Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125230 mal)

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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #210 am: 09 April, 2009, 12:15 »
Du wirst lachen Jürgen, denn im Grunde hab ich ja in 150 Meter Entfernung sowas wie nen "Pool" - gut, "offiziell" ist es ein Feuerwehr-Löschwasser-Becken aber das stört hier im Ort eigentlich niemanden. Auch nicht von offizieller Seite her.

Problem Nr. 1 : Ich habe prinzipiell kein Interesse mit Leuten im Wasser zusammenzustossen die ernsthaft (!) glauben ihre Kühe würden wegen diverser Funkstrahlen nicht mehr schwanger werden....von solchen halte ich mich schon aus dem Grund fern, sie besser nicht auslachen zu müssen...

Problem Nr. 2 : Das Ding hat ständigen "Wasserdurchlauf" aus einer Quelle und ist somit wirklich, wirklich Arschkalt !

Problem Nr. 3 : Ich bin Nicht- bzw. Schlecht-Schwimmer und die für Nichtschmimmer vorgesehene Fläche beträgt nur ca. 5 Quadratmeter - der Rest ist 4 Meter tief. Nein, ich möchte auch nicht unbedingt mit den Kindern derer, die glauben ihre Kühe würden wegen Funkstrahlen nicht mehr schwanger, definitiv NICHT zusammenstossen.

Ich will meinen eigenen Pool !

Seen (schreibt man das so ?) gibt es durchaus, aber da ist im Grunde das selbe Problem : Die für Nichtschwimmer geeigneten sind mit Kindern überbevölkert. Womit ich jetzt nicht sagen will dass ich kinderfeindlich wäre - aber mit 40 Stück von denen auf 10 Quadratmetern muss ich dennoch nicht hausen  ;)

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In der Tat kann man mit Tieren nonverbal kommunizieren. Eine ganz andere Ebene erreicht das Ganze allerdings wenn man die "falschen" oder aber auch die "richtigen" Pilze gegessen hat - da kommen dann wirklich strange Beobachtungen bei raus  ;D  ;D Mein Gott, was hatte die Katze von nem Kumpel in dieser fragwürdigen Nacht auf meinem Bauch liegend für Geschichten zu erzählen - das ging dann doch über nonverbal im eigentlichen Sinne hinaus bis hin zu reiner Gedankenkommunikation. Sowas sollte man sich aber besser nur selten gönnen....  ;D

Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #211 am: 10 April, 2009, 00:10 »
Tja, Nicht- bzw. Kaumschwimmer tun mir wirklich leid.
Bin selbst vom Sternzeichen Wasserratte  ;D
Das "Gefährlichste", was mir immer wieder 'mal passiert, ist schlicht und einfach auf dem Wasser einzuschlafen, irgendwo mitten im See. Letztesmal mit 'ner Libelle auf der Nase aufgewacht. Glücklicherweise bin ich weder ängstlich noch schreckhaft.

Vom Kinderbereich halte ich tunlichst Abstand, erstens wegen des Lärms, und zweitens brauch' ich's nicht immer wieder, dass irgendein Steppke lauthals seine Mama fragt "ist das ein Bodybuilder". Und drittens verstehe ich mich eigentlich nicht als Rettungsinsel, auch wenn ich passende Scheine und die Statur dafür habe...

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Zauberpilze oder andere psychedelische Substanzen brauche ich in der Natur gewiss nicht, Landschaft und Kreaturen wirken durchaus stark genug und ohne Nebenwirkungen.

Hinzu kommt, dass manche Viecher auf Angetüdelte ungehalten reagieren können.

Auch bei meinem Kater war es so. Wenn er bei einem Besucher 'mal Anzeichen von Alkohol- oder THC-Beeinträchtigung bemerkte, zog er sich normalerweise regelmässig diskret zurück. Wenn man ihn liess.
Mit mir gemeinsam hatte er insbesondere die Abneigung gegen die oft schrillen Stimmen und aufdringlichen hektischen Bewegungen mancher beschwipster Mädels. Konnte dann regelrecht sauer werden, bis hin zum Scheinangriff. Gewaltig aufplustern, anbrüllen wie ein Löwe, Warn-Tatze...
Im sehr speziellen Fall einer Bekannten mit regelmässiger Lebenskrise hat er es sogar 'mal fertiggebracht, eine Handtasche, die schon heftig nach Bier roch, laut meckernd wegzuschleppen, auszuräumen und im Katzenklo zu markieren und dann zu vergraben. Die Olle heult sich seitdem woanders aus...
Einer anderen ziemlich nervigen Tussi hat er einmal - auf meiner Geburtstagsfeier - die Schuhe unter'm Schrank versteckt.
Sonst war er auch zu Fremden fast immer ausgesprochen freundlich.
Ausser zu manchen Beamten, vornehmlich lästigen bzw. ungebetenen...
Dafür brachte er kleinen Kindern eine Engelsgeduld entgegen, selbst wenn die 'mal hartnäckig quengelten oder ihn am Schwanz durch die Bude zogen.

BTW, ich habe auch schon Enten, Ziegen und Pferde erlebt, die um Angetrunkene vorsorglich und unter deutlichem Protest einen Bogen machen.
Und Hunde, die nur dann regelrecht aggressiv reagieren.
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

Samsung LE32B530 + Benq G2412HD @ HDMI 4:2; Tokaï LTL-2202B
XORO HRS-9200 CI+ (DVB-S2); XORO HRT-8720 (DVB-T2 HD)
Empfänger nur für FTA genutzt / ohne Abos
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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #212 am: 10 April, 2009, 02:07 »
Meine Katze unterscheidet zwischen :

a) Der hat zwar mal wieder einen im Tee, scheint aber gut gelaunt zu sein ---> Versuch starten ihn zum Kraulen zu nötigen

b) Ohjee, schon wieder schlechte Laune ---> besser nicht nerven

Kommt allerdings selten vor, da es sich ja um eine im Freien lebende Katze handelt und ich in der Regel nicht tagsüber trinke sondern nur Abends. Aber schlechte Laune ortet die auch bei Nüchternen...

Offline SiLæncer

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #213 am: 12 April, 2009, 00:14 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ostern ist die Zeit der Wuhnder. Das Erckennt man daran, dass Hasen bunte Eier legen, Obama über das Wasse läuft und die Abschaffung von Atomwaffen verkündet. Oder daran, dass Details aus der Area 51 bekannt werden, wo die Mohndlandung gefilmt wurde und Klinsmann am Kreuz henkt. Ganz normale Sachen wie die Aufsteckung des Kampfetas wundern hingegen niemanden. Oh wenn sich der eine oder andere leser über den Anfang dieser Wochenschau wundert, dann hat er nicht den Behördenspiegel im RSS-Feed: Das Blatt berichtet diese Woche, dass jeder vierte Befragte aus dem öffentlichen Dienst rechtsreibung für "unwichtig" hält. Für die Amtsschimmel ist es offenbar völlig egal, ob fehlerfrei mit dem Bürger kommuniziert wird. Ob Penis oder Sensipel, ist alles einen Frage der Lesart. Selbst eine fehlerfrei Rechtsschreibung in Gesetzestexte ist einem Drittel der Befragten völlig Schnupe. nun könnte man mit methodischen Zweigeln an der Korrectheit einer Onlein-Studie kommen, aber: Im Internet bewegt sich nur die Elite von Behördistan. Das Fuzfolg dürfte noch ganz anders denken.

*** Wayne interessiert das, wäre eine typische Heise-Antwort. Ist es nicht völlig egal, was im Gesetz steht, und pfurzegal, ob es dann noch korrektes Deutsch ist? Die völlig verdrehte Debatte über Kinderpornographie legt nahe, dass der Vater des Gedankens eine Mutter mit Statistikproblemen ist. Was daran ungewöhnlich oder überraschend sein soll, wenn Kinder ausbleiben, weil es weniger Erzeuger gibt, bleibt ebenso unklar, wie der Beweis, dass Sperren gegen Missbrauch helfen. Aber die Politik drückt mächtig auf der IT herum. Das neue BSI-Gesetz ist da nur der kleinste Furunkel. Nehmen wir nur den neuen Artikel 91c, der nach den Beschlüssen der Föderalismuskommission II erstmals die IT ins Grundgesetz hievt. "Bund und Länder können aufgrund von Vereinbarungen die für die Kommunikation zwischen ihren informationstechnischen Systemen notwendigen Standards und Sicherheitsanforderungen festlegen." Auf Grund welcher Vereinbarungen konkret?

*** Die entsprechende Mitteilung an die Presse, dass Datenautobahnen endlich allen historischen Verkehrswegen gleichrangig sind, ist von der Rechtschreibung her OK, vom technischen Sinn her natürlich gaga. Man mag es als Reminiszenz an Kanzler Kohl erklären, der 1994 in einer Fernsehsendung mal die Datenautobahnen zur Ländersache machte. Technisch bekommen wir mit Artikel 91c einen IT-Planungsrat, der für Bund und Länder alle Standards bei Hard- und Software festlegen wird, bei abgeschafftem Einstimmigkeitsprinzip. Die Kommunen haben im grundgesetzlich bald festgeklopften IT-Planungsrat keine Stimme mehr, denn Länder-Standards sind dann automatisch kommunale Standards. Sachen wie Limux werden Vergangenheit sein. Etliche öffentliche, heute noch europaweite IT-Ausschreibungen werden entfallen, da IT-Anschaffungen nur noch als "innerstaatliche Organisationsakte" definiert werden. So sehen bunte Eier aus, die die Polithasen legen.

*** In einem außerordentlich verschnarchten Vortrag hat der "Wikipedia-Gründer Jimmy Wales" die deutsche Ausgabe der Wikipedia gelobt. Vielleicht kannte Wales da die Unterschriftenliste gegen eine liberale Löschpraxis noch nicht, mit der die deutsche Wikipedia auf das Niveau eines deutschen Karnickelzüchtervereins sinken will, komplett mit Löschwart, Löschtastenprüfwart, Löschzuchtbrutwart und Bild-Tätowiermeisterin. Es wäre schöner, wenn das wunderbare, freie Netzwerkzeug den Ansporn zu Verbesserungen weckt, doch das ist in Deutschland zu viel verlangt, wo die Relevanzkarnickel ihre Köteln horten. Vielleicht gehen wir eines Tages auf die Wikipedia, drücken Links wie Rechts die SHIFT- und ALT-Tasten, dazu eine Funktionstaste und lachen, wenn "We made Wikipedia, they f***ed it up" erscheint (auf das Auswerfen einer Diskette wird verzichtet).

*** Easter Eggs, so klärt uns die freie Enzyklopädie auf, sind Gagscreens oder Geheimlevel einer Software. So sehen es wohl Leute, die das StarWars-Spiel in OpenOffice für ein Easter Egg halten und sich über den Orden des inkompatiblen Updates am roten Band freuen. Easter Eggs entstanden, weil Firmen ihren Mitarbeitern nicht mehr gestatteten, sogenannte Credit Screens zu benutzen. Sie entsprachen den Würdigungen im Abspann von Kinofilmen. CTRL-F, CTRL-U, CTRL-C, CTRL-K war Tim Drapers Reaktion auf die Apfelbande, ihm zunächst keine Credits für den Easywriter zu geben – mit dem Kommando gelangte man zum Forth-Interpreter, auf dem Easywriter basierte. Die Zeiten, in denen ein Programm zunächst stolz mit den Namen der/s Programmierer/s startete, wie etwa bei Michael Shrayers "Electric Pencil", gingen vor 30 Jahren ihrem Ende entgegen. Als das Monster namens Wordstar auf dem Markt erschien, waren die Credits schon gut in der Hilfe-Datei versteckt (aber auffindbar). Anders beim "Unix PC" von AT&T, dem ersten Computer mit eingebauter Zukunft. Mit .!. in der Kommandozeile wurde die Liste der Programmierer abgerufen.

*** Das berühmteste, weil bekannteste Easter Egg wurde wohl für Windows 3.1 von Microsoft-Programmierern geschrieben und verbarg sich in den vier Farbsegmenten der Windows-Flagge. Je nachdem, welches Segment geclickt wurde, erschienen entweder Bill Gates, Steve Ballmer, Brad Silverberg oder ein Bär (Code für einen besonders tyrannischen Teamleiter) und die Liste der beteiligten Programmierer rollte ab. Wir haben ja Ostern und der Frieden wabert, da darf das IMHO bösartigste Easter Egg nicht fehlen. Man konnte es in dBase 5 für Windows aufrufen, damals ein Borland-Programm mit durchaus normalen Credits in der About-Box. Wer jedoch die ALT-Taste drückte und FOX eingab, rief eine Guillotine ab, die einen Fuchs köpfte. Dazu tauchten die Namen der rivalisierenden Microsoft-Programmierer auf, die die Datenbank FoxPro entwickelten. Ehe dies jemand geschmacklos findet, muss auf Microsoft Word 2.0 verwiesen werden. Im Easter Egg dieses Programmes tauchen neben den Programmierer-Namen kleine Männchen auf, die einen Drachen bekämpfen, der Steuersequenzen von WordPerfect schnaubt, damals die führende Textverarbeitung. Der gerade auf die Erde zurückgekehrte damalige Projektleiter hätte noch ganz andere Dinge eingebaut, den Konkurrenten zu besiegen.

Was wird.

Alles alte Kamellen, für die sich niemand mehr interessiert? Von wegen. Nehmen wir nur OS/2 (CTRL+SHIFT+ALT+O auf dem Desktop), das gerade von der US-Zeitschrift Computerworld zum schönsten toten Betriebssystem aller Zeiten gewählt wurde. Es spielt in der unendlichen Geschichte von SCO eine sehr lebendige Rolle, weil von hier offenbar das Journaled File System den Weg in die Linux-Distributionen antrat. Sollte die Firma ("Alles nur Fleischwunden") tatsächlich den Weg aus Chapter 11 zu einer wieder funktionierenden Klagemaschine schaffen, warten hier die nächsten Kämpfe. Aber ich wollte nichts mehr zum Thema Auferstehung schreiben, das hatten wir letzte Woche an dieser Stelle. Laut Bayern München ist Klinsmanns Kreuzigung in der taz die schlimmste Entgleisung, die es in den deutschen Medien seit Erfindung des Buchdrucks gegeben hat. Und UdoLattek weint. Bitte, wir haben Ostersonntag, der Frieden wabert, die Ostermärsche marschieren und der amerikanische Bürgerkrieg begann vor unrunden 148 Jahren.

Da ist es schon passender, vorab auf das 10. Festival mit alten Computern zu verweisen, das heuer unter dem seltsamen Motto Daseinskampf der Zahlenfresser: Rechnerarchitekturen im Vergleich stattfindet. Vielleicht muss man sich das wirklich so vorstellen, was sich da im Kühlwasser der Boliden abspielte: gewaltige Schaltschränke, ihre messerscharfen Bleche aufgestellt, noch die kleinste Nachkommastelle gnadenlos zu verputzen, bis auch die letzte Zahl von dieser Erde verputzt ist. Gewalt gegen Zahlen und Friede den Menschen – sofern sie nicht Mitglied in einem Schützenverein sind. Ja, das ist Made in Germany. Und bitte, wem das nicht genug ist, an einem friedlichen Ostermorgen, der mag sich an unser Bundeskriminalamt wenden. Pläne zur Verseuchung der Trinkwasserversorgung Berlins dürften einfacher zu aktualisieren sein als ein zickiges ELSTER-Modul von 40 MB.

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #214 am: 19 April, 2009, 00:06 »
Da ja hier wie üblich keiner was macht ...tu ich mal was....



Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Auf den Gesichtern aller Zuhörer ging ein gefälliges und versonnenes Lächeln auf, und in ihren Beinen prickelte das Blut." Der Untergang hat bei Joseph Roth immer seinen morbiden Charme. Ja, es ist anregend und entspannend gleichzeitig, aber, bei etwas historischem Bewusstsein, auch etwas morbid, sich die Ausstellung Marc, Macke und Delaunay im Sprengel-Museum Hannover anzusehen, die nicht nur die "Schönheit einer zerbrechenden Welt zelebriert". Das eigentlich Faszinierende ist, in diesem Zerbrechen den Aufbruch in die Moderne zu entdecken, mit all ihrer eigenen Schönheit und ihrem eigenen Schrecken. Auch das findet sich bei Joseph Roth, nur einen Satz hinter dem versonnenen Lächeln – dann doch, die Vorahnung der untergehenden Welt: "Während sie noch standen, glaubten sie schon zu marschieren." Von Delaunays "Fenêtres ouvertes simultanément" oder Marcs "Katze hinter einem Baum" führt halt doch ein direkter, wenn auch nicht geradliniger Weg zu Picassos "Guernica" und Celans "Todesfuge". In Malerei und Literatur ebenso wie in der Gesellschaft. Es ist die Musik von Albert Ayler, der inzwischen und auch heute noch den musikalischen Kommentar dazu liefert.

*** Kommentieren möchten so viele, auch wenn sie eine zerbrechende Welt nicht beschreiben können. Allzu vieles ist aber wirklich keinen Kommentar wert – selbst US-Berichterstatter, von denen viele doch sonst allen Mist eifrig raportieren, wenden sich blamiert von dem Hype um jede noch so banale Gemütsregung auf Twitter ab. Wenn das Medium nicht nur die Botschaft ist, sondern den Nachrichtenwert bestimmt, dürfte das vorläufige Maximum der Medienidiotie erreicht sein, egal, was uns manch dem Zeitgeist hinterherhechelnde Kollege so einreden möchte. Es ist mir also völlig egal, ob Kutcher (wer war das noch mal, abseits seines Status als Moore-Ehegatte?) oder CNN ein selbst ausgerufenes Wettrennen gewinnt. Es gibt kaum etwas, was nicht wichtiger wäre.

*** 85.214.73.63 Die Bedeutung von Nummern, beispielsweise. Der schwarze Freitag liegt hinter uns. Die Firmen Deutsche Telekom, Vodafone/Arcor, Hansenet/Alice, Telefonica/O2 und Kabel Deutschland haben den Vertrag zum Einstieg in die Internet-Zensur in Deutschland unterzeichnet. Sie werden mithelfen, ein Stoppschild im Internet aufzustellen, dessen Text gute Chancen hat, als Beginn einer neuen Unfreiheit im Haus der Geschichte ausgestellt zu werden, komplett mit allen  Varianten. Komplett mit den entlarvenden politischen Hasstiraden über pseudo-bürgerrechtsengagierte Hysterie von Pseudo-Computerexperten von Politikern, die die Funktionsweise des Netzwerkes von Netzwerken nicht verstehen wollen. Komplett mit den deutlichen Kommentaren der zensurgeilen Presse, die vom "Pfuhl Internet" schwadroniert und hofft, dass die Entscheidungen nur der Anfang sind und dieser schmutzige Teich bald trockengelegt wird, damit das internetteste Bürgerleben wohlzensiert und gesittet ist.

*** 62.141.58.13 Natürlich werden Pseudo-Computerexperten sich einen ordentlichen DNS-Server suchen, der die staatlich verordnete Sicht auf das Internet umgeht. Es geht eben nicht um "die Angst der Internetgötter, ihr angebliches digitales Paradies könne eines Tages verloren gehen", wie der FAZ-Journalist meint. Es geht schlicht um Zensurfreiheit. Sowohl die norwegische wie die australische Sperrliste enthalten Imageboard-URLs mit manchmal abgeschmackten Fotos, auf denen der Pedobear tanzt oder Obamas Gesicht entstellt ist. Entsprechend wird auch unser BKA zensieren. Das eine "Vertreibung aus dem selbsternannten Paradies" zu nennen, kann nur der Nachrichenchef und Pfuhl-Experte der FAZ. Gegen den Müll der rechten Denkungsart muss man Mitten am Rand lesen, den besten Zeitungstext zu diesem Thema, der das Wahlkampf-Tool der Ursula von der Leyen entlarvt. Wenn der delirierende CSU-Politiker Uhl ankündigt, dass seine Fraktion all die vor sich hertreiben werde, die dem künftigen zusätzlich angeleierten Gesetz nicht folgten. "Wenn dieses Gesetz in Kraft tritt, wird es nicht Kinder vor Missbrauch schützen, nicht Täter vor sich selbst schützen oder dingfest machen, nicht Neugierige davor schützen, straffällig zu werden. Es wird nicht einmal etwas werden, mit dem die CSU irgendwen vor sich hertreiben kann."

*** 213.73.91.35 So läuft ins Leere, was ins Leere laufen muss, sich aber prächtig für den Wahlkampf gebrauchen lässt, Abtreibungen inklusive. Das gilt für alle Parteien, die das Internet als Trallafiti sehen. Auch das von der FAZ im gleichen Atemzug gefeierte erstinstanzliche Urteil gegen die Macher von Pirate Bay könnte ins Leere laufen. Vorerst sind andere Konsequenzen aus dem Urteil bemerkenswert, etwa die 3000 neuen Parteimitglieder, die in die schwedische Piratenpartei unmittelbar nach Bekanntgabe des Urteils eingetreten sind. Oder die schwedische Konsequenz, nicht den Müll eines großen Möbelhauses, sondern den Pirate-Bay-Server ins Technische Museum zu stellen, als Artefakt aus einer Zeit, in der eine Industrie feiernd in den Abgrund schlidderte, wie es in der taz heißt. Um mal das Positive mit den Augen der Springerpresse zu sehen – klarer kann man schließlich nicht sagen, wie die Gemengelage aussieht: "Noch ein paar Piratenbuchten mehr, und das neue Bündnis von Urheberrechtsschützern und jenen, die entschlossener gegen Kinderpornografie, Gewaltverherrlichung, Glücksspiel oder Extremismus im Netz vorgehen wollen – es steht."

*** Bleiben wir einen Moment bei Springer, schließlich gratoulliert auch dieser Verlag der ehemaligen alternativen tageszeitung zum 30. Geburtag durchaus treffend mit den Worten: "Ist es nicht schön, ein Alter erreicht zu haben, in dem man Cocktails trinkt, anstatt sie zu werfen?" Nun, es ist nicht schön, wenn eine Zeitung, gegründet gegen die freiwillige Selbstzensur deutscher Medien im Herbst 1977 mittlerweile ein Spießerblatt der Cocktailschlürfer geworden ist. Aber es ist nicht zu ändern, denn die Präservative des Wesentlichen sind gut gefüllt mit schlichten Meinungen. Etwa zur Gentechnik, die in dieser Woche für nette Schlagzeilen sorgte. Dabei ist sie doch besonders nützlich beim neuen Transhumanismus und seiner Frage, wie wollen wir den Menschen haben?

*** MON810 ist vorläufig in Deutschland verboten, doch das wird den Agrarkonzern Monsanto nicht daran hindern, seine mächtige PR-Maschine weiter laufen zu lassen. Erinnert sei an eine Zeit, als Monsanto deutsche Gerichte zur Zensur des Netzes bemühte. Kinderpornografie, Gewaltverherrlichung, Raubkopiererei und Gentechnikgegnerei sind auf den kleinsten Nenner p zu bringen, wobei p für Profit steht. Notfalls wird es sicher einen Alphajournalisten geben, der für wenig Geld den nötigen Gesamtzusammenhang herbeischreibt. Die Iniative Soziale Marktwirtschaft macht das ja wunderbar mit ihrem neuen Regionalranking vor. Danach ist die norddeutsche Tiefebene eher schwach von der Konjunkturkrise betroffen, sofern dort Genfraß und Genferkeleien erlaubt sind. Über all dem aber strahlt München und das Umland in Bayern, der eigentlichen Heimat des Analogkäses.

*** Zu den traurigen Nachrichten dieser Woche muss der Tod von Corín Tellado im Alter von 82 Jahren und von Sir John Maddox im Alter von 83 Jahren gezählt werden. Tellado war vielleicht nicht die große alte Dame der spanischen Literatur, mit über 4000 Texten aber ganz sicher die Weltrekordhalterin im Guiness-Buch der Rekorde. Mit einer Gesamtauflage von 400 Millionen Exemplaren lässt sie ähnlich bewunderte Schreibarbeiterinnen wie Rosamunde Pilcher hinter sich. Große Literaten wie Mario Vargas Llosa, der ihre Arbeiten betreute, haben Elogen auf Corín Tellado veröffentlicht. 1998 erhielt sie die goldene Arbeitsmedaille von Spanien, eine Auszeichnung für langjährige Arbeitsdisziplin. Vor 10 Jahren bekam sie den Asturien-Preis, lange vor Google. Mit John Maddox starb der engagierte Verfechter der "peer review", der erbarmungslos manch wissenschaftlichen Blödsinn wie dem vom homöopathischen Gedächtnis des Wassers entlarvte. Als Redakteur von Nature war Maddox, der für seine Editorials zwei Flaschen Rotwein brauchte, berüchtigt, den Autoren ihr Selbstlob um die Ohren zu hauen. "Was es noch alles zu entdecken gilt" war sein letztes Buch.

Was wird.

Zum 62. Mal lädt die Hannover Messe in die schönste Stadt der Welt ein. Aus ihr koppelte sich dereinst die CeBIT ab, in sie kann sich die CeBIT künftig reintegrieren, wenn das Gejammer der Branche weiter anhält. Anders als Software oder dieses klaut-Computing, was im Internet präsentiert werden kann, brauchen ordentliche Maschinen noch ordentliche Messen. Wo, wenn nicht auf der Hannover Messe, kann man das intuitive Elektromobil-Röllerchen "MoVi~" bewundern, das so "einfach wie ein Browser" gesteuert werden kann? Oder wie wäre es mit dem i-MiEV von Mitsubishi, dem Elektroauto in der Erfolgsspur des i-Phones? OK, für die Verschrottungshilfe kommen die Geschosse etwas spät.

Ganz anders laufen die Geschäfte offenbar in Berlin, wenn man den Machern der Funkausstellung Glauben schenkt. Bevor sich unter dem Funkturm Waschmaschinen und DVD-Player tummeln, ist Platz genug für die Medizintechnik, die auf der ConHIT ausgestellt wird. Die Augen ruhen dabei auf Microsoft, das die "internationale Gesundheitsplattform HealthVault" in Deutschland an den Start schickt und mit schicker Technik demonstriert, wie das "aktive Einbringen in die Gesundheitsplanung" aussehen kann. Arzt und Patient arbeiten gemeinsam am Surface-Tisch an der "Realisierung des Gesundheitspotenzials des Users". Über die Arbeit an der deutschen Sprache unterhalten wir uns später.

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« Letzte Änderung: 19 April, 2009, 11:01 von SiLæncer »

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #215 am: 26 April, 2009, 00:16 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Am Kampftag der Arbeiterklasse muss der Demonstrationszug Punkt 1 Uhr abmarschieren. Alle Frauen werden dafür zu sorgen haben, dass die Hausarbeiten früher als sonst beendet sind. Es ist selbstverständlich, dass nicht nur jeder Arbeiter, sondern auch jede Arbeiterfrau und alle Familienmitglieder am proletarischen Kampftag teilnehmen."

Ich wiederhole ungern, doch diese Passage aus dem Buch von Erhard Lucas über "Das Scheitern der deutschen Arbeiterbwegung" muss aus der Zukunft von anno 2001 zurückkopiert werden. Denn erstens steht der 1. Mai vor der Tür und zweitens redet alle Welt von sozialen Unruhen, nur die Wikipedia nicht. Ja, was passiert denn da, wenn "die Halteseile irgendwann reißen", wie Gesine Schwan meint, aber keine kampftagende Arbeiterklasse mehr da ist, ein Seilchen um den Staat zu legen, um ihn einreißen, bodigen und zertrümmern zu können, mit all dem Rott von 816 Milliarden Euros? Werden soziale Unruhen heutzutage nicht schon dadurch bekämpft, dass die Schlaftablette Kerner zu einem Unterschichtensender wechselt?

*** Können wir aus der Geschichte lernen, etwa ganz aktuell bei Erhard Lucas? Wie sieht es eigentlich aus mit den gepiesackten Hartz IV-Empfängern? Werden sie sich einfach hinstellen und ein bisschen Wegegeld verlangen, weil sie der Staat im Stich lässt? Kommt auch in Deutschland das von den Begüterten gefürchtete Bossnapping in Mode? Mir schwant ehe, dass gerade mal ein Schwein genauer hinguckt, während sich der Rest am Kampftag im Schweinegarten tummelt.

*** Derweil redet der Chef der größten deutschen Arbeiterpartei Managerquatsch angesichts von drohenden 5 Millionen Arbeitslosen: "Ich denke, dass wir gut aufgestellt sind – auch weil wir ein Sozialstaat sind, der den Menschen sagt: Wir geben euch Sicherheit." Wir hier oben haben Sicherheit in rauen Mengen auf Lager, ihr da unten könnt davon etwas Sicherheit abhaben. Wem das zu wolkig ist, weil er Gewissheit erwartet, gar ein Gewissen, bekommt bestenfalls ein Gewieher und wird in eine Halteleine gewickelt, deren Farbe er selbst aussuchen darf. Vor ziemlich genau 4 Jahren brandmarkte Müntefering die "Heuschrecken". Nun will er den Kapitalismus in die Mülltonne der Geschichte treten, ohne Abwrackprämie und Alternative. Die Besitzsstandswahrer von der tageszeitung votierten eindeutig: 71 % ist dafür, dass die Deutschen alles still ertragen, ohne dass ihnen der Kragen in der Mülltonne platzt.

*** Wie eine ordentliche soziale Unruhe als moral panic erzeugt und gesteuert werden kann, hat die Debatte um die Kinderpornografie in dieser Woche sehr deutlich gezeigt. Schuppdiwupp war da die Meldung von der Internet-Mafia, die nicht nur Kinderpornografie verbreitet, sondern im Netz herum phisht und natürlich auch die Server für Urheberrechtsverletzungen bereithält. Also muss im großen Stil geblockt werden, die teuflische Enteignungsmaschinerie Internet abgestellt werden. Wen das alles noch nicht reicht, müssen halt die Zugriffe auf die Kinderporno-Urheberrechts-Vergewaltiger-Mafia-Server in Echtzeit überwacht werden. Die nächste Stufe ist das Verbot von alternativen DNS-Servern und, die Twitternasen wird es besonders schmerzen, von TinyURL und anderen Shortenern, die die Namen von Webangeboten krzn. Nur bei Glücksspielen gibt es noch etwas Klärungsbedarf in einer Großfamilie, die in der norddeutschen Tiefebene lebt. Immerhin ist der Bruder von Deutschlands Sperrmutti der Chef eines Betriebes, der Mehrheitseigener von Bet24 ist. Für den Rest der verschwörenden Geschichte gilt: Immer schön Fefe lesen.

*** Aber bitte, auch positive Nachrichten kennt unser Land. Nehmen wir die gentechnisch leicht modifizierte Variante einer Ministerin, die Laptops für alle Schüler fordert, aber keine Ahnung hat, wie das finanziert werden kann. Als Argument darf wieder einmal das Internet herhalten. Damit frühzeitig Copy & Paste für den Unterricht gelernt werden kann, oder wie Bilder bei Facebook gespeichert werden können. Dieser US-amerikanische Dienst ist ein Hort der Demokratie, wo eine Wahlbeteiligung von 0,3 % als repräsentative Quote gilt. Zum Vergleich: Die BRD hat allen Auswanderungsgelüsten zum Trotz 82 Millionen Einwohner. Davon sind 2008 rund 1,5 Millionen Mitglieder in einer der im Bundestag vertretenen politischen Partei gewesen. Würden nur diese wählen gehen, wäre das mehr als genug Demokratie.

*** Amerika hat es in jedem Fall besser, in Sachen Demokratie wie in der IT. Ein besonders gute Nachricht aus dieser Woche ist der angestrebte Kauf von Sun Microsystems durch Oracle. Prompt melden sich die weltbesten Analysten – meine Tastatur norwegert – und sehen die nächste Runde in der unendlichen Geschichte am Horizont aufquellen. Eine große Menge an Linux-Code soll demnach Sun gehören und wandert nun in die Hände von Oracle, das einen auf SCO machen kann: Prozesse, so weit das Auge reicht. Ein schönes Bild auch darum, weil SCO knapp 100.000 Dollar zahlen muss, dies es kaum hat. Aufschwung oder Mülltonne, das ist die Frage eines großen englischen Dichters gewesen.

*** Ein anderer Engländer veröffentlichte zusammen mit einem Amerikaner am 25. April 1953 einen Aufsatz über die DNA in der Nature. Der Aufsatz ist nur eine Seite lang, reichte aber locker, um den Nobelpreis zu bekommen und gleichzeitig die Forschungen der Rosalind Franklin zu unterschlagen. Jaja, wie eingangs erwähnt, sind Frauen und Hausarbeiten untrennbar. Da haben am Girls Day muntere Mädchen im Bundeskanzleramt auf einem hergerichteten "Girls'-Day-Parcours" schrauben, löten und programmieren müssen – und niemand schreibt drüber. Der einsame Höhepunkt war da der Stand der Bundespolizei, wo nach all dem Löten und Programmieren Personenkontrollen und vereinfachte erkennungsdienstliche Behandlungen geübt wurden.

Was wird.

Mit dem großen Eric Idle können wir summend oder singend einen schönen Sonntag mit einem guten Abgang begehen: Always look on the bright side of life, denn der letzte Lacher geht über dich. Was das konkret bedeutet, musste Erfolgstrainer Jürgen Klinsmann mit diesem Urteil erfahren: "Eine reale Kreuzigung des Antragstellers steht überhaupt nicht im Raum. Vielmehr wird der berufliche Niedergang des Antragstellers in symbolischer Weise dargestellt." Man könnte es auf die einfache Formel bringen, dass nur "der Kaiser" kreuzigen darf und dass dies nur in München passieren kann.

Bekanntlich entscheidet heute eine heidnische Stadt in einem Volksentscheid darüber, ob Ethi oder Reli angesagt ist. Vielleicht sollte jemand, dem die Verehrung höherer Wesen fremd geworden ist, lieber schweigen. Aber eine große deutsche Zeitung spricht von der Wahl zwischen Eisdiele und Religion, und fordert vehement, dass Berliner Kinder noch etwas über die Wurzeln der westlichen Kultur lernen. Das gibt denn doch zu denken. Wenn Juden lernen, wie ihr Glaube und ihre Kultur die westliche Kultur geprägt hat, wenn Muslims lernen, wie ihr Glaube und ihre Kultur die westliche Kultur geprägt hat, wenn Christen lernen, was sie einstmals von Juden und Muslims lernen durften, dann lernen alle, dass es drei Ringe gibt, die nicht unterschieden werden können. Nur wer lernt, den Glauben der anderen nicht als Irrglauben zu denunzieren, wird auch mit dem fröhlichen Nichtglauben seinen Frieden schließen können.

Zum fröhlichen Nichtglauben ist der freie Zugang zum fröhlichen Wissen ähnlich wichtig wie den Glaubenden der Zugriff auf Bibel, Koran und Tanach. Die seltsame Diskussion, die im Zuge einer intellektuellen Apathie über Open Access geführt wird, wird an anderer Stelle demontiert. Schön auch der Rückzug eines guten Freundes. Was Google mit der Welttextmasse macht, ist etwas ganz anderes als das, was Open Access mit dem allen gehörendem Wissen meint. Wenn also unsere westliche Kultur in Gefahr ist, dann durch Literaturwissenschaftler, die eifrig Softwarepatente verteidigen und wahlweise die Zeit der deutschen Kleinstaaten im Deutschen Reich oder den Nationalsozialismus zur Argumentation heranziehen. Wer sich nun kopfkratzend fragt, warum solche Nieten unter "Was wird" abgehandelt werden, sei auf den 7. Mai verwiesen, an dem die zentrale Debatte gestartet wurde. Wie wichtig diese ist, kann man an den hilflosen Überlegungen auf Netzpolitik sehen. Die digitale Boheme weiß offenbar nicht um ihre eigene Geschichte.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #216 am: 03 Mai, 2009, 04:17 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.


Was war.

*** Ja, war da eigentlich was? Ich reibe mir die Augen, zwicke mich am Ohrläppchen, vielleicht muss ich gar in den Spiegel gucken, ob ich existiere, wie andere, die am 1. Mai unterwegs waren. Maikrawalle überall, entsprechend martialische Berichte von den "Straßenschlachten", aber nichts aus der norddeutschen Tiefebene und dem freundlichen Hannover. Dort gab es die erste gemeinsame Demonstration von palästinensischen und jüdischen Gemeinden und Gruppierungen gegen die Nazis – die friedlich verlief. Ja, so friedlich war meine Tiefebene, ein Gebiet, das es in dieser friedlichen Form bald nicht mehr geben wird. Mit Schrecken wurde in dieser Woche bei Hart aber Fair eine Landkarte Deutschlands präsentiert, die zeigt, wie in Deutschland die "Todesgrippe" wüten kann. Rot eingefärbt die besonders gefährdeten Regionen Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und MeckPomm, kurzum die ganze norddeutsche Tiefebene ist dran, wenn Menschen und Schweine verrecken. Die Bundesländer, die nur 11 Prozent Medikamente horten, sind nach den aufgeregten Worten des einen Talkbergs dran, wenn es ernst wird mit dieser Gefahr, über die Journalisten aufgeregt quieken.

*** Also, da war nichts. Auch die Revolution ist zum 1.Mai nicht in der Norddeutschen Tiefebene ausgebrochen, das passierte nur in Karlsruhe, wo der User, zum You Ser 2.0 geadelt, aufgerufen ist, die unmündige Gesellschaft von ihre Ketten zu befreien. Ein "Kind der Massen" wird die Choose deichseln und als Ksument das revolutionäre Subjekt der Geschichte werden: "Heute kann nämlich ein Kind der Massen über die Technologie und deren Wirkungen auf die Musik, den Sport, die Unterhaltung in viel mehr Disziplinen einen sozialen Aufstieg machen als bisher. Es sind die Regenbogenfarben der Demokratie, die heute dem Kind der Massen für seine Karriere offen stehen." Das Kind der Massen, nennen wir es mit der Bild-Zeitung einmal Annemarie Eilfeld oder Dita von Teese, greift sich nicht Hammer und Sichel, sondern das iPhone und befreit sich dank Twitter von seiner Umwelt: "Nach den historischen Subjekten der Geschichte wie dem Sklaven oder dem Arbeiter gibt es heute ein neues Subjekt, das zum Agenten der Veränderung werden könnte: den Konsumenten. Mit Hilfe der Technologie, die einen personalisierten Zugang zur Umwelt erlaubt, erhält der Konsument die Option, sich zu emanzipieren, d.h. sich von seiner Umwelt zu befreien."

*** Sieht man einmal davon ab, dass Sklaven es nicht einmal beim gutmütigen Hegel zum Subjekt geschafft haben, kann uns das Delirieren der Karlsruher Medientechnologien nur warnen. Die Kunstausstellung als "Trainingsfeld der Emanzipation" ist offenbar Germanys Next Terrorcamp, aus dem sich das Neue 2.0 mit Gewalt seine Bahn bricht. Alles heiße Luft, gepupst aus alten Ärschen? Fand die Revolution doch nördlich der norddeutschen Tiefebene statt, etwa in Schweden, wo die Provider derzeit keine IP-Nummern mehr speichern und das regenbogenfarbene Kind der Massen fröhlich seinen schweinischen Interessen nachgehen kann? Aber nicht doch, Schweden hat bekanntlich mit der Verurteilung von Pirate Pay den Heidelberger Jodler nach Schutz vor kinderpornografischen Urheberrechtsverzerrungen dem unlektorierten Mitteilungsbedürfnis der Nutzermassen ein Tritt in die Mentalitäts-Gemächte verpasst. Die abstruse Logik, die die "Zeit" ausdünstet wie schlecht gekochte Kichererbsen findet erstaunlicherweise einen Gegenpol in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung über die "undifferenzierte Angst vor dem Internet". Natürlich steht dieser Artikel nicht online, Graffseibeuns.

*** Mit viel heißer Luft hat man bei der Deutschen Telekom offenbar in der Überwachungsoperation Rheingold hantiert. In dieser Woche sind Details über das monströse Überwachungssystem in Magenta bekannt geworden, die darauf hindeuten, dass viele Dinge nur erfunden wurden, damit viel Knete zu herbeiphantasierten "Innenquellen" und "Maulwurf-Frauen" überwiesen werden kann, a conto eingestrichen vom technischen Administrator der gesamten Operation. "Nachvollziehbare Spuren, zum Beispiel durch das Nachvollziehen von Zahlungsströmen, sind zu legendieren." Wenn die Erfindung einer Legende auf die Schnelle eine gängige Praxis von Unternehmen in diesem unseren Land wird, braucht sich niemand mehr Gedanken um den Datenschutz zu machen und mal murmeln, dass die Bürger gefälligst besser auf ihre Daten aufpassen sollen. Im Zweifelsfall sind die anderen im Erfinden von Daten immer besser.

*** Ich arbeite als Journalist im Internet. Wenn man so will und schwer aktuell und virentechnisch kommentierend guckt, ist diese Arbeit ein eitriger Ausfluss von Artikel 5 des Grundgesetzes, das im ersten Absatz die unzensierte Arbeit von Presse, Rundfunk und Film erwähnt. Fernsehen und Internet kommen nicht vor, weil sie vor 60 Jahren halt keine Rolle spielten, als am 23. Mai die BRD entstand. Zwei Absätze weiter im nämlichen Artikel geht es aber rund: "Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung." Nun hat unser aller Kanzlerin Frau Dr. Angela Merkel (hier gezeichnet vom Otto-Künstler Alfons Kiefer) in dieser Woche eine Kunstaustellung namens "60 Jahre – 60 Werke" eröffnet, die exklusiv von der Bild-Zeitung erklärbärt wird. Daher auch hier keine Links. Die Ausstellung ist "exklusiv auf den Geltungsbereich des Grundgesetzes beschränkt", denn nur freie Künstler schaffen große Kunst. In der DDR war Kunst immer Staatspropaganda, schon Käthe Kollwitz starb bekanntlich, bevor die DDR gegründet werden konnte. Und Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Sigmar Polke konnten bekanntlich drüben keine einzige Farbtube ohne staatliche Genehmigung öffnen, weshalb sie rübermachten. Das wirklich Schöne an der Ausstellung ist Nummer 61, der BRDeutsche Plakatkünstler Klaus Staeck, der mittlerweile E-Cards vertreibt. Er wird offiziell nicht mitgezählt, damit die Sponsor-Zeitung nicht erklären muss, was ihr geschworener Feind alles gemacht hat. Das ist Deutschland mit seinem Grundgesetz Artikel 5.3 im Jahr 2009.

*** Was aber sind schon 60 Jahre BRD gegen 90 Jahre Pete Seeger? Der Sänger, der mit seiner Band The Weavers auf die schwarze Liste des Kommunistenjägers Joe McCarthy gesetzt wurde, hat heute Geburtstag. Zur Feier des Tages gibt es hier keinen Link auf die Amtseinführung von Präsident Obama, wo Seeger den Protestsong von Woody Guthrie sang, der eigentlich "God blessed America" heißen sollte. Wir feiern im Gedenken an diesen 1. Mai 2009 natürlich mit Tzena, Tzena Tzena von Issachar Miron. Es war ein großer Erfolg für Pete Seeger, dem er später ein Update verfasste, mit versöhnenden Versen, die er auf Arabisch sang. Youtube als Vergissnichtmaschine hält ferner eine Szene parat, aus Seegers Fernsehsendung Rainbow Quest, mit der Indianerin Buffy Sainte-Marie. Danach wurde die Sendung abgesetzt. Die Regenbogenfarben der Demokratie waren nicht sonderlich gefragt. Wie heißt es doch so schön? Die Freiheit ist immer der Ausknopf oder das Stoppschild des Andersdenkenden. Wo kommen wir eigentlich hin, wenn in einem Terroristen-Prozess die klugen Köpfe sich hinter einer Zeitschrift verstecken, die gerade ihr 20tes Jubiläum feiert? Zugegeben: So eine iX ist schicker und kleidsamer als eine Burka.

Was wird.

Das Ganze bringt mich flott in die nahe Zukunft. In Berlin treffen sich die so genannten Top-Experten zum 10. Datenschutzkongress. Datenschutz ist das, was unsere Agrarministerin Aigner anführt, wenn sie gegen die EU-Vorgaben ist, die Empfängernamen der EU-Agrarsuventionen im Internet zu veröffentlichen. Sinnigerweise sind es von Bauern getragene Initiativen, die gegen die Agrarministerin opponieren. Ich habe darüber schon einmal geschrieben und kann mich eigentlich nur wiederholen: Wie ulkig ist es doch, wenn gleich nach den von Westphalen die erlauchte Familie von der Leyen als Nummer 2 die größten Subventionsbrocken der EU einstreichen kann. Immerhin: Dieses Mal widersprechen die tapferen Datenschützer, denn angeblich ist datenschutzrechtlich alles geklärt. Wer also sperrt sich noch gegen die Veröffentlichung der Liste der Subventionsempfänger, als sei sie eine chinesische Sperrliste?

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #217 am: 10 Mai, 2009, 04:45 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Ich bin jetzt immer da, wo Du nicht bist, und das ist immer Delmenhorst" – ach, ja, könnte man manchem entkommen, dann würde man sich sogar in Delmenhorst niederlassen. Denn auch die schönste Stadt der norddeutschen Tiefebene schwelgte in wohlfüligem Konsenspop. Ja, genau, Silbermond: Schlager für die gehobenen Stände; Schnulzen für das intellektuelle Publikum, das auch mal einfach nicht nachdenken will. Und wenns dann doch noch ein bisschen gutes Gewissen zusätzlich sein darf, gibt es ja Wir sind Helden. Oh je. Ich tröste mich mit meinen derzeitigen Lieblingen Angles, Terence Blanchard und Avishai Cohen; glücklicherweise muss man für die nicht nach Delmenhorst. So weit weg muss man auch sonst gar nicht gehen; ohne sich in der eigenen Paranoia zu suhlen oder sich in eine Jugendbewegung zu wünschen: Etwas mehr Tocotronic, etwas mehr Element of Crime, etwas weniger Juli, Silbermond und Wir sind Helden – ja, das täte diesem Land schon gut.

*** Womit wir natürlich auch wieder beim Stadtaffen wären. Ja, durch die Stadt weht ein rauer Wind; und auch wenn alles laut ist und bunt und blinkt, ist das Grauen nicht weit. Es sind grausige Zeiten: Mit Silbermond, Juli und Wir sind Helden in den strapazierten Gehörgängen beobachten wir, wie Herr zu Guttenberg beim Versuch, einzelne Firmen zu retten, die deutsche Sprache in einen seltsamen Mix aus BWL-Speak und Soziologen-Geschwurbel verwandelt. Derweil macht uns die Neue-Deutsche-Traumfrau-Literatur-Schreiberin Amelie Fried die Lese-Domina und Ursula von der Leyen den Internet-Erklärbär. Ja, grausige Zeiten, in denen es heißt, von China zu lernen, in denen eine gehörige Portion Masochismus dazugehört, sich auch nur zum Spaß als Von-der-Leyen-Fan zu outen. Grausige Zeiten, in denen man schon Angst haben muss, jemand könnte Satire für bare Münze nehmen. Bleibt nur noch Kapitulation? "Alle, die disziplinieren, sie müssen kapitulieren! Alle, die uns kontrollieren, sie müssen kapitulieren!"

*** Ach ja, es gibt halt Dinge, die ändern sich einfach nicht. Dazu gehört auch die immer noch weit verbreitete Haltung, Europawahlen seien nicht wichtig. Aber weit gefehlt. Offensichtlich nehmen die EU-Parlamentarier das, was eine repräsentative Demokratie ausmacht, noch wichtiger als die meisten Bundestagsabgeordneten. Man mag nicht allen Entscheidungen des EU-Parlaments selbst zustimmen – so ist der Lauf der Demokratie. Doch zeigen nicht erst einige Entscheidungen der letzten Wochen, dass die EU-Parlamentarier offener für Diskussionen und Entscheidungen im Parlament zu sein scheinen als der durchschnittliche Bundestagsabgeordnete. Wann wurden zuletzt im Bundestag solche Schlachten mit der Regierung ausgefochten, die das EU-Parlament der Kommission und dem Rat immer wieder liefert? Wann wurden zuletzt im Bundestag Entscheidungen gefällt, die manche Bürger, aber auch viele Lobbyisten überrascht hätten? Bundestagsdebatten erscheinen als ein ritualisierter Statementaustausch – kein Wunder, dass sich die vermeintlichen Debatten, in denen die Redebeiträge lediglich auf Papier zu Protokoll gegeben werden, kaum von den realen Debatten im Plenum unterscheiden. Man ist ja schon froh, dass bestimmte Elemente der deutschen Demokratie immer noch zu funktionieren scheinen. Da hat so mancher Beobachter, der überall die Flöhe husten hört, dieses Mal doch tatsächlich einen Elefanten beim Tröten erwischt.

*** Zu den Dingen, die sich einfach nicht ändern, gehören auch die unabänderlichen Tatsachen, dass es "seit ewig" die UPL gibt und man dennoch immer etwas vergisst, wenn es auf Reisen geht. Das Handtuch mag bei der Reise zum kleinen Cafe am Ende des Universums nützlich sein, doch was ist mit USB-freien Gegenden auf der Welt, wo eine Diskette gefragt ist, damit die kleine Wochenschau in der großen norddeutschen Tiefebene aufschlagen kann? Gibt es, ich habe es gerade durchgemacht, wenn dieser Text erscheinen sollte.

*** Dann gibt es aber auch die ewigen Gewissheiten. Etwa die, dass Herzog Atomisier'se erst nach dem Tag erscheint, an dem die Tastatur von meinen kalten, starren Finger gezerrt wird. Nun ist es raus: Das schönste nicht erschienenste Produkt wird nicht erscheinen. Der Balls of Steel Award geht an die Entwickler des Spiels, die von der Schließung ihrer Programmierbude überrascht wurden, wahrscheinlich genauso überrascht wie Darl McBride von der Tatsache, dass SCO liquidiert werden soll. Womit bald eine weitere ewige Gewissheit zu Grabe getragen werden dürfte, stilecht im Koffer, der die Welt bewegte.

*** Inmitten solch trauriger Nachrichten ist es doch tröstlich, wenn man lesen kann, dass das Debuggen vor 60 Jahren bereits mit dem dritten Computerprogramm begann, das in der Frühzeit der EDV geschrieben wurde. So endete der Traum vom fehlerfreien Programmieren bereits vor der ersten Subroutine. Helden wollten sie werden, die Programmierer und Techniker, doch was wurde daraus? Als 1964 der erste Programmierer in der drei Jahre zuvor gestarteten Suchmaschine Was bin ich vorgestellt wurde, wurde er deutschtümelnd als "Futtermeister für Elektronenrechner" bezeichnet. Und von den Ratefüchsen um den Nürnberger Oberstaatsanwalt und Meistersinger, äh Inquisitor Hans Sachs nicht erraten.

*** Der Mann war übrigens der Vorgesetzte von Horst Herold. Der wechselte später zum Bundeskriminalamt und entwickelte aus dem simplen Suchalgorithmus mit fünf Variablen und Schweinderl/No-Schweinderl von Was bin ich die negative Rasterfahndung, die die Rote Armee Fraktion aufspüren sollte und wegen überlasteter Informationskanäle (damals papierne Meldezettel der Streifen) ein grandioser Fehlschlag wurde. Das alles habe ich über einen Zufallspfad aus einem netten Büchlein über Suchmaschinen gelernt, in der ein Mensch aus der von ihm so beschriebenen "niedlichen Gegenwelt Schweiz" das Kunststück fertig bringt, den Datenbank-Theoretiker Edgar Codd und seine Arbeit bei IBM zu erwähnen und die Vorgeschichte von IBM auszublenden. Wer die Suche nach Devianten als Kern von Google begreift und erst mit einem Youtube-Hit beginnt, will halt ein niedlicher Schweizer bleiben. Und die neue Suhrkamp-Kultur verneigt sich devot vor Google.

*** Bleiben wir bei der Behörde, die ein Horst Herold mit dem schönen, von Marx entlehnten Spruch "das maschinelle Sein bestimmt das Bewusstsein" mit Rückenwind der RAF zur heutigen Großpolizei entwickeln konnte. In einer vom Blogger Fefe veröffentlichten Antwort auf die Bitte um Informationsfreigabe (PDF-Datei) zu den Verträgen zwischen BKA und Kinderpornosperrerprovidern ist gleich die öffentliche Sicherheit in Deutschland gefährdet, wenn Details aus den Verträgen bekannt werden. Randalieren dann empörte Kinderpornografiekonsumenten? Auch der Schutz geistigen Eigentums wird bemüht. Wahrscheinlich ist die Sperrliste gemeint, denn das Wissen um die harten Web-Adressen, die tatsächliche Kinderpornografie zeigen, ist leyenhaft gerechnet bekanntlich Gold wert, da ein Millionengeschäft. Oh, ich habe die Jugendpornographie vergessen, die die SPD-Abgeordnete Renate Gradistanac gleich hintendran hängt. Es ist ja zu pervers, wenn Stripperinnen sich mit Zöpfchen präsentieren. Und wie versaut ist eigentlich das Urheberrecht? Genau.

*** Heute am Muttertag vor 40 Jahren war Peter Alexander mit "Mama" Heintje auf dem Titelblatt der Bravo. Es war der Tag, als die Turtles und die Temptations im Weißen Haus spielten, um Tricia Nixon einen Wunsch zu erfüllen. Im Koks-Rausch fiel Professor Mark Volman fünfmal von der Bühne. All das schreibe ich nur, weil eine durchaus ehrenwerte Webmaschine mir erklärt hat, dass heute vor 6 Jahren Steven Tyler von Aerosmith seinen ersten Ehrendoktor in der Sparte Musik erhielt und den Rest nebenbei serviert. Ja, das ist das Wissen der Vielen, die beim guten Journalismus mitmachen wollen.

Was wird.

Die Woche beginnt damit, dass am Montag der Innenausschuss des Deutschen Bundestages über das "Gesetz über das Bundesamt für Speicherung in der Informationstechnik" berät. Nein, das ist kein Schreibfehler, sondern steht als bissiger Vorschlag zur realitätsnahen Umbenennung der Behörde in der Stellungnahme des Dresdener Informatikers Andreas Pfitzmann, die der Bundestag angefordert hat. Pfitzmann bewegt sich auf der Linie der Kritik, die die Gesellschaft für Informatik am BSI-Gesetz geäußert hat und konstruierte folgenden Fall einer Schadens-Attacke: Eine Nachricht kommt, sieht harmlos aus und bleibt ungelöscht. Eine zweite Nachricht kommt, ebenfalls harmlos, nach 5 Jahren, enthält aber den Befehl, die alte Nachricht zu addieren, das Ganze als Binärcode zu interpretieren und auszuführen. Gut, das ist ein hypothetischer Fall mit einem frei gewählten Zeitraum. "Hieraus ergibt sich, dass Maximalfristen für eine Speicherung von 'Bösewichten' immer verlängerbar sind, so dass letztlich nach Gesetzesentwurf alle Nachrichten unbefristet gespeichert werden dürfen." Die Bundesbehörde für Speicherung der Informationstechnik wäre eine ideale Ergänzung für das Bundeskriminalamt, das für die Online-Durchsuchung zuständig sind. Da beide Behörden dem Innenministerium unterstehen, kann das ebenfalls umbenannt werden. Ohne parlamentarische Kontrollkommission, die die Arbeit des BSI überwacht, ohne richterliche Anordnung für den Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung, ohne Beschneidung der Weisungen obersten Amtsleitung bei BSI und BKA bekommen wir ein Überwachungsministerium der Extraklasse, das passend Bundesminsterium für Wahrheit (BMfW) heißen könnte. Der Sport wird ausgegliedert und kommt ins Auswärtige Amt: Eine bombige Erfolgsstory soll weitergehen.

Bombig geht es derweil auch in Bochum zu, wo Martin Budich angeklagt ist, zu einer "schweren gefährlichen Körperverletzung" aufgerufen zu haben. Das Verfahren beginnt am Donnerstag. Der älteren Jahrgängen vom Kampf gegen die Volkszählung her bekannte Budich hatte auf der von ihm verantworteten Website zu einer Demo im Rahmen der Aktion "Wir sind Bochum: Nazis sind es nicht" aufgerufen und dabei das Logo veröffentlicht, das in Bochum plakatiert wurde. Es zeigt den vielen Gamern bekannten Bomberman, der auf dem ZX Specki seine bombige Karriere begann und es mittlerweile bis auf die Wii geschafft hat. Seine Genealogie reicht bis zu den Minesweepern. Aus der Bombe ist eine Torte gephotoshopped worden, wie die moderne Was-bin-ich-Suchmaschine zeigt. Der 58-jährige Budich scheint kein Gamer gewesen zu sein, interpretiert er doch das vertraute Bild als wackliges Strichmännchen. Umgekehrt spielt die Staatsanwaltschaft verrückt und macht aus dem Photoshop-Klau ein Klau der Spielidee im "Real Life", den Bombenwurf auf marschierende Nazis. Das Argument des Staates ist schlicht: eine Torten- und Kuchenattacke im Sinne eines Zuckerschleckens für Nazis war nicht gemeint. Der letzte, der dieses Konzept mit Schnuckerchen un Zuckerchen verfolgte, war schließlich der auch in Bochum bekannte Kurt Tucholsky.

Und schießen sie-: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben so hoch ein?,
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!,
Wer möchte nicht gern Opfer sein?,
Nennt sie: die süßen Schnuckerchen,,
gebt ihnen Bonbons und Zuckerchen...,
Und verspürt ihr auch,
In eurem Bauch,
Den Hitler-Dolch, tief, bis zum Heft-:,
Küßt die Faschisten, küßt die Faschisten,,
küßt die Faschisten, wo ihr sie trefft-!,

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #218 am: 17 Mai, 2009, 03:43 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das ist ja ein schöner Schlamassel. Hal Faber ist weit weg und trainiert zum bald bevorstehenden Jubiläums-WWWW die Hohe Schule des Surfens, natürlich dort, wo bald die Weltmeisterschaft der Surfer steigt. Wie damals, als eine kleine Projektdatei in Vertretung von Hal das WWWW schmiss, sollte diesmal eine kleine Exceldatei ran. Nicht irgendein Spreizblatt, das das Wachstum von Intershop berechnet oder die Sümmchen, die die Gläubiger von SCO bekommen können, wenn diese Firma liquidiert wird. Nein, die Exceldatei sollte keine geringere als die Exceldatei sein, die das BKA tagtäglich an die Provider verschickt, damit sie ihre belächelte DNS-Sperrtechnik auf dem neuesten Stand halten können. Es wäre doch mal ganz nett, den Blick aus der Perpektive einer Datei zu wagen, die den gesammelten Schmutz und Schund der Internetwelt enthält. Von einer Datei, durch die sich alle ach so zensiert fühlen, während alle die DNS-Sperre für wirkungslos halten.

*** Doch daraus wird nichts. Nach Protesten der Provider ist die kleine Exceldatei in den vorzeitigen Ruhestand geschickt und durch eine XML-Lösung ersetzt worden. Wer jetzt mit dem kleinlichen Einwand kommt, dass ebensogut eine XML-Datei die Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene übernehmen könnte, verkennt den Stand der Dinge. Die XML-Datei, die das BKA nun den Providern vorgelegt hat, ist in ihrer Struktur von der Polizei eines anderen Landes übernommen worden und "geistiges Eigentum des BKA und der Vertragspartner". Das Copyright liegt bei einer befreundeten Polizei, die so internett ist, das Wissen mit den deutschen Kollegen zu teilen. Der Schutz des geistigen Eigentums ist angewandter Kinderschutz ist der praktizierte Auftritt der wehrhaften Gesellschaft von Tyksland. Nix Excel, nix XML und nicht mal Mike Massimo, der als erster Astronaut Twitter nutzt – der Wochenrückblick ist der Wochenrückblick, die Feierei kann warten.

*** Tragen wir lieber unser Schärflein zur Versachlichung der Debatte bei. Nach Auffassung eines Professors vom Hasso-Plattner-Institut, das sich lustige Sachen wie einen Handy-Gärtner für die Welt von morgen ausdenkt, werden "irrationale Ängste" geschürt, dass Websperren Stück für Stück auf weitere Inhalte im Internet ausgedehnt würden. Fragen wir nicht, wie rationale Ängste aussehen, sondern schauen uns lieber irrationale Beispiele an, wie das Bundesinnenmnisterium Parodien bekämpft, die das Bundesinnenministerium allzugut imitieren. Gleichzeitig freut sich besagter Professor darüber, dass das Internet Rückgrat der modernen Gesellschaft ist und mit IPv6 noch rückgratlicher wird, als "wichtige Voraussetzung für die Internet-Kommunikation mit und zwischen Fahrzeugen sowie in Sensor-Netzwerken mit RFID-Technologie." Fehlen nur noch das Terror-Bit, das KiPo-Bit und natürlich das universale Kampf-Bit 42 gegen das Rot-Geklicke im Heiseforum, Godwins Laugh und die Frage nach dem Sinn des Lebens.

*** Die seltsamen Auffassungen des Professors über strafbare Inhalte im Internet haben den Widerspruch von Juristen angestoßen und die Eltern mit IT-Berufen auf die virtuelle Straße getrieben. So mancher blöde Sack ist dabei leider auch unterwegs. Doch das ist nur der Anfang der Debatte, in der nach der DNS-Blockade die IP-Sperre als nächste Stufe einer effektiveren Internet-Kontrolle ins Spiel kommt. In der Politik ist der Unsinn von eineindeutigen IPs schon angekommen. Wenn die Befürworter von Sperren die härtere Methode wollen, weil die DNS-Technik nicht wirkt, können die Sperr-Gegner aufatmen, die sich über die unwirksame Technik aufregten. Und alle treffen sich vor ihrem böhmischen Dorf zu einem großen Abschlussfest, auf dem die Stimme für Kinder singt, besser bekannt als die Bielefelder Domspatzen. Oder?

*** Eine ähnlich verquere Debatte wie beim "Kampf gegen Kinderpornographie" wird über Open Access geführt, kunstvoll verkleistert mit Googles Versuchen, Buchrechte für biologisch abgebaute Papierschwarten zu sichern. Dabei steht Open Access für ein anders gelagertes Problem: Ein Wissenschafter geht zu einer Zeitschrift, die einem Verlag gehört, reicht dort seine Arbeit ein, die von anderen Wissenschaftern begutachtet wird, die meist ebenfalls durch öffentliche Gelder finanziert werden; die Forschungsarbeit selbst, auf der der wissenschaftliche Artikel beruht, ist auch mit öffentlichen Geldern finanziert, und das Produkt, die Zeitschrift mit diesen wissenschaftlichen Artikeln, wird wieder an die öffentliche Hand – also in der Regel wissenschaftliche Bibliotheken und Forschungsinstitute – verkauft. Wenn die Öffentlichkeit das gesamte System finanziert, sollte der Zugriff frei zugänglich sein, etwa in einer ordentlichen Datenbank bereit gehalten werden. Diese Idee feiert an diesem Wochenende eine Art Geburtstag: Vor 30 Jahren lieferte der Franzose Jean-Francois Lyotard eine Auftragsarbeit ab, die der "Conseil des Universités de Gouvernement du Québec" bestellt hatte. Titel der Arbeit: "Les problèmes du savoir dans les sociétes industrielles les plus développées". Der Bericht erschien pünktlich zum Ende der Sommerferien im September auch als Buch in Paris und geistert seitdem als "Das postmoderne Wissen" durch viele Debatten.

*** Eigentlich wollte die Universitätsverwaltung eine einfache Antwort auf die Frage, wie sich "intelligente Terminals" in Forschung und Lehre auswirken, doch einem echten Philosophen wie Lyotard war das zu trivial, er ging gleich mit der "Krise der großen Erzählungen" aufs Ganze, zumal er die Frage der Universitätsverwaltung schnell und richtig beantortet hatte: Man muss die Arbeit mit den Terminals beherrschen. Zu lehren sind "Nicht die Inhalte, sondern den Gebrauch von Terminals, das heißt einerseits neue Sprachen, und andererseits eine raffiniertere Handhabung jenes Sprachspiels, das die Befragung (von Datenbanken) darstellt: Wohin die Frage richten, das heißt welcher (Daten-) Speicher ist für das, was man wissen will, relevant? Wie sie formulieren, um Fehlgriffe zu vermeiden? usw. /.../ Die Enzyklopädie von morgen, das sind die Datenbanken. Sie übersteigen die Kapazität jeglichen Benutzers. Sie sind die 'Natur' für den postmodernen Menschen." Den mitunter ordentlich verschwurbelten Rest kann, wer will, direkt bei Lyotard lesen. Im Rahmen dieser kleinen Wochenschau geht es nur darum, dass Lyotard deutlich hinweist, was Open Access heute verfolgt: "Die Öffentlichkeit müsste freien Zugang zu den Speichern und Datenbanken erhalten." Übrigens ein Punkt, den der von ihm so kritisierte Deutsche Niklas Luhmann in Bielefeld kaum anders formulierte. In einem kleinen Interviewbüchlein erzählte Luhmann vom Projekte eines Arztes, der eine umfassende Datenbank über Tropenkrankheiten zum allgemeinen Zugriff zu errichten. "Computersysteme thematisch zu zentralisieren, macht überhaupt keinen Sinn."

*** Nicht zu verleugnen ist, dass Lyotard mit seinen Überlegungen über die intelligenten Terminals auch eine Hymne auf die heroische Arbeit der Informatiker und Mathematiker produziert hat, die der Übersetzer als "Einbindung der Informatik in einen neuen Irrationalismus" charakterisierte. Da geht es 30 Jahre später doch erheblich nüchterner zu: "Allen Disziplinen, die eine Verbindung zur 'telematischen' Bildung aufweisen (Informatiker, Kybernetiker, Linguisten, Mathematiker, Logiker, ...), müsste die Priorität in der Lehre zugestanden werden."

Was wird.

Ach ja. 60 Jahre und kein bisschen weise? Der weise Heribert Prantl meint, es sei ein "Liebeskummer-Brief", dieses Grundgesetz, das nunmehr 60 Jahre alt wird. Nicht auftrumpfend, ohne Pathos und ohne Pauken, ohne Trompeten. Es sei nüchtern, fast schüchtern. Ach ja, Liebeskummer könnte man schon kriegen bei diesem Geburtstag und den Gedanken an die Jubilarin. Denn schüchtern, das sind heutzutage diejenigen gar nicht mehr, die die Hüter dieses Grundgesetzes sein sollten, es aber immer weiter aushöhlen. Wenn schon das Polizeifahrzeug mit eingebauter IPv6-Vorfahrt schneller am Tatort ist, muss auch das Grundgesetz endlich der Sicherheit die ihr gebührende Vorfahrt einräumen. Wer redet denn noch von Freiheit und Grundrechten, wenn er Sicherheit haben kann? Dass dieser Sicherheitswahn ein Schicksal ist, das auch Vogelfreunde ereilen kann, macht die Sache nicht besser, selbst wenn sich bei sonst äußerst sicherheitsbewussten Publikationen leise Zweifel einschleichen. Und dass heutzutage ein muslimischer Wissenschaftler und Schriftsteller einen Preis nicht bekommen darf, weil er mit dem Kreuz eigentlich nichts anfangen kann, von tiefreligiöser Kunst überwältigt aber dessen inneren Gehalt zu erkennen vermeint, zeugt auch davon, dass die Grundrechte selbst für intelligent zu haltende Menschen so manche  Fallstricke in sich bergen. Ach, sollen sie doch fallen. Wir aber wünschen uns zur Feier des 60. Geburtstags des Grundgesetzes John Zorns "Kristallnacht" und Luigi Nonos "Atmendes Klarsein" als Begleitmusik: "Manche Konzepte und Ideen sind abgestanden; heute ist es unbedingt nötig, die Phantasie so weit wie möglich in den Vordergrund zu stellen."

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #219 am: 24 Mai, 2009, 07:25 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der Bundeshorst ist wieder Präsident aller Deutschen und die Werksmannschaft von VW ist Meister aller deutschen Fußballer – ach, was für ein historischer Tag, als in Deutschland wieder einmal in eins fällt, was zusammenpasst. "Es muss sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist", meint der garibaldisch aufständische Tancredi in Lampedusas "Gattopardo" (den meisten wohl noch untet dem Titel "Der Leopard" bekannt). Gilt auch das Umgekehrte, dann stehen uns ja einschneidende Änderungen bevor, da ja alles so bleibt, wie es ist. Das nichts so bleibt, wie es ist, weil man ja bekanntlich nicht weiß, ob's besser wird, wenn's anders wird, aber es anders werden muss, wenn's besser werden soll, dafür steht weder Horst Köhler noch der vom großen VW-Geld gepuschte Wolfsburger Fußballclub. Ach, vergessen wir das alles erst einmal, widmen wir uns anderen Dingen.

*** "If anyone should ever write my life story, for whatever reason there might be", sang Gladys Knight mit den Pips, um dann inmitten aller Höhen und Tiefen kategorisch festzustellen "you are the best thing that ever happened to me". Es war das ultimative Kompliment der Prinzessin des Souls an ihr Publikum und wird heute der Dank an meine Leserschaft sein: Dies ist die 499. Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene, seit der Spaß begann. Nummer 500 werden gute Freunde bestreiten, die mir immer mal wieder geholfen haben "Life's Ups and Downs" zu meistern. Das rote tanzende WWWW (nur einmal war es leicht verändert, als Werder Bremen Deutscher Meister wurde) erscheint nunmehr seit 2000 in dem kleinen Verlag in der norddeutschen Tiefebene, komplett mit einigen Jahresend-Rückschauen eine lustige Strecke voller Höhen und Tiefen. Je nach Perspektive ist 500 ein rundes oder willkürlich gewähltes Jubiläum, eines, das besser mit der Ausgabe 512 begangen wäre. Aber Zahlen sind relativ, wie Wochenschauen. Vor dem WWWW erschien diese Form des Nachmurmelns über die IT in einer Wochenzeitung gedruckt, insgesamt 279 mal, bis sie eingestellt und durch eine ebenfalls gedruckte Online-Wochenschau ersetzt wurde. Die brachte es auf 79 Rückblicke, ehe dank eines netten Angebotes des zuständigen heise-Redakteurs daraus das WWWW werden konnte. 857 ist auch sehr rund.

*** Ach ja, die Life Story: Als ich mit dem Journalismus begann, waren Steno- und Schreibmaschinenkenntnisse ein Grundfach. Schnell und ohlerfrei ohne Rücktaste zu schreiben, war ein absolutes Muss, denn jeder Text wurde auf Matrize geschrieben, damit ein Dutzend Kopien gezogen werden konnten. Richtig diktieren musste auch gelernt werden: Von unterwegs aus telefonierte man eine Nummer an, eine Phonotypisten antwortete und tippte den Text, natürlich fehlerfrei. Welche Schreibmaschine benutzt wurde, welcher Stift Kürzel krakelte, war vollkommen egal. Dass mit der IT alles besser geworden sein soll, glauben nur besonders beschränkte Geister. Wenn man liest, dass US-amerikanische Journalismus-Schulen iPhones und iPods und zukünftig womöglich Tablets von ihren Studenten verlangen, weil sonst kein Qualitätsjournalismus möglich sein soll, kann man nur den Kopf schütteln. Nichts gegen die Gehi^H^H^H^H Ohrwäscher von Apple, aber bei welcher pulitzerpreisträchtigen Geschichte der letzten 10 Jahre steht der Disclaimer, dass die Story auf einem Mac, einem PC oder meinetwegen einem Atex-System entstand? Der Zwang zum iPhone ist mindestens so verblödend wie die Hyperventilation über Twitter.

*** Das beste, was mir in all den Jahren passieren konnte, liest gerade das WWWW. Der mündige Leser, egal ob er sich per RSS eine eigene Zeitung zusammenstellt, als treuer Heisemolch den Ticker abarbeitet, bis der Heisig in der Zwangsjacke brüllt, dieser aktive Leser ist eine Entwicklung, ohne die es das WWWW in der heutigen Form nicht geben würde. Früher war jeder Leserbrief zu einem gedruckten Artikel eine Sensation, jedenfalls dann, wenn er nicht von den Dauerlesebriefschreibern kam. Heute heißen sie Forumstrolle, heute steht nicht nur Erster! und Allerallerletzter! unter der Wochenschau, sondern es gibt neben Anregungen und Lob natürlich die Forderung, dass das WWWW abgeschaltet werden soll, gähnend langweilig ist, viel zu kompliziert und verschroben – und daneben manche Diskussion ... Von WWWW-Lesern stammen die Anregungen zum jährlichen Sommerrätsel und die ultimative Hitliste von Songs und natürlich von der Computersongs.

*** Dann wären da noch die Tipps, mit denen Heise-Leser diesen kleinen Newsticker und die anhängige Wochenschau versorgen. Man kann nur dem unbekannten Admin des zentralen Mailgateways danken, der Details über die neue Datenpanne bei der HSH Nordbank schickte. So stellt sich heraus, dass das Gateway je nach Empfänger mit PGP oder X.509 verschlüsseln kann, die überlastete Bafin und die Verantwortlichen des deutschen Bankenrettungsprogrammes jedoch die Verschlüsselung ablehnen. Das krasse Gegenteil ist die ehemalige kleine Exceldatei, die nach einem völlig verqueren Forderungskatalog "interessierter Verbände" wie dem IVD verschlüsselt werden soll, damit sie geheim bleiben kann. Gleichzeitig wollen sie die Liste einsehen und kontrollieren, damit nicht etwa die Lieblingsmesse des IVD, die Erotica, auf die Sperrliste gerät. Der Jugendschutz im Internet gehört eben in die Hand von Fachleuten, wie das Seminarprogramm beweist.

*** Ich schweife ab. Wer heute über die Zukunft des Journalismus schwadroniert, unterschlägt gerne, dass die berühmte Leserbindung erst mit der allmählich sich entwickelnden Vernetzung und dem Einzug von Kommentarforen eine wirkliche Bindung erzeugt, die Leser wie Schreiber bindet. Feedback im großen Stil ist eine zähe Errungenschaft, die seit den Zeiten der Newsgroups, der BBS oder auch der Compuserve-Foren (mit auskunftsfreudigen Spiegel-Redakteuren) ständig erweitert wurde – als Admin in den heise-Foren hat man es auch nicht leichter oder schwerer denn als Sysop in den Compuserve-Foren selig. Als ich anfing, steckte die Bindung von Lesern und Schreiben in den Kinderschuhen: Meine ersten Erfahrungen waren IBM-Lochkarten, mit denen Hörer jede Ausgabe der Wortbeiträge in der Jugendsendung Radiothek im Westdeutschen Rundfunk bewerten sollten. Die Karten wurden von den Jusos gesammelt, die Rechenzeit in einer parteinahen Rechenzentrale gekauft hatten, damit der Vorwurf des Rotfunks entkräftet werden konnte, mit dem in der ganzen bundesdeutschen Republik gegen diese Sendung und andere fortschrittliche Formate gehetzt wurde.

*** Journalisten sind nicht mehr Randfiguren der papierverarbeitenden Industrie, wie Enzensberger einmal formulierte, fein so. Aber die schöne neue Welt des Journalismus ist heute voller Regeln. Es gibt welche für Twitter, die verblüffend den Regeln des Bundeskriminalamts (BKA) ähneln, wie sich deutsche Fahnder in Chat-Foren zu benehmen haben. Umgekehrt sind für Facebook Benimmregeln aufgetaucht, die das BKA übernehmen könnte. Zu den wichtigsten Regeln, die sich bewährt haben, gehört das Verlinken von Informationen. Die ersten Ausgaben des WWWW waren linkarm, doch dann füllten sich die Texte mit Verweisen. Juristische Streitigkeiten blieben nicht aus, doch nur ein einziger Link in die Privatsphäre eines Unwalts musste nach eine Niederlage entfernt werden.

*** Fast zeitgleich mit dem ersten WWWW tauchten die Blogs im Internet auf, bis heute freundliche Begleiter dieser Wochenschau. Eine begrüßenswerte Sache, wie ich in einem Blog-Buch schrieb, als die Blogs Mainstream wurden. Viele inspirierende Quellen dieser Wochenschau sind wieder versickert, einige im juristischen Sperrfeuer umgekommen; manch intelligentes Wesen hat sich auch schaudernd vor den Abgründen geflüchtet, die auch ein Internet-Mob so manches Mal zu graben versteht – aber kein Grund, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Stellvertretend für die Opfer möchte ich Bluephod.net zitieren, stellvertretend für die subtilen Sperren natürlich Fefe. Heute feiert Bob Dylan seinen 68. Geburtstag. Der Mann ist natürlich umstritten, doch sein nicht gesungener Satz mag auch für das WWWW gelten: "A person is a success if they get up in the morning and gets to bed at night and in between does what he wants to do."

Was wird.

Nach den Bundesfeierlichkeiten für Staat und Präsident und Fußballer stehen in der nächsten Woche wieder die Bundeslächerlichkeiten zur Debatte. In einer Bundestagsanhörung vor dem Wirtschaftsausschuss werden Sachverständige öffentlich über Sinn und Zweck der Sperrliste gegen Kinderpornografie Stellung nehmen, die für Provider mit mehr als 10.000 Kunden Pflicht werden soll. Staatliche Einrichtungen sind ausgenommen. Wie es weitergeht, nicht nur mit dem WWWW, fasst diese Weisheit eines Netzindianers zusammen:

Erst wenn der letzte politische Blog zensiert,
die letzte investigative Zeitung geschlossen
und der letzte Journalist eingesperrt ist,
werdet ihr herausfinden, dass DNS-Sperren
nichts mit Kinderpronographie zu tun haben.

Aber vielleicht haben ja auch die Fehlfarben schon vor Jahren unser aller Abgesang zum Besten gegeben.

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Es ist gar nicht wie immer. Zwar möchte die Wochenschau von Hal Faber auch heute den Blick für die Details schärfen; natürlich ist die sonntägliche Wochenschau Kommentar, Ausblick und Analyse, Rück- wie Vorschau zugleich. Aber es hat etwas Besonderes, wenn nunmehr das 500. Wochenende verstreicht, an dem Hal Faber seine unbedeutenden Einsichten zum Besten gibt. So sollen dieses Mal auch Freunde und bewunderte Kollegen zu Wort kommen.

Was war.

*** Was kann man heute besser feiern als den Geburtstag des großen Dichters und Journalisten Walt Whitmann? Wie könnte man anders beginnen als mit dem Song of Myself, diesem Gedicht, das der österreichischer Kritiker Hermann Bahr dem Publikum als "Lokalreportage mit Visionen" empfahl? Geht nicht. Geht schon gar nicht an einem Tag, an dem das 500. WWWW erscheint.

I celebrate myself, and sing myself,
And what I assume you shall assume,
For every atom belonging to me as good belongs to you.

Das passt: Heute sind die Atome gut gemixt, denn dieses WWWW entstand wie angekündigt nach dem AAL-Prinzip des Web 2.0. Andere arbeiten lassen und ruhig die Kohle einstreichen. Jedenfalls halbwegs: Das Honorar dieser Wochenschau geht an die Reporter ohne Grenzen, die in diesen Tagen für pakistanische Journalisten sammeln. Beim Kampf gegen die Taliban wurde die Pressefreiheit wohl in einem Terrorcamp vergessen.

*** So bleibt mir nur noch das große Vergnügen, die Anderen Arbeiter vorzustellen. Den Anfang macht der Ex-Redakteur der "Zeit" und Management-Berater Klemens Polatschek, zu seiner Zeit der Miterfinder der "Bulkware", aus der das WWWW entstand. Anschließend kommt Harald Taglinger zum Zuge. Mitte der 90er Jahre hatten wir gemeinsam viel Spaß, Journalisten die Nutzung des Internet zu erklären. Seltsam nur, dass es immer noch Kollegen gibt, die dieses Medium und seine Technik nicht verstehen wollen. Es folgt Felix von Leitner, mit seinem Blog der fnordistische Verschwörungsverlinker schlechthin. Dass Journalisten bloggen können, beweist Torsten Kleinz mit seinem dualen  System. Hier steuert er eine historische Notiz bei. Als Schriftsteller ist Peter Glaser mit seiner Glaserei ein würdiger Nachfolger von Joseph Roth. Seine Geschichte von Nichts ist äußerst lesenswert, komplett mit einem Wink ans WWWW. Zum Schluss sorgt mit Markus Hansen ein vergleichweise jüngerer Blogger dafür, dass nicht nur alte Säcke vertreten sind, sondern Leser, die das WWWW Nummer 1000 erleben könnten.

***"Why would a person ever need a computer?"
(Beatrice Dworkin Ballmer)

Hal Faber hat sich abgestöpselt und lässt seine elektronischen Kumpel schreiben. Das gab's noch nie. Normalerweise ist immer Hal zur Stelle, wenn bei anderen der Griffel fällt. Legendär seine Fahrten nach Hannover, weil Redakteure sich weitgehend auf die Position von Texteinfügemachern zurückgezogen haben und außerhalb tariflich geregelter Arbeitszeiten selbst Zusammentreffen mit britzelnden Schwergewichten meiden. Ja, Hal tut's auch für Geld, aber mit Segen von ganz oben.

Angesichts dieses Phasenübergangs im Redaktionsgewerbe kann das nichts werden mit dem Aufstand der Seelen gegen das große Säurefass namens Internet, in dem sich selbst die Kollegen schon wohlig auflösen.

Wir sind auch schon blau vor Wut, dass "im Internet" die Hälfte aller Schreiber glauben, der Satz "Die Zeit ist das Feuer, in dem wir brennen" in Star Trek VII stamme von ihnen selbst oder von Kapitän Picard oder von Dr. Soran (immerhin, der spricht den Satz dort aus) oder gar von Mr. Spock. Es ist zu wirklich zu dumm mit diesem Netz, schmerzhaft bewahrt es die qualitätsgemanagten Werke globaler Bestseller-Journalisten in marktführenden Wissensportalen auf. Allerdings, ohne die Quellen kollektiver Dummheit wie Google oder Wikiquote wüsste vielleicht niemand die korekte Antwort.

Zum Verbrennen kommen wir gleich wieder, aber vorher noch in Selbstreferentialität schwelgen. Wenn man schon einmal einen hohen Feiertag hat, soll man ihn auch missbrauchen. Das 500. Jubiläum des WWWW – Hintergrund der dieswöchigen Arbeitsentsorgungsmaßnahme an die Kollegen, mit der Herr Faber seinem Namen alle Schande macht – hat er ja schon vergangene Woche vorab selbst abgehandelt. Einerseits hat er also paradoxerweise die Arbeit doch bereits selbst erledigt und andererseits für diese Woche die möglichen Witze dezimiert. Dreimal Schande.

Im Ernst: So übel das Internet ist – mit den Faxaufträgen zu Fahndungsausschreibungen, die dank eines Nummerndrehers jahrelang aus unserem Wohnzimmer-Fax liefen statt in die Polizeizentrale nebenan, konnten wir auch nicht viel anfangen. Die abgebildeten Leute kannten wir meistens nicht.

Man muss es doch mal sagen. Echte Zensur ist immer gut, denn sie adelt bloße Technik zum Medium – das dann auch Intellektuelle endlich erkennen und lieben können, siehe Gutenberg und Voltaire. Dass Minister heute technische und juristische Nachhilfe für die Qualitätsverbesserung ihrer Initiativen durch eine Petition der kollektiv Dummen erhalten, ist doch ein großartiges Beispiel für die Transparenz moderner politischer Prozesse. Fest verlassen sich die Führer inzwischen darauf, dass sich selbst die krummste Idee im Feuer demokratischer Einwände zu einer leckeren Sache veredelt.

499 mal Hal und was ist, wenn Witz und Ernst wirklich nicht mehr zu unterscheiden sind? Wenn auch das ernsthafteste Bemühen in Wahrheit nur mehr dem Vergnügen einer gelangweilten Gottheit diente, die irgendwo da oben, unten oder drüben an ihren Fingern zieht, bis sie knacken? Wenn es egal ist, ob man als Dieter Bohlen oder als Mahatma Ghandi durchs Leben schlurft? Was für ein erhabener Gedanke! Auch nicht neu. Man kann dann auch Hal Faber sein.

*** Jubiläum? Ach, da fällt mir ein, wie ich 1994 zum ersten Mal via CompuServe dieses "Internet" mitgeliefert bekommen habe. Wollte es gar nicht. Hatte ich doch zwei Jahre vorher bei Eggi, meinem alten Kumpel in Berlin, etwas auf seinem Bildschirm flimmern gesehen. "Isn des?" "Internet." "Brauchstn des?" "Software klauen." Hatte ich aber 1994 im Herbst gerade nicht vor. Also bin ich trotzdem mal über dieses Browserprogramm da rein. Und die erste Adresse war eine Filmdatenbank. Sehr praktisch. Bei 18 Bytes in der Sekunde. Teuer bei CompuServe aber ... die ganze Welt ... in Grau. "Das wird sich wohl noch nicht so schnell durchsetzen" dachte ich mir und bin zu Burda Europe Online aufbauen gegangen. Einen schönen Datendienst mit klaren Grenzen. Zum Beispiel der des eigenen Businessplans. Wir haben dann ein Jahr später gleich wieder abgebaut. Erinnerte mich auch ein wenig an meine erste Online-Erfahrung überhaupt. Sommer 1987, mit einem der BTX-Terminals. Eigene Hardware. "Machtsn da?" "BTX." meinte Achim. "Und?" "Zugpläne über den Bildschirm, Seite 10 Pfennig." "Fahre U-Bahn. Schwarz." Durchblick war eben schon vor 10 oder 15 Jahren alles.

*** Der Mensch braucht Struktur im Leben. Mit Veränderungen kommen wir nicht gut zurecht. Evolutionär sind Veränderungen mit Gefahr assoziiert und wir reagieren darauf, indem wir Adrenalin ausschütten und andere, wichtigere Dinge aus unserem strukturierten Leben stehen und liegen lassen. Im Internet kann man das hervorragend beobachten, z.B. bei E-Mail, RSS, Twitter und Konsorten. Die Online-Menschheit ist in zwei Lager zerfallen. Das GAGA-GOGO-Lager läßt sich minütlich von Junkmail oder Updates ihrer 300 RSS-Feeds unterbrechen und kann an nichts mehr als ein paar Minuten am Stück arbeiten.

Die andere Hälfte, das TRALAFITTI-Lager, hat aufgegeben, hat 5000 ungelesene E-Mails in der Inbox und guckt von ihren 500 RSS-Feeds nur zwei tatsächlich an. Wie sich doch alles wiederholt. Genau daran sind auch die Browser-Bookmarks verendet. Solange man nicht mehr als ein halbes Dutzend hat, sind sie hilfreich und nützlich, aber darüber hinaus binden sie nur noch Energien, die man für ihre Verwaltung aufbringen müsste. Meine in Bookmarks gepflegte Liste von 50 spannenden "müsstest du dir mal anschauen, wenn du mal Zeit hast" Blogs hebe ich nur noch aus Nostalgiegründen auf, und sie werden vermutlich eines Tages Teil meines Nachlasses sein. Überhaupt sind von meinen Bookmarks die Hälfte 404.

Dann gibt es noch Politiker, die beides zusammen denken.

Wie gut hatte es doch die Generation meines Vaters, die abends um acht die Tagesschau geguckt hat, und dann wohl informiert war. Auf diese Viertelstunde waren die Menschen vorbereitet, sie waren ausgeruht, aufnahmefähig und interessiert. Mit der Post war das ähnlich. Die kam täglich, nicht minütlich. Ich arbeite seit 10 Jahren am Besten in der Bahn, weil ich da kein Internet habe, das mich ablenken könnte. Und was tut die Bahn? Baut Internet in ihre Züge ein. Eine Katastrophe.

Ich will keineswegs die ganzen neuen Technologien verteufeln, im Gegenteil! RSS-Feeds sind eine hervorragende Möglichkeit, die Gewichtung einer Nachrichtenquelle zu unterwandern. Die für mich interessanten Meldungen sind häufig eher die, die die Zeitungen für unwichtig halten und unter "Vermischtes" oder auf Seite 4 im Kleingedruckten des Politikteils laufen lassen. Und nicht zuletzt sind auch die Navigationsseiten von Zeitungen im Allgemeinen auf Echtzeitkonsum ausgelegt. Ohne Scrollen kriegt man nur 4 bis 5 Meldungen zu Gesicht, und die ändern sich halbstündlich. Wenn man mal ein paar Stunden etwas anderes getan hat, sind die Hälfte der Artikel schon wieder rausgescrollt. Wenn ich das wollte, könnte ich auch RSS benutzen.

Bei Heise brauche ich kein RSS, weil da die Nachrichten schon per se ungewichtet im Ticker stehen. Und neben dieser (in meinen Augen großen) Innovation bin ich Heise auch dafür dankbar, dass ich wöchentlich mein WWWW kriege. Da habe ich mir dann auch dafür Zeit genommen, bin vorbereitet, interessiert und aufmerksam. Und bisher war noch jede Woche etwas dabei, für das sich die Lektüre gelohnt hat. In diesem Sinne: Danke, Heise! Danke, Hal! Und auf die nächsten 500 WWWW! Und fallt bloß nicht auf diesen Echtzeit-Mumpitz rein!

*** Die Fragen "Was war" und "Was wird" sind schwer zu trennen in diesen Zeiten. Denn was die Großkoalitionäre da zusammenkochen, hat den Geschmack der Vergangenheit. Was darf es sein? Ein staatlich konrolliertes Internet mit zertifizierter Erotik, wie es einschlägig bezahlte  Vordenker fordern? Der Gilb hat die Lösung parat.

*** Im übrigen ist der Vorschlag, den Menschen in die Gegenwart einzusperren und ihn von Vergangenheit und Zukunft abzuschneiden, nicht erst unserer Zeit entsprungen und auch nicht an die ausschließliche Orientierung auf die elektronische Kommunikation gebunden. Die alte Bezeichnung für diese Form zentralisierter Kontrollmacht ist Bücherverbrennung."
Lewis Mumford, "Mythos der Maschine"

Am 35. Mai holt Onkel Ringelhuth seinen Neffen Konrad von der Schule ab. Auf dem Weg in die Wohnung des Onkels treffen sie ein sprechendes ehemaliges Zirkuspferd mit Namen Negro Kaballo. Dann fällt Konrad ein, dass er noch einen Aufsatz über die Südsee schreiben muss, und er versucht verzweifelt, in einem Lexikon ein paar Informationen zu finden. Es gelingt ihm nicht, und das Pferd schlägt vor, dass sie alle schnell mal die Südsee besuchen könnten. Auf dem Weg dorthin fahren sie mit der U-Bahn nach Elektropolis. Dort braucht niemand zu arbeiten, weil alles vollautomatisch geht. Gerade als die drei beginnen, den Ort als modernes Paradies anzusehen, wird alles durch eine gewaltige Überspannung zerstört...

Blackout in einer Maschinenwelt – eine moderne Geschichte. Aber Der 35. mai oder Konrad reitet in die Südsee von Erich Kästner ist bereits 1932 erschienen. Ein Jahr später gehörten die Bücher Kästners zu denen, die bei den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten auf dem Schlossplatz in Berlinins Feuer geworden wurden. 32 Jahre später, im Jahr 1965, wurden wieder Bücher von Erich Kästner ins Feuer geworfen, diesmal in Düsseldorf von Mitgliedern des Jugendbundes für Entschiedenes Christentums. Die Veranstaltung war zuvor vom Ordnungsamt genehmigt worden. Auf die Frage eines Journalisten, was er an diesem Abend vortragen werde, sagte Kästner, dass er etwas Aktuelles lesen werde, nämlich die Rede zur Bücherverbrennung, die er schon 1958 gehalten hatte.

Beinahe hätte auch ein anderer Bücherbrand sich wiederholt: Bei einem Feuer im Verwaltungstrakt der neuen Bibliothek in Alexandria wurden Anfang März 2003 dreissig Menschen verletzt. Die Bücher wurden alle vor den Flammen gerettet. Die erst ein halbes Jahr zuvor offiziell eröffnete Bibliothek ist eine moderne Version der berühmten Bibliotheca Alexandrina. Einige Jahrhunderte nach ihrer Gründung um 300 vor Christus war das Gebäude, in der das Wissen der Antike versammelt war, in einem Krieg abgebrannt. Die moderne Bibliothek, ein 200 Millionen Euro teures Prestigeobjekt, erinnert von aussen an einen riesigen Mikrochip. Kurz vor dem Brand kündigte die Leitung der Bibliothek ein Großprojekt an: Jedes auf der Welt existierende Textarchiv solle online verfügbar gemacht werden. Das könnte die Lernmöglichkeiten in Entwicklungsländern revolutionieren, in denen Wissen schwer zugänglich ist. "Die Bibliothek steht als ein historisches Symbol der Toleranz und der Vernunft der Sorge der Menschen über Gewalt und Fundamentalismus gegenüber", sagte Ismail Serageldin, der Direktor der Bibliothek von Alexandria. Kritiker fragten sich allerdings, wie weit die hohen Ideale in einem Land verwirklicht werden können, in dem Zensur immer noch gang und gäbe ist. So gibt es in Ägypten nach wie vor Bestrebungen, die Gesamtausgabe von "Tausendundeiner Nacht" wegen der "zahllosen Obszönitäten" nur in Bibliotheken zu Studienzwecken Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen.auszuhändigen. Eine elektronische Version dieser Märchen hätte dadurch übrigens kurioser Weise in den USA schlechte Karten: Viele Bibliotheken benutzen dort Filtersoftware, um pornografisches Material zu sperren - eine Voraussetzung, um an öffentliche Gelder zu kommen.

Am 30. Mai 2009 endet die Bewerbungsfrist auf das Amt des neuen Chefs der UNESCO. Wir erinnern uns: Die UN-Organisation hat sich die Förderung von Erziehung, Wissenschaft und Kultur sowie von Kommunikation und Information ihrer 193 Mitgliedsstaaten zur Aufgabe gemacht. Von den derzeit vier Kandidaten gilt der ägyptische Kulturminister Faruk Hosni als aussichtsreichster Kandidat, die Nachfolge des Japaners Koichuro Matsuura anzutreten. Bereits vor einem Jahr hatte der Kandidat sich als Freund der signalstarken Sitte des Bücherverbrennens gezeigt. Auf die Behauptung eines Abgeordneten der Muslimbruderschaft, in Ägyptens Buchhandlungen und Bibliotheken stünden zu viele israelische Bücher, hatte der Minister geantwortet: "Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen.

"Faruk Hosni ist ein gefährlicher Mann", so der Philosoph Bernard-Henri Lévy, der Filmregisseur Claude Lanzmann und der Nobelpreisträger Elie Wiesel in der französischen Le Monde, "ein Brandstifter der Herzen". In einem Antwortschreiben bedauert Minister Hosni nun seine Worte: "Nichts liegt mir ferner als der Rassismus, die Negierung anderer oder der Wunsch, sich in verletzender Weise über die jüdische Kultur oder eine andere Kultur zu äußern." Ein kleines Feuer, ausgepustet wie Geburtstagskerzen. Ach, fast vergessen. Der IT-Branchenverband Bitkom sieht bei den von der Bundesregierung geplanten Internetsperren Nachbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Auch staatliche Internetanbieter wie Bibliotheken und Universitäten sollten nicht von der Pflicht zur Sperrung ausgenommen werden. Ein Fall für die UNESCO.

*** Mit Filtermechanismen ging es los, damals, im ersten Absatz, Anno 2000. WWWW? Eine Anomalie. Eine Störung. Mitten in der streng funktionalen Optik im Heise-Newsticker rote Buchstaben, nicht mal auf Linie. Und dann noch als Grafik. Dachte man nicht mal mehr bei Heise an die Bandbreite? Untergang des Abendlandes, wenn auch etwas spät, denn die digitale Apokalypse war ja schon zum Jahreswechsel erwartet worden.

WWWW. Es war Heise, aber nicht, wie wir es kannten. Hal Faber? War das überhaupt ein Realname? Usenet-Nervensägen gingen ins Killfile, die bandbreitenfressende Grafik mit den vier Ws in den Filter. Von diesen Filtern hatte er ja selbst geschrieben.

Gelesen habe ich den Kram nämlich trotzdem. Und dann eigentlich immer wieder. Und Leuten erklärt, dass sie manchmal die Links auch klicken müssen, um zu schnallen, um was es eigentlich geht. Um auch die etwas anderen Stories mitzubekommen, die es nicht in den Ticker und schon gar nicht in die gleichgeschalteten Mainstream-Medien schaffen.

Apropos Medien. Nun fällt das Jubiläum ausgerechnet in diese Medienkrise, von der man überall liest. Content ist teuer, aber keine Sau will dafür zahlen. Und die Werbung, die das alles retten soll, die filtern auch noch alle aus, die halbwegs wissen, dass man die Maus nicht drehen muss, wenn man mit dem Zeiger auch mal nach links will. Schade für Heise, da lesen diese ganzen Filterexperten nämlich besonders häufig.

Irgendwann würde wohl auch der Ticker nur noch aus Agenturmeldungen zusammengekleistert, meinte Hal mal. Die Agenturen würden technisch langsam besser, dann fiele das nicht mal unbedingt auf. In seinem ersten WWWW-Absatz las sich das mit den Agenturen noch anders, aber das ist ja nun auch schon eine Weile her.

Heute baut Hal vor, heuert Leute an, die für ihn schreiben. Zum 500. hat er sich einfach abgesetzt, womöglich als Ergebnis Faberscher Erkenntnis. Südamerika, munkelt man, Schildkröten streicheln. Oder als 13-jähriger Minensklave getarnt Coca-Blätter kauen, nicht nur lahme Cola süppeln. Und was die Medienkrise betrifft: Hey, User-generated Content geht immer, deshalb schreiben wir hier. AAL-Prinzip. Und wenn das mit den Agenturen nachher auch nicht rechnet, kann man ja immer noch die Kommentare aus wunderbaren Foren in den Ticker packen. Das weist dann auf Missstände in der Gesellschaft hin und regt zum Nachdenken an.

Wobei ich nicht glaube, dass das was wird, mit den Agenturen. Das WWWW, nein, ganz Heise ist kritischer Journalismus, wie er viel zu selten geworden ist. Eine Anomalie. Qualitätsjournalismus, wie ihn eine Agentur, deren Produkte überall reinpassen müssen, nie leisten können wird. Deshalb hoch die Tassen auf die nächsten 500 und die ganzen anderen Beiträge, die dann hoffentlich immer noch dazwischen stehen und die dann hoffentlich immer noch auf gleich hohem Niveau sind.

In letzter Zeit las man in eben diesen Beiträgen auch wieder häufiger über Filterexperten der anderen Art. Wenn die sich durchsetzen, brauchen wir bei Folge 1000 nicht nochmal mitschreiben.

Liest dann nämlich keiner mehr.

Was wird.

Kurras und kein Ende. Muss die Geschichte wirklich neu geschrieben werden? Müssen etwa wir einen Gedenktag für den korrekten bideutschen Beamten am 2. Juni einführen? Oder vielleicht einen für Klaus Wagenbach, der den Mord an Benno Ohnesorg, den Bruder meines Mathematiklehrers, schlicht als Mord bezeichnete und dafür ins Gefängnis musste? Aber nicht doch. All die strunzdummen Kommentare vom "Schuss, der die Republik veränderte" wimmern um Vergebung nach dem großen Vergessen. Heinrich Heine hat die Dinge schon ganz richtig gesehen, als er über deutsche Patrioten, West wie Ost schrieb:

"Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #221 am: 07 Juni, 2009, 06:05 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** 500 Wochenschauen und dann Schluss? Aber nein, nix da. Natürlich gebe ich nicht auf, so ausgelaugt diese Textfetzel auch sein mögen im Urteil der geschätzten Leser. Oder sind sie eher ausgeleitet, wie dies im Sprachgebrauch des BKA heißt? Ganz sicher jedenfalls sind sie ausgelutscht im Urteil der deutschen Rechteverwerter, die beharrlich einen deutschen Trumm namens Zählpixel fordern: 499 * 3 = 1497 Euronen Tantieme. So platzen die Blütenträume vieler Einreicher, während die Verwerter Millionen in die Rücklage stecken und über das böse Internet jammern, in dem Texte so sagenhaft schnell entwertet werden.

*** Ja, das Jammern über das böse Internet und all die neuen Kommunikationsformen ist derzeit schwer im Kommen unter den Kollegen, die sich über das Geschnatter der Massen aufregen und dann schlimm entgleisen. Warum soll ein Online-Pendant zur Scheuermilch blos das Netz von dem "Geschmiere" befreien? Deutsche Kärcherlichkeit muss her, ja wäre denn nicht bei diesen dreckigen Klowänden eine Reichsschriftstumskammer wieder opportun, in der die lizensierten "Schreiberlinge" (Goebbels) das Internet mit Texten füllen? Wie wäre es mit der schlichten Erkenntniss, dass man nicht Twittern muss, wie man nicht die Belanglosigkeiten hören muss, die ein Jens Uehleke etwa in der Kantine von sich gibt.

*** Dann wäre danoch die journalistische Tugend der Recherche, die bei den Pöbeleien zum Thema Internet entfallen kann. Dummdreist wird da die Independance Declaration von Perry Barlow als Argument ins Spiel gebracht, ohne die historischen Zusammenhänge zu erwähnen, die zu dem pathetischen Manifest führten. Das übrigens 1996 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos wie auf der anschließenden Multimedia-Messe Milia in Cannes mit Standing Ovations bedacht wurde. Bereits 1994 schrieb Barlow Leaving the Physical World. Es war die Zeit, als der Export des Verschlüsselungsprogrammes PGP aus den USA verboten war und nur gelang, weil der Quellcode als Buch veröffentlicht wurde. Die angebliche schrankenlose Freiheit des Internet stand nicht zur Debatte, wohl aber die staatlichen Bestrebungen zur Zensur, zur Verhinderung geschützter Kommunikation. Wer das vergisst, hält schnell das ganze Internet für böse. Und Perry Barlow, den Internet-Berater von JFK Jr am Ende für einen linken Gleichmacher.

*** Ja, das Internet ist ein furchtbarer Tatort, für manche Politiker ein riesiger Tiananmen-Platz im Cyberspace. Noch sind solche Bilder bei uns nicht möglich, weil bei den Beratungen der Innenminister in Fischtown erst einmal die Killerspiele zur Wahlkampfwaffe umfunktioniert werden mussten. Doch der aus polizeilicher Sicht notwendige Einsatz der Bundeswehr im Innern dürfte kommen, schließlich verschärft sich der Terror Tag für Tag. Der Wahlkampf hat natürlich Schuld daran, der Bundestagswahlkampf wohlgemerkt. Denn der Europawahlkampf, der heute zu Ende geht, verlief weitgehend friedlich, sieht man einmal von der FDP ab. Die Partei, die sich sonst für Bürgerrechte stark macht, zeigte kurzerhand, was sie vom unabhängigen Journalismus hält: nichts. Journalisten sind gefährlich, Blogger auch, wenn es um Serienerklärungen und Reisekosten zum virtuellen Wohnsitz geht. Denn Arbeit muss sich wieder lohnen: all die eidesstattlichen Erklärungen, all die Reisekostenanträge sind schweißtreibende Angelegenheiten.

*** Friede den großen Seelen: Das gilt nicht nur für den großen Kung Fu schlechthin. Im Alter von 78 Jahren ist der Informatiker Wolfgang Giloi gestorben, maßgeblicher Entwickler der Hardware beim deutschen Parallelrechner-Projekt SUPRENUM, auf dem das Betriebssystem PEACE von Giloi lief. Leider gehörte die Arbeit an dem damals schnellsten Rechner der Welt wohl nicht zu den angenehmen, friedvollen Erinnerungen des Mannes, der noch gemeinsam mit Konrad Zuse analog/digitale Hybridrechner konstruierte: Der Rechner wurde mangels Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft eine Forschungsruine wie der Transrapid. Am Ende waren 100 Millionen DM verpulvert, während 30 Millionen fehlten, um den Rechner zu Ende zu bauen. Sie sollten von der Industrie kommen, die indes keinen Bedarf an einem Parallelrechner hatte. Das Projekt verendete in einer Sackgasse, weil sich alle Beteiligten vertraglich verpflichten mussten, das Know-How nicht ins Ausland mitzunehmen. Ein Stück der seltsamen Geschichte kann man bei Wolfgang und Wolfgang vom Computerclub nachlesen, komplett mit einer kuriosen Bewertung der Studentenbewegung in Berlin, die Giloi wohl amüsiert hätte.

*** Peace, Baby. Obama war da. Abgestiegen aus dem Himmel oder aus der Airline, wer will das schon so genau wissen bei all den Elogen, die auf die Lichtgestalt gehalten wurden. Mit Obama kam Elie Wiesel und hielt das, was man gemeinhin eine bewegende Rede nennt, eine Ansprache an die Welt, die ihre Lektionen nicht lernen will. Leider gilt das auch für deutsche Übersetzer, die Wiesels "grave in the sky" nicht verstehen wollen. Man bleibe mir weg mit dem Grab im Himmel, hier geht es um das "Grab in den Lüften", wie es in der Todesfuge heißt:

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Was wird.

Belustigung erzeugte in dieser Woche die Meldung des AK Zensur über die langsamen Dienstwege beim BKA. So kann der Kampf gegen Kinderpornographie natürlich nicht funktionieren. Prompt faseln regierungsnahe Journalisten mangels besserer IT-Kenntnisse etwas von einer leistungsfähigen Infrastruktur, die dem BKA fehle. Das mag für manche Polizeidienststelle gelten, aber kaum für die Spitzenleute im Kampf gegen den Terror, die mit links einen Bundestrojaner bauen können. Die beim Kampf gegen die Kinderpornographie lässig die XML-Struktur einer befreundeten Polizei übernehmen und erweitern kann, statt eine kleine Excel-Datei zu nehmen, wie es das Familienministerium.

Doch wo Gefahr ist, da wächst das Rettende, heißt es bekanntlich in der Baumarktwerbung. Womit die werdende, rosige, ja fast schon strahlende Zukunft, das "Was wird" ins rechte Bild rückt: In Hamburg trafen sich eine Menge Journalisten bei einer Veranstaltung des netzwerk recherche und hörten sich an, was künftig die Mindeststandards für Journalisten sein sollen, wenn sie mit einem Computer auf die Recherche gehen. Da finden sich so nette Sätze wie "Journalisten müssen in der Lage sein, digitale Zensurmaßnahmen zu umgehen, z.B. durch Wahl der genutzen DNS-Server." Pressefreiheit muss eben die Freiheit sein, vor keinem digitalen Stopppschild zu kapitulieren, selbst wenn ein Wiefelspütz, ein Politiker der Siedler, ähem, der Generation C64, massiv den Schilderwald aufrüsten will.

Sehr schön liest sich auch diese Forderung an die Kollegen: "Journalisten müssen starke Passwörter verwenden. Sie müssen ihre Daten und Computer durch fremde (auch staatliche) Zugriffe schützen. Dazu müssen sie Techniken und Programme der Rechnersicherheit und solche der Verschlüsselung wie VPN, PGP/GnuPG, TrueCrypt und TOR beherrschen und verwenden."

Doch halt! Schon steht der erste Journalist am Pranger! In dieser kleinen Wochenschau finden sich ein halbes Dutzend Links auf Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, die so wunderbar in Microsoft Bing integriert ist. Wie aber heißt es in den Mindeststandards? "Wikipedia darf nicht als Quelle verwendet werden. Klar muss sein, dass die Texte der Wikipedia grundsätzlich zweifelhaft sind und niemals Quellencharakter haben." Asche auf mein Haupt, der Presseausweis wird morgen abgegeben. Fairerweise sollte ich auch die Anmerkung zitieren, die an das Wikipedia-Verbot angehängt wurde: "Journalisten müssen wissen, dass Wikipedia durch die externen Links, die Einzelbelege und die Einordnung der Artikel durch Kategorien und Listen einen guten Recherche-Einstieg bildet." Wer Widersprüche findet, darf sie behalten: wir leben alle nur einen Fischwurf vom Abgrund entfernt.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #222 am: 14 Juni, 2009, 01:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Dies ist ein Trauer-WWWW. Eines, das eigentlich mit einem fetten schwarzen Rand erscheinen müsste. Vor ein paar Wochen beschrieb ich meinen Einstand im Journalismus, der an eine Hörfunksendung namens Radiothek gebunden ist. Nun haben wir alle, die diese Sendung liebten, bei der bekannten Frage "Hit oder Niete?" die größte anzunehmende Niete gezogen: In dieser Woche starb Mal Sandock. Viele Leser dieser kleinen Wochenschau sind offenbar um die 50 Jahre alt und weise genug, über Blödsinn wie die Generation 64 oder den Villenviertel-Jan zu lächeln. Ihnen wie uns brauche ich nicht die Bedeutung dieses großartigen DJ erklären, der nun "in Rente" geht und heute nochmal zu hören ist.

*** Verpasst, verpasst. Glaubt man nicht daran, dass die Erde eine Scheibe ist, die von vier Elefanten getragen wird, die auf einer Schildkröte stehen, so bleibt eine nicht hohle, leicht verdellte Kugel übrig, mit Australien "auf der anderen Seite". Dort gab es diese Woche den "National Change Your Password Day", mit dem die Woche der nationalen elektronischen Sicherheit eingeleitet wurde. Alle Australier wechselten ihre Passwörter, aus jesus1 und christ wurden jesus2 und 1christ und ein wildes Land wurde nochmal ein bisschen sicherer – die große Porno- und Terrorsperre wird ja schon erprobt.

*** Ein nationaler Passworttag, an dem von Kanzlerin bis Kerner alle an der IT-Sicherheit schrauben, ist doch sympathischer als der Flag Day, den die USA heute begehen. Flagge zeigen? Das ist ein Fall für das Museum, die Erinnerungen sind nicht dazu angetan. Vor 70 Jahren wurde am 6. Juni in Deutschland für die Kriegsverbrechen der Legion Condor geflaggt.

*** Auch Deutschland hatte diese Woche sein P-Thema. Die Piratenpartei wurde in auffällig dummen Artikeln kleingeschrieben und belächelt. Als Beispiel muss die Süddeutsche Zeitung herhalten, deren oberster Journalist bekanntlich mit offenen Armen Blogger und andere Internet-Gestalten empfängt. Ein Feuilleton-Artikel spricht vom politischen Zusammenschluss der Raubkopierer und macht sich über eine "kaum 21-jährige Wirtschaftsstudentin" Anna Torberg lustig. Als vor 9 Jahren die 21-jährige Wirtschaftsstudentin Ilka Schröder als Jüngste für die Grünen nach Brüssel ging, war dies noch ein Sieg der Demokratie. Was ist mit dieser Partei blos los, dass sie bereits mit den Grünen verglichen wird oder als Aufstand der technischen Intelligenz herhalten darf? Deren Erfolg, wenn man nach den Ergebnissen der Juniorwahl geht, keine Eintagesfliege ist.

*** Eine Erklärung mag in der auffällige Ignoranz der schwedischen Verhältnisse liegen, aus denen die Partei entstammt. Es ist mitnichten nur das Land, in dem die Pirate Bay liegt, die mit der Piratenpartei gerne in einen Topf geworfen wird. Da haben wir ein Land, das zwar seit 1766 die Pressefreiheit kennt, aber erst 1991 in einem Multimediagesetz die Meinungsfreiheit für CD-ROM-Inhalte (bzw. heute DVD) und Computertechnologie eingeführt hat. Ein Land, in dem der Staat alle Telefongespräche und jegliche Internet-Kommunikation anzapfen darf. Ein Land, in dem erst 2008 mit "Skiddet för den personliga integriteten" über den Schutz der Privatsphäre nachgedacht wurde. Das alles hat mit "Raubkopieren" herzlich wenig zu tun, mit modernen Bürgerrechten umso mehr. Haben wir denn keine solche Partei? Wer den Initiativantrag gegen Internet-Sperren für den heutigen SPD-Parteitag liest, möchte es fast glauben. Doch halt, der Pressestelle ist der Livestream von Facebook viel, viel wichtiger, heißt es dort mit der Bitte, diesen Text hier zu veröffentlichen. Sozialdemokratische Tradition und Facebook, das hat doch was:

"Mit dem Informations- und Mitmachangebot können alle das Geschehen in Berlin live verfolgen - und mitreden. Das gilt natürlich auch für Gehörlose: In den Live-Stream ist eine gebärdensprachliche Übersetzung integriert und knüpft damit an die sozialdemokratische Tradition der barrierefreien Kommunikation an. Mit dem Angebot zeigt die SPD, dass sie konsequent und mit innovativen Angeboten auf die sozialen Netzwerke setzt - und wie wichtig die Online-Community für eine aktive Beteiligung am Whlkampf ist."

Vorwärts und nicht vergessen, wofür eine Netzsperre steht – dieses alte Kampflied der SPD wird wohl noch kräftig gesungen werden oder in alter gebärdensprachlicher Tradition aufgeführt, besonders am 18. Juni, wenn der Kampf gegen die Kinderpornografie die Kenntnislosen einigt: Die Partei der Berufsverbote steht eben für die deutsche Kontinuität.

Was wird.

Doch damit bin ich eigentlich schon mitten in der nächsten Woche, die mit einem echten Kracher beginnt: Am Montag wird in den USA über das Schicksal der SCO Group beraten – Liquidation oder nicht. Gespannt wartet alles auf den Weißen Ritter namens Gulf Capital Partners, der da heranjagen soll. Bis jetzt ist er noch nicht zu sehen, nur eine Liste von Bittbriefen von Firmen aus Russland und iXorg-Mitgliedern.

Passend zum Anspruch dieser Firma, die Welt der Open Source tributpflichtig zu machen, wird in London das erste Auto vorgestellt, das zumindest in den Bauplänen zur Open Source hin orientiert sein soll. Riversimple, die Firma des Porsche-Enkels Sebastian Piech, will ein Wägelchen mit einer Brennstoffzelle vorstellen, das 20 Jahre lang geleast werden kann. Noch klingt das Projekt so realistisch wie ein Sieg von SCO, aber Journalisten sind bekanntermaßen überaus aufnahmefreudig und zu jeder Korrektur fähig – wie Blogger.

Dann haben wir da noch die Kieler Woche. Nein, das ist keine Sommer-Veranstaltung der rührigen Datenschützer, sondern die größte Segelregatta der Welt. Erstmals wird hier das Lexxwar-System der Bundewehr getestet. Es soll so genau sein, dass es Schlauchboote und Speedboote ermitteln kann, ist damit also ein ideales System gegen böse Piraten und noch bösere Migrations-Aggressoren. Die Bremer Firma Atlas Elektronik hat Lexxwar entwickelt, die benachbarte OHB Technology das System SAR-Lupe. Wie gut, dass es nicht in die Hände von Schurkenstaaten gelangen kann. Das bisschen Grenze ist egal, man hat das Gerät ja nur zur Verfügung gestellt.

Im Zuge des Verfahrens gegen den stets braun gebrannten deutschen Manager Thomas Middelhoff ist viel von seinem AOL-Coup die Rede, als er billig Anteile an einem Online-Dienst erwerben konnte, der einstmals (wie Microsoft) glaubte, das Internet ignorieren zu können. Bis zur allgemeinen Verbreitung von WLAN habe auch ich mich auf die Dial-in-Nummern verlassen, die AOL weltweit zur Verfügung stellte. Nun wird gesplittet und gespaltet, dass die Späne fliegen. Was von AOL übrig bleibt, sind Angebote wie Black Voices, die eine heftige Kampagne gegen Disneys nächste Produktion "Küss den Frosch" fährt, weil die schwarze Prinzessin Tiana im Lande Obamas halt einen Frosch küssen muss, der sich als Inder entpuppt. Hätte es nicht wenigstens eine unermüdlich rackernde Ente sein können und nicht dieser Frosch? Was bleibt, was wird, das ist eine unendlich schöne Geschichte über einen Online Award, die Disney einstmals vertricksen wird, mit einem langsam erhitzenden Gefäß voller Frösche:

Arcandor engagiert sich für den Grimme Online Award, weil wir Qualität fördern wollen und weil wir glauben, dass es an der Zeit ist, dem täglichen Einerlei in den elektronischen Medien entgegen zu treten. Wer könnte das besser als das Grimme-Institut? Der Arcandor Konzern als Muttergesellschaft von Thomas Cook, Primondo und Karstadt hat sich seit Jahren dem Netz selbst zugewandt – natürlich vor allem unter wirtschaftlichen Aspekten. Wir sind aber davon überzeugt, dass nicht nur die kommerzielle, sondern auch die publizistische Bedeutung des Netzes signifikant zunehmen wird. Umso wichtiger ist es, jetzt Content zu stärken, der Qualität bietet und Innovation fördert. Das Netz bietet dafür unendliche Möglichkeiten, man muss sie nur finden und fördern. Deswegen unser Engagement für den Grimme Online Award – jetzt und für die Zukunft.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #223 am: 21 Juni, 2009, 06:04 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Schon wieder eine Wochenschau? Was soll das denn? "Schon im 17. Jahrhundert gab es übrigens ein Theaterstück über einen Menschen, der eine Zeitung gründete, die jede Woche erscheinen sollte. Im Fortgang der Handlung wurde dann gefolgert, dass da nur Lügen drinstehen können, denn, so dachte man damals, es passiert ja nicht jede Woche etwas," erzählte Niklas Luhmann einstmals. Wir lügen weiter.

*** Ist das der fiebrige, gar grün alkoholisierte Traum einer Mittsommernacht? Mit den Stimmen der Großen Koalition hat der 16. Deutsche Bundestag beschlossen, dass die Leugnung der rechtlichen Verhältnisse im Internet unter Strafe gestellt wird. Wer in Zukunft behauptet, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, muss drei Monate als Praktikant am großen Internetausdrucker stehen und gegen den allfälligen Papierstau kämpfen, wenn sich die Internet-Politikerin des Jahres das Internet ausdrucken lässt. Ja, es ist eine juristisch einfach zu beantwortende Frage, ob es da einen rechtsfreien Raum gibt. Nach dem gesetzlich verordneten Arbeitsdienst in der Produktion ganz im Stil der alten DDR dürfte ein Politologe wie Herfried Münkler seinen asymmetrischen Krieg gegen das Internet vielleicht mit anderen Sätzen führen als mit dem blühenden Unsinn über die Verbündung von kriminellen Geschäftemachern und anarchistischen Freiheitskämpfern. Diese wirre Würfelung druckte ausgerechnet die Frankfurter Rundschau ab: "Diese Position einer prinzipiellen Verbotsabwehr verbindet sich mit der Auffassung, in der virtuellen Welt des Internets hätten die Eigentumsansprüche, wie sie in der realen Welt erhoben werden, keine Geltung, sondern müssten einer kostenfreien Nutzung durch alle zugänglich sein." Dieser strunzdumme Text wird von einem wehleidigen Nachschlag des Machiavelli-Experten begleitet, in dem vom Vertrauen in die Ordnung des Rechtsstaates die Rede ist.

*** Der hat mit seiner Legislative mitnichten ein Gesetz zur Beschränkung der freien Rede verabschiedet, sondern eine "Zugangserschwernis" für den Aufruf von Internetinhalten. So aber hat der 16. Deutsche Bundestag das Vertrauen in die Ordnung des Rechtsstaates gründlich zerrüttet, als mit den Stimmen der Großen Koalition in dieser Woche das Ermächtigungsgesetz 2.0 beschlossen wurde. Dass es wirklich um Kinderpornografie ging, ist ausgemachter Kinderglaube: Es dauerte genau zwei Stunden, bis der Schwiegersohn unseres amtierenden Innenministers vorschlug, die Stellschrauben zu justieren. Nach Kinderporno und Killerspielen könnten politischer Extremismus zugeschaltet und weggesperrt werden: Wir Sind China! Das meint auch das Wall Street Journal, um mal auf eine unverdächtige externe Bewertung der Bündnispartner zu verlinken.

*** Gegen das Gesetz stimmten die Linke und FDP sowie Jochen Borchert von der CDU, offenbar Verbundenheit mit seiner Tochter demonstrierend. Die CDU ist halt eine Familienpartei. Steffen Reiche und Wolfgang Wodarg sagten bei der SPD nein und dann war da noch der Faßüberläufer Jörg Tauss von der Piratenpartei. Mit 15 Enthaltungen zeigten die Grünen ihre bekannte Geschmeidigkeit der kohlkraftigen Interpretation, die schon immer die FDP für Besseresser auszeichnete. Aber vielleicht waren sie nur wieder einmal etwas zu eingeschüchtert, wer weiß das schon.

*** Alle, die dies nicht sind, die sich nicht vom angesammelten Unsinn deutscher Politiker entmutigen lassen, dürfen jetzt den Zensursula-Song anstimmen, auf den ich wunderbarerweise schon anno 2007 in diesem WWWW mit dem Musterhausküchenfachgeschäften verlinkt habe. Man muss den Beat nicht mögen, aber hier ist mehr Musik am Werke als in allen Kommentaren zum Ausfall der Popkomm, für die ein abgehalfterter Bassist den Diebstahl im Internet verantwortlich macht. Wie war das noch mit der triumphierenden Meldung der deutschen Musikindustrie vom Januar 2009, nach der der deutsche Downloadmarkt (PDF-Datei) um 30 Prozent jährlich wächst? Bis zu 3 Euro werden pro Stück gezahlt, was teurer ist, als eine komplette CD zu erwerben. Diebstahl würde ich das nicht nennen. Was stimmt da nicht, fragt ganz besorgt die Tagesschau der ARD. Sie ist mit 24 DVDs des Beatclubs gerade dabei, einen hübschen Verkaufserfolg bei uns Raubkopiermördern zu erzielen. Womit ich bei einem hübschen Jubiläum bin, das ganz nach dem Geschmack der Generation 50 Plus ist: vor 50 Jahren wurde Island Records von Chris Blackwell gegründet: "Ein gutes Plattenlabel ist so etwas wie ein Filter. Es siebt die Musik durch den Geschmack von ein, zwei Leuten, die dahinterstehen. Wenn sie die Sache gut machen, schafft das ein Vertrauensverhältnis mit ähnlich denkenden Musikfans." Das schreibe ich lieber ab als das Statement einer Industrie, die auch noch applaudiert, wenn sich ein regierender Politiker dazu entschließt, das eigene Verfassungsgericht zu ignorieren. Wo bleibt eigentlich die Forderung nach Sperrlisten für Musikindustrie-Imitierer, die die Demokratie abschaffen wollen?

*** Mit den Jubiläen, den Geburts- wie Todestagen ist das so eine Sache. Wer nicht unter einem dicken Stein à la "Kampf der Häuptlinge" gelegen hat, wird den Geburtstag von Jürgen Habermas und den Tod von Ralf Dahrendorf mitbekommen haben. Dahrendorf war ein beherzter Denker, der sich unter anderem überlegte, welche Folge die "Auflösung der Ligaturen in einer Gesellschaft" haben kann, die wir aktuell in der Debatte um die Sperr-Infrastrukturen gut verfolgen können. Ligaturen? Aber sicher doch. So passt es, dass wir von Habermas das zwanglose Getrolle lernen und es mit der Dahrendorf lesen können. Derweil bahnt sich in England eine kleine Revolution an, die Lord Dahrendorf amüsiert hätte: Aus der Transparenz bei den Spesenabrechnungen wird mit der Internet-Veröffentlichung durch den Telegraph ein Lehrstück über Informationszensur. Wer weiß, vielleicht landet das Blatt auch noch auf der britischen Sperrliste. Schließlich steckt im Kinderschutz auch so etwas wie der schützenswerte Glaube an das Gute im Menschen, an das unsichtbare rosa Einhorn oder die unstillbare Hoffnung auf korrekte Abrechnung der Arbeiten in diesem kleinen Newsticker.

*** Wenn es an einen Geburtstag zu erinnern gilt, dann ist es der von Schirin Ebadi, der Friedens-Nobelpreisträgerin des Jahres 2003. Ebadi wird heute "nur" 62 jahre alt, steht aber für den Fortschritt in einem Land, das nach einer dubios verlaufenen Wahl an der Schwelle zu einem Gemetzel steht, mit vielen Opfern, die der regierenden Geistlichkeit herzlich egal sind. Zu dumm, dass es keinen Übersetzungsdienst für demokratische Werte im Internet gibt. Er würde nicht nur im Iran von großemNutzen sein. Die Ereignisse im Iran erinnern aber auch daran, dass das Internet zwar der Opposition gegen ein diktatorisches Regime nützliche Hilfsmittel liefern kann – dass diese Opposition aber auch recht hilflos dastehen kann, wenn sie sich nur auf diese Technik verlässt, die ein Regime wie im Iran auch einfach abschalten kann.

Was wird.

Mittsommer, soso: "Die Wahrheit zu sagen, halten Vernunft und Liebe heutzutage nicht viel Gemeinschaft. Schade, dass ehrliche Nachbarn sie nicht zu Freunden machen wollen!" Shakespeares Sommernachtstraum verweist heute auf ein gar diabolisches Lüftchen, das der Firma SCO einen neuen Investor zugeführt hat. Da gibt es eine Gulf Capital, hinter der ein Eric le Blan auftaucht, mit einer irakischen Firma namens Merchant Bridge im Hintergrund – die unendliche Geschichte verspricht, noch ein netter west-östlicher Divan zu werden. Die meiste Arbeit werden wohl Verschwörungstheoretiker haben, die den "missing link" zu Microsoft suchen.

Freuen wir uns lieber auf den anbrechenden Sommer und seine Löcher, in denen es rätselhaft genug zugehen wird. Zu meiner besonderen Freude startete am letzten Samstag ein Projekt, bei dem in "Echtzeit" der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe veröffentlicht wird. Natürlich ist kein jammernder Verleger oder Buchhändler drauf gekommen, sondern der Journalist Giesbert Damaschke, der mit Pl@net (Untertitel anno 1995: "Lies mich, du Sau") das lustigste deutsche Internetblatt kredenzte. Im ersten deutschen Internetcafe dürfte ganz virtuell ein Wirt mitfeiern, der das Internet als eine Erweiterung des menschlichen Gehirns verstand.

Achja, die Termine. Die Auswahl ist reichlich. In Bonn feiert das BSI das Jubiläum des IT-Grundschutzes. In Berlin versuchen es die Berlin Open mit "rückhaltloser Ehrlichkeit", einem Konzept, das zumindest in den Ohren deutscher Webwegsperr-Politiker einen pornografischen Unterton hat, In München tritt unsere Kanzlerin in einem Kesselhaus auf und spricht für die vielen, vielen Geburtstagskinder der Fraunhofers zum Thema "60 Jahre Motor für Innovationen". Vielleicht besucht sie auch den nahebei geparkten Fraunhofer-Truck, der den digitalen Alltag propagiert, komplett mit vollautomatischer Anzeige bei fahrlässiger Tötung:

"Die intelligente Hausapotheke kommt aus dem Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Automatisierung IFF in Magdeburg. Die Forscher haben Arzneimittel, den Schrank und den elektronischen Schlüssel mit RFID-Technologie ausgestattet. Auf Transpondern werden Daten gespeichert und per Funk übertragen. Der Medizinschrank der Zukunft lässt sich nur mit dem richtigen elektronischen Schlüssel öffnen, auf dem die Zugriffsrechte genau gespeichert sind. Das System registriert automatisch, welcher Schlüssel die Tür geöffnet hat und wann was entnommen wurde."

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #224 am: 28 Juni, 2009, 03:40 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Der Tod bedeutet,
dass du nie zu sagen brauchst,,
du wärest unvollkommen",
Richard Hell, Blank Generation

Wacko Jacko ist tot und "das" Internet vibriert. Selbst in hartgesottenen BSD-Blogs jammern Menschen in schwülstigen Tönen vom "genialsten Genie". Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung muss sich den nötigen Kitsch in der Kirche ausleihen: "Uns ist ein Kind gestorben". In den USA singen Barak Obama und Angela Merkel einträchtig mit "We are the world, we are the children, we are the ones who make a brighter day ..." Die alte Musikindustrie feiert neue Rekorde, die neue Musikindustrie hat ein hübsches Thema: Wer wird der neue King of Pop? Zum King wurde Jackson mit seinem revolutionären Album Off the Wall. Danach begann ein Thriller: der meistverkaufte Abstieg aller Zeiten, die Demontage eines vielfach missbrauchten Menschen.

*** Don't Stop ... muss heute ohne Audio-Link bleiben, die Kanäle sind an diesem Wochende verstopft, unter anderem auch mit komischen Texten über Michael Jackson als den "Repräsentanten einer postmodernen Form afroamerikanischer Spiritualität". Viele Erinnerungen werden wach, etwa an die Domino-Theorie von Crawdaddy!, nach der im Pop immer drei Giganten sterben müssen, ehe die nächste Stufe gezündet wird. Es begann mit Buddy Holly, Ritchie Valens und Big Bopper, es folgten Jimi Hendrix, Jim Morrison und Janis Joplin. Kurt Demmler! Michael Jackson! Wer ist der Dritte?

*** "We are the children", ja, ha, da war doch was. Michael Jackson ist gern mit kleinen Jungs ins Bett gegangen, aber ganz sittsam. Und Demmler sang, dass jeder Mensch jeden lieben kann. Wie ist das eigentlich, wenn man sich eine Haut macht miteinander, und sei es nur mit Photoshop? Es ist alles schwer verboten und wird täglich verbotener und verworrener, genau wie die Behauptungen über ein angebliches Millionengeschäft mit Kinderpornographie. Wer mutwillig das geplante Stopp-Schild über die bald ins Internet eingebaute Zugangserschwernis ansurft, wird ebenso zum Ermittlungsfall, wie alle Menschen, die Zensurlisten prüfen wollen. Es wären Menschen, die bei Berichten über China als "mutige Kämpfer für Demokratie und Meinungsfreiheit" genannt werden.

*** Im letzten WWWW mokierte ich mich über die Phrase vom Internet als rechtsfreien Raum. Andere haben nachgelegt, mal mit lustigen Artikeln, mal mit schlampig recherchierten Schnellschüssen. Will man sich wirklich nicht mehr beispielsweise an den von Jörg Tauss gegründeten virtuellen Ortsverein der SPD erinnern, dessen erstes Thema "Zensur im Internet" war? Das Ganze komplett mit der Frage, ob das Netz eigentlich ein rechtsfreier Raum ist. Wer die Ruinen besucht, wird die Texte nicht mehr finden, ebenso die Geschichte mit der Kinderpornographie, die einstmals Compuserve und seinen Geschäftsführer ein Verfahren einbrachten. Was bleibt, ist die Aussenansicht. Zu den durchgeknallten Politikern (doch, das darf man noch sagen, denken und schreiben) gesellen sich mit schöner Regelmäßigkeit durchgeknallte Journalisten, die an einem besonders schlimmen Teil des Internet angeschlossen sind, vorzugsweise in Hamburg, die besonders geschickt in der Vorverurteilung sind und die Formulierung "Lappalie" aus einem anonymen Leserbrief an den Tagesspiegel aufgreifen, um die "Netzgemeinde" zu charakterisieren.

*** Was aber ist die Netzgemeinde, wenn nicht ein Haufen von Menschen, die seit mehr als 20 Jahren elektronisch kommunizieren? Viele von ihnen sind von der aktuellen Schwafelei um den rechtsfreien Internetraum und die Funktion von Stoppschildern irritiert und wähnen sich auf dem falschen Planeten oder mindestens im falschen Jahrtausend. Dabei ist es doch ganz einfach, wenn man es analog rückübersetzt. Deutschland ist kein rechtsfreier Raum:

Hin und wieder verschicken Menschen in Deutschland Morddrohungen. Mit der Post. Das Schlimmste: die Täter vergessen immer öfter, diese Briefe mit einem korrekten Absender zu versehen.

Doch Deutschland ist kein rechtsfreier Raum – also werden ab sofort jeden Morgen alle Briefe vom örtlichen Polizeipräsidenten untersucht. Wenn er etwas entdeckt, was er für eine Morddrohung hält, dann verbrennt er den Brief. Den Absender ermitteln kann er nicht, das ist zu schwierig. Den Empfänger informieren lohnt nicht, denn Morddrohungen werden meistens sowieso nicht in die Tat umgesetzt und beunruhigen will man ja auch niemanden. Einmal im Jahr darf ihm bei der Kontrolle der Briefe ein Richter zusehen, wir leben ja schließlich in einem Rechtsstaat.  /.../

Ja, mit dem Internet wird diese geniale Idee in die Tat umgesetzt. Wer wird da schon von Zensur reden, wenn es nur um grundböse Menschen geht? Stünde der Satz vom rechtsfreien Raum Internet tatsächlich unter Strafe, würden die Reihen im Bundestag ganz schön gelichtet werden.

*** War da noch was? Aber sicher doch, was wären wir ohne Kulturpreise? Ein Volk von Preisschilddruckern und Guckern. Die Grimme Online Awards wurden verteilt, auf dass wir uns mit dem Kollegen Jens Weinreich freuen können, dessen Blog tatsächlich der alternative Sportausschuss der verlotterten Republik geworden ist. Freuen wir uns außerdem mit Theo Zwanziger, der in der nächsten Woche auf dem CSD-Empfang des schwulen Netzwerks Nordrhein Westfalens die Goldene Kompassnadel 2009 bekommt, im Beisein von Franz Müntefering.

Was wird.

Damit sind die Themen der kommenden Woche aufgeschlagen. Die deutsche U21-Fußballnationalmannschaft steht im Endspiel der Europameisterschaft. Nein, jetzt wehen keine schwarzrotgoldenen Fahnen wie in Klinsmanns Sommertagen, jetzt tobt sich der Hass der Nazis und "Gesamtrechten" über diese Mannschaft in den diversen Sportforen aus. Der Hass gegen Multikulti und alles andere, was nicht als deutsch empfunden wird, schließt auch das Ereignis ein, das heute vor 40 Jahren zum Aufbruch der Schwulen- und Lesbenbewegung führte. Vielleicht wird es was, mit diesem Aufbruch, wie etwas bei den jungen Kickern geworden ist. "Typisch deutsche Tugenden vereint mit der Phantasie ihrer Migranten", hieß es im italienischen Urteil über die Truppe aus Dönerland.

Eine ganz andere Fusion soll sich in Potsdam abspielen. Dort startet die Internationale Integrabilitäts-Konferenz in Eich- und Stringtheorien und versucht nichts Geringeres als die Weltformel zu finden. Seitdem vor kurzem entdeckt wurde, dass mit dem Bethe-Ansatz höherdimensionale Quantenfeldtheorien integrabel sein können, gibt es neue Versuche, die Allgemeine Relativitätstheorie mit der Quantenmechanik zu verbinden. Die Antwort auf die große ungelöste Frage der Menschheit lautet eben nicht nur 42, wenn man noch die Ausgangsfrage weiß. Sie wird im Anti-de-Sitter-Raum beantwortet.

Die Woche endet in Kairo mit dem Start des diesjährigen Finales von Microsofts Imagine Cup, der thematisch an der Milleniumkampagne der UN ausgerichtet ist. Als deutsche Teilnehmer hat sich ein Team der TU Dresden für die Endausscheidung qualifiziert, was irgendwie ganz tröstlich ist: Dresden mag mit seiner "Waldschlösschenbrücke" richtig Scheiße aussehen und den UNESCO-Titel als Weltkulturerbe verlieren, dafür bessern Programmierertaten das Image umso nachhaltiger aus. Erst recht, wenn das interessierte Publikum mitwählen kann. Außerdem muss man ganz ehrlich sein, liebe Sachsen: Was gibt es schöneres als den Schlamm am Rande der norddeutschen Tiefebene?

Quelle : www.heise.de
« Letzte Änderung: 28 Juni, 2009, 04:05 von SiLæncer »

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