Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125356 mal)

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #240 am: 03 September, 2009, 21:05 »
Zitat
"Stehen sie auf dem e-Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesinternetrepublik, so geben Sie bitte jetzt den Namen unseres Wappentiers ein:" ********

Na?

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Damnit, as it seems I need a better wordlist.

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #241 am: 03 September, 2009, 21:51 »
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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #242 am: 06 September, 2009, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

Es war ein schöner Tag, der letzte im August
Die Sonne brannte so, als hätte sie's gewusst

*** Tja, so kann es gehen. Kein Leser wollte bei dem nachgeworfenen Sommerrätsel im vorigen WWWW mitmachen und den Namen nennen, den der Bundesadler unter Gerhard Schröder trug. Zum Wahljahr 2002 wurde aus diesem unseren stolzen Adler nämlich eine zappelige Comicfigur für eine interaktive Regierungs-Erklärbär-Webseite, die in einem Schülerwettbewerb den Namen Findulin verpasst bekam. Auf der CeBIT, auf der Findulin Premiere hatte, mussten die Regierungsmenschen an den Ständen Findulin im Knopfloch tragen.


Längst ist Findulin Geschichte, wie der Niedersachse Schröder und seine SPD. Bekanntlich tritt der Eckwestfale Steinmeier an, der mit seiner SPD auf eine Art Ermattungsstrategie setzt, den Koalitionspartner CDU/CSU zusammenzuschwächeln, in dem man kräftig vormacht wie das geht mit dem Schwächeln. Passend dazu ist aus dem jungen Findulin ein fetter, altersgrauer Vogel mit Gedächtnislücken geworden, der längst nicht mehr auf jede Frage eine Antwort weiß. Doch halt! Niedersachen, das größte Bundesland in der schönen norddeutschen Tiefebene, hält noch den jungen Adler in Ehren, dessen Bildrechte nunmehr beim Verfassungsschutz liegen. Dieser schickt zur politischen Aufklärung als Ersatz für die Landeszentrale für politische Bildung so genannte Demokratielotsen in die Schulen. Der Extremistenschnüffler als Aufklärer über die Werte unser freiheitlich-demokratischen Grundordnung, darauf muss man erst einmal kommen! Neis-Sager an Niedersachsens Schulen, an denen Freiheitsredner gar nicht gern gesehen werden. Komplett mit einem Innenminister Schünemann, der seine Schnüffellotsen als demokratisches Gegengift gegen den Extremismus preist. Da lachen die Geier und gackern die Hühner. Oder umgekehrt.

*** In der vorigen Wochenschau begleitete uns das Deutschlandprogramm der FDP durch die Nacht, diesmal muss das Regierungsprogramm der SPD (PDF-Datei) herhalten, verstärkt um den Deutschland-Plan, bis 2020 Arbeitsplätze wie Brunnenkresse zu produzieren. In diesem Plan befindet sich bekanntlich die Idee einer "Software-Hochschule", die 180.000 deutsche IT-Betriebe mit Arbeitskräften versorgen soll. Angeblich reichen ja die 60.000 Informatik-Studienplätze in Deutschland nicht aus, genügend Nachwuchs zu produzieren, damit "Deutschland auf gleicher Höhe mit den USA" steht, wie Steinmeiers Redenschreiber das formulieren.

*** Auf den Plan haben die Informatiker verärgert reagiert und die Schuld an der Misere an die Medien weiter gereicht. Jaja, jede Meldung im Heiseticker tötet eine Absicht, eine kritische Nachfrage gar einen ganzen Studiengang. Und es kann noch schlimmer kommen: Ohne Informatik kein Internet (das wieder einmal Geburtstag feiert), ohne dieses lange graue Kabel kein Katzencontent. Wo soll das alles enden? Besonders das mit dem Internet ist eine gefährliche Sache, das kann einmal ins Auge gehen.

*** In Steinmeiers Plan werden die Firmen SAP, Software AG und IDS Scheer lobend erwähnt, weil sie den Standort Deutschland zum weltweit führenden Land für Unternehmenssoftware gemacht hätten. Entsprechend soll die Software-Hochschule Spezialisten für Unternehmens-Software ausbilden, nicht kreative Lösungen für informatische Probleme finden. Oh, wie ordnen wir da bloß einen FORTRAN-Programmierer ein, aus dem nach einer Firmengründerzeit glatt ein Politiker im Europa-Parlament geworden ist?

*** Erinnern wir uns an die Zeit, als ein Politiker mit der Forderung Kinder statt Inder eine etwas eigenwillige Werbung für die deutsche Informatik-Förderung betrieb, komplett mit Unterstützung einer indischen SQL-Datenbank. Seinerzeit bin ich dem Inder Umang Gupta nicht gerecht geworden, weil ich seine Ausbildung nach Bangalore verlegt hatte. Besagter Politiker kommt aus Köln und aus der CDU, obwohl er als "Arbeiterführer" tituliert wird, wegen seinem heldenhaften Kampf um Nokia. Nun hat Jürgen Rüttgers nach den Indern die nächste bedrohliche Gruppe ausgemacht. Es sind die Rumänen, nein, Entschuldigung die Finnen, achwas, natürlich die Chinesen. Sie muss man würgen, bis sie Duisburg schön finden. Wieder einer, der zuviel Schimanski gesehen hat.

*** Rüttgers könnte übrigens Steinmeier würgen, bis dieser Brakelsiek und Bundestagswahlsieg verwechselt. Denn die SPD kommt mit einer aparten Art einer Verstaatlichungs-Idee, importiert aus Australien. Eine deutsche Breitband AG soll als fast freiwilliger Zusammenschluss aller deutschen Provider die BRD vernetzen und wird von der Macht der Arbeiterhände geschützt: "Damit ein solcher Zusammenschluss nicht an Regulierungshürden scheitert oder die Verbraucherinteressen vernachlässigt, werden wir auch in Brüssel dafür sorgen, dass die Kommission diese wichtige infrastrukturelle Aufgabe unterstützt." Das von der Partei, die bei Vorratsdatenspeicherung und Zugangserschwernisgesetz wichtige infrastrukturelle Weichen gestellt hat und eine Ministerin in ihren Reihen hat, die dort Fortschritte sieht, wo alle andere Menschen Rückschritte sehen. Das nennt sich dann wohl Riesen-Forschritt im Sinne des dialektisch-materialreichen Müntismus.

*** Wer den Mut hat, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, wird zum hemmungslosen Schönreden der Sozialdemokraten tatsächlich nur eine Frage haben: Wofür macht die SPD sich eigentlich die Mühe, ein Wahlprogramm zu entwerfen, wenn sie dessen Inhalte nach den Wahlen eilfertig über den Haufen wirft und mit den Christlichen schäkert. "Wir nennen es Arbeit am Projekt 18", dürfte Parteisascha Lobo das wohl formulieren. Ein Zusammengehen mit der Linken ist für den Bundestag absolut ausgeschlossen, weil diese das putzige Wegschießen geklauter Tankwagen als Krieg bezeichnen und diesen auf der Stelle beenden wollen. Aber hallo, das geht so nicht bei einer echten Friedensmission. "Die Aufständischen blieben mit den Fahrzeugen in einem Fluss stecken", so die offizielle Darstellung. Ganz klar: Wir nennen es Brunnenbauen.

*** Ähnlich reif wie die deutsche Politik präsentierte sich dieser Woche ein junger Mann, der mit der Kopie einer Idee reich geworden ist und nun schwadroniert: "'Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen – und höre auf, Autoritäten zu zitieren.' Da hab ich gleich mal Immanuel Kant zitiert, korrigiert, erweitert und vollendet." Dieser Vollender liebt offenbar einen Kant, dem jede Ethik schnuppe ist (bis er für seinen Diener Lampe doch noch eine kleine Ethik bastelte). Ehssan Dariani, der einstmals mit einer Seite des Völkischen Beobachters und der entsprechenden Domain zum Geburtstag des Führers das "Gebot der Pflicht" proklamierte, mit der sein eigener Geburtstag gefeiert werden musste, spricht nun im Interview von Missverständnissen. Danke, keine weiteren Fragen der Interviewer. "Reden wir über Geld" heißt die Rubrik der Süddeutschen Zeitung, nicht "Schweigen wir über A****löcher".

Was wird.

Wo bleiben die Jubiläen? Beim Blick auf eine etwas andere Zeittafel kann man lernen, dass am 4. September 1989 in Leipzig ein Friedensgebet stattfand, aus dem sich eine kleine Demonstration für "offene Grenzen, Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit" entwickelte, die vom "Westfernsehen" übertragen wurde, das zur Leipziger Herbstmesse in der Stadt weilte. Aus diesem Anfang entwickelte sich die Praxis der Montagsdemonstrationen. Aus der "Versammlungs-und Vereinigungsfreiheit" wurde der Ruf "Wir sind das Volk", gewissermaßen ein Vorläufer von All your base belong to us, das Google an diesem Wochenende zu einem Festival verschickte. Heute sind die Rufe wieder näher am Original, wenn es am Samstag heißt: Freiheit statt Angst.

Als das erste Einweiserportal auf Basis der elektronischen Fallakte seine Web-Pforten öffnete, war der Jubel groß, genauso groß wie die aktuelle Empörung über Ärzte, die angeblich ein "Kopfgeld" nehmen. Ausgerechnet Ulla Schmidt, die Schutzherrin der elektronischen Fallakte, spricht von Betrug und fordert zur Denunziation auf. Dabei entspricht es dem Gedanken der Fallakte, wenn "sektorenübergreifend" behandelt wird und Ärzte diese zusätzlichen Leistungen abrechnen. Denn so und nicht anders sieht die Realität aus: Krankheit ist eine Ware geworden und der Arzt ist ihr Verkäufer. Wenn Denunziation gefordert wird, wenn SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach einen Pranger haben will, den er als Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken strikt ablehnt, so könnte man von einem Sieg der Spin-Doktoren sprechen. Am Mittwoch beginnt der Fachkongress IT-Trends in der Medizin, der sich schwerpunktmäßig mit dem Rollout der elektronischen Gesundheitskarte befasst. Er soll bekanntlich im Oktober in der Region Nordrhein starten, in der Ärzte ein "Kopfgeld" für die Anschaffung von Lesegeräten bekommen. Entschuldigung, natürlich ist Prämie der korrekte Ausdruck.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #243 am: 13 September, 2009, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es ist Herbst, das Fallobst fällt und andere faule Sachen schlagen auf. Zum Beispiel ein Internet-Manifest, geschrieben von einer gut vernetzten Szene von "Berufs-Publizisten", die den Aufstand gegen Verleger, Journalistengewerkschaftsschwafler und Kulturteildummschwätzer wagt. Dass daraus ein "Internet-Manifest" wurde, verdanken wir dem glücklichen Umstand, dass die Adresse internet-manifest.de noch frei war und Bloggerdummschwaetzer.de so sperrig-deutsch klingt und bei der Internationalisierung hinderlich ist. Nun liest die Welt "The Internet is a pocket-sized media empire" und übersetzt den germanischen Unsinn in viele, viele Sprachen. Irritierte Fragen, ob wirklich schon 2009 ist oder doch noch 1995, bleiben nicht aus. Der Rip van Internetle, das sind deutsche Leitblogger, die ihre Felle und Skalpe davon schwimmen sehen wie alternde Berufsjugendliche: "I call it the Rip Van Winkle Syndrome, where we're just waking up after a long sleep and realizing that our audiences are going away." Das Ganze wurde dann auch so internetschnell veranstaltet, dass einige Unterzeichner des Manifestes offenbar unterschiedliche Versionen ohne peinliche Platitüden wie Eigentum verpflichtet unterzeichneten. Aber wie heißt es so manifestierlich: Was im Netz ist, bleibt im Netz – bis auf die kritischen Kommentare, die die Ripper in der US-Version ausdauernd löschten.

*** Es ist müßig, die Thesen einzeln anzugreifen. Wenn jemand in der Straßenbahn Richtung Herrenhausen furzt, sagt man auch nicht: "Entschuldigung, ich kann das schöner." Was bleibt, ist das Erstaunen, dass ausgewiesene Journalisten so banal und unkonkret und vor allem ohne jede Glut schreiben können, wenn ihnen der Kragen geplatzt ist. So werden sie Teil der Blödosphäre mit ihren werbigen Selbstdarstellern. Darüber Witzeln tun die anderen, die ein Gespür für den typisch deutschen Größenwahn haben, in Österreich und in der Schweiz. Bemerkenswert bleibt einzig die vom großen deutschen Wirren aufgespießte Fähigkeit, beschönigend vom eigenen Bauchnabel zu berichten. Neu ist das nicht, man kann es auch hier nachlesen, wenn Franziska Heine über die von ihr mitgetragene Einrichtung einer europäischen Mailing-Liste schreibt. Es ruiniert nur den sauber trennenden Online-Journalismus mit einem spezifischen Stallgeruch. Dabei endet der Kragenplatzanfall eigentlich mit einem schönen Satz, wenn man den analfixierten Hintern aus dem Wörterbuch der Gutmenschen rauskürzt: "Nicht der besserwissende, sondern der kommunizierende und hinterfragende Journalist ist gefragt."

*** Verglichen mit dem Internet-Manifest ist das Internet-Protokoll eine heiße Sache, so heiß in Wahlkampfzeiten, dass man glatt über den Klimaschutz ins Grübeln kommt. Vermutlich liegt es in dieser Argumentationskette, dass Justizministerin Brigitte Zypries in dieser Woche im Interview ein Kioto-Protokoll für das Internet fordert und vom totalen Überwachungsstaat schwärmt: "Vielleicht hat dann jeder eine individuelle IP-Adresse, die so unverwechselbar ist wie seine Telefonnummer?" Die feuchte Fantasie der fürsorglichen Überwachung ist in ein Gespräch eingebettet, in dem die Piratenpartei von Zypries abgekanzelt wird, als kleines Häuflein, dem auch noch Galionsfiguren wie Otto Schily (PDF-Datei der Verfassungsbeschwerde, in der die Rolle von Otto Schily untersucht werden soll) und Joschka Fischer fehlen. Wer die verschrobene Argumentation der SPD-Frau über den "Dialog mit Vertretern der Internetgemeinde" liest, kommt leicht zum Schluss, dass hier ein ganz spezielles Treibhaus für Piraten gebaut wird.

*** Ja, diese Piraten mit ihrem Rumpfprogramm, das neben den Gedanken zum Internet, zum Urheberrecht und zum Patentsystem wenig enthält, was von der Aufregung um ihren Abgeordneten Tauss ablenkt und eine ganze Wochenschau tragen kann. So ist es schon eine Nachricht, wenn ein Pirat kein PC-Freak ist. Aber halt, wie verhält es sich denn mit den Zwergen, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres zu sehen? Sie bleiben erstmal Zwerge, mit Zwergenlohn bezahlt, weil sie sich auf einem öffentlichen Riesen tummeln: "Im Allgemeinen wird für die Schaffung eines Werkes in erheblichem Maße auf den öffentlichen Schatz an Schöpfungen zurückgegriffen. Die Rückführung von Werken in den öffentlichen Raum ist daher nicht nur berechtigt, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit der menschlichen Schöpfungsfähigkeiten von essentieller Wichtigkeit." Vielleicht passt diese Auffassung gut zu den Zukunftstipps, die ein Medienmagazin bereithält, das sich an kommerzielle Unternehmen wie den Burda Verlag wendet:

23. Seien Sie geizig. Warum für ein Agenturbild 80 Euro zahlen, wenn Sie eines umsonst bei Diensten wie Flickr bekommen können? Achten Sie jedoch darauf, dass Sie nur Bilder verwenden dürfen, die unter der Creative Commons Attribution Licence veröffentlicht wurden.

Schnell ist da mal die Namensnennung vergessen oder der Hinweis, dass allein nicht-kommerzielle Verbreitung gerade den Geizhälsen den Hals stopfen soll. Vielleicht passt aber auch das Freipreis-System des Weltherrschers, der mit seiner ersten CD ein Experiment gestartet hat, stilecht mit eigenem Internet-Manifest. Die Zukunft wird es zeigen.

*** Vor acht Jahren starben in New York 2600 Menschen. Längst ist das offizielle Gedenken eine politische Routine geworden, ein lautes Gekläffe, das die vielen Geschichten von den Strasse und den Wassern übertönt. Bringt, was Hund ist, zum Schweigen? Von wegen. Vielleicht die beste Antwort auf das offizielle Memorieren kommt von den Kryptographen Whitfield Diffie und Susan Landau. Sie veröffentlichten am 11. September eine Untersuchung zur Geschichte der Abhörmaßnahmen, die nach dem 11. September sprunghaft zunahmen und nicht nur die USA in ein anderes Land verwandelten. In letzter Konsequenz entstand eine Bedrohung der freien Gesellschaft, die größer ist als der Terrorismus, vor dem sie eigentlich schützen soll: Sicherheit ist Angst statt Freiheit.

Was wird.

Ehe die Zukunft beginnen kann, muss die Vergangenheit abgewählt werden können. Das ist nicht ganz einfach, wenn man liest, wie der Blätterwald mitsamt den angeschlossenen Online-Palmen sich auf das Duell der Giganten einstimmen, das angeblich die Wahl entscheiden kann. Parole Gähnen ist bereits ausgegeben. Ein Streit der kleinen designierten Partner, die einen strikt auf der Online-Durchsuchung von Computern bestehend, während die anderen ebenso strikt die Festplatte als Inbegriff der Privatheit sehend, würde vielleicht zu einem ordentlichen Duell reichen. Das ist in dieser Form nicht geplant. Doch was wäre das Netz, wenn es nicht hübsche Alternativen bieten würde?

Neben der Bundestagswahl darf ein Blick nach Schleswig-Holstein nicht fehlen. Dort zittern die Sieger schon vor einem Patt. Immerhin, auf einen gar nicht so unwichtigen Punkt haben sich die Parteien festgelegt. Thilo Weichert, der auf der Demonstration "Freiheit statt Angst" davon sprach, dass Freiheitsrechte eine digitale Dimension haben, soll weiterhin der oberste Datenschützer im Norden bleiben. Seine Wiederwahl in eine zweite Amtszeit soll noch am 16. oder 17. September erfolgen. Das klingt besser als frühere Nachrichten. Gleichzeitig sollen in dem von ihm geleiteten unabhängigen Landeszentrum für den Datenschutz eine Reihe von Stellen abgebaut werden. So sieht die Politik des neuen Ausgleichs aus.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #244 am: 20 September, 2009, 01:42 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

*** Das Wetter, blafasel, die norddeutsche Tiefebene, blafasel, der Mensch. Viele tiefsinnträchtige Gedanken sollten in die Wochenschau, doch das geht nicht. Schließlich bricht bald der Wahltag an und der verregnet jede gute Absicht. Ja, bei mir regnet es. Nicht Tropfen, sondern Wahlprüfsteine schlagen in der Inbox auf. Es begann im Wonnemonat Mai mit den Wahlprüfsteinen von BOGK, was der Bundesverband Obst, Gemüse und Kartoffeln ist, zu tröpfeln. Dann folgten die Wahlprüfsteine der Architekten, Schwulen und Lesben. Mittlerweile regnet es kräftig Wahlprüfsteine, selbst die Lobby-Gegner haben welche. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der professionellen Kaffeesatzleserei und der Anhäufung von Wahlprüfsteinen. Selbst Das Böse in der S-Bahn wird unversehens zum Wahlprüfstein, der an Überwachungskameras baumelt.

*** Das Gemeine an dieser Sorte Steine ist, dass sie mit einem ordentlichen Spin geworfen werden. Die Wahlprüfsteine des Informationsforums RFID etwa erwecken den Eindruck, als ob von rechts bis links der Einsatz von RFID-Chips eine tolle Sache ist, die der deutschen Industrie nützt. Die Roten verteilen die Chips mit der öffentlichen Hand, die Rosanen umgehen das Buhwort und sprechen von Funkidentifikation und die Schwarzen stopfen die Chips in die Kühltheken wegen der Rückverfolgung von Gammelfleisch, die irgendwie den deutschen Mittelstand stärken kann.

*** Den lustigsten Wahlprüfstein hat dieses Mal eindeutig der Chaos Computer Club aufgestellt. Er fordert nach ziemlich unschönen Zwischenfällen auf der großen deutschen Freiheitsdemonstration die Identifikationsnummer für Polizisten. Freiheit für Weathermen statt Leathermen? Die Frage forkt in ontologische Dimensionen. Denn die Forderung nach einer Polizisten-ID steht einzig im Wahlprogramm der Linken (PDF-Datei). Gleich nach der Forderung, "perspektivisch" alle Geheimdienste abzuschaffen, kommt der Satz: "individuelle Kennzeichnungspflicht für uniformierte Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei einführen" – für jeden CCCler ist damit die Wahlfrage gelöst. Das Modell des CCC findet sich natürlich in Berlin: Wenn man schon für Deutschland ist, dann für FKD, Friedrichshain-Kreuzberg-Deutschland. Sind wir nicht alle etwas Labor?

*** Die Sache läuft gut für die Linke, erst recht, seitdem ein halbwegs prominenter Pirat in der Jungen Freiheit aufgetaucht ist und damit eine besonders borstige Sau in Kleinbloggersdorf die Runde macht. Furchtbar, ganz furchtbar ist das offenbar bei den Netizens, die nicht trällern können. Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft war gestern, heute ist Denkschutz angesagt. Ist es nicht höchste Zeit für ein neues Internet-Manifest oder eine kleine Unvereinbarkeitserklärung? Aber na klar, zumal es nur ein Satz ist: "Wir lachen auf 4Chan über "FAIL"-Meme Bilder, und wenn da nix Neues kommt, dann suchen wir das nächste Ziel, ob da nun die Piratenpartei nen Fehler macht oder Schäuble, ist dabei ganz egal."

*** Auf die hingeschmissenen, mitunter gestapelten oder gemoppelten Steine antworten Politiker wie der erwähnte Herr Schäuble, indem sie Süßholz zurückwerfen, geraspelt oder am Stück. Gleich nach der Wahl kommt alles auf den Kehricht, die Steine, die Hölzer und all die Prüfungen, vom Bündnis Urheberrecht, das sich um "geistiges Eigentum in elektronischen Umgebungen" kümmert bis zum Wissensbund Wikimedia, das nach einem "nachhaltigen Zugang zu unserem kulturellen Erbe" fragt. Die Tradition der Wahlprüfsteine ist eine gewerkschaftliche: Die ersten Steine wurden 1953 geworfen, als der DGB die Kampagne "Für einen besseren Bundestag" startete und die christlichen Gewerkschaftler dies ganz furchtbar fanden, weil sie eine Parteinahme für die Sozen witterten. Heute gibt es nicht nur die Gewerkschafts-Prüfsteine, sondern ganz unchristlich auch Wahlprüfsteine der Muslime.

*** "Ein #Politiker folgte mir, ich folgte ihm und schrieb in sein Facebook die Wahlprüfsteine des bitly, nun folgen wir einander nicht mehr." Dieses (leicht anonymisierte) großartige Stück deutscher Twitteratur über Hingabe, Glück und Abschied, über Facebook und Politik wäre ohne Wahlprüfsteine niemals gezwitschert worden. Es beweist, wie wichtig für alle virtuelle soziale Netzwerke sind. Bleibt nur noch übrig, dieses Interview zum Abschied eines großen Politikers zu bringen, der als Vater des Überwachungsstaates in den Ruhestand geht und uns allen eine Cyber-Polizei wünscht, weil "das Internet kein rechtsfreier Raum ist und nicht sein darf." Ob eine spezielle Polizei für groß angelegte Internet-Fahndungen wirklich die richtige Lösung des "Raumproblems" ist, darf bezweifelt werden. Vielleicht sollte man erst einmal mit dem Blödsinn aufhören, verkürzt vom Raum zu reden, nur weil es einen Adressraum gibt. Bei der Gelegenheit könnte man auch aufhören, vom Flashmob-Terror zu reden, und Unsinn wie "die jungen Schreihälse leben praktisch im Internet" zu schreiben. Yeah, Yeah, noch lebt jeder Mensch auf dieser unserer Welt und niemand "praktisch im Internet".

*** Das Wetter, der Herbst und alle schönen Sonnen helfen das Geröll der Wahlprüfsteine zu vergessen. Und dann gibt es noch Gedichte: Heute vor 190 Jahren schrieb John Keats seine Ode an den Herbst:

SEASON of mists and mellow fruitfulness,
Close bosom-friend of the maturing sun;
Conspiring with him how to load and bless
With fruit the vines that round the thatch-eves run;
To bend with apples the moss'd cottage-trees,
And fill all fruit with ripeness to the core;
To swell the gourd, and plump the hazel shells
With a sweet kernel; to set budding more,
And still more, later flowers for the bees,
Until they think warm days will never cease,
For Summer has o'er-brimm'd their clammy cells.

Neblige Zeit, die weiche Früchte häuft, das war das letzte große Gedicht von Keats im Jahre 1819, in dem seine berühmtesten Werke entstanden. Zwei Jahre später starb Keats an Tuberkulose im Alter von 25 Jahren.

*** Wo bleibt das Positive? Im Alter von 72 Jahren ist Mary Travers gestorben, die Mary des Trios Peter, Paul and Mary. Die Sängerin wuchs als Tochter eines Journalistenpaares in dem Haus auf, in dem auch Pete Seeger lebte. Als "feministische Matriarchin" hielt sie das Trio, das auf allen großen Bürgerrechtsmärschen in den USA spielte, auf Kurs in Richtung politisch engagierter Folkmusik. Puff the magic dragon ist ein untypischer Song des Trios und durch "urban myth" damit gestraft, als Drogensong interpretiert zu werden. Zur Leistung von Mary Travers gehören viele Aktionen in Lateinamerika zur Unterstützung von Bürgerrechtlern; sie engagierte sich auch im Kampf gegen die Regierung von George W. Bush. Dass ihre Musik aseptisch war, oder harmonisch oder kommerziell, wie vom Rock zugedröhnte Musikkritiker lästerten, darf heute ruhig belächelt werden, denn sie war immer parteilich. Ein engagiertes Leben ist zu Ende, das sich nie einer "technologischen Realität anpassen" wollte, wie deutsche Chefanpasser unaufhörlich fordern.

Was wird

Vor 10 Jahren erschien kurz vor der Buchmesse Ray Kurzweils Homo S@piens auf Deutsch und löste einen Riesenwirbel mit der These aus, dass die Menschen bald ihr Hirn uploaden und dann ewig im Speicher existieren bis zum finalen read_write_error. Der Blick zurück lohnt sich, denn Kurzweil geizte nicht mit Prognosen für die Jahre 2009, 2019, 2029 und 2099. Für das Jahr 2009 können wir die Prognosen überprüfen und siehe da, bei den Computern hat Kurzweil Recht behalten, als er kleine tragbare Dinger wie mein G1 ankündigte. Auch beim Musikvertrieb über das Internet kann Kurzweil punkten, während der Verkauf von eBooks noch nicht in Schwung gekommen ist. Bei den übrigen Prognosen, vom Aussterben der Festplatten und CDs über die Spracherkennung und automatische Übersetzung bis hin zum Navigationssystem für Blinde erweist sich die Prognose als übermäßig optimistisch. Das gilt auch für den Finanzboom, den Kurzweil statt der Lehman-Pleite prognostizierte. Dafür kommt die freundliche Suchmaschine Google nicht vor, obwohl Kurzweil frühzeitig als Betatester die Suchmaschine kannte. Heute ist Kurzweil Präsident der Singularity University die hauptsächlich von Google finanziert wird. Der erste Jahrgang dieser Universität für die Vorbereitung der Menschheit auf den technologischen Wandel der Welt hat seine Studien beendet und schenkt der Welt Ideen wie ACASA, wo mit den Mitteln des Rapid Prototypings ganze Häuser entstehen sollen. Der Upload der Gehirne verzögert sich, die Bundesbahn würde es Trieb-Werk-Störung nennen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #245 am: 27 September, 2009, 03:25 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ein aufregender, ein mitreißender, ein packender und witziger Wahlkampf geht zu Ende – irgendwo auf diesem Planeten, nur nicht bei uns. Kaum zu glauben, aber ich muss dem Chaos Computer Club Recht geben, dessen Sprecherin treffend vom schnarchnasigsten Wahlkampf aller Zeiten spricht und von den infantilen Piraten. Geschichten, die in Deutschland anno 2009 erzählt werden, sind deprimierende Erzählungen, heißen Klick. Und weg in der Printausgabe, in der Online-Version "No, we can't". Sie machen Angst, zeigen sie doch eine Volkspartei am Rande der Auflösung, in der Karrieristen den Mut verloren haben, eine Meinung zu diskutieren. Oder ist das schon ein Widerspruch, Mut und Karriere in der Politik?

*** Ja, gut, heute haben wir mal wieder die Wahl. Obwohl ich bei dem, was alles zur Wahl steht, mich manchmal doch lieber auf das zurückziehen würde, was musikalisch zur Wahl steht. Aber gut, die Digitaliener (das ist ein CCC-Ausdruck), die Häcksen, die Geeks, die Nerds und Technomagier wollen in wenigen Stunden als Piraten auch die Lokale entern und die Politik mit einer Nothalse drehen, den Überwachungsstaat entwaffnen. Die Politik ist die eines Flashmobs und mehr die vom Fähnlein außerparlamentarisch wieselnder Schweifer, unterstützt von Titanen wie Dieter Bohlen: Gewählt wird kein Parteiprogramm, noch weniger eine Strategie. Wenn ein schwarzer Wimpel gehisst wird, ist das erst einmal ein Zeichen des Protestes gegen die zunehmende Zensur, mehr nicht. Aber auch nicht weniger. Danach beginnen die Mühen der Ebenen mit langanhaltenden 2 Prozent Steigung auf dem Weg und vielen programmatischen Grundsatzdiskussionen.

*** Eine echte Steilvorlage für alle Verteidiger bürgerlicher Freiheiten wurde dabei dieser Tage aus dem Innenministerium an das Wahlvolk geschickt. Auch wenn ein Staatssekretär das Ganze als durchaus übliche Stoffsammlung charakterisierte, so zeigen schon die Adressaten des Konzeptpapiers, was für eine brisante Geschichte da kurisiert. So löst sich der erwähnte Herr Al Ös mitnichten als islamistischer Verfassungsschützer auf, sondern als veritabler Ministerialdirektor, was die Rede von Referaten unterhalb der Leitungsebene Lügen straft: Hier wird auf hohem Niveau gezündelt, hier werden die jämmerlichen Lockspitzel der Plutoniumaffäre plötzlich zu seriösen Ermittlern.

*** Das angedachte Umbauprogramm betrifft nicht nur die faktische Integration des Verfassungsschutzes in die Polizeiarbeit. Das angestrebte "engmaschige Sicherheitsmanagement" mit Zugriff auf Maut-Daten, mit Zugriff auf die IP-Daten von Bürgern, die Behördenwebseiten aufsuchen, die "erkennungsdienstliche Standardmaßnahme" eines DNA-Profiles könnte Deutschland in einen Überwachungsstaat katapultieren, gegen den die DDR mit ihren Geruchsproben nachgerade idyllisch wirkt. Von daher ist es doch auch verständlich, dass manche Menschen, die noch vor kurzem unter dem Motto Freiheit statt Angst in Berlin demonstrierten, zähneknirschend auf die schwarz-gelbe Koalition hin wählen, damit die FDP den gröbsten Unsinn verhindern kann. So bekommen die Zahnärzte viel Arbeit, weil ein Überwachungsgegner, der taktisch die CDU/CSU wählen muss, keinen heiteren Sonntag vor sich hat. Auf einem Schiff nach einer stürmischen Reise mit vielen Seekranken klarmachen, ist manchmal eine richtige harte D(r)ecksarbeit.

*** Dann wären da noch die Linken, die so mancher Verfassungsschutz in deutschen Landen gerne und ausdauernd beobachtet, besser als das Rünttgen der CDU bei der von ihnen so genannten Kraftilanti von der ebenfalls rünttgenden SPD. Freuen wir uns also mit dem künftigen Bundeskanzler "Siggy Pop" Gabriel, wenn dieser in Harmonie mit Ulla Jelpke und Claudia Roth ein atomblond gestähltes Stand by your man anstimmt? Gemach, gemach, der Mann bereitet sich noch für das kommende Misstrauensvotum vor. Bis dahin singen wir lieber, typisch Hannover, Winds of Change und warten auf Gabriel, den Grauen.

*** Im November 1991 erschien ein ulkiges Buch von einem Kolumnisten mit dem Pen-Namen Robert X. Cringeley: Accidental Empires. Der Untertitel dieses Buches, das sich hauptsächlich mit der Entstehung von Apple, Microsoft, Oracle, Sun Microsystems und der Veränderung von IBM befasste, ist heute noch ein liebgewordenes Klischee: "How the boys of Silicon Valley make their millions, battle foreign competition and still can't get a Date." Das Buch wurde als Triumph der Nerds verfilmt und im amerikanischen öffentlichen Fernsehen PBS gesendet. Zu den reichen Jungs, die keine Frau abbekommen, gesellte sich das Klischee von den Geeks, die nicht kochen können, mit einem wiederwärtigen Banane-Majonaise-Brei als Höhepunkt der Unappetitlichkeit. Natürlich ist das alles gelogen. Wer in die einschlägigen Geek-Kochforen etwa vom legendären Bluephod schaut, findet sehr wohl ausgezeichnete Gerichte neben der typisch nerdigen Neugier, auch Fastfood und Tierfutter auszuprobieren.

*** Bis zum Wahlabend gibt es sicher genug Gerichte, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Mein Redakteur kocht gerade ein Boeuf Bourgignon, die Nerven stärkend, ehe er sich in den Clinch mit einem neuen CMS begibt. Außerdem folgt vorher noch ein Wahltag, an dem ein Nachrichtenticker nicht einfach abschalten kann wie eine Spielplattform. Wer jetzt verzagt, dem sei geholfen: Wie wäre es mit dem hier? Man schmeiße den Wasserkocher an und stelle mit Kartoffelbreipulver eine hübsche Menge Brei her, je nach Zahl der anwesenden Wahlbeobachter. Mit Wasabipaste und Muskatnuss abschmecken. Nun ein ordentliches Glas scharfen Senfs unterrühren und dann die Pampe vertilgen. Alsdann wird über die Strichliste diskutiert, nach der vom Durchfall geplagte den Abort aufsuchen. Als Papier liegt dort das Manager-Magazin, aus dem die Anregung für das Rezept stammt:

mm: Immer mehr Journalisten und Freizeitschreiber fühlen sich bemüßigt, ihre Aha-Erlebnisse in Netztagebüchern zu verbreiten und ihren Senf unter den Meinungsbrei zu quirlen.

Ja, so unvoreingenommen kann ein Journalist mit geistigem Durchfall im Jahre 2009 das Internet beschreiben, noch dazu in einer "Frage", die an den Verleger Hubert Burda gerichtet ist. Dieser ist etwas höflicher, gibt aber deutlich zu verstehen, dass seine tollen Dienste wie Holidaycheck oder Jameda nicht ausreichen und Nachrichten.de noch gepampert werden muss. So freut er sich auf ein Leistungsschutzrecht für Verlage und darüber, dass die Politik die Pläne aufgegriffen hat. Wir hören aus dem Hause Burda: "Die Pläne werden schon jetzt konkretisiert und in der nächsten Legislaturperiode weiterverfolgt, vorausgesetzt, die Bundestagswahl geht entsprechend aus." Die anvisierte Verleger-GEZ steht nur im Wahlprogramm der CDU/CSU, der "strahlenden" Gewinnerin der Wahl 2009.

*** Mit einem seltsam klingenden Urheber first macht meine Gewerkschaft Front gegen das geplante Leistungsschutzrecht. Die in der Stellungnahme angemahnte sorgfältige Diskussion um die Gesamtfragestellung "Paid Internet" gefällt mir überhaupt nicht und riecht nach einem Brei mit viel Senf. Wer von der Diskussion um Bezahlcontent gleich zum Bezahl-Internet übergeht, suggeriert, dass das Internet heute für umme ins Haus kommt.

Was wird.

Wenn das Wahlgetöse verklingt, werden die Brillen geputzt. "Die Mühen der Berge haben wir hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebene," dieser Satz von Bertolt Brecht gilt immer noch, erst recht, wenn man die Welt verbessern will. Im ach so unbedeutenden Konzeptpapier des Bundesinnenministeriums findet sich unter Punkt 1.9 die Forderung nach Verstärkung der Sicherheitsforschung. Diese Forschung aber soll nicht länger im Forschungs- und Verteidigungsministerium angesiedelt sein, sondern dem Bundesinnenministerim übertragen werden. Das dürfte Ministerin Schavan gar nicht gerne lesen, wenn sie denn noch Ministerin sein sollte. Am Dienstag startet die diesjährige Future Security. Der Termin kollidiert diesmal leicht mit der schwedischen EU-Initiative, die unter dem Neusprech Innovationen für Bürger in Stockholm tagt. Aber von Sicherheit kann man bekanntlich nie genug haben. Die deutsche Konferenz in Karlsruhe beschäftigt sich unter anderem schwerpunktmäßig mit "Behaviour Software". Denn nichts anderes als eine intelligente Videoanalyse kann uns vor den Terroristen retten. Nicht zu vergessen viele, viele neue Überwachungskameras.

Daneben gibt es etliche Tracks zu Drohnen und anderen autonom handelnden Robotern. Wenn ich es mir richtig überlege, ist dieser Presse-Roboter auch ein Fortschritt im Vergleich zu heute. Sicherheitstechnisch betrachtet hat das Ganze auch seine positiven Seiten. Nach Schwertern zu Pflugscharen gilt 2009 die Forderung Kriegsroboter in die Buchhaltung!

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #246 am: 04 Oktober, 2009, 00:20 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Überall ist Neuanfang, nur in der kleinen Wochenschau nicht. Denn am Rande der norddeutschen Tiefebene gibt es eine Großbaustelle in Hannover und nein, es ist nicht das Ihme-Zentrum, sondern der Heise-Verlag. Zum dritten Mal, seitdem das WWWW den mageren wochenendlichen Newsticker mit mäusespeckigen Inhalten aufflufft, wird das CMS gewechselt, ändern sich Link-Syntax, ID-Nummern und einiges mehr. Noch ehe ein klarer Gedanke geschrieben werden kann, muss ein ordentliches Makro her und der Editor umgebaut werden, und das an einem schönen Herbsttag, der den Mais in den Ebenen rascheln lässt. Ich bitte also um Nachsicht bei diesem Altanfang, wenn der eine oder andere Link nicht funzt. Sachdienliche Hinweise werden gerne entgegengenommen, doch GNU Bucks werden nicht gezahlt.

*** Mit meiner persönlichen Wahlprognose hat die letzte Wochenschau gar nicht mal so schlecht abgeschnitten: Wie erwartet, ist "Siggy Pop" Gabriel in die Pole Position geprescht und wird mit der ganzen Kompetenz eines Pop-Beauftragten an einer Rot-Grün-Roten Lichtorgel schrauben. Auch die zwei Prozent der Piratenpartei waren goldrichtig. Ob zur nächsten Wahl weitere zwei Prozent hinzukommen, kann freilich ebensowenig berechnet werden wie der Haushalt der Piratenpartei: "Nerds sind verliebt in technische Probleme, aber Zahlenwerke mögen sie nicht." Soso, wo ein Klischee ist, da kommt ein zweites um die Ecke und, haha, der Piratenschatz ist futsch.

*** Nicht vorhergesagt habe ich allerdings das Verhalten der implodierenden SPD, das jeder Nerd als "Epic Fail" bezeichnen wird. Beim Spurwechsel von Christoph Matschie in Thüringen muss man nachgerade froh sein, dass Matschie kein Skiläufer ist. Mal rechts, mal links blinken auf der Schussfahrt in die Bedeutungslosigkeit, da hätte Kuddl Schnööf, der große Theoretiker der Tiefebene fix geseggt, wer keene Klöten hefft. Nicht vorhergesagt habe ich schließlich den neuen gelben Provinzialismus, den die Vertreter der Wirtschaftspartei FDP an den Tag legen, wenn der designierte Outside Minister spricht: "Wir sind hier in Deutschland. In Deutschland ist es üblich, dass man Deutsch spricht." Bekommen Daimler, Siemens, Bosch oder SAP Steuererleichterungen, wenn sie die Kommunikation auf Englisch abschaffen? Nach dem Reinfall mit Muentefering dürfte die Presse ihren Spass mit dem Gezwitscher von Westerwave haben.

*** Warum eigentlich sollen Ärzte nicht etwas Fun bei der OP haben? So können sie die Zeit überbrücken, wenn die Leiche entsorgt und der Raum für den nächsten Kandidaten aufgehübscht wird. Etwa für die Patienten, die sich mitsamt der neuen Gesundheitskarte an scharf geschalteten Lesegeräten verletzt haben. Sie wird zusammen mit dem Gesundheitsfonds und den diversen Steuerschrauben eine wesentliche Rolle bei den Verhandlungen zur Pfeilgiftfroschkoalition spielen, schließlich ist die gestresste deutsche Ärzteschaft die Klientel der Liberalen schlechthin. Das bisschen Gezanke um die Sperrtechnik kann man ruhig den Gerichten überlassen, die die Verfassung schützen und Erfahrung mit solchen Brennstäben haben.

*** Die Sensation dieser Woche ist nicht die aussterbende Primatenart Steini, sondern die längst ausgestorbene Entwicklungsstufe Ardi, obwohl ich mir bei diesem Foto gar nicht mal so sicher bin, dass wir tatsächlich höher entwickelt sind als jene fernen Wesen. Immerhin legten sie schon Wert auf hübsche Wangenknochen, wie Günther Grass, äh, Gunther Sex.

*** Mit Ardi soll die Savannen-Theorie vom aufrechten Gang geschreddert werden, an die seit Theweleits "Männerphantasien" ohnehin wenige glauben: Nach diesem Buch trollten sich Männchen bei Angriffen fort, während Weibchen mit Kindern ins Wasser gingen und dort warteten, bis die hungrige Raubkatze keine Lust mehr hatte und verschwand. So fiel das Fell ab, kam der aufrechte Gang in die Welt und es entwickelten sich diese langen Frauenhaare zum Festhalten für die Kleinen. Kurz gesagt: im Zweifelsfall siegt der Katzencontent. Nach Ardi sind die Schimpansen übrigens eine Rückentwicklung weg vom aufrechten Gang. Sie kletterten auf Bäume und warten seitdem auf unendlich viele Schreibmaschinen, um endlich mit unendlich viel Zeit den "Hamlet" zu schreiben, ganz wie es ein beliebtes Theorem der Informatiker lehrt.

*** Unter deutschen Informatikern ist derzeit ein ganz informierender Streit ausgebrochen. Anlass ist ein Artikel zur Entwicklung dieser Disziplin (PDF-Datei), in dem beklagt wird, wie unpolitisch heute Informatik ist und ein früher hoch gehandeltes Thema wie "Informatik & Gesellschaft" (I&G) kein Thema mehr ist. Etliche empörte Antworte sind in Heft 3 der FIfF-Kommunikation erschienen, aber (noch) nicht online verfügbar. Daher ein längeres Zitat für alle aufrecht gehenden Affen und Piraten und Internetmanifestierern, die in den letzten Wochen laut waren:

"Angewendet auf aktuelle Fragen im Umfeld von I&G bedeutet dies, dass es durchaus Sinn macht, bspw. am Urheberrecht evolutionäre Änderungen vorzunehmen, um hier Recht und reale Verhältnisse wieder besser in Einklnag zu bringen und so allen Beteiligten gerecht zu werden - oder es zumindest zu versuchen. Doch es wäre aus einer evoluitionären Perspektive eben falsch, schlagartig Rechte an Immaterialgütern komplett aufzugeben - eine immer wieder, mehr oder minder lauthals geäußerte Forderung, auch im Umfeld von I&G. Es ist also sinnvoll, den Gedanken des 'fair use' von geistigem Eigentum weiter zu entwickeln, da auf diese Weise vielleicht ein Ausgleich zwischen Eigentumsrechtenund anderen gesellschaftlichen Interessen erreicht werden könnte. Es wäre hingegen falsch, radikale Lösungen zu suchen, da diese weitreichende und nicht zu kontrollierende Nebenfolgen hätten. Sowohl in Bezug auf die Gesamtgesellschaft als auch im Umfeld von I&G-Themen sind soziologische Großversuche schlicht irrational; man sollte Systemfragen besser auf solche wie Entscheidungen zwischen Linux, Mac OS und Microsoft Windows beschränken."

*** Das sind klare Worte. Bleiben wir hier in dieser kleinen Wochenschau bescheiden bei den Systemfragen, so empfiehlt sich ein Artikel aus dem Guardian, der Windows etwas eigenwillig lobt und gegen Apple verteidigt: "Windows is like the faint smell of piss in a subway: it's there, and there's nothing you can do about it." Gegen diesen Geruch kommt man nicht an, besonders hoffnungslos ist da das Herumstänkern der Einmarkennutzer. Das nenne ich einmal eine frische Herangehensweise an die Systemfrage. Dazu passt die Neuverfilumung eines berühmten Apple-Werbespots durch DVD-Jon, den man auf Youtube genießen kann: Am 6. Oktober werden wir die Wahl haben.

*** Noch aber ist TDDE09, den man mit Herrn Kruse von den Blogjournalisten feiern kann. Wie gut, dass es damals nicht dieses Twitter gab, da hätte der Botschaftszug leicht in einen Sonderzug nach Pankow enden können. So aber fiel die Mauer an jenem 9. November vor 20 Jahren, mit schönen Bildern bis ins ferne Amerika. Dort lief die Comdex in Las Vegas und ich schrieb über die Vorstellung von Lotus Notes durch Ray Ozzie, die Multimedia-Sensation Soundblaster von Creative Labs, die ersten CD-ROM-Laufwerke und die Demonstration von Excel für OS/2 durch Bill Gates. Auf den Tischen in den Casino-Hotels tanzten betrunkene Deutsche und viel wurde von kommenden Märkten im Osten geredet. Später kamen blühende Landschaften hinzu.

*** Während Deutschland ungeniert seine neue Herrlichkeit mit Riesen und die neue Regierung den DDR-Bürger als Held der kommenden Finanzkrisen ausruft, darf ein Blick auf die Kleinen nicht fehlen. Im Alter von 87 ist Marek Edelman gestorben, einer der Anführer des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Sich nicht wie Lämmer abschlachten lassen, sondern das Geschick in die eigene Hand nehmen, auch wenn es das Leben kosten kann, das lehrt das Leben von Edelman.

Was wird.

In der nächsten Woche werden die Nobelpreise verliehen, eine erhabene Angelegenheit edler Gemüter. Die erneuten empörten Diskussionen im Vorfeld, ob ein gewisser jüdischer Straßenbarde und Bänkelsänger namens Bob Dylan überhaupt würdig ist, den Literaturpreis zu erhalten, sind ebensowenig neu wie die Tatsache, dass ein gewisser Philip Roth doch jetzt bitte mal an der Reihe ist. Seit 1994 kennt man die Argumente der Personen mit einem Literaturbegriff vom Schlage eines Melitta-Filters. Erstmals in der Geschichte der Preise und Anti-Preise dürfte in diesem Jahr der IGnobel-Preis die eindeutig bessere Auszeichnung sein, zumindest in der Kategorie der Wirtschaftswissenschaften, die ohnehin keinen echten Nobelpreis bekommt. Die Gewinner sind – das sollte man Herrn Westerwelle und der FDP vielleicht mal übersetzen: "The directors, executives, and auditors of four Icelandic banks – Kaupthing Bank, Landsbanki, Glitnir Bank, and Central Bank of Iceland – for demonstrating that tiny banks can be rapidly transformed into huge banks, and vice versa – and for demonstrating that similar things can be done to an entire national economy."

Zum guten Schluss sei auf eine öffentliche Podiumsdiskussion in Hamburg aufmerksam gemacht, mit der die Woche am Freitagabend endet. Sie trägt den hübschen Titel "Legenden der Überwachung – Wie Wissenschaft und Medien aneinander vorbeireden." Bei dieser Veranstaltung spielen wir Journalisten mal wieder die Rolle der Doofen. "Journalisten brauchen einfache Antworten – Wissenschaftler wollen nicht nur die Stichwortgeber für plakative Schlagzeilen sein. Auch beim Thema Überwachung wird dieses Problem besonders deutlich. Journalisten wollen Zahlen und knackige Thesen, ihre Kollegen aus der Universität wollen Erkenntnisse." So bleibt das große Rätsel zwischen Erkenntniss und Presse: Warum gibt es eigentlich keine knackigen Erkenntnisse?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #247 am: 11 Oktober, 2009, 00:17 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Jeder bereitet sich, so gut es eben geht, auf die BRDSG vor, die Bundesrepublik Schwarz-Gelb. Die einen üben das Ballen von Fäusten, die anderen gleich das Fisten, wohl in Angedenk der Zeiten von Kandesbunzler Kohl. Ehe Bunzlerin Merkel und Außenkandis Westerwelle sich ans Regieren machen können, nimmt das Üben seltsame Ausmaße an, nicht nur für Herrn Westerwelle. Selbst erfahrene Kämpen müssen etwas üben, wie man am derzeigen Innenminister Schäuble sehen kann, der handwerkliche Fehler bei der Kinderpornosperre sieht, aber offenbar keine gedanklichen. Derweil übt die Erfinderin des Budenzaubers für das Gesundheitsministerium den Umgang mit der elektronischen Gesundheitskarte, die gerade eingeführt wird – nur nicht in die Lesegeräte.

*** Ich habe auch brav geübt. Ich habe diese Woche auf alle Geschichten zu Windows 7 verzichtet und bin wieder einmal LKW gefahren, einen Gigaliner. Das gute Stück wird auch Riesen-LKW oder besonders schick Roadtrein genannt. Im Vergleich zu den Kühlzügen mit baumelnden Fleichstücken, die einstmals mein Studium finanzierten, war das eine erstaunlich leichte Sache. Die LKW von heute, zumal die Gigaliner, sind intelligent geworden, sie schalten selber und warnen, wenn man nicht Spur hält oder der Abstand nicht stimmt. Die Navigation kennt den Weg und quasselt Straßennamen vor, gibt gar Ratschläge, wenn ein Kreisverkehr kommt. Gefährlich sind eigentlich nur Überholmanöver auf Landstraßen von PKW, die sich verschätzt haben. Da muss man schon mal in die Eisen, doch selbst das wird überwacht und abgemildert, genau wie das Rangieren. Intelligenter als ein Netbook, etwas dööfer als ein Macbook sind diese Gespanne, müsste man wohl als Autotester schreiben.

*** Die Lobby der Spediteure, die meinen kleinen Ausflug möglich machte und finanzierte, Disclaimer muss auch bei großen Gadgets sein, darf sich jedenfalls schon über Schwarz-Gelb freuen: Die Gigaliner sollen zugelassen, die LKW-Maut nicht erhöht werden und Greyhoundbusse sollen über Autobahnen jagen. Bei der PKW-Maut wird noch geübt, wie man dieses spezielle Walversprechen erklären kann. Die klebrigen Hände des Finanzministers sind schon mal ein guter Ansatz. Noch jemand da in der Politik mit schmutzigen Fingern?

*** Seit dieser Woche gibt es Wahlvorsprechen. Barack Obama bekam den Friedensnobelpreis in Vorgriff auf eine gute und gerechte Regierung. Die Welt wartet darauf, dass er den Kennedy macht. Gegen Obama war Steve Ballmer chancenlos, obwohl er gerade weit mehr als Barack Obama verspricht. Da gibt es die Versprechen, mit Windows 7 für Frieden im Systemkrieg zu sorgen, 25000 Arbeitsplätze zu schaffen und 75000 neue Firmen und an jedem Rechner 61-110 Euro Geld zu sparen. Das hat alles nichts genutzt. Erst wenn der Microsoft-Chef mit einer einzigen Windows-7-Kopie die Speisung der 5000 schafft, dürfte es Ballmer auf die Stockholmer Shortlist schaffen.

*** Andere hatten es dagegen auch nicht wirklich einfach, sich einen oft geschmähten und doch immer wieder mit Spannung erwarteten und gefeierten Preis zu verdienen, dafür aber erweisen sie sich seiner tatsächlich würdig; oder, viel mehr noch, sind es Menschen wie Herta Müller, denen sich ein Preis erst würdig erweisen muss durch seine eigene Geschichte. "Selbst Pflanzen waren nicht mehr für sich da. [...] Sie waren aus der Reihe der Pflanzen übergelaufen zum Staat. [...] Die Mächtigen hatten zwar Pflanzen missbraucht, aber nur, weil diese Eigenschaften hatten, die sich missbrauchen ließen. Herrschende haben dafür einen Sinn. Was sie für sich nahmen, konnte für mich nicht mehr in Frage kommen. Und was sie bekämpften, wurde mir lieb. [...] Ich konnte  immer nur auf das zurückgreifen, was die Herrschenden sich noch nicht genommen hatten." Was Herta Müller zur Verleihung des Kleist-Preises 1994 unter der Überschrift "Von der gebrechlichen Zurichtung der Welt" formuliert, ist nicht nur eine Haltung zur Diktatur, von der ich nicht weiß, ob ich in der Lage gewesen wäre, sie einzunehmen. Es gibt auch einen ersten, marginalen Eindruck, welch deutliche und doch poetische Sprache Herta Müller gegen die Diktatur gefunden hat: "Herta Müllers Sprache ist das Mikroskop, das die Wahrheiten politischer Diktaturen sichtbar macht für jeden, der lesen kann." Ein Hoch auf die Stockholmer Akademie für die diesjährige Verleihung des Literaturnobelpreises.

*** Zurück in die banale Realität der IT-Branche. Zusammen mit etwa 520 anderen Journalisten durfte ich mich über Einladung zum Start des Beta-Testes von De-Mail in Friedrichshafen freuen: Sämtliche Adressen standen im An/To:-Feld der Mail, was offenbar ein zusätzlicher Test für die Unsicherheit herkömmlicher E-Mail sein sollte. Dabei ist das grundlegende Konzept von De-Mail selbst nichts anderes als eine Vortäuschung von Sicherheit, die auf einer gemeinsamen Vereinbarung beruht, es einfach sicher zu nennen. Weil alles unter der Annahme läuft, dass beide Seiten ein Interesse daran haben, sich an die Spielregeln zu halten, ist es eben noch lange nicht sicher. Das letzte ACK in dieser Sache ist noch nicht gesprochen. Warten wir die Bürgerportale ab, die zusammen mit De-Mail errichtet werden sollen. Die Annahme, dass hier völlig neue Spamschleudern gebaut werden, ist noch nicht widerlegt.

*** Mit leichter Verspätung zum 150. Geburtstag wurde in dieser Woche Alexander Popow von der ITU in der Schweiz als Pionier des Rundfunks geehrt. Sein Pech, dass andere wie Marconi cleverer waren mit dem Patentieren. Mit Popow feierte die Sowjetunion den Tag des Radios. Was mich natürlich zu Mercedes Sosa bringt, die während der Militärdiktatur in Argentienien vor allem via Radio bei ihrem Volke blieb. Gracias a la Vida, Negrita.

Was wird.

Sie lassen einen nicht, heißt es in der letzten, wunderbaren Geschichte aus dem Hundertsechzig-Morgen-Wald. Da zog Christopher Robin weg, aufs Internet. Winnie der Pu, der Philosobär mit den Honigtöpfen und dem scharfen Verstand, blieb zurück, da an jenem verzauberten Ort ganz in der Mitte des Waldes und überlegte, wie das wohl ist, wenn man mit Faktoren kämpfen muss. Nun geht es weiter, weil es ja nicht immer der gleiche alte Content sein darf, mit einem neuen Buch, in dem der Beat fett ist und Christopher Robin auf einem Segway zurück kommt und eigens für Tieger in der Wikipedia nachschaut, was es mit Afrika auf sich hat. O.K., Korrektur: Diese moderne Variante wird noch geschrieben werden müssen, irgendwann in einer Kampfpause, wenn die elenden Faktoren besiegt sind.

Sprecher: "1945 brach der Frieden aus. Das war das Ende des Witzes. Der Einsatz von Witzen zur Kriegsführung wurde in einem besonderen Abschnitt der Genfer Konvention verboten, und die letzte verbliebene Kopie des Witzes wurde 1950 hier, auf einem Landfriedhof in Berkshire, zur ewigen Ruhe gebettet, um nie wieder erzählt zu werden." Die Kamera schwenkt zu einem Grabstein mit der Inschrift "Dem unbekannten Witz". Tja, so endete vor 40 Jahren der Start des Fliegenden Zirkus von Monty Python. Bitte, sucht euch hier den passenden Link unter den widerlichen Content-Klauern aus, noch ist robots.txt kostenlos. Wer sich jetzt fragt, warum das Datum aus der letzten Woche unter dem Rubrum Was Wird abgehandelt wird, kennt den tödlichsten Witz der Welt nicht. Der Killer-Joke wird nur von der Killer-Applikation übertroffen, deren Geburtstag in der kommenden Woche zu feiern ist.

Eigentlich ist es auch ein Witz, dass schon wieder die Big Brother Awards verliehen werden müssen, dazu noch in einer Hechelei und in – bitte keine Witze mehr – Bielefeld, zeitgleich zur Organhandelskonferenz in dieser Stadt. Denn was ist bitteschön, heute noch die Privatsphäre, eines der wichtigsten menschlichen Organe, das Recht darauf, Allein zu sein, noch wert? Was bewirkt ein Appell an Schwarz-Gelb? Wie wäre es mit einem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent für alle Firmen, die strikten Datenschutz betreiben, wenn die Mehrwertsteuer auf 25 Prozent klettert? Ach, Mensch, darüber sollten wir einmal twittern. Manchmal ist dieses Land wirklich nicht mehr zu ertragen – ganz anders als der Jazz, nicht wahr, Herr Garbarek?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #248 am: 18 Oktober, 2009, 08:04 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Wenn wir wollen, dass alles bleibt, wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert." Und tatsächlich bleibt eigentlich alles, wie es ist, sieht man sich den Koalitionskompromiss zur inneren Sicherheit an. Eine "neue Innenpolitik", die die Bürgerrechte wieder in den Vordergrund stellen würde, ist das beleibe noch nicht, liebe Leute. Mag man auch die schlimmsen Auswüchse der Schily-Schäuble-Kataloge zurückgestutzt, den Präventionsstaat etwas in seine Schranken verwiesen haben: Eine "Internetrepublik", in der die Privatsphäre des Bürgers wirklich als Grundrecht angesehen und auch so behandelt wird, sieht anders aus.

*** Wie aber soll sie aussehen, diese "Internetrepublik", von der die FDP redete und die die Piratenpartei sich auf die Fahnen geschrieben hatte? Bei manchen Diskussionsbeiträgen derer, die die Freiheit hochzuhalten meinen, kann einem das kalte Grausen kommen. Was da an Elite-Denken durch die Köpfe geistert, wäre selbst Platon wohl zu viel geworden. Möglicherweise hätte Ortega y Gasset ja Gefallen daran gefunden, wie in elitären Besserwisser-Denken manche Internet-Freiheitskämpfer verhaftet sind. Meritokratie ist für solche Vorstellungen ein zu schwaches Wort, eine "wohlwollende Diktatur" eine völlig unangemessene Verharmlosung.

*** Da ist man doch manchmal froh, wenn man mit den Kompromissen unserer Politik zu leben hat. Denn trotz allem: Man muss das Verhandlungsergebnis für die Innenpolitik der schwarz-gelben Koalition begrüßen, Politik besteht nicht im Beharren auf der reinen Lehre. Die Leere in den Köpfen dagegen hätte man sehen sollen, die eingetreten wäre, hätte sich jemand wie Schäuble oder gar Norbert Geis in der Innenpolitik mit ihrer reinen Lehre durchgesetzt. Es gibt tatsächlich Leute, die die Demokratie für eine schlechte Staatsform halten, da sie von Kompromissen und dem Versuch lebt, eine Gesellschaft zu schützen, in der grundsätzlich jeder nach seiner Façon selig werden kann und dies nicht von der Gnade eines Fürsten abhängig ist. Auf der anderen Seite scheinen die zu stehen, die eine direkte, plebiszitäre Demokratie als radikalen Gegenentwurf zur repräsentativen Demokratie ansehen, und dabei glatt übersehen, wie sehr sie sich den mobitären Schwankungen nicht etwa des Zeitgeistes, sondern einer Massenpsychologie ausliefern, für die weder Elias Canetti noch Wilhelm Reich noch Ortega y Gasset der Realität endgültig standhaltende Erklärungsmuster lieferten. Repräsentative Demokratie ist weder die Herrschaft der Elite, noch die des Mobs, und sie ist schon gar nicht eine "flüssige Volksherrschaft", deren praktische Methoden wohl nur im Hirn eines durchgeknallten Informatikers entstanden sein können. Die repräsentative Demokratie ist Herrschaft der Vermittlung. Und eigentlich leben wir ganz gut damit.

*** So ist das dann also: Bald wird Deutschland also eine neue Regierung haben, die echte Kunststücke macht. Die die Steuern auf Pump senkt und ein Zugangserschwernisgesetz zu Ende bringt, komplett mit einer Regelung, die die Erschwernis vorerst so erleichtert, dass die Internet-Provider nicht die Löcher an den Datenkreuzungen ausheben müssen, in die die Stopp-Schilder gerammt werden sollten. Hardliner sprechen schon von einer traurigen Konfusion. Ach, kommt, es ist doch alles nur virtuell, wird sich mancher denken, da hat niemand den Schaden und das wirklich Gute ist, dass das BKA ernsthaft Kinderschänder jagt, statt Deutschland auf das Niveau von China zu bodigen. Das unterschlägt die erheblichen (Programmier-)Anstrengungen, die deutsche Provider in den letzten Monaten unternommen haben. Hey, selbst schuld, sofort zu kuschen statt zu zeigen, dass Internet-Anbieter ein Rückgrat haben, das kostet teuer, wird mancher denken. Und sicher gibt es Menschen, die sich öffentlich darüber freuen, dass Familienministerin von der Leyen den Big Brother Award gewonnen hat. Big Sister Ursula lenkt vorzüglich vom Thema ab, wie leicht die Politik das Internet als rechtsfreien, gottlosen Raum präsentieren kann und steil gefönten Quatsch wie ein Zugangserschwernisgesetz produzieren kann. Viel zu schnell ist vergessen, dass dieser Stoppmist nicht die erste Gabe dieser Art war: Der Hackerparagraph ist ein ähnlich schusseliges Gesetz, gemacht von Politikern, die über den Unrechtskern von Hackertools schwadronieren wie Zöglinge des Priesterseminars von zertifizierten feministischen Kriterien sexueller Ausdrucksweisen.

*** Warum werden eigentlich in Deutschland nur die Datenkraken ausgezeichnet, warum gibt es keinen Winkelried-Award wie in der Schweiz? Ein Volk der Drücker und Denker, das keine Widersteher und Gegendrücker kennt, wie es ein Clown auf der Big-Brother-Gala formulierte? Anders gesagt, ist wirklich nur ein popeliges Verwaltungsgericht in Wiesbaden dafür verantwortlich, dass die Sperrfarce in die Tonne gekloppt wird? Der BKA-Geist, der hinter dieser Argumentation durchschimmert ist der der holden Obrigkeit, die gesellschaftlichen Protest nur als Bedrohung wahrnimmt. Derweil tauchen Details auf, wie die freiwillige Selbstverpflichtung etwa an Universitäten angedacht wurde. Nicht schlecht, dass in vorauseilendem Gehorsam Port 53 gesperrt werden soll, der absehbaren Umgehungsmaßnahme wegen. Und nein, damit ist nicht jener Gehorsam gemeint, mit dem Feuchtgebiete rasiert werden, sondern der blinde Gehorsam namens Pflichtgefühl. Pflichtbewusst darf man die besondere Sorte Datenschützer nicht verschweigen, die Kundenkarten toll finden und und Big Brother Awards für eine einzige Angstmache halten.

*** WWWW-Schreiben macht schlau, echt jetzt, ungelogen. Man muss den Weltgeist bespitzeln wie das die Grünen als Geheimdienstchen nun mit der Linken machen. Da kommt der Überwacher auf manch seltsamen Parkplatz an, ehe die Kolumne kurz vor Mitternacht auf dem der Redaktion abgeliefert wird. Ein Beispiel ist heute der Alaska Day, ein Höhepunkt für viele geile Berichte vom Schwängern von Nüssen, was immerhin auf aparte Spielarten sexueller Ausdrucksweisen schließen lässt. Oh, oh, fasst hätte ich den Boss Day vergessen, an dem in Amerika die Analisten Konjunktur haben und der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt einsame Höhepunkte hat: "Es ist deine Voraussicht und Leitung, die mich inspiriert, nach Höherem zu streben – danke, Boss!" Das ist doch eine ganz andere Einstellung als das typisch deutsch-sozialdemokratische Anspruchsdenken von Hey Boss, ich brauch mehr Geld, oder?

*** Zwischen den Boss Day und den Alaska Day hat sich der Visicalc Day geschummelt, komplett mit Überlegungen von Leuten, wie schädlich eigentlich Tabellenkalkulationen sind. Sie haben aus der freien Vereinigung von zupackenden Frontiermen eine zögerliche amerikanische What-if-Society gemacht, die nicht mehr Mond oder Mars besucht, weil die Sache nach eingehender Kalkulation schlicht zu teuer ist, selbst wenn Private dabei helfen. So ist aus dem mächtigen Doppelschlag ein Schüsschen geworden, das ein Stäubchen aufwirbelte – doch immerhin von Leuten durchgeführt, die ihren "Anhalter durch die Galaxis" kennen. Der Beschuss wurde getwittert: ""That's it! Ground! Ha! I wonder if it'll be friends with me?" Irgendwo wird auch der Petunientopf aufgeschlagen sein, "Oh no, not again" murmelnd. Wahrscheinlich genau an der Stelle, wo es Wasser in rauen Mengen gibt.

Was wird.

*** Nach dem Jubiläum ist vor dem Jubiläum. 50 Jahre Asterix im Dienst der Volksaufklärung müssen einfach gefeiert werden. Erst durch den Comic wissen wir, dass Kleopatra ein hübsches Näschen hatte, dass Hinkelsteine wunderbare Geschenke sind und man vor nichts Angst haben muss, außer dass einem der Himmel auf den Kopf fällt. Und wenn das Marketing-Getöse von Microsoft braust und auf 177 Millionen Windows 7-Lizenzen setzt und dazu der Boulevard dröhnt: "Ganz Deutschland freut sich auf Windows 7!", dann darf die klassische Nachfrage nicht fehlen: Ganz Deutschland?

*** Und ach ja, beim Nachfragen nicht zu vergessen: Was wird, das fragt sich die SPD auch noch immer. Inzwischen sehen sich bereits einige Gazetten zu Trostpflästerchen veranlasst in Form von Artikeln, die die alte Tante an eine noch gar nicht so lange verflossene Zeit erinnern, als sie sich mit einem Vorsitzenden Scharping herumplagen musste – verglichen damit ginge es der Sozialdemokratie doch gar nicht soooo schlecht. In manchem Trost liegt wirklich eine gehörige Portion Gehässigkeit ... Aber was soll's, der Aufschwung ist ja da, Google darf die Rezession für beendet erklären, die IT-Branche macht wohl auch für den Rest der Earnings Season in der kommenden Woche auf Optimismus. Die Bankster bekommen diesmal mehr Geld denn je. Was soll uns da noch passieren? Alles wie immer, alles ändert sich. Ob Gold dabei herauskommt, wenn man Schwarz und Gelb mischt? Das wäre mal eine gelungene Form der Alchemie. Das Publikum harrt gespannt der versprochenen goldenen Zeiten.
"Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen,
Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #249 am: 25 Oktober, 2009, 04:57 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Willkommen, willkommen, in der norddeutschen Tiefebene! Verglichen mit anderen Teilen Deutschlands sind wir rund um Hannover bekanntlich mantamäßig tief gelegen. Nur 50 Meter runter und das Wasser plätschert wie unser neuer Gesundheitsminister Philipp "Augenarzt" Rösler, auch er ein waschechter Hannoveraner. Das hat auch seine Vorteile: Hier sind wir, die Heisefans und Heisetrolle, die in der Wikipedia gerade als geistige Einzeller bezeichnet werden, ganz unter uns. Man könnte es ein Klärbecken nennen, wie es eines bei meiner dreigeteilten Hauskläranlage gibt: Eine große braune Masse schwimmt im ersten Becken, dazwischen quirlt unablässig ein lustiger roter Propeller herum. Das ist der Bakterien-Animator. Nicht viel anders verhält es sich mit der gewirbelten Scheiße, mit der in der Wikipedia Fefes Blog gerade von Animatoren auf Relevanz abgegrast wird, komplett mit strafrechtlichen Androhungen durch 'liberale Humanisten', die im Rest der Wikipedia den, dessen Namen nicht genannt werden darf, löschen. Freiheit ist immer die Freiheit des anders Löschenden.

*** Wo die Wildschütz-Kugeln der Intoleranz geladen werden, darf der Disclaimer natürlich nicht fehlen, gerade heute, wo die Uhren gleich still stehen werden, während die Links unruhig rascheln: Diese kleine Wochenschau ist zum 500. Jubiläum vom grundüblen Fefe mitgestaltet worden hat sich einmal am allseits bekannten Fefe-Format versucht und ist damit alles andere als NPschnüV, von Relevanz ganz zu schweigen. So ein Disclaimer funktioniert auch andersrum, denn für eine erste Orientierung im Meer der Irrelevanz sind sie alle ganz brauchbar, diese Forenwikis, Wikipedias, Camelopedias, Stupidedias, Uncyclopedias und Deletionpedias, bis hin zum Müll von Marjorie oder dem jeden Manta fernen Citizendium. Nehmen wir nur den Geburtstag des großartigen Kolumnisten und Wissenschaftsautors Martin Gardner diese Woche, so bietet schon die deutsche Wikipedia eine ansprechende Zusammenfassung, von der ziemlich bösartigen Einordnung des Kollegen als "Unterhaltungsmathematiker" einmal abgesehen.

*** So eine erste Orientierung hat schon Vorteile, wie ein Blick auf die Wannsee-Konferenz zeigt. Sie nimmt die aktuelle Ausgabe des Testmagazins Facts zum Aufhänger, um ein Konferenzsystem von Philips vorzustellen. Allerdings gilt journalistisch auch die eiserne Regel 3 der tapferen Rechercheure: immer auf die Diskussionsseite gehen und sich die Versionsgeschichte anschauen. Solche Dimension, gewissermaßen auffaltbare Zusatz-Tiefebenen, die wünscht man sich auch für andere Dinge wie den unflätigen Gedanken eines Sarazenen, die jetzt, von Philoso-Viehtreibern zum geistigen Rübenschwein geadelt, vom Zorn der Wahlgewinnler künden. So bekommen wir die Meritokratie, die wir verdient haben. Nur unsere Super-Nanny bleibt.

*** Willkommen in der schönen neuen Gründerrepublik Deutschland, im Land, in dem sich Bildung endlich wieder lohnen soll, auf dass jeder Mensch so flexibel ist wie das die Politik vorexerziert. Regiert wird wie bei Bayern München, wo Philipp Lahm mal rechts, mal links verteidigt: Der Verteidigungsminister wird Arbeitsminister, der Wirtschaftsminister verteidigt am Hindukusch und der Innenminister bewacht jetzt unsere Banken. Ein krönender Abschluss für einen, dessen Karriere im Finanzamt Freiburg begann. Der Politiker, der am häufigsten die Abschaffung des Entwicklungshilfeministeriums forderte, leitet es jetzt. Wer einen Blick in den Koalitionsvertrag wirft, findet in Zeile 4776 das Leistungsschutzrecht für den Online-Bereich. Was immer jetzt als besondere Online-Verwertungsgesellschaft etabliert wird, sie dürfte eine echte Lachnummer werden, vergleichbar mit dem Metis-Quatsch der VG-Wort. Wenn sich der Frühtau der Pfeilfroschkoalition gelegt hat, wird daraus die VUKPUH werden, die Verlags-Urheberrechts-Kopf-Pauschale-Unzähliger-Holzverarbeiter – und das urgoogle Böse wird nach wie vor indizieren und den jammernden Verlegern Traffic in die Hütte spülen. "Das Internet darf kein urheberrechtsfreier Raum sein" – komplett mit Internetsperren nach dem Vorbild der Gallier, so sieht der Fortschritt aus.

*** Man kann es wahlweise als großen Erfolg sehen oder als liberales Spurenelement, wenn die Internetsperren und das entsprechende Zugangserschwernisgesetz ab Zeile 4380 erst einmal ausgesetzt sind. Wenn sich die Polizeibehörden zusammen mit INHOPE daran machen, Kinderpornographie im Internet zu löschen. Auch die Beschränkung der Vorratsdatenspeicherung in Zeile 4894 auf Fälle der Gefahrenabwehr kann ein großer Erfolg sein oder das letzte liberale Zucken eines Frosches im bekannten Warmwasserglas, unter dem ein Brenner steht. "Gefahr für Leib, Leben und Freiheit" ist eine Formulierung, gegen die die schwammigen Relevanzkriterien der Wikipedia wie harte Messlatten erscheinen. Das Gejammer der polizeilichen Seite, dass nun das Bundeskriminalamt an die Kette gelegt wurde und Terroristen in Deutschland freie Bahn haben, ist Pose. Mit einer kleinen Warnung, dass der nächste Link zum BKA geht, zeigt sich die moderne Behörde, die in dieser Woche erstmals einen Online-Betrüger zum meistgesuchten Verbrecher ausgeschrieben hat. Ja, das ist alles wirklich eine lange Geschichte – und man tut Anat Fort Unrecht, ihr Album damit in Verbindung zu bringen, wenn man auch so melancholisch werden könnte wie die Variationen von "Just Now" klingen.

*** An dieser Stelle ist eine Entschuldigung fällig, verleitete doch der letzte Ausblick auf die Woche den einen oder anderen, sich in einer Übersprungbewegung bei der Wahl zwischen Windows 7 und Ubuntu für den zeitgleich erscheinenden Asterix-Comic zu entscheiden. Entschuldigung, das Heft ist unfassbar Maßen schlecht, mit Witzen über Navis (Normannischer Aquavitstimulierter Verkehrs-Indikator), die es nicht mal in ein Mad-Heft schaffen würden. So bleibt die traurige Tatsache übrig, dass nach der Reise zu den Belgiern wohl kein Asterix-Comics von Format mehr aufschlagen wird.

*** Zum Angriff, zum Angriff: Heute vor 155 Jahren startete der Todesritt der leichten Brigade, den die Asterix-Comics mit stürmenden Galliern gleich mehrfach ironisierten. Die noblen 600, die in die Fänge des Todes einritten, stehen bis heute als Sinnbild für heroische Taten ohne Sinn und Verstand. Mit der Stichwahl in Afghanistan, mit dem neuen Verteidungsminister kommt vielleicht Bewegung in eine verfahrene Situation, die es zu beenden gilt. Möglicherweise startet unter Herrn zu Guttenberg eine neue Eskalationsstufe des Wahnsinns der NetOpFü, komplett mit dem G1 von T-Mobile und der Software RATS, die Kämpfer in einer Buddy-Liste verwaltet. Damit bin ich längst bei ...

Was wird.

... angelangt. Wo bleibt das Positive fragt der geneigte Heise-Einzeller. Ist es mehr als die "zusätzliche" Stunde Schlaf morgen früh? Nunja, mit Bettina Wegner könnte man jetzt singen "Sind so kleine Schritte, mit kleinen Füßen dran". Wie wäre es ganz zwei-nullich mit dem "operativen Programm Innenstadt" und der ersten Speakers' Corner, die in Essen entstanden ist, mit freier Rede für Jedermann, unterstützt vom Internet? Ojemineh, bildet sich da etwa ein rechtsfreier Raum auf Essens Straßen? Nunja, die Macher kommen von der Angezogen-Sauna, deren Effekt nicht gefunden werden konnte. Sie müssen noch ein bisschen optimieren.

Und übrigens, noch was: Nein, die Fortsetzung von Winnie der Puh war eine Enttäuschung, Asterix war, wie erwähnt, mau und das, was Eoin Colfer da als Anhalter-Epopoe geschrieben hat, ist medioker, um es nett zu sagen.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #250 am: 01 November, 2009, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Imagine, if you can, a small room, hexagonal in shape, like the cell of a bee. It is lighted neither by window nor by lamp, yet it is filled with a soft radiance. There are no apertures for ventilation, yet the air is fresh. There are no musical instruments, and yet, at the moment that my meditation opens, this room is throbbing with melodious sounds. An armchair is in the centre, by its side a reading-desk – that is all the furniture.
Heute vor 100 Jahren erschien die Kurzgeschichte The Machine Stops von E.M. Forster in der Oxford and Cambridge Review. Sie handelt von einer fernen Zukunft, unserer Zukunft, in der die Menschen in ihren Waben sitzen, mit Videotelefonie (cinematophote), Skype und Twitter kommunizieren in ihrer schönen virtuellen Welt. Alle Menschen sind unablässing damit beschäftigt, ihre "Ideen" zu kommunizieren, denn die Sorge für Licht, Energie, Nahrung und Gesundheit hat ihnen die Maschine abgenommen. So sitzen sie denn in ihren Waben, die ihnen die Maschine zugewiesen hat und lauschen dem endlosen Geschnatter von Ideen. Alles ist relevant und interessant in dieser Welt der Wabenmenschen und ihrer endlos großen Enzyklopädie, an der sie arbeiten; und so erfahren wir gleich zu Beginn von einer Frau namens Vashti, die einen Vortrag über "Music during the Australian Period" vorbereitet und dabei per Videokonferenz von ihrem Sohn Kuno gestört wird.

*** Es ist unsere Online-Welt, die Forster da vor 100 Jahren beschrieben hat.  Nun gut, Online kannte er nicht, weil dieses Internet etwas später startete, und so verlegte er die Menschenwaben ins Innere der Erde. Selbst die 1966 von der BBC produzierte TV-Erzählung konnte sich nur vage vorstellen, was uns heute völlig klar ist. Die Welt, in der Skype und Twitter herrschen, sich Menschen mit Leidenschaft in den Hohlräumen einer Relevanzdiskussionen  tummeln, das kommt zu kleinlich daher für eine große Vision. Wer es moderner haben will, sollte sich das Video der Freise-Brüder anschauen, in dem Benthams Panoptikon auftaucht. Wenn dann die Klage von Kuno, dem missratenen Sohn, von einer Band namens Level 42 gespielt wird, zeigt sich die Aktualität von Forsters Erzählung: 42 ist nicht mehr die Antwort auf alle Fragen.

*** Kuno wird auf der Erdoberfläche, die Sterne bewundernd, von einem wüstenwurmartigen "Mending apparatus" eingesammelt, aus dem die Macher von Pixar später WALL-E entwickelten. Der Drecksauger-Apparat ist der Teil der angebeteten Universalmaschine, der für die Reparatur der Maschine selbst zuständig ist. Denn die ist unkaputtbar, wie es im "Buch der Maschine" versichert wird. Dieses Buch, dass das noch verbliebene gesammelte Wissen der Menschheit enthält,  wird von den Menschen in ihren Waben wie die Bibel geküsst und verehrt. Die Ideen, die die Menschen unablässig diskutieren, werden von Forster beschrieben, als hätte er einen Streifzug durch Relevanien anno 2009 gemacht:
First-hand ideas do not really exist. They are but the physical impressions produced by live and fear, and on this gross foundation who could erect a philosophy? Let your ideas be second-hand, and if possible tenth-hand, for then they will be far removed from that disturbing element – direct observation. Do not learn anything about this subject of mine – the French Revolution. Learn instead what I think that Enicharmon thought Urizen thought Gutch thought Ho-Yung thought Chi-Bo-Sing thought Lafcadio Hearn thought Carlyle thought Mirabeau said about the French Revolution.

*** Am Ende setzt die Maschine aus, beginnend mit Sprachfehlern wie weiland beim Supercomputer Hal 9000. Die Menschen in ihren Waben sterben, auch Vashti und Kuno. Es fehlt die Energie, die Systeme zu unterhalten. Erst heutzutage ist die Lösung des Menetekels Energie in Sicht. Auf der Oberfläche der Erde leben "Heimatlose" weiter. Sie haben vielleicht die Chance, eine neue Gesellschaft zu entwickeln, diesen Schluss lässt Forster offen. Forsters Kurzgeschichte war angeblich eine Reaktion auf Wells Erzählung Wenn der Schläfer erwacht. Auf eine düstere Geschichte folgt eine düstere Geschichte, weil Forster genauer ist: Nicht der Mensch Graham überlebt den Lauf der Zeiten, sondern die Maschine, die Graham am Leben erhält. Die Geschichte der stoppenden Maschine von 1909 erschien noch einmal in einer Sammlung 1928, in der Forster über Freiheit und Sicherheit schreibt:
We are willing enough to praise freedom when she is safely tucked away in the past and cannot be a nuisance. In the present, amidst dangers whose outcome we cannot foresee, we get nervous about her, and admit censorship.

*** Was sind schon Betriebssyteme im Angesicht der düsteren Projektionen der Altvorderen? Kann uns nicht das überaus erfolgreiche Windows 7 aufheitern, als Versprechen auf eine schöne Zukunft? Nein! Nein, nein und abermals Nein:
Auf das uns das große Nichts umfange, das uns Träume zu neuen Sternen steuern soll.
Hinter der gründlich renovierten Fassade dieses OS (Operating System) klafft ein existenzielles Loch. Es fehlt ein Leben, das Verheißung, Zukunft, Versprechen wäre.

*** Alle sitzen in ihren Waben, ohne Verheißung, und die schäbigsten Waben gibt es offenbar  bei der Süddeutschen Zeitung, draußen vor der Stadt. Kein Vergleich mit Japan, wo die Begeisterung für Windows 7 in einer Fleischorgie endet, damit die Japaner nicht in dieses existenzielle Loch fallen können. Wie kommt es, dass Menschen anno 2009 von einem schlichten Betriebssytem Verheißung, Zukunft und Versprechen erwarten? Wann wird das iPhone als Bibel der Menschheit geküsst?

*** 80 Jahre nach der Veröffentlichung von The Machine Stops erschien am 1. November die PC-Version des Spiels "Micropolis", das nach Protesten eines Hardware-Herstellers in SimCity umgetauft wurde. Wer Mauern errichten und Straßen planen wollte, musste sich eine hochauflösende EGA-Grafikkarte anschaffen. Die Vorstellung der PC-Version am Vorabend der Comdex in Las Vegas fiel mit dem Zusammenbruch einer anderen Simulation zusammen, die sich Sozialismus nannte.  SimCity war nicht nur die erste Aufbausimulationsspiel seiner Art, sondern in den Worten des Entwicklers Will Wright eine neue Art im Umgang mit dem Computer, die an E.M. Forster erinnern lässt:
When does a game cease to be a game? Is it when the computer feels like an organic extension of your consciousness or when you may feel like an extension of the computer itself?

** Ja, sind wir nicht alle Erweiterungen unserer iPhones und G1s, kleine Androiden auf dem Weg zum Daueranschluss an die große Maschine? Die religiöse Inbrunst ist ja nicht weit,  man denke nur an strunzdumme Sätze wie Das Internet vergisst nicht. Wer solches Geschlämme gar in ein Internet-Manifest schreibt, hat früher sicherlich auch an höhere Wesen geglaubt, die alles sehen und wartet auf das Fegefeuer, in dem all die Texte wieder ausgebuddelt und vorgelesen werden. Die Hölle, das  ist der Datenspeicher ohne MTBF.

Was wird.

Folgt man den Miszellen, so war der erhabenste Augenblick im Leben von Claude Elwood Shannon der Moment, an dem Albert Einstein in seine Mathematikvorlesung kam und zuhörte. Einstein blieb nicht lange, flüsterte mit einem Studenten und ging wieder. Shannon erkundigte sich später bei seinem Studenten, was der große Einstein gesagt habe: "Er hat sich nach der Männertoilette erkundigt." Die kleine, von Shannon erzählte Geschichte beweist, dass der Mann Humor hatte. Der wissenschaftliche Begründer der Kryptographie baute Zeit seines Lebens liebend gerne sinnlose Maschinen und kuriose Spielzeuge und passt schon deshalb bestens in diese kleine Wochenchronik. Am kommenden Donnerstag wird in Paderborn die Ausstellung Codes und Clowns eröffnet, auf der einige von Shannons Maschinen und Spielzeugen zu sehen sind. Zum 100. Jubiläum von "The Machine Stops" darf Shannons Kommentar nicht fehlen: Wer die Ultimative Maschine einschaltet, kann erleben, wie sie sich ausschaltet. Wollen wir wirklich in einer Welt leben, die das Menschenrecht auf einen Ausschaltknopf missachtet?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #251 am: 08 November, 2009, 00:08 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Grau, grau, grau ist nicht die Theorie, mein Freund, sondern der Himmel über der norddeutschen Tiefebene. Ein tristes Novemberwetter herrscht, und alle, wirklich alle Zeitungen beschäftigen sich erinnerungsgesättigt mit dem "Schicksalstag der Deutschen", diese Luftschiffer des Geistes. Unter grauen Himmeln fliegt es sich niedrig dahin. Ja, könnte man denn nicht einen anderen Himmel beschreiben, wie es der große Isaac Asimov getan hat, als er dem Skymail-Projekt antwortete. Doch grau, grau, grau ist auch die Zukunft, der Fortsetzungs-Schund hat auch Asimov erreicht. Wahrscheinlich bekommen wir jetzt neue Robotergesetze: Ein Roboter muss im Chat, bei Twitter und im Bett seine ID-Nummer angeben, bei Strafe des Stromentzuges. Er muss die Robots.txt der Menschen lesen und beachten. Roboter dürfen den Himmel nicht beschreiben.

*** Ich hoffe, dieser Einstieg war wirr genug, um die üblichen Basher zum Wegklicken zu bringen.  Denn hier und jetzt beginnt die große Relevanzdebatte: Was die Wikipedia kann, sollte das WWW mit lechts schaffen. Wer war nun größer, relevanter und bedeutender: Claude Shannon oder Albert Einstein? Der Semiotiker Umberto Eco hat sich für Shannon ins Zeug geworfen: Wer Kultur und Kommunikation verstehen will, müsse zur elementaren Ebene hinunter, auf der Shannon geforscht hat. Seine Untersuchungen zur Unsicherheit der Kommunikation sind nun einmal die Basis, auf der ein Satz wie "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie ..." fußt. Für Einstein spricht, dass die Gravitation und Zeit stärker unser Leben bestimmen als unsere Sprache. Man denke nur an den gravitätischen Fall des Baguettes, der die Urknallmaschine außer Gefecht setzte. Dann ist da noch die Zeit.

*** "Wenn ich arbeite, dann erlebe ich Augenblicke der Angst, aber wenn ich nicht arbeite, dann empfinde ich dumpfe Unlust, und mein Bewusstsein durchbohrt mich. Das Arbeits-Leben ist nicht lustiger als das andere Leben, aber wenigstens merkt man nicht, wie die Zeit vergeht. In seiner Autobiographie hat Claude Lévi-Strauss die Sache mit seinem Leben auf den Punkt gebracht. In der Nacht zum letzten Sonntag ist er gestorben, kurz vor dem 101. Geburtstag. Vielleicht wird man sich darauf einigen können, dass Lévi-Strauss größer ist als Shannon und Einstein, verdanken wir ihm doch die Erkenntniss, dass der Mensch ein Scheinriese ist. Verabschieden wir uns mit einem ganz besonderen Stück: Bei mir bist Du scheen.

*** Arbeit kann erfüllen, aber auch schnell beendet sein. Diese Erfahrung machte in dieser Woche niemand anderes als der geheime Chef der deutschen Terror-Abwehr, Innen-Staatssekretär August Hanning. Der ganze Vorgang ist ein Beispiel für den schnellen  Grenzwechsel in der schwarzgelben Koalition, mit einem kleinen Beigeschmack von Rache durch den neuen Innenminister. So etwas nennt man heute Wandelismus.

*** Zu den schnellen Erfolgen der neuen Bundesregierung zählt der Start einer Debatte über die PKW-Maut, komplett mit unsinnigen Überlegungen, die LKW-Mauttechnik in die PKWs zu stopfen. Dabei wird gerne vergessen, dass der "Erfolgsschlager Maut" von der Verwertungsfirma Satellic genau 0 Mal ins Ausland verkauft werden konnte. Niemand will das teure Spielzeug haben, an dem vor allem die Betreibergesellschaft Toll Collect kräftig verdient. Bis die europäische Mauttechnik kommt und der Erfolgsschlager abgewrackt werden muss, soll dieses heikle Thema ruhen. Insofern ergibt der forsche Slalomstil des Verkehrsministers Sinn.

*** Das Ramsauern hat Methode. Er muss auf seinen Kollegen de Maizière warten, der im Rahmen des Projektes elektronische Identitäten nicht nur den super sicheren elektronischen Personalausweis in der Schublade hat, sondern auch das elektronische Nummernschild unter dem etwas sperrigen Namen "elektronische Identität im Strassenverkehr". Mit diesem seine ID-aussendenden Teil wird die PKW-Maut ganz ohne OBU-Gedöns sehr einfach eingeführt werden können, ganz ohne Beschädigung der Privatsphäre. Notfalls hängt man neben die obligate Dufttanne eine Privacy Box an den Rückspiegel, in der ein Versprechen auf Privatheit steckt wie einer dieser sinnlosen Glückskeks-Sprüche.

*** Endlich, endlich hat Sloterdijks Manifest vom "Aufbruch der Leistungsträger" seine Gefolgschaft gefunden, natürlich im Zentralorgan der Altbaubewohner. Hatz auf Textdiebe eröffnet, heißt es da, und vor lauter Tralali sind auch die Fakten hübsch verdreht: Der Blogger kopierte keinen Artikel, sondern zitierte etwas viel, und das auch noch aus einem Zeit-Artikel, der das Abwaschwasser-Niveau des Gerüchteportals TMZ locker unterbot. Wer sich für die juristischen Aspekte interessiert, kann hier und hier und hier weiterlesen.

*** In dieser Wochenschau geht es um den Hass auf das Prekariat, den die neuen Leistungsträger tragen, der exemplarisch so gelesen werden kann: Wieviel Geld verdienen Sie denn so in der Branche, wenn Sie meinen, mir vom hohen Ross herab Ratschläge erteilen zu können? Und ich rede jetzt nicht von Bafög, Transfereinkommen, einer Assistelle oder milden Zuwendungen eines gemeinnützigen Trägers, wo Ihr Papi jemanden kennt, sondern von bezahlten Veröffentlichungen?  Leistungsträger wollen mit Freuden rundum sorglos leben. Auffallend häufig tauchen in den gesammelten Anmerkungen der Autorin aus Manhattan, in diesem unfassbar peinlichem Geschreibe die Begriffe Bafög, Staatsknete und gemeinnützige Töpfe auf. Die Leistungssträger von heute sind die Berechner des neuen Wirtschaftswunders und verteilen ihre eigenen Denkzettel. Dazu ein Klecks Sloterdijk: "Wir leben in einer Kleptokratie.".

*** Kleptokratie? Die Herrschaft des Kleps? Wenn dem so ist, erübrigen sich alle Kommentare zu Opel, eine Tochter von General Motors. Womit derzeit offenbar die besseren Politologen beschäftigt sind: solange es um die Wahl von Kinder-statt-Inder Rüttgers geht, ist Deutschland epressbar. Solange wird von der neuen deutschen Rgierung ein Möbchen inszeniert. Zu dumm nur, dass dieses hübsche Wort dank Amazons Werbe-Unsinns-Geranke bei einem Schleimspursurfer auftaucht, der im taz-Umfeld Haltungsnoten verteilt.

Was wird.

Morgen, Kinder, wirds was geben, morgen werden wir uns freun. Jeder Wessi küsst einen Ossi, welch ein Leben wird in unsrem deutschen Hause sein! Das Schöne daran: Die solchermaßen Bescherten wie die Bescheuerten, das Datum Feiernden müssen mindestens 30, 35 Jahre alt sein, um in diesen tranigen Aufgüssen von damals ihr ganz besonderes Leckerli zu finden. Endlich ist die twitternde Gackerei aus, die  Netzpolitik abgeschafft und die staatstragende Brust kann durchgedrückt werden. Doch leider trieft es larmoyant. Bis anhin, schweizerisch gesprochen, zählen die Erinnerungen von Lothar Bisky zu den besten Stücken in der Erinnerungsorgie. Noch besser ist eigentlich nur ein Interview – in dem der Mauerfall keine Rolle spielt. Bloß nicht aufhören!

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« Antwort #252 am: 15 November, 2009, 00:05 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Man setzt sich an den Schreibtisch, nachdem man die Spaziergängerin von Sans-Souci angeschaut hat. Und eigentlich weiß man nicht so recht, was man noch zu sagen hat, nachdem man die Geschichte von Max, Elsa und Michel erzählt bekam. Vielleicht hilft es ja, sich die Absurdität des Romy-Films vorzustellen, in dem eine völlig deplatzierte Jessica Schwarz eine Romy Schneider darzustellen versucht, die auch nur halbwegs der Historie gerecht wird – und das in seiner plattesten Bedeutung. Es ist halt doch nur ein Film, Romy hier, Sans-Souci da. Nur die Geschichte hinter dem Film, die Geschichte, man mag mich für sentimental halten oder für historisch und persönlich voreingenommen, diese Geschichte macht immer noch sprachlos. Aber was soll's, Sentimentalität und Voreingenommenheit hilft manchmal auch weiter.

*** So ist das. Hannover trauert um Robert Enke, den seine Krankheit in den Tod getrieben hat. Depression ist eine Krankheit, an der Millionen Menschen in Deutschland leiden, das wird leider viel zu selten ausgesprochen. Wenn Hannover trauert, dann nicht, weil die Stadt so deprimierend ist, wie Messebesucher lästern. Die Stadt kennt das Schicksal der Familie Enke, die Adoption der kleinen Leila nach dem Tod von Lara war im Mai eine öffentliche Angelegenheit, wie jetzt die Trauer. Es ist, abseits des medialen Tamtam, eine hannoversche Trauer, keine Heldenverehrung. Robert Enke ist dabei, die Lady Di der norddeutschen Tiefebene zu werden. Natürlich wird das Ganze medial verwurstet, komplett mit den unvermeidbaren Idioten, die auf der Suizidwelle surfen. Doch die Trauer ist echt und es gibt auch echte Paparazzi. Wo bleibt der Zeigefinger? Ah ja: Nur die Treuen haben ein Recht, jetzt zu trauern, heißt es in der sterbenden Netzeitung.

*** In Hannover sitzt der Heise-Verlag, der einen "Newsticker" betreibt. Nachrichten, die die IT-Welt so produziert, werden redaktionell ausgewählt und aufgearbeitet, mehr oder minder geschickt ergänzt, mit alten Nachrichten verschlagwortet und zum Lesen und Kommentieren Online gestellt, dann von anhänglichen Lesern diskutiert und mit Hinweisen und Tipps versehen, die häufig genug zu neuen Nachrichten führen. Die Heise-Community lebt und ist auch in der Lage, über den Tellerrand zu schauen, wenn IT nur ein Randthema ist, etwa bei einem historischen Jubiläum. Das Tagesaktuelle und die Tatsache, dass der Newsticker ein kommerzielles Produkt ist, unterscheidet das Angebot von der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Sie sorgte in letzter Zeit für Schlagzeilen, weil eine besondere Art von Trollen das Regiment übernehmen will. Dazu hat es natürlich eine Nachricht gegeben, doch sollte man einmal genauer hinschauen. So heißt es in der Löschdiskussion um Wikimedia zur Relevanz dieses Newstickers:

"Du schreibst es doch selbst 'Newsticker'. Also nichts anderes als eine Agenturmeldung. Und das ist nun mal keine überregionale mediale Aufmerksamkeit. Wenn die Presse die Agenturmeldung aufgreift und verbreitet, dann wird mediale Aufmerksamkeit draus. Und das Chaosradio ist ein Podcast für eine Minderheit ohne nennenswerte Außenwirkung abseits der Minderheit. Nur weil Du Teil der Minderheit bist, darfst Du nicht darauf schliessen, dass die Mehrheit das auch irgendwie interessiert."

In der bornierten Weltsicht eines Wikipedianers hat der Newsticker keine Relevanz, erst wenn die "Presse" aufgreift und druckt, dann entsteht etwas, was den modernen Enzyklopädisten wert ist, ins Elysium der gespeicherten Weisheit einzutreten. Natürlich folgt der scheinbare Irrsinn dieser Relevanz-Argumentation einer Methode, die bereits André-François Le Breton kannte, einer der Verleger von Diderots Encyclopedie: "Nichts kann sich auf unsere Geschäfte besser auswirken als die fortgesetzten Kontroversen und das Freiwilligenkorps von Autoren", das so im Diskurs entstehe. Das ganze Geschehen und Vorschläge zur Besserung wären nicht mal für diese randständige Wochenschau relevant, würden die Kinder der Kleinkariertheit nicht immer den Namen Rachsucht tragen.

*** Begriffe wie Häcksen oder die Geschichte der Bayerischen Hackerpost und andere Einträge zum Gewese der Hacker sollen gelöscht werden, selbst "42" ist solchermaßen in die Schusslinie gekommen.  Vor mir liegen sämtliche Auflagen des Hackers' Dictionary und des New Hackers' Dictonary. Das sind Bücher, die aus einer "Datei" namens Jargon File enstanden sind, zusammengetragen von vielen Freiwilligen. Verschwinden die Hackerinformationen aus der Wikipedia wie die Wikipedia-Stände vom Hacker-Kongress, so wäre es das Schlechteste nicht, wenn dabei zur Abwechslung mal ein Buch herauskäme. Ich meine das ganz wörtlich, nicht existenzialontologisch verbrämt mit einen Rückgriff auf Lyotard. Wenn man sieht, wie sich die Drachennester vermehren, gibt es einen Nischenmarkt und eine Minderheit, der die deutschen Meisterschaften im Schnelllöschen herzlich egal sind.

*** Spätestens bei Kontodaten hört jede Relevanzdiskussion auf. Ein Mensch mag für das Weltwissen noch so unwichtig sein, das Wissen über sein Konto ist es nicht, zumindest nicht für die staatlichen Inklusionisten in den USA oder den in Finanzdingen außerordentlich offenen Schweden. Dagegen gibt es nun doch Bedenken, dass Bankdaten via SWIFT so ohne weiteres in das Terrorist Finance Tracking Program fließen dürfen. Aber gehört nicht SWIFT zu den Guten, den freundlichen Bankern, die gegen diese Ausspähereien ein eigenes Rechenzentrum in der Schweiz gebaut haben? Davon ist nicht die Rede, kommentiert die Pressestelle von SWIFT die neuesten Verwirrungen doch so: "Das Schweizer Rechenzentrum ergänzt die bereits existierenden Zentren in den USA und den Niederlanden. Es werden keine Rechenzentren geschlossen. SWIFT betreibt seit Juni 2009 in der Schweiz ein drittes Rechenzentrum in gemieteten Räumlichkeiten in der Umgebung von Zürich. Die Inbetriebnahme dieses Rechenzentrums ermöglichte SWIFT, die Verarbeitungskapazität und die Ausfallsicherheit seines globalen Nachrichten-Übertragungssystems zu erhöhen und mit der Einführung geografischer Verarbeitungszonen eine flexiblere Netzwerkarchitektur zu schaffen."  Gut, dass wir mal wieder drüber geredet und nicht etwa unverbindlich herum gemailt haben. Flexibilität ist doch was Feines, sagte das Häkchen und verbog sich geschmeidig.

*** Keine Musike in diesen trüben nebligen Herbsttagen? Aber nein, das muss nicht sein. Erinnern wir uns an Video Killed the Radio Star von den Buggles, das vor 30 Jahren erschien, passend zum Geburtstag des Autors hinter dieser Geschichte. Sie wurde in Deutschland als der Klangsauger bekannt. Das Musikvideo, das die  Buggles etwas später drehten, war das erste Video dieser Art, das von MTV ausgestrahlt wurde. Deshalb gilt für heute: Hebt den Balken hoch, Zimmerleute, vor James Graham Ballard und seinen Geschichten, damit der Splitter im eigenen Augen nicht schmerzt.

Was wird.

Gesundheitsminister Philipp Rösler hat das gehalten, was man im Neusprech der Politiker eine Jungfernrede nennt. Ihn ereilte nicht das Schicksal seines Kollegen Verteidigungsminister, dessen Rede nach den Ereignissen um Robert Enke wortistisch als Erfüllungsdepression beurteilt wurde. Bei seinem ersten Mal am Bundespult verteidigte Rösler das, was technisch "Einfrieren des Arbeitgeberanteils" bei der Krankenversicherung heißt. Diese Art Kältetod des Sozialsystems wollen die Koalitionsgenossen von der CSU aber das ganze nächste Jahrzehnt nicht mitmachen. Oh pardautz, da fällt er hin: Das ganze nächste Jahrzehnt geht bis 2020 und dann will Jungminister Rösler längst wieder Privatier sein, weil 2018 sein Ausstieg aus der Politik angeblich beschlossene Sache ist.

Rösler, der Geimpfte, wird trotzdem nicht auf der Medica erscheinen, die in der anstehenden Woche ihre Pforten öffnet. Mit seinem Durchhaltebefehl für die elektronische Gesundheitskarte hat er der Messe jedoch einen großen Gefallen getan. Fehlt nur noch, dass er in Erinnerung an den großen, unvergessenen Freitodler Jürgen Möllemann und seinem Einkaufswagenchip die virenresitenten Schlüssel propagiert, mit denen ängstliche Naturen versiffte Tastaturen bedienen sollen.

Unter den vielen Neuigkeiten der größten Medizinmesse der Welt finde ich die Waage von Withings ganz wunderbar, die jeden Morgen meine Werte als Tweet nach Twitter schickt, damit die ganze Welt weiß, was für ein Fettsack ich bin und wieder einmal in der Muckibude nichts getan habe. Das natürliche Ergänzungsmittel ist in diesem Fall ein OP-Tisch mit Heavyweight-Funktion. Abseits von diesem Trend-Thema können Ärzte aus der umliegenden Rollout-Region Nordrhein am Stand der Gematik staunend miterleben, wie das mit der neuen Karte "in Echt" gehen soll. Die gequälten Hilfeschreie aus den bereits versorgten Praxen wird in den Messehallen niemand hören können: Ein Drittel der neuen Karten hat offenbar Probleme, sich den neuen Lesegeräten verständlich zu machen. Diese Geschichte bleibt unterhaltsam.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #253 am: 22 November, 2009, 00:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Sehen wir der Realität ins Auge: Der Mensch ist eine leicht depressive Maschine inmitten der Natur, die ein selbstregulierendes System ist. Maschinenmäßig wird unser Leben organisiert, ein bisschen Willensfreiheit ist nur Dekor: Wir haben die Wahl, ultimative Maschinen zu bauen oder ultimative Maschinen zu kaufen, am besten Aliens mit rotglühender Zunge für ein Leben am USB-Anschluss. Der Mensch ist von Tieren wie Knut umgeben, "Maschinen fast so vollkommen wie wir". Mitunter plagen den Menschen Gedanken, die in einer "gut erleuchteten Maschine" namens Gehirn entstehen. Bei schlecht gewarteten Maschinen können dies Trübungen sein und Annahmen über höhere Wesen, während die besten Maschinen zur Selbsterkenntnis kommen: "Diese Welt wird niemals glücklich sein können, wenn sie nicht atheistisch ist."

*** Wenn die Maschine Mensch nicht richtig funktioniert, so produziert sie Schuldgefühle und es entsteht das, was manche Menschen ein Gewissen nennen. Es verhindert den Genuss ohne Reue und macht aus den großartigen Maschinen geknickte, leicht depressive Gebilde, die den aufrechten Gang verlernt haben. Die Schuld an der Schuld trägt natürlich die Erziehung, die aus freien Maschinen abgerichtete Automaten macht, die den erlernten Werten freiwillig gehorchen: Morgen vor 300 Jahren wurde der Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie geboren, aus dessen Theorie des Über-Ichs und der Erziehung diese Gedanken stammen. Wenn überhaupt, ist La Mettrie heute als Hofnarr Friedrich des Großen bekannt, der an einer Fasanenpastete erstickte, oder als Ergebnis einer unglücklich verlaufenden Internet-Suche im Roman Der Augenblick der Liebe.

*** Wahrscheinlich hätte La Mettrie seine helle Freude an HAL, jenen exoskelettigen Hilfsmuskeln, mit denen auf der Medica in dieser Woche schmächtige Japaner gestapelte Kartoffelsäcke durch die Halle tragen konnten. Und der Kritiker der Ärzte, die von neuen Sachen nichts wissen wollen und nur um ihre Pfründe besorgt sind, hätte auch nach Düsseldorf gepasst. Selbst die dubiosen Methoden der Pharmabranche, die jetzt von Wikileaks mit Ermittlungsakten aus dem Ratiopharm-Skandal beleuchtet werden, wäre einem La Mettrie nicht fremd gewesen. Käufliche Ärzte und bestechende Quacksalber gab es auch zu seiner Zeit. Eher etwas für unsere Zeit ist die Frage, ob die Strafanzeige von Ratiopharm gegen Wikileaks Erfolg haben wird. "Ein Firmenpersönlichkeitsrecht" kannte man im Zeitalter der Aufklärung noch nicht.

*** Nur für das Gezeter und Gejammer eines reichen Investors über die wieder einmal abgespeckte Gesundheitskarte hätte es einiger Erläuterungen zum deutschen Gesundheitssystem bedurft, die den geistigen Horizont des großen Aufklärers überschreiten. Obwohl, da könnte man auch als Zeitgenosse am Verstand der Beteiligten zweifeln. Mit der neuen Karte soll eigentlich das größte deutsche IT-Projekt aller Zeiten gestartet werden, doch jetzt sieht es danach aus, als ob für einen einfachen Online-Abgleich von Versichertendaten Milliarden investiert werden. Das elektronische Rezept, der Heilsbringer des neuen Systems, wird derzeit durch Debatten um zweidimensionale Barcode-Informationen auf dem Papierrezept ersetzt, den der Arzt druckt und der Apotheker bruchlos in seine IT einlesen kann. Das ist ein Vorschlag, den der Chaos Computer Club vor vier Jahren gemacht hatte und der seinerzeit als Billiglösung nur belächelt wurde. So mancher Fortschritt ist ein echter Rückschritt.

*** Es geht aber auch anders. Mit Erstaunen wird mancher bemerken, dass aus der waffenstarrenden inneren Sicherheit mit Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchung und der Zusammenlegung aller Polizeien ein Duales System namens innerer Friede und öffentliche Sicherheit werden soll. Zumindest steht dies in einem Interview, das die Süddeutsche Zeitung mit unserem neuen Innenminister geführt hat. Vielleicht ist Kuschelview das bessere Wort für die besinnlich-vorweihnachtliche Plauderei über Gott und die Welt, die selbst die anstehende, unter Minister Schäuble geplante Herbstkonferenz des BKA als Beweis für den neuen Frieden wertet.  Nach Thomas de Maizière hilft Gott, "weil man sich sagen kann und muss, jeder Mensch ist in seiner Würde und damit auch in seinem politischen Gewicht gleich. Schließlich ist da das Bild vom Menschen als Geschöpf Gottes". Daran schließen sich die neckischen Frage der Redakteure an, ob Gottes Ebenbilder NPD wählen und Gott mitregiert in der neuen Koalition. Bei solch besinnlicher Lektüre hilft wieder einmal der Griff zum "Maschinendenker" La Mettrie: "Die Religion samt allen ihren Ablegern muss vernichtet und mit der Wurzel ausgerottet werden, damit die Menschen allein der spontanen Stimme ihres authentischen Ichs folgen können."

Was wird.

Aber halt. Bevor es dual losgehen kann mit dem inneren Frieden, ist eine Durchsage an alle Sicherheitskräfte erforderlich. Passend zu diesem Programm startet in der nächsten Woche die Fachmesse für Behördenfunker, eine wirklich spannende Sache. Denn die Vergabe des Regelbetriebs ist entgegen den Meldungen nicht in trockenen Tüchern. Der Haushaltsausschuss des Bundes muss der Entscheidung der Vergabekommission noch zustimmen. Besagter Ausschuss hatte in der letzten Legislaturperiode aus Verärgerung über ständige Kostensteigerungen die BOS-Mittel kurzerhand gesperrt. In der aktuellen muss Frau Merkel (Petra) erst einmal den Ausschuss zusammenrufen.

Wie gut, dass Frau Merkel (Angela) derweil schon sicher telefonieren kann. Kaum glaublich klingt dagegen die Aussage, dass in der schwarzroten Zeit unverschlüsselt gequatscht wurde. Wahrscheinlich verhält es sich mit dieser Aussage wie mit dem Lob von Frau Professorin Miriam Meckel, die US-Präsident Obama bewundert. Heraus kommt blühender Unsinn: "Wer bei Twitter erfolgreich und akzeptiert sein will, muss die Kommunikations- und Beziehungswünsche der Nutzer erwidern. Das Beispiel Obama zeigt, dass er neben Millionen Lesern auch selber knapp 750.000 anderen Twittern folgt." Ehe sich jemand wundert, wann dieser Präsident regiert: In dieser Woche gab Obama zu, dass er niemals Twitter benutzt hat.

Es liegt nicht an Weihnachten, Gott oder Thomas de Maizière, wenn nächste Woche die "White IT" ihren ganz großen Auftritt hat. Es ist auch keine Sequel zur "Green IT" und der ständigen Klage, dass Strom aus der Steckdose kommt. Nein, dieser Stoff hat andere Väter wie den IT-Lobbyisten Bitkom, Microsoft Deutschland und den niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann, der unsere Familienministerin Ursula von der Leyen überholen will. Er startet "White IT", das erste echte Bündnis im Kampf gegen Kinderpornographie. Lobend schreibt sein Ministerium: "Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann hat im Kampf gegen Kinderpornographie erstmals alle gesellschaftlichen Gruppen zusammengebracht, um endlich etwas zu bewegen. Weltweit agierende IT-Firmen, Verbände der IT-Wirtschaft und Internetprovider sind genauso dabei wie Opferschutzverbände, Ärztevertreter und Wissenschaftler." Was jetzt kommt, ist laut Ankündigung aus Hannover die erste ganzheitliche Verfolgung ihrer Art, die auf "effizientere Strafverfolgung, Opferschutz und Prävention setzt" und damit "die Internet-Politik als eigenständiges Politikfeld" entdeckt. "White IT" soll alle dunklen Stellen dieses Netzes anstrahlen. Es gibt eben Tage in der norddeutschen Tiefebene, wo Flachdenker herausragen wie die Stoppschilder des Wahlkampfes: "Im Bündnis White IT verpflichten sich alle Beteiligten, den Kampf gegen die Kinderpornographie auf allen Ebenen aufzunehmen: durch Selbstkontrolle, technische Lösungen, Prävention und rechtliche Maßnahmen." Bis zur Vorstellung des Gesamtprojektes am kommenden Freitag klingt "White IT" für mich wie eine Gammakorrektur von Andersdenkenden.

Bis dahin kann man sich etwas Zeit nehmen, den Geist frechster Gottlosigkeit zu athmen und die "cynische Sittenlosigkeit" zu bewundern, die La Mettrie zur Erkenntnis beisteuerte: "Die meisten Empfindungen und Ideen hängen von unseren Organen ab, dass sie sofort sich ändern, wenn diese eine Veränderung erfahren." Der Schließmuskel ist kräftiger als der Verstand.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #254 am: 29 November, 2009, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es stürmt und pfeift mal wieder kräftig: Die norddeutsche Tiefebene zeigt ihren Bewohnern das berühmte, gesunde Reizklima, in dem völlig überflüssige Berge keine Chance haben und enden wie der Bungsberg, in einer Höhe niederer Relevanz. Stämmig schreiten die Bewohner der Ebene und ignorieren das bisschen Lüfterl. Sie sind andere Gefahren gewohnt. Ein guter Brieffreund – so nannte man das früher – erinnerte mich an die Rolle, die die norddeutsche Tiefebene im Kalten Krieg gespielt hatte, mit verbuddelten Kernsprengkuckuckseiern. Den atomaren Wahnsinn sind wir los und zur Dekontamination gibt es ein täglich trostbringendes Sammelsurium in der Glaserei über die Zukunft von gestern. Und den tröstlich stimmenden Soundtrack dazu liefert ein alter Sack aus Frankreich, der auch noch mal entdeckt, wie schön er swingen kann.

*** Wie in der letzten Wochenschau angekündigt, ist die weihnachtliche White IT in Deutschland angekommen, angeleitet vom Niedersachsen Uwe Schünemann. Ganzheitlich wird da von einer "knallharten Faktenbasis" aus gekämpft, zunächst gegen eine starke "Täter-Lobby" für Kinderpornos im Netz. Kommen danach die Zensurbomben gegen unliebsame Inhalte? Unterstützt wird diese Variante des White Trash von Microsoft Silverlight und dem kriminalwissenschaftlichen Institut in Hannover. Das ist nicht mit dem kriminologischen Forschungsinstitut des kernigen Herrn Christian Pfeiffer zu verwechseln. Dieser niedersächsische Forscher hatte mit seinen Kollegen einen Fragebogen zum Thema "Gewalt gegen Polizisten" entwickelt und die besondere Frechheit besessen, nach Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend von Polizisten zu fragen. Dafür wurde sein Fragebogen vom netten Herrn de Maizière einkassiert, der ebenfalls in der letzten Wochenschau auftrat. So eine Kindheitsfrage suggeriere, dass deutsche Polizisten von kleinauf Gewalt gewöhnt sind, befand der Minister und verteilte eine gelbe Karte an Herrn Pfeiffer. Er ist ein geräuscharmer Schäuble, unser neuer, demokratisch gewählter Innenminister.

*** Thomas de Maizière ist gut aufgehoben inmitten einer wirklich höllisch dynamischen Regierung, die gerade eine neue Arbeitsministerin hat und eine neue Familienministerin, weil unser schönes neues Deutschland am Hindukusch einen ordentlichen Flashmob produzieren will. Nur muss dies doch bittschön dezenter kommuniziert werden als es das hessische Wahrheits-Endlager Franz Josef Jung gemacht hat. Die "verdammte Pflicht" kommt nicht zu kurz, sie ist ein deutsches Heiligtum, nicht nur am Hindukusch, wie es die ohne persönliche Schuld gebliebene Mehrheit der Soldaten der Wehrmacht und Waffen-SS vorgemacht haben.

*** Regelmäßig werden von den liebenswerten Forums-Teilnehmern auf heise online nach solchen Vorfällen die Vorteile der direkten Demokratie in unserem Nachbarland Schweiz angeführt. Zur gefälligen Kenntnisnahme der Realitäten: Die Schweizer haben sich in einer Volksabstimmung für die Einführung von biometrischen Pässen entschieden. Die Ja-Sager hatten nur 5680 Stimmen mehr und wünschten sich zudem eine zentrale biometrische Datenbank, die nach den Schengen-Regeln (die Schweiz ist hier Mitglied) gar nicht benötigt wird. In dieser Woche zeigte der Nationalrat, dass die heikle Frage neu durchdacht werden muss. Allerdings hat der Ständerat das letzte Wort. Möglichweise sagen die Schweizer ja wenigstens Nein zum Minarett-Verbot, das heute zur Volksabstimmung steht – es gibt aber wohl genug überfremdungsangstgeschüttelte Schweizer, dass das noch nicht so ganz sicher ist. Wie ist das also: Glückliche Schweiz? Das mag allenfalls für Roman Polanski gelten, der mit einer elektronischen Fußfessel an sein Chalet gefesselt ist, die über keinen GSM-Sender und GPS-Empfänger verfügt. Der Tanz der Vampire an der Jungfrauenquelle findet unterdes im Kino statt – und auf Facebook, StudiVZ und Co:  Wer heute blutig gebissen werden will, muss erst einmal seine Träume und Wünsche in Daten verwandeln. Dann kommen die Bots zum Schlürfen.

*** Datensauger der besonderen Art haben in der CDU Rheinland Pfalz ihre Heimat. Zum hehren Zwecke der brutalstmöglichen Aufklärung hat Herr Billen seine bei der Polizei arbeitende Tochter angestiftet, in der Polizei-Datenbank POLIS mal unverbindlich nach den Vorstrafen von Personen zu ermitteln. Diese hatte sich die Ergebnisse ausgedruckt und irrtümlicherweise mit nach Hause genommen. Dort hatte Vater Billen versehentlich auf ihrem Schreibtisch gekramt und die Papiere abgegriffen. Diese überaus glaubwürdige Geschichte setzte sich mit Herrn Dincher fort, der ebenfalls eine Polizistin zur privaten Computerfahndung heranzog, mit dem Versprechen, ihr eine Versetzung zu besorgen, wenn die Sache bekannt wird. Sie wurde natürlich bekannt, weil Datenbankabfragen protokolliert werden. Wer glaubt, dass solche Protokolle im Zeitalter der Vorratsdatenspeicherung nicht ausgewertet werden, glaubt wahrscheinlich auch, dass Online-Untersuchungen eine sichere Sache sind. Wie gut, dass die CDU Rheinland-Pfalz für ihre Ermittlungen wenigstens auf eigene Recherche-Software zurückgreifen kann. Ein Vorschlag zum Slogan der anstehenden Landtagswahl: Mit den Rechten blickt man besser durch. Und, wo wir schon dabei sind, sollte auch die neue Werbung für den Mainzer Karneval erwähnt werden: Mit dem Rechten Deutschen Fernsehen sieht man Schwarz besser.

*** Die Maut-Verträge sind da. Nicht alle, aber doch so viel Material, dass ein großes Geheimnis Pneu a Pneu gelüftet werden kann: Das gesamte PPP-System ist eine Private Politic Partnership, die schnellstmöglich Einnahmen für beide Seiten generieren sollte, komplett mit einer Simulation von Kontrolle über hübsche Brücken, die unsere Autobahnen verzieren. Dass von diesen 300 Brücken immer nur wenige aktiv sind, wurde bislang als Datenschutz verkauft. Tatsächlich zeigt sich nun, dass die Betreiber vor dem enormen Datenaufkommen der Brücken kapitulieren mussten. Der nächste Politiker, der nach der Fahndung in den Maut-Abrechnungsdaten ruft, darf ausgelacht werden. Die von Politikern bereits geäußerte Idee, dieses nicht skalierende Gebührenteilungs-System zum Einzug der heiß debattierten PKW-Maut zu benutzen, hat allerdings ihren Charme. Der Schlupf in der Kontrolle ist groß genug, dass die meisten PKW ohne OBUs friedlich weiterrollen können, gesteuert von fröhlichen Mautraubkopierern.

*** Weil die Maut-Verträge vom mautpflichtigen Nikolaus-Gespann über Wikileaks abgeworfen wurden, regt sich Unmut über den aktuellen Zustand des Journalismus. Früher alles besser? Früher wären die Scans oder die Geheimpapiere bei der Redaktion geblieben, die den Skandal ausschlachtete, heute können alle in den Dateien suchen. Auch wenn das nur wieder Journalisten sind: Der Fortschritt ist eindeutig. Auch die Tatsache, dass die Leaks nur aus den Jahren 2002 und 2003 stammen, ist kein Problem. Wie formuliert es Bob Woodward in der (nicht online zu lesenden) Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung?

Das Problem mit dem Aktuellsten ist, dass es oft unwahr ist. Und es hat keine Bedeutung. Die Frage ist nicht: Wie verläuft die  schrittweise Entwicklung? Die Frage ist: Was ist die Hintergrundgeschichte. Was ist versteckt? Was wissen wir nicht?

*** Immer ist etwas versteckt. Immer versteckt und verstellt sich jemand. Deshalb kann man auch aus ganz alten Sachen lernen, wie das Beispiel des "Guerilla Journalisten" Studs Terkel zeigt, dessen FBI-Akte freigegeben wurde: Wer den einfachen Mann von der Straße ins Rundfunkstudio holt, muss einfach ein unterwandernder Kommunist sein.

Was wird.

Er ist zwar über eine Woche entfernt, doch schon überstrahlt er alles. Zum 4. IT-Gipfel Deutschlands rattern die Pressemitteilungen herein. Dieser Gipfel soll von der Kanzlerin und einem Energie-Technokraten geschultert werden. Der Bitkom hat mittlerweile auf Dauerfeuer umgestellt, denn es gilt viel zu retten, nicht nur den PPP-Schwachsinn der LKW-Maut: Die Gesundheitskarte ist krank und eigentlich nur noch ein Gerippe, die CeBIT ist ausgelaugt und ist per Reißleine nur noch durch eine Monarchie zu retten. Doch warum muss es eigentlich die spanische sein? Wo bleibt bloß Ernst-August von Hannover, der auf dem Messegelände zur formidablen Weltausstellung tatkräftig seine echt hannöversche Reißleine zog? Nicht nur Monaco vermisst den Mann mit blauem Blute. Angeblich fährt er eine Art Ski in Österreich, auf dieser sinnlos hochgestapelten Erde, die dort Berge genannt werden, die aber verglichen mit einem echten deutschen IT-Gipfel allesamt nur kümmerliche Häufchen sind.

Achja, die Weltausstellung. So in Erinnerungen schwelgend hole ich den Prachtband "Eingebungen zwischen Paradies und Apokalypse" von IBM hervor – die entsprechende Website ist längst hinüber: Die Erinnerungen an die von IBM aufgestellten Terminals im "Korridor der Wünsche" sind heutzutage in der Cloud verschwunden und nicht mehr anschlussfähig. "Ich wünsche mir Unsterblichkeit und einen Laptop", schrieb ein Besucher am Terminal. Was schreibe ich da? Terminal? Im Jahr 2000 hießen die Dinger "Kristalle der Visionen". Ob IBM den anstehenden Geburtstag von Notes ebenso vergessen wird wie seine kristallinen Visionen?  Am 5.12.1989 begann der Software-Gigant Lotus mit der Distribution von Notes auf Floppy Disks, zunächst in einer OS/2-Version.

*** Notes ärgerte Bill Gates, sodass er sich gegen die Veröffentlichung der Windows APIs aussprach: help Office, beat Notes lautete die Parole bei Microsoft. Wo Notes und Domino heute stehen, ist bekannt, doch für die Zukunft dieser Software braucht man schon ganz besondere Visionskristalle. So sieht es aus, mit der Zukunft von gestern. Immerhin sollte Notes einmal das werden, was sich heute Social Business Networks nennt. Oder sollte man lieber von Social Media Experience sprechen? Jedenfalls hat Chad Kroski von der Telekom mit Clara eine wirkliche Nachfolgerin, genauso geistlos wie manche MS-Software:

Alles was im Internet ist, wird für immer da sein, so scheint es. Wenn aber das Digitale an seiner materiellen Substanz schaden nimmt, dann bemerkt man, wie fragil diese Vorstellung des ewigen Internets ist. Lassen wir diese Wortklaubereien. Fragilität my Ass. Wenn ich einen Kaffee über meinen Laptop schütte, dann ist es eher natürliche Auslese, wenn ich deswegen von der Uni fliege, (Ok, nicht übertreiben) das Semester wiederholen muss. Oder nein noch besser ich prostituiere mich ...

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