist gesellschaftliche Veränderung offenbar bei den Hoden der Männer angesiedelt und damit praktisch nicht existent oder nur in Ochsenform passend zum dirndltauglichen Gegenstück.

*** Was reden Männer so über Frauen, wenn sie mal nicht Brüderle oder Kubicki heißen? "Die macht nicht den Eindruck eines Dorffahrrads – also dass jeder schonmal draufgefahren ist." Ganz ohne jeden Aufschrei fiel dieser Satz bei #batn oder Beauty & the Nerd, mit dem Zuschauer Einblick in das heiße Leben von IT-Fachleuten bekommen sollen. So muss man sich also den typischen männlichen Heise-Leser vorstellen, wenn man nicht gleich den Über-Geek Gates vor Augen hat, der aus dem Stand über Stühle springen konnte. Die Serie beruht auf einer geekigen Idee von Jobs-Darsteller Ashton Kutcher, wurde aber in Deutschland bzw. Südafrika bizarr umgesetzt, mit Frauen, die nicht programmieren und Nerds, die kein Zelt aufbauen können. Jedes nerdige Sommercamp beweist das Gegenteil. Wer immer die "Mode" für die Nerds ausgesucht hat, muss seinen Spaß gehabt haben wie die Nerds in Berlin, die eine CCC-Versammlung simulieren oder fotografieren durften. Der Film über die Flegeljahre von Wikileaks und Assange ist bald im Kasten, die IMDB-Daten über das Abenteuer der beiden Freunde Julian und Daniel sind angelegt. Nun soll der Assange-Darsteller Cumberbatch Alan Turing spielen: Manche Nerd-Witze sind wirklich gut.

*** Die meisten Leser dieser kleinen Wochenschau würden Kim Dotcom nicht einmal ihren Müll anvertrauen, geschweige denn sein Mega nutzen. Nun hat besagter Wunsch-Neu-Neuseeländer nicht nur sein Mega Vulnerability Hack ausgerufen, sondern sich für Assange ins Zeug gelegt und bestätigt, wie furchtbar gemein die USA doch ist. Ein Spionagestaat, in dem die Vision von George Orwell Realität wird, in dem Andersdenkende gnadenlos gehetzt werden. Passt das zu der real existierenden USA? Passt das zu dem friedlichen Blick auf die Folter, wie es vom "Duo" Joschka Fischer und Ernst Uhrlau (v)erklärt wird? Wenn Protagonisten der neuesten und allerneusten Geschichte bereits Gedächtnistrübungen haben, bleiben die Lehren aus der Geschichte aus.

*** Es ist fast so wie damals mit diesem Stalingrad oder dem Ort, der sechs Tage im Jahr Stalingrad heißen soll. Aus Paulus wurde Saulus, mit Auto, aber einem Fahrer, der nicht nach seinen Weisungen fuhr. Die Lehren der Geschichte? Ach, lassen wir das. Ein feiger Feldherr war das und der Rest Produkte eines Wahnsinnigen aus Braunau, der ganz Deutschland beherrschte. Ganz Deutschland? Ein Dorf leistete Widerstand, ganz ohne Zaubertrank.

*** Das heutige Deutschland hat Soldaten im Kosovo, in Afghanistan und bald werden Ausbilder auch in Mali unterwegs sein. Derweil leistet sich Deutschland eine Drohnendebatte, ausgelöst von einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion. Dabei geht es derzeit um waffentragende Drohnen, weil bald ein Leasingvertrag für israelische Heron-Drohnen ausläuft, die als Aufklärer in Afghanistan fliegen. Ihre bald zu bestellenden Nachfolger sollen nach dem Willen des Verteidigungsministeriums auch Raketen mit sich führen können. Deshalb kommt Ethik in die Debatte über Tod und Ödnis, in der kaum noch von Aufklärung die Rede ist, im doppelten Sinne. Dass z.B. ausgediente Flieger bewaffnete Drohnen sind, wird ebenso unterschlagen wie die zunehmende Leistungsfähigkeit der Aufklärungskameras, die sich prima zur Überwachung ganzer Städte eignen. Ein falscher Tanz mit ausgebreiteten Armen auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums und rumms, der Terror ist besiegt.

*** So erinnert die "ethische" Debatte um Hemmschwellen am Monitor an all die hochtrabenden Statements zur Cyber-Sicherheit und zum Cyber-War, die souverän schnuckelige Angriffsvektoren ignoriert, über die wirklich Schrott produziert werden kann. Nicht zu vergessen das Argument, dass es "nur" Zeitungen wie die New York Times oder die Washington Post getroffen haben soll: Wer glaubt, dass betroffene Konzerne ihre Cyber-Unterwanderung melden werden, wenn sie bemerkt wird, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. "Verwunderlich ist bei all der Aufregung und Bestürzung über die Infiltration, wie lange die Vorgänge von den betroffenen Unternehmen unter Verschluss gehalten wurden", heißt es hier. Manche Journalisten-Witze sind besser als jeder Nerd-Witz.

*** Achja, die gute alte Zeitung. Bekanntlich stirbt sie aus, mit Tempo 120, gut zu erkennen an dem seltsamen Leistungsschutzrecht, das in dieser Woche von Sachverständigen in Berlin zerpflückt wurde. Dass eine sterbende Branche röchelnd nach dem Staat ruft, kennt man ja vom Kohlebergbau und der energiewendegeladenen Strompreisbremse oder Ökostromumlagedeckelung. Dass Google als der eigentliche Adressat des Leistungsschutzsrechtes bei der Konsultation der Sachverständigen nicht dabei war, ist typisch deutsch. Dafür kommt jetzt die lustige Antwort aus Frankreich: 60 Milliönchen von Google wandern als Einmalzahlung in einen Fonds für "Innovationsprojekte" rund ums digitale Publizieren, während die nicht sonderlich innovativen Verlage sich enger an Googles Werbemaschinerie binden. Kleine Prüfsumme am Rande: Allein im Jahre 2011 hat Google Frankreich einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro gemacht – und steuerbegünstigt ins Googleplex überwiesen. Der oberste deutsche Leistungsschutzexperte auf Verlegerseite arbeitet bei Springer und schreibt leicht angesäuert in seinem Blog von einer einseitigen Lösung und kurzfristiger Denke. Dass der französische Premierminister Hollande in dem Deal ein Vorbild für "toute l'Europe" sieht, erwähnt er lieber gar nicht.

Was wird.

Es geht uns gut in Deutschland. Wer jammert, tut dies (abgesehen von Springer-Experten) auf einem hohen Niveau. Die Vorstellung des Migrationsberichtes der Bundesregierung zeigte in dieser Woche, dass es anderswo düsterer aussieht. Griechen, Spanier und Italiener sind es, die zu uns ziehen. Nicht wenige von ihnen kaufen dazu gleich passende Wohnungen, denn dann ist das Geld besser angelegt als daheim. Zum Migrationsbericht (und anderen Themen) hat unser Bundesinnenminister eine Reihe von interviews geführt, darunter ein bemerkenswertes in der Freien Presse von Chemnitz: "Wir brauchen eine Art ESTA-System für ganz Europa. Wer aus einem Land mit Visafreiheit in die EU einreisen will, meldet sich dann online an, sagt, wer er ist und was er in der EU will." Das Ganze nach Möglichkeit bestückt mit biometrischen Daten, die im ESTA-System der USA gar nicht abgefragt werden. Das soll allen Ernstes einen "Kontrollverlust" ausgleichen und im Kampf gegen den Terror helfen. Eine neue Datenbank, möglicherweise mit biometrischen Zusätzen, juchhu, da leuchten die Augen auf. Wer nachschaut, was Innenminister Friedrich meint, wenn er von einem Exit-Entry-System spricht, stößt auf europäische Initiativen zum Problem der Overstayer. Die Logik stimmt schon, denn wer sich über solche Genehmigungen und Verordnungen hinwegsetzt, ist ein übler Aufenthaltsterrorist, ein Gastlandverräter, ein Datenschutzegel, eine Gollummöbe, hinweg, hinweg!

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #441 am: 10 Februar, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Drohnen, frische Drohnen, schöne schlanke Drohnen! Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Wer will sie kaufen, wer will sie bauen, will sie verdammen oder nur nüchtern betrachten? Die eigentliche Sensation dieser Woche wurde in den USA publik, ein Memorandum zum Drohnen-Kampf mit der Gummi-Lizenz zum Töten. Kein Amerikaner sollte wissen, wann sich seine Regierung dazu berechtigt (PDF-Datei) fühlt, ihn zu töten. Wie ungemein praktisch ist es doch, dass Friedensnobelpreisträger Obama nun John Brennan zur Seite hat, die ganz persönliche Kampfdrohne, immer bereit, Folter und Tötungen zu rechtfertigen.

*** Wenn ein verdächtiger Landsmann, eine verächtige Landsfrau nicht verhaftet werden kann, aber ein Angriff auf amerikanische Interessen denkbar ist, so ist es völlig OK, eine Drohne zu schicken, die das mehr oder weniger sauber erledigt. Wie hübsch, dass mit der Veröffentlichung der Gummi-Lizenz herauskommt, wie eng US-Medien mit dem Geheimdienst zusammenarbeiten. Da wird eine Drohnenbasis in Saudi-Arabien nicht erwähnt, um besagten amerikanischen Interessen nicht zu schaden, und hinterher gibt es großes Geblöke, wie toll man doch geschwiegen hat und wie man nun leider gezwungen ist, die Wahrheit zu sagen. Schafe blicken auf, ganz erstaunt.

*** Im Jahre 1991 veröffentlichte der spanische Wissenschaftler Manuel De Landa ein Buch, dass unter dem Eindruck des ersten Golfkriegs geschrieben wurde. In seinem "War in the Age of Intelligent Machines" geht Landa davon aus, dass es in künftigen Kriegen zwei Typen computergesteuerter Systeme geben wird: "pandämonische" Systeme, die mit Kameras, Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Entwicklung vorausberechnen und "phylische" Systeme, die zerstören, was gegen die Interessen der Macht steht. Beide Systeme bedingten einander, denn ohne gute Aufklärung kein chirugischer Schnitt. Und beide werden nach Landa autonome Flugkörper einsetzen, heute Drohnen genannt.

*** Es gehört zu den Verdiensten von Wikileaks, dass inmitten der diplomatischen Depeschen der USA Dokumente aus dem Jemen veröffentlicht wurden, die darauf hindeuten, dass amerikanische Angreifer mit ihren Bomben und Drohnen, nicht jemenitische Flieger Angriffe gegen Flüchtlingslager im Jemen flogen, in denen Al Quaida-Kämpfer vermutet wurden. Es hat auch seine Berechtigung, wenn Assange in einer US-amerikanischen Talkshow betont, dass es Initiativen wie Wikileaks braucht, wenn eine Regierung sich ausschweigt über ihre selbstgemachten Gesetze und Lizenzen. Ob aber wirklich das in einem obskuren Personenkult abriftende Wikileaks-Volk geeignet ist, darf bezweifelt werden. Geführt von einem Assange, der bei seinem deutschen Auftritt eben mal das Publikum mit einer Lesung aus seinem Buch abspeist und verfügt, dass diese Lesung nicht kopiert werden darf. Der in Schweden verhört und möglicherweise verhaftet werden soll, aber das Land abkanzelt, weil es nicht entnazifiziert wurde. Der diese Woche etwas verbrämt zugegeben hat, dass Wikileaks einen jungen Hacker bei der Polizei wegen Betruges angezeigt hat: All das spricht gegen das real existierende Wikileaks, das nur noch ein Schatten alter Tage ist. Do not fear your potential, das ist lange her.

*** Viele Leser wissen, welche enorme Rolle "2001, Odyssee im Weltraum" für diese kleine Wochenschau spielt. Im "Logbuch der Kapitäne Clarke und Kubrick" zu diesem Film finden sich etliche Überlegungen zum summenden Gebilde der außerirdischen Besucher, dass die Affen auf den Gedanken bringen sollte, sich mit einem Knochen zu bewaffnen. Arthur Clarke dachte an einen Thetraeder, Kubrick an ein geödätisches Gebilde als Hommage an Buckminster Fuller. Es war dann Stuart Freeborn, der sich für den pechschwarzen Monolithen stark machte. Freeborn wirkte am Filmset als Maskenbildner der Affen mit, den leicht verhuschten, hungernden Nachfahren der Urratte. Nun ist Stuart Freeborn gestorben, der mit dem Wookie Chewbacca und den Ewoks weitere haarige Wesen schuf und mit Yoda angeblich eine Parodie auf Einstein. Eine weitere tiefe Verbeugung ist zum Abschied von John Karlin fällig, dem ausgebildeten Violinisten, der als Designer des Tastentelefons in die Ewigkeit eingeht. Ihm verdanken wir das 1-2-3 4-5-6 7-8-9 und die 0 als Aufteilung, die optimal vom menschlichen Gedächtnis unterstützt wird. Der Erfinder des Tastentelefons hatte sich darüber weniger Gedanken gemacht.

Was wird.

Seit gestern hat die Bundesrepublik eine neue Bildungsministerin, nachdem die entpromovierte Anette Schavan das berüchtigte vergiftete volle Vertrauen von Bundeskanzlerin Merkel ereilte. Und dann war da noch das Internet: "In diesem System führt die unerwartete tatsächliche Lektüre zur Katastrophe. Das Interessant daran ist, dass das, was man tatsächliche Lektüre nennt, angesichts der ungeheuerlichen Lawine der akademischen Textproduktion gar nicht mehr stattfinden kann. Heutzutage sind nur noch digitale Lesegeräte und spezialisierte Suchprogramme in der Lage, als Vertreter des ursprünglichen Lesers mit einem Text ins Gespräch oder ins Nicht-Gespräch zu treten. Der menschliche Leser - nennen wir ihn Professor - schwindet im Gegenzug. Und dies exakt auch insofern, als der Akademiker wie der Experte seit langem dazu verdammt ist, eher Nicht-Leser als Leser zu sein." Diese Übersetzung der Gedanken des Philosophen Peter Sloterdijk aus der französischen Le Monde habe ich ganz schamlos vom wunderbaren Perlentaucher übernommen.

Damit ist das eigentlich wichtige Thema hinter dem Plagiat angesprochen. Die Mathematikerin Johanna Wanka hat promoviert, als Professorin gearbeitet und ist schließlich Bildungsministerin in zwei Bundesländern gewesen. Die "Neue" im Kabinett soll neuen Lerntechnologien offen gegenüberstehen. Ob damit auch eine Öffnung der wissenschaftlichen Arbeiten verbunden ist, bleibt abzuwarten. Nach dem verfahrenen Lizenzstreit über Open Data ist so die Chance vorhanden, dass aus dem Bildungsbereich ein Impuls kommt, das überbordende Verwaltungsdenken abzubauen. Bekanntlich ist das Wissenschaftsjahr 2013 der demografischen Chance gewidmet: Die Chance, dass im Rahmen der Lehre veröffentlichte akademische Texte frei flottieren können, wird nicht nur bei uns diskutiert.

Das traurige Beispiel ist das Leben und Sterben des Idealisten Aaron Swartz, das viele Fragen stellt. Der Musiker David Byrne hat sich sehr nachdenklich gefragt, ob ziviler Ungehorsam nicht auch bedeutet, dass man für seine Ideeen ins Gefängnis gehen muss, um damit die Maßlosigkeit der Strafverfolger zu enttarnen. Nun sollen Vertreter der Justiz vor einem Untersuchungsausschuss aussagen. Wird er damit zum Märtyrer der Bewegung?

Zu einem Märtyrium der besonderen deutschen Güteklasse gehört die Ausrottung des Suhrkamp-Verlages und damit die Einebnung der typisch deutschen Suhrkamp-Kultur durch einen Adventure-Kapitalisten. Das Drama ist vielfach beschrieben, die Wahrheit wird immer noch gesucht. Das tolle Stück bewegt sich am kommenden Mittwoch in Frankfurt/M auf seinen Höhepunkt zu, es sei denn, es sei denn, ein weißer Ritter erscheint auf der Szene in vollem Harnisch, bereit, die deutsche Kultur zu retten. Günther Jauch oder Stefan Raab, das ist die Frage.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline Jürgen

  • der Löter
  • User a.D.
  • ****
  • Beiträge: 4999
  • white LED trough prism - WTF is cyan?
Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #442 am: 11 Februar, 2013, 01:54 »
Zitat
Günther Jauch oder Stefan Raab, das ist die Frage.
Wenn das so ist, besteht meiner Meinung nach keinerlei Hoffnung mehr.
Egal, wen von beiden man nun als Pest und wen als Cholera einstufen möchte  :wall

Irgendwo muss es doch noch echten Geist geben, und zwar nicht nur in der Form C2H5OH

Jürgen
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

Samsung LE32B530 + Benq G2412HD @ HDMI 4:2; Tokaï LTL-2202B
XORO HRS-9200 CI+ (DVB-S2); XORO HRT-8720 (DVB-T2 HD)
Empfänger nur für FTA genutzt / ohne Abos
YAMAHA RX-V663 (AV-Receiver); marantz 7MKII; Philips SHP2700 ...
FritzBox 7590 mit VDSL2 50000

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #443 am: 17 Februar, 2013, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die norddeutsche Tiefebene taut langsam, ganz langsam auf. In Hannover, der Heimat des tapferen Verlages dieser kleinen Wochenschau, ist es sogar schon richtig heiß geworden. Wir sind hier schließlich in Lenaland und wenn dieses Schlagersternchen sagt, das die Plagiatsnummer Glorious toll zum Mitgrölen ist, dann grölen wir eben mit "Delirious, oh oh oh oh, oh oh oh". Freuen wir uns also mit Cascadas Plattenfirma Universal und der "Jury" aus Mary Roos, Roman Lob, Anita Loos, dass der Euroschrott zum Verklappen nach Malmö geschickt werden kann. Natürlich mit einem kleinen Disclaimer, ganz ohne Plattenvertrag: diese Kolumne hat LaBrassBanda ein paarmal zum Anlauschen empfohlen, allerdings in besserer Qualität. Wer bis über die Ohren im Arsch der gut verdienenden Musikbranche steckt, fährt die Regler runter, bis das Blech säuselt.

*** Auch der Kabarettist und Leid-Artikler Dietrich Kittner gehörte zu Hannover, auch er wurde in dieser Kolumne erwähnt als einer der Undogmatischen, der Kritiker, der Denkspaßmacher all jener, die sich nicht einlullen lassen von den "Verhältnissen". Natürlich durfte Kittner nicht im Deutschen Westfernsehen auftreten, er hatte Auftrittsverbot. Zu schlimm seine ständigen Warnungen vor der Aufrüstung und später, nach der Vereinigung, vor dem großen Sozialabbau für den Aufbau Ost. Wer die alberne Debatte verfolgt, ob ein seichter TV-Moderator und Lena-Promoter das Kanzlerduell durchführen soll, kann sich schon nach einem wie Kittner sehnen. Nun ist Dietrich Kittner tot und alle reden von Verlust, doch die Wut auf die "Verhältnisse", sein "Frostschutzmittel", ist reichlich vorhanden. Sie hilft gegen den Burnout wie ihn der Papst ereilte, der am Ende gar die christliche Anarchistin Dorothy Day lobte.

** Stirbt ein Journalist, denkt ein Journalist an den letzten Text des Verstorbenen, den er gelesen hat. Bei Christian Semler war dies ein Stück über die große Weltkarte der Surrealisten, die 1929 gezeichnet wurde und nun in der Berliner Sammlung Scharf-Gerstenberg hängt. Während heute durch Daten gefütterte verzerrte Weltkarten ein Klacks oder nur einen Klick weit entfernt sind, war 1929 große Kunst und politische Kritik am Pseudoobjektivismus der herrschenden Kartografie zugleich. Christian Semler beschreibt in seinem Text nicht nur die Weltkarte. Die große gut besuchte Kolonialausstellung 1931 in Paris wird erwähnt, von da geht es zur Gegenaustellung Die Wahrheit über die Kolonien und schließlich endet der Text mit einem Zitat von Friedrich Engels: "Ein Volk, das andere unterdrückt, kann selbst nicht frei sein". Er ist ein Vermächtnis des Mannes, der einstmals in China und Kambodscha den neuen Menschen am Werke sah und sich damit irrte. Zeit für den Abschied, die geballte Faust über den Gräbern.

*** Im Deutschlandradio hat die CCC-Sprecherin Constanze Kurz die Geschichte von der Einstellung des Peerblogs nach einer DDoS-Attacke als PR-Geschichte abgetan. Dagegen will die verantwortliche PR-Agentur Steinkühler vorgehen, notfalls mit juristischen Mitteln. So kommt es, das aus dem kleinen Internet-Fettnäpfchen des darin sehr begabten Peer Steinbrück ein großer Fettklotz à la Beuys wird, wenn selbst der Service Provider Strato abstreitet, eine DDoS-Attacke gemessen zu haben. Während andere Attacken problemlos gemessen und analysiert werden können, ist der Angriff auf den Netz-Peer nachgerade ätherisch. Warten wir auf den nächsten Schritt ins nächste Näpfchen. Der Internet-Wahlkampf im Jahre 2013 zieht an und dürfte lustig werden. Fehltritte hier, Scheiße am Schuh dort, umgebogene Umfragen und Wikikriege bei den asiatisch aussehenden Gelben. Nur bei den mit dem Christentum im Namen ist alles OK, sieht man vom Rücktritt des Gottesteilchens ab.

*** Fast alles. Denn lustige Geschichten gibt es auch dort, wo das Kreuz den aufrechten Gang substituiert. Etwa von einem Innenminister und CSU-Politiker, der in dieser Woche Hals über Kopf die geplante Teilnahme an einem Polizeikongress absagte. Die Peinlichkeit, einem Kongress der Cyberermittler und Netzspezialisten zu erklären, warum Mail-Postfächer im Pressereferat des Ministeriums angeblich nicht über neun MB hinaus gehen dürfen, hätte wohl den einen oder anderen Lacher provoziert. Vielleicht gibt es statt IMAP ein echt bayerisches "I Mag Net"-Protokoll im bundeseigenen Regierungsnetz, das penibel vom BSI überwacht wird. Leider gerät mit den unsinnigen technischen Argumenten das eigentliche Problem aus dem Blickfeld, das Durchstechen einer Islam-Studie zu einem Boulevardblatt. Das machte aus den wissenschaftlich festgestellten guten Bewertungen junger unchristlich orientierter Menschen eine Schock-Studie. Mit der Veröffentlichung der Studie sollte eigentlich die Aktion "Vermisst" im Rahmen einer "Sicherheitspartnerschaft" mit islamischen Verbänden gestartet werden. Wer heute nach der schick aufgemachten Web-Präsenz sucht, ist sooo 404. Wahrscheinlich hat der Sicherheitspartnerschaftsbeauftragte auch nur neun MB HTML-Parkraum und musste kürzen. Was seinerzeit übrig blieb, ist eine "aus Versehen" durchgeführte Plakataktion im lauschigen Berliner Stadtteil Neukölln.


*** Bill Gates programmiert noch, in C C# und Basic. Dies konnte man jedenfalls der lustigen Fragerunde Ask Bill entnehmen. In ihr zeigte sich Gates erstaunt darüber, wie wenig sich die Programmiersprachen doch entwickelt haben und meinte dann, es müsste kinderleicht sein, eine Sprache zu erlernen. Ich habe keine Ahnung, ob Gates da den Bedrohungs-Report von AVG gelesen hat, nach dem 13-Jährige schlimme Malware entwickeln. In der deutschen Pressemitteilung von AVG über die jungen Verbrecher heißt es:
"Wir haben einige Beispiele von sehr jungen Menschen gefunden, die Schadsoftware schreiben, inklusive eines elfjährigen kanadischen Jungen", erläutert Yuval Ben-Itzhak, Chief Technology Officer bei AVG Technologies. "Der Code nimmt in der Regel die Form eines einfachen Trojaners an, der mit Hilfe von .NET framework geschrieben wird. Anfänger können die Funktionen dieser Software-Plattform einfach lernen und anwenden, indem sie den Code in einer E-Mail verlinken oder auf Seiten in sozialen Netzwerken posten."
Kinder statt Inder? Wie konnte es blos dazu kommen? Als größtes Defizit der aktuellen IT-Entwicklung bezeichnete Gates übrigens das Fehlen von guten Identitätslösungen im Netz, die es gestatten, auch unter Pseudonymen sicher aufzutreten. Damit zeigte sich der ehemalige Firmenlenker weit besser informiert als andere, die die Klarnamenspflicht zum Dogma erheben - und vor deutschen Gerichten damit vorerst durchkommen.

Was wird.

Genug der Trauer und der Trauerspiele. Eine neue Woche bricht an, mit dem bereits erwähnten Polizeikongress in Berlin. Dort, wo einstmals der CCC tagte und seine Mitglieder rausgeworfen wurden, wenn sie dort erschienen. Diesmal ist das Interesse offenbar gering, obwohl Facebook im Mittelpunkt der Debatten über "Schutz und Sicherheit im digitalen Raum" stehen wird. Das Fratzenbuch ist eine harte Nuss, zumindest für Polizeibeamte: Im Jahre 2009 wurde bekanntlich das Beamtenrecht reformiert und die altpreußische, obrigkeitsstaatliche Auffassung geändert, nach der ein Beamter eigentlich immer im Dienst ist. Erst danach durften sich Polizeibeamte in ihrer Freizeit auf StudiVZ oder eben Facebook aufhalten und quatschen, solange es nicht um dienstliche Sachen geht und die Pflicht zu politischer Mäßigung beachtet wird.

Die letztens schon erwähnte Debatte über die Drohnen geht weiter. Ein besonders gelungener Verteidigungsversuch ist die Argumentation, nach der mit Hilfe der Drohnen Menschlichkeit durch Präzision hergestellt werden kann. Wie das aktuell vonstatten geht, kann hier beobachtet werden: Peng. Was im Vergleich zu Collateral Murder fehlt, sind die Dialoge. Jaja, immer entscheidet ein grimmig guckender Mensch in einem affig aussehenden Tarnfleck-Anzug voller Abzeichen. Möge er lieber verliebte e-Mails statt Drohnen schicken.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #444 am: 24 Februar, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** This is a small web weekly column written in the north German low lands hosted by a lion hearted publisher in a nice building with empty spaces, a pond and two gorgeous ducks in it. With this column I mogrify my pleasure of having a Federal President Duck, eeham a Gauck giving his utmost important speech about Europe. Unfortunately, his speechie is in German. But there is hope at the end of the tunnel as we have the most nasty power protection right hurtfuller Google and its el cheapo translation service, which works, nicely or naughty: "It's true: the young generation grows up anyway with English as the lingua franca. But I think we should not just leave things to the linguistic integration of things. More Europe is not only multilingualism for the elites, but multilingualism for ever larger populations, more and more people, eventually for all! I am convinced that in Europe both can live side by side: at home in their own language and in their poetry and a practical English for all occasions and ages. With a common language could also be my preferred image for the future Europe easier to implement: a European Agora, a common discussion space for democratic coexistence." What a progress this is, from the days of President Lübke and his famous Brühler quote "Equal goes it loose" to Queen Elizabeth.

*** Gleich geht es los, ja das ist leider ein Fake gewesen, aber Lübkes Deutsch, das hatte schon die von Gauck auf Deutsch geforderte "Beheimatung in der eigenen Muttersprache und in ihrer Poesie" in schönster Blüte, wie am 13. August 1962 in Berlin: "Das freie Wort schlägt unter uns Brücken von Mensch zu Mensch". Natürlich nur unter der Bedingung, dass es nicht zu Protokoll gegeben wird. Berlin 2013 zeigt mit dieser Behandlung des e-Government-Gesetzes, die exakt 24 Sekunden dauerte, was mit dem freien Wort los ist. Besser kann das totale politische Desinteresse für De-Mail und für die qualifizierte Signatur für den neuen Personalausweis oder die elektronische Gesundheitskarte nicht illustriert werden. Was wird mit all den angeblichen Verwaltungsvereinfachungen, denen ein "hoher Nutzen für unsere Bürger da draußen im Land" attestiert wird? Ganz zu schweigen vom schwärmerisch angegangenen Europa mit einer Agora, die durchweg englisch parlieren soll, aber "rechtssichere" Mail-Systeme kennt, die an der Staatsgrenze halt machen müssen. Ganz ohne Übersetzung, da mag jeder seinen eigenen Babelfisch nehmen: "Vielleicht könnten ja unsere Medienmenschen, könnte unsere Medeinlandschaft so eine Art europafördernde Innovation hervorbringen, vielleicht so etwas wie Arte für alle, ein Multikanal mit Internetanbindung, für mindestens 27 Staaten, 28 natürlich, für Junge und Erfahrene, Onliner, Offliner, für Pro-Europäer und Europa-Skeptiker. Was ist denn dieses Internet, wenn nicht ein Multikanal für alle, mit Chatrooms in jeder Sprache?

*** Seit dieser Woche ist das Internet vermessen, vom Anfang bis zum Ende. Stolz hat die Firma Pan Amp gemeldet, dass nach 8 Jahren die Vermessungsarbeiten beendet sind. Alle Router und Gateways sind aufgezeichnet, alle Latenzzeiten für die Ewigkeit gesichert, alle Traceroute-Sagas sind zu Ende erzählt. Auf Grundlage der Vermessung will die Firma Pan Amp länderübergreifende Routings aufgrund der Datenpaketlaufzeiten identifizieren können. Da kommt man doch ins Grübeln: Muss das Legen neuer Kabel nicht in Hamburg gemeldet werden, ditto das Schrauben an der Software, wenn mit ihr Latenzzeiten verändert werden? Wo ist der rote Warn-Button "Vermessungsarbeiten! Hände weg vom Internet!" zu finden? In Berlin, wo die Firma ihren Vermessungs-Coup auf einem natürlich europäisch angelegten Polizeikongress verkündete, warb sie für einen Deep Internet Packet Flag. Vor diesem Flag dürfte kaum ein Angreifer sicher sein, wenn Pan Amp ihn setzt. Es muss am Karneval liegen, dass Aprilscherze so früh im Jahr gemacht werden. Oder man will offenbar sich nicht lumpen lassen zur Feier des Geburtstages von RFC 3514 und fängt jetzt schon an, die Admins zu kitzeln.

*** Der vernünftigste Gedanke, der auf dem Polizeikongress geäußert wurde, kam wieder einmal vom BKA. Wieder einmal, weil schon auf dem Grünen Polizeikongress der BKA-Beamte Mirko Manske den wahren Satz zur fehlenden Vorratsdatenspeicherung sagte: "Wir kommen hier nicht weiter. Wir können nicht helfen, weil der Preis für die Gesellschaft zu hoch ist." In Berlin formulierte Manskes Vorgesetzter Jürgen Maurer die Frage so: "Die Gesellschaft muss einen Diskurs führen, ob sie Sicherheit in diesem Bereich haben will. Egal, wie man diskutiert, man muss sich hier entscheiden, ob man den Ermittlungserfolg haben will oder nicht." Maurers Pech war es, dass er auf diese Überlegungen unpassende Anmerkungen zur Privatheit folgen ließ. Aber damit ist die kluge Frage nicht beantwortet, was wir als Gesellschaft wollen. Maurers Frage stimmte sogar der AK Vorrat zu, ergänzte aber: "Wir sind der Meinung, dass man auf Ermittlungserfolge gerade dann verzichten muss, wenn die Mittel, die dazu notwendig sind, übermäßig und unverhältnismäßig Menschen- und Grundrechte beschneiden bzw. verletzen, und die freiheitliche Konstitution einer Gesellschaft in Frage stellen." Diese wichtige, von der Gesellschaft zu beantwortende Frage geht viel weiter als die Frage einer Brüsseler Strafzahlung. Dass Maurer auch von der datenschutzkritischen Spackeria gelobt wird, ist vielleicht der Anfang eines Dialoges.

*** Verflixtnochmal! Hätte ich noch so viele Haare, ich würde sie ausraufen. Da erwähnt man das Wichsen der Schuhe in der Kleinen Hexe, schon dreht sich der große Otfried Preußler um und fließt seines Weges weiter, wie es in einem Gedicht von ihm heißt. Es war schön, Kinder mit seinen Büchern aufwachsen zu sehen und mit bierernsten Linken darüber zu debattieren, was es mit der verfluchten Verführung zum Okkultismus auf sich hat. Leben wir nicht in einer restlos aufgeklärten Gesellschaft? Später lasen alle den Tolkien, die Kinder wie die Linken, und das kleine Gespenst klapperte mit den Schlüsseln vor Lachen. Okkult gesinnte Geister könnten noch anführen, dass Joe Weizenbaum, der Geschichtenerzähler der IT und Otfried Preußler im selben Jahr geboren sind. Nun ja: diese Wochenschau erscheint am Geburtstag von Jacques de Vaucanson, Steve Jobs und Judith Butler. Doch nur Philip Rösler feiert.

*** Feiern sollte man aber vor allem eine: Nina Simone, die in dieser Woche 80 geworden wäre und die nie eine Jazz-Musikerin sein wollte. "Jazz is a white term to define black people. My music is black classical music." Und sie insistierte:

We must begin to tell our young
There's a world waiting for you
This is a quest that's just begun.

Und was wohl auch heute noch gilt. Eine souveräne Seele. Ja.

Was wird.

Wenn es kein Kauderwelsch ist, dann dürfte das unsägliche Gerangel um ein Leistungsschutzrecht für deutsche Verleger beendet sein, noch bevor ein hastig gezimmerter Gesetzentwurf verabschiedet wird, der von Gerichten kassiert werden dürfte. Am kommenden Montag soll es eine weitere Anhörung zu diesem Lobby-Unfall geben, den besagter Philip Rösler so wegerklärbärt hat. Die geplante Abstimmung im Bundestag ist aus ungeklärten Gründen aus der Tagesordnung der Politiker getürmt. Was bleibt, ist die amüsante Geschichte einer Google-Kampagne mit einem durchaus treffenden Taxi-Vergleich, der in deutschen Taxis verboten ist. So bleibt die Frage vorerst offen, ob deutsche Taxifahrer von Restaurantbesitzern Geld verlangen dürfen, wenn sie ihnen Gäste bringen. Was bei Bordellen die Regel ist, muss auch für Google gelten, wäre vielleicht ein Umkehrschluss. Doch wer will schon logisch argumentieren, wenn es solche Texte über blinde Passagiere gibt? Vielleicht hilft eine okkulte Handlung wie das Einäschern einer Zeitung um Mitternacht, mit ausgepresstem Knoblauch und der Darbietung von Katzenfellen gegen all den Content im Internet. Vielleicht ist auch nur die Uhr der Verlegerverbände falsch eingestellt, wie beim kleinen weißen Gespenst.

Wie es sich für echte Ritter von den Gadget-Nüssen gehört, berichten ab heute Live-Blogs von der Mobiltelefon-Messe in Barcelona. Dahinter grummelt es gewaltig, die CeBIT erschüttert bald die norddeutsche Tiefebene. Es wird die letzte Computermesse sein, die man ohne Multimedia-Brille oder eben Google Glasses betreten darf. Spitzenleistungen der Industrie werden präsentiert, wie etwa 50 verschiedene Fleischsorten entdeckt werden können. So viel gibt es nur beim Jüngsten Gericht, nicht in einer Tiefkühllasagne.

Damit es nicht ganz im Messetrubel untergeht, sei vorzeitig auf eine kleine Dokumentarfilmsendung aus Israel verwiesen, die Arte und ARD hintereinander unter dem idiotischen Titel Töte zuerst ausstrahlen, weil das Wort "Gatekeeper" bei uns angeblich für Journalisten reserviert ist. Die Gatekeeper sind sechs ehemalige Chefs des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, die überraschend realistische Einstellungen zur verpassten Zukunft von Israel haben.

Die Antwort auf Gaucks epochaler Europarede gibt es übrigens in Italien. Europahaha.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #445 am: 03 März, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Sisyphos war ein glücklicher Mann. Er türmte $indula $tbs auf $tbs, setzte ein knackiges $mfg drunter und fertig. Soweit eine der schönsten Sagen des klassischen IT-Altertums. Etwas realistischer ist die Geschichte von Len Deighton, dessen 1970 erschienener Roman Bomber das erste Buch war, das mit den Mitteln der Texverarbeitung geschrieben wurde, einschließlich der Nutzung von Textbausteinen. Bomber erzählt die Geschichte eines missglückten Flächenbombardements der Royal Air Force im 2. Weltkrieg, in dem der Marktflecken Altgarten vernichtet wird. Aber auch hier fehlt die ganze Wahrheit: Len Deighton nutzte eine normale Schreibmaschine und schrieb Kürzel ähnlich wie Jack Kerouac, dessen Buchcover "Unterwegs" Deighton illustrierte. Die Geschichte mit den Textbausteinen passierte in seinem Arbeitszimmer, doch die Bausteine türmte jemand anderes: Die wahre Sisypha war Ellenor Handley, Deightons Assistentin, die in kürzester Zeit die Technik der Textverarbeitung auf der IBM MT/ST erlernte. Frauen, Büsroassistentinnen genannt oder Sachbearbeiterinnen, manchmal auch schon Phonotypistinnen, brachten es auf den ersten Geräten wie der MT/ST zu großer Meisterschaft. Doch wer erzählt schon die Geschichte einer glücklichen Frau? Statt Ellenor Handley kassiert Len Deighton den Ruhm, was vielleicht zu der Geschichte passt, dass mit Ulrich Steinhilper ein deutscher Jagdflieger die Bestimmung der Textverarbeitung analog zur Datenverarbeitung durchsetzte. Er wurde am 27 Oktober 1940 bei der Luftschlacht über Deightons Heimatland abgeschossen.

*** $indula: In diesem unseren Land bereitet sich diese unsere Bundeskanzlerin auf die CeBIT vor und ist davon überzeugt, dass das Internet "ganz automatisch mit allem verschmelzen wird, was wir im Leben tun". In ihrem Video-Podcast hofft sie auf bessere Chancen für Internet-Startups. Private Investoren können ab dem 1. März einen neu aufgelegten "Investitionszuschuss Wagniskapital" erhalten, wenn sie in junge Technologieunternehmen investieren, um deren Eigenkapital zu stärken. Ja, Deutschland tut etwas für das alles einschmelzende Internet! Man denke nur an die vergangene Open Education Week und den Moodle-Kongress: Freies Lernen mit freien Inhalten! Offensichtlich gibt es aber zwei Internets $indula. In dem anderen freut man sich, das dank des unter Protest doch noch verabschiedeten Leistungsschutzrechtes nun Textbausteine vor Gericht geschleppt werden können: "Man kann lange darum kämpfen, und Anwälte und Gerichte werden das tun, welche Textbausteine künftig lizenzpflichtig sein werden." Auf "Dieser Satz kein Verb" folgt "Dieser Satz keine Leistung", und Journalisten winken neue Jobs als Suchmaschinenschnippseloptimierer, nur nicht beim Bayernkurier, dem einzigen Blatt mit der Nosnippets-Option. Hurra und Fiderallala, nach der Melodie von gah von mi:

Es gilt zu berich­ten, was neu­lich geschah,
Im Dienste der Presse und Ver­le­ger­schar
Fide­ra­lalala Fide­ra­lalala,
Im Dienste der Presse und Verlegerschar:

Es wurde beschlos­sen, dass Google sogar
Lizen­zen benö­tigt fürs Tra­lalala
Fide­ra­lalala Fide­ra­lalala,
Lizen­zen benö­tigt fürs Hopsassasa

Im Meer vol­ler Lügen schwimmt Keese und Co.
Sie haben gewon­nen und freuen sich so.
Fide­ra­lalala Fide­ra­lalala,
Die haben gewon­nen und freuen sich so.

Ver­lie­ren den Krieg und gewin­nen die Schlacht
Und kön­nen nicht hören, wie Google laut lacht
Fide­ra­lalala Fide­ra­lalala,
Und kön­nen nicht hören, wie Google laut lacht

*** Google lacht und stellt die "Deutschland-Ausgabe" von news.google.de per default auf "Schlagzeilen" um. Mehr ist nicht nötig, Fideralalala. Drum Leistung, wem Leistung gebührt: Der volle Text dieses Volxliedes von Polyhem findet sich bei Stefan Niggemeier in den Kommentaren. Ja, das neue Recht wirft viele Fragen auf, nicht zuletzt eine zum Abstimmungsverhalten der Polit-Prominenz. Folgt die große Klatsche im Bundesrat – der nicht ablehnen, nur das Scheinschutzgesetz in den Vermittlungsausschuss schicken kann?

*** Das wichtigste Dokument dieser Woche kann man hier lesen oder hier oder hier, vielleicht auch einmal hier oder gar hier. Die multiple Verlinkung möge verhindern, dass das Dokument eines Tages verschwindet. Denn es ist die Verteidigungsrede von Bradley Manning, die sich sehr anders liest als die heroischen Worte, die seine Unterstützer gerne veröffentlichen. Es ist die Geschichte von der Entstehung eines Zweifels, der in einer großen Verzweiflung endet. Es ist eine Rede, die von der Gewissensnot eines US-Gefreiten berichtet, aber auch von der Empörung über die Arbeit der "Embedded Journalists" vom Schlage eines David Finkel. Manning liest zuerst einen Zeitungsartikel über Finkel, dann geht er zu Google Books und liest ein Excerpt aus Finkels Buch über die Good Soldiers im Irak. Finkel ist der Journalist, der die US-Soldaten im Jahre 2007 begleitete, die Mitarbeiter von Reuters aus dem Hubschrauber erschossen. Seine im Vagen bleibende Schilderung veranlasste Reuters zu Nachforschungen, die von der US-Armee blockiert wurden. Seine Schilderung des Vorfalls, als würde etwas den Irakis heimgezahlt und besonders die Szene, in der ein Sterbender das Freundeszeichen macht, verstörten Manning nachhaltig: Ein US-Soldat antwortete mit dem Stinkefinger. Erst als das Video bei Wikileaks erscheint, wird Finkel gesprächiger, ein Zeichen, das Manning zu weiteren Taten anspornt. Bradley Mannings Motivation ist das klassische Plädoyer eines Whistleblowers, der an die Fähigkeit seines Landes glaubt, in offener Diskussion Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Es wird in die Geschichte eingehen:

" I believe that if the general public, especially the American public, had access to the information contained within the CIDNE-I and CIDNE-A tables this could spark a domestic debate on the role of the military and our foreign policy in general as [missed word] as it related to Iraq and Afghanistan. I also believed the detailed analysis of the data over a long period of time by different sectors of society might cause society to reevaluate the need or even the desire to even to engage in counterterrorism and counterinsurgency operations that ignore the complex dynamics of the people living in the effected environment everyday."

*** In einer früheren Vernehmung des Untersuchungsgerichtes hatte die vorsitzende Richterin den Chefankläger Angel Overgaard gefragt, ob Manning dieselbe Strafe drohte, wenn er die Dokumente direkt der New York Times statt Wikileaks gegeben hätte. Die Antwort war eindeutig: "Yes, ma'am". In seiner Rede berichtet Manning nun davon, dass er versucht hatte, die Washington Post oder die New York Times zu kontaktieren. Auch wollte er eine CD mit dem Material bei der Redaktion von Politico abgeben, doch schließlich endete es bei Wikileaks, wo er mit einem gewissen "Nathaniel" eine Chat-Freundschaft geschlossen hatte. Aus dem knappen "Yes, ma'am" schließt der Jurist Yochai Benkler, dass mit Manning und der juristischen Konstruktion seiner staatsfeindlichen Handlungen ein Exempel statuiert werden soll, mit dem das Whistleblowing in baldiger Zukunft entsorgt wird. Dass der Friedensnobelpreisträger Barack Obama diesem Rechtsraubbau seinen Segen gibt, ist einer der ganz miesen Witze der Geschichte.

Was wird.

Das Positive kommt natürlich aus einer bekannten Tiefebene. Die Sonne lacht über Hannover, wo sonst? Hier und nur hier startet am Montag die CeBIT mit Pressekonferenzen und Showeinlagen von Heise mittendrin. Wolken gibt es bei uns nicht, denn Wolkenschubsen ist angesagt. Das Leitthema ist bekanntlich die Shareconomy, von der Deutschen Messe ganz offiziell definiert als "Veränderung des gesellschaftlichen Verständnisses vom Haben zum Teilen." Potz Merkel, da verschmilzt was und das Internet ist auch noch dabei! Das Gesetz der Sharea ist einfach: Wir nehmen uns, was wir brauchen, und teilen, was wir haben, ganz wie damals mit den Spielsachen und Süßigkeiten. Und wo wir schon damals sooo friedlich Spielsachen und Süßigkeiten geteilt haben, ist es doch bombig, wenn wir in dieser "Facebookisierung der globalen Wirtschaft" auch kleine und kleinste Details teilen, die andere brauchen. Das betrifft nicht nur Snippets oder Textbausteine, sondern auch Kinderbrei und Katzenfutter. Wir brauchen z.B. alle über kurz oder lang einen neuen Personalausweis und teilen dann wunderbar unsere Daten, die neue Super-Duper-Selbstauskunft anzeigt.

Nein, nein, trotz aller Mails keine Lästereien über die pressemäßig rührige Piratenpartei, die morgen zum gepflegten Presse-Brunch ins Berliner St. Oberholz einlädt, um die Ergebnisse einer Umfrage unter ihren Mitgliedern zu präsentieren. Erinnerungen an die große K-Gruppen-Spaltung der 70er werden wach. Und Italien? "Doch mit den Clowns kamen die Tränen", heißt es in einem 25 Jahre alten Simmel-Roman über eine Terror-Attacke auf Gen-Techniker, der allenthalben schief zitiert wird. Schon dumm, dass Tränen fließen können.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #446 am: 10 März, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der Wintersturm tobt über der norddeutschen Tiefebene. Naja, noch nicht ganz, die schönste Stadt Deutschlands, die Perle eben dieser norddeutschen Tiefebene hat er noch nicht erreicht, in dieser Nacht, in der diese Zeilen auf einem dunklen Parkplatz dem zuständigen Redakteur übergeben werden. Andere Stürme tobten aber schon: Ja, Merkel hat wirklich die CeBIT eröffnet und beim Messerundgang brav den polnischen Gemeinschaftsstand eröffnet. Danach ging es husch husch weiter, etwa zu Vodafone, wo Emmas Enkel eine selten dämliche Idee vorführte, einen Online-Shop als Offline-Ausgabe. Damit war die Woche der Kanzlerin noch nicht gelaufen, flugs ging es nach Polen und die Berliner Start-Ups wollten auch gefeiert werden. Dabei täte es den IT- wie Politik-Verantwortlichen vielleicht gut, sich mal ein bisschen länger in Polen aufzuhalten, und diese Luft zu schnuppern, die nach Aufbruch schmeckt und nach Ideen. Und nach einer IT- und Startup-Szene, die quirliger ist als Berlin, aber ohne Hipster auskommt. Berlin-Mitte ohne Hipster? Ein Traum. Ein Traum, der in Warschau und Krakau wahr wird, nicht nur im Nachtleben, sondern auch mit Netz-Ideen und IT-Projekten, die nicht den Copycat-Ruch vieler deutscher Start-ups an sich haften haben. Derweil rocken die Start-Ups in Hannover, in einer gammeligen Mensatisch-Atmosphäre, durch Tücher getrennt, den Tisch für 2000 Euro Mitmachgebühr. Da durfte denn auch der Bitkom nicht fehlen mit einem gepflegten Gejammer über fehlendes Wagniskapital, das steuerlich attraktiv gemacht werden muss. Wie wäre es mit einem Wagnislobbyvorsteuerabzugsschutzrecht, auf dass sich die junge BRD wie Barbados ausschreibt? Oder wir ziehen alle nach Warschau. Nur die Hipster dürfen nicht mit.

*** Etliche Kabinettsmitglieder hatten auf der CeBIT ihre Rundgänge zu verrichten und ihr Preisverteilergrinsen aufsgesetzt, auch wenn gute Miene zum Schienbeintritt gemacht wurde. Man nehme Bundesinnenminister Friedrich, der eine Wolke in der Hand halten durfte, gemeinsam mit Neelie Kroes. Danach ging es zum Stand von Lancom zur Abbitte, weil Friedrich auf dem IT-Gipfel in Essen davon gesprochen hatte, dass niemand in Deutschland noch Router bauen könnte. Natürlich kann Deutschland das, wir haben ja Lancom, das prompt zur Messe meldete, was deutsche Hochsicherheitsrouter so können. Sie haben einen zertifizierten Schutz vor Cyber-Kriminellen. "Die VPN-Router werden vollständig in Deutschland entwickelt und gefertigt und sind garantiert frei von geheimen Abhörschnittstellen, den sogenannten Backdoors. Damit gibt es keine versteckten Zugriffsmöglichkeiten für Cyber-Kriminelle oder z. B. ausländische Geheimdienste – ein großes Sicherheitsrisiko in vielen Geräten. Denn Angriffe im Bereich der Cyber-Kriminalität sind nicht nur wirtschaftlich, sondern oft auch politisch motiviert." O sancta simplicitas, für "BSI-Prüfnummer" reicht mein Latein leider nicht aus.

*** Abseits der üblichen Messe-Nachrichten beschäftigte die Cyber-Kriminalität die CeBIT, und wenn es dann zum geraunten Cyber-War kommt, glänzen die Augen – der "Experten" und der Hersteller von Hard- und Software. Am Vortag der Messe forderte der VDI, dass dringend mehr Fachkräfte für "Bedrohungen aus dem Cyberraum" ausgebildet werden müssen. Dann warnte der bereits erwähnte Bundesinnenminister vor Cyberangriffen auf IT-Systeme und Produktionsanlagen. Dann folgte die Nachricht, dass bald Schluss ist mit lustig bei Cyberangriffen. Schließlich tagte der deutsche IT-Planungsrat und beschloss ein neues Programm, Leitlinien gegen Cyberangriffe zu verfassen. Da fühlen wir uns alle doch gleich so sicher, da lasst uns ruhig schlafen und unseren kranken Nachbar auch.

*** Halt! Wo bleibt das Negative? Habe ich die jammernden Strafverfolger vergessen, die immer ein paar Schritte hinter den Cyberkriminellen sind? Natürlich wurde ihre Klage von mangelnden Ermächtigungen wie der Vorratsdatenspeicherung auch auf der CeBIT eindrücklich vorgetragen, mit leichten Einschränkungen, dass es bei entsprechendem Aufwand auch ohne diese Vollerfassung der gesamten Bürgerkommunikation geht. Und dann diese schreckliche Cloud, wo niemals wirklich klar ist, wo die Daten liegen, in Deutschland, in Irland oder im Spülkasten des Klos, wie bei ordentlichen analogen Verbrechern. Ist es nicht interessant, dass es ganz supertolle Alukappen gibt, die keine Chance für Datenschnüffler lassen, weder für die Cops noch für die Cracks? Lasst uns doch ruhig schlafen und das BKA seine Arbeit machen. Fleißig sind die besten deutschen Kriminalisten dabei, die Ungereimtheiten in ein Versmaß (PDF-Datei) zu packen, das wiederum Juristen akzeptieren. Nun ist die von Bürger-Hackern geforderte "Quellencodetransparenz" Bestandteil des staatlichen Ausschreibungsverfahrens, wenngleich mit der schienbeintrittigen Einschränkung, dass Datenschützer selbst nicht den vollen Code einsehen dürfen, sondern nur die Prüfberichte.

*** Was bleibt, sind Klagen über diese Clouds, gekoppelt mit der Beschwörung von besonders guten, todsicheren deutschen Clouds und europäischen Gebilden, die nicht ganz so sicher sind. Europa wächst halt zusammen wie ein ungeschienter Beinbruch. Während die einen jammern, erklären die anderen unverblümt, dass alles seinen Tag hat. So erklärte die Bundesregierung in dieser Woche in einer kleinen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion, dass es dem Generalbundesanwalt im Juli 2012 gelang, über ein Rechtshilfersuchen an die USA, bei dem ein Cloud-Dienstleister die "vollständigen Inhalte eines dort von einem Beschuldigten eingerichteten Speicherplatzes zu erheben und zur Verfügung zu stellen", ohne Probleme erledigt werden konnte. Auf Grundlage eines Vertrages vom Oktober 2003 über die Rechtshilfe in Strafsachen und einem kleinen Cyber-Zusatz vom April 2006 müssen Cloud-Delikte nicht auf dem Elefantenpfad herumtrampeln, sondern werden zügig erledigt, damit wir weiter schlafen können, und unser Nachbar auch.

*** Diese kleine Wochenschau hat sich oft genug über das unsinnige Leistungsschutzrecht ausgelassen und kann daher nicht die nächste Woche im Wandkalender aufschlagen, ohne diese Erklärung der Basis zu erwähnen. Am besten gefallen mir die Kritiker, die darauf hinweisen, dass ein Gesetz, wenn es denn beschlossen wird und im Bundesgesetzblatt veröffentlicht ist, von allen befolgt werden muss. Die kleinkrämerische Argumentation erinnert an den von Edmond Wilson im finnischen Bahnhof in den Umlauf gebrachten Spruch von Lenin, dass sich die deutschen Sozialisten eine Bahnsteigkarte kaufen würden, wenn sie denn einen Bahnhof stürmen wollten. Dass es zivilen Widerstand gibt und geben muss, gegen unsinnige Gesetze und Verordnungen, dass ist den Gesetzestreuen ein schweres Rätsel, das sie nicht lösen können. Zwischendrin im Lob für diese Aktion und im heftigen angehesselten "schämt euch" sitzen die Kritiker, die nicht zwischen Urheberrecht und Leistungsschutzrecht unterscheiden können. Vielleicht ist es sinnvoll, zwischen einer Hamburger Erklärung und dieser Hannoveraner Erklärung zu unterscheiden. Wahrscheinlich wird auch das nicht helfen, denn Hamburg und Hannover beginnen mit Ha, das ist verschwörungstechnisch sicher Beweis genug.

*** Ein Nachtrag auch zum Fall Bradley Manning aus dem letzten WWWW und seinem Plädoyer, das die US-Armee im genauen Wortlaut bislang nicht veröffentlichen will. Die öffentliche Wirkung könnte wohl zu stark sein. Was auch in Erinnerung bleiben sollte, ist die Geschichte von Robert Meeropol, dem Sohn von Ethel und Julius Rosenberg, die 60 Jahre vor Manning wegen Spionage hingerichtet wurden. "Die Menschen haben ein Recht darauf, was ihre Regierung in ihrem Namen macht", heißt es in Meeropols Verteidigung von Bladley Manning. Ein schlichter Satz für Menschen mit Gewissen, ein schlechter für die Regierung, die das Thema Manning möglichst geräuschlos entsorgen will.

*** Wo wir schon bei traurigen Themen sind: Er wurde allzu oft unterschätzt. Nun ist er tot. Alvin Lee, einer der besten Gitarristen, machte sich nichts daraus, eine Zeit lang als schnellster Gitarrist der Welt tituliert zu werden. In Woodstock wurde er mit seinem "Going Home" berühmt, mit Ten Years After begleitete er nicht nur meine Jugend. Manchmal muss ich einfach heulen. Nicht nur, weil es der Titel meines Liebingsstücks von der 73er Live-Aufnahme ist.

Was wird

Nun warten wir alle auf den Schneesturm, der auf die CeBIT folgen soll, wie von kundigen Wettersatelliten ausgespäht. Was anderes können sie nicht, denn ihre Flughöhe ist dafür zu hoch. Zum Spähen haben wir bekanntlich einen hübschen Flieger namens EuroHawk, der nach neuesten Angaben nicht eben billig ist. Über die ach so bösen Drohnen wird hier diskutiert, wahrscheinlich so folgenlos wie hier. Was bleibt, ist noch die Theorie, dass all die Diskussionen enden, wenn Drohnen niedliche Katzenbilder machen. Schmeißen wir den Pudding an die Wand.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #447 am: 17 März, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was                                                                                             001000
war.                                                                                             001010
Vorschub                                                                                     001020
                                                                                                    002000
 Noch liegt die norddeutsche Tiefebene und mit ihr die Perl        002010
 e, die schönste Stadt Deutschland im Schnee, doch gärt un      002020
 d rumort es in Ställen. Selbst der auf den Feldern ausgero        002030
 llte Mist dampft anmutig in Erwartung des Frühlings, wenn        002040
 diese kleine Wochenschau auf einem Parkplatz als Lochkar       002050
 tenstapel den Besitzer wechselt, um in die große Web-Mas       002060
 chinerie eingespeist zu                                                               002070
werden.                                                                                       003000

*** So in etwa dürfte ein auf Lochkarten gespeichertes WWWW aussehen, mit Vorschub und Stapelzähler am Ende der 80 Stellen der klassischen Lochkarte. Jeder Versuch, in diesem Format Links unterzubringen, scheitert am Medium. Auch das früheste mir zugängliche Schreibprogramm, der Electric Pencil unter CP/M, scheitert dabei, die nötigen Verlinkungen auf eine Datasette zu speichern. Der drängende Leserwunsch kann also nur simuliert werden. Das wiederum passt prima zum heutigen Journalismus, in dem ein Regierungssprecher per Anruf ein unbequemes Interview zensieren kann. Wie gut, dass der IT-Branche solcherlei Einflussnahmen unbekannt sind und all die Updates in den Tickermeldungen allein aus sachlichen Gründen erfolgen.

*** Im Trommelfeuer der Meldungen über Samsungs Galaxy S4 ist es andererseits schwer, sachlich zu bleiben, wenn die Gläubigen von Samsung und Apple sich in den Foren streiten. Was hat uns diese Woche nicht alles gebracht: eine Religion bekam ihren überlebenswichtigen Papst, eine andere verlor ihren lebenswichtigen Reader. Vielleicht die schönste Nachricht kam von den Gläubigern, die die Religion des freien Marktes anbeten: Schluss ist's mit der laschen Zahlungsmoral, ab jetzt herrscht eiserne Zahlungsdisziplin und das sogar europaweit!

*** Europa? Der König rief, und alle, alle kamen, die Waffen mutig in der Hand, tralala. Heute vor 200 Jahren erschien der Aufruf An mein Volk, mit dem sich der preußische König Friedrich Wilhelm III erstmals direkt an sein Volk wandte. Alle sollten zu den Waffen gegen die napoleonischen Herren, oder aufhören, Preuße und Deutscher zu seyn. Die verhängnisvolle Vaterlands-Rhetorik ist erstaunliche 200 Jahre jung: "Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen, für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden, oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen, um der Ehre willen; weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag." Passend dazu wurde das Eiserne Kreuz geprägt, die passende Auszeichnung für den einfältigen deutschen Todeskult bis hinein in den zweiten Weltkrieg, wo es Eiserne Kreuze regnete. Heute ist es angeblich der "Ausdruck von Bürgermut". Vielleicht kommt noch der kontaktlose Eisenchip mit Eichenlaub und RFID als e-Kreuz, für die Beaufsichtigung von Tötungsrobotern und waffentragenden Drohnen.

*** Napoleon wurde mit russischer Hilfe geschlagen und später dann ging es unter dem nächsten Preußenherrscher gegen die Freiheit im Innern. Mit einer "in einer schauspielerischen Höchstleistung" proklamierte Friedrich Wilhelm IV in An mein Volk und die deutsche Nation, dass Preußen in Deutschland aufgehe - nur um der demokratischen Märzrevolution den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Ich übernehme heute die Leitung für die Tage der Gefahr", so wollte sich der Preußenkönig als starker Führer präsentieren. Wer sich nun fragt, was dies im WWWW zu suchen hat, kennt nicht die dieser Tage gescheiterten Versuche, den 18. März der Märzrevolution und der ersten freien Volkskammerwahlen als deutschen Gedenktag im Kalender zu verankern. Die Erfolge der Bürgerinitiative sind bescheiden: Ein paar Flaggen wehen und vor dem Brandenburger Tor liegt der Platz des 18. März. "Wir sind das Volk", ist lange kein politischer Slogan mehr, sondern eine spannende Frage für Markenrechtler.

*** Zu den kleinen, verkannten Revolutionen und Revolutiönchen gehört der Erfolg der Electronic Frontier Foundation im Streit um den National Security Letter. Mit diesem US-amerikanischen Ermittlungsbeschluss des FBI wurde den Providern und Betreibern sozialer Netzwerke ganz spezielle Daumenschrauben bei Auskunftsersuchen angelegt. Wer im Namen der nationalen Sicherheit zur Auskunft verpflichtet wurde, durfte darüber nicht einmal reden. Das sei ein Verstoß gegen die Verfassung und die Freiheit der Rede, befand das Gericht. Noch ist nicht klar, ob die US-Regierung oder das FBI Einspruch erhebt, das angeblich Hunderte solcher National Security Letter verschickt haben soll. Das deutsche Gegenstück dürfte in den Auskunftsersuchen "zur Erfüllung ihrer Aufgaben" zu finden sein, die unsere Geheimdienste an Provider richten, unter Kontrolle der parlamentarischen G10-Kommission. Wo es schwammig zugeht, lass dich unruhig nieder, in Heimlichheim singt man deine Lieder.

*** Während der aktuelle Innenminister Hans-Peter Friedrich industrielle Lobbyarbeit für den ePass betreibt, hat sein Vorgänger Thomas de Maizière ein Buch veröffentlicht, "An mein ^H^H^H^HDamit der Staat den Menschen dient. Bekanntlich hat sich selbiger Innenminister einstmals aufgemacht, den Dialog mit der Netzgemeinde zu führen und dabei auch Richtlinien für eine Netzpolitik veröffentlicht, E-Konsultationen des gemeinen Netzvolkes inklusive. Lang ist's her mit Friede, Freude, Adhocracy, entsprechend wird de Maizière von manchen Netizen verklärt. Das er in allem das Internet nicht sonderlich ernst genommen hat, wird mit dem Buch recht deutlich, wenn es über Shitstorms und andere Netzproteste heißt: "Das finde ich lästig und ärgerlich, aber nicht bedrohlich. Und ich schließe nicht aus, dass man sich dagegen auch mal wehren kann. Technisch, in einiger Zeit." Wo die Technik regiert, wird es technische Mittel geben. Der zukünftige Bundeskanzler hat gesprochen.

Was wird.

Da schau an, es wird wirklich Frühling, die ersten Themen der re:publica 2013 liegen vor. In\Side\Out wird wohl zum Fanal des Netzfeminismus werden, aufmerksamkeitsökonomisch mit einem Internet dekoriert, das einen Minirock trägt. Das passt zwar nicht zu einer nüchternen technischen Sicht auf ein Netz, das wenig mehr als eine bemerkenswerte Sammlung von Standards ist. Aber es passt zum Netizen der Jetztzeit, der sich nicht einmal wundert, wenn er via Facebook von der Polizei verhaftet wird. Auf Post-Privacy folgt Pre-Crime, meint Datenzweifler Morozov. Der algorithmengesteuerte Mensch löst den testosterongesteuerten ab, die Fairness sinkt.

Mit einer Art kleinem Lochkartenstapel begann die Wochenschau, mit einem Sortierer endet sie. Wenn alle klugen verkarteten Sätze auf den Boden gefallen sind, kommt diese Maschine und macht pling. Doch damit nicht genug. Das rührige Computeum bittet für ein Projekt um die Mithilfe geneigter Leser. Wer noch im Besitz von USB-Floppy-Laufwerken ist, kann diese einem guten Zweck spenden. Denn es gibt sie noch, die Konferenzen, auf denen kleine gruene Maennchen bewundert werden können.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #448 am: 24 März, 2013, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Oh, der Frühling ist da, die Sonne lacht und Meister Frühling läßt sein blaues Band für Wahlgeschenke von hoher Qualität wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land, in dem PIN-, PUK- und Passwort-Kombinationen schon bei Ordnungswidrigkeiten abgefragt werden können, wenn etwa die Hundescheiße in der Berliner Schneewehe stecken bleibt. Veilchen, Sozialdemokraten und Piraten träumen schon, wollen balde groß rauskommen im angehenden Walkampf. Horch, von fern ein leiser Harfenton!  Frühling, ja du bist's! Dich hab ich per Video vernommen!

*** Die wohlbekannten Düfte dieses Frühlings sind es wohl gewesen, die gestandene Sozialdemokraten wie Peer "ichkannkanzler" Steinbrück so in innere Aufruhr versetzten, dass er die Barrikaden der Märzrevolutionäre erkletterte, ähem, auf der CeBIT in Hannover ausrief: "Ich will digitale Freiheit! Das Leistungsschutzrecht ist schlichter Unfug." Nun aber ist ein Zwangsgesetz verabschiedet worden und die digitale Freiheit ein Stückchen weiter geschrumpft. Ausgerechnet die künftige Bundeskanzlerin Kraft entpuppte sich als Leistungsschutzziege, während Steinbrück den Part des Leistungssündenbockes beim Ehrlichmachen übernimmt. Dass die ehemals stolze deutsche Sozialdemokratie in Vorwahlkampfzeiten so vor der Macht der Verlegerverbände einknickt und ein "schlechtes Gesetz" (Steinbrück) durchwinkt, spricht mehr als 1000 Geldspendekonten. Man will halt gute (Springer-)Presse vom schönen Frühling bis in den verhagelten Herbst hinein und macht gute Mine zum blöden Spiel.

*** Wie es weitergeht, sagt uns ein ordentlicher Zitat-Happen zum schützenswerten Snippet Das Internet wird nicht sterben: "Es wird Abmahnungen geben von Idioten, die zehn vermeintlich kopierte Wörter als schutzwürdig erachten. Gerichte werden ihnen recht geben, weil im Gesetz schlichtweg nicht drin steht, was denn nun der Schutzgegenstand ist. Im Vertrauen darauf, dass das die Verlage schon verantwortungsvoll regeln." Schon heute hat der Wahnsinn Methode, wie es der Justiziar des kleinen Verlages in der norddeutschten Kaltebene zu berichten weiß, wenn Heise als dpa-Kunde von einem Unternehmen abgemahnt wird, das von dpa abgemahnt wird. Die dritte Ableitung ist dann der Wendepunkt des Wahnsinns vom schlichten Unfug.

*** Dagegen hülfe nur der feine Fug. Doch das Verhalten der SPD und besonders die herbe Harfentonart von Steinbrück hat viele Seifenblasen zum Platzen gebracht. Die Netzszene heult mit den immergleichen Sirenen und die ach so viel gepriesenen Internet-Rebellen stehen mit herunter gelassener Hose im arschkalten Frühling. Zum Aufwärmen gibt es dann einen ordentlichen Schienbeintritt gegen den Grünen Kretschmann bei den einen, während die anderen in der weiterziehenden Karawane wie Hunde heulen. Nico hat Recht: "So kommen wir nicht weiter in diesem Land, so nicht." Doch waynes interessiert das schon in der Politik? Ganz besonders mies ist der hochgelobte Blogger Fefe drauf, der den Piraten die Schuld für alles Mögliche gibt. Er verkennt, dass sich eine Nerd-Partei, bei der die soziale Härte in sozialen Netzwerken programmatisch ist, hart im Nehmen von persönlichen Fragen sein und "das Politische" hintanstellen muss. Das mag ein Abstieg sein, ist aber vor allem erst einmal ein typisch deutscher Weg. Auf so eine Sammlung an Niederlagen muss einfach mal mit der richtigen Portion Optimismus reagiert werden: "...wir sind viele, wir sind schnell, wir sind technisch superknorke aufgestellt, wir sind irre klug und verfügen über die Geduld und die Konzentration, um – oh, schaut Euch diese niedlichen Katzenbabys an!" Ja so ist das mit Deutschland im Frühling.

*** Angeblich ist ja das große Erinnern über Deutschland gekommen, nach dem dreiteiligen Fernsehdrama Unsere Mütter, unsere Väter, der gewaltigsten Auseinandersetzung nach dem sechszehnteiligen Aufklärungsbuch über die deutsche Art zu lieben. Die vermiedene Erinnerung wird anderweitig abgehandelt, nichts darf das reine Bild vom schmutzigen Krieg stören. So bleibt die schlichte Erkenntnis, dass man auf einen Film über die hemmungslose Führergeilheit der Deutschen noch ein paar Jahre warten muss. Wer kennt nicht den kleinen Roboter Josef in Machinarium, benannt nach dem Tschechen Josef Capek, dem wir die Worte Roboter und Automat verdanken. Zu seinem 125. Geburtstag gab es Feiern und Lesungen seiner Gedichte, die er im Konzentrationslager schrieb. Unsere Mütter, unsere Väter, das waren die Wachmannschaften, die von den Gefangenen gehaltene Vögel im Schnee erfrieren ließen, nur so aus Spaß, die unheimlicher waren als Maschinenmenschen je sein könnten.

Was wird.

Der Wikipedia entnehmen wir, dass eine technische Dokumentation unter anderem der "Information und Instruktion definierter Zielgruppen, der haftungsrechtlichen Absicherung des Herstellers" dient. Nun ist nach drei Jahren beim Projekt EuroHawk bekannt geworden, dass die technische Dokumentation des in den USA entwickelten Flugzeugs fehlt. Diese Erkenntnis kommt, nachdem bereits 600 Millionen Euro von 1,2 Milliarden Gesamtkosten in das Projekt geflossen sind. Die Erkenntnis kommt nicht alleine, sondern mit der Auskunft, dass die luftverkehrsrechtliche Genehmigung zusätzlich 500 Millionen kosten wird. Kombiniert man das Ganze mit der Einsicht, dass Militärdrohnen und ihre Fähigkeitserweiterung vom Sensor zum Effektor ein ungemein schlechtes Walkampfthema sind, wird klar, warum der geplante erste Start des Radar-Lauscherls mitten in der heißen Phase nichts wird. Der Vogel bleibt am Boden, die Waffen werden dem nächsten Cäsar vor die Füße geworfen wie nach der Schlacht von Alesia.

Nein, es wird nicht wärmer, warum auch. Zypern hat es warm. Das muss reichen. Wärmen wir uns mit der Hoffnung auf bessere Zeiten und haken das schnarchlangweilige Wissenschaftsjahr 2013 mit seinem Demografie-Thema jetzt schon ab, schließlich geht es bei der Kohortenfertilität bergauf und nein, das ist nicht von der römischen Armee in fast ganz Gallien inspiriert. 2014 steht an, zumindest bei den Planern der Wissenschaftsjahre soll dieses Jahr der "Digitalen Welt in Deutschland" gewidmet sein, diesem einzigartigen Biotop von Leistungsschutzrecht und Startups, mit Weltmarktführern wie Babbel, bekannt aus New York Times, Techcrunch und latürnich heise online. Warum es die Digitale Gesellschaft sein muss, die offensichtlich unseren Müttern, unseren Vätern in der Politik schnurzpiepegal ist, harrt noch der Aufklärung. Richtiger und wichtiger wäre es wohl, das nächste Jahr zum Jahr der Genetik auszufen und das Scheißegal-Gen zu feiern. Dafür klicke ich ganz schnell auf eine e-Petition, das ist sowas von zeitgemäß! Und niemand muss hinaus in das, was SIE "Frühling" nennen. Deswegen ist jetzt ein sommerliches Gesumm fällig, so abgeschnitten vom Wärmestrom.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #449 am: 31 März, 2013, 00:10 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das ist also Ostern. Schnee satt und der Osterhase legt frierend weiße Eier. Keiner sieht sie, keiner will sie suchen in der Kälte, wenn die Sommersonne weg ist. Immerhin ist der Goldhase höchstrichterlich gemeinfrei geworden, jedenfalls in der hockenden, eierlegenden Position, in der er seitwärts blickt. Doch das ist viel zu spät, wie diese kleine Wochenschau, die aus technischen Gründen erst nach der Sommerzeit-Umstellung in Netz gekippt werden kann. Ausgereifte CMSTechnik ist doch was Feines, Zartes, Goldhasiges.

*** Das ist auch Ostern: Im fernen Nordkorea ist der Krieg erklärt worden, Atomschläge nicht ausgenommen. Man hockt und blickt seitwärts nach Südkorea. Doch die blumig bunte Sprache von Naenara fehlt, nur die einschlägig bekannten Ostermarschhasen fordern friedliche Gesten. Ein Tarnkappenbomber voller Goldhasen wäre sehr friedlich, oder überschreitet das schon das Potenzial der regionalen Eskalation, das unser Bundesnachrichtendienst in Korea informationsgewinnend gefunden hat?

*** In dieser Woche wurde bekannt, das auch der BND in den Cyberkrieg ziehen will und deswegen eine kleine Truppe von 130 Mitarbeitern so aufrüsten will, dass sie die OSINT-Informationen von Firmen wie Kaspersky über die Uiguren verstehen und in die in die hauseigene Schusselpedia, äh, Chausseepedia einpflegen können. Wenn alles gut geht, landen dann öffentlich abgeschöpfte Information wie der ausgemachte Unsinn vom großen Internet-GAU in /dev/null. Bislang denkt man aber noch beim BND über das russische Schwarzgeld nach. Einem BND-Sprachspezialisten fiel offenbar auf, dass Rubel auf Russisch abhauen heißt.

*** Ist es eigentlich legitim, als mitdenkender Hacker für den Auslandsnachrichtendienst BND zu arbeiten und Cyberinformationen zu verdichten? Im Unterschied zum absolut nutzlosen Verfassungsschutz (ich wiederhole mich) und zum Bundes- bzw. Zollkriminalamt mit ihren sinistren Trojaner-Plänen voller Computersabotage ist die Informationsgewinnung nicht dazu da, die Rechner der Mitmenschen zu verwanzen und Dreitracht zu säen. Der Informationsdemontagedienst Fefe sagt nein und fährt sogar ganz schweres Geschütz auf, wenn es um das niederländische Sommercamp OHM - Observe, Hack, Make geht. OHM wird von der gemeinnützigen Stiftung "International Festivals for Creative Application of Technology" (IFCAT) veranstaltet, in der Menschen zur Festivalorganisation freigestellt wurden, die hauptberuflich beim niederländischen Dienstleister Fox-IT arbeiten. Außerdem ist Fox-IT ein Sponsor des Festivals, wie schon im Jahre 2009 beim Hacking at Random, wo sich niemand daran störte. Weitere Firmen: die Sicherheitsfirma Madison Gurkha und die Internet-Anbieter BIT und upc. Nun regnet es Abbestellungen aus Deutschland und Spiegel Online entblödet sich nicht, die "puristische(n) Auslegung der Hackerethik, wie sie der Chaos Computer Club offiziell vertritt," zur Richtschnur des Guten Deutschen zu machen. Aus dem Glück der CCC Veranstaltungs GmbH, für ihre Sommer-Festivals keine Sponsoren für 725.000 Euro zu benötigen, weil die jährliche Wintershow namens Chaos Communication Congress satte Gewinne abwirft, wächst der sehr moralische, sehr deutsche Zeigefinger.

*** Der Blick schweift nach Australien. Dort hat am Ostersamstag das Wahljahr begonnen, mit einem ganz besonderen Auftakt: 500 Menschen müssen sich als Parteimitglieder bei der Wikileaks-Partei einfinden, damit Julian Assange überhaupt zur Wahl antreten kann. Im Vorfeld der Aktion wurde der schwedische Beelzebub kräftig geschüttelt. Die Anhänger der Aktion zweifeln nicht, dass dies gelingen wird. derweil zerbrechen sich Juristen in Ecuador und Großbritannien den Kopf darüber, ob ein Mensch im "politischen Asyl" überhaupt Wahlkampf führen kann. Assange treibt ungerührt davon alles auf die Spitze, das ist seine Leistung. Ob er dabei tatsächlich das Internet entlarvt, wird sich zeigen müssen. Es ist wie bei den Ostereiern: Einige sind wundervoll bunt, aber ausgeblasen, andere sehen öde aus, sind aber lecker voll Eierlikör oder anderem Gedingse. Aber dieses Gelb, dieses wunderbare künstlerische Gelb-Fill-in, schlägt alle Hasen in die Flucht. Darum, was bleibt einem alten Sack denn schon um 3 Uhr morgens Sommerzeit anderes übrig als One Way or Another mitzuröcheln? Vielleicht ist es auch wirklich nur mal wieder Zeit, so richtig langsam tanzen zu lernen.

Was wird.

Was Ostern auch ist: Die paar besinnlichen Tage, bevor der ganze Wahnsinn der Aprilscherze über uns hineinbricht. Das war ursprünglich ein alter Brauch, den Frühling einzuläuten. In diesen Tagen müsste er eigentlich entfallen, Schnee zum Schippen gibt es genug. Entsprechend dümmlich sind auch die Kommentare des ACE, die behutsame Verbesserungen in der deutschen Jurtisten-Sprache sei als Aprilscherz ausgefallen. Eindeutig witziger ist der ADAC mit der Empfehlung, jetzt Sommerreifen aufzuziehen.

Es gibt sie noch, die wirklich witzigen Dinge! Zu ihnen gehört der Versuch der SCO-Zombies, ein Verfahren gegen IBM wieder zum Laufen zu bringen, in dem nacheinander die RichterInnen Campbell, Waddoup, Sam, Benson und Nuffer das Verfahren wegen Befangenheit abgaben. Knickten all die noblen Juristen vor IBM ein oder war der Geruch des toten Pferdes zu stark, das da von SCO zäh weiter geritten wurde? Von Groklaw am 26. März veröffentlicht, steht der Text natürlich außer Verdacht, ein blöder Aprilscherz zu sein.

Einen habe aber ich noch. Am 9. April wird SIS I, das Schengener Informationssystem der ersten Stunde, durch SIS II ersetzt. Das wurde so, allerdings mit deutschem Sondervotum, fast einstimmig beschlossen. Alle Mitgliedsstaaten des Abkommens migrieren dann innerhalb von minimal 28 Stunden oder maximal 36 Stunden ihre Datenbanken, obwohl die meisten den Fallback-Modus nicht ausgetestet haben. Für den Fall der Fälle gibt es natürlich einen Notfallplan: 36 Stunden sind eine lange Zeitspanne, jedenfalls aus der Sicht eines Admins, dem Fahnder an die Gurgel gehen. Deshalb soll ein bewährtes Gerät als Migrationshilfe eingesetzt werden. Da die alte Datenbank mangels Test des Fallback-Modus möglicherweise abgeraucht sein kann, ehe das neue System Supersystem startet, hat man sich für das gute alte Faxgerät entschieden: In God we fax!

Im Klartext heißt das: alle anfallenden dringenden Fahndungsnachrichten werden von allen an alle per Fax verschickt. Eigens zur Migration werden deshalb an diesem Osterwochenende in vielen Ländern Fax-Gateways in die Racks geschoben und geschraubt, dazu Dutzende von Not-Faxgeräten aufgestellt und drölfzig zusätzlich angemietete Telefonleitungen getestet, schließlich kann das Kommunikationssytem sTESTA auch geplättet sein. Der schon in dieser Wochenschau belästerte Gedanke, dass ein Meteorit das Wunderwerk treffen könnte, ist zum 9. April ausdrücklich verworfen worden: Die Nacht wird klar sein, über Europa, ein bisschen Schnee natürlich ausgenommen. Die Maschinen müssen es schaffen, im Namen der schengenischischen Freiheit. Die Größenordnung der europaweiten SIS-Umstellung verspricht also Spaß und Spannung ohnegleichen: Das für SIS-Angelegenheiten zuständige Büro beim Bundeskriminalamt verschickt nach eigenen Angaben täglich 1000 Fahndungsersuchen und bekommt annähernd das Doppelte von allen anderen Staaten. Und es braust ein Ruf wie Donnerhall: Einer faxt allen! Alle faxen einem! Ein Hurra auf unsere Faxetiere! Oder sollten wir es besser mit Knotenknüpfen versuchen?

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )