Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 125232 mal)

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Offline SiLæncer

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #165 am: 18 November, 2007, 08:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich denke, also bin ich etwas. Mehr ist nicht drin. Solange es jedenfalls kein Ich-Denkmal in Bielefeld gibt, bin ich mir da nicht so sicher mit dem Ich. Vielleicht bin ich ein Hund. "Jeder im Internet weiß, dass du ein Hund bist", sagte dereinst ein Hund zum Hund. Nur der Karikaturist Peter Steiner, der Hundesprache nicht mächtig, zeichnete es für den New Yorker irgendwie falsch. Dagegen begriffen es die Informatiker sofort. Möglicherweise bin ich nur ein sprechender Hund, nur eben nicht von der sowjetischen Sorte. Auf alle Fälle bin ich kein Journalist. Ich denke mal ein bisschen weiter und lass das mit dem Sprechen sein. Das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Kiel haben Telefonate von Journalisten und eine Vielzahl von Gesprächen mit Strafverteidigern angehört. Das sei nicht weiter schlimm, erklärte ein Sprecher, denn "der Beruf des Anrufers lasse sich oft auch gar nicht aus dem Telefonat erschließen". Gelöscht wird darum gar nichts. Bitte sehr, da steht es schwarz auf Web: Wir Journalisten sind nichts. Wir sprechen wie ganz gewöhnliche Menschen, die auch nur Hunde sind.

*** Wenn Abhörmaßnahmen mit dieser flappsigen Begründung zur nicht hörbaren Berufstätigkeit in eindeutig als Pressegespräche zu identifizierenden Telefonaten für rechtens erklärt werden, weil kein böser Wille dahinterstecke, dann sollte der folgende Flapps nachdenklich machen: "Er gab zu bedenken, dass Telefongespräche maschinell aufgezeichnet werden. Außerdem sei für Polizeibeamte, die die Gespräche abtippen oder zusammenfassen, nicht unbedingt erkennbar, 'was nun verfahrensrelevant ist und was nicht'."

*** Man übertrage diese Hohe Schule der Schnüffelpraxis einmal auf den berühmten Bundestrojaner, auch bekannt als Terroristenphisher, dessen Programmentwicklung nach einem Baustopp offenbar wieder angelaufen ist. Hier wie dort wird maschinell aufgezeichnet; und auf welchem Computer sich das Programm befindet, ist eigentlich nur sicher, wenn ein verdeckter Ermittler der Truppe zugeschlagen hat, die Übung im Anbringen von Wanzen hat. Freuen wir uns außerdem über die zuverlässigen programmtechnischen Vorkehrungen bei der mehr kunstgewerblich orientierten Quellen-TKÜ, die sicherstellen, dass nur überwacht, nicht aber durchsucht wird – obwohl es um "kryptierte Inhalte" geht. Logisch? Du sollst nicht denken, Hund!

*** Wahrscheinlich wirkt die kleine Wochenschau auf den einen oder anderen Leser wie eine PR-Kampagne für die Zeitung mit der Tatze, doch ist in ihr ein lesenswertes Portrait von Wolfgang Schäuble zu finden, der mit der Idee einer Bundesabhörzentrale das nächste Zündhölzchen gefunden hat. Der Fairness halber sei dieser Kommentar über den Schutz der Freiheit hinzugefügt, weil er von Bürgerrechtsaktionen nicht besonders viel hält, weil sie hermeneutisch im Rechtssystem bleiben: Der Ausnahmezustand ist immer der andere.

*** In Hamburg wird derzeit eine angeblich konfuse E-Mail der Linkspartei vor Gericht diskutiert. Ganz nebenbei wird da aufgerollt, wie der einstige Qualitätsjournalist Michael Naumann beim BND als "Presse-Sonderverbindung" galt und wie ihm der berufliche Kontakt zu den Staatsschützern nutzte. Mit seiner Bewerbung um das Bürgermeisteramt will Naumann gegen Behauptungen der Mail klagen, die aus einem Buch abgeschrieben wurden. Das Buch selbst ist nicht strittig, so ein vorgelegter Schriftwechsel mit dem Verlag, wohl aber die E-Mail. So ist es um das Internet bestellt, dass Mail gefährlich wird und der Kommentar in einem Selbsthilfeforum als Volksverhetzung den Staat bedroht.

*** Bleiben wir einen Moment beim BND, jener Behörde, die sich gerade schnittige neue Namen für ihre Abteilungen ausgedacht hat. In der verlinkten "relaunchten" Webseite der Zeitung für den coolen Kopf ist ein längeres Portrait des Dienstes, dessen Keller voller "Koma-Rechner" steht. Leider nur auf toten Bäumen und ePaper kann man lesen: "In einem großen Raum summen meterhohe IBM-Rechner aus den späten achtziger Jahren vor sich hin, die schon lange nicht mehr benutzt wurden. Abstellen will sie aber niemand, denn keiner weiß genau, was dann passieren würde." Genauso haben wir uns die IT-Zentrale der aufklärenden Intelligenz vorgestellt und schaudern vor Y2K12, wenn diese Behörde komplett nach Berlin umzieht und niemand weiß, was dann passiert. Armageddon? Erscheint der Geist von Gehlen, der alle Mitarbeiter abhören ließ? Aufklären in einer wirren Welt ist eine wirre Sache und nichts für Unwirre.

*** Oh, noch einen klitzekleinen taz-Link gönne ich mir heute. In dieser bemerkenswerten Woche konnte man nicht nur Franz Münteferings Eintritt in die Rente mit 67 bewundern, sondern auch noch das Verhalten von 26 SPD-Abgeordneten bestaunen. Sie machten dem alten Kreuzworträtselwitz alle Ehre, nach dem diätenerhöhende Politiker das gesuchte Wort für Wirbellose mit 9 Buchstaben sind. Kaum erwähnt wurde hingegen das Häuflein der Aufrechten bei der CDU, die sich als Ärzte-Lobbyisten konsequent der Zustimmung zur Vorratdatenspeicherung verweigerten. Während es mit der Kostendebatte dort losgeht, wo es wirklich wehtut.

*** 137.000 Menschen besuchten trotz des Bahnstreiks die Medica, ohne dass dort Viagra, Cialis oder sonst ein I(n)ch-Verbesserer verschenkt wurde. Optimismus allüberall, weil ein "Gigant" laufen lernt. Gemeint ist die elektronische Gesundheitskarte, die 2008 kommen wird, egal wie die laufenden Teststrecken ausgehen werden. Sieht man von diversen medizintechnischen Neuerungen ab, war der Messe-Knüller gar nicht auf der Messe anwesend. Die methodisch sehr zweifelhafte Bitkom-Umfrage, nach der 93% der Bundesbürger ihre Daten auf der Karte speichern lassen wollen, wurde bei jeder Gelegenheit zitiert, selbst vor den Pissoirs. Dagegen könnte man den NS-Propagandaminister Goebbels zitieren, dass nur der selbst gefälschten Statistik getraut werden kann, aber dieser Spruch wurde schon von Churchill plagiiert.

*** Passend zum Thema Statistik hat heute George Gallup Geburtstag, der Vater der Meinungsforschung. Seiner bester Coup war eine Meinungsumfrage an seiner Universität, die schönste Studentin zu nennen. Es war Ophelia Smith, die Gallup prompt heiratete. Ein wahrer Nerd grübelt nicht, ob er denkt, sondern glaubt an seine Tools. Gegen den Computer UNIVAC, ich erzählte es schon einmal, kassierte Gallup eine seiner schlimmsten Niederlagen. Trotzdem prognostizierte er frühzeitig, dass die Menschen im Jahre 1970 nur noch mit dem Computer wählen werden. Auch das ist, wie wir heute wissen, nicht unbedingt eingetroffen. Den Wirbellosen zum Trotz wählen Menschen offenbar wie Affen und nicht wie rudeloptimierte Hunde.

Was wird.

OK, wie Journalisten sprechen, ist von alltäglicher Kommunikation nicht zu unterscheiden. Es sei denn, Journalisten reden über Ethik und von der vierten Macht im Staate, die sie volle Kanne sind, während Blogger einfach nur feige sind. In der kommenden Woche kommen fast alle Akteure dieser kleinen Wochenschau wieder zusammen, wenn das Bundeskriminalamt seine Herbsttagung zum Thema "Tatort Internet" veranstaltet, komplett mit einer programmatischen Rede von Innenminister Schäuble. Der Aufmarsch der Fachleute ist imposant: Spiegel Online informiert über die Terror-Universität WWW, jugendschutz.net über Rechtsextremismus. Besonders apart stelle ich mir die Diskussion über "Moral und Ethik in der digitalen Welt" vor, bei der ein Vertreter der katholischen Kirche mit einem von der Computerbild diskutiert. Ein Schnäppchen-Wegweiser für Ethik ist genau das, woran ich bei dem sonst nur für Hunde reservierten Wort Moral denke. Sonst denken alle im Internet, dass ich nur ein blöder Hund bin.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #166 am: 25 November, 2007, 01:37 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Was ist das für ein entsetzliches Land, in dem Modern Talking als die Dreizehnten unter den besten Musikstars aller Zeiten gezählt werden, in denen André Rieu, Sarah Connor und Roy Black unter die zehn wichtigsten Musikern zu rechnen sind, die die Deutschen kennen. Ach, was für ein entsetzliches Land – aber halt, stopp, was soll die Nörgelei – all das bildungsbürgerliche Getue, dass sich in den Feuilletons und Medienseiten breit machen wird, ist doch auch nur Geschwätz, während die Bild-Zeitung die Zeichen der Zeit erkannt hat. Also Stopp, das war nix, fangen wir noch einmal von vorne an ...

*** Was ist das für ein herrliches Land, in dem die Einwohner mit heiterer Selbstironie einen knödelnden Moralisten zum wichtigsten Musikstar aller Zeiten wählen, einen neuzeitlichen Bänkelsänger, der den Bürgern in genau das Gewissen redet, das sie eigentlich gar nicht haben wollen, und dessen Wahl doch gleich mal das Erhabenheitsgefasel des vor sich hin salbadernden Johannes Baptist Kerner ad Absurdum führt. Aber ach, es ist doch alles nicht so, dass man Geduld haben, dass man sich in Gelassenheit üben könnte. Wenn man schon froh ist, dass Deutschlands König Rio Reiser, die Fabulierer von den Fantastischen Vier oder die Heulboje Xavier Naidoo überhaupt auf der Liste "Unsere besten Musikstars" auftauchen, wenn man schon froh ist, dass Scooter nur auf Platz 47, Tokio Hotel nur auf Platz 23, Pur nur auf Platz 16 und die Höhner nur auf Platz 11 landeten ... Nein, manchmal ist es bei aller Liebe genug.

*** Das Grauen! Das Grauen! Ein auch in Deutschland ab und zu zu empfehlendes Rekurieren auf Kurz beziehungsweise auf die Ereignisse, die ihn zu dem machten, als was er endete, verhindern doch immer wieder allzu viel Larmoyanz oder Zynismus. Aber nirgendwo liegen Grauen und Hoffnung so nah beieinander wie in diesem Land, und das nicht nur auf Musikbestenlisten und bei anderen Ereignissen, sondern auch in Orten wie Mittweida. Denn das Grauen fängt nicht erst dann an, wenn der swingende Männerwitz Roger Cicero meint, er könne Rio Reisers "König von Deutschland" zum Besten geben. Dann ist die Grenze zum Grauen schon weit überschritten.

*** Ach, was soll's. Was reg ich mich auf. Wenden wir uns also vom Grauen ab und lieblicheren Dingen zu. Ich könnte meine verehrte Leserschaft mit einer Geschichte aus dem schönen Hannover nerven, das wieder ein Schloss bekommen soll, mit einem Konferenzzentrum und einem Kutschenmuseum innen drinne, damit im Messe-Mekka der CeBIT-Summit einen Top-Rahmen erhält, wie unser Bürger-Meister das sagt. Aber ich tue es nicht. An einem Tag, an dem der große Laurence Sterne Geburtstag hat, wäre es ziemlich stillos, nicht vom Thema abzukommen und beispielsweise das schöne Schloss zu beschreiben, das Braunschweig bekommen hat, mit einer Big-Bang-Mall innen drinne. Sterne hätte das gefallen: Als Agnostiker predigte er in drei Gemeinden und spann so manchen bizarren Gedanken, was man mit Kirchen machen könnte.

*** Stattdessen verliere ich lieber ein paar Worte über das schöne Berlin, das auch ein Schloss bekommen soll und ein gutes Dutzend neue Denkmale, darunter ein Denkmal der deutschen Einheit und ein Denkmal für den unbekannten Politiker. In Abwandlung meines Letztlings mit dem dem Bielefelder Ich-Denkmal schlage ich für Berlin ein "Denknicht" vor, ein Sockel mit einem hübschen 129a obendrauf, vielleicht flankiert von den Schrottcomputern, die der Sozialwissenschaftler Andrej Holm vom BKA zurückbekommen hat. Wer seine kleine Erzählung Im Kreis gelesen hat, von der schlichten Google-Suche bis zum leise ironischen Versuch, die Computersicherheit der Rechner auf den neuesten Stand zu bringen, lernt mehr über die Arbeit des BKA als auf einer Herbsttagung der nämlichen Behörde. Dort konnten ausgewiesene Staatsanwälte Unsinn vom Ereignisraum Internet als Gegenstand von Ermittlungen erzählen. In virtuellen Welten wollen die Polizisten zuschlagen. Die virtuelle BKA-Asservatennummer am eigenen Rechner darf man sich dazudenken. Alles Märchen? Mein Kind, gewöhn dich dran.

*** Und wie war das jetzt mit dem Grauen in diesem Land? Eben. Wechseln wir also nicht nur das Thema, sondern auch das Land. In der Schweiz ist in dieser Woche die European Futurists Conference zu Ende gegangen, gewissermaßen das Gegenstück zur BKA-Herbsttagung, das sich optimistisch mit dem kollektiven Cyberbewusstsein beschäftigte und mit sprechenden Frühstücks-Yoghurts, die einem die Nachrichten vorlesen. Alles wird unheimlich schön sein, wenn es das Malochen bis ins Grab nicht mehr gibt, weil der Tod kein Karrierehindernis ist. Bis zur schönen neuen Singularität ist es freilich noch etwa hinne, wie eine Pizzabestellung im Jahre 2015 zeigt. Zu düster? Na, dann warten wir doch einfach auf die Gemütsaufheller, von denen der Bielefelder Ehrenbürger Stanislaw Lem in seinem futurologischen Kongress berichtet.

*** QED: Das Grauen haust eben nicht nur in diesem unserem Lande, mit gefeierten Knödelbarden und mit mal wieder ach so überraschtem öffentlichen Entsetzen über Neonazis. Da die Leser dieser Kolumne abgehärtet sind, solls das aber noch nicht gewesen sein: Wechseln wir erneut das Land. In Großbritannien sind 25 Millionen Datensätze auf Wanderschaft. Noch sind sie nicht aufgetaucht oder benutzt worden, doch hat das große Suchen erst angefangen. Adressvermarkter haben freimütig zugegeben, dass die verlustigen CD ihnen ein paar Millionen Pfund wert wären. Technisch ist der Verlust dem Versender TNT anzulasten, organisatorisch steht Premierminister Gordon Brown und seine Regierung im Regen wie Startrainer Steve McClaren, nur ohne Schirm. Brown hatte als Schatzkanzler im Jahr 2004 Steuerbehörde und Zoll zusammengelegt, um 25.000 Stellen einzusparen. Einer der neuen Sachbearbeiter, der die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen nicht kannte, tütete die CDs ein, nachdem er die gesamte Datenbank ohne Federlesens lesen konnte. 25 Millionen Bürger, die das Formular Child Benefit Claim ausgefüllt haben, können nicht mehr den schönen Satz "Ich habe nichts zu verbergen" sagen. Und alle freuen sich auf die Einführung von Personalausweisen mit biometrischen Daten, die eingeführt werden sollen, um terroristische Anschläge zu verhindern. Soso. Die Ärzte, die mit Attentaten in Glasgow und London scheiterten, waren in der Datenbank des Nationalen Gesundheitsdienstes mit Biometriedaten gespeichert.

*** Immer noch nicht genug? Wechseln wir ein letztes Mal das Land. Es gilt, das Jubiläum eines ebenso bizarren wie wunderbaren Hacks zu feiern. Während alle Welt über die angeblich ach so tolle Apple-Werbung "Don't give up" jubiliert, ist der Anti-Cola-Hack vor 20 Jahren von den Max Headroom-Piraten leider in Vergessenheit geraten. Technisch wie inhaltlich mit all den Anspielungen gehört er zu den herausragenden Kulturgüter-Hacks unserer Zeit, die natürlich niemand interessiert. Blättern wir nach vorne, dröhnte vor 15 Jahren der Starfire-Film uns EDV-Journalisten die Birne zu, eigens für die Einführung von Suns Enterprise-1000-Sytemen produziert und das Jahr 2004 schildernd. In ihm taucht erstmals das Interface von diesem ultimativen Gadget auf, das verständige Menschen als Jesusphone bezeichnen: Erlöse uns von allen Interface-Übeln. Als entfernter Angehöriger einer anderen Richtung, die noch auf den Messias von Nokia wartet, preise ich derweil Starfire, weil in dem Film Bücher zu sehen sind. Deswegen feuerte der zuständige Manager von Sun Microsystems im Jahre 1992 den Produzenten des Filmchens mit der Begründung, dass 2004 niemand mehr Bücher im Regal hat, sondern eBooks liest. Und überhaupt: Don't give up ist immer noch der Klassiker von Peter Gabriel und Kate Bush.

*** Uff, geschafft, das Grauen hat ein vorläufiges, aber leider nur zeitweises Ende, zumindest sind wir wieder bei Musik angelangt, die sich anhören lässt. Und dass die Hoffnung zuletzt stirbt, zeigt ein leider nicht verlinkbarer Text der Süddeutschen Zeitung, in dem an diesem Wochenende Heron als Erfinder der ersten Roboter gefeiert wird. Seine programmgesteuerten Theaterwagen rollten und kurvten, offenbar mit Schauspielern besetzt, auf der Bühne herum und stoppten, wenn Schleifen in das Steuerungsseil eingeflochten waren. Damit gilt Heron als Vater aller Programmierschleifen.

Was wird.

Die Vorratsdatenspeicherung wird kommen, allen Protesten zum Trotz. Abgesegnet vom Parlament und verschärft vom Bundesrat, allen sozialdemokratischen Abgeordnetenbauchschmerzen zum Trotz, denn in solchen Fällen hat der Arsch noch immer den Bauch entsorgt. Flüchtig werden sich manche daran erinnern, dass die Abfragen der Ermittler auf schwere und schwerste Fälle der Kriminalität beschränkt sein sollten. Mittlerweile ist auch die Verfolgung von Urheberrechten in den Maßnahmenkatalog eingedrungen. Das Schema ist bekannt: Die Kontoabfragen bei den Banken sollten nur die organisierte Kriminalität betreffen, doch heute sind sie bei Hartz-IV-Empfängern die Regel.

Ähnlich wird es der Online-Durchsuchung ergehen, die angeblich nur für herausragende Fälle gedacht ist und zehn bis fünfzehn Mal im Jahr gestartet wird, weil die Programme angeblich handgeschnitzte Unikate sind. Dabei haben es die Schnitzer eilig, nachdem der oberste Online-Durchsucher den Entwicklungsstopp aufgehoben hat: "Aufgrund der Kurzfristigkeit möchte ich Sie vorab per E-Mail über das weitere Verfahren für die Ausschreibung BKA 22/2007 (Entwickler/in / Programmierer/in (mit der Qualifikation Hochschulabschluss)) informieren." Wenn dieser kleine Wochenrückblick im weltweiten Terrorraum Internet auftaucht, ist Clock 0:00 die Frist verstrichen, innerhalb derer sich Top-Programmierer bewerben können.

Etwas weiter läuft die Uhr bei einem offenbar nicht wirklich geglücktem Update der Hartz-IV-Software A2LL, wie das Erwerbslosenforum berichtet: Ab kommenden Samstag, den 1. Dezember wird es spannend, ob Donald Duck sein Geld bekommt oder in ein Obdachlosenheim umziehen muss, für das die Behörde dann doch die Kosten übernimmt, als Gnadenbrot. Derweil berichten gewisse Medien so, als ob die mutmaßliche Panne bereits stattgefunden hat. Das ist eine gebratene Ente oder sonst ein Dodo-artiger Vogel am Thanksgiving Day. Womit uns das Grauen wieder im eisernen Griff hat und ich den geneigten Leser in die kalte, einsame Nacht entlasse.

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #167 am: 25 November, 2007, 16:22 »
Weihnachten steht vor der Tür.

Und ich habe eigentdlich nur einen Wunsch, Hal Faber einmal widersprechen zu können  :'(
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Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
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1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #168 am: 02 Dezember, 2007, 01:47 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.


*** Der Sturm bläst durch die norddeutsche Tiefebene, die Windräder sind abgeschaltet und der Engel der Geschichte hat Schnupfen. Vielleicht ist das alles ein gutes Zeichen. Nach all den Bemerkungen und Diskussionen über gute und schlechte Musik im letzten WWWW ist diese Wochenschau der großen Mariska Veres gewidmet, die heute den ersten Todestag hat. Die in den Niederlanden geborene Deutsch-Ungarin, Tochter des Zigeunerjazzers Lajos Veres, trat in all ihren Konzerten immer mit Perücke auf und spielte schon mal vor Orang-Utans mit Shocking Blue die Venus. Zusammen mit Mariska sollte man einmal der prächtigen Musik gedenken, die von den Kaasjeköppens aus den Dünen zu uns rüber kam, direkt in die arschsteifigen Beat-Sendungen hinein, in denen Typen wie Claus Holms trällerten. Gut, es gab auch noch die Petards, Eloy und natürlich Can, ganz ohne Perücken. Und im tiefsten deutschen Forst werkelte Harmonia, die in dieser Woche ihr erstes Konzert seit 30 Jahren gaben.

*** Tja, Deutschland. Ein Land, in dem kümmerliche 38 Millionen Euro einen Ansturm bei den Lottobuden auslösen können. Das, bitteschön, reicht gerade einmal aus, die sechs Vorständler von Porsche vier Monate lang dafür zu bezahlen, ihre unnützen Autos unter das Volk zu bringen. Ok, ich gebe zu, es gibt Auto-Fanatiker, denen ich die Passion für schnelle Geschosse nachsehe. Wer erleben muss, wie ein mittlerweile als Außenminister herumirrender Technokrat unfähig ist, sich zu entschuldigen, wie Computerdateien verschwinden und dann wieder auftauchen, dabei möglicherweise nicht ganz vollständig entlöscht, sollte schon einmal losheizen können. Und allen Lesern, die gerne im Heise-Forum vom Auswandern plappern, schreib Murat Kurnaz ins Stammbuch: "Aber bloß wegen ein paar Versagern unter den Politikern muss ich ja nicht unbedingt wegziehen oder so."

*** "Dies ist ein schockierendes Buch. Es erschüttert den Glauben an die charakterliche Reife des Parlaments, an den Menschenverstand seiner Mitglieder. Jetzt wissen wir endlich, warum wir so oft an unseren Politikern verzweifeln." So beginnt eine Rezension in der FAZ, der Zeitung für kluge Köpfe und schlappe Schwänze. Holla. Wird hier etwa Peter Schaars "Das Ende der Privatsphäre" rezensiert, das ultimative Geschenkbuch für alle, die nichts zu verbergen haben? Aber nicht doch. Der Weg in die Überwachungsgesellschaft ist für die FAZ mit guten Vorsätzen und einem schlechten Geschmack gepflastert. Die leider nicht kostenfrei anklickbare Besprechung gilt dem Buch "Das Parlament kocht. Was Politiker so anrichten" und schildert einen Haufen abartiger Gerichte. Die großen Überwachungs-Connaisseure Schäuble und Wiefelspütz sind nicht vertreten, doch was da an Rezepten die "Volkstümlichkeit" der Politik suggerieren soll, lässt schaudern. Inmitten all der Sauerkraut-Schmalzbrot-Orgien vermisst man mindestens die Toskana-Fraktion, die versteht, dass der Sinn des Lebens mehr ist als ein Metzger mit seinen Kohlehydraten. Am Schluss passt die Rezension wieder, die sich über den Abgeordnetensatz aufregt, nur wenig vom guten Essen zu verstehen: "Und von den übrigen Dingen des Lebens?"

*** Ja, was verstehen deutsche Politiker von den übrigen Dingen des Lebens? Mit erschreckend geringen EDV-Kenntnissen sind alle geschlagenen, die nun die Vorratsdatenspeicherung durchgewunken haben. Gerade in der zuletzt noch im Bundesrat angemahnten Idee, dass Rechteinhaber einen Auskunftsanspruch gegenüber Internetprovidern haben sollen, zeigt sich, wie schnell man vom Pfad der gegen die Terroristen kämpfenden Tugend abkommen kann. So verlegt sich der deutsche Buchhandel auf das, was nach dem Konken als Wiefelspützen Eingang in die deutsche Sprache hält. Das Festhalten an der Einführung des Präventivstaates ganz ohne Terrormäntelchen: "Ich wäre für die Vorratsdatenspeicherung auch dann, wenn es überhaupt keinen Terrorismus gäbe." So lesen wir von den Menschen, die totes Holz bedrucken, dass ihnen das Ende der Privatsphäre ziemlich egal ist: "Der Börsenverein hat großes Verständnis für das sensible Thema Datenschutz, es darf aber nicht sein, dass Verlage von der Verfolgung ihrer Rechte im Netz ausgeschlossen sind." So lamentieren die Strazze, die mit der Internet-Piraterie ein ganzes Volk unter Anfangsverdacht stellen wollen.

*** Wer diesen Sonntag irgendwo beim Hüten eines Sacks voller Server seine Zeit totschlagen muss, könnte dieses Protokoll lesen. Wer's eilig hat, darf diesen Ausschnitt aus der Rede des Grünen Wolfgang Wieland lesen. Ob das Geplänkel im angestrebten Bundestags-Fernsehkanal noch hübscher wird, bleibt abzuwarten:

"Noch vor einem Jahr haben wir hier eine Debatte über Antiterrordatei und Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz geführt. Das war eine Debatte sozusagen unter Fachleuten. Heute haben wir die Situation, dass Zehntausende auf die Straßen gehen, hier in Berlin, in Frankfurt am Main, in anderen Orten (Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Waren Sie etwa dabei?), mit Transparenten 'Meine Daten gehören mir' und insbesondere auch gegen Sie demonstrieren, Herr Kollege Wiefelspütz (Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Gegen mich?). – Auch gegen Sie, Herr Kollege Wiefelspütz. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD): Unglaublich!) Die Parolen der 80er-Jahre von Orwell und vom Überwachungsstaat gehen um. Wir hatten sie beinahe vergessen. Der Stern titelt wieder: 'SOS – Freiheit in Deutschland'. Eine ganze Generation erklärt ihren Laptop per Aufkleber zur schäublefreien Zone. Deswegen, Kompliment, Herr Bundesinnenminister! Das haben Sie beinahe als Solist geschafft. (Zuruf des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz (SPD)) - Sie haben sich auch Mühe gegeben, aber Schäuble war noch besser, Herr Wiefelspütz. Glauben Sie es doch endlich!"

*** Die FAZ, seit Bambis Dröhnung das Zentralorgan des heiligen Deutschlands, hat zum Wochenende einen Text veröffentlicht, der sich mit der Tötung um des Gemeinwohls willen beschäftigt. Kommunikationsunwillige Terroristen, ob sie in einem Flugzeug fliegen oder mit dem Rolli auf dem Bahnsteig stehen, können erschossen werden, denn: "Das Leben ist der Rechte höchstes nicht." Bei Terroristen gibt es dem Text nach drei Möglichkeiten: Laufenlassen, Wegsperren und Töten. Nach der Lektüre der Kampferklärung aus dem heiligen Deutschland mögen die Hardliner im BKA und im Innenministerium jubeln. Andere werden erleichtert sein, dass nicht jeder militante Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse Terror ist.

*** Wo ist bloß der Chianti? Schließlich muss doch irgendwie gefeiert werden, dass heute vor 65 Jahren die erste kontrollierte nukleare Kettenreaktion stattfand, in einer Squash-Halle, bei der zur Feier der tickenden, ticketickenden, ratternden Geigerzähler Chianti aus Pappbechern getrunken wurde. Passend mit dem musikalischen Beginn ist darum auch der beschauliche musikalische Ausklang dieser kleinen Wochenschau das heute vor 25 Jahren aufspielende Sun Ra Archestra mit Nuclear War.

Was wird.

Halt, halt. Noch ist die Welt nicht am Ende und der Rock erst recht nicht. Morgen wird um 14:00 im Gibson Showroom zu Berlin der Klang der ersten Robot Guitar zu hören sein, gespielt von Baard Torstensen, dem Gitarristen von Clawfinger. Jaja, "Life will kill you", das wusste schon Enrico Fermi. Jaja, jaja, "Alles, was du zu tun hast, ist, sie zu spielen" klingt leicht bescheuert. Spielen muss man aber schon können. Das in Erinnerung an Jimi Hendrix, der 65 Jahre alt geworden wäre.

Halt, halt, noch einmal halt. Seit der Erfindung des Autos braucht auch die Polizei Autos, hat Bundesinnenminister Schäuble verkündet, gewissermaßen als Begründung der heimlichen Online-Durchsuchung. Diese denkbar danebengeratene Analogie zeigt exemplarisch den Unsinn auf, auf den Politiker und ihre Redenschreiber verfallen, für die Sicherheit Vorfahrt vor der Freiheit hat. Ein Polizist in jedem Auto, der unseren Fahrstil fortlaufend überwacht, wäre als Analogie schon angemessener für den Präventionsstaat, in den wir gerade schlittern. Passend zum Jahresausklang soll hier der ultimative Wettbewerb um die dümmsten Polit-Metaphern und die blamabelsten Zitate des Jahres stattfinden. Sehen wir darum mit der Hommage an Mariska Veres den harten Tatsachen ins Auge: Das Leben ist nun einmal eine freiheitseinschränkende Maßnahme. Das bis zur letzten Klappe rockt.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #169 am: 09 Dezember, 2007, 04:21 »
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Was war.

*** Mancher mag manche  Musik nicht, mancher versteht sie nur nicht. Mancher findet Nachrichten doof, die er nicht versteht, und mancher mag manche Nachrichten nicht, weil er sie versteht. Und dann gibt es auch wieder Nachrichten (aber keine Musik), die so gaga sind, dass sie kein Nachrichtenredakteur der Welt nehmen würde. Da wäre die Geschichte der Renate Hammer. Die Lehramtsstudentin nahm an einem Weihnachtsmann-Wettbewerb teil und gewann, ganz ohne Oralsex mit, ähem, vielen Updates. Dabei trat sie nicht einmal als Weihnachtsmann an, sondern als Christkind. Und der Gewinn ist auch nicht eine Busfahrt nach Himmelthür, sondern ein Einkaufstripp nach Dubai, zu diesen Rentieren. Der Sieger der offenen internationalen Klasse fliegt nach Ägypten. Dort bauen sie wohl die Schlitten für die Christweihnachtsmannkindl, die zu den nicht wirklich aufgeklärten Kindlein kommen, die überall die Verwanzung 2.0 wittern.

*** Ich hatte einmal eine ähnlich gute Geschichte einem Redakteur in einem kleinen, feinen Verlag am Rande der norddeutschen Tiefebene angeboten. Ich wollte über eine Softwarefirma berichten, die ein fehlerfreies Programm zum versprochenen Lieferdatum verschickte, komplett mit einem gebührenfreien Telefon-Support und kostenlosen Upgrades. Der Redakteur lehnte ab. Räuberpistolen und unglaubwürdige Geschichten hätten bei Onkel Heise nichts zu suchen. Keine Räuberpistolen! Nur seriöse Meldungen wie "Microsoft blafasel Linux". Nunja, eine Tickermeldung mit diesem Titel ist niemals freigeschaltet worden und gehört zusammen mit Preziosen wie "Kölsch und Alt an einem Tisch" und "Bernd, das Festplattenbrot" zu den 1911 untoten Meldungen, die sich im Heise-CMS finden lassen. Am Dienstag übersprang der Zähler nach dieser Meldung die magische 100.000er-Marke. Was Grund genug war, sich einmal mit den Nicht-Nachrichten zu befassen, die mehr sind als das übliche "Das ist ein Test".

*** Die Untoten sind, das kennen wir ja aus den Splatter-Filmen, die sprechenden Toten, die Wiederkehr des Verdrängten, die Synkopen des Redakteurs, die Vapeurs der Tympanie, blafasel und faselbla zugleich. Ein Titel wie "Blaues Heise-VIP-Armband für die CeBIT-Standparty - eine reklamierbare Einschränkung der persönlichen Freiheitsrechte?" zeigen glasklar, wie groß das moralische Zwicken der Schuftenden im Bergwerk der Nachrichten ist, ehe sie die Schere im Kopf ansetzen. Angesichts der aktuellen Debatte um die Sekte der Scientologen, die Deutschland clearen wollen, ist es ganz aufschlussreich, dass eine Nachricht nicht erscheinen konnte, die einen Prozessor als "operierenden Thetan" bezeichnete.

*** Manchmal passiert es aber doch. Dann wird getickert, was besser weggetackert worden wäre, etwa der Ruf der Linken nach dem Staatsanwalt, der eigentlich eine kuschelige kleine Debatte sein sollte. Alles irgendwie nach dem WG-Motto: "Ich wollte das echt einmal ansprechen, du." Wobei die erste Fassung der kämpferischen Pressemeldung vom begonnenen Kampf eigentlich besser gefiel: Ja, es gibt auch das Reich der untoten PR und dort lesen wir dann, dass sich Frau Katina Schubert und Vertreter von Wikipedia sich "angerochen haben". Riechen wir hier Verrat, Schweiß oder Schanel? "Bitte sperrt mich, ich bin ein Admin-Trümmer", scheint noch der passende unterbliebene Tickertitel dafür zu sein.

*** Nichts krönt eine Nicht-Nachricht so sehr wie eine Nicht-Sparte, in der sie erscheint. In trauter Nachbarschaft zum Newsticker ist bei Telepolis in dieser Woche die Sparte Übermensch-News ans Netz gegangen. Unter der Kategorie, die von der Ablösung des Menschen künden soll, vom langen Marsch auf die IT-Singularität, lesen wir die Nachricht, dass Schöne Vorteile bei Bewerbungsgesprächen haben. Soso. Auch für Übermenschen gilt dieses "Sex sells", das tröstet, genau wie die Vorstellung, dass Herzinfarktpatienten die wahren Übermenschen sind. Da hebe ich glatt ein gutes Glas Rotwein auf meinen Schrittmacher und kippe das zweite zum Wohl auf meine Muckibude hinterher. Damit gehören die neuesten Nachrichten von der elektronischen Gesundheitskarte in diese Reihe. Schließlich sollen die Infarktler und weitere Gesundheitsgefährder ihre Karten in Fitness-Studios stecken und damit im "Disease Management Program" dokumentieren, dass sie aktiv an ihrer Gesundheit arbeiten.

*** Wie sieht es mit einem Programm aus, das Mütter dazu verpflichtet, die Anwesenheit, die Gesundheit und vielleicht noch die Wohlerzogenheit ihrer Kinder bruchlos zu dokumentieren? Das scheinheilige Geröchel über die Toten von Darry mitsamt der Forderung nach Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht und der Abschaffung des Datenschutzes vernebelt das Nachdenken. Was ist in einer Gesellschaft los, die bereit ist, über 10 Milliarden Euro in den Ausbau einer IT zu stecken, die zuvorderst den Krankenversicherungen und Gesundheitsämtern die Arbeit erleichtert, während Mittel für die Ärmsten nach einem unsäglichen Hartz-IV-Gesetz zusammengestrichen werden? Ich weiß, dass es reichlich populistisch klingt, aber wie wäre es denn mit einem Slogan wie "Demokratieschutz vor Datenschutz", komplett mit einer Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht für Politiker, frei nach dem Motto "Und was raucht ihr?"

*** Wo bleibt das Positive, wo die weihnachtliche Besinnung? Wo die Sicherheit, dass sich hinter einem Rauschebart nicht eine Lehramtsstudentin verbirgt? Hat G^tt nicht etwa das Internet gerettet, wie die Musen jubeln? Müssen wir ihm nicht darum dankbar sein, komplett mit Kerzen, Weihnachtsbaum und dem lausigen Fraß beim Chinesen? Mit einem grobmotorischen Angriff ihres bestallten Großkritikers Graff hat die Süddeutsche Zeitung das besagte Internet als Web 0.0 verhackstückt. Als ungepflegten Raum, in dem Blogger noch eine Meinung haben, Trolle ghoulen und die Foltervideos der CIA auftauchen. Die ganze Anarchie geht Graff nicht auf den Sack, aber er muss es halt schreiben in diesen schweren Zeiten, wo Kommentare moderiert oder des Nachts und am Wochenende auch mal abgestellt werden müssen. Hinter der Süddeutschen steckt manchmal wirklich kein kluger Kopf, sondern ein zusammenngekniffener Arsch, in dem es gewaltig flatuliert. Idiotae, starrsinnig an ihrer Wahrheit Klebende sind bekanntlich immer die anderen.

*** Illustriert ist der süddeutsche Internet-Amoklauf mit der bekannten Grafik von Albert Einstein, der die Zunge herausstreckt. Natürlich nicht als Foto, sondern in Pixelform. Zahllose Bloggermenschlein, Trolle, Fischhinüberreicher, Barcamp-Groupies und ähnliche Zeitgenossen bilden das Bekannte von Einstein. Die Graffschen Blähungen passen bestens zu einer Zeit, in der ein moderierender Schönling neuer Spiegel-Chef wird und nicht der hoch gehandelte Heribert Prantl von der SZ, den die letzten verbliebenen Journalisten in der Brandwiestebude gewünscht hatten. Herr Graff hat sich unterdessen eigentlich ganz bestens für die Schleimspur Cum (Casati, Uslar, Matussek) empfohlen, die beim Spiegel "Feuilleton" genannt wird.

Was wird.

Wer diese kleine Wochenschau liest, wird wissen, dass ich an meiner Heimatstadt Hannover hänge. Für mich war die Zeit des Roten Punktes der Höhepunkt meiner Jugend, getoppt nur noch durch die Entdeckung des ^^^ in einem "Schülerfreiraum" der Herschelschule. Nun kommt das Gegenteil nach Hannover, nennt sich IT-Gipfel und ist gänzlich unsexy und ganz gewiss kein Gipfel, denn dafür ist wahlweise der Deister oder der Kaliberg zuständig. Bitte, Hannover ist eine Stadt, in der Linke einen Gewerbebetrieb für politische Satire anmelden mussten und Exkanzler Schröder nur rot war, wenn er Currywurst am Steintor aß.

Vielleicht ist Düsseldorf besser, doch wenn ich den besten Idiot vor Ort so lese, habe ich meine Zweifel. Nicht einmal eine Flussbeleuchtung in Rot haben die Altbiersäufer hingekriegt. Passend zum IT-Gipfel wird dort der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) im Lido (hehehe) im Handelshafen die "Akademie der Digitalen Wirtschaft" einweihen, zu der es leider noch keinen vernünftigen Link gibt. Der Abschluss ist jedenfalls Dipl.Int.

So fängt die Woche an. Sie endet in Berlin mit einer Veranstaltung der frisch gegründeten German Privacy Foundation, die sich über das Ende der Privatsphäre aufregt. Zwischendrin muss noch ein Termin in Darmstadt nachgetragen werden, weil sich dort Forensiker über den Bundestrojaner verständigen wollen. Ist er "notwendig zur Gefahrenabwehr oder notwendig abzuwehrende Gefahr", das ist die Frage. Denn in diesem Punkte muss ich dem schäumenden Graffiti-Pamphletisten recht geben: Sollen wir uns von jeder Idiotie in die Zukunft führen lassen? Was sind schon 100.000 Fliegen?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #170 am: 16 Dezember, 2007, 00:59 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es dunkelt früh in der norddeutschen Tiefebene. John Zorns Mannen heben wieder einmal ganz ungewohnt leise und sanft mit einem swingenden Bass in Gevurah auf Bar Kokhba an. Die Nacht könnte schön werden. Und dunkel. Das ist auch gut so, denn damit bleibt es mir erspart, die Medienlawine heranrollen zu sehen, die Du bist Deutschland gerade losgetreten hat, komplett mit dem üblichen niedlichen Mädchen und dem Hundehaufen-Logo. Eine "positive Einstellung gegenüber Kindern vermitteln", jaja, das liest sich schön und lässt sich noch schöner bebildern. Ein kleines Mädchen zwischen Peter Maffay und Henry Maske, wie süüüüß. Wie wäre es mit dem simplen Vorschlag, Kinder einfach mal ernst zu nehmen, komplett mit ihrem blöden Getue und ihrer "erwachenden" Sexualität. Stattdessen wird eine Promi-Kampagne gebastelt, während gleichzeitig die Politik daran bastelt, dem gemeinsamen Kinobesuch von Jugendlichen ein Element der Prostitution unterzuschieben. Das neue Pettinggesetz ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Du bist Deutschland. Du machst mit bei unserer Kampagne für kinderfreundliche Parkplätze. Und über dein Religiositätsprofil werden wir noch ein Wörtchen zu reden haben, wenn die Burkaisierung der deutschen Jugend gelungen ist.

*** Dunkel ist's, und die Zeit der Jahresrückblicke gekommen: Im Überwachungsstaat Österreich hat er gewonnen, vor dem kinderfreundlichen "Gruscheln" (österreichisch interpretiert steht das wohl für Gruseln und Kuscheln) und der "Raucheroase": Der Bundestrojaner schaffte es im Almdudlerland auf Platz 1 bei der Wahl zum Wort des Jahres, komplett mit dem denkwürdigen Satz "The world in Vorarlberg is too small". Mit dem empfahl sich ein österreichischer Politiker für internationale Aufgaben in a greater world. In Deutschland reichte es nicht: In einer müden Wahl kam der Bundestrojaner nur auf Platz acht. Allerdings steht noch das Unwort des Jahres aus, bei dem der Bundestrojaner zurammen mit der "Herdprämie" und dem "klimaneutralen Fliegen" zu 650 eingereichten Vorschlägen gehört. Wenn "Du bist Deutschland" schon mit einem schwarzrotgoldenen Hundehaufen werben kann, passt das bunte Pferdchen bestens dazu, das im dräuenden Chaos seinen letzten Auftritt hat, bevor es ins Museum der deutschen Geschichte geht.

*** Als Wort der Woche schlage ich passenderweise die Definition des Kernbereichs der privaten Lebensführung durch den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes vor. Den "Immobilie gewordenen Menschenwürdekern" nennt Hans-Jürgen Papier den Bereich, der absolut geschützt bleiben muss und auch nicht durch die atemberaubende Konstruktion eines Richterbandes eingesehen werden darf. So wird Papier im Blatt der neuen Sachlichkeit zitiert, was leider nicht online gelesen werden kann: "In einem Staat, der keinen Rückzugsbereich der Privatheit übrig lasse, wolle er nicht leben. Der Menschenwürdekern enthüllt sich in dieser Beleuchtung als das postularische, kontrafaktische Moment aller Rechtsnormen."

*** Im Gegensatz zur begrenzenden Sachlichkeit des IT-Nachrichtentickers ist diese kleine Wochenschau dem begrunzenden Schweinejournalismus verpflichtet, in dem noch die dreckigste Phantasie in den Schatten gestellt wird. Man nehme nur den Dell-Laptop des Schweiner^H^H^H Schweriner Stadtpräsidenten, den er komplett mit USB-Stick als Pfand bei einer Prostituierten zurücklassen musste, weil er Liebesdienste im Werte von 4000 Euronen offenbar nicht bezahlen konnte. Fürsorglich änderte der Stadtpräsident extra das Passwort im Beisein der Dame, weil Versauen mit Vertrauen bezahlt werden muss oder so. Immerhin wurde so der Stadthaushalt und die Telefonnummern von Abgeordneten lesbar, eine gute Grundlage für expansive Geschäfte – wäre nicht der Stadt-Laptop bei einer Razzia der Polizei in die Hände gefallen. An dieser Stelle ist eine Gratulation an Dell für die findige Namensgebung des Vostro fällig, in leichter Abwandlung des alten Grundsatzes: form follows function.

*** Leider ist mir nicht bekannt, welcher Hersteller die Digitalkamera von Feleknas Uca gebaut hat, mit der sie einer dpa-Meldung zufolge Sahra Wagenknecht beim Hummerschlemmen fotografiert hatte. So bleibt nur die Tatsache zu berichten übrig, dass die parlamentarische Assistentin von Sahra Wagenknecht sich die Kamera auslieh und die aus erzproletarischer Schwarzbrot-Perspektive anstößigen Bilder von der Speisung anschließend gelöscht waren. Dass nun ausgerechnet eine Linke darüber klagt, dass "eine heimliche Durchsuchung meiner privaten Fotos auf meiner Kamera" stattgefunden habe, ist seltsam. Heimliches Durchsuchen sieht ganz anders aus. Übrig bleibt außerdem eine Sahra Wagenknecht, die hinken würde, setzte sie nur irgendjemand sie mit Rosa Luxemburg gleich. Die aß wiederum am liebsten Entensuppe und hätte auch vor einem Hummer nicht kapituliert. Freiheit ist immer die Freiheit des Anderes Essenden.

*** Ausgelöscht von einer Industrie, die nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, ist Izear Luster Turner im Alter von 76 Jahren aus noch unbekannten Gründen gestorben. Sein Rocket 88 wird Jackie Brenston zugeschrieben, doch war ein schräges Piano mit von der Partie, wie später die schräge Gitarre. In den Nutbush City Limits fand er Ann Mae Bullock, die heute als Tina Turner die Geschichte schreibt, während Ike Turner für die Kultivierung liederlicher Lebensart zuständig war. Sein größtes Pech war der Sieg im Scheidungskrieg. Er hatte genug Geld für Oldsmobiles und allen Stoff. So bleibt als passendes Lied zum Fest nur übrig, Every Planet we Reach is Dead aufzulegen, als Hommage an Ike und gleichzeitig als Geburtstagsständchen für Arthur, der mich ins Leben holte. Darauf einen guten Schluck Schweizer Wodka.

Was wird.

Zum Jahresende kommen sie immer, die Zeitgeister und weitere super-überraschende Statistiken, die besagen, dass diese Welt nichts Wichtigeres kennt als Paris Hilton und Britney Spears, geschwängert von Mario Barth. Halt! Noch ist der Verstand nicht ganz verloren, denn ein kleines Dorf von IT-Verrückten wehrt sich standhaft gegen die Weisheit des Schwarms: Unter den Top100 Begriffen der Suche auf heise online finden sich weder Britney noch Paris noch der als Komiker herumgereichte Schweineexperte. Als erste Frau könnte die Suchanfrage "Alice" durchgehen, die es auf Platz 45 schaffte, als Mann hätte ich "Schäuble" auf Platz 53 zu bieten. Doch wer frohlockt, lockt zu früh: Platz 1 für das "iPhone" und Platz 2 für "Apple" zeigen, dass man getrost die Wunder von Jesus vergessen sollte, wenn alle an den Lippen von Jobs hängen. 2008 wird darum sicher das Jahr des iRacks und von iRan.

Die Weisheit der Massen hat in den USA dazu geführt, dass w00t zum Wort des Jahres gewählt wurde. Es erinnert ein bisschen an das whooshing, das Geräusch, das nach dem großen Douglas Adams die Deadlines machen, wenn sie vorüberstreichen. Beweisen wir nun die Weisheit der Heise-Leser. Gesucht wird das lautmalerischeste Wort des Jahres überhaupt, mithin das Geräusch, dass der Bundestrojaner macht, wenn er herannaht. Ist es ein einfaches "klatsch", getreu nach dem beliebten fischrüberreich im Forum? Ist es ein trolliges "crsss", ein kaum hörbares Zischen? Oder ein fettes "knacks" im Lautsprecher, wenn sich die Lauschhörer der Anderen zuschalten? Vielleicht ein lautes "Stopp! Plozilei!" Oder "Popp! Stolizei, äh ...". Fragen über Fragen – und das Dunkel, das Dunkel.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #171 am: 23 Dezember, 2007, 01:28 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es begab sich aber zu der Zeit, als Wolfgang Schäuble Innenstatthalter in Deutschland war und von seinen Mannen die Muslime erforschen ließ. Ein jeder von 970 Befragten musste sich einschätzen lassen, was denn seine Einstellung zur Demokratie, zur Religion und zu Religionen der vielen Anderen ist. Und als das Fest der Menschen nahte, die sich Christen nennen, ließ er die multizentrische Befragung in innerstädtischen Lebensräumen  veröffentlichen, genau am islamischen Opferfest: 40 Prozent der Muslime sind fundamentalreligiös. 10 Prozent sind demokratiefeindlich. 6 Prozent akzeptieren Gewalt gegen Andersgläubige. Gefunden wurde ein "ernstzunehmendes islamistisches Radikalisierungspotenzial". Das kann man als schlechte Nachricht nehmen oder als gute Nachricht. Was sind schon sechs Prozent? 14 Prozent der Deutschen sind ausländerfeindlich und dem Siebtel radikaler Muslime kann man politisch korrekt das Siebtel von Rechtsradikalen entgegenhalten, zumal in beiden Gruppen der Antisemitismus ansteigt. Auf den Juden lassen beide nichts kommen.

*** Vor mir liegt ein gerade erschienenes grünes Büchlein mit dem harmlosen Titel "Deutsche Zustände, Folge 6". Auch hier geht es um Umfragen, nur finden sie über einen längeren Zeitraum statt. Seit 2002 beobachten Soziologen die deutschen Zustände und wollen dies bis 2012 fortführen. Die Langzeitstudie ist darum interessant, weil sich zeigt, dass mit der zunehmenden guten Stimmung am Arbeitsmarkt ein drastischer Umschwung der GMF-Werte einhergeht. GMF steht bei den Soziologen für "Gruppenbezogene Menschen-Feindlichkeit". So etwas kann Antisemitismus sein, aber auch Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und eben Islamophobie. Eigentlich können sich die deutschen Zustände sehen lassen: Der Antisemitismus geht zurück (6,9 Prozent 2002, 5,8 Prozent 2007), auch die Fremdenfeindlichkeit (26,8 Prozent 2002, 24,6 Prozent 2007), solange nicht nach den Arbeitsplätzen gefragt wird, die Ausländer Deutschen "wegnehmen". Dann nimmt sie nämlich zu. Im momentanen Wirtschaftsboom haben die Forscher nun ein neues "Syndromelement" gefunden: Die Langzeitarbeitslosen, die 2002 nicht als negativ empfunden wurden, sind mit dem Anstieg der Konjunktur die Prügelknaben der Nation geworden. Krachende 32,7 Prozent finden es empörend, dass sich Hartz-IV-Empfänger auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machen. Wer die erschreckenden Zahlen nicht verstehen will, für den haben die Soziologen ein paar anschauliche Beispiele parat: "Du Hartz-IV-Empfänger" ist im Jahre 2007 eine Schiedsrichterbeleidigung, für die es die rote Karte gibt. Im Jahre 2007 kann Bundestalkmaster Thomas Gottschalk unter dem Beifall des Publikums Bierdosen als "Hartz-IV-Stelzen" bezeichnen. Breite Zustimmung bekam 2007 der Arbeiterführer Beck für diese Sätze, die ihn zum beliebtesten SPD-Politiker machen: "So wie Sie aussehen, haben Sie in ihrem Leben noch nicht viel gearbeitet. Waschen und rasieren Sie sich." Langzeitarbeitlose sind die neuen Paria. Das schöne Weihnachtlied vom chinesischen Weihnachtsessen können sie nicht einmal singen, weil es schlicht zu teuer ist. An ein Schulessen für "Hartz-IV-Kinder" ist gar nicht zu denken. "Moral? Nicht in der BRD! An ihrer statt nur Scheiße", heißt es im Weihnachtsgedicht, das Rolf Hochhuth für Angela Merkel geschrieben hat.

*** Es begab sich zu der Zeit, als Wolfgang Clement Minister für Arbeit, Arbeit und noch einmal Arbeit war, dass die Hartz-IV-Reform eingeführt wurde. Zu seinem Abgang sah Clement eine tolle Reform und ein Heer von "nicht Anspruchsberechtigten". Dass die Reform umsetzungstechnisch ein großer verfassungswidriger Käse ist, hat diese Woche das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Bis 2010 darf weiter gewurstelt werden. "Für Betroffene von Hartz IV ändert sich nichts."

*** So wie die Kunst vom Kaufen abstammt, stammt das Genießen von den Genossen ab. Zu den verdienstvollen Genießern kann man Genosse Wolfgang Clement rechnen, im dritten beruflichen Lebensalter unter anderem Vorsitzender des Adecco-Instituts zur Erforschung der Zukunft der Arbeit. Erinnert sei an seine formvollendete Kiewelei für die Zeitschrift Facts im Januar, ein Editorial, dass die Spracherkennung Dictaplus in den höchsten Tönen lobt. Nach 16 Minuten lag in einem Wettbewerb der automatisch umgesetzte Text vor, verglichen mit 22 Minuten für ein herkömmliches Diktat. 30 Prozent Einsparungen versprach Clement allen Rechtsanwälten, die auf das konventionelle Diktat verzichten. Nun hat der Arbeitsforscher von Adecco einen weiteren Ansatz gefunden: "Wer heute auf dem Papier 70 Jahre alt ist, hat die körperliche Verfassung eines 60- oder 55-Jährigen der vorherigen Generation. Das kann doch nur bedeuten, dass wir den Horizont der Lebensarbeitszeit erheblich erweitern müssen." So ein sozialdemokratischer Horizont ist immer wieder etwas Feines, auf dem Papier.

*** Freut euch, ihr Christen! Während krippentechnisch und baumkugelmäßig alles beim alten bleibt, strahlt das neue Logo +) eine wunderbare Ruhe zum Fest aus. OK, +) ist nur das neue Logo der Evangelen in der norddeutschen Tiefebene, die damit auf ihre gerissene Art dem +[:) ASCII-Papst eine nette Referenz erweisen. Und was assoziieren meine treuen Leser, die irgendwo an diesem Wochenende in einem schlichten Rechenzentrum Dienst schieben müssen? Natürlich erstens an die hoch stehende Fischwerf-Kultur dieses Forums der Fachzüchter von Hommingberger Gepardenforellen; und zweitens an den Wettbewerb zum Bundestrojaner im letzten WWWW. Gewonnen hat Forumsleser Cobolist mit Palim-Palim sowie dem anschließenden Dialog: "Guten Tag, ich hätte gerne eine Tüte Daten." "Auf der Terrasse nur Kännchen."

*** Weihnachten ist ein Fest, an dem +) und +[:) samt Anhang sich gerne von besonders großer Menschlichkeit zeigen wollen, nicht nur den Langzeitarbeitslosen gegenüber. Die Mühseligen und Beladenen, die zur Futterkrippe immer nur die Melkmaschine oder die Bodenhaltung assoziieren, sollen, wenn sie im Knast sitzen, mit einem besonders netten Palim-Palim begrüßt werden. Insofern ist es eine noble Geste der Bundesstaatsanwaltschaft, für einen Gefangenen wie Christian Klar zum Fest die Beugehaft zu beantragen, damit er noch einmal etwas anderes als die normale Haft erleben kann. Während der Verfassungsschutz eine Mauer errichtet, sollte dieses Interview mit Christian Klar nicht unerwähnt bleiben. Als Extra für Tyler Durden hätte ich gern auf das begleitende Foto verlinkt, das Strommasten und einen Schinderanger zeigt. Wir können nur argumentieren.

*** Und sonst? Die Hetze vorbei, das "Fest" kann kommen? Wie wäre es mit ein paar Empfehlungen für die Geschenke in allerletzter Minute? Ein USB-Stick ohne getürkte Größe, dafür aber mit dem wunderbaren Truecrypt an Bord? Wer gar kein Geld hat, möchte vielleicht ein Zettelchen mit Hinweisen verschenken, wie man dem angehenden Wahnsinn der Vorratdatenspeicherung dämmen kann. Es gibt viele Provider mit aufrechten Sinnen, doch kiewelshalber möchte ich nichts empfehlen, sondern aktiv zum Nachfragen und Nachbohren aufrufen, damit es dämmert, welcher Wahnsinn da gegen die informationelle Selbstbestimmung reitet. Ach, gesucht wird nur noch ein aufregendes, spannendes Buch für das nachfestliche Schmökern? Wie wäre es mit Feindbild Demonstrant, in dem wirklich unglaubliche Geschichten erzählt werden? Musik? Nein, hier kann ich keine Vorschläge machen. Alicia Keys räumt ab, dass es nur so kracht. Die Herztöne des Babys der Schwester von Britney Spears? Schüttel, schauder. Wie wäre es, das ganze Gerummel sein zu lassen und dieses kleine Video zu genießen, das garantiert den CO2-Ausstoß reduziert?

Was wird.

Aber vielleicht kann man ja doch noch ein bisschen gute Musik hören, Fred Hersch beispielsweise, Leaves of Grass, eine Vertonung der Gedichte von Walt Whitman. Das hilft vielleicht, oder ganz sicher. Denn aber klar doch: Weihnachten wird es, was sonst? Wer jetzt noch herumschliddert in der norddeutschen Tiefebene, wird seinen Spaß haben am Eis, das von den Bäumen fällt und die Straßen schliddrig macht. Doch was ist schon Eis, wenn es nicht Magnus heißt? Darum freuen wir uns alle auf den Start von Magnus, immerhin der "Launch des Jahres". Alle Computerthemen "werden in einer Breite und Tiefe behandelt, die neue Maßstäbe setzt und alle bisherigen Onlineangebote bei Weitem übertrifft." Neue Maßstäbe sind immer gut, die alten wurden doch recht schnell sehr speckich, in diesem Jahr.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #172 am: 30 Dezember, 2007, 07:56 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich – und dieses Mal wie  immer  zum  Jahresende  nicht  nur  für die Woche, sondern sie versucht, das ganze Jahr ins Blickfeld zu bekommen.

Was war.

*** Plus ça change, plus c'est la même chose - ein Jahr geht zu Ende, das nächste fängt an. An allen Ecken des endlosen Web finden sich Jahresrückblicke auf 2007 wie Prognosen, welcher Ei-Pott 2008 das Rennen macht. Zum lesenswerten Rückblick der Netzpolitiker gesellt sich daher dieser kleine Rückblick der Netztechniker, basierend auf den Jahres- und Monatsstatistiken der vorzüglichen Admins, die in der norddeutschen Tiefebene am Werke sind und die Netzpräsenz, des kleinen, aber feinen Verlages am Laufen halten. Ja, Lobet die Admins, die es mit dieser Meldung zum Spitzenreiter im Juli 2007 brachten.

*** Über das ganze Jahr betrachtet, reichte es dennoch nicht für sie, sich in den Top Ten der Meldungen einen Rangplatz zu sichern. Hier hat die Statistik manche Überraschungen parat. 2007 mag ja das Jahr der Billig-Laptops oder der iPhone-Hysterie gewesen sein, mag vor allem als das Jahr der Vorratsdatenspeicherung oder der heimlichen Festplatten-Durchsuchung dastehen. War das das Jahr 2007? Die Hosen voll, die Reihen fest geschlossen, Deutschland marschiert ...? Alles wird gut: Ein Innenminister im Angstrausch beherrscht das Land? Wer sich noch wunderte, dass die Truppen des konservativen Sicherheits-Etatismus den Präventionsstaat Schäublescher Prägung unter dem Beifall der Sozialdemokraten in Szene setzten, sollte sich das Idealbild des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaats vor Augen führen, das nur auf Basis der Kontrolle und Steuerungen aller Lebensäußerungen und -umstände funktionieren kann. Privatsphäre der Bürger ist keine Komponente der Idealstaaten von Konservativen und Sozialdemokraten, hier trifft sich die Linke mit der Rechten.

*** Aber die nackte Statistik sieht es völlig anders, was denn so wichtig war in diesem Jahr. Völlig anders? Vielleicht nicht ganz: Eindeutiger Sieger über alle anderen Nachrichten des Jahres 2007 ist diese Meldung einer Pron-Sperre bei Arcor mit 257.821 Zugriffen. Zwei weitere Verfügungen gegen Arcor brachten es ebenfalls in die Top Ten, womit Arcor in der Summe aller Tickermeldungen gewichtet sogar Apple als Firma überholt. Nur der Computerbauer Aldi und der ewige Spitzenreiter Microsoft konnten sich vor dem TK-Anbieter platzieren. Auch der 2. Platz über alles ging an eine juristische Meldung, diesmal über eine Abmahnfalle, die sich gleich zu Beginn des Jahres öffnete. Nimmt man weitere viel besuchte Nachrichten wie Atze gegen die Wikipedianer und die Forenhaftung hinzu, so kann man schlussfolgern, dass das Internet anno 2007 ein Spielball der Rechtsanwälte geworden ist. Die ironisch gemeinte April-Meldung auf Platz 8 der Top Ten passt genau in den Jahres-Trend. Zoomt man auf die Top 100, ist selbst der letzte Platz mit 71.241 Zugriffen von einem juristischen Thema besetzt.

*** Ja, Windows Vista kam in die Pötte und Apple brachte eine P-Verlängerung (181.355 Zugriffe) für Porsche-Fahrer unter die Leute, doch was war das gegen die große Blinde? Als Einzelmeldung brachte es eine kleine juristische Tickernotiz über einen Münchener Anwalt mit großem Geltungsbedürfnis mit 209.179 in das WWWW-Buch der Rekorde, nicht nur nach den Zugriffszahlen. Mit 14.188 Kommentaren sorgte diese Justizfarce unter den aktiven Forums-Teilnehmern für eine denkwürdige Heiterkeit.

*** Es ist sehr schwer, über Nicht-Meldungen zu schreiben, über Sätze, die geschrieben wurden und dann doch nach /dev/null wanderten, weil sie unwichtig waren oder eine schlichte Anwalts-Flatulenz. Ich könnte jetzt Adorno zitieren, der den vorigen Jahresrückblick geprägt hat, doch das hilft nicht, nicht hier und heute. Eine Nicht-Meldung dieser Woche ist die über den freien System-Administrator Roman Stanowsky, der in München seinen Sohn Mickey ermordete und sich dann selbst tötete. Etliche Leser werden sich an den Administrator der legendären Markt und Technik-Mailbox erinnern, andere vielleicht an Artikel, die den Spam-Bekämpfer feiern. Wenige werden sich wohl in die Rechts-Foren begeben, die den Täter Roman S. als Opfer feiern, als Beweis für die unfähige Justiz und die "Familienvernichtungsmafia", die dieser schwer verletzte Mensch als Rechtfertigung für seine Tat anführte.

*** Wir werden den Tätern nicht gerecht, weil wir den Opfern nicht gerecht werden können: Jeder einzelne Mensch muss da gezählt und erwähnt werden. Inmitten der ansetzenden Jubelarien über 1968 bleibt da die RAF, die mit Schleyer einen NS-Täter ermordete. Es bleibt ein Chemiker Buback, der einen Prozess in Gang setzte, komplett mit Beugehaft, der Täter finden soll. Jeder Tote, den diese Widerstandsform produziert hat, muss erinnert und betrauert werden. Warum sollte Jürgen Schumann der Größte sein, warum nicht Reinhold Brändle, Heinz Marcisz, Roland Pieler und Helmut Ulmer?

*** Gäbe es nicht die wunderbaren Berichte von Plomlompom zum CCC im bcc, die Aufmunterung "Guten Rutsch / Gegen die Vorratsdatenspeicherung" vorm bcc am Alexanderplatz, so müsste die Woche kläglich enden. Die großartige Osterweiterung, von der auch ein kleiner Verlag in Hannover nicht unberührt geblieben ist, hat einen herben Verlust zu tragen. Mit Jaan Kross starb einer der wichtigsten estnischen Autoren – an dem Tag, an dem vor 34 Jahren in Paris der Archipel Gulag erschien.

*** Das Positive ist natürlich Bo Diddeley, der heute 79 Jahre alt wird und mit Who do you love Geschichte geschrieben hat, mit einer rechteckigen Gitarre. Wer nicht rockröhren will, mag vielleicht Doug Coupland aus Baden-Baden feiern, den Autor der Microsklaven und von jPod, der Werbung für Smirnoff (Getränk) und Blackberry (Digitalfessel) macht, weil es passt.

Was wird.

Eigentlich hat es schon angefangen, das Jahr der Mathematik, mit wundersamen, von "Mathemachern" produzierten Ausstellungen wie der in Garching. Was folgt, heißt Zahlen, bitte! und findet in Paderborn statt. Irgendwann in diesem Jahr feiert das erste Videospiel Geburtstag und am 23. April ist Max Planck an der Reihe, Vamutter der Quantentheorie.

Überstrahlt wird alles natürlich vom Geburtsjahr der Proteste derer, die derzeit in Rente gehen: 1968 wird in Berlin gefeiert und noch einmal in berlin gefeiert, damals die zentrale Abschiebungsstätte süddeutschen Bundesländer. Hatte ich schon Berlin erwähnt, die Hauptstadt der Bewegung? Glaubt irgend jemand außer "Joschka" wirklich, dass Krankfurt da mithalten kann? Wie wäre es mit Herbert Schoner und Kaiserslautern?

Mitunter endet der große Wurf in einem kleinen Häufchen. Das zeigt nicht nur 68. Immer muss der Blick in die Zukunft auch dem Boden gelten, auf dem Dichter in die Grube fallen, auf dem man ausrutscht, vom Häufchen beschleunigt. Freuen wir uns deshalb nicht nur über die 68er und Mathemacher, sondern ganz unspektakulär auf Digerati wie Martha Stewart und Paul Coelho, die Digital, Life, Design 2008 weichspülen werden. Die Einladung, komplett mit drastischen, eigentlich internen Anmerkungen über die Qualität der eingeladenen Redner/Innen ging an ca. 300 Journalisten raus, deren Adressen im cc: für alle sichtbar waren. Wer braucht schon Spam, wenn er solche sachkundigen digitalen Freunde hat? Daher allen Lesern happy happy sonstwas, ganz ohne Klick, Kultur und Kolophon: Sauber wollten wir Ende 2006 ins neue Jahr kommen. Ob wir sauber wieder rauskommen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber alles wird gut. Deutschland marschiert nicht.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #173 am: 06 Januar, 2008, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es war kalt. Bitterkalt. Der Wind pfiff eisesscharf um die kahlen Bäume und die grauen Häuserecken in der schönsten Stadt der Welt in dieser kalten norddeutschen Tiefebene. Da half kein Schal und kein Kapuzenpulli, was die allseits beliebten gefühlten Temperaturen auslösten, habe ich jetzt auszubaden. Rotzend, hustend und schniefend sitze ich am Rechner, darauf achtend, keinen Schleim in die Tastatur tropfen zu lassen: Hach, 2007 abgehackt und 2008 wird umso toller? Das kann ja wirklich fein werden, aber nix da, ich bin als freier Journalist noch am Bilanzieren und natürlich am Buchhalten, wie viele andere große, kleine und ganz kleine Unternehmer. 454 steuerpflichtige Texte habe ich 2007 geschrieben, da will das Finanzamt sein Scherflein sehen, Unternehmerlein. Für 1584 Euro Bahntickets gekauft? Die Frage des Kontrolleurs kenne ich von der letzten Prüfung der Bücher: Wieso muss ein Journalist so viel reisen? Es gibt doch das Internet und die Google News mit den Agenturmeldungen. Jaja, bei denen einer vom anderen abschreibt, bis Journalismus aussieht wie eine Runde stille Post, weil die Hälfte der Journalisten nicht mehr recherchiert und die andere Hälfte damit vollauf beschäftigt ist, bloggenden Kollegen zu bescheinigen, wie Scheiße sie sind. Da hat es der Mustang-Cabrio-Fahrer Hans Ulrich Kempski wohl richtig gemacht und sich verabschiedet von einer Welt, in der es seine Süddeutsche Zeitung nicht einmal schafft, den vollen Text seiner Reportage über Willy Brandt online zu stellen. Wer sklavisch dem Papier ergeben ist, wird auch den Journalismus einer längst untergegangenen Welt mühelos mit "(...)" kartätschen.

*** Was an den Zahlen weniger gefällt, sind die Inhalte: 293 Artikel zum Thema Bundestrojaner, zum Terrorkampf durch Datenschnüffelei und -Speicherung sind entschieden zuviel. Da verwandelt der Aufschwung das Land in blühende Landschaften komplett mit hübschen Korruptionsskandalen und ganz wunderbaren Bobos in Paradise im träumerisch-merkelischen Juste-Milieu – und ich schreibe, schreibe, schreibe über den alltäglichen Datensammelwahnsinn in Politik und Wirtschaft, etwa über die Totalprotokollierung der Telekommunikation. Damit gehöre ich wie überhaupt der ganze Heiseticker zu denen, die von der taz abgewatscht werden für ihre "maßlose Übertreibung", die angeblich dazu führt, oh welch Jammer, dass die Arbeit der Printjournalisten erschwert wird. Weil Informanten sich nicht mehr trauen und die armen, armen Journalisten nur noch Google haben und diese seltsame Wikipedia.

*** Doch wo Unrath güllt, ist das Rettende nah. In einem Sexbombenkommentar können auch die Rechtsexperten der pfotenfrommen Zeitung lesen, dass etwas stinkt beim Vater Staat, und dass es nicht die Geruchsspuren sind, die man beim Kampf gegen die besonders terroristische Vereinigung der G8-Gegner gesammelt hat. Die konnten immerhin noch mit rechtsstaatlichen Mitteln Beschwerde einlegen, was im Fall des staatlich angeordneten Afghanistan-Einsatzes einer Sanitätssoldatin schlichtweg verboten wurde. Der Staatsbürger in Uniform hat die Schnauze zu halten und für den Rest gilt: "Wenn man still ist, fährt man besser." Der Duckmäuserstaat wird dereinst als Erbe und Verdienst der Regierung Merkel erinnert werden, wenn die redende Wegsperre aus Hessen sich um die Nachfolge bewirbt.

*** Die Hacker haben getagt zu Berlin in dem Gebäude, dass auch bei den Polizisten als Veranstaltungsort so beliebt ist. Und sie haben ordentlich Kritik dafür bekommen, dass sie so normal und populistisch sind und kleinkariert obendrein. Pipifax soll es also sein, wenn der Verein vor überwachbaren Hörgeräten warnt, wird ein Informatik-Papst zitiert, dem Deutschland angeblich das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verdanken soll. Leider gibt es aber drahtlose Doppel-Hörgeräte, die sich per Funk synchronisieren und mit einem WLAN-Sniffer "geohrt" werden können. Wir werden keine Cyborgs, wir sind längst Cyborgs, so der wichtigste Vortrag im schnuckeligen bcc am Alexanderplatz. Wir leben flüssige Identitäten in enger Symbiose mit unseren Laptops und Hörgeräten. Wer freut sich denn heute nicht, wenn er einen Flieger besteigen kann, in dem das Passagier-LAN mit dem Steuerungs-LAN gekoppelt ist. Störend am Cyborg-Leben allenfalls die Tatsache, dass keine Frauen mehr benötigt werden. Ich hätte da eher auf Informatik-Päpste getippt, die wirklich niemand braucht.

*** Weil wir eng verdrahtet mit unseren Geräten verbunden sind, merken wir schneller als andere, was los ist, wenn etwa die Polizei mit ihren wackligen Verdachtsmomenten auf digitale Spurensuche in der digitalen Intimsphäre geht. Je enger die Symbiose aller mit dem Computer ist, produziert die allgemeine Vernetzung einen Überschusssinn, der in einen Kontrollüberschuss mündet. Das behauptet mal kein depperter Informatiker, sondern ein Baecker (PDF-Datei), der den Computer nach Sprache, Schrift und Buchdruck als die epochale Erfindung der letzten 500 Jahre feiert. Um nichts Geringeres geht es in den nächsten Jahren als um die Entscheidung der ganzen Gesellschaft, in welcher Form sie an die Computer andockt, in welcher Art alle als Cyborgs funktionieren, ohne von der allgegenwärtigen Maschinenkontrolle platt gemacht zu werden. Flüssige Identitäten sind so auch Mittel gegen die Computer, die mit Flüssigkeiten ihre Probleme haben. Hat Schleim also auch sein Gutes, selbst wenn man ihn als gestandener Möchtegern-Cyborg ausrotzt, aushustet und ausschnieft?

Was wird.

Mit einem großen Auftritt auf der CES tritt Bill Gates morgen Abend ab, ganz im Stil der Start-Schaltfläche seines geliebten Betriebssystems. Auch Steve "Developers" Ballmer steht vor dem Abgang, doch ist es der "Visionär" Gates, dem feierliche Artikel gewidmet sind. Schließlich konnte er doch auf der CES so epochale Dinge wie die Benutzeroberfläche Microsoft Bob (1995) oder das Unterhaltungssystem Microsoft Mira (2002) präsentieren. Auf die Prognosen von Gates zur Zukunft des PC müssen wir uns noch ein bisschen gedulden, aber wozu haben wir einen Lumma oder, wenn es unbedingt ein Bob sein soll, den großen Bob und noch größeren Fefe? Und sonst so? Wie wäre es mit der Prognose, dass SCO nun zwar ein Tool für die Umstellung auf die Sommerzeit hat, es aber statt einer Umstellung eine endgültige Aus-Stellung geben wird? Doch warum trauern, wenn mit McAfee sich die nächste Firma daran macht, in ihrem Jahresbericht vor der böse Open Source zu warnen, die ein echter Gefährder für all die schönen Sicherheitsprodukte darstellt? Doch halt, ganz so schlimm ist es denn doch nicht, wenn russische Virenscanner anschlagen und melden, dass eine Online-Durchsuchung durchgeführt wird. Schweinchenrosige Aussichten also, dass der Stoff nicht ausgeht für Wochenschauen, Vorwarnungen und Nachrichten.

Dass geburtstagsfeiernden Cyworgs und Cyborgs die Visionen nicht ausgehen, zeigt die kommende Omnicard mit ihrer Beschreibung eines typischen Tages im Jahre 2020 in gewohnt furchtbarem Deutsch: "Smarte Objekte werden als unsere digitalen Bevollmächtigten gänzlich in unser Alltagsleben integriert sein, und auf diese Weise den Nutzern zusätzliche Vereinfachung und Bequemheit bringen. In dem sie den Nutzer zum Inhaber von Komplexität und Sicherheit machen, und in dem sie unsere Leben einfach leichter machen, werden smarte Objekte 2020 unangefochten sein." Schweinchenrosa, ich schrieb es bereits. Ist ein anderes Rot als das Blutrot über den Schlachtfeldern, wenn die Eule der Minerva losflattert.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #174 am: 13 Januar, 2008, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich beginne diese kleine Wochenschau am Knuttag damit, dass ich erst einmal kräftig auf den Bildschirm meines treuen Thinkpad spucke. Es ist nämlich so: Während die Spucke langsam den Schirm hinunterläuft, trifft sie auf das hingerotzte WWWW und tauscht so magische Informationen aus, die sich mit dem Text verbinden und einen, nennen wir es mal wissenschaftlich, anastigmatisch-genetischen Abdruck hinterlassen. Eine magische Wechselwirkung zwischen Text und Person vermutet die Generalbundesanwaltschaft, die bei einem Berliner Soziologen die zwangsweise Entnahme einer Blutprobe angeordnet hat, die nur durch eine freiwillige Speichelabgabe verhindert werden kann. Die Abgabe einer DNA-Probe zur Feststellung der Autorenschaft eines Textes ist nach Geruchsspurensicherung, Briefpostsistierung und verdächtiger Verschlüsselung ein deutliches Zeichen, dass die von der taz Serientäterin genannte Monika Harms weiter ermittelt, als ob es den Bundesgerichtshof nicht geben würde. Da bleibt doch glatt die Spucke weg.

*** Die Methode, das Karlsruher Gericht wegzuerklären oder zu ignorieren, ist auch in der Politik bekannt. Im Fall der beliebten heimlichen Online-Durchsuchung von Festplatten erklärte CSU-Frontmann Peter Ramsauer im Interview der Woche: "Wir wollen das natürlich möglichst schnell haben. Wir sind ja der Gesetzgeber. Wir sind ja nicht die Vollzugsmaschinerie als Parlament des Bundesverfassungsgerichts, sondern das Gericht spricht Recht und wir machen die Gesetze. Also wir brauchen im Grunde genommen auf Karlsruhe nicht zu warten." So einfach ist das, wenn man einen Wegerklärbär hat. Das hat man offensichtlich auch beim Bundeskriminalamt gedacht, das in dieser Woche auf seiner Homepage als Bürger-Service auf dieses etwas ältere Bären-FAQ des Bundesinnenministeriums verlinkte, was wiederum einen bekannten Motzbär zum Brummen brachte.

*** Manchmal hilft selbst der beste Wegerklärbär nicht weiter, da muss er schon mit harter Pranke kommen. In diesen Tagen kursiert bei deutschen Passbehörden ein Schreiben des erwähnten Bundesinnenministeriums, das den Abverkauf von Alu-Hüllen für den Reisepass wie in Lübeck kommentiert. Nach einer längeren Erklärung zur super-sicheren, von keiner Entropie betroffenen Basic Acess Control ganz ohne diese schrecklich störanfälligen Fingerkuppen erklärt das Ministerium, dass es die Alu-Hüllen ablehnt. "Ich bitte daher, alle Passbehörden auf diese Sachlage hinzuweisen und sie aufzufordern, von einer Verteilung von Aluhüllen abzusehen, da sie nicht erforderlich sind und zu einer unnötigen Beunruhigung von Passinhabern führen. Das hat der innenministerielle Wegerklärbar ganz wunderbar geschafft: Die Alu-Hüllen, die beruhigen sollen, führen zu einer Beunruhigung von Bürgern. Sososo. Und wie war das mit Herrn Jörg Ziercke, Chef des Bundeskriminalamtes? Der gab in einer Anhörung im Bundestag (PDF-Datei) am 23.April 2007 den Zauberbär: "Die Abschirmung des Passes durch so genannte leitende Materialien durch einen Schutzumschlag – das hat der erste Sachverständige schon gezeigt – ich habe hier einen ähnlichen. Man benutzt diesen Umschlag nur, um den Ausweis dort hineinzustecken, und dann ist dieses Szenario völlig entzaubert." Entzaubert wird aus dem Frosch ein beunruhigendes Monster.

*** Ich hätte auch "Jugendlicher" schreiben können. Es ist schließlich Wahlkampfzeit, nicht nur in den USA: Da kocht der Koch sein Schlägersüppchen aus Zuwanderanten, da rührt der Wulf einen Versprechungsbrei an und selbst der feingeistige Ole von Beust sucht nach dem passenden Rezept. Mit Gulasch mallorquinischer Art hat er es im Internet gefunden, komplett mit einem zweijährigen Rezept-Abo. Beusts Behörden haben in dieser Woche übrigens einen besonders schicken Erklärbär präsentiert. In der Zeitschrift für "Jugendkriminalität und Jugendhilfe" hatte der Kriminologe Bernhard Villmow einen Aufsatz (PDF-Datei) über die kriminalstatistische Provinz Hamburg veröffentlicht und nachgewiesen, dass die Zahlen über straffällige Jugendliche falsch waren. Zahlen, auf die die Hanseherren von Law & Order doch so stolz waren. Wie kommt's? Ein Datenbankfehler ist der Schuldige, oder, in den Worten des Justizministers: "Bei der Umstellung auf ein neues elektronisches Erfassungssystem sind bei der Eingabe Fehler gemacht worden." Der doofe Computer und die miserable Software haben sowieso immer schuld. Wie wäre es mit einer DNA-Probe der Leute, die die Daten eingegeben haben?

*** Ich finde, es ist eine ganz, ganz große Geste der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, mit "Bill geht" und einem betenden Gates-Bild das Titelblatt am Dienstag zu schmücken. Tags darauf gab es dann ein langes Interview mit dem Visionär Bill Gates und seiner treudoofen Aussage "Ich bin ersetzbar". Das Titelbild feierte indes prompt den nächsten Visionär: Wilhelm Busch, der seinen 100. Todestag begeht. Sein Hauptwerk ruht in der norddeutschen Tiefebene dort, wo sie am schönsten ist. Seltsamerweise schrieb ein nicht verlinkbarer Zeitgenosse von Busch: "Wer Hannover kennt, weiß, warum Busch nach Wiedensahl zog." Angeblich will Bill Gates hinfort nur Gutes tun und bei der Bill and Melinda Gates Foundation mitarbeiten. Wer ihm das glaubt, wird wahrscheinlich auch glauben, dass Windows Vista ein komplettes Betriebssystem ist. Wahrscheinlich will Bill Gates mit einer furiosen Rückkehr nur zeigen, dass er der beste Steve Jobs aller Zeiten ist. Oder, um Wilhelm Busch zu zitieren:

Das Gute – dieser Satz steht fest –
ist stets das Böse, was man lässt.
Dem Guten in der Kunst hingegen
kommt grad das Böse sehr gelegen.
Das merkten – gar nicht lang ists her –
die Herren Busch und Baudelaire.

*** Das Gute tun, das kann man mit dem ehemaligen Microsoft-Manager John Wood von Room to Read lernen, fängt mit einem perfekten Businessplan an. Der Rest sind aufgeregte Kinder, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein Buch sehen und darin einen abgebildeten Elefanten, ganz ohne OLPC mit seinen verwirrenden Mentis und Dementis. Damit will ich dieses Projekt nicht schlecht machen. Das Schlimmste am OLPC ist ein sehr eitler Chef namens Nicholas "ich bin digital" Negroponte, der leider lernresistent ist. Der Satz, dass es ein Lernprojekt und kein Laptopprojekt ist, gilt eben für alle, für all die engagierten Mistreiter und für Negroponte.

*** Gehen wir zurück zum Ursprung und fluten einmal Länder, in denen Kinder schon Leseräume erfahren haben, mit Millionen von billigen Laptops, ob sie nun OLPC, EeePC, Classmates, Shuttle oder sonstwie heißen. Sie mögen vielleicht Blödsinn machen und den Katzen-Content weiter erhöhen. Wenn aber mit dieser Aktion nur 100.000 Hochbegabte gefunden werden, die IT-Konzepte verbessern können, angefangen vom Mesh-Networking bis zum Stromproblem ihrer kleinen Rechner, kommt eine Welle und macht mit einem Schwapp all die PISA-Sandburgen deutscher Bildungsforscher platt. Und danach kommt erst der richtige Brecher. In Deutschland wächst die Kinderarmut exponentiell. Wer die Projekte in Uruguay und Peru belächelt, wird sich nicht wundern können, warum es kein einziges Forschungsprojekt gibt, und sei es auch noch so klein, unserem armen Nachwuchs mal einen OLPC zu bringen und nicht dieses Unterschichtsfernsehen komplett mit dem Werberamsch einer fossilen Autoindustrie. Ich kann es auch anders formulieren, im Einklang mit den Dumpfbacken, die das deutsche LKW-Mautsystem oder das krude Ding namens elektronische Gesundheitskarte als "Exportschlager" feiern, sollte man sich einmal den Weg des nächsten Exportschlagers ansehen: Amana.

*** Während die Spucke herabläuft und ich Screen Clean zücke, das süßlich wie Bionade stinkt, werden die Toten der Woche wach. Als Bewohner der norddeutschen Tiefebene werde ich sicher nicht diesen komischen "Bergen" gerecht, die man schnellstens, bald videoüberwacht überqueren und durchtunneln muss, ehe man zivilisierte Ortschaften erreicht. Ein Abschiedsgruß darum an Edmund Hillary. Außerdem würde ich gern einem Sherpa der Vernunft gedenken, dem spät eingebürgerten Philip Agee. Er war imho der Whistleblower des vergangenen Jahrhunderts – und der meistzitierte Autor in den Schriften der deutschen RAF.

Was wird

Gähn. Die Zukunft ist sowas von langweilig ohne den obersten Nerd Bill Gates als Kontrapunkt. Die Macworld in San Francisco steht an, aber noch immer nicht flutscht das Porno-Gucken mit diesem Bill. Derweil freuen wir uns mit Melinda über den Ehrentitel, den ihre Arbeit dort erfährt, wo gemeinhin der Nobelpreis verliehen wird. Auf ihre Weise ist Melinda Gates die Frau der Zukunft und dankt Simone de Beauvoir: Man kommt nicht als Frau zur Welt. Frau macht sich fit, Mann macht sich fit. Aber nur durch Frauen überlebten die Menschen, an die Haare der Mütter geklammert, währende hungrige Bären brüllten. OK, bei Theweleit und Co. waren es Tiger.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #175 am: 20 Januar, 2008, 00:43 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Kinder, Inder, was waren das noch für tolle Zeiten. Nein, Großväterchen Hal erzählt nicht vom letzten Krieg, den gar nicht so glorreichen 68ern, oder von seinem ersten Akustikkoppler, als sein Bart noch rot war. Ich blättere heute schlicht 277 Wochenschauen zurück in eine Zeit, als Wahlkampf war und in Hessen und Niedersachsen die brutalstmögliche Dienstleister-Wahl anstand. Damals schmiss Nokia eine rauschende Party, auf der sich die Prominenz so stapelte, dass die B-Promis als Teppichläufer mit von der Partie waren. Ja, es waren die gloriosen Zeiten, als Nordrhein-Westfalen, seit Ewigkeiten von den Sozialdemokraten regiert, noch Geld hatte für Nokia und Festredner Peer Steinbrück so schöne Formulierungen fand wie: "Die Landesregierung steht gerne als Dienstleister für Nokia voll zur Verfügung". Und was für schöne Dienstleistereien hatte man damals für Nokia, für die Firma, die von allen Mobilfunkanbietern am meisten von der deutsch-deutschen Vereinigung profitieren konnte. Das marode, löchrige Telefonnetz im Osten, geflickt durch tausende von Funkstrecken, eine postsozialistische Goldgrube für den Karawanen-Kapitalismus.

*** Schafft eins, zwei, viele Nokias, freuen sich die Apologeten der herrschenden Wirtschaftsordnung und freuen sich geradezu auf die absehbare Pleite der hochsubventionierten Chipindustrie in Dresden. Dabei ist die Sache wirklich einfach, ganz ohne rumänische Blutsauger: Es macht keinen Sinn, Produkte herzustellen, die keinen Wert haben. Nokia ist längst dabei, sich von der Handyproduktion zu verabschieden, genau wie man sich von der Produktion von Autoreifen und Regenmänteln verabschiedet hat, oder wie die mit deutschen Subventionsgeldern in Bochum gefertigten Graetz-ITT-Nokia-TVs längst entsorgt sind. Nokia wandelt sich vom Handybauer zu einer Internet-Firma wie Google mit dem Google Phone/Android, da ist ein Werk wie das in Rumänien nur eine bessere Verpuppung im Larvenstadium auf dem Weg von der Karawanserei zur Dienstleisterei. Politiker, die demonstrativ ihre Nokia-Handys wegwerfen, merken offenbar nicht, dass Nokia demonstrativ seine Handys längst weggeworfen hat.

*** Nicht 277, sondern schlappe zwei Wochenschauen zurück schrieb ich über die Frage unserer Symbiose mit dem Computer, die einen Überschusssinn produziert, der in einen Kontrollüberschuss münden kann. Die kommenden Computernetzwerke der Gesellschaft brauchen keine Nokia-Handys, wenn jedes Gerät nicht nur eine IP-Adresse, sondern auch eine SIM-Karte besitzt.

*** Nicht der Bundestrojaner, nicht die Vorratsdatenspeicherung, sondern die Herdprämie ist Unwort des Jahres geworden und wandert bei der CDU/CSU in den "Sprachmülleimer". Bei mir stellt sich als Assoziation kein Heimchen am Herd ein, sondern der Gedanken an die armen Schweinchen, die den Mist aufessen müssen, den ein Heer von Fernsehköchen tagtäglich zubereitet. Aber bitte, es gibt Dinge, die Frauen nicht verstehen wollen und Männer nicht denken können. Passend zum Unwort des Jahres verweise ich auf den Superhit des Jahres 1968, der beweist, dass die "68er" viel schlimmer waren, als sie es uns weißmachen wollen: Stand by your Man. Vielleicht war das mit dem Bundestrojaner-Vorschlag ja auch voreilig: Es gibt nur eine Herdprämie, aber viele Trojaner. Zuerst kommen die Weißwurschttrojaner "mit einer Handvoll Online-Durchsuchungen", dann die Digi-Spätzle mit der nächsten Handvoll, gefolgt vom alle Daten verdauenden Saumagen, bis hoch ins aufständische Nordrhein-Westfalen. 16 Bundesländer, ein jedes mit einer Handvoll Durchsuchungen, das läppert sich. ZAP, die Zentrale Antiterror-Polizei hat beste Karten im Kampf gegen die Gefährder, Abschleppen inklusive: "Wenn ein Parkplatz belegt ist, der für eine Observation benötigt wird, dann kann das BKA gegen den Fahrer sogar einen Platzverweis aussprechen." Wer deutsche Autos vom Platz verweisen kann, für den sind Computer, Festplatten und USB-Sticks kein ernsthaftes Hindernis.

*** 64 Felder hat ein Schachbrett, 64 Jahre wurde Bobby Fischer alt, einer der ganz Großen in der Welt. Mit 60 Jahren wurde er zum fliegenden Holländer in der Welt des Internet-Schachs. Im Alter von 82 Jahren starb Richard Knerr, auf seine Weise ebenso verschroben wie Bobby Fischer. Knerr war ein Spaßvogel, kein großer Erfinder, hatte aber ein Näschen für verrücktes Spielzeug, das seine Firma Wham-O popularisierte. Ihm verdanken wir so wichtige zivilisatorische Errungenschaften wie den Hula-Hoop-Ring, die Frisbee-Scheiben und die Flummie-Bälle. Ich kenne zahllose Programmierer, die sich mit Wham-O-Spielzeug ablenken, wenn der Stress zu gross ist.

Was wird.

Fünf Tage lang treffen sich 2500 Macher und Lenker aus aller Welt in den Schweizer Bergen beim Weltwirtschaftsforum (WEF) und diskutieren über das schöne Thema "Die Kraft gemeinsamer Erneuerung", vulgo ingleso "The Power of collaborative Innovation". Die deutsche Politik ist etwas schwach vertreten, denn es ist Wahlkampfzeit, da braucht man Kraft für andere Sachen, da wird gekollert, nicht collaborativiert, wie bei Dadavos. Dank Youtoube soll aus dem Weltwirtschaftsforum ein "weltumspannenendes Videogespräch" werden, bei dem die drängenden Fragen der Menschheit in die laufenden Sitzungen eingespeist werden. Die Weisheit der Massen ist gefragt, nicht nur bei auch (erster Buchstabe zum Schutz der Privatsphäre von auch entfernt.

Auch Jimmy Wales und die Wikimedia Foundation sind mit von der Partie, gefeiert als eine von 38 Firmen, die anno 2008 Pioniere der Technologie sind. Dabei ist die Wikimedia der einzige Teilnehmer, der das geforderte Pionier-Schutzgeld von 20.000 Euro nicht gezahlt hat. Es ist etwas her, dass der Soziologe Richard Sennett den verlogenen Zirkus der Homini Davosiensii geschildert hat. Als Gegenbild bietet er nun den ehrlichen Handwerker an, den schlauen Apple-Ingenieur, komplett mit Microsoft als Beweis für die These, dass der Beste eben nicht gewinnt.

Wie seit vier Jahren üblich, schlagen Internet-Promis wie Jimmy Wales oder "GooGoo-Girl" Marissa Mayer kurz vor dem Weltwirtschaftsforum klimaneutral in München bei Hubert Burdas "Digital Life Design" (DLD) auf. Das Gepupse, was dort über soziale Netzwerke und das neue Bild der Welt ventiliert wird, wird klimaneutral von einer indischen Zuckerfabrik weiterverarbeitet. Auf dem DLD kann man den techno-libertären Neocons von Facebook zuhören, die sich auf die posthumanistische Singularität vorbreiten, oder Martha Stewart zuhören, die den "Aenne Burda Award" für "Creative Leadership" bekommen soll. Oder man kann sich an den letzten DLD erinnern, als Peer "Karawane" Steinbrück davon schwärmte, wie attraktiv Deutschland für Investoren doch ist.

Inhaltlicher Schwerpunkt des DLD ist jedoch ein Swimming-Pool auf dem Dach des Hotels "Bayerischer Hof", komplett mit neckischen Wasserspielchen, Longtail-Party und der Frage, wann Burda nach Max denn die Tommorow strategisch ins Aus richtet. Im letzten Jahr beeindruckte der Blogger Craig Newmark von craigslist auf dem DLD seine Zuhörer, doch in dem 360 Seiten dicken "Book for friends" zur Konferenz ist er nur mit einem kleinen Passbild in der Rubrik "Final Curtain" zu finden. Die Netokraten wissen halt Bescheid, wie Ausgrenzung funktioniert. Große Blogger stehen in diesem Jahr nicht auf dem Programm. Sie dürfen über Lufthansa blubbern oder besser gleich ab in den Hofbräukeller, da werden Sie mit einem Austrinkbon geholfen.

Da hat doch neulich glall, glallala äh, glatt die Süddeutsche Zeitung Ai Weiwei, den anderen großen Blogger der letzten DLD auf ihren Seiten veröffentlicht, frisch aus seinem Blog, doch der Text ist leider nur auf toten Bäumen verfügbar: "Bei uns gibt es keine Demokratie, keine Gerechtigkeit und Gleichheit, nur Täuschung und Verrat. Und 'ein Traum' – welcher Traum? Noch mehr korrupte Behörden, unsaubere Geschäfte, endlose Lügen und zweifelhafter Wohlstand". Gemeint ist übrigens China.

Da bleiben wir doch lieber in Du bist Deutschland. Eigentlich wird ja erst am Mittwoch durch Forschungsfrontfrau Anette Schavan das Jahr der Mathematik eröffnet, aber was wäre unser Land ohne zünftigen Zickenkrieg? Unter dem seltsamen Slogan Du kannst mehr Mathe als du denkst hat die Chefin das Wort vorab ergriffen und behauptet (ziemlich zum Schluss des Podcasts): "Probieren Sie es doch einfach mal: Vom Kopfrechnen bis zu den Formeln, die Sie noch aus Ihrer Schulzeit kennen, bis hin zum besseren Verstehen des Computers." Doch was zum Teufel trägt Mathematik zum besseren Verstehen des Computers bei? Hatte Frau Merkel mit ihrem Satz vielleicht den neuesten Slogan aus der den Lesern bekannten Stadt in der norddeutschen Tiefebene im Sinn? CeBIT: Wo aus Null und Eins Milliarden werden. Wo doch in der Mathematik aus 0 + 1 nur 1 wird, bei hinreichend kleiner Null.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #176 am: 27 Januar, 2008, 00:16 »
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Was war.

*** Schön war's am Montag, dem Schwarzen, als schlappe 800 Milliarden Dollar an den Börsen vernichtet wurden. Nur weil die Definition des Begriffes Börsenkrach verlangt, dass die Aktienkurse weltweit um 10 Prozent einbrechen, war es keiner. Podcastend beruhigt unsere Kanzlerin und spricht von Turbulenzen, die turboschnell vorüber sind. Doch manchmal ist eine Efflation nur Vorbote einer großen Emesis, um es vornehm zu sagen. In den USA ist die Hypothekenkrise mittlerweile in einem Stadium, in dem Wohlhabende aus Ärger über den Wertverfall ihre Hypotheken nicht bezahlen. In Großbritannien ist der Hypothekenmarkt kaputt, im bauwütigen Spanien stehen 700 Milliarden Hypothekenkredite auf der Kippe. Wie schön, dass Wettkönige Einzelfälle sind.

*** Schön war's am Montag, in München, wo Digital, Life, Design auch olfaktorisch eine Note hinterließen. Nokia hatte einen eigenen Stand und zeigte mit dem N77 ein Fernseh-Handy für das in Bayern nicht existente DVB-H, das garantiert nicht in Bochum gebaut wurde, wie am Stand eilfertig versichert wurde. Nokias Stratege Tero Ojanperä durfte erzählen, wie wichtig "das Internet" auf dem Handy ist und Fragen zu Bochum waren nicht zugelassen. Markets Of Mobility heißt eben auch, dass man schnell mal mit dem Nokia-Village umziehen kann. Wo kämen wir denn hin, wenn der Kapitalismus nicht funktionieren dürfte, wie er funktioniert, komplett mit kleineren Verstößen. So mehren sich die Klagen, dass Nokia blind ist für den Image-Schaden, komplett mit Klagen über unproduktive Forscher. Doch wer blind ist, wird nicht auf Blinde hören.

*** Schön ist er, der digital Lifestyle, der nicht die Probleme der Blinden hat. Oder die von RollstuhlfahrerInnen, die Probleme mit dem Zutritt in das Laufhaus der Digerati haben – nur um dort eine bescheuerte Extremsportlerin erleben zu müssen, die Werbung für ein klebriges Dosengetränk macht und mit ärztlicher Kunst nach einem bescheuerten Sprung zusammengenagelt werden musste. "Und dann sprach sie davon, dass sie immer dachte, entweder sie lebt oder ist tot, aber niemals etwas zu erleben, was dazwischen ist – im Rollstuhl zu sitzen." Passend gesellte sich ein Konferenzvortrag dazu, der den Do-It-Yourself-Holocaust propagierte, die möglichst geschickte Auslese unwerten Lebens. Finanziert wird das Projekt vom jüdischen Google-Gründer Sergej Brin, beworben wird es von der jüdischen Star-Familie um Freeman Dyson und seinen Kindern Esther und George Dyson, allesamt feste Größen im Zirkus des Verlages, der mit Zuschnittmustern groß wurde. Hey, da muss man lachn. Mit'em Jaschtscherkes, oder qozn kotzn und, wenn eigentlich nichts mehr drinne ist, Schleim würgen. Damit bin ich fast schon in der Zukunft. Doch die Vergangenheit hält mich fest wie den Engel der Geschichte.

*** Bill Gates ist auf seiner Abschiedstour, diniert mit unser aller Kanzlerin, holt sich und seiner Gemahlin einen Doktortitel in Schweden ab und düst in die Berge, nach Davos. Kurzum, er ist auf dem besten Weg zu einem Heiligen. "Die Konzerne, lautet seine Botschaft, müssten Armen helfen, der eine Milliarde Menschen, die mit weniger als einem Dollar am Tag auskommen müssen. Es schwingt dabei die Erkenntnis mit, dass die Regierungen allein das Problem der Armut nicht lösen können. Und dass nun jene, die vom Kapitalismus profitiert haben wie niemand sonst, ihren Beitrag leisten müssen." Fern liegt es mir nun, mit den Papieren zu rascheln oder nicht auf die schäbige Antwort hinzuweisen, die Gates' Mitstreiter zum ruhmreichen OS/2-Projekt parat haben. Dafür goutiere ich umso mehr die Rede, die unsere "bkin" eigens für his Billness zum Besten gab: "Wenn wir zum Beispiel an die Einführung der Gesundheitskarte in Deutschland denken, dann bedeutet sie sozusagen eine kulturelle Revolution im System des Gesundheitswesens, weil sich die Krankenkassen natürlich daran gewöhnt haben, dass keiner weiß, was sie tun, weil sich die Ärzte natürlich daran gewöhnt haben, dass keiner weiß, ob der Patient schon den dritten Arzt aufsucht, weil die Kassenärztlichen Vereinigungen – das ist jetzt schon etwas für Spezialisten des deutschen Gesundheitssystems – überflüssig werden, wenn Patient und Arzt plötzlich direkt mit der Krankenkasse kommunizieren können." Ich weiß nicht, wie diese Sätze im Kopfhörer des größten Bill aller Zeiten ankamen, zumal der Nerd nicht wissen konnte, von welchem Spielchen überhaupt die Rede war.

*** Immerhin hat "bkin" Merkel den großen Ton gefunden und davon gesprochen, dass Diktaturen und eine freie IT inkompatibel sind. Wie spricht die ehemalige EDV-Administratorin des demokratischen Aufbruches so schön zum Bundestrojaner, zur allgemeinen Bedrohung und zum Surfen außerhalb der Arbeitszeit: "In einem politisch-diktatorischen System führt dies zu einem Zielkonflikt. Auf der einen Seite muss darauf geachtet werden, dass die Bürgerinnen und Bürger eines Landes während der Arbeitszeit diese Fähigkeit erlernen. Auf der anderen Seite muss sichergestellt werden, dass diese Menschen nicht so mündig werden, dass sie beginnen, das System außerhalb der Arbeitszeit zu kritisieren." Erinnern wir uns, wie es vor 20 Jahren begann, mit dem Bröckeln. Und Havemann wandert, vollständig kommentiert, ins Internet aus.

Was wird.

Während bei der nächsten Bundestagswahl allenfalls bestimmt werden darf, ob man ein Merkel mit oder ohne Bart haben will, geht es in Hessen und Niedersachsen ordentlich zur Sache. Es ist eine richtige Schönheitswahl, meint die Süddeutsche Zeitung mit einem seltsamen Vergleich von Koch und Wulff mit einem alten Bekannten: "Anders als Bill Gates, der typische Computernerd, sind nun typische Politikernerds in Deutschland kaum zur Selbstironie fähig. Wenn man hässlich ist oder mindestens sonderbar aussieht, sollte man wenigstens manchmal darüber lachen können." Wer zuletzt lacht, weiß die Tagesschau oder spätestens verboten, das nicht Tagesschau heißen darf.

Schön wird es sein, am Dienstag, in Berlin, auf dem Europäischen Polizeikongress, am Ort, den die Chaos-Computerer so lieben, dass sie immerzu nach Videos von ihm dürsten. Europas oberster Innenminister Frattini wird reden und davon künden, wie Flugpassagierdaten im Kampf gegen den Terror helfen. Deutschlands rollender Innenminister Schäuble wird in dem ehemaligen sozialistischen Prachtbau reden und seine neue Bundespolizei über den blauen Klee loben. Dann ist da noch der virtuelle Innenminister und Sachbuchautor Dieter Wiefelspütz, der leider nur vorsitzen wird beim Panel "Policemen of the Future". Zum bekannt wirren Reden reicht es nicht, arbeitet er doch zurzeit an einem Buch über die Online-Durchsuchung von Festplatten, für die er jede wissenschaftliche Stellungnahme zu Online-Durchsuchungen lesen muss, vor denen nur SOA-Enticklungsprinzipien und XML-fähige Datenbanken wirksam schützen. Weit kann Wifelspützer mit der Lektüre freilich nicht gekommen sein, wenn er behauptet, dass alle maßgeblichen Sicherheitsexperten für die Installation von Staatssicherheitsbytes sind, nicht nur die Krachledernen. So tanzt der Kongress und IBM freut sich, mit seiner Integrated Intelligence den schönsten Messestand zu besitzen. Zu sehen dort der große Fortschritt, den die Fahndung nach Andersdenkenden seit den Tagen der Hollerith-Maschinen gemacht hat:

"Unter Nutzung der Softwareprodukte IBM Omnifind Enterprise, IBM Entity Analytics (EAS) und IBM Global Name Recognition (GNR) wurde ein integrierter, automatisierter Ablauf der Informationsanalyse realisiert: IBM Omnifind Enterprise analysiert unstrukturierte Textinformationen hinsichtlich begrifflicher Kategorien (z.B. Personen, Ereignisse, Fahrzeuge, Orte etc.) und extrahiert diese aus dem Text. IBM Entity Analytics gleicht anschließend die Personen betreffenden Informationen (Namen, Adressen und Merkmale wie Alter, Größe oder Haarfarbe) mit strukturierten Informationsquellen ab. Hierbei werden auch verwandte Merkmale und Synonyme (z.B. "dunkle Haare" statt "Haarfarbe braun") berücksichtigt. Neben der Analyse der Identität einer Person – also der Fragestellung ob sich die Informationen auf ein und dieselbe Person beziehen oder nicht – ist das System auch in der Lage, Beziehungen zwischen mehreren Personen zu analysieren. IBM Global Name Recognition unterstützt speziell die Analyse des Namens als das wichtigste Merkmal natürlicher Personen. Die Lösung bietet eine Reihe von Funktionen, um sprachliche Ähnlichkeiten, unterschiedliche Schreibweisen und Umschriften, klangliche Ähnlichkeiten oder kulturelle Zuordnungen zu analysieren und auszuwerten. Dabei sind Namen aus über 200 Ländern und 15 Kulturkreisen berücksichtigt. Das Gesichtserkennungssystem FaceVACS-DBScan unterstützt Mitarbeiter von Polizeibehörden bei der Identifikation unbekannter Personen. In Sekundenschnelle können beispielsweise Polizei-interne Bilddatenbanken auf ähnlich aussehende Gesichter durchsucht und die 20 oder 100 Ähnlichsten ermittelt werden."

Selbst Demomaterial wird da sein, draußen vor dem Kongress.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #177 am: 03 Februar, 2008, 00:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Während China im Schnee versinkt, die Infrastruktur des jüngsten Wirtschaftswunderlandes zusammenbricht und demonstriert, auf wie dünnem Eis die chinesische Kommunistische Partei ihren kapitalistischen Boom abzieht, freut sich die schönste Stadt Deutschlands in der norddeutschen Tiefebene über gepflegtes Aprilwetter – in der Hoffnung, dass jetzt auch gleich der Frühling ausbricht. Ob da wirklich Jan Garbarek die richtigen Töne bläst, der sein Saxophon in den Dienst der Perkussionistin Marilyn Mazur stellt? Na, immer noch besser als Mark Knopfler, der zum großen Langeweiler verkommt – die Spannung von Garbareks und Mazurs "Elixir" passt tatsächlich besser zur Stimmung in diesem unseren Land, nicht nur wettertechnisch. Daher also: Willkommen beim WWWWW! Denn genau, so ist es, es sind fünf W geworden, weil Deutschland ein Fünfparteiensystem wird. W steht für Wahlen, wahlweise umgedreht wird ein M draus und steht dann für die Mitte, in der sich alle Parteien drängen bis auf Oskars Hetzer rechtsaußen. Immerhin, die im Westen angekommene Partei mag vielleicht noch unter der Diktatur des Lafontainates leiden, sorgt aber dafür, dass fürderhin mit drei Bällen jongliert werden muss. Schade nur, dass beim Jonglieren und Posieren die leisen Töne nicht mehr gehört werden. Die Mainzer Erklärung (PDF-Datei) gehört darum zu den untergegangenen Nachrichten dieser Woche.

*** W ist der 23. Buchstabe unseres Alphabets und als solcher natürlich einer von der schwer konspirativen Sorte, wie wir seit Adam Weishaupt wissen. W wie Wahlen gibt es auch in anderen Teilen der Welt, etwa in den USA, wo man sich auf die Zeit nach George "W" vorbereitet. Mitunter ganz aktiv, wie Novells Nat Friedman demonstriert, mitunter eher passiv, wie Apple-Fans das mögen. Wer fragt da noch nach dem deutschen Botschafter Klaus Scharioth, der für Obama auftrat? Oder nach Bill Gates, bei dem zum Abschied Obama und Hillary Clinton auftraten. Nur Gott fehlte, obwohl auch Gott mit Microsoft-Programmen arbeitet.

*** Kaum hat sich Bill Gates zurückgezogen, hat Steve Ballmer Yahoo ein Kaufangebot unterbreitet. Eilfertig schwingen sich die Kommentatoren auf, zur möglichen Fusion von einem Blinden mit einem Lahmen von möglichen Synergien zu reden und Suchmaschinen-Marktführer Google als Verlierer zu beschreiben. Offenbar macht sich niemand die Mühe, Yahoo als das Sammelsurium von Einzelfirmen zu beschreiben, das es wirklich ist. Wer ziemlich wahllos viele Dinge in seinen Wanderrucksack schmeißt, hat keine Ahnung, welche Tour er wirklich gehen will. Und wie ein großer Blogger meint: Borg makes Yahoo its bitch ist eindeutig die beste Beschreibung von Microsofts Dotcom-Bemühungen.

*** Die wirkliche Sensation dieser Woche hatte Cisco zu bieten, als es mit einem fröhlichen Winken Richtung Google die neue Nexus 7000er-Serie und das dafür neu geschriebene NX-OS vorstellte. Über eine Milliarde Dollar Entwicklungskosten sollen in das Multicast-System Nexus geflossen sein, das in den nächsten Jahren die Catalysten ablösen soll. Für die nächste Dekade werden es diese 200.000 Dollar teuren Brocken sein, die mit 15 Terabit pro Sekunde und Fibre Channel over Ethernet das Internet schultern. Getestet wurden die Systeme bei Microsoft, das MSN auf ihnen laufen lässt, sowie in den Lawrence Livermore Laboratories. Die nächsten möglichen Testkandidaten sollen Yahoo und Google sein. Vielleicht wird Steve Ballmer mit Stühlen nach dem braven John Chambers werfen, der zur Vorstellung des Boliden anmerkte, er könne ein zwei Megapixel großes Bild von ihm (Chambers, nicht Ballmer) an jeden Menschen in der Welt in 28 Minuten senden. Zum Kopieren der kompletten Wikipedia brauchte die Nexus 7000 nach Angaben von Cisco 10 Millisekunden, ein Backup des gesamten öffentlichen Internet soll 8 Minuten benötigen. Mit zwei Nexus 7000 an jedem Ende sollen gleichzeitig 5 Millionen Videokonferenzen in hoher Auflösung durchgeführt werden können. Die Techniker, die diese Systeme betreuen, werden das heutige Internet belächeln, wie wir lächelnd an die Tage der V.90-Modems denken, als man über 1200 Baud-Koppler lachte.

*** Die Chronistenpflicht gebietet es, auf den frisch gekrönten Sieger bei der Rückblende 2007 hinzuweisen. Es ist ein Foto der Clowntruppe Rebel Clown Army, die angeblich vor Heiligendamm Polizisten mit Pustefix verletzten. Das bringt mich zu dem europäischen Polizeikongress, der in Berlin stattfand mit der bitterlichen Klage, dass EDV-Fachkräfte fehlen. Modern soll sie werden, unsere Polizei, komplett mit der Umstellung auf Englisch als europaweit einheitliche Polizeisprache. Man könnte jetzt darüber ins Grübeln kommen, dass der menschliche Körper aus polizeilicher Sicht ein geschlechtsloser Oberkörper ist, gegen den die geschleuderten Seifenblasen prallen.

*** Eine besondere Blubber-Blase lieferte der Kongress mit der Debatte über eine europäische Fluggastdatenbank ab, komplett mit der Pointe, dass diese von Justizministerin Zypries abgelehnt wird, der sonst so energischen Verfechterin von Datenspeichereien auf Vorrat. Haken wir mit Bruce Schneier die Liste der verbesserten Sicherheitsmaßnahmen ab: Verstärkte Cockpittüren, das Bewusstsein der Passagiere, möglicherweise kämpfen zu müssen und vielleicht noch die Anwesenheit von Sky Marshals. Der ganze Rest, die Datenbanken und die Biometrie, nach Schneier: Mumpitz, ein einziges endloses Sicherheitstheater, eine Simulation oder ein übler Fake, der Reisen grundlos beschwerlich macht.

*** Ob das auch für die beiden Laptops gilt, die mit einem "chirugischen" Eingriff der nämlichen Justizministerin gemopst worden sind? Eine politisch motivierte Tat, um etwa einen Bundestrojaner aufzuspielen? Und warum braucht eine Ministerin zwei Laptops? Etwa einen, der strikt vom Internet getrennt betrieben wird und auf dem alle wichtigen Daten nur verschlüsselt liegen? Sollte die ganze Debatte um den Blödsinn der heimlichen Online-Durchsuchung von Festplatten tatsächlich gewirkt haben, dass sich jemand professionell auf die Zumutungen von Schäuble, Ziercke und Co. eingestellt hat? Verschwörungstheoretiker werden sich freuen, und, völlig klar: "Auf den Rechnern befanden sich keine brisanten Daten."

*** Zur Klage von Juli Zeh gegen Otto Schily rauscht der Blätterwald und berichtet, dass jetzt der Datenschutz in der Popkultur angekommen ist. Schön wäre es, doch es sind nur Einzelne wie Jim Rakete, die gegen Vorratsdatenspeicherung und andere Sachen sind. Halten wir fest, dass Juli Zeh eine gelernte Juristin ist, die als Repetitorin arbeitete und deren Studien zum Europarecht in Fachkreisen gelobt wurden. Eine Dissertation zum rechtlichen Status des Kosovo steht noch aus. Das alles ist Schily wohl bekannt, doch arrogant wie eh und je fabuliert er von der Fantasiebegabung der Schriftsteller. Darin nicht unähnlich hat der ADAC in dieser Woche einen Kessel Häme kassiert, für ein juristisches Gutachten zum Scannen von KFZ-Kennzeichen. Doch Bürgerrechte gelten auch auf der Autobahn. Das schreibt sich gut und liest sich noch besser: Wem es um den Schutz persönlicher Daten geht, ist auf jeden Verbündeten angewiesen, auch auf den ADAC.

Was wird.

Während einige mit Grimme Online Stickerl prämierte Komedos schon auf die Fun-Party namens CeBIT im schönen Hannover hinarbeiten, wird vorher der Weltkongress der Mobilisten in Barcelona tagen. Vielleicht erfährt man da, ob Motorola seine Handy-Sparte an MShoo verscherbelt, die sicher noch eine Antwort auf Android gebrauchen können. Nur eine Adapter-Lösung, auf die ich seit Jahren warte, wird es nicht auf die Messe schaffen. Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode.

Das gilt auch für die seltsame Subventionsdiskussion, die im Falle von Nokia mittlerweile Eilbedürftigkeit erreicht hat. Weit weg von Bochum und den unangenehmen Zählereien von Arbeitsplätzen wird Nokia in Barcelona "rumänische Handys" präsentieren und von der Zukunft des mobilen Fernsehens in der Handtasche schwärmen. Nicht jeder ist so geschickt wie Wincor-Nixdorf und beschäftigt überwiegend Leiharbeiter, die wöchentlich 42 Stunden und mehr zu Niedrigstlöhnen arbeiten. Während ganze Abteilungen nur noch von Leiharbeitern besetzt sind, schauen Betriebsrat und Gewerkschaft machtlos zu. Dafür ist man nett und zieht nicht nach Rumänien um.

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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #178 am: 05 Februar, 2008, 21:45 »
Zitat
Und warum braucht eine Ministerin zwei Laptops? Etwa einen, der strikt vom Internet getrennt betrieben wird und auf dem alle wichtigen Daten nur verschlüsselt liegen?

Wird wohl so sein....  ;D

Aber wer hat ihr diese überaus kluge Methode vorgeschlagen ?  ;)


Liest die Gute etwa unser Forum ??

Offline SiLæncer

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #179 am: 10 Februar, 2008, 00:34 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Eigentlich bin ich zu dick. Ja, meine Frau sagt das auch immer: Iss weniger, nimm ab. Und, ja, ich geb's zu: Ich bin zu dick. Möglicherweise ess' ich sogar das Richtige, aber zu viel. Da mögen noch so viele Verzehrstudien daherkommen mit ihren Unterschichtsressentiments und ihren Parolen des Klassenkampfs von oben, da mögen noch so viele Gelberüben futternde Seehofers in die Kamera grinsen: Ich bin zu dick, weil man gerade von den guten Sachen gerne zu viel isst. Ginge ich nur zu McDonald's, würde ich wahrscheinlich verhungern. Igitt. Also ist es derzeit halt so, wie es ist: Ich bin zu dick. Was mich zu der Frage führt, was eigentlich so das Lieblingsessen eines WWWW-Lesers ist? Wachtelbrüstchen auf Sauerampfermus? Zwiebelsteak mit Pommes? Fish'n'Chips? Osobuco mit Kürbis und gebackenen Kartoffeln? Spinat-Lasagne? Mit Pesto überbackener Seeteufel im Tomatenbett? Jetzt bin ich gespannt. Und verspreche, zwar eine Lieblingsessensliste zu veröffentlichen, aber keine Kochshow aus dem WWWW zu machen.

*** Aber nicht nur ich bin zu dick, auch die Sprüche mancher Leute. Die sind dann aber noch weitaus ungesünder als gutes, reichliches Essen: Es geht noch was, meine Herren Sicherheitspolitiker von der Sicherheitskonferenz, so richtig vollgestopft sind wir noch nicht. Die NATO hat 50.000 Soldaten in Afghanistan und ist erst seit 6 Jahren dabei, das Land zu verschönern. Die Sowjetunion hatte 100.000 Soldaten und 10 Jahre gebraucht, bis die Erkenntnis dämmerte, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist. Da geht noch was, da ist noch Platz. Die angeordnete geographische Korrektur ist schlicht und wirkungsvoll: Der Norden wird jetzt auf ganz Afghanistan ausgeweitet, juchhu, juchhei, wir sind dabei. Halt, noch ist es nicht soweit, auch wenn die Außenkämpferlobby sich schwer anstrengt. Bis dahin lesen wir schöne Formulierungen wie die, dass Deutschland sich am Rubicon der Kampfeinsätze befindet. Oder dass die Reifeprüfung der deutschen Politik bevorstehen soll. Doch wo Reife ist, ist das Faulende nah, um es mit Herrn Goethe zu formulieren. Das Faule ist in diesem Fall die neue Terrorhysterie, komplett mit deutschen Untertiteln. Zünftiger Frontalunterricht, gefilmt und ins Internet gestellt, wird als Forcierung der tödlichen Bedrohung gewertet.

*** Dann sind da noch die tückischen E-Mails, mit denen alles angefangen hat, bei den Kofferbomben, einem von mehreren "Planungssträngen" der Al-Qaida. Da muss doch was getan werden, wie auch der Richter befindet: "Schauen Sie uns an! Wir möchten Ihr Gesicht sehen! So, jetzt sind Sie quasi online!" Hoffentlich mit den richtigen arabischen Untertiteln, so geht Forcierung andersrum.

*** Eine neue Forcierung bekommt auch Christian Klar zu spüren, dem die Hafterleichterungen gestrichen wurden, weil er fliehen wolle. Zur Begründung der Ausgangssperre dient ein lobendes Schreiben der "militanten gruppe" und die rechtsfeindliche Einstellung des Häftlings, der seiner Zeugenpflicht nicht nachkommen will. Neben den bewachten Ausgängen ist offenbar auch das Ausbildungsprogramm gestrichen, das auf ein Leben nach der Haftzeit vorbereiten soll. Passend dazu gibt es einen neuen Gesetzentwurf zum Allzweckparagraphen 129a, der die "Sympathiewerbung für kriminelle und terroristische Vereinigungen" wieder unter Strafe stellt, wie 2003 gestrichen. "Gerade in einer Zeit gegenwärtiger Bedrohung durch terroristisch motivierte Anschläge könne es nicht hingenommen werden, dass derjenige straffrei bleibe, der dazu aufrufe, sich mit den Zielen solcher Vereinigungen zu solidarisieren." Wer schreibt, er rechne mit der Niederlage der Pläne des Kapitals und der Chance, dass die Tür eine andere Zukunft aufgemacht werden kann, muss ein lebenslanges Türverbot bekommen, mindestens.

*** Wenn etwas den abgewrackten Zustand der Musikindustrie verdeutlicht, dann sind das wohl Pressemeldungen wie dieses "Fact Sheet Amy Winehouse", das mit den Worten beginnt: "Mit 24 Jahren ist Amy Winehouse bereits dort angekommen, wovon andere ein Leben lang träumen." Ganz unten also, komplett mit Reha und Entzug; die Musikindustrie organisierte sowas gerne Hollywood-reif als wohlfeile Reue drogensüchtiger Halbstars und nennt das ganze "Rehab", was Amy Winehouse schon musikalisch weit von sich wies. Ganz unten aber hält sich schon länger Michael Jackson auf, dessen geniales Thriller-Album neu aufgelegt wurde. Neu abgemischt, eine faulige Trostlosigkeit ohnegleichen, die Quincy Jones sicher im Grab rotieren lässt. Was muss man dieser Industrie noch wünschen, die solche Verbrechen an der Musikgeschichte begehen kann?

*** Und nein, Michael Jackson ist nicht zu dick, auch wenn manche in ebenfalls bereits der Unterschicht zurechnen. Aber ganz unten, ja, da ist es wenig gemütlich, ganz unten ist es – dick oder nicht – eher ungemütlich. Das lernen auch die letzten Verteidiger des Volksaushungerungsprogrammes namens Hartz IV, die allen Ernstes vorrechnen, wie man sich vom Transfereinkommen vollständig, gesund und wertstoffreich ernähren kann – ohne Alkohol und Zigaretten. Spaghetti Bolognese, Gemüsesuppe mit Fleisch und Bratwurst mit Sauerkraut im Wechsel propagiert der Kleinstclement von Berlin, Thilo Sarrazin. Wer von dem Weg der Tugend kommt, dem droht so Furchtbares wie das Huhn in Handschellen. Da lob ich mir unser Lieblingsessen. Aber was war das nochmal gleich?

*** Aber von wegen zu dick im Zusammenhang mit ungehörten Tönen: Zu dick aufgetragen ist manches ja auch. Denn es ist ja nicht so, als würde ich das Esbjörn Svensson Trio (in marketingtechnisch modernisierter Schreibweise gerne als e.s.t. tituliert) nicht manches Mal als nette Begleitmusik hören, auch wenn sie zunehmend langweiliger wurden und mit "Viaticum" endgültig als Bobo-Jazz durchgingen, der passend zu Barcamps und Bloggervermarktungsaufgalopps gespielt wurde. Aber seit ein paar Wochen kommt immer wieder "Live in Hamburg" in den CD-Spieler bzw. den MP3-Streamingclient – denn dieses Livekonzert straft alle Vorurteile und abwertende Beschimpfungen, die über e.s.t. hernieder regneten, Lügen. Changierend zwischen Free Jazz, Swing und Blues, und doch all diese Stile und Kategorien nie wirlich treffend, kurz vor der Umsetzung einhaltend (und das Mitklatschen des Publikums während einer Bass/Schlagzeug-Sequenz wirkt äußerst deplaziert), ist es wohl das Spannendste und Anregendste, was man neben Wollny/Kruse/Schaefer und Jarrett/Peacock/DeJohnette heute an Trio-Jazz vernehmen mag. Ja, ich geb es zu, ich bin nicht nur zu dick, ich muss auch eine frühere, etwas apodiktisch vorgebrachte Bewertung korrigieren. Um gleich neue hinzuzufügen: Jason Moran klimpert da doch ziemlich hinterher, und Brad Meldau kommt schon gar nicht nach.

*** Apropos dick und hinterher kommen: Hats off to the tinkerers. heise online ist in Großbritannien gestartet, mit offizieller Unterstützung des Ministry of Silly Walks (Ministerium für dumm gelaufen) und einem Off-Topic-Forum, in dem die ersten Schlachten ausgetragen werden, wie denn eigentlich Linux-Frickler korrekt übersetzt wird. Die Nation der Fish'n'Chips-Esser ist auch zu dick, fremdelt aber noch etwas ob der komischen Fischrüberreich-Sitten, die im schicken neuen Forum ausprobiert werden. Was ist, wenn am Ende die Sache mit dem englischen Humor eine typisch deutsche Erfindung ist, wie diese Vorstellung der Wisdom of Krauts?

Zur Feier der neuen Line Extension muss ich natürlich Shakespeare bemühen, den größten Barden aller Zeiten. Auf deutsche Zunge beschränkt zitierend:

Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn', und dann nicht mehr
Vernommen wird: ein Märchen ists's, erzählt
Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet.

*** Der Link zu den wunderbaren Sätzen geht natürlich zum neuzeitlichen Ministerium dumm gelaufen, besser bekannt als Groklaw. Es kündet heuer davon, dass SCO langsam sein Unix-Business vaporisiert und offenbar die 30 Leute entlässt, die den letzten Strang dieser Entwicklung am Puckern gehalten haben. Das alles 50 Jahre nach dem Start der Agentur, die das Project MAC in Windeln bettete. Ein Märchen, verklagt von einem Dummkopf, geht zu Ende, und die Komödianten und Artisten versammeln sich in der Zirkuskuppel, ratlos wie immer. Wer will, kann diesen Satz in diesem SCO-Kontext auf Linux beziehen: "Die Utopie wird immer besser, während wir auf sie warten."

Was wird.

Immer besser wie in "wäscht immer weißer" vielleicht? Vor dem Wahlkampf ist nach dem Wahlkampf. Besonders in Hamburg, wo ein Abenteurer durch die Stadt streicht. Michael Naumanns Programm wird nur von dem der FDP getoppt, die gegen den Leinenzwang für Raucher kämpft – oder so. Auf alle Fälle betreibt sie dafür ein Kühlschrankmarketing, das raffiniert die ganze Klaviatur des Internet nutzt, auch wenn die Tasten offenbar mit der Dachlatte geprügelt werden. Dass es ein und dieselbe Partei ist, die gegen Vorratsdatenspeicherung, die Online-Durschuchung und andere Demontagen von Bürgerrechten antritt, die einen Theodor-Heuss-Preis vergibt, der für "bürgerschaftliche Initiative und Zivilcourage" verliehen wird, ist schwer fassbar. Ist aber so. Ok, der Wahlslogan "Leinen los – Hunde nicht an Menschen fesseln", der hat etwas sehr Freiheitsliebendes an sich. Hunde-Besitzer mit Agility-Fimmel können ja so eine knappe Wahl entscheiden.

So gibt mir die FDP eine pitbullmäßig steile Überleitung zur Nachricht, dass in Kürze das Urteil zu Online-Durchsuchungen zu erwarten ist. Eile ist geboten, da kann man schnell ein paar Besänftigungen an die Gesetzesvorlage bappen, wenn Deutschland Teil eines stetig ansteigenden Bedrohungsraumes ist und allergemeingefährlichste Werkzeuge einfach so im Internet angeboten werden, komplett mit englischen Untertiteln und Menüs. Genau, Menüs. Ach, ja, ich denk schon wieder ans Essen.

Sonst noch was? Ach ja, das Waisenkind Yahoo will nicht zu Big Mama Ballmer. Sagt es zumindest. Wer's glaubt ... Mit ein paar zusätzlichen Süßigkeiten wird's schon klappen.

Quelle : www.heise.de

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