Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125476 mal)

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #345 am: 26 Juni, 2011, 07:08 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ehe es in den bunt gescheckten, fröhlichen Sommer geht, muss ein weiteres großes Thema abgehandelt werden, das eng mit dem Thema Cyber-Abwehrzentrum und der selbst verschuldeten Unsicherheit der Computertechnik verbandelt ist. Nein, es geht nicht um das neue Nationale Zombie-Abwehrzentrum oder sein US-Pendant, das Zombie Combat Command der US-Armee. Es geht um andere, sehr US-amerikanische Unternehmungen. Die Rede ist vom Cyber-War und seiner besonderen Ausprägung, dem Cyber-Peace. In der vergangenen Woche wurden die öffentlichen, nicht als geheim klassifizierten Cyberwar Guidelines in der Presse diskutiert, die US-Präsident Obama im April unterzeichnet hat und die damit Bestandteil der US-amerikanischen Militärdoktrin geworden sind. Erstmals ist damit klar festgelegt, wann und wie das Militär den Präsidenten informieren muss, wenn es einen Cyber-Angriff plant. Festgelegt ist damit auch, was den Cyber-Kriegern in Friedenszeiten erlaubt ist und wie sie ihre Cyberkampffähigkeiten (PDF-Datei) entwickeln und quasi in Alarmbereitschaft halten müssen.

*** Nichts Neues unter der Sonne, urteilen die üblichen Verdächtigen, die als Cyber-War-Experten herumgereicht werden. Nichts Neues, tönen auch die Anti-Virus-Experten, die in dem Cyber-War neuen Ansporn für eigene Hüte entdecken. Wahrscheinlich haben sie alle recht in der Annahme, dass heute schon US-Spezialisten als militarisierte LulzSec-Varianten in deutschen, russischen oder chinesischen Netzen stöbern, um Angriffsvektoren, vulgo Sicherheitslücken zu finden. Nun gehört diese Suche offiziell zum Einsatzauftrag. Das Austesten von sicheren Übertragungsrouten bis hin zu den Cyberburgen des Feindes ist eine friedliche Sache und darf auch Netze befreundeter Staaten nutzen. Erst wenn bösartige Payload mitgeführt ist, die als Cyberbombe einer Cyberattacke zuzuordnen ist, müssen die Krieger eine Erlaubnis des Drittstaates einholen, ähnlich einer Überfluggenehmigung in den Lüften des Meatspace. Die scharfe Attacke braucht freilich auch eine Order des Präsidenten. Es sei denn, sie wird der offiziellen Terminologie nach mit einer "logischen Bombe" oder einer "Zeitbombe" durchgeführt, einem harmlosen Progrämmchen, das in einem weiteren Schritt scharf geschaltet werden muss.

*** Ausnehmend schön sind die Überlegungen zur Ethik in diesem Cyber-War. Ethik ist ja schwer in Mode in einer Zeit, in der selbst ethische Malcoder auf Konferenzen hofiert werden wie sonst nur die romantisch lulzenden Anonymous. Ethisch ist es also, wenn man zum Schluss kommt, dass es Gesetze braucht für den Krieg, analog zur Haager Landkriegsordnung; dass Cyberattacken digital so signiert sein müssen, dass der Gegner erkannt werden kann. Das Ganze komplett mit der Hinterlegung des Public Keys jeder Militäreinheit bei den Vereinten Nationen, damit überhaupt korrekte Cyber-Friedensverhandlungen aufgenommen werden können. Stellen wir uns vor, es ist Cyberkrieg und ein gegnerischer Staat schafft es, die verschiedenen Instanzen der NetOpFü unserer Bundeswehr zu kapern, zu entführen oder kryptographisch so zu verdongeln, dass die selbstorganisierten Kampfeinheiten sich keine Marschorder mehr abholen können. Solch ein Fall dürfte ein richtiger Cyber-War sein, ganz im Gegensatz zur begrüßten Präsenz der Bundeswehr auf Facebook. In den anschließenden Friedensverhandlungen wird es dann darum gehen, dass die Kombattanten ihre Schlüssel austauschen oder ein hübsch verpacktes Backup-Bändchen überreichen.

*** Mit den offiziellen Cyber-War-Guidelines der USA gewinnt ein Thema an Bedeutung, das bereits im letzten WWWW angeklungen ist. Wer sich im Cyber-War auf Systeme verläßt, in denen Chips des Gegners stecken, hat schon verloren. Schließlich könnte in den Chips versteckt ein Schadcode auf seine Aktivierung warten, um das ganze System zu übernehmen oder ganz real in einer Drohne die Steuerung auf /dev/null/krachbummsaus zu setzen. Sichere Chips müssen her, ehe ein Cyberkrieg ohne Risiken und Nebenwirkungen geführt werden kann. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt zu Chips mit einem chemischen Substrat, das mit ein paar Befehlen erhitzt zum Gas werden kann und in der Lage ist, ein feindliches Rechenzentrum zu zerstören.

*** Über die Ursprünge des Cyber-War gibt es cytausend Theorien. Die einen nennen das Jahr 1982 und die Explosion einer Gas-Pipeline bei Tscheljabinsk als erste Kriegshandlung, die anderen den ersten Irak-Krieg im Jahre 1999. Immerhin gibt es Einigkeit über die Ursprünge des Cyberfriedens. Es ist der Berliner Funkentelegraphievertrag von 1906, in dem sich die Staaten auch im Falle kriegerischer Auseinandersetzungen verpflichteten, im Äther Regeln einzuhalten: Schade nicht dem System, identifiziere dich, halte die Standards ein und respektiere Notfälle. In der Folge hielten sich die Staaten daran und statt der Störung entwickelte sich die Kryptographie zu neuen Höhen: Trotz aller Standards muss der Gegner nicht wissen, was die Inhalte der Kommunikation sind.

*** Zu den Ursprüngen des Cyber-War biete ich eine andere Lesart an und knüpfe sie an ein trauriges Jubiläum: Vor 20 Jahren erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien. Die letzte Party im Frieden wurde gefeiert, "der letzte ruhige Tag", berichtet ein lehrreicher Text der taz, natürlich offline. In den Jugoslawienkriegen tauchte sie auf, die Idee von der Information Superiority. Sie findet sich in Dokumenten der NATO über den damals entstandenen Bosnien-Konflikt in einem Papier, das Dank der militärischen Informationsplattform Lotus Notes weithin zirkulierte:

President Milosovivcz was shown the direct impact IFOR action would have on the Serbian military and the combat effectiveness of his forces. The convincing diesplay of superior information had the desired effect ....... then. Some celebrated this as the 'first victory' for 'Information Warfare' and 'Information Superiority' received worldwide recognition after it was shown that it positively contributed to the ceasing of military activity and the attainment of political objectives.

Heute wissen wir, dass sich Milosevic vielleicht nach außen hin beeindruckt zeigte, aber nicht wirklich beeindruckt war. Der Krieg ging weiter, in aller Brutalität, nur die NATO feierte ihr Konzept und obendrein das angebliche Präzisionsbomben, das bekanntlich Gaddafi in Libyen binnen kürzester Zeit zur Aufgabe bringen sollte. Alle großartigen Ideen vom künftigen Cyber-War wurzeln in der Idee von der Information Superiority: Im Bewusstsein, die überwältigend besseren Informationen zu haben, wird losgeschlagen, weil die Informationen der anderen notwendigerweise Informationsmüll sind. Doch auch in diesem kommenden Krieg wird das erste Opfer die Wahrheit sein und Facebook das zweite. Über den Rest, das Tralala von Social Media und Open Government, wird ein hübsches Tuch gezogen, das vom Gestank der Verwesung ablenkt. Als "Sieger" bleibt die Firma übrig, die als Suchmaschine die militärische Variante der "Information Superiority" oder bei uns halt als "NetOpFü" geliefert hat.

Was wird.

Bekanntermaßen ist in dieser Woche in Dresden ein Fall von massenhafter Datenauswertung über eine Demonstration bekannt geworden, der vielleicht besser als "Dresdener Kessel" behandelt werden sollte. Denn mittlerweile stellt sich heraus, das offenbar ganz Dresden überwacht wurde und mehr als eine Million Verbindungsdaten durch das SS8-System der Provider bei den sächsischen Fallanalytikern ausgewertet wurden. Die Aktion ist eine Art Erinnerungsgala an die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes über die informationelle Selbstbestimmung beim Volkszählungsurteil von 1983: Wer weiß, dass er überwacht wird, wird nicht auf Demonstrationen gehen. "Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen." Das wäre das Ende aller Demokratie. Nett, nett, dass sich gerade die Polizeitage in Kiel in der anstehenden Woche mit dem leidigen Thema IT und Persönlichkeitsschutz beschäftigen. Da lobt man sich doch, dass gerade ein alternativer Polizeikongress für " eine alternative Polizeipolitik", "für mehr Transparenz und Verantwortung bei der Polizei" trommelte. Bullen, hört die Signale!

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #346 am: 03 Juli, 2011, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Wir haben die Meinungsfreiheit nicht inhaliert, wir lassen Sie nur in Rauch aufgehen." Was Polizei und Sicherheitspolitiker allein in dieser Woche an Schlagzeilen produzierten, zeigt die Gefahr des legalistischen Terrors. Neben der millionenfachen Telefonüberwachung Dresdener Funkzellen wurden auch Gespräche mit einem IMSI-Catcher abgehört, aber "nicht aufgezeichnet", unter tätiger Mithilfe von Staatsanwaltschaft und ja sagendem Richter. Angeblich bestand der dringende Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung von zwei Mobiltelefonen, die im Zuge einer seit längerem laufenden Ermittlung lokalisiert werden mussten. Während mit der Vorratsdatenspeicherung laufend der Aufbau größter Datensammlungen ohne Anlass gefordert gefordert wird, zeigt Dresden, wie eine anlassbezogene Datensammlung Demokratie und Datenschutz demolieren kann, alles im Namen des Kampfes gegen den Linksextremismus. Der Irrsinn hat Methode, nur rechnen kann er nicht: In dem gerade vorgestellten Verfassungsschutzbericht 2010 ist die Zahl linksextremistischer Gewalttaten von 1115 im Jahre 2009 auf 944 im Jahre 2010 leicht gefallen. Dazu schreiben die Verfassungsschützer, dass es beim Linksextremismus zwar "Organisationsbemühungen" gebe, dass aber "terroristische Strukturen nicht erkennbar" seien. Wie meldet man so eine Aussage auf der Titelseite? Zunahme linksextremer Gewalttaten "gigantisch". Wäre da nicht das Röntgenbild eines Journalisten mit seinem Laptop und dem Wahlspruch der von Frundsbergs, "Viel Feind', viel Ehr'", könnte man glatt an seinem Verstand zweifeln, der im Hirn seinen Sitz haben soll.

*** Mit dem Verfassungsschutzbericht in der Hand hat Bundesinnenminister Friedrich von einer Gewaltspirale gesprochen und sich die Sätze des niedersächsischen Scharfmachers Schünemann zu eigen gemacht, der eine Linie vom Brandanschlag auf Autos zum Morden der RAF gezogen hatte. Doch in Gefahr und höchster Not bringt der rechte Weg die gute Nachricht: Die Verlängerung der meisten Anti-Terror-Gesetze ist die beruhigende Antwort auf die schreckliche Gewaltspirale. Nur die sinnigerweise "kleine Lauschangriff zur Eigensicherung" genannte Abhörtechnik, die die Ermittler selber tragen mussten, damit Gespräche mitgeschnitten werden konnten, wird abgeschafft. Dafür werden die Auskunftspflichten von Fluggesellschaften erweitert und was die Postdienstleister über Postfächer informieren müssen, wird "evaluiert", ob dieser Passus nicht auf E-Mail-Anbieter ausgeweitet werden kann. Schließlich könnte ja mit Links der nächste Terroranschlag per E-Mail kommen. Wer Autos anzündet, ist zu jedem Attachment fähig.

*** Es gibt Nachrichten, die elektrifizieren. Dazu gehört nicht nur der epochale Beschluss über den Atomausstieg, mit dem spät, aber nicht zu spät aufrecht hockende Sieger geehrt werden. Dazu gehört auch die Warnung der Datenschützer vor den smarten Stromzählern, die den "gläsernen Verbraucher" in den Haushalten installieren. Dass die neuen feuchten Überwachungsträume eine alte, staatschnüffelnde Komponente wieder aufleben lassen, gehört zu den unbequemen Wahrheiten der Energiespirale, ähem, Wende. Die Nachrichten, dass die intelligenten Zähler kaum sparen helfen, weil sie teuer sind, überraschen nicht. Dabei sind die Datensilos die Stromkonzerne zur Überwachung der Verbraucher einrichten wollen, nicht einmal eingerechnet. Insofern ist es konsequent, wenn Microsoft und Google sich aus diesem Markt verabschieden.

*** Abseits des Hype um Hertzfeld+ geht die Neben-Nachricht unter, dass auch bei Google Health die Lichter ausgehen. Zu schwierig die Dateneingabe für Google-Nutzer, noch schwieriger die Daten-Abgabe von den Ärzten und Krankenhäusern, die ein Eigentumsrecht geltend machten. Aufgeklärte, mündige Patienten, die souverän mit einer relativ komplexen Software umgehen können, ist eine Idee, die mindestens 10 Jahre zu früh kommt. Auch Microsoft, das bei HealthVault mit Partnern einen einfacheren Weg eingeschlagen hat, rechnet derzeit, ob sich die Sache lohnt. Wäre da nicht diese unheimliche Gewaltspirale. Im Kampf gegen den Terror laufen Bankdaten via SWIFT in die USA, auch die Fluggastdaten von Transatlantikflügen gehen diesen Weg. Stimmen die Interna, so sollen auch die Daten über innereuropäische Flüge über den großen Teich geschickt werden. Ganz unscheinbar versteckt in einer Analyse über die zukünftige Rolle der EU-Nachrichtendienste (PDF-Datei) findet sich eine Fußnote 11 mit der Bemerkung: "Zugriff auf Banktransferdaten im Rahmen des SWIFT-Abkommens und der Weitergabe von Passagierdaten im Rahmen des 'Passenger Name Record'-Abkommens. Auch ist wohl langfristig der Zugriff der US-Behörden auf Gesundheitsdaten von EU-Bürgern im Rahmen eines Forschungsprogramms geplant." Am Ende brauchen wir analog zum Vorschlag des obersten Datenschützers zur Aufnahme der Organspendebereitschaft auf der elektronischen Gesundheitskarte eine Widerspruchsklausel für den Medizindatentransfer ähnlich wie sie Österreich-Urlauber brauchen. Willkommen in der Absurditätsspirale oder, für Lateiner: Difficile est satiram non scribere.

*** Das Internet ist bekanntlich eine Ansammlung von Katzenbildern und Rechtschreibfehlern, mit dramatischen Auftritten von Sockenpuppen mittendrin. Nur die deutsche Wikipedia hebt sich davon ab und will deshalb prompt Weltkulturerbe werden. Im Land der Dichter, Denker und Exlusionisten, im Land mit der höchsten Denkmaldichte und der besten Fußballerinnenfrauschaft der Welt geht alles mit rechten Dingen zu. Geht es nicht, sind Rechtsanwälte am Werk, beauftragt von Wiki-Watch, noch ohne Eintrag in der Lobbypedia. Bekannt wurde Wiki-Watch vor allem in letzter Zeit durch das ständige Bemühen, Vroniplag zu diskreditieren. Nun hat ein Artikel auf mögliche Verbindungen zur Pharmaindustrie (PDF-Datei) aufmerksam gemacht und der Streisand fliegt hoch rund um das Weltkulturerbe. Da outen wir uns glatt als richtige Kulturbanausen und erinnern an den ollen Burckhardt über den Gegensatz von Spontaneität und Zwangsjacke: "Kultur nennen wir die ganze Summe derjenigen Entwicklungen des Geistes, welche spontan geschehen und keine universale oder Zwangsgeltung in Anspruch nehmen."

Was wird.

Wenn diese kleine Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene still und leise inmitten allem Katzencontent online geht, ist das Schau-Abendmahl mit Assange vorüber, sind die Assangeblaten gegessen, die Wikigläser geleert. Vorab bekannt wurde nur, dass der Philosoph Slavoj Zizek mit einem Lenin-T-Shirt auftreten will, um den großen Assange mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren. Nach einem reichlich pathetischen Werbevideo hat Wikileaks allein bei Mastercard 15 Millionen Dollar auf einem Konto, das eingefroren wurde. Im Vergleich zu den nachgewiesenen Summen, die die Wau Holland-Stiftung veröffentlicht hat, ist das eine exorbitante Summe. Angeblich soll sie nun von Wikileaks-Anwälten eingeklagt werden. Mastercard verweist ungerührt auf seine allgemeinen Geschäftsbedingungen, von denen es etliche sehr unterschiedliche nationale Varianten gibt, die illegale Zahlungsaktivitäten jeweils anders interpretieren. Das liegt daran, dass die eingebundenen Banken jeweils das nationale Recht umsetzen. Entscheidend wird es sein, wo das Konto angelegt wurde und ob überhaupt Wikileaks-Spenden auf Assange als Eigentümer dieser Beträge hinauslaufen dürfen. So ist der transkontinentale Held wieder in staatliche Grenzen verstrickt, wie im echten Leben auch, wo er auf die nächste Verhandlung zur Auslieferung wartet, die unmittelbar bevorsteht. Auf die Wau Holland-Stiftung scheint er nicht mehr angewiesen zu sein, ihre Bankdaten sind im Spendenformular durch Bitcoin-Angaben offenbar mit Absicht zerschossen worden. Angesichts der unklaren Situation von Bitcoin, die Organisationen wie die Electronic Frontier Foundation zur vorsichtigen Distanzierung von dem Miner-Projekt veranlassten, ist das ein hübscher Schubs für den Blick in die Zukunft. Um es mit Lenin zu sagen: "Sage mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin deine Fehler bestehen."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #347 am: 10 Juli, 2011, 00:24 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Diese Ausgabe der kleinen Wochenschau ist eine Notnummer. Denn der kleine, feine Verlag in der norddeutschen Tiefebene zieht um in ein Ensemble aus Banane, Kamm und Brummkreisel. Vorbei die Zeiten, als die Kolumne in dunkler Nacht auf einem einsamen Parkplatz von einem schwarzen Radfahrer abgeliefert wurde, der mit einem kehligen Lachen, harhar, verschwand. In Zukunft wird ein kleiner See der geheime Treffpunkt sein und ein als Ente getarnter Bote den Radler ersetzen und sich unter das Zeitungs-Entenpärchen mischen müssen. Gehetzte Blicke im Hause Heise, Umzugskartons allerorten, erschöpfte Redakteure, die jahre- wenn nicht jahrzentealten Mist aussortieren. Kann noch wer ein OS/2 Warp gebrauchen? Oder wie wärs mit einer Sicherheitssuite für Windows 95, immerhin nicht mehr auf Disketten? Gereiztes, irres Kichern. Genau die richtige Stimmung, um an das Geburtstagskind Harvey Ball zu erinnern, der heute 90 Jahre alt geworden wäre. Der Werbefachmann Ball entwarf 1963 den Smiley, als zwei Versicherungen fusionierten und die Stimmung im Keller war. Er verkaufte das gelbe Grinsegesicht für 45 Dollar an die Firma, die heute passenderweise Hanover Insurance heißt. In der Werbebranche galt Harvey Ball als ausgemachte Niete, weil er sich nicht um das Copyright des Smiley gekümmert hat. Später gründete er immerhin die World Smile Foundation und erklärte den ersten Freitag im Oktober zum World Smile Day. Ein Smiley für die KWA10-Umzügler, dazu ein lauthals fröhlich geschmettertes Verdi-Ständchen: "Annulla, Riprova, Tralascia?"

*** Anderswo wird nicht unbedingt gefeiert. Mit diesem Statement endet heute die Geschichte der News of the World im Imperium von James und Rupert Murdoch. Den verkommenen Sudeljournalismus des Blattes können andere besser erklären, die den Fall hartnäckig verfolgt haben. Bleibt die Frage, wie die "Handy-Hacker" unter tätiger Mithilfe bezahlter Polizisten Mailbox-Nachrichten löschen konnten. Der Privatdetektiv Glenn Mulcaire als zentrale Figur der Abhörer müsste erklären, mit welcher Hilfestellung über 40 Anschlüsse überwacht und manipuliert werden konnten. Die Erklärung, dass er die Passworte für die Voicemail-Boxen "bekommen" hat, ist ausgesprochen dürftig. Bekanntlich wollte er ein Buch mit dem schönen Titel Here to Hear schreiben und kassierte dann 80.000 Pfund Honorar dafür, dieses Buch nicht zu schreiben. Nun bittet er darum, dass die Schmähungen aufhören und seine Privatsphäre respektiert wird. Der besondere Beitrag der Polizei wird in den Ermittlungen untersucht werden müssen. Das Beispiel des verdeckten Polizeiermittlers Mark Kennedy mag als Indiz für eine lockere Einstellung der britischen Polizei gelten.

*** Nach der digitalen Rasterfahrnung in Sachsen, die "Riesendatenberge" produzierte, streiten sich Politiker, wie die Funkzellenabfrage in Zukunft geregelt werden soll. Der Einsatz dieser Technik soll nach dem Willen der FDP präzisiert werden, während die Linke gar von einem kriminalpolizeilichen Unfug spricht und das Verbot der Maßnahme fordert. Ganz unschuldig kommt da ein besorgter Artikel über den Enkeltrick ins Blickfeld, der beschreibt, wie die Funkzellenabfrage eingesetzt wird – und der sich am Ende als Plädoyer für die Vorratsdatenspeicherung entpuppt. Angesichts der vom Lobbyverband Bitkom ermittelten Quote von 62 Prozent, mit der Bundesbürger die Vorratsdatenspeicherung mehrheitlich ablehnen, dürften Funkzellen-Rasterfahndung und Vorratsdatenspeicherung das Sommerthema schlechthin bleiben, wenn die Politik Urlaub hat. Das Ganze garniert mit Meldungen zum aktuellen Cyberwar, in dem das nationale Cyber-Abwehrzentrum gerade Arbeit bekommmen hat, weil Cracker, die ausdrücklich keine Hacker sein wollen, teilweise offenlegten, wie die Personenverfolgung technisch funktioniert.

*** Bekanntlich ist die Wahrheit das erste Opfer in jedem Krieg. Das gilt auch für den Cyberwar, seitdem mit Stuxnet das Lieblingsthema aller Abwehrspezialisten, der Angriff auf kritische Infrastruktuen, "aktuell" geworden ist. Mit Israel und den USA ist die Liste der einschlägig Verdächtigen, die Stuxnet produziert haben könnten, nicht besonders lang. Nun ist ein Artikel des Leiters einer "US Cyber Consequences Unit" in einem einschlägigen Journal aufgetaucht, der die Vorgehensweise von Stuxnet gut beschreibt: erschienen im Mai 2010, über einen Monat vor der ersten Entdeckung von Stuxnet. "Computer als Kriegswaffen" können effizienter als Panzer sein, wenn es darum geht, eine Region zu "stabilisieren". Das bisschen Stahl im Wüstensand. Was sind schon 1,7 Milliarden für rollende Aufstandswegschieber gegen die 3 Milliarden, die Northrop Grumman für das Projekt Romas kassieren soll, das gerade in Odyssey umbenannt wurde. Die Internet-Überwachung, bei der mit Firmen wie Socialeyez zusammengearbeitet wird, soll sicherstellen, dass der arabische Frühling nicht zu einer unkontrollierten Blüte von Demokratie allerorten wird. Denn noch ist dort nicht der siebente Kreis der Demokratie installiert, in dem sich jedweder Sachverstand selbst zerfleischt. Schade drum. Vor allem, weil wirklich Sachverstand auch komplizierte Dinge kurz und einfach erklären kann.

Was wird.

In einem Werbevideo für Wikileaks wird Julian Assange als Mastermind dargestellt, der die ägyptischen Revolutionäre zum Marsch auf den Tahrir-Platz angestiftet hat. Philosophen verklären den blonden Australier als Verkörperung des Weltgeistes im Sinne Hegels. Auf Napoleon, diese "Weltseele zu Pferde" folgt der "Weltwisser am MacBook". Die in der letzten Wochenschau erwähnte Debatte zwischen Slavoj Zizek und Julian Assange entpuppte sich als schwer erträglicher Austausch von Banalitäten. Der Philosoph Zizek verglich allen Ernstes die Funktion von Wikileaks mit einem betrogen sich wissenden Ehemann, der seine Ehefrau in flagranti erlebt: Politiker betrügen, doch erst dank Wikileaks würde man das Ausmaß sehen. Assange erzählte von seinem Aufenthalt in Ägypten bei einer Miss Egypt, ein Ereignis, das in der Erinnerung seiner Gastgeber ganz anders verlaufen ist. Angesichts dieser Diskrepanz wird klar, warum ein Buch über das Vor-Leben des Weltgeistes keine besonders gute Finanzidee ist: jedes noch so kleine Detail dürfte geprüft werden, nicht nur von Staatsanwälten, auch von den (ehemaligen) Mitstreitern.

Am Montag beginnt in Großbritannien die Berufungsverhandlung über die Frage, ob Assange nach Schweden ausreisen muss, wo gegen ihn ermittelt wird. Die Frage steht dagegen, ob er reisen darf, wohin es ihn gelüstet. Wird keine Entscheidung erreicht, bleibt er verbannt auf einem englischen Landsitz, mit leichten Anklängen an Napoleon auf St. Helena. Die Fragen werden von einem neuen Team von Anwälten diskutiert, die auf Menschenrechte spezialisiert sind. Sie wollen ohne peinliche Altherrenwitze und düstere Beschreibungen des schwedischen Unrechtsstaates antreten, die in der ersten Verhandlungsrunde die Position Assanges nachhaltig ruinierten. Vielleicht wird sich ähnlicher Sachverstand auch auf ökonomischem Gebiet durchsetzen, wo Wikileaks sich in einer krude Geschichte namens "Finanzblockade" verrannt hat, was bei Lichte betrachtet ein Akzeptanzproblem von Banküberweisungen ist.

Und kommende Woche kehrt endlich wieder Normalität ein. Der Heise-Umzug wird abgeschlossen sein. Vielleicht auch nicht nur der Umzug der selbsternannten digitalen Elite nach Google+, es folgen erste größere Kreise des gar nicht selbst ernannten digitalen Plebs. Schon gibt es erstes Stöhnen, das schöne neue Spielzeug werde kaputt gemacht. Normalität kehrt ein. Alles ist wie immer, sieht nur besser aus und nervt nicht mit Freundschaftsanfragen, die doch nur schlechtes Gewissen auslösen. Normalität kehrt ein. Auf Google+ wird nicht mehr nur über Google+ diskutiert. Normalität kehrt ein. Ach was. Das wäre das  Ende.

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Was war.

*** "Elektronische Kommunikationsapparate für eine allumfassende tyrannische Überwachung von der Empfängnis bis ins Grab führen zu einem schwerwiegenden Konflikt zwischen unserem Anspruch auf Privatsphäre und dem Bedürfnis der Gemeinschaft, sich Wissen über uns zu verschaffen. Die älteren, traditionellen Vorstellungen eines privaten, isolierten Denkens und Handelns – die Muster mechanistischer Technologien – werden durch die neuen Methoden der instantanen elektronischen Informationsbereitstellung, der elektronisch computerisierten Datenbanken ernsthaft bedroht – von dieser großen Klatschspalte, die nichts vergibt, nichts vergisst, die keine 'Fehler' der Vergangenheit löscht und aus der es kein Entrinnen gibt." (Marshall Mc Luhan/Quentin Fiore, Das Medium ist die Massage, 1967)

"Der Bildschirm ist die Netzhaut im Auge unserer Seele". Mit einem Zitat von Prof. Brian O'Blivion (1983) eröffnen wir die McLuhan-Gedächtnis-Festspiele. Hätte der Kanadier das Johannes-Heesters-Gen gehabt, so könnte er am Donnerstag auf G+ und Facebook die Früchte seiner Arbeit genießen. Er könnte sich darüber amüsieren, wie die anachronistischen Printmedien die große Diskursmaschine zum Orgeln bringen. "Nur hereinspaziert, sagte der Computer zum Spezialisten", heißt es im Massage-Buch von McLuhan und Fiore in schamloser Plagiaterie von Alice im Wunderland, als zuerst das Urteil gefällt werden sollte und dann die Beweise vorgetragen. Ja, das Urteil über McLuhan ist längst gefällt und mit den Beweisen halten wir uns gar nicht auf. Zu schön ist sein Zitate-Baukasten, aus dem sich alle, alle bedienen, auch diese kleine Wochenschau: "Wir sind alle Roboter, wenn wir unkritisch in unsere Technologien verstrickt sind." (Marshall McLuhan/Quentin Fiore, Krieg und Frieden im globalen Dorf, 1968)

*** Eigentlich ist alles, aber auch alles über Google+ gesagt und geschrieben worden, nur nicht von McLuhan. Zehn Millionen glücklich seufzende Früh-Adoptosaurier haben den Dienst wie Wildschweine umgegraben und erkundet. Wer nicht genug hat, dem sei ein geheimes +Tastenkürzel verraten: Ctrl-Alt-ctk wie c't kaufen. Alternativ dazu könnte man die "Blätter" kaufen, die Richard Sennetts hübschen Text über die Software-Vereinfacher und die Krise der Kommunikation enthalten, den dieser auf der Bodybits vortrug. Was die üblichen Trend- und Beraterfuzzis erfreut, ist eine vernichtende Kritik der Google-Programmierer, die mit dem "einfach" zu bedienenden Google Wave die Google-Nutzer zu verdummen versuchten. "Man muss mit den Medien reden, nicht mit dem Programmierer. Mit dem Programmierer reden ist so, wie sich beim Würstchenverkäufer im Stadion über das schlechte Spiel seiner Lieblingsmannschaft zu beschweren." (Marshall Mc Luhan/Quentin Fiore, Das Medium ist die Massage, 1967)

*** Was bedeutet es nun, wenn bei Google+ die Bodybits auf ordentliche Namen referenzieren müssen, wenn Plomlompom, Ennomane oder die endergone Zwiebeltuete um ihre Identität bangen müssen? Auch darüber ist viel geschrieben und gezetert worden. Auch hier hilft die Wissenschaft weiter, in diesem Fall eine Untersuchung des Aufstandes in der World of Warcraft, als dort vergeblich versucht wurde, eine Realnamenspflicht einzuführen. Die Maßnahme von Activision Blizzard sollte des üble Treiben der Trolle eindämmen und das schlechte Benehmen in den WoW-Foren austrocknen. Dagegen protestierten die WoW-Spieler in einem Megathread so vehement, dass Activision die Maßnahme nach wenigen Tagen zurücknehmen musste: Mit den fiktiven Namen setzt in einer funktionierenden Comunity der Prozess einer für die Telnehmer sehr realen Identitätsbildung ein, die die Betreiber respektieren müssen. Auch Google wird diese Lektion lernen müssen, was umso erstaunlicher ist, als Google selbst ein Plädoyer über die Freiheit veröffentlicht hat, wenn +Ich ein Anderer ist. Davon lebt und profitiert übrigens auch das Heise-Forum, in dem Klarnamen und nomes de plume friedlich koexistieren, wo Trolle wüten und wo sich Zeitreisende irritert am Kopf kratzen. Obwohl, obwohl – verheimlichen kann ich es nicht, dass ich liebend gerne einem Gulasch Nikov in den echten Hintern treten würde. "Zu viele Menschen wissen zuviel voneinander. Unsere neue Umwelt zwingt uns zu Engagement und Teilnahme. Heute nehmen wir, ob wir wollen oder nicht, Anteil am Leben aller anderen und sind füreinander verantwortlich." (Marshall Mc Luhan/Quentin Fiore, Das Medium ist die Massage, 1967)

*** Inmitten der regen Vorbereitungen auf einen übungshalber vorbereiteten IT-Angriff zum Testen von Stabsrahmen sorgt die Nachricht vom Datenloch bei der Bundespolizei für Humor der feinsten Art. Mit dem Hacken des Verfolgungssystems PATRAS hat unser nationales Cyber-Abwehrzentrum seinen ersten schweren Vorfall bekommen, den es untersuchen muss. Wenn dieser zwerchfellerschütternde Bericht stimmt, hat McLuhan wieder einmal ins Schwarze getroffen, als er den Humor als besten Ratgeber bei sich rasch verändernden Wahrnehmungen bezeichnete: Wer immer den Apache-Stack XAMPP als Billig-Software und Antivirus-Software beschreibt, muss entweder gehörigen Schalk besitzen oder ist nach allen Regeln der Kunst veräppelt worden. Seit Herbst 2010 sollen die Hacker, von denen drei mit Klarnamen operierten (!) sich dank längst bekannter XAMPP-Lücke auf dem Server der Bundespolizei umgetan und nerdgemein genau 42 Trojaner installiert haben. Nimmt man zu dieser Meldung noch den Bericht, wonach einige Verfolgungswanzen der Bundespolizei noch aktiv auf ihrem Horchposten sind und angerufen werden konnten, sind wir voll bei McLuhan: "Humor als Kommunikationssystem und Sonde unserer Umwelt eignet sich vorzüglich zur Erzeugung von Gegenumwelten." Wobei die eigentliche Bedrohung nicht in der schlampigen Installation liegt, sondern in dem Cyberwar, in dem der Gegner von irgendwo solch schlampiges Zeug nach allen Regeln der Einbruchskunst ausnutzt und nicht wie "politisch motivierte Hacker" darüber genüsslich plaudert. "Der echte, totale Krieg ist zum Informationskrieg geworden. Ausgetragen wird er mit raffinierten elektronischen Informationsmedien, unter kalten Bedingungen und ohne Unterlass. Der Kalte Krieg ist die eigentliche Front – eine Umzingelung – die alle einbezieht – die ganze Zeit – überall. Wenn heute heiße Kriege unvermeidlich werden, führen wir sie in den Hinterhöfen der Welt mit alten Technologien. Diese Kriege sind Happenings, tragische Spiele." (Marshall McLuhan/Quentin Fiore, Krieg und Frieden im globalen Dorf, 1968)

Was wird.

Den Umzug in der norddeutschen Tiefebene haben alle Beteiligten samt ihrer Rechner und superteuren Messgeräte überstanden. Selbst der große Stromausfall in Hannover konnte die hartgesottenen IT-Journalisten nicht beeindrucken, die Zeitungsente schon gar nicht. Bemerkenswert, das neben der quakenden Fauna sich auch die Flora auf die seltsame Truppe in der Winkelriede eingestellt hat. So kann der Blick nach vorne schweifen und gleichzeitig auch noch einmal zurück: In der nächsten Wochenschau startet das Sommerrätsel, das Sommerloch ausfüllend, ein Quiz mit Bildern und Fragen zur Hard- und Software und zu den Menschen "dahinter". Beim Umzug und beim großen Aufräumen fanden Redakteure kuriose Dinge, etwa ein Modem, dessen Pfeifen und Trällern den jüngeren Kollegen nichts sagte. Das heißt nicht, dass es sich ausgeträllert hat, ganz im Gegenteil: Zur internationalen Funkaustellung in Berlin wird LG Electronics eine Waschmaschine vorstellen, die pfeift und trällert, wenn ein Fehler vorliegt. Dazu gibt es eine App für Smartphones, die die Modulation der Tonfrequenzen aufnimmt und abspielt, wenn die Hotline angerufen wird, wo ein Computer die Fehlerdiagnose übersetzt. Das ist der dampfgetriebene Fortschritt, den unsere Zeit durchzieht, angepriesen als Revolution des Wäschewaschens. Die Waschmaschine war übrigens nach dem Bericht seines Biographen Philip Marchand die einzige Maschine, die der sechsfache Familienvater McLuhan bedienen konnte, immer mit der Klage, dass ihn die Maschine auf einen stumpsinnigen Servo-Mechanismus und Wäsche-Fütterer reduziere.

Passend zum Einstieg ins Sommerrätsel ist hier ein Bild der Segway-Prototypen aus den Labors des trickreichen Erfinders Dean Kamen zu sehen. Es steht als Erinnerung an den Segway-Inhaber Jimi Heselden, der in einem Akt der Höflichkeit seinen Segway an den Rand fuhr, um Platz für einen Hundebesitzer zu machen, der seine Wege kreuzte. Er fuhr ein Stück zuweit zurück. Damit zur ersten Frage: Wie hieß das Gerät, das einstmals ein Computerpionier baute, um den Verkehr zu revolutionieren?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #349 am: 24 Juli, 2011, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Aus Norwegen kommen Nachrichten von einem Bombenattent und einem anschließenden Amoklauf in einem Jugendlager, die gar nicht in das Bild von diesem Land passen wollen. Bezogen auf die Einwohnerzahl hat das Land gerade mehr Tote zu beklagen als die USA nach dem 11. September 2001. Ein Norweger, der die Demokratie hasste und von der Großtat des Einzelnen schwärmte, soll nach ersten Erkenntnissen für den "christlichen" Terror verantwortlich sein. Hintermänner soll er nicht gehabt haben, jedoch Kontakte in die rechte Szene und einen Computer mit World of Warcraft. Erinnerungen an den christlich geprägten Bomber von Oklahoma werden wach, der die weiße Überlegenheit wiederherstellen wollte. Am Ende blieb damals eine verquere Debatte übrig, ob seine Hinrichtung im Internet gezeigt werden sollte. Eindrucksvoll ist das Bekenntnis zu mehr Demokratie und mehr Offenheit, das bei allem Kummer im Lande vom norwegischen Ministerpräsidenten vorgetragen wird. Eine Haltung, die sich wohltuend vom deutschen Gekreische von der Rückkehr des Terrors in Europa unterscheidet. Was dabei fehlt, ist die sonst gebetsmühlenhaft vorgetragene Formel vom "Homegrown Terrorism": Auch dieser Täter hat sich radikalisiert. Bemerkenswert auch die journalistischen Anmerkungen von einem ganz normalen Arbeitstag, in dem Leser im Namen der Meinungsfreiheit eine Meinung vertreten, die frei von Fakten ans dicke Brett geheftet wird, das man vor dem Kopf zu tragen pflegt.

*** Gegen Entsetzen wegen Oslo hilft vielleicht die Wut. Wut über das Versagen der Medien und des viel beschworenen Qualitätsjournalismus. Dieses Versagen, das leider schon allzu viel in der Gesellschaft verdorben hat. Wenn die Wut hilft, das Entsetzen zu überwinden und "sich wieder an die Werte zu erinnern, die sich auch in unserem Grundgesetz wiederfinden". Ach. Ja. Those were the days.

*** In dieser Atmosphäre kann man an Mark Anthony Stroman erinnern, der in dieser Woche in den USA hingerichtet wurde, weil er auf Menschen schoss, die er für Araber hielt. Stroman schoss auch auf den Moslem Rais Bhuiyan, er überlebte schwer gezeichnet und schlecht verarztet, weil er als Einwanderer keine ausreichende Krankenversicherung besaß. Dennoch setzte sich der Moslem mit World without hate für eine Begnadigung von Stroman ein, die unter Christen keine Chance hatte. Das alles war, in einer Juliwoche anno 2011. Deshalb verschiebt sich das angekündigte Sommerrätsel um eine Woche, weil das Byteraten zum Geburtstag von McLuhan oder dem demnächst anstehenden des IBM-PC nach diesem Terroranschlag nicht unbeschwert zu leisten ist und fertige Welterklärungen vom schwer verschuldeten "Einzeltäter" zu diesem Zeitpunkt nur von weiteren Brettern vor weiteren Köpfen künden. Auch so kann sich eines zum gänzlich anderen fügen, wie etwa dem Geburtstag von Theo van Gogh. Denkt mal drüber nach, sagte einer aus Oslo.

*** Worüber ich auch nachdenke: Bei aller Wut, bei allem Entsetzen, die Trauer ist groß über den Tod von Amy Winehouse. "Lieber mit Amy Winehouse untergehen als mit Joss Stone auf dem Lady-Di-Gedenkkonzert feiern", schrieb ich einmal, auch in der Hoffnung, dass Amy Winehouse das mit dem Untergehen doch vielleicht nicht so wörtlich nehmen wollte. Abseits aller Sprüche vom Club 27 bleibt, dass wir eine große Soul- und R&B-Sängerin verloren haben, gegen die sich all die Adeles und Duffys doch recht mickrig anhören (und, um noch eine Bemerkung über Joss Stone zu verlieren, gegen die andere sich erst langsam zur Essenz dieser Musik vorarbeiten).

*** Wir brauchen eine Europäische Suchmaschine, die unser spezifisch europäisches Digitalgedächtnis aufarbeitet und uns nicht dem würgenden Zugriff von Google überlässt, forderte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. Am besten eine, die das TÜV-Gütesiegel des Chaos Computer Clubs trägt, mit Stempel vom großen Felix von Leitner, dem CCC-Experten für Suchmaschinen. Für Schirrmacher ist die Suchmaschine ein virtueller Bibliotheksdirektor, der einzige Mensch, von dem man erfahren kann, was eigentlich das relevante Wissen der Jetztzeit ist. Wobei in der Tradition des deutschen Weltgeistes der Mensch nur ein Menschlein ist: "Vielleicht müssen wir uns Gott als diesen Bibliotheksdirektor vorstellen." Wer sich an die Suchmaschine Quaero erinnert, die die kleinen Götter Jacques Chirac und Gerhard Schröder in ihren Sonnenstaaten zu bauen beschlossen, an die horrenden Summen, die ohne jede Ausschreibung in das Projekt gesteckt wurden, bis das Projekt wie das Verbmobil verunfallte, dem bleibt nur der Schluss übrig: Wenn es einen Gott geben sollte, lebt er nicht von europäischen Fördermitteln unter der Aufsicht einer Exzellenzkomission. Die Bibel beginnt auch nicht mit der Erzählung, wie Gott einen Projektgrobplan für sieben Tage entwirft, dann Meilensteine definiert, sich an eine Machbarkeitsstudie setzt und dann erst einmal einen Abschlusskongress veranstaltet. Gibt es noch eine Chance für ein Leben ohne Google?

*** Der Appell an den CCC, als TÜV doch bitte dafür zu sorgen, dass wir nicht den Verstand verlieren, beruht auf einer Studie von Betsy Sparrow. Sie fand heraus, dass wir Informationen vergessen, bei denen wir sicher sind, dass wir sie im Internet finden, nicht unbedingt bei Google. Informationen, die eher nicht im Netz zu finden sind, speichert das Gehirn ab, heißt es in "Cognitive Consequences of Having Information at Our Fingertips" – was vom Titel her eine Hommage an Bill Gates ist. Seine Firma wusste als erste, was mit den Fingerspitzen los ist, wenn sie nicht in der Nase bohren, sondern Informationen abfragen, antatschen oder mit Gesten herumschieben. Was bleibt, ist die Frage, ob sich die fun new line of research von Sparrow verifizieren und interationalisieren lässt. "Some trivia questions" und "some trivia statements" warten auf die Wissenschaft. Daneben wartet die immer wieder auftauchende Frage der Singularität, auf die der Homo S@piens wartet. Wenn diese Trivia schon ausgelagert werden können, ist es dann nicht bald Zeit, den ganzen Rest in einer Cloud zu speichern? Dumm nur, dass die Leute vom Fach diese Geschichte viel verhaltener sehen als die Informatiker mit ihren Gattern.

*** In der Düsternis glimmt ein kleines Licht der Hoffnung. Es wird größer werden müssen, wenn die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte einen tragenden Bestand haben soll. In Deutschland ist der Schutz der Whistleblower hoffnungslos unterentwickelt und bedarf dringend der Verbesserung. Noch haben wir eine Justizministerin, die an dieser Stellschraube drehen und einiges bewirken kann. Ob das fantastische Aus für den elektronischen Gehaltsnachweis, von anderen Ressorts bewirkt, da Anschub leisten kann, ist ungewiss. Bedenklich stimmt der Satz, dass die Infrastruktur des Verfahrens und das erworbene Know-how weiter in der Sozialversicherung genutzt werden soll, da hat die Initiative des Bielefelder FoeBuD recht. Dieses Schwerter zu Pflugscharen früherer Bürgerinitiativen kann bei ELENA nicht verfangen als schlichte Code-Reutilization. Das Mindeste wäre die Offenlegung des Codes. Ganz nebenbei: Das Eingeständnis, dass sich die digitale Signatur abseits von Nischensytemen bei den Notaren und der Abfallwirtschaft nicht bewährt hat, wird wie ein Vorschlaghammer wirken. Etwa bei dem Projekt elekrtonischer Personalausweis, bei dem eine solche Signatur für Bürger im Verbund mit einem Komfort-Lesegerät realisiert werden sollte, als Ansporn für Arbeitslose, sich schnell einen solchen Ausweis zu besorgen. Shredder, shredder.

*** Nein nein, das ist kein Sommerrätsel: Das ist die UMTS-Telefon-Vision von Nokia aus dem Jahre 1999, "Future Terminal Concepts" genannt. Begleitet von einem "Marktbericht", dass diese seifigen Dinger ab 2010 über 90 Prozent des Marktes ausmachen werden, natürlich gestellt von Nokia. Wieder und wieder wurden uns Journalisten die simplen, per Finger-Touch und -Wisch bedienbaren Nokia-Geräte vorgeführt. Nach und nach wollte man Telefone mit den entsprechenden Leistungen ausstatten. Heute zeigt sich, dass Apple und Google mit Android weitaus besser verstanden haben, was Nokia wollte, und die ganze Enchilada en Bloc servierten. Die Realität anno 2011? Nokia liegt in roten Zahlen am Boden. Ursprünglich stand hier das beliebte Journalistenwort "blutüberströmt".

Was wird.

Angeblich wird Wikileaks-Chef Julian Assange trotz laufender Verfahren auf der IFA 2011 in Berlin eine Keynote halten. Die Messe für Waschmaschinen und 3D-Fernseher findet vom 2. bis 7. September statt. Das ist nicht ohne Ironie, da in dieser Zeit vor einem Jahr die schwedische Staatsanwaltschaft beschloss, den zuvor abgeschlossenen Fall wieder aufzurollen. Daraufin wechselte Assange seinen Anwalt und tauchte unter, irgendwo in Schweden. Nach der vor einem englischen Gericht gegeben Aussage seines Anwaltes meldete sich Assange dann am 29. September aus Berlin und teilte diesem mit, dass auf der Jagd nach dem Verräter Daniel Domscheit-Berg all seine "Bags" verloren gegangen seien. Welcome back, Julian!

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #350 am: 25 Juli, 2011, 02:13 »
Zitat
...dass wir Informationen vergessen, bei denen wir sicher sind, dass wir sie im Internet finden...
...finde ich völlig normal.
Schon als Schüler, damals in den 70ern, formulierte ich gerne immer wieder:
"Ich muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wo es steht"
Wikipedia, Google & Co. befördern diese Einstellung offenbar enorm...
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
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3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
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Was war, was wird. (in einer gar nicht lauen Sommernacht ...)
« Antwort #351 am: 31 Juli, 2011, 07:03 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und sie bietet dieses Mal endlich, nach einer unerwarteten Verschiebung aus traurigen Gründen, den ersten Teil des diesjährigen Sommerrätsels, auch wenn der Sommer noch weit ist und die Sommernacht eher bitterkalt denn lau.

Was war.

*** Nein, das war keine erfreuliche Woche, nach all dem, was in Norwegen passierte. In einem Land, das Pionierarbeit bei den Websperren leistete, das die sechsmonatige Speicherung von Vorratsdaten aus Angst vor EU-Sanktionen eingeführt hat, schlug ein Attentäter zu. Ein Mensch mit großer Angst vor einer "durchrassten" und kulturell bunt gemischten Gesellschaft tötete als Polizist verkleidet gezielt 68 Jungsozialisten. Außerdem ließ er eine selbst gebastelte Bombe detonieren. In Deutschland schlug die Politik zu. Eine Datei für auffällige Internet-Nutzer und die Vorratsdatenspeicherung, eine gewissenhafte Netzüberwachung, Alarmknöpfe und Düngemittelregister wurden gefordert, Verknüpfungen von Melde- und Waffenregistern werden begrüßt, weil das Urböse im Internet geboren wird, 24 Stunden, 7 Tage die Woche lang.

*** Ganz sicher transportiert das Internet so manche geistige Verwirrung, von Politikern wie von "home-grown" Terroristen. Noch die Kritik am Attentismus kommt nicht ohne Bilder aus, die aus diesem verruchten Internet gefischt wurden. Wie Fremdsprech müssen in dieser verzottelten Debatte die ins Deutsche übersetzten Worte des Kronprinzen Haakon klingen, die das Grundthema Freiheit statt Angst aufgreifen, wie es Politikern nicht gelingt:"Wir wollen ein Norwegen: In dem wir zusammenleben in einer Gemeinschaft mit der Freiheit, Meinungen zu haben und uns zu äußern. In der wir Unterschiede als Möglichkeiten sehen. In der Freiheit stärker ist als Angst. Heute Abend sind die Straßen mit Liebe gefüllt." Ja, einmal im Leben, die Ideale nicht der geistigen Verwirrung opfern. Das wär schon mal was.

*** Das Äußerste an Visionen bringt in Deutschland der SPD-Politiker Peer Steinbrück im langen Gespräch mit drei Bloggern zustande, wenn er eine "Erzählung von Europa" skizziert: "Sozialstaatlichkeit, Rechtsstaatlichkeit, Freizügigkeit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit. Die Tatsache, dass nachts kein Staatssicherheitsdienst mehr an der Tür klingelt – das ist die Erzählung, die neu gefunden werden muss." Zweimal Freiheit, zweimal Staatlichkeit, dazwischen zieht es. Ein festes Bekenntnis Freiheit statt Angst liest sich anders. Was den Staatssicherheitsdienst anbelangt, so braucht dieser heutzutage nicht mehr an der Tür klingeln: Er lässt es klingeln und schneidet eifrig mit. Wenn die Daten von 40.000 und mehr Menschen ermittelt werden, um eine nicht näher bekannte Tätergruppe mit einem handelnden Kopf einzukreisen, zeigen Sätze wie "Derjenige, der friedlich demonstriert hat, hat nichts zu befürchten" das ganze Ausmaß der geistigen Verlotterung. Dass zur Meinungsfreiheit und zum Auftreten auf einer Demonstration die Abwesenheit der Furcht gehört, ausgespäht und datenbevorratet zu werden, ist Bestandteil der informationellen Selbstbestimmung. Wobei die Datenmenge keine Rolle spielt, für die Suche in den Bergen purzeln die Rekorde.

*** Es ist angeblich Sommer, die tageszeitung macht blau und schwärmt von vielen schönen Sommertagen. Schwer verwirrte Einzeltäterin? Wer weiß. Zum Sommer gehört vielleicht nicht dieser Nieselregen in der norddeutschen Tiefebene, ganz sicher aber ein Sommerrätsel. Wissen fängt mit W an, nicht nur in der Welt der Wikipedia. Jeweils zehn nicht ganz so triviale Fragen im Bereich der Hardware, Software und der Meatware stehen an. Die Lösungen gehören ins Forum, zu gewinnen gibt es nichts, die Auflösung folgt je nach Wetter am Montagabend oder Dienstagmorgen. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Hardware und ist annähernd chronologisch aufgebaut.



Frage 1: Warum hat ein Byte 8 Bit?
Frage 2 gleich hinterher: Welcher Blümchencomputer ist das, der da auf dem Bild rechts abgebildet ist?

*** Bekanntlich hat der bescheiden auftretende Internet-Dienstleister Google in dieser Woche einen Gesichtserkenner gekauft, als Antwort auf eine ungemein sympathische Facebook-Dienstleistung. Die Pittpatt-Software findet in Kameras Verwendung und hilft dem unbedarften Fotoknippser, auf Gesichter zu fokussieren. Gedanken an den Minority Report sind unnütz, da man sehr auf die Privatsphäre achten will – außer man ist ein eine Minority: Pagevi klingt ebenso nützlich wie Pittpatt, steht aber für "Parallele Gesichtserkennung in Videoströmen" und soll im Endeffekt dazu dienen, Hooligans aus der Datei Gewalttäter Sport auf Schritt und Tritt zu begleiten. Am heutigen Spieltag des KSC gegen Alemannia Aachen sollte die Gesichtserkennung im Stadion mit Freiwilligen getestet werden, doch dies scheiterte an heftigen Protesten der Fan-Clubs. Schließlich äußerte der Landesdatenschützer Zweifel, ob der Test ähnlich einem früheren Test im Mainzer Hauptbahnhof statthaft ist. Denn anders als bei anonymen Bahnreisenden und untergemischten Freiwilligen gibt es eine Datei und damit eine Vorverurteilung. Weit weg vom Präkog ist das nicht. Apropos Alemannia: In Aachen haben Ordnungshüter damit begonnen, mit Smartphones ihre Knöllchen zu dokumentieren. Der Einspruch soll zwecklos sein, die intelligenten Funken mit Zeitangaben und Geodaten sind ungemein praktisch: Dauerparker, die ganzen Tag verboten parken, dürfen fünf Mal hintereinander zur Kasse gebeten werden. Diese Frequenz ist sicher noch optimierbar. Alarm für Cobra 11, bitte kommen ...
Dann lieber mal Frage 3: Gesucht wird das Funkrufzeichen eines Entwicklers, dessen Computer auf dem umgedrehten WWW präsentiert wurde.
Und Frage 4: Welcher populäre Computer hatte eine eigene Taste für das @-Zeichen?

*** Es tut sich was im Bytenraum. Die Meldungen klingen dürr, Restrukturierungen sind schließlich die Lieblingsbeschäftigungen aller Manager, nicht nur bei Cassidian (EADS). Doch wenn eigens Cybersecurity betont wird, wenn einstmals wichtige Funkbereiche nach China verkauft werden, weil lukrative Geschäfte anders aussehen, dann lohnt sich der Blick ins Eingemachte. Cybersecurity ist ein wunderbarer Markt auf dem Schlangenöl oder Cybersicherheitsstaub reißenden Absatz findet. Auch die Bedrohungen sind immer wunderbarer: Sollte die vom Internet-Dinestleister Google zur Verfügung gestellte Übersetzung eines Textes zum chinesischen Eisenbahnunglück stimmen, hängt der fatale Blitzschlag in das Steuerungssystem mit dem Stuxnet-Virus zusammen, den die USA mit Hilfe von Deutschland in die Welt gesetzt haben. Da geht noch was! Wie war nochmal der Werbeslogan? "Abheben Richtung Zukunft."
Da passt doch Frage 5: Für welches Produkt wurde mit folgendem Werbeslogan geworben: "PC aufschrauben, 2.795 Mark reinstecken, XT zuschrauben."?

Kommt gleich Frage 6: Die erste 30-Tage-Geld-zurück-Garantie in der Geschichte des Unternehmens gab Microsoft wofür?

*** In dieser Woche wurde viel über den Haushalt der USA geschrieben und darüber, dass die Regierung Obama pleite ist. Der intellektuelle Bankrott interessierte weniger: Die an dieser Stelle schon einmal erwähnte Geschichte des aufrechten Whistleblowers Thomas Drake ist um eine weitere Wendung reicher. Nicht einmal zur einfachen Verurteilung wegen eines Missbrauches von Dienstcomputern reichte die Anklage, dafür kassierte sie eine überaus heftige Abfuhr des zuständigen Richters. Außerdem änderte eine Richterin die Vorladung des Journalisten ab, der über seine Verbindungen zu Drake befragt werden sollte. Diese Aufhebung des Zeugnisverweigerungsrechtes ist vorerst vom Tisch, was ähnlich wichtig ist wie die Entscheidung des europäischen Gerichtshofes in der letzten Woche.

Die Härte, mit der die Regierung Obama gegen Geheimnisverräter aller Art vorgeht, werden jetzt andere zu spüren bekommen. In die Diktiergeräte der Journalisten gehört der Satz der Anklage, die ein Exempel gegen die Verräter im Geiste des McCarthyismus statuieren wollte: "When you sentence Mr. Drake, you send a message." Die nun gesendete Message ist eindeutig.
Vielleicht passt da Frage 7 besser, als man anfangs denkt: Welcher Computer wurde mit einem für Journalisten ganz prakitschen Diktiergerät verkauft?

Was zu Frage 8 führt: Links zu sehen ist ein Foto aus der Vergangenheit. Wie hieß das zugehörige Diskettenlaufwerk?

Was wird.

Nicht immer ist die USA ein gutes Vorbild. Was der angebliche Netzguru Jeff Jarvis hashtaggend für sein Land vorschlägt, wird unkritisch mit #fickdichberlin in Deutschland wiederholt und ausgeschlachtet. Etliche Einwürfe lassen Zweifel zu, dass das, was im Internet geboren wurde, überhaupt von Wesen mit messbaren Intelligenzquotienten stammt. Dass dabei die Wahl des Browsers eine Rolle spielen könnte, ist ein Gerücht, so groß wie Loch Ness. Zur Sommerpause kommt die Sommerposse, doch halt, es gibt genug zu tun.

Also Frage 9: Dieses preisverdächtige Gerät auf dem Bild rechts löst demnächst welches Problem?

Und zum Abschluss des ersten Teils des Sommerrätselsn noch Frage 10 mit dem Bild links: Hä? Space Invadors unter Hardware? Software kommt erst nächste Woche dran. Die Lösung ist[...]

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Was wirklich war (Die Lösung nicht aller Rätsel)
« Antwort #352 am: 02 August, 2011, 13:31 »
Nieselregen? Zum richtigen Sommerrätsel gehört bitteschön ein richtiger Sommer, eine Sonne die auf die norddeutsche Tiefeben knallt. Auch die Auflösung des ersten Teils gehört dazu. Fast alle Fragen wurden gelöst, selbst bei den nicht gelösten gab es Antworten, die nur knapp daneben waren.

Gleich die erste Frage, warum ein Byte 8 Bit hat, brachte viele Diskussionen. Die richtige Antwort ist mit dem BCDIC-Code zu finden. Die lange Antwort eines Fachmannes der frühen Rechentechnik, von dem die Frage als Vorschlag eingesendet wurde:

IBM hatte zu dem Zeitpunkt zwei grundsätzliche Rechnerarchitekturen, den 1400 als Dezimalrechner (praktisch) ohne Zeichenverarbeitung, sowie den 7090 als Binärrechner mit 36-Bit-Worten und 15-Bit-Adressen. Verwendet wurde dabei der BCDIC-Code, ein 6-Bit-Code, sodass 6 Zeichen in ein Wort passten.

Das Standardeingabegerät war damals der IBM 026 Keypunch (Kartenlocher). Der konnte die 48 BCDIC-Zeichen lochen: 10 Ziffern, 26 Grossbuchstaben, 11 Sonderzeichen und das Leerzeichen. Die anderen 16 Kombinationen (6 Bit = 64 Zeichen) waren Steuerzeichen, die nur über direkte Lochung zugänglich waren. Bereits beim BCDIC-Code gab es Varianten, z.B. einen Programmierzeichensatz, der auch ein Plus oder Klammern enthielt.

Die /360 sollte als 'Universalmaschine' sowohl die dezimalen Rechner als auch die binären Systeme abloesen. Als Code war zuerst ein 7-Bit-Code (nicht ASCII) im Gespräch, damit Kleinbuchstaben und mehr Sonderzeichen möglich wurden. Nach der BCDIC-Arithmetik hätte das aber bedeutet, dass in ein 7-Bit-Zeichen immer nur eine Ziffer passt. Damit wäre bei der angedachten Hauptaufgabe, dem Menge-mal-Einzelpreis-Rechnen, fasst die Hälfte des Speichers ungenutzt geblieben. Mit der Entscheidung, 8 Bit zu einem Byte zu fassen, konnten 2 BCD-Ziffern optimal, ohne Verschnitt, untergebracht werden.

Frage 2 war für die Leserexperten einfacher zu lösen, da der Rechner, eine von Nikolaus J. Lehmann entwickelte und in Zella-Mehlis vom VEB Büromaschinenwerk gefertigte Cellatron 8205 in der DDR einige Verbreitung hatte. Rund 3000 Stück wurden von dem System produziert, von dem im Bild nur das Bedienpult zu sehen ist.

Frage 3 suchte Frank Heyder, Funkrufzeichen Y21SO, der den AC 1 (Amateurcomputer 1) entwickelte, nachdem 1983 ein Wettbewerb zur Konstruktion eines Funkfernschreibers ausgerufen wurde. Seine Entwicklung wurde in Leipzig auf der Zentalen Messe der Meister von Morgen vorgestellt, das Pendant zu dem Wttbewerb "Jugend forscht" in der BRD.

Frage 4 wurde in wenigen Sekunden beantwortet: Der Commdore C64 hatte das @ auf einer eigenen Taste. Im Laufe der Entwicklungsgeschichte von Schreibmaschinen, Terminals und Rechnersystemen wanderte das @ auf ziemlich jede denkbare Position der Tastatur, doch diese Prominenz erfuhr es auf dem C 64.

Frage 5 suchte nach der "BusinessCard" von Tandon, eine Steckkarte für den IBM-PC, auf der sich ein Festplattencontroller und eine 20-MByte-Platte befand. Tandon startete als Hersteller von Diskettenlaufwerken und Festplatten, bei dem IBM Teile für seinen ersten PC einkaufte.

Frage 6 suchte nach Microsoft-Hardware. Vor genau 20 Jahren erschien die Ballpoint-Maus. Damals wurden erstmals Laptops in großen Stückzahlen gefertigt und verkauft. Damit Windows 3.1 auch auf diesen Rechnern installiert und bedient werden konnte, suchten die Microsoft-Ingenieure nach einem Weg, eine Maus am Laptop anzuflanschen. Da die Bedienung der Maus Gewöhnungssache war, entschloss man sich, eine Geld-zurück-Garantie zu geben. Sie galt nur für die Maus; wer mit ihr im Bündel Windows kaufte, konnte es nicht zurückgeben.

Frage 7 suchte den Olivetti Quaderno, einen Laptop mit eingebauter Diktiergeräte-Funktion. Die aparte Mischung hatte Olivetti nach einer Umfrage unter italienischen Journalisten produziert, doch war sie international nicht sonderlich erfolgreich.

Frage 8 zeigt die Flopico von Mitsubishi, die mit einer PCMCIA-Karte vertrieben wurde, die als Laufwerk funktionierte. Zur Präsentation im Jahre 1996 fassten die Kleinst-Floppys 1,44 MByte. Mitsubishi versprach Flopicos mit 20 MByte, konnte diese aber nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit produzieren.

In Frage 9 wurde der Tricorder aus der Fernsehserie Star Trek ohne Probleme erkannt. Da unter "Was wird" laufend, waren die Antworten korrekt, die den von Qualcomm mit 10 Millionen US-Dollar dotierten Tricoder X-Price nannten. Bis 2012 soll ein Gerät entwickelt werden, dass die medizinische Diagnose vieler Krankheiten für jedermann so einfach macht, wie dies für die Besatzung des Raumschiffes Enterprise möglich war.

In Frage 10 wurde das programmierbare Namensschild gesucht, dass die Hackcamper auf dem Chaos Communication Camp tragen werden. Auf diesem Badge läuft Space Invaders.

Das nächste Sommerrätsel beschäftigt sich mit der Software. Knifflige Vorschläge wie immer an hal@heise.de

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Was war, was wird (Das große Sommerknopfrätsel)
« Antwort #353 am: 07 August, 2011, 00:23 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und es foltgt der zweite Teil des diesjährigen Sommerrätsels, diesmal in einer wahrlich lauen Sommernacht, so wie man sie sich wünscht.

Was war.

*** Seien wir genüngsam. Lassen wir die Revolutionen in aller Ruhe Revue passieren. Lehnen wir uns entspannt zurück. So viel Revolution wie derzeit war nie, wird nie sein, trompetet es allenthalben, während die Börsen in sich zusammensacken. Ist das wirklich? Egal. Erinnern wir uns: Vor 30 Jahren, am 12. August 1981, stellte IBM den IBM Personal Computer vor, der aus Komponenten anderer Hersteller zusammengeschraubt war. Die leistungsschwache Maschine begründete den "Personal-Computer-Standard" und die "IBM-Kompatibilität" und verkaufte sich blendend. Nach einem verhaltenen Beginn verkaufte IBM jede Minute einen IBM-PC, anderthalb Jahre lang. Im Januar 1983 wurde der in die Wohnungen Amerikas eingezogene Personal Computer zum Man of the Year 1982 gekürt: Die Abbildung der Times zeigt eine IBM-Designstudie mit einer Tabellenkalkulation. Es war die Software, insbesondere VisiCalc, die dem "häßlichen Klotz" (Steve Jobs) den Durchbruch bescherte. Software ist Tipp-Ex in Potenz. Es war MS-DOS zu verdanken, dass Microsoft sich von einem Anbieter von Software für Hobbyisten zu einem dominierenden Software-Konzern entwickeln konnte. In diesem Sinne wünscht das Sommerrätsel-Team viel Spaß mit 10 "knackigen" Fragen zur Software, die auf gute Antworten warten.
Und zum Einstieg eine ganz einfache Frage 1: Want Sin?
Und Frage 2: Worüber ärgerte sich Bill Gates, als der IBM-PC vorgestellt wurde?

*** Seit vielen Jahren spricht Ray Kurzweil davon, dass der Mensch im Computer aufgeht und damit unsterblich wird. Als sein Klassiker "The Age of Spiritual Machines" 1999 erschien, prophezeihte Kurzweil, dass dieser Moment der Singularität im Jahre 2099 eintreten wird. Nun kommt die Unsterblichkeit früher, anno 2029. Ehe der Nachfolger von Hal 9000 diese Kolumne übernehmen und die Restmenschen die Computer als Götter anbeten werden, wird noch einiges passieren. In zehn Jahren werden wir Kontaktlinsen tragen, die uns Zugang zum Internet gewähren, mit je einer IPv6-Adresse für das rechte und das linke Auge. In Kurzweils Klassiker, der bei uns den idiotischen Buchtitel Homo S@piens verpasst bekam, ist 2029 das Jahr, in dem der erste Computer den Turing-Test besteht. Außerdem ist es das Jahr, in dem eine "Florence-Brigade" von Maschinenstürmern losschlägt, unter Berufung auf ihren Führer, den im Gefängnis verstorbenen Unabomber Ted Kaczynski. Dieser veröffentlichte kurz vor seinem Tode ein Manifest, das seinen Anhängern das Töten aller Computerbesitzer auftrug. Ob Kurzweil mit seinen Prognosen richtig liegt, können wir übrigens schon 2012 überprüfen. Dann beginnt die Kampagne für ein weltweites Verbot von Verschlüsselungssoftware für Privatpersonen, die darin endet, dass ab Oktober 2013 der Drittschlüssel in einem Computer der "Heimatsicherheit" gespeichert wird. Menschen dürfen keine Geheimnisse vor Computern haben. Aber ist das eine Zukunftsvision?

So ergibt sich zwangsläufig Frage 3: Computer, ein paar Hilfskräfte und der weite blaue Himmel. Was im Bild rechts wie eine saubere Welt-Vision von Kurzweil aussieht, machte Werbung wofür?
Vielleicht nicht ganz so zwangsläufig Frage 4: Alt, aber unvergessen. Was kostete Emacs für den PC mit welchen Folgen?

*** Ein Jubiläum der ganz besonderen Art feiert derzeit das World Wide Web. Getreu der Devise, dass das Internet viele Väter hat, wird auch die Kreation von Tim Berners-Lee gehäckselt. Mal ist Vannevar Bush und sein Memex dran, mit der hübsch schrägen Formulierung, dass Tim Berners-Lee im Usenet das erste WWW-Netzwerk aufbaute. Mal muss Ted Nelson und sein Xanadu-Projekt die Vaterschaft übernehmen, obwohl er in seinem Buch Geeks bearing Gifts keinen Zweifel daran lässt, dass das WWW eine bescheuerte Verwässerung seines Ansatzes darstellt, der immer noch auf seine Realisierung wartet. Wie wäre es mit der ersten Website oder dem schwer vermittelbaren Vorschlag? Egal, egal, es wird gefeiert. Und bei aller Korinthenkackerei: Schlecht ist das nicht, wenn dabei solche Texte entstehen wie dieses Lob des Online-Seins, in denen Bauds röcheln und die Sonne blendet. Erst das WWW machte Firmen wie Netscape (schon wieder vergessen) oder eben Google möglich: Im Internet geboren, stößt es gerade mit der Realität zusammen und wirft lustige Fragen auf, auf die es eine ernste Antwort gibt. Erinnert sei an das eindringliche Plädoyer von David Levy, so schnell wie möglich eine Roboter-Versicherung einzurichten, für all die Schäden, die uns in einer kurzweiligen Welt drohen werden. Wer sich über die Zusammenhänge wundert, kann ins frühe Internet beim Kurator der geschätzten Emily Postnews nachschlagen.
Aber gut. Lieber Frage 5: Was hat Shakespeare mit dem Internet zu tun?
Dazu passt Frage 6: Ein Programm sollte das Dunkel im Internet bannen. Sein Name?

Was wird

Die Maus ist tot, der Wischefinger hat sie abgelöst. Die Tastatur ist am Verfaulen. Bald werden Computer nur noch mit Gesten gesteuert und die Sprache zur Texteingabe ist auch nicht sonderlich neu. Aus diesem Grunde wird die Vorschau im Sommerloch zur ultimativen Rückschau. Es dauerte nicht einmal ein Jahr, da hatte der IBM-PC eine graphische Oberfläche bekommen. Mit VisiOn stellte VisiCorp auf der Comdex 1982 ein System auf, das mehr als nur ein Häkchen setzte. Die Oberfläche war höchst modern konzipiert, da sie intern auf einer virtuellen Maschine lief. Das Programm setzte sich nicht durch: Es hatte keine Knöpfe. Das bringt uns zum heiteren Knöpferaten als Antwort auf die Beschwerde, dass zuwenig Rätsel im Sommerloch zu lösen sind. Zu jeder Abbildung wird ein Programmname gesucht, der Hersteller und das Jahr, in dem die Benutzeroberfläche den Benutzern erschien.

Auf geht's mit Frage 7: Die folgenden drei Bildchen stehen für drei frühe Ansätze. Gesucht wird die Firma und das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen.




Es dauerte aber nicht lange, dann kam die Farbe ins Spiel. Was zu Frage 8 führt: Welche drei Systeme aus welchen Jahren sind in den folgenden Bildern versammelt?


Fast zwangsläufig ergibt sich Frage 9: In den folgenden Bildern wieder drei Kandidaten ofür die Fans des Sommerrätsels. Einer wurde berühmt, als hässlichster Entwurf.


Und zum krönenden Abschluss Frage 10: Die Zukunft ruft? Ganz sicher? Die Auflösung erscheint am Dienstag, zum Schluss ist beschäftigen wir uns in den noch folgenden Bildern mit dem, was unfreundliche Administratoren Fehler 40 nennen.


Quelle : www.heise.de

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Was wirklich wahr war, im großen Sommerloch
« Antwort #354 am: 09 August, 2011, 16:46 »
Nein, potztausend, diese Anonymität aber auch. Da hat ein Leser mit einigem Aufwand ein grafisches Knopfraten für das Sommerrätsel gebastelt und mir nichts, die nichts, schmettert eine KatiH die richtigen Lösungen ins Forum und macht das ganze schöne Rätsel kaputt, assistiert von Cone, Pere Lachaise, Trollplonk und nur noch reflexartige Zuckungen. Forumsleser haben wirklich seltsame Namen. Aber sie kennen sich und schwatzen und haben ihren Spaß. Es geht meistens – trotz all der Trolle und der Notwendigkeit, ab und zu einen Fisch zu werfen – sehr manierlich zu in dieser Anonymität, die unser Innenminister beseitigen will. Diese Anonymität ist eine Errungenschaft der Vernetzung und muss verteidigt werden gegen die sommerlichen Anmaßungen eines Ministers, der starke Probleme mit dem netzpolitischen Dialog hat.

Doch zu den Fragen. "Want Sin?" ist die Frage Nr. 1, die Microsofts 4K BASIC für den Altair stellte. Nach MEMORY SIZE? und TERMINAL WIDTH? wurde nach WANT SIN? gefragt und danach folgten WANT SQR? und WANT RND? Damit konnte das 4K-BASIC ein paar Bytes mehr Speicher bieten, wenn vorab auf diese Funktionen verzichtet wurde. Das danach veröffentlichte 8K-BASIC fragte SIN, CON, TAN und ATN ab. Ob BASIC überhaupt eine Sünde darstellt, ist unter Software-Historikern umstritten.

Frage 2: Ja, Bill Gates ärgerte sich, als der IBM-PC vorgestellt wurde. Zwar kam der Rechner mit einem Microsoft-BASIC im ROM und einem DOS, das Microsoft trickreich erworben hatte. Aber, aber: Der IBM-PC kam, wie in der Original-Pressemeldung erwähnt, mit dem Textprogramm EasyWriter von Information Unlimited Software. EasyWriter war von John Draper, allgemein unter seinem Handle "Captain Crunch" (noch so ein schädliches Anonym) bekannt, programmiert worden. Komplett in Forth entwickelt, brauchte es kein DOS. Information Unlimited setzte beim Deal mit IBM auf eine Taktik, von der viele Firmen leben sollten: Programm kostenlos und ohne Handbuch (was IBM selbst korrigierte) , dafür kostenpflichtiger telefonischer Support für Endkunden, nur für IBM-Händler war es kostenlos.

Frage 3 zeigte eine PDP-10-Installation, die für die Genügsamkeit des Betriebssystems TOPS-10 und später TOPS-20 werben sollte. So wenig Personen und Personinnen. Der Centerfold stammt aus einer Anzeige, die für den Online-Dienst Compuserve wirbt, die Alternative zur Source, die IBM zum Start des PCs favorisierte. Compuserve schluckte die Source, AOL schluckte Compuserve.

Frage 4 nach Emacs hätte zwei, drei Antworten abrufen können, aber nichts dergleichen. Also: Emacs für DOS auf dem IBM PC wurde von einer Unipress Software für 375 US-Dollar verkauft, wer die Sourcen von Gosling haben wollte, musste 995 US-Dollar hinblättern. Das sorgte für Unmut und ist einer der Zünder in einer Geschichte, die uns die GPL bescherte.

Prospero aus Shakespeares Sturm wollte in Frage 5 gefunden werden, weil das Prospero-System in dem RFC 1630 zur Standardisierung der URL eine wichtige Rolle spielte.

Das Programm zum Ausmerzens des Dunkels im Internet beschloss den textlastigen Teil des zweiten Sommerrätsels. Frage 6 zielte auf die Software PERKEO, ausgeschrieben war dies das "Programm zur Erkennung relevanter kinderpornografischer eindeutiger Objekte", entwickelt vom BKA und LKA Hessen. Kinderpornografie im Internet habe keine Chancen mehr, hieß es anno 1997. Das Programm sei bei vielen Fahndern in der Welt im Einsatz. Heute ist es still um PERKEO. Die eindeutigen Objekte liegen nicht offen im Internet herum, so zwischen Google, Shop-Websites und Anonymisierungsservern. Das Internet ist etwas komplizierter aufgebaut, das wird auch der Hackepeter lernen müssen.

Die Fragen 7 bis 10 beantworteten KatiH und jjauthor, keine feigen Anonyme, sondern gewachsene Identitäten im Netz. Das nächste Rätsel beschäftigt sich mit den Benutzern der Benutzeroberflächen.

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Was war. Was wird. (Des vetrackten Sommers Rätsel zum Dritten)
« Antwort #355 am: 14 August, 2011, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich. Und es folgt der dritte Teil des diesjährigen Sommerrätsels, diesmal wieder in einer wahrlich lauen Sommernacht, bevor es wieder dicke kommt.

Was war.

*** Es ist, hüstel, hüstel, ein vertrackter Sommer in Deutschland. Statt Sonne und Sammy, dem Todeskaiman oder Problembär Bruno haben wir Regen, eine abgemagerte Kuh namens Yvonne und einen Innenminister, der zwischen Agenten-Tarnungen und Netznamen nicht zu unterscheiden weiß. Und überhaupt Yvonne: Im Ohr des Viehs dürfte der Klartext stehen. Jedenfalls geht das kleine Sommerrätsel in seine letzte Runde, inspiriert vom Sommercamp europäischer Hacker, die auf ihren Abflug in fremde Galaxien warten. Noch sind sie unter uns mit ihrer Vorratsmatespeicherung und Debatten, wie ein Mückenwegschmelzlaser programmiert sein müsste oder ob es nicht für Hacker-Weltraumfahrten praktischer wäre, wenn die Erde ein Würfel ist. Inspiriert vom allgemeinen Hackertum steht die Meatware oder Whetware im Mittelpunkt des dritten Teils des Sommerrätsels.

*** Es ist wirklich ein Kreuz mit den Namen. Nach einem Außenminister mit dem Kampfnahmen Joschka haben wir einen Innenminister, den Trabblpeter. So lässt sich Hans-Peter Friedrich im Kreise seiner Marathon-Mitläufer nennen, zu denen freilich nicht der Joschka gehört. Im täglichen Leben wie im Netz gibt es viele Spitznamen. So gibt es einen Hacker "Fefe" mit einem gleichnamigen Flog, der unterstützt von Hunderten der Tagesschau eine echte Hackerforum-Konkurrenz macht. Wer sich für seine Nachrichten interessiert, weiß, dass als "Name" Felix von Leitner eine andere Variante ist, aber schon droht das Chaos der Gesetzlosigkeit, wenn Klarnamen fehlen.


Frage 2: Eine Anzeige
mit einem
dieser bösartigen
Hacker. Die vier
Aussagen über ihn
müssen für die
deutsche Werbekampagne
"kreativ" übertragen
werden.
*** Apropos Chaos. Die CCC Veranstaltungs-GmbH zu Berlin hat das Sommercamp in Finowfurt veranstaltet, ein durch und durch den Tarnnamen zugetaner Verein. Wau, Terra, Tron und Hagbard – noch jedem Innenminister stand der blanke Angstschweiß auf der Stirn, wenn solche Namen erklangen. Am einfachsten hatte es wohl noch de Maizière im Dialog mit Constanze Kurz und Frank Rieger, geschickt gewählten Tarnnamen gewöhnlichster Bürgerlichkeit.
Daraus ergibt sich fast zwangsläufig Frage 1: CCC kennt man. Aber GGG?
Und Frage 2: Rechts im Bild eine Anzeige mit einem dieser bösartigen Hacker. Die vier Aussagen über ihn müssen für die deutsche Werbekampagne "kreativ" übertragen werden.

*** Der Streit um die Klarnamenspflicht bringt durchaus interessante Frontverläufe ans Tageslicht. Eine ausnehmend komplizierte Sommerkuh wird da durch die Diskurswälder getrieben. Was dem einen sein Uhl ist, ist dem anderen sein Schaar. Dieser bewahrt die Mindestmaßstäbe in einer Zeit, in der Arbeitgeber die Facebook-Profile ihrer Bewerber analysieren: Zur Erfindung der bürgerlichen Öffentlichkeit gehört auch die Rechte auf Schutz von Minderheiten. Die Künstlernamendebatte hat eine lange Tradition. Wie schon zur letzten Auflösung des Sommerrätsels geschrieben, glaube ich nicht an die positiven Auswirkungen von Klarnamen für den gepflegten Diskurs. Tag für Tag zeigen die Benutzer des Heiseforums, dass "bitbuerster", "Hinz & Kunz", "Faciliator" (eine Zufalls-Auswahl) vernünftig diskutieren können, ohne Gefährdung z.B. des Arbeitsplatzes. Die abschätzigen Bemerkungen zum Troll werden in der wissenschaftlichen Trollforschung durchaus nicht bestätigt, auch wenn die Trolle nicht als Elfen verklärt werden sollen. Fazit: Der Oberfranke Hans-Peter Friedrich findet in seinen Heimatsagen eigentlich genug Material zum lokalen Waldschrat, ohne den Kampf um Wesnoth spielen und verquere Gedanken zur Anonymität im Internet äußern zu müssen.
Schon wieder eine fast zwangsläufig sich ergebende Frage 3: Gesucht wird ein bekannter Spieler-Name, dessen reale Verkörperung einen Schritt der Hacker beim Aufbruch in die Galaxie verwirklicht hat.
Gleich weiter mit Frage 4: Gesucht wird das Backup eines sehr erfolgreichen Programmierers, der sein Land in der IT verewigte.

*** London calling und Blackberries sind mit dabei. Aufgeregte Politiker fordern darum die Abschaltung des Blackberry Messenger Systems, über den die Verabredungen der Aufständischen erfolgt sein sollen. Eilfertig verkündet dazu Research in Motion in Kanada, dass man mit den Ermittlungsbehörden kooperieren will. Auch von Kommunikationssperren à la mode de l'Egypte ist die Rede. Die Bürgerwehren schlagen mit Bildern zurück, die jedes Gesicht zum Täter machen, digitale Lynchstimmung ist angesagt. Wohin es führt, zeigen Nachrichten aus San Francisco, wo die Mobilkommunikation auf vier Stationen des BAR-Transportsystems vorab abgeschaltet wurde, weil man gewalttätige Proteste befürchtete. Alles "kleine" Vorfälle, die inmitten der Reden, Gedenkfeiern und Beflaggungen zum Mauerbau keine Erwähnung finden. Doch der Gedanke hinter den Abschaltungen ist nicht so weit von den Überlegungen der DDR-Führung entfernt, wie man annehmen könnte. Die Freiheit der Meinungen musste vor 50 Jahren unterdückt werden. "Keine Versammlungen. Keine Diskussionen. Wer den Mund aufmacht, wird verdroschen und der Polizei übergeben", lautete die Anweisung an die jungen Pioniere. Müsste heute die Mauer gebaut werden, wären die Mobilfunknetze das erste Opfer. Freiheit hat viele Details.
Bleiben wir mit Frage 5 bei den Hackern und bei der Politik: Welcher Hacker wurde wann als "Führer" der freien Welt gefeiert?
Eingedenk eines Jubiläums dann Frage 6: Zum Geburtstag des PC schrieb er ein kleines Programm. Was schrieb er als c't-Autor?

*** Die Menschen machen ihre Geschichte nicht aus freien Stücken und Erdbeerstückchen, schrieb einst ein Philosoph, nur um seinen großen Satz gleich selbst einzuschränken: Manchmal soll auch Pflaumenkompott eine Rolle spielen. Vor allem aber machen sie ihre Geschichte selbst. Ein höheres Wesen wie Gott oder das Spaghettimonster für die Geschicke der Menschheit verantwortlich zu machen, vereinfacht den großen Schaltplan bis zur Unbrauchbarkeit. Dennoch brauchen viele Menschen einen Philosophen, der ihnen die Welt erklärt wie Hacker das Ziel brauchen, einen Hacker auf den Mond zu befördern. Selbst Google hat einen Hausphilosophen, Dr. phil./evil. Horowitz, der mit einer kleinen philosophischen Erdferkelei begann. Anders als Kant, der beim Zertrümmern aller Kategorien seinen Diener Lampe in den Alkoholismus trieb, hat Horowitz die große Aufgabe, jenseits von Mac OS, Windows und Linux ein moralisches Betriebssytem zu entwickeln, dass für ethische Fragen zuständig ist. Etwa diejenige, was die Gesichtserkennung in Suchmaschinen für die Gesellschaft bringt.


Frage 7: Soviel
Gesichtserkennung war
nie. Welche deutsche
Suchmaschine warb mit
diesem geschmackvollen
Bild des Homo Sapiens um
Nutzer?
Bei Gesichtern stellt sich Frage 7: Soviel Gesichtserkennung war nie. Welche deutsche Suchmaschine warb mit dem geschmackvollen Bild des Homo Sapiens, links zu sehen, um Nutzer?
Und um kurz bei der Philosophie zu verweilen hier Frage 8: Auch eine deutsche Firma hatte einen Philosophen eingestellt, um ihren Mitarbeitern den Wunsch nach einem gelingenden Leben zu vermitteln. Wie hieß die Firma und ihr Glückskeks?

Was wird.

Je mehr Computer, Smartphones, intelligente Haushalts-Schaltungen und Geräte zur Überwachung des Körpers uns umgeben, je mehr Informationen ins soziale Leben fließen, desto mehr gegenseitiges Verständnis wird unter den Menschen herrschen. Diese freundliche Auslegung von Mc Luhans globalen Dorf stammt vom Hausphilosophen einer anderen Firma, der mittlerweile als Innovations- und Veränderungsberater im Auftrag großer "Cloud-Hersteller" durch die Gegend tingelt. Seine Prognose aus dem Jahre 2000 will er nicht mehr hören. Die Menschen verstehen sich nicht besser, aber sie haben schneller Zugriff auf Daten und das überall. Die große Erzählung vom besseren Verständnis ist zu Ende, auch bei den Hackern im Chaos Communication Camp, das sich heute auflöst, wehten in dieser Woche die Winde der Veränderung.Es klang so schlecht wie das Gedudel von den Scorpions und passte bestens zum Gerede vom moralischen Betriebssystem. "Die Hacker-Ethik als regulative Kraft verliert ihren Einfluß", verkündete CCC-Mitglied Jens Ohlig.


Frage 9: Das Oracle von
Delphi ist es nicht. Wer
spielt den Zeus?
Anonymous übernimmt, in schönster Billy the Kid-Manier. "Wir sind Internet-Banditen, weil ihr uns dazu gezwungen habt", der Vorwurf wurde den versammelten Hackern gemacht. Manch einer, der zum dahingerotzten Trotz noch Solidarität einfordert, wird sich nach dem Verschwinden der Hacker wundern, wer jetzt solch lustige Zeltgelage organisiert. Doch noch fliegen die putzigen Drohnen, die im Alltagseinsatz über Menschenmengen fliegen und nach Teilnehmern suchen sollen, die Thuraya-Telefone tragen, wenn Festnetz und Mobilfunk abgeschaltet sind, wenn sich die Menschen eben nicht verstehen können sollen.


Frage 10: Und welche
Dreifaltigkeit wird auf
diesem Bild gesucht?
Manche könnten denken, Frage 9 hätte auch was mit Philosophie zu tun: Das Oracle von Delphi ist es nicht. Wer spielt auf dem Bild rechts den Zeus?
Frage 10: Und welche Dreifaltigkeit wird auf dem Bild links gesucht?

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Nicht nur Bücher, auch Artikel haben ihre Schicksale. Das Sommerrätsel mit einem besonderen Schwerpunkt auf Hacker und ihr Treiben wäre fast in einer Geschichte untergegangen, in der die Vorstands-Hacker vom CCC einen der ihren von der Mitgliedschaft im Club ausschließen. Zwar weist Alt-Hacker Reinhard Schrutzki darauf hin, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist und die Mitgliedschaft nur ruht, doch das Porzellan im Laden ist gehackt.

Damit geht es flugs zur Auflösung des Sommerrätsels, bei dem diesmal die Hälfte der Fragen gelöst wurden. Aphasie ist Bestandteil des Chaos, schreibt Gründervater Schrutzki, und zum Schutz der Mitglieder vor einem aphasischen Vorstand haben die Gründerväter Sicherungen in der Satzung eingebaut. Frage 1 wollte einen Vorläufer des CCC wissen, der sich GGG nannte. Als Wau Holland vor 30 Jahren, am 12. September 1981, nach einem Aufruf eine Schaar von Hackern in den Redaktionsräumen der taz sammeln konnte, hatte der ehemalige Pfadfinder bereits Gruppenerfahrung. In Marburg hatte er die Sponti-Gruppe Grüner Gummihammer (GGG) gegründet, die mit Aktionen die Spießigkeit westdeutscher kleinkommunistischer Studentengruppen aufs Korn nahm.

In Frage 2 sollten 4 Aussagen über Hacker in einer Anzeige der Firma Borderware lokalisiert werden. "He' s 32. Dresses like Kramer"? "Er is 32. Hat einen tollen Universitätsabschluss". "Thinks like Marx"? "Lebt von Cola und Fast Food". "Writes a syndicated column"? "Arbeitet für Ihre Konkurrenz". "And he's about to download your new product plans"? "Und ist gerade dabei Ihr topsecret Projekt zu entschlüsseln". Für Hacker ist in der Werbung jedes Klischee recht.

Frage 3 suchte passend zum Weltraum-Thema des Hacker-Sommmercamps einen bekannten Spieler-Namen, der bereits einen Weltraumflug hinter sich hat. Die richtige Antwort ist der Spielentwickler Richard Garriott, der sich in seinem Ultima Online als Lord British verewigt hat und einer der wenigen Weltraumtouristen war. Frage 4 zum Backup eines erfolgreichen Programmierers zielte auf Esther Dyson, die als Standby oder Backup das komplette Weltraumtraining absolvierte, um für Charles Simonyi einzuspringen, jenen Microsoft-Programmierer, dem wir die ungarische Notation verdanken.

Frage 5 beschäftigte sich mit Linus Torvalds, den die US-Zeitschrift Wired zum Leader of the Free World ausrief. Auch Torvalds hat ein Jubilärum zu feiern: Am 17. September wird Linux 20 Jahre alt, Grund genug, den Software Freedom Day zu veranstalten. Da dieser Tag in diesem Jahr auch der Occupy Wall Street Day ist, kann man Linus zitieren, der zum "Geburtstag" gefragt wurde, ob ihn der Linux-Kommerz stört: "Open Source hat viele Gründe. Ich habe meine eigenen Gründe gehabt, andere haben ihre Gründe. Die Welt ist ein komplizierter Ort und Menschen sind komplizierte Tiere, die Dinge aus komplexen Gründen tun. Die einen verbreiten gute Open Source Software, die anderen wollen Geld machen. Ich denke, es kann nicht so etwas wie eine Open Source Ideologie geben. […] Die einzige Ideologie die ich ablehne, ist die Ideologie, die andere ausschließt."

Frage 6 wollte passend zu Torvalds den Microsoft-Gründer Bill Gates wissen, der in der c't 11/1989 sich als Autor mit dem 25. Geburtstag von BASIC beschäftigte, "jedermanns erste Programmiersprache", wie Gates damals schrieb. Letzte Woche hatte der IBM-PC Geburtstag: Ein BASIC-Spiel namens DONKEY.BAS für diesen Rechner war die letzte Programmierarbeit von Gates.

Frage 7 suchte die verblichene deutsche Flugsuchmaschine Tallyman.de, aber mit einem Foto, mit dem die bei Gesichtern funktionierende Bildersuche von Google oder Bing eben nicht funktionierte. Die Rätsel-Crew bittet um Entschuldigung. Auch Frage 8 suchte eine mittlerweile aufgelöste Firma, die unrühmlich eingegangene Biodata, die auf ihrer Burg Lichtenfels einen Philosophen beschäftigte, Jörn Müller, heute ein Experte für die Willensschwäche im Mittelalter.

Frage 9 enthielt ein Zitat aus dem Buch "The Social Life of Information" von John Seely Brown und Paul Duguid aus dem Jahre 2000. Zu dieser Zeit war der selbst ernannte Chief of Confusion als Philosoph bei Xerox PARC angestellt und trat als Zeus auf Messen auf. Im Foto wurde der Firmenname Xerox weggeschnitten und damit das Rätsel zu schwer gemacht. Sorry.

Frage 10 zur Dreifaltigkeit zeigte den Schauspieler Matthias Kostya, der für die Deutsche Telekom den Avatar Robert T-Online personalisierte, der wiederum als Kopie von Max Headroom ausgelegt war.

Damit ist das Sommerrätsel in diesem seltsamen Nicht-Sommer vorbei. Der Dank der Rätselcrew geht an alle Einsender und besonders an Hans Franke vom Vintage Computer Festival Europe, der die Idee hatte, grafische Oberflächen raten zu lassen. Sie wurden schnell erraten, ein Hinweis darauf, dass es kniffliger werden kann. Sofern es noch Sommer gibt, die diesen Namen verdienen.

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Was war.

*** Es ist geschafft. Endlich ist meine geliebte Alukappe in das Oxford Dictionary eingezogen, zusammen mit der Netzneutralität. Gerade weil Aluhüte so auffällig sind und SIE anlocken könnte, sind Alukappen viel sicherer, um nicht von IHNEN gedankengesteuert zu werden. Außerdem passen sie unter den Fahrradhelm, zu tragen in rasender Fahrt an Samstagnacht, wenn diese kleine Wochenschau beim Verlag abzuliefern ist.

*** So eine Alukappe ist ungemein praktisch, vor allem in Verbindung mit diesem kleinen Geweih oder Propeller. Auf diese Weise wird nicht nur verhindert, dass SIE in meine Gedanken reinpfuschen. Nein, die Kappe verhindert auch, dass das Denken unter der Kappe die Richtung ändern kann. Seit Picabia ist bekannt, dass der Kopf deshalb rund ist, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Um Daten von Wikileaks, die jetzt dummerweise bei Openleaks liegen, spielt sich weitab der möglichen Interessen von Whistleblowern ein Theater ab, das den Titel "Großer Sommerschwank" verdient. Seit langem ist bekannt, dass Daniel Domscheit-Berg von Openleaks Daten besitzt, die Whistleblower an Wikileaks schickten. Seit dem Einschalten eines Anwaltes im Februar ist bekannt, dass nur ein unabhängiger Vermittler akzeptiert wird. Dieser wird von beiden Seiten nicht gefunden, stattdessen pendelt ein CCC-Vorstand hin und her, verbreitet seine Meinung bei einem Blatt, bei dem er als Sicherheitsberater im Einsatz ist, und schafft es zu seiner eigenen Überraschung, dass der Frontmann von OpenLeaks aus dem Club ausgeschlossen wird. Dieser reagiert auf seine Weise und will zum Löschen im großen Stil übergehen.

*** So endet die Auseinandersetzung sonst sehr intelligenter Menschen in einem Förmchenkrieg, weil Hacker nicht in der Lage sind, einen Schlichter oder eine Schlichtergruppe zu bennen, dem oder der sie vertrauen. Die Binnenperspektive der beteiligten Dickköpfe ist kaum nachzuvollziehen, aber einer hat es gemacht. Nun wird ein dahingeseufzter Wunsch in Erfüllung gehen, die Alukappen bleiben auf! Freuen wir uns auf den Eintrag bei Neusprech über die Interpretation dieses verunfallten Satzes: "Der Vorstand des Chaos Computer Club e.V. sieht im Vorgehen von Domscheit-Berg ein Ausbeuten des guten Rufes des Vereins." Das ausgerechnet der CCC eine Formulierung bemüht, die Anwälte gebrauchen, wenn gegen den unlauteren Wettbewerb vorgegangen werden muss, lässt tief blicken. Aus Hackern sind Geschäftsmänner geworden, den Nachwuchs interessiert das Geplenke schon lange nicht mehr. Was bleibt, ist der listige Entregungsvorschlag eines Altvorderen zur aktuellen Aphasie als Bestandteil des Chaos.

*** Alukappen sorgen dafür, dass man sich von der Realtität nicht irritieren lässt. Sie werden nicht nur von Hackern getragen, sondern sind auch in der hohen Politik im Einsatz. Man nehme nur das neue Schengener Informationssystem SIS II, das sich nach Ansicht der EU-Kommission auf dem richtigen Weg befindet. Bis Ende Juli liefen in sechs EU-Ländern die Compliance Tests, mit denen überprüft wurde, ob die nationalen Schnittstellen zu SIS II passen. Nur ein Land brachte die Testserie hinter sich, fünf gaben wegen technischer Probleme auf. Dennoch wurde der Test als erfolgreich bestanden gewertet. Was einer schafft, werden die anderen 16 Länder auch noch schaffen, ist doch logisch. So herrschte eitel Freude beim Bundeskriminalamt, dass in dieser Woche seinen 60. Geburtstag mit Kanzlerin und Hörnchennudeln feierte, bei dem BKA-Chef von den Leitplanken des Internet schwärmte. So normativ ist das Netz, in dem es "keine Haustür mehr" gibt, aber bittschön ein Klingelknopf mit Realname schon sein muss, weil, irgendwo muss man drücken können, ehe die Tür eingetreten wird. Muss wirklich? Ach nein. Wobei die Forderung nach Leitplanken eigentlich nur das Unbehagen des BKAs zeigt, das liebend gerne wieder Drachentöter spielen möchte, wie damals bei der RAF. Nichts ist so, wie es scheint im kriminalgeografischen Raume:

Die Rolle des Internets auch als Tatvorbereitungs- und Radikalisierungsmedium für islamistische Terroristen oder die unvorstellbare Grausamkeit des Attentäters von Oslo zeigen: Die vermeintlich virtuelle Welt ist real, mit realen Opfern und Tätern. Die Diskussion über normative Leitplanken des Internets, über Regeln und Maß, über die Frage, was die Gesellschaft im digitalisierten Zeitalter spaltet oder zusammenhält, zeigt das Unbehagen mit dieser Entwicklung.

*** Was Leitplanken können, können Leithammel schon lange. Am Samstag startete die neue ARD-Sendung Ratgeber Internet und Moderatorin Anna Planken (billiger Witz) verkündete: "Wir strukturieren das Internet neu!" Was folgte, war ARD-Werbung für die Zeitungsverlage (!) Holtzbrinck (Netdoktor) und Axel Springer (Onmeda). Es lies den Wunsch aufkommen, das stationäre Aufnahme aus ihrem Koma erwacht. Ich gebe zu, ich bin als Heise-Zulieferer befangen, aber: Es wird die Zeit kommen, da wird man Schnurers schönen Hemden nachtrauern. Bis dahin, zur Auflockerung, etwas TV-Dampf für alle: Surfen Multimedia So yeah!

*** Software kann Wunder wirken. Man nehme blos Photoshop und die Möglichkeit, ein Gerät so zu skalieren, dass es haargenau die Größe eines Apple-Produktes hat, etwa wie iPhone und iPad. Wenn diese kreativen Bildbearbeitungen vor Gericht Bestand haben, müsste es Hewlett-Packard ein leichtes sein, sein chancenloses Tablet auf Apple-Anmutung zu frisieren und den Kampf aufzunehmen. Man braucht dafür nur jedes Tablett mit kostenloser Tinte lebenslang anzubieten. Ach ja, die Tinte und dieses Photoshop: Die tageszeitung hat ein erstes Fazit ihrer Verpixelungsaktion gezogen, die Werbung auf Sportlerkörpern konsequent wegzushoppen. No Logo! "Der Aufwand ist zum Glück nicht besonders hoch. Dank Photoshop von jenem Baum der Erkenntnis, der im Garten von John Warnock stand.

*** Ich habe es ja mit Jubiläen. Heute ist der Tag, an dem der Omega-Unfall passierte, der von Atom-Technikern in aller Welt begangen wird, weil einer der ihren als Erster starb. Bezeichnenderweise werden dabei die Radium Girls vergessen, deren Schicksal die zulässige Strahlenbelastung am Arbeitsplatz definierte. Wer die 3,7 Kilobequerel mit der Belastung der Menschen in Fukushima umrechnet, wird sehen, dass dort überhaupt nichts "gut" geworden ist. Mein Mitleid mit den Zweifach-Verlierern hält sich in überschaubaren Grenzen, der Ausstieg aus einer unbeherrschbaren Technik ist wichtiger.

*** Ja. Was war? Mit den Jubiläen ist das so eine Sache, vor allem mit den traurigen. Am Samstag vor 15 Jahren starb Rio Reiser. Man mag sich ja angesichts der Vorstellung, was anders hätte laufen können, in so einem Fall doch mal ausnahmsweise und kurzfristig als Monarchist outen. Das geht aber schnell vorüber. Ansonsten bleibt die Hoffnung, dass er Recht behält und wir die Sonne sehen werden. Ganz real. Und ganz im übertragenen Sinne.

Was wird.

Der Sommer ist am Ende. Hastig werden die letzten Kornfelder abgeräumt, der nächste Regen steht an. Bis weit nach Mitternacht, wenn diese Kolumne erscheint, werden die Strohballen eingesammelt. Kein Alu schützt sie vor dem nächsten Regen. Das Trommeln der PR-Flaks wird laut und lauter, viele Pressekonferenzen und schließlich die IFA steht an, wo es "voll App gehen" soll. Im anlaufenden Trubel ist das Sommerrätsel längst Geschichte, der am letzten Wochenende zur ratende Lord British hingegen höchst lebendig. Dasselbe gilt auch für Thilo Weichert vom Datenschutzzentrum in Schleswig-Holstein, dem der Gefällt-mir-Button ein Dorn im Auge der Privatsphäre ist. Man muss nicht der Ansicht von Weichert sein, um die US-Kommentare deplaziert zu finden, die die Datenschutzforderungen mit jener 16-Jährigen korrelieren, die ein komplett legales Verhältnis mit einem Politiker hatte. Das mag in den USA obzön sein, wie es bei uns obzön klingt, dass Fluggastdaten in den USA 15 Jahre lang gespeichert werden sollen. Manche Leute kann man allein wegen ihrer völlig deplatzierten Vergleiche wirklich nicht mehr ernst nehmen, nicht erst seit diesen Tagen. So ist das mit dem aufhörenden Sommer, wenn in Kiel die Sommerakademie zur Optimierten Verantwortung/slosigkeit startet. Über die Förde raus nach Gotland segeln, das wäre eine Antwort.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #358 am: 28 August, 2011, 00:32 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

Ein Mensch ist gestorben, ein anderer wechselt aus gesundheitlichen Gründen in den Aufsichtsrat. Und die Biermösl Bloasn hat sich aufgelöst. Äh, okay, das passt jetzt nicht. Oder doch? Bleiben wir bei den ersten beiden Vorfällen, ein kleines Sommerrätsel gefällig? Wer bekommt die längeren Nachrufe? Richtig, Steve Jobs. Steve Jobs ist für einige Menschen längst ein Höheres Wesen und sie glauben wie alle Anbeter Höherer Wesen, dass sie Steve Jobs ihr Leben verdanken, wo sie doch bloß der Mut verlassen hat, sich ihres Verstandes zu bedienen. Wie alle Heiligen hat auch Steve Jobs seine Jünger, und wenn der leichte Südstaatendialekt von Tim Cook um 5 Uhr morgens im Fitnessstudio erklingt, dann zeigt sich, dass auch gestandene Technik-Redakteure den Verstand verlieren können. Wie bei allen Heiligen hat auch bei Steve Jobs die Phase mit den Auf-den-Wassern-gehen-Wundern begonnen: Die Nachrufe auf Jobs in den großen deutschen Zeitungen wimmeln dermaßen von Fehlern, dass allein die genaue Korrektur aller Falschaussagen, Überteibungen und Lügen locker dieses WWWW füllen könnte.

*** Nein, liebe Süddeutsche Zeitung, Steve Jobs hat nicht Visicalc (FAZ: Visical) entwickelt, das war ein Geniestreich von Dan Bricklin. In seinem Buch On Technology findet sich die hübsche Passage, wie er Anfang der 80er Jahre zusammen mit Steve Jobs, Bill Gates und Mitch Kapor Spalier in einem Hotel stand, um den berühmtesten Menschen der Welt zu sehen – Muhammad Ali. Steve. Nein, der erste Rachner mit einer Maus war nicht der Mac und auch die iCloud von Apple hat nicht die Apple-Nutzer "vollständig vereinnahmt": Einige von ihnen wurden auf Twitter und Google gesichtet, sogar im Heise-Forum soll es solche geben, mit freien Meinungen in freien Köpfen.

*** Nein, liebe Frankfurter Allgemeine Zeitung, Microsoft hat nicht im Jahre 2000 den ersten Tabletcomputer der Welt vorgestellt, sondern bereits 1995 und dabei eine Idee geklaut, die ein gewisser Jerry Kaplan schon 1987 entwickelte. Mit 75 Millionen Dollar Venturekapital gründete er die Firma Go – und machte den gravierenden Fehler, Bill Gates seine Forschung unter einem Nondisclosure Agreement zu zeigen. Von Go zu Apple gewechselte Ingenieure, denen Apple-CEO John Sculley ein komplettes Labor zur Verfügung stellte, entwickelten den Newton, der in allen Vor-Nachrufen auf Jobs ein stiefmütterliches Dasein führt. Und nein, liebe FAZ, Steve Jobs hat Computern keine Seele gegeben, wie ein anderes Höheres Wesen, das Lehm anhauchte. Selbst der Satz "Bleibt hungrig, bleibt tollkühn" ist eine Adaption: "Stay hungry, stay foolish" stand auf der Rückseite des Whole Earth Catalogue von Steward Brand, dem Kameramann bei der "Mutter aller Demos"

*** In seinem Buch "Startup" erinnert sich Kaplan daran, wie er bei Lotus mit Mitch Kapor über einen Notizbuch-Computer nachdachte und beide über den Tabletcomputer diskutierten, den die Astronauten in Kubricks "2001 – Odysee im Weltraum zum Lesen von Nachrichten beim Futtern nutzten. Zu den neckischen Späßen dieser Branche zählt nicht nur, dass Samsung im Streit gegen Apple diesen Film präsentiert, sondern die Vorgeschichte: Als Computer-Berater am Set der Odyssee im Weltraum hatte Stanley Kubrick den Informatiker Marvin Minsky engagiert. Dieser brachte wiederum einen Studenten namens Alan Kay mit, der unter Ivan Sutherland an stiftbasierten Systemen forschte.

*** Steve Jobs hat Apple mehrfach schwer geschadet und es ist nur den findigen Ingenieuren und Programmierern zu verdanken, dass es ihm nicht gelungen ist, den Laden völlig zu ruinieren: Die Geschichte der Katastrophen beginnt mit dem Apple II, dem Jobs nur zwei Slots für Drucker und Modem spendieren wollte. Es ist der Verdienst von Steve Wozniak, dass sich Jobs mit dieser Beschränkung nicht durchsetzte – und Apple mit den Slots das Vorbild für viele andere Computer in Sachen Erweiterbarkeit lieferte, bis hin zum IBM PC. Leichtfertig wird in allen Vorab-Nachrufen die Geschichte des Apple III übergangen, der ein Business-Rechner sein sollte – auf Anordnung von Jobs durfte keine Apple II-Software, insbesondere keine Spiele auf dem System laufen. Schließlich, als Apple nach der Lisa und dem ersten vermurksten Mac mit einer graphischen Oberfläche punkten konnte, erledigte Jobs das Star Trek-Projekt auf Drängen von Microsoft und Dell. So passt es zu der Lebensgeschichte, dass von Jobs auch der Newton als Projekt der Ära von Apple-Chef John Sculley eingestellt wurde, als Apple für den Schul-Newton eMate 300 einen Großauftrag der kalifornischen Schulverwaltung erhalten hatte. Das alles wird der Heiligsprechung keinen Abbruch tun, nach dem Motto "Ein Leben ohne Jobs ist möglich, aber sinnlos".

*** Lieber Gott, viel Spaß, das ist eine würdige Verabschiedung für einen Menschen, der den Unsinn des Lebens erfasste und selbst angesichts des Problems der Vorratsdatenspeicherung nicht in jene Hysterie verfiel, die derzeit Kriminalisten regelmäßig überfallt. Erst kürzlich wurde an dieser Stelle an die hübsche Schilderung des atomaren Fallouts erinnert, die sich das deutsche Fernsehen geleistet hat: "Dann macht es puff und all die kleinen Menschen und die kleinen Kühe fallen um. Niedlich nicht?" "Ein Klavier, ein Klavier!" muss her, damit der Abschied leichter fällt. Und ja, ein fader Blues muss sein, der für Willy.

*** Heute vor 50 Jahren erschien die Platte, mit der das Plattenlabel Motown seinen ersten Nr.1-Hit hatte und die Motown-Wunderstory begann. Die Marvelettes mit ihrer Leadsängerin Gladys Horton (R.I.P) sangen "Please, Mr. Postman", am Schlagzeug dabei: der junge Marvin Gaye, bekannt mit Heard it through the Grapevine. Noch heute kann man mit dem Streit, wer denn hier die Ersten waren, ganze Kneipenabende verbringen.

*** Schauen wir 50 Jahre in die Zukunft, wird das mit dem Kneipenabend ähnlich auch für die Leaks-Plattformen gelten, die derzeit alle nicht sonderlich funktional, aber hübsch zerzaust sind. Während Wikileaks zum Crowdsourcing im großen Stil übergegangen ist und damit vielleicht zu seinen Wurzeln zurückfindet, hat OpenLeaks die Drohung wahrgemacht und zu Wikileaks gehörende Dateien gelöscht, angeblich um die immerzu gefährdete Sicherheit der Quellen nicht noch weiter zu gefährden. Globaleaks, der Dritte im Bunde, hat erst einmal nur sein Repository gestartet, sicher ist sicher. Großmütig kommentiert derweil der Informant die Situation, der mit geschicktem Social Engineering die angebliche Quelle Bradley Manning hinter Schloss und Riegel brachte. Er möchte gern, dass Julian Assange an der Spitze von Wikileaks durch eine Person seines Vertrauens ersetzt wird – die wiederum förmchenhalber ihn, Adrian Lamo, als Führer von Wikileaks vorschlägt. Der einzige Lichtblick in diesem Tohowikibuhbuh ist derzeit die Suche der Vielen in dem Material, das plötzlich ausgeschüttet wird. Ob die Aktion aus "Frustration über die mit Wikileaks kooperierenden Medien" geschah, ist dabei völlig gleichgültig. Die Sicht auf die wesentlichen Dinge wird wieder klarer.

Was wird.

Wesentliche Dinge? Was gibt es wichtigere Dinge als den Fernseher, jenes Teil, das wir brauchen, um all die Talkshows und Kochshows abschalten zu können, die jetzt an den Start gehen? Vor dieser Willmaischbergerbeckmannjauche rettet uns kein Loriot mehr. Die IFA startet, nicht nur auf heise online. Endlich gehen die ersten Geräte an den Start, bei denen der Bildschirm die Augenbewegungen der Couchkartoffel verfolgen kann, bei denen Gestensteuerung die elende Fernbedienung ersetzt, mit der selbst die superschlauen "Digital Natives" nicht umgehen können. Endlich werden dank Raumüberwachung Szenarien denkbar, die alle "Medienpartner" vor Glück strahlen lassen. Wird etwa in einer Tageszeitung geblättert, schaltet sich der Fernseher automatisch ins Standby, um dem Leistungsschutzrecht der letzten deutschen Verleger zu entsprechen, die inmitten des öffentlich-rechtlichen Terrors gerade so überlebt haben: Wer erinnert sich noch, wie auf einer IFA Btx gestartet wurde, gegen den erbitterten Widerstand der Verlage, die den Untergang der Tageszeitung ahnten. Dass diese Untoten immer noch unter uns sind, dass in ihren Seiten immer noch geblättert wird, während Btx vermodert und verblichen ist, das ist ein Wunder, das nach einem Heiligen ruft. Kommt Steve Jobs zur IFA? Aber nicht doch. An seiner Stelle spricht Julian Assange, in einer Videoübertragung vom noblen britischen Landsitz aus, gesponsert von den Verkäufern weißer Ware. Sein Thema: "Mixer, Shaker oder Rührstab? Die Technologie hinter Wikileaks." Danach kocht er mit Markus Lanz Porridge.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #359 am: 04 September, 2011, 08:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** John le Carré, der große Goethefan, schrieb einmal zu seinen Spionage-Romanen, dass die von ihm erlebte Arbeit im Geheimdienst mitunter so skurril war, dass jede Schilderung dem Leser unglaubwürdig erscheinen würde. Vergleichbares erlebt derzeit die IT-Branche. Nein, ich meine nicht Tablets, die so aussehen, wie sie nun mal aussehen, und sich daher in Nichts auflösen. Oder Facebook-Buttons, die das sind, was sie sind, aber nicht sein dürfen, weil sie nicht das machen, was Datensammler wollen, und dann doch nur ein bisschen ein anderes Gesicht bekommen müssen, um Datensammlern zumindest etwas Benehmen beizubringen. So, so. Buttons, die sind, was sie sind, müssen vorgeben, etwas anderes zu sein, dass die User nicht verwirrt werden, und die echte Funktion nicht mit der wahren Funktion verwechseln. Nun, Verwirrung war schon immer ein probates Hilfsmittel derjenigen, die etwas zu verbergen haben. Man weiß nicht, ob man weinen oder lachen soll; man weiß nicht, ob Facebook-Buttons tatsächlich der Ernst der Welt und Informanten-Schutz nur ein weiterer Witz im Kasperltheater einer selbsternannten digitalen Elite ist. Oder ist alles doch ganz anders, wir wachen auf, und alles wird gut? Wohl nicht. Le Carré steh' uns bei.

*** Wikileaks jedenfalls, einst angetreten als Garant für den maximalen Whistleblower-Schutz, liegt am Boden. Ein Passwort, das in einem nun auch schon sieben Monate alten Buch veröffentlicht wurde, entpuppt sich als das Master Password der Whistleblower, das im Jahre 2010 benutzt wurde und einfach wiederzuerkennen war. Noch schlimmer: Es gibt eine Datei mit allen unredigierten US-Depeschen, die mit dem Passwort geöffnet werden kann. Gründlicher kann man die Idee des Whistleblower-Schutzes nicht ad absurdum führen. Eigentlich sollten "Medienpartner" prüfen und veröffentlichen, reputierliche Namen wie Spiegel und Guardian klopften bei Wikileaks nach dem Erfolg von "Collateral Murder" an und wurden gnädigst zugelassen. Welche Gelder dabei flossen, ist sinnigerweise immer noch geheim, weil zumindest Bargeld kein Passwort braucht. Sonst wäre es vielleicht auch bekannt . Mit einer gemeinsamen Erklärung haben sich die "Medienpartner" von Wikileaks distanziert, nachdem die Aktivisten die Konsequenzen aus dem Whistle-GAU zogen und selbst den Inhalt der Datei in alle Welt verteilten. Die Medienpartner zeigen sich nachtragend, wenn sie erklären, dass diese Art von Veröffentlichung die "alleinige Entscheidung des Wikileaks-Gründers Julian Assange" sei. Kein Wort der Reue für die absolut blödsinnige Entscheidung, ein echtes Passwort in einem Buch zu veröffentlichen? Hätte nicht "Julian Assange ist nett, !einself!1" gereicht, mit dem Einbau-Zusatz ", aber gaga"? Selbst wenn, wie behauptet, das Passwort nur temporär gelten sollte, gibt solch eine Phrase immer noch Aufschluss darüber, wie jemand Passworte aufbaut. Statt Niedertracht regierte Nichtsahnung, auch bei Gründer Julian "Mad Proff" Assange, der ein Tool wie Rubberhose entwickeln wollte.

*** Seit Ende März zirkulierten recht eindeutige Hinweise auf den GAU in der Szene der IT-Journalisten, wo man sich einig war, die Sache nicht zu erwähnen. Es passt ins Bild, dass erst mit der hinreichend konkreten Beschreibung durch einen neuen Medienpartner, diesmal von Openleaks, der Brocken ins Rollen kam, der Wikileaks plättete. Der Hinweis von Whisleblowing-Experten, dass Whistleblowing als Idee nicht tot sei, weil sich Whistleblower wieder persönlich an Journalisten wenden können, ist nach diesen Partnerschafts-Spitzenleistungen ein schlechter Witz. Journalisten beherrschen ihre Werkzeuge nicht und auch nicht die Konzepte der Schutzmaßnahmen. Sie werden dabei von Hackern beraten, die mit verletzten Eitelkeiten untereinander Kleinkrieg führen: Situation normal, alle Fragen ungeklärt (SNAFU). Das kling hart, muss aber vor dem Hintergrund gesehen werden, dass es beim Whistleblowing mehr und mehr auf digitale Artefakte ankommt. Die Zeiten, in denen ein Fax in der Redaktion aufschlug und nur die Kennung weggeschnitten werden musste, sind längst vorbei. Wer sich vor diesem Hintergrund anschaut, was in der Journalistenausbildung gelehrt wird, muss schluchzend zum Strick greifen. da mögen noch so viele Privacy-Boxen aufgestellt sein: Sie nutzen nichts, wenn das Verständnis für die Konzepte fehlt. Der schüchterne Journalist, der sich in der Telefonzelle umzieht, braucht als Superman halt keine Verschlüsselung. Aber wo gibt es noch Telefonzellen?

*** Vergessen wir Superman. Wie war das noch mit Spiderman? Im Jahre 1977 erschien ein Comic, in dem der Spinner von seinem Gegensacher, dem superbösen Kingpin, mit einer elektronischen Handfessel geknechtet wurde: Kingpin konnte auf einem Monitor immer sehen, wo Spiderman war, der seineseits die Fessel nicht abnehmen durfte, da dies eine Atombombe zünden sollte. Der Comic wurde von einem Juristen gelesen, dem Haftrichter Jack Love, der im US-amerikanischen New Mexico die Firma "National Incarceration Monitor and Control Services" gründete, um eben diese Spiderman-Fessel für Häftlinge zu entwickeln, nur ohne Atombombenzünder. Heute ist seine Produktidee Wirklichkeit geworden: In schwedischen Gefängnissen tragen die Insassen Handfesseln, um jederzeit vom Wachpersonal lokalisiert werden zu können. Bei uns soll die Technik, als Fußfessel etwas unauffälliger getragen, bundesweit von Bad Vilbel aus kontrolliert zum Einsatz kommen.

Wie das Bild rechts zeigt, nehmen die Juristen in Baden-Württember die Sache sportlich wie ein Fußballspiel mit Fouls und Roten Karten samt Platzverweisen. Pech nur, dass die nötigen Gladiatoren fehlen, an denen sich 11 Millionen Schwaben entzücken können.

*** Julian Assange, Superman, Spiderman, wer fehlt in dieser Reihe der Titanen? Richtig, der Mann mit dem Extra-Hirn als Aktivatorchip im Nacken, Perry Rhodan, der am 8. September 50 Jahre alt wird. Das erste Heft, das erzähltechnisch mit dem Jahre 1971 startete, wurde von K.H. Scheer geschrieben, wegen seiner Landser-Hefte auch als "Handgranaten-Herbert" bekannt. In dieser Hinsicht war sein Perry Rhodan eine Aufarbeitung alter Größe und der Begriff "Ersatz-Hitler" nicht sonderlich weit hergeholt. Wie aus dem Titel "Ersatz-Hitler aus dem All" "Der Weltraum als Modelleisenbahnkeller" werden konnte, verdient besondere Beachtung in einer Zeit, in der die Reichsflugscheibe auf einem Hacker-Camp landen konnte. Da passen die Geschichten aus dem Perryversum allerbestens: Wo sonst gibt es einen Geschichten-Zyklus, in dem eine "Info-Seuche" Tiere und Pflanzen des Solarsystems intelligent macht? Auf so einen Virus warten wir schon lange. Wobei die intelligente Seuche bei Perry Rhodan eigentlich nur darauf aus war, den Menschen auszurotten und durch Affen zu ersetzen.

*** Im befreiten Libyen häufen sich die Hinweise, dass das Internet mit westlicher Hilfe überwacht wurde, erstaunlich enge Beziehungen der Geheimdienste inklusive. Kommentatoren sprechen von der Unterdrückung 2.0, einem System, von dem unsere Stasi immer geträumt hatte. Während seinerzeit in Ägypten die verdächtige Spur nach Deutschland führte, ist diesmal offenbar Frankreich als der willfährige Software-Lieferant ausgemacht. Doch ist die jeweils kontraktierte Firma nur eine Seite der Medaille. Die andere, das sind die Spezialisten für Überwachungstechnik, die ganz im Sinne nachhaltiger Entwicklung in die Länder zur Hilfestellung geschickt werden. Wie im Link gelesen werden kann, kommt Deutschland seiner Verpflichtung nach. Wie schrieb Simmel nochmal in seinem Spionageroman? "Es muss nicht immer Panzer sein"? Genau. Geschäft ist Geschäft und niemand findet es etwas besonderes, wenn IBM den Geheimdienst-Lieferanten i2 für Big Data Analytics kauft. Als Identity Intelligence gestartet, ist die Ausgründung der NSA mit vielen Regierungen gut im Geschäft.

Was wird.

Geschäft ist Geschäft: Mit Tusch und Trommelwirbel wird jetzt schon das Jubiläum zum 11. September angegangen. Besonders apart ist eine Informationsserie mit Zeitzeugenvideos, die das Bundesinnenministerium anbietet, weil der islamistische Terror so nachhaltig ist. Vor dem großen Datum erscheint am 6. September das Buch "Top Secret America" basierend auf einer Reihe von Reportagen der Washington Post, die in dieser kleinen Wochenschau schon einmal erwähnt worden sind. Erste Rezensionen zeigen, wie geschockt manche US-Leser von der schlichten Tatsache sind, dass der "Krieg gegen den Terror" völlig außer Kontrolle geraten ist und nicht etwa neue Opfer, sondern immer neue Organisationen mit riesigen Etats erfordert. God bless America? Wie wäre es mit einer kleinen Info-Seuche für Menschen inklusive Bedienungsanleitung für den eigenen Verstand?

Seit dieser Woche wird der elektronische Aufenthaltstitel für unsere lieben Mitbürger außerhalb der EU ausgegeben, mit der sie in den Genuss der Nicht-Leistungen kommen, die die deutschen Umbürger mit dem sicheren neuen Personalausweis genießen. Mit Preisen ab 110 Euro ist das Kärtchen für Ausländer zwar etwas teurer als das alte Klebeetikett, aber dafür können ab sofort unsere lieben ausländischen Mitbürger genau wie wir auf die vom BAMF ausdrücklich erwähnte qualifizierte elektronische Signatur warten. So etwas verbindet, liebe Türken und Inder. Beschwerden, dass die eigentlich unter diese Regelung fallenden Schweizer ausdrücklich ausgenommen werden, weil ihre Finger durch Sportarten wie das Unspunnensteinwerfen nicht lesbar sind, sind einfach kleingeistig. Schließlich helfen die Schweizer, anders als die Inder, bei der Sicherung von Schengen mit. Außerdem sprechen sie etwas, das anders als das gute Deutsch unserer Mittürken und Mitinder kein Deutscher versteht und sind so schneller zu identifizieren als mit einer Chipkarte.

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