Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125521 mal)

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #390 am: 08 April, 2012, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ostern ist das Fest der altgermanischen Gottheit Ostara, die in einem harten Winter arme Wandervögelchen dadurch rettete, dass sie die verpeilten Piepser in Hasen verwandelte. Sie überlebten, hoppelten herum und legten Eier. Für Christen ist Ostern etwas komplizierter, man denke nur an Petrus, der einfach fischen gehen will. Vergessen wir nicht die Buddhisten, bei denen Siddhartha Gautama heute Geburtstag hat, und die Juden mit dem Pessach-Fest der Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft. Dass ihnen ein älterer deutscher Zausel das Fest nicht gönnt, ist bedauerlich. Dass Redaktionen sein "Gedicht" abdrucken, ist natürlich ein Versehen: Wäre es ein Artikel gewesen, hätte es einen Faktencheck gegeben, den das Geschriebene nicht überstanden hätte. So aber soll es ein großer Tag für die deutsche Literatur gewesen sein. Er "hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen": Schaut her, der nächste, ziemlich deutsche Erlöser ist da, nur die passende Religion fehlt irgendwie noch.

*** Seit dem Leben des Brian wissen wir, wie schnell es passieren kann, dass jemand aus Versehen ans Kreuz genagelt wird. Da hängt er dann und mögen noch so viele religiöse Befreiungsfronten kommen, es wird nicht besser. Ein letztes Pfeifen und dann? Statt großer Götter Gaben möchten wir uns Ostern vielleicht an einem Friedenshasen erfreuen, der in manchen Gegenden auch als Symbol für Freiheit, Liebe und Freundschaft angebetet wird. Außerdem ist der Hase ad calendas graecas ein Rammler vor dem Herren und damit ein echter Urheberhase, der verehrenswerte Gott des Kreatianismus. Dieser einst in biblischen Zeiten gefasste Lehrsatz von der Entstehung der Seele im Moment der Geburt ist längst säkulaisiert worden und bildet das Dogma der "Kreativen", jener Spezies von Content-Verwertern, die jeden Unsinn damit verteidigen, dass er in ihrem Kopf entstand. Ein Beispiel aus der Kampagne für die geistige Abtreibung von Ideen gefällig? "Ohne den Schutz geistigen Eigentums gäbe es wahrscheinlich weder Computer noch Internet, aber das scheint bei den Piraten keinen zu interessieren." Ein Jim Hagemann-Snabe behauptet als Vorstandssprecher der SAP im Handelsblatt diesen Unsinn. Man denke nur daran, wie Gary Kildall bei seiner Arbeit am Intel 8008 auf die Idee einer Abstraktionsebene kam, die als BIOS den Erfolg des 8080 begründete, man denke an die Großrechner davor, die im Schutz militärischer Interessen entstanden. Und wie war das noch mit den IBM-Managern, die, geschult durch die Arbeit im Konzern, als erste die Arbeit ihres Kollegen Edgar Codd verstanden und SAP gründeten?

*** Robert K. Merton und das Geburtstagskind Vroniplag haben hinlänglich bewiesen, dass auf den Schultern von Riesen Hasen wie Häsinnen eine imposante Figur machen. Bleibt die Frage, was Piraten damit zu tun haben. Wer die Geschichte des Urheberrechtes kennt, weiß von den Privilegien Albrecht Dürers, mit denen der Begriff des Schöpfers und Autors im Abendland auftaucht. Weniger bekannt ist jedoch, dass Dürer nicht als Urheber und Produzent seiner Kunst, sondern als Verleger seines "Marienlebens" das Privileg benutzte, um Raubdrucke zu unterbinden. Die neue Technik des Buchdruckes will genutzt, aber auch kontrolliert werden:

"Wehe dir, Betrüger und Dieb von fremder Arbeitsleistung und Einfällen, laß es dir nicht einfallen, deine dreisten Hände an diese Werke anzulegen! Denn lass dir sagen, dass uns das Privileg durch den ruhmreichsten Kaiser des heiligen römischen Reichs, Maximilian, erteilt ist, dass niemand in Nachschnitten diese Bilder drucken oder gedruckt innerhalb des Reichsgebiet verkaufen darf. Solltest du aber in Missachtung oder aus verbrecherischer Habgier zuwiderhandeln, sei versichert, dass du nach Konfiskation deines Besitzes mit der schärfsten Strafe rechnen musst."

Dürers Anrufung staatlicher Macht ist das Grundprinzip jedweder Urheberrechthaberei. Die großartig aufgerufene Kampagne "Mein Kopf gehört mir" ist der Hilferuf von Verwertern, die mit den neue Verwertungsformen ihre Probleme haben. Da kommen die Piraten als neue Partei wie gerufen, wenn sie in ihrem Parteiprogramm geschwurbelte Sätze speichern, die in "erheblichem Maße" all die reizen, die sich im Allgemein viel darauf einbilden, einen eigenen Kopf zu haben. Für sie liest sich diese Passage wie ein Aufruf zur Hasenjagd:

"Im Allgemeinen wird für die Schaffung eines Werkes in erheblichem Maße auf den öffentlichen Schatz an Schöpfungen zurückgegriffen. Die Rückführung von Werken in den öffentlichen Raum ist daher nicht nur berechtigt, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit der menschlichen Schöpfungsfähigkeiten von essentieller Wichtigkeit. "

*** Wie es der alte Spaßmacher Zufall will, ist heute nicht nur Ostern, sondern auch der Tag, an dem der US-amerikanische Kongress vor 77 Jahren dem Emergency Relief Appropriation Act zustimmte, der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme von Präsident Roosevelt im Zeichen der Großen Depression. 8,5 Millionen Arbeitsplätze wurden von der Works Progress Administration geschaffen, 1,4 Millionen Projekte realisiert, vom Staudamm bis zum Feuerwehrhaus. Kaum bekannt sind dabei die Projekte, die als Federal Arts Project, Federal Writers Project und Federal Theater Project in die Geschichte eingingen. Zahllose Künstler produzierten große Werke dank einem Grundeinkommen, finanziert vom Staat – und von Firmen wie IBM, die das New Deal Network unterstützte. Steinbecks "Früchte des Zorns" waren prompt Produkte staatlich gelenkter kommunistischer Propaganda.

*** Was sagt eigentlich der öffentliche Raum dazu, was die Piraten wollen? Ist es nicht diese schlimme Umsonstkultur, die selbst beim kleinen Verlag in der norddeutschen Tiefebene um sich gegriffen hat, wo seine "seine in jeder Hinsicht allwissenden und immer und zu (beinahe) jedem Thema 'Bescheid wissenden' Forennutzer" den Strom alltäglicher Nachrichten unterfüttern? Müssen sie, die als Urheber manch merkwürdiger Gedanken ebenso als überaus nützliche Newstrüffelschweine ebenfalls in die Geschichte eingehen mögen, nicht eigentlich auch entlohnt werden? Am Ende steht ein Heberrecht für alle, die auf die Schultern von Giganten streben.

*** Und wenn dann alle Urheberrechtsdebatten wieder mal zu nichts geführt haben, wenden wir uns wieder der Kunst zu. Der Kunst? Die mag im Auge des Betrachters liegen, wie sie zu ihm kommt dagegen, dafür gibt es ja Dienstleister. Auch wenn Jim Marshall nun, ziemlich genau 50 Jahre nach der Vorstellung seines ersten Amps, auch schon tot ist. Diese Dienstleister aber dürfen sich mittlerweile auch in Deutschland ausbreiten, so diskutiert man dann etwa heftig, wer denn der vielen auf den ersten Blick sehr ähnlichen Musikstreamingdienste den geneigten Beobachter am geeignetsten erscheinen mag. Seltsame Verhaltensweisen stellte ich in der letzten Zeit an mir selbst fest: Es gibt wieder so etwas wie einen "Buch, das man auf eine einsame Insel mittnimmt"-Effekt. Diesmal eher musikalisch: Welche Musik packe ich auf mein Smartphone (MP3-Player? Ach, das ist doch sowas von 2000er[...]), was will ich unbedingt dabei haben, wenn mal für den Musikstreamingdienst so gar kein Netz zur Verfügung steht? Eine Frage an die Leser, es ist Zeit für die ultimative "Welche Musik die Heise-Foristen aufs Smartphone packen, um in nicht vernetzten Gegenden der Welt musikalisch versorgt zu bleiben"-Liste. Darf ich anfangen? Ach, was frag ich, ich mach's einfach. Das hat sich in den letzten Monaten und Jahren auf meinen Smartphone dauerhaft etabliert:

    Miles Davis, Kind of Blue
    John Coltrane, A Love Supreme
    Charlie Haden's Liberation Music Orchestra, Ballad of the Fallen
    The Vandermark 5, Airports for Light
    Avishai Cohen, Gently Disturbed
    John Zorn, Bar Kokhba
    Michael Wollny, Eva Kruse, Eric Schaefer, [ em ] live
    Esbjörn Svensson Trio, e.s.t. live in Hamburg
    Luigi Nono, Al gran sole carico d'amore
    Fehlfarben, Monarchie und Alltag

So kanns dann Ostern werden. Mit Netz oder ohne. Ohne Netz? Ach, lieber doch nicht, bei aller gesicherten musikalischen Grundversorgung (und brav den Obolus zur Grund- oder Besser-Versorgung all der geliebten Künstler entrichtend).

Was wird.

Während der chinesische Künstler seine Webcams ausschalten muss, die er als Protest gegen seinen Hausarrest installiert hatte, freut sich der freie Westen über Google Glass, die nächste Stufe allseitiger Überwachung. Big Brother schaut dich nicht an, er guckt mit dir und findet sich dabei ganz lieb. Vergessen ist die peinliche Situation, das Smartphone nicht schnell genug in Anschlag bringen zu können, wenn mann Zeuge eines österlichen Anasyrma-Rituals wird. Google speichert alles mit, was Hasenköpfe interessiert.

Ja, Big Brother hat seit vielen Jahren ein Bürgerteufelchen, das ihn verfolgt und besonders peinliche Aktionen anprangert. An einem Freitag, dem 13. ist es in Bielefeld wieder einmal soweit mit der alljährlichen Leistungsschau der Taten von "Datenkraken", die in der Hechelei präsentiert wird. Ausrichter ist der FoeBuD, ausgeschrieben "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e. V." Zunehmend wird dieser FoeBuD offenbar mit Vöbook verwechselt, einer börsentauglichen Speicherstelle für öffentliche Bewegsamkeit. Dies hat zur Folge, dass der FoeBud einen neuen Namen sucht. Als VeFoe ist er sicher nicht illtümlich zu velwechsern.

Ob Eier, Hasen, Kreuze oder ungesäuertes Brot zu Ihrem Ritual gehören, ob Sie mit digitalen oder analogen Computern beschäftigt sind, das Tanzbein schwingen oder sich an einem dieser Traditionsfeuer bestänkern lassen und beschwippsen, es ist egal. Die Verlagsenten wünschen frohe Festtage.

Quelle : www.heise.de

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #391 am: 09 April, 2012, 00:44 »
Zitat
"Ohne den Schutz geistigen Eigentums gäbe es wahrscheinlich weder Computer noch Internet..."
Völlig falsch.
Das uns bekannte Internet konnte nur entstehen, weil gerade dafür ein Haufen Spezifikationen und Code frei verfügbar gemacht wurde.

Auch die rasante Verbreitung insbesondere der PCs wäre ohne offengelegte Standards so nicht möglich gewesen.
Hätte man auf Abgaben zu jedem erdenklichen Detail bestanden, wäre die billigste Kiste heute immer noch so teuer wie ein Kleinwagen...

Weder das vorhergegangene Arpanet, noch BTX, noch irgendwelche Mailboxsysteme oder andere elektronische Kommunikationsformen hatten eine Chance auf so eine großartige Verbreitung bis in den Alltag hinein, oder auf eine so rasante Weiterentwicklung oder auf weitgehend freie Verfügbarkeit bis in die hinterletzte Ecke der Provinz.
Mittlerweile wären sogar weite Teile unserer Industrie, des Handels, des Geldverkehrs und selbst des Staats ohne das Internet kaum noch handlungsfähig.
Konkurrenzfähig ohnehin nicht.

Wäre ein Geistiges Eigentum an HTML, TCP/IP & Co. geltend gemacht worden, hätte die Welt, insbesondere der weit überwiegende ärmere Teil, diese Chance nie erhalten.
Dann hätten wir keine Datenautobahn, sondern immer noch holprige Pfade mit Mautstellen in jedem Kaff.
Zugegeben, Wegelagerer gibt's trotzdem reichlich, manche sogar mit Unterstützung der Mächtigen.
Und einige Beutelschneider wollen uns allen wegen irgendwelcher Eigentumsansprüche an den Beutel.

Die Gedanken sind frei.
Und wer meint, Ideen, Formulierungen, Erkenntnisse, Erbgut oder unsere Atemluft sein eigen nennen zu dürfen, nur um uns klein zu halten und hemmungslos auspressen zu können, der muss sich künftig dem zunehmenden Unwillen der Bürger stellen.
Halb Arabien jagt die Diktatoren zum Teufel.
Es ist durchaus möglich, dass so etwas demnächst hierzulande auch gewerblichen Raubrittern droht.

Jürgen
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Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #392 am: 15 April, 2012, 06:30 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** gtfo? Soi, soi soi soi, die Osterhasen hoppeln weg, wenn die ROFLCOPTER durch die Luft schwirren, weil empörte Bürger auf die blutige Geschichte von Schwarzbart und Störtebecker aufmerksam machen. Welch blutige Geschichten mit christlichen Vorzeichen in der Vergangenheit geschrieben wurden, sei hier lieber nicht ausgeführt. Dabei ist "Roflcopter gtfo" noch harmlos. Man denke nur an den 4chan-Thread vom armen von der Polizei verfolgten Mann, dem ein genreübliches "Tits or gtfo" in höchster Not zugerufen wurde, komplett mit einem Auftritt im Fernsehen, was dem Mem von einem Gorilla-Fetisch Zucker gab und ebenfalls ausgestrahlt. Alles nur wegen gtfo! omg!

*** Nein, man muss die Piratenpartei nicht mögen. Wirklich nicht. Bedenkt man indes, was die etablierten Parteien gerade anstellen, so ist der Aufstieg der Piraten unvermeidlich. Christlich, sozial und frei wollen sie sein und arbeiten doch nur an der Entmündigung des Einzelnen. CDU/CSU, SPD und FDP planen einen Maulkorberlass für das Parlament, nach dem nur noch von den Fraktionen eingeteilte Redner sprechen können. Aus dem Abgeordnetenhaus wird ein Fraktionshaus, in dem Disziplin wichtiger ist als die Debatte. Der raketenmäßig geschockte nordkoreanische Volksdelegiertenkongress schickt sicher Grüße im Namen der Effektivität. Der nächste Schritt ist klar: Man ersetze die Politiker durch von Wasser polierte Steinstücke, dann ist die Effizienz noch größer.

*** Die Grünen, die Linke und eben die Piratenpartei haben sich gegen die Einführung der Fraktokratie in Deutschland ausgesprochen. Vielleicht werden solche Vorschläge von CDU/CSU und SPD nur gemacht, um noch mehr Stimmen für die Piraten zu generieren, vor der großen schläfrigen Bundeskoalition, die uns dann droht. Dass die Piraten und nicht die Grünen oder Linken dabei der große Gewinner sind, hat aber auch viel mit der brachialen Rhetorik zu tun, die gegen die Piraten ins Feld geführt wird. Vom unflätigen Gegeneinanderausspielen ist da die Rede, wenn es ums Urheberrecht geht und vom Pöbel. Ja, das Wort vom Shitstorm hat diese Woche eine bemerkenswerte Karriere gemacht. Dazu gibt es eine Lektion in Sachen Copy and Paste: Was Lobbyorganisationen den Parteien ins Wahlprogramm schreiben, wird ausgeklammert.

*** Die Piratenpartei kommt bei jüngeren Wählern angeblich darum an, weil sie ihr Lebensgefühl anspricht. Lebensgefühl? Dieses Wort aus dem Phrasenbeutel der Reisejournalisten verschleiert, welchen Stellenwert IT im Alltag vieler Menschen hat. Das hat wenig mit ROFL, Shitstorm und Twitter zu tun, schon gar nichts mit Sofortness und Jederzeitintelligenz, sondern sehr viel mit Tools wie Liquid Feedback, mit denen Politik ganz anders laufen könnte als nach dem Diktat von Geschäftsführern. Der verächtliche Unterton, mit dem die IT-Lastigkeit der Piraten kommentiert wird, gibt zu denken. Wie geht das zusammen, der deutsche Stolz auf das erfolgreiche Geburtstagskind SAP, das Systeme, Anwendungen und Programme neu definierte, und dieser absolute Unglaube, wenn IT-erfahrene Menschen die Maschinerie der Politik in Systeme, Anwendungen und Programme zerlegen? "In bestimmten Regionen ist das alles so verschaltet: Du drückst einen Knopf hier – und ganz da hinten bewirkt das eine Reaktion", so Exminister Töpfer im offline verfügbaren Wochenend-Interview der Süddeutschen Zeitung über das ganz deutlich erfahrbare "Netz der Verflechtungen und Informationen", aus dem Politik besteht. Wer hier mit Transparenz und Feedback kommt, kommt mit eigentlich mit Begriffen aus der Kybernetik als Steuertechnik. Erinnert sei an den deutschen Kybernetiker Georg Klaus, der ein universales Steuersystem in der DDR einführen wollte, auch in der Politik. Dann sei es möglich, sofort jede Wahlfälschung zu beweisen, behauptete Klaus - und wurde zum Schreiben von Wörterbüchern verdonnert.

*** Das größte Ärgernis in der Diskussion über die Piraten ist nicht die völlige Überbewertung der idiotischen Sonntagsfrage, sondern die Behauptung der Gegensätze vom digitalen und analogen Leben. Bis aufs Weitere ist der von Ray Kurzweil beschworene magische Moment der Evolution nicht in Sicht, an dem wir unser Hirn auf die Festplatte oder in die Cloud kopieren und den Körper verwesen lassen. Bei aller Sofortness gehen wir immer noch aufs Klo und leben dennoch digital. Es gibt keinen vom Meatspace getrennten Cyberspace. Nichts ist seltsamer, als einen am Blackberrytropf hängenden Politiker über das digitale Leben der Jugend oder von einer digitalen Parallelwelt schwadronieren zu hören. Auch der anlässlich der Eröffnung des EU-Centers gegen Cybercrime übermittelte Satz der EU-Komissarin Cecilia Malmström vollzieht diese Unterscheidung: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Cyber-Kriminelle unser digitales Leben zerrütten." Der Unsinn wird dann klar, wenn im "digitalen Leben" durch Phishing das Girokonto zerrüttet wird und die Geldausgabe im realen gestört ist. Immer spielt die Theorie der zwei Welten mit der Angst derer, die nicht verstehen wollen, warum das Digitale in einem viel umfassenderen Sinn längst real ist .

*** Es gibt ja viele wohlfeile Argumente, die immer wieder gegen das Leben in der digitalen Welt vorgebracht werden. Die dumpfbackige Kritik an den Nerds, die auf dem Smartphone den Wetterbericht lesen, statt aus dem Fenster zu sehen, hat was von "Hach, guck mal, die lieben Kleinen..." Wer dann im Regen steht, muss sich über die Schadenfreude eben dieser lieben Kleinen nicht wundern. Wer die Benutzer der Werkzeuge lächerlich macht, statt den Nutzen und die Wirkungen der Werkzeuge einschätzen zu können, wird später von denen beherrscht, die außer den Werkzeugen nichts mehr wahrnehmen. Das Kopfschütteln auf beiden Seiten der angeblichen Analog/Digital-Dichotomie ist ja eigentlich nur ein Symptom dafür, was in Wirklichkeit nicht begriffen wird: die nahtlose Integration von analoger und digitaler Welt. Die Fronten aber scheinen sich immer weiter zu verhärten zwischen denen, die angeblich in Digitalien leben, und denen, die das mit Skepsis sehen. Beide Seiten verpassen aber in diesem Fall die Chancen, die sich bieten. Wobei als rückwärtsgewandt ja meist nur diejenigen dastehen, die die analoge Welt gegen die digitale ausspielen wollen. Rückwärtsgewandt erscheinen mir aber auch diejenigen, die "der anderen Seite", die noch rein in der analogen Welt lebt, jede Mitsprache abstreiten: "Lasst uns in Frieden, ihr habt ja eh keine Ahnung." Als ob diejenigen, die von sich behaupten, Ahnung zu haben, schon deswegen Entscheidungsrecht zustünde. Man kann es eigentlich nicht oft genug wiederholen: Eine Meritokratie oder gar eine Expertendiktatur, die Platons Staatsverständnis und sein Ansinnen der Philosophenherrschaft auf moderne Zeiten transferiert, ist schlicht eine Vorstellung, die Brechreiz bereitet..

*** Was bleibt? Nicht viel. Außer im Schmutz zu wühlen. Denn: Nach Waldarbeiter, Milchbauer, Soldat und Arbeiter auf einer Ölplattform ist Journalist der fünftdreckigste Beruf der Welt. Wie immer hat das seine zwei Seiten: Es verwundert dann auch nicht, dass manche Journalisten den dreckigen Fakten aus dem Weg gehen ...

Was wird.

Ach Transparenz! Wie lautete noch der Anspruch von Wikileaks? Der offizielle Trailer der Serie von Interviews ist draußen, mit denen Julian Assange die Welt von morgen erklären möchte. Am Dienstag startet die Show im putinfreundlichen russischen Fernsehen, in den USA sollen einige Kabelsender von Comcast und Time Warner Interesse an einer Übernahme haben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Twitter werden uns Interviews mit Noam Chomsky, Tariq Ali, Nabeel Rajab, Moazzam Begg, Anwar Ibrahim und Moncef Marzouki über die ganze Schlechtigkeit der Welt aufklären. Wie schlecht sie ist, kann einer Klage entnommen werden, die der mit Preisen überhäufte australische Journalist Assange beim britischen Presserat (PDF-Datei) eingereicht hat. Praktisch jeder dort erschienene Bericht über Assange wird von Assange gerügt, weil ihm die Wortwahl nicht passt. Neben den Ungenauigkeiten, dass Schweden nach seinen Sex-Eskapaden eben keine Klage erhoben hat und die Vorwürfe erst untersuchen will, sollen Berichte falsch sein, nach denen er eine Auslieferung an die USA befürchtet. Alter Schwede, könnte man rufen, doch im Zeitalter der Roflcopter verstehen die wenigsten das Schimpfwort aus dem 30jährigen Krieg.

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« Antwort #393 am: 22 April, 2012, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Heute nacht werde ich leise, ganz leise zum Verlag radeln, die Ketten gut geölt, die kleine Wochenschau auf einer 5 1/4"-Diskette, die bei der Übergabe keinen Krach macht. Ich werde alles tun, um die Zeitungsenten nicht zu erschrecken, die Nachwuchs bekommen haben. Es ist zwar nur ein Entlein und hat nicht das Kaliber der ausgewachsenen dpa-Ente, die nach dem Hamburger "Grundsatz"-Urteil in die weite deutsche Presselandschaft entfleuchte. Aber es ist ein teichechtes Heise-Entlein, mit allen Redakteurswassern gewaschen, gefüttert mit bestem Trollfutter, auf dem besten Weg, eine große Ente zu werden, bereit für den Tag, an dem sie ihrem Naturell nach für eine Entblödung sorgen wird. Da heißt es leise sein, ganz leise.

*** Bekanntlich findet Journalismus auf der Borderline zu den verschiedenen Verschwörungstheorien statt, erst recht ist das beim IT-Journalismus der Fall. Statt Entblödung der Leser kümmere ich mich heute lieber üm die Entsouveränisierung, wie der deutsche Übersetzer von Buckminster Fuller die "desovereignization", die schrittweise Dezentralisierung nannte. Folgt man Fullers Grunch of Giants, verlieren die Großen Piraten, die die Erde seit der Bronzezeit kontrollieren, die Kontrolle an das Internet und seine Nutzer. Sie werden nach dem Versagen der repräsentativen Demokratie die elektronische Demokratie einführen, in der schlussendlich das Gehirn Internet die Geschicke der Erde steuert:

"Nie zuvor waren die Ungerechtigkeiten und die Wucht einer gedankenlosen Geldmacht so offensichtlich für eine solch gewaltig große Menge gebildeter, kompetenter und konstruktiv denkender Menschen auf der ganzen Welt. Bald wird ein kritischer Moment erreicht sein, in dem die Intuition der verantwortungsgeleiteten Mehrheit, im Gegensatz zu zornigen Maschinenstürmern und rächenden Robin Hoods, angesichts einer umfassenden funktionalen Diskontinuität des nationalen techno-ökonomischen Systems nach weltweiter Reorientierung unserer planetarischen Affären ruft und diese durchsetzt."

*** Wo die Hälfte der Welt von der Entbräunung der Piraten schreibt und die andere sich über die urheberrechtliche Enteignung durch diese Truppe entrüstet, ist der Blick auf Bucky die passende Entdämonisierung. Denn die von ihm behauptete Systemselbstkorrektur durch das elektronische Netz basiert auf der Transpare nz und Informationsverfügbarkeit aller Entscheidungsprozesse, die für jedermann einsehbar und zur Zufriedenheit aller zu rationalen Entscheidungen führen. Wie sonst erklärt sich die sonderbare "Schweigespirale" der Sonntagsfrage, in der die Piraten weiter in der Wählergunst zunehmen, obwohl ihre Gegner das härteste Geschütz Deutschlands aufgefahren haben: Currywurst mit Pommes und Mayo. Wer kann so ein engagiertes Sachargument schlagen?

*** Ach ja, das Urheberrecht. Gegen die Piraten hat der Drehbuchautor Niki Stein ein weiteres Pamphlet in die Welt gesetzt, das eine köstliche Passage enthält: "Ich weiß, jetzt wird ein Aufschrei durch die Gemeinde gehen: Ausspähung, Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner! Aber die Trojaner, die Facebook, Apple, Amazon wahrscheinlich schon längst in euren Computern installiert haben, sind euch offenbar egal." Sicher darf man von einem Tatort-Drehbuchschreiber und Regisseur nicht erwarten, dass er weiß, wie ein Trojaner funktioniert. Aber mindestens sollte er wissen, unter welchen miserablen Bedingungen die 44.000 Journalisten in Deutschland arbeiten. So bleibt es beim enttarnten Großverdiener, der um seine fette Geldbörse fürchtet. Hier darf der Verweis auf den Kollegen Suchsland nicht fehlen und ein ehrenwerter Link muss her: "Sie nennen es Urheberrecht. Aber sie meinen Verwertungsmonopol. Ich sehe einstweilen in allen, die dagegen kämpfen, meine Verbündeten, und in denen, die solche Monopole verteidigen, Komplizen der Ausbeutung."

*** Ach ja, die Vorratsdatenspeicherung. Ein Dutzend Tickermeldungen in einer Wochen sollten genügen? Nein, tun sie nicht, weil das Umdenken längst hinter den berühmten verschlossenen Türen in aller Intransparenz stattfindet. Damit ist diese Ente gemeint, die zwar offiziell dementiert wird, aber das Zeug zu einem flugfähigen Vogel hat. Man leser nur, wie die tageszeitung vom parteipolitischen Datensalat berichtet und es akzeptabel findet, dass Internet-Verbindungsdaten sechs Monate auf Vorrat gespeichert werden, während es für Telefondaten keine Vorratsspeicherung geben soll. So etwas nennt sich offiziell Kompromiss, doch der Ornithologe und Fachmann für faule Eier dürfte eher Orwells Entente gesichtet haben.

In der letzten Wochenschau angekündigt, erwies sich die erste Fernsehshow des Australiers Julian Assange im russischen Fernsehen als furchtbare Enttäuschung. Im Julianischen Kalender sollte dieses harmlos-freundliche Interview mit dem Hizbullah-Chef Hasran Nasrallah als Lehrstück abgeschrieben werden. Auf den Satz, dass die Juden den Holocaust übertreiben und selbst instrumentalisieren, hätte ein Assange eine Gegenfrage haben müssen, um sich vom Mainstream Media abzusetzen. So dürfte sich nur Israel Schamir über sein Husarenstück gefreut haben. Es kann nur besser werden.

Was wird.

Ob es besser wird, wenn die netzerische Tiefe des Raumes entzaubert wird, die vor 40 Jahren ein schlichter Elfmeter war? Zumindest war besagte Tiefe keine Ente, sondern entsprang der Phantasie eines FAZ-Feuilletonchefs und hatte als solche urheberrechtlich eine beträchtliche Schöpfungshöhe, auch wenn das Original anders lautete: "Der aus der Tiefe des Raumes plötzlich vorstoßende Netzer hatte 'thrill'."

Thrill, das ist es wohl, was diese Tage haben sollen, wenn ein Großes Haus wie das Bundesinnenministerium eine "aufregende" Nachricht mit der Bitte um Veröffentlichung schickt, die sich nach dem Klick als Förderprogramm für Personalausweis wie De-Mail (PDF-Datei) entpuppen. Beide Leuchtturmprojekte werden entetiert betrieben, doch der Thrill ist nicht da. (Ohne Google hätte ich das schöne entetiert nicht gefunden, ein Dank von Urheber zu Verheber). Die Belebungsmaßnahmen für die behördliche Kopfgeburt namens De-Mail sind in vollem Gange.

Und sonst so? Thrill oder Pfeifen, wohin man auch schaut. Auch wenn die elektronische Gesundheitskarte nach wie vor in der Kritik steht, geht ihre Ausgabe munter weiter. Nach Schätzungen der Kassen sind 15 Millionen Karten draußen, bis Ende des Jahres 2012 sollen es mindestens 48 Millionen sein, so die staatlich festgesetzte Quote. Wer seine Karte mit einem dieser Standard- oder Komfort-Kartenleser ausliest, die für den elektronischen Personalausweis gedacht sind und auch über einen Slot für kontaktbehaftete Karten verfügen, findet auf der Karte mehrere Zertifikate, darunter seinen PIN.home für die fortgeschrittene Signatur. Die sollte der Versicherte als viel zitierter "Herr seiner Daten" einsetzen können, etwa in der elektronischen Kommunikation mit seinem Arzt, der den öffentlichen Schlüssel bekommt. In den Spezifikationen heißt es: "Bei der Erstausgabe müssen nach jetzigem Stand keine Daten auf der eGK geschützt werden; außerdem sind noch keine Anwendungen angelegt, die durch die PIN.home geschützt sind. Deshalb darf bei der Erstausgabe der eGK und bei Folgekarten muss für die PIN.home neben dem der Versand einer Echt-PIN auch ein Leer-PIN-Verfahren eingesetzt genutzt werden. Es ist möglich, die PIN.home zeitnah mit dem Versand der eGK oder erst später nach Anforderung durch den Versicherten, der die genannten Funktionen nutzen will, in einem PIN.Brief zu übermitteln." Wer die Funktionen als mündiger, moderner Bürger nutzen will, läuft heute gegen die Wand. Die Krankenkassen mauern und verweigern den Einsatz der eGK in diesem vom Gesetzgeber vorgesehenen Sinn. So entpuppt sich das Gerede vom Bürger als Herr seiner Daten als hohles Geschwätz und nährt den bösen Verdacht, dass diese "mündige Herrschaft" von Anfang an eine regierungsamtliche Ente war. Aber auf schicken Messen die Gesundheitskarte feiern, das freut die Branche der Informationstaktiker.

Schönen entenreichen Earth Day noch, mit besonderen Grüßen nach Bahrein.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #394 am: 29 April, 2012, 08:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

Jetzt ist es also passiert. Die im Forum diskutierte Privilegienmuschi hat es in die tageszeitung der ach so alternativgrünen Besitzstandsbewahrer gebracht, während das Pornomagazin Privilege Pussy längst in Vergessenheit geraten ist. Da bleibt mir nur noch übrig, den großen Gewerkschafter Nicholas Klein zu zitieren: "And, my friends, in this story you have a history of this entire movement. First they ignore you. Then they ridicule you. And then they attack you and want to burn you. And then they build monuments to you. And that, is what is going to happen to the Amalgamated Clothing Workers of America." Jetzt werden also die Monumente gebaut und die Pirat Gandhi lacht. Einen privilegierten Witz über die Frauenzone schenke ich mir, er ist so or-binär.

*** Bekanntlich ist Superkalifragilistischexpialigetisch, in der Wikipedia mit der Ordnungsnummer 137 zwischen Fontanes Summa Summarum und dem süßen wie ehrenvollen Sterben eingeordnet, aus dem englischen supercalifragilisticexpialidocious entstanden, das wiederum auf supercaliflawjalisticexpialadoshus zurückgehen soll. Die Übersetzung "Für Erziehbarkeit durch heikle Schönheit büßen" legt nahe, dass es sich um irgendwelchen Schweinskrams handeln könnte, doch soll das Wort angeblich eine Reaktion auf das damals längste englische Wort "Antidisestablishmentarianism", womit wir schon wieder inhaltlich bei den Piraten wären. Was die Länge der deutschen Worte anbelangt, so gibt es bekanntlich gerade im Web ganz andere Kaliber wie den emergenten Kontrollverlustschutzfiltersouveranitätsbeauftragten.

*** Das erwähnte Blatt der Besitzsstandsbewahrer merkt pikiert an, dass Deutschland ein Zwangsgeld in Millionenhöhe droht, weil es vorerst keine Datenspeicherung gibt und ein garstiger Showdown mit Brüssel droht. Hübsche Summen machen die Runde, die taz kommt auf 32,5 Millionen, der AK Vorrat nach diesem Bericht gar auf 70 Millionen, was die Forderung nach einen Rücktritt von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger unterstreichen soll. Welche Aufmüpfigkeit erdreistet sich das deutsche Justizministerium da? Doch halt, selbst das Heimatland von Kommissarin Cecilia Malmström hat die Vorratsdatenspeicherung nicht umgesetzt und müsste deswegen eigentlich 15 Millionen Euro pro Jahr zahlen. Im Mai soll dort der Bürger unter Dauerbeobachtung gesetzt werden, doch hat das Land bis jetzt keine einzige Krone Strafe gezahlt. Niemand regt sich dermaßen über die 46,5 Millionen Euro auf, die beim VW-Gesetz fällig werden. Der Gipfel der Heuchelei ist dann erreicht, wenn aus dem Patt die Rücktrittsforderung abgeleitet wird. Der Rochaden-Logik nach wäre dann auch Innenminister Friedrich dabei, weil die Forderungen aus seinem Haus die Vorgaben der Verfassungrichter hartnäckig ignorieren. Wie sagte es nochmal Gandhi? "Folkets längtan efter frihet kan i det långa loppet inte slås ner. Den kommer att leva och segra till sist." Ach, das war Olof Palme über den Ruf nach Freiheit, der nicht unterdrückt werden kann und der am Ende gewinnt? Dieses Zitat findet sich bei der Bahnhof-Tochter Anonine, wo gegen Vorratsdaten auch Verdacht getunnelt wird. Das packen wir gleich mal auf Wiedervorlage, lieber eco.

*** Alles, was Cyber ist, verursacht immensen wirtschaftlichen Schaden, wenn es bei den falschen Verwertern landet. Tapfer, doch anscheinend aussichtlos kämpft die NATO gegen eine Flut von Cyberattacken. Auch an der Heimatfront ist die Lage angespannt. Das sollten vor allem Unternehmen beherzigen, die nach dem Willen des erwähnten Innenministers flugs mittuen müssen beim Cyber-Abwehrzentrum. Wenn sie nicht spuren, die Hidden Campions, werden sie zwangsverpflichtet zur täglichen Meldung von der Cyberfront. Dass bei den so gern bemühten Mittelständlern die Mitarbeiter das größte Cyber-Risiko sind, ist offenbar kein Problem, wenn alles zentralisiert ist bei der Abwehr. Wo ein von der Bundesregierung gesteuertes Abwehrzentrum agiert, winken natürlich dicke Aufträge für die Abwehrprofis und so wundert es niemanden, wenn der Luftfahrts- und Rüstungskonzern EADS Cassidian den Aufbau einer Cybersecuritysparte verkündet, die zunächst in Deutschland, Großbritannien und Frankreich abwehren helfen soll, mit einem Umsatz von 500 Millionen. Nahezu ausgeschlossen ist es, dass bei diesen Summen Menschen mit Verstand den Zirkus betreten und wie hier im Fall der Virenangriffe erkennen, dass der Kaiser nackt ist in dem Sicherheitstheater.

*** Noch etwas ist passiert: Mit dieser Erklärung hat sich die Piratenpartei von einer seltsamen Holocaustdebatte gelöst, was Julian Assange bei seiner TV-Show schon in der ersten Folge nicht gelang. Da hörten wir vom Hizbollah-Chef, dass die Juden den Holocaust übertreiben. In der neuesten Folge der Show wurde auch das noch getoppt in einer "Diskussion", in der der Kopf von Wikileaks keine gescheite Frage stellte. So lernen wir diesmal, dass die Palästinenser Nazis sind, Barack Obama ein Kommunist (beides David Horowitz) und ein Vertreter eines Sozialismus mit menschlichem Anlitz die niederste Stufe des Lebens darstellt und lebensunwert ist wie ein Frosch (Slavoj Zizek). Dazu kommen von beiden "Diskutanten" Stalin- und Gulag-Witze, die wohl im russischen TV ankommen. Anderes ist dieser Klamauk namens "Die Welt von morgen" nicht zu erklären, der Ekel hinterläßt. Da fehlt nur der Kommentar der maoistischen Nachrichten und bereitet uns bestens auf den Kampftag der Arbeiterklasse vor.

Was wird.

Vor 25 Jahren wurde in Berlin-Kreuzberg aus einem Straßenfest am Lausitzer Platz etwas, das heute als Kiezaufstand bezeichnet wird. Die Straßenschlacht mitsamt der Plünderung eines Supermarktes ist seitdem zum Schaulaufen der autonomen Linken in Konkurrenz zu den etablierten Mai-Kundgebungen zum "Tag der Arbeit" der Gewerkschaften geworden. Die Eskalation zu dem, was dann die Kreuzberger Krawalle wurden, begann mit einer Polizeiaktion gegen das Organisationsbüro des Aktionsbündnisses gegen die Volkszählung, aus der die autonome Szene ihre Entrüstung bezog. So fing alles an. Am Dienstag werden 15.000 Demonstranten zu einem bunten Kulturprogramm in Berlin erwartet, das mit einer antikapitalistischen Walpurgnisnacht im Wedding beginnen soll. Aus dem britischen Slogan "Reclaim da streets" ist nicht die Aufforderung übersetzt, die Straßen zurückzuerobern, sondern ein seltsames "Nimm, was dir zusteht!". Wie war das noch vor 25 Jahren? Nimm, was dir steht!.

Gleich nach den Maifeierlichkeiten geht es in Berlin noch radikaler zur Sache: "Act!ion" ist angesagt, doch was nachgerade anarchistisch klingt, ist nicht so gemeint. Wenn 4000 Blogger, Social Media-Aktivisten und -Pick^H^H^H -Berater zusammentreffen, wird geredet und nicht randaliert. Die re:publica 2012 mit 350 Sprechern ist Deutschlands "größte Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft " geworden und beweist, wie man aus einem Camp ein finanziell ordentlich florierendes Gewebe macht. Vom Kampf auf den Strassen zum Kampf um die Steckdosen verschieben sich die Akzente. Wenn schließlich Merkels Regierungssprecher sich generös auf offener Bühne zum Interview stellt, bleibt nur zu hoffen, dass kritische Fragen gestellt werden im Dialog über Deutschland, die Ukraine und die Welt.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #395 am: 06 Mai, 2012, 00:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Do not harm", verletze nicht. Erinnert ein bisschen an das Google-Motto Don't be evil, sei nicht böse, und ist in seiner kantianischen Einfalt durch und durch amerikanisch. Do not harm, das soll laut Eben Moglen das erste Gesetz der "media robotics" sein, jener Sparte des Journalismus, die den von wahnsinnigen Menschen gemachten ablöst. Basierend auf den Robotergesetzen von Isaac Asimov, ist dieses do not harm als Mediengesetz wohl der größte Unsinn, den Moglen auf der re:publica erzählte, mehr noch als die gute Nachricht, dass Steve Jobs tot ist. Denn Moglen verstieß umgehend gegen sein erstes Gesetz, als er den Architekten Philip Johnson (Seagram Building, Kunsthalle Bielefeld) so charakterisierte, um ihn mit Steve Jobs vergleichen zu können: "Once upon a time there was a man here who built stuff in Berlin for Albert Speer. His name was Philip Johnson and he was a wonderful artist and a moral monster and he said he went to work building for the Nazis because they had all the best graphics."

*** Zweifellos war Philip Johnson in jungen Jahren ein glühender Verehrer der deutschen Nationalsozialisten. Er übersetzte "Weltanschauung, Wissenschaft und Wirtschaft", Werner Sombarts Festschrift für Hitlers Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht, war als Live-Berichterstatter dabei, als Deutschland Polen überfiel, und beschrieb das, was er Judenverbringungen nannte. Auch seine Texte, in denen er die "Rassenvermischung" in den USA mit Sorge betrachtete und den Arier am Aussterben wähnte, lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Auf Befehl von Franklin D. Roosevelt legte das FBI eine Akte über Johnson an, der sich alsdann der "unpolitischen" Architektur widmete. Heute wissen wir, dass Albert Speer ihn als seinen Schüler betrachtete. Aber: Johnson baute eben nicht gewissenlos für Albert Speer, wie Moglen behauptete. Und der Sprung zu einem Steve Jobs, der sich gewissenlos die Früchte freier Software zu eigen macht, wird damit zum Bauchklatscher. So einer im Stil des Apple-Werbevideos mit Steve Jobs als Franklin D. Roosevelt und IBM als naziartigem Unterdrücker.

*** Die albernsten Sätze dieser re:publica sprach jedoch ein anderer Amerikaner in einer vehement geführten Debatte und bekam dafür reichlich Beifall. Dass Jacob Appelbaum für seine Sottisen über "skrupellose Scheißläden" auch noch die Zustimmung von La Quadrature du Net erhielt, gehörte zu den absoluten Tiefpunkten dieser Blogger-Konferenz. Wohin es führt, wenn "don't fuck with anonymous" allein durch die Namensgebung ein gültiger Protest sein soll, zeigt der Angriff auf das Syndikat nach der Criminale. Prompt ploppen üble Klischees hoch: Die Netzgemeinde lässt grüßen und die Piraten sind natürlich mit im Boot. Was bleibt, ist ein armseliges Bild von der deutschen Diskussionskultur über das Urheberrecht. Der Tatort, in dem ein Tatort-Drehbuchautor von Anonymous erstochen wird, ist sicher schon in der Produktion, auch wenn vorerst ein absolut wunderbarer Ermittler ausgerechnet für Till Schweiger sterben muss. Keinschwanztürken in der ARD. Wie sich die ehrenwerten Ermittler sonst anstellen, mag man in Berichten über den Untersuchungsausschuss nachlesen. Ein Tatort zur NSU würde dem Publikum einen verotteten Staat präsentieren, und das geht schonmal gar nicht. Wozu verbannt man schließlich "Polizeirufe" in die Nacht, weil die Darstellung einer unfähigen, hilflose und bornierten Polizei die Jugend verschrecken könnte.

*** Die vor 32 Jahren geschriebene Promotion von Bundesforschungsministerin Annette Schavan hat Mängel. Nach Vroniplag und Guttenplag ist Schavanplag ans Netz gegangen und derzeit ab und an erreichbar. Dahinter dürfte das öffentliche Interesse stecken, nicht Anonymous. Rührend zu sehen, wie sich die tageszeitung hinter Schavan stellt und auf den anonymen Schwarm eindrischt. Zieht ein Shitstorm auf? Ach nein, das ist ja auch nur Markierungsscheiß von Menschen, die von der Panik erfasst werden, dass sie keine Subjekte mehr sind. "Person und Gewissen in der digitalen Urgemeinschaft", das ist schon mal ein vielversprechender Anfang für Plag 2.0, das Crowdsouring von Promotionen. Oder sollte man da besser einen unbelasteten Namen wie Atevia nehmen, der keine Rückschlüsse auf die unperformanten Combots zulässt, Kizoo?

*** Seit dieser Woche kommen 66 Träume ins ÖR-Fernsehen. Auffällig ist, dass bislang Blindenhunde und Pferde den Ton angeben. Weit und breit kein Döner-Sponsoring für Plomlompom, der sich tapfer in die Zukunft träumt. Auch das Internet findet nicht statt. Aber hey, Pop kann Leben retten!. Don't harm? Ach was, verbeugen wir uns mit Santigold vor einem, der Abschied nehmen musste: Don't play no game that I can't win!.

*** Ja, leider. Wo wir schon bei den verlorengehenden Subjekten sind: "Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen." Was der olle Adorno berechtigterweise anmerkte, galt so gar nicht für Adam Yauch. Und gar nicht nur traumatologisch oder als Wahnvorstellung eines in der Subjekt-Objekt-Diskrepanz gefangenen Autors verschwand er, besser bekannt als MCA und einer der Beastie Boys, weggezwungen vom Krebs. Dass auch weiße Jungs Hip-Hop machen können, das ist spätestens seit MCA und den anderen Beastie Boys gesichert, und dass dabei auch noch gute Videos herauskommen, dass zeigte MCA ebenfalls. Dabei entwickelte er sich von "politischen Bösewicht" zum "politischen Shout out" (den Rap-Slang überträgt man wohl am besten als "Respektsperson"), wie es in einem Nachruf hieß. Zu einem derjenigen, deren Musik in den 80ern als jugendgeführdend bekämpft wurde – deren damals jugendliche Hörer aber heute in der Kultur dominieren, sich einen Namen in im politischen und intellektuellen Leben gemacht haben. Tja, was dem einen die Jugendgefährdung, ist dem anderen die gar nicht sentimentale Erziehung zu einem anständigen Menschen. Oder, wie es im erwähnten Nachruf heißt: "Nur eine weitere Erinnerung daran, dass die nationalen Albträume von heute die nationalen Schätze von morgen sind". Wie blöde man sich anstellen kann in der digitalanalogen Welt, genau das zeigen die Nachrufe auf MCA aber auch mal wieder und sorgen schon jetzt dafür, dass er wahrscheinlich erst einmal rotieren wird, wenn er ins Grab kommt: Unter der Überschrift "100 Künstler gedenken Adam 'MCA' Yauch von den Beastie Bays" tatsächlich 103 Screenshots von Tweets zu veröffentlichen, die als Bilderstrecke anzuschauen sind und die entsprechenden Tweets nicht verlinken, auf die Idee muss man erstmal kommen. Und es gehört schon einige Unverfrorenheit oder Stupidität dazu, so deutlich die eigene Online-Inkompetenz zu demonstrieren. Wie berührt einem im Unterschied zu solchem Müll der Nachruf des Do-it-yourself-Bloggers: "Die Welt ist so viel ärmer ohne die kompromisslose Kreativität dieses wahnwitzigen Trios." Dass aber MCA nicht aus dem Rotieren herauskommt, dafür sorgen andere, etwa mal wieder unsere Freunde von Youtube und Gema: Fight for your rights revisited, das letzte Video-Werk von MCA, ist doch tatsächlich in Deutschland nicht auf Youtube verfübgar, da Youtube mal wieder erklärt, die Gema habe die Rechte nicht eingeräumt. Na gut, dann gucken wir es eben woanders in aller Ruhe. Fight for your right - zu was auch immer.

Was wird.

Frankreich wählt heute, Griechenland und Schleswig-Holstein machen mit und irgendwie ist Dänemark auch mit von der Partie. Mit dabei, zumindest im Kieler Landesparlament, die Piraten, die darüber volllobhudelgestreichelt werden, wie schnell sie sich zu richtigen Politikern mausern können. Vergiftetes Lob? Aber nicht doch. Vielleicht schaffen es die Neuen in der Politik noch, den Unsinn abzulegen, dass die technischen Gegebenheiten des Internet wie Naturgesetze zu behandeln sind. Nun hat das ewig klamme Bundesland die ersten Internet-Wettanbieter zugelassen, was zu lustigen Regressstreitereien in der geplanten rotgrünblauen Koalition führen dürfte. Dann wäre da noch die künftige Online-Melderegisterauskunft, ohne die das Zocken zwischen den Meeren nicht funzen kann.

Wie war das noch bei Eben Moglen? Er predigte von einer dramatischen Zeitenwende. "We are the last generation capable of understanding directly what changes. If we forget, no other forgetting will happen. We must not fail." Die letzten ihrer Art, das wusste schon Douglas Adams, haben es immer besonders schwer. Bis sie vergessen sind. Nun ist der bekannteste Mensch jener Partygänger, dessen Sauffotos bei Facebook eines Tages beim Arbeitgeber landen, der dann kündigt. Mit schöner Regelmäßigkeit wird dieses Beispiel zitiert, obwohl die aktuelle Rechtssprechung in Deutschland das Gegenteil feststellt. Was bleibt, ist die Forderung nach einem Recht auf Vergessen und ein genau vor einem Jahr initiierter (LB655051:Wettbewerb)$, nachdem sich der digitale Radiergummi schmauchend als Unsinnsprojekt verabschieden musste. Mehrfach musste auch der Wettbewerb wegen akuter Vergesslichkeit verlängert werden, doch nun ist es soweit: Am Montag werden die Preise verliehen. Zuvor diskutiert der oberste deutsche Cyberkämpfer auf dem Internet-Forum mit Schülern über dieses Vergessen und dieses komische Facebook.

*** Hach, die Sensation des Jahres ist natürlich der Börsengang von Facebook. Mindestens 12 Milliarden Dollar sollen den Google-Rekord toppen, juchhu, und sagenhafte 900 Millionen Nutzer freuen sich dann über neue Nutzungsbedingungen und einen direkten Draht zum FBI. Wer vor Aufregung nicht mehr schlafen kann, kann immerhin Nackt auf Pluto spielen oder sich über die Lektion in Sachen Sozialhygiene freuen, wenn Facebook unwertes Leben ausschließt. Wie war das noch mit dem Ich-Sagen und dem Subjekt-Sein? Fight for your right...

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #396 am: 13 Mai, 2012, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das war nichts mit dem Ende der Welt 2012. Das war höchstens ein Rechenfehler der Mayas bei der Datierung, wann alles zusammenbricht, ein bisschen wie XETRA in dieser Woche. Obwohl: Zwei unabhängige Rechensysteme, die zur selben Zeit von einem Hardwarefehler heimgesucht werden, das klingt schon etwas nach Maya-Magie zur nachbörslichen Beruhigung. Das Lebbe geht weida, sagen sie in Frankfurt dazu, während sie bei JP Morgan wahrscheinlich Sätze sagen, die nicht HTML-reif sind. Da verzockt ein Mitarbeiter mit dem netten Spitznamen Lord Voldemort 2 Milliärdchen und schon rauscht der Kurs in den Eiskeller, während die Welt mal wieder nach einer Bankenaufsicht ruft. Magie, wohin man auch schaut, da kann eine Runde Quidditch nicht schaden. Ja, der Mensch stammt vom Affen ab und der lernt bekanntlich wenig, weshalb die Evolution unserer Spezies nur mit Hunden zu erklären ist. Am Ende darf der Schockwellenreiter mit seinem haarigen Vieh über all den Katzencontent triumphieren. Doch das dicke Ende kommt noch.

*** Spielen ist eine wunderbare kindliche Beschäftigung, selbst dann, wenn mit Zinn- oder Plastikfiguren ganze Schlachten oder Indianerüberfälle nachgestellt werden. Anders sieht es aus, wenn Kindsköpfe im großen Stil Weltkrieg spielen. In dieser Woche deckte Wired die Existenz von Planspielen US-amerikanischer Militärs auf, die den "Totalen Krieg" gegen den Islam an einer Militärakademie durchspielten. Unter ausdrücklicher Missachtung Genfer Konventionen wird überlegt, ob man nicht besser Mekka und Medina ausradieren sollte wie weiland Dresden. Und das bitte ohne Fotos von Horst Faas, der von uns gegangen ist. Die Lösung der angenommenen islamischen Bedrohung als Holocaust wurde zwar prompt vom amerikanischen Verteidigungsministerium gestoppt, doch die Debatten laufen weiter. Müssen nicht für alle Fälle Ausrottungen geplant werden, wenn es nach Huntington in den Endkampf der Kulturen geht? Als 1979 über die Stationierung von Atomsprengköpfen in der Bundesrepublik diskutiert wurde, schrieb Ulrich Sonnemann in seiner "Zettelwirtschaft":

Um den Technokraten überlassen zu werden, ist die Technik nicht nur zu mächtig und zu irreversibel, sondern in letzter Zeit zu suizidverdächtig: Im jetzigen Stadium risse sie die Menschheit unweigerlich in ihren Selbstmord hinein. Wer sie, die keineswegs wertneutral ist, aber ihre Richtung ändern kann, den Technokraten anheimstellt, liefert ihnen auch die Herrschaft über Politik, Ökonomie und Geschichte aus. In der Technik selbst liegen anti-technokratische, dieser meist unbewussten Überlassung wegen nur bis heute noch nicht hinreichend gesehene oder beachtete Potentiale. Sie reichen überall selbst bereits, auf die Dauer kontempliert, ins Geschichtliche: dass etwa physische Schwerelosigkeit und die Merkwürdigkeit, dass sie Menschen nicht tötet, erfahrbar wurden, muss für die Zukunft des menschlichen Geistes, also der menschlichen Art, eine unabsehbare Konsequenz haben.

*** Wenn mich die Suchmaschinen nicht täuschen, kann dieser "Memo-Text" von Sonnemann aus dem Konkursbuch Nummer Drei nur in Bibliotheken gefunden oder in Form des ganzen Konkursbuches bei Abebooks & Co gekauft werden. Willkommen in der wunderbaren Welt der Urheberrechtsdebatte, wo die von einem listigen Literaturagenten angeführten Wir sind die Urheber! auf Wir sind die Bürgerinnen und Bürger treffen und beide Polemiken von einem einsichtsvollen Auch wir sind Urheber/innen! begleitet werden. Als Autor bin ich leicht befangen, aber als Bürger, der Abmahnungen kassiert hat und sicher wieder kassieren wird, fehlt mir noch die Proklamation der Profiteure unter "Wir sind die Abmahner", die Aussagen der deutschen Abmahnindustrie. Welches Sprengmaterial dieser Satz enthält, muss jeden mit dem Internet lebenden Bürger wohl kaum erklärt werden: "Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben kann keinen Diebstahl rechtfertigen und ist keine Entschuldigung für Gier oder Geiz." Für Hadopi-artige Sperren wird uns in Deutschland noch ein Begriff einfallen. Wie wäre es mit Hartz 22 nach einem großen Autor?

*** Was fehlt noch? Genau: Es fehlt der große Wurf, der legendäre Langtext, den CCC-Gründer Wau Holland zum Copyright verfasste. Er ist, wie der großartige Werner Pieper schreibt, einer abstürzenden Festplatte zum Opfer gefallen. So haben Waus Enkel nichts zu lesen, sollten nicht doch Spion & Spion eine "Sicherheitskopie" von der Festplatte gezogen haben.

*** In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages wurde bekannt, dass bei der Vorratsdatenspeicherung die Luft raus ist. Es gibt dazu Kommentare, die davon künden, dass die Totalüberwachung deutscher Bürger für die nächsten zwei Jahre vom Tisch ist und erst in der nächsten Legislaturperiode zur Abstimmung kommt, von der Realisierung ganz zu schweigen. Verglichen mit der Nachricht über die Verschiebung eines brandenburgischen Provinzflughafens steckt in dieser Verschiebung eine Sprengkraft, die eine Regierungskoalition zerlegen kann. Denn dass der Flughafen, dem offenbar beim Brandschutz die notwendige Programmierung des Systems nicht gelungen ist, in der Simulation von 500 auf 1000 Flüge am Tag schlagartig zusammenbricht, wundert keinen S-Bahn-gestählten Berliner.

Was wird.

Das Ende der Welt ist fern, doch nah ist der Börsengang von Facebook, der schon in der letzten Woche erwähnt wurde. Er dürfte mit dem Ende von StudiVZ eine lustige Zeitschiene bilden. Während die Facebook-Bobos nach Singapur fliehen und damit demonstrieren, was sie von Staat, Regierung und Verwaltung halten, werden heute die Piraten in Nordrhein-Westfalen wohl Party feiern. Interessant war ein Brandbrief der Grünen in dieser Woche, der die Piraten als neuzeitliche Form des Schmarotzers darstellte, der auf Kosten der Bürger jetzt eine Ausbildung in Sachen Politik verlangt:

Von jeder Jurastudentin wird bereits nach dem ersten Semester verlangt, eine Klausur im öffentlichen Recht zu schreiben und zu bestehen. Mir stellt sich die Frage, ob fürs "Politik lernen", also dem kompetenten Umgang mit Verfassung und Geschäftsordnung des Landtags, wirklich eine Ausbildung von 5 Jahren bei 10.600 EUR Monatsentschädigung nötig ist. Ist das eine gerechtfertigte Investition aus öffentlichen Mitteln - möglicherweise um den Preis von 5 Jahren politischem Patt einer großen Koalition?

*** Noch ein Stück weiter gehen die Rentner, die den Bericht des Innenministeriums zur politisch motivierten Kriminalität wiedergeben und am Ende in der Zusammenfassung schreiben: "Diese Zahlen wären noch wesentlich höher, wenn die kriminellen Handlungen aus dem Umfeld der Piratenpartei richtig eingeordnet würden. Zur Zeit lassen sich mit dem jetzt verwandten Definitionssystem diese Taten, die durch die Piratenparteianhänger erfolgen, statistisch weder links noch rechts zuordnen." Wer solche Feinde hat, braucht eigentlich keinen Wahlkampf zu führen.

*** Die Debatte über Fussball in der Ukraine mit einer Mordanklage gegen Julija Timoschenko ist noch nicht gestartet, der deprimierende Bericht der Piratin Marina Weisband über ihre Heimat noch nicht verdaut, da lohnt es sich, den Blick nach London zu richten. Dort, wo Lord Voldemort Milliarden verspekulierte, finden bald die olympischen Sommerspiele statt, oder eine kleine Drohnen-Sonderübungseinheit. 12.000 Soldaten und mindestens 12.000 Polizisten sollen dafür sorgen, dass all dem seltsamen Unterhosenbombenterror zu Trotz es sicher zugeht. Die heftige Debatte zwischen Oppenheimern und Orwellianern nimmt an Fahrt auf und ist für manche Überraschungen gut, wenn es darum geht, was ein Überwachungsstaat ist. Ob in all dem die Kommunikation der Sicherheitskräfte klappen kann, ist das Hauptthema des Tetra World Congress im beschaulichen Dubai. Darauf: Musik! Und eine gute Nacht.

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Was war.

*** Es ist passiert. Die Facebook-Aktie hat viele zu Millionären gemacht, ein paar zu Milliardären. U2-Sänger Bono soll mit seinen Facebook-Aktien mehr Geld verdient haben als in seiner gesamten bisherigen Karriere als Musiker. Die Blase 2.0 ist da, auch wenn der Start schwach war. Vergessen wir Google, das zum Start mit schlappen 23 Milliarden Dollar bewertet wurde und im Vergleich zu Facebook den zehnfachen Gewinn eingefahren hat. Die Milliarden-Maschine wird alles einstampfen, sind sich die Investoren sicher, deren Pürzel zittern. Taler, viele, viele Taler sind da, und wenn es beim Geschäftsmodell klemmt, kann man immer noch ein Firmlein wie Rim kaufen und die Smartphone-Branche aufmischen. Auf den kleinen Schirmen soll es nicht so gut aussehen für Facebook.

*** Auch das ist passiert: Nach einer deftigen Niederlage hat Merkels Zögling Norbert Röttgen von seiner Erzieherin den Laufpass bekommen und ein weiterer Zögling rutscht twitternd nach als Netz- und weniger als Umweltminister. "Wo steht eigentlich geschrieben, dass mit diesen Netzen nur die Stromnetze gemeint sind? :-)" Der Fortschritt ist unverkennbar, jedenfalls für die, die sich noch an die Datenautobahnen der Regierung Kohl erinnern. Wir schrieben das Jahr 1994, als Microsoft-Chef Christian Wedell dem Kanzler die Frage stellte, wie es denn um den Ausbau der Datenautobahnen bestellt ist. Die "Information Highways" eines Al Gore und Bill Gates Gedanken über die Information "Road Ahead" lassen grüßen, als der Große Vorsitzende in seiner umfassenden Antwort erstmals die Frage der Netzneutralität formulierte:

"Ja, da sind wir ja mitten in der Diskussion, das weiß hier ja kaum einer besser als Sie, und Sie wissen auch wie heftig umstritten das ist. Die Zukunft läuft in diese Richtung, aber wir brauchen dafür Mehrheiten und wir sind ein föderal gegliedertes Land und Autobahnen sind elementar, auch mit Recht, in der Oberhoheit der Länder. Der Zustand, den wir jetzt auf den Autobahnen haben, ist dergestalt, dass wir wissen, wann wir überhaupt nur noch von Go and Stop auf Autobahnen reden können."

*** Reden wir mal wieder vom Go und vom Stopp, von vorfahrtsberechtigten Datenpäckchen und den Umleitungen, von der Netzneutralität und den Versuchen gewisser Staaten, im Vorfeld der ITU-Konferenz in Dubai zentrale Funktionen des Internets auszuhebeln. Davon war bereits in dieser Wochenschau im Februar die Rede. Mit ordentlicher Verspätung haben dieses Thema nun auch die Bürgerrechtler der EFF und von EDRI für sich entdeckt und ein Ende der Geheimverhandlungen gefordert. Von ACTA lernen heißt aufwachen lernen. Das gilt auch für die USA, wo Juristen vor dem verfassungswidrigen Procedere warnen.

*** Diese kleine Wochenschau geht an einem schönen Sonntag online, der zumindest im deutschsprachigen Raum als internationaler Museumstag gefeiert wird, mit freiem Eintritt in die Museen, in Erinnerung an eine längst vergangene Kostenloskultur menschlicher Bildung. Da passt es schon, wenn museale Konzepte wie das Manifest für eine Sozialisierung der Automatisierungsdividende Auferstehung feiern. Was da vom großen CCC-Vordenker aus dem Buch Race against the Machine zusammengefasst wurde, steht in großer deutscher sozialdemokratischer Tradition und erinnert an die Maschinensteuer des SPD-Arbeitsministers Herbert Ehrenberg. Aber es geht noch weiter: 1982 erschien ein Pamphlet namens "Mut zur Vollbeschäftigung", geschrieben vom damaligen Finanzminister der Regierung Schmidt, Hans Matthöfer. Der damals nur als "Ölpapier" verstandene Text hatte den schaurig-schönen Untertitel:

"Diskussionsvorschläge nicht für ein kurzfristig wirksames Konjunkturprogramm, sondern für eine mittel- und langfristig wirksame Maßnahmen zur Schaffung einer ausreichenden Zahl neuer Arbeitsplätze in den achtziger Jahren durch Investitionsförderung zur Umstrukturierung der Wirtschaft, Energieeinsparung, Erhöhung des Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit und besseren Umweltschutz sowie Vorschläge zur konjunkturgerechten Finanzierung dieser Maßnahmen."

Kern der Überlegung von Matthöfer war ein komplett neues Steuersystem, bei dem der Verbrauch von Ressourcen besteuert wurde, nicht die Arbeit oder der Einsatz von Arbeitsmaschinen. Außerdem sollten massive Investitionen in erneuerbare Energien "einen heilsamen Anstoß zur Suche nach ökologiebewussteren und gleichzeitig menschlicheren Lebensformen" geben. Sein Vorschlag wurde als Ölpapier verlacht und niedergemacht. Sowohl die Gewerkschaften als auch die SPD hatten für das Konzept wenig übrig – und durften prompt erleben, wie die Grünen zur etablierten Partei aufstiegen. Ein Prozess, der jetzt den Piraten bevorsteht, die von einem ehemaligen Verfassungsrichter begrüßt werden.

*** Im Jahr, als Matthöfers Ölpapier lächerlich gemacht wurde, sang sie ihr Putzfrauenlied She works hard for the money. Davor war sie mit Love to love you Baby die Disco-Queen der Deutschen, nicht zu vergessen eine Zeit in zukünftiger Vergangenheit, als der Wassermann die Erde regiert. Nun ist Donna Summer gestorben und "Harmonie und Recht und Klarheit" sind Schnee von gestern. Wer die Ereignisse um den Blockupy-Protest in Frankfurt am Main verfolgt hat, die Festnahmen spanischer Empörter und live die Nachrichten vom NATO-Gipfel verfolgt, muss den Eindruck gewinnen, dass das friedliche Zeitalter zu Ende geht und das Demonstrationsrecht weltweit zurückgebaut wird. So etwas wie der weltweite Protest von Occupy soll sich nicht noch einmal ungestört ausbreiten können. Frühzeitiges Fesseln ist angeraten.

*** Dürfen eigentlich Werkstudenten elektronische Fußfesseln anlegen? Über diese Frage streiten sich die etablierten politischen Parteien in Hessen, wo die GÜL, die Fußfessel-Überwachungszentrale für ganz Deutschland installiert wurde. Seitdem bekannt wurde, dass das bundesweit damit beauftragte Sicherheitsunternehmen Securitas Studis zu den Probanden schickt, die die Fesseln anlegen, sind lustige Meldungen im Umlauf. So erklärten die hessischen Grünen, dass zu einem Fuß immer auch ein Mensch gehört, dessen Freiheit beschnitten wird. Bei der FDP hält man das Anlegen der Fessel nicht für eine primär hoheitliche Aufgabe. Die in deutschen Landen eingesetzten Fußfesseln der Firma 3M Electronic Monitoring (vormals Elmotech) zu installieren, ist so einfach wie eine Armbanduhr anlegen. Weitaus wichtiger ist die softwareseitige Installation im Hintergrund, die Anmeldung des Senders beim Überwachungssystem und die Erstellung des wöchentlichen Bewegungsplanes in Absprache mit dem Bewährungshelfer. Wenn der Bericht der Hünfelder Zeitung jedoch stimmt, dann werden auch bei der Programmierung und Überwachung in der Zentrale studentische Hilfskräfte eingesetzt. Angewandte Informatik nennt man das wohl.

Was wird

Im Jahre 1962 versuchten sich renommierte Wissenschaftler im Rahmen der 50. Geburtstagsfeier des IRE an einer Prognose für das Jahr 2012 – die Jahresanfangsedition der kleinen Wochenschau berichtete darüber. Aus der IRE erwuchs nur ein Jahr später die IEEE, bis heute die größte Technikerorganisation der Welt. Was den Beteiligten vor 50 Jahren mit Blick auf Heute ganz gut gelang (sieht man von den Weltraumprognosen ab), wird nun in Dresden wiederholt, wo die IEEE am Mittwoch ihre Technology Time Machine anwirft. Die Super-Trends nach 2020 werden diskutiert, die künstliche kollektive Intelligenz der Maschinen abgetastet, die Elektronik jenseits von CMOS erörtert. Besonders kühne Wissenschaftler wagen sich im Panel "Smart Transportation" an eine erste Prognose, wann der Willy-Brandt-Flughafen wirklich eröffnet wird. Auch die Frage der Ressourcenschonung steht auf der Tagesordnung. Viel Zeit bleibt ohnehin nicht, wenn der Club of Rome Recht hat, wie er mit seinen Prognosen vor 40 Jahren Recht behielt: 2052 gehen die Lichter aus. Aber hey, wir haben unseren Spaß gehabt. Sogar ohne Facebook.

Erst hatte er Spaß, dann wurde es Ernst und mittlerweile ist eine veritable Farce daraus geworden: Stimmen die Angaben des britischen Supreme Court, so wird am Mittwoch geurteilt, wie der Einspruch von Julian Assange gegen den Europäischen Haftbefehl von Schweden bewertet wird. Derweil melden die Agenturen, dass der Australier nach Umfragen gute Chancen auf einen Senatssitz habe, vor allem wegen der Unterstützung durch "linksgerichtete Grüne". Was er dort soll und ob er in die durch und durch "korrupte Politikwelt" (Assange) will, das nenne ich eine gute Sonntagsfrage.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #398 am: 27 Mai, 2012, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
bist fern Du dem Land, das die Aktie Dir gab.

Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt,
wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.

Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet das Interweb,
dem Dank zu schulden Dir Redensart war.

Ein deutscher Dichter hat wieder einmal zugeschlagen, mit letzter Tinte. Und ein noch größerer verbesserte ihn stante pede:

Oh Land der Parabolathene!
Urgrund europäischer Geisteslandwirtschaft und Philosoviehzucht
Unterjocht vom Verhängnis die Söhne, Töchter und Eltern, Homer und Hopa

Poesie verbindet, Europa sowieso. Dabei man muss nicht einmal so genialisch dichten können wie User Helpdesk aus dem Heise-Forum. Irgendwo im großen Interweb bastelt sicher jemand an der ultimativen KI-Instantation, einem Verschnitt aus Grass und Sarrazin, der entsprechende Strophen aus jedem Input erzeugt, vielleicht mit einem Jauche-Switch, der aus den Strophen fernsehtaugliches Gestammel macht. Und lalala, hallo Baku, die Google Übersetzung tut's auch:

Sauf finally, drink! scream of Commissioners claque
are you angry yet Socrates the cup back to the brim.

Cursing in the choir, which is characteristic of you are, the gods,
Your will to expropriate the Olympus requires.

You'll waste away mindlessly without the land,
whose mind you, Europe devised.

*** Ja, die Claquere, die alle Aktionen der EU-Kommissare beklatschen, brüten über den Daten des ersten Schengen-Checkups, der vor zwei Wochen abgelaufen ist. Kontrollen nur stichprobenartig, wobei die Stiche der aktuellen Gefahrenlage Rechnung tragen sollen. Man müsste lachen, wenn das Thema nicht so traurig wäre, wie Europa verkümmert. Intelligente Grenzen sollen her und doch geht es nur darum, die wunde Flanke Griechenland zu decken. Während laut und lange über ACTA gestritten und gegen die Fluggastdatenauswertung protestiert wird, ist Schengen ein Thema, das still hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Bitte keinen Krach um das neue Schengen-Informationssystem SIS II, das immer noch nicht rund läuft, aber bitteschön zum Jahreswechsel starten soll. Angeblich protestiert Deutschland in den entsprechenden Arbeitsgruppen der Supertechniker, weil Juristen es ausbaldowert haben, dass alle Beteiligten automatisch rechtlich verbindlich SIS II eingeführt haben, wenn das erste Land den Wechsel nach SIS II im Echtbetrieb vollzogen hat. Nichts dringt von diesem Protest nach draußen und bei Nachfrage ist alles Verschlusssache Geheim, wie bei den Netzaktivitäten deutscher Aufklärungsdienste. Und noch'n Gedicht: Auf der Mail-Mauer, auf der Lauer, liegt ne kleine Wanze ...

*** Während die Welt auf das ultimative Grass-Gedicht über die Dresdener Funkzellenabfrage wartet, hat das Amtsgericht Dresden entschieden, dass das Amtsgericht Dresden richtig gehandelt hat, als es die richterliche Anordnung einer Funkzellenabfrage herausgab. Das Abschnorcheln von mehr als einer Million Verbindungsdaten sei erforderlich gewesen und überhaupt sei dies der "mildeste Eingriff in die Rechtspositionen unbeteiligter Dritter". Bei solch sanfter grundrechtsschonender Handlungsweise kommen mir Tränen in die Augen wie den verängstigten Spielern von Hertha BSC in der Düsseldorfer Umkleidekabine. Man stelle sich Profis vor, die sich in der Umkleide nicht auf den Kick konzentrieren können, sondern an ihre Familien denken müssen: einfach nur rührend. Wehe, wenn dann diese bösen Hooligans auftreten. Da muss es doch eine Vorratsfußfesselung geben, meinte nun ein Generalbundesanwalt und erntete prompt freudige Zustimmung bei dem Hardliner, der schon 3000 Muselmännchen auf Vorrat mit diesem Kabelbinderfunkgedöns ausstatten wollte. An dieser Stelle eine kleine Richtigstellung zu den Fußfesseln im letzten Wochenüberblick. Jawohl, es werden Werkstudenten in der Fußfessel-Überwachungszentrale eingesetzt, die Welt der angewandten Informatik kennenzulernen. Sie legen aber keine Fußfesseln an, weil dies nur erprobte Mitarbeiter der beauftragten Firma Securitas machen: "Securitas setzt für diesen Prozess festangestellte Sicherheitsmitarbeiter (Guards) ein, die exakt auf das Anbringen der Fessel eine Weiterbildung und Zulassung besitzen." Was passiert wohl, wenn diese aufrechten Kämpfer für das Bewährungsrecht zu Hools in die Hütte geschickt werden, die die Fußfessel ablehnen?

*** Wenn diese kleine Wochenschau in den Interwebs auftaucht, ist der Wettbewerb um das europakompatibelste Tralala noch voll in der abschließenden und vielfach verteufelten automatisch uneuropäischen Entscheidungsfindung. Douze Points Punkteabzug gibt es vorab für eine tageszeitung, die auf ihrem Titel getreulich vermerkt, wie viele Menschen in die Pressefreiheit investieren. Dort freut man sich, dass die üblichen Schulen zu ihrem Lieblingsfestival anreisen und Baku dadurch "gequeert" wird. Kritiker, die auf Menschenrechtsverletzungen hinweisen, sind dann natürlich Spaßbremsen und Menschenrechtisten: Lang lebe die betuliche Weltsicht im heilen Anderssein von Eigentumswohnung und Eigentumszeitung! In Sankt Petersburg im nächsten Jahr, da wird der Spaß mit dem Queering dann richtig prickelnd. Gute Nachrichten lesen sich anders. Wer erinnert sich noch an Nabucco, der Befreiung aus russischer Klammer mit freundlichster Unterstützung aus Aserbeidschan? RWE solls richten. Na, dann singen wir doch lieber.

Was wird.

Auch der Blick nach vorne muss mit einem Update versorgt werden. Der Fall Assange geht erst am 30. Mai in die Urteilsverkündung. Bis dahin kann man sich mit einem von Cryptome veröffentlichten Auszug aus dem Buch We are Anonymous (PDF-Datei) von Parmy Olsen amüsieren, in dem beschrieben wird, wie Assange den Kontakt zu Anonymous suchte. Das Ganze passierte zu einem Zeitpunkt, als Anonymous schon vom FBI unterwandert war und Sabu, der "Kopf" der Aktivisten, als Agent Provocateur arbeitete. Auf der re:publica wurde Jacob Appelbaum als virtueller Vertreter von Anonymous mit Beifall bedacht und bekam öffentliche Unterstützung von Jérémie Zimmermann von La Quadrature du Net, während Frank Rieger vom CCC eben diese FBI-Kooperation kritisierte und Gedanken zur Ethik des Hackens äußerte, die dieser Tage neu diskutiert werden. Ob sich die Erkenntnis durchsetzt, dass DDoS-Attacken und das Defacing von Namen ziemlicher Quatsch sind, der womöglich von interessierter Seite gezielt missbraucht wird?

Gruezi! Nach dem Vignettenkonzept der Schweiz (ohne Videoüberwachung) oder Österreich (mit Auslesen der Pickerl über die Mautbrücken) wird Verkehrsminister Ramsauer seinen Vorschlag für eine PKW-Maut beim Spitzentreffen der Regierenden vorstellen. Der Ärger ist vorporgrammiert, die kritischen Fragen zur LKW-Maut (PDF-Datei) sind erst einmal weggebügelt. Neben dem nach seinen Unterhaltskosten gemessenen teuersten Mautsystem der Welt muss eine Billiglösung her, die möglichst schnell Geld in die Kassen spült und die Vielfahrer schneller Boliden bevorteilt. Irgendwo auf der Planungsstrecke steht ein Pannenwagen und versucht, den weggefallenen Vorschlag für eine e-Vignette zum Preis von 365 Euro wieder flott zu machen, bei dem die KFZ-Steuer gestrichen wird. Einfach ist das nicht, in Deutschland eine Steuer abzuschaffen. Vielleicht gibt es als Schmankerl obendrauf eine Art Betreuungsgeld für Autobesitzer, die ihre Karre selber waschen und eincremen. Was zu diskutieren wäre. Darauf ein von einem reichen Geiste geschriebenes, sich ordentlich reimendes Gedicht!

Kennst du das Forum, wo man streitet,
Das Forum, das auch Spaß bereitet,
Das Forum, wo sich Trolle tollen,
Mit vielen Nicks, geheimnisvollen?

Das Forum, der an Geiste reichen,
Doch auch der Deppen ohne gleichen,
Das Forum der IT Experten,
Und derer, die's vielleicht mal werden?

Das Forum von OS Puristen,
Und legendären Analüsten,
Das Forum mit den Zotenreißern,
Mit Klug- und mit ganz kleinen Scheißern?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #399 am: 03 Juni, 2012, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Bei einer kleinen Wochenschau, die trüffelschweinig über zehn Jahre Informationsbröckchen ausgräbt, sind Wiederholungen unvermeidlich. Erst recht, wenn Allen Ginsberg Geburtstag hat und das Howl Festival die Massen zum Rezitieren des großen Geheuls animiert. Darum, wie weiland 2006, als Daniel Radcliffe noch Harry Potter spielte:

Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört vom
Wahnsinn, ausmergelt hysterisch nackt,
wie sie im Morgengrauen sich durch die Negerstraßen schlepp-
ten auf der Suche nach einer wütenden Spritze,
Hipster mit Engelsköpfen, süchtig nach dem alten himmlischen
Kontakt zum Sternendynamo in der Maschinerie der Nacht.

*** Das von Lawrence Ferlinghetti verlegte Geheul wurde als obzönes Gedicht vom Zoll und von der Polizei in San Francisco beschlagnahmt. Was folgte, war eine Gerichtsverhandlung, in der Amtsrichter Clayton W. Horn als "aufrechter Christ und gottesfürchtiger Lehrer" (Horn über Horn) in einer Sonntagsschule die denkwürdigen Worte sprach: "Kann es überhaupt eine Pressefreiheit oder die Freiheit der Rede geben, wenn der Mensch sein Vokabular auf anständige nichtssagende Euphemismen beschränken muss? Jeder Autor sollte ehrlich sein Thema verfolgen, seine Meinung und Ideen in seinen eigenen Worten ausdrücken können." Bei der Freigabe des Druckwerkes bezog sich Horn auf die Areopagitica (PDF-Datei) von John Milton, in der dieser gegen die Zensur wetterte: "Wer einen Menschen erschlägt, tötet ein vernünftiges, geistiges Wesen, Gottes Ebenbild. Wer aber ein gutes Buch vernichtet, erschlägt den Geist selbst und tötet Gottes Ebenbild gewissermaßen vor aller Welt."

*** Nun kommt Confront and Conceil auf den Markt, ein Buch über die Operation "Olympic Games", besser bekannt unter dem Namen des Schadprogrammes Stuxnet. Ein Jahr musste das Buch warten, bis es nun mit seinem Erscheinen den Friedensnobelpreisträger Barack Obama zur Wahl als denkenden Staatsmann inszenieren kann, als philosophisch geschulten Helden. Jaja, die Operation Olympic Games begann unter einem Bush und wer das Ganze als "ersten Cyberwar" bejubelt, hat eine paar ordentliche Verschwörungstheorien von Pipeline-Attentaten und tödlichen Druckertreibern vergessen. Dennoch ist es ganz instruktiv, wie ein US-Präsident als Feldherr der Cyberkrieger inszeniert wird, der nur mit einer kleinen Todesliste bewaffnet die Präzisions-Drohnen auf den Weg schickt. Die targeted killig campaign, will sagen die Wahlkampagne ist eröffnet und beim ersten Cyberschlag eines feindlich gesinnten Angreifers wird zu diskutieren sein, ob da ein Cyberwar gestartet wurde oder es sich "nur" um die Sabotageaktion eines Geheimdienstes handelt. Es ist schon erschütternd, wenn der wichtigste Satz zu diesen Enthüllungen in einem IT-Blatt steht und alles andere als optimistisch kling: "Die Leute werden Cyber-Waffen genauso schlecht handhaben wie alle anderen Waffen auch." Darauf trällern wir "Can't seem to face up to the facts", liebe Psychokiller.

*** In dem anlaufenden Rummel um die Fußball-EM, die nach EA Sports UEFA Euro 2012 jeweils das Land gewinnt, in dessen Sprache die Computersimulation gespeichert wird, haben die deutschen Innenminister eine Sicherheitskonferenz zur Lage des Fußballs abgehalten. Fußfesseln, Gesichtsscanner, Alkohol- und Stehplatzverbote wurden in Meck-Pomm diskutiert, um die "schönste Nebensache der Welt" unter staatliche Kontrolle zu bringen. Ganz unscheinbar am Rande: diese sozialen Netzwerke im Internet, in denen digitale Bengalos abgebrannt werden können. Da darf doch kein rechtsfreier Raum sein! Oder gar ein Bereich, der für die Polizei tabu ist. Und nochmal die Entwicklung verschlafen, wie "damals" beim Internet, das geht gar nicht. Da trifft es sich richtig gut, wenn Cryptome das Handbuch des US-amerikanischen Departement of Homeland Security (PDF-Datei) veröffentlicht wird, in dem die nun auch in Deutschland geforderten Standards für die Beobachtung sozialer Netzwerke niedergelegt sind. Ein bisschen Feinarbeit bei der Übersetzung der Schlüsselworte und hopplahopp ist das Fahndungsbüchlein für unser Cyber-Abwehrzentrum. Man ersetze 2600 durch die Datenschleuder, nehme Fefes Blog in die Liste der vertrauenswürdigen Medien auf und schon kann der Spass losgehen.

*** Weit weniger lustig sind die Reaktionen auf den ziemlich normalen Vorgang, dass die EU-Kommission in Sachen Vorratsdatenspeicherung gegen Berlin klagt und Strafzahlungen androht. Prompt wird von gefährdeten deutschen Steuergeldern in Millionenhöhe geschwafelt, was umgelegt gerade einmal 1,40 Euro pro Jahr und Bürger ausmacht. Von Folterwerkzeugen ist die Rede und prompt wird die abwartende Justizministerin als Sicherheitsrisiko verunglimpft. Natürlich gibt es auch Stimmen der Vernunft; den einen oder anderen mag es beruhigen, wenn ausgerechnet die ach so unpolitischen Informatiker darauf hinweisen, was der schwere Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht wirklich bedeutet. Was wirklich beunruhigt, sind die Ermittler, die solche umfassenden Werkzeuge in die Hand bekommen, um "schwere Straftaten" aufzuklären. In aller Deutlichkeit schreibt der Landesverband Berlin der Kriminalbeamten in seiner Pressemeldung: "Nicht nur bei der Aufklärung von Mordfällen, der Terrorismusbekämpfung oder im Kampf gegen kriminelle Rockergruppierungen, sondern auch bei weniger spektakulären Kriminalfällen, die für die Opfer dennoch einschneidende Erlebnisse darstellen – wie Cybermobbing oder Straftaten gegen alte Menschen (Stichwort "Enkeltrick") – ist daher die digitale Spurensuche und Auswertung von Daten ein unverzichtbares und alternativloses kriminalistisches Ermittlungswerkzeug." Alternativlos wandert das Grundgesetz in die Blaue Tonne. Ein Blick nach Österreich zeigt, dass die trostlose Haltung nicht am deutschen Wesen liegen kann. Was bleibt, ist Norden.

Was wird.

Auf Twitter gab es Jubel, Abstimmungsresultate wurden verbreitet, als ob es sich um ein Fußballspiel bei der EM handeln würde, doch waren es nur EU-Ausschüsse, in denen knappe Mehrheiten gegen ACTA zustande kamen. Die eigentliche Offenbarung waren indes die ACTA-Leaks, die von EDRI unter dem Titel "ACTA Failures" veröffentlicht wurden. Die Protokolle der ACTA-Verhandlungen zeigen deutlich, wie wenig man sich um die öffentlich betonte Transparenz gekümmert hat. Auch die Sache mit den "Three Strikes", die in Frankreich wieder zur Debatte stehen, wurden keineswegs so deutlich abgelehnt, wie man der Öffentlichkeit erklärte. So gesehen gibt es Lektürestoff für lauschige Sommernächte: in diesem Juni berät der Handelsausschuss über ACTA, im Juli ist das Europaparlament mit der Abstimmung dran.

Es gibt sie noch, die guten Leaks. Das Beispiel EDRI zeigt, dass es auch ohne Hauptamtliche gehen muss. Während Wikileaks sich unter Führung von Julian Assange sich in eine schwedische Sackgasse verrannt hat, kommt Openleaks nicht vom Fleck. Mit dem US-amerikanischen Wahlkampf unter dem digitalen Vordenker Obama ist es ausgeschlossen, dass die USA an einer Auslieferung von Assange interessiert sind. Für Russland ist der Mensch aus der globalisierten unteren Mittelschicht des Westens gescheitert. So geht es wohl zum Mittsommerfest nach Schweden, doch diesmal ohne Krebsfest, mit dem der Schlamassel begann.

Geht es noch gut, ganz unten? Wen kümmert das? Von den 10.000 Schlecker-Mitarbeiterinnen, die im März gehen mussten, haben nach Angaben von ver.di-Chef Frank Bsirske erst 1200 eine neue Arbeit gefunden. Mangelhafte Computerkenntnisse verhindern das Anheuern bei der Konkurrenz. Jetzt kommen weitere 13.200 Entlassene hinzu. Wo die einen vom Funktionieren der Marktwirtschaft schwärmen, sprechen andere von der Prekarisierung des Einzelhandels. Wie gut, dass die Wahlen vorüber sind und ein Ja zu neuen Technologien einfach nichts kostet.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #400 am: 10 Juni, 2012, 00:37 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Europa! Soviel Europa war nie, schreibt die taz und freut sich, ganz ohne Flattrlove. Europa, ach, Europa, da geht es los mit der schönsten Nebensache der Welt und Twitter quillt über mit gehässigen und dummen Witzen über Griechen und Polen, ein eindeutiger Beweis für die Schwarmblödheit. Wahrscheinlich ist es besser, beim Kick den Empfang dieses sozialen Grundrauschens abzustellen, in der Erinnerung an Zeiten, in denen der Fußball in Polen das Signal für den Aufbruch in Osteuropa gab. Denn diese Fußball-EM wird einstmals als das Datum gelten, an dem Europa abgebrochen wurde, ganz ohne Zutun der bösen Machthaber in der Ukraine. Was die zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström in ihrem Blog mit höflichen Worten umschreibt, ist der Abverkauf der Reisefreiheit im Namen der Sicherheit. Während die Gutachten (PDF-Datei) eine andere Sprache sprechen, ist von Flüchtlingen die Rede, die unkontrolliert nach Europa schwappen und unser aller Sicherheit bedrohen. Solange das auf irgendeiner Mittelmeerinsel passierte, war das überschaubar, doch jetzt schwappen angeblich die Ströme und die Bundespolizei darf aufrüsten. Bedroht von Flüchtlingen kann ein Land zwei Jahre lang kontrollieren, was es für richtig hält und eine Infrastruktur aufbauen, die nicht so einfach zurückgebaut werden kann wie in der Schengen-Euphorie der 1990er, alles im Sinne Europas natürlich.

*** Wenn jedes Land nach eigenem Gusto wieder kontrolliert, kann es eigene Aufenthaltregeln für Nicht-Schengen-Menschen einführen, die von dem Standard abweichen. 90 Tagen werden beim Auslesen der MRZ eines Reisepasses automatisch in VIS eingetragen und dann runtergezählt. Weil es komplizierter wird, hat Norwegen einen Aufenthaltsrechner entwickelt, der von allen Staaten getestet wird. Das offenbar schwer zu programmierende Stück Software benötigt Internet-Zugriff, wogegen Bulgarien und Polen protestierten. Aber ein Taschenrechner ohne Internet ist heute sowas von veraltet, da muss schon neue Software her, auch wenn sie nicht legal ist, da die entsprechenden Gesetze noch nicht verabschiedet wurden – was wiederum der EU-Kommission egal ist. Soweit, so gut? Ach Europa! Heimat des Euro und des Pa, des Personalausweis. Künftig sollen alle eID-Funktionen der Ausweise von Schengen-Staaten untereinander irgendwie kompatibel sein und zertifizierte e-Mail irgendwie durch ganz Europa reisen können. Und wie einfach das geht! "Die Mitgliedstaaten machen vertrauenden Beteiligten [=Dienstanbieter], die außerhalb ihres jeweiligen Hoheitsgebiets niedergelassen sind und eine solche Authentifizierung vornehmen wollen, keine bestimmten technischen Vorgaben." Keine Vorgaben zum Datenschutz oder zum Sicherheitsniveau, da passt es do ch ganz wunderbar, wenn Anonymisierung und Pseudonymisierung gleicht mit in die Tonne getreten werden, wenn eindeutig identifiziert werden muss: "elektronische Identifizierung ist der Prozess der Verwendung von Personenidentifizierungsdaten, die in elektronischer Form eine natürliche oder juristische Person eindeutig repräsentieren", heißt es in der Begriffsbestimmung. Im Meatspace neue Grenzen, im Cyberspace die eindeutige Kennung und die Vorratsdatenspeicherung ist der berühmte Klatsch auf den Hintern, wenn dieses neue Baby zur Welt kommt. Ein einiges Europa für freie Menschen sieht anders aus.

*** Welcher Werbefuzzi die Idee zum Slogan "Ohne Schufa keine Liebe" hatte, er darf jetzt einen neuen suchen, denn die Liebe der Deutschen zur Schufa ist nicht besonders ausgeprägt. Dabei leistet die Schufa uns allen einen verkannten Liebesdienst, denn es ist gesetzlich vorgeschrieben, vor einer Kreditvergabe die Ausfallwahrscheinlichkeit zu bestimmen. Was liegt näher, diese Daten mit dem zu kombinieren, was das Web öffentlich zu bieten hat – oder günstig ein Datenpack bei Facebook einzukaufen und umzurechnen? Mit der denkwürdig missglückten, miserabel kommunizierten Ankündigung eines "Schufa-Labs @ HPI" haben die Schufa und das Hasso-Plattner-Institut das Sommerloch vorzeitig zum Überlaufen gebracht. Am Schluss von Missverständnissen zu reden, was man in sozialen Netzen so analysieren wollte, ist ganz großes Kino. Erinnern wir uns an Glanzleistungen der Forscher: Junge Leute sollten über soziale Netzwerke ein Freund von Friedrich dem Großen werden und den König wie auch seine Frau auf Rockkonzerten und öffentlichen Veranstaltungen kennenlernen können. Erinnert sei auch an eine Konferenz über Informationsqualität, die von den Hadoop-Spezialisten am HPI veranstaltet wurde, wo Forscher von IBM Entity Analytics über die Terrorabwehrsuche im Netz referierten. Natürlich wird weiter geforscht, vielleicht an einem Afusch-Lab. Die anderen machen das ja auch, nur lautloser. Ist nicht die :Gier der edelste aller Triebe?

*** By the pricking of my thumbs, Something wicked this way comes: Es ist nicht einmal sehr lange her, dass ich dem großen Ray Bradbury zum Geburtstag gratulierte und vom großen Geschichtenerzähler weitere Geschichten erhoffte. Es kam nur noch ein Buch, Farewell Summer, aber es vollendete die Erinnerung an seine Kindheit, die mit dem Buch Something wicked this way comes begann. Der Mann, der Mobiltelefone, Computer und CD-ROM verabscheute, weil es zu viele von ihnen gibt und sie uns am Lesen hindern, hat in vielen die Schmökerlust geweckt. Der Mann, der in einem Interview Bill Gates und seinesgleichen das Flimflamming nutzloser Sachen vorgeworfen hat, wollte nicht einmal mehr einen Gruß für den Sammelband schicken, den Margaret Atwood vorbereitete. Man kann es so pathetisch sagen wie //www.rjgeib.com/thoughts/451/451.html:Coda stehen, seine Abrechnung mit jeder Form von Zensur und sein Wunsch, die politisch-korrekten Idioten, die religiösen Fanatiker und die auf Gleichberechtigung achtenden moralischen Schaumschläger allesamt in den hintersten Winkel der Hölle zu verbannen. Aus selbiger kam kurz vor seinem Tod die höllische Antwort: Der e-Book-Verächter Ray Bradbury musste einen Vertrag unterschreiben, der aus Fahrenheit 451 ein e-Book machte, um nicht die kompletten Rechte an seinem Werk zu verlieren. Wer immer von den "lieben Verlegern" schwadroniert, die ihre Urheber achten und ehren, klicke schnell weiter – hier gibt es nichts zu sehen.

Was wird.

In Kassel ist die Documenta 13, mit Konrad Zuse als Künstler/Künstlerin und Computeringenieur/Computeringenieurin als doppelter/doppeltes Lodde/Lottchen: mit einem Bild und einer Maschine vertreten, zwischen einem Atom- und einem Quantenphysiker, der sich österreichisch korrekt als Quantinger bezeichnen. Mal da, mal nicht da, wir kennen es von Google, kann uns die Kunstschau zeigen, das Kunst von Können wie Konrad kommt. Besagter Konrad Zuse hat vor 60 Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass in Göttingen Anfang Juni 1952 mit der Göttinger Rechenmaschine G1 der erste deutsche elektronische Computer seine Arbeit aufnehmen konnte. In der Wikipedia längst von den Relevanzfetischisten gelöscht, war die Geschichte der für die Astrophysiker entwickelten G1 das Schwerpunktthema in c't 10/1988. Dort kann man schwarz auf weiß erfahren, dass Zuse aus seinem Relaisvorrat die nötigen Kontaktfedern schickte, damit die G1 laufen konnte und half auch bei der Weiterentwicklung aus. Als die G2 startete, druckte ein Programm einen Text aus, den Ray Bradbury geschrieben haben könnte: "Wer stellt hier wen in den Dienst, ihr eingebildeten Denker? Irren ist allein menschlich. Herzlichst Eure G2."

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Was war.

*** Am Anfang kam die Wochenschau mit einem oder zwei Links aus, da wurde viel zitierter Text eingebaut, auf Bilder wie auf Videos verzichtet. Dies geschah vor allem darum, weil die Informationsbröckchen, die abseits der täglichen IT-Nachrichtenschau wichtig waren, auf Servern lagen, die bei einem Heise-Link schnell an ihre Grenzen kamen. Das hat sich seit dem Jahre 2000 grundlegend verändert: Das Web liefert und eigentlich kann ich auf alles verlinken, was mir gefällt oder nicht gefällt, im Rahmen der deutschen Gesetze. Gut, es gab schmerzhafte Niederlagen, aus denen zu lernen war, etwa die Verlinkung auf ein (heute noch vorhandenes) Foto eines verstorbenen Münchener Anwaltes im Kampfanzug, behängt mit allerlei Waffen. Der immerzu auf dem Kriegspfad lebende Waffenfan sah seine Persönlichkeitsrechte verletzt. Eine Wochenschau erschien anno 2005 unter Verzicht auf alle Links als Protest gegen ein Urteil, dass damals die Musikindustrie gegen den Heise-Verlag durchsetzte. Wie schrieb ich damals?

"Halten wir also fest, dass die Eigentumsinteressen der Musikindustrie die Pressefreiheit einschränken dürfen. Wer wirklich Pressefreiheit will und keinen Staat, in dem das Urheberrecht pervertiert als Eigentumsinteresse diese Freiheit erodiert, muss offensichtlich die mächtige Musikindustrie eines Besseren belehren.

*** Die ganze Geschichte hinter dieser Meldung kann in der Dokumentation Heise versus Musikindustrie nachgelesen werden, jede Zusammenfassung würde hier nur stören. Denn jetzt sind die Verleger selbst dabei, die Presse- und Meinungsfreiheit einschränken zu wollen in schöner Perversion ihrer vom Grundgesetz geschützten Aufgabe. In dieser Woche ist der Entwurf für ein Leistungsschutzrecht bekannt geworden, der eine Wochenschau wie diese nachhaltig verändern wird, sollte dieses Erpresse-Erlöse-Gesetz tatsächlich verabschiedet werden. Dieser Entwurf wird bereits heftig kritisiert und juristisch en Detail analysiert. Was er für eine Wochenschau wie diese bedeuten kann, die eine Lieferung eines glücklichen Freien an einen Verlag in kommerzieller Absicht entsteht, wird bestens von Augen Geradeaus! auf den Punkt gebracht. Keine Links auf deutsche Texte von FAZ, tageszeitung und Co. mehr, nur noch knappe Zusammenfassungen wie anno 2000. Im Gegenzug werden internationale Medien wichtiger, die nicht von kleinkarierten schwarzgelben Lobbygesetzen betroffen sind. Immerhin kann auf offizielle Webseiten verlinkt werden, auf Blogs und auf verlegerische Texte, die ausdrücklich das Verlinken und Zitieren gestatten. Ähnlich wie die Flattr- oder Facebook-Buttons wird es einen Button oder eine Creative Commons-Lizenz für LSR-freie Zonen geben.

*** Vorsicht wird geboten sein, nicht nur bei Texten, Bildern und Videos, die Verlage über ihre Webpräsenz veröffentlichen. Die vorige Wochenschau beschäftigte sich beispielsweise mit der Liaison von Schufa und Hasso-Plattner-Institut (HPI) und der sofortigen Kündigung der Zusammenarbeit nach heftiger Kritik. Das war kein unbeachteter Informationsbrocken, nur eine besonders dämliche PR, von kurzatmigen Medien aufgegriffen. In dieser Woche hat das HPI nachgelegt und ein Video veröffentlicht, in dem der Namensgeber Hasso Plattner den Schufa-Deal verteidigt. Es bleibt künftig ohne Link, der nur mit Genehmigung des Institutes erfolgen darf. Selbst die Pressemitteilung zur Plattner-Rede kann künftig problematisch werden, da der Informationsdienst Wissenschaft ein eingetragener Verein mit verlegerischem Charakter ist, der künftig einen findigen Anwalt beschäftigen könnte. Zukünftig wird der Blick in die jeweiligen Nutzungsbedingungen solcher Angebote Bestandteil der Recherche.

*** Was dann übrig bleiben könnte, wäre das vom Zitatrecht gedeckte "Forschung missbraucht keine Daten, sondern analysiert lediglich, wie man gesammelte Informationen nutzen kann", ein Satz, der angeblich nach der Pressemitteilung in deutlicher Weise das HPI von aller Schufa-Schuld freispricht. Dass im "analysiert lediglich gesammelte Informationen" die Jahrhunderte alte Trauergeschichte unpolitischer Wissenschaft steckt, überlesen wir an dieser Stelle einfach. Lässt man das Traktat zum Data Mining beiseite, könnte vielleicht noch das große Na Na Na zitiert werden, dass von den "Informatikwissenschaftlern" den Informatiklaiendarstellern unter den Kritikern hinterhergerufen wird:

"Das Ziel der HPI-Informatikwissenschaftler war es daher nie, Grundlagenforschung rund ums Text Mining zur Bewertung der Zahlungsfähigkeit einer Person heranzuziehen. Beide, die Schufa und das Hasso-Plattner-Institut, hatten bereits in den ersten Gesprächen klargestellt, dass sich solche explorative Grundlagenforschung über den Einsatz von Textanalyseprogrammen nicht für Bonitätsprüfungen eignen würde oder verwenden ließe."

*** Ganz nebenbei bleibt die Frage, was von einer Grundlagenforschung zu halten ist, die von vornherein ausschließen kann, dass sie sich für Bonitätsprüfungen eignet? Drittlagenforschung? Feigenblattwissenschaft? Ahornblattkreiselei?

*** Zu den betrüblichen Nachrichten dieser Woche zählt der Tod der Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom, die die schöpferische Vernunft der Commons erforschte, vom Weideland über den Meeresgrund, von Alpenalmen bis zu dem kulturell gewachsenen Wissen, das niemals einem Einzelnen gehört. Aber was allen gehört, muss auch für alle zugänglich, erhalten, also nachhaltig bewirtschaftet werden. Ein großer Gedanke in einer Zeit, in der Leistungsschutzrechte diskutiert werden. Wie war das noch mit dem heutigen Geburtstagskind John Hersey, der als Journalist seine epochale Hiroshima-Reportage zunächst an den New Yorker verkaufte, dann aber unter der Auflage verschenkte, eine Spende an das Rote Kreuz zu überweisen, damit alle erfahren können, was sich nach einem Atombombenabwurf abspielt?

*** Was spielt sich ab, wenn Fußball gespielt wird? Die Bildregie der UEFA blendet besser als jeder staatliche Zensor alles aus, was sich in Polen und der Ukraine abspielt. Dass politische Plakate hochgehalten werden, dass Bananen gegen den schwarzen Italiener Balotelli geworfen werden und dass die Promis fehlen. Ein Trainer Löw wird gezeigt, der einen Balljungen angeblich mitten im Spiel piesackt. Bald werden Politiker zu sehen sein, die klatschend ihren Landsleuten zujubeln, ohne jemals im Stadion gewesen zu sein. Ja, es ist ein Freudenfest, diese schönste Nebensache.

*** Hinzu kommt die Verblödungsbereitschaft der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender, die offenbar ein Leistungsverweigerungsrecht kennen. Derweil wird die Demokratie abgeschafft und Europa liquidiert. Dass ich das noch zitieren darf aus der oben stehenden Verlinkung, das wird in ein paar Jahren ein kleines Wunder sein – wenn das Leistungsschutzrecht denn durchkommt:

"Wer könnte insofern Verschwörungstheoretikern und Anhängern der These vom Massenbetrug durch Kulturindustrie leicht widersprechen, wenn sie argwöhnten, die ganze EM diene einer Ablenkung von der Brüsseler Umstellung auf Demokratur? Das Fernsehen jedenfalls verhält sich so, als sei das so und dies sein erwünschter Beitrag."

Was wird.

Heute vor 127 Jahren kam die Statue namens Liberty Enlightening the World in den USA an, ein Geschenk des französischen Volkes. Die Fackel der Aufklärung sollte ankommende Schiffsreisende daran erinnern, dass Freiheit ein kostbares Gut ist, so die Idee des französischen Politikers Laboulaye. Was von der Idee der Freiheit im Internet künftig verwirklicht werden kann, will nun die Europäische Union auf dem ersten Digital Enlightment Forum besprechen. Auf der Tagesordnung der Digitalen Aufklärung stehen: Das Verhältnis von Technologie und Recht, die staatliche Kontrolle oder Nicht-Kontrolle des Netzes und die ganz schufanisch einher kommende Frage, ob Data Mining die Privatsphäre bedroht. Vom Programm (PDF-Datei) her ein nobles Unterfangen, das in der Realität etwas anders aussieht. Die Brüsseler Umstellung auf Demokratur wird nicht nur in Deutschland kritisch gesehen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #402 am: 24 Juni, 2012, 06:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** WIR SIND BLÖD! In vielen deutschen Briefkästen lag gestern ein Frei-Blatt mit besonders großen Buchstaben und dem Anspruch, die Zeitung der Zukunft zu sein, natürlich als iPad-App. 60 Jahre Manipulation als Markenkern wollen gefeiert sein. Da muss eine kleine Wochenschau doch mitziehen, wenn sie "was wird" im Titel hat. Gerade in der IT passieren ja Woche für Woche sensationelle Dinge, die ordentliche Schlagzeilen verdienen: Das Internet vor dem Aus! 150 unsichere Webseiten entdeckt!   Das Grauen: 6 Millionen unschuldige Rechner unter Kontrolle von Supergangster Hermes!

*** DIE GROSSE ABZOCKE! 4,3 Millionen Deutsche betroffen! könnte auch unter der Schlagzeile "Deutsche Anwälte jubeln" laufen, aber bitte, dieser Newsticker ist doch die Stimme des kleinen Mannes und lebt vom gesunden IT-Empfinden, nach dem diese Abmahn-Anwälte auf den Meeresgrund gehören. Zumal die Anwälte erst in Zukunft richtig Grund zum Jubeln haben, wenn ein Leistungsschutzrecht kommt und dann das Internet eingepreist wird für all die ruchlos gemopsten Informationsschnippsel. Hier ist es Zeit für die Chef-Frage nach dem schlechten Gewissen der Juristen, die das Leistungsschutzrecht entworfen haben. Aber halt, es geht wohl nicht wirklich darum, "die wirtschaftliche Verantwortung über ein Leistungsschutzrecht abzusichern". Twittert sie wirklich – oder nicht?, wäre die passende Schlagzeile für sls_bmj. Eine Frau fragt man halt nicht wie einen Bundeskanzler nach dem Haarfärben.

*** WAHNSINN! Julian Assange wird UN-Botschafter von Ecuador! Die Idee des Wikileaks-Chefs, in einer kleinen Botschaft um politisches Asyl zu bitten, konnte er nur umsetzen, indem er die Aufenthalts-Auflagen brach. Insofern ist die für Assange zuständige Einheit der Metropolitan Police schon berechtigt, ihm beim Verlassen der Botschaft zu verhaften. Wenn nun ein ins Grübeln gekommener britischer Jura-Professor als einzige Lösung auf die Idee mit dem UN-Botschafter verweist, hat das schon groteske Züge. Denn dann müsste Assange doch nach New York kommen können, in das Land, das für ihn angeblich die Todesstrafe fordert. In das Land übrigens, dass Ecuador gewisse Zollerleichterungen gewährt, über die der Kongress nächstes Jahr abstimmen muss. Angesichts der in diesen Tagen geäußerten Befürchtung, die UN würde Kontrolle über das Internet an sich reißen, hätte Assange als UN-Botschafter womöglich noch die ehrenvolle Aufgabe, das Internet zu retten. "Das Netz ist ein Ami" wäre aber auch eine ganz grauenvolle Nachricht.

*** LEERE KARTEN, VOLLE KASSEN! Warum tut keiner was? Wenn selbst die seriöse Presse fehlerhaft berichtet, dass Millionen Gesundheitskarten fehlerhaft sind, wo doch nur ein Leerstellen-PIN zum Einsatz kam, hat es die knallige Schlagzeile natürlich schwer. Natürlich sind die Karten nicht kaputt, wie es der Jubilar suggeriert. Kaputt ist nur das Selbstverständnis von Krankenkassen, Arztverbänden und den anderen Spielern rund um die "telematische Infrastruktur", den Bürger nicht über die Möglichkeiten aufzuklären, wie er jetzt sinnvoll die Gesunheitskarte zum Authentifizieren und SIgnieren einsetzt.

*** DEVELOPERS! DEVELOPERS! DEVELOPERS! Steve Ballmer schlägt zu! Was wohl Steve Jobs sagen würde? Die Vorstellung der Surface-Tablets ist nach Windows for Pen Computing 1991, den Tablet-PCs der Comdex 2000 und der Tablet-Revolution anno 2002/2003 der vierte Anlauf in Sachen Servierteller für digitale Inhalte. Jetzt will Microsoft im Kampf gegen iPad und Fire alles richtig machen und macht alles selbst. Nimmt man Microsoft die Kühlheit ab. Da darf Post von Wag^H^H, ähem, vom WWWW nicht fehlen:

Lieber Steve Ballmer,

Ich kann mir die Welt ohne Windows nicht vorstellen. Präsidenten wurden erschossen, Tsunamis passierten, 9/11 passierte. Windows blieb uns erhalten und Sie wurden als CEO der Herr über Windows. Dafür danke ich. Wenn es Windows gibt, denke ich, dann gibt es die Welt hinter Windows. Dann sind wir nicht Nichts. Sie sind aus echtem Schweizer Armbrustholz geschnitzt. Machen Sie weiter so!

PS: Weiß ein Klatsch-Reporter eigentlich, welches Deo der Ballmer für seine Schweißflecken benutzt? Ich würde so gern wissen, wonach Sie riechen.

Nach Rosen, Orangen, Zitronen?

*** SENSATION! 14-Jähriger erfindet die E-Mail! Wird er reicher als Bill Gates? Die Meldung, die es am Freitag auf die Seite 1 der Süddeutschen Zeitung brachte, berichtet von einem heftigen Streit über die Entstehung der E-Mail. In ihn hat sich kein Geringerer als Noam Chomsky eingeschaltet, der demnächst in Assanges World of Tomorrow auftreten soll. Angeblich soll ein gewisser V. A. Shiva Ayyadurai als 14-Jähriger für seine Highschool ein Nachrichtensystem programmiert haben, das er EMAIL nannte. Die Geschichte ist so rührend boulevardesk, dass man den mehrseitigen Entstehungsbericht zur E-Mail von Mitchell Waldrop in Dream Machine eine faustdicke Lüge oder ein geguttenbergtes Gefetzel nennen muss. Am Ende war die erste EMAIL ein rührender Pennäler-Liebesbrief mit dem Betreff "Willst du mit mir gehen?" als dieses offiziell berichtete "klklk asdf" von Ray Tomlinson.

Was wird.

DER BALL IST RUND! JA! JA! JA! Europameister Ronaldo hat einen deutschen Schäferhund! Man muss kein Fußballfan sein, um diese Europameisterschaft zu verfolgen, die ein Zuschauer neben Angela Merkel dazu benutzen will, die Vorratsdatenspeicherung dem einfachen Volke nahe zu bringen. Angeblich braucht es diese Technik, um die anonymen Hetzer aufzuspüren, die gegen den Fußballer Mesut Özil hetzten, dazu noch unter piratenartigem Namen. Als Kenner der Materie spricht der Sport- und Innenminister von einer Verwahrlosung der Umgangsformen im Internet. Wer nutzt noch das knackig-deutsche ACK in seiner Kommunikation, wenn Skype ein wundervolles geheimes Spieler-Emoticon bereithält? Eigentlich fehlt nur noch das entsprechende geheime Fan-Emoticon mit einer großen Pet-Flasche voller Wodka zum Anglühen und die Show kann weitergehen. Dank Klimawandel! Fußball jetzt immer ohne Holland!

BERLIN WILL'S WISSEN! Danke für eine tolle Zeit! Bis zum Montag läuft sie noch, die verlängerte Online-Konsultation fürs Open Government, in der Transparenz, Teilhabe und Zusammenarbeit von Bund und Ländern und Bürgern beschrieben und kommentiert werden. Am Ende des Verfahrens soll ein Open Government Portal und eine deutsche Open Government License stehen, mit der Open Data eine neue Qualität erreichen könnte. Wenn dann noch Open Government die Transparenz bei Nebeneinnahmen von Politikern durchsetzen könnte, wäre ein wichtiger Schritt gemacht. Doch die FDP blockiert und ihre Klientel, die freiberuflich tätigen Ärzte machen es vor: Geschenke erhalten die Freundschaft. Wer denkt an die freiberuflichen Programmierer?

NICOLE (22) BRAUCHT ES JEDEN TAG, die Special Womans Card! An dieser Stelle muss eigentlich das IT-Girl seine Schränke aufmachen, doch verzichten wir heute mal auf knisternde Frauen-Erotik. Die Lufthansa hat für ihr Frauenbild ihr Fett weg, und so bleibt es hier nur noch übrig, auf FFF hinzuweisen, den "Fortschrittsbericht Frauen in Führungspositionen", der nächste Woche erstmalig von der Familienministerin Kristina Schröder unter Schirmdamschaft der Deutschen Telekom in deren "Hauptstadtrepräsentanz" vorgestellt wird. Wir fassen ihn stilecht vorab zusammen: Geil! Das sind Deutschlands schärfste Chefinnen!

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #403 am: 01 Juli, 2012, 07:03 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Juchhu! Le Tour hat endlich angefangen. Kein Gejammer mehr über die ach so junge Mannschaft. Bei der Tour hat mal ein Deutscher gewonnen, der sich mittlerweile in Grund und Boden blamiert hat. Da kommt so schnell nix nach: Nicht so eine Blamage, und nur eine schwache Hoffnung, dass es besser wird. Besser wird mit den jungen Radlern vielleicht aber der Medikamentenstadl, den die Fahrer und ihre Betreuer allzuoft aufgeführt haben. Und besser war schon immer das Fahnenschwingen, bei dem weder in der Ebene noch in den Bergen dem "fröhlichen Patriotismus" gefröhnt wird, der dann doch nur wieder in die üblichen Ressentiments ausartet, wenn man sich nicht eh den Kopf bis zur Besinnungslosigkeit schon vor dem Spiel weggesoffen hat. Ach. "Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate!" - vielleicht sollte besser dieses Dante-Zitat über dem Eingang der deutschen Stadien stehen, in Erinnerung daran, dass alle Hoffnung dahinfährt, wenn hierzulande noch der letzte fahnenschwingende Rassist mit Sommermärchen-Rabulistik zum fröhlichen Patrioten umgedichtet wird.

*** Die Kickerei im Osten ist aber noch nicht zu Ende, doch diese Fußball-Europameisterschaft hat mit dem zweiten Tor von Mario Barwuah Balotelli ihr wundervolles Bild gefunden. Der unbeugsame schwarze Sklave, der das lächerliche Nationalhemdchen abstreift und mit seinem Körper protestiert, ist allerbeste Ikonografie. Diese Geste kann man durchaus mit der lächerlichen Debatte mit nationalistischem Hämchen in Beziehung setzen, ob Tagesschau-Sprecher Ingo Antonio Zamperoni lächeln durfte. Natürlich durfte er das, genauso, wie wir lachen dürfen, dass sich Trainerkönig Joachim Löw ganz im Geiste der Kabinenbesucherin Merkel mit einer katastrophalen Aufstellung seiner Laufburschen verzockte. Auch der Vergleich der deutschen Nationalmannschaft mit deutschen Autos reizt zum Lachen, zumal der Kolumnist "Charakter" fordert. Keiner der hochbezahlten Löwe-Bubis hat den Treiner bei dieser Aufstellung gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat. In Deutschland wird Gehorsam groß geschrieben.

*** Eben selbigen demonstrierte Kanzlerin Merkel in Brüssel, als in der Mario-Monti-Show aus Merkels eisernem Nein zum Bankengeld ein quarkartiges Nunja wurde. Ich bin doch hier, was wollt ihr mehr? Wenn 20 Prozent des gesamten europäischen Privatvermögens bei der Rettung von Europa verloren gehen, werden wir alle bald völlig anders leben und arbeiten müssen, unkt die Zeitung, hinter der kluge Köpfe stecken. Dass sie nicht sagen, wie anders gelebt, wie gearbeitet werden muss, ist besonders klug. Spam nach dem Motto "Deutschland will Ihr Geld vernichten. Nutzen sie sofort unsere Informationen aus unserem Geheim-Bericht, um sich zu retten", hat in dieser Woche Viagra-Spam und Werbung für all die anderen Edelpillen verdrängt. Doch die Menschen sind unruhig und wandern umher, bis ins gelobte Nigeria, wo die Millionen warten.

*** Ein Blick geht nach Amerika: In den USA hat der oberste Gerichtshof über den "Patient Protection and Affordable Care Act" der Regierung Obama geurteilt und die Begründung dabei so salomonisch gehalten, dass die besonders schnellen Medien wie Twitter eine Niederlage verkündeten, während erst bei längerer Ausführung klar wurde, dass Obama in seinem wichtigsten Vorhaben bestätigt wurde. Die Richter werteten die Krankenversicherungspflicht als Steuer, die zu erheben Sache des Staates und nicht der Bundesstaaten ist. Ob die US-amerikanische Industriegesellschaft nun menschlicher wird, ist noch nicht ausgemacht. Doch mit diesem Urteil im Rücken in den Wahlkampf zu ziehen, bedeutet auch, dass Obama und seine Berater alle Themen vermeiden werden, die Futter für Hardliner aller Lager sind. Die Gegner von Obama, die immer wieder Wikileaks und die Publikation der Botschafts-Depeschen in ihrem Kampf gegen "Obamacare" als Beispiele anführen, wie schlecht die Regierung Geheimnisse aufbewahrt, bekommen keine Munition mehr.

*** Julian Assange mag da auf seiner Luftmatratze in der Botschaft von Ecuador mit seiner Schwedenangst verschimmeln, bis die Regierung von Ecuador ihre Linie gefunden hat. Assange ist abgemeldet, Wikileaks als Plattform ist tot. Wer als Journalist diese Geschäftsbedingungen von Wikileaks zur Veröffentlichung des Stratfor-Materials liest und akzeptiert, dem ist nicht zu helfen. Wie schreibt es John Young von Cryptome in aller Deutlichkeit?

Again, WikiLeaks is inducing participation in a crime covered with pseudo-journalistic exculpation. Again excluding open public access in favor of contractual marketing of stolen material and aiding its profitable commercialization.

*** Niemand will das Material kommerzialisieren, dass Polizei und Verfassungsschutz bei der Verfolgung von Aktivitäten des "nationalsozialistischen Untergrundes" sammelten. Alle wollen es lesen. Doch das ist nicht so einfach, weil Akten genau dann geschreddert wurden, als im letzten November die ganzen Zusammenhänge aus dem Leben der Nazi-Terroristen bekannt wurden. Dazu wurde die Schredder-Aktion auf den Januar 2011 zurückdatiert, weil der Schredderer meinte, mit der Aktion Konfetti gleich sieben Fliegen auf einen Streich zu schreddern. Die Akten lagen so lange bei den Verfassungsschredderern, dass sie eigentlich längst vernichtet gehörten. Statt sie nun auszuwerten, wurden sie genau dann vernichtet, als die Brisanz des Materials erkannt wurde. Es ist schlichter Wahnsinn und dieser hat Methode, wenn eine brisante E-Mail an den Verfassungsschutz liegen bleibt, weil sie a) an die offizielle Kontaktadresse der Homepage geschickt wurde und b) vor Rechtsschreibfehlern wimmelte. Damit konnte sie von keiner Polizeibehörde stammen. Wer nach diesen Lektionen in Sachen Inkompetenz den "Verfassungsschutz" beibehalten will, darf nach der eigenen befragt werden. Die Forderung der Linken, den demokratisch nicht kontrollierbaren Verfassungsschutz aufzulösen, ist auch unter anderen Gesichtspunkten mehr als berechtigt.

Was wird.

Am Montag werden die letzten Flaggen weggepackt. Die Fußballfans verschnaufen, während die Tour endlich richtig ins Rollen kommt und die olympischen Spiele sich ankündigen: No limos! No logos! No launchers!, dabei ist es eigentlich eine tolle Gelegenheit, heute die Deutschlandfahne rauszuholen und das Liedlein vom Glücksbrühen zu schmettern: Am Montag treten in Bayern die ersten 16 Cybercops ihren Dienst bei der Polizei an, die nicht die typische Laufbahn eines Polizeibeamten hinter sich haben. Ehemalige Admins, Programmierer und Wirtschaftsspezialisten wurden im einjährigen Schnelldurchlauf an der Waffe trainiert, mit den Polizeigesetzen vertraut gemacht und schlagen nunmehr zu, die Wirtschaftskriminalität zu bekämpfen, bei aufgetauchten Kinderpornos oder Gewaltvideos zu ermitteln. Im Unterschied zu früher eingesetzten PC-Spezialisten wurden die Cybercops verbeamtet "und können somit eigenständige Ermittlungsmaßnahmen durchführen und strafprozessuale Beschlüsse durchsetzen." Bayern ist Vorreiter, doch bundesweit sollen bald 52 dieser neuen Cybercops arbeiten. Wir atmen auf: Das Internet wird auf einmal wieder viel sicherer.

Was die Polizei alles unternimmt, um uns dieses warme Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu geben, verdient unseren Respekt. Man denke nur an die fürsorgliche Belagerung terroristischer Mobiltelefone durch 250.000 stille SMS in Nordrhein-Westfalen oder 440.000 stille SMS durch das Bundeskriminalamt und die Verfassungsschredderer. In der kommenden Woche wird eine Antwort auf diese kleine Anfrage der Linksfraktion erwartet, die nach den Dienstleistern fragte, die die notwendige Software für die Aussendung und Auswertung der stillen SMS programmieren. Auch sie haben schließlich unseren Respekt für die Idee verdient, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung als standortbezogenen Dienst am Bürger neu zu definieren. Wo bleibt eigentlich unsere Variante der Hauswart-App?

Eine Frage, viele Rätsel und der Sommer hat uns im Griff. Während urlaubende deutsche Politiker vom Bundestagspräsidenten Lammert davor gewarnt wurden, zu weit hinauszuschwimmen, bleiben wir am Ufer und lösen Rätsel um Rätsel: Vorschläge für das alljährliche Sommerrätsel werden dankend angenommen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #404 am: 08 Juli, 2012, 00:10 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben." Mit Ernst eine Wochenschau zu beginnen, geht lustigerweise nur dann, wenn die Welt vom "Gottesteilchen" spricht, einem Versprecher, den das "gottverdammte Teilchen" seit dem Urknall ignoriert. "Wir sitzen in einem perversen Sonderfall. Vermutlich, weil es eine spontane Symmetriebrechung im Higgs-Feld gab. Nur deshalb gibt es Teilchen, Atome, Chemie, Biologie und schließlich so was Komisches wie eine Menschheit, die über all das nachdenkt. " Dieser Satz des Physikers Thomas Nausmann dürfte noch das Klügste sein, was über dieses Elementarteilchen geschrieben wurde. Noch dauert die Überprüfung an, aber die Chancen stehen eins zu drei Millionen, dass es sich um einen statistischen Zufall oder eine geplante Täuschung des Monopolkapitals handelt. In den Milliarden von Paralleluniversen wird jetzt die supersymmetrische Spiegelwelt zu unserem Universum gesucht, in der die Wochenschau am Anfang einer Woche über alle Ereignisse berichtet, die da kommen werden. Fern leuchtet das Versprechen von Heimat auf, dort, wo die Systemaktualisierung durchgeführt wird und wir Subjekte werden können.

*** Die kleine Wochenschau wird am 132. Geburtstag des Mannes geschrieben, der das geschnittene Brot möglich machte, das zu seinem Geburtstag am 7. Juli 1928 erstmals verkauft wurde. Der deutschstämmige Otto Friedrich Rohwedder war ein mäßig erfolgreicher Juwelier, der mit seiner patentierten Brotschneidemaschine reich wurde und das auch nur, nachdem er die Idee aufgab, das geschnittene Brot mit einer langen Hutnadel zusammenzuhalten. Aus der Werbung "Announcing: The Greatest Forward Step in the Baking Industry Since Bread was Wrapped – Sliced Kleen Maid Bread" entstand die hübsche Floskel "the best thing since sliced bread", mit der großartige Neuheiten wie der iPad Mini bis auf den heutigen Tag begrüßt werden.

*** Das glatte Aus für ACTA wurde von vielen Seiten begrüßt, darunter auch einigen, die sonst jede Entwicklung in Brüssel mit Beifall quittieren. Das sich die Ärzte ohne Grenzen oder die Kampagneros der digitalen Gesellschaft freuen, ist klar. Zu denen, die über Monate hinweg gegen ACTA argumentierten (PDF-Datei) und sich nun über das Abstimmungsergebnis freuen, gehört die Gesellschaft für Informatik. Die deutschen Informatiker, sonst als Zierde des Fortschritts über den grünen Klee gelobt, können sich jetzt die Schimpfe anhören, sie seien Teil eines Mobs, der über ACTA hergefallen ist. Keine Rede von der großangelegten Desinformationskampagne der EU, den von Lobbyisten diktieren Texte und den Geheimverhandlungen. Stattdessen wird der Bürgerprotest zum Shitstorm umgedeutet, das Urheberrecht in sakrosankte Sphären erhoben, die nur bestimmte Urheber verstehen. Die massive Diffamierung aktiver Netzbürger zeigt die Angst vor dem Internet und das insgesamt jämmerliche Niveau der Urheberrechtsdebatte bei den Verteidigern.

*** Ist die Debatte überhaupt vorangekommen? Schauen wir 10 Jahre zurück, da berichetete dieser Newsticker vom Mehrwert digitaler Güter und einer Konferenz, auf der Richard Stallman einen eigentlich banalen Satz aussprach: 'Nur ein totalitärer Polizeistaat ist in der Lage, die Kontrolle über digitale Kopien durchszusetzen." Stallman ging es damals um die Business Software Alliance, die sich seiner Meinung nach zu einer Art Informationspolizei fortentwickeln könnte. Das ist nicht geschehen, stattdessen verbreiten sich die Informationen auf vielen Kanälen, vor allem wegen der Smartphones. Und kein Polizeistaat der Welt dürfte in der Lage sein, die Welle an Google Phones, Facebook Phones, Amazon Phones und Microsoft Phones unter Kontrolle zu bringen, die demnächst auf uns zurollt in all ihrer Kostenlosigkeit. Bleibt nur die Frage, wie hoch die Abgabepauschalen, wie bizarr die Leistungsschutzrechte ausfallen, wenn Medieninhalte weiter und weiter verbreitet werden.

*** Unbemerkt von diesem Newsticker ist ein Beitrag über Fukushima mit dem "Oscar des freien Wissens", der Zedler-Preis:Zedler-Medaille ausgezeichnet worden. Das dokumentiert erstens, dass die Wikipedia doch für viele Menschen eine Art Newsticker ist, die es eher selten zu den Wikinews verschlägt und zweitens, dass es kein Ausrutscher war, als im vergangenen Jahr die erste Heise-Meldung zu Fukushima es auf über 900.000 Zugriffe brachte und alle Rekorde schlug. Da passt es zum Thema, dass in dieser Woche der Bericht der japanischen Untersuchungskommission zu Fukushima veröffentlicht wurde, der klar vom menschlichen Versagen spricht: Wo Menschen sind, machen Menschen Fehler, da hilft kein Gottesteilchen oder Homöomagie.

*** Ein alter Bekannter ist wieder da! Nein, nicht die Stones, die feiern erst am 12. Juli ihr 50jähriges Bühnenjubiläum. Das zuletzt im Mai kritisierte neue Bundesmeldegesetz sorgt für Entrüstung, diesmal nicht wegen der 55-jährigen Speicherdauer der Daten oder der beachtlichen Kosten, die die Länder tragen müssen. Jetzt geht es um den Adresshandel, der künftig möglich sein könnte und eingebaut wurde, damit die Umstellungskosten wieder eingespielt werden können. Angeblich tobt das Internet schon, während die übrige Öffentlichkeit eher an sommerlichen Sportmeldungen von bunten Radfahrern oder Superhengsten interessiert ist. Die Datenschützer blasen dicke Backen im Namen des informationellen Selbstbestimmungsrechtes auf, haben aber die Entwürfe für das Gesetz noch für gut befunden und gelobt. Wie konnte es passieren, dass aus der viel gelobten Einwilligungslösung fast unbemerkt eine Widerspruchslösung wurde, die zudem nahezu wirkungslos ist, wenn eine Firma bereits vorhandene Daten bestätigen lassen kann oder um Berichtigung bittet. Hier hat die Lobby der Adresshändler gut gearbeitet und das Gesetz in ihrem Sinne korrigieren können. Man lobe auch die Ausdauer der Politik: Das Gesetz wurde genau zum Halbfinale zwischen Deutschland und Italien verabschiedet, als sich die Nationalmannschaft verlöwen ließ und kein Schwein wächterte. Das entsprechende Video darf in keiner Gesellschaftskundekurstablet-App fehlen, bittschön! So und nicht anders werden Tore geschossen, wird Politik gemacht: Geschichte geht voran.

Was wird.

In der anstehenden Woche dürfte auf dem DIP-Server des Deutschen Bundestages mehr stehen als die Mitteilung über eine Schwere Niederlage für Sicherheitsbehörden, mit der der überflüssige Verfassungsschutz betrauert wird. Die Publikation der Antwort der Bundesregierung auf Anfrage 17/9545 steht an und jeder darf sich durch die Tabellen wühlen und erfahren, wer da im Namen der Sicherheit Staatsknete kassiert und zwar in einem anderen Maßstab als der freche Ponader. Leider gestattet es die Sicherheit der Bundesrepublik nicht, dass Daten der Beschaffungsaufträge von Polizeibehörden veröffentlicht werden und selbst das BSI ist rundherum beausnahmt, ist es doch für die Sicherheit der Bundeskommunikation zuständig mit diesen SINA-Boxen von Secunet. Ein Lacher am Rande stammt dennoch von den Spezialisten für Informationstechnik: "Da das BSI über kein zentrales IT-System verfügt, aus dem die geforderten Angaben abgerufen werden können, wäre eine umfangreiche, händische Recherche in Altaktenbeständen erforderlich." Igittegitt, die armen Beamten! Lustig klingt auch diese Auskunft der Bundesregierung: "Das BSI hat keine Studien der Entwicklungsvorhaben zur Thematik des sogenannten 'Staatstrojaners' beauftragt." Das Studium von 0zapftis überlässt man wohl lieber den Experten vom Chaos Computer Club.

Es gibt Meldungen, die werfen Schatten voraus, ganz ohne Sommersomme und Sommerloch. Sie haben sozusagen einen higgs-bosonistischen Charakter, da sie eine Masse anziehen, die im Alltag eine stinkende *** genannt werden würde. Wie berichtet, hat die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström eine überarbeitete EU-Richtlinie der ach so erfolgreich praktizierten Vorratsdatenspeicherung angekündigt. Sehr ehrenwert dabei die Absicht, die Suche in den gespeicherten Daten auf Fälle schwerer Kriminalität und terroristischer Aktionen zu beschränken. Doch die Realität sieht anders aus, wie Malmström selber zugibt: "Das größte Problem ist, dass die Mitgliedstaaten die Vorratsdatenspeicherung heute nicht nur zur Bekämpfung von Terrorismus und schwerer Kriminalität benutzen. Nach der sogenannten E-Privacy-Richtlinie können solche Daten auch für andere Zwecke verwendet werden, etwa zur Verbrechensvorbeugung oder zur Gewährleistung der öffentlichen Ordnung, was ein sehr vager Begriff ist." Sollte die Kommissarin erkannt haben, dass genau hier das Problem der Vorratsdatenspeicherung anfängt, wenn Datenschüffler nur um die öffentliche Ordnung besorgt die Daten schnüffeln. 2013 ist weit weg. So weit wie 1984. Die Fehlermeldung 451 lässt grüßen.

Quelle : www.heise.de

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