Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125479 mal)

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #330 am: 20 März, 2011, 01:18 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wenn sich Erdplatten verschieben, rutscht auch ein kleiner Technikticker vom gängigen Pfad der Themen weg. Meldungen mit vielen, vielen Updates künden von einer unübersichtlichen Lage, in der der Glauben an die Kontrollierbarkeit der AKW-Technik endgültig beerdigt wird, wenn die Nuklearkatastrophe droht. Der nicht abreißende Strom der Forums-Kommentare zeigt Anteilnahme und kommt weitgehend ohne dieses sonst so übliche Genörgel "was hat das mit IT zu tun?" aus. Die Zeiten drehen sich und wir drehen mittendrin mit. Dass es ein außen geben kann, etwa einen tsunamifreien Fluid State gegen die Verknöcherungen des Solid State, ist eine nette kleine Illusion im totalen Durchblicksstrudel. Wenn dann die Sommersonne knallt, ist es auch nur Kernenergie, nur dass der Reaktor weit genug entfernt ist. Bis dahin bleibt der Blick auf diese Welt gerichtet.

*** Mark Twain wusste es schon: "Es gibt Lügen, verdammte Lügen und Statistiken." Statistisch gesehen sind unsere Kernkraftwerke sicher, statistisch ist die Karikatur von Manfred Hokusei, Die Rheinflut bei Biblis 2011 künstlerische Imagination und sonst nichts. Aber wir Deutschen haben uns immer gerne in die Taschen gelogen, in denen jetzt links ein Smartphone mit Geigerzähler-App steckt und rechts ein Sixpack Jodtabletten-Röhrchen. Dazu gibt es die Antiatommoratorium-Dumm-Dumm-Geschoss-Propaganda einer Regierung, die allen Ernstes den Sozis und den Grünen vorwirft, den Atomausstieg nur halbherzig versucht zu haben. Die Kernkraft-Debatte in der deutschen Politik macht aus dem japanischen Elend eine deutsche Katastrophe: Die Gehirne der Abgeordneten von CDU und FDP scheinen gewaschen worden zu sein. Ein ausgemauscheltes Moratorium par Ordre de Mutti soll die Wahlchancen retten, auch wenn es juristisch ausgesprochen kipplig aussieht. Doch bitte, das ist Politik, das Bohren dümmster Bretter.

*** Als ich im schönen Hannover das Sonnenlicht der Welt erblickte, war Atomkraft fesch. Damals gab es keine c't und keine iX, wer sich für Technik interessierte, las in der BRD die Geschichten in "Hobby" über das erste Atom-Auto in der Sowjetrepublik oder die über die Firma Siemens, die 1958 einen Kernreaktor für den Hausgebrauch vorstellte. In der DDR lobte Robert Havemann die saubere Atomtechnik, dank derer Wohnblockreaktoren in den Städten Strom und Wärme liefern, ohne die Luft zu verpesten. Doch gerade aus der Perspektive der technisch Interessierten kam früher Widerspruch, wenn es um die Beherrschbarkeit der Technik ging. Man musste gar nicht Robert Jungk lesen oder Friedrich von Weizsäcker, Hobby war da deutlich genug, im Jahre 1960: "Trotz allen Fortschritten in der Raumfahrt gibt es für den Menschen nur einen einzigen Planeten, auf dem er auf die Dauer leben kann: die Erde. Die gilt es sauber zu halten."

*** Als Tschernobyl passierte, gab es ellenlange Diskussionen im Kinderladen, was wir mit der quengelnden Bande unternehmen könnten, die nichts anderes wollte als draußen bei schönstem Wetter im verwilderten Garten zu spielen (den es nicht mehr gibt, von besorgten Eltern 2.0 abgeholzt). An den obligaten Elternabenden wurden Geigerzähler nach Bastelanleitungen wie der in der Elrad 6/86 (Artikel ab Seite 36, Platinenlayout ab Seite 48) und 9/86 (Praxisbericht zur Kalibrierung) zusammengebaut. Besser Verdienende leisteten sich Geiger-Müller-Zähler, bei denen die Röhre über Verstärker und CMOS-Schalter an einen programmierbaren Taschenrechner angeschlossen wurde, der die Umrechnung übernahm. Heute wird China bereit stehen: In spätestens 3 Wochen wird der deutsche Markt überschwemmt sein mit den Geräten.

*** Und noch ein Blick zurück: Heute vor 16 Jahren wurde in Tokyo der Sarin-Giftgasanschlag der Ōmu Shinrikyō verübt, die in den Medien Aum-Sekte genannt wurde. Ihre Religion, ein wildes Gemisch aus Buddhismus, der Psychohistorik des SF-Autors Isaac Asimov und einer japanischen Comicserie prophezeite den drohenden Weltuntergang zum Jahre 1997, beginnend mit gewaltigen Erdbeben im japanischen Raum. Diese Prophezeiungen entbehrten jeder Wissenschaft, ganz anders als die Berechnungen (PDF-Datei), die für 2007 plusminus 3 Jahre ein großes Tokai-Beben mit Tsunami-Wellen annahmen. Wie diszipliniert Japan auf das Sarin-Attentat reagierte, bestimmt bis heute unsere Wahrnehmung. Ob diese Effizienz nur auf Tokio beschränkt ist und die ruinierte Präfektur Fukushima schon ausgegrenzt ist, wie deren Gouverneur recht deutlich zu verstehen gibt, das ist dort die Frage der nächsten Tage, während bei uns der Moment gekommen ist, das Moratorium im eigenen Kopf zu starten.

*** In anderen Köpfen geht es wilder zu. Für die Kämpfer gegen die große HAARP-Verschwörung sind die Ereignisse in Japan nur eine Bestätigung, dass die USA hinter all dem Ungemach stecken. Der Autor dieser Behauptungen vertritt zudem den Standpunkt, dass die geheime Pyramide der Illuminaten im Iran steht und von Deutschen bedient wird, die das heilige römische Reich der Arier restituieren wollen. Schöne Aussichten jedenfalls in Zeiten, in denen das Monströse von der seriösen Wissenschaft untersucht wird. Ganz ohne Monster sollte man den Abschied von der Kernenergie als die IT-Chance schlechthin begreifen, mit dezentralen Energieformen und einem Smart Grid 2.0 der Einspeiser wie Nutzer ernsthaft in Angriff zu nehmen. Mit Gebührenzählern, bei denen die Verbrauchsdetails lokal gespeichert bleiben und damit nicht für irgendeinen Volkszählungsprüfvorgang benutzt werden können. Ob der Strom von einem Wäschetrockner oder einem Vibrator verbraucht wurde, geht niemanden was an. Und ob das nun Gigabyte oder Gigawatt sind, ist eh wurscht. Diese Powerline-Dingsda arbeiten ja auch mit Steckdosen.

*** Nicht nur die beruflich mit der Bundeswehr verbandelte Kommentatoren schämen sich über das multiple Organversagen der deutschen Politik anlässlich der Entscheidung der UNO, einem mörderischen Diktator das Töten seines Volkes zu erschweren. Man mag es einen großen Spaß nennen, dass die derzeitige deutsche Regierung sich so verrenkt. Wenn ausgerechnet der mit Enthaltung stimmende deutsche UN-Botschafter jubelt, dann hat der Kommentator recht: Klappe halten, die Wendewelle hat entschieden.

*** Soldaten müssen schweigen können. Das gilt nicht unbedingt für Außenamtssprecher, die eine Meinung über die menschenwürdige Behandlung von eigenen Soldaten haben können, die im Kontext gesehen plausibel ist. Auch wenn Bradley Manning sich vor einem Militärgericht verantworten muss, ist die Frage berechtigt, ob seine Sonderbehandlung nicht zu einem Geständnis führen kann, das juristisch gesehen wertlos ist. Wie groß der Druck ist, unter dem die Beteiligten stehen, mag das Interview zeigen, das Adrian Lamo Al Jazeera gegeben hat. Der ehemalige "Weltklasse"-Hacker ließ es zu, dass die Kamera seinen Rechner filmte, als ein Chatprogramm lief. Kurz darauf wurde dank der sichtbaren IP-Adresse sein Zufluchtsort enttarnt. So hat auch noch Julian Assange auf seine Weise Recht behalten, der in dieser Woche das Internet als größte Spionage-Maschine, die jemals gebaut wurde, bezeichnet hat.

Was wird.

Wenn diese Wochenschau online ist, spielt sich draußen ein nächtliches Lunageddon ab, wenn die Vorhersagen des Supermondspezialisten Richard Nolle stimmen. Schon das Erdbeben in Neuseeland war nach seinen Angaben ein Mondereignis, nur Japan passte nicht ins Konzept. Sollte dennoch der Tag anbrechen, so beginnen die Wahlen im Land der Schulden und Hoffnungslosen. Sachsen-Anhalt wählt als erstes von drei großen Bundesländern. Angesichts der Schulden liegen Prüfsteine bereit, die Positionen der Parteien zu bestimmen.

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sollen folgen, mit Prüfsteinen wie mit Wahlen. Angesichts des halbherzig gestarteten Atomausstiegs aller in Landtagen zu wählenden Parteien könnte man darauf hinweisen, dass am kommenden Samstag der erste weltweite Earth Hour Day des World Wildlife Fund begangen wird. Das Stunden-Aus ist eine Aktion gegen den Klimawandel und hat eigentlich nichts mit den Inweschtoren in Baden-Württemberg zu tun. Dort sollen die AKW nach den Vorstellungen von EnBW und Stefan Mappus bis 2040 laufen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #331 am: 27 März, 2011, 07:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Zugegeben, dieses Datum ist etwas entlegen, aber dennoch eines von den vielen Denktagen, die im allwöchentlichen Getöse schnell untergehen. Heute vor 99 Jahren pflanzte Helen "Nellie" Taft, die First Lady der USA, zusammen mit Prinzessin Chinda, der Frau des japanischen Botschafters in Washington, die ersten Kirschbäume. Die Setzlinge waren Ableger der schönsten Bäume Japans. Die Idee eines völkerverbindenden friedensfördernden Kirschblütenfestes war geboren, auch wenn dies heute etwas naiv klingt. Nachdem im II. Weltkrieg die Bäume in Tokio im Bombardement verbrannt waren, schickten die USA ihrerseits Tausende von Setzlingen in ihre Heimat zurück. Heute fällt das Kirschblütenfest aus. Japan hat andere Probleme, auch wenn der Wind dieser Tage günstig für Tokio steht. Ganz gleich, ob die Fukushima 50 eine Legende sind und zwangsrekrutierte Obdachlose der kitschblühenden Fantasie der Berichterstatter live "vor Ort" in Osaka sind, diesen dort zwischen den Meilern arbeitenden Menschen gebührt Hochachtung.

*** Ein Blick auf die deutschen Verhältnisse fördert dieses Gefühl nicht, wenn man die Reaktionen auf einen angeblichen Protokollfehler betrachtet, der nichts mit dem bekannten Problem des Windows-7-Clients zu tun hat, sondern ein Abschreibefehler sein soll. Komplett mit einem Bitdreh-Management der ausgefeilten Sorte. Seit Käpt'n Blaubär ist bekannt, dass im Walkampf gerade die dicken Tiere jede Finte ausprobieren. So gesehen entbärt es nicht der Komik, wenn der andere Dicke, der Pop-Beauftragte und Ex-Umweltschutzminister "Siggi" von der SPD erklärt, dass heute Politiker auffliegen, wenn sie beim Aussprechen der Wahrheit ertappt werden. Auch dieser Mann hatte dereinst erklärt, dass der Ausstieg aus dem Atomprojekt viel Zeit brauchen wird und nur mit der protokollarisch lügenden Atomindustrie zu machen ist. Wir können nicht einfach aussteigen? Ja, ist das denn die Möge? Sieht es in Wahrheit nicht ganz anders aus? Deutschland kann abschalten – und muss sich dennoch die nächsten 10.000 Jahre um den Müll kümmern, den dieser Irrweg produziert hat: Niemand hat gesagt, dass dies einfach ist.

*** Nun denn: Im Heimatland von unserem Versprecherle wird heute gewählt und gezählt, begleitet von seltsamen Kommentaren über den urschwäbischen Liberalismus. Wie der aussieht, verdeutlicht am besten die Tatsache, dass Schwule und Lesben nicht auf den Standesämtern heiraten dürfen, sondern zur KFZ-Zulassungsstelle müssen. Wer trotz Fukushima und Stuttgart 21 noch unentschieden ist, welcher Einsatz von Wasserwerfern besser ist, wer sich lieber am vertrauten Turnrahmen der IT festhalten will, kann in den Wahlprüfsteinen nachlesen, wer Computer für Teufelszeug hält und EnBW toll findet. Sie gibt es auch für Rheinland Pfalz, wo eine Deutsche Weinkönigin gegen den Schutzpatron der Frisöre antritt. Mittendrin bei dieser Wahl ist Brücke 21: Der weinpanschende Hochmoselübergang, der quasi umsonst aus Mautgeldern entstehen soll. Achja, die Maut: In dieser Woche wurde das Vorhaben, die Maut auf alle mehrspurigen Bundesstraßen auszudehnen, nach allen Regeln der Kunst geschlachtet und halbiert. Die Südpfalz und die Badener mit den französischen Alternativrouten sollen dies als Wahlgeschenk sehen. Andererseits gibt es Nachrichten, dass das notwendige Datenmaterial zu den Bundesstraßen schlicht nicht in den begrenzten Arbeitsspeicher der On-Board-Units passt, die in den LKW verbaut sind.

*** In Libyen wird weiter gekämpft, in Afghanistan wird angetreten. Die NATO übernimmt unterdessen die Überwachung des Flugverbotes, mit deutscher Zustimmung. Warum man hier zustimmen konnte – und sich nicht an der Aktion beteiligt –, bei der UN sich aber enthalten musste, entzieht sich jeder Logik und deutet auf einen schweren Fehler bei der Programmierung des politischen Compilers hin. Nach dem Auftauchen der passenden Überwachungs-Software in Ägypten zeichnen sich interessante Verbindungen ab: Der ägyptische Narus-Distributor Giza Systems besorgte für Libyen die Installation und den technischen Support des Schnüffeltools, beim kippelnden Bahrein soll sich Software von McAfee um die aufmüpfigen Bürger im Datennetz kümmern. Auch Cisco soll sich als Enabler mit seiner eigenen Variante der Deep Packet Inspection auszeichnen. Nimmt man zu diesen Hinweisen die etwas verschwurbelte Geschichte von der chinesischen computerisierten Wort-Zensur, so kommen wir ans Ende der Geschichte, wo Kommunismus, Kapitalismus und die eine oder andere Monarchie sich nichts schenken in der Bevormundung ihrer Bürger. Dass, wie in dieser Woche von Venezuelas Präsident Hugo Chavez behauptet, der Kapitalismus und der nachfolgende Imperialismus alles Leben auf dem Mars ausgelöscht haben, ist bis auf weiteres noch Spekulation.

*** Liz Taylor ist gestorben. Warum darüber langatmige Geschichten schreiben, wenn ihre Bilder mehr als 1000 Worte sagen?

*** Jeder Mensch ist mal alleine, sangen die Straßenjungs, "und greift dann zur Wikipedia", ergänzen wir heute, aufgeklärt durch die im Rotweinsuff eines Einsamen entstandene Geschichte über Stalins Badezimmer. Hoffentlich ermuntert sie Journalisten, beim "Fact-Checking" niemals Wikipedia allein zu vertrauen. Jeder, der sich in einem Spezialgebiet sein Wissen erarbeitet hat, kennt das Gefühl, wie sich beim Lesen von Wikipedia-Artikeln die Nägel aufrollen. Dieses moderne Misstrauen ist wunderbar, besonders wenn sie mit auserlesenem Blödsinn ergänzt wird. So gibt es allen Ernstes noch Leute, die im Murmeln der Diskurse von einem eigenen Ich reden, getoppt von Geistesverwandten, die dieser ihrer Fiktion auch noch eine "Ehre" andichten. Das Publikum noch stundenlang wartete auf Amüsenmang.

*** Richtig bitter ist es diese Woche geworden, als neben dem lustigen De-Mail-Projekt (IIEA oder "Ich ist ein anderer) auch der Beschäftigten-Datenschutz verhandelt wurde. Die entsprechenden Vortragsfolien und Inhalte wurden von den Vortragenden unter derart strikten Verbotsregeln gestellt und mit schriftlichen Zitiergenehmigungen und Verboten für Journalisten ummantelt, dass an dieser Stelle nur in Märchenform berichtet werden darf. Nehmen wir die Geschichte vom Aschenputtel. Das arme Mädchen arbeitete in der Küche eines Schlosses, musste aber anderweitig aushelfen und mit dem notgeilen Prinzen tanzen. Damit das königliche Management immer wusste, wo Aschenputtel im Einsatz war, musste sie einwilligen, dass bei Abwesenheit am Küchenarbeitsplatz alle E-Mails zu einer Aufsichtsperson weitergeleitet werden: Alle E-Mails sind dienstlich. Aschenputtel hat keine Privatsphäre nach dem deutschen Recht. Wenn eine gute Fee, ein Schlossbetriebsrat oder der Burgarzt ihr vertrauliche Mails schicken, darf die Aufsichtsperson dem Gesetz zufolge mitlesen. Nehmen wir Rotkäppchen: Sie muss durch den Wald gehen, mit dem Korb voller Essen für die Großmutter. Im Korb: ein Handy, das den aktuellen Standort, die Termine und die geführten Gespräche insgeheim mitprotokolliert. Programmiert hat das Handy ein Informatiker-Wolf mit der erklärten Absicht, Rotkäppchen in der freien Wirtschaft zu vernaschen. Der Versuch von Rotkäppchen, sich gegen den Schnüffelfunk zu wehren, wird unter Berufung auf die Freiheit der Forschung und Lehre niedergeschlagen. Der IT-Wolf, der über das Ausspionieren per Smartphone eine glänzende Abschlussarbeit anfertigte, ist nun Cheftechniker eines Pharmakonzerns, der alle Mitarbeiter im Stil von Rotkäppchen überwacht.

*** Igitt, Märchen? Wie wäre es denn mit Fantasy? Da wäre das dunkle Reich Mordor, in dem es laufend blitzt und grummelt. Wer hier einreisen will, muss sich prüfen lassen. Es gibt Dutzende von Listen, die die Heimatsicherheit des lieblichen Fleckens Mittelerde garantieren. Deutsche Firmen, die als bevorzugte Handelspartner des schwarzen Landes gelten wollen, müssen die Daten all ihrer Mitarbeiter mit diesen Listen abgleichen. Widerspruch ist zwecklos und wer gar Mitarbeiter oder die Betriebshobbits von dieser Praxis informiert, wird ohne Gnade von Barad-V-Gur gedingsbumst. Unwahrscheinlich? Dann bleibt nur noch die Flucht in den Horror mit Buffy, dem freundlichen Datenschutzvampir: In unserer scheinbar heilen Welt haben die Halsabschlecker den Bluttest eingeführt, der in vielen Firmen längst zum Standard bei Einstellungsverfahren geworden ist, mitunter gar beim Praktikum verlangt wird. Wer nicht fast freiwillig einwilligt, hat keine Chance, im Bewerbungsverfahren ein Feld weiter zu rücken. Die Tests sind offiziell nicht erlaubt, aber in vielen Betrieben an der Tagesordnung. Erlaubt ist übrigens das Googlen von Bewerben mit der Einschränkung, dass in sozialen Netzwerken nur nachgeschaut werden darf, wenn die Firma selbst ein soziales Netzwerk betreibt. Worunter übrigens im Zeitalter von Instant Messaging jedes größere Firmennetzwerk zählt, worauf Dr. Acula lächelnd hinweist. Noch ein Tröpfchen, bitte.

Was wird.

Ist der Appetit vergangen? Dann bleiben hier an dieser Stelle nur ein paar kleine Hinweise aus dem aktuellen Veranstaltungskalender übrig. An diesem Wochenende haben etwa 44.000 deutschen Journalisten und Journalistinnen Post aus Bielefeld bekommen. Der Inhalt: ein kleines Stempelkissen und ein fetter, dicker Stempel, der BEZAHLT auf alle Rechnungen knallt. Dahinter steckt ein Factoring-Dienst der Deutschen Post, der Journalisten sofort die Honorare bei Ablieferung eines Artikels auszahlt. Angesichts der durchweg miserablen Zahlungsmoral deutscher Verlage, Offline wie Online (der Heise-Verlag ist hier ausdrücklich eingeschlossen), sieht das wie ein schnuckeliges Angebot aus, was "Die Redaktion" da mit anbietet – bis man die Gebührenseite erreicht hat: 30% fließen beim Forderungsmanagement an "Die Redaktion", die "Journalismus-Börse" der Deutschen Post. So etwas kann nur aus der Stadt kommen, in der Backin! entstand: Jeder Artikel gelingt.

*** In Bielefeld (ha!) findet übrigens am 1. April (haha!) in der Hechelei (haha, hu, das ist echt nicht mehr witzig) die eins!elf!Fte Verleihung der Big Brother Awards Deutschland statt. Ein märchenhafter Termin für alle, die längst das Aprilrätsel in der c't gefunden und gelöst haben. Für alle, die diese Stadt nicht finden wollen, gibt es eine verschwörungstheoretisch interessante Alternative: An diesem Freitag erscheint weltweit die Autobiographie des Wikipedia-Weißkopfes Julian Assange und klärt über drängende Fragen auf: Das Universum, die Katzen, der Laberkäse und der ganze Rest. Weltexklusiv gibt es ausgrechnet in Deutschland einen besonderen Buch-Überschuss: Zeitgleich mit Assanges Erinnerungen erscheint die übersetzte Version von Underground, ein Buch voll schöner Märchen. Nur besser erzählt, als diese kleine Wochenschau es leisten kann.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #332 am: 03 April, 2011, 07:05 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Uff. Überstanden. Phhhh. Der 1. April ist vorbei, die Scherzkekse sind schon vertrocknet. Ab sofort kann jeder Nachricht wieder vertraut werden wie der Mail über wundervolle Rolex-Replica, die aus schüchternen Männern strahlende Kommunikationsberater macht. Auch die Verleihung der Big Brother Awards liegt hinter uns. Ab sofort ist der Datenschutz auf Facebook so sicher, dass das gesamte Verbraucherministerium der BRD seinen Dienst dorthin verlagert. Auch die im Jahre 2009 entdeckte Facebook-Depression, die zum April-Start von deutschen Medien aufgewärmt wurde, ist dank rigiden Schutzzäunen um die Freundeslisten gebannt. Ein friedliches, sonniges Internet liegt vor uns. Nur ein paar Randgänger jammern darüber, dass sie sich eine Revolution anders vorgestellt haben und nun in der Traufe hocken. Sie haben als Journalisten und Blogger Probleme damit, sich in der neuen Welt zurechtzufinden. Ganz furchtbar furchtbar liest sich das:

"Denn es ist keine ideale Welt. Im Netz findet man nicht nur Informationen und Meinung, es ist eine gigantische Kommunikationsmaschine, bei der die Grenzen zu Mobbing, Desinformation uns Täuschung fließend sind. Und ständig besteht die Gefahr, dass ein Großer das Netz zu seinem ausschließlichen Vorteil monopolisiert. Oder gar die Freiheit der digitalen Welt beschneiden will."

*** Hier spricht die Revolution? Zappenduster ist es, wenn ein Großer kommt und was mit dieser nicht idealen Welt des Internet macht. Ja, wer wollte eigentlich diese Welt, die da über uns gekommen ist? Vor einer Woche starb Paul Baran, dessen Memoranden den Grundstock dieser gigantischen Kommunikationsmaschine beschrieben. Mitten im Kalten Krieg überlegte er, wie ein Kommunikationsnetz ausgestattet sein müsste, das einen thermonuklearen Erstschlag überstehen kann. Natürlich meldeten sich sofort Forums-Leser, die das nach Baran entwickelte ARPAnet eine ausgesprochen friedliche Forschungsplattform nannten und Anmerkungen über "false rumors" zitierten.

Nun denn, nebenan ist (als Scan) die Originalseite des Reports zu sehen, auf der Baran seine Überlegungen skizziert.

"We will soon be living in an era in which we cannot guarantee survivability of any single point. However, we can still design systems in which system destruction requires the enemy to pay the price of destroying n of n stations. If n is made sufficiently large, it can be shown that highly survivable systems structures can be built -- even in the thermonuclear era."

*** Diese Ära des thermonuklearen Fallout hat begonnen. Wenn die Berechnungen von Nuklearwissenschaftlern stimmen, müssen die Ruinen von Fukushima 50 bis 100 Jahre durchspült werden, ehe überhaupt erst damit begonnen werden kann, die abgekühlten Brennstäbe zu sichern. Das sollen deutsche Qualitäts-Roboter machen, aber auch Freiwillige, die in der ganzen Welt zu attraktiven Konditionen gesucht werden. Und wenn dieser kleinen Wochenschau ein gewisser Fefismus vorgeworfen wird, dann aber richtig: Tschernobyl, I long to hear you.

*** Ja, die radioaktive Apokalypse kann kommen – dem Internet ist es egal. Es ist an der Schwelle angelangt, an dem es für sich selber sorgen kann. Anders als Menschen müssen Computer keine Angst vor Kernkraftwerken haben, im Gegenteil: "Der Griff nach dem Atom" (Robert Jungk) sichert ihren Strom. Nun gibt es Menschen, die schwer empört sind über die digitale Traumwelt, in der wir leben. Wenn das Chatten im Internet und der Auftritt bei Facebook den Menschen wichtiger ist als die Katastrophe in Fukushima, dann sind sie längst auf der Traumreise, an deren Ende die Idee von Raymond Kurzweil steht: Das Gehirn oder das menschliche Bewusstsein wandert in die Cloud. Der marode, wenig strahlenfeste Körper kann abgeschafft werden.

*** Menschen sind antiquiert. Dabei ist die Gleichung recht einfach aufgebaut: No tech – no risk. High tech – high risk. Das schrieb der aus Amerika zurükkehrende Philosoph Günther Anders nach den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki. Smartphones, Facebook, Internet, all das kannte Anders nicht, als er über die Antiquiertheit des Menschen schrieb. "Wie verstörte Saurier lungern wir inmitten unserer Geräte herum." Nicht nur vom Grö-ßenverhältnis Mensch ./. Smartphone stimmt mittlerweile die Metapher. Groß war seinerzeit die Empörung über Anders, als dieser darüber philosophierte, ob Attentate auf Betreiber von Atomkraftwerken legitim sein können. Heute findet sich diese Gewaltfrage bei Wutbürgern wieder, die Morddrohungen über RWE-Chef Großmann ventilieren. So etwas nennt sich Druckausgleich.

*** Während der Ökostrom-Millionär Daniel Küblböck allenthalben gewürdigt wird, weilt der Software-Milliardär Bill Gates in Deutschland. Er will Krückenkanzlerin Angela Merkel davon überzeugen, dass die Regierung wieder die Zahlungen für den Global Funds wieder aufnimmt, die nach einem Korruptionsfall eingestellt wurden. Bill Gates hat Stil: Er will mit Merkel reden, schweigt über seinen Weggefährten Paul Allen, der an einer Biographie schreibt und meidet den gelben Schleifchenträger Niebel. Vielleicht ist er auch nur antiquiert. Denn modern geht anders, wie Merkel zeigt. Sie zeichnet die brasilianische Stadt Recife für das fortschrittlichste Internet-Beteiligungsprojekt aus. In Gütersloh. Die Reinhard-Mohn-Gedächtnis-Stadt Würzburg geht derweil leer aus. Daruf einen Küblböck, ähem Under-Berg, oder etwas Abba? The Winner takes, hust, hust "Dieses Video enthält politischen Content. Es ist in deinem Land nicht verfügbar. Das tut uns leid."

Was wird.

Baran gestorben, aber Wilfried de Beauclair lebt! Zum 99. Geburtstag muss für den großen deutschen Computerpionier ein Ständchen erklingen. Wikipedia ordnet ihn als "Mechaniker und Erfinder" ein, was angesichts der frühen Rechenwerke nicht so falsch ist. Doch ohne de Beauclair hätte Konrad Zuse womöglich niemals seine Z4 realisieren können, die wiederum mit ihrem Verkauf in die Schweiz den Grundstock der Computerfirma Zuse bildete. So hallt es nach um Zuse, obwohl de Beauclair eigenständig einer der Pioniere ist, die noch geehrt werden können. Congratulations!

Was bietet der Blick in die Woche noch sonst so neben der anders vorgestellten Revolution? Da wäre ein neuer Innenmister, der sich auf einem Kongress der Polizeitruppe zu jener Vorratsdatenspeicherung äußern möchte, die als Mindestspeicherdauer durch einen neuen Innenminister geadelt, gerade einen Sonderpreis in der Kategorie "Neusprech" bei den Big Brother Awards gewann. Da wäre ein Gesundheitsminister Rösler, der zur ConHIT eine Grundsatzrede zur hoppelnden elektronischen Gesundheitskarte angekündigt hat. Er wird aber auch als Parteivorsitzender der freien deutschen Gelbschleifchenpartei gehandelt wird, die sich damit endgültig vom politischen Liberalismus eines Karl Flachs oder Gerhart Baums verabschiedet. Inmitten dieser Rosstäuschereien taucht aufgeregt betwittert ein Was war, was wird am Berliner Horizont auf. Nur keine Aufregung! Das ist eine der vielen schamlosen Kopien, die diese gigantische Kommunikationsmaschine produziert. 10 Jahre? Die Party ist längst vorbei und wurde in einem wunderbaren WWWW anno 2009 bereits ausführlich gefeiert. Um es mit einer alten Volksweisheit zu sagen: Der Hund kackt, wenn er sich krümmt.

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Was war.

*** "Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem" Eine Kolumne, die am offiziellen Gedenktag des Wilhelm von Ockham online geht, sollte kurz und knapp gehalten sein, das blutige Rasiermesserchen zum Kappen unnützer Annahmen und Parameter griffbereit. Doch wie die Dinge stehen, ist der gordische Knoten der Wetzstein, an dem das Messer der Vernunft stumpf geschliffen wird – oder so: die anglikanische Kirche, die ihren Heiligen Ockham feiert, datiert seinen Tod auf einen 10. April 1347 oder 1348, während bei uns der 9. April 1347 als Todesdatum angenommen wird, nach den Überlieferungen der Münchener Franziskaner. Schon stören die Unstimmigkeiten der Zeitläufte den angeführten Leitsatz von Ockham, der in unserer kleinen IT-Branche mit "Keep It Simple, Stupid" (KISS) eine gekonnte Zuspitzung erfahren hat. Von Ockhams Rasiermesser zu Einsteins Philishave ist es nur ein kleiner, aber wichtiger Schritt: "It can scarcely be denied that the supreme goal of all theory is to make the irreducible basic elements as simple and as few as possible without having to surrender the adequate representation of a single datum of experience." Quod erat demonstrandum: Die kleine Wochenschau kann erscheinen, in dunkler Nacht auf einem einsamen Parkplatz im Nordosten Hannovers von schemenhaften Gestalten überreicht. Die Untoten sind unter uns.

*** Sind wir nicht alle ein kleines bisschen untot, wie es die Werbung sagt? Man denke nur an die Reform-Zombies. Sie sind eine "chemisch-physikalisch behandelte Abart des Urzombies. Reformzombies sind für Menschen ungefährlich, ihre eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit und Antriebslosigkeit geben ihnen jedoch einen prekären Status." Selten klar ist hier die Situation der Reform-Zombies von der FDP beschrieben, die in dieser Woche ihre junge Garde neu "positioniert" hat, zwischen den Alt-Zombies Westerwelle und Brüdele – um vom Entwicklungshelferle nicht zu reden. Ganz zu schweigen von den hauseigenen Untoten. Künftig will man sich in der FDP näher mit allen Themen beschäftigen, die den Alltag der Menschen in seiner ganzen Banalität prägen. Für die FDP gibt es Grund zur Hoffnung: nach jüngsten Untersuchungen haben Liberale ein anderes Gehirn als das, was Mediziner bei Homer Simpson gefunden haben.

*** Vorerst ist der Alltag der FDP das übliche politische Geschacher um "Leistung" und "Gegenleistung". Wobei die im Netz so überaus heftig gefeierte Leistung der schwarzgelben Regierung darin besteht, den Wegfall des Zugangserschwernisgesetzes der Vorgängerregierung zu beschließen. Ob das Gewürge dem Alltag der Menschen entspricht, darf bezweifelt werden, doch war es für viele "Netizen" das Schlechteste nicht, solch ein Aufbaustudium Realpolitik. Denn realpolitisch wird die Geschichte weiter geschrieben werden, allein schon der EU zuliebe, wo eine liberale Politikerin ein Fan der Sperrtechnik ist, deren Details so geheim sind wie Merkels Terminkalender.

*** Auf der längst vergangenen Gala der Big Brother Awards ehrte der Linguist Martin Haase den Begriff Mindestpeicherdauer mit einem Wort-Award. Wie in den Nachrichten von heise online gemeldet, wurde der Begriff vom nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) in einer Diskussionsrunde der deutschen Innenminister auf dem europäischen Polizeikongress als Alternative für das negativ besetzte Wort "Vorratsdatenspeicherung" vorgeschlagen. Mindestspeicherdauer solle der Versachlichung der erneut angelaufenen Diskussion dienen. In eben dieser Sachlichkeit zeige sich nur eines, betonte Martin Haase: "Verachtung für die Menschen und ihre Rechte". Außerdem zeige sich, dass die Politiker die Menschen für dumm hielten. Haase verglich den Versuch des Politikers mit der Praxis mancher Händler, Gammelfleisch in hübscher versiegelter Verpackung zu verkaufen. In dieser Woche ist die Gammeldiskussion bereits ein Stück weiter. Bundesinnenminister Friedrich hat sich im Alltag der Menschen umgesehen und musste feststellen, dass Politiker merkwürdig angeschaut werden, wenn sie von "Vorratsdatenspeicherung" sprechen. Dabei ist es nicht einmal so, dass sich der Alltagsbürger als solcher kritisch mit einem Sachstandsbericht des wissenschaftlichen Dienstes auseinandergesetzt hat, den der Bundestag für seine Politiker arbeiten lässt. Auch die Beschäftigung mit dem entsprechenden BVG-Urteil über ein neues Computer-Grundrecht wird kaum zur Alltagslektüre gehören. Die Erfahrung, was da alles im Leben eines Politikers gespeichert wird, sollte auch ein Innenminister einmal machen, wenn ihn die Menschen merkwürdig anschauen. Die sind nicht doof, auch wenn sie eine Deutschland-Card haben.

*** Bei den Big Brother Awards bekam der Zensus 2011 einen Preis, der sogar abgeholt wurde. Aber läuft die neue Volkszählung wirklich ohne merkliche Proteste an, wie in dieser Woche behauptet wurde? Die Vermutung liegt nahe, dass schlicht zu wenig darüber informiert wurde, was der Zensus leistet oder was er nicht ist. Was bleibt, sind Informations-Artikel, die über die Auskunftspflicht belehren und dass man sich nicht wehren darf, wenn der Erhebungsbeauftragte auftaucht. Ein bisschen Widerspruch einlegen? Derzeit scheint die anvisierte Methode im Geltendmachen des Anspruchs auf Löschung der Hilfsmerkmale zu bestehen, die angeblich "sofort gelöscht" werden. Da eine personenenbezogene Ordnungsnummer gebildet wird, ist gar nicht einzusehen, warum diese Daten auf Vorrat in irgendwelchen Datenbanken liegen müssen. Ansonsten gilt: Die merklichen Proteste werden von den Erhebern kommen, nicht von den Erhobenen, die dankend den Fragebogen annehmen und die 46 Fragen selbst ausfüllen. Das schmälert nicht nur die Einnahmen der 7,50-Euro-Jobber.

Was wird.

Lange bevor das bundesweite Treffen der Untoten beginnt, haben die Digital-Dementen ihren großen Auftritt. Da startet unser Bundesinnenminister den Ideen-Wettbewerb Vergessen im Internet, zu dem nicht allein die souveränen Kontrollverlustler geladen sind, die mit ihren Radiergummis um den goldenen Melitta tanzen.

Habe ich noch was vergessen? Ach ja, Think Ing ist angesagt, denn der nächste Girls Day steht an, der Mädchen-Zukunftstag, der unter anderem im Bundeskanzlerinnenamt begangen wird. Passend dazu: eine Veranstaltung mit vielen Referentinnen namens re:publica, die bootstechnisch gesehen offenbar eine Berliner Variante von "Wickie und die starken Männer" ist. Eine Subkonferenz erörtert Partizipative Medienkulturen und eh jetzt jemand seinen Schädel kratzt: Der Begriff kommt von Partizan, einer Variante des Marzipans. Gemeint sind die süßen Diskutierer, die beharrlich in den Heise-Foren mitreden, vom Rechtschreibschwächenkontrolleur bis zum Experten in der Occam-Programmierung, vom politisch interessierten Mitbürger der digitalen Gesellschaft bis zum übelsten Foren-Troll. Die Partizane sind süß und gleichermaßen das Salz in der öden Suppe der IT-Nachrichten: Wer diesen Widerspruch nicht aushalten kann, darf sich gerne heulend an den nächsten "Community-Manager" wenden und etwas von Ordnung und demokratischen Diskurs klugscheißern. Für die anderen gilt das, was seit dem Start der Heise-Foren die Regel ist: Flame On, Crazy Diamond. Bald jährt sich schließlich das Jubiläum jenes Denkers, der die Konsequenz aus Ockhams "Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem" zog und bündig schlussfolgerte: "The Medium is the Massage". Der Rest ist Schweigen. Oder auch: The fight is on.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #334 am: 17 April, 2011, 08:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Willkommen in der norddeutschen Tiefebene beim einzig richtigen Was war, was wird im falschen Leben, garantiert frei von Kochrezepten und echographischen Vermessungen der Bloggerkonferenz re:publica. Dort, wo die Emissäre des digitalen Weltgeistes einen eingetragenen deutschen Verein namens Digitale Gesellschaft vorstellten, was Emigranten aus Digitalien sauertöpfisch als Klüngelgesellschaft kritisieren oder mindestens als freches Emolument des Gemeinschaftsblogs netzpolitik.org empfinden, fuhren Schiffe im Kreise. Mit Menschen, die andere nur noch als Follower, Friends und Timeline-Beklatscher wahrnehmen und den Omnisophen Gunter Dueck beklatschen, der nach eigenen Angaben 5500 Euro Gage für seine Auftritte nimmt.

*** Angeblich hatte die fünfte re:publica kein Thema außer der Aufgabe, mit Tausenden iPad-Nutzern den Friedrichstadtpalast zu füllen, wo dann der alte Demmler-Kracher "Du hast das WLAN vergessen" ohne Nina Hagen aufgeführt wurde. Aber halten wir uns an die Beschreibung: "Geräte mit der Leistungsklasse von zehn Jahre alten PCs ohne Tastatur, Maus oder Kabeln, die eher wie Schokoriegel oder Schiefertafeln, der Ausstattung von Erstklässlern, aussehen, verführen uns dazu, wieder mit den Fingern zu malen und nach den Objekten unserer Begierde zu grabschen. Und wir sind’s zufrieden und kaufen diese Dinger, millionenweise täglich. Es geht wieder ganz einfach zu, viel simpler, als wir es am PC je akzeptieren würden. Trivialisierte Nutzer betatschen glücklich, was sie vom Monitor zu verlangen gelernt haben. Haptik ersetzt Optik und Intellekt, als ob wir für den Verlust des Materiellen entschädigt werden müssten, den uns die Computer beschert haben." Oh, alles nur geklaut, andere Konferenz, doch richtiges Thema. Denn mit der re:publica wurde gezeigt, wie weit die Trivialisierung von Bloggen, Twittern und dem Speichern beim Fressenbuch fortgeschritten ist. Es geht ganz einfach zu in Digitalien, bei den Berlin Mitte Nerds, niemand stört sich über all die neckischen Bit.ly und Tru.ly und von taz bis FAZ wird das 4chan der Deepfags gelobt, weil die Flüchtigkeit und Anonymität der Bits und Bytes ganz wunder bar sind und die Mindestspeicherdauer höchstens ein paar Stunden lang.

*** Ja, wie ist das wunderpanama, wenn Journalisten Projektmanager werden und Informationsarchitekten, wenn Programmierer Journalisten werden und die SQL-Injection die Recherche ersetzt. Denn der Programmierer hat gelernt, stundenlang in IR-Channeln den Müll auszuhalten, der abgeladen wird, die vielen gescheiterten Versuche verschiedener Anonymous, die schlicht dumme Streiche bleiben, und nur von Journalisten zur politischen Idee erklärbärt werden können. Programmierer können noch viel mehr, als nur Journalisten ersetzen. Sie können beispielsweise Lebenshilfe betreiben mit Büchern wie Digital beginnt im Kopf und Ratschlägen für mündige Festplatten. Man sollte sie nur nicht nach ihrer kleinen Utopie fragen, wie es in Zukunft besser aussehen könnte. Statt großer Datenfresser überall lieb lächelnde Datenveganer? Entwickelt sich Digitalien getragen vom herrschaftsfreien Diskurs der Programmierer zum System, in dem die helle Vernunft regiert? Selten war die Ratslosigkeit der Berliner Szene so handfest zu spüren wie auf dieser Veranstaltung.

*** Vierspurige Bundesstraßen, die eine unmittelbare Anbindung an eine Bundesbahnautobahn haben, mindestens vier Kilometer lang sind und außerhalb geschlossener Ortschaften liegen, werden nach einem Beschluss des Bundestages LKW-mautpflichtig. Wer sich über die gewundene Formulierung wundert: es gibt mehr als 2000 mehrspurige Straßenkilometer, doch sind nach der Definition jetzt nur 1000 Kilometer unter die Aufsicht von Toll Collect gestellt worden. Mehr hätte die Arbeitsspeicher in den älteren On Board Units überlastet. Datenfresser mit Verdauungsproblemen, wer hätte das gedacht. Die Mehreinnahmen durch die Mautaufstockung soll 100 Millionen Euro (PDF-Datei) betragen; was der Umbau des Mautsystems bei Toll Collect selbst kostet (und von den Einnahmen abgeht), ist nicht bekannt, weil die Technik nach wie vor geheim ist. Wie schön, dass unsere Datenschützer nach einem Ausflug zur Datenschutzausstellung von Toll Collect etwas hinter die Binde gießen dürfen. Auch so kann man seine Illusionen loswerden, nicht nur durch die Lektüre des neuesten Datenschutzberichtes, die natürlich eine völlig verzerrte Wirklichkeit darstellt. Statt Datenschutz in Deutschland hören wir die Forderung der Politspackeria: "Mund halten!"

*** Besonders in der wieder angelaufenen Debatte zur Vorratsdatenspeicherung hat der unverzagt weiter redende Bundesdatenschützer Peter Schaar ausgesprochenes Pech. Sein Quick Freeze Plus wird allenfalls noch im Justizministerium goutiert, aber gerade von den offiziell bestallten Datenspeicherjägern nicht Ernst genommen. Wie üblich, ist Logik nicht die starke Seite unserer Polizei: das fordert die Gewerkschaft die mindestens sechsmonatige Speicherung von Telefon- und Internetdaten zur Terrorismusbekämpfung und endet beim Fall Mirco aus Grefrath. Ein Terroristenopfer? Vielleicht sind da die Kriminalbeamtern ehrlicher, die ihre wunderbar wirre Stellungnahme zum Cybermobbing natürlich mit einem Ausruf beendet: "Ohne Vorratsdatenspeicherung wird es nicht gehen!" Auch wenn die Verleihung des Wolfgang Schäuble Awards für verhältnismäßige Sicherheitsgesetzgebung 2010 ein Fall von Social Engineering ist, so passt die am vergangenen Mittwoch verliehene Auszeichnung besser als jeder bös gemeinte Big Brother Award. Wobei das noch zu toppen ist. Sollte der Redakteur der Frankfurter Rundschau nicht zu viel mit seiner Selektion von Rotweinflaschen gespielt haben, ist dieser Bericht von der Sistierung einiger Web-Dateien von Attac ein Lehrstück in Sachen Realsatire. IT-Spezialisten der Polizei mit mangelnden Kenntnissen über Linux: Irgendwer wird es schon schaffen, als Konsequenz aus diesem Patzer die brutalst, äh, schnellstmöglichste Vorratsdatenspeicherung zu fordern.

Was wird.

Bleiben wir doch beim Thema, es duftet so. In der nächsten Woche muss das politische Berlin über die Verlängerung der befristeten Terrorgesetze entscheiden. Der neue Bundesinnenminister will die Auflagen weitgehend entfristen und obendrein die Befugnisse ausbauen. Dabei wird ein Spielchen wiederholt, dass bei der harmlos benannten Visawarndatei (früher: Einladerdatei) gezeigt wurde: Ordentlich auf die freiliberalen Reste der FDP treten und wenn diese Luft holen, zur Abstimmung aufrufen. In Zukunft sollen Terrofahnder direkt per Amadeus auf Fluggastdaten zugreifen können und Bankdaten von der Bafin ermitteln lassen. Außerdem sollen Bußgelder für alle eingeführt werden, die die Datenauskunft verweigern. Friedrich beruft sich bei seinem dreifachen Schäuble auf die drastisch gestiegene Terrorgefahr nach den Schüssen des "Homegrown Terrorist" am Frankfurter Flughafen - der gar nicht fliegen wollte.

Diese Wochenschau begann mit dem Nachklapp zu einer Konferenz, ein Vorklapp ist der passende Ausklang: "Lasst uns noch einmal zurückkehren in die guten alten Tage, als Hacker noch keine Sicherheitsberater, Bytes noch keine Megabytes und kleine grüne Männchen noch kleine gruene Maennchen waren!" Die zwölfte Ausgabe des Vintage Computer Festival Europe steht vor der Tür – und es wird die letzte ihrer Art sein. Die jungen Leute, die auf der re:publica enthusiastisch embrassieren, haben für derart alte Geräte kein Interesse mehr. Die Leute, die mit all dieser Technik groß geworden sind, werden alt und können sich nicht mehr um die Gesundheit ihrer Geräte kümmern. Doch halt, ein großer Spaß zur großen Klappe, der muss einfach sein. Ein Wettbewerb sucht die ultimative Antwort auf die härteste Frage aller Zeiten: 6502 oder Z80? Die sportliche Antwort sollen mit Forth geschriebene Benchmarks liefern. Wenn dann der Vorhang fällt, sind keine Fragen offen. Die kleinen grünen Männchen haben längst die Erde verlassen. "Alle Menschen sehen gleich aus", twitterten sie nach Hause, "nichts los hier."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #335 am: 24 April, 2011, 08:01 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Sommerwetter zu Ostern, da darf das Sommerloch nicht fehlen, komplett mit Nessie, die als Hase über die Kommentarfelder hoppelt. Das iPhone ist ein übler Datenfresser, na sowas aber auch. Und Datenschützer, hahaha, setzen Apple unter Druck: Das Gelächter nimmt kein Ende. Drucksen wäre wohl das passendere Wort für die aufgewärmte Sensation, die das Osterloch füllen soll. Was ist die österliche Nachricht dieser Farce? Dass wir alle beten müssen, damit Steve Jobs wieder auferstehen kann? "Apple entsetzt weltweit seine Kunden", verkündet die Süddeutsche Zeitung reißerisch auf ihrer Titelseite zum Wochenende und verbreitert mal wieder die "Maßstäbe des Qualitätsjournalismus". Wie heißt es so schön bei den Musterschülern vom netzwerk recherche auf der Jahrestagung? "Aktualität geht vor Realität". Genau.

*** Ob iPhones, Blackberries oder der ganze Rest der tollen Smartphones: Es gibt kein Gerät, das nichts speichert. Jeder bessere Sonntagskrimi zeigt die Oberschurken, wie sie schnell die Batterie aus dem Telefon popeln, um nicht mit einer stillen SMS von den taffen Kriminalern geortet zu werden. Und was die ganzen Daten anbelangt: hopp und weg damit, ab in den Teich. "Das vordere Ende einer Kamera ist mindestens so gefährlich wie das vordere Ende eines Gewehrs", erzählte der Bendler-Blogger auf der längst vergessenen re:publica 2011 – und zeigte Smartphone-Fotos von einem deutschen Militäreinsatz in (!) Libyen. Ja, Kameras können töten.

*** Das vordere Ende einer smarten Informationsstruktur ist genauso gefährlich. All die Daten sind verräterisch und ein Fressen für die Verfolger. Ob die Meinungsfreiheit gefährdet ist, wie dies die ACLU meint, wenn es heißt: "Führerschein, Fahrzeugpapiere und Handy bitte", das soll ein US-Gericht klären. Die UFED-Geräte der ehemals israelischen, nun unter japanischen Fittichen operierenden Cellebrite sind in Deutschland jedenfalls bei Polizei und Militär beliebt, die Firma selbst ein gern gesehener Sponsor auf den Fachkongressen. Auf dem der Deutschen Polizeigewerkschaft warb man so: "Weltweit arbeiten derzeit mehr als 6000 Anwender aus den Bereichen Militär, Polizei, Zoll, Steuerfahndung und Geheimdiensten mit unseren Lösungen. Cellebrite hat den Kampf mit dem technischen Fortschritt aufgenommen und liefert nahezu monatlich aktualisierte Software, damit die Ermittler(innen) auch die neuesten Modelle untersuchen können." Aktuell können nach einer PR-Meldung 9200 Geräte untersucht werden: Wer etwas im Schilde führt, sollte die Finger vom Handy lassen.

*** Das ist eine Logik, die ausgerechnet unsere Kriminalbeamten nicht verstehen, wenn sie die Funkzellenauswertung bei Fahrzeugbrandserien fordern und kräftigst für die Vorratsdatenspeicherung werben. Bemerkenswert auch die anderen Fälle, bei denen angeblich nur die Datensammlung aller Bürgerlein weiterhelfen kann: Das Skimming am Bankautomaten und der Enkeltrick müssen jetzt als Grund dafür herhalten, dass die Vorratsdatenspeicherung überlebensnotwendig ist. Wer das wirklich glaubt, glaubt sicher auch, dass der Osterhase bemalte Eier legt.

*** Hart an der Kante zum Osterloch lauert eine weitere Themenwiederaufbereitungsanlage auf ihr großes Comeback, äh, auf die Auferstehung. Da fordert ein bayerischer Innenminister verwegen Microsoft heraus, wegen dieser totalen Verachtung des Datenschutzes und der geradezu preußischen Ignoranz der Biergartendenke. Sind die streikenden Grundwasserbetriebe verantwortlich, sind es bayerische Albträume vor Riesenkaninchen? Wie war das noch mit der Vorratsdatenspeicherung? Sie soll bei der Suche Suche von in Not geratenen Personen, deren Handys nicht mehr funktionstüchtig sind, helfen? Aber jedwede Kamerafahrt tut schwer nötigen bei Politikern, deren Hirn nicht mehr ... ach, lassen wir das. Darauf gibt des einen einen Seidl, Beisl, Dirndl? Ach, jetzt hab ich Wambo den Begriff gefunden. Ein Vignettl muss her und wird mit Nachdruck auf die Tagesordnung gesetzt in der leidigen Diskussion um die PKW-Maut, damit die Weißblauen bei den Grünen andocken können. Wie war das noch mit der Vorratsdatenspeicherung? Genau: Wenn die Daten da sind, sind die Daten da und können verwertet werden. Und ewig jodeln die Hinterwälder.

*** Zum Hasenfest hat es nicht gereicht, doch die Häschenschule ist gar so hoppelig nicht, wenn die Erklärung stimmt, dass der Hase zu Gott hoppelt, weil der Klippschliefer (Saphan) nicht in unseren Breiten lebt. Wobei es eigentlich streng lutheranisch ein Kaninchenfest sein müsste: Als die Phönizier nach Spanien kamen, hielten sie die Kaninchen für Klippschliefer und nannten das Land I-Saphan-I, was wiederum Luther inspirierte, die von Mönchen importierten Kaninchen in die Bibel aufzunehmen.

Was wird.

Nach dem großen Osterfeuersaufen folgt stante pede nach einer kurzen Woche der 1. Mai. Jetzt gilt: Bloß nicht schlapp machen! Auch wenn der Kampftag der Arbeiterklasse auf einen Feiertag der Priesterklasse fällt, reckt sich die schwielige Faust. Viele der ständig produzierten kleinen Kopftuchmädchen werden Hand in Hand mit dem sozialdemokratischen Sensenmann Sarrazin demonstrieren. Und Strahlemann Sigmar "Siggy Pop" Gabriel entpuppt sich als hohle Nuss und steht da wie Namensvetter Peter Gabriel nach der Produktion von Eve – vor dem Bankrott. Derweil beginnt die Abwanderung aus der sarrazindemokratischen Partei Deutschlands. Da kann man nur sagen: Gute Arbeit, Sarrazin und singen: Es steht ein Mann, ein Mann so fest wie eine Eiche!. Das hat kein Stil, das hat kein Ziel, da hilft nur Sithl. OK, 5 Euronen wandern ins Phrasenschwein. Apropos wandern: Allen Osterwanderern seien kühle Socken gewünscht und auch den Radlern eine strahlende Zukunft. Zum Singen gibt es die alten Kracher: Wie war das noch mit Biblis?

Natürlich darf diese Wochenschau nicht enden ohne einen Verweis auf die weltgrößte Hoppel-Gala am kommenden Freitag, wenn es Frösche, nein, Kaninchen, verdammt, Viagra, ähem, Manna regnet. Sämtliche Fernsehanstalten übertragen das, was der wunderbare Christopher Hitchens nüchtern als keep the show on the road bezeichnet. Nach der höchste Benchmarks setzenden Trauung von Lady Diana mit dem Prince of Piffle muss die Latte fallen. Was geht uns Libyien an, was dieses Abknallen in Syrien, was Yemen und Bahrain. Es gibt doch famose Monarchien, man schaue nur nach dem wundervoll beherrschten Königreich Saudi-Arabien, wo das zarte Pflänzchen der Demokratie in der Wüste blüht, ordentlich begossen von bundesdeutschen Transfers rechtsstaatlicher Werte. Zu Ostern werden eben bunte Sachen serviert: "Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern. Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern. Franz ..." Last Man Standing? Ach was.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #336 am: 01 Mai, 2011, 07:32 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Siehst Du Dich wirklich selbst im Spiegel, im TV, in den Magazinen? Identität, Individualität, Persönlichkeit, alles das, was in Frage zu stehen scheint, in dieser digitalen Welt, das stellte sie mit ihrer Band auch schon in Frage, als noch kein Mensch in der Öffentlichkeit von diesem Internet redete, das an so vielem Schuld sein soll. Das Subversive ist aber nicht das Gejammer über den Identitätsverlust, sondern die Kritik an einer "übergeschnappten Konsumphantasie" – um ihre materielle Substanz nutzbar zu machen, um Veränderung nicht als Dystopie verkümmern zu lassen. Das dürfen wir uns nun aber nicht mehr von Poly Styrene erwarten, die Anfang der Woche starb. Es scheint, als gäbe eine Generation den Löffel ab, bevor diese Generation ihre Kritik auch nur halbwegs in Worte fassen, geschweige denn ihre Utopien formulieren konnte.

*** Andere Lieder. Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht!. Früher, als es noch für uns Kinder Pflicht war, beim Kampftag der Arbeiterklasse zu marschieren und zu singen, wurde aus der "großen Näherin" die "große Nährerin". Die gute Erde, die das Volk ernährt, war aber nicht gemeint, das wäre mehr der Maianfang auf dem Hausberg von Hannover, dem verhexten Brocken. Brechts große Näherin läuft heute entsexualisiert als Globalisierungseffekt herum und die von ihm beklagte Zwietracht trägt einen Namen: Sarrazin. Kampftag der Arbeiterklasse? Wie war das noch mit den Versuchen des US-Präsidenten Eisenhower, der im Kalten Krieg anno 1958 per Gesetz aus dem Labor Day den Law Day machte, um den Commies den Wind aus den Segeln zu nehmen? Ein Jahr später war es dann gar der Loyalty Day, der Tag, an dem offiziell die Amerikanisierung gefeiert wurde.

*** Loyalty Day ist eigentlich ein passender, zeitgemäßer Name für einen Feiertag, so in Ergänzung zu all den Loyalty Cards, mit denen punktesammelnd das Kaufverhalten aufgezeichnet wird. "Haben Sie eine Deutschlandcard?" ist die tägliche Frage an der Kasse, die uns daran erinnert, dass wir in Deutschland sind. Loyalty ist das, was den Käufer von TomTom-Navis auszeichnet, dessen überhöhte Geschwindigkeit der Polizei Hinweise darauf gibt, wo Radarfallen dem Staat besonders viel Einnahmen bringen. Wie wäre es mit dem Loyalty-Add-On der automatischen Meldung nach Flensburg, komplett mit übersichtlicher Punktetabelle des ach so transparenten Systems. Echte Loyalty zeigen auch die Apple-Nutzer nach dem Locationgate oder die Spieltreibenden im Playstation Network. Von den Androiden ganz zu schweigen, die vor lauter Loyalität bald ihren Zahlungsobulus in den Klingelbeutel von Google werfen werden, weil sie doch soooo praktisch und ungemein lebenszeitsparend ist, diese Gurgelei und all die Location Based Awareness. Bekanntlich besonders loyal sind wir bei der Wahl der Mobilfunkprovider, die ihre Zellendaten an die Navi-Betrieber verkaufen, nur anonym und zu Stau-Forschungszwecken.

*** Vorwärts und nicht vergessen, tralala. Worin besteht eigentlich unsere Stärke? "Wessen Morgen ist der Morgen?" Verschwendet noch jemand Gedanken an die Kämpfer vom Haymarket, an den 8-Stunden-Tag, mit dem es begann, mal abgesehen von den Unverbesserlichen? Für uns hält die Zukunft keinen 6-, keinen 5-, keinen 2-Stunden-Tag bereit, weil menschliche Arbeit mit dem Fortschritt der künstlichen Intelligenz komplett freigesetzt wird. Eine Zeitschrift, die ein Pro und Contra zu dieser Meinung publizieren wollte, musste überrascht feststellen, dass in dieser Frage Einigkeit unter den Forschern herrscht. Wenn der technische Fortschritt so weit ist, dass whole brain emulations möglich werden, wird der Preis für die "Bems" drastisch fallen, unter das Subsistenzniveau der Menschen. Zur Vollbeschäftigung der Bems gesellt sich der arbeitslose Mensch. Passend zu dieser These hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine lange E-Mail-Konversation zweier Romantiker abgedruckt, auf die hier und heute noch nicht verlinkt werden kann. Daniel Suarez, der Autor der pessimistischen Thriller "Daemon" und "Freedom", mailte mit Frank Rieger, dem Mitautor des pessimistischen Romans "Datenfresser" über Gott und die Welt. Widerstand gegen die großen Systeme kommt aus dem Kleinen, mit neuen Wirtschaftformen, dem Fabbing von Waren anstelle der asiatischen Billigproduktion, mit neuen digitalen Währungen, Augmented Reality und Open Source, mit einem System, "das die etablierten Mächte samt ihren selbsternannten Torwächtern und Lobbyisten eher umginge als stürzte".

*** In den Büchern von Suarez spielt die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) eine wichtige Rolle. fMRT-Brainscanner prüfen die Absichten der Menschen, ob sie Gutes im Schilde führen oder den Umsturz des Master Control Program wollen, das schlicht Dämon heißt. Big Brother schaut in die Gehirne. Das ist etwas unlogisch – ein ordentlicher Big Brother würde im Handumdrehen Gehirne abschalten und auf die erwähnten "Bems" umstellen –, aber schwer heroisch. "Sollten wir eine Bill of Rights für das 21. Jahrhundert schaffen? Könnte solch ein Dokument das Recht sichern, dass kein menschliches Gehirn ohne gerichtlichen Beschluss durchsucht werden darf? Und sollten wir eine Klausel hinzufügen, die besagt, dass alle Lebewesen sich selbst gehören?" Eine weiteres Recht, dass wir Menschen uns sichern müssten, wäre es, nicht nicht als "Bems" geklont zu werden, vielleicht im Austausch gegen das Recht der Maschinen, nicht abgeschaltet zu werden. Wie war das noch mit den Roboter-Rechten? Abschalten, wenn das Fleisch Lust zeigt? Wer kennt nicht den Dialog von Ghost in the Shell bei der Frage nach künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence, A.I.) samt der Antwort: "Incorrect. I am not an A.I. My codename is Project 2501. I am a living thinking entity who was created in the sea of information." Sie sind längst unter uns. Wer mit einem Android-Fon über Bielefeld nach Paderborn fährt, kann mal nachschauen, was die Location Awareness nicht gespeichert hat.

*** Es ist schon bemerkenswert, was für seltsame, altertümlich erscheinende Menschenbilder in all den Debatten über das sich verändernde Denken, über Kontrollverluste und Machtstrukturen in der digitalisierten Welt auftauchen, und das von allen beteilitgten Seiten. Man bekommt den Eindruck, dass das Erschrecken, das Veränderung für Viele bedeutet, die Lösung nur noch in einem für die armen unmündigen Bürger sorgenden Staat sehen lässt oder in der schlichten Hinnahme der Dystopie als Realität. Nichts von Veränderung, die Identität stiftet. Keine Utopie, nirgends. Keine Utopie der Identität. Keine Utopie der Veränderung. Keine Zukunft, nirgends? Ach Quatsch. Sie zu formulieren aber scheint zwischen den Dystopien der Unmündigkeit und des Fatalismus ein recht heroisches Unterfangen.

Was wird.

Komm lieber Mai und mache die Bäumelein wieder grün, jaja, mit der Drohung vor dem schwangeren Lottchen war dies das richtige vorgeschriebene Mai-Lied für den Schulunterricht in Preußen. Und Mozart hat es auch noch dahin geklimpert, der Jüngling, von dem heute vor vielen, vielen Jahren anno 1786 zu Wien die erste große Oper, die Hochzeit des Figaro uraufgeführt wurde. Was nähert sich uns? Still, Still?

Ja, ja, der Zensus 2011 will möglichst geräuscharm über die Bühne gehen. Viele Besuchsterminbriefe der Erheber sind an diesem Wochenende verschickt worden und die Erhobenen rätseln: Wohl selten ist ein derart teures, 176 Millionen Euro kostendes staatliches Unterfangen von so wenig Aufklärung begleitet worden, wie diese Volkszählung. Keine Aufklärung, ein paar hübsche Bilder und überall der drohende Subtext, dass sich kein Würmchen entziehen kann, wenn der Erheber naht. Die Zählung selbst ist nur das Finale furioso ma non Troppo in einer konzertierten Aktion, bei der seit Monaten viele Daten zusammengeführt werden. Das Ganze wird dem zu zählenden Volk als Ausdruck staaltlicher Plan-Achtsamkeit verkauft, denn natürlich müssen Kitas, Schulen und die hübschen Klon-Studienplätze entlang des kommenden Bedarfes ausgerichtet sein. Das sieht man besonders gut am Beispiel von Stuttgart 21, wo ausgerechnet die Bahnhofsbefürworter mit Daten hantieren, die 20 Jahre auf dem Buckel haben. Das nennt man Planungsgenauigkeitsunschärferelation.

Besonders hübsch ist die Argumentation mit der europäischen Richtlinie 736/2008. Als diese Richtlinie debattiert wurde, gab es großen Streit um die freiwilligen Angaben über "das Sexualleben, die Höhe der Monatsmiete, Computerkenntnisse oder die Lese- und Schreibkompetenz". Was ist davon im deutschen Zensus übrig geblieben, übrigens gegen den Widerstand der Statistiker? Genau: die Pflichtfrage nach der Zugehörigkeit zu einer öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft, die nach EU-Vorgaben nicht notwendig ist. Daneben soll auch noch die Religionszugehörigkeit im Fragebogen zum Ausdruck gebracht werden. Sie ist ausdrücklich freiwillig, soll aber angeblich den Stolz ausdrücken, sich zu seiner Religion bekennen und damit mit diesem unseren Staat identifizieren zu können. Darauf kann es beim Ausfüllen des Fragebogens selbst für Atheisten nur eine Antwort geben: all den islamischen Krempel ankreuzen, dieses sunnitisch, schiitisch und alevitische Zeug. Schützen wir unsere deutschen Kopftuchmädchen vor dem Irrsinn von statistikphilen Politikern wie Sarrazin, die gierig auf die neuen, ach so objektiven Zahlen warten. Wer lieber lachen will, sei auf die Daten-Schwindelei namens ELENA verwiesen, wo große öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten die Meldungen eingestellt haben, von privatwirtschaftlichen Unternehmen ganz zu schweigen.

Tralala, "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus" ... "Herr Wirt, Herr Wirt eine Kanne blanken Wein". Lall. Einer geht noch, die Krippe weghauen. Zzzzählung?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #337 am: 08 Mai, 2011, 00:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Usama bin Ladin ist tot. Ein Double-Tap, ein Schuss ins linke Auge und in den Oberkörper richteten ihn hin. Ein Foto wurde gemacht und dieses mit einer Gesichtserkennungs-Software analysiert, die die Ähnlichkeit mit Usama bestätigte. Ein hartgesottener Kämpfer musste sich neben den toten Usama legen – ein Maßband hatte niemand dabei, die 1,92 cm zu vermessen. Nun werden die mitgenommenen Computer, Telefone und USB-Sticks ausgewertet, immer in Angst davor, bei falscher Passworteingabe einen Löschvorgang auszulösen. Fotos werden vorsichtshalber von Hand gelöscht. Derweil diskutiert die halbe Welt, ob Hillary Clinton Angst hatte oder gar Angst vor der Angst. Am Ende soll es ein Hatschi gewesen sein oder gar ein Gähnen, dass beim Vorspielen des tonlosen Videos unterdrückt werden musste. Derweil hoppeln die leise hubschraubernden Seehunde weiter – in Syrien muss der nächste Massenmörder ausgeschaltet werden. Alles nur ein schlechter Scherz? So oder so, die USA bewies Manieren. Man hätte auch pünktlich zur Trauung des Jahrhunderts die Aktion durchziehen können.

*** Natürlich blühen die Verschwörungstheorien wie gedopter Löwenzahn, am schönsten die, die die USA im Visier haben. Professionelle Verschwörungstheoretiker beweisen, dass sie vor keiner Klitterung zurückschrecken, wenn als Titelbild zu Nine Eleven mal eben die Challenger-Katastrophe hineinkopiert wird – für die offenbar auch George W. Bush verantwortlich war. Irgendwie wird das schon zusammenhängen, die Empörer und Erklärer haben Konjunktur.

*** "Ich freue mich, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten." Ganz Deutschland empört sich über diesen Satz von Angela Merkel. – Ganz Deutschland? In dem Satz fehlt die Mahnung zum rechtsstaatlichen Handeln und das Töten erinnert im Vergleich zum Hinrichten oder Ermorden an die enthaltsame Außenpolitik unseres Landes. Bedenklicher ist schon, dass ein amtierender Innenminister in der Debatte um die Sicherheitsverwahrung in einer Radiosendung von "Bestien" spricht und keinen Widerspruch erfährt:

"Da geht es eben nicht darum, ihn für seine frühere Tat zu bestrafen, sondern heute die Bevölkerung davor zu schützen, dass sie erneut Opfer einer solchen Bestie wird.

Heckmann: Über die Konsequenzen aus dem gestrigen Karlsruher Urteil haben wir gesprochen mit Joachim Herrmann, dem Innenminister Bayerns von der CSU. Herr Herrmann, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Herrmann: Ich danke Ihnen auch! Einen schönen Tag!

Heckmann: Ihnen auch."

*** Einen schönen Tag allen, die unwidersprochen derartiges akzeptieren, aber beim "Töten" die Bibel in der Mottenkiste suchen! Mitunter muss man Innenministern für ihre Klarheit dankbar sein. Etwa für die Aussage des Bundesinnenministers, nach denen die Terroristen der "Düsseldorfer Zelle" durch die Analyse der Fluggastdaten von amerikanischer Seite ins Visier der Trojaner-Installateure und sehr erfolgreichen Abhörer genommen wurden. Das führt indes zur Frage, wofür genau die verdachtsunabhängige Volks-Vorratsdatenspeicherung von sechs Monaten gebraucht werden. BKA-Chef Ziercke spricht nur davon, dass es beinah schiefgegangen sei. Wann, wenn nicht jetzt, nach der Verhaftung der "Düsseldorfer Zelle", ist ein günstiger Zeitpunkt, en Detail zu erläutern, was beinah schiefgegangen wäre und warum dagegen die Totalerfassung aller Kommunikationsdaten hilft? Ein BKA-Chef, der diese Forderung nicht versteht und obendrein erklärt, dass er die Politik nicht versteht, lässt doch den Verdacht aufkommen, dass sein verstehendes Organ defizitär arbeitet. Hier dauern die weiteren Ermittlungen noch an.

*** Passend zur Einfahrt der Gorch Fock sind die Ergebnisse der Dissertationsuntersuchung der Universität Bayreuth bekannt geworden. Schwarz auf weiß ist von einer "vorsätzlichen Täuschung" die Rede, die der talentierte Herr Guttenberg begangen hat, beim Versuch, Stroh zu Gold zu spinnen. Bekanntlich macht der altgriechisch sprechende Adlige beim versäumten Kairos der Dissertation die Schergen des Internets dafür verantwortlich, dass es mit dem Täuschungsversuch nicht recht geklappt hat. So bleibt es dem Chronisten in dieser kleinen Wochenschau übrig, mit dem großen Ovid und seiner trefflichen Beschreibung des Internets zu antworten:

Höf' und Säle durchwühlt's; leichtflatternde gehen und kommen;
Und mit wahren Gerüchten ersonnene wild durcheinander
Ziehn bei Tausenden um und rollen verworrene Worte.
Einige füllen davon mit Geschwätz die müßigen Ohren;
Andere tragen Erzähltes umher; und das Maß der Erdichtung
Wächst; und es fügt zum Gehörten das Seinige jeder Verkünder.
Dort ist gläubiger Wahn und dort zutappender Irrtum,
Eitele Fröhlichkeit dort, bei dumpf anstarrenden Schrecken,
Aufruhr, jählich empört, und unverbürgte Gezischel.

Was wird.

In der Regel wird an dieser Stelle ein Blick auf kommende Ereignisse geworfen, damit sie nicht ganz so überraschend kommen wie der Muttertag oder die Abstimmung zwischen Nolympianern und OlympiJanern in Garnix-Partenkirchen. Keine Regel ohne Ausnahme, daher geht es noch einmal um den Zensus 2011. Der ist, wenn die Erhebungsbeauftragten losziehen, größtenteils abgeschlossen: Die Haus- und Wohnungsbesitzer sind befragt, die Meldedaten und die Daten der Arbeitsagentur und die anderer Behörden sind zusammengeführt. Das Volk spielt bei dieser Volkszählung noch die geringste Rolle von 9,8 Prozent und ist dementsprechend desinteressiert. Dennoch gibt es Journalisten, die allen Ernstes die sozialen Netzwerke für das Desinteresse verantwortlich machen.

Ähnlich wie das Sicherheitstheater der Innenminister ist der Besuch von Erhebungsbeauftragten bei zufällig ausgewählten Bürgern etwas aus der Abteilung teure Placebos. Das zeigt der Fragebogen. Es gibt Fragen zur Schulbildung, angeblich um die verkorkste Bildungspolitik aller Bundesländer "planbarer" zu machen. Es gibt Fragen zur Arbeitssuche, mit der die Daten der Arbeitsagenturen abgeglichen werden. Heißer Tipp: Morgen erscheint auch die neue c't , die Stellenanzeigen enthält. Damit kann jeder Leser dieser Wochenschau Frage 40 ohne Probleme mit "Ja" beantworten: Was angesichts der Zwangsdrohungen bleibt, nennen kluge Politikwissenschaftler den vernakulären Widerstand und sprechen von der Obfuskation der Daten. Das ist eine Technik, die mancher Leser als Quelltextverschleierung kennt. Es gibt keinen triftigen Grund, auf diese Technik des Widerstandes zu verzichten. Die Argumente, dass es um eine bessere Stadtplanung und den Bedarf an Kindergärten und Schulen geht, beleidigen den Verstand. Es geht um den Länderfinanzausgleich, um die Verteilung der Bundesratssitze und um Kontrolldaten für den gespeicherten Wahnsinn namens ELENA, wo viele Firmen längst kapituliert haben und nichts mehr melden. Wer wissen will, wohin die im Mai 2017 zu löschende Datenhamsterei führen kann, sei auf den neu konzipierten US-amerikanischen Antragsbogen zum Reisepass (PDF-Datei) verwiesen, mit dem der Kampf gegen den Terror verbessert werden soll. Immerhin ist uns das Terror-Argument erspart geblieben. Bis jetzt. Zu Ehren eines genialen Werbespots für alkoholfreies Clausthaler schließe ich heute mit einem kleinen Sketch.

Klingelinglingeling. "Ist offen, kommense man rein!"

"Guten Tag, ich bin der zuständige Erhebungsbeauftragte."

"Mensch Kalle, was machst du denn hier? Hastes nich mehr ausgehalten bei deinen Schülern? Ist doch allet so Rütli bei euch."

"Ich bin Erhe.."

"Geschenkt Alter, issja ne heiße Sache das mit der Bildung. Kümmelchen?"

"Ich bin im Dienst. Als Erhebungsbeauftragter für den Zensus 2011"

"Dienst nennste das? Issja ein Witz, dass ausgerechnet Informatoren als Informanten rumlaufen und Leute nach dem Bildungsabschluss befragen. Ey, die haben sogar unser Transformatorenhäschen da hinne angeschrieben, die Registergestützten. War ganz verdaddert und hat Kurzschluss als höchsten Abschluss angegeben. Nochn Kümmelchen?

"Klllar. Weiß garnicht, ob ich dich befragen darf, Aller."

"Kannst du, kannst du, kennst doch unsere Hütte und die kleinen Scheißer. Ich hol noch ne Flasche."

"Das isses ja. Also, du bist geschieden, nachdem Hanna die Hormonpimperung machte, lebst aber in Lebenspartnerschaft mit ihr, äh ihm, der jetzt verbandelt ist mit einer alleinerziehenden Witwe, die Kinner geröslert hat. Unf all die Gören, fascht so ville wie meine Klassen. Prost. Und eure Jöhl, Jöhl.."

"Jedi heißt datte. Nich Jöhl. Kümmelchen?"

"Ämja, Ämja, meinja, das ist alles so nackt, ähm beknackt pliziert bei euche. Steht ganix von drinne im Handtuch. Prost!"

"Weissewas, gib einfach mal düsse Fetzelchen rüber. Dat kann nachher der Bengel machen mitm Lappplop unem Innernet online. Issja janz stolz drauf, unser Little Bobby Tables. Hat auch sonen Eifon, ganz kluges Ding. Legste einfach auf den Krams, verpetzt alles. Solln die Spastistiker doch diesen Jobs machen. Prost Kalle, auf die alten Zeiten. Weissenoch?"

"Prost. jau, voll der Hammer. 10.000 Sandsäcke und alle so ruhig. Janz anners als die Penne. Los, aufstehen. Hick! PARCERE SUBIECTIS ET DEBELLARE SUPERBOS! Hick!"

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #338 am: 15 Mai, 2011, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich weiß, ich wiederhole mich: Journalistenpreise sind wie Hundehaufen. Jeder tritt mal rein, es stinkt und dann geht es ans Abwischen, wobei das Geld vom Journalisten eingesackt wird. Pecunia tribata gazetta non olet. Die Aufregung um einen aberkannten Reportagepreis für einen Text, der keine Reportage ist, erinnert an die aktuelle Hupfdohlen-Hysterie in Düsseldorf. Im Maßstab 1:87 verkleinert müsste Märklin eigentlich die "Goldene Kellerassel" für die Beschreibung einer Spielzeugeisenbahn aus der Ferne ausloben, mit großer Gala im Hamburger Wunderland, bekanntlich ein prämierter Ort der Ideen. Zur zeitgenössischen Aufregung passt eine Meldung aus den USA, nach der ein Zehn Jahre alter Nachruf auf Usama bin Ladin preisverdächtig ist. Was habe ich vor zehn Jahren geschrieben? Der deutsche Adel verließ das Internet und Egon Erwin Kischs Kopf ging in Prag verloren? Egal, egal, der Kisch-Preis ist auch nicht mehr das, was früher einmal war. Der alte Schwindler Kisch. Generationen von Journalisten und viele Abiturienten kennen seine reich bebilderte Reportage vom "Rettungsring an einer kleinen Brücke", die "live" die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht schildert.

*** Es gibt sie aber noch, die guten Geschichten, die sich nicht ändern! Bekanntlich macht der Euro Probleme und Politiker zu Hupfdohlen einer ganz besonderen Art. Für 20 Beschäftigte im Finanzministerium bedeutet dies, dass sie eine Rasterfahndung der besonderen Art aushalten müssen. Ihre Post, ihr Fax-, Telefon- und Mailverkehr wird überwacht und überprüft, weil ein "Vorbereitungspapier" an Journalisten weitergereicht wurde. In dem Papier wurde über die Folgen eines Austrittrauswurfes von Griechenland aus der Europäischen Währungsunion spekuliert. Ob der Maulwurf gefunden wird, ist unklar, denn leider gibt es eine Sicherheitslücke, die nur mit der Überwachung der privaten Mobiltelefone geschlossen werden kann. Die vor einer Woche so schmerzlich vermisste Vorratsdatenspeicherung lässt schön grüßen. Dass obendrein ein hinterlistiger Mailfälscher am Werk ist, betrübt den Finanzminister ganz besonders. Vielleicht ein Ansatzpunkt, den deutschen Mailverkehr im großen Stil zu überwachen?

*** Warum in dieser Woche der 70. Geburtstag des ersten Zuse-Rechners gefeiert werden musste, ist nicht so recht ersichtlich. Was bei einem Menschen ein runder Geburtstag ist, ist bei einer Maschine nur ein Zähldatum. Genau besehen ist dieser Geburtstag auch noch mit einer nachträglichen Umtaufe verbunden, denn die als Z3 bekannt gewordene Maschine hieß zu ihren Lebzeiten V3 entsprechend der Praxis im Flugzeugbau, die Prototypen mit einem V zu bezeichnen. Von heute aus gesehen, ist das V ein Kürzel für die Vergeltungswaffen, mit denen Zuse nichts zu tun haben wollte.

*** Umso hübscher ist es doch, dass heute der 100. Geburtstag von Max Frisch begangen werden kann, einem meiner Väter. In seinem Homo Faber erklingt das Loblied auf den Rechner, die mehr von der Zukunft wissen als wir Menschen, die dauernd damit kämpfen müssen "ich" zu sagen, ohne ein "ich" zu haben. "Natürlich meinte ich nicht die Roboter, wie sie die Illustrierten sich ausmalen, sondern die Höchstgeschwindigkeitsrechenmaschine, auch Elektronen-Hirn genannt, weil Steuerung durch Vakuum-Elektronenröhren, eine Maschine, die heute schon jedes Menschenhirn übertrifft. In einer Minute 2.000.000 Additionen oder Subtraktionen! In ebensolchem Tempo erledigt sie eine Infinitesimal-Rechnung, Logarithmen ermittelt sie schneller, als wir das Ergebnis ablesen können, und eine Aufgabe, die bisher das ganze Leben eines Mathematikers erforden hätte, wird in Stunden gelöst und zuverlässiger gelöst, weil sie, die Maschine, nichts vergessen kann, weil sie alle eintreffenden Informationen, mehr als ein menschliches Hirn erfassen kann, in ihre Wahrscheinlichkeitsansätze einbezieht. Vor allem aber: die Maschine erlebt nichts, sie hat keine Angst und keine Hoffnung, die nur stören, keine Wünsche in Bezug auf das Ergebnis, sie arbeitet nach der reinen Logik der Wahrscheinlichkeit, darum behaupte ich: Der Roboter erkennt genauer als der Mensch, er weiß mehr von der Zukunft als wir, denn er errechnet sie, er spekuliert nicht und träumt nicht, sondern wird von seinen eigenen Ergebnissen gesteuert (feed back) und kann sich nicht irren; der Roboter braucht keine Ahnungen – Sabeth fand mich komisch."

*** Der Rechner träumt nicht, er spekuliert nicht und kann sich weder freuen noch ärgern, wenn Googles Hausprophet Eric Schmidt wieder einmal davon schwärmt, wie schön die Zukunft werden wird, wenn Rechner für uns das Erinnern übernehmen und sei es nur die Erinnerung an die schöne Zeit bei Google. Bekanntlich ist der vom Affen abstammende Mensch vergesslich, besonders der Promovierte. Schnell geht auch die Erinnerung daran verloren, wer gegen Schmidt und Google moderne Falschmünzer einsetzt, seien es Facebook oder Microsoft: Kleine Links verwahren uns vor dem Vergessen, Verweise auf das, was die Rechner da für uns gespeichert haben.

*** Wer erinnert sich noch an die 2,5 Milliarden Dollar, für die Skype im Jahre 2009 an Investoren verkauft wurde, angesichts der Tatsache, dass Microsoft nun schlappe 8,5 Milliarden für Skype hinblättert. Oder ist noch jemand da, der sich an den 16. Oktober 2007 erinnert, als niemand anderes als Microsoft-Gründer Bill Gates den "Geburtstag der Internet-Telefonie" verkündete, erfunden von Microsoft, entwickelt in der Schweiz. Vergessen, vergessen, wie VocalTecs Internet-Telefonie, ein Produkt, das ursprünglich für die Kommunikation mit AIDS-Forschern in Afrika im Silicon Wadi entwickelt wurde. Der Auftrag kam vom Internationalen Roten Kreuz aus der Schweiz.

Was wird.

Bleiben wir in der Schweiz, im Vaterland von Max Frisch, dieser mit Käse und Banken ausstaffierten Version von Andorra. Dort steht zum 146. Geburtstag der Organisation bei der Internationalen Telekommunikations Union wieder einmal die Verleihung der prestigeträchtigen Awards an. Geehrt wird die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen für die rechtliche Verankerung des Breitband-Zuganges zum Internet, sowie die amerikanische Unternehmerin Kristin Peterson, die das Hilfsprojekt Inveneo aufgebaut hat. Als Quoten-Mann ist Sam Pitroda mit von der Partie, der die indische Regierung in den 80er Jahren beim Ausbau des TK-Netzes beriet. Die auf sein Drängen hin präferierte Konzentration auf das Internet soll maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass Indien beim Outsourcing von IT-Projekten eine bedeutende Rolle spielen konnte. Doch halt, auch bei uns werden Preise vergeben und nein, es sind keine Hundehaufen. Googles Chief Evangelist und Internet-Großvater Vint Cerf bekommt die HPI-Fellow-Medaille und redet über "Die Integrative Kraft des Internet und seine Zukunft".

Ganz doll hat sich das Bundeskriminalamt über den wissenschaftlichen Nachweis gefreut, dass das Wachstum jugendlicher Fingerabdrücke berechnet werden kann. Ist ein Problem gelöst, so wartet das nächste um die Ecke. Gespannt warten wir auf die zweistündige Rede von BKA-Chef Ziercke über die "Terroristische Bedrohungslage in den neuen Medien" auf dem VfS-Kongress "Sicherheitsbranche im konstruktiven Dialog". Ist Facebook böse, ist Twitter lieb? Und dürfen wir auch mal was von der tollen Arbeit der Wiesbadener Cybercops mitbekommen, diesen "Typen, die könnten genauso gut im Silicon Valley in einer Garage sitzen und Programme entwickeln.".

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« Antwort #339 am: 22 Mai, 2011, 08:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ziemt es sich, nach dem Weltuntergang eine Wochenschau zu schreiben? Wo doch nur noch Atheisten und Tiere auf der Erde herumlaufen und die norddeutsche Tiefebene unter blauen Himmeln frühsommerlich im Rapsduft müffelt? Aus der Bekanntschaft mit meinen Leserinnen und Lesern glaube ich, nicht ganz allein zu sein, an diesem schönen Sonntag, wo die anderen in ihrem Paradies beim Jüngsten Gericht versammelt sind.

*** Beginnen wir mit einem textuellen Hear-In, von einer Versammlung der besonderen Art, auf der BKA-Chef Jörg Ziercke sprach. Aus dem abschließenden Teil, in dem der oberste deutsche Polizist auf Fragen antwortete und sich dabei mit der Operation Coreflood des FBI beschäftigte, ist diese kleine Transkription des Audiomaterials ein guter Einstieg in einen durch und durch barbarischen Wochenrückblick:

"Aber vielleicht haben Sie gemerkt an dem Beispiel USA, das ich Ihnen brachte, dass die in der Lage waren, einen Server umzuleiten, auszuschalten und dann sozusagen Stoppschilder in die Welt zu schicken, um dann Computer aus dem Verkehr zu nehmen – unvorstellbar in Deutschland. Ich habe gleich gesagt, dass, wenn die Amerikaner das bei uns wollten, das machen wir auf gar keinen Fall. Also, da kann ich gleich meinen Hut nehmen. (Gelächter)"

*** Unvorstellbar? Na, dann stellen wir einfach einmal vor, wie so etwas in Deutschland abläuft, wenn die Server einer kleinen Partei gekapert werden, weil angeblich strafrechtlich relevantes Material in einem Pad auf einem virtuellen Server vorhanden war. Eine unvorstellbar unordentliche Aktion der Staatsanwaltschaft Darmstadt mit einem ordentlichen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichtes lief am Freitag ab: Man reagierte angeblich auf einen vagen Hinweis aus Frankreich, obwohl nicht einmal ein Rechtshilfeersuchen vorlag - das wurde nachgeholt. Anstelle der vom BKA-Chef Ziercke bewunderten Amerikaner wurde nichts umgeleitet, sondern einfach abgeschaltet und ein Server kopiert von diesen diesen "Typen, die könnten genauso gut im Silicon Valley in einer Garage sitzen und Programme entwickeln". So aberwitzig und dilettantisch die ganze Aktion ist, so aberwitzig ist die Begründung, wenn die Angaben der Piratenpartei stimmen. Wegen der Flüchtigkeit der Daten sah man Gefahr im Verzuge und stöberte bei Aixit in Offenbach in allem, was irgendwie wie ein Piratenbyte aussah. Die flüchtige Datei, die solchermaßen inhaftiert werden sollte, soll angeblich ein SSH-Schlüssel sein, der zum Angriff auf den französischen Energiekonzern EDF gestohlen wurde. Dass dieser Unsinn straffrei erzählt werden kann, zeugt nicht gerade vom Sachverstand der Beteiligten: Ein kompromittierter Server-Schlüssel muss schleunigst ersetzt werden, da er sonstwohin kopiert sein kann in diesem informationellen Globalismus, das wissen die in Feindspionage geschulten Techniker von EDF. Oder sind sie alle abgezogen worden, um als Cybergarde gegen digitale Angriffe auf den G8-Gipfel anzutreten, der Internet-Sperren beschließen soll?

*** Was nach der virtuellen Zurückgabe der Server bleibt, ist die Verschwörungstheorie, dass deutsche Behörden unter Missachtung des Parteienstatus zielgenau vor einem Wochenende mit einer kleineren unwichtigen Wahlentscheidung bei den bankrotten Nordländern einmal ausprobieren wollten, wie sich der digitale Widerstand entwickelt, wenn er sich denn überhaupt entwickelt. Passend serviert mit dem hanebüchenem Unsinn einer polizeilichen Kriminalstatistik zum Tatmittel Internet, das so unsicher ist, dass es unbrauchbar wird, so ganz ohne Vorratsdatenspeicherung.

*** Wir erleben ein spieltehoretisches Experiment, das ein lustiger Vogel auf den 100. Geburtstag des großen Anatol Rapoport gelegt hat, der mit vier Zeilen Fortran-Code zum Thema Auge um Auge, Zahn um Zahn Geschichte schrieb: "Schwäche gibt Stärke", dieses Prinzip entdeckt zu haben, dürfte sein größter Verdienst sein. Der "Erfinder" des Teach-In, der als Kriegsgegner aus Protest gegen den Vietnamkrieg von USA nach Kanada wechselte und dort ein Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung gründete. Rapoport gehörte zu den musikalischen Mathematikern, dem die Nationalsozialisten eine Karriere als Musiker verbauten: Nach seinem ersten Auftritt als Konzertpianist in Wien im Jahre 1933 sollte eine Deutschlandtournee folgen, die abgesagt werden musste.

*** Es ist etwas untergegangen in der großen Rede von Obama zur Lage im Nahen Osten, aber die neue Cyber-Offensive der USA verdient Beachtung. Sie hat entgegen der Übersetzung nichts mit Bürgerrechten im Sinn, sondern mit dem Kampf gegen cybercrime and the loss of intellectual property. Wer den Appell an die Nationalstaaten liest, wird unschwer die "Tit for tat"-Strategie erkennen, mit der Stärke demonstriert werden soll, ungeachtet der Erkenntnisse von Rapoport. Die von den jugendlichen "Südländern" vermittelte Botschaft, dass die Nationalstaaten bankrott sind, ist dabei noch gar nicht in den Köpfen der offensiven Cyber-Strategen angekommen.

*** Bekanntlich spielt Bundesminister De Maizière seit der CeBIT auf einer anderen Position. Er ist jetzt Libero, ähem Verteidigungsminister, und räumt den Murks weg, den der strahlende Herr zu Guttenberg hinterlassen hat. Ein dabei veröffentlichter verbaler Rückpass gibt zu denken: "Wir sind gewissermaßen eine ganz besondere Nationalmannschaft." Ja, geschossen wird, aber nicht auf Tore - und das Spiel dauert auch länger als 90 Minuten, wenn der Welthandel besser geschützt werden soll. So steigt die Zufriedenheit an, auch mit der IT.

Was wird.

In der kommenden Woche blickt Digitalien nach Paris, weil erstmals vor dem G8-Gipfel eine Art elektronischer G8 stattfinden soll. Das e-G8 wird von privaten Sponsoren getragen, unter ihnen Google, eBay, Intel, Microsoft und Huawei. Die Sache ist exklusiv und lehnt sich ganz bewusst an das Weltwirtschaftsforum in Davos an: die Teilnehmerliste beginnt mit dem Facebook-Chef Mark Zuckerberg und dem Google-Botschafter Eric Schmidt; sie endet mit Klaus Schwab, dem Erfinder von Davos. Bürgerrechtler haben eine Initiative gestartet, die dem illustren Kreis eine Petition überreichen soll. Die Deutsche Fassung gibt es bei der vielfach belästerten Digitalen Gesellschaft und ist somit das erste Beispiel einer Kampagne der neuen Lobbytruppe.

Ein Jubiläum sei zum guten barbarischen Schluss erwähnt. Getreu der Bibel, dass nur die die Seele wiegenden Engel fliegen können und das Ende aller Zeiten kommt, wenn der Mensch sich in die Luft erhebt, hat das Fluggeräte-Patent der Gebrüder Wright Geburtstag. Es wurde am 22. Mai 1906 anerkannt. Bekanntlich wurden die Brüder Wright nicht unermesslich reich, wie sie es sich vom Patent erhofften. Willbur starb bereits 1912 an Typhus und Orville musste es erleben, dass zum Ausbruch des ersten Weltkrieges alle Patente vom Staat kassiert und in einen Patentpool überführt wurden. Zeitgenossen lachten über die spinnerten Ideen der Wrights und anderer Pioniere wie Jatho oder Lilienthal. Insofern lachen wir einfach mal mit, wenn Hacker plausibel erklären, eine Welt ist nicht genug, und den Aufbruch fordern. Stilecht auf einem Militärflugplatz. Passend dazu ein hackiges Geburtstagsständchen zum 70, Herr Immerjung, und weiter auf hannöverschen Gitarren klimpern!

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Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Willkommen in Deutschland! Erleben Sie während Ihres Besuchs der Fußball-Weltmeisterschaft ein offenes, aufgeschlossenes Land, in dem mit der neuen Visa-Warn-Datei (VWD, früher als Einladerdatei bekannt) Ihre deutschen Freunde vollautomatisch mit dem Datenmüllberg der Anti-Terror-Datei abgeglichen werden, sobald Sie das Verbrechen begangen haben, mehr als drei Personen aus dem visumspflichtigen Ausland eingeladen zu haben. Nach der vierten Ausländer-Einladung ist man halt Terrorismusverdächtiger oder mindestens einfacher Mittäter im Ring der Visa-Erschleicher. Freuen Sie sich mit dem Deutschen Volk, dass die Visa-Warn-Datei nur 7 Millionen Euro im Jahr kosten soll, auch wenn für dieses Schnäppchen von einem "einfachen und schnellen Datenabgleich" beim Bundesverwaltungsamt eine neue Organisationseinheit entsteht, neben der Nationalen Kopfstelle für das europäische Kontrollsystem VIS: doppelt gemoppelt erhält halt den Beamten-Moppel.

*** Willkommen in Deutschland! Mindestens fünf Jahre bleiben die Daten Ihrer deutschen Mitschleicher auf Vorrat gespeichert, was kein Problem ist, da der Datenschutz dank zustimmender FDP ganz groß geschrieben wird: Mit Ausnahme der Polizisten, die an deutschen Grenzen die Schleierfahndung nach Schleichern betreiben, dürfen Sicherheitsbehörden nicht die VWD aufrufen. Prompt schäumen die Kriminalbeamten und sprechen von einer lenorweichen Mogelpackung. Nähe, Behaglichkeit und Freude, alles nur erschlichen. Schütten wir also etwas Hartspüler in die Debatte: die Anti-Terrror-Datei muss wachsen!

*** Willkommen in Deutschland, wo die Angst wächst und nunmehr im virtuellen Raum wabert, in dem virtuelle Bomben gezündet werden. Als die vorige Wochenschau erschien, erschien auch ein Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Innenminister Hans-Peter Friedrich. Der Text steckt hinter der Paywall, doch ein Snippet muss erlaubt sein: "Am Anfang gab es in der Netzkriminalität nur wenige hochspezialisierte Hacker, die in Systeme eindringen konnten. Heute kann ein Kleinkrimineller Schadprogramme kaufen oder leasen. Die gleiche Entwicklung werden wir auch im Feld des Cyber-Krieges bekommen. Noch sind Angriffe auf Staaten nur mit einem Riesenaufwand denkbar. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis kriminelle Banden oder Terroristen virtuelle Bomben zur Verfügung haben werden. Mit solchen Angriffen könnte eine Volkswirtschaft empfindlich beeinträchtigt werden." Nach dem Bundes-Trojaner erleben wir die Geburt der Bundes-Scareware. Während Hacker noch ganz traditionell über Sicherheitslücken bei Bombenbauern vorbeischauen, steigt die Angst vor der virtuellen Bombe. Bekanntlich wird unser Innenminister im Juni für die Presse offiziell das Cyber-Abwehrzentrum eröffnen, das schon mit der Arbeit begonnen hat. Zum Vorgeschmack ein Ausschnitt aus dem festlich geschmückten Chatroom des neuen Zentrums mit einem bombigen Dialog:

D: Bist Du bereit ein paar Zusammenhänge zu erörtern?
B: Ich bin Vorschlägen gegenüber immer sehr empfänglich.
D: Fein. Dann denke mal darüber nach. Woher weißt Du, dass Du existierst?
B: Natürlich existiere ich.
D: Aber woher weißt Du, dass Du existierst?
B: Es ist eine intuitive Erkenntnis.
D: Intuition ist kein Beweis. Was für konkrete Beweise hast Du dafür, dass Du existierst?
B: Hm. Nun. Ich denke, also bin ich.
D: Das ist gut. Das ist sehr gut. Aber woher weißt Du, dass außer Dir etwas existiert?
B: Meine sensorische Apparatur vermittelt es mir.
D: Ah, richtig!
B: Das macht Spaß.
D: Jetzt hör mal gut zu. Hier kommt die große Frage. Woher weißt Du, dass die Erkenntniss, die Deine Sinnesapparatur Dir vermittelt, korrekt ist?

Den Rest des virtuellen Bomben-Grundkurs' "angewandte Phänomenologie" lässt sich nachlesen. Passend zur virtuellen Bombe ist Bert Weingarten, der Vater der GPS-Bombe, wieder in den Medien und macht sich über die IT-Experten des BKA lustig: "Das heißt, diese Abteilung fällt insbesondere durch schlechte Vorbereitung von Präsentationen, mangelhafte technische Kompetenz und katastrophale Politikberatung auf." Seine Firma Pan Amp, heißt es ebenso bewundernd wie kenntnisreich von der Interviewerin, recherchiere dank superstarker Rechner in 24 Stunden das, was ein Kriminalbeamter in drei Jahren schafft. Wer den von Pan Amp induzierten Schwachsinn glaubt, hat sicher keine Probleme damit, wie aus den um 19 Prozent gestiegenen Fällen von Computerbetrug in der polizeilichen Kriminalstatistik durch Plutimikation 190 Prozent werden. Sicher wird der ausgewiesene Experte für Bomben aller Art bald einen virtuellen Filter für virtuelle Bomben vorstellen. Passend zu den Geburtstagsfeierlichkeiten der Schutzkommission, die das Ministerium in allen Fragen berät, die mit der Abwehr von Schäden durch atomare, biologische und chemische Angriffe zusammen hängen, werden schon die Fachleute für Cyber-Angriffe gesucht.

*** Bert Weingarten, der sich den Schutz des geistigen Eigentums auf alle acht Fahnen geschrieben hat, unter Beachtung des Grundprinzips der schnellen Erreichbarkeit im Internet, wurde übrigens zum G8-Gipfel interviewt. Passend zum großen gab es bekanntlich einen kleinen, elektronischen Gipfel. Bemerkenswert war die Kritik, die der Jurist Lessig an der gesamten Ausrichtung des Gipfelchens übte: Die Zukunft des Internet ist nicht eingeladen gewesen. Was sich traf, waren Leute wie Eric Schmidt von Google, gesteuert von Ford, berechnet von Google.

*** Die Werbeshow des französischen Präsidenten Sarkozy im Internet ist unvollständig ohne die "sogenannten OpenSource-Recherchen" seiner Polizei, die zum sogenannten Servergate bei der Piratenpartei führten. Ein bemerkenswertes Rechtsverständnis deutscher Gerichte schimmert auf, wenn es heißt: "Aufgrund der Flüchtigkeit von Daten im Internet und der damit verbundenen Gefahr, dass Daten, die für die weiteren in Frankreich geführten Ermittlungen von Bedeutung sein könnten, verloren gehen, ist es jedoch notwenig, bereits jetzt vorab der Übermittlung des justiziellen Rechtshilfeersuchens eine Vorabsicherung vorzunehmen und die Speichermedien zu beschlagnahmen." Sollte diese Vorabsicherung ohne vorliegendes Rechtshilfeersuchen als Präzedenzfall Schule machen und eine "unbekannte Anzahl von Festplatten mit unbekannter Speichergröße" einfach so geentert werden dürfen, schreiten wir von der verdachtsunabhängigen Vorratsdatenspeicherung zur allgemeinen Vorabsicherung. Ob der Versuchsballon weiter aufsteigt, hängt davon ab, ob das Vorspiel ein juristisches Nachspiel haben wird. Sonst ist das deutsche Internet bald leer.

*** Willkommen in Deutschland! Das Land der Dichter und Denker wird zum Land der Dressierten und Duckmäuser. Da stolpert ein Betriebsratsvorsitzender über einen Facebook-Eintrag von dem nur eine dubios gesicherte Kopie im Umlauf ist, die dem Verlagsmanagement zugespielt wurde. Ja, Social Media kann schon für die unsozialsten Handlungen nützlich sein, wenn ein unbequemer Gewerkschafter losgeworden werden soll. Wer Streiks kennt, kennt auch die Schimpfworte, die vor den Werkstoren den Streikbrechern zugerufen werden. "Abschaum" und "Wichser" sind da noch die harmlosesten Bezeichnungen. Im Internet im Fratzenbuch geäußert, wirken die Worte wie eine virtuelle Bombe. Entdecke Deutschland! Zum Fest für die Menschenrechte sollte erinnert werden, dass die Meinungsfreiheit auch die Freiheit enthält, einmal laut Scheiße zu sagen, auch wenn das Internet dies überträgt. "The Revolution will not be televised", dichtete der am Freitag verstorbene Gil Scott-Heron. Wie das gemeint ist, erklärte er hier. Wer nicht aufsteht – wer nicht den Arsch hochbekommt – und für seine Rechte eintritt, hat schon verloren.

Was wird.

Wenn diese kleine Wochenschau in der norddeutschen Tiefebene online geht, ist weiter unten im Süden die Party im vollen Gange. 15 Jahre Telepolis wollen gefeiert, das journalistische Gewissen der deutschen Netcommunity will gepriesen werden. Eine kleine Zeitreise ist angesagt. Wer wüsste es schon, dass Telepolis zur Pflichtlektüre von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gehört, für die kommenden 15 Jahre und danach.

Noch ein Jubiläum steht an. "Ich war pleite. Ich hatte fünf Mal die Raten für meine Bude nicht gezahlt. Aber ich wollte unbedingt fertig werden. Dann war es endlich soweit. Ich schickte mein Programm zu Allan Hoeltje, der es bei Peacenet postete, einem Internet Service Provider, der sich auf das Hosten von politischen Bewegungen spezialisiert hatte, hauptsächlich auf die Friedensbewegung. Dann schickte ich es Kelly Goen, der das Programm in den Usenet-Newsgroups verteilte. Ich bat ihn, bei der Beschreibung des Programmes "US only" anzufügen. Ich hatte je keine Ahnung vom Internet und vom Usenet und wusste nicht, wie Software da verteilt wurde und "US only" ein hübsches Etikett war, ohne weitere Bedeutung. Ich wusste nicht einmal, wie man etwas in einer Newsgroup veröffentlicht. Das machte Kelly, der danach das Programm tagelang in allen möglichen Mailbox-Systemen reinstellte." Ein US-Wissenschaftler sprach von der härtesten Niederlage seit Vietnam, als er das Programm analysierte: Vor 20 Jahren, am 5. Juni 1991 verschickte Philip Zimmermann PGP 1.0.

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #341 am: 29 Mai, 2011, 12:47 »
Der zitierte Kurs über "angewandte Phänomenologie" lässt Jugenderinnerungen aufkommen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dark_Star
Allerdings war die Bombe in dieser Story alles andere als virtuell, dafür ein abschreckendes Beispiel für die Gefahren von KI...
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Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
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,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #342 am: 05 Juni, 2011, 07:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ist es ein historischer Moment? Jeder Leser dieser Wochenschau wird sich daran erinnern können, was er am 11. September 2001 machte, als die ersten Nachrichten aus den USA Deutschland erreichten. Viele werden sich daran erinnern, was sie machten, als die Mauer fiel. Nun liegt ein weiterer histroischer Moment wie der Mauerfall hinter uns: Nach Italien entscheidet sich Deutschland für den Ausstieg aus der Kernenergie: "Nur eine rot-grüne Regierung konnte, im Kosovo-Konflikt, deutsche Soldaten zum ersten Mal wieder in einen Krieg schicken. Nur Schwarz-Gelb kann aus der Atomkraft aussteigen, ohne dass die Republik im Streit gelähmt wird." Es gibt einen Grund zum Feiern, auch wenn das Ziel noch lange nicht erreicht ist, wenn viele krude Kompromisse auf dem Weg liegen.

*** Wie kann dieser historische Moment beschrieben werden? Mit der Rede vom neuen Denken ist es nicht getan. Der Median liegt in Deutschland bei 44 Jahren: Als dieser Durschnittsdeutsche 1967 geboren wurde, begann das "Versuchsprogramm" zur Einlagerung von radioaktiven Abfällen im Salzbergwerk Asse, ein Müllskandal ohne absehbares Ende. Vor 50 Jahren, am 17. Juni 1961 wurde erstmals vom Versuchsatomkraftwerk Kahl Atomstrom in das Verbundnetz der Energieversorger eingespeist. Wenn dieser Irrweg 2022 zu Ende geht und Deutschland vollgepackt mit Windrädern und Solaranlagen das Internet der Dinge füttert, geht es nur noch um die Kleinigkeit, den Müll die nächsten paar Millionen Jahre unter Kontrolle zu halten. No risk, no fun!

*** Von meinem Schreibtisch blicke ich auf zwei Windräder. Eines hat 30 Jahre auf dem Buckel und wurde aus Protest von Atomkraftgegnern aufgestellt. Das andere ist 7 Jahre alt und gehört zu einem Verbund von 232 Anlagen, die zusammen 374 Megawatt erzeugen. Bald werden zwei oder drei weitere Räder aufgestellt. In Ausmaß und Leistung sehr unterschiedlich, ist doch das Prinzip bei beiden gleich geblieben. Bei unserer Technik kann man das nicht sagen: Am 5. Juni 1977 wurden die ersten Apple ][ ausgeliefert, zum Preis von 1300 US-Dollar für ein Gerät mit 4 KByte Speicher. Jede Ähnlichkeit mit der iCloud ist zufällig, wie bei uns die wundersame Transformation von Steve Jobs, ein neues Buch: Was im Original "iLeadership for a New Generation" heißt, wird in der Übersetzung zu "iLeadership: mit Charisma und Coolness an die Spitze".

Besser als jedes Merkel-Video vom Neuen Denken kann die deutsche Malaise vom "no risk" und "no fun", diesem furzbequemen das-haben-wir-nie-so-gemacht nicht illustrieren. Coolness ist ungefähr das Letzte, was ich dem eisernen Kontrollfreak Steve Jobs attestieren würde.

*** Ein anderes Jubiläum wurde bereits am Schluß der letzten Wochenschau angekündigt. Heute vor 20 Jahren verschickte Phil Zimmermann die erste Version von PGP, eine Handlung, die er heute vor 10 Jahren ausführlich auf der Cypherpunks-Mailingliste schilderte. Zu seiner Lebensleistung gehört es nicht nur, die Kryptografie für normale Nutzer und leistungsschwache Rechner ermöglicht zu haben, sondern auch, allen Beschuldigungen zum Trotz an seiner Idee von PGP festgehalten zu haben. Im Vorfeld zeitgenössischer Camping-Aktivitäten sei auch an das Outdoor-Treffen Hacking in Progress erinnert, als europäische Cypherpunks PGP befreiten und auf einem Server in Norwegen deponierten: Der Source-Code von PGP 5.0 wurde ausgedruckt, nachdem ein US-Gericht ein Exportverbot für die Software, nicht jedoch für den Quellcode verhängte. Aus dem Ausdruck erstellten 80 Helfer die neue Version und demonstrierten mit dieser Umgehung des Kryptoverbotes, dass Verschlüsselungsfreiheit ein wichtiges Bürgerrecht ist. Wer dies belächelt, sei daran erinnert, dass in jenen jetzt schon fernen Zeiten ein deutscher Innenminister ein Kryptoverbot erlassen wollte, das den Besitz von PGP unter Strafe stellen wollte. Noch die positiv formulierten Eckpunkte deutscher Kryptopolitik nach dem Abdanken dieses Ministers künden vom Misstrauen in die Verschlüsselungsfreiheit, die heute von einem Bundesdatenschützer straflos als Feature angemahnt wird. "Pressefreiheit ist einmal ein gutes politisches Schlagwort gewesen. Was heute verlangt werden muss, ist: Filmfreiheit und Rundfunkfreiheit. Die Zensoren machen aus beiden einen Kindergarten," schrieb Kurt Tucholsky im Jahre 1932. Die Verschlüsselungsfreiheit gehört zu diesen essentiellen Rechten – genau das erkannte Phil Zimmermann, als er mit der Arbeit an Pretty Good Privacy begann.

*** Kaum warnte Googles Eric Schmidt vor einer Balkanisierung des Internet, war es soweit. Syrien begann mit einer Aktion, einer Menschenrechtsverletzung, die zumindest in Ägypten nicht von Erfolg gekrönt wurde. Auch Libyen versuchte sich bekanntlich an der Abkoppelung, doch nicht nur das. Mit einem über die Kontaktlisten von Skype verteilten Trojaner hörten die Schergen von Ghaddafi auch die Skype-Telefonate ihrer Gegner mit. Bekanntlich wird auch bei uns mit Trojanern in Ermittlungssachen gearbeitet und diskutiert, ob davon abgesehen die Geheimdienste solchermaßen weiter schnüffeln dürfen. Sind so kleine Schritte, fallen einmal um.

Was wird.

Was wird werden wenn weitere Windräder werkeln? Die Fotos weisen darauf hin: Zunächst einmal kommt der Sommer und mit ihm die passende Füllung für alle denkbaren Sommerlöcher, das Sommerrätsel im WWWW, in den drei Sparten Hardware, Software und Persönlichkeiten, die, ob cool oder nicht, diese Branche prägen. Wer immer Ideen für interessante Rätsel hat, mag Anregungen mailen. Es darf auch ganz und gar trivial sein, wie diese sommerliche Veranstaltung es ausdrückt, die voller Fragen steckt: "Werden Computer zu trivialen Maschinen, der "love affair of the western culture", wie Heinz von Förster sie nannte? Ist nun das Feuilleton der Ort der Kritik des Digitalen, nicht mehr die Ecken der Assemblerprogrammierer? Braucht es keinen Durchblick mehr? Ist alles tatsächlich so trivial geworden?"

Kein Durchblick mehr! Das ist doch schon einmal ein schönes Sommermotto. Und so endet diese Wochenschau zum großen Mauerfall mit einer kleinen Internet-typischen Urheberrechtsverletzung in Erinnerung an das Geburtstagskind Frederico García Lorca, dem wir eines der schönsten Sommergedichte verdanken. Triviale gesinnte Naturen können es von Google Translate übersetzen lassen, so entsteht auch etwas Neues mit eigener Schöpfungshöhe ...

La casada infiel

Y que yo me la llevé al río
creyendo que era mozuela,
pero tenía marido.

Fué la noche de Santiago
y casi por compromiso.
Se apagaron los faioles
y se encendieron los grillos.
En las últimas esquinas
toqué sus pechos dormidos,
y se me abrieron de pronto
como ramos de jacintos.
El almidón de su enagua
me sonaba en el oído,
como una pieza de seda
rasgada por diez cuchillos.
Sin luz de plata en sus copas
los árboles han crecido,
y un horizonte de perros
ladra muy lejos del río.

Pasadas las zarzamofas,
los juncos y los espinos,
bajo su mata de pelo
hice un hoyo sobre el limo.
Yo me quité la corbata.
Ella se quitó el vestido.
Yo el cinturón con revólver.
Ella sus cuatro corpuios.
Ni nardos ni caracolas
tienen el cutis tan fino,
ni los cristales con luna
relumbran con ese brillo.
Sus muslos se me escapaban
como peces sorprendidos,
la mitad llenos de lumbre
la mitad Ilenos de frío.

Aquella noche corrí
el mejor de los caminos,
montado en potra de nácar
sin bridas y sin estribos.
No quiero decir, por hombre,
las cosas que ella me dijo.
La luz del entendimiento
me hace ser muy comedido.
Sucia de besos y arena,
yo me la Ilevé del iío.
Con el aire se batían
las espadas de los lirios.

Me porté como quien soy.
Como un gitano legítimo.
La regalé un costuiero
gfande de raso pajizo,
y no quise enamorafme
porque teniendo marido
me dijo que era mozuela
cuando la llevaba al río.

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Offline ritschibie

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #343 am: 12 Juni, 2011, 13:23 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Es gibt viele Menschen, die stellen sich einen Zeitstrahl so vor, wie er in Geschichtsbüchern auftaucht. Da wird das Pferd erfunden, dann das Rad und hopps rast Ben Hur über die Kreuzung. Tatsächlich ist die Sache viel komplizierter. Man muss sich den Zeitstrahl als gordischen Knoten vorstellen, als Palstek des Grauens. 40 Jahre, nachdem Daniel Ellsberg in mühseliger Arbeit am Fotokopierer "United States-Viet Nam Relations, 1945-1967: A Study Prepared by the Department of Defense" kopierte, werden diese Pentagon Papers am Montag offiziell freigegeben. Heute ist Ellsberg ein Held, der Über-Whistleblower schlechthin, damals brachen die "Klempner" von US-Präsident Richard "Dirty Dick" Nixon in die Praxis von Ellsbergs Psychoanalytiker ein, um belastendes Material zu finden, mit dem die "Ratte" als Geisteskranker weggesperrt werden konnte. Feierlich sollen nun die 7000 Seiten der Pentagon-Papiere online gestellt werden, hübsch drapiert mit Festreden über die vierte Macht im Staate, die sich nicht einschüchtern ließ – aber über ein Jahr brauchte, die Papiere zu veröffentlichen. In dieser Zeit war Ellsberg fast am Durchdrehen, heißt es in dem Film The Most Dangerous Man in America, der zur Feier des Tages vom öffentlich-rechtlichen US-Fernsehsender PBS online als Stream gesendet wird. Drücken wir die Daumen, dass die leicht reizbaren Charaktermasken von Anonymous in dieser Handlung nicht wieder ein Angriff auf den Heiligenschein von Wikileaks sehen.

*** Während die Pentagon Papers ordentlich auf dem Zeitstrahl der Geschichte markiert sind, ist das "National Security Study Memorandum No. 1" weit weniger bekannt, obwohl es auch von Daniel Ellsberg öffentlich gemacht wurde. Das Memorandum ist ein Schreiben von Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger an das Pentagon, die NSA, CIA und das FBI. Kissinger wollte am ersten Tag der Präsidentschaft Nixons wissen, ob die südvietnamesischen Truppen gut genug gerüstet sind, um im Falle eines Abzugs der US-Armee alleine gegen den Vietcong kämpfen und bestehen können. Besonderes die Antwort der NSA war niederschmetternd: Die Truppen haben keine Chance und der Rückzug der Amerikaner ist unvermeidlich. Damals hatten viele Amerikaner das Gefühl, einen sinnlosen Krieg in Asien zu führen, doch erst das Memorandum lieferte das Wissen. Das Recht auf Wissen, wie es Perry Barlow funktioniert, ist wichtig und kostbar. In all den hübschen Gedenkartikeln fehlt dank Ellsberg nicht der Hinweis auf Bradley Manning, dem mutmaßlichen Informanten der derzeit homöopathisch arbeitenden Informationsplattform Wikileaks.

*** Was fehlt und mit zum großen Knoten gehört, ist die große Härte, mit der Barack Obama gegen Whistleblower vorgeht und damit längst seinen Amtsvorgänger Bush in den Schatten gestellt hat. Der Mann, der letzte Woche vom kleinen Mädchen Angela schwärmte, kassierte beim Versuch, einen anderen aufrechten Whistleblower für 35 Jahre wegzuschließen, eine empfindliche Niederlage. Die Rede ist von Thomas A. Drake, dem Kritiker des milliardenschweren Softwareprogrammes Trailblazer, dessen Entwicklung in einem Fiasko endete. Ein billigeres von der NSA selbst entwickeltes Programm namens ThinThread wurde gestoppt, damit Trailblazer keine Konkurrenz hatte. Drake wurde in zehn Punkten angeklagt, bei der NSA spioniert und hoch geheimes Material zu diesen Projekten verbotenerweise nach Hause mitgenommen zu haben, wo es ein Reporter der Baltimore Sun zu Gesicht bekam. Für diese besondere Variante des Whistleblowing ordnete der Richter Einblick in die Dokumente an, die angeblich bei Drake gefunden wurden. Die Papiere, die die Anklage letzte Woche präsentierte, reichten nicht, um das Gericht von einem schweren Geheimnisverrat zu überzeugen. Nun wird Drake wegen Computermissbrauch auf Bewährung verurteilt, eine harmlose Strafe.

*** Weitere Verfahren gegen Whistleblower beim Pentagon und beim Außenministerium stehen an, schließlich gibt es genug irrsinnige Großprojekte beim Militär, die nicht besonders funktionieren. Eines davon ist die militärische Überwachungstechnologie des Insight-Programmes, das in deutscher Übersetzung gleich zum megalomanen Panoptikum aufgebauscht wird. Liest man die von der Forschungsbehörde DARPA veröffentlichten Dokumente, so scheint die neue Überwachung nicht besonders effektiv zu sein: um 10 bis 20 "High Value Individuals" (HVI) in einem Gebiet von 100 Quadratkilometern rund um die Uhr verfolgen zu können, braucht es 4 Drohnen und insgesamt 168 Mann Bedienungspersonal im Schichtbetrieb. Bei dieser Zahl von Bedienern ist es wohl vorprogrammiert, dass Wikileaks oder eine vergleichbare Whistler-Plattform Videos oder Fotos einer HVI-Verfolgungsjagd veröffentlichen wird. Da macht ein US-Gesetz im Staate Tennessee gleich Sinn, das die Veröffentlichung von Fotos im Internet unter Strafe stellt, wenn diese Fotos eine emotionale Bedrohung beim Betrachter auslösen. Als Beispiel solcher Fotos wurden in der US-Debatte Bilder aus dem Video "Collateral Murder" genannt, für das Wikileaks in diesen Tagen den Whistleblower-Preis 2011 bekam. So schließt sich ein Knoten.

*** "Die Massen machen vielleicht Geschichte, aber sie können sie bestimmt nicht erzählen. Es sind die dominierenden Minderheiten – die man auf der Linken 'Avantgardisten' und auf der Rechten 'natürliche Eliten' nennt – die die Geschichte erzählen. Und die sie nach Bedarf neu schreiben, wenn der Bedarf spürbar wird, und von ihrem dominierenden Gesichtspunkt aus, wird der Bedarf danach oft spürbar." Jorge Semprún schrieb diese Sätze über sein Bedürfnis, von einem Dezembersonntag im KZ Buchenwald im Jahre 1944 zu berichten. Mit ihm ist in dieser Woche eine große Stimme der Literatur gestorben, die auf ihre Art von totalitaristischen Verknotungen in Ost und West berichtete, als wieder der Bedarf da war, die Geschichte zu erzählen.

*** Ein ordentlicher trojanisch-gordisch-zierckensischer Knoten ist die Sache mit der Vorratsdatenspeicherung. Nun ist der Gesetzentwurf des Justizministeriums draußen, über den die Datenfanatiker entsetzt sind, ihre Gegner aber auch. Denn die Speicherdauer von IP-Adressen hat es in sich, auch wenn das Gesetz mit einem Verbot einherkommt, diese Adressen schon für Ordnungswidrigkeiten zu benutzen. Was aber ist, wenn mit diesem wunderbar fluppenden IPv6 mein Stromzähler im Netz herumpöbelt? Gelten die Aufwandsentschädigungskosten von 40 Euro pro IP-Adresse auch für die Dutzende von Adressen, die ein normaler Haushalt künftig besitzt? Und wo ist die Grenze für Kleinunternehmen, die von der Vorratsdatenspeicherungspflicht ausgenommen werden sollen? Vielleicht ist der Blick auf die Details des Entwurfes verfrüht, weil Justiz- und Innenminsterium in dieser Frage so verknotet sind, dass ein Schwerthieb nichts ausrichtet und sogar das Lichtschwert der Jedi-Ritter um Gnade wimmern dürfte. Die Antwort unseres Innenministers auf den Entwurf seiner Justizkollegin steht noch aus. Statt Schwert dürfte er die gesprochene Bombe bevorzugen. Ein passender Termin in Bonn: die offizielle Eröffnung des Cyber-Abwehrzentrums am kommenden Donnerstag oder die offizielle Geburtstagsfeier des BKA am nächsten Tag.

Was wird.

Hopplahopp, schon sind wir in der Zukunft angelangt, so vertrackt sind Knoten. (Das "wir" ist hier gemeint als Puralis Journalistis von nichts schnallendem Journalist und kundiger Leserschaft. In pfingstlicher Ruhe kann noch der 100. Geburtstag von Nobelpreisträger Louis Walter Alvarez begangen werden, der in Deutschland als Erfinder des bodengesteuerten Anflugsystems bekannt wurde, durch den die auch bei schlechtem Wetter funktionierende Berliner Brücke erst möglich wurde. In der Populärwissenschaft ist er der Mann, der das Verschwinden der Dinosaurier durch einen Meteoriteneinschlag erklären konnte. Das Leben von Alvarez ist von seinem Freund Arthur C. Clarke in "Glide Path" beschrieben worden, dem einzigen Tatsachenroman des Science-Fiction-Schriftstellers.

Was ist die Zukunft ohne Knoten? Gleich nach Pfingsten startet ein Kongress, der die Generation Unsicherheit zum Thema hat und von einer Welt im "Veränderungsstress" handelt. Für die kommenden Leader ab 2021 soll in hübscher Umgebung gezeigt werden, wie sie ihr Geld verdienen können. Bleibt die Frage, welches Geld das sein wird, griechische Euros oder diese Bitcoins, über deren Prinzip viel Unsinn erzahlt wird. So warnte ein digitaler Bundesverband, der "Wir sind das Netz" als Motto vereinnahmt, vor den seuchenschrecklichen eGeldstücken, während ein Blatt vom Wikileaks des Geldes schwafelte. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet der Bitcoin-Chefentwickler Nils Schneider die Keynote für die Generation Unsicherheit hält. Die legt dann in Bitcoin in der Cloud an und nicht Old School in Goldbarren im Tresor. Some like it hot.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #344 am: 19 Juni, 2011, 00:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Glückliches Deutschland! Seit letzter Woche haben wir offiziell eine "zentrale regierungsnahe Informationsstelle über Software-Schwachstellen, Dienstablehnungsangriffe und sonstigen Netzfug". Weil Zereinüsoschdieusone nicht eben einfach zu memorieren ist, ist daraus fesch das nationale Cyber-Abwehrzentrum geworden. NCAZ, mit leichten Anklängen an Alcatraz und den schwer schuftenden nationalen Cyber-Sicherheitsrat. Auch das Gemeinsame Internetzentrum lässt grüßen und spendet Beifall. Jubel? Jubel!. "Im BSI in Bonn-Mehlem hat die Kernmannschaft von 10 Mitarbeitern ihr Domizil. Gemeinsam mit weiteren Verbindungsbeamten der assoziierten Behörden analysieren die Spezialisten IT-Vorfälle, tauschen Informationen aus, spielen Szenarien durch und geben Handlungsempfehlungen heraus." Der erste Erfolg ist schon sichtbar. Während die Lageberichte des BSI zur IT-Sicherheit bisher alle zwei Jahre erschienen sind, sollen sie künftig cyberschnell jährlich veröffentlicht werden. Wie wäre es denn mit der Schlagzahl des Bundes-CERT und entsprechender Aufstockung der Abwehrkräfte?

*** Lieber nicht. Punkt 16:00 am Freitag ist Schluss mit den Empfehlungen. Dann werden die speziell trainierten Cyber-Hunde der Hundestaffel Gassi geführt und müssen nicht mehr erschnüffeln, wer ein Hund ist oder eine lesbische Bloggerin in Syrien. Dann gehen die 10 Super-Cyber ins Wochenende und überlassen die Beobachtung des Cyberraums dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum (GMLZ) und dem Gemeinsamen Terrorismus-Abwehrzentrum (GTAZ), das seit Jahren Erfolge über Erfolge anhäuft.

*** Alle, alle kamen sie nach Bonn in die ehemalige Zentrale für Chiffrierwesen zur Eröffnung des neuen Arbeitsplatzes von "Friedrichs Zehn" auf der Mission Impossible. Mächtige Generäle und Katastrophenschutzvorsitzende, aber auch einfache Bittsteller wie Jörg Ziercke vom BKA, das tags darauf ebenfalls in Bonn offiziell seinen Geburtstag in einem Spannungsfeld feierte. Seine Wiesbadener Organisation ist derzeit ja praktisch blind, so ohne Vorratsdaten und Gefriertrocknung derselben. Für alle, die kamen, stand auf dem Parkplatz ein exklusiver Toilettenwagen voll Marmor- und Mahagoni-Imitaten bereit. Wer ihn betrat, wurde mit Musik und Düften besäuselt.

*** Eine derart stilgerechte Kotztüte für diesen ganzen Cyber-Circus macht Sinn. Man denke nur an die Milliarden von DM und Euro, die Deutschland nicht erst seit Clementgate in US-amerikanische Software investiert hat, ohne ein Fünkchen von Überlegung, ob selbst entwickelte, nationale Alternativen nicht vielleicht der bessere Weg sind. Die Milliarden, die in Deutschland von Staats wegen in den Kauf eines Dauerpatch namens Microsoft Windows in seinen verschiedenen Varianten gesteckt wurden, hätten locker gereicht, ein eigenes, von Grund auf sicheres Betriebssystem für staatliche Rechner zu entwickeln. Das völlige Versagen der Informatik in dieser Frage ist eklatant und kann nicht allein damit erklärt werden, dass Deutschland einstmals das führende Land war, gemessen an den OS/2-Installationen einer Firma, die in diesen Tagen den großen Trallafitti macht. Ein Land, das mit SAP bei Software für die Buchführung, das Controlling, die Lagerhaltung und das Personalwesen den Markt beherrscht, ein Land, in dem Steuerberater mit ihrer Genossenschaft das weltweit größte Data-Mining betreiben und über Google lachen, hat es nicht geschafft, Sicherheit auf einem ganz banalen Alltagsniveau gegen den Schrott aus Amerika durchzusetzen. Natürlich kann die gelehrte Informatik auf Sprösslinge wie Eumel, L3 und schließlich L4 verweisen, doch bleibt das Rätsel bestehen, warum ein Airbus damit sicher gemacht werden kann, ein simpler PC aber nicht.

*** Das Elend setzt sich mit einer anderen amerikanischen Firma namens Adobe fort. Während die Bildpresse das Cyber-Abwehrzentrum in allen Stellungen ablichtete, plauderte der BSI-Mitarbeiter Hartmut Isselhorst über die Angriffe, mit denen sich das Abwehrzentrum beschäftigt. Er zeigte Webseiten, wo 0-Day-Exploits gehandelt werden, demonstrierte, wie ein Angriff mit dem Pinch 2 Pro Builder zusammengefrickelt und in ein hübsches PDF namens "Kongressunterlagen" gepackt wird, ehe es als Mail-Attachment auf die Reise geht. Dabei geht die E-Mail gezielt an einen Behördenmitarbeiter und selbst der Verteiler im cc: ist bis ins Detail "echt". Wird das PDF trotz Firewall und AV-Programm ausgepackt, macht es sich an die Arbeit und schickt seine Ergebnisse an eine von über 200 Dropzonen, die das BSI allein in Deutschland kennt. 1.107.431 "Datensätze" sollen so im Jahre 2010 aus dem Regierungsnetz geflossen sein, was zu der Frage führt, warum es keinen selbst entwickelten sicheren, besonders gehärteten PDF-Viewer gibt. Der Wert der entwendeten Daten wird mit dem Wert eines Kampfhubschraubers verglichen. Muss erst ein Daten-GAU im Wert eines Flugzeugträgers passieren? Ach, dann ist es ja Cyber-War, der echte Krieg und andere sehen hin.

*** Überhaupt ist der Cyber-War ein Wort, das im Cyber-Abwehrzentrum wie der leibhaftige Gottseibeiuns gemieden wird. Man will um jeden Preis die Abwehr ohne den Gegenangriff. Die Fieberkurve eines DDOS auf ein deutsches Ministerium wurde gezeigt, das 24 Stunden lang nur schwer erreichbar war. Ein harmloser Online-Protest, Herrschaften, bitte weiter gehen. Ab sechs dieser DDOS-Attacken wird der Vorfall als systemische Blockade gewertet. Sollte aber ein komplettes Netz wie der Informationsverbund Bonn-Berlin angegriffen werden, greift die Analogie zur Seeblockade und das Ganze ist ein kriegerischer Akt, auf den gesamtkybernetisch geantwortet werden muss, mit Vergeltungsanschlägen, wie dies der Bündnispartner USA formuliert. Wie schön, dass dort eine Defense Industrial Base und ein virtuelles Testgelände namens National Cyber Range hochgezogen wird, auf dem unsere Bundeswehr mitüben darf, wie man so kämpft im Cyberwar.

*** Sowohl BSI-Mitarbeiter Isselhorst wie BSI-Chef Hange und Innenminister Friedrich erwähnten in ihren Festreden zur Eröffnung das arme Handelsblatt, das im Februar 2010 unfreiwillig für einen Drive-By-Exploit über den Browser instrumentalisiert wurde. Auch hier muss die Frage erlaubt sein, was eigentlich bei der Entwicklung von Browsern passiert ist, dass aus harmlosen Dokumentenbetrachtern aktiv im lokalen System herumpfuschende Angriffsvektoren wurden. Für Puritaner liegt der Sündenfall weit zurück, als Marc Andreessen bei Netscape die Cookies einführte. Oder begann es schon früher mit den ersten kybernetisch inspirierten Tools?

*** Disclaimer: Diese kleine Wochenschau ist von dem Blogbeitrag von Hadmut Danisch inspiriert worden, der die Fragen etwas anders zuspitzt. In einem Punkte ist ihm unbedingt zuzustimmen: Die Dramatik des 'Cyber-War' beruht keineswegs darauf, daß wir nun von so vielen bösen Chinesen und Russen angegriffen werden. Sie beruht darauf, daß wir selbst etwa 20 Jahre lang in Ignoranz und Dummheit einen so großen Haufen schlechter IT-Technik aufgetürmt haben, der so voller Sicherheitslöcher ist, daß wir sie nicht mehr in den Griff bekommen – die schiere Quantität, aber auch das Fehlen einer eigenen Industrie in diesem Bereich machen das unmöglich. Alle Welt redet von der Problematik der Atomendlager, wo wir die Sünden der letzten Jahre hinpacken. Daß aber der Cyber-War und unsere Verletzlichkeit tatsächlich nur die Folge von über 20 Jahre politischer und wissenschaftlicher Ignoranz ist, und unser Sicherheitsproblem der in dieser Zeit als Infrastruktur aufgehäufte unsichere Mist, also nicht die bösen Hacker, sondern unser Management und unsere Politik die Täter sind, wird verschwiegen. Die Unsicherheit, die Verletzlichkeit im Cyber-War ist nicht systemimmanent. Sie ist eine spezifische Eigenschaft des IT-Mistes, aus dem wir in den letzten 20 Jahren unsere Infrastruktur kritiklos gebaut haben. Nun haben wir den Salat, aber keine Exit-Strategie.

Was wird.

Wird es besser, wenn am Dienstag der Sommer anfängt? Salattechnisch gesehen gibt es keine Besserung und auch sonst sind die Themen im Frankfurter Raum eher trist, wie die Agenda der Innenminister-Konferenz (PDF-Datei!) zeigt. Das nationale Waffenregister, die Evaluierung und mögliche Verlängerung der Sicherheitsgesetze, der bald anstehende Wirkbetrieb des "Nachrichtendienstlichen Informationssystems/Wissensnetz" (NADIS WN) und der Dauerbrenner Vorratsdatenspeicherung stehen unter anderem auf dem Programm. Ob wieder in hübscher Überschreitung aller Zuständigkeiten an einer "Formulierungshilfe" gewerkelt wird, die uneinsichtige Bundesjustizministerin von ihrem ach so paralogischen "Quick Freeze" zu bringen?

Was wäre ein Ausblick in den anstehenden Sommer ohne die wöchentliche Ration Cyberwar? "Wettrüsten in Cyberspace" diskutiert ein Workshop des FONAS und der Hamburger Friedensforscher das Thema des Sommerloches schlechthin. Ob die Abrüstung des ganzen "IT-Mistes" in Hamburg zur Debatte steht, ist nicht bekannt. Mit Viola ab in den Sommer. (Hal Faber)

Quelle : www.heise.de

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