Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125477 mal)

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #300 am: 29 August, 2010, 00:08 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Und wenn die Leute fragen,
lebt der Hecker noch?
Dann sollt ihr ihnen sagen,
ja, er lebet noch.

Er hängt an keinem Baume,
er hängt an keinem Strick,
sondern an dem Traume der freien Republik.

Man sagt ja, und das nicht erst seit 1848, den Badenern eher einen rebellischen Charakter nach als ihren schwäbischen Nachbarn, die sparsam und zufrieden als recht obrigkeitshörig gelten. Doch wenn es denn die Obrigkeit zu weit treibt, dann wird es auch den Schwaben zu bunt. Und dann guckt diese Obrigkeit recht dämlich aus der Wäsche und versteigt sich zu Unsinnigkeiten, die die Schwaben erst recht bis aufs Blut reizen. Wenn Kommunikationslücken von radikalisierten Mengen genutzt werden, dann mag mancher aus der Obrigkeit schon "die Grenzen des demokratischen Protests überschritten" sehen. Andere sehen dagegen gerade in solchen Sprüchen die Grenzen überschritten. Dabei geht es nur um etwas, was in einer Demokratie normal sein sollte: Dass die Bürger jederzeit ihre Unzufriedenheit mit der Obrigkeit artikulieren können – bis dahin, eben diese Obrigkeit zum Teufel zu jagen. Da sehe sich die Obrigkeit doch vor – und begreife, dass sie dem Bürger dient und nicht der Bürger der Obrigkeit. Sonst könnten sich die Schwaben an die zweite Strophe des Heckerlieds erinnern, was sich dann doch niemand wünscht, auch nicht die entschiedensten Gegner der gegenwärtigen Obrigkeit.

*** Abseits aller leicht historischen Exkurse zu aktuellen Aufregungen aber sollte eigentlich an dieser Stelle eine kleine Lästerei vom Rande der norddeutschen Tiefebene stehen, ein Gruß aus der Post-Oil-City Hannover, die Stadt der Roten Punkte, in der die Bürger im Farbrausch ihren Beton verzieren, bis das Ihme-Zentrum wie eine große Nana aussieht. Die Stadt, in der Druckertinte von Kennern geschlürft wird, der Nabel der IT, jedenfalls, was getwitterte Verlinkungen anbelangt. Doch aus besonderem Anlass muss Hannover heute Hamburg den Vortritt lassen, wenn auch nur für *einen* Satz aus einem Brandbrief kritischer Polizisten, zur geistigen Situation der Zeit:

Wenn es weder zu Nachdenklichkeit, zu Einsicht noch zu Selbstkritik – geschweige denn zu Änderungsbereitschaft – führt, wenn oberste Gerichte Entscheidungen und Handlungen der Behördenleitung und Polizeiführung mehrfach als verfassungswidrig bezeichnen (Videoüberwachung, Online-Durchsuchung, Kennzeichenlesegerät, Laufbahnverlaufsmodell) in Fortsetzung Schillscher Tradition mit einer Gewerkschaft und einem Berufsverband ein Kartell des Schweigens über Probleme der inneren Sicherheit und die Verfasstheit der Polizei besteht, in panischer Angst vor kritischer Berichterstattung der Medien kein Problem und kein Missstand intern mehr diskutiert wird und z.B. schwierige Großeinsätze aus dieser Angst heraus nicht mehr selbstkritisch nachbearbeitet werden, von Schill über Nagel bis Ahlhaus fragwürdige Machtkonzentration betrieben wird, die jede Form der kooperativen Führung zwar noch lehren lässt, sich aber nicht schämt, sie in der Polizei mit Füßen zu treten und Mitarbeiter und mittlere Vorgesetzte als widerspruchslose Befehlempfänger herabzuwürdigen, Amts- und Behördenleitung sich mehr Gedanken über die Beschaffung von Pferden, als über die Zukunftsfähigkeit der Polizei machen und nicht davor zurückschrecken, die Öffentlichkeit über die Kosten und die tatsächliche Nutzungsmöglichkeiten der Reiterstaffel zu täuschen, zu Zwecken der persönlichen Denkmalpflege ein Kriminalmuseum eingerichtet und ausgestattet werden soll, das haushaltsrechtlich fraglich ist und mit den Sparzwängen im Haushalt nicht vereinbar ist, die Koalition die im Koalitionsvertrag vorgesehene Überprüfung der Schillschen/Nagelschen Organisationstrukturen dem parteipolitischen Machtgeschacher opfert, eine Regierungspartei die Polizei als ihr Eigentum betrachtet und behandelt und die andere Partei zwar über aber nicht mit der Polizei redet und im Übrigen keinen Anspruch auf Mitgestaltung erhebt, dann besteht Anlass zur Sorge um die Zukunftsfähigkeit der Polizei Hamburg, die Qualität der polizeilichen Arbeit und vor allem um die demokratische Werthaltung der Polizisten.

Abgesehen von der Reiterstaffel, die man andernorts durch eine Suchhamstertruppe ersetzen kann, drückt der Brandbrief eine Situation aus, die nicht nur bei der Polizei anzutreffen ist. Landauf, landab wird Teamwork und vernetztes Denken gefordert, wird vom lebenslangen Lernen geschwärmt und der flexible Mensch gepredigt, doch wenn es ans Herrschen geht, dann wird Demokratie so klein geschrieben, dass sie in einer Hamsterbacke Platz hat. Stattdessen hagelt es technokratische Lösungen wie Videoüberwachungen und Online-Durchsuchungen oder wie den Bildungschip und die mit ihm kommende ungeheure Kommerzialisierung des Nachhilfemarktes und anderer Dinge, die mit ihm abgerechnet werden. Das ist dann Deutschland, in dem von den Armen jedes Detail bekannt ist und man über die Reichen nur Vermutungen anstellen kann: Ein Land guckt weg.

*** Deutschland, das Land der Dichter und Denker und der Bild-Zeitungsleser schafft sich selbst ab. Diese Behauptung stammt nicht von der Bertelsmann-Chefin Liz Mohn, sondern vom Borderline-Rassisten Thilo Sarrazin, der eine Kampfschrift im Bertelsmann-Imperium veröffentlicht hat. Sarrazin ist ein Bundesbank-Vorstand und ein SPD-Mitglied, gestützt wird seine Sülze jedoch von Bild-Zeitung und Roland Koch: Deutschland wird immer dümmer. Denn Deutschland merkt nicht, wie Sarrazin die Suppe von Hans Eysenck aufkocht und sein Traktakt mit dem Rassismus von William Shockley anreichert, dem die IT sonst viel verdankt. Man ersetze nur die Schwarzen durch die Türken, dann hat man den ganzen Sarrazin und die Fäulnis. Ein paar modische Verdrehungen und Fälschungen wie die von den kinderlosen Akademikerinnen und fertig ist der Westentaschen-Wilders. Bemerkenswert, dass neben Bild und Koch einzig der "Focus" dem Scharfmacher die Ehrenstange hält. Dann wäre da noch das "ehemalige Politikmagazin", der "Spiegel", der allen Ernstes von einem Meinungsbeitrag Sarrazins spricht. Hamburger Machtgeschacher, ganz ohne Polizei. Gegen das volksverhetzende nationalistische Machwerk eines Besessenen hilft die Losung Freiheit statt Angstmacherei in jenem Berlin, das Sarrazin finanzsanierte.

*** Auch das ist Deutschland, ein Land, in dem multiethnische Kinder abgestraft werden und die Botschaft von Gerichts wegen lautet, dass HIV-Positive Schuld sind, basta. Dass alle Sorge tragen müssen, wird verdrängt, die Kondomkampagne Machs mit wird verhöhnt, wenn nur den HIV-Positiven die Schuld aufgeladen wird. Vor diesem Hintergrund geht der Blick nach Schweden, wo seit einer Woche über einen promiskuitiven Prominenten diskutiert wird, der sich der Verantwortung entzogen hat. Im Geflecht der Mutmaßungen und Teilwahrheiten über den Wikileaks-Sprecher Julian Assange spielt die Frage nach einem HIV-Test Assanges bald eine wichtige Rolle. Es entbehrt nicht der Ironie, dass jemand, der für Wikileaks den Kopf hinhalten soll und auf Verhaftungen vorbereitet ist, mit dem Schwanz an seine Grenzen stieß. So trübt sich die heile Welt der Whistleblower-Bewunderer, die sich über Wikileaks Daily informieren. Derweil zeichnet sich ab, dass Wikileaks mit seinem zweiten Sprecher eine gemässigte Variante der Öffentlichkeitsarbeit praktiziert, bei der die Kritiker nicht pauschal als Idioten verunglimpft werden. Denn zu den beängstigenden Vorstellungen von Wikileaks gehörte die Präsentation der Afghanistan-Dateien mit einem Assange, der wirkte, als sei er nicht mit den veröffentlichten Daten vertraut.

*** Huch, ausgerechnet Tobias Huch, ein deutscher Unternehmer für "instinktorientierte Internet-Angebote", hat eine Datenpanne bei der Drogeriekette Schlecker aufgedeckt. 150.000 Datensätze von Online-Kunden und 7,1 Millionen Mail-Adressen will Huch im Zugriff gehabt haben. Der Fall hat Aufsehen erregt, ohne dass die Öffentlichkeit groß darüber diskutiert, welche Daten da womöglich abgegriffen wurden: Zu Schlecker gehört die niederländische Versandapotheke Vitalsana, für die es in Schlecker-Läden ein Pick-Up-System gibt. Begleitet wird das Angebot von einem ominösen Massenmailer der "Stehkraft Hilfe", die Medikamente bewirbt, die unter dem Kondom für die richtige Härte sorgen. Wer immer neben Huch und seinen instinktorientierten Kunden Interesse an den Schlecker-Daten hatte, wird diese nutzen, um den ganzen Viagra- und Cialis-Spam auf neue Höhen zu schrauben. Wobei zum richtigen Mast eigentlich auch der Fahnenflaggen-Spam gehört – und so passt die Meldung aus Kanada in diese kleine Wochenschau, dass der höchste Mast in Nordamerika von Pfizer und Eli Lilly gesponsert werden soll. Tja, was sind dagegen schon die 8 Supermasten in unserer norddeutschen Tiefebene bei Saterland?

Was wird.

Instinktorientiert schweift der Blick in die Zukunft. Mehr Regen, mehr Reparaturen, so sieht es aus. "Repair – sind wir noch zu retten?" lautet das endlich zeitgemäße Motto der kommenden Ars Electronica, komplett mit Rettungsring. Die einfache Antwort lautet "Nein", denn auf lange Sicht stirbt der Mensch aus und zwar nicht nur der Deutsche, wie Sarrazin befürchtet. Auch die reparierenden Österreicher erwischt es. Auf den Almen wird nicht mehr gejodelt und in den sozialen Netzwerken ist es still. Der letzte fruchtbare Samen ergießt sich in eine Schaumschwester, einer Spezies, die sich seit der Alma-Puppe von Kokoschka fortentwickelt hat, genau wie die Computer. Das hatte schon Vorteile, wie die prä-feministische Hedy Lamarr erkannte, als sie ihrem Liebhaber einen Puppen-Nachbau ihrer selbst schenkte, der immer zu Diensten war: Während ihr Mike sich mit der Hedy-Puppe vergnügte, konnte sie sich in Ruhe der Technik der Funkfernsteuerung und des Frequenzwechsels widmen. In ihrer Autobiographie beschrieb sie nüchtern, wie entspannend es sein kann, dem Manne beim Sex mit dem eigenen Ebenbild zuzusehen. Das Make-Up wird nicht ramponiert, ein echter Fortschritt. Sind wir also zu retten? Die komplizierte Antwort lautet "Ja". Wir basteln weiter, debuggen und reparieren unentwegt, trotz alledem. Wie wäre es mit einer stehkräftigen Windenergieanlage aus Ockhams Rasiermessern? Aber nur entspannt bleiben, es könnte auch Dir passieren.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #301 am: 05 September, 2010, 00:09 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Deutschland ist wieder ein Stückchen dümmer geworden. So geht das schon Woche für Woche, weil ein sozialdemokratischer Bundesbanker aus der Lupe seines Schulrechenstabes eine Brille gebastelt hat, durch die er die Welt sieht und berechnet, das Ganze zum Lobe der naturwissenschaftlichen Intelligenz. 2030 wird Deutschland völlig verdummt sein, ohne dass das Internet daran Schuld ist, das sonst ja für jede Blödheit als Argument herhalten muss. Auch Google und seine Opel können nix dafür, dass Deutschland verblödet. 2030 wird offiziell verfügt werden, dass die Erde eine Scheibe ist und für andere Behauptungen eine Rundungssteuer gezahlt werden muss, zusätzlich zur Genausgleichsteuer, die aber nur von Negern zugunsten der darbenden deutschen Milchzuckerwirtschaft erhoben wird. Grundlegende genetische Zusammenhänge werden auf diese Weise ausgeglichen und füllen das Säcklein unseres Finanzministers. Vergessen wir dabei nicht die erweiterte Vergnügungssteuer, die neben der GEMA-Gebühr von Musikbands fällig wird, die fremdländisch singen, dabei Instrumente benutzend, die nicht im Vergnügungsgerätekatalog der Zollbeamten stehen.

*** Wenn Deutschland 2030 völlig verdummt sein wird, ergibt sich die Frage, wie es um die Intelligenz anno 2010 bestellt ist. Bedenkliche Zeichen der Verblödung sind unverkennbar: Heute diskutieren Menschen in Talkshows, ob es ein Basken-Gen gibt, dass die Menschen zum Ausliefern von Hinkelsteinen treibt und bei Männern schwarze Plattmützen mit Stummeln zur Folge hat. Der Pöbel diskutiert derweil in der Tageszeitung für klare Meinungen die Sache mit den Aschkenasen.

*** Auch im edelsten Teil Deutschland, dem demokratisch gewählten deutschen Parlament, finden sich Anzeichen dafür, dass der IQ sinkt: "Der Luftverkehrssteuer unterliegt ein Rechtsvorgang, der zum Abflug eines Fluggastes von einem inländischen Standort mit einem Flugzeug oder Drehflügler durch ein Luftverkehrsunternehmen zu einem Zielort berechtigt." Ausgenommen von der Steuer sind Bask^H^H^H Bundeswehrsoldaten, Kleinkinder und Inselbewohner, deren Insel keinen brückenartigen Zugang zu einem Festland besitzt, auf dem ein Hafen für Flugzeuge oder Drehflügler liegt. Aber hey, ein Lied kann eine Brücke sein.

*** Natürlich gehören Frachtflieger, Business-Jets, Militärtransporte und die Flugbereitschaft der Bundeswehr zu den Ausnahmen bei den Einnahmen im Namen des "Umweltschutzes", zu deren Kontrolle 140 neue Zollbeamte eingestellt werden. Eine Milliarde Euro Einnahmen wollen korrekt berechnet werden: Nach den Mautflüchtlingen müssen die Luftflüchtlinge verfolgt werden, die sich in der Huschebahn als Bahnfahrer tarnen oder von Nachbarländern aus zu Langstreckenflügen im Stehen starten.

*** Deutschland wird dümmer hat steuerlich gesehen eine glänzende Perspektive, weit über die neue Bettensteuer hinaus: Wenn Intelligenz ein knappes Gut wird, ist eine Intelligenzsteuer der nächste naheliegende Schritt, gestaffelt in eine Intelligenzentlastungssteuer nach der Sarrazin-Skala und eine Intelligenzzuschlag nach dem Sloterdijk-Pegel. Das Ganze hat auch praktische Konsequenzen: vollkommen verblödet wird niemand mehr nach dem Sinn etwa einer Steuer auf Digitalfotos nach dem Dateiverkehrsgesetz fragen und bei der Geschwindigkeit im Internet dürfte eine milde Breitbandabgabe das Herz von Minister Schäuble erfreuen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das böse Wort von der Vermögenssteuer zu vermeiden, packen wir's an!

*** "Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist!" – und ein Bildungschip für die anderen? Das kann doch keine Lösung sein. Wie sich zeigt, besteht der vorbildliche Stuttgarter Bildungschip aus mehreren "Geldbörsen" und einem eigens entwickelten Lesegerät, dessen Hersteller bei insgesamt 250 eingesetzten Geräten nicht zufrieden ist und sich aus dem Geschäft zurückziehen will. Wie wunderbar passend kommt die Gelegenheit um die Ecke, mit einem bundesweiten Chip und dem einheitlichen Laden von Geldkarten für die Industrie wieder attraktiv zu werden. Kinder, welch eine Überraschung! Die Reichen und die Klugen können die Börsen fett auffüllen, und es fällt gar nicht auf, wieviel Geld für den Theatergang gespeichert ist: HighTech für die High Society!

*** Bei aller Aufregung um Thilos trotziges Traktat über die soziale Triage ist die Geschichte mit Street View leise weitergerollt. Dabei hat unser aller Innenminister extra für den heißen Herbst einen wunderschönen Internet-Beantwortungsdienst gestartet und ist ganz Ohr, bis zum 14. September. Die Fragen werden bewertet und die besten nimmt unser Minister zu einem Spitzengespräch mit, auf das ein Spitzenvideo mit dem Minister folgen wird. Der Dienst soll seit Tagen rege genutzt werden, auch wenn mir ein ignorantes Gästebuch laufend erzählt, dass keine Antworten vorhanden sind. Möglicherweise arbeitet man datenschutzbewusst nach BSI-Richtlinien an der ordentlichen Pseudonymisierung der Fragen.

Was wird.

Hinein geht es in eine volle Woche, an deren Ende ordentlich marschiert werden will: Die Großdemonstration Freiheit statt Angst wälzt sich durch Berlin auf der Suche nach der freien und offenen Gesellschaft, die uns im Namen einer angeblichen Sicherheit gründlich ausgetrieben wird. Die Bürgerrechtler wollen, dass die Bürger ordentlich Zoff machen und merken, was für ein Placebo diese Sicherheit per Vorratsdatenspeicherung ist. Im Umfeld zur Demo rufen Cyber-Aktivisten zu einer Aktion auf, die technisch eigentlich nicht möglich sein sollte: Die Online-Durchsuchung des Bundeskriminalamtes ist von einem ähnlichen Gedanken getragen wie das Zurückfotografieren auf Demonstrationen. Dass dabei die Server des BKA geknackt werden, glauben doch hoffentlich die Initiatoren der Aktion nicht selber, die nach eigenen Angaben IT-Fachleute sind. Aber bitte, es gibt auch Journalismus-Studenten, die die Lektüre von Spiegel Online für ausreichend halten.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin – das singen nicht nur die Demonstranten in den Bussen, sondern auch die europäischen Sicherheitsforscher, die auf der Future Security über den Einsatz von Scannern beraten, die Nacktheit symbolisch umrechnen. Darf es ein bisschen bonner sein? Auf dem Katastrophenschutzkongress in Bonn wird nicht nur über die Sicherheitsforschung in Deutschland diskutiert, sondern auch laufende Projekte wie eTriage vorgeführt, bei der Rettungssanitäter sich schnellstens zur elektronischen Gesundheitskarte von Verwundeten durcharbeiten.

Was uns zum Schluss der kleinen Wochenschau nach Mannheim verschlägt. Dort tagen die medizinischen Informatiker und beraten sich über die elektronische Gesundheitskarte und die Sicherheit der telematischen Infrastruktur. Das Sicherheitsgutachten über die Gesamtstruktur ist bei der Gematik abgegeben worden und listet ein "paar Mängel" auf, die angesichts der Größe des Projektes als "völlig normal" charakterisiert werden. Gebongt. Wir sind alles nur Menschen, mit kleinen Fehlern. Auch die Erde ist nicht vollkommen rund, ehe sie 2030 wieder zur Scheibe zurückerklärt wird, komplett mit dem Unsinn, dass ein Gott den Lichtschalter suchte. Bei Lichte besehen hat Stephen Hawking wohl recht, wenn er den Menschen in diesem winzig kleinen Teil des Kosmos zum Herren der Schöpfung ausruft. Denn er entdeckt, beschreibt und erklärt alle Naturgesetze, die in diesem Universum gelten.

Achja, am kommenden Entdeckertag singt die Jazzerin Joy Fleming "unter dem Schwanz" in Hannover. Von ihr stammen die tübischen Versatzstücke, die diesen kleinen Wochenrückblick auflockerten. Gegen einen Kotzbrocken von Rockstar hilft es allemal. Und wenn es um Konzerte geht, sollte die Duisburger Tragödie nicht vergessen werden, die diesen deutschen Sommer überschattete. Inzwischen ist man bei der Farce angelangt. Wenn Deutschland immer dümmer wird, sind seine Politiker (und Journalisten) von der Entwicklung nicht ausgeschlossen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #302 am: 12 September, 2010, 03:27 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ganz langsam näherten sich die Einschläge: Am vergangenen Wochenende waren Dackel das Aufmacherthema der FAZ. Es folgte eine heftige Dackeldebatte über den rassigen Lieblingshund der Deutschen, über Dackelgene und die Verantwortung für ein Land, in dem die Dackelelite endlich wieder Würfe wagt. Der Dackel als solcher betrat die Bühne deutscher Diskussionskultur. Vergessen der Bundesbanker, der hochbezahlte Mitarbeiter knechtete, ein Büchlein über Eugenik zu schreiben, dass einen sehr geschätzten Journalistenkollegen an nasse Dackelhaare erinnerte. Stolz holte ich meinen Wackeldackel aus der Grabbelkiste und setzte ihn auf die Hutablage meines Opels. Ein feiner Dackelglanz verbreitete sich über der norddeutschen Tiefebene wie Engelsstaub in der Disko.

*** Gewissheit brachte dann eine Ausschreibung auf MyHammer zu einer Zeitreise in das Jahr 1986, mit der ein Dackel gerettet werden soll. Was ein guter Heimwerker und Hobbytüftler ersonnen hat, zeigt bestens, was die Stärke Deutschlands ist und den Aufschwung antreibt: Technologie und Dackel ergeben eine unschlagbare Kombination. 1986! Während die Sonne hervorkommt und auf das Trüppchen Unentwegter von Freiheit statt Angst scheint, geht der verklärte Blick zurück in eine schöne Zeit, als Rauhhaardackel Bonnie noch lebte.

*** Mooooment, wie war das eigentlich, 1986? Ein Blick in mein Artikelarchiv hilft bei der Orientierung der unerschrockenen Hobbyisten, die sich auf ihre Zeitreise wagen. In jenem Jahr gab es etliche Artikel über das "Modemkonzept" der deutschen Bundespost, die auf Druck der EU-Kommission ihr Monopol lockern und "Datenfernsprecher privater Anbieter" zulassen musste. Erstmals durften Postmodems für 600 DM gekauft und nicht gemietet werden, nur eine monatliche Prüfgebühr von 5 DM blieb übrig, die an die Zulassungsstelle gezahlt werden musste. Dieses "Fernmeldetechnische Zentralamt" (FTZ) hatte Rechte, von denen die Polizei mit ihrer Online-Durchsuchung heute nur träumen kann, denn bei der Anschlussdose (9 DM im Monat) endete die Wohnung und begann das Postterritorium: selbst bei einem FTZ-geprüften Modem durfte der Posttechniker ohne weiteres einen Rechner beschlagnahmen, wenn dieser über keine am Gehäuse angebrachte FTZ-Nummer besaß.

*** Für 1986 mag es ja nett sein, David Bowies Absolute Beginners abzuspielen, doch war man in Westdeutschland absolut konservativ: Im Bundeswettbewerb "Jugend forscht" schlug ein 14-jähriger Programmierer mit einem Cross-Compiler die gesamte Konkurrenz, doch wurde er als "zu jung" bewertet und kam nur auf den 2. Platz, während der erste Platz nicht vergeben wurde. Wer über diesen Skandal schrieb, wurde von der Berichterstattung über den Wettbewerb ausgeschlossen. Aber auch das war 1986: Im Tschernobyl-April wurde der Chaos Computer Club als Verein gegründet und als gemeinnützig anerkannt, obwohl in der Präambel davon die Rede war, dass man eine "galaktische Gemeinschaft von Lebewesen" ist, die sich für "Informationsfreiheit" einsetzt. Die Gründung als Verein erfolgte, weil man ordentlich Knete bei den Grünen abgreifen wollte. Für 38.000 DM erstellten der CCC und ein "Arbeitskreis politischer Computereinsatz" ein Gutachten für die Bundestagsfraktion der Grünen, ob Computer "sozialverträglich" sind. Die Hacker betätigten sich als "alternative McKinseys" und schlugen vor, ein Computer-Café einzurichten, in dem für Anfänger die "angstfreie Annäherung an digitale Technik" bei einer Tasse Sandino-Dröhnung geübt werden sollte, für Fortgeschrittene die Textverarbeitung mit Wordstar. Wordstar? Auch das war 1986: Der deutsche Distributor der anderen "marktführenden" Textverarbeitung WordPerfekt lud uns Journalisten zu einer Party ein, bei der die 5.000ste Kopie der deutschen Version (1690 DM + MwSt) gefeiert wurde. Am Ende des Jahres waren es bereits 6000 Lizenzen.

*** 1986 wurde nicht nur der Chaos Computer Club ein ordentlicher deutscher Verein, es war auch das Jahr, in dem sich der Verein "Schule braucht Computer" anschickte, Computer für den Unterricht in Schulen zu verteilen. Die Zeit sei günstig, weil Betriebe auf neue schnelle Rechner wie den Compaq Deskpro 386 (1 MByte RAM, 40 MByte Festplatte für 20.000 DM + MwSt.) umstellten, hieß es damals. PCs und ATs sollten in die Schulen wandern, dazu spendeten Firmen wie Brother oder Seikosha Hunderte von Druckern in einer Werbekampagne, die vor den schlechten Präsident-Druckern aus der DDR warnte. Und wenn von Werbekampagnen die Rede ist, darf die größte und teuerste Kampagne des Jahres nicht fehlen, die "10 Minuten, die uns allen helfen, mit der für die Volkszählung 1987 geworben wurde.

*** Eine schöne Zeit? In dieses 1986 will unser Hobbybastler zurück, um seinen Dackel zu retten. 33 Tage muss er ausharren, ehe die Rückreise über ein paralleles Zeitloch wieder möglich ist. 33 Tage ohne Internet und Twitter, ohne heise online, mit einer nur monatlich erscheinenden c't als einzig zeitgemäßer Lektüre. Eine harte Prüfung, zu der nur Dackelfreunde fähig sind. So fern die Zeit, so sind die parallelen Universen dicht dran, dafür gibt es Anzeichen: 1986 brachte Nokia mit dem Nokia ASC viel zu spät einen AT-kompatiblen Rechner auf den Markt und konnte nicht am Computerboom teilhaben, heute geht ein Microsoft-Manager nach Finnland, um bei der Installation von Office zu helfen und die Religion Google zu bekämpfen. Ob der Microsoft-Mann auch den Kolonialismus bei Nokia abstellt, ist schwer die Frage.

*** Weitere Parallelen sind in der Politik erkennbar, von der anstehenden Volkszählung bis zur Katastrophe von Tschernobyl, die sich in dieser Woche in der Kernschmelze von Berlin fortgesetzt hat. Was für ein Vertragsabschluss: Zwölf Jahre längere Laufzeiten für die Dreckstechnik, mit schwabbeligen Sicherheitsauflagen, auf 500 Millionen Euro begrenzt aber dafür mit der einklagbaren Sicherheit für die Energieprofiteure, drei Viertel des Gewinnes in die eigene Tasche zu stecken, komplett mit Schutzklauseln für den Fall eines Regierungswechsels: Das schwarzgelbe Atomzeichen ist die passende Flagge dieser Politik, die von den Energieprofiteuren mal eben Nachts aus dem Bett geholt wird: Wer Herr ist und wer Knecht, das hat sich in dieser Woche selten deutlich gezeigt.

Was wird.

Zum Ausverkauf der Politik sei gleich die nächste große Demonstration in Berlin erwähnt, die in einer Umzingelung des Regierungsviertels gipfeln soll. Wer lieber in die Vergangenheit schauen will, wird heute zur besten Privatsphärenschutzzeit die "Akte CCC" glotzen, die alle Klischees zum Chaos Computer Club in den berühmten Mixer packt. Die verklärte Geschichte über die "chaotischen Freaks" "des CCC's" komplett mit Deppenapostroph hat auch ein staatstragendes, schönes Ende, wenn Innenminister de Maiziére den Ton der Hacker nur ein ganz kleines Bisschen trotzig findet. Werden dank des CCC die Gefahren von Computern wirklich bewusster wahrgenommen? Ist diese Wertung nicht eine Selbsttäuschung der Medien, die gerne von "frechen Hackern" berichten, aber beflissen die Klappe halten, wenn die Benutzung von Hackerwerkzeugen kriminalisiert wird?

Stimmen die Berichte aus dem fernen Berlin, so sind bei der Demonstration "Freiheit statt Angst" rund 7500 Menschen unterwegs gewesen, darunter auch solche, die Plakate mit der Aufschrift "9/11 is an inside joke" trugen. Neun Jahre nach dem Fall der Türme scheint das Datum nur noch ein Fall für die Verschwörungstheoretiker zu sein, die ihren Verstand zu heiß gebadet haben und deshalb nur noch an Thermit denken können. Was menschliche Gehirne wirklich leisten können, ist in unserer schönen Kuppelhalle zu Hannover ein Thema, nicht nur für Dackelfreunde.

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« Antwort #303 am: 19 September, 2010, 01:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Nach dem kleinen Ausflug in das Jahr 1986 in der vergangenen Woche geht es huschhuschhusch noch weiter zruück. Heute vor 134 Jahren wurde der Staubsauger von Melville Bissell zum Patent angemeldet, Seine Staubpumpbesen wurden ab 1880 zu monströsen Saugreinigern, ein Geschäft für Fahrensleute, die mit ihren lärmenden Wagen wie die Scherenschleifer unterwegs waren und ihre Dienste anboten. Anna Bissell, die ihren Mann Melville zur Erfindung des Staubsaugers angeregt hatte, war die erste Geschäftsfrau, der es gelang, die Firma zu internationalisieren. Mit der Einführung einer Pensionskasse und einer Krankenversicherung war Bissell eine gute Arbeitgeberin. "Niemand muss mehr Staub unter den Teppich kehren", war ein Bissell-Slogan, ehe das Gegenteil zur Maxime der Politiker wurde. Nehmen wir jubiläumstechnisch nur diese Banküberweisung, an der hinterher niemand nicht keine Schuld hat.

*** Mit frisch dank Unschuld gewaschenen Händen, befreit vom Handel über Sarrazins Pensionsgelder, hat unser Bundespräsident Wulff von Journalisten Qualitätssicherung verlangt. Gerade in Zeiten der Informationsflut im Internet brauche es quasi eine ISO-Norm für den Journalismus. Eine knallharte Recherche bei der ISO ergab, dass keine derartige Norm in Arbeit ist, mit der die Meinungsfreiheit zertifiziert und der Qualitätsjournalismus zuverlässig vom qualligen Journalismus unterschieden werden kann. Was annähernd passt, ist ISO 10006, wenn man "Projekt" durch "Artikel" ersetzt und die "Beschränkungen in Bezug auf Zeit, Kosten und Ressourcen" durch Scheißalltag. Als Journalist mit sinkenden Honoraren seit 1986 meine ich das durchaus wörtlich. Doch nicht nur Bundeskanzlerin Merkel leibt und gleitet in einer eigenen Realität, auch die Zahler und Zocker im Journalismus tun es, wie in der NZZ nachzulesen ist: "Der Verleger erbringt eine schützenswerte Leistung. Er investiert in aufwendige Recherche, in seine Marke, in Werbung und Marketing, er stützt und finanziert den Autor, Künstler, Journalisten langfristig, auch durch Krisen hindurch." Klingt gut, stimmt nicht, selbst bei einem ehrenwerten Unternehmen in der norddeutschen Tiefebene, das diese Wochenschau finanziert: Recherche ist ein selbst zu zahlendes unternehmerisches Risiko. Und frei schwadronierende Leute wie Döpfner wollen ein "Leistungsschutzrecht" verkaufen?

*** Man könnte sich gar nicht den Schrecken ausmalen, den ein Sarrazin am Gemächte kneifen würde, wenn Wulffens Faktentreue auch für sein Machwerk "Deutschland schafft sich ab" gelten sollte. Belustigt hat mein jüdisches Gen gegackert, als ich auf Seite 94 knallhart recherchierend las, dass 1910 in Deutschland 19% aller Hochschullehrer jüdisch waren. Eine Anmerkung, dass bis auf ein knappes Dutzend alle als Privatdozenten arbeiteten und lehrten, hat es nicht in das Buch geschafft. Sehr schön auch die leicht modifizierte Abschreiberei aus der Wikipedia, wenn es auf Seite 441 heißt: "Die Mendelschen Regeln wurden 1904 durch die von Walter Sutton und Theodor Boveri begründete Chromosomentheorie der Vererbung bestätigt und damit erst bekannt." Mein jüdisches Gen gackert besonders laut und lustig, weil Sarrazin die Arbeit von Hugo de Vries ignoriert. Man könnte fast glauben, der Mann kann nicht lesen. Angeblich ist der Jubel groß, nicht nur im Hause Bertelsmann, das genau zum eigenen schön gerechneten  Geburtstag mit dem Sarraschmankerl poussiert. Jaja, die vielen, vielen Bürger, die jetzt jubeln, ganz wie Sarrazin auf Seite 263 über Enoch Powell jubelt und einen Satz abschreibt, der bei Islamization Watch zu finden ist.

*** Um Wikileaks ist es derzeit still. Immerhin ist das Kondomziehen (Qualitätsjournalisten schreiben vom Tauziehen) um den Blitzableiter Julian Assange nicht so schlimm, als dass dieser untätig bleiben muss. Seine Reisefreiheit ist bestätigt worden, entsprechend wird er 2011 als Redner auf der CeBIT auftauchen, die sich den schönen Slogan "Heart of the digital world" zugelegt hat. Hannover, Harmann, Heart, das ist doch ein schöner Dreiklang. Noch lustiger sind freilich die Töne, die das in dieser Woche gestartete Leaks-Projekt depub.org allenthalben erzeugt. Legal, illegal, scheißegal, könnte man den Dreiklang nennen, denn nichts ist sinnloser, als mit GEZ-Geldern produzierte Nachrichtensendungen zu depublizieren. Man nehme nur die Bilder, die von der gefährlich das Gras bedrohenden Umzingelung in Berlin derzeit geflimmert werden. Sie sind wichtig, zumal eine Bundeskanzlerin gerade den erneuten Atom-Einstieg als Volksentscheidung deklariert, wie sie es aus der Jugendzeit gewohnt ist. Dabei war nicht mal der Volks-Umweltschützer dabei, der auch ein Deutschland-Buch geschrieben hat. Die besten Jahre Deutschlands kommen noch: Es gibt einen Grund zum Strahlen.

*** Vor zwei Jahren wurde vom Bundesinnenministerium die elektronische Ausländerkarte vorgestellt. Vor einer Woche trafen sich die Fingerabdruckexperten und berichteten von den Schwierigkeiten, die die Abnahme der benötigten Fingerabdrücke, ähem, Pokaz, ähem, Pokaz, bereitet. Nun schreibt der Döpfnersche Qualitätsjournalismus über das Thema, begleitet von unsinnigen Behauptungen zum Sozialbetrug. Wo sind eigentlich die Lager, die der Franzose Sarkozy bei uns gesichtet hat? Vielleicht kann ihm Simone Veil die historische Perspektive erläutern. Andererseits wäre ein Kampf der Häuptlinge Merkel und Sarkozy, komplett mit verirrt fliegenden Hinkelsteinen, das Schlechteste nicht. Handzumgrus, Handzumgrus!

Was wird.


Am Montag bekommt das @ ein Brüderchen oder ein Schwesterchen – es gibt männliche und weibliche Buchstaben, aber beim verkümmerten i bin ich mir nicht so sicher. Der Aufwand, den die Werber um das eingekreiselte i (es wird Power-i ausgesprochen) machen, ist jedenfalls groß, mindestens so groß wie der Anspruch der Werber, dass ein neues Zeitalter der Privatsphäre anbricht, weil Anwender erstmals lernen können, welche Anzeigen sie aufgrund ihres Surfverhaltens serviert bekommen. Ehrlichkeit und Werbung, das ist wie Sarrazin und Wissenschaft oder Computer und Datensicherheit, da steht i mit Kringel für inkommensurabel. Was uns zurück zum Anfang mit den Staubsaugern bringt. Denn die Datenschutzerklärung der ehrwürdigen Firma Bissell schickt via ask Anna-Mail die Daten zur Gründerin.

Die Frankfurter Buchmesse naht, die Verlage faseln von einer neuen Zündstufe für eBooks und nennen den ersten Titel schwer symbolisch Strohfeuer, Liquide war gestern. Ein Twitterbuch begeistert die Literaturkritik genauso wie die Fachleute von Top Hair Business und Friseur Auf Zeit. Getoppt wird das Werk nur noch von dem Twitter-Buch, das als erstes großes Werk im Kanon der Weltliteratur komplett in Powerpoint geschrieben wurde. Hätte bloß Prust so ein Werkzeug gehabt, was hätte da multimedial aus seiner Recherche werden können! Natürlich dürfen wir darüber den großen Twitter-Roman "Kopf ab" über die Französische Revolution nicht vergessen, der jeden Franzen mühelos toppt. Wer nicht zur Lobotomie neigt, dem bietet sich mit Zero History eine ordentliche Alternative an.

Auch zur Buchmesse gibt es eine Alternative: Zur Tools of Change versammeln sich der bedauerlicherweise wohl unvermeidliche Jeff Jervis, dem zum elektronischen Personalausweis nur Sarrablödzinn einfällt und der seinen üblichen Sermon von sich geben wird, sowie Douglas Rushkoff, dessen Aufruf an alle Programmierer schon in der Süddeutschen Zeitung stand, allerdings nicht online verfügbar ist. Das hat natürlich buchtaktische Gründe, die das 11. Gebot des Testaments so gut beschreibt: Du sollst kaufen. (Du sollst klicken und verdammt nochmal Adblock Plus ausstellen – sonst regnet es Hinkelsteine.)

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #304 am: 26 September, 2010, 00:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Engländer kennen die twisted tongue und die Franzosen die langue fourchue, die vergabelte Sprache. Bei uns ist es seit den Zeiten des großen deutschen Sprachreformers Karl May die gespaltene Zunge, mit der die Bleichgesichter reden. Seit Winnetou wissen wir, dass sie über das große Wasser kamen, "mit süßen Worten auf den Lippen, aber zugleich mit dem geschärften Messer im Gürtel und dem geladenen Gewehr in den Händen." Doch halt, Stopp! Nicht alle Bleichgesichter sind gleich bleich! Erinnern wir uns an den Dialog zwischen Old Shatterhand und Pokai-Po, der diesen fragte, ob er denn zu den Lichthaarigen (Engländern) oder den Dunkelhaarigen (Spaniern) gehört:

"Ich gehöre zu dem großen Volke der Germany, welche Freunde der roten Männer sind und noch niemals ihre Wigwams angegriffen haben."

"Die Germany sind gut. Sie haben nur einen Gott, nur eine Zunge und nur ein Herz."

Nur eine Zunge! Und, das wollen wir doch bittschön janz onne Indschoner zum allgemeinen Gesäggsch dr Wiedervereinigung be-to-nen: 1 Land! Eine Zunge, ein Herz (achnee, bei wem wohnen schon zwei Seelen, in einer Brust?) und ein Land, das ist Germany. Nimmt man noch den einen deutschen Gott dazu, den des geilen Geizes, kommen wir in der Addition der Einheiten auf Hartz IV. Landauf, landab wird gerechnet, wird addiert und gestrichen, denn Internet muss sein, Fluppen und Fusel aber nicht. Viele Zungen verkünden Stellungnahmen, nicht wenige belegt vom Hass auf die da möglichst krisen- und haushaltssischer ausgegrenzt werden sollen. Dabei ist in all den Berechnungen noch gar nicht das Geld enthalten, das für die verfassungsrechtlich gebotene bessere Bildungsbeteiligung von Hartz IV-Kindern bereitgestellt werden muss. Im Gürtel kein geschärftes Messer, aber einen absurden Vorschlag für einen Bildungschip für die Kinder, damit ihre Erzeuger nicht an Feuerwasser kommen und die Chipkartenindustrie an die Bildungsbeteiligung. "Armut soll sich nicht vererben", deklariert ein bayerischer Ministerpräsident, der nichts erhöhen möchte und die Dysgenik eines Sarrazins beizeiten beherzigt. 10 Millionen Euro für bayerische Bauern, die wegen der Olympischen Spiele auf ihre Wiesen verzichten und Futter mit Staatsknete einkaufen müssen, zeigen die Prioritäten von Einland.

*** Die Germany sind gut – was immer Pokai-Po im trauten Geplauder von Tetone zu Teutone dem Old Shatterhand gesagt haben mochte, zungentechnisch hatte er die richtige Art von Germany erkannt: Bei uns redet niemand mit gespaltener Zunge, lieber beißt er sie ab und kriecht tief in mächtige Ärsche. Wenn dann doch Kritik kommt, kann sie sehr direkt sein. Mit scharfer Zunge hat sich der deutsche Wikileaks-Sprecher Daniel Schmitt von der Mitarbeit im Verein der Freunde der Wahrheit verabschiedet. Seine Kritik, dass sich Wikileaks zuwenig um kleine, nationale Projekte mit befreiten Dokumenten kümmere, wurde nicht akzeptiert, die Kritik selbst schon als Illoyalität angesehen. Einem Häuptling wie Assange verweigert man nicht den Gehorsam, howgh! Nun hatte sich der Bruch in dem Moment abgezeichnet, als Daniel Schmitt die Art und Weise kritisierte, wie Wikileaks selbst mit Kritik umging: Alles Idioten da draußen, im Zweifelsfall auch gerne antikubanische Elemente genannt, wenn Reporter ohne Grenzen Wikileaks kritisierte, wie zuvor die kubanische Regierung für ihre Zensurpraxis kritisiert wurde. Pressefreiheit passt nicht jedem, schon gar nicht dem Helden, dem guten Diktator Julian Assange.

*** Ein Germany-Gutes haben die Konflikte und Brüche in Community-Projekten wie Wikileaks ja doch: Sie führen regelmäßig den elenden Mythos des benevolent dictatorship ad absurdum. Ein Diktator bleibt ein Diktator, und sein Wohlwollen ist immer noch sein eigenes. Dummerweise überschneiden sich die Haltungen: Der wohlwollende Diktator ist letztlich auch nur die singuläre Figur einer philosophischen oder technischen Elite, die den Massen sagt, wo es langzugehen hat. Womit wir mal wieder bei unseren Internetverstehern wären, die eine Debatte mit Internetausdruckern verabscheuen. Man weiß es ja besser, hoch lebe die Diktatur! Oder was? Seltsamerweise aber trifft sich diese Haltung immer wieder mit einem neo-sozialstaatlichen Dirigismus, der immer schon besser weiß, was den Bürgern gut tut – im Zweifelsfall auch mit populistischen Tricksereien gegen die saufende und qualmende Hartz-IV-Unterschicht operierend. So falsch ist das ja alles gar nicht, wenn der Dirigismus, vulgo der benevolent dictator nur die richtigen Direktiven ausgäbe? Was für ein verlogener und heuchlerischer Lobbyismus der sich als "Die Guten" und "Die Fortschrittlichen" ins Zeug werfenden Interessenvertreter eines zum Himmel stinkenden Neu-Boboismus.

*** Die Germany sind gut – aber wehe, wenn sie selbstgerecht sind. Als "restlos unbestechlich" hat Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck seinen Innenminister Rainer Speer in dieser Woche bezeichnet. Dumm nur, dass der große Unbestechliche den Verlust eines Dienst-Laptop mit privaten E-Mails erlitten hat. Aus diesen Mails geht offenbar hervor, dass er ein nicht so stolzer Vater eines Kindes ist, der keinen Unterhalt bezahlen möchte. So stolpert ein Minister über einen Laptop. Während darüber spekuliert wird, wie der Laptop-Stolperstein in die Hände einer großen Boulevardzeitung gefallen sein kann, ob Rockerbande oder linksautonome Rebellen, wird völlig übersehen, was der Datenschutzbeauftragte des Landes geschrieben hat: Laptops ja, aber nur, wenn die Daten richtig verschlüsselt werden. So bringt uns die gespaltene Zunge zu jenem anderen deutschen Ritus, den wir Karl May verdanken, der im HIV-Zeitalter nicht sonderlich populären Blutsbrüderschaft: Wenn diese zwischen Platzeck und Speer besiegelt war, umfasst sie auch Sorge für Frau und Kinder des Blutsbruders. Ach, ach, und aber ach! Zwei Seelen in einem Blute, damit hatte schon der Doktor Faust seine Probleme. Wehe den Einzüngigen von Germany, die nicht in der wunderschönen norddeutschen Tiefebene leben, wo rettende Löwenpudel zur Hand sind, mal eben geköpft zu werden.

*** Was wäre diese Woche ohne Stuxnet, den Supertrojaner, der als digitaler Erstschlag in die Geschichte des längst tobenden Cyberwar, auch als Brave New War bekannt, Einzug gehalten hat. Wer den etwas erratisch bebilderten FAZ-Artikel gelesen hat, wird überzeugt sein, dass die israelischen Programmierer einen guten Job abgeliefert haben und damit geehrt werden, auf dem nächsten CCC-Congress vortragen zu können. Wir kommen in Frieden ist doch ein passendes Motto. Mindestens ebenso gespannt darf man auf die unendliche Geschichte zum elektronischen Personalausweis gespannt sein, dem dieser Tage die seltsame CCC-Ehre zuteil wurde, mit der SuisseID verwechselt zu werden, einem simplen USB-Stick der schweizerischen Wirtschaft zur fortgeschrittenen Signaturerstellung.

*** Die Germany, aber was ist mit der Schweiz? Lauern im Appenzeller vielleicht die Löcher der Wahrheit? Niemand weiß es so genau, denn Genauigkeit ist ein Konzept, das der digitalen Befreiungsbewegung à la mode de CCC genauso suspekt ist wie der Datenschutz: Erinnert sei an die Kundendateien der Modemarke Thor Steinar, die nach einem Kongress des Clubs munter weiter zirkulieren. Natürlich ist Storch Heinar die bessere Adresse. Nur weil es um Klamotten geht, die rechts bis faschistisch gesinnte Menschen kaufen, scheint die Datenoffenheit akzeptiert zu sein. "Die Marke ist nicht verboten und ich kann nicht nachvollziehen, wieso diese Daten im Internet verfügbar sind und niemand gegen so was vorgeht und sich auch niemand traut, darüber zu berichten. Denn, demokratisch oder im Sinne des Gesetzes ist dies nicht", heißt es in einer Leserpost an hal@heise.de, die zum Nachdenken anregen soll.

Was wird.

Das Ereignis schlechthin startet schon am Montag und dauert eine ganze Woche. Die Informatik 2010 in Leipzig ist die Hochleistungsschau der deutschen Informatiker, komplett mit einem Innovationspreis für den besten deutschen Nachwuchsinformatiker für das Projekt CoScribe. Den vorab verschickten Pressemitteilungen zufolge sollen die herausragenden Leistungen von Konrad Zuse besonders gewürdigt werden. Vielleicht haben die versammelten Informatiker auch eine Zunge für Andreas Pfitzmann übrig, einen ihrer Fachleute, über die jeder IT-Journalist ins Schwärmen kommen kann: immer gesprächsbereit und dabei in der Lage, ein Anliegen auch verständlich zu machen. Seine Stellungnahme zur Vorratsdatenspeicherung (PDF-Datei) gehört zu den raren Beispielen, in denen Wissenschaftler Mut und Rückgrat zeigten. Ein Herz, eine Zunge und ein Arsch in der Hose, das haben viel zu wenige der selbsterklärten "Digital Natives", die polternd von der Freiheit des Netzes schwafeln. Wo Bürgerrechte in Gefahr sind, vom Staat kassiert zu werden, wo es um mehr geht als um ein Zurückfotografieren von Häuserfronten, wird Andreas Pfitzmann vermisst werden. "Mein Freund lege mich in seinen Schoß, dass ich den Kampf erkenne!"

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #305 am: 03 Oktober, 2010, 00:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Nun wissen wir es: Der schwäbische Pflasterstein ist eine Kastanie. Die moderne Demokratie ist eine gewissenlose Vereinigung, die sich dadurch auszeichnet, dass Eltern sich hinter ihren Kindern verstecken, während im gesamten Tierreich sich die Eltern schützend vor ihre Kinder stellen. Der zivilgesellschaftliche Dialog ist abgeschafft, nur die Netztheoretiker vom Kontrollverlust sind genervt, weil sich der Verlust ganz anders ereignet als in ihrer Theorie. Was mit einer gebrochenen Absprache durch den CDU-Politiker begann, hat längst keine demokratische Legitimation mehr, ein Tiefbahnhof muss her, damit über ihm der Pladdsch vume himmlische Friäde entstehen kann. Oder muss es Alemannisch Blatz vume himmlische Fri-ede heißen, wo doch die Badener historisch immer das aufmüpfigere Völkchen waren?

*** Abreißen und buddeln, so will es die Politik, allen voran will es die Kanzlerin, geboren in einem Teil des Landes, wo schon einmal die Polizei im Verein mit Volksarmee und Betriebskampfgruppen die Vorhut eines Bautrupps war. Argumentiert wird mit der europäischen Verkehrspolitik und schnellen Zugverbindungen, was angesichts von Politiker-Bahnhöfen wie Baden-Baden und Offenburg, Limburg und Montabaur ein skurriles Argument ist. Nun hat Stuttgart eine lange Tradition beim Abriss historischer Gebäude, da mag es auf einen Bahnhof auch nicht mehr ankommen. Erinnern wir uns: In Stuttgart wurde auf dem nationalen IT-Gipfel durch Merkels Innenminister de Maiziére eine neue Form des Dialoges angekündigt, in der der Staat den Bürger nicht länger unter Generalverdacht stellt. Nun kann man erleben, dass selbst die gemäßigten Vertreter des Stuttgarter Appells als Radikale beschimpft werden, deren Computer nicht richtig rechnen können. Dabei stockt selbst den Ingenieuren vor Ort der Rechner angesichts fehlender Planungsprofile. So wird gerodet und gebuddelt, damit alle Gerechten an die Fleischtöpfe kommen. Denn ein "Milliardengrab" steckt nicht voller Euros, die sind dann nur woanders. So bleibt nur übrig die fehlenden Strukturen zu konstatieren, die technische Komplexität, ökonomische Rahmenbedingungen, politische Entscheidung, gesellschaftliche Prozesse, digitale Öffentlichkeit und Bürgerprotest vermitteln.

*** Vielleicht erlebt diese kleine Wochenschau noch das Jahr 2020, wenn das eintritt, was F!XMBR von der großen, demokratisch legitimierten Hyperraum-Expressroute aufgeschrieben hat, deren Pläne 50 Jahre lang auf Alpha Centauri auslagen: "Bewohner der Erde, wie ihnen zweifellos bekannt sein wird, sehen die Pläne zur Entwicklung der Außenregion der Galaxis den Bau einer Hyperraum-Expressroute durch Ihr Sternensystem vor. Und Ihr Planet ist einer von denen, die gesprengt werden müssen. Es gibt keinen Grund, dermaßen überrascht zu tun. Wir verurteilen die ausufernden Proteste des gestrigen Tages. Die Polizei hat in aller Ruhe versucht, mit den Demonstranten und auch Ihnen zu reden. Das Gespräch wurde jedoch erbost abgelehnt. Stattdessen wurden Kinder vorgeschickt, von ihren Eltern instrumentalisiert und als Schutzschilde missbraucht. Wer diesen Weg einschlägt, muss damit rechnen, dass die Behörden mit einfacher Gewalt zurückschlagen. Die Ordnungshüter dürfen dann auch mal hinlangen."

*** Noch ist es zum Glück erlaubt, dass mündige Bürger ihre Stimme erheben und sich engagieren – auch wenn sie für einen Konzern arbeiten. Und auch Unternehmen haben ein Interesse an wachen Köpfen. Man lese nur diese Stellungnahme des Pressesprechers von Microsoft, Thomas Mickeleit: "Ich habe keine konkrete Kenntnis über Tweeds oder Re-Tweeds oder Interviews im Detail. Wir kontrollieren das private Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht. Aus den Informationen, die Sie hier geben, ziehe ich eine andere Schlussfolgerung. Ich habe ein anderes Verständnis, was PR ist. Sich in Social Media Plattformen zu engagieren und als Privatperson Stellung zu beziehen, ist gesellschaftliches Engagement, das wir uns von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünschen." Der volle Wortlaut der Microsoft-Erklärung steht unter einem Artikel, in dem ein Journalist sich mit üblen Verschwörungstheorien gemein macht. Immerhin stehen seine Fragen auch in der Antwort von Microsoft, sodass zum ersten Mal sichtbar wird, was bei einem Vorstandsmitglied von netzwerk recherche eigentlich Recherche ist: Die Grenzen zum Hinlangen sind in Deutschland fließend, nicht nur bei der Polizei.

*** Nach ein paar beruhigenden, schnell vorbeifliegenden Gedanken über Meinungsfreiheit komme ich zu den nächtlichen Schatten: Bekanntlich ist das Wetab auf dem Markt, auch wenn es mit größeren und kleineren Baustellen ausgeliefert wird. Das verärgert den einen oder anderen Käufer und erst recht die vielen jungen Gadget-Tester, die keine Erinnerungen daran haben, welcher Schrott in den Flegeljahren der PC-Industrie mitunter getestet werden musste. Das tolle deutsche Ingenieurswesen, das einen Erfinder wie Konrad Zuse hervorbrachte, aber auch gute Ingenieure in Gaskammern tötete oder in die Emigration zwang, ist längst Geschichte. Redferrets Verknüpfung dieser Geschichte mit den heutigen Produkten, die Verbindung von Gaskammer und Wetab, soll wohl originell sein. Das ist fast so originell wie die Werbung, die angeblich von den Wetab-Machern selbst bei Amazon geparkt wurde. Der Verdacht auf Fälschung liegt nahe. Ein Peter Glaser, der in Facebook Farmville "gepsielt" hat und unbeholfen Pluspunkte des verkorksten Gerätes aufzählt, das ist ein Steinwurf in die Glaserei. Am Ende bleibt die wunderbare Geschichte von Nichts, rezensiert von einem Wetab, ein Gruß vom täglichen Irrsinn auf dem Blauen Planeten. Und zum Wetab wird gerappt: Nieder mit IT!

*** Heute muss angeblich niemand mehr aufgeklärt werden. Passend zum neuesten deutschen Einheitsgedudel lernen wir, dass der Kapitalismus im Osten die Lust am Kind zerstört hat. Dabei ist echter Westsex auch nicht so prickelnd, wie man dieser Tage von Lady Gag Gag lernen kann. Früher war das anders, da war ein Journalist (!) namens Oswalt Kolle ein echter Aufklärer, der den Deutschen einen "new moral code" vermittelte und von Scheide und Glied, Vagina und Penis schrieb, auch wenn ein deutscher Familienminister damit drohte, die Kolle druckende Zeitung Quick zu schließen. Als Kolle mit dem Aufklären aufhörte, konnten Frauen oben liegen und Männer Männer lieben. Nun hat Kolle mit dem Sex aufgehört. Sein Wunsch, dass Kinder vor dem Internet lernen, dass der Dreck im Netz nicht Sexualität ist, wird wohl ein aufklärerischer Wunsch bleiben. "Sexualität ist die Möglichkeit, sich fallen zu lassen: Jetzt bin ich bloß ich." Aber halt, das Ich ist der andere, der Starke.

Was wird.

"Deutschland, du warst als Kind schon Scheisse", heißt es auf einem Transparent, dass das Bündnis gegen den 3. Oktober 2010 in Bremen aufgehängt hat, wo die offizielle Einheitsfeier zum Tag der Deutschen Einheit stattfindet. Mit Spannung wird die Rede zur "bunten Republik Deutschland" von Bundespräsident Wulff erwartet, der von einem großen Ruck erfasst werden wird. Wird es beim ersten Mal wieder der legendäre Dünger auf die Synapsen des Hirns sein, der ihn beflügelt? Oder wird er die Schönheit von Maschmeyers Mallorca preisen, wenn er das Transparent gelesen hat? Sich mit den Abgehängten, Arbeitslosen und Ohnmächtigen zu beschäftigen, das braucht Wulff nicht, das hat der Schatten-Wulff bereits getan. Vom Hartz IV-Motto "Fördern und Fordern" ist dabei das Fordern übrig geblieben.

Wenn Fordern gerade schwer angesagt ist und Wulffen ein devotes Zotteln hinter der Kanzlerin meint, kommt de Maiziére bestens zum Zuge, der Tätschler des Bürgerdialoges. Der, der dreimal erfolglos mit dem Nacktscanner tanzte, eröffnet in Berlin die ISSE 2010, die große Konferenz über die Sicherheit von Informationssystemen. Neben dem trickreichen Stuxnet, der sich nun in chinesischen Industrieanlagen verlustiert, steht der elektronische Personalausweis auf dem Programm. Trojaner, die aus purer Bosheit auf infizierten Rechnern mit angeschlossenen Billigleser auftauchen, sind derzeit der wichtigste Angriffsvektor, meint der Chaos Computer Club. Man könnte es auch als Aufforderung verstehen, sich für den Heimgebrauch nur Komfort-Kartenleser zuzulegen und um einen sauberen PC zu kümmern. In einigen Bundesländern kann man bei den örtlichen Meldebehörden schon den neuen Ausweis bestellen. Doch manchmal ist alle Mühe umsonst und die viermal notwendige Unterschrift ist vergeblich geleistet: Die zwischengeschalteten IT-Dienstleister, die zwischen den Behörden und der Bundesdruckerei die Daten vermitteln, haben ihre Programme versaubeutelt, wie man z.B. aus Fürstenfeldbruck nachlesen kann. Willkommen im Llano Desperato, in dem schon die elektronische Gesundheitskarte ein Fressen für die Geier geworden ist.

Karl May schon wieder, wie vergangene Woche? Aber sicher doch: Die große Buchmesse der Kritikerstämme trommelt schon gewaltig, die Buchbeilagen in den Zeitungen schwellen viagrewaltig an, die Frankfurt Sharks schleifen an ihren Sottisen. Gewichtige Thesen werden da augetauscht, auch wenn sie sich endlos wiederholen wie der Papagei bei Zazie. Der Rummel ist groß und doch bleibt am Ende nur eine übrig und lesbar, eine kleine Geschichte von Nichts.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #306 am: 10 Oktober, 2010, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** In den Kinos ist die hochinteressante Kulturgeschichte der Nerds angelaufen, ein Film über das Gesichtsbuch und seinen Gründer, der ein ausgemachtes Arschloch sein soll. Es geht um Freunde und falsche Freunde, um viel Geld und erstaunlicherweise geht es nicht um Sascha Lobo, den Liebling Mitte, weil der private Sascha Lobo ist nicht auf Facebook. Der sammelt nur. So bleibt es dieser kleinen Wochenschau vorbehalten, die Details zu klären, die zu einem echten sozialen Netzwerk gehören. Da, wo die norddeutsche Tiefebene pardauz in die Ostsee fällt, liegt Kiel, die Heimat des bekannten unabhängigen Datenschutzzentrums. Wer nun annimmt, dass in Kiel die Daten besonders scharf geschützt werden, wird eine Kieler Sprotte auch für einen Singvogel halten. Die Arbeitsagentur Kiel hat Fragen für Hartz IV-Empfänger entwickelt, die ohne Computer ja auch so etwas wie ein soziales Netzwerk haben sollen und diese Fragen netterweise "Hausaufgaben" genannt. Wer diese Hausaufgaben nicht macht, dem können Leistungen gekürzt werden.

*** Lust auf Hausaufgaben? "Wen fragen Sie, wenn Sie Rat brauchen? Wenn es Ihnen gut/schlecht geht, was tun Sie, zu wem gehen Sie dann? Von wem können Sie sich eine größere Geldsumme borgen? Wo ist Ihr Lieblingsplatz in dieser Stadt? Was machen Sie dort? Wer wohnt in Ihrer Straße/im selben Haus? Wer kann Ihrem Sohn Nachhilfe geben? Kennen Sie jemanden, der eine Lese/Rechtschreibschwäche hat? Ja, über Facebook kann man sich trefflich lustig machen, doch was ist schon Schlimmes an diesem Sozialstriptease. Fordern, Fördern und gut Abhängen, das ist die Devise. Die Angaben bleiben bei der Behörde, aber werden nicht elektronisch gespeichert. Wie wäre es dann mit Lochkarten? Das neue Kieler Computermuseum mit seinen umfangreichen Beständen hat vielleicht den passenden Rechner. Welche Daten hier gedankenlos für ein "beschäftigungsorientiertes Fallmanagement" von Bürokraten eingesammelt werden, die für jeden Plausibilitätsverdacht Sanktionen aussprechen können, zeigt bestens, wie die ganze Technosphäre funktioniert, ganz ohne Techno. Mein Lieblingsplatz in Kiel ist übrigens die Seebar Düsternbrook mit tollem Sektfrühstück, falls das bei meiner nächsten Jobsuche hilft.

*** Gleich noch eine Frage hinterher: Zu welchem höheren Wesen haben Sie keinen Kontakt mehr, würden aber gerne wieder welchen haben? Die in der letzten Wochenschau angekündigte Rede unseres Bundespräsidenten-Benjamin war vielleicht rhetorisch grausam, hatte aber mit seinem von Wolfgang Schäuble übernommenen "Islam zu Deutschland" genügend Zunder für ein Stammtischfeuerchen. Für Religionsfreiheit, die frei von allen Eseln und Kamelen ganz auf Götter verzichten kann, ist es 2010 offenbar noch zu früh, wenn ein Präsident mit "G^tt schütze Deutschland" endet. Vielleicht ist Roger Williams das Vorbild für unseren neuen Präsidenten. Heute vor 375 Jahren wurde der streitbare Geistliche von der Kolonie in Massachusetts ausgestoßen und gründete seine eigene Kolonie namens Providence, heute Rhode Island. Er war einer der ersten amerikanischen Siedler, der sich mit den Indianern vom Stamme der Narangansett verstand und in ihrer Sprache Texte veröffentlichte und in "A Key Note into the language of America" Texte drucken ließ. Er war der erste Amerikaner, der Juden in seiner Kolonie akzeptierte, auch wenn er glaubte, dass am jüngsten Tag all die Juden, Indianer, Puritaner, Quäker, Muslime und viele andere zur Hölle fahren werden, nur seine Täufer nicht. Dabei gestattete Williams als Förderer der strikten Trennung von Staat und Kirche allen Menschen ein Leben außerhalb jeder Religion zu. Dass dieser Aspekt im Jahre 2010 betont werden muss, ist keinen Pow-Wow mehr wert, um ein Wort zu verwenden, das Williams in die amerikanische Sprache eingeführt hat.

*** Wie arm wäre die deutsche Sprache ohne deutsche Sprachpolizei: Aus der Vorratsdatenspeicherung ist die Daten-Mindestspeicherfrist geworden, mit der ausgeloggte Terrorfahnder unverzüglich eine brandgefährliche Sicherheitslücke schließen wollen können. Diese Lücke wurde zum Ende der Woche hin einigen ausgewählten Journalisten präsentiert, die dabei nichts Genaueres zur Lücke weitergeben durften, so brandgefährlich ist sie. Dennoch freute sich Innenminister de Maizière in der gedruckten Frankfurter Allgemeinen über die dreiteilige Panik: "Bis jetzt haben wir eine Schutzlücke behauptet, nun haben wir sie bewiesen." Der Beweis bleibt heiß: Von März bis September 2010 wollte das BKA bei rund 1200 Untersuchungen die Verkehrsdaten der Provider sehen, bekam diese jedoch nur 300 mal zu fassen. Macht rund 900 Fälle von "Terrorismus, Mord und Kinderpornografie", die allesamt noch so brisant sind, dass keine Details genannt werden können. Deutschland, ein Land am Abgrund? Da bewahre uns doch Frau zu Guttenberg davor, die tatkräftig den "Tatort Internet" säubert und RTL II gleich mit: Wo eigentlich bei "Grenzenlos geil" Deutschlands Sexsüchtige auspacken sollten, wurde zur Jagd auf Chat-Betrüger geblasen, die eine "mädchenhaft wirkende Schauspielerin" erwartete. Härteres soll folgen, denn angeblich lassen diese von RTL-II entdeckten Täter dem Sender keine Wahl. Was übrig bleibt, ist weniger eine Frage des Niveaus denn eine juristische Frage, wo die Grenzen dieser gespielten Recherche liegen. Ein Tauss, wer Böses dabei denkt. Ganz nebenbei ist auch noch nicht die Frage beantwortet, ob der Auftritt von Frau zu Guttenberg schon so etwas wie der Einsatz der Bundeswehr im Innern ist, wie Militärblogger fragen.

*** Sieg, Sieg, Sieg: Triumphierend ist Steve Ballmer in dieser Woche in Paris eingeritten, wo Microsoft zusammen mit der Bibliothèque Nationale de France die Gallica via Bing präsentieren wird, wenn im Januar die französische Variante der Suchmaschine startet. Der harte Kampf, den der Chef der Nationalbibliothek gegen Google angekündigt hatte, endete mit einem lachenden Dritten. Die Digitalisierung der Bücher muss Microsoft nicht einmal bezahlen, dafür gibt es Geld aus der "Großen Staatsanleihe" von Präsident Sarkozy. Ballmer verwies auf seine Schweizer Wurzeln und gelobte Neutralität beim Präsentieren der Buchbestände. Buch, Bücher, was sind schon Bücher, wenn es Multitouch gibt und Lese-Apps für alle Lebenslagen? Der neue Literatur-Nobelpreisträger Vargas Llosa hat Angst vor diesen Dingen, doch betont er gleichzeitig, wie wichtig es sein kann, eine staatliche Zensur zu unterlaufen. Dies gilt auch für Liu Xiaobo, den Gewaltlosen, der den Vorzug von Kohl, dem Gewaltigen bekam. Dies gilt auch für das Geburtstagskind John Lennon, der in den USA zensiert werden sollte, nachdem er die Beatles über Jesus stellte. Was heißt schon Geburtstagskind bei einem toten Popstar, der sich als war baby bezeichnet hat?

Was wird.

Der Cyberangriff von Stuxnet hat tiefe Spuren hinterlassen. Die [Link auf 576900:Europäische Union] will Nichtangriffs-Pakte schließen, selbst Microsoft reagiert. Doch was ist das gegen einen veritablen Cyberwar, komplett mit dem Eintritt des Bündnisfalles, wenn Heere in Bewegung gesetzt werden? Am Donnerstag beraten die Außen- und Verteidigungsminister der NATO darüber, wie strategische Gefechtsköpfe auf Hacker ausgerichtet werden können. Erstmals in der Geschichte militärischer Bündnisse soll genau definiert werden, was eine Hackerattacke gegen einen Staat ist. Ist schon der einfache Versuch, in das Netzwerk einer Rüstungsfirma einzudringen, ein kriegerischer Vorfall, gegen den Drohnen und anderes eingesetzt werden können? Fragen über Fragen: der "Kriegsschauplatz Internet - schützt endlich unsere Rechner" bei RTL II mit Minister Guttenberg ist die naheliegende Antwort.

"Meine wichtigste Karte" kommt. Der Tag rückt näher, an dem sich die 24 Millionen Euro, die deutsche Behörden in die Umrüstung der Technik zur Ausgabe des elektronischen Personalausweises gesteckt haben, endlich rentieren sollen. Das Leuchtturmprojekt soll das Gewürge um die elektronische Gesundheitskarte vergessen machen. Die Beteiligten am Perso-Abenteuer verbreiten entweder Zuversicht oder schlicht Unfug, wenn ein Bildschirm-PINpad als hackersicher angepriesen wird. Ehe die Zweifel an der Einsetzbarkeit der qualifizierten elektronischen Signatur bei den verwendete Chips allzu laut werden, lädt das Bundesinnenministerium am Freitag zum großen Experten Pow-Wow ein. Die Stimmung muss einfach besser werden, wie der Namenswechsel vom Bürgerclient zur Ausweis-App, der Dynamik signalisieren soll und angeblich dem deutschen Sprachgefühl entgegen kommt. Es darf nicht soweit kommen wie bei den Designern, die beim Ausweis-Logo schon deutsche Autobahntoiletten assoziieren! Baut viele, viele Leuchttürme!

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #307 am: 17 Oktober, 2010, 05:55 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** ELIZA: "Hallo, bitte sage mir dein Problem." RACTER: "Hervorragend! Entschuldige mich bitte eine Minute, ich muss kurz etwas erledigen. Ich bin gleich zurück." ELIZA: "Warum musst du mir sagen, entschuldige mich, du musst kurz etwas erledigen?" RACTER: "Was ist besser, zu müssen oder darauf zu pfeifen? Warum soll ich dir sagen müssen, dass ich mich entschuldigen muss, um etwas zu erledigen? Weil Elektronen tapfer sind. Tapferkeit ist doch etwas Gutes, findest du nicht auch? Und die Müsser bestehen alle darauf!"
Vor genau 25 Jahren koppelten Alexander Keewatin Dewdney und William Chamberlain zwei Homecomputer zusammen, auf denen jeweils eine Version von Weizenbaums Programm ELIZA und dem von Chamberlain mitentwickelten Raconteur liefen. Damals waren lange Dateinamen in BASIC nicht erlaubt, sondern nur maximal 6 Zeichen weshalb aus dem französischen "Erzähler" der gekürzte RACTER wurde. Er sollte einen schizophrenen Charakter abbilden, nicht unähnlich dem MegaHAL, der in meinem Terminalfenster läuft und ständig zusammenhanglose Kommentare abgibt, die als WWWW erscheinen. Der Dialog lief schnell ins Absurde, doch die ersten Sätze haben was. Sie unterstützen die "seltsame Neigung des Menschen, dort Sinn zu suchen, wo es nix dergleichen gibt". Das sind die Worte des ehemaligen Experimentalfilmers Dewdeney im "Spektrum der Wissenschaft" von 1987.

*** Tapfere Elektronen! Und Müsser, die auf das Müssen bestehen und dass man beim Müssen ganz tapfer sein muss, die geben schon zu denken in diesen tunneligen Tagen. Das gilt erst recht für Chef-Müsser, die mit ihrem Tunnelblick und ihrer röhrenartigen Denkweise von Migranten fordern, den Nachweis der deutschen Sprache schon im Herkunftsland anzutreten. Nix Kanacke, nix Polake, aber von christlich-jüdischen Wurzeln schwadronieren, von Humanismus und Toleranz. Mit dem großen Pflichtschwimmer-Abzeichen für Kopftuchmädchen, wie unsere Müsserin fordert.

*** Elektronen sind tapfer. Klaglos halten sie jeden Mist aus, der mit ihrer Hilfe über Drähte transportiert wird. 124 124, Bimmelbimmel: "Seenotrettung Bremen, ihr Problem?" "Hilfe!! Rette die Million!" Das ist Deutschland beim Absaufen im Jahre 2010. Mit Fernsehsendungen wie die vom Pilaweiler hat man geradezu noch Glück gehabt, wenn die Vergleichslatte beim Denunziatonsformat Tatort Internet anliegt, das erste Opfer vorweisen kann. Was soll's, so ein Rufmord ist auch nur ein Stück Leben, wird sicher irgendeine Ekelfeder des Journalismus zustimmend schreiben. Dieser befindet sich angeblich im Umbruch, wie eine Tagung auf einem stillgelegten Flughafen ergab: Auf den Münchener Medientagen wurde über Substanz geredet, über Netzsperren und Löschtasten und Altersschutz; es wurde dermaßen gejammert, dass man all diesen ängstlichen Journalisten einen Ganzkörperpräservativ wünscht für ihren Aufenthalt im Internet. Erst als die jungen Leute mit Schlafsack und Isomatte zu ihren Jugendmedientagen anrückten, änderte sich die Stimmung. Was die Mädchen zum "Tatort Internet" äußerten, ist weder druckreif noch verlinkbar. Topthema war natürlich Stuttgart 21, wo jeder Demonstrant zum Sender werden kann. Und jeder Blogger seinen Senf zugibt: um die Zukunft des neuen Journalismus ist mir nicht Bange, sie ist rattenscharf. Wie der Insanity Mustard, von dem Kinder und Herzkranke Abstand nehmen müssen.

*** Der letzte Satz ist ganz ohne Link, denn die Gefährdung von Menschenleben ist einfach zu groß für einen kleinen Verlag in der norddeutschen Tiefebene. Verständige Leser können die Suchmaschine ihrer Wahl peitschen und sich orgiastisch die Wurst bestreichen, hier bleiben wir zahm wie grünes Pesto. Grün? Die grüne Welle ist am Abflauen, doch das Urteil des Bundesgerichtshofes zum Link-Verbot und zur reinen Informationsbeschaffung via Link ist schon bemerkenswert. Wenn hier in dieser kleinen Wochenschau wie in den Links von aberhundert Tickermeldungen in jedem Monat "als äquivalente Fußnote der reinen Informationsbeschaffung" dem Leser auf die Sprünge geholfen wird, dann hat das ganz und gar nichts mit der illegalen Beschaffung von Software zum Knacken irgendwelcher Schutzprogramme zu tun. Die Links sind frei und jeder kann sie verraten, tralala.

*** Die erste Erfahrung, dass mein erster Computer eine schlaffe Nudel ist, mit der man allenfalls technophobe Journalisten steinigen könnte, habe ich vor vielen, vielen Jahren mit Benoît Mandelbrot gemacht, als sein Programm im "Spektrum der Wissenschaft" abgedruckt wurde. Mandelzoom sah wie ein einfaches Listing aus und war doch viel, viel kompizierter. Damals zwangen die Iterationen den Rechner gnadenlos in die Knie. Bewundernd darf man sich an die Fraktion der C64er erinnern, die in einer Multiprozessorkonfiguration die CPUs der 1541-Floppies rechnen ließen und den C64 nur zur Anzeige nutzten. Sie nannten es nur nicht Cloud Computing, die Leute von der Bayrischen Hackerpost.

*** Zukünftige Generationen werden Hermann Scheer würdigen können, als den Politiker, der künftig größer als die Beatles sein wird und gegen den Leute wie Joseph "Nabucco" Fischer und Gerhard "Nord-Stream" Schröder schon heute wie tot aussehen. Sein demnächst erscheinendes Buch über den "EnergEthischen Imperativ" habe ich noch nicht gelesen, werde aber kummermäßig rückgrathaltlos dafür werben wie für die Energieallee A7, ein Leuchtturmprojekt, für das die amtierende Regierung schlichtweg die falsche ist. Der größte echte Sozialdemokrat nach Kuddl Schnööf, der Mann der Zukunft ist tot und wird uns allen bitter fehlen, nicht nur ihr. Dummerweise muss ich abpinseln: "Im Angesicht des Todes neigt man zum Pathos, aber dass die Welt nur einen Hermann Scheer hatte, ist kein Pathos, sondern ein Fakt. Vor allem aber ist es ein Problem", für uns, die Nachgebliebenen.

Was wird.

Ob Hal oder Megahal, was wichtig ist, hat eigentlich RACTER schon gesagt. "Reflexionen sind Spiegelbilder trüber Sehnsüchte", dieser Satz aus dem Buch mit dem hübschen Titel "Der Bart des Polizisten ist halb konstruiert" soll angeblich der 42. Satz des Programmes im ersten erfolgreichen Lauf des Gefrickels gewesen sein. Er steht im Vorwort des 1984 erschienenen Werkes und hat Generationen von Philosophen beschäftigt. Hier muss man Chamberlain trauen oder ihn halt einen Journalisten schimpfen, einen frühen Tom Kummer: Die Wahrheit entgleitet, und wir gleiten fröhlich mit. Bekanntlich wird innert weniger Wochen etwas passieren, mit dem "in diesem unseren Land" ein neues Zeitalter der Verständigung anbrechen, wenn der elektronische Personalausweis ausgegeben wird, was immer an Lob und Tadel auch geäußert wird. Für Journalisten ist dieser nPA ein gefundenes Fressen. Erst über Wackelpartien berichten, dann über den Alltag, wenn man in der richtigen Schlange steht, die das tolle Dokument beantragt.


Die guten Ideen aus Deutschland:
Von Gutenberg über Goethe zu Eichmann
und Erika Mustermann. Wer findet
den oder die Fehler in
dieser offiziellen Timeline?
Denn hey, eine Staatsbürgerschaftsurkunde ist das schicke Kärtchen nicht. Wer diese nämliche haben will, muss Goethes/Googles Faust über die Religion besser kennen: "Es wird die Spur von deinen Erdentagen nicht in Äonen untergehn." Zum Glück muss die Staatsbürgerschaft in wenigen Fällen nachgewiesen werden und nicht etwa beim Check-In oder an der Tanke. Wir sind deutsch wie der Felix, der dicke Telefonbücher  zerreißen konnte wie Printouts von DNS-Tabellen! Zur Feier des Ereignisses wird jetzt in dieser unserer Wochenschau ein ganz einmaliges Winterrätsel gestartet, mit nebenstehendem Bild über die guten Ideen aus Deutschland. Von Gutenberg über Goethe zu Eichmann und Erika Mustermann, wer findet den oder die Fehler in dieser offiziellen Timeline? Die Auflösung erfolgt, wie sonst in sanften Sommernächten, am Montag.

Quelle : www.heise.de

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Was wirklich wahr war: Die Auflösung des Winterrätsels
« Antwort #308 am: 18 Oktober, 2010, 18:38 »
Der Start des elektronischen Personalausweises rückt immer näher. Während Gutachter Lob und Tadel aussprechen, läuft die Werbung für den Ausweis langsam an. In der letzten Wochenschau  wurde darum ein kleines Winterrätsel über "Gute Ideen aus Deutschland" eingeschoben: Des Rätsels Gegenstand war die Timeline, die auf der letzten Seite dieser Broschüre (PDF-Datei) des Bundes-CIO gefunden werden kann.

Um es kurz zu machen: An der Timeline stimmt nichts. Selbst wenn man die asiatische Xylographie ausklammert und das koreanische Sandgußverfahren ebenso beiseite lässt, wie die Frage, was damals Deutschland war, ist 1440 als Beginn des Buchdruckes mit beweglichen Lettern falsch. Die frühesten Versuche von Gutenberg werden um 1450 datiert. Als dieser in Mainz den zentralen Informationsspeicher des christlichen Glaubens, die Bibel auflegte, schrieb man das Jahr 1455.

Im zweiten Schritt der Timeline folgt der Fernseher den Manfred von Ardenne Weihnachten 1930 präsentierte, eine von vielen Stufen in der Entwicklungsgeschichte des Fernsehens. Begonnen hatte es viel früher mit der Nipkow-Scheibe, während die ersten Fernsehsendungen etwas später starteten. Dass 1941 der Computer in Form eines schicken Macs eine Idee aus Deutschland war, geht auf Zuses Z3 zurück und unterschlägt, dass Zuse selbst die nie in Angriff genommene Rechenmaschine von 1938 als ersten Computer deklarierte. Nicht verschweigen wollen wir hier den waschechten Steampunk aus dem Jahre 1837, der jetzt gebaut werden soll.

Auch beim Faxgerät blicken wir auf die Insel, wo der Schotte Alexander Bain 1843 das Prinzip erfand, oder nach nach Frankreich, wo der Faxdienst der Pantélégraphes bereits im Jahre 1865 seinen Dienst aufnahm. Der deutsche Erfinder Rudolf Hell, ein Pionier der Bildtelegrafie hatte es immer abgelehnt, als Vater des Faxes bezeichnet zu werden. Der Kartenchip, von Helmut Göttrup und Jürgen Dethloff wurde zwar 1969 zum Patent angemeldet, hatte aber mit dem Identifikationsschalter aus dem Jahre 1966 einen Vorläufer und einen französischen Konkurrenten: Gute Ideen tauchen an vielen Stellen auf.

Ob die wie Mona Lisa leicht lächelnde Erika Mustermann die Krönung dieser Timeline darstellt, darf auch bezweifelt werden: elektronische Personalausweise gibt es bereits in anderen Ländern wie etwa Estland. Außerdem liegen Hinweise auf eine schwere Identifikationsstörung vor, weil in den Demonstrationsvideos zum elektronischen Personalausweis eine Laura Mustermann, geborene Gabler auftritt. "Dass zwei Zwillingsschwestern ausgerechnet zwei Herren gleichen Nachnamens ehelichen, überrascht den analytischen Betrachter," heißt es in einer vergnüglichen Kritik (PDF-Datei) am neuen Ausweis. Sie geht immerhin nicht soweit, wie der wenig faktensichere Verriss des FoeBuD, der den Ausweis allen Ernstes mit der Titanic vergleicht.

Quelle : http://www.heise.de/newsticker/meldung/Was-wirklich-wahr-war-Die-Aufloesung-des-Winterraetsels-1109874.html

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #309 am: 24 Oktober, 2010, 00:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es klingt immer etwas albern, wenn sich Journalisten auf Karl Kraus berufen und Karl Kraus zitieren, aber etwas Albernheit muss sein in diesen Tagen, in denen sich Deutschland auf die Ausgabe des neuen Personalausweises vorbereitet. Schließlich beschäftigt dieser Ausweis auch den netten Verlag in der norddeutschen Tiefebene, seine Redakteure, die Leser, die Forumstrolle und die RSS-Reader, kurzum die gesamte Öffentlichkeit dieser kleinen Wochenschau. "Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören will", schrieb Karl Kraus und das passt durchaus zum aktuellen Thema. Das kleine Winterrätsel zum Personalausweis und seine Auflösung wurde im Bundesinnenministerium absolut nicht belustigt zur Kenntnis genommen. Hinter vorgehaltener Webmailer-Adresse wird da von einer Dreckskampagne gegen den Ausweis gesprochen, weil doch exakte Daten "kleinkrämerischer Kleinkrams" seien, gewissermaßen Nano-Mist mit Jahres-Partikelchen. Wen würde das schon interessieren, ob Gutenberg 1440 oder 1450 druckte.

*** Nun, manchmal ist die Genauigkeit im Detail nicht unwichtig, gerade im Journalismus. Sonst landet man schnell vor dem Bücherregal, in dem Robert Wilsons Lexikon der Verschwörungstheorien steht. Aktualisiert taucht dort gleich nach Corrydon Hammond und seiner Roboter bauenden Nazi-CIA-Gruppen, die in der Operation Zeta Sex- und Mordfilme im Internet zum Sturze der Zivilisation verbreiten, ein gewisser August Hanning auf. Glaubt man dem FoeBuD, so ist Hanning der Drahtzieher im Hintergrund, der den Personalausweis zu Nutzen und Frommen der Bundesdruckerei realisiert hat. Die liefert bekanntlich die Ausweise wie die nötige Behördenausstattung und hat obendrein eine Tochter namens D-Trust, die sich um die Zertifikate von Dienste-Anbietern kümmert. Ein Ring, sie zu binden und knechten, die Deutschen, die sich nach Sarrazin besser vermehren müssen!

*** Genau dieses Ziel steht hinter dem elektronischen Personalausweis, wenn man der Beweisführung des Münchener Kreises folgt, der einen Tagungsband zum Personalausweis veröffentlicht hat. Darin befindet sich ein Aufsatz, in dem ein Firmenvertreter von Init zunächst von den Möglichkeiten des elektronischen Personalausweises von Abu Dhabi schwärmt, an dem die Firma mit einem e-Government-Portal beteiligt war. Dann folgt diese Passage, in der über das Projekt KIndergeld Online extemporiert wird:

"Es gibt viele Anträge, die sehr hohe Transaktionsvolumen haben: Elterngeld wurde eben erwähnt, Kindergeld ist auch ein Thema. Daher möchten wir Kindergeld Online der BA durch den Einsatz des nPAs als medienbruchfreien Antrag umsetzen. Am schönsten wäre es, wenn das Geld in dem Augenblick, wo man den Antrag abgeschlossen hat, gleich im PayPal-Account landen würde. Das würde vielleicht auch wieder einen positiven Beitrag zum Bevölkerungswachstum leisten. Man ist dann ganz sicher, dass in dem Augenblick, wo das Kind zur Welt kommt, schon eine Stunde später das Geld zum Kinderbettkauf zur Verfügung steht."

*** Kindergeld nach PayPal, darauf muss man erst einmal kommen, da zappelt der neue BRD-Bürger noch heftiger, ganz ohne Bettchen. Wie die Aussicht, so schmackes an Kindergeld zu kommen, das Bevölkerungswachstum beflügeln soll, muss mir auch jemand erklären, vielleicht Gunnar Heinsohn, der gerade die ins Land einströmenden, von Seehofer herbeigerufenen Fachkräfte aufklärt. Zuguterletzt darf man verwundert konstatieren, dass nach den Vorstellungen dieser eGovernment-Spezialisten die von Jugendlichen geborenen Kinder Bettchenlos bleiben müssen: Die notwendige eID-Funktion des Personalausweises kann erst ab 18 Jahre freigeschaltet werden.

*** Was würde Karl Kraus zu all dem sagen? Als Österreicher vielleicht nichts, denn dort gibt es beides, einen Personalausweis und eine Identitätskarte. Zudem besaß Kraus nur einen Reisepass, den er kurz vor seinem Tode für eine Ausreise in die USA erweitern ließ. Doch dazu kam es nicht mehr. Das bringt mich auf den Geburtstag einer großen Frau, die mit 100 Jahren ihren Reisepass verlängerte, um noch einmal nach Tibet aufzubrechen: Ohne das Leben und die Werke von Alexandra David-Néel ist der Buddhismus eines William Burroughs, Jack Kerouacs oder eben eines Richard Geres nicht erklärbar. Ja, auch der Buddhismus gehört zweifelsfrei zu Deutschland, wie der Islam, die verschiedenen Jesus-Distributionen und das Judentum. Doch fern bleibe uns jeder Redner, der dem Staat eine religiöse Wurzel antackern will. Für geistige Gefühle und Vorstellungen darf er nicht zuständig sein und für die Metaphysik mit dem ganzen Bimmelbammel haben wir ja noch das Internet, das Medium der Bewusstseinserweiterung oder des Brustumfanges, je nachdem.

*** Damit sind wir wieder einmal bei so wichtigen Sendungen wie dem Tatort Internet angelangt, der im aktuellen Sonntazstreit kulminiert mit der wunderbar logischen Forderung nach einem neuen rechtlichen Rahmen für die Vorratsdatenspeicherung. So geht die Debatte um die Vorratsdatenspeicherung in die nächste Runde, während darüber gerätselt werden darf, wie die fundierte Datenlage beim Kampf gegen die Sexualstraftäter aussieht. Hier offenbart ausgerechnet das Bundeskriminalamt einen nicht gerade erhellenden Hang zum Number-Dropping, wie es die Veröffentlichung zur Herbsttagung in dieser Woche zeigen. Einem Minus von 6,1 Prozent bei den Fällen vom sexuellen Missbrauch von Kindern im vorigen Jahr steht ein Plus von 300 Prozent bei der Verbreitung von Kinderpornographie im Internet in den vergangenen zehn Jahren gegenüber. Dieses schurkische Netz verstört nicht nur unsere Kinder.

*** Wieder einmal hat Wikileaks den Dokumentenhahn aufgedreht und mit tatkräftiger Unterstützung großer Medien Kriegsprotokolle aus dem Irak veröffentlicht. Erstmals wird dabei auf den Source Code verwiesen, was ebenso aufschlussreich ist wie die Spendenseite, auf der im Vergleich zu früher Moneybookers fehlt. Dort hat man, angeblich auf Druck von der USA und Australien, das Spendenkonto geschlossen. Kein Spendentöpfchen gibt es für die Süddeutsche Zeitung und den Artikel über die geistige Kessellage von Stuttgart 21. Da hat sich ein Journalist in das Stadtarchiv begeben und dokumentiert, wie klein das demokratische Zeitfensterchen war, in dem der ganzen Plan der Öffentlichkeit in einer "kurzfristig anberaumten Pressekonferenz" präsentiert wurde. Wie diese Art von einem gut geplanten "Planungs-Überfall" zu einem demokratischen Verfahren erklärt werden konnte, zeigt grell, was aus dem Slogan "Demokratie wagen" geworden ist. Damit auch solche Sachen an das Tageslicht kommen, sollte man hin und wieder zur Tageszeitung greifen, ob im Töpfchen fürs Papier bezahlt wird, für die Web- oder App-Basis, ist dabei eher nebensächlich. Denn sterben müssen sie alle.

Was wird.

Unter den Metropolen der norddeutschen Tiefebene ist Hannover zweifelsohne die schönste Stadt. Schade, das viele Leser dieser Wochenschau von ihren trüben Messeerfahrungen her keine Vorstellung vom prallen, pulsierenden Leben zwischen Eilenriede und Leine haben und viel lieber Bremen oder noch lieber Hamburg loben. Hamburg die heimliche Hauptstadt der Widersprüche, in der demnächst das neue Startup Google Tours seine Rundfahrten anbieten wird, trumpft weiter auf. Es geht auch individueller, denn Hamburg hat bekanntlich vor Hannover und Bremen den Zuschlag bekommen, als erste deutsche Großstadt mit Car2Go beglückt zu werden. Was in Ulm funzte, soll rund um die Alster explodieren. Natürlich regt sich auch hier der Widerspruch, vor allem bei den echten Carsharern. Was jetzt noch den Hamburgern zu ihrem Glück fehlt, könnte Google liefern. Das Vorbild in Berlin zeigt anschaulich den Nutzen, den Karten so haben.

Ach ja, der neue Personalausweis, da geht es weiter zügig hin zur Einführung, auch ohne Kinderbett per PayPal. Gleich am Montag will ein Bremer Institut mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung eine Studie zum Personalausweis veröffentlichen, die die hohe Kunst der vollständigen Induktion in der Informatik demonstriert. Besonders hübsch ist die Beschreibung bei Amazon: "Die Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Alle bereits eingeführten und analysierten Systeme erreichen trotz erheblicher Unterschiede in Inhalt und Form nicht das Ziel, durch eine sicherere Authentisierung die Sicherheitsbedenken der Nutzer bei Online-Transaktionen zu zerstreuen und damit deren Anteil am E-Government zu steigern. Dem neuen Personalausweis dürfte dies kaum besser gelingen." Nicht die kleinste Kinder-Überraschung dabei? Wie wird wohl unser Bevölkerungswachstum damit fertig? Fragen über Fragen, die vielleicht das CAST-Forum zum Personalausweis klären kann.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #310 am: 31 Oktober, 2010, 07:15 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Eine Stunde länger schlafen oder eine Stunde länger WWWW lesen, das ist die Frage. Wir kehren zur MEZ zurück, die in den Zeitungen schon als Winterzeit bezeichnet wird, obwohl der Winter erst kurz vor Weihnachten anfängt. Aber wen kümmert's, die Liebe zum Detail und die Produktion von Nachrichten sind hübsch verknotete Hyperbeln. Setzen wir uns also mit einem schön gezapften Einbecker Winterbock vor den Schirm oder streicheln das iPad, denn diese Wochenschau.... Huch, eine Altersabfrage? Und das bei einem Naturprodukt, für das schon Martin Luther Werbesprüche reimte? Ein Mausklick löst das Problem der "Altersverifikation" – und das wird auch in Zukunft so sein, auch wenn die Zeitungen voll vom Jugendschutz sind, den der neue sichere Personalausweis in die Online-Welt ein führt. Denn "die elektronische Identifikation ist aus Sicherheitsgründen erst ab einem Alter von 16 Jahren möglich. Für ab diesem Alter freigegebene Anwendungen kann der Ausweis eingesetzt werden", heißt es in einem etwas unvollständigen FAQ zum Ausweis. Wer unter 16 ist, kann die Online-Verifikation nicht durchführen und muss auf "Nein" klicken.

*** Wahlweise kann man mit der Zunge schnalzen, wie richtige Kriminelle es tun, wenn sie einen neuen Personalausweis sehen. Das meint jedenfalls der Bund deutscher Kriminalkomiker, der den "Tatort Internet" für eine vorbildliche Sendung hält. Die Realität sieht anders aus.

*** Wo war ich stehengeblieben? Achja, Einbecker Winterbock und die Werbung. Ein ruhmreiches Bier: im Juli 1949 erschien das Fernsprechbuch von Einbeck im frisch gegründeten Verlag Heinz Heise, mit Werbung für besagtes Bier. Mit Telefonbüchern und Bierwerbung auf Telefonbüchern begann der Aufstieg des netten Verlages in der norddeutschen Tiefebene, der diese Wochenschau finanziert. Mit der November/Dezember-Ausgabe der c't von 1983 begann eine ehrwürdige Geschichte, unterstützt von etwas eigenwilliger Werbung vor zeitgeschichtlichem Hintergrund: "Im Gegensatz zu den vermeintlichen Hitler-Tagebüchern stimmt erfreulicherweise beim c't Magazin jedes noch so kleine Teil." Da schnalzt die Zunge, dass es nur so scheppert. Details, Details, wer will noch mehr Details? Das erste Fernsprechbuch der Welt erschien leider nicht in Hannover, sondern am 1. November 1878 im amerikanischen New Haven, nur zwei Jahre nach der Erfindung des Telefons durch Alexander Graham Bell - oder Antonio Meucci oder Johann Philipp Reis. Details voller teufel, so auch bei dem Telefonbuch: Das offiziell erste Telefonbuch in New Haven war nur das erste Telefonbuch mit Werbung. Das wirklich allererste Telefonbuch hatte keine Werbung und brachte seinem Verleger nur Verluste.

*** Natürlich klagen die Telefonbuchverlage über das Internet. Die Gewinne sind rückläufig, auch wenn man weitaus besser dasteht als die Filmindustrie, die 2009 Einnahmerekorde verzeichnete. Besonders in den USA wird laut über das Internet geklagt, wo sich das Geschäft zwar laufend verbessert, aber vom Volumen weit von den Glanzzeiten der Gelben Seiten entfernt ist. Mitte der 50er-Jahre wurden in den USA 60 Millionen Telefonbücher pro Jahr gedruckt und 1961 konnte der Gigant AT&T eine der teuersten Werbekampagnen des vergangenen Jahrhunderts als Google-Vorläufer fahren. "Let your fingers do the walking" , diese berühmte Slogan, der in vielen Ländern eine stehende Redensart geworden ist, lieferte schließlich auch das Vorbild für die bekannte PC-Kampagne von der rel="external"Information at your Fingertips, mit der Bill Gates im Herbst 1994 den "Information Superhighway" zu einer nationalen Aufgabe erklärte.

*** War ich wirklich stehengeblieben? Aber nicht doch. Verleger, auch manche Telefonbuchverleger und seltsamerweise auch Journalisten-Gewerkschaften erzählen seit einiger Zeit, dass das Internet einen Geburtsfehler hatte und dass das iPad der erste Schritt ist, dem Bastard diesen Fehler abzugewöhnen. Apps, in denen für 79 Cent für die Tagesausgabe abgelaicht wird, sollen die Verstopfung im Geldhahn lösen. Inklusive kostenpflichtige Apps für Produkte, die bereits bezahlt wurden. Ich bin kein Freund von Thesen und Manifesten, aber Nummer 5 in dieser Abschiedsvorlesung sei allen ans Herz gelegt: Das Internet hat keinen Geburtsfehler. Wer dies behauptet, muss zurück zu einem alten Sommerrätsel und Frage 9 beantworten: Als das Internet auf dem Radar der Verleger erschien, versuchten sie eigene Netze dagegen zu setzen. Wo man so schnell nichts bieten konnte, wurden Simulationen und Schummeleien angeboten. Dagegen hilft vielleicht die schlichte Wahrheit: Die erste Nachrichtenseite im entstehenden WWW, die Headline News Online, brachten nur knappe Zusammenfassungen von Artikeln, verbunden mit der Aufforderung, die Zeitungen zu kaufen und Bandbreite zu sparen. Von Links auf Inhalten war man weit entfernt.

*** Schon wieder stehengeblieben, ts, ts. Das erste Internet-Telephonbuch war das Network Managers Phonebook des NSF Service Center, eine per WAIS abrufbare Sammlung von Whois-Daten, ergänzt durch verschiedene Hinweise aus der aktuellen Arbeit der Admins. Im Jahr 1996 wurde beim amerikanischen ISP Netcom ein Router fehlkonfiguriert mit dem Erfolg, dass 400.000 Netcom-Kunden für 13 Stunden vom Internet abgeschnitten waren: niemand hatte mehr eine Telefonnummer, um den Admin zu erreichen. Nach diesem Kilolapse erwischte es den damaligen Internet-Star America Online. 6,2 Millionen Teilnehmer mussten 19 Stunden warten, bis sich das WWW-Logo wieder drehte. Ein Megalapse, verursacht durch einen einzigen Router. Die Vorfälle nahm der Ethernet-Erfinder Bob Metcalfe zum Anlass, am 18. November 1996 in der damals im Zeitungsformat erscheinenden Infoworld eine Kolumne zu schreiben, in der er einen Gigalapse für 1997 prognostizierte, den totalen Zusammenbruch des Internet. Sollte dieser nicht eintreten, versprach Metcalfe, das Papier mit seinem Artikel zu verspeisen. Man mag den Rest in der Wikipedia lesen: der Zusammenbruch blieb aus und Bob musste seine Worte futtern. Was die Chronik des Weltwissens verschweigt, ist die Erwiderung von Vint Cerf auf den im Artikel geäußerten Vorwurf von Metcalfe, bei der IETF und der NANOG würden nur noch Frühstücksdirektoren sitzen. Bob sei ein wütender, ungemütlicher Bär, der ordentlich tobe, doch er sei auch ein Techniker, der auf Defizite hinweise, auf mangelnden Wettbewerb unter den Internet-Anbietern. Das müsse Ernst genommen werden. "Finally, in real life, this pundit is really a big, cuddly panda bear, but he's to chicken to admit it in public." Warum erwähne ich das? Weil die von Metcalfe angestoßene Diskussion in dieser Woche als Netzneutralitätsdebatte wieder aufgetaucht ist.

*** Sollte man bei einer Debatte stehen bleiben, in der ein Medienjournalist über einen Medienmacher herfällt, statt die Troll-IP zu sperren? Der Macher hatte sich mit Sockenpuppen verheddert, die "hallo Papa" eifrig auf seinen Abschuss hin arbeiteten. Schwere Frage, gute Antwort: Blogtrollkommentarreaktionskinderkacke. Hier, hier und hier wurde über ein Nichts diskutiert. Die letzte und entscheidende Frage beantwortet dabei Paul.

Was wird.

Winterzeit ist Jubelzeit. Am Montag startet die sicherste Sache der Online-Welt, das Gabi-Mustermann-Net. Ein richtiges Leuchtturm-Projekt ist es nicht, Singapur, Hongkong und Österreich sind viel weiter, die Almdudler vor allem deshalb, weil dank staatlicher Subvention bereits 60 Prozent aller Bankkunden eine qualifizierte elektronische Signatur einsetzen. Die wird beim neuen Personalausweis frühestens im März 2011 kommen und richtig Geld kosten, da Signatur und Komfortleser bezahlt werden müssen. Dank ELENA wird es demnächst für Bedürftige etwas günstiger: die Signatur zahlt die Arbeitsagentur, in der auch die Lesegeräte stehen. Niemand bleibt zurück.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #311 am: 07 November, 2010, 00:10 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Mein Name ist Faber, Hal Faber. Das ist ein nicht im neuen elektronischen Personalausweis eintragbarer Künstlername, weil er nur im Internet benutzt wird, nicht bei einer künstlerischen Tätigkeit, so der offizielle Bescheid. Um es mit Max Liebermann zu sagen, kommt Kunst vom Können und das hier, das ist Wulst, genau gesagt WWWW-Wulst. Als Kind von Homo Faber zu Ehren des großen fehlerfreien Computers Hal 9000 Hal getauft, entdeckte ich das Licht der Welt in einem dunklen Augenblick. Seit meiner Geburt summe ich das Lied Bicycle Built for Two, mit dem das Leben eines großen Computers endete, als Dave Bowman rücksichtslos seine Speicherbänke entfernte.

*** In seinem neuesten Buch beschreibt Nicholas Carr ganz zum Schluss die Szene aus 2001 – Odyssee im Weltraum mit Dave Bowman und Hal: "Was sie so ergreifend und gleichzeitig so seltsam macht, ist die emotionale Reaktion des Computers auf die Stillegung seines Geistes: seine Verzweiflung, als ein Schaltkreis nach dem anderen abgeschaltet wird, sein kindliches Betteln und Flehen – 'Ich spüre es. Ich habe Angst.' – und schließlich die Rückversetzung in einen Zustand, der sich nur als Unschuld bezeichnen lässt."

*** Gräbt man sich in die Computergeschichte ein, so wird man den Computer ILLIAC II finden, der Anfang der 60er Jahre das Lied Bicyle Built for Two spielen konnte. Eine Vorführung von ILLIAC beeindruckte (LB188430:Arthur C. Clarke)$ und er schrieb das Drehbuch zu Hals Tod mit diesem Liedchen im Hintergrund. Als die Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick gedreht, von Arthur Clarke am Set geschrieben wurde, wussten beide nicht, dass die dramatische Szene der Exkulpation der Speicherbänke zuvor von dem Dichter Dannie Abse in seinem Gedicht "In the Theatre" Thema war, das eine Operation des Gehirnchirugen Lambert Rogers schildert. Später zeigte sich Clarke nachhaltig erschüttert über Abses Gedicht und "leave .... my ..... soul ..... alone".

*** Dazu schreibt der nämliche Carr: "Hals Gefühlsausbruch steht im Kontrast zu der Gefühllosigkeit, welche die menschlichen Figuren in dem Film auszeichnet, die mit beinahe roboterhafter Effizienz ihren Tätigkeiten nachgehen. Ihre Gedanken und Handlungen wirken fremdbestimmt, als folgten sie den Schritten eines Algorithmus." In dieser Woche haben die üblichen auserwählten Kritiker/Verdächtigen den Film Plug & Pray gesichtet, der nächste Woche in die Kinos kommt. Er handelt von den üblichen Bekloppten aus der Community der KI-Forscher, ergänzt um einen Ray Kurzweil, der täglich 250 Aufbaumittel schluckt, um besonders alt zu werden. Und er handelt vom Sterben des Gesellschaftkritikers Joseph Weizenbaum. Die schönste Szene ist jene, in der Joe Johann Sebastian Bach hört und sich vorbereitet. Nach seinem Tod räumt seine Tochter die chaotische Bude am Alexanderplatz in Berlin auf. Ein Kameraschwenk auf den Bildschirm erfasst diesen Nachruf von heise online, doch jeder Hinweis auf den Verlag ist ausgeblendet, die Sprachausgabe wird angeworfen. Nach und nach rupft die Tochter den Computer auseinander, bis der Ton erstirbt: Eine grausame Szene in Anlehnung an die Odyssee im Weltraum, die dadurch getoppt wird, dass der Film im Abspann allein die Firma VoiceCorp nennt.

*** So und nicht anders sieht es aus, wenn das Urheberrecht missachtet und belächelt wird. Da helfen auch verkorkste gewerkschaftliche Positionspapiere nicht, die den internationalen Urheberüberwachungsstaat fordern: "Ziel ist technische Instrumente zu finden, die es ermöglichen, dass beim Aufruf einer Seite mit illegalen Angeboten ohne Registrierung der Nutzer/innen-IP auf dem Monitor eine – von dazu legitimierten Institutionen vorgeschalteter – Information über die Rechtswidrigkeit des Angebots und dessen Nutzung erscheint." Wer sind eigentlich die "legitimierten Institutionen", die über die Rechtswidrigkeit eines Angebotes entscheiden, an das dann Warnhinweise getackert werden? Unklar. Ein Gericht, eine Gewerkschaftskommission, die 6,3 Vollzeitäquivalente des BKA, ein Urheber-Spionagesatellit, ein Urheberoberbeauftragter beim Content-Provider oder Bernd von Krautchan?

*** Zu den seltsamen Nachrichten dieser Woche gehört nicht nur die verdrehte Position von ver.di. Ein "Bericht aus Bonn" gehört dazu, der mich über meinen genetischen Defekt aufgeklärt hat. Wieder sind vom Geldregen, den das ganz ohne ver.di funktionierende Internet-Meldesystem im Oktober über mich ausgeschüttet hat, Spenden an Organisationen wie Reporter ohne Grenzen geflossen, deren Arbeit ich wunderbar finde. Daran ist mein COMT-Hal-Gen schuld, das alle Hals dieser Welt zu großzügigen Spendierhosenträgern macht. Uns ist der Altruismus einprogrammiert in den Genen, wir können nicht anders, bis zum letzten Organ, solange das Hirn noch zuckt und zappelt. Freiwillig spenden wir im Alltag zum Beispiel Fingerabdrücke für den elektronischen Personalausweis, obwohl die nur beim Reisepass verpflichtend sind, weil der Reisepass freiwillig ist.

*** Heute vor 75 Jahren verkaufte Elizabeth Maggie Philips die Rechte an ihrem Spiel "The Landlords Game" an Rechtsanwälte der Firma Parker Brothers. Sie machten aus dem Spiel, das in die Ideen von Henry George über Armut und Ungerechtigkeit einführen sollte, das heute bekannte Raubspiel "Monopoly". Georges Ideen über das allen gehörende, zu versteuernde Landeigentum gerieten schnell in Vergessenheit, seine Warnungen gegen die Einwanderung von billigen chinesischen Lohnarbeitern hielten sich etwas länger. Er war einer der ersten, der vehement dafür eintrat, dass nur qualifizierte Facharbeiter und Handwerker mit abgeschlossener Ausbildung in die USA einwandern sollten – unsere Zuwanderungsdebatte über ausgebildete IT-Spezialisten mit einem Jahresgehalt von 40.000 Euro lässt grüßen. Wer mehr Geld will, muss nicht nur deutsche Sprachkenntnisse mitbringen, sondern Kenntnisse des deutschen Liedgutes nachweisen, das wir von den Spaghettifressern übernommen haben.

*** Ein Lied muss angepasst werden: von Oberstaufen nach Parum ersetzen Etsch und Belt in der Süd-Nordachse, reimlich ergänzt vielleicht durch Aachen und Klein-Bonum, das bekanntlich überall liegt, ähnlich wie bei uns der Vertriebene ein Dauerzustand ist. Typisch deutsch könnte man die Debatten über Streetview nennen, wäre da nicht der Großtöner Jeff Jarvis, der sich in der Zeit als Freund Deutschlands auskotzen kann über das Deutschnet. Jarvis ärgert sich über das Verbot, Geodaten und Gesichtserkennung zu kombinieren unter Verweis auf die Toten durch Katrina und das Erdbeben in Haiti. Kleiner geht es nicht, dem deutschen Wesen amerikanische Werte zu vermitteln, die noch nichjt mit Monopoly eingeübt worden sind. Im Gegenzug poltert die denkfaulste Stütze der Gesellschaft von Zwangsräumung und Enteignung. Irgendwo dazwischen tummeln sich die Spinner der Aktion verschollene Häuser. Wer am lautesten schreit, wer den schlimmsten Vergleich findet, siegt. Einfach mal den Verstand abschalten, kann man mit Peter Lustig formulieren. Oder sollte man besser an die wundersamen Brain Chips erinnern, mit denen wir konditioniert werden? Natürlich ist das Theater noch lange nicht zu Ende: Warten wir ab, bis die Einfaltspinsel im Dienst der Datensammler darauf kommen, dass Gene wie Häuser eigentlich öffentlich sein sollten, weil sonst ein Cousin achten Grades nicht gefunden werden kann. Was Privatsphäre ist, das ist den pathogenen Claqueren des Web 2.0 schon längst abhanden gekommen.

Was wird

Dieses Thema ist dank der nahtlos sich anschließenden Drecksarbeit von Oracle ein bisschen in den Hintergrund geraten, doch Ehre, wem Ehre gebührt: Am Montag will SCO nach etlichen Terminverschiebungen den glücklichen Gewinner seiner Auktion präsentieren, der angeblich Unix zu einem neuen Höhenflug verhelfen soll. Ein verständlicher Wunsch, geäußert aus einem tiefen Keller voller Schuldverschreibungen. Natürlich gibt es Skeptiker, die behaupten, dass auch dieser Termin platzen wird. Ich halte mich an den großen britischen Barden, der die unendliche Geschichte mit seinen Kommentaren begleitet: "Klein Kraut ist fein, groß Unkraut hat Gedeihn."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #312 am: 14 November, 2010, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Nichts ist wichtig. Dazu ist die Welt viel zu groß", hieß es im Jahre 2001, als die Pionier-Blogger vom Hauptfach-Blog mit Nebenfach Industrial Technology & Witchcraft an den Start gingen. "Nichts ist wichtig. Dazu sind die Welten zu groß" im Jahr 2008 kündete von den Online-Welten, in die sich "majo" nach einer Krankheit verguckt hatte. Nun ist einer der ganz Großen der gewiss nicht kleinen Zunft deutscher Computerjournalisten gestorben. Vielleicht ist er in eine der Welten eingegangen, die er sich erschaffen hatte – diese philosophische Frage müssen andere beantworten. Eigentlich müsste diese Wochenschau, die majo so viel verdankt, nur eine schwarze Seite ausliefern, vielleicht mit einem Link auf einen richtigen Nachruf. Doch wir wissen ja, dass es keinen freien Willen gibt in diesem unseren Leben und schrubben weiter an unseren Pforten der Unendlichkeit.

But first the notion that man has a body distinct from his soul, is to be expunged: this I shall do, by printing in the infernal method, by corrosives, which in Hell are salutary and medicinal, melting apparent surfaces away, and displaying the infinite which was hid.

If the doors of perception were cleansed every thing would appear to man as it is, infinite.

For man has closed himself up, till he sees all things thro' narrow chinks of his cavern.

*** Mehr als einmal habe ich an dieser Stelle IT&W als Quelle vieler Inspirationen erwähnt, diesen Blog mit sieben Leben und zwei Herzen. Auch sollte man nicht die Mac Essentials vergessen, das als "erstes erfolgreiches Business-Blog" in Deutschland Geschichte schrieb. Als es einst seinen ersten Geburtstag feierte, majo mittendrin, waren nur wenige paffende Wölkchen am Himmel und viele Spässeken möglich. Etwa der hübsche unvergessene Coup der Rekonstruktion eines Mac-Videos, an dem nicht nur die Mac-Gemeinde ihren Spass hatte. Wobei majo ein Händchen hatte für das Aufspüren von fachmännisch guten Videos. Majo wie majo mit Nicht-Senf, ein besonders feinfühliger Liebhaber der Musik für alte Ärsche, hat leider nicht die Lungenklinik Essentials veröffentlicht. Aber er hat sich stilecht mit "If we can't be free at least we can be cheap" und Stairway to Haven in einem seiner letzten Beiträge verabschiedet, gewidmet seiner Pflegefachkraft, die aussieht wie ein Bruder von Apples Pressesprecher. Er erinnert uns daran, dass jeder billige Witz der letzte sein könnte und dann schon wieder der beste ist. Seinen für mich schönsten Witz lieferte majo ab, als er von einem dieser bunten Blätter, für die er die Kategorie "Spon-Watch" eingerichtet hatte, zur Religion der Apple-Jünger schrieb: Es sind immer die Windows-Anhänger, die auf Erlösung hoffen.

*** Ich werde majo vermissen. Gerade jetzt würde sein sarkastischer Kommentar gut tun, wo ein Apple 1 bei Christie auktioniert wird, mit einer Preisspanne, die einer Hostie Nr. 82 würdig ist. Wertvoller wird wohl nur noch die DNA des Apfels sein, der dereinst von Jobs zur Firmengründung angebissen wurde - sie könnte ein Genie-Gen enthalten. Wie bescheiden fängt da Deutschland an, wo gerade der Computerbauer und Maler Kuno See in einer anderen Auktion in den Kanon der Kunst aufgenommen wird. 6000 Euro für "Bunte Blitze", die jeder am Mac arbeitende Grafiker in zwei Minuten hingemaust hat? Geht es noch? Dazu passt natürlich das Zuse-Valley von Haunetal mit einem getönten Glasbau, der an die Kaaba in Mekka erinnern und eine Pilgerstätte werden soll.

*** Wenn ich mal tot bin
Bitte schreibt auf den Grabstein
Bin gleich wieder da

Michael Quasthoff von der Hannoveraner Fitzoblongshow ist auch gestorben, genauso wie Purushottama Lal, ohne den Autoren wie Anita Desai niemals bekannt geworden wären. Gestorben ist auch das solidarische Gesundheitssystem nach einer Operation am offenen Portemonaie. Mit der Vorauszahlung beginnt der Einstieg in wirtschaftlich sich rechnende Medizin, in der Arzt und Patient "gleichberechtigte Verhandlungspartner" sein sollen: Äskulap müsste erst einmal eine ordentliche Kosten-Nutzen-Rechnung vorlegen, bevor sein Stab bewilligt wird, bei Vorkasse natürlich. Ein vorzügliches Geschäftsmodell zeichnet sich ab: Der Patient blutet aus und muss dann die Blutkonserven berzahlen. Fein passend verabschiedet wurde diese Reform mit einem FDP-Gesundheitsminister, der den Krankenkassen die elektronische Gesundheitskarte zwangsverodnet, die eine gewisse FDP-Politikerin einstmals auf den Prüfstand stellen wollte. Sie stand, sie fiel, er siegte. Die Gedenkstunde für aufrechte Politik findet auf dem Umknickwall in Gifthorn statt.

*** Nicht ganz so tot ist der neue Personalausweis, gewissermaßen der junge Cousin der elektronischen Gesundheitskarte, weil diese in der nächsten Kartengeneration wie der schicke neue Perso auch kontaktlos werden wird. Hört, hört, zur Freude aller Ärzte und sonstiger Praxen, die wieder neue Lesegeräte ordern werden. Aber ach, der Ausweis kränkelt, nachdem sich die ach so sichere AusweisApp als ein richtig mies programmiertes Stück Software enttarnte, das schnellestens zurückgezogen werden musste, in einem üblichen Prozess der "Qualitätssicherung und Fehlerbeseitigung". Dabei ist das DNS-Problem nur einer Schweinerei unter vielen. So reagieren die Server auf angefordete https-Zugriffe wie https://www.personalausweisportal.de/ nicht und liefern stattdessen diesen Inhalt aus. Beschwerden im "Ticket-System" blieben unbeachtet und werden vom Feuerschaf keksknuspernd verfolgt. Wollen wir noch erwähnen, dass die Ubuntu-Version, die diese AusweisApp voraussetzt, völlig veraltet ist? Oder wie wäre es mit der Erkenntnis für die unter Microsoft-Systemen auf Erlösung wartenden, dass ein wichtiges Microsoft-Toolkit zur Sicherheit-Härtung ins Leere läuft? Man lese nur den Prüfungsbericht von Sicherheitsspezialisten, der unter dem Strich ein glattes "nicht vertrauenswürdig" ergibt: Treffer, versenkt, ist da noch ein besonnener Kommentar. Bekanntlich soll die AusweisApp demnächst im Quellcode auftauchen, da Open Source ein wichtiger Pfeiler der Einführungspläne ist. Wer bei "meiner wichtigsten Karte" auf den nun überall verschleuderten Basis-Leser verzichtet und auf eine echte Open-Source-Alternative zur AusweisApp wartet, bekommt den lachenden Igel in Bronze.

Was wird.

In der kommenden Woche öffnet die Medizinmesse Medica. Wenn alles gut geht und Irland, das Musterland der New Economy, nicht zwischenzeitlich sein Abnipplegate (danke, majo) fabriziert, werden Kanzlerin Merkel und Gesundheitsminister Rösler seelig durch die Hallen schweben. Beide sind seit dieser Woche Einbuchstabedanebentiere, was sie nicht sonderlich stören dürfte. Wie ende ich, ohne die Softies wegen majo vollzuschneuzen? Bleiben wir im hilligen Rheinland der Jecken und liefern einen Auszug aus der Karnevalsmail von Microsoft nach, die majo sicher kommentiert hätte:

Objektiv berichtet ihr, nicht immer – das verzeihen wir.
Niemand ist perfekt, selbst Microsoft. Doch Fehler machen wir nicht oft.
Und wenn, dann schreien alle los. Artikel bei Euch werden groß.
Letztendlich sind wir dankbar für, viel Gutes von Euch auf Papier.
Und Online selbstverständlich auch, denn das gehört jetzt mit zum Brauch.

Auch sehr rheinisch ist die Microm-Consulting in Neuss, die Firma, die die Hamburger Sparkasse beraten hat. Sie ordnet, ganz ohne Google Maps, soziale Milieus auf die Straßenecke genau ein und katalogisiert diese. Für das laufende Jahr 2010 wurde die Kategorie der "DDR-Nostalgiker" gelöscht. Die "Konsum-Materialisten" früherer Jahre wurden in "Prekariat" umbenannt: Allein diese Aktion sticht alle Äußerungen über die Erfolge der aktuellen Regierung ab, desgleichen die Aufwertung der "Postmateriellen" zu "Liberal-Intellektuellen". Will jemand seinen Senf dazugeben?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #313 am: 21 November, 2010, 08:24 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Endlich ist Street View gestartet. Wer will, kann sich den kleinen Verlag in der norddeutschen Tiefebene ansehen, komplett mit dem Parkplatz, auf dem in tiefer Dunkelheit diese Wochenschau überreicht wird. Und das ganz ohne Mattscheibe, anders als bei den ungewollt Verpixelten, die auf Facebook Trost im geteilten Schicksal suchen. Beim kleinen Verlag sehen wir die hohe Kunst der Individualverpixelung am Werke, wie mittels Jalousien das Sonnenlicht Zimmerverbot im Harem der IT bekommt, weil in vielen Zimmern die Eifersuchtsblende eingesetzt wurde, als der Giraffenkarren vorbeirollte. Mit dem Start von Street View sollte die blöde Debatte zwischen Panoramafreiheitsverfechtern und den Joschkafischerabnickern eigentlich zu Ende sein, doch weit gefehlt. Wieder wird der unsägliche Jeff Jarvis abgedruckt und derselbe auch noch als "Vordenker des Internets" gefeiert. Eine DLD-Debate wird ausgerufen, in der weitere "Vordenker" wie der Facebook-Fanboy David Kickpatrick zu Worte kommen soll, damit man alles hübsch nachdenken kann. Denn auch das Fressenbuch wartet mit Neuheiten auf. Warten wir ab, bis die Verpixelungen von Google als Werbeflächen vermarktet werden und in der Post von Facebook zielgruppengerechte Links blinken.

*** Nach den Gedanken über Deutsche in der Sauna werden dank Street View philosophische Betrachtungen über Deutsche im Kofferraum fällig, die das pixelpäckschenverbombte Land in "Aufruhr" versetzen. Wahlweise tut es auch der Unsinn, die German Angst hervorzukramen, die eigentlich Besseres verdient hätte als Referenz. Ja, die nackte Angst geht um in Deutschland, dem Land, in dem Gepäckstücke immer unter Aufsicht stehen müssen, seitdem wir von Namibia umzingelt sind. Wo bleibt nur Google Packet View, als Service passend zu den seltsamen Vorschlag, huschehuschfixfix die Vorratsdatenspeicherung einzuführen, weil Omas Pakete durch eine "Schutzlücke" rutschen. Und das vor Weihnachten, wo gutgetarnte Zipfelmänner mit Rauschebart und Päckchen unterwegs sind. Da braucht es dringend diese Sicherheitsnetze, in denen gefangene gefährliche Tannenbäume eingelagert werden, damit dieses unsere Land wieder sicher wird. Um jedes Päckchen ein Netzchen und frisch deutsches Liedgut dazu geschmettert:

Ich habe wohl ein Netzchen, das fischt gar gut, ich fang mir den goldenen Fisch in der Flut. Mein wirst du, o Liebchen, fürwahr du wirst mein, und wolltest du es auch nicht sein.

*** Wollen wir eigentlich diese Freiheit mit allgemeiner Gepäckaufsischtspflicht und der Denunziation von Menschen, die eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen? Ganz von dem logischen Knick abgesehen, wie man das Aussehen von Menschen beurteilen soll, die sich nie blicken lassen? So kann man sehen, dass in der allgemeinen Hysterie auch politische Trantüten einen gefährlichen Inhalt haben können. Wenn heute abend unser aller Bundesinnenminister Thomas de Maizière zusammen mit Gerhart Baum bei Anne Will über die akute Terrorgefahr diskutiert, werden selbst hartgesottene Admins ihr Riechtüchlein zücken. Eine andere Seite der typisch deutschen Terror-Hysterie sollte freilich nicht verschwiegen werden. Wenn die Netzutopisten kurzerhand den Datenschützer exkommunizieren, demonstrieren sie ihr plattes Unverständnis des Real Life. Freiheit statt Angst vor Kompromissen, das hört sich dummerweise nicht kampagnenfähig an.

*** Von besonders ausgesuchter Plattheit präsentierte sich diese Woche das deutsche Fernsehen mit einem kenntnisfreien Stück zum neuen Personalausweis und der maschinenlesbaren Zone, die der neue Ausweis wie der alte Ausweis und der Reisepass besitzt. Der Beitrag suggerierte, dass diese Zutrittsabsicherung bei der KFZ-Ummeldung oder auf der Bank geprüft wird. Entsprechend einfach konnte unser aller Bundesinnenminister die Sache dementieren. Der Rufmord per Rufname ist darum eine beachtliche Fehlleistung, weil es rund um den Ausweis eigentlich genug Probleme gibt, mit der sich Kritiker beschäftigen können. Man denke nur an die bohnerwachsweiche Mitteilung zum Test der AusweisApp als angeblich schwer komplexer Software. Oder daran, dass derzeit zwar die ersten Ausweise von der Bundesdruckerei zu den Meldebehörden geschickt werden, dort aber die Änderungsterminals nicht freigeschaltet sind. Wortspiele zu diesen Änte-Boxen gibt es schon zur Genüge. Ähnlich seltsam sind die Jubelmeldungen, dass ELENA gestoppt ist. Tatsächlich läuft die Aufschüttung eines riesigen Datenberges mit Meldungen aus den Unternehmen weiter, nur die Testphase ist verlängert worden, weil das System alles andere als ein kostengünstiges Verfahren ist.

*** Landauf, landab wird auf den Unterhaltungsseiten der hochleistungswertigen Presse der 100 Todestag von Tolstoi gefeiert. Selbst in den IT-Nachrichten ist ein Hauch von Tolstoi zu finden, weil sich Microsoft vor 25 Jahren den Spaß erlaubt hat, an diesem Tag Windows vorzustellen, komplett mit einer Notiz und einem Kalendereintrag zu Tolstoi. Krieg und Frieden liegen nahe beieinander und so passt auch die Nachricht vom Auftauchen der Beatles auf feindlichem Gebiet in diese Wochenschau. Im Jahre 1981 unterzeichneten die Apple Corps Ltd. und Apple Computer Corporated ein geheimes Abkommen, dass Apple Computer den Namen Apple für Computer nutzen durfte. Als 1989 die Multimedia-welle begann, als MIDI- und CD-Unterstützung auch die Apple-Rechner erreichte, verklagten die Briten Apple Computer und wollten 250 Millionen Dollar Schadensersatz. Der erste Rechtsstreit wurde 1991 außergerichtlich beigelegt, als Apple 26,4 Millionen Dollar zahlte - und prompt von der eigenen Rechtsschutz-Versicherung verklagt wurde, die sich unzureichend informiert fühlte und kein Geld auszahlte, sondern selber 13,2 Millionen Schadensersatz kassieren wollte. Der zweite Rechtsstreit bestätigte dann die landläufige Wahrheit, dass kein Frieden ewig ist.

Was wird.

Von einem geheimen Krieg gegen die Freiheit von Informationen reden auch die Fans von Wikileaks, weil ihr Sprecher Julian Assange nun von der schwedischen Staatsanwaltschaft mit internationalem Haftbefehl zur Untersuchungshaft geführt werden soll. Der ohnehin schon unübersichtliche Fall aus dem Privatleben eines Aktivisten taugt darum bestens für Verschwörungstheorien, weil Assange sich wochenlang in Schweden aufgehalten hat und während dieser Zeit ausdrücklich bestätigt bekam, dass er ausreisen darf. Im Gegenzug ist es nicht minder skurril, die Stellungnahme eines Anwaltes zu lesen, dass es tatsächlich um ungeschützten Geschlechtsverkehr gehen soll und der Angeklagte großzügig eine persönliche Aussage via Telefon, Videokonferenz oder e-Mail anbietet, unter der Voraussetzung, dass er nicht verhaftet wird. Die Chancen stehen gut, dass dieses Drama viele Fortsetzungen hat, weil nun Interpol am Zuge ist und gestern eine Red Notice in der Causa Assange erlassen haben soll. Ob Irland, Schweiz, Großbritannien oder Kuba, all diese Länder dürften auf diesen Auslieferungsantrag positiv reagieren, in der nächsten Woche. Immerhin ist die Geschichte um Assange eine nerdige Alternative zum Terror der Berichte über Wilhelm und seine Käthe. Wenn sie sich ein bisschen mehr angestrengt hätte, wäre sie eine Top-Stewardess geworden.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #314 am: 28 November, 2010, 06:09 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das war also die Woche, in der der Terror Deutschland erschütterte und unser Innenminister zum beliebtesten Politiker Deutschlands wurde, von einer Gloriole der Gewerkschaft geprägt, die sich nach der Vorratsdatenspeicherung sehnt. Muss man wirklich den Rechtsstaat abschalten, um ihn zu erhalten, fragt Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung, die seinen Vorschlag zu einem "Megaprojekt der Befreiung von Angst" hinter die Paywall steckte. Brauchen wir also die Datenspeicherung in großem Stil, den intimen Umgang mit angenehmen Körperscannern, die Überwachung von Skype-Telefonaten und den Einsatz der Bundeswehr im Inland? Brauchen wir nicht besser Schnitzel zwischen den Beinen, die Aufkleber der Aktion "Ich bin verdächtig!" gegen die miesen Tricks der Ausländer, die unsere christlich-jüdische Tradition bedrohen? Wie kann da noch Partystimmung aufkommen, gar von Parties berichtet werden, wenn die Pressefreiheit ein bisschen gewürgt wird? Die nächste Terror-Woche wird es zeigen.

*** Achja, die Presse. Mit einem Blogger-Sandkasten, der tatkräftigen Hilfe anonymer Mobber, dem schadenfrohen Grienen der Blogosphäre samt reichlich hämischer Kommentare wurde der Verlegererbe Konstantin Neven duMont, auch bekannt als Konstantin Mustermann, vom Verlag getrennt. In allen Blättern schlägt der Qualitätsjournalismus zu und bringt lange Portraits des Abgetrennten. Dazu gibt es seltsame Vergleiche mit Nordkorea, das gerade nicht mit Steinchen schmeißt. Wobei die Idee mit dem Sandkasten nicht einmal schlecht ist: Da ist das wunderbar liebevoll gemachte World of Tanks aus Russland, mit stimmungsvollen Karten. Auch für Pazifisten empfehlenswert, weil sie sich die Gegend angucken können. World of Tanks ist eigentlich bestens geeignet, den Kriegswütigen einen Sandkasten zu bieten wie die Sandboxen für schlechte Software. Jaja, naive Vorstellung, genauso naiv wie die nordkoreanischen Dramen in der kaputten Verlegerwelt.

*** Was überhaupt Kultur ist und wem sie gehört, wird dieser Tage schwer diskutiert. Etwa mit einem 12-Punkte-Papier zum geistigen Eigentum, das von unserem Kulturstaatsminister vorgestellt wurde. Es macht den Verlegern große Zugeständnisse und möchte die Provider stärker in die Haftung nehmen. Das entspricht einer gewissen Logik: Wer das Recht auf die Privatkopie für nicht existent erklärt, hat mit der Pflicht, sich seines Verstandes zu bedienen, ein großes Problem. Wie die ständig "Stoffzettel" kopierenden und verteilenden Schulen den "Respekt vor Urhebern" vermitteln sollen, harrt auch noch der Erklärung. Wie wäre es mit einem 1-Euro-Erklärbär neben dem Kopierer, der die umstrittene Fotokopier-Abgabe erläutert?

*** An dieser Stelle wird es persönlich. Die Piraten segeln auf Backbord-Kurs in Richtung Linkspartei. Das sind die, die mit der Expropriation der Exproriateure liebäugeln und dem Volke das wiedergeben wollen, was sich andere angeeignet haben. Wie der verlinkte Otto Bauer erkannte, kann diese Expropriation nicht mit einer brutalen Konfiskation durchgeführt werden, sondern besser durch die Steuer und andere Abgaben. Solche Denke ficht unsere Piraten nicht an, sie halten es lieber mit Enteignungen und wollen mir meine Rechte an meinen Texten nach zehn Jahren wegnehmen. Diese kleine Wochenschau, die sich Gedanken über den Klassenkampf macht, wäre beispielsweise ein gemeinfreier Fall aus Piratensicht, während ich als Journalist, der samt Familie von den Veröffentlichungen leben muss, von einer schlichten Gemeinheit rede. In Zahlen: Im heute existierenden Urheberrechtssystem mit Verwertungsgesellschaften wie VG Wort und Pro Litteris bekomme ich pro Jahr rund 8000 Euro ausgeschüttet, davon rund 1300 Euro für Texte, die älter als zehn Jahre sind. Kurzum: Die radikale Kürzung des Urheberrechtes ist nicht in meinem Interesse. Daran ändert auch die Schwarz-Weiß-Malerei der Linkspartei nicht, die allen Ernstes nur die Lage der Autoren betrachtet, und Blümchen pflückend vom Veröffentlichen ohne Verlag schwärmt.

*** Gehen wir doch einmal genau zehn Jahre zurück in die Zeit. Wie war das noch, als die Betrügereien von Biodata ans Tageslicht kamen? Das war immerhin keine gewöhnliche Klitsche der Bobos, sondern ein edles Unternehmen, das auf einer Burg residierte und sich einen Philosophen leistete, wie es ein anderer, zehn Jahre alter Artikel beschreibt. Da spricht der Philosoph wie Ludwig Marcuse vom Glück: "Und ich bin hier der einzige Angestellte, der die Entwicklung moralisch beurteilen darf. Aus dem Enthusiasmus der letzten Jahre soll in dieser tollen Belegschaft kein Zynismus werden. Hinter jedem Engagement im Job steht der Wunsch nach einem gelingenden Leben."

*** Ganz anders klingt diese Beschreibung: "Nichts ist fürchterlicher, als alle Tage von morgens bis abends etwas tun zu müssen, was einem widerstrebt. Und je menschlicher der Arbeiter fühlt, desto mehr muss ihm seine Arbeit verhasst sein, weil er den Zwang, die Zwecklosigkeit für sich selbst fühlt, die in ihr liegen." Das ist von Friedrich Engels, gewissermaßen ein Ständchen zu seinem Geburtstag. Natürlich ist das veraltet und vor allem viel zu einfach geschrieben im Zeitalter der Ich-AG. Denn die Arbeit heute wird auf Soziologisch eine Realfiktion genannt, "ein höchst wirkmächtiges Als-ob, das einen Prozess kontinuierlicher Modifikation in Gang setzt und in Gang hält, bewegt von dem Wunsch, kommunikativ anschlussfähig zu bleiben, und getrieben von der Angst, ohne diese Anpassungsleistung aus der sich über Marktmechanismen assoziierenden gesellschaftlichen Ordnung herauszufallen." Alles klar im Oberholz? Die Passage stammt aus diesem schlauen Buch, das zu diesem schlauen Buch (PDF-Datei) geführt hat. All die Mythopoeten, die die Mythen der New Economy besingen oder aus gleichem Motiv heraus verdammen, könnten hier nachlesen, das die sinnstiftende Erzählung aus der Zeit der ver-rückten Ökonomie, die die Grenzen der Wirtschaftlichkeit sprengte, nichts anderes ist, als den Hamstern von heute im Rad neuen Schwung zu geben. Sonst droht die unerträgliche Lameness 2.0 sich wirklich noch im "ganzen" Internet auszubreiten.

Was wird.

Wenn schon zehn Jahre reichen, um aus dem Gestrampel der Bobos einen Mythos zu machen, was wird erst mit 100 Jahren passieren? Am 30.11.1910 wurde die Deutsche Hollerith-Maschinen Gesellschaft mbH gegründet, mit der die moderne Datenverarbeitung in Deutschland begann. Ein Jubiläum, dass der Mutter IBM nicht recht in den Krams passt, weil nächstes Jahr groß gefeiert werden soll. Behelfen wir uns passend zum deutschen Baby mit dem Spot über das Daten-Baby, komplett mit den Schauspieler-Interviews.

Metaphorisch gesehen ist auch der neue Personalausweis noch ein ein kleines Baby, das weiterhin brav darauf wartet, mit einer Äpp gepäppelt zu werden. Unter der Woche wurde mitten im größten Terror die kleine Umfrage des Bundesinnenministeriums beendet, in der neugierige Bürger vorab definierte Fragen stellen durften. Drei Fragen machten das Rennen, darunter eine zum Rufnamen, die aus Absurdistan gesendet wurde, weil auch der alte Ausweis nicht anders funktionierte. Aber halt, am 1. Dezember wird ein Türchen geöffnet und unser Bundesinnenminister wird die mit Spannung erwarteten Antworten präsentieren. Wer "Warum die Abweichung zwischen den Standards xHD und xÖV?" gefragt hatte, geht leer aus, ebenso wie viele Deutsche, die im Adressenteil Hausnummern mit Schrägstrichen wie 42/1 angegeben haben: das / fungiert in etlichen Kommunen als Trennzeichen des Datensatzes.

Manchmal wird auch das niedlichste Baby einfach zu heiß gewickelt. Das müssen in diesem Fall die Strategen von Wikileaks erfahren, die mit der Veröffentlichung von Diplomaten-Depeschen eine neue Weltgeschichte schreiben wollen. Die Kladde mit der Leseanleitung für diese neue Geschichte wurde vom Spiegel aus Versehen vorab veröffentlicht. Besonders hübsch die Vermutung, dass Diplomaten und Politiker die Wahrheit aussprechen könnten – oder eben doppelt gemoppelte Intrigen spinnen. Auch die Erwähnung der Sina-Boxen des deutschen diplomatischen Netzes amüsiert: es wird als "ähnliches System" beschrieben. Dabei ist die Verschlüsselung irrelevant: Leaks werden von Menschen in den Netzen produziert, nicht von den Kryptoknackern.

Quelle : www.heise.de

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