Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 124948 mal)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #135 am: 17 Juni, 2007, 00:16 »
Was war.

*** Damals war ich jung. Ich brauchte kein Geld, sondern Ideale. Mein Mathelehrer, ein Herr Ohnesorg, war von der Schule gefeuert worden, weil sein Bruder von der Polizei erschossen worden war, gewissermaßen eine Art vorweggenommener Radikalenerlass, der an unserer Schule später fürchterlich zuschlug. Wir hatten also viel Zeit im schönen Hannover kurz vor den Sommerferien und lasen aufgeregt mit großen Augen Geschichten vom Summer of Love. Ja, heute vor 40 Jahren begründete Monterey die großartige Tradition der Rockfestivals. Die Bands spielten für umme, der Eintritt war ein symbolischen Dollar, denn schließlich war Monterey eine politische Aussage, die sich für heutige Ohren bescheuert anhört: Peace & Love. Damals ging es im Summer of Love gegen den Vietnamkrieg, mit Radio Veronica und abgedrehten Schülerzeitungen wie Underground (OK, erschien erst 1968). Heute geht es gegen den Irak-Krieg, gibt es das Internet und die Blogosphäre. Da sollte man zur Feier des denkenswerten Wochenendes das orange-pinkfarbene Perlenkettchen mit dem Antikriegszeichen anlegen, das Chillum stopfen und den Mitmenschen Lotusblüten schenken.

*** Funzt aber nicht. Monterey ist vergessen, verdrängt vom kommerziell ausgerichteten Woodstock, das heute zum Rettungsanker der notleidenden Musikindustrie stilisiert wird. "Time waits for no one", ganz recht hatten sie, die Stones, ein paar Jahre später, als sie trotzdem noch guter Dinge waren: Trotz aller Globalisierung und dem Klimaknall hat es die Lotusblüte nicht in die niedersächsische Tiefebene geschafft. Trotz jahrelanger Mülltrennung ist der deutsche Spießer nicht ausgestorben. Der Vergleich der Blogosphäre mit Untergrundzeitschriften ist schließlich völlig abwegig, wenn man liest, wie Blogger Blogger Blutblogger nennen und andere ihre Niggelichkeiten exerzieren. Love & Peace ist out. Schnell wie ein Federmesser klappt unter den spießenden Zeitgenossen der Vorwurf der Heuchelei auf, wenn man nicht Willens ist, die Sorte von Meinungsfreiheit zu verteidigen, die ein Staat taktisch reklamiert, um einen Konflikt anzuheizen.

*** "Wir verkaufen Ideale" heißt es in der Werbung der tageszeitung. Das machen sie mittlerweile recht gründlich mit einem neuen Online-Auftritt, gesäumt von einem schwarzen Todesbalken. Weinende Kinder sehen dich an, könnte man kommentieren, aber ich wollte ja nichts über das blonde Nichts schreiben. Inhaltlich überraschte das linksliberale Blatt mit einem Text, der den Einsatz von fotografierenden Tornados in Heiligendamm mit dem der AWACS-Flieger zur Fußball-WM vergleicht. Spähten die einen in den Luftraum, um frühzeitig attackierende Flugzeuge zu orten, spähten die anderen den Boden aus, um frühzeitig eine neue Generation von linken Terroristen zu entdecken. Schließlich leben wir in einem artgerechten Staat in dem jeder Bürger zunächst einmal ein verdächtiger Bürger ist und sonst gar nichts.

*** Während die nämlichen Tornados in Afghanistan aus großer Höhe kleinste Sachen fotografieren können, haben die Amtshilfeflieger über Heiligendamm angeblich nur Übersichtsbilder angefertigt und nicht das kleinste Nummernschild fotografiert. Welchen Aussagen und welchen Bildern kann man noch glauben, wenn der Manipulation der Bilder im Namen einer hirnlosen Biometrie keine Grenzen gesetzt sind? Genaues Hinsehen und das Wissen über die Psychologie der menschlichen Wahrnehmung lehrte Rudolf Arnheim unter Verzicht auf all die fetten Ontologien, die Bilder und Filme überfrachten. Denn zunächst ist da erst einmal ein Mann mit nordeuropäischem Aussehen als Komparse eines Schwarzhaarigen und sonst gar nichts. Dass da der neue Christus mit der Operation Walküre beschäftigt ist, erklären andere.

*** Täglich wächst die terroristische Gefahr und mit ihr der Umfang der Gegenmaßnahmen. Das sehen die Terorrismusexperten vor allem daran, dass ihre Datenbanken wachsen. 509.000 Terroristen sind in den Vereinigten Staaten registriert, wo man dazu übergehen will, die islamistischen Angreifer aus Europa mit einem Online-Fragebogen zu bekämpfen. Derweil wird bei uns die erste Vernebelungsanalge installiert, damit die Terroristen in die gut sichtbaren Kühltürme fliegen. Bei der Lektüre solche Nachrichten bleibt die Frage übrig, ob Terroristen so doof sind. Bruce Schneiers Antwort, eigentlich für Wired geschrieben, doch dort leicht zensiert: Jawohl, moderne Terroristen sind Idioten – und die Journalisten sind noch größere Idioten, wenn sie das Gerede vom Terror gedankenlos übernehmen. Das gilt für Anschläge auf Tanklager wie für Anschläge mit Tanklastern gleichermaßen, die mörderischen Fläschchen nicht zu vergessen.

*** Wie die Strategie funktioniert, wenn eine "moral panic" ausgelöst werden soll, kann man auch abseits des leidigen Themas Terrorismus sehen, beim noch leidigeren Thema Kinderpornografie. Es musste als Begründung dafür herhalten, dass der Start des deutschen Flickr gründlich misslingen konnte. Natürlich wird in keinster Weise Zensur ausgeübt, sondern nur nach Recht und Gesetz gesperrt. Ubi bene, ibi patria, oder wie das auf Chinesisch heißt. Ganz furchtbar getroffen hat es so manche Blogger mit markanten Inhalten, bei denen Werbung nicht von Herzen kommt.

*** Aber was solls, es ist endlich wieder Sommer, und es stimmt immer noch, time waits for no one. In der Wohnung in Hannover brütete im Blumenkasten auf dem Balkon eine Amsel bereits drei kleine Schreihälse aus, die nun des Morgens nicht nur ihre Mutter auf Trab halten, das Wetter schlägt subtropische Kapriolen und wir genießen Hitze und Donner. So günstig gestimmt kann es fast euphorisch stimmen, wenn die Auszeichnungsmaschinerie des blinden Huhns Kulturbertrieb ausnahmsweise mal wieder ein Korn findet – manchmal gibt es Preisverleihungen, die einem vor Freude Tränen in die Augen treiben; das war nicht nur beim Literaturnobelpreis für Orhan Pamuk so, das ist erst recht bei der Vergabe des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Saul Friedländer so. Wer sein zweibändiges  Werk "Das Dritte Reich und die Juden" noch nicht gelesen hat, sollte nicht länger zögern.

Was wird.

Jetzt war so viel von Love & Peace die Rede, da darf ein kleiner Veranstaltungshinweis nicht fehlen, ganz im Sinne Erich Mielkes "Ich liebe doch alle": Am Dienstag bestreitet der Fernsehkanal arte einen Themenabend zum Thema Kontrolle total. Informiert wird über die artgerechte Haltung von Bürgern im Präventionsstaat.

"Beim ersten Mal tut es weh. Dieses Mal tut es WWW" Heeeeee-rrreinspaziert, meine Damen und Herren, denn hier tut es noch viel weher, hier sind wir gewissermaßen im WWWW-Forschungsinstitut mit einem Wehweh mehr. In der kommenden Woche wird der ebenso undotierte wie unfrisierte Grimme Online Award 2007 verliehen. Da wird man wohl den netten Gag der Medienphilosophin Miriam Pielhau wiederholen können, mit dem sie auf der ersten Verleihung im Jahre 2001 für Stimmung zwischen dem Heilbutt-Carpaccio und dem Heidschnuckenrücken in Rosmarinjus sorgte. Nein, stopp, das waren nicht die Preisträger, sondern Gänge aus einem Menü, zwischen denen damals Preise verliehen wurden. Halten wir fest, dass sich Miriam Pielhau irrte. Nicht nur beim ersten Mal tut es weh. 2007 tut es immer noch weh, mit einem besonders großen Auaaua, nachdem ein Juror für den Preis nominiert wurde. Blitzschnell, wie es sich für einen elektrischen Reporter gehört, verließ er daraufhin die Jury, worüber ich schon berichtet habe. Bitte, ein bisschen Eigenblutdoping cum Captagonfeeding muss doch auch in der Kultur erlaubt sein, komplett mit Selbstzerknirsching vor laufender elektrischer Kamera, wenn anschließend der Seelenkriecher gemacht wird.

Nun ist die Sache über Wochen weiter geköchelt und das Resultat ist keine Currysuppe mit Krebsschwänzen, wie 2001 serviert, sondern eher Algenschaum an Fliegendreck a la Ferran Adria. Drücken wir also dem elektrischen Reporter den Daumen, dass er einen Award bekommt, überreicht von Miriam Pielhau, der das ganz besonders wwww tut. Wie hieß es noch zum ersten Grimme Award, als sich Dennis Hopper als Internet-Muffel outete und seine ins Internet tippende Frau als Preisträgerin vorgeschlagen wurde? "Eine Kategorie wird sich da schon schaffen lassen."

Quelle : www.heise.de

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #136 am: 24 Juni, 2007, 00:07 »
Was war.

*** Einige haben Glück, andere nicht. Den einen schenken die neckischen Wettergötter einstürzende Altbauten samt neuer, ungeahnter künstlerischer Nachbesserung. Den anderen backen die nämlichen Götter in einer Vulkanhalle den Verstand weg, auf dass sie nach einem merkwürdig durchgeführten Wettbewerb mit vielen Äähs und Ähems eine blöde Miene zu einem noch blöderen Spiel machen. Technisch gesehen hat sich der Grimme Online Award diskreditiert. Sollte der GOA 2008 weiterhin verliehen werden, sollte besser die Gesellschaft im Ostalbkreis für Abfallbewirtschaftung die Jury stellen, die sich mit Abfall auskennt.

*** Inhaltlich gesehen war der Grimme Online Award immer der kleine Bruder der bekannten Grimme-Fernsehpreise, mit denen das Adolf-Grimme-Institut vor allem öffentlich-rechtliche Sendungen auszeichnet. Immerhin hat einer der klügeren Preisträger den knackigen Widerspruch erkannt und benannt, worum es eigentlich geht. Auf ihre Weise haben es auch die öffentlich-rechtlichen Strategen klargemacht. "Die Rundfunkgebühr wird in der digitalen Medienwelt zur Content-Flatrate für Qualitätsinhalte", dieser Satz hat den Kommentator der Frankfurter Allgemeinen Zeitung so in Rage versetzt, dass er von der Enteignung der freien Presse schreibt und ein schönes Fazit präsentiert: "Denjenigen, die im ohnehin parasitär verfassten Internet mit unabhängigem Qualitätsjournalismus Geld verdienen wollen, wird öffentlich subventioniert der Boden entzogen". Plumps.

*** Auch wenn man inzwischen wieder auf die Verleger nach all der Aufregung zugehen will, sollte man sich mal dieses qualitätstriefende Video zur Gemüte führen. Dagegen wirkt der Einwand, dass in der Grimme-Jury auch ein Journalist sitzt, der für die Tagesschau produziert, wahrscheinlich kleinkariert. Denn das, was bei den Protagonisten der ganzen Show so nett Preisfrage genannt wird, ist semantisch nicht eindeutig. Sie nennen es Arbeit, wir nennen es Zuhälterei. Wahrscheinlich kommt die anonyme Seilschaften-Selbsthilfegruppe für solcherart Sozialisierte zu spät.

*** Bleibt nur die Frage, warum um alles in der Welt man auf Verleger und Verlage zugehen will und nicht auf die Menschen, die einfach so ins Internet schreiben. Sicher kommt es daher, dass für Verleger ein ganz besonderer Artikel 5 des Grundgesetzes gilt, eine Art höherer Ausfluff oder eine spezielle Firmenfreiheit. Gut, sie ist auch nicht unbeschränkt und berechtigt beispielsweise nicht, von einer Hinrichtung zu sprechen, wenn man einem Schiedsrichter dahin greift, wo es ihm weh tut – und damit ist nicht die männliche Trillerpfeife gemeint. Der schräge Humor der Juristen beschert die ins Internet schreibenden Menschen immer wieder überraschende Einsichten zur Meinungsfreiheit. Man nehme nur Sigmar "Iggy Pop" Gabriel, der seit seiner Ablehnung als Sänger bei der Gründung der Scorpions eine unglückliche Liebe zur Politik entwickelte. Im mehrfach erwähnten Genossenstreit des SPD-Politikers mit dem Parteibuchblogger geht es bald in die Berufung. Dabei meinen die Anwälte, dass unser Umweltminister keine absolute Person der Zeitgeschichte ist, also jemand, der nicht am öffentlichen Leben teilnimmt und über den schonmal ein Witz gemacht werden kann. Das lässt tief blicken, vor allem darum, weil Gabriel bekanntlich zu den Bären will. Erst in Patenschaft mit Knut, gewissermaßen auf den Schultern des Bären ragt Gabriel über die Allgemeinheit heraus. Vorher ist er nichts, vielleicht nur eine Emission von Treibhausgasen im Anzug.

*** Gab es sonst nichts Wichtiges? Keine Terrorwarnungen? Über die Panikattacken mancher Politiker regt sich mittlerweile sogar BKA-Chef Ziercke auf, der gegenüber der Presse stolz darauf ist, dass sein Amt seit 2001 exakt 6 konkrete Anschläge vereitelt hat. Stolz darf er auch sein, dass einer der in Pakistan festgenommenen deutschen Konvertiten ein Gefährder ist, der vom BKA beobachtet wurde. Das alles übrigens ohne Online-Zugriff auf die Festplatten des Gefährders. Mehr Gelassenheit wäre nicht schlecht. Wie wäre es, wenn sich der BKA-Chef eine der neuen Handquetschen schnappt und seinen schönen Satz vom erfolgreichen Monitoringsystem wiederholt an alle funkt, den Streifen zum Diktat: "Wohl nur ein paralleler Einsatz unterschiedlicher Methoden auf der Basis eines längsschnittlichen Einsatzes bei gleichzeitiger Berücksichtigung unterschiedlicher Beobachtungsperspektiven - Akteure sowie unmittelbare und mittelbare Adressaten des Terrorismus wird entsprechende Zukunftsprognosen über den Terrorismus ermöglichen."

*** Angesichts all der Terrorwarnungen und der ausgeflippten Terrorbekämpfer, die sich gegenseitig bekämpfen, kommt einem "Freiheit" nicht in den Sinn. Schade eigentlich. Aber neu, neu ist dieses Phänomen auch nicht:

Die Freiheit ist ein wundersames Tier,
und manche Menschen haben Angst vor ihr.
Doch hinter Gitterstäben geht sie ein,
denn nur in Freiheit kann die Freiheit
Freiheit sein

sang einst Georg Danzer, der am Donnerstag starb. Der österreichische Liedermacher, Rockmusiker und Komponist wird gerne unter dem Label "Austro-Pop" gehandelt, was er eigentlich nicht verdient hat. Auch die österreichische Dreierbande hat besseres geliefert als Fendrichs Herzblatt-Schmelz und Ambros' "Schifoan". Erinnern wir uns lieber an austriakischen Blues vom "Freiheit"-Schlag – oder, wenn denn schon zum Gedenken noch einmal von Austropop die Rede sein soll, an den Watzmann von Ambros.

*** Die wichtigste Computerfrage der vergangenen Woche lautete zweifellos 42. Oder eben 9:42, mithin die Zeit, die Apples iPhone auf allen bisher bekannt gewordenen Bildern zeigt. Ja, die Zeit ist aus den Fugen, könnte man mit dem großen Philip K. Dick sagen, der seinerseits den noch viel größeren Shakespeare zitierte: "Die Zeit ist aus den Fugen, verfluchte Schicksalstücken, dass ich geboren ward, um sie zurechtzurücken." Was ist die Nachricht der bestgehypten Hardware seit der Erfindung der Mikrowelle? "Nie mehr kochen", wie es damals hieß, kann es ja nicht sein. Bilden wir die Quersumme, so finden wir den fünfzehnten Buchstaben im Alphabet: O. Von diesem ausgehend, geht es, 1 und 5 genommen, einmal nach vorne und fünfmal zurück: not. kann wirklich das englische "not" gemeint sein, oder ist es nicht vielmehr ein Hilferuf von 942 deutschen Programmierern, die in einem geheimen Lager von Apple zusammengepfercht wurden, das zu programmieren sie alle zu binden, zu knechten, zu finden.

*** Verschließen wir über diesen Spekulationen nicht die Augen vor der Realität. Wer Freude am Schießen hat, wird Freunde treffen, diesen Satz hätte der große Journalist Ambrose Bierce nicht besser formulieren können, der heute vor 165 Jahren geboren wurde. Bierce nahm als Scharfschütze an einigen der blutigsten Schlachten des amerikanischen Bürgerkriegs teil, etwa der Schlacht von Shiloh. Dann ging er nach San Francisco und wurde Journalist, zusammen mit Mark Twain. Sein "Wörterbuch des Teufels" hat gleich nach den Werken des noch größeren Karl Kraus Generationen von Journalisten geholfen, den Verstand nicht zu verlieren.

Was wird.

La sottise, l'erreur, le péché, la lésine,
Occupent nos esprits et travaillent nos corps,
Et nous alimentons nos aimables remords,
Comme les mendiants nourrissent leur vermine.

Nos péchés sont têtus, nos repentirs sont lâches;
Nous nous faisons payer grassement nos aveux,
Et nous rentrons gaiement dans le chemin bourbeux,
Croyant par de vils pleurs laver toutes nos taches.

Mit dieser "Rede an die Leser" wurde morgen vor 150 Jahren mit 1200 Exemplaren ein Gedichtband veröffentlicht (und prompt vor Gericht gebracht), der die europäische Kultur gehörig beeinflusste. Ich weiß, dass ein französisches Zitat, ein Gedicht zumal, nicht unbedingt dem Lesefluss förderlich ist, aber die Blumen des Bösen müssen einfach im Original überreicht werden. Geneigte Leser, die bis hierhin gefolgt sind, werden googeln, experimentierfreudige am Babelfisch verzweifeln. Denn immer verbindet die Liebe zur Sprache das, was die Ökonomie ganz schnell trennt: Mein erstes veröffentlichtes Gedicht brachte mir 5,50 DM ein, mein Bericht über eine kontroverse Versammlung des Schützenvereins Hannover-Langenhagen 250 DM.

Damit geht es zurück zu Karl Krause, dessen Portrait hier an der Wand "henkt", komplett mit der schönen Sentenz: "Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: Sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören will." Ein großartiger Satz. Ihn sollten alle Blogger lernen, die bald den doofen Journalismus ablösen wollen. Aufs Beste übrigens bei eben diesem Baudelaire geschildert, den dieser Karl Krause als Vorbild hatte. Und weil ich meinen Freund Kai Krause umstandslos hinzu addiere, schließt dieser Wochenrückblick mit einem Gruß an alle Leser, gelangweilt oder nicht:

Mais parmi les chacals, les panthères, les lices,
Les singes, les scorpions, les vautours, les serpents,
Les monstres glapissants, hurlants, grognants, rampants,
Dans la ménagerie infâme de nos vices,

II en est un plus laid, plus méchant, plus immonde!
Quoiqu'il ne pousse ni grands gestes ni grands cris,
Il ferait volontiers de la terre un débris
Et dans un bâillement avalerait le monde;

C'est l'Ennui! L'oeil chargé d'un pleur involontaire,
II rêve d'échafauds en fumant son houka.
Tu le connais, lecteur, ce monstre délicat,
--- Hypocrite lecteur, --- mon semblable, --- mon frère!

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #137 am: 01 Juli, 2007, 04:56 »
Was war.

*** "Hochverehrter Herr Bundeskanzler, verehrte Frau Bundespräsidentin, hallo Soldaten, liebe Gäste. Es ist mir ein besonderes Vergnügen, sie alle heute hier auf dem Gelände des Finanzministeriums zur Einweihung des Denkmals des ermordeten Soldatens begrüßen zu dürfen. Wie mein Amtsvorgänger damals in Kassel anlässlich Übergabe der Meisterbriefe der Kreishandwerkerschaft erstmals erläuterte, braucht es ein "öffentlich zugängliches Ehrenmal als Ort der Trauer". Denn wie die Dichter es so schön reimen, ist der Tod ein Meister aus Deutschland, ein blauäugiger Geselle mit vielfältigen Verbindungen zum Handwerk.

*** Meine Damen und Herren, es braucht zum Gedenken einen Ort, an dem sich verstreute Gedanken sammeln können. Die Soldatinnen und Soldaten, die dieses unsere Vaterland seit 2001 inzwischen länger verteidigen als ihre Kollegen bei der Wehrmacht, haben es verdient, dass man sich ihrer erinnert, dass man sich daran erinnert, wo sie sich überall im Einsatz befanden, als sie starben. Gerade weil die kleine Datenpanne beim Backup in unserem ehemaligen Zentrum für Nachrichtenwesen ein unglückliches Kapitel unserer Geschichte ist, ist es um so mehr eine glückliche Entscheidung, ausgewählte Datensätze durch Lichtprojektion an die Wände zu werfen. Denn im Erinnern steckt auch das Innere, der Kern, die Suchmaschine, mit der wir Tag für Tag unsere überlegene NetopFü auspielen. Denn die Truppe am Netz kämpft unverdrossen via SMS, selbst wenn ein Datensicherungsroboter längst die Operation Persilschein eingeleitet hat. Im Übrigen bestand niemals ein Grund zur Panik, meine Damen und Herren: auch heute noch sind die Inlanddaten bestens erhalten geblieben.

*** Hier in Berlin also, im wunderschönen Bendler-Block hat mein Vorgänger einen würdigen Platz gefunden, der eigentlich allen soldatischen Kräften gefallen müsste, selbst den Kollegen von der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR. Sie konnten wir leider nicht berücksichtigten. Lassen Sie mich zunächst einmal einige Worte zur wunderbaren Architektur dieses Denkmals verlieren. In ordentlichem Abstand zu jener Stelle, an der der Schauspieler Tom Cruise uns vorspielte, wie das Jenseits als solches ohne Getöse betreten wird, steht dieses "tektonische Gerüst aus Stahlbetonfertigteilen", das den Ort der Trauer erzeugt.

*** Meine Damen und Herren, wie der große Dichter Deutobold Symbolizetti Allegorowitsch Mystifizinsky einmal schrieb, ist der katharrhalische oder Frostbeulenstil mit seiner Vorliebe für Hallen und Loggien ein Wesensmerkmal unserer Kultur. So treten die Fertigbauelemente germanischer Säulenkunst aufs Trefflichste mit den fünf Fahnenmasten in einen spannungsvollen Dialog. Eine zusätzliche Note erreicht dieser Dialog mit dem "wandartigen Schiebelement", das für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften sorgt. Auf diese Weise kann auch der gemeine gedenkende Bürger vor verschlossenen Toren stehen, gewissermaßen als Spielball des Elements. Bei offiziellen Trauerfeiern "öffnet sich die Anlage mit einer großen Geste", korrespondierend mit den Fahnen, die im Winde klirren. Die Lichtprojektion steht dann für bewährte militärische Ansprachen zur Verfügung.

*** Bleibt schließlich die Cella, ein "entmaterialisierter Raum" mit einem Stein aus Nagelfluh, der die einen an Beton erinnert, die anderen an die ordnungsgemäße Abführung nicht lesbarer Datenträger. So symbolisiert sich für den Besucher der Cella die Hoffnung, eines Tages möge ein Schwert im Stein stecken oder ein ordentliches Bandlaufwerk. Tritt er anschließend aus der Cella, so gewahrt er erst das Bronzekleid mit ausgestanzten Löchern, die die RFID-Chips signalisieren, mit denen tote Soldaten identifiziert werden. So wird ihm unaufdringlich bewusst, dass die Sicherheit Deutschlands nicht zu haben ist ohne die bestmögliche Überwachungstechnik. Niemals dürfen wir das eigene Lagebild vergessen. Es zeigt uns, dass wir Teil eines allgemeinen Gefahrenraumes sind. Lassen Sie mich zum Abschluss daran erinnern, dass es unter deutscher Flagge geschah, dass Europa sicherer wurde. Deutschland zeigte seinen Nachbarn den richtigen Weg in den Präventivstaat. Nicht von ungefähr passierte dies, als die Konstruktion und der Bau des Denkmals befohlen wurde, das einzuweihen ich die Ehre habe. Ich freue mich nun, die Anlage ihrer Bestimmung übergeben zu dürfen, indem ich die Steuerung der Wandelemente und mittels der Lichtbildprojektion die Namen der Toten zum Scrollen bringe. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit."

*** Der kleine frisierte Blick in die Zukunft lässt leicht vergessen, dass in dieser Woche nicht nur diskutiert wurde, wieviel Datensicherungs-Sicherheit man mit dem Gegenwert eines Kampfpanzers Leopard 2 kaufen kann. Er lässt auch fast vergessen, wie sicher Deutschland ist, gefährdet nur durch dumme, unfähige Politik und ansonsten kaum. Da Dummheit offenbar weiterhin grassiert, ist Deutschland gefährdet, so muss offenbar der Umkehrschluss lauten.

*** Es gab noch mehr in dieser Woche, etwa die Zustimmung der Arbeiter zu ihrer historischen Niederlage. Oder, wer unbedingt scharf auf die Zukunft ist, dem sei das iPhone empfohlen, das erste Telefon, auf dem sich Bill Gates verwählt hat. Der Messias ist da und heil, heil, heil wir sinken nieder, vom Glauben beseelt.

Was wird.

Nehmen wir einmal an, das alles nur ein schlechter Traum ist, aus dem wir schweißnass nachts erwachen und erleichtert feststellen, das alles nur ein Hirngespinst ist. Es gibt eben keinen Rollstuhl, sie alle zu knechten, sondern schlicht auch den gleichen gewöhnlichen Arbeitsplatzabbau wie bei der Telekom und bei Nokia Siemens. Wenn wirklich 10.000 Polizisten weniger nötig sind, dann sollte dies uns allen doch ein gutes Zeichen sein: Der Staat will sich entspannen, doch ob die Maschinerie abgezogen sein wird? Für die eifrig verfolgten Online-Durchsuchungen ist jedenfalls kein einziger Polizist nötig, ganz anders als vor Heiligendamm.

Gehört es noch zum Gestern oder ist es bereits die nächste Woche oder gar das Über-Übermorgen? Die GPLv3 ist draußen, ein Vertragswerk, das manche schon messianisch begrüßt haben wie das Jesus-Phone. Und am Ende, Brian? Doch wie war das bloß mit dem Unterschied der Befreiungsfront von Judäa und der Judäischen Befreiungsfront? Haben wir nicht alle die GPLv5 besonders lieb? Always look on the bright website of life, pfeiff, pfeiff.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #138 am: 15 Juli, 2007, 00:17 »
Was war.

*** Es gibt erhabene Weisheiten wie die Mathematik und ganz banale Wahrheiten. So unausweichlich die Hundehaufen in Berlin sind, so unausweichlich sind Journalistenpreise im Leben eines Journalisten. Weil heute die liebe Kollegin von der Huffington Post Geburtstag hat, zitiere ich doch gerne ihren Satz, natürlich in lokalisierter Form. Darum ist die vollkommenste Form der banalen Erhabenheit die Arbeit als Preisrichter, besonders bei DSDOT, Deutschland sucht den Online-Trojaner. Ich hoffe, ich mache es besser als Nina Hagen, die Preishexe bei "Popstars on Stage".

*** Dass ich Nina Hagen erwähne, hat natürlich mit dem ungleich bedeutsameren DSDOT zu tun. "Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr", diese Passage aus einem Demmlersong gehört zu den Dingen, die sommerlich beschwingt zum DSDOT eingereicht wurden. Passend dazu ein Video von hohem künstlerischen Rang, komplett mit Abstieg in den Untergrund. Angesichts zahlreicher Eingaben mit Wortspielen um die Begriffe "Schäuble", "2.0" und "Stasi" ist die Geschichte vom vergessenen Farbfilm preiswürdig. Denn grau ist alle Theorie und Praxis. Dies umso mehr, als ich für den ebenfalls vorgeschlagenen Song Outside of the Inside nichts Passendes gefunden habe, obwohl ich das Gugel wie der letzte Bankräuber gepeitscht habe.

*** Um es kurz und schmerzlos zu machen: Leider hatten alle eingereichten Vorschläge nicht das Zeug, Jörg Ziercke das Wasser zu reichen. Mit seinen knappen Sätzen zum Online-Trojaner verwies der Herr über Deutschlands Trojaner alle Mitbewerber auf die hinteren Plätze. 10 bis 20 mal im Jahr soll der Online-Trojaner in Form einer auf den Einzelfall bezogenen forensischen Software aktiv werden, mit handgeschnitztem Quellcode, der bei einem Gericht hinterlegt wird, ganz ohne Schadsoftware oder sonstiger Verbreitungssoftware, aber komplett mit einer Steuerungssoftware, die den Rechner nach Schlüsselbegriffe absucht. Die absolut preiswürdige Auskunft vom BKA-Chef Ziercke ist interessant, räumt sie doch gründlich mit dem sozialdemokratischen Irrglauben vom Kernbereich der privaten Lebensführung auf: Was Wiefelspütz in seinem Tagebuch über die intimen Erlebnisse der Wiefelspütze schreibt, wird ebenso durchsucht wie das Mashup aus Routenplaner, Bombenbau.pdf und Angriffs-Mapplets. Nicht uninteressant ist auch die Information, dass die vom Amt gecodete Software ohne Verbreitungsroutine auf den Computer kommt. Was ein echter Kriminaler ist, wissen wir mit Götz George, der schert sich nicht um Samt und Sitten beim Abhören, sondern klemmt seinem Gegner schnell den USB-Stick ins Ohr, ehe dieser auch nur Papp sagen kann. Nicht zu verachten ist auch der intelligente Staub, der sich auf einer folienpräparierten Arabisch-Tastatur die Passworte merkt. Schließlich geht es nach Ziercke nur darum, "vor der Verschlüsselung" auf der Festplatte zu sein. Ausgehend von der schlichten Annahme, dass der durchschnittliche Islamist egal ob unter Windows, Linux oder auf dem Mac einen Boot-Manager braucht, um eine arabische oder nicht-arabische Variante starten zu können, ist fixmbka die ideale Alternative zu fixmbr.

*** Die Software ist startklar, die technischen Hintergründe sind fest gezurrt, doch die politische Bedenken sind noch nicht endgültig weggenötigt. Bis anhin ist den Kabeln und sonstigen Dingen zu misstrauen, die so an einem Rechner hängen. Eigens für unseren kleinen DSOT-Wettbewerb hat der aufmerksame WWWW-Leser Hermann der User eine kleine Merkhilfe gezeichnet und mir zukommen lassen. Dem geneigten Feind staatlichen Unfugs zur geflissentlichen Beherzigung, wenn er aus dem Urlaub zurückkommt:

Hermann der User wundert sich ...

*** Der CDU-Politiker Jörg Schönbohm findet es undemokratisch, wenn die Pläne des Angstmach-Ministers dazu führen, dass Schäuble als "Amokläufer" dargestellt wird. Da haben wir noch Glück, dass Herr Schönbohm Meinungen nur undemokratisch nennt und nicht gleich kriminell. Zustimmen muss man dem Brandenburger: Der Fokus auf Wolfgang Schäuble ist schädlich. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit Norbert Geis, der ohne Prozess internieren will? Wer dokumentiert diese Realitätsverschiebung eigentlich besser als Stuttmann, hier in einem großartigen wirren Link präsentiert? Natürlich hat die Dauer-Panik ihre positiven Seiten mit immer größeren Absatzmärkten, wie es der Bitkom auch dann noch betont, wenn das BKA die noch untaugliche Fahndungstechnik entsorgt. Terror ist unser Geschäft, freuen sich all die, die an dem Aufschwung durch Verunsicherung verdienen. Wie nachhaltig dabei die Industrie geschädigt wird, wird vattenfällig nach und nach sichtbar. Selbst honorig gemeinte eGovernement-Projekte wie die Bürgerportale stehen sofort unter dem Anfangsverdacht, ein Kandidat für DSDOT zu sein.

*** Möglicherweise sind Tocotronic ja wirklich die Propheten des deutschen Zeitgeistes, wie sie in den Feuilletons dieser Republik derzeit hochgejubelt werden. Während aber die Kulturschaffenden in den Tageszeitung meist etwas hinterherhinken, was jüngste Tanzmusik und verwandte Gebiete angeht, stattdessen lieber auf all die großväterlichen  Reunions abfahren und in joachimkaiselichen Kulturkritiken schwelgen, bewegen sich Tocotronic wirklich wie vom Feuilleton gelobt auf der Höhe der Zeit – da hilft es auch nicht, sich mit Grausen abwenden, wenn Aspekte die Band etwas altväterlich als "Rockmusik mit intelligenten Texten" lobt, als könne man nicht glauben, dass es sowas gibt. "Kapitulation" erscheint als der Soundtrack zur großen Koalition, in der ein Herr Wiefelspütz mit einem Herrn Bosbach Liebeleien über die innere Sicherheit austauscht. Hatte ich nicht schon erwähnt, dass die Wiefelspütze dieser Welt der letzte Grund sind, den es noch brauchte, um nie wieder SPD zu wählen? "Und wenn Du denkst, alles ist zum schrei'n, und so wie Du jetzt bist, willst Du überhaupt nicht sein, Kapitulation, oohoho ..."

*** Genug der Niederlagen. Oder? Nehmen wir einen Moment lang an, dass die elektronische Gesundheitskarte tatsächlich etwas mit unserer Gesundheit zu tun hat und nicht mit einem milliardenschweren Ausrüstungsgeschäft. Vor diesem Hintergrund erscheint es abwerwitzig, wenn mitten im Anlauf zu den großen Feldstudien mit Zehntausenden von Patienten die Frage gestellt wird, wie es um die Langzeitarchivierung medizinischer Daten bestellt ist. Jetzt wird die gute alte Technik der One Time Pads ausgepackt, die Daten so zu verschlüsseln, dass ein späteres Umschlüsseln eine einfache Sache sein wird. Auf DVD geliefert, sollen die Pad-Haufen in der Arztpraxis das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient absichern und die zögernde bis ablehnende Haltung der Ärzte wirksam austrocknen. Die Preisfrage: Wer erklärt den Ärzten die dreifache Verschlüsselung so, dass sie vor Begeisterung in ihr Stethoskop tuten? Oder was man so mit dem Ding halt macht.

Was wird.

Mit großem Gedöns und Getute sind die sieben neuen Weltwunder gefeiert worden, von denen sechs etwas älter sind und das Neueste eine alte religiöse Figur darstellt. Die Unesco knurrt ob der Unwissenschaftlichkeit der Publikumswahl. Sehr wenig Beachtung fand dagegen die Gegenwahl der Weltwunder eines schrumpfenden Planeten mit dem bemerkenswerten Starbucks in der Verbotenen Stadt. Wahrscheinlich ebenso nebensächlich ist die Tatsache, dass sich die Anmeldungen für erdumkreisende Hacker offenbar über den Erwartungen liegen und der Veranstalter nach größeren Fliegern suchen muss, die fahrplangerecht zum Sommercamping für Datenreisende landen können, das offenbar auf einer großen Blümchenwiese stattfindet. Hacken ist ja nicht mehr und der Farbfilm ist sowieso alle. Alles Blau und Grün und Weiß ist nicht mehr wahr. Was kommen wird, ist ein einziges großes Sommerrätsel.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #139 am: 22 Juli, 2007, 00:37 »
Was war.

*** Die Evolution ist eine feine Sache, wenn man zu den überlebenden Sauriern gehört. Beruhigt klappe ich meinen rostigen alten Thinkpad auf und mache mich an die Wochenschau. Mein letzter Desktop war ein Rechner mit OS/2, jenes hoffnungslose Gebirge im Land der trauernden Liebe, in das sich Harry Potter nun zurückzieht. Nein, nein, ich trage kein "Ich bin kein Schlussverräter"-T-Shirt, ich bin nur ein Unterverräter aus der IT-Welt, der den Tod der Eule Hedwig betrauert. Um wieviel Muggelbyte praktischer doch eine Eule im vergleich zur E-Mail ist! Hedwig wusste immer Harrys Aufenthaltsort, jeder Brief erreichte Harry ohne Routingprobleme, bar aller mysteriösen Anhänge wie zahlkung.pdf und rechenschaf.pdf. Hedwig vom Stamme der Weisheitsvögel wie die Eule der Minerva, die erkennt, dass eine Gestalt des Lebens alt geworden ist und eine Epoche zu Ende gegangen. Hedwig vom Stamm der Wappenvögel stürzt ganz Planegg in Trauer, während ihr Geist lautlos über die dunklen ewigen Jagdgründe fliegt, in denen die Augen niemals geschlossen werden. Wie mag Hedwigs "Karte des Herumtreibers" ausgesehen haben, mit der sie sich auf ihren Flügen durch Potterland orientierte? Wir wissen es nicht. Es ist Sommerzeit und Kartenzeit, Reisezeit für den Verstand und Körper. Ich aber sitze an einem lauen Sommerabend in der norddeutschen Tiefebene – Rauchschwaden von allzu verbranntem Grillgut quellen durch die Straßen der schönsten Stadt dieser Tiefebene, vom beginnenden Regen nur unzureichend gebändigt. Ja, genau: Es ist Zeit für das Sommerrätsel dieses Jahres, das ganz ohne GPS gelöst werden will. Wie in den vergangenen Jahres gibt's nix zu gewinnen, aber auch wie immer das gute Gefühl, mal wieder Recht behalten zu haben. In der ersten Folge geht es dieses Jahr ausschließlich um Karten, Lagepläne und was dergleichen mehr hilft, das Labyrinth des Alltags zu erobern.
So also dann gleich die erste Frage: Wie heißen die drei Länder, die an das Land der trauernden Liebe grenzen?

*** Verlassen wir das Land der trauernden Liebe und begeben uns in das Land des hellen Wahnsinns, in dem ein endloser Hick-Hack um Online-Durchsuchungen Newsticker wie Tageszeitungen füllt. Deutschland, ein Sommertheater, in dem "der, von dem man spricht" auf Schilys Spuren rollt. Kein Tag in der letzten Woche, an dem nicht die Unverzichtbarkeit der Online-Durchsuchung betont wurde. Diese Technik wird zu einem Dogma erklärt, zum heiligen Gral aller Sicherheitsanbeter und Staatsschützer. Das steht im krassen Kontrast zu den 7 bis 14 Fällen, in denen die sorgfältig auf den Einzelfall abgestimmte Technik laut Bundeskriminalamt jährlich zum Zuge kommen soll. Es passt aber bestens zur literarischen Sensation dieses Sommers.


 Insofern haftet dem leicht schrägen Aufruf, das Grundgesetz zu bestellen und an "den, von dem man spricht" zu schicken, eine gewisse Muggelichkeit an. Besser wäre es schon, mit Avada Imperio den Gegner zur Marionette zu machen.
Folgt Rattenfangfrage 2, passend zum Bild links (wie immer sind bei allen Bildern zum Sommerrätsel vergrößerte Ansichten durch einen Klick zu erreichen): In welcher Stadt wird die Arbeit der Online-Kartographen gerade ausgestellt?

*** Es gibt Zeitgenossen, die das Festkrallen und Verbeißen an der Online-Durchsuchung als Mittelchen belächeln, die Sauregurkenzeit mit etwas anderem als einem zünftigen Sommerrätsel zu überbrücken. Doch der Wahnsinn hat Methode, sagt Cass Sunstein in seinem neuen Buch über Die Gesetze der Angst, die Politiker wie Schäuble befolgen, statt in vernünftiger Weise Gefahren zu kalkulieren. Sie schwemmen das Vorsorgeprinzip als staatliche Kernaufgabe zu einem allseits eindringenden Überwachungshauch auf. Doch dieses Vorsorgeprinzip produziert unsinnige Schlussfolgerungen, wenn es auf eine Technik wie die Online-Durchsuchung angewendet wird: Eine Technologie muss erlaubt werden, wenn auch nur die geringste Vermutung da ist, dass sie Leben und Gesundheit eines Bürgers schützt. Umgekehrt muss eine Technologie verboten werden, wenn auch nur der geringste Verdacht besteht, dass sie den Bürgern schadet. Die aktuelle hysterische Politik bewirkt eine Spaltung, über deren Ausmaß sich die Politiker nicht im Klaren sind, weil sie nicht in den Foren lesen werden, die der kleine Verlag in der norddeutschen Tiefebene für seine furchtlosen Leser geöffnet hat:


 "Wenn verängstigte Menschen vor allem mit anderen verängstigten Menschen sprechen und einander zuhören, wird sich ihre Angst ganz unabhängig von der Realität vergrößern. Und wenn furchtlose Menschen miteinander über den ungerechtfertigten Eifer derjenigen herziehen, die sich über die Erderwärmung, Asbest oder Berufskrankheiten Sorgen machen, werden sie noch weniger Angst empfinden, selbst wenn die entsprechende Gefahr real ist."
Was uns zu Frage 3 führt: Norddeutsche Tiefebene? Aus welchem Jahr stammt diese Internet-Karte im Bild rechts, die das Angebot der schönsten Stadt der ebenen Welt zeigt?

*** Bekanntermaßen will das noch einzurichtende BOFH (Bundes-Online-Fahndung-Hauptamt) beim BKA den Quellcode bein zuständigen Richter hinterlegen, der den Durchsuchungsbefehl ausstellen muss. Wie die Argumentationen der Kriminalisten ausfallen, wenn sie einen Richter überzeugen wollen, wurde erstmals in den USA öffentlich (ein PDF dazu findet sich in der Tickermeldung verlinkt). Da wird wiederholt betont, wie streng man sich an die Gesetze hält und keinesfalls die Inhalte der Kommunikation mitschneidet. Es ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bei uns in Deutschland veranlasst wird, damit natürlich der Kernbereich der privaten Lebensführung nicht mit grep befummelt wird. Schließlich sollen Liebesbriefe zwischen Mausi und Bärchen so privat bleiben wie der Briefwechsel zwischen Gesundheitsgen Horst Seehofer und einer Pauli.
Womit wir bei der vierten Frage im ersten Teil des diesjährigen Sommerrätsels angelangt wären: Katja Riemann und Ben Becker waren die deutschen Sprecher in einem sehr privaten Briefwechsel, in dem die Karten der Marshallinseln und der Londoner U-Bahn zusammengeschnitten wurden. Das bombenbauverdächtige Projekt trug welchen Namen?

*** Ich werde immr sentimental, wenn ich Zeugnisse einer Leidenschaft lese, die mein bescheidenes Input/Output-System bis an die Grenzen belasten. Ich bin halt grne allein. Natürlich hätte ich gerne eine Karte des Web 2.0, in dem alle zusammen und immer zusammen sind, in diese kleine Wochenschau aufgenommen. Leider sind die einschlägigen Karten aus Kleinbloggerdorf zu kommerziellen Nutzung gesperrt. Und die bittere Wahrheit ist, dass auch in der norddeutschen Tiefebene beim kleinen Verlag Kommrz 2.0 getrieben wird.


Daher ist Frage 5 die nach dem Webcomic, der nicht nur die Bloggerdörfer karikiert, sondern sogar IPv4 veranschaulichen kann.
Frage Nummer 6 folgt auf dem Fuße, denn diese Wochenschau hat eine strenge KB-Grenze: Im Bild links sehen wir Rettungsboote von Schiffbrüchigen kurz vor den "Inseln der Bedürfnisse", die sie sicherer ansteuern als die armen Menschen auf dem Weg nach Europa, von denen nur wenige von den sich fürchtenden Berichten erfasst werden. Wie heißt der Kontinent, zu dem die Rettungsboote streben?

*** Treue WWWW-Leser wissen, dass hier die Jubiläen begangen werden, auf die wahrscheinlich wieder kein Schwein guckt und bei denen selbst die eiligst von den gelehrten Blättern herangekarrten, natürlich kostenpflichtigen Experten gegen die die Dilettanten von der Wikipedia alt aussehen. Heute vor 125 Jahren wurde der Maler geboren, der sich zeitlebens weigerte Kinder zu malen (OK, in einem Bild gibt es einen Kinderwagen). Von 1913 bis 1867 lebte Edward Hopper in einer kleinen Wohnung und aß fast täglich in einem Diner, dessen Bild die fröhlichen Dilettanten zu einem der zentralen Bilder des vergangenen Jahrhunderts kürten. Hoffen wir mit allen Geschichtensüchtigen, dass das großartig angekündigte Projekt eines HamburgerVerlages, mit einestages Geschichte zu schreiben, funktioniert, die gequirlte Kacke der PR ignorierend: "einestages ist die journalistische Antwort von SPIEGEL ONLINE auf das Mitmach-Web und unterscheidet sich grundsätzlich von herkömmlichen User-Generated Content-Plattformen."
So bleibt uns Frage 7: Welches nicht unbedingt lesbare Magazin ist die kartografisch korrekte Antwort auf einestages?

*** Wo ein Geburtstag ist, darf ein Todestag nicht fehlen. In dieser Woche vor 20 Jahren starb Jörg Fauser, der einzige deutsche Schriftsteller, der die 68er beschrieb, wie sie waren, als durchgeknallte Maoisten und Betriebslinke, als Kampflesben und als feuilletonistische Fraktionäre eines drogensüchtigen Weltgeistes. Fauser hat nicht nur Charles Bukowski nach Deutschland gebracht, sondern auch Harry Gelb geschaffen, die Antwort auf Holden Caulfield.
Die nächste, achte Frage gilt darum einem Musiker, der mit Jörg Fauser zusammengearbeitet hat. Dazu zunächst das Video, das erstmals in Deutschland die Freuden von Paintball zeigte, ganz ohne frei drehende Herren, die in jedem Link den Teufel am Werk sehen. Zu welcher Insel ruderte der erwähnte Musiker, kartografisch gesehen? Hilfsweise darf das entsprechende Lied genannt werden.

Was wird.

Wird es wirklich noch Sommer, oder belästigen uns weiter subtropische Bedingungen mit schwülwarmem, verregneten Wetter? Wir sind hier zwar nicht beim Wetterbericht, aber das sind doch schließlich die einzig weltbewegenden Fragen. Kauf ich mir nun ein SUV und fahr ein paar Mal um den Block, um die schönste Stadt der norddeutschen Tiefebene noch schöner zu machen und ihr endlich tropische Palmenstrände am warmen Meer zu verschaffen? Oder bleib ich bei meinem Fahrrad, mit den Freuden des guten Gewissens belohnt, der Klimakatastrophe höchstpersönlich Einhalt geboten zu haben? Geschichte wird gemacht, jaja. Wir haben es ja so gut. Darum wird es besser werden, 115 wird die universale Rufnummer für deutsche Hausmeister werden, die jedwede verdächtigen Subjekte und natürlich auch die Fahrräder im Hausflur melden. Ade schöne Klimakatastrophenbekämpfung. Und wer immer ganz umsonst ein Triumpgeheul wie Prince anstimmt und seine Musik verschenkt, wird (natürlich kostenpflichtig im anständigen deutschen Feuilleton) fürchterlich schikaniert. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder Musiker und jede Band so etwas macht?
Was ganz logisch Frage 9 ergibt: Wo ist der Ort, an dem Prince Roger Nelson, früher TAFKAP, heute TAKAPTAFKAP lebt? Ist er noch auf Planet Earth oder ist besagter Planet bei den Händlern gestrichen, die 3121-Koordinaten zum Teufel wünschen?

Es geht weiter. Flieger, zeig mir die Sonne, oder wahlweise Meckpomm. Zumindest laut dieser Flugroute, die ein Leser zu einem kommenden Ereignis im Forum veröffentlichte. Dort wird zwischen dem guten alten Ijon Tichy und Kapitän Janeway der Weltraumkommunismus diskutiert. Dagegen setze ich natürlich den Japhetismus und schließe mit der
Frage 10 nach der Karte des Gestirns, auf dem die Götterbauern siedelten. Nein, es ist nicht der Mond mit seinem Mare Crisium voller Bibeln.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #140 am: 23 Juli, 2007, 16:33 »
"Alles wird gut", schrieb Jörg Fauser im Jahre 1979, als er illusionlos die verpeilten 68er als Nachkriegs-Kriegsgewinnler portraitierte. Mit "All was well" endet der letzte Band von Harry Potter. Ja, jetzt bin ich doch der miese Schlussverräter. "All was well" und alles war gut, das provoziert doch die bange Kinderfrage "Kann jemals wieder alles gut werden?" Finden wir jemals zurück in den Tausend-Morgen-Wald, in dem ein Bär von beschränktem Verstand lebt? Wo ist Hogwarts geblieben? Die Antwort ist einfach: Es ist eine Frage des richtigen Kartenmaterials.

Was wirklich wahr war.

In diesem Sinne wurden die meisten Rätsel der ersten Sommernachts-Raterei gelöst, mit zauberischer Geschwindigkeit. Kaum war das WWWW online, wurde die Frage nach den Ländern beantwortet, die an das Land der trauernden Liebe angrenzen. Auf seiner phantastischen Landkarte platzierte Johann Gottlob Immanuel Breitkopf das Land der Lüste, das Gebiet der fixen Ideen und das Land der Jugend um die trauernde Liebe, wie online zu sehen ist in einem wunderbaren Blog der wunderlichsten Karten.

Doch hilft uns auch kein Weh und Ach, wir müssen weiter leiden. Die Online-Durchsuchung, eine Technik aus dem Land der fixen Ideen, wird uns diesen Sommer über begleiten, hartnäckig und ausdauernd und schwer beweisbar wie der Codeklau bei SCO. Im Bericht aus Berlin erklärte Kanzlerin Merkel die Online-Durchsuchung sogar zur Chefinnensache: "Ansonsten ist es wichtig, dass wir nicht überrascht werden von Bedrohungen, von denen wir uns wünschen, dass es sie nicht gibt, sondern den Bedrohungen einfach ins Auge sehen und uns vorbereiten. Deshalb auch die rechtlichen Grundlagen, z.B. bei der Online-Durchsuchung." Auf was bereitet uns die Online-Durchsuchung denn vor, wenn nicht auf die Tatsache, dass jede Festplatte potenziell terroristische Daten speichern kann?



 Die Rattenfängerfrage Nummer 2 zeigt darum zwar die Online-Kartographie der Rattenfängerstadt Hameln, wird aber derzeit in Münster im Erbdrostenhof ausgestellt. Dort zeigt Andreas Siekman seine sehenswerte Arbeit zur Trickle-Down-Theorie unter dem Titel "Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung". Wie die neue Kartierung der Stadt durch Big Brother den Präventionsstaat produziert, wird in einer Art Wandfries gezeigt.

Während das Rätsel Nummer zwei ungelöst blieb, bereitete es mir ein besonderes Sonnagsvergnügen, den Soziologen Wolfgang Sofsky im Interview zu lesen, wie er die Freiheit vor Online-Durchsuchungen und anderen Widerwärtigkeiten betonte, die die Privatsphäre gefährden: "Ich glaube auch nicht, dass es so schwierig ist, sein Leben in Freiheit zu führen. Man kann jeden Augenblick damit anfangen. Man kann sich nicht damit herausreden, man habe es nicht anders gelernt ..." Schon eine kleine Demonstration kann Wunder wirken und anderen Mut geben, mitzumachen.

Das dritte Rätsel zeigt Hannover, diese wundervolle, manchmal grillrauchverpestete Stadt in der norddeutschen Tiefebene, allerdings auf einer Internet-Karte des Jahres 1994. Im WWWW gab es gerademal die Seiten der iX und ein paar Angebote der Universität. Schon 1995 sah das Bild ganz anders aus. Die kleine Kartenaufgabe wurde ebenso umstandslos gelöst wie Frage 4 nach "Griffin und Sabine", einem Werk des großen Nick Bantock. Eigentlich sollte an dieser Stelle die entsprechend poetische Karte der Londoner U-Bahn stehen, die Bantock gezeichnet hat, doch Platz ist kostbar und so sei noch einmal Sofsky zitiert: "Ich dachte beim Lob der Courage etwa an die Haltung einiger Briten, die nach den Anschlägen in London mit steifer Oberlippe sagten: 'Wir lassen uns von unserem Alltag nicht von den Terroristen abhalten.' Das hat nichts mit Heldentum zu tun. Man soll nicht blind durch die Gegend laufen, sondern sich umsehen. Und wenn da ein herrenloser Koffer steht, kann man sein Mobiltelefon benutzen und Ordnungskräfte darauf hinweisen. Im Bewusstsein der Gefahr muss man seinen Alltag leben."

Auch das Rätsel Nummer 5 bereitete den Web-2.0-kundigen Lesern keine Schwierigkeiten. Gefragt war die Karte des Web 2.0 und des kommenden Internets. Nachträglich machen die regen Geister der Netzpolitik auf eine Karte aufmerksam, die zeigt, wie einfach das mit den den Web-Trends ist. Dass es mit den Karten und Absichten nicht ganz so einfach ist, zeigten die zwei kleinen Rettungsboote im Meer des Marktes beim Rätsel Nummer 6.



 Sie sind auf dem Weg zum Kontinent der Lösungen. Die komplette schöne Karte verteilte das Haus Siemens anno 1996 auf der CeBIT Home. Damals meinte der Konzern, den Hafen der Erkenntnis anlaufen zu können, heute sitzt er eher in den Paddelbooten mit der Aufschrift Lean und Mean.

Bei Frage Nummer 7 sollte mangels Projektansicht von einestages die Zeitschrift Brand Eins geraten werden, ein ulkiges Jagdmagazin für Trendspürhundeführer und Agility-Fetischisten, das ebenfalls an der Brandswiete entstanden ist. Ich muss zugeben, dass die Frage weder besonders gut gestellt war noch orginell ist. So folgt die Strafe der Nichtbeantwortung auf dem Fuße. Zur Entschuldigung sei gesagt, dass Nummer 7 ein Notnagel war. An dieser Stelle sollten die Karten zur Überwachung des Schengen-Raums stehen, die der Kartenkünstler Philippe Rekacewicz derzeit auf der Documenta 12 in Kassel ausstellt. Leider bekamen wir keine Genehmigung, die Karten zu verwenden.

Möglicherweise hat Jörg Fauser auch Karten gezeichnet. Ganz sicher jedoch hat er mit Achim Reicheö "Blues in Blond" produziert. Im Link zum achten Rätsel wurde das wunderbar grottige "Love's a Murder" seiner Gruppe Wonderland gezeigt. Von da aus galt es, auf den Namen Achim Reichel zu kommen. Von da aus war es nur noch eine kleine Ruderpartie zur Insel Sansibar, die in dem Disko-Kracher "Aloha-he" angesteuert wird. Von da aus meint der durchschnittlich gebildete Deutsche, das Sansibar irgendwo bei Hawaii liegen sollte. Ausgerechnet die Insel, die für den Felsbrocken Helgoland weggetauscht wurde, der nun zum deutschen Guantánamo umgebaut werden soll. Selbstredend wurde auch dieses Rätsel gelöst.

Im Rätsel Nummer 9 wurde zwar nach dem Millennium Dome gefragt, in dem Prince 21 Tag lang für 31,21 englische Pfund Eintritt spielen will, doch überzeugte die Leserantwort Paisley Park die Jury gleich dreifach. Rätsel Nummer 10 gehört wiederum zu den misslungenen Rätseln, obwohl auch dieses Rätsel gelöst wurde. Doch nur eine Ausgabe von Alexandr Bogdanows utopischen Roman Der Rote Planet ziert eine Marskarte, der Rest ist mit den üblichen Illustrationen versehen, die man 1908 auf Lager hatte.

Doch das Sommerrätsel ist damit nicht vorbei. Schließlich ist das Sommerloch noch längst nicht gefüllt worden. In der nächsten Ausgabe ist die Hardware an der Reihe. Schön gestaltete Geräte wie das iPhone, die samt und sonders floppten, sollen im Mittelpunkt der kleinen Rätselei stehen. Alles wird gut.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #141 am: 29 Juli, 2007, 06:25 »
Was war.

*** Willkommen, Freunde des Sommerrätsels! Willkommen in der norddeutschen Tiefebene. Tja, so sieht ein geglückter, origineller Einstieg in eine Wochenschau aus. Hätte ich "Willkommen, Rätsel-Bataillone" geschrieben oder von den "Suchern des heiligen Grals der IT" gefabert, hätte sicher irgendwo ein kleines semantisches Aufpasserchen Alarm geschlagen und den Mitschnitt gestartet. Man muss es wirklich so sehen: die kleinste Bemerkung im WWW und noch die harmloseste Mail kann bombengefährlich sein. In Schleswig hat ein Prozess begonnen, der nach Aussagen aller beteiligten Pilotcharakter hat. Verhandelt wird auf der Basis von 512.000 Dateien, aus denen ein Stichwortsuchprogramm rund 300.000 Dateien belastendes Material gefischt hat. Die Dateien selbst wurden ganz ohne raffinierte Online-Durchsuchungsmethoden auf Festplatten gefunden oder via DSL mitgeschnitten. Das Besondere daran: Die Bildung einer terroristischen Vereinigung namens "Batallion von al-Habash" (das ist Arabisch für Abessinien, heute Äthiopien genannt) hat sich ausschließlich im virtuellen Raum abgespielt.
Frage 1: Was zeigt dieser Bildausschnitt für einen lustigen Spielcomputer?



*** Der Angeklagte, dem Journalisten dieses Verlages als sexuelle Müllabfuhr noch extra eine Gehässigkeit verpassen, soll auf der Basis von Chat-Protokollen dieses Bataillon mit zwei weiteren Personen gegründet und seine Logistik diskutiert haben. Was nach Aussagen des Anwalts "nicht einmal im Stadium eines Versuches" gewesen sein soll, mithin eine Reihe von Chats, das soll bereits die zentrale Straftat sein. Das große Sommertheaterthema Online-Durchsuchung lässt grüßen. "Wir müssen vor der Verschlüsselung auf der Festplatte sein", das geflügelte Wort des BKA-Chefs steht in Schleswig auf dem Prüfstand. Die Polizei war auf der Festplatte und lauschte am DSL-Anschluss, als diskutiert wurde. Wenn mit einer einfachen Stichwortsuche Recht gesprochen werden kann, ziehen neue Zeiten auf.
Frage 2: Wie heißt das Programm, mit dem das Bataillon von al-Habash aufgespürt wurde?



*** Bis dahin wühlen wir uns durch alte Zeiten, denn der zweite Teil des Sommerrätsels wartet. Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, die Scherzkekse zum Qualitätsjournalismus rechnen, ist ein Artikel über Windows Vista erschienen, der in der gedruckten Fassung mit dem seltsamen Titel "Der Englebart-Altar" das erste halbe Rätsel liefert. Hat die Süddeutsche wirklich keinen Lektor, der den Namen von Douglas Engelbart nachschlagen kann? Ganz abgesehen davon, dass die These vom Memex, das teilweise an der Stagnation von Windows Vista Schuld sein soll, ziemlich gewagt ist. Aber es kommt noch steiler. Mit den Knochen von Vannevar Bush errichtete Douglas "Engle" Engelbart einen Altar, vor dem wir bis heute niedersinken und an den heiligen Norton beten, er möge uns die gelöschten Dateien widergeben.
Frage 3: Bei diesem formschönen Gebilde ist die Frage unweigerlich: Ist es Teil der sexuellen Müllabfuhr oder gar ein Tribut an den Meister? Was ist es?



 *** Immerhin ist so ein "Englebart-Altar" bei allem feuilletonistischen Halbwissen einem richtigen Guru gewidmet und nicht einer der Sorte von Altaren, die auf dem Metaphern-Müllhaufen der Politiker gezimmert werden. Es sind vollkommen merkbefreite Politiker, die davon schwadronieren, dass wir auf dem "Altar der Toleranz" ausbluten werden wie ein geschächtetes Tier, wenn wir es nicht zulassen, dass unsere sozialen Räume heimlich durchsucht werden dürfen. Zu einem richtigen Altar gehören heilige Sachen, die verehrt werden können und natürlich die Heiligengeschichten. Während Jesus auf dem Wasser ging, vollbrachte Engelbart etwas viel Schwierigeres: er demonstrierte die Zukunft ohne Powerpoint-Vorlage. Seitdem sind wir in seinem WIMP-Bann und können uns das Computern ohne Maus, grafische Oberfläche und Powerpoint nicht vorstellen.
Frage 4: Im Bildausschnitt ist ein Irrweg zu sehen, verfolgt von einer religösen Splittergruppe. Aus welchem Jahr stammt das Bild und wie nannte sich das System, das vergebens die Welt zu verändern suchte?

*** Es gibt natürlich noch ganz andere Theorien, die nicht Vannevar Bush und Douglas Engelbart oder Ada Lovelace dafür verantwortlich machen, dass wir heute in einem Computerstaat (Video) leben, der ohne Online-Durchsuchung in einer Orgie des Terrors versinkt. So hat ein bekannter Computertester und Journalist die steile These aufgestellt, dass der PC mit allen Folgen schlicht ein Drogenunfall ist, eine Folge von Pillen, die in falscher Reihenfolge eingeworfen wurden. Seitdem sind wir in einem Wahnsinn gefangen, aus dem wir nicht einmal mit Alt-F4 herauskommen.
Frage 5: Seine These verbreitete dieser Autor in einem Buch, das als Titel eine Zeile aus einem Lied zitiert, das vor vierzig Jahren ein Sommerhit wurde. Wie heißt die Droge, die die Band konsumierte und welcher EDV-Begriff verbindet sich heute mit dem Namen?



 *** Besagter Sommerhit endete übrigens in der Aufforderung, seinen Verstand zu gebrauchen, auch mit bewusstseinserweiternden Drogen. Damit sollte der Verstand geschärft werden. Die Methode hatte bekanntlich Erfolg: ohne LSD hätte es ein so erfolgreiches Unternehmen wie Apple niemals gegeben. Jetzt braucht Apple keine Drogen mehr, da reichen iPods und iPhones völlig aus, ein klitzekleines Strompatent inklusive. Auch Apple und sein leopardenartiges Betriebssystem opfert mit dummer Maus und schlichter Klickgrafik auf dem benamsten "Englebart-Altar", hat aber ab und an das bessere Design zu bieten.
Frage 6: Im Ausschnitt ist ein Rechner abgebildet, der von einem bekannten Apple-Designer gestaltet war und viele Preise einheimste. Dennoch floppte der Computer. Um welchen Rechner und welchen Designer handelt es sich?

*** Für meine Bemerkung über flatratetrinkende Kinder und den drogenverseuchten Radsport der Tour de France habe ich Kritik bekommen. Heute geht die Tour zu Ende, in der Doper und Lügner gezeigt haben, was sie alles im Köpfchen haben. Nach wie vor ist der Radsport bis in das Amateurlager eine ziemlich verseuchte Angelegenheit und schädlicher als Flatratetrinken. Aber warum Saufen. Es gibt doch die Pfadfinder und die feiern heute Geburtstag, weil heute vor 100 Jahren das erste englische Pfadfinderlager aufgebaut wurde. In Deutschland war man sogar etwas früher dran und machte später einen rechten Humbug aus dem Sippentum der Spurenleser und Kundschafter. Bezeichnenderweise ist der wichtigste Satz der Pfadfinder am Ende eines langen Pfadfinderlebens gefallen: "Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt." Ich habe schon einmal auf die kuriose Debatte verlinkt, mit der sich das Fähnlein Fieselschweif und die Freunde freier Software auf den gemeinsamen Nenner von be prepared/bit prepared einigen. Ob dafür die militante Grundhaltung beider Lager ausreicht, eine Bewegung für das nächste Jahrtausend zu bilden, ist schwer die Frage.
Frage 7: Gesucht wird ein deutscher Rechner, der als "Heimcomputer für das nächste Jahrtausend" beworben wurde, aber niemals erschien. Stattdessen erschien bei einem deutschen Plattenlabel eine Band mit dem Namen des Rechners und spielte zu Ehren von Gilles Deleuze, der die neue Art des Lesens propagierte.



 *** Im Kampf gegen den Terror feierte die britische Polizei nach versuchten Bombenanschlägen in Glasgow und London eine Reihe von schnellen Fahndungserfolgen im In- und Ausland, die auf die intelligente Videoüberwachung zurückgeführt wurden. Nun musste zumindest ein indischer Arzt in Australien nach peinlichen Fehlern frei gelassen werden. Die schlichte Tatsache, dass der Arzt mit einem in Glasgow verhafteten Mann verwandt ist und einmal in Großbritannien eine SIM-Karte verloren hatte, machte ihn zum Terroristen.
Frage 8: Das Bild ist ein Ausschnitt aus der intelligenten Videoüberwachung einer europäischen Großstadt, ein Tag vor dem Besuch unseres Bundespräsidenten. Es war sein erster Auslandbesuch in diesem Amt. Wie heißt die Stadt?



Was wird.

 Während das Sommerrätsel weiter geht, schlägt demnächst die Stunde der Besinnungsaufsätze. Das beliebte Thema der Feuilletonisten neben der unsäglichen Doofheit des Computers (und dem urbösen Internet im Computer) ist die Frage "Wo war ich, als Elvis Presley starb?" Da die meisten meiner Leser offenbar vor dem 17. August 1977 geboren wurden, möchte ich die Frage weiter reichen, ganz ohne Besinnungsaufsatz. In der Blogosphäre nennt man derartiges Tun "ein Stöckchen werfen". Schmeiß ich also einen Ast, damit nach den Sommerrätseln nicht nur das Sommertheater zur Online-Durchsuchung übrig bleibt, wo mittlerweile munter spekuliert wird, was BKA-Trojaner mit Computern machen, die mit einem Krankenhaus verbunden sind. Ja, das ist das schöne an diesen grauen Kisten. Auf der einen Seite sind sie Schrott auf dem Englebart-Altar der Fehlkonstruktionen, auf der anderen Seite laufen auf ihnen hochintelligente Suchprogramme, die galant den Kernbereich der privaten Lebensführung ausblenden, wenn sie etwa auf ein Fleisch-JPG stoßen.
Frage 9: So sieht es aus, wenn ein Computer mit dem Krankenhaus verbunden ist. Was zeigt das Bild?

Morgen knallen bei Microsoft die Sektkorken. Gefeiert wird ein Jubiläum, nämlich die bis heute wichtigste Firmenübernahme in der Geschichte des Unternehmens. Ein heutige weltbekannter Kryptologe gehört zu denen, die sicher nicht mitfeiern, ohne den es jedoch die Feier in dieser Form und mit diesem runden Jubiläum nicht geben würde.
Frage 10: Was wird bei Microsoft gefeiert und wie heißt der Mann, der nichts von der Party hat?

Bonusfrage: Und wo waren Sie, als Elvis starb?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #142 am: 30 Juli, 2007, 23:55 »
Niemand wird behaupten, dass der deutsche Sommer anno 2007 besonders heiß ist. Aber das macht auch nichts. Schließlich haben wir hitzige Debatten rund um die Online-Durchsuchung, betrieben von Politikern, die sich wechselseitig die völlige Ahnungslosigkeit attestieren und partout nicht in den Urlaub verschwinden wollen. Derweil lebt der Rest der Bevölkerung im "Gefahrenraum Deutschland" und bietet mit steifer Oberlippe der "über eine allgemeine abstrakte Gefahr hinausgehende Gefahrenlage" die Stirn. Sonnenbaden nennt man das.

Was wirklich wahr war.

Eine kleine, aber feine Minderheit tummelt sich unterdessen nicht nur am Baggersee oder auf der Linuxbierwanderung an der englischen Riviera, sondern in lauen Sommernächten im Heise-Forum, was entgegen anderslautender Meldungen gefahrlos möglich ist. Wieder einmal galt es, zehn aktuelle Rätselaufgaben zu lösen. Das Resultat kann sich sehen lassen: vier Rätsel hatten keine Chance und wurden stante pede geknackt, zwei weitere wurden zum größten Teil gelöst.

Ausgerechnet das, was die hyperthermischen Politiker beschäftigt, wurde jedoch nicht erraten. So beschäftigt sich das Oberlandesgericht in Schleswig mit einer halben Million Dateien, aus denen der Versuch rekonstruiert wurde, eine virtuelle terroristische Vereinigung zu gründen. Im ersten Rätsel wurde darum nach dem Forensik-Köfferchen mitsamt dem Solitaire Turbo von Logicube gefragt, mit dem viele deutsche Behörden arbeiten. Sind die Dateien einmal beweiskräftig gesichert, ohne dass ein Trojaner mit seinem üblen Versteckspiel Daten manipuliert hat, so geht es an die inhaltliche Erschließung. Erwähnt war die Stichwortsuche durch das Bundeskriminalamt, gefragt wurde in der zweiten Frage nach IDA, der inhaltlichen Datenträgerauswertung ( http://www.bka.de/kriminalwissenschaften/kiforum/kiforum2006_ida.pdf ), mit der das BKA arbeitet.

Windows for Pen Computing aus dem Jahre 1992 mitsamt dem NEC Ultralite 20

 Keine Chance hatte hingegen die hübsche Idee, eine phallische Maus auf "Engelbarts Altar" zu opfern, an dem Götzen WIMP geopfert wird. Frage Nummer drei suchte darum nach der vertikalen Anir-Maus, die von der norwegischen Firma Animax entwickelt wurde. Hingegen wurde die vierte Rätselaufgabe fast komplett, aber eben nicht ganz komplett gelöst. Gesucht wurde Windows for Pen Computing aus dem Jahre 1992 mitsamt dem NEC Ultralite 20. Sicherlich gehört der Rechner von Momenta zu dieser erfolglosen Geräteklasse, doch besaß dieser eine abnehmbare Tastatur.

Im Sommer 1967 war Jefferson Airplane mit dem Drogenhit White Rabbit in den Top Ten der US-Charts. Die letzte Strophe des Songs bildete die Grundlage für John Markoffs Buch What the Dormouse Said – How the 60s Counterculture Shaped the Personal Computer Industry. Wer Zeit und Lust hat, kann sich dieses Woodstock-Video reinziehen, zusammen mit der fruchtlosen Endlos-Diskussion, ob ganz zu Anfang wirklich Steve Jobs zu sehen ist. Für die wahren Büßer am Altar der Trashkultur ist dagegen diese Performance richtungsweisend, zusammen mit der tröstlichen Botschaft, dass der klügste aller Rechenschieber wieder in die Kinos kommt. Nicht geraten wurde übrigens die Droge STP oder Serenity, Tranquility an Peace, die Jefferson Airplane konsumierten, als der Song entstand. Als Straight Through Processing steht die Abkürzung für den heiligen Gral der Bankenbranche.

Trans AM von Pios

 Erraten wurde wiederum der Velo 1 von Philips in der Frage Nummer 6. Bis heute ist dieser kleine Taschenrechner unter Windows CE einer der Rechner, der die meisten Designpreise abräumen konnte. Dafür war er ökonomisch nicht sonderlich erfolgreich, ganz anders als das Powerbook von Apple, das ebenfalls von Lunar Design aufgehübscht wurde. Wenn es um das Design geht, so muss man dem Trans AM von Pios bescheinigen, dass er ein ausgesprochen hässlicher Amiga-Rechner für das nächste Jahrtausend war. Unter dem Slogan "Einer gegen Alle und für Jeden" wurde der Rechner 1997 vorgestellt und als "mächtiger Schlag gegen die Wintel-Welt" angepriesen, die in ihren Grundfesten erschüttert werde. Erschütternd waren aber nur die Bilanzen von Pios, das bald darauf Konkurs anmelden musste. Der Trans AM wurde ebensowenig geraten wie die gleichnamige Band.

Die schlichte Frage nach der am besten überwachten Stadt Europas erschien zu schwierig, da dies entgegen aller Annahmen nicht London ist. Dort sind viele der installierten Kameras technisch veraltet. Auf dem neuesten Stand ist man jedoch in Warschau, wie dies den deutschen Journalisten am Vorabend des Antrittsbesuches von Bundespräsident Köhler demonstriert wurde. Die Frage Nummer 8 bereitete der werten Leserschaft keine Probleme, ebenso das Ensemble aus VPN-Konnektor und diversen Kartenterminals bei der Frage 9, mit dem in diesem Sommer die ersten Online-Tests der elektronischen Gesundheitskarte gestartet werden.

Möglicherweise sind die falschen Antworten auf die zehnte Frage ein Indiz dafür, dass die Regulars im Heise-Forum nicht unbedingt Fans von Präsentationen und Konferenzen sind, auf denen Powerpoint-Jockeys mit ihren Folien zaubern, bis sich das weiße Kaninchen von Alice schwarz geärgert hat. Vor 20 Jahren kaufte Microsoft die Firma Forethought und ihr Produkt Powerpoint, von dem sich schon nach einem Jahr abzeichnete, dass es ein richtiger Knüller war, als Apple-Software. Die Idee zu diesem Präsentationsprogramm hatte jedoch Whitfield Diffie, von dem Robert Gaskins dann die weitere Entwicklung übernahm. Bis heute wird gerätselt, ob Powerpoint zu den Fortschritten der Menschheit gezählt werden darf. Ähnlich rätselhaft geht es hier weiter …

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #143 am: 05 August, 2007, 00:28 »
404 – Was war nicht gefunden.

*** Hallo Fremder! Ich weiß, es ist hart. Du kommst den ganzen endlosen Weg im Web, du bist erschöpft und ausgebrannt und dann findest du nicht, was du gesucht hast. Keine Wochenschau der gesammelten Albernheiten dieser Branche, sondern schlicht ein 404.

Aber das Leben ist halt so, es ist ein einziger großer Strom von Slips. Eine kleine Enttäuschung folgt auf eine kleine Enttäuschung, auf die eine kleine Enttäuschung folgt. Ich dachte, du hättest dich längst dran gewöhnt, Fremder, aber dem ist wohl noch nicht so. 404. Du bist verloren an einem dunklen Ort, dem blinden Fleck des Web. Wenn ich du wäre, würde ich mich schreiend davon klicken, denn mit 404 kommen sie, all die deprimierten Server und nutzlosen Maschinen.
Wenn ich zu dir in Rätseln spreche, Fremder, sind es Sommerrätsel. Frage 1: Wie funktionierte die schönste nutzlose Maschine?

*** Das ist wie mit der Pfeife, die keine ist. Nirgendwo ist hier eine Pfeife oder eine Person, die in Lachen ausbricht. Hier ist schlicht 404, keine Betrachtung der universalen Dummheit, sondern frei nach Foucault eine große Müdigkeit und gezielte Stummheit – oder war das umgekehrt? 404 oder 404? Der Link ist tot, doch das Linken geht immer weiter. Als das erste WWWW erschien, hatte es gerade einmal einen Link. Nach dieser Logik müsste das heutige Jubiläums-WWWW 404 Links haben und mit dem vorletzten auf den kleinen, stickigen Raum 404 verweisen, in dem drei CERNornen alle Fäden verweben. Der letzte wäre dann das Ende.

*** Zu einem zünftigen 404er-Jubiläum hätte es gehört, weiß auf weiß zu schreiben. Das wird leider vom HTML-Checker des CMS verhindert, das seit Jahren meine Texte bunkert. Vielleicht sollte das Programm um einen DRML-Checker erweitert werden, der diese unsere Deutsche Realität prüft, in der der Zugang zu einer Bibliothek genauso verdächtig ist wie die Fähigkeit, intellektuell anspruchsvolle Texte zu verfassen.


 Da muss man nachgerade froh sein, als Kolumnist nur einfache satirische Texte schreiben zu müssen, die bar jeder Realitätsverschiebung sind. Ich kann nur einfach, oder um es mit fremden Federn zu schreiben: "Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: Sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören will."
Womit wir bei der zweiten Frage wären (diesmal mit Bild, das wie immer bei einem Klick darauf eine vergrößerte Ansicht zutage fördert): Vergessen wir den HTML-Checker und erinnern uns, wie früher Texte auf toten Bäumen auftauchten, als Abstich auf Gänseblümchendruckern. Wie hieß der entsprechende Befehl?

*** Kein Jubiläum ohne Re – wir haben ja Zeit: Mit einem weinenden und noch einem weinenden Auge schaue ich aufs Konto: Kolumnen machen nicht reich. In den Spiegel: Kolumnen machen nicht schön. Auf Technorati: Berühmt ist was anderes. 6 Milliarden könnten das WWWW lesen, tun es aber einfach nicht. Im besten Fall machen Kolumnen satt, wenn man eine Scheibe WWW aufs Brot packen kann. Im Normalfall sollten sie nachdenklich machen, ganz abseits laufender Sommerrätsel: Sind es wirklich nur sechs Dinge, die ein Geek erledigen muss, bevor seine kalten, starren Finger vom Hackbrett gezerrt werden? Muss man nicht wenigstens einmal auf den Bungsberg oder Brocken gepilgert sein, einmal die c't gekündigt haben, um es sofort bitterlich zu bereuen? Und sollte man nicht wenigstens einen fehlerfrei laufenden Apachen der Nachwelt hinterlassen? Wenigstens einmal bei 101010 nicht an 42 denken?
Unausweislich daher die dritte Frage: Tja, 42 ist unsterblich, wir nicht. Welche Antwort ist solcher Art, dass einem der Gegenstand der Frage genommen wird?


 *** Zur Frage, was Geeks wenigstens einmal in ihrem Leben machen sollen, gehört natürlich die Konstruktion einer besonders geekigen Maschine, das Schreiben eines sinnlosen Programmes oder auch nur einer einfachen Bastelanleitung für den kommenden Überwachungsstaat, in dem alle Menschen getaggt sind.
Damit erschließt sich ganz logisch die vierte Frage: Mit Testament schrieb Douglas Rushkoff einen Comic über ein Amerika, in dem alle jungen Menschen per RFID überwacht werden. Der Bildausschnitt rechts zeigt die Karte der Überwacher. Welcher Geek wird gesucht?

*** Derzeit ist ein geekiges Projekt in der schönsten Stadt der Welt, naja, ähem, in der größten Stadt der norddeutschen Tiefebene ausgestellt.
Aus Anhänglichkeit daher Frage 5: Wie heißt das Projekt?

*** Treue Stammleser erinnern sich noch an den Wettbewerb DSDOT, Deutschland sucht den Online-Trojaner, der vor Äonen, nämlich im vierhundertsten WWWW ausgerufen wurde. Nun stellt sich heraus, dass der schnelle Trojaner, der bei Gefahr im Verzug auf die Rechner des Gefährders hüpft, immer bereit, die Passworte des Gefährders zu verraten, als Offline-Gauner heraus. Die Techniker vom Bundeskriminalamt haben offenbar zuviel Lemmy Caution gesehen und wollen es genauso machen, wie in meiner Lieblingslektüre vorgeschlagen: Zunächst ein kleiner Einbruch im Zeichen des Großen Lauschangriffes, um die Festplatten heimlich mit den Logicube-Mitteln zu kopieren, die niemand im vorherigen Teil des Sommerrätsels erriet, dann die Analyse und Programmierung eines maßgeschneiderten Überwacherlis, der wiederum nach einem zweiten Einbruch heimlich in die Rechner gepfriemelt wird, wobei gleich einmal deren Firewalls ausgeknipst werden. Das von einer Computerzeitung völlig kritiklos geschilderte Verfahren einer Remote Forensic Software mag vielleicht rein theoretisch auf technischer Ebene funktionieren, ist aber für die vom Bundesinnenminister angemahnte schnelle Reaktion bei einer terroristischen Gefahr völlig unbrauchbar – ganz abgesehen von der fast schon lächerlichen Ignoranz gegenüber jedweden verfassungsrechtlich verankerten Grundrechten.
In diesem Link zeigt die Firma M.S.C Sicherheits- und Aufsperrtechnik, was alles zum großen Lauschangriff gehört. Daher Frage 6: Was ändert die Remote Forensic Software?

*** Unwichtige Details wie die Nutzung von USB-Sticks etwa durch den Mörder des niederländischen Regisseurs Theo van Gogh lassen wir mal beiseite. Bleibt die seltsame Konstruktion vom Richterband, die auch für die angezapften Festplatten gelten soll. Damit ist keine Rockgruppe gemeint, sondern ein Jurist mit guten Kenntnissen in Arabisch und Türkisch, der sich durch die geknackten Verzeichnisse und Dateien klickt. Cogitationis poenam nemo patitur wird es wohl auch bei uns bald heißen müssen.
Keine Frage ist, dass mit den angedachten Polizeimethoden Verschlüsseln zur Bürgerpflicht wird. Bleibt die Frage 7, wie ein Macrodot funktioniert.

*** In Zukunft will sich das Bundeskriminalamt heimlich, still und leise über Festplatten hermachen, um terroristische Beweise zu sichern. Früher ging das anders. Da brach man in die Wohnungen von Fotografen und stahl die Abzüge und Negative. Was bleibt, wenn die Welt der Wörter und der Bilder zusammenbricht und nicht nur eine Gitarre zertrümmert wird, davon erzählte Michelangelo Antonioni in bezaubernden Geschichten wie Blow Up. Nun ist Antonioni gestorben, zusammen mit Ingmar Bergmann. Kaum zu glauben, dass das Kino, diese Kunst, die beide prägten, schlappe 100 Jahre alt ist. Derweil macht der Beruf:Journalist in Deutschland wieder einmal klar, dass diese Demokratie schlappe 58 Jahre alt ist. In einem absolut sinnlosen Verfahren sind, ermächtigt durch den Bundestagspräsidenten Lammert, 17 Journalisten angeklagt, Beihilfe zum Geheimnisverrat geleistet zu haben. Die politische Einschüchterung empört die Journalisten, die gerne ein großes Gewese um ihren Job machen.
Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können, das zeichnet nach Karl Kraus den Journalisten aus. Was Frage 8 ergibt: Was ist 2,2?

404 - Was nicht wird.


 Während die einen Hacker sich an einem Rettungsflug für eine Raumstation versuchen, auf der ganz legal gesoffen werden kann, packen die anderen ihre traditionellen Pesthörnchen-Wimpel zum Camp des Fähnlein Fieser Schweiß aus den Schränken. Bei der Lektüre zum Bionic Man nicht an die getaggten Kinder aus dem SciFi-Comic zu denken, ist nicht einfach.
Womit wir bei der neunten Frage wären: Wieviele Deutsche wollen sich einen Chip ins Hirn pflanzen lassen?

Wichtiger ist jedoch, dass die Vorbereitungen zur Berliner Funkausstellung angelaufen sind, die überaus erfolgreich werden soll, komplett mit einem neuen begeisternden Standard namens Full Heavy Dose Guckn.
Was Frage 10 ergibt: Was zeigt der Ausschnitt eines Messebildes, der im Bild links zu sehen ist, und aus welchen Jahr datiert er?

Und, nicht vergessen, Fremder, es gibt noch eine Bonusfrage: Wo warst du, als Elvis starb?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #144 am: 07 August, 2007, 12:02 »
Das Sommerrätsel krankt daran, dass wirklich Sommer ist. Das Wetter bringt es mit sich, dass der nette Verlag in der norddeutschen Tiefebene alle Reisekosten eingesackt hat und die Produzenten radeln lässt. So korrespondiert die Unlust der Leser, sich mit ein paar Rätseln zu beschäftigen mit den Abenteuern des Kolumnisten auf "Fernradwegen", die sich unversehens in Schlaglochhöllen verwandeln. Weitab von von der schönen Stadt Hannover, durch die der Grillschwadenmief zieht, ist das Internet offenbar in nämlichen Schlaglöchern versackt.

Was wirklich wahr war.

Bis auf Frage Nummer 10 mit der ausgesprochen glücklosen Videotelefonie von AT&T aus dem Jahre 1964 (siehe das Bild rechts) und dem Rätsel Nummer 4, in dem der Performance-Künstler Genesis P-Orridge gesucht wurde, blieben die Fragen ohne rechte Antwort. Vielleicht waren sie einfach nicht sommerlich genug.


Die schönste nutzlose Maschine ist jedenfalls kein Server, der 404er ohne Ende produziert. So etwas weist eher auf friedlich schnarchende Admins oder schnarchend faule Web-Admins hin. Die schönste Maschine wurde von dem Mann konzipiert, dem wir die schöne Einheit Shannon verdanken. Es ist ein Knopf, der beim Drücken eine Hand veranlasst, den Knopf wieder zu drücken und den Prozess zu beenden. Bei Frage 2 waren nicht Print oder Lprint gefragt, sondern ausgehend von dem altehrwürdigen Runoff-Befehl die diversen Formatierer vom roff-Stammbaum, die nicht wie troff einen Belichter steuern, sondern einen Typenraddrucker. Ob eroff, diroff, groff oder gar awf und cawf das Rennen gemacht hätte?

Eine schöne Antwort gab es auf die Frage 3 nach der Antwort, die den Gegenstand der Frage einschließt. Gemeint war die Duplik, ein Begriff aus dem Minenfeld der Juristerei, doch das hundsgemeine "schläfst du schon?" gehört zu den Sätzen, die eine Duplik locker toppen.

Der gechippte Performance-Künstler von Nummer 4 wurde ja erraten, nicht aber die verwandte Frage Nummer 9: Erstaunlicherweise möchte jeder fünfte Bundesbürger auch einen Chip im Gehirn haben, wenn sich dadurch die Hirnleistung verbessern lässt. Wir müssen dabei der Körber-Stiftung und ihrem deutschen Studienpreis dankbar sein, dass sie nicht nach der Sex-Leistung fragte. Für die richtige Potenz-Stimulation könnten ganze Motherboards verpflanzt werden.

Anders als bei Sex gibt es bei Hannover ein Akzeptanzproblem, trotz Frage 5. Doch in dieser wunderschönen Stadt läuft gerade die Ausstellung "Made in Germany" mit dem Bitfall benamsten System, das Schlüsselworte aus dem Web in Tröpfchenform verschimmen lässt. Wer lange genug in den Regenschleier starrt, wird Viagra finden. Auch Britney tauchte schon auf, nur die Heise-Foren nocht nicht.

Frage 6 wollte wissen, was die Remote Forensic Software im Vergleich zum Großen Lauschangriff ändert. Realistische Antwort: Gar nichts. Was dieses Vorgehen mit der schnellen Reaktion auf Gefahrenslagen zu tun hat, muss das BKA noch erklären. Wer unbeobachtet ein paar hundert Gigabyte forensisch sicher speichern will, sollte erfahrene Anästhesisten in seinem Einsatzkommando haben. Bei Frage 7 nach dem Macrodot ließ sich der Kolumnist von den Codebreakers inspirieren, jenem Werk, das unser Bundesinnenminister unbedingt in seinen Ferien lesen sollte, ehe das Sommertheater mit den Online-Durchsuchungen zur Herbstzeitlose wird. Die korrekte Antwort ist jedenfalls Histieuos (in verschiedenen Schreibweisen bei Kahn), jener antike Verschlüsselungsspezialist, der Nachrichten auf die kahlgeschorenen Köpfe seiner Sklaven schrieb. Wenn die Haare wieder gewachsen waren, wurden sie auf die Reise geschickt.

Die letzte unbeantwortete Frage war schwer zu googeln: 2,2 ist die Antwort auf den Vertrauensindex diverser Berufe, in diesem Fall für den der Journalisten. Noch liegen wir vor den Politikern, das ist doch was. Dafür strampeln sich die Befüller dieser kleinen Website noch mehr ab. Versprochen.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #145 am: 12 August, 2007, 00:12 »
Was war.

*** Ja, ja, die Guten sterben alle jung, und ich bin ein alter Sack. Aber bevor ich mir wie Amy Winehouse das Hirn wegdroge und an Unterernähung sterbe, lege ich lieber noch einmal "Back to Black" auf und warte, was all die Terror- und Cybercrime-Bekämpfer mit mir denn noch so vorhaben. Wenn schon Lörrach unter Wasser steht, ist alles möglich, auch, dass Proteste und Verfassungsklagen gegen einen doch schon vollständig durchgeplanten Präventionsstaat helfen. Oder, sagen wir es so: Lieber mit Amy Winehouse untergehen als mit Joss Stone auf dem Lady-Di-Gedenkkonzert feiern.

*** 405 – "Method not allowed" – nicht nur Amy Winehouse, auch mich hat der Alltag wieder, die große 404er-Party ist vorbei. Es gibt so viele Methoden und Dinge, die nicht erlaubt sind, wie der Besitz von Hacker-Tools oder Karies. Dann gibt es Methoden, die zwar erlaubt sind, aber selten gepflegt werden. Mancher mag jetzt gleich an die Methode denke, Musik online auch ohne DRM zu verkaufen – aber da sind Herren wie die Chefs von Universal vor, die erst einmal ausgedehnte irre Tests machen müssen, bevor sie sich an ihre Kunden herantrauen. Aber eigentlich meine ich etwas anderes, denn zu diesen Methoden gehört auch der investigative Journalismus. Da ist zum Beispiel dieses erstaunliche Sommercamp der deutschen Hackerszene. Zu ihm ist eine junge Österreicherin mit 26 Jungs angereist. Prompt knacken die Computer-Freaks Netzwerke und Herzen. So schön es ist, dass Hacker flirten können, so seltsam wirkt das Image vom CCC als Swingerclub.

*** So gehen sie hin, die Illusionen nicht nur vom Super-Sommer 2007, der ganz ohne WM die Bundesbürgern mit Sonne, Wärme und anderen Annehmlichkeiten erfreut, sondern auch von den freien Datenreisenden, die für einen kleinen Rabatt die Payback-Karte zücken. Dabei muss man sich das Sommercamp als lustiges Fest vorstellen, auf dem sich die Stämme in Dörfern organisieren, einander besuchen und kräftig feiern. Beim Spaß am Gerät ist selbiges vor allem eine Bierflasche. Frühmorgens hüpfen dann junge Hacker mit Abi-07-Shirt durchs Hackcenter und sammeln eifrig alle Flaschen auf, um mit dem Pfand von 50 Cent ihre kargen Reisekassen aufzubessern. Frühmorgens ist noch wenig los an den Tischen. Ab 8 Uhr sitzt ein 10-Jähriger da und spielt World of Warcraft, den ganzen Tag hindurch. Um ein Uhr in der Frühe kommt dann der Hackervater und holt den Jungen ab. Er ist ganz ohne Muttizettel auf dem Gelände.

*** Muttizettel dürfte es bald bei SchülerVZ geben, einer Website der Firma Holtzbrinck, die absolut kein Fettnäpfchen auslassen will. Nach der Produktion von gewollt menschenverachtendenen Werbefilmen versucht man es mit der ziemlich schwachen Nummer, völlig unbeteiligte Webseiten abzumahnen. Wie frisch und ehrlich dagegen das Geständnis, eine möglichst kontroverse Diskussion zu starten. Tja, Life is Live, sangen einstmals nicht nur die von mir verlinkten Opus, sondern passenderweise auch Laibach. Ein Medienkonzern, der sich gründlich verrennt, das hat man seit den Hitler-Tagebüchern nicht mehr erlebt. Nennen wir es Verrannt 2.0. Wenigstens muss die deutsche Geschichte nicht in großen Teilen umgeschrieben werden, was Leute bedauern werden, die "das Kampfblatt der Vernetzungsbewegung Europas" herausgegeben haben, komplett mit einem Bericht zum Geburtstag des Grödaz.

*** Überhaupt produzieren die Medien-Bobos wundersame Sachen, in heller Panik vor dem komischen Internet. Da ist Universal Music mit dem schon erwähnten seltsamsten "Tests" der jüngsten Zeit. Ein halbes Jahr lang soll es unverseuchte Songs geben und keinen Tag länger. Braucht man ein halbes Jahr zu diesem Test? Warum nicht gut christlich sieben Tage? In dieser Zeit, Ruhetag inklusive, erschuf G^tt die Erde, ganz ohne diesen Darwin. Sieben Tage lang will die ARD ihre Inhalte in einem ARD Medienportal frei online zur Verfügung stellen, danach wandern sie ab ins Archiv. Wer einmal mit dem deutschen Rundfunkarchiv zu tun hatte, weiß, dass Gotteskräfte nicht ausreichen, die Inhalte dort zu heben. In der Camp-Diskussion der ARD-Vertreterin mit ihren Online-Kunden kamen auch die großen Fragen der Menschheit zur Sprache: Wer hat keinen Fernseher mehr? Große Mehrheit. Und bei der ARD ist die Nachricht angekommen, dass sich die Welt verändert hat. In sieben Tagen oder so.

*** Heute vor 140 Jahren wurde Edith Hamilton in Dresden geboten. Auf Deutsch ist von ihr nur die Nacherzählung der klassischen Mythen erschienen, nicht jedoch "The Greek Way" und "The Roman Way", eine Form der Geschichtsschreibung, die einstmals alle Amerikaner in ihrem ersten Jahr auf der High School lesen mussten. Ausnahmslos alle großen Autoren von erfolgreichen amerikanischen TV-Serien haben ihr Handwerk bei Hamilton gelernt, Doch was soll das Lob? Wir haben ja Guido Knopp, der die Geschichte neu schreibt, bis man nicht mehr weiß, ob Bismarck ein Heringszüchter war oder ein Kornbrenner.

*** Wer vergisst, ist verdammt, die Geschichte zu wiederholen, könnte man George Orwell zusammenfassen. Wer vergessen lassen will, muss nur das Informationsfreiheitsgesetz eng wie einen Stützstrumpf auslegen. Diese einfache Lektion hat die aktuelle Regierung gut gelernt. Den neuen Anlauf, die Mautverträge einzusehen ignoriert ein Tiefensee gelassen. Gleichzeitig gibt man sich entrüstet, dass Toll Collect auf Schadensersatz klagt. Zur Erinnerung: Das ist die Firma, die den Start des Maut-Systems vollkommen vergeigte. Über den Schadensersatz an den Bund verhandeln immer noch Schlichter. Wenn beide Parteien Schadensersatz fordern, soll das Interesse an den Mautverträgen künstlich geschürt sein? Müssen wir erst darauf warten, dass Guido Knopp die geheimen Maut-Verträge verfilmt? Mit Kim "Kimble" Schmitz in der Rolle des Projektmanagers? Da lassen wir uns doch lieber im überschwemmten Lörrach zu den Klängen von Amy Winehouse beerdigen.

Was wird.

Es gibt seriöse und weniger seriöse Angebote in den Weiten des Netzes. Zu den seriöseren gehört der Ankauf von Bauanleitungen für Antigravitationsmaschinen, komplett mit der Idee, die Funktionsweise einer solchen Maschine im August als Weihnachtsvorlesung zu präsentieren. Method not allowed? Von wegen: Satte 100.000 Volt Gleichspannung sind für das Antigravitationsfahrzeug notwendig, dessen Baupläne Studenten der Uni Hannover und des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik ersteigert hatten. Am 15. August kann man bei Sat1 gucken, wie der ersteigerte Bauplan umgesetzt wurde. Um es mit Einstein zu sagen: Das Problem ist wichtiger als die Lösung.

Ich bin ein Befürworter eiserner Prinzipien. Sie krachen so schön, wenn man sie weg wirft: Über SCO wollte ich an dieser Stelle keine Worte mehr verlieren und schon gar nicht den großen Shakespeare plündern. Nun aber hat die Firma einen juristischen Fangschuss der Extraklasse kassiert. Nicht ausgeschlossen ist, dass das Ende der unendlichen Geschichte bald in Sicht kommt. Da muss Shakespeare ran, aber in einer potterisierten Version, die Darl McBride versteht: "The ghost broke off and let out an anguished wail. 'Oh God!' It was too much for Hamlet."

Auch zum Bundestrojaner wollte die Wochenschau eisern schweigen. Passati tempi: Was muss das für ein mächtiges Programm sein, wenn die sonst so gefürchteten Hacker in ihrem Camp nur von zwei Streifenpolizisten auf der Suche nach ihrer Bulette im Camp auftauchen und alles andere bequem online oder remoteforensisch bearbeitet werden kann? Ähnlich traditionell wie die Sommercamperei ist die Sommerakademie der Datenschützer, nur ohne Zelten und bulettensuchende Polizisten. Die spielen nur in einer kleinen Jazz-Combo auf, während Jörg Ziercke, der oberste Polizist Deutschlands, dem interessierten Publikum erklärt, wie das gehen soll mit dem Anschleichen und Verwanzen. Die Frage, ob eine offene Kommunikationsgesellschaft nicht im Widerspruch zur Terrorbekämpfung steht, ist freilich komisch gestellt. Vielleicht sollte man hier den modernen Shakespeare zitieren? Oder lieber – Method allowed – die Peanuts von Charles Bukowski? It began as a mistake.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #146 am: 19 August, 2007, 07:03 »
Was war.

*** 404 ist vorüber, die Sommerrätsel haben sich verflüchtigt wie der Sommr. Wer jetzt kein Haus baut, beschäftigt sich allein mit den Rätseln des Alltags: Deutsche Dinge wie die "freiwillige Wehrpflicht" und die Vernachrichtendienstlichung wollen nicht nur fehlerfrei ausgesprochen, sondern auch verstanden werden,

*** Doch erst einmal harrt die Bonusfrage des Sommerrätsels ihrer Lösung. Wo warst Du, als Elvis starb? Mein Redakteur lag beispielsweise in einem Krankenhaus nach einem Fahrradunfall, mit zerschundenen Gelenken, und las Marxens "Die deutsche Ideologie". Ein Heise-Leser namens MeinFreund wurde an diesem Tag geboren. Und Leon hielt seine unsterbliche Rede in der Disco, aufgeschrieben von Tony Parsons in "Als wir unsterblich waren": Die Punks, die vom verfetteten Elvis angewidert waren, wussten um seine Größe.

"Das war wie Apartheid, bevor Elvis kam. Musik war vorher wie ein einziges verdammtes Riesensüdafrika. Weiße Radiosender. Schwarze Radiosender. Musik, jede Art von Musik, war in ein Ghetto gesperrt. Elvis hat die Musik da rausgeholt, er hat uns verdammt noch mal befreit, Mann!"

*** Und hier ist nun leider ein kurzes Innehalten notwendig, in Gedenken an einen anderen, der vielleicht nicht mich, aber die Musik befreit hat. Der der Musik einen ganz neuen Rhythmus, einen neuen Beat schenkte, der befreite, ohne den der Bebop nichts gewesen wäre. Max Roach starb am Donnerstag, der Drummer des Bebop und der Befreiung. Wir bestehen darauf, wir verlangen es: Freiheit jetzt! trommelte er dem Amerika der 60er Jahre die Botschaft der Bürgerrechtsbewegung ins Gewissen. Der "Herzschrittmacher des Jazz" sollte uns noch viele Freiheitstage bringen.

*** So mögen wir uns in 30 Jahren erinnern, wo wir waren, als Max Roach starb. Als Elvis starb aber, da arbeitete ich in den Semesterferien als "Hand" an der Schleusentreppe Carl Johan am Götakanal. Im Jahre 1977 waren die sieben Schleusen in Berg noch in Handarbeit zu bedienen und besonders ältere Skipper heuerten uns Studenten an, die die Maloche übernahmen, während sie an Bord blieben. Es gab sicher besser bezahlte Ferienjobs, aber kaum einen, der so weitab der hitzigen Diskussionen in den Sympathisantenzirkeln der politischen Gefangenen (vulgo RAF) lag, in denen damals die Fetzen flogen. Vom Tod des Kings hatte ich nichts gehört, bis ich ein Schiff mit einem älteren Ehepaar bekam, das Rotz und Wasser heulte und dabei teuren Fusel trank wie andere Tri-Top. Ein Professorenpaar war's und der Mann brabbelte abwechselnd von Elvis und Adorno. Später habe ich sie nachgeschlagen, Adornos Reaktion auf Elvis:

"Die Kulturindustrie Amerikas hat eine ungeheure Macht; sie verödet und korrumpiert nicht nur die Empfindungswelt des amerikanischen Volkes, sondern sie droht auch die Kulturen anderer Völker mit ihrem Schmutz zu überschwemmen. Durch die Massenproduktion von Schund und Kitsch wird sie zum gefährlichsten Feind des kulturellen Forschrittts auf der ganzen Welt. Um sich gegen sie wehren zu können, muss man ihre Gefährlichkeit begreifen."

*** Wie korrumpierend dieser Schund und Kitsch ist, kann man mit dem finnischen Dr. Ammondt begreifen, der Elvis-Songs auf Latein oder Sumerisch singt. Tote Sprachen für tote Sänger! Wie es der blinde Uhrmacher will, haben Heise-Leser in dieser Woche mal aufgeschrieben, was sie fünf Jahre später mit der ersten CD hörten. Eine beachtliche Auswahl, samt akzeptierter Entschuldigung für den Ausrutscher Mötley Crüe.

*** Aber was sind schon Schund und Kitsch, was ist gar schon der Tod, wenn die Singularität naht – verstanden als der Punkt, an dem Supercomputer wie der in einer Kirche installierte Mare Nostrum unser aller Schicksal lenken? Zu ihr hat ein anderer Kolumnist ein paar lustige Gedanken veröffentlicht, wie man die drohende Unsterblichkeit vermeiden kann und über jenen Raymond Kurzweil, der mit allen Mitteln überleben und in der Singularität aufgehen möchte. Wird es diese kleine Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene ewig geben wie das ewige Genörgel darüber, wie laaaangweilig das WWWW mal wieder ist? Das KI-Programm Hal Faber, gefüttert von seinen Lesern, das nicht länger aus der norddeutschen Tiefebene kommt, sondern aus einem holographischen Speicher, der jedweden Datenvandalismus überstanden hat und etwas bramabasiert, was andere Holo-Speicher dann als Copy-Test nutzen.

*** Zellhaufen oder Bytehaufen, das ist die Frage, die sich dem Prinzen von Dänemark stellte. Aktuell stellt sie sich vielleicht der Prinzessin von Norwegen die sich auf das Engel-Dating verlegt hat, komplett mit Himmelhochjauchzen. OK, ich mag befangen sein: Engel kenne ich nur als Datenbankavatare und Helpdesk aus dem Film Enthüllung, mit dem mir das ZDF gerade Konkurrenz macht. He, nicht wegschalten! Funktionstasten sind übrigens sexier als interaktive Hilfen und das Blättern mit dem Datenhandschuh in einer Oracle-Installation.

*** Doch was ist der Tod des Einzelnen gegen das Aussterben einer Art? So viele Engel gibt es gar nicht, die da Protest brüllen können. Wer den großen Douglas Adams nicht nur als Romancier gelesen hat, wird sich an sein Buch Die Letzten ihrer Art erinnern, als er mit Zoologen den Lipotes vexillifer, den Baji- oder Jangtse-Delphin in freier Wildbahn in einem Gebiet suchte, das von der Metallverhüttung geprägt war. Sie fanden keinen, nur ein Exemplar am hydrobiologischen Institut Wuhan. Nun hat man den Baji für ausgestorben erklärt. Er ist die erste Walart, die durch den Menschen ausgerottet wurde. Ja, ich hab es heute mit dem Zitieren, DNA inklusive:

"Ich dachte, dass der Begriff 'gefährdete Art' zu einer Phrase geworden war. Als ich dem Wind beim Kräuseln der galligen Jangtse-Oberfläche zusah, wurde mir mit schmerzhafter Deutlichkeit bewusst, dass irgendwo unter mir oder um mich herum intelligente Lebewesen, deren Wahrnehmungswelt wir uns nicht einmal andeutungsweise vorstellen können, in einer gärenden, vergifteten, betäubenden Welt lebten und dass sie ihr Leben höchstwahrscheinlich in ständiger Verwirrung, ständigem Hunger, ständigem Schmerz und ständiger Furcht verbrachten."

*** Wieviel gemütlicher ist da das Leben als masseloses Photon, wenn man nicht gerade von deutschen Forschern am Herumhängen mit den anderen Photonen gehindert wird. Nun sorgen die Experimente für internationales Aufsehen und aparte Kommentare besonders bei den Schotten, die als erstes an ihren Bus- und Eisenbahnverkehr denken. Dabei ist Eisenbahn nicht einmal schlecht, weil der Erklärungsveruch auch mit einer Eisenbahn funktioniert, deren Abfahrt und Ankunft immer in der Mitte des Zuges gemessen wird, die aber laufend Waggons verliert. Aber vielleicht hat da jemand etwas entdeckt, was er im resultat noch nicht überzeugend darstellen kann?

Was wird.

Wie man wobbelnd zwar keine Waggons, aber wohl das Ziel der Aktion verlieren kann, zeigt sich gerade bei der elektronischen Gesundheitskarte. Forsch wird da ein 100.000er-Test gestrichen und damit geworben, dass die Kartenterminals schon Mitte 2008 in der Fläche "ausgerollt" werden, die echten gesunden Karten kurz danach. Dabei steht die Riesenakquise der Fotos von über 80 Millionen Menschen noch als kleines Stolpersteinchen vor der Tür. Und, besser noch ist der Witz mit der Online-Fähigkeit des Gesamtsystems. Dieser Part soll frühestens in fünf Jahren angetestet werden. Das ganze Gerede über die Einsparungen, die die neue Karte bringen soll, ist damit Makulatur. Wie passend ist es dann, wenn geblödelt wird, dass die Karte den Versicherten praktisch nichts kostet: Praktisch alle Einsparungen können nur dann erzielt werden, wenn die verschiedenen Systeme online sind und Medienbrüche vermieden werden, wie den Bruch vom Arzt, der die Daten der elektronischen Patientenakte als Datei aushändigt oder auf ein Faxgerät legt. Aber eifrig melden Agenturen noch den größten Schwachsinn gleich mit, ohne nachdenken und schreiben von einer Karte, auf der auch Rezepte, Röntgenbilder und komplette Krankengeschichten gespeichert werden können. Zur Erinnerung und zum Nachrechnen: Die Nutzlastkapazität der Karte liegt derzeit immer noch bei 34 bis 56 KByte.

Und wieder breche ich mein Gelübde, nichts über diesen seltsamen Online-Trojaner zu schreiben, den das BKA in der Hosentasche haben will. Die Behörde, von der drei Beamte in einem völlig unsinnigen Auslandseinsatz in Afghanistan "am Hindukusch" getötet wurden, hat nicht nur Terroristen-, sondern auch Radler-Festplatten im Visier. Immerhin: In Kiel will BKA-Chef Ziercke seinen Online-Angriff auf die Festplatten vorstellen, während der um Forderungen nicht verlegene Innenminister und Schützensportler Uwe Schünemann seinen Auftritt vor all den Datenschützern abgesagt hat. Derweil wird taggleich im Berliner Innenministerium versucht, 45 Fragen zu beantworten. Ein paar Kalenderblätter weiter findet dort nicht nur eine Anhörung statt, sondern eine Demonstration gegen die allgemeine Ignoranz gegenüber den Bestrebungen der Politik, aus diesem Nachtwächterstaat einen Nachtkamerastaat mit integrierter IMEI-Verfolgung zu machen: Hier fahren die Busse.

OK, das ist natürlich eine bannig große Sache, in so einen Bus zu steigen. Geht es auch eine Münze kleiner? Aber hallo, wir kennen auch Cent! Love a.k.a. Kleingeld is everywhere. In Erinnerung an diese hinweggerotteten Flussdelphine in China, eine Losung an alle Hacker, die jetzt noch den Pizzadienst anrufen: ESST MEHR ANCHOVIS! Pizza Napoli rulez! Ohne Thunfisch! Oder wie immer das Teil beim Italiener eures Vertrauens auch heißen mag.

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Offline SiLæncer

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #147 am: 26 August, 2007, 08:17 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Schäuble – geh weg!", flehte Hagen Rether gerade eben auf 3Sat. Ob's was nützt? Eine gewisse Sinnhaftigkeit ist dem Wunsch jedenfalls nicht abzusprechen, auch wenn seine Erfüllung derzeit unwahrscheinlich erscheint. "Letztlich läufts auf Pessoa hinaus – vielleicht noch, Heine. Aber letztlich Pessoa." Nicht die Situation ist absurd, sondern der Schäuble, der in ihr lebt, um zur Zuspitzung der Absurdität in Deutschland ein Relikt aus vergangener Zeit zu paraphrasieren.

*** So ist das mit den Wünschen und der Absurdität. Das ist wie mit der Vergangenheit: Was war, das ist manchmal gar nicht so leicht zu beantworten. Was war zum Beispiel Steve Wozniak. War er der geniale Ingenieur der ersten Apple, dessen Schaltbild des Apple 1 zu den Kunstwerken gerechnet wird? Oder iWoz, der ausweislich seiner Autobiografie im Alleingang die Computerindustrie revolutionierte? Oder doch nur der Pete Best der PC-Brance, ein einfacher Trommler, der nur noch ausgewiesenen Pop-Liebhabern bekannt ist? Auf alle Fälle war Steve Wozniak zu schnell gefahren, und das auch noch in einem Toyota Prius. Gut, er war nicht wirklich schnell gefahren, sondern konnte wissenschaftlich untermauert erklären, dass er durch viele Auslandsreisen unter den schlimmen Einfluss europäischer Raserei geraten war. Dass er bei seiner Raserei nach Las Vegas mit einem seiner acht Priusse (oder Pririi ?) sich in Europa wähnte. So wissen wir nicht wirklich, was war, außer der Tatsache, dass das Urteil über Woz noch nicht gefällt werden kann. Denn das Leben geht weiter, mit 104 Meilen in der Stunde.

*** Auch für Richard Stallman, der kein Auto besitzt, geht das Leben weiter. Stallman erlebte das schlimme Erdbeben in Peru und lieferte seinen Fans darüber einen Bericht, komplett mit einer Meditation über gute und böse Gottheiten. War es ein guter Gott, der einen Priester rettete? Oder war es das Urböse, das Peru heimsuchte? So wissen wir nicht wirklich, was war, und bekommen auch von den Zeugen Tuxens keine bessere Auskunft. Tja, über Linux habe ich wirklich lange nicht nachgedacht und finde nun, dass ich mit OpenSuse und Gnome ein ziemlicher Durchschnitt bin.

*** Ist mit Apple, Linux und Gott das gesamte Trollfutter der Woche verschossen, können wir zu den wirklich wirren Fragen des Lebens übergehen. Wie steht es beispielsweise mit der Gentrifikation in Perlin, wo die von der Prekarisierung Betroffenen unweit vom Kulturkaufhaus Dussmann von 9 bis 5 tagen? Das Fachdings für Wirres befindet: Die digitale Boheme ist ausgelutscht, ihre Protagonisten haben sich längst in sichere Jobs verkrochen und von der gnadenlosen Banalität des Bloggens verabschiedet. Sehr schön fasst der Filmkritiker Plomlompon das neue Idletum-Lebensgefühl zusammen, wie die alte Seeligkeit und Muffigkeit der Dropouts wieder da ist: "Gut leben und Ukulele spielen, den Boden beackern und Kompost machen, das Leben ist absurd."

**** Das Leben ist aber nicht nur absurd, sondern vor allem kompliziert. Immer zwickt und zwackt da die Erinnerung. Wer 30689 Passwörter hinter sich hat, mag von Lebenserfahrung reden. Doch manchmal entschlüsselt sich das Leben nicht einmal durch die besten Passwörter. An Antonioni und sein Blow up wurde hier vor wenigen Wochen erinnert, darum darf heute nicht das Geburtstagskind Julio Cortázar fehlen, dessen Las Balbas del Diablo die Vorlage für Blow Up abgaben. In seinem Himmel wird auf Gliglisch gehopscotched. Mit seinen Ausflügen und phantastischen Elementen passt der jüdische Schriftsteller Leo Perutz gut zum Argentinier. Perutz starb gestern vor 50 Jahren. Gucken wir herablassend herunter auf den Autor von "Der Meister des Jüngsten Tages", Unterhaltungsschriftsteller näselnd?

Was wird.

Wir leben in einem Land, in dem eine Regierungspartei die militärische Zwangsarbeit als "freiwillige Wehrpflicht" bezeichnet. Fortlaufend spricht die Regierung Drohungen aus, gegen Arbeitslose oder Andersdenkende, und nennt das "Friedensangebote". Aus der Beschreibung des gewaltfreien Widerstands wird ein gewaltsames Wegdrücken, komplett mit dem gewaltsamen Wegrücken jenes Computers durch die Staatsanwaltschaft, von dem aus die schlimme Textvariante ins Web transportiert sein soll. Beschlagnahmungen, Verhaftungen und halbe Haft-Entlassungen zeigen Deutschland in einem traurigen Zustand. Ist also doch die Situation pervers? Wir haben einen Staat vor uns, der paranoider ist als der – noch'n Jubiläum – im Deutschen Herbst. In einem leider nicht online verfügbaren Kommentar "Der unverfolgte Bürger" behauptet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung frohgemut, dass man vor dem Big-Brother-Staat keine Angst haben müsse, weil die Bürokratie für eine effektive Überwachung viel zu ungeschickt sei. Ich wünschte, es wäre so, aber ich bin unfrohgemut. Viel naheliegender ist es nämlich, dass die ungeschickte Bürokratie sehr ungeschickte Fehler macht. Die Forderung nach Stasi-Akteneinsicht der DDR-Bürgerrechtler ist aktueller denn je. Sonst ist der ach so unverfolgte Bürger ein unmündiger Bürger.

"Trägheit, Feigheit und Gleichgültigkeit sind immer noch die wichtigsten Ursachen der Unmündigkeit. Nicht gesellschaftliche Verhältnisse, nicht das marode Erziehungswesen, nicht die säkulare Entwertung aller Werte sind dafür verantwortlich, dass Menschen im Dämmerschlaf des Konformismus verharren. Unmündigkeit ist selbstverschuldet. Viele Menschen bevorzugen die bequeme Unselbständigkeit. Sie sind zu faul, sich ihres Verstandes zu bedienen, und überlassen das Urteil lieber anderen. Nicht die Arbeit des Begriffes erschöpft sie, sondern die Gewohnheit des Nichtstuns. Sie lassen andere für sich sprechen, denken und handeln und ziehen sich in den Käfig der Passivität zurück. Die Feiglinge wiederum geben sogleich Fersengeld, wenn irgendwo ein Streit entbrennt. Wittern sie Widerspruch, beklagen sie fehlende Toleranz."

Wenn selbst ein liberaler Gegner staatlicher Überwachung wie Ralf Dahrendorf in einem Artikel behaupten kann, dass die Videoüberwachung in London es ermöglicht hat, dass Terroranschläge verhindert werden können, dann zeigt sich erst, wie sehr der Präventivstaat in den Köpfen der Staatsdenker spukt. Aus diesen Köpfen kommen dann ganz wunderliche Sätze wie die Verschickung des Bundestrojaners a.k.a. Remote Forensic Software per Mail, zusammen mit einem Werkzeug zur "Datenerhebung", das beim Öffnen des Anhangs installiert wird. Natürlich komplett im Treu und Glauben, dass die private Lebensführung privat bleibt und bestimmte Dateinamen und Dateiendungen von der Online-Schnüffelei ausgenommen sind. So ungeschickt ist die Staatsbürokratie offenbar doch nicht. Ob dahinter eine Methode steckt oder unsere Beamten tatsächlich nur "IT für Dummies" lesen, wird sich vielleicht auf der Sommerakademie 2007 zeigen, die das Thema Terrorismus kontra offene Informationsgesellschaft behandelt.

In Neuseeland warb die Pizzakette Hell mit einem "höllisch guten" Werbespot für ihre Teigfladen: Ein Adolf Hitler, der beim Hitlergruß ein Pizzadreieck in den Himmel reckt, da mügeln sich die Witzbolde. Solche Witze können ja jedem einfallen, wie "Ausländer raus!"-Parolen jedem über die Lippen kommen können. Das meint jedenfalls der Bürgermeister von Mügeln, der davon überzeugt ist, dass es in seiner Stadt keine Rechtsextremisten gibt. Ein "rein fremdenfeindliches Motiv" bei der Volkshatz auf Inder möchte auch der Innenminister des Landes Sachsen-Mügeln nicht sehen. Wer hat gejagt, wer hat "nur" gegafft, wer hat sich duckmäusernd aus dem Staub gemacht? Dann gibt es noch die komische Sorte, die sich kostenlos entrüstet, dass Mügeln nichts von den 24 Millionen bekam, die für Programme gegen Rechtsextremismus ausgegeben wurden. Ein lustiger Vergleich: Die Landesbank Sachsen-Mügeln hat 65 Milliarden Euro in den Sand gesetzt. Nicht in Sachsen, nicht in Mügeln.

"Stets bevorzugt der Duckmäuser Gleichgesinnte und Gleichgestellte. Lieber wirft er sich zu Boden, als einer Attacke standzuhalten. Der Gleichgültige stellt sich blind und taub. Geschieht nebenan eine Untat oder eine Unglück, zuckt er die Achseln und geht weiter. In seinem Winkel will er so bleiben, wie er ist. Alarmrufe warnen ihn vor naher Gefahr, damit er sich rechtszeitig abwenden kann. Mit Vorliebe empört er sich, weil Entrüstung nichts kostet und die Anklage anderer die eigene Untätigkeit rechtfertigt."

Man kann etwas tun, man muss, man darf nicht untätig bleiben. Eine von vielen Möglichkeiten ist die anstehende Demonstration Freiheit statt Angst. Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber wer dem Absurden entkommen will, entkommt nicht der Wiederholung. Aber sicher der Langeweile.

"Keine Änderung der Sitten und keine Sozialreform wird diese Laster und Untugenden vertreiben, sondern nur die persönliche Revolution der Individuen. Wer aus eigenen Stücken auf die Waffen der Kritik verzichtet, der lässt seine Urteils- und Handlungskraft verkommen. Am Ende braucht er sich über sein Dasein als gläserner Untertan nicht zu wundern. Seine Privatsphäre ist längst dahin. Er hinterlässt immer nur die gleichen Spuren. Er muss gar nicht mehr beobachtet und durchleuchtet werden, da ohnehin jeder weiß, was er denkt und was er tut."

Alle hier zitierten Passagen stammen aus dem Schlusskapitel "Gedankenfreiheit" des wichtigen Büchleins "Verteidigung des Privaten" von Wolfgang Sofsky, das in dieser Woche erschienen ist. Ich setze jetzt nicht den dümmlichen Bloggerspruch vom "Lesebefehl" ab, denn mindestens hier sollte man wissen, dass dies nur für Festplatten gilt, nicht für mündige Leser.

Quelle : www.heise.de
« Letzte Änderung: 26 August, 2007, 08:56 von SiLæncer »

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Offline Brömmel

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #148 am: 27 August, 2007, 17:46 »
In einem leider nicht online verfügbaren Kommentar "Der unverfolgte Bürger" behauptet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung frohgemut, dass man vor dem Big-Brother-Staat keine Angst haben müsse, weil die Bürokratie für eine effektive Überwachung viel zu ungeschickt sei.

Die Bürokratie ist tatsächlich ungeschickt. Bürokraten sind blöde, träge, ignorant, verbissen und oft ketzerisch.
Aber Bürokraten sind viele! Damit kompensiert die Bürokratie die negativen Attribute des Einzelnen.

Sie sind nicht genug für den informierten Bürger, der sich mit Intelligenz und Anstrengung seine Wege selber sucht (verschlüsselte Mails, verschlüsselte Partitionen bzw. virtuelle Laufwerke, Anonymisierung (Tor), virtueller PC fürs Internet oder Sandboxes).

Und natürlich sind die Bürokraten nicht genug für effektive Organisationen (z.B. Nachrichten-Dienste anderer Staaten oder Terroristen). Da geht ihre Wirkung gegen Null.

Aber ihre Zahl reicht aus, um einen durchschnittlichen Bürger namens 'Otto Normalverbraucher' zu kontrollieren. Und der gibt unbedarft und fröhlich grinsend alles her, was er hat.

Und wenn man ihm sagt: "Es könnte sein, dass dein Sohn später mal nicht den gewünschten Ausbildungsplatz bekommt, weil die Bewertungs-Agentur dem Ausbildungs-Betrieb ein negatives Scoring übermittelt hat, weil du zu viel Alkohol-Einkäufe über deine Payback-Karte hast laufen lassen...", dann guckt der Herr Normalverbraucher erst irritiert und sagt dann im Brustton der Überzeugung: "Ach, Quatsch!"

Da bekommt man dann schon Angst vor einem Big-Brother-Staat...

...meint Brömmel


Hartware: AsRock 775 Twins-HDTV - Pentium D 805 @ 3.2 GHz - 200 GB + 250 GB - SkyStar2 (Treiber 4.3.3.0)
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Offline lucky

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #149 am: 27 August, 2007, 17:56 »
Richtig,
leider nur liest Otto das wieder nicht und wenn doch?
Bleiben ihm doch oft die von Dir kausalen Zusammenhänge verborgen.

Schade Otto, danke Brömmel

meint lucky

"Ich missbillige jedes Wort was Sie sagen, aber bis zu meinem Tode werde ich dafür kämpfen, dass Sie es sagen dürfen"  (Voltaire)




Rechner: P4, 3.2 GHz, 2MB Cache, 800 MHz FSB 2048 MB DDR-RAM, WinXP PRO SP2 + DX9c, 320GB SATA Raid 0 Stripe (1st (2x) 160GB 7200rpm) Hard Drive 2nd 160Gb Hard Drive, ATI Radeon X850XT Platinum an 20" TFT (1024x768@75 Hz), 150 GB ext., Soundblaster Audigy 2 ZS 7.1, Hauppauge Nexus Rev. 2.3 (Treiber TT 2.19 nicht 2.19c)
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