Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125229 mal)

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Was war. Was wird.
« Antwort #195 am: 01 März, 2009, 00:17 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Du weißt, dass die Party namens CeBIT beginnt, wenn Nachrichten wie "Lernen Sie Arnis Vorhut kennen" in der Mailbox aufschlagen und sich dahinter ein Interview mit einem kalifornischen Staatssekretär verbirgt, der erklären will, warum Team California soo winzig ist. So wird sich in der nächsten Woche eine zarte Röte über den Heiseticker legen, bei all den Nachrichten von der so bedeutsamen Messe, auf der man sich zeigen muss, sofern man nicht zu kaputt ist. Die schwarzen Nachrichten mit den Todesanzeigen produzieren die Jubelposer von der Web 2.0-Fraktion, die Kalifornien bevorzugen. Ja, wir brauchen nicht nur Arnis Vorhut und Arni in echt, wie er bemerkelt die Stände von IBM, Datev, Microsoft und SAP abklappert und uns allen Hoffnung auf den Aufschwung macht. Wir brauchen auch Angelas Erklärungen von den richtigen Anschlüssen, die moderne Computer haben und die dringend irgendwo angestöpselt werden müssen. Sonst geht Deutschland unter, Hannover sowieso und die CeBIT wird zum Nullbit!

*** Das meint ja auch unser aller Wirtschaftsmatthäus Karl-Theodor Nixwilhelm zu Guttenberg mit seiner Parole Kräfte bündeln für Deutschlands Zukunft (schicke PDF-Datei), komplett mit dem ungemein glaubwürdigen Versprechen, dass in fünf Jahren 75 Prozent der deutschen Haushalte mindestens mit 50 MBit/s an das Internet angeschlossen sind. Vergessen wir Bad Bank, loben wir Broad Bands, die Segnungen der "Digitalen Dividende" von 790 bis 862 KHz und das neue "Breitbandkompetenzzentrum" (BBKZtr). Alles wird wieder gut, dank GAK. Dass die deutsche Breitbandinitiative beim Landwirtschaftsministerium unter Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes läuft, ist doch nur logisch. Wer Breitband auf dem Land haben will, braucht weder Dämme noch Dünger. Es ist zum Kaputtlachen, um es mal nach Microsoft-Denke zu benamsen, wenn auf der CeBIT besonders breite Bänder gepriesen werden.

*** Man kann es auch übertreiben: Gleich zwei  Meldungen beschäftigten sich in dieser Woche mit der sattsam bekannten Tatsache, dass Steve Jobs eine Auszeit genommen hat und entsprechend beim Aktionärstreffen von Apple fehlte. Kein Bericht gab dagegen es zur aparten Einschränkung der journalistischen Arbeit, weil Apple den Journalisten die Mitnahme von iPhones, Blackberries oder Laptops untersagt hatte. Damit wollte die innovative Firma eine Kommunikationsblockade errichten und die Kommunikation ganz in ihrem Sinne steuern. Das wurde offenbar klaglos hingenommen. Die Botschaft ist klar: Schickes Design und Meinungsfreiheit passen einfach nicht zusammen. Die eigentliche Machtfrage ist damit zwar noch nicht gestellt, aber eine Antwort in einer Journalistenzeitung gibt schon zu denken. Einem Artikel zufolge wurde ein Studentenstreik an der New York University schlicht dadurch gestoppt, dass die Universitätsleitung das Campus-WLAN ausschalten und den Strom in den Studentenräumen abstellen ließ. Hilflose Adepten des Internet-Zeitalters, die vielleicht nie in ihrem Leben eine Streikzeitung gesehen haben und nur den elektronisch vermittelten Protestzug kennen, stimmen bedenklich.

*** Umso schicklicher ist der erwartete Eilentscheid des Bundesverfassungsgerichtes ausgefallen, mit dem die bayerische Landesregierung wieder auf den Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung zurückgeholt wird. Die Anfertigung und Langzeitspeicherung von Übersichtsaufnahmen wie die Anmeldepflicht jedes Stammtisches ist verfassungswidrig, weil die garantierte Versammlungsfreiheit aufgehoben wird. Und so schreibt der derzeit beste Kommentator deutscher Politik in einem Kommentar: "Auch die Politiker außerhalb Bayerns sollten die Entscheidung sorgfältig lesen: Sie gilt auch für die Einschränkung anderer Kommunikationsgrundrechte, also etwa für das Fernmeldegeheimnis." Man fragt sich eigentlich, wie jemand überhaupt auf die Idee kommen konnte, damit vor dem Verfassungsgericht durchzukommen. Aber offensichtlich braucht dieses Land genau dieses Gericht sehr dringend, damit einige Politiker die Verfassung nicht einfach in der Luft zerreißen.

*** Damit sind wir wieder einmal bei der allseits beliebten Online-Durchsuchung angelangt und könnten nahtlos Herrn Ziercke unerwähnt lassen, der in einem Interview wieder einmal die Notwendigkeit betont hat, vor den Terroristen auf der Festplatte sein zu müssen. Ja, das könnten wir geflissentich ignorieren, wenn, ja wenn nicht die Kinderpornosperre in dem Gespräch aufgetaucht wäre. Sie taucht aber auf, komplett mit einer besonders aparten Definition des umstrittenen Stoppservers: "Ziel ist es, den Zugriff auf Seiten mit kinderpornographischem Inhalt zu erschweren und so die Nachfrage danach einzudämmen. Geplant ist unter anderem, in den Fällen, in denen eine geblockte kinderpornographische Seite angesurft wird, eine Stopp-Seite einzublenden. Auf diese Weise wird dem Nutzer das Gefühl vermittelt, er sei erkannt worden." Wird wirklich nur das "Gefühl vermittelt" oder ist der Einblendserver gar ein kleiner IP-Erkennedich-Server? Die Diskussion durch den Hinweis abblocken zu wollen, dass das bisschen Sperrtechnik in Großbritannien nur 40.000 Euro kostet, ist eine besonders lustige Art von Overblocking.

*** Also noch einmal die Online-Durchsuchung. Kernstück eines langen Artikels über die "Tyrannei der Publizität", den der Rechtsphilosoph Uwe Volkmann unter der Woche in der FAZ veröffentlichte (leider nicht online), ist ein Tagebuch, das ein mutmaßlicher Sexualmörder in der Haft schrieb, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Seine Notizen führten zur Verurteilung, weil das Beweisverbot von Richtern aufgehoben wurde. Seitdem, so Volkmann, ist die Rede vom "Kernbereich der persönlichen Lebensführung" eine Floskel. "Mit der grundsätzlichen Zulassung der Online-Durchsuchung, für die es gute sachliche Gründe geben mag, ist es mit der Illusion eines geheiligten Innenraums des Privaten endgültig und für jedermann sichtbar vorbei. Das ausgegebene Ziel, einen terroristischen Anschlag zu vereiteln, lässt sich, wenn überhaupt, einigermaßen sicher nur dann erreichen, wenn auch persönliche Dateien nicht von vornherein von der Sichtung der jeweiligen Computer-Festplatte ausgenommen sind, und es ist folgerichtig diese Sichtung, für die das Bundesverfassungsgericht das Tor geöffnet hat." Der Autor verabschiedet sich am Ende von der Fiktion der Privatsphäre mit der Anmerkung, dass die Berufung auf die Privatsphäre immer als Schutzbehauptung von Leuten kommt, die etwas zu verbergen hätten. Ein schicker Schluss, der jeden ins Zwielicht rückt, der sich altmodisch auf seine Privatsphäre beruft und sich im Internet bedeckt hält.

*** Wer hat da was zu verbergen, ist also eine Frage, die immer auf einen Täter zeigt. Wer hat da was zu verbergen, wenn Bundesinnenminister Schäuble in dieser Woche 30 Jahre alte Akten vor dem Zugriff durch Wissenschaftler mit der Bemerkung entzieht, die Akteneinsicht gefährde die innere Sicherheit Deutschlands. Die Tabu-Akten zeigen einmal mehr, dass in Deutschland Informationsfreiheit nur ein Wort ist und kein Bürgerrecht. Mit 50 Projekten ist der Bund auf der CeBIT dabei, 40 davon haben mit der inneren Sicherheit zu tun, der Rest zielt auf die effektive elektronische Verwaltung, E-Government genannt. Doch schon bei elektronische Personalausweis, der mit dem elektronischen KFZ-Schein gekoppelt ist, um das elektronische Anmelden des Autos mit elektronischen Nummernschildern zu vereinfachen, dräut die Frage nach den Terroristen und den übrigen ganz gewöhnlichen Kriminellen.

*** Nach Breitband und E-Government wird das Gerede über offene Standards und Open Source die CeBIT-Hallen füllen (Green IT lasse ich weg, es wird noch mal gelutscht, was letztes Jahr gekaut wurde). In diesem Sinne darf man sich darüber freuen, dass die notleidenden Wikileaks die Bearbeitung eines Strategiepapiers der europäischen Kommission zur Zukunft von Open Source veröffentlichten, vorgenommen durch die Association for Competitive Technology. Das ist ein Lobbyverband, der unter anderem von Oracle, Microsoft und eBay finanziert wird. Verbandspräsident Zuck leistet ordentliche Arbeit und schreibt Ruckzuck die gesamte Agenda um. Aus der schlichten Inhaltsangabe "Teil der Arbeitsergebnisse der Open Source Arbeitsgruppe" (To be provided as part of the OSS work group work and V2 of the EC document) wird:

"To be provided as part of the OSS work group work and V2 of the EC document, while noting that the increasing use of OSS within mainstream commercial offerings and mixed-source software and solutions makes a distinct treatment of or preferences for OSS more difficult to define."

Das gesamte Dokument ist ein einziger Vorbehalt gegen die Open Source geworden, führt dabei Mixed Source als Alternative ein und spricht sich am Ende dafür aus, die Arbeitsgruppe aufzulösen. Wer Lobbyarbeit mit Häppchen und schicken Reisen verbindet, sollte sich einmal anschauen, wie die harte Drecksarbeit, der Kampf um Worte in Wirklichkeit aussieht. Gülle ist auch nur ein Wort.

Was wird.

Die CeBIT kommt und viele nächtliche Leser dieser Kolumne müssen auf Hochtouren laufen, die Befüller des Nachrichtentickers sowieso. Da ist kein Platz für besinnliche Nachtgedanken, da ist selbst Glenn Gould lahm. Deshalb muss ich an dieser Stelle schnell noch eine Sache loswerden, die in dieser Woche schon hier und da, und sowieso da angesprochen wurde. Der reichste Sportverband der Welt will einen journalistischen Kritiker finanziell ruinieren und ihn damit loswerden. Das darf nicht sein. Wer auch einfach keine Zwanzig mehr ist, spende einen 20er gegen den unglaublichen Zwanziger. Zum Vergleich: Das ist etwa ein Hundertstel dessen, was die Richterin bei ihren "Best Practice Kündigungs"-Seminaren am Institut für Management verdient, die hauptberuflich kleine Leute noch kleiner macht, bis sie zerkrümelt sind.

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird.
« Antwort #196 am: 08 März, 2009, 00:11 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** We are prisoners in a fantasy world built of incompatible pieces and broken dreams; and this is called "technology", so nobody questions it. (Ted Nelson)

*** STÖHN!, Frauentag! STÖHN!, noch einen Tag CeBIT! KREISCH!, am Heise-Stand werden alle Rekorde gebrochen und Geeks wie Grrls zu abonnemontlüsternen LeserInnen. Ich begrüße mit diesem Link alle neue Abonnenten, die als Tickerleser den Sprung in die analoge Welt gewagt haben. Ein feiner Zug, auch wenn die Technologie, der wir anhängen, der komplette Irrsinn ist.

*** Gut, manche werden von der Messe geflohen sein wie der zur CeBIT als Covergator-Ambassador gekürte Marco Börries, nur nicht mit 300 km/h. Ja, die Sonne lacht zum Wochenende und die Welt kann so schön sein, wenn, ja wenn sich nicht auch die Sauertöpfe aus dem Mutterland des Sauerkrauts der Messe hingeben und so stumpfsinnig auf die IT gucken wie deutsche Popfans auf Kiki Dee:

When something gets in my way I go round it.
Don't let life get me down.
Gonna take life the way that I found it. (Kiki Dee / Tobias Boshell)

*** Vielleicht sollte man den messigen Beuteltieren die kuschelige Rundumbrille verpassen, damit sie wirklich nichts mitbekommen. Das Verständnis für die IT-Branche, die im Zeichen der Krise einen ganzen Schritt ernsthafter geworden ist, gewinnt man eh nicht durch das Tütensammeln und das Gucken auf die tollen E-Book-Reader, die PDF-Dateien und andere mehr proprietäre Formate anzeigen.

An Acrobat file is a data lump /.../ Adobe has convinced the world – even lawyers – that this typesetting lump is the most appropriate form in which to store and read documents – a remarkable context switch. (Ted Nelson)

*** Während der CeBIT ist es nicht falsch, ein Buch im Tornister zu haben, um in einem Päuschen lesend Abstand zu dem Zirkus finden zu können. Denn selbst ein überdrehter Gag-Schreiber kann sich nicht das ausdenken, was die IT-Szene so produziert. Nehmen wir nur Skyla, die Prosumer-Marke der Brennerbauer von Lite-On. Scilla soll sie ausgesprochen werden, wurde die Presse belehrt, weil das Wort in einer unbekannten Sprache die "Schönheit und Wärme des Frühlings" bezeichnet. Kulturtechnisch Behinderte werden eher Skylla assoziieren, eine ungemütliche Frau mit Hundeköpfen und -füßen. Ganz so falsch ist das nicht, bekamen doch Kollegen auf der Pressekonferenz einen digitalen Fotorahmen von Hewlett Packard (gefertigt von Lite-On) als Präsent und durften mit den Hunden heulen.

*** Im schönen Frühling der norddeutschen Tiefebene hatte ich 1989 als CeBIT-Lektüre "Who's Afraid of Big Blue" des damaligen Apple-Evangelisten Regis McKenna dabei, der den Aufstieg von Apple zum Weltkonzern prophezeihte. Ähem. Diesmal war Geeks bearing Gifts von Ted Nelson dabei. Und ich erwähne nun 1989, weil vor 20 Jahren im CeBIT-Märzen Tim Berners-Lee etwas Zeit über hatte, ein epochales Dokument zu schreiben. 260 Jahre, nachdem der anglo-irische Schriftsteller Jonathan Swift den Iren den bescheidenen Vorschlag machte, doch einfach ihre Kinder in Zeiten des Hungers zu essen, machte sich der Brite Berners-Lee daran, die Papierkultur zu pulverisieren. Er schrieb in jenen lustigen Märztagen Information Management. A Proposal, gewissermaßen den Urtext zum World Wide Web. Ende März las sein Chef Mike Sendall den Vorschlag und kommentierte ihn mit Vague, but exciting .... Das bringt uns zurück zu Ted Nelson, dessen Xanadu-Projekt in einer Fußnote von Berners-Lee als NEL67 referenziert wird. In seinem neuen Buch findet sich das bittere Urteil zum World Wide Web:

But its rough an beguiling simplicity pushes dozens of problems into the laps of users and creates a maintenance nightmare, resulting in the Content Management industry and millions of broken links. (Ted Nelson)

Das Web mag in den Augen eines solchen Vordenkers ein furchtbar platter Rückschritt gewesen sein, der uns in ein dunkles Zeitalter geworfen hat, in dem Ratten die Überreste verhungerter Genies wie Nathan Stubblefield fressen, der das Mobiltelefon erfunden haben soll. Logisch wird diese Erzählung damit fortgesetzt, dass Genies wie Douglas Engelbart mit seiner Maus und Ted Nelson mit der Zurück-Schaltfläche a.k.a. Back Button verkannt werden. Wir leben in einer Periode, in der die Ökonomie zusammenbricht, die Texte im Gefängnis proprietärer Formate stecken und der politische Wille von Technologien abhängig ist, die eine Handvoll Ingenieure verstehen und eifersüchtig schützen.

*** In dieser Hinsicht ist das Urteil zu den verfassungswidrigen Wahlmaschinen ein seltener Lichtblick, der die gesamte CeBIT überstrahlte: Baut Maschinen, baut Computer mit offen überprüfbarer Software, die transparent die Wahl begleiten und das Recht auf freie, gleiche und anonyme Wahlen sichern. Proprietärer Murks darf keine Chancen haben und das Prinzip der Öffentlichkeit der Wahl muss auch von der Technik abgebildet werden. Wer die Dauer-Debatte um die Wahlmaschinen kennt, darf noch einen anderen Aspekt des Urteils begrüßen: TINA ist tot! All die Argumente, dass es zu solchen Maschinen keine Alternative gäbe, sind hinfällig. Wenn die Technologie keine kontrollierbare Systeme schaffen kann, ist es besser, sie zu ignorieren.

The electronic voting machine is best understood as a video game programmed to look like a democratic input device. In the future we may never know the true vote count, just what some hidden technician tells these machines to report. (Ted Nelson)

*** In seinem Buch erinnert Ted Nelson übrigens daran, dass die berühmte Formel WYSIWYG – What you see is what you get – von Flip Wilson geprägt wurde, einem Komiker, der sich passend zum kämpferischen Frauentag in Frauenkleidern Geraldine nannte und auf Männerfang ging, komplett mit den plattesten Blondinenwitzen. Das, was man bekommt, ist genau das, was man im Transvestiten-Fummel gesehen hat – oder was man selbst hat sehen wollen. Das gilt auch für das CeBIT-Messethema schlechthin, das seit Donnerstag jedes Gespräch beherrschte: Jörg Tauss, der deutsche Internet-Politiker, der Kämpfer gegen 2500 und mehr Online-Durchsuchungen im Jahr, das Bollwerk gegen die lächerlichen Kinderporno-Sperren von der Leyens – ein Kinderporno-Konsument? In dem Fall gibt es Seltsamkeiten wie die Real-Time-Berichterstattung eines Hamburger Verlages, aber auch die Angaben der Staatsanwaltschaft, dass man einschlägiges Bildmaterial außerhalb von Rechnern und Computern gefunden habe. Sollte dieses Material wirklich zur Arbeit eines vielbeschäftigten Politikers gehören, müsste dieser, wie Journalisten auch, zumindest eine andere Instanz über seine Aktivitäten informieren und sich absichern. Es gehört zur berühmten Ironie der Geschichte, dass Jörg Tauss offenbar für die deutsche Ausgabe der öffentlichen Politiker-Profile vorgesehen war, mit denen Facebook sein Mantra vom Sharing & Caring verbreiten will. Wir kriegen, was wir sehen.

Was wird.

No one can argue: We must fight terrorism, child pornography, money laundering and drugs. These are the so-called "four horsemen of the Internet", and tend to put an end to any discussion of freedom or privacy. (Ted Nelson)

Die vier apokalyptischen Reiter jagen vorbei und immer quer durch die Nachrichten. Es gibt so viele Zwischentöne, die durch die dröhnenden Geräusche dieser Reiter-Themen kein Gehör finden. Jede Zensur-Bestrebung im Internet, die etwas auf sich hält, lässt einen oder zwei oder gleich alle Reiter auf die Kritiker los. Aus diesem Grunde sei auf den Welttag der Internet-Zensur verwiesen, den die Journalisten-Organisation ROG/RSF veranstaltet. Am Donnerstag wird darum eine Liste der "Feinde des Internet" veröffentlicht. Sie ist nichts für Knüller (die in Deutschland nur 6 Prozent ausmachen), aber auch nicht eine ganze Rolle (die in Deutschland 1000 Blatt enthalten kann). Beschissen genug ist es so oder so.

When something gets in my way I go round it.[br Don't let life get me down.
Gonna take life the way that I found it. anonymer Router

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/Was-war-Was-wird--/meldung/134174

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #197 am: 15 März, 2009, 06:33 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** I did it my way. Ja genau, aber wem jetzt gleich ol'blue eyes in die Gehörgänge kriecht, sollte nochmal kurz innehalten. Aus gar keinem gegebenen Anlass fängt diese Wochenschau mit Lester Bowie an, dessen Todestag sich diesen November leider schon zum zehnten Mal jährt, der als Mitgründer des Art Ensemble of Chicago und Gründer seiner eigenen Brass Fantasy einen wichtigen Beitrag zum modernen Great American Songbook leistete. Es darf genausowenig, wie die Musik Lester Bowies in der Versenkung verschwinden sollte, vergessen werden, dass dieses ewig wachsende und ewig sich verändernde Songbook viel früher als alle Anfänge in der Tin Pan Alley und auch immer danach von schwarzen Musikern gefüllt wurde.

*** Das mit dem eigenen Weg aber ist so eine Sache – es gibt oft viele Wege, und welcher der eigene ist, muss man sich oft zwischen vielen öffentlichen und privaten Dämonen suchen. Aber nun wird ja Frühling, da gibt es keine Dämonen mehr. Wird es wirklich Frühling? Ach, diese Gefühle, die man mit dieser Jahreszeit verbindet, sie wollen nicht so recht aufkommen. Es pladdert unaufhörlich, wenigstens ist es nicht mehr gar so kalt. In Wirklichkeit aber sind das alles Petitessen. Denn es ist ein Graus. Während die modernen Gaffer ganz souverän ihre sensationsgeilen Bedürfnisse befriedigen lassen, beerdigen derweil ihre Oberen das Grundgesetz und den Rechtsstaat als juristische Spitzfindigkeiten. Aber so ist das mit dem my way und den Dämonen: Da das Internet ja eh böse ist, braucht man nicht weiter nach den Ungeheuern suchen. Immerhin kündigen Amokläufer dort ihr Tun an, und Politiker verlustieren sich mit Kinderpornographie. Oder war das in Wirklichkeit alles ganz anders, das Posting ein Fake, der Chat gar kein Chat sondern ein Image-Board und der Politiker ein übereifriger Cybercrime-Jäger? Ach egal, Hauptsache, es gibt ein nettes Skandälchen. Da treffen sich die Holzmedien und die Zwitscherer in weit trauterer Eintracht, als sie das in der Öffentlichkeit gerne vorgeführt sehen. Und da faseln manche Leute doch glatt vom Ende des Gutenberg-Zeitalters.

*** Damit aber wären wir bei der dämlichsten Frage der Woche: "Sie meinen die Allgegenwärtigkeit von Pornographie?"
Die Antwort eines hochgeschätzten Künstlers: "Das sind die neuen Dämonen. Früher waren es die Raubtiere, dann die Nazis, heute ist es das Internet."
Die Raubtiere sind weg, selbst Wölfchen haben keine Chance bei uns. Und Nazis sind bei uns am Aussterben, weil sie Alkis sind und, hey, was ist denn schon dabei, wenn sich im Suff "das Menschenbild verrückt" und sie mal eben einen Menschen umbringen. Bleibt also das Internet. Eben. q.e.d.

*** Während die kleine Wochenschau in der norddeutschen Tiefebene entsteht, wird der Geburtstag des Ulmers Albert Einstein gefeiert. Nicht ganz so fett wie im Einstein-Jahr, aber immerhin. Vielfach kann man immer noch lesen, dass der Gott, der lächelte ein sehr mittelmäßiger Schüler gewesen sei, weil sein erster Biograph die vielen Sechsen auf einem Schweizer Matura-Zeugnis falsch interpretierte. In der schulischen Biographie des Mannes mit einer weltberühmten Zunge findet sich übrigens ein deutscher Lehrer, der sich von Einstein terrorisiert fühlte und den Rauswurf des Schülers betrieb. Nein, kein Counterstrike weit und breit: Einstein saß in der Klasse hinten und lächelte ständig. Dem Ausschluss wegen schulischer Unreife, bezeugt durch fortdauerndes Lächeln, kam Einstein zuvor und verließ die Schule. Eric Harris, der Schülermörder von Littleton trug unter seinem langen Mantel mitunter ein schwarzes T-Shirt mit Einsteins berühmter Geste als humanistisches Zugeständnis: Ihr könnt mich alle mal. Er hatte eine verständnisvolle Lehrerin. Eine von ihm geschriebene düstere Geschichte über die Hinrichtung von Mitschülern kommentierte sie: "Du hast einen besonderen Ansatz und deine Erzählung funktioniert auf eine grausige Weise – gute Details und guter Stimmungsaufbau." Nachzulesen im Buch: Ich bin voller Hass – und das liebe ich.

*** Mit seiner schulischen Intervention "Amokzahltag" hatte der Reutlinger Rapper Kaas weniger Glück als Einstein. In einer Talkshow schäumte der CDU-Innenpolitiker Udo Bosbach los, als ohne jeden Kommentar das Video zum Song gezeigt wurde: "Das ist gewaltverherrlichend, das ist schwer jugendgefährdend. So etwas gehört nicht ins Netz, leider lässt sich da aber aller Dreck dieser Erde finden. Die Politik darf davor nicht die Augen verschließen, damit so etwas nicht rund um den Globus geht." Das Video enthielt, wie man hier nachlesen kann, verschiedene Szenen aus dem preisgekrönten Diplom-Abschlussfilm "Amok" von Peter Lenkeit. Die Rap-Musik wie der Film reflektieren eine Situation, in der junge Leute die Schule nicht mehr aushalten und zur Waffe greifen, wenn sie zur Waffe greifen können. Da heißt es, dass jeder helfen kann, nur die nicht, die wegsehen.

*** All das interessierte die berufsmäßigen Kommentarwichsmaschinen (Max Goldt) der Sendung "Hart aber Fair" mit Frank Plasberg nicht. "Wenn – wie geschehen – 20 Sekunden des Videos unkommentiert und ohne einen Hinweis auf die Erklärungen zu Beginn im Fernsehen gezeigt werden, ist das irreführend und traurig. Offenbar haben sich die bekannten Stellen bereits auf die Suche nach den Sündenböcken gemacht, um das Unbegreifliche vordergründig begreiflich zu machen", bedauert Herr Kaas, gegen den inzwischen in Reutlingen eine Strafanzeige gestellt wurde. Kein Aufhebens gibt es für Frank Plasberg, dem erfahrenen Live-Berichterstatter des Gladbecker Geiseldramas, der "gar nichts unterstellte", als der besagte CDU-Innenpolitiker darüber lamentierte, was das wohl für Unsummen kosten würde, die psychologisch zu verstärken. "Milliarden werden an Banken gezahlt", soll Plasberg gesagt haben. Sein Gemurmel ist Schnitt von gestern.

*** Ja, in Winnenden, "das 27.000 Einwohner hat und ein paar Zerquetschte" (n-tv Orginalton), sind neun Schülerinnen, drei Lehrerinnen und ein Mitarbeiter eines psychiatrischen Zentrums erschossen worden. Und die Medien liefen auf Hochtouren, ganz im Sinne des Plasbergschen Spruches "Ich erwarte das von jungen Reportern, dass die mit Gluteifer rangehen und versuchen, das, was eben noch verantwortbar ist, zu beschaffen." Mit Gluteifer wurde getwittert und gegooglet, bei Focus zeitweise unter dem irrsinnigen Tag #Amoklauf. Nur recherchiert wurde nicht und der Verstand blieb ausgeschaltet: Diese Newfags von Schmalspur-Journalisten glaubten allen Ernstes der Krautchan-Quelle, was abseits der Lügnerei derPolizei kein gutes Bild auf die Vertrautheit mit dem Internet wirft, mal abgesehen davon, dass schon am Mordstag die lokale Community Kwick als virtueller Aufenthaltsort des Mörders bekannt war. Nun sitzen wieder einmal das Internet und die Computerspiele auf der Anklagebank. Aggressive Spiele müssen verschwinden, desgleichen wahrscheinlich Bondage-Fotos, weil der Mörder gefesselte Frauen geil fand. Noch geiler fand er allerdings Softair-Waffen, von denen er verbotenerweise 30 Stück besaß und den Unterricht mit der Berretta. Dass so eine Pistole einfach so im Haushalt herumliegen kann und 200 Schuss Munition (davon 133 verschossen) auch ein Problem sind, wird nicht diskutiert unter rechtschaffenen Leuten. Wer Waffen besitzt und seinem Sohn das Töten beibringt, ist – vor allem als gestandener Unternehmer – natürlich schuldlos. In Familien, in denen Drogenmissbrauch oder geistige Krankheiten auftreten, sind Waffen aber natürlich problematisch.

*** Die schlimmen Nachrichten aus dem Schwabenland überschatten viele wichtige Dinge in dieser Woche, die wenig Beachtung fanden. Nehmen wir nur die merkwürdigen Beteuerungen des SPD-Politikers Jörg Tauss, der nach der Fassung (PDF-Datei) auf seiner Homepage, dass er nach der BKA-Herbsttagung Ende November 2007 kein Vertrauen mehr in das BKA als Beratungsinstanz der Abgeordneten hatte und daher selbst in Sachen Kinderpornographie aktiv werden musste. Er nahm Kontakt mit "Werner" und "Sascha" auf, zahlte etwas Geld und verpackte danach das Material in einem Koffer, ohne Partei wie Strafverfolger davon in Kenntnis gesetzt zu haben, dass er mal Pater Brown spielen wollte. Ohne eine der beliebten Verschwörungstheorien muss man konstatieren, dass sich entweder der Politiker ausgesprochen dämlich verhalten hat oder aber der zeitliche Ablauf falsch dargestellt ist. Selbst wenn die Recherche unergiebig war und das BKA ein Haufen parteiischer Schnüffler, hätte der "Koffer" in die Hände beruflicher Ermittler übergeben werden müssen. So hilft die ganze Aktion eines "Netzpolitikers" nicht gerade, wenn der grottenschlechte Vorschlag nach einer Kinderporno-Sperre wieder aufgewärmt wird.

*** Wo bleibt das Positive? Natürlich kommt es aus den USA. Steve Wozniak, der Vater des legendären Apple II, zeigte allen ausgerechnet mit Bachmann Turner Overdrive, dass Geeks und Nerds wirklich tanzen können und allen bescheuerten Bewertungen zum Trotz Spass am Gerät haben. Noch großartiger freilich die Nachricht, dass Barbara Liskov den Turing Award 2008 gewonnen hat, als zweite Frau in der Geschichte des ehrwürdigen Preises. Die erste Frau, die in den USA (Stanford) den Doktor für Computer Science erworben und Betriebssysteme, Programmiersprachen und Datenbanken entwickelt hat, gehört zu den ganz großen Frauen in der Computergeschichte, die mit Ada Lovelace und Hedy Lamarr anfängt.

Was wird.

Derzeit läuft in Leipzig eine Buchmesse, die das E-Book und die Gefahren der Internetpiraterie schwerpunktmäßig behandelt, das Ganze hübsch um den Launsch von Sonys Bookman drapiert. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels schwafelt vom organisierten Verbrechen des Diebstahls im Internet. Leider kann das Interview mit Michael Giesicke nicht verlinkt werden, in dem er das E-Book als unwesentliche Ergänzung des Computers abwinkt und etwas aus der Realität abseits der Killerpiele, Kinderpornos und Mordphantasien erzählt: "Das Leitmedium ist das Internet und die Datenbank. Niemand bringt einen einigermaßen guten BA-Abschluss zustande, der diese Medien nicht ausgiebig nutzt. Dagegen ist es möglich, wenn auch noch nicht üblich, dass man am Ende dieses Studiums kein einziges Buch vollständig gelesen hat, auch kein E-Book."

Zum Abschluss muss ein Buch/Theaterstück hierher, komplett mit dem verkorksten Satz vom "weiblichen Orwell der Gegenwart". Juli Zeh erzählt vom Mittelalter der Zukunft, mit Chip-Implantaten, die jeden Fehlstand beim Körpertraining speichern, der dann als Ordnungswidrigkeit gespeichert wird. Corpus Delicti, der Körper ist das Beweismittel für ungesundes Leben. Nun gut, bei uns geht es erst um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte, die immerhin so ungesund ist, dass sie Ärzte spaltet. Die Befürworter des Systems verweisen gerne auf fortschrittliche Projekte, etwa das dänische Sundhed-Netz, in dem die medizinischen Daten aller Dänen zentral gespeichert sind. In Zukunft kommen die Körper hinzu: IBM, das mit seinen Servern und Datenbanken das Sundheds-Netz betreibt, will dazu übergehen, den Dänen einen dreidimensionalen Körper im Internet zu verschaffen, durch den Ärzte leichter navigieren können, um am Avatar ihres Patienten alle relevanten Daten zu finden. Pech für den "weiblichen Orwell", dass die Zukunft nur noch einen Steinwurf entfernt ist. Es macht einfach keinen Spaß mehr, wenn die Dämonen schon Wirklichkeit sind, bevor man sie imaginiert.

Quelle : www.heise.de

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« Antwort #198 am: 22 März, 2009, 00:12 »
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Was war.

*** Es ist kalt am Frühlingsanfang, doch die Sonne lacht am blauen Himmel über der norddeutschen Tiefebene. Freundlich winken die Windräder am wolkenlosen Himmel, ein leises Lüftchen über den güllegetränkten Feldern erinnert an Bio-Viagra, nur echt mit dem gemeinen Erd-Burzeldorn. Ein feiner Zug im stillen Niedersachsen, wo selbst Amokläufe weitab von Twitter, Presse und den notorischen Kommentarwichsmaschinen stattfinden. Dennoch liegt ein Wölkchen über der Tiefebene, von dem ich freilich nur nach einem Disclaimer berichten kann: Ich gehörte zu der Gruppe von Eltern, die es 2007 ihren Kindern untersagt haben, an den Befragungen in der Schule teilzunehmen, die das wesentlich vom Land Niedersachsen finanzierte Kriminalistische Forschungsinstitut regelmäßig durchführt. Mittlerweile sind meine Kinder groß genug und können selbst entscheiden, ob sie sich von Töpfchentheoretikern befragen lassen wollen.

*** Womit ich bei einer Befragung bin, die als eStudie in dieser Woche vom Bundesinnenminister und dem Studienleiter vorgestellt wurde, "einen Perspektivwechsel in Politik und Gesellschaft im Interesse der Inneren Sicherheit einzuleiten". Wir müssen in unseren Kindern nationalistische Monster sehen, denn die Studie sagt es klipp und klar: 6,0 % der Jugendlichen sind sehr ausländerfeindlich, 17,6 % sind nur ausländerfeindlich, ganz ohne dabei rechtsextrem zu sein. Diesen 23,6 % stehen 14,2 % gegenüber, die rechtsextrem und ausländerfeindlich oder sehr ausländerfeindlich sind. Dazu gibt es ausgleichend nur 10,7 %, die zwar schwer rechtsextrem, aber überhaupt nicht ausländerfeindlich sind, gewissermaßen internationalistisch gesinnte Nazis, die gerne Lonsdale und Thor Steinar tragen. Und weiter geht es: Jeder 25. Neuntklässler hat bereits eine ausländerfeindliche Tat begangen, 4,9 % der Jungen und 2,6 % der Mädchen dieser Klassenstufe sind Mitglied in rechtsextremen Gruppen und Kameradschaften. Das wären 34.000 Jugendliche, während der Verfassungsschutz in ganz Deutschland überhaupt nur 31.000 organisierte Rechtsextremisten kennt. Aber der hat bekanntermaßen kein vollständiges Bild, weil mehr damit beschäftigt, Fernsehen zu gucken und im Hellfeld zu gründeln. Die wagemutigen Forscher machen sich hingegen auf, das Dunkelfeld zu ergründen.

*** Womit wir fast schon beim alten Thema sind. Wie wäre es mit einer Befragung über das Ausmaß der Feigheit deutscher Politiker in einem Wahljahr? Nachdem all das Betroffenheitsgerede gründlich der Getroffenen gedacht hat und auch die bösen, blöden Journalisten wieder einmal zu blöden, bösen Journalisten erklärt wurden, die gefälligst wie sofortig abdanken sollen, kann sich der übliche Trott einstellen. Natürlich leicht verbessert mit dem zeitsparenden Anmeldeformular für Amokläufe und einem Formular fürs geschmeidige Geldangebote an Zeugen, um die man um ein Haar betroffen trauern hätte müssen. Natürlich gibt es in Zukunft Steigerungen der Geschichte, besonders die Sache mit Twitter ist ausbaufähig.

*** Dagegen ist die allgemeine Journalistenschelte amüsant zu lesen und komplett sinnfrei, weil von einem Qualitätsjournalismus die Rede ist, den es schon zu Lebzeiten von Karl Kraus nicht gab. Man kann auch bis zum großen Journalisten Stendhal zurückgehen, der Journalismus als die Bereitschaft zum Dolchstoß definierte: "Qui s'excuse, s'accuse." Als ich mit dem Journalismus begann, überfielen junge Molukker in den Niederlanden einen Zug und wir mussten zur Reportage raus. Gegen Geld der Fotografen setzten die "Befreiungskämpfer" schon mal die Waffe auf die Geiseln an. Später gab es Tote und eine aufgeregte Diskussion über journalistische Ethik, die bis zum Geiseldrama in Gladbeck wieder versandete. Seitdem wird der Spagat, wie die Ware Nachricht Gewalt und Leid behandeln kann, etwas sensibler geführt. Amüsant bleibt dennoch die Empörung all derer, die bei einer Flugzeuglandung im Wasser das Getwitter rühmen, sich aber schwer über die Twitter-Recherche nach Winnenden beschweren und Michael Moore auch noch für einen ehrenwerten Journalisten halten. Noch amüsanter als die Beschuldigungen und die Töne der Leberwürste, dass jeder Journalist in diesem Land verrecken möge sind die Berufszombies der Journalistenverbände. In dieser kritischen Zeit haben sie nichts Besseres zu tun, als sich gegen die Datenschutznovelle zu stellen, weil der Journalismus ohne Adressen-Bewerbung nicht überleben kann. Ekliger geht es nicht, wie man im Treueschwur zu den Drückerkolonnen lesen kann: "Es könne nicht im Sinne eines notwendigen Datenschutzes sein, durch überzogene Bestimmungen qualifizierte Arbeitsplätze in den Verlagen zu vernichten." Ja, da ist er, der Qualitätsjournalismus, der den Verlegern die Eier krault und nichts mehr vom Datenschutz wissen will.

*** Was haben das Marienhaus, Microsoft Deutschland, die Rentenversicherung Braunschweig-Hannover und Weleda, Herstellervon anthroposophischen Wässerchen, gemeinsam? Die Umstellung auf den Internet Explorer 8? Den Unwillen, in der Wirtschaftskrise für ein schlappes Logo 500 Tacken mehr zu bezahlen? Oder mit Galileo den Glauben daran, dass das Internet 20 Jahre alt wurde und Sir Berners-Lee eine Niete, die mit einer Erfindung nicht reich werden konnte? "Microsoft-Gründer Bill Gates aber erkannte sofort die Möglichkeiten des neuen Mediums." Nichts von alledem. Die genannten Firmen installieren im Auftrag von Ursula von der Leyen die Software Logib-D. Logib ist eine Erfindung der Nachbarn auf der anderen Seite des Bodensees, in die unser Finanzminister mit "Peitsche und Kavallerie" einrücken möchte, um namenlose Nummernkonten zu befreien. Logib steht für "Lohngleichheitstest im Beschaffungswesen", ist ein Excel-Programm und kann minutenschnell nachweisen, dass Männer 22 bis 23 % mehr verdienen als Frauen in vergleichbaren Positionen. Was dann mit der Erkenntnis passiert, ist den Firmen überlassen, nicht den Frauen. Die Daten unterliegen der Geheimhaltung der Personaler. Wie formulierte es von der Leyen, in einem anderen Kontext: "Wir wissen, dass wir es mit einem großen Markt für Voyeure zu tun haben. Im Internet /.../ wird auch das Bedürfnis gestärkt, Fantasien in der Wirklichkeit ausleben zu wollen."

*** Ich erwähnte aus ungegebenem Anlass Lester Bowie. Das machte Freude. Daher: Aus ebenso ungegebenem Anlass seien zwei andere Trompeter erwähnt, ohne die das Great American Songbook im 21. Jahrhundert nicht das wäre, was es ist. Russell Gunn, der mit seiner Ethnomusicology-Serie einen der Protagonisten einer Verbindung von Jazz mit Hip-Hop und R&B gibt. Terence Blanchard, dessen Musik manch einer schon in diversen Spike-Lee-Filmen als Soundtrack gehört haben mag, der mit Flow eines der besten Alben eines Jazztrompeteres der letzten Jahre ablieferte und mit A Tale of God's Will den musikalischen Kommentar zur Zerstörung von New Orleans abgab. Bei all dem Scheiß, der passiert, und all dem Mist, den die Kommentarwichsmaschinen dazu absondern, glaubt man doch noch an das Gute in der Welt, wenn man dieser Musik zuhören kann.

Was wird.

Alles was hinkt, hinkt. Seitdem die Vewertungsgesellschaft VG Wort einen Brandbrief an alle deutschen Journalisten und Autoren verschickt hat, in dem vor Googles Buchvertrag gewarnt wird, schwappen die Wogen hoch. Bemerkenswert viele Kommentatoren bringen das Kunststück fertig, die Geschichte mit Google zu einem Brei zu verrühren, in dem Open Access, Googles Vorstoß bei vergriffenen Büchern und die Privatkopie zu einem großen Haufen Mist zusammengerührt wird. Vorläufiger Höhepunkt ist ein Artikel in der tageszeitung, der mit dem Satz endet: "Die Google-Piraterie und der 'Open-Access'-Schwindel sind gefährlicher als die Piraterie entlang der somalischen Küste." So, wie diese Piraterie die Versorgung des Westens mit Öl bedroht, ist offenbar die Freiheit des Autors bedroht, seine Texte zu verwerten. Die dümmliche Argumentation der taz werten Wohlwollende als vorgetrunkene Schnappsidee zum 30. Geburtstag des Blattes für bornierte Stände, solcher Leute eben, deren ökologisches und bürgerrechtliches Bewusstsein sich im Wahlkreuz bei den Grünen erschöpft, solcher Leute, die eben diese Grünen zu einer FDP für Besseresser gemacht haben. Auf gleicher Höhe wie die taz bewegen sich die Auslassungen der FAZ, wenn diese blanken Unsinn schreibt: "Werden künftig Werke der Wissenschaft, der Literatur geschrieben, wenn sie sogleich Gemeingut im Internet sind?" Genau, solche Leute eben, die heute noch Speer-Freund Joachim Fest für den Inbegriff des vorbildhaften Bürgertums halten. Wer die Apokalypse beschwört, wird in den nächsten Tagen weiter hinken wie ein Duracell-Häschen.

Zur weiteren Vorschau sei an dieser Stelle eine etwas traurigere Rückschau angeregt. Die Gründung der Fraunhofer-Gesellschaft anno 1949 wird nächsten Donnerstag mit Aplomb gefeiert, während die von Edelgard Bulmahn betriebene GMD-Fusion längst geschmolzener Schnee ist. Dabei könnte man für die Enteignung der Informatik hübsche Bilder finden, die den somalischen Piraten gleichkommen. Und weil wir gerade bei den Fusionen sind, gehen die guten Wünsche natürlich an die blaue Sonne.

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #199 am: 29 März, 2009, 06:43 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich bin ein versehentlicher Gelegenheits-Konsument von Internet-Pornografie. Die meisten gelegentlichen Kontakte habe ich, wenn ich eine ehemals bekannte Website ansteuere, die irgendein spaßiger Domain-Händler auf eine Schwanzprahlbude umgeleitet hat. Mitunter schaue ich aber auch beim Hunnen in Holland vorbei, wenn ich zwischen verschiedenen Web-Angeboten wechsel, die auswerten, woher einer kommt und wohin einer zieht. Diese gelben Seiten der Pornobranche werden täglich frisch in einer Stadt gefüllt, die drei Möhrchen im Wappen trägt. Bald gibt es keine Möhrchen mehr, sondern eine zünftige Stopp-Seite. Denn der Hunne steht auf dem australischen Sperr-Index, den unserer oberster Kriminalist als vorbildlich bezeichnet, wenn er seine Möhrchen an doofe Häschen verteilt: Gelegenheits-Konsumenten von Kinderpornographie gibt es nicht. Wer Kinderpornographie sucht, erst recht die berüchtigten Snuff-Videos, die eine geschickte Familienministerin ungestraft zeigen darf, muss sich schon in die Peer-Welten der Kinderporno-Tauscher begeben, wie das Jörg Tauss gemacht hat, bei Strafe des eigenen Unterganges. "Gelegentlich" tauchen Kinderpornobilder allenfalls in den berüchtigten Image-Boards auf und sind schnell wieder verschwunden. Fast alle dieser Boards sind ebenfalls auf der australischen Liste zu finden. Besonders apart ist das schon deshalb, weil der Image-Board-Erfinder moot derzeit der einflussreichste Mensch der Welt ist

*** Ein nettes Detail am Rande: seitdem diese Liste durch die Gefahr im Verzug namens Wikileaks bekannt ist, wird sie radikal entmistet. Waren es zunächst 2600 Sperren, dann 2400 Sperren, sind aktuell nur 1200 Sperren übrig – wobei diverse Wikileaks-Seiten hinzugekommen sind. Bis zu 5000 Seiten will BKA-Chef Ziercke blocken lassen. Für seine Behörde ist § 206 ein Papiertiger. Für den Rest: In 27 Sekunden sieht selbst für einen Windows-Nutzer alles anders aus. Wobei das Video ein bisschen schwindelt, da etwas Lektüre über DNS-Server schon nötig ist, sofern offene DNS-Server nicht von den üblichen Staatsmisstrauern und Datenschleuderern veröffentlicht werden.

*** Die aktuelle Debatte um die Kinderpornographie im Internet ist eine moral panic, die dadurch Zunder bekommt, dass der Bundestags-Wahlkampf angelaufen ist. Eine führende Rolle bei der angeblich schnell gefundenen Mehrheit der Kinderporno-Sperre hat offenbar der CDU-Politiker Heinz Riesenhuber übernommen. Als Vorsitzender des Aufsichtsrates von Kabel Deutschland und als Aufsichtsratsmitglied von Vodafone soll er das Ja dieser Firmen zur Sperrtechnik betrieben haben, während die Techniker dagegen waren. Riesenhuber steht auf Platz 2 der hessischen Wahlkampfliste und wird trotz seines Alters als Nachfolger unserer derzeitigen Forschungsministerin gehandelt. Nach Auskunft der Lobby für Menschenrechte hat sich Riesenhuber bereits im Fall des Deutschland-Chefs von Compuserve, Felix Somm, dafür ausgesprochen, dass die Interessen der Wirtschaft bei der Strafverfolgung von Kinderpornographie berücksichtigt werden müssen. Weiterhin ist eine Stephanie Freifrau zu Guttenberg aktiv geworden, die Präsidentin des von Adligen dominierten Vereins Innocence in Danger, der ihren Mann bei der Abfassung eines Gesetzesentwurfes führend beraten haben soll. Innocence in Danger ist der Verein, der seit Jahren einen Notfall-Rufknopf für Chat-Foren fordert, in denen sich Jugendliche aufhalten.

*** Die Aktionen rund um die Kinderporno-Sperrliste sind nicht die einzigen Indizien dafür, dass sich dieses unsere Land auf dem Weg in den Korporatismus befindet. Gemeint ist hier nicht, wie man mit Wikipedia vermuten kann, die Sozialpartnerschaft der 50er Jahre, sondern eine Ausprägung des italienischen Faschismus. Zu beobachten ist dies bei der deutschen Bahn, wo ein Initiativkreis Arbeitskampf Anweisungen erteilte, eine Informationsschrift für Beamte zum Streik der nicht beamteten Lokführer zu löschen. Sieht man von dem Argument ab, dass diese Schrift nicht, wie von den Mehdörnlingen behauptet, ein Streikaufruf ist und das Mailsystem der Deutschen Bahn kaum beschädigen konnte, wird der Korporatismus deutlich, den Bahnkörper von allen Schädlingen zu befreien. Systematische Suchläufe nach unbotmäßigen Mails von Mitarbeitern an Journalisten, offenbar per umgebogenen MX Record bei einem einschlägig bekannten Spezialisten für Hosted Security durchgeführt, vervollkommnen das Bild. Fehlt nur die Deutsche Reichsbahn, die Informanten wie die informierte Presse in Auffanglager abtransportiert, auf Befehl vom "Initiativkreis Service, Sicherheit und Sauberkeit".

*** Der neue deutsche Korporatismus kommt in einem Gewand, das Maxim Biller am letzten Sonntag in einem wunderbaren Artikel über die Deutsche Deprimierende Republik als Mäntelchen der Minderbepimmelten enttarnt hat. Dafür wird er landauf, landab wahlweise als Schlappschwanz oder Jammer-Wessi gerädert, oder auch gleich mit beiden Invektiven verhackstückt. Im Merkel-Staat anno 2009 geht offenbar auch mancher Journalist am Krückstock mit der Schnitzerei "Ja, ich hätte mitgemacht." Jaja,die DDR war kein totaler Unrechtsstaat.

*** Wie der neue deutsche Korporatismus funktioniert, kann Mensch auch bei den Ärzten bewundern, um einmal nicht einen ganz so kompromittieren Beruf zu nehmen. Weil die Tätigkeit eines Arztes ungewöhnlich war, hat die Hamburger Ärztekammer persönliche Daten ihres ukrainischen Mitglieds mal eben an die Drückerkolonne vom Klagespezialisten Verband Sozialer Wettbewerb übermittelt. Mens sana in corporatio sano.

*** Nix zur Computerei? Und das am offiziellen Geburtstag des Kleinen Nick vom Großen Goscinny? Und wo bleibt Marie-Hedwig, die so toll mit ihren Augen klimpern kann? Und Otto, der Urahn von Obelix? Leider kann ich es nur als Abstract verlinken, was da in Bielefeld zum "Wearable computing] veröffentlicht wurde. Die Forschung in diesem Gebiet kollabierte völlig, weil die beteiligten Informatiker sich weigerten, als "Lötknechte" ihre Ideen "in echt" umzusetzen, obwohl die Pressestelle nach einem Ptototyp bettelte, der den Medien gezeigt werden kann. Die bittere Konsequenz eines Teilnehmers: Die dauernd genannte "Anwendung" ist eine Legitimationsfassade. Wenn es nicht klappt, klappt es nicht, und wir können weiter spielen, wie Nick, Otto, Georg, Clodwig und eben Marie-Hedwig. Um es in den Worten von Hans-Georg Lenzen zu sagen, der mit 84 Jahren noch 160 Seiten der Geschichten in einem Monat zu übersetzen hatte:
"Wahrscheinlich haben haben die Leute, die das Kreuzworträtsel gemacht haben, nicht richtig gezählt, denn sie haben manchmal zu viele Kästchen gemacht. Da hab ich dann einfach größer geschrieben und dann ist es gegangen."

Was wird.

Die Zukunft ist grau. Ein Sieg sieht vielleicht anders aus, aber so kann ein Journalist, der nicht in die Knie gegangen ist, wenigstens weiterarbeiten, obwohl ein bräsiger begriffsstutziger Fußballfunktionär seine Legitimationsfassade intakt halten kann. Hier musste also der Korporatismus noch zurückstecken, aber dafür gibt es an anderen Enden den richtigen Anschauungsunterricht. Milliarden werden an Banken ausgeschüttet, bei betteln amtlich verkürzter Besinnung. 58 Millionen Euro für eine heruntergewirtschaftete Bank werden selbst von den Claqueren des Wirtschaftsteils kritisiert. Wahlweise können wir düster auf den kommenden Montag schauen, an dem eigentlich die allseits beliebte Firma SCO ihren Reorganisations-Plan vorstellen soll. Oder wir können zum Spaß das Gerangel um ein Manifesto verfolgen, das aktuell diskutiert wird. Die Technik dahinter kennen wir vom kleinen Nick: Groß genug schreiben ist alles. Denn Cloud Computing ist keine neue Technologie, sondern nur eine IT-Strategie, bestimmte Leistungen anders auszulagern als bisher. Ernsthaft über das universale Outsourcing zu schreiben, fällt wirklich schwer. Cloud Computing ist der 1. April in Permanenz. Damit passt die "Technik" wunderbar zum nahenden Aufstand der Scherzkekse.

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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #200 am: 05 April, 2009, 05:38 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Heute kommt das WWWW einmal nicht aus der norddeutschen Tiefebene, sondern aus Futuristan. In diesem Land gibt es keine Zeitungen mehr, ihre Rolle haben Blogs übernommen. Das Parlament ist abgeschafft, die Politiker twittern stattdessen mit dem Hashtag #Demokratie. Klassische Namen sterben aus, die 12-stellige ID-Nummer hat sich durchgesetzt, mit der man sich am landesweiten WLAN anmeldet. Futuristan ist das Traumland der re:publica, einer enorm groß gewordenen Veranstaltung der beforschten deutschen Blogosphäre, die in dieser Woche in Berlin stattfand. Kritische Anmerkungen hat diese Veranstaltung der alten Männer ja genug bekommen, wobei die Einführung des Facepalmen in die deutsche Sprache zu den einsamen Höhepunkten zählt. Dafür allein muss man den Fefe loben, der selbst so nett loben kann.

*** Wie auf vielen zeitgenössischen Veranstaltungen der Netizen waren in Berlin die Laptops aufgeklappt, in die eifrig gewummst wurde, während Vorträge sich fragten, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. Diese Gesellschaft ist da. Während des Vortrages von Cory Doctorow saß ich neben einer jungen Frau, die twitterte und mailte, zwei Blogs füllte (davon ein Foto-Blog), in ihrem sozialen Netzwerk vorbeischaute und auch noch Online-Banking betrieb, dabei die TAN von ihrem Handy noch ganz altmodisch per Hand übertragend. Dann stöberte sie in der Wikipedia nach Doctorow und holte sich eine Zusammenfassung des Vortrags auf den Schirm, den der Entertainer irgendwo auf der Welt am Rande des Cyberspace gehalten hatte. Immerhin trug die junge Frau ganz altmodisch ein Namensschild.

*** Damit wird es bald vorbei sein. Auf der PrivacyOS nebenan wurde der neue Personalausweis von Litauen vorgestellt, den die Berliner Bundesdruckerei produziert. Die ersten 40.000 Ausweise sind ausgegeben und schon fängt die Bevölkerung an, die 11-stellige ID-Nummer anstelle des eigenen Namens zu nennen. Dabei ist die Nummer, die die nach einem sehr einfachen Zahlenschlüssel zusammengesetzt ist, von Staats wegen so bedeutsam, dass es untersagt ist, sie in einer E-Mail zu verwenden. Eine Einschränkung, die in Berlin belächelt werden dürfte, wo sich fast jeder Re:publikaner ein Poken holte, um schneller Twitter-, Facebook-, StudiVZ-Daten und die Mail-Addi austauschen zu können.

*** Verlassen wir die hübsch verfickte Parallelwelt der selbstaufgeregten digitalen Boheme und wenden wir uns Fragen zu, die in der nahen Zukunft der Follower keine Rolle spielen. Denn abseits der Berliner Konferenz rätselte in diesen harten Zeiten Netzland, was es mit der seltsamen Rasterfahndung des BKA mit Daten der Deutschen Telekom auf sich hat. Die Formulierung "Die Deutsche Telekom war im Übrigen gebeten worden, nur Daten von Mitarbeitern zu übermitteln, die vom BKA mitgeteilte Kriterien erfüllten", liest sich wie eine Verlautbarung des Ministeriums für Wahrheit. Prüfen, wer bestimmte Kriterien erfüllt, das ist die Basis der negativen Fahndung, wie sie der Erfinder Horst Herold formulierte: "Während bei der 'elektronischen Bürofahndung' Ergebnisbestände aufgebaut werden, die erst den Ausgangspunkt weiterer Suchmaßnahmen bilden, können Rasterfahndungen, je nach dem Fahndungsziel, durch Herauslöschen aller Gruppen, die Legalität verkörpern, bereits den oder die Verdächtigen liefern." Was auch immer bei der "delegierten Rasterfahndung" im Einzelnen passierte, wird vielleicht dereinst auf Wikileaks zu lesen sein. Unstrittig ist offenbar, dass die Telekom etwas lieferte, was das BKA brauchte. Und natürlich sind Terroranschläge verhindert worden.

*** Wenn man etwas Verbotenes tut, so kann man immerhin einen hübschen Namen dafür finden. Airbus macht es vor und nennt die hausinterne Rasterfahndung eine Vorsorge-Untersuchung. Das passt hübsch zur Bemerkung des ehemaligen Bahnchefs Mehdorn, dass ihm die Fummeleien im Mailsystem der Deutschen Bahn keine Bauchschmerzen machen. Nun hat ihn die unterschätzte Affäre seinen Job gekostet. Ausgerechnet der Vorsitzende des EADS-Verwaltungsrates soll Mehdorn nachfolgen. Vielleicht findet Herr Grube zum Amtsantritt einen hübschen Namen für den Mailstopp, der Mehdorn stoppte. Auf weitere Details der Untersuchung bei der Deutschen Bahn darf man jedenfalls gespannt sein. Liebend gern wollen wir doch wissen, was das für ein Mail-Server ist, der ausgerechnet bei einer E-Mail der Gewerkschaft der Lokführer wegen "Überlastung" seinen Geist aufgab. Hier sollte mindestens für den nächsten Eisenbahnerstreik eine Vorsorge getroffen werden, denn: Gewerkschafter dürfen nach einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes das Mailsystem benutzen, sofern das nicht eine spürbare wirtschaftliche Belastung der Firma mit sich bringt.

*** Die müden Aprilscherze, die dieser Tage zirkulierten, habe ich alle vergessen, nur den von Bill Gates nicht. Der behauptete 2004, dass in fünf Jahren das Problem des Spams ein für allemal erledigt sein wird. Hier irrte der große Visionär. Allein beim Schreiben dieser Zeilen über Gates trudeln bei ausgeschaltetem Filter die blödesten Sachen ein, die klar machen, warum Replica, Casino und verschiedene Umschreibungen für Geschlechtsteile wohl erst aus der Sprache verschwinden müssen, damit der Spam aufhören kann. Selbst dann hört er nicht auf, weil die Dummheit grenzenlos ist. Das kann ein kluger Kopf wie Bill Gates nicht wissen. Anlässlich der Einstellung von Microsoft Encarta bin ich hinab ins Archiv und habe die erste Microsoft-CD aus dem Jahre 1987 herausgekramt. Microsoft Bookshelf, vollmit Dingen wie dem American Heritage Dictionary, Roget's Thesaurus oder den World Almanac, komplett mit einem klugen Begleitschreiben von Bill Gates über die CD-ROM, The New Papyrus. "Selbst wenn sie ein fantastisch begabter Autor sind, werden sie von unserem Produkt profitieren. In wenigen Jahren wird jeder Computer ein CD-ROM-Laufwerk haben, mit dem sie auf das gesammelte Wissen der Welt zurückgreifen können. In unseren Bücherregalen werden CDs nach und nach die Bücher ersetzen und Papier sparen helfen."

*** Die CD kann man natürlich auch anders würdigen, etwa als Sargnagel der Musikindustrie: "Man sollte dabei anmerken, dass die CD eine reine Erfindung der Habgier ist. Sie wurde aus dem Kalkül heraus lanciert, dass die Leute CDs von Alben kaufen, die sie schon auf Schallplatte hatten." John Mellencamps Analyse der verrotteten Musikindustrie bringt es auf den Punkt, wenn er den Bilanzwahn der Erbsenzähler geißelt und die Idiotie der Medienforschungsunternehmen auf den Punkt bringt. Mit Soundscan wurde das Ende der Branche schon vorher eingeleitet. "Soundscan zählt die Plattenverkäufe wiederum über die Barcodes, die in die Ladenkassen eingegeben werden. Dieses System hat Popularität durch reine Kopfzahl ersetzt. Plötzlich standen Platten auf Platz eins der Hitparaden, von denen wir noch nie gehört hatten. Wir fragten uns noch, ob wir einfach keine Ahnung mehr hatten. Uns war jedenfalls nicht klar, dass sich hier eine Wandel vollzog, der vielleicht nicht das Musikgeschäft, aber doch die Plattenfirmen umbringen sollte."

Was wird.

Ostern kommt, da gibt es nicht nur Eier und Hasen und schmauchende Osterfeuer allüberall, sondern wunderliche Dinge wie eine dicke Pressemappe der Bertelsmann-Stiftung zum Thema "Auferstehung", die Werbung für einen Religionsmonitor macht. Dieser Monitor macht allen Kirchenfreunden Hoffnung und behauptet nicht nur, dass die Auferstehung und die Himmelfahrt das Land stärker prägen als die Eier und Schokohasen. Nein, Deutschland ist nach Bertelsmann ein von der Religion geprägtes Land ist, in dem auch die Menschen, die keiner Religion angehören, von religiösen Vorstellungen geprägt sind. Die harten Fakten: 33 Prozent der Deutschen glauben "fest" an ein Leben nach dem Tode, 32 Prozent glauben "mittel oder wenig" an ein Leben nach dem Tode und 33 Prozent glauben überhaupt nicht, dass es nach dem Ende weitergeht. Bedauerlich finden die Bertelsmann-Forscher den tiefen Riss, der durch Deutschland geht: 60 Prozent der Ostdeutschen können mit der Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tod "gar nichts oder nur wenig" anfangen. Dagegen sind nur 25 Prozent der Westdeutschen auferstehungsfeindlich gesinnt. Halten wir es also mit dem ollen Heine: Was Beine hat, das trollt sich fort.

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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #201 am: 06 April, 2009, 22:45 »
Zitat
Nein, Deutschland ist nach Bertelsmann ein von der Religion geprägtes Land ist, in dem auch

Fehlerteufel olé ! Die Trolle freuen sich, obgleich es eigentlich sinnlos ist sich zu freuen. Ebenso wie jede Wortmeldung, jeder noch so schön dahingeschissene Satz nichts daran ändern wird, dass diese Welt scheisse ist, scheisse war und scheisse bleiben wird....

In diesem Sinne : Wo bleibt bei dieser hirnlosen Statistik eigentlich meine Meinung ? Die, dass ich inständig HOFFE das einfach nichts sein wird...

Ich würde jeden Cent, jeden Gegenstand und jedes mir auf Papier verbriefte Recht dafür hergeben damit jemand mir 100% gesichert versicherte, dass einfach NICHTS sein würde.

----

Ansonsten :

Against Censorship in any form - even if it's meaningless to have an opinion or not !

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Offline ritschibie

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #202 am: 07 April, 2009, 01:12 »
Lieber Hesse,

schön, dass Du Dich meldest. Ich persönlich habe nichts gegen das Wort Scheisse. Es ist
der volkstümliche Ausdruck für Fäkalien jeder Art und damit Brauchtums-geschützt. Ein
sakrales Wort im modernen Dichter-Schatz, vielleicht sogar die blaue Blume in der herrschenden
Typokratie. Was mir aber auf den Geist geht, ist, wenn die xte Wiederholung einer Chiffre (ge-
meinhin wird dieses Wort als Botschaft mißdeutet) dem Laser- oder Tintendrucker die Spannung
nimmt. Ich gebe Dir ja Recht: Gewisse "Tabus" sind dazu da, gebrochen zu werden und über
Geschmack will ich nicht streiten, aber wie oft soll denn der Bruch wiederholt werden? Entsteht durch
die wierderholte Anrufung des Menetekels (wenn ich das jetzt mal so einordnen darf) nicht ein neues
Tabu? Sind wir dadurch nicht irgendwann gezwungen, uns mit "Scheisse" guten Morgen und ebenso
gute Nacht zu wünschen?

Ich kann Dir auch nicht versichern, dass nichts sein wird (wenn Du das auf das "Jenseits" beziehst).
Aber als bekennender Agnostiker glaube ich (was für ein Wortwitz!), dass nichts sein wird. Ein "Leben"
nach dem Tod? Naja, der Glaube daran hat ja schon die alten Ägypter mordsmäßig beruhigt und eigentlich
recht lebenslustig gestimmt.

Ansonsten, ja: Zensur ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang in einem Forum. Ich habe mich zu lange
mit solchen Petitessen beschäftigt. Insofern bin ich opensource, jeder kann mein Geschreibsel verändern,
wenn er es nur dokumentiert. Und das passiert hier im Forum.

Bis denne

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #203 am: 07 April, 2009, 01:23 »
Jedes Versprechen eines Lebens nach dem Tode dient stets demselben Zweck, dem Opfer das Lebern vor'm Tode sauer machen zu dürfen.
Jeder Tyrann oder sonstige Sklavenhalter macht's so, jeder handelsübliche Religionsführer, Sektengründer, sogar nicht wenige Herrscher von Zeitarbeitsfirmen...
Und sogar die Politik arbeitet ähnlich, lässt unter Versprechen sicherer Rente das Leben vorher gnadenloser Knechtschaft anheim fallen. Und am Ende war's natürlich alles gar nicht so gemeint...

BTW, welchen Sinn hätte es, eine Welt zu schaffen, nebst Seelen und Körpern, wenn das eigentliche Leben erst nach endlosem Leiden und Tod ganz woanders Platz fände?
Und alles nur wegen eines doofen Apfels?
Reichlich abartig, finde ich.

Sicher ist insofern nur Eines:
Jeder, der irgendein späteres Heil gegen vorherigen Verzicht verspricht, ist Dein wahrer Feind.
Es gibt keine Zinsen auf Blut, Schweiss und Tränen.
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
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3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #204 am: 07 April, 2009, 19:25 »
@ritschibie : War gestern mal wieder arbeiten...da hab' ich dann immer "ganz besonders tolle Laune" wenn ich dafür sorge das Chefin's Villa in Spanien (die sie übrigens nie benutzt) nen Hausmeister hat und ich selber nur soviel dafür bekomme dass mein Bedarf an Fertigpizzas und Bier gedeckt werden kann... (BTW : Du würdest dich wundern wie oft das Sch-Wort auch in der hochtrabendsten Weltliteratur vorkommt. Es ging mir eigentich nicht wirklich darum das ich "es" nun unbedingt benutzen müsste oder nicht - mich stört nur eine gewisse ähhhh "Bigotterie" (weiss nicht ob das das richtige Wort ist - im englischen würde man "Hippocrite" sagen).
---------
Aber, back2topic, der Punkt ist doch folgender : Wenn man zu 100% sicher wüsste das Nichts sein würde, so könnte man die Welt an jedem beliebigen Punkt des absoluten Mißfallens freiwillig verlassen. Was hindert ist doch gerade die Angst das im nächsten Anlauf vielleicht alles noch beschissener sein könnte. Verzwickt - ganz gleich was man nun glauben möchte/will - das ist eben leider niemals zu 100% sicher....

Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #205 am: 08 April, 2009, 01:34 »
Man sollte sich im Leben immer, unabhängig von Glauben, Weltanschauung und den Forderungen beliebiger Anderer, so verhalten, als ob es kein zweites gäbe, aber sehr wohl ein (faires) Jüngstes Gericht.
Dann kann nichts passieren, was auch immer kommt oder eben nicht.

Wesentlich ist doch, dass kein einziger der Prediger eines Lebens nach dem Tode irgendwelche Beweise oder gar eigene Erfahrungen hat, nur Altweibergewäsch.
Aber gerade diese Eiferer halten sich i.d.R. selbst gerade nicht an irgendwelche Gebote, Moral oder Anstand.
Wenn die nun nicht einmal imstande sind, ihre Selbsterhebung nachvollziehbar zu begründen, warum sollte man dann ihren Worten irgendwelches Gewicht beimessen???

Habe als Atheist dennoch die ganze Bibel mehrmals sorgfältig gelesen.
Folgende Begriffe konnte ich darin beispielsweise trotz erheblicher Bemühungen nicht entdecken:

Papst
Unfehlbarkeit
Vertreter Gottes
Kirche
Bischof
Zölibat
Jungfräuliche Geburt
Kirchensteuer
Ablass
Inquisition
Hexerei

...diese Liste könnte man fast beliebig fortsetzen.
Statt dessen sollte man den Klerus einmal gründlich an den Zehn Geboten messen.
In denen gibt's übrigens keine Ausnahmetatbestände im Sinne von "ausser wenn es Dir gerade passt" oder "Das weitere regelt die aktuell gültige Opportunität".

Meinethalben sucht Ihr alle gern' Eiure Ostereier, wie es Euch gefällt.
Aber die vom Hasen sind klein, braun, warm und feucht, und sie sind definitiv nicht zum menschlichen Verzehr bestimmt.
Womit wir wieder bei'm bösen Wort vom Kot wären...
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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #206 am: 08 April, 2009, 10:32 »
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Offline ritschibie

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #207 am: 08 April, 2009, 18:22 »
Jo und ich bin kein Kot-Fetischist. So sehr ich ausgewählte Passagen von F. Nietzsche bewundere - ich bin kein Nihilist.
Manchmal fürchte ich sogar mehr von Franz aus Assisi zu haben, als mir lieb ist. Gewisse streunende Lichter am
Horizont versetzen mich in schwebende Gefühlsduseleien, so dass ich den Neuro-Transmitterweg der Stäbchen und
Zäpfchen in unseren Augen völlig vergesse. Ich ertappe mich bei Gesprächen mit Tieren und Bildern, bin also keinesfalls
zynischer Agnostiker. Kurz und bündig: Ich bin ein romantischer Depp.

Trotzdem habe ich mir durch all die Jahre hindurch eine starre Bipolarität meiner Seins-Logik erhalten. Dort wo es Sein
gibt, muss es auch Unsein geben. Ich habe mir angewöhnt, meine jetzige, kommunikationsreiche, Situation als Sein einzu-
schätzen und wenn die vorbei ist, dann geht es in's Leere - in's Unsein. Ja, so einfach halte ich das.

Was die Hypokrisie im Umgang mit "Reizwörtern" betrifft, ich persönlich ertappe mich dabei das Sch-Wort wesentlich öfter
im Mund zu führen, als es zu schreiben. Warum das Wort hier nicht so gut ankommt, dürfte an Punkt 7 der Boardregeln liegen.
Ich zitiere: "Achtet auf den Umgangston". Ich respektiere diese Regel der Forumsbetreiber (fällt mir auch leicht, weil ich - wie
schon geschrieben - kein Fan der fourletterwords bin). Allerdings verstehe ich, dass Du Schwierigkeiten hast, wenn diese
Wörter zu Deinem Normschreibstil gehören. Dann muss man sich schon gehörig verbiegen, um Boardregel 7 einhalten zu
können. Nur Du selbst weisst, ob Dir dieses Board soviel wert ist, dass Du Deine persönlichen Vorlieben zugunsten einer
(hoffentlich) interessanten Kommunikation mit den Spezi's hier an Bord zurückstellen willst.

Das ist Dir allerdings in den ersten gut 300 postings mit Schmackes gelungen ;)
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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #208 am: 08 April, 2009, 19:04 »
Ich finde eben dass das Wort "Forum" im krassen Gegensatz zum Wort "Zensur" steht. Was soll denn bitte ein Forum nützen in dem Zensur vorherrscht - das schliesst sich doch beides vom Wortsinn her schon aus.

Ausserdem hab ich mir jetzt, nachdem der Kampf um den Bundestrojaner verloren bzw. teilverloren ist, den Kampf gegen Zensur auf die Fahne geschrieben. Davon bin ich immerhin im Gegensatz zum Bundestrojaner jeden einzelnen Tag negativ betroffen und zwar hauptsächlich nicht, weil irgendwem meine Sprache nicht passte, sondern zuallererst schonmal weil Deutschland weltweit das einzige Land mit Computerspiel-Zensur hoch 1 Milliarde ist. In Österreich ist alles normal, in der Schweiz auch und allen anderen Ländern der Welt ebenso.
Nur in Scheiss-Deutschland wollen einem so Leute wie die von der Leyen auch noch das letzte bisschen Spass verderben. Gut, meine Spiele kommen eh aus arabischen Gefilden, aber es geht ums Prinzip.

Und sorry : Für mich ist es "hippocrite" sich einerseits gegen Internetsperren zu stellen aber gleichzeitig vollkommen sinnlos eine ganz normale Alltagssprache zu zensieren. Aber nun wollen wir deswegen trotzdem nicht gleich den 3. Weltkrieg starten :-)
Bin doch grad erst wieder aus der Versenkung zurück, ausserdem liebe ich es so zu schreiben wie ich auch spreche. Ich könnte auch anders, will aber nicht ;-)
----------

back2topic : Ich glaube nicht das die "intellektuelleren" Leute Angst vor sowas wie einem christlichen Himmel-Hölle-Märchen Angst haben. Dass das nicht sein kann dürfte wohl für die meisten 100 % gesichert sein.
Aber stellt euch doch mal vor die Asiaten hätten Recht : Die Anzahl der verfügbaren "Seelen" wäre begrenzt, was dann das ewige Spielchen von Sterben und Wiedergeburt bedeuten würde....

Das absolute Grauen !

Selbst wenn man das Glück hätte "Reich" zurückzukommen, anstatt auch noch als Pechvogel der sich in Indien ein Loch im Boden mit 1000 Leuten zum reinkoten teilen muss, so wäre man doch vermutlich auch dann niemals glücklich. Wäre ich ein Hollywood Star dann würden mir die ganzen Fans voll aufn Sack gehen, die ständig üerall rumnerven und einen niemals unbeobachtet lassen. Oder Top-Manager : Millionen auf'm Konto aber blöderweise arbeitssüchtig und somit 16 Stunden am Tag am sinnlos darumschuften - schon allein aus Zeitgründen kein Geldausgeben mehr möglich... Neenee Wiedergeburt wäre echt nicht gut...


In Deutschland hätte man es als Katze vermutlich ganz gut, hat man dann aber das Pech im falschen Teil der Welt geboren zu werden landet man vermutlich auf nem Spiess überm Grill...

Das ist alles nicht so einfach. Manchmal ist das Leben gut und manchmal ist es beschissen. Und nein ein "unschön" trifft es hier ganz einfach nicht - "unschön" wäre zu sehr geschönt. Hoffentlich ist danach ganz einfach gar Nichts.

Kann mir im gegenteiligen Fall nicht wenigstens jemand versprechen, dass ich beim nächsten Mal nen Pool bekomme  ???

Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
« Antwort #209 am: 09 April, 2009, 02:13 »
Pool - wunder Punkt berührt (bei'm Mieter einer Etagenwohnung)...
Die üblichen Formate, bis hin zum grossen Freibad-Becken, sind mir im Grunde viel zu klein. Ständig stösst man an oder zusammen....
Das richtige Mass nennt man mindestens Teich, besser noch See.
Hier in und um Hamburg gibt's etliche davon, auch ohne Eintritt nutzbar.
http://www.hamburg.de/badegewaesser/

Höchste Zeit für den Sommer und entsprechende Wassertemperaturen, plus die erforderliche Freizeit.

Ich ertappe mich bei Gesprächen mit Tieren...
...dabei hast Du nicht selten wirklich gute Zuhörer.
Mag sein, dass die den Wortsinn nicht erfassen, aber Stimmung und Absichten oft voll und ganz.
Auch wechselseitige Verständigung ist auf der nonverbalen Ebene mit vielen Tieren durchaus möglich.
Sofern man mit der Tatsache leben kann, oft gnadenlos durchschaut zu werden...
Dem prüfenden Blick einer Wildgänsemutter, mit der Frage "bist Du in Ordnung oder muss ich meine Kinder vor Dir schützen?" hält bei weitem nicht jeder Stadtmensch stand. Wenn doch, kann es durchaus sein, dass sie ihrem Nachwuchs mitteilt: "Seht euch den ruhig 'mal an, der riecht zwar komisch und ist riesengross und ungelenk, aber wahrscheinlich hat er lecker Brot ;)".
Habe auch schon Ansprachen in Form von Gesten und Blicken erfahren, mit der Botschaft "nimm mir nicht übel, ich muss dich zwar instinktiv etwas anfauchen, wenn ich dein Brot direkt aus der Hand nehme, aber ich mein's natürlich nicht böse. Hörst du doch am Tonfall".

Die Krönung hat sich aber mein alter Kater selig geleistet, als meine Freundin das erste Mal zu Besuch kam.
Da hat er mich tatsächlich mit Blicken und Maunzen eindeutig gefragt, ob die in Ordnung sei und er sie begrüssen soll. Dann hat er auf die Antwort gewartet, eine kleine Geste mit dem Kopf, und erst dann hat er sich ihr höflich vorgestellt. Na gut, den hatte ich da schon fast vierzehn Jahre, und es bedurfte daher nicht vieler Worte.

Lasst die menschliche Sprache beiseite, und man kann sich mit vielen Viechern verständigen, sofern die Blick und Gestik haben.
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