Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 124945 mal)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #120 am: 04 März, 2007, 00:16 »
Was war.

*** Hallo, hallo, ein angesäuseltes Hallo aus der wunderbaren niedersächsischen Tiefebene. Nicht Harry Belafonte trällert im Hintergrund seinen Calypso – mit 80 singt er nicht mehr, sondern lässt es politisch krachen –, nein, Mardi Gras.BB tröten endlich wieder in voller Besetzung (ich will aber nichts gegen die Trio-Einspielung gesagt haben), das beschwingt. Um es im Stil des bekannten niedersächsischen Hörnerwhiskeys zu sagen: Ich trinke Jägermeister, weil mein Dealer, mein Redakteur und mein letzter Leser allesamt ein und dieselbe Person sind, wenn ich nüchtern bin. Das ist die magenbittere Wahrheit.

*** Wahr ist auch, dass die wunderbare Tiefebene überhaupt nicht niedersächsisch eben ist, sondern sehr, sehr bergig. Eigentlich sähe es bei uns genauso aus wie im Allgäu, doch im Gegensatz zu den faulen Bayern und Oberschwaben versetzen wir Niedersachsen ständig Berge, daher haben wir keine. Das sagt jedenfalls unsere wunderbare neue Image-Kampagne, die rechtzeitig zur CeBIT mit "versteckten Pferdeäpfeln" wirbt, denn: Wichtig ist immer, was am Ende rauskommt. Das kann ich als geborener Hannoveraner bestätigen, der jahrelang seine ersten Dates "unter dem Schwanz" hatte. Unterdessen frage ich mich jedoch, ob der Werbeetat für dieses Niedersachsen-Image mit einer großen Portion Jägermeister ausgestattet ist. 1:0 für Niedersachsen, weil Gottfried Wilhelm Leibniz das binäre Zahlensystem in Hannover erfand?

*** Hat Leibniz in der besten aller möglichen Welten in der besten aller Städte wirklich das binäre System "erfunden"? In der Auseinandersetzung mit der Yin/Yang-Lehre setzte Leibniz Gott als 1 und das Nichts als 0, um damit eine mathematisch Universalsprache zu begründen. Eine Erfindung war das nicht, selbst die von ihm konstruierte Rechenmaschine galt nur der Demonstration der Idee. Aber vielleicht liegen die Werber mit dem Faible für Pferdeäpfel ja richtig, denn Werbung muss rocken, sonst kommt sie nicht hinten raus. Innovativ war Leibniz schon, aber als Entrepreneur gewann er keinen Apfel, wie das von Pädagogen hoch gelobte Angebot Mathe rockt feinsinnig formuliert: "Deshalb schaffte er es wohl nicht in den richtigen Momenten die Klappe auf zumachen und seine Ideen in bare Münze zu verwandeln, sodass er, nachdem ihn die Gicht seine letzten Jahre fies zu schaffen machte, 1716 bettelarm starb." Voll krass und fies das, mitten in Niedersachen.

*** "Sie kennen unsere Pferde. Erleben Sie unsere Reiter", das wäre als Slogan gar nicht mal so schlecht. Nehmen wir nur den Rockbeauftragten der SPD, Sigmar "Siggy Pop" Gabriel, der eine Zeit lang in der Stadt der Scorpions als oberster Niedersachse residierte. Der Feind der stromfressenden Gedankenblitze und Glühlampen, der große Förderer der freiwilligen Ferienabgabe, der unbestechliche Kenner trojanischer Pferde und ihrer CO2-Emissionen, der künftige Kanzlerkandidat, der gegen Merz antreten muss. In der Auseinandersetzung um ein "Ich will auch zu den Nutten"-Bild mit einem SPD-Parteigenossen hat Gabriel in der Frage verloren, wer für das Einstellen eines "Ich will auch zu den Nutten"-Bildes in ein Wiki verantwortlich ist, selbst wenn der besagte Parteigenosse unverzüglich das "Ich will auch zu den Nutten"-Bild löscht und die Erinnerung an "Ich will auch zu den Nutten" nur durch den wachgehalten wurde, der sich daran störte, wie ein artig sich meldender Pop-Beauftragter auch zu den Nutten will.

*** Das ganze Verfahren ist ebenso hirnrissig wie die Sache mit den Miederwarenladen Blush und dem Bild der schönsten Niedersächsin, die Spezialistin für Kinder ist und wohl wenig glücklich darüber, dass die Dessous-Werbung einen Preis bekam. Die virale SPD-Werbung "Ich will auch zu den Nutten" ging leer aus. Nach dem harschen Urteil gegen Peter Hartz sind billige Scherze einfach nicht vermittelbar. Zwei Jahre Lang darf Hartz keinen Betriebsrat kaufen und den Nutten zuführen. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Art Emissionsverhandlung.

*** Wir Niedersachsen zwischen Ems und Elbe versetzen nicht nur ständig Berge, sondern auch Feiertage. Nach einem großen Schluck Hörnerwhiskey habe ich beschlossen, den heutigen Sonntag als William-Henry-Harrison-Gedächtnis-Tag zu feiern. Gedenken wir äquivalent zum Darwin Award der unglücklichsten Redner. An diesem Tag, der ursprünglich als Inauguration Day gefeiert wurde, hielt besagter William Henry Harrison die längste Ansprache, die je ein US-Präsident zur Amtseinführung vortrug. 8445 Worte, zwei Stunden lang und das in einem Eisregen ohne schützenden Mantel vorgetragen, führten zu einer Lungenentzündung, an der der neunte Präsident der USA einen Monat später starb. Passend zu diesem schönen Feiertag hat sich in dieser Woche ein würdiger Nachfolger gefunden: Der Radsportler Jan Ullrich redete sich bei seinem Abschied vom Buckeln und Treten zunächst in einer Pressekonferenz, dann in einer Talkshow um den letzten Rest von Glaubwürdigkeit, als sei er in einer Panamporama-Sendung. Was bleibt, ist ein Tester von Funktionsunterwäsche.

*** Wer sich indes nicht um Kopf und Kragen geredet hat, ist Christian Klar. Sein Pech war es, dem Medienzirkus eine Vorlage für das freie Schwadronieren geliefert zu haben, in einer Sprache, die heute niemand mehr versteht. Ich habe als damaliger Sympathisant an dieser Stelle versucht, die Stimmung damals nachzuzeichnen und bin auf großes Unverständnis im Forum gestoßen. Sätze vom "kämpfenden Teil der revolutionären Volkseinheit" und dem Fernsehen, das "den Willen der Arbeitermassen zur bewaffneten Revolution unter einer ungeheuren Welle von kulturimperialistischem Schund" begräbt, sind heute nicht mehr zu vermitteln. Bestenfalls bleibt ein Baum übrig, der noch versteht, was die Wortmaschine produzierte. So gesehen muss verteidigt werden, dass ein Gefangener eine politische Meinung haben und veröffentlichen kann, auch wenn er das Handicap hat, sich in einem bleiernen Deutsch auszudrücken.

*** Gerhart Baum gehört zu den unverzagten Menschen, die Schritte gegen die Online-Durchsuchung unternommen haben. Auf dem abschüssigen Weg in die totale elektronische Erfassung des Menschen geht die Feinderklärung des Staates an seine Bürger mit der völligen Verrohung der Überwacher einher. Rechtliche Bremsen wie das labberige Urteil über die illegalen Aktionen gegen die Redaktion von Cicero werden extern als Sieg der Pressefreiheit gefeiert, bei den "Diensten" vom Verfassungsschutz über BND und Abschirmdienst höchstens belächelt. Ebenso gelassen wird die Debatte über den Online-Trojaner registriert.

*** Es gibt so viele Wege, auf die Festplatten zu kommen, dass die Konzentration auf einen einzigen Trojaner in der aktuellen Diskussion wunderbar ablenkt. Man denke nur an den ärgerlichen Profit, den Microsoft gerade mit der vorzeitigen Umstellung auf die Sommerzeit in den USA macht. In dem 4000 Dollar teuren Support-Kit ist Platz genug, den einen oder anderen Trojaner unterzubringen. "Müssen wir uns Bill Gates als einen glücklichen Menschen vorstellen?", fragte im letzten Jahr die WDR-Sendung Lauschangriff. Ja, lautete die Antwort – sofern Bill Gates jeden Rechner unter Kontrolle hat. Da kann unser Bundeskriminalamt noch etwas lernen.

Was wird.

Hurra, hurra die CeBIT naht! Parties ohne Ende, mitten im innovativen Hannover! In der Stadt, die die Bürgersteige hochklappen könnte, weil sie die Technologien dafür hat. Aber sie tut es nicht, weil sie so stolz auf ihren Roten Faden auf den Bürgersteigen ist. Wie heißt es noch so schön schräg in der Image-Kampagne von Niedersachsen: "Ob Auto, Flugzeug oder Kleiderbügel – wir machen daraus einen mobilen Computer." Potzblitz, heiliger Pferdeapfel, das muss erst einmal hinten rauskommen, wenn vorne ein Kleiderbügel eingeworfen wird. Wahrscheinlich sind mit den mobilen Computern die UMPC gemeint, die zur letzten CeBIT Premiere hatten, aber seitdem verschwunden sind. Vielleicht wurden sie zum Kleiderbügel zurück entwickelt.

Wie war das noch mit Christian Klar? Knarrende Sprache? Wie wäre es mit dieser angekündigten CeBIT-Aktion der Firma Bull? "SWATS (Secret Warriors against The SYSTEM) übernehmen die Verantwortung für Aktionen, die in den letzten Tagen für die Befreiung der IT-Systeme durchgeführt wurden." SWATS werden also auf der CeBIT in Giftgrün den Kampf um die Befreiung der IT fortführen. "Wir müssen die starren Kräfte des Monopolkapitals daran hindern, die dynamischen Kräfte der Programmierermassen zu sabotieren. Die Unternehmen müssen aufhören, sich zu Geiseln von Herstellern, Entwicklern und deren Launen zu machen. Die Geschäftswelt muss sich frei entwickeln können. Wollen wir weiterhin Opfer der großen IT-Anbieter bleiben? NEIN!" Wer einen dieser grün angelaufenen Köpfe auf der CeBIT sichtet, trifft auf die echten Befreier vom Terror der IT, die Vernichter der CeBIT, radikaler als jeder Chaosclub, anachronistischer als die Open Source. Die Grüne Armee Fraktion erhebt ihr schreckliches Haupt 2.0.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #121 am: 11 März, 2007, 00:10 »
Was war.

*** Wenn im unermüdlichen Newsticker aus der norddeutschen Tiefebene die täglichen Nachrichten – nicht die Forumskommentare – mit einem roten Anfang gekennzeichnet werden, so kann das zweierlei bedeuten. Entweder erscheint das WWWW täglich oder womöglich gar stündlich und ich werde ein schwerreicher Mensch werden. Oder aber die CeBIT beginnt und überschwemmt den Ticker mit CeBIT-Nachrichten. Willkommen in Hannover, der Hauptstadt der Einsen und Nullen, des Leibnizkekses mit 52 Zacken und des Heise-Verlages. Südlich der Eilenriede die prickelnde Atmosphäre in den Messehallen genießen, die von ihrem hochrangigen IT-Gipfel winkende Bundeskanzlerin ganz ohne Podcast erleben zu können, das ist doch das pure digitale Leben. Noch. Sollten die Ideen der Zukunfts-CeBIT verwirklicht werden, wird die Messe virtuell. Und nicht nur die CeBIT, sondern auch das Arbeitslosenproblem. Wie der seerosige Eintrag über die "Second Life-Statisten" beweist, ist es doch eine tolle Idee, die mickrigen Beträge für die Hartz-IV-Empfänger in Linden-Dollar auszuzahlen. Wie heißt es noch so schön: Fordern und Fördern! In jedem von uns steckt eine "hessische Lehrerin" wie Anshe Chung. Im Second Life die kargen Bezüge ordentlich aufbessern und dann im First Life ausgeben, das ist doch eine echte CeBIT-Idee: Wer erfolgreich ist, der wird glatt gesamwert.

*** Ach, wie gerne würde ich jetzt alle wichtigen CeBIT-News bringen, alle Trends, alle Gadgets, alle Alles, damit die CeBIT wieder zurück zu ihren Wurzeln kann und unbestechliche Heise-Redakteure wieder Hänge-Registraturen und Bleistiftanspitzer im Dauertest bewerten können. Aber diese kleine Wochenschau soll sich den Details widmen, den Neben-Sächlichkeiten und den Unter-Persönlichkeiten, die diese IT-Branche manchmal manchem so rästelhaft erscheinen lassen. Ja, diese Wochenschau ist ein niemals endgültig konfigurierter Parameter.

*** Nehmen wir nur den scheißenden Hund, der bei dem ins Internet Wirres schreibenden Menschen verschwunden ist. Dieser Hund war eine Hommage an Die elektronische Revolution von William Burroughs, dem Sohn einer Familie, die mit Computern schwerreich geworden ist. Auf Burroughs antwortete damals einer mit einem Requiem für die Medien und der ist diese Woche in diesem Spiel namens "First Life" gestorben. Früh hat sich Jean Baudrillard mit der "kybernetischen Illusion" auseinandergesetzt und über alle Theoretiker des Feed-Back gespöttelt, die meinten, dass Leserzuschriften, telefonisches Eingreifen oder eben auch Bloggen die Rolle der Medien verändern könnten. "'The Medium is the Message' ist eine bürgerliche Behauptung. Sie bedeutet, dass die Bourgeoisie nichts mehr zu sagen hat."

*** Gestorben ist auch Richard Joseph. Als Nichtspieler muss ich gestehen, dass ich die "Videospiellegende" bis vorgestern nicht kannte und von den Einsendungen der Heise-Leser überrascht wurde. Anscheinend ist ein großer Komponist wie Ennio Morricone von uns gegangen, den niemand richtig würdigen konnte. Aber muss man alles kennen? Ich antworte mit Baudrillard: "Multifunktionalität ist ein schicker Ausdruck, der gar nichts ändert. Wer behauptet, multifunktional zu sein, appelliert an das System, in dem er ein Rädchen sein will." Und bei aller Jazzbegeisterung bleibt die Verbeugung vor Kris Kristofferson übrig, natürlich für die Nicht-Musik in dem Film über Billy the Kid, mit einem Link der zeigt, was eine Wikipedia leisten kann.

*** Wie gut, dass es heute wichtige Jubiläen zu feiern gibt. Damit meine ich nicht den Start des Neuen Marktes, dem Tummelplatz der Bobos oder das Ende des Reinheitsgebotes, das irgendwie passend zum Börsenschwindel vor 10 Jahren gekippt wurde. Ein richtigen Grund zum Feiern hat Tuxmobil, das vor 10 Jahren als MobiliX begann, bevor das Oberlandesgericht München eine hochgradige Ähnlichkeit erkannte und ein hochgradig lächerliches Urteil fällte, wie sich später in einem ähnlich gelagerten Fall herauskristallisierte.

*** Wenn die Berichte stimmen, dann ist die Terroristenjagd vor allem karrierefördend. In Großbritannien ist der oberste Terrorbekämpfer Jonathan Evens zum Chef des britischen Geheimdienstes MI5 ernannt worden. Etwas früher wurde Cressida Dick, verantwortlich für die Erschießung eines Unbeteiligten, zur führenden Verantwortlichen für die Sicherheit der königlichen Familie befördert.

*** Eine augenfällig ähnliche Situation präsentiert unsere deutsche bündische Republik. Da schimpft ein inzwischen zum Staatssekretär aufgestiegener BND-Mann seine eigenen Leute als blöde Agenten und beruft sich auf Gutachten des Bremer Verfassungsschutzes, die nach Aussagen der Verfassungsschützer als schriftstellerische Fehlleistung bewertet wurden. Währenddessen müssen die drittobersten Geheimnisträger vom Parlament 3000 Seiten in zwei Tagen lesen, wie das neue, schick aussehende Protal Focus Online berichtet. 3000 Seiten über einen "Mitläufer"? Von der Stasi lernen heißt schreiben lernen? Ebenso kauzig kommt die Nachricht einher, dass im Fall der "Kofferbombenattentäter" eine gelöschte Festplatte einfach nur gespiegelt werden musste, auf dass die gelöschten Daten rekonstruiert werden konnten. Sollte das stimmen, sind Terroristen EDV-Einsteiger, die tatsächlich jeden Link in einer Mail anklicken, die Jungfrauen im Paradies als Preview.exe ankündigt. Gegen Steely Dan, den Bundestrojaner, der unsere Festplatten penetriert, haben sich übrigens die Datenschutzbeauftragten von Bund und Bundesländern ausgesprochen. Amüsant dabei die folgende Passage: "Die Konferenz befürchtet massive Sicherheitseinbußen, weil zu erwarten ist, dass sich Computernutzer vor staatlicher Ausforschung zu schützen versuchen, indem sie etwa Softwaredownloads unterlassen." Nie wieder Patches! Tod aller Downloads! Das Internet steht still! Und wieder einmal hat Amerika eine Alternative zu bieten. Dort verklagt ein Gefangener die Firma Microsoft, weil ihre Software unzureichend vor einer Durchuchung durch das FBI schützte.

*** Ja, so geht das. Erneut sehne ich mich nach Waldi Hartmann, wenn ich mir einen Boxkampf auf RTL anschaue. Wie jetzt, hab ich das eben wirklich geschrieben? Nach Waldi Hartmann sehnen? Ach, während Wladimir sich ein kleines bisschen mit Ray kloppte und Kai den Ringreporter gab, verneigte ich mich kurz gen GEZ und freute mich auf die nächste Boxnacht in ARD oder ZDF. Ja, es ist offensichtlich Zeit, zum Schluss zu kommen, die Verwirrung nimmt überhand, wenn öffentlich-rechtliche Sportreporter das kleinere Übel sind. Das Wetter. Äh. Was wird?

Was wird.

Wer der Eröffnung der CeBIT entgegen fiebert, damit endlich der geile neue Begleiter auftragsgemäß besabbert werden kann, der möge weiter fiebern. Natürlich gibt es auch ein Antidot gegen diese bloggende Form der Beuteltiere, bei den Kollegen von der Computerwoche unter dem treffenden Namen Messe: schnell weg.

Von hier aus nur alle guten Genesungswünsche und meine sprichwörtliche Sympathien mit all den Menschen, die auf dem Messegelände Standdienst haben, ob am Stand des kleinen Verlages aus der norddeutschen Tiefebene oder anderswo. Diesmal sind meine Sympathien übrigens geteilt: Ein Teil geht nach Übersee und gilt den Microsoft-Mitarbeitern, die auf der fast zeitgleich stattfindenden Brainshare von Novell Standdienst haben. Das sich im innersten Heiligtum der "Roten" einmal Microsoft als Platinum Sponsor tummeln würde – wer hätte das gedacht? Eigentlich fehlt nur noch SCO als Gold Sponsor, doch tendiert diese Firma gerade zum Pennystock. Das alles geschieht, während der beliebte SCO-Vortragsredner und Star-Analyst Rob Enderle die Wahrheit über Linux erzählt. Die nackte Wahrheit, vom meistzitierten amerikanischen Analysten direkt in sein Vroom-Vroom-Ferrari-Notebook gehämmert. Schockierend. Da freue ich mich doch, dass es wieder einige Ataris gibt.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #122 am: 18 März, 2007, 00:15 »
Was war.

*** Leise weinend schreibe ich ein paar nächtliche Zeilen, während meine heißen Tränen auf das Thinkpad tropfen. Was einem Thinkpad natürlich nichts ausmacht, das schon Pferde auf Laptops kotzen gesehen hat. Die KlimaBIT in Hannover hatte gerade Halbzeit und das heißeste Gerücht der Branche ist raus: Halle 1 muss sterben, nur die Serengeti lebt weiter. Halle 1, 1984 als weltgrößte Messehalle gefeiert, ist ein Monstrum, ist schlicht die architektonische Verkörperung des ganzen IT-Wahnsinns. Unten fahren Autos rum und parken wie die Bits und Bytes in meinem Laptop. Darüber liegt das Mezzanin, in dem die Messejobber irgendwelche Sachen für das User Interface bereitstellen. Und ganz oben auf dem Dach stehen die "Trelements" herum, Wellblechhütten, in denen die Manager geschäftig managen. Von all dem sieht der gemeine Messebesucher der KlimaBIT herzlich wenig, denn er verliert in der Halle mit idiotischen Standangaben wie 4g5/4f4/ die Orientierung: ein gutes User Interface bringt den Besuser um den Verstand.

*** Nun soll diese vortreffliche Parabel auf den Irrsinn der IT geschrottet werden? Meine heißen Tränen usw. usf.: Das ist wohl nur in Hannover möglich, der Stadt, in der die Nanas jahrelang einen schweren Stand hatten. Aber so ist es: In jedem Hannoveraner steckt ein kleiner Haarmann. Kurz nach dem 70. Todestag von Lovecraft dürfen wir nicht vergessen, dass Halle 1 auch als die Halle von Ctulhu firmierte, ganz im Gegensatz zur "Hölle 17", der "Buromaschinenhalle" mit ihren laut tösenden Druckern. Laut tösende Drucker? Heute vor 157 Jahren erschien der scharlachrote Buchstabe von Nathaniel Hathorne in einer Auflage von 2500 Exemplaren und verkaufte sich innerhalb von 10 Tagen. Der erste Bestseller der Welt wurde zum Tort für die Buchmacher, die ab dem 16. März Sonderschichten fahren mussten.

*** Dabei hat die KlimaBIT nichts mehr mit der CeBIT zu tun, einer Messe für USB-Sticks, Navigationssysteme und "Business Process Intelligence". Das ist, wenn man eigene und fremde Visitenkarten immer auseinander halten kann, egal, wie viel Alkohol im Träger des Jacketts gluckert. Warum es überhaupt eine kleine, feine KlimaBIT ist, die die olle CeBIT vergessen lässt, das zeigen die grünen Mainboards, bei denen die schwarze Angela verweilt. Oder wie wäre es mit diesem urschreiartigen Jubel: "Gruen Licht, geschafft unend Funktion Wartenden!" Jawohl, die grünste und netteste Firma der KlimaBIT 2007 heißt Hengij Weije, auf englisch Hi-Tech Wealth, die ein Mobiltelefon präsentiert, dessen Rückseite mit Solarzellen beschichtet ist. 40 Minuten in der Sonne reichen für 20 Minuten Telefonieren. 40 Minuten in der Sonne waren für den Übersetzer der Einladung zur Pressekonferenz einfach zu viel: "Wenn Sie das geraet, was Sie nicht vepassen dürfen, mal frueher probieren willen, und dann warum nehmen Sie nicht schneller an die Ausgabe Sitzung von dem erst Licht Energy Mobiltelefon im Welt von Hengij Weiye teil? Wir fwarten auf Ihren Präsentiert!"

*** Natürlich ist mein Chinesisch schlechter als dieses Deutsch, aber dafür bin ich Journalist geworden, nicht Übersetzer. Im Journalismus reicht es, die Muttersprache nicht zu können und Zwischentöne zu überhören. Wenn Hengij Weije den wirklich gekonnten Firmenslogan "hochtechnologie macht mehren Spass" verbreitet, dann tröpfeln meine heißen Tränen nur noch und ich kann eine bissige Bemerkung über Schweißflecken des Bosses nonchalant überhören. Etwa auf der netten KlimaBIT-Präsentation des Telepresence-Systems, das T-Systems als Cisco-Partner in Deutschland installiert. Schlappe 300.000 Euro und eine Standleitung mit 15,5 MBit/s reichen, um solch einen Schweißfleck klimaneutral vermitteln zu können. Ein wahrlich eindrucksvolles System, das das Anliegen der KlimaBIT würdig repräsentiert. Niemand muss mehr zu den Meetings fliegen. Besser ist nur noch, einen Avatar auf Second Life zur Konferenz zu schicken. Dort, wo zukünftig die CeBIT stattfindet, verhandelt dann der rothaarige Cheerleader-Teen im kurzen Röckchen mit einem rolligen Krokodil.

*** Habe ich eigentlich schon einmal die norddeutsche Tiefebene erwähnt, in der das Leben seinen Gang geht? Diese Ebene wird bekanntlich geflutet, wenn die KlimaBIT nicht einschlägt. Grüne Mainboards braucht das Land, Server-Racks, die von dem Wind befüttert werden, der durch die norddeutsche Tiefebene braust wie ein niedersächsischer Innenminister durch unsere Universitäten, immer bereit, ein verdächtiges islamistisches Element in der Buchausleihe zu extrapolieren. Aus grünem Grunde ist der Verkauf von Eintrittskarten zum Schleuderpreis eine landrettende Maßnahme. Denn jeder Besucher der KlimaBIT bekommt zumindest eine Ahnung, warum Standby-Geräte strunzdumm sind und stromfressende Klingeltöne verdammt werden müssen. Warum ein sehr erfolgreicher Konzern wie IBM dringend die Aufstockung staatlicher Förderungsmittel fordern kann, wenn seine Blades den Strom regelrecht durchpusten. Ob man dann noch den fünffachen Teil mit eigenen Mitteln bezahlen will, steht freilich noch aus. Und während bäumepflanzende PC-Hersteller und CO2-Ausgleich suchende IT-Firmen rumtrompeten, die Branche habe sich schon immer um ökologisches Bewusstsein bemüht, vergessen sie doch immer noch, einen schlichten, echten Ausschalter in ihre Geräte einzubauen. Nicht wahr, da gibt man dann doch gerne staatliche Fördermittel an eine Branche, die noch dümmer als der Dodo ist, dessen Aussterben eh keiner so recht mitbekommen hat – der Dodo aber war wenigstens nicht selbst Schuld am eigenen Ende.

*** Im Tierreich angekommen, ist es wirklich peinlich, einen Rechtsanwalt namens Joachim Steinhöfel und ein Schwein in ein und demselben Satz erwähnen zu müssen. Das haben die Borstenviecher nicht verdient. Wie Horst Stern im deutschen Aufklärungsfernsehen nachwies, ist das Schwein an sich ein ganz besonders empfindliches Tier. Zur saugeilen Werbung einer bekannten Marktkette gesellt sich darum die schlichte Erkenntnis, dass Meinungsfreiheit dem Anwalt der Schweinemissbraucher zufolge heute genau 40.000 Euro wert ist. Und weil Geiz ja schweinegeil sein soll, erspare ich uns heute viele Links, indem ich auf ein bemerkenswertes Motiv (PDF-Datei) für eine Werbeanzeige verlinke, die dokumentiert, was bei deutschen Anwälten los ist: Wer im Grab rotiert, wird herausgeholt und verurteilt, weil die gesetzlich definierte Rotationsgeschwindigkeit überschritten wurde. Vertrauen ist gut. Anwalt ist saugeil.

*** Ich gebe zu, ich habe es mit der Geschichte. Der Blick zurück enthält überraschend viele Momente, bei denen Käufer in einem bestimmten Elektronikmarkt nur noch "ich bin blöd, ich kaufe sowieso jeden erdenklichen stromfressenden Mist" posaunen können. Vor 25 Jahren erschien der Berliner Appell, mit dem die Friedensbewegung in der DDR auf Konfrontation zum Staate ging. Später kamen dann blühende, entvölkerte Landschaften, ein klimaBITtiges Biotop.

Was wird.

Was kann es nach so einer fulminanten KlimaBIT noch geben? Kann Sigmar "Siggy Pop" Gabriel die ökologische Leistungsschau an der Leine mit einer Liste toter Tierchen toppen? Wird er die Spezies der verblichenen Sozialdemokraten in seine Liste aufnehmen? Und wie berechnet man eigentlich die durch den Tierschwund bedingten Schäden ohne Computer?

Aber was soll man noch neue Antworten finden, in Zeiten, in denen selbst Iggy Pop und die Stooges ihre alten Knochen wieder auf die Bühne schwingen. Und während die KlimaBIT ihrem Ende zugeht, dreht die Brainshare richtig auf. Im Mormonenland soll es nach einer Ankündigung von Bruce Perens kräftig auf Novells Parade regnen, weil das Abkommen zwischen Novell und Microsoft wider alle Open Source ist. Wobei die Freunde der Open Source ein kleines mormonisches Wunder feiern können, wie Groklaw berichtet: Ganze 326 Codezeilen sind offenbar von den Codebergen übrig geblieben, die von Darl McBride und seinen MIT-Experten vor vier Jahren als gestohlen gemeldet wurden. 326 copyrightfreie Zeilen, die nicht einmal von IBM nach Linux transferiert wurden – am Ende der zähen Beweisaufnahme steht SCO im Regen, juristisch wie klimatechnisch.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #123 am: 25 März, 2007, 00:10 »
Was war.

*** Na, wie war der Tag, so ganz ohne Computer? Frisch in der freien Natur verbracht oder nervös am Glimmstengel kauend in einer der Örtlichkeiten, die künftig mit einem "R" wie Raucher gekennzeichnet sein müssen? Reinhold Beckmanns Yoda-Deutsch gelauscht? Oder etwa doch klammheimlich klimaverseuchend gebootet und die Mail abgeholt, ein Date auf Second Life gehabt?

*** Sigmar "Siggy Pop" Gabriel, der ehemalige Pop-Beauftragte der SPD, hat wieder einen P-Job. Er ist Pate vom Problembär Knut geworden und nimmt ihn zu einer Artenschutzkonferenz mit. Noch hat die Zeitung mit den vielen großen Buchstaben dafür nicht die Todesspritze für den Umweltminister gefordert, aber das, liebe Kinder, kann ja noch kommen. Schön ist es jedenfalls, dass der Bär an sich die Ente ablöst, journalistisch gesehen. Das macht meinen Beruf irgendwie aufregender, so mit der gefährlichen Tatze zu drohen, statt mit der Schwimmflosse zu watscheln – die dazu noch einem ollen Pinguin unterputiert wurde.

*** Damit bin ich schon bei der zweiten guten Nachricht dieser Woche. Vergesst Tux, denn seit dieser Woche gibt es das Linux-Girl, die Ellen Feiss aller knallhart wie Karate Kid mit den Prüfungen kämpfenden Certified Linux Professionals. Das Girl verdrehte 5000 Brainshare-Teilnehmern das Brain. Noch verdrehter eigentlich, dass eine unscheinbare Pressekonferenz in einem winzigen Raum, der nach Kartoffelbrei stank, weil tatsächlich Katoffelbrei mit Soße und Apfelkuchen serviert wurde, PR-mäßig die Novell-Show locker in den Hintergrund drängte. Und das, obwohl die Argumente längst bekannt waren. Bemerkenswert daran, dass diese improvisierte Pressekonferenz von einem Smart Mob organisiert wurde, der eine Stunde vor der Konferenz auftauchte und sich danach sofort wieder auflöste.

*** Doch was soll ich in die Ferne schweifen, wenn die allerallerbeste Nachricht vor meiner Haustür liegt und keine angeknabberte Maus ist, die die Katzen angeschleppt haben? Die CeBIT ist mit tollen Zahlen zu Ende gegangen. Allerdings erzählte die Deutsche Messe AG als Veranstalter kompletten Unsinn über die so genannten "Fachbesucher". Bewusst wird so die schlichte Tatsache unterschlagen, dass die CeBIT eine große Familienschau ist und immer war. Die CeBIT musste schon immer den Spagat zwischen dem IT-Profi und dem Endverbraucher, zwischen der Unterhaltungselektronik und der IT-Infrastruktur hinkriegen. Ohne diese Funktion, ohne ein komplettes Abbild der Branche zu geben, verliert die Messe ihre Existenzberechtigung. Supertoll und feinispitzi war diese CeBIT und am Wochenende, da war bei uns die Hölle los, als wäre heise auto schon gestartet. Aber ja, das CeBIT-Wochenende wird immer wichtiger. Nur dann kann der Mittelständler, der unter der Woche nicht aus der Firma weg kann, sich mit irgendwelchen Softwareherstellern, IT-Dienstleistern oder SAP-Entwicklern auf der CeBIT unterhalten – und dann nimmt er natürlich die Familie mit, die was Buntes sehen will. Ein Kessel Buntes, mit einem Klacks von SAP aus dem fernen Indien und den Hüpfbohlen von RTL, das ist der Ernstraue des Messelebens! Wer dabei glaubt, den Durchschnittswert des Investitionsvolumens der Besucher mit dem berechneten Mittelwert houyhnhnmsen zu können, hat Pippi Langstrumpfs Plutimikation nicht recht begriffen und steht am Ende als armer Yahoo da.

*** Wie meine Leser wissen, ist guter Journalismus ganz ohne Bären und Enten schlicht das Schreiben mit der Axt im Kopf. Fakten sind langweilig bei diesem Blowjob, eine gute Zensur ist in diesem Metier hingegen genauso wichtig wie guter Wein. Darum finden meine Leser zum Start der Sommerzeit keine Schmonzette zum 80ten Geburtstag von Martin Walser oder zum 60ten von Elton John und selbst der Triumph der Hoffnung wird ohne Jubelzeilen anderswo gefeiert werden müssen. Die europäische Ehe kann man mit Galileo und der Fingerabdruckdatenbank aller Europäerinnen feiern, doch nicht mit mir.

*** Ich feiere lieber den 200. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in England, komplett mit allen Kanistern. Längst vergessen ist im europäischen Urheberrechtsgeplänkel die Tatsache, dass als plagiarius im alten Rom der Übeltäter genannt wurde, der den oder die Sklaven anderer Bürger stahl. Seitdem Martial im 1. Jahrhundert in seinen Epigrammen darüber jammerte, dass ein anderer Dichter seine Vers-Sklaven benutzte und diesen als Plagiator beschimpfte, leben wir mit der Debatte über das geistige Eigentum und den Diebstahl der Ideen. Passend dazu sei an Luther Ingram erinnert, der in dieser Woche gestorben ist. Um seinen Hit "If loving you is wrong" wurden einige Prozesse geführt, als weiße Interpreten die schwarze Musik verzuckerten.

*** Zu den kleinen Jubiläen abseits von Martin Elton John Walser gehört der Geburtstag von Erich Weisz, der als Harry Houdini vor allem in Deutschland als Meister aller Schlösser und Fesseln reüssierte. Seine Gebeine sollen wieder ausgebuddelt werden, weil sich allerhand spiritistischer Murks um ihn gebildet hat. Von ähnlich spiritistischer Qualität ist der geballte Unsinn, den deutsche Verschlüsselungsexperten auch diese Woche wieder zum Besten gaben, wenn es sie vor dem Kryptieren gruselte. Wenn populistische Tiefflieger wie der POP3-Beauftragte der SPD, Dieter Wiefelspütz das Märchen von der legitimen Online-Durchsuchung erzählen, bleibt nur die Frage, ob es eine Ente war oder uns die Politik einen Bären aufbinden will.

Was wird

Die CeBIT liegt hinter uns, die Uhren sind sommerlich angezogen und die norddeutsche Tiefebene blüht auf. Lasst viele, viele Güllewagen um mich sein! Das ist nun einmal der Frühling im schweinereichsten Teil der Welt. Passend zur aromatisierten Luft fallen mir keine Messetermine ein, sondern nur ein paar Konferenzen auf unserer kleinen deutschen Farm. Mindestens die Eröffnungsveranstaltung zur IT-Fitness stinkt zum Himmel, denn was die so ungemein gemeinnützige Initiative bedeutet, wird klar wenn man die Azubi-Seite anklickt, wo die Auszubildenden noch Lehrlinge heißen und die Lehrherren über ihre Diagnoseseite alles ausschließen, was nicht von der fitten Firma Microsoft kommt, die voll uneigennützig auch die Pressesprecherin der Initiative stellt.

Schmackig kommt auch der New Media Award, bei der viraler Unsinn wie die Chad-Kroski-artige Geschichte von Ron "Baumarkt" Hammer bereits als preiswürdige Seite gilt. Gleich nach den neuen feiern die alten Medien mit dem Adolf-Grimme-Preis die deutsch-türkische Freundschaft. Doch was ist schon das wirkliche Leben, wenn die bald die Hälfte aller Menschen im Zweiten leben? 2,25 Millionen Menschen können sich doch nicht irren?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #124 am: 01 April, 2007, 00:14 »
Was war.

*** Wenn früh am Morgen die Werksirene dröhnt
und die Stechuhr beim Stechen lustvoll stöhnt,
in der Montagehalle die Neonsonne strahlt
und der Gabelstaplerführer mit der Stapelgabel prahlt,

ja, ja, ja dann ist ganz geierklar der 1. April. Ein Tag, an dem eigentlich gewisse Boxkämpfe stattfinden müssten, die ich wegen Terminverfehlung daher einfach mit Nichtachtung strafe, ein Tag aber, an dem ich dafür ungestraft jeden Scheiß und jeden Schrott erzählen kann, auch den vom tollen Bruttosozialprodukt und den stabilen Preisen. Aus diesem feinen Grunde besteht das heutige WWWW zum großen Teil aus besonders sinnigen Aprilscherzen oder zumindest dem, was man dafür halten könnte – was ist real, was Scherz, die Entscheidung bleibt dem Leser überlassen, der sich an einer Wochenschau erfreuen kann, die garantiert frei ist von Knut und dem bayerischen Höschengate. Nur vom dicken Engel Siggi G. kann ich nicht lassen, toppt der Pop-Mann locker jeden Patenbären. Er durfte nicht zu den Nutten, bekommt zum Ausgleich aber lyrische Liebeserklärungen der Umweltschützer:

Nimm was ab und bleib gesund.
Werd der Wolke nicht zu schwer.
Dann wirst du fürs Klima sein,
was fürs Laken Ariel.
Reinigst reiner noch als rein.
Umweltengel Gabriel.

*** Fangen wird mit dem trefflichen Aprilscherz an, dass Post-Chef Klaus Zumwinkel für seine innerstädtischen Briefträger Segways haben möchte, die zwar in Deutschland nicht zugelassen sind, aber von Steve Jobs als beste Erfindung seit dem geschnittenen Apfel bezeichnet wurden.

*** Ja, ja, ja, die Qualität der Aprilscherze hat sich enorm verbessert in diesen unseren Tiefebenen, die eigentlich mehr für ihre Humor-Flatrate und Fips Asmussen bekannt sind. Nehmen wir nur den silbernen Nagel, mit dem der Art Directors Club Deutschland einen Hitler-Werbespot mit dem beliebten KdF-Reiseziel Madeira auszeichnet. Das "Geschenk des Führers", nach Maderia mit dem Arbeitsfront-Schiff Wilhelm Gustloff, hin zur Insel Madeira, frei von aller Kriminalität und ein silberner Nagel, hach wie subtil ist doch der hanseatische Humor. Ja, weitere Führer für den Führer gibt es in Hamburg bei der für Nazistimmen äußerst empfänglichen Buchhandlung Cohen + Dobernigg. Nur bei Beschreibungen für Touren nach Auschwitz, Bergen-Belsen und Neuengamme ist man zur Zeit etwas knapp bestückt. Dabei sind auch diese Plätze bestens geeignet für komische Werbung und Aprilscherzereien.

*** Zum Buchhändler Cohen fallen mir natürlich ein paar ausgesprochen geschmacklose Judenwitze der besten Sorte ein, sie sich Juden immer wieder gerne erzählen, doch ausnahmsweise müssen wir nicht jemanden in den April schicken, sondern einen großen Geist im März verabschieden. Mit dem jüdischen Mathematiker Paul Cohen starb der neben Kurt Gödel größte Logiker des noch nicht ganz vergangenen Jahrhunderts, der sich mit der Unendlichkeit beschäftigte. Cohen gehörte zu den Mathematikern, die nüchtern feststellen mussten, dass Beweisführungen für viele Bereiche der Mathematik außerhalb des menschlichen Verstandesvermögens liegen und viele Beweise nur noch von Maschinen durchgerechnet werden können. Eine bittere Erkenntnis für eine Disziplin, die das Jahrhundert mit 23 Problemen begrüßte, die nur noch gelöst werden müssten.

*** Zurück zu den Aprilscherzen. Gar nicht so besonders witzig ist zunächst einmal der Start der Anti-Terrordatei, ein trickreiches Datenbanksystem offener und verdeckter Dateien, über das Polizei und Geheimdienste ihre Daten ohne Medienbruch, aber elegant an der Verfassung vorbei austauschen können. Alles ganz harmlos, meinen die Experten von Spiegel Online und leisten sich den netten Scherz, die Antiterrorfahndung mit dem Kauf eines Buches bei einem Internetversender zu vergleichen. Ja, da kommt Schmunzeln auf, wenn Terror-Nietzsche und Killer Game Programming zusammengeschmissen werden. Ungefähr so werden die Ergebnisse aussehen, wenn die in Rekordzeit programmierte modernste Datei dieser Art die Faktenlage zusammensetzt und sich etwa auf die Suche nach zwei verdächtigen Taschen samt Trägern macht. Natürlich wird im Wirhabennichtszuverbergen-Land "nicht der Bäcker gespeichert, bei dem ein Verdächtiger Brötchen holt" – sofern es keine Killer-Brötchen sind.

*** Eine besonders guten Extra-Aprilscherz leistet sich BKA-Chef Jörg Ziercke, der geistige Kopf einer Gruppe, die hochprofessionelle Software herstellt, so genannte Zierckejaner oder auch Jörglogger. Von den Grünen befragt, erklärte Ziercke sich bereit, den Quellcode einer Computerattacke dem Gericht unter der Voraussetzung zur übergeben, "dass sich die Justiz in diesem Bereich fachlich fortentwickelt". Warum in aller Welt muss sich dafür die Justiz fachlich entwickeln, um Open Court Source oder Court Open Source zu inspizieren? Beim wieder aufgenommenen Verfahren des großen Lauschangriffes will der nämliche BKA-Chef Ziercke auf die Expertise der Gerichte setzen: Alles wird mitgeschnitten und die fachlich fortentwickelte Justiz entscheidet alsdann, was im Kernbereich privater Lebensführung ausgeblendet oder gelöscht werden muss. Gerichtsbestallte Filter, die die Beischlaflöschtaste oder den Duschausknopf drücken, ja, ja, ja, jetzt wird in die Hände gespuckt und vielleicht bekommen wir auch eine Justizunterabteilung wie das Ministerium für Liebe.

*** Ein kleines April-Scherzchen leisteten sich übrigens auch die Grünen, die so angeregt mit Ziercke plauderten. Danach besorgte sich die Partei aufrichtig darüber, dass diese böse, böse Technik, der Bundesbürger ausgesetzt sind, womöglich noch ins Ausland gelangt. Ich will es mal so formulieren: Was gut für dich und mich ist, hier in Dashabenwirimmersogemacht-Land, könnte im Ausland als "Möglichkeiten der Totalüberwachung" verkauft werden. Selten so saugeil gelacht, wie das die schwer mobile Metro Group gerne mit Bundeserfolgstrainer Joachim 'Jogi' Löw bewirbt. Das ist sauspaßig und saustark, dass so ein Eber mir sagt, wo Lücken in meinem Terminkalender sind. Wo ein Steinhöfel einfach nur eine Beleidigung mit drei Silben ist, zeigt ein Löw ganz große Klasse. Während die Grünen nur zeigen, dass ihre Zeit vorbei ist.

*** Wenn man von der Zeit spricht, muss man von den ewig Gestrigen nicht schweigen. Zu ihnen gehört ein deutscher Außenapparatschick, der kein einziges Wort des Bedauerns über einen Vorgang äußern kann, den er natürlich nicht zu verantworten hat. Vielleicht schreibt dieses personalisierte Wrack einer Sozialdemokratie, die Rauchen, Saufen und Computerspiele verbieten will, einen Brief. "Lieber Murat Kurnaz, der wievielte Tag in Freiheit ist das überhaupt? Haben Sie heute schon geduscht und den Bart getrocknet? Na, dann nichts wie raus ins Leben. Menschen gucken ist herrlich ..." – besonders dann, wenn über den Radieschen trampelnde Menschen keine Ahnung vom geltenden Recht haben. Das ist natürlich ein ganz subtiler und gemeiner Aprilscherz mit einem geistesgestörten Kolumnisten auf der einen Seite, der nicht einmal die Grundsätze seines Blattes kennt und einer Schlaftablette.

Was wird.

Eine vertrackte Form des Aprilscherzes ist ein Witz, der zunächst nicht als solcher erkannt wird und dann als Tatsache die Runde macht. Wie so ein Witz funktioniert, zeigt gerade die elektronische Gesundheitskarte. Nach neuesten Umfragen freut sich der gemeine Mann vor der verrauchten Eckkneipe gemeinsam mit seinen die Flatrate versaufenden Kindern vor allem über den Notfalldatensatz, der ihn retten soll, im Fall des Absturzes. Betrachten wir den Notfalldatensatz näher, so findet sich ein wirklich lustiger Scherz in der Behauptung, dass die Blutgruppe im Notfalldatensatz absoluter Humbug ist. Denn in den echten Notfalleinsätzen wird alles gereicht, bis zum letzten Plasmaexpander samt Oblate. Nur die Blutgruppe spielt absolut keine Rolle. Nun ist die kostentreibende Blutgruppenbestimmung vom Tisch, aber nett ist es doch, wie das Wort Blutgruppe entfernt wird. Die Wayback-Maschinen kugeln sich vor Lachen im Dakönntejajederkommen-Land, das irgendwo in Bayern anfängt. Wenn nicht in Nürnberg, der Stadt der Latex-Jüngerinnen, so doch in in Ingolstadt, der Trutzburg aller Motzer.

Zugegeben, der letzte Aprilscherz in dieser kleinen Wochenschau ist ein Schuss ins Blaue. Aber die kommende Erweiterung von ePass und ePersonalausweis um den digitalisierten Fingerabdruck ist wirklich ein besonders schicker Aprilscherz, den ich chronistenpflichtig erwähnen muss – wenn es denn stimmt, was die Agenturen gerade funken. Nach eingehenden superharten Verhandlungen soll sich die große Koalition darauf geeinigt haben, dass alle abgegebenen Fingerabdrücke nicht nur auf den Dokumenten im RFID-Chip gespeichert sind, sondern in einer Datenbank der Meldeämter gesammelt werden. Natürlich nur zum Kampf gegen den allgegenwärtigen Terror. Was bleibt mir übrig, als an diesen kleinen Auftritt zu erinnern?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #125 am: 08 April, 2007, 08:14 »
Was war.

*** Es gibt Phänomene, die wirklich schwer erklärbar sind. Etwa die Tatsache, dass alle Welt über die schlimmen CO2-Emissionen oder über stromfressende Apple-Rechner klagt, aber gerade gefühlte 100 Osterfeuer um mich herum gezündet sind und waberlohen. Oder dass Hasen über Ostern einen Koller bekommen und Hühnereier bunt anmalen, bis sie so bunt sind wie Schnurers schöne Hemden. Schwer erklärbar auch die Sitte der Geeks, undokumentierte idiotische Funktionen in Programmen Easter Eggs zu nennen, auch wenn es nur billige Klone von Eliza sind. Oder nehmen wir den WM-Koller, der Deutschland im Sommer erfasste und der nun zu einer Babyschwemme führt – nur in Hannover nicht. In der schönen norddeutschen Tiefebene wurde nicht mehr geschnackelt als sonst, sondern nur zuviel Bier getrunken und allenfalls Schnick, Schnack, Schnuck gespielt, wer die nächste Runde holt. Womöglich nach den neuen Regeln, mit endlosen Diskussionen, bis die letzte Erektion wieder 'ne lüttje Lage wurde.

*** Mitunter sind Phänomene nicht schwer erklärbar, sondern schwer zu verstehen. Besonders zu Ostern, das von Hasen und Christen gefeiert wird. Lassen wir die bezaubernde niedersächsische Tiefebene etwas wellig noch in der Stadt der Düfte und Aromen beginnen. Dort wird neben Vanillin neuerdings vor allem Angstschweiß produziert, in der Demagogie des Herrn Schünemann, der terroristische Anschläge für sehr wahrscheinlich hält, weil Tornado-Flugzeuge in Afghanistan fliegen. In Afghanistan verteidigen die Tornados mit der Super-Digicam bekanntlich unsere Freiheit, die Politikern wie Innenminister Schünemann mit dringend gebotenen Maßnahmen in Hannover und anderswo zurückbauen wollen. Nun ist Ostern nicht nur die Zeit bunter Eier und Feuer, sondern auch die Zeit der Ostermärsche. Auf einem dieser Märsche hat ein zum Irak-Krieg nein sagender Soldat auf den Irrsinn der der NATO unterstellten Tornados aufmerksam gemacht und eine interne Anweisung zitiert, wie mit Soldaten und Soldatinnen umgegangen werden soll, die aus Gewissensgründen Befehle nicht befolgen wollen. Sie haben schlicht zu spuren und sind alles andere als mündige Bürger in Uniform:

"Zwar gehört das allgemeine Gewaltverbot als unabdingbare zwingende Völkerrechtsnorm zu den allgemeinen Regeln des Völkerrechts. Es ist aber für die rechtliche Bewertung des Verhaltens einzelner an einem Einsatz beteiligter Soldaten ebenso wenig von Bedeutung wie die zu seiner Durchsetzung bestimmten innerstaatlichen Normen. Nur wer Einfluss auf die politische Willensbildung hat, kann gegen das allgemeine Gewaltverbot verstoßen."

Eine erstaunliche Argumentation für den universal einsetzbaren Untertanen, die auch dadurch nicht besser wird, dass in ihrem Licht bestimmte Politiker zu Gewaltverbotsverletztern werden. In diesem Sinne passt sogar die österliche Nachricht, dass der Scientologe Tom Cruise den smarten Graf von Stauffenberg spielen wird.

*** Enorm smart ist auch Jörg Ziercke, der Chef des Bundeskriminalamtes. Er braucht die Rasterfahndung durch das BKA, die Online-Durchsuchung von Computern, die Mautdatenfahndung inklusive aller IMSI-Kennungen aller On Board Units in den LKW, er braucht den großen Lauschangriff mit Dauerspeicherung auf einem Richterband. Derweil zeigt seine eigene Behörde höchst anschaulich, wie sinnlos manche Begehrlichkeiten sind. Die unter dem leicht irreführenden Namen Vorratsdatenspeicherung bekannt gewordene Schnüffelei in den Verbindungsdaten von Telefongesprächen ist wirkungslos. Nicht einmal mit den eigenen, bestens dokumentierten Verbindungsdaten schafften es die BKA-Spezialisten, den Maulwurf in ihren Reihen zu enttarnen. Besonders auffällig an der Geschichte ist die Tatsache, dass eine Behörde, die angeblich hochprofessionelle Online-Durchsuchungsprogramme herstellen kann, nicht in der Lage ist, ihre eigenen Dateien zu kontrollieren. Dass Knallchargen wie Werner Mauss in diesem Umfeld agieren können, ist genauso amüsant zu lesen wie die Geschichten vom Focus, der dem Begriff "Wertschöpfungskette" eine neue, aparte Dimension hinzugefügt hat. Moral 2.0, so heißt es bei Burda, hat der Hase, der richtig harte Eier hat.

*** Lässt man die umstrittene Operation Mikado außen vor, so hat es in Deutschland bisher zwei Rasterfahndungen gegeben. Die erste fand im Höhepunkt des Deutschen Herbst vor 30 Jahren statt, als der damalige Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer gesucht wurde. Damals versagte Kommissar Computer mit seinem PIOS-Projekt auf ganzer Linie und wurde wenig später in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Heute ist er sich sicher, seinen legendären Satz "Wir kriegen sie alle" zu bestätigen, mit dem Internet und all seinen Möglichkeiten. Wer will, mag "Kontrolliert" vom Chefblogger der Vanity Fair lesen. Die zweite Rasterfahndung fand im Herbst 2001 statt, als das World Trade Center zusammenbrach und die Hunde schwiegen. Dabei wurden aus der Menge von 8,3 Millionen Menschen 1.689 Studenten mit einem "muslimischen Hintergrund" überprüft. Es fand sich zwar kein einziger Terrorist, doch wurde die Fahndung insgesamt als Erfolg gewertet. Man habe potenzielle Terroristen verunsichert, so die Bilanz. Und mehrere potenzielle Terroristen hätten Deutschland verlassen.

*** Den Satz der Woche, vielleicht sogar der ganzen Legislaturperiode der großen Koalition hat niemand anderes als Wolfgang Schäuble in einem Interview mit dem Handelsblatt gesprochen: "Das Unbehagen an der Moderne kann aber nicht ausschließlich zulasten der inneren Sicherheit gehen." Das Unbehagen an der Moderne ist aber nicht auf Seiten der Menschen, die viel reisen, und denen noch die kleinste Flasche Apfelsaft am Flughafen abgenommen wird. Das Unbehagen verspürt ein alter Mann im Rollstuhl, der niemals modern sein durfte und mit den Folgen eines Attentats leben muss, das es niemals wie Kollege Töpfers Rheinschwimmerei zum Platz der Republik bringen wird. Die moderne Gesellschaft, die offene Risikogesellschaft der fortgeschrittenen Modernen muss man leben wollen, ohne den starken Staat zu fordern, der jede Festplatte unter Kontrolle hat. Gegen die Herrschaftsmaschine reichen nicht Logowettbewerbe und Demonstrationen, da muss schon mehr gestemmt werden. Im Widerstandsmodus muss man flexibel die Betriebssyteme wechseln können, die Mail verschlüsseln und sich vor allem von dem durchaus schädlichen Konzept eines eigenen PC (Smartphone etc) verabschieden. Information at your fingertips ist gut und schön, wenn die Information frei ist und die Fingerabdrücke nicht gespeichert sind.

*** In dem schönen Buch "Porgrammers at Work" beschreibt Charles Simonyi, wie ihn seine Arbeit an dem Ural II-Computer prägte. Aus dieser Arbeit entstanden Microsoft-Produkte wie Multiplan und Word für DOS-Rechner. Nun ist Simonyi auf dem Weg ins Weltall, ganz ohne Martha Stewart die Erde zu umrunden. Derweil kreisele ich um mich selber, als ehemaliger RAF-Sympathisant, der an dieser Stelle ein paar gescheiterte Versuche gestartet hat, die Geschichte vor 30 Jahren zu erklären. Aber dafür hat Michael Buback einige aufklärende Worte bereit. Damals schrieb ich für ein Blatt, in dem sehr, sehr heftig darüber gestritten wurde, ob der Mescalero-Artikel veröffentlicht werden sollte.

Was wird.

Die Vorschau in die kommenden Wochen bietet unterschiedliche Verlustigungen an, von der bereits erwähnten Demonstration gegen Vorratsdatenspeicherungen in Frankfurt bis zum großen Mischup namens Re:publica in Berlin Mitte in einer Scheune. Wer etwas weiter im Kalender schaut, wird vielleicht die tolle Nachricht entdecken, dass nach dem doch recht schlaffen Jahr über das ABC der Menschheit nunmehr das Jahr der Mathematik zur Feier auserkoren wurde. Mathematik, komplett mit solch spannenden Fragen wie "Produziert mein Navigationsgerät Staus?". Ist das nicht eine eher bescheidene Frage für eine Wissenschaft, die am nächsten Sonntag den Geburtstag eines Titanen ihres Faches zu feiern sich anschickt? Irgendwie war das mit Einstein relativ einfacher.

In der vergangenen Woche starb Karen Spärck Jones, eine sehr resolute Informatikern, die keiner Auseinandersetzung aus dem Wege ging. Die Erinnerungen an die zahlreichen Entgleisungen der großen alten Dame werden nicht abreißen, wie dieser Eintrag beweist. Zeit ihres Lebens war die Wissenschaftlerin der Absicht verpflichtet, dass die Informatik zu wichtig ist, als dass sie allein ein Spielball der Männer ist. In diesem Sinne freuen wir uns auf den Girls Day, doch mit der Warnung der großen Forscherin, dass man notfalls auch den Männern in die ähem, ähem treten können muss, und seien sie noch so bunt angemalt.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #126 am: 15 April, 2007, 00:52 »
Was war.

*** Bundesumweltminister 'Siggy Pop' Gabriel ist ein gern gesehener Gast in diese Wochenschau, denn er ist ein Wiederholungstäter. So will Gabriel nicht nur seinen Patenbär Knut wieder besuchen, weil es toll sein soll, den kleinen Eisbären aufwachsen zu sehen. Nein, er legt auch gegen das Urteil des Hamburger Gerichtes über die "Ich will auch zu den Nutten, Herr Hartz"-Satire Berufung ein. Es hat ja Tradition in der Sozialdemokratie, dass Genossen hart gegen Genossen sind. Schließlich und endlich ist die SPD nicht erst seit dem Alptraumduo Hartz/Schröder die erklärte Partei der bürgerlichen Mitte, aus der gestählt in dreißig Jahren die Kampftruppe entsteht, die endlich die verdammte Revolution machen wird. Da will Gabriel als roter Großvater mit seinem Kampfbären an vorderster Front dabei sein oder mindestens erzählen, wie alles begonnen hat, damals, als er sich tapfer der übermächtigen Blogosphäre, diesem Prekariat 2.0 in den Weg stellte. So also sieht konsequentes sozialdemokratisches Verhalten aus, verbunden mit der Hoffnung, dass auch für Gabriel die Presse-Nutzungsvereinbarungen gelten, die seinen Knut schützen. Wie heißt es noch so schön im verlinkten Text? Knut ist doof und stinkt und wird in einem Jahr wie sein Pate sein?

*** Die andauernde Passbild- und Fingerabdruckdebatte über Daten, die in den Meldeämtern digital vor sich her gammeln, statt ordentlich den Untertan zum allzeit identifizierbaren Staatsfeind zu stempeln, hat Nebenwirkungen. Spekuliert wird über die Traumata des Wolfgang Schäuble, dem Angstminister dieser Republik. Die Beharrlichkeit, mit der die Exekutive die Judikative plätten will, zeigt klar, wohin die Reise geht: Wir bekommen einen hochmodernen digital agierenden Staat, inklusive Stasi 2.0.

*** Stellenweise leben wir schon in diesem Murks-Staat – in dem CSU-Granden so manchen gestandenen Sozialdemokraten links zu überholen scheinen –, wenn man Pressemeldungen wie diese über einen angeblichen deutsch-arabischen Livestream liest, die die Firma Pan Amp veröffentlichte. Die Firma, auch bekannt als Spieletester für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, fordert das BKA auf, einer in Deutschland aktiven Zelle das Handwerk zu legen. Ich kann die Stimme des Kalifaten nicht hören, aber die Stimme von Pan Amp klingt schrill genug. Was wird erst passieren, wenn diese Truppe auf ebenso felsenfeste die afghanische Sexwebcams stößt, die den Untergang des Abendlandes herbeistöhnen? Mindestens die Forderung nach einem "robusten Blauhelmeinsatz" deutscher Militärs dürfte vom Ausschläger Elbedeich kommen.

*** Robuster Einsatz ist eine deutsche Tugend, ganz rosenklar. Und ganz nebenbei wäre die "Deep-Internet-Recherche" der Hamburger Apokalyptiker wirklich etwas etwas für die aktuelle Debatte um Herrn Oettinger und seiner einfachen Textübernahme von der Homepage des furchtbaren Militärrichters Hans Filbinger. Alles nur Cut&Paste? Aber bitte komplett mit dem furchtbaren Blog-Geschwurbel wie Es gab damals keine Alternative zur Einbindung auch kompromittierter Kräfte in den demokratischen Aufbau. Genau diese Haltung gegenüber den Nazis hat die furchtbaren Taten der RAF ausgelöst.

*** Ich muss an dieser Stelle innehalten und gegen die Filbinger-Drücklinge an Männer wie Josef Mattauch oder Rudolf Fleischmann erinnern. Am 12. April vor 50 Jahren veröffentlichten sie die Göttinger Erklärung und gingen als "Göttinger Achtzehn" ausdrücklich auf die deutsche Geschichte der Göttinger Sieben ein. Dass öffentlich mehr über Krummschwaben wie Oettinger und Filbinger diskutiert wird, statt über aufrechte Wissenschaftler, zeigt den geistigen Zustand dieser Republik. Aus der Göttinger Kantate von Günther Weisenborn:

Die Göttinger Gelehrten hielten Rat und sie erklärten jede Mitarbeit an einer Bombe zu verweigern. Das ist nicht nur ein Manifest, das ist die Tat.

*** Ach, hey, wir sind im Krieg? Das ist doch lustig! Das wird ein Mordsspaß! Da wird mir wikipedianisch ganz schwurbelig zumute, wenn ich die verschiedenen Darstellungen vergleiche. Vor 25 Jahren lehnten am 12. April 1982 die argentinischen Diktatoren jede weitere Diskussion ihrer Besetzung der Falkland-Inseln ab. Was folgte, wird heute als Kraftakt zugunsten von Demokratie und Selbstbestimmungsrecht gefeiert. Etwas schlichter gesehen machte der Krieg das kipplige Tatcher-Regime unangreifbar, obwohl er eigentlich die argentinische Despotie retten sollte. Informationstechnisch war der Falkland-Krieg dann ein absolutes Desaster und führte dann zur NATO-Doktrin von der Informationsüberlegenheit – mit der man dann im Kosovo kläglich scheiterte. Und dann war da noch das echte deutsche Boot für echte Helden. Aber Feuerland ist abgebrannt. Über 400 argentinische Kriegsteilnehmer begingen Selbstmord.

*** Musik, Musik, Musik, vermissten letztens die treuen Dauergäste dieser kleinen Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene. Wie wäre es denn da mit der von Brian Eno produzierten Falkland Suite? Nichts gegen Eno, der auch nur just another day on earth verlebt, aber da hat der Wochenrückblick wahrhaftig besseres zu bieten, nämlich den reversierenden Gonzo-Journalismus der Netzeitung. Wer dieses Interview gelesen hat, wird sich freuen, dass es noch richtige Journalistinnen gibt und nicht nur die immer wesser bessernden Blogger. Vor vielen Jahren kippte mir ein Interview mit Peter Gabriel in ähnlicher Manier, nur wollte das niemand drucken – genau, Finger weg von meiner Paranoia, wer postmodern und dekonstruktivistisch bestens geschulte Frager so ins Leere laufen lässt, braucht sich auch vor Brian Eno und Peter Gabriel (den wir endlich mal wieder in dieser kleinen Stadt in der norddeutschen Tiefebene open air begrüßen dürfen) nicht zu verstecken. Man muss ja nicht gleich mit der Straßenbahn des Todes den Mittelpunkt der Welt in Delmenhorst suchen: Es reicht ein bisschen  Blaulicht und Zwielicht von Element of Crime, um all den nervtötenden Kuschel-Punk von Bands wie "Wir sind Helden", "Juli" oder "Silbermond" endgültig beim Edeka des Grauens als Leergut abzugeben.

Was wird.

Oh Wanderer, der du nach Hannover kommst und alles öde findest: Die Städter liegen draußen an der Leine in der Sonne und kippen ihr Lindener hinter die Binde. An den Maschteichen tun sie das, was in Brandenburg verboten ist. In den Weiten des Internet gibt es eine hübsche Üstra-Karte mit einem Pärchen, das an allen Haltestellen gegen das neue brandenburgisches Recht verstößt, mit Höhepunkt unter der Lister Meile, in der Gegend, wo die meisten Redakteure des Verlages wohnen, der diese kleine Wochenschau finanziert.

Aber Wanderer, du bist ja wegen der Hannover Messe hier, von der es etwas zu berichten gibt. Etwa über Energieeffizienz und Digital Mobile Radio, dem neuen digitalen Funkstandard für Taxen und Putzkolonnen, der unter beknackten Namen wie Mototrbo prsntrt wrd. Inmitten der Vorratsdatenspeicherer, der Bundestrojaner-Bauer und der Debattierer um Maut- und Meldeämter-Daten denkt niemand an den Widerspruch, dass die eigentliche Kraft, die uns schützen soll, "Polizei" genannt wird. Sie kämpft mehr mit einem uralten, abhörbaren Funksystem als mit den Terroristen und sogenannten Islamisten. Die Installation einer neuen Behörde zeigt deutlich, was ein verbitterter alter Mann in seinem Rollstuhl plant. Die innerstaatliche Feinderklärung richtet sich gegen jeden von uns.

Ach Wanderer, der du nach Hannover gehst, berichte doch, dass 300 oder doch einige mehr die Stasi 2.0 ablehnten, damals, im sonnigen Frühling 07. Wie überhaupt 300 schwer angesagt ist, ganz ohne Euler ... Da feiern wir hier in Hannover – und, Wanderer, solltest du verweilen wollen, sei herzlich eingeladen – heute dann auch gleich noch den 175. Geburtstag eines der größten Satiriker, Zyniker und Pessimisten, den Deutschland hervorbrachte.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #127 am: 22 April, 2007, 00:12 »
Was war.

*** Gerade ist in der schönsten Stadt der norddeutschen Tiefebene mal wieder eine Messe zu Ende gegangen, natürlich mit riesigem Erfolg und mit echter Vorfreude auf die deutsch-japanische Achse im nächsten Jahr. Die Hannover-Messe ist jetzt 60 Jahre alt geworden und begann als Fischbrötchen-Messe mit der Demonstration norddeutscher Lebenskultur. Die Messe startete übrigens auf Befehl der britischen Kommandantur: Man wollte halt sehen, was vom Made in Germany übrig ist und irgendwie verscherbelt werden konnte. Als Hannoveraner Gewächs habe ich die Messe immer sehr gemocht. Denn der Standdienst bei einem Hersteller für Mess- und Regeltechnik hat mir unter anderem Anfang der 70er das tolle Eisenbahnticket beschert, als Interrail gestartet wurde. Älter geworden finanzierte der Nachtdienst beim nämlichen Hersteller meinen Führerschein, auch wenn er ganz ohne Computer damals ziemlich langweilig war. Man pinkelte halt in die schicken pop-farbigen Flüssigkeiten, die da gemessen und geregelt wurden, immer in der Hoffnung auf eine chemische Reaktion.

*** Nun bin ich wieder mal nach langer Zeit über diese andere Messe gebummelt und hatte dabei ein ganz besonderes Heimatgefühl. Die seltsamen bunten Flüssigkeiten sind immer noch da. Den Hersteller für Mess- und Regeltechnik gibt es auch noch, offenbar irgendetwas mit Best Practices und der Kernkompetenz der Old Economy. Seine Standparty hielt den Vergleich mit jedem CeBIT-Event aus. Gefeiert wurden übrigens ein Sieg der Vernunft und eine historische Vereinigung. Ich hab es mir erklären lassen: Mit dem Beitritt der Field Device Tool Group (FDT) zum EDDL Cooperation Team und einer Vereinbarung zur gemeinsamen Weiterentwicklung von EDDL als Pumpen- und Fühlerbeschreibungssprache hat die Mess- und Regeltechnik Systemschranken geplättet. Das also brachte die Partygäste in Stimmung, nur einen kleinen älteren Herrn, Professor für Maschinenbau, nicht. Er nörgelte: "Der Konstrukteur ist nicht mehr Herr über die Maschinen, jetzt übernimmt der Software-Mensch die Verantwortung für die Sicherheit." Wie er Software-Mensch als Schimpfwort aussprach, klang es gar nicht nach einer Win-Win-Situation, wie das die Software-Menschen heute gerne nennen.

*** Bleiben wir in den Königreichen der Hardware, der Pumpen-, Mess- und Regeltechnik. In immer kürzeren Abständen pumpt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble seine Visionen über die Einrichtung eines Präventionsstaates in die Medien. Das macht er ganz geschickt, wie etwa mit seinen Ausführungen zur Unschuldsvermutung, die prompt Entrüstung erzeugen und unserer flexiblen Justizministerin die Chance geben, sich als Ventil im Kreislauf zu profilieren. Dazu passen die staatstreuen Journalisten, die es grundsätzlich gut finden, wie die Polizei ihre Arbeit macht, die sich modernere Methoden wünschen, London als Hort der Toleranz preisen und Bürgerrechtler als Panikmacher denunzieren. Unter hohem Druck verändern nicht nur Flüssigkeiten ihre Eigenschaften. Unter diesem Druck werden wir alle vom großen Rüssel zu unerwünschten Ausländern. Solche Ausländer vielleicht, wie sie vor 40 Jahren viele Griechen wurden: Mancher, der nichts Schlimmes am Schäuble-Katalog finden mag, möge sich zu Gemüte führen, dass noch bis Mitte der 70er Jahre in einem Land eine Militärdiktatur herrschte, das heute ganz selbstverständlich als schon ewig zur Riege der gefestigten EU-Demokratien gehörend betrachtet wird. "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch" – mag Brechts Sentenz allzu oft für allzu wohlfeile Faschismus-Warnungen missbraucht werden, so gilt sie doch, auch für all die Bestrebungen, Freiheit und Bürgerrechte aus Angst vor ominösen Feinden – seien sie nun Kommunisten, Terroristen, Moslems, Juden, you name it... – in die Tonne zu treten.

*** Mögen etablierte tazler nichts dabei finden, in einem Volk von Verdächtigen und Abzuschiebenden Volkes Stimme zu verkünden, so gibt es immer noch Menschen, die nicht in dem von Schäuble angestrebten Präventionsstaat leben wollen. Pumpentechnisch gesehen sind sie Fremdkörper, für die es Filter gibt. Das auf der re:publica vorgschlagene Protest-Tagging liefert da schon gute Anhaltspunkte. Zu diesen Tags hat sich mittlerweile ein Logo gefunden. Es kommt bei den sonst mit Katzencontent beschäftigten Bloggern gut an, während sich die tollen T-Shirtdrucker des Web-2.0-Kommerzes weigern, solch ein Logo auf Stoff zu drucken.

*** Dabei ist nicht die Frage, ob der Stasi-Vergleich historisch daneben ist. Vielmehr geht es um das Problem, ob Dr. Seltsam Schäuble ein Unikat ist. Diese Frage muss verneint werden. Da, wo die norddeutsche Tiefebene ein bisschen wellig wird, liegt Osnabrück. In dieser Woche gab es eine Pressekonferenz zur sinkenden Kriminalitätsrate in der Region, komplett mit einem blaffenden Polizeipräsidenten, der sich auf die abgesegnete Vorratsdatenspeicherung freute und für Osnabrück dringenden Bedarf am gezielten Einsatz von Trojanern anmeldete. Während er Kritiker am Pumpenmann Schäuble als Verdummer und Hinterbänkler bezeichnete, war sich der Polizeipräsident Rolf Sprinkmann ganz sicher: "Eine DDR-Mentalität gibt es bei uns aber nicht." Auch keine Stasi-Mentalität?

*** Beim Gang über die Hannover Messe gab es so manches zu sehen, das an aktuelle Heise-Themen erinnerte von dem in Echtzeit arbeitenden Pinguin bis zum Bundestrojaner. Denn was ist das berührungslose Ablesen von den Datenspeichern technisch anderes als der Einsatz eines Trojaners, der die Integrität eines Festplatte angeblich nicht antasten soll? Wie schlicht solche Trojaner schleichen müssen, zeigte sich übrigens auf der erwähnten re:publica. Dort wurden "zu statistischen Zwecken" die mit einem Sniffer abgefangenen Passwörter mitgeschnitten und niemand fand das offenbar wirklich schlimm. Aber vielleicht sind die 27.000 aktiven Mitglieder der deutschsprachigen Ferengosphäre nicht sonderlich repräsentativ. Von einem ordentlichen Backup von Laptop-Festplatten scheinen sie ja auch nichts zu halten.

*** Im Feuilleton der FAZ findet sich in einem leider nicht frei verlinkbaren Text über den Killer von Blacksburg eine elegante Variante eines Satzes des großen Philosophen Dieter Nuhr: "In meiner Eigenschaft als Experte möchte ich Ihnen nun kurz erläutern, warum es für mich fachlich geboten ist, den Schnabel zu halten." Darum nichts über Blacksburg und ausnahmsweise nichts über den dicken Sigmar, dies als eine kleine Verbeugung zum 60. Geburtstag vom trashigen Iggy Pop.

Was wird.

In meiner Eigenschaft als IT-Experte möchte ich aber doch noch dieses kleine Entrüstungsstück kommentieren, das die Süddeutsche Zeitung mit einiger Verspätung brachte. Ich finde es nämlich hilfreich, wenn die PR-Agentur ihren IT-Kunden darauf vorbereitet, dass ich in meinen Interviews das Gegenüber gerne anniese oder anraunze, oder dass ich bei Worten wie Workaround, Killerapplikation oder Urgestein mit einem ganz heftigen Ausschlag reagiere, und dass ich unkontrolliert zu zucken und spucken anfange, wenn ich etwas vom "Commitment für unsere User" höre. Umgekehrt finde ich es auch schön zu wissen, wenn eine Firma wie Microsoft mich als negative Type einschätzt oder halt als balanced guy, der auf beiden Seiten die Arme ausstreckt. So freut es doch alle Beteiligten, wenn nächste Woche der Evolutionstheoretiker Steve "Developers" Ballmer nach Deutschland kommt und nur ein einziges Interview führt, das aber mit der renommierten IT-Expertin Isabelle Körner. Ausbalanzierte Journalisten können das Interview mit dem Windows Vista Media Center eine Stunde vor der Sendung abrufen und "sich exklusiv vorab über die Zukunftsstrategie von Microsoft informieren". Negative Typen zucken mit keiner Maus.

Doch die nächste Woche hat viel mehr zu bieten als Ballmers Ansichten über die digitale Zukunft. Schließlich wird da der Girls Day zelebriert und wenn dieses Land etwas ganz dringend braucht, dann sind das Nerdinnen und Su-Shees. Wie heißt es noch bei der Initiative D21? Technik wird zur Mädchensache.

Die Initiative, die sich so nett für Mädchensachen einsetzt, hat allerdings keine Zeit: Am Girls Day veranstaltet sie schließlich einen Gütesiegelkongress für all die Bapperl auf Webseiten, mit denen wir uns absichern können, dass beim Weiterklicken nur geprüfter Knut-Content oder der staatlich lizensierte Bundestrojaner wartet. Ist es nicht immer wieder schlimm, wenn es die frohe klickbereite Jugend nach Lummaland zieht und sie dort nicht Jim Knopf, Lukas und Emma finden, sondern solche schockierenden Sätze für Steve Ballmer & Co, geschrieben nach dem umstrittenen Coup der Woche? "Heul doch, könnt ihr mal sehen, wie das ist, schließlich habt ihr Jahrzehnte lang den Betriebssystem-Markt dominiert und alles dafür getan, dass es so bleibt. Vom volkswirtschaftlichen Schaden durch unbenutzbare Software will ich jetzt gar nicht anfangen. Jetzt nach Regulierung zu rufen, zeigt doch deutlich, wie sehr ihr am Arsch seid." Aber was soll's, wir jedenfalls haben keinen Grund zu heulen: Heute wird Jack Nicholson 70, um einen weiteren Geburtstag zu erwähnen, und morgen, am Montag, ist Welttag des Buches. Was soll uns da schon passieren, Googel-Monopol hin, Microsoft-Weltherrschaft her.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #128 am: 29 April, 2007, 00:21 »
Was war.

*** Ich mag Geburtstage, besonders meine eigenen. Die feiere ich ganz außerordentlich gerne mit einer guten Flasche Rotwein aus dem Burgund. So trifft es sich gut, dass ich viele Geburtstage habe, in den verschiedenen Apparitionen meiner Existenz. Noch schöner als Geburtstage sind für mich die runden Geburtstage, an denen die Daten ein Tänzchen machen. Heute ist so ein Tag. Wenn ich richtig rechne, wird ein Halbes meiner Iche hundert Jahre alt. Am 29. April 1907 wurde Walter Faber geboren, einer der ersten Geeks in der modernen Literatur. Das darf, das muss gefeiert werden. Phänotypisch ist der Homo Faber ein Mensch, der sogar Multikulti-Integrationstüten akzeptiert. In der Regel isst er am liebsten, während er sich der Tätigkeit am Computer hingibt. Obwohl das nicht bedeutet, dass Geeks nicht kochen können.

*** Die nerdige, die rationale Hingabe an die Technik, gepaart mit unerschütterlichem Glauben an exakte Testberichte und daran, dass es keine verrückten Zufälle gibt, sind in dem Faberleben immer präsent. Wer im Deutschunterricht das Buch wiederkäuen musste, kennt die Geschichte von der Notlandung in der Wüste, weil gleich zwei Motoren der Lockheed Constellation ihren Geist aufgaben. Das Vorbild für diese Episode war der Absturz einer Super-Constellation am 19. Juni 1947 mit 14 Toten. Immerhin überlebte Gene Roddenberry, um den Geeks dieser Welt Star Trek zu schenken. Mit einem letzten Gruß an Scotty, der rübermacht ins All zu Roddenberry:

"Ein Flugzeug ist für mich ein Flugzeug, ich sehe keinen ausgestorbenen Vogel dabei, sondern eine Super-Constellation mit Motor-Defekt, und da kann der Mond sie bescheinen, wie er will. Warum soll ich erleben, was gar nicht ist?"

*** Heute ist nicht nur ein runder Geburtstag, sondern ein ganz besonderer. Vor 50 Jahren machte ich, auf hoher See schwimmend, einem Rossschwanz einen Heiratsantrag, nicht ahnend, dass der Rossschwanz meine Tochter ist. Ich wurde sentimenal, was sonst nicht meine Art ist. Es war mein erster Heiratsantrag.

"Ich zeigte ihr den Komet, der in jenen Tagen zu sehen war, im Norden. Es fehlte wenig, und ich hätte gesagt, dass ich Geburtstag habe. Aber es stimmte nicht einmal zum Spaß: der Komet war schon seit einer halben Woche sichtbar, wenn auch nicht so deutlich wie in dieser Nacht, mindestens seit dem 26.4. Also von meinem Geburtstag (29.4.) sagte ich nichts."

*** Nichts stimmt nur so zum Spaß, und im damals aufgekommenen Fernsehen gab es bessere Bilder. Aber spaßig gemeint war er nicht: Mein Heiratsantrag war erfolglos und später meine Suche in Paris war es zunächst auch, ehe wir in der Göttin nach Italien glitten. "Anderntags ging ich in den Louvre, aber von einem Mädchen mit rötlichem Rossschwanz war nichts zu sehen, dabei verweilte ich eine volle Stunde in diesem Louvre." Heute wie vor 50 Jahren ist der Louvre ein einziger Bilderhaufen, den man ruhig nach Dubai entsorgen kann. Homo Faber mögen den Louvre, weil Claude Chappe das Gebäude als Zetralstation für die Telegraphenlinien benutzte, die bei uns unter dem Namen Fernschreibemaschine bekannt wurde. Und wenn es denn schon Bilder sein müssen, dann zählt für den Nerd nur das Bild von Samuel Finley Breeze Morse, The Galleries of the Louvre als Vorschau auf den Morse-Code und das viktorianische Internet.

"Das Mädchen will mich unterstützen und bringt das Gespräch, da ich die Skulpturen im Louvre nicht kenne, auf meinen Roboter; ich habe aber keine Lust davon zu sprechen, und sagte, dass Skulpturen und Derartiges nichts anderes sind für mich als Vorfahren des Roboters. Die Primitiven versuchen, den Tod zu annullieren, indem sie den Menschenleib abbilden – wir, in dem wir den Menschenleib ersetzen. Technik statt Mystik!"

*** Weg mit der Aura in der Kunst, nicht die kleinste Spur soll bleiben. Wenn dann noch Spuren bleiben, sind es Datenspuren, aus denen sich die Aura 2.0 zusammensetzt. Da verkünden die Gründer von unddu.de mit seltener Offenheit im Interview, wie sie die Haut ihrer Nutzer zu Markte tragen wollen. "Der Nutzer beginnt im Web 2.0, sich zu outen, und gibt freiwillig Informationen über sich preis. Teil der digitalen Aura, die jeder sich aufbaut, ist ja auch das Bekenntnis zu bestimmten Marken wie zum Beispiel das Auto, das er fährt oder von dem er träumt. Wir brechen diese Informationen allerdings nicht auf einzelne Menschen runter, sondern nur auf sehr feine Zielgruppen." Sehr fein und zielgerichtet bringen diese IT-Entreprenösen die Werbung an den Mann. Ausziehen im Web, das geht ganz einfach, schwärmen die Startupper. So richtig das ist, ein Wiki zur Vorbereitung der Klausurarbeit zu benutzen, so peinlich kann es ausgehen, wenn ein ungesichertes Wiki zur Vorbereitung für das urban style sharing gefüllt wird, das ein "user-zentrierter realtime Mobilecam remix Event-Veranstalter" anbieten will. Wer den Quatsch liest, versteht langsam, warum die nächste Ars Electronica unter dem Motto Goodbye Privacy stattfindet.

*** Privacy, pretty good privacy, da war doch was? Allen Geburtstagsfeierlichkeiten zum Trotz muss der Tanz um die Online-Durchsuchung erwähnt werden, die vom gesetzestreuen Innenminister Schäuble nicht locker lassend  vorerst gestoppt wurde, aber vom furchtbaren Juristen Otto Schily per Dienstanweisung befohlen wurde, als er nicht ganz zufällig Bundesinnenminister war. Das Ganze ist mehr als ein antirechtsstaatliches Dauerdelikt. In gewisser Weise, da muss man den Bloggern zustimmen, ist das auch ein Erfolg der Kampagnen für den Einsatz von Kryptographie. Der vermehrte Einsatz von Krypto-Tools, das Abkoppeln persönlicher Daten von Computern, die mit dem Netz verbunden sind, wird zur zivilgesellschaftlichen Dienstanweisung. Sich nicht in die Schäublonen paranoider Geheimdienstler pressen lassen, die allgemeine Sympathiebekundungen als Bildung einer terroristischen Vereinigung interpretieren, wird erste Bürgerpflicht.

*** Nicht ganz zufällig schäumt die RAF-Debatte auf. Die Erinnerung an eine Zeit, in der schon das Schreiben von der "Baader-Meinhof-Gruppe" als Straftat gesehen wurde (Baader-Meinhof-Bande war korrekt) lodert auf, wo das Kollektiv der RAF auseinanderfällt. Die aktuelle Hysterie über einen Stefan Raab, der den Knödelbarden Max Buskohl mit einem RAF-artigen Plakat "seit 196 Tagen in Gefangenschaft von RTL" präsentierte, ist aufgeblasen. Verdeckt wird der Skandal, dass offenbar Aussagen von den Geheimdiensten zurückgehalten wurden, weil sie RAF-Mitglieder zu Spitzeln umdrehen wollten. Wer so mit dem Leben seiner Kronzeugen umgeht, soll bei der heimlichen Online-Durchsuchung vor dem "Schlafzimmer" im PC Halt machen?

*** Vor fünfzig Jahren, auf der Fahrt nach Italien, schrieb Walter Faber: "Wir leben technisch, der Mensch als Beherrscher der Natur, der Mensch als Ingenieur, und wer dagegen redet, der soll auch keine Brücke benutzen, die nicht die Natur gebaut hat. Dann auch keine Glühbirne, keinen Motor, keine Atom-Energie, keine Rechenmaschine, keine narkose – dann los in den Dschungel!"

Carl Friedrich von Weizsäcker war einer, der sich die Sache nicht so einfach gemacht hat. 10 Jahre lang leitete er zusammen mit dem Nicht-Techniker Jürgen Habermas ein Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt. Dort wurde frühzeitig das entwickelt, was heute unter dem begriff Globalisierungskritik bekannt ist. Weizsäcker gehörte zu den hier bereits erwähnten Göttinger Achtzehn. Im Frühjahr 1957, als Geek Faber seine Tochter verführte, forderte er inmitten der allgemeinen Atomlobhudelei den freiwilligen Verzicht der Bundesrepublik auf Atomwaffen. Ob die Welt mit dem Tod von Carl Friedrich von Weizsäcker den "letzten Universalgelehrten" verliert, weiß ich nicht. Es könnten neue kommen. Erst wenn der letzte Mensch auf der Erde die spamverseuchten Rechner und Roboter ausschaltet und mit einem letzten Blick auf Gl581c in den Dschungel zurückkehrt, stirbt die Hoffnung auf eine bewohnbare Welt. Aber die haben viele auch schon vor 70 Jahren in Guernica  verloren.

Was wird.

Der erste Mai naht, komplett mit panischen Berichten über Straßenschlachten in Kreuzberg. 20 Jahre nach Bolle soll es diesmal wieder zur Sache gehen, obwohl die Experten eher skeptisch sind. Angesichts der aufgebauschten Berichte wünscht man sich Reportagen vom Format eines David Halberstam, der mit seinen Berichten vom Vietnamkrieg für uns Journalisten Maßstäbe gesetzt hat. Aber auch David lebt nicht mehr hier.

Im Web 2.0 entwickelt sich dagegen das nackige digitale Leben zügig weiter. In Las Vegas startet Microsoft seine Blogger-Konferenz Mix 07, in Hamburg geht die Firma SinnerSchrader mit der düdelnden Next 07 an den Start 2.0. So manche neue tolle Geschäftsidee wie ein faberzentriertes Chatsystem mit integrierter Sabeth-Paybackcam und vielen bunten Kondomen für Schüler wartet nur darauf, entdeckt zu werden.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #129 am: 06 Mai, 2007, 00:14 »
Was war.

*** Leben ist ein Existieren in einem verschränkten Zustand. Diese Erfahrung konnte ich bei meiner kleinen Geburtstagsfeier machen. Statt über die rationalistische Weltsicht der Techies zu diskutieren, zogen es viele Leser dieser kleinen Wochenschau vor, über Rezepte zu diskutieren, und tauschten Tipps für die Behandlung von totem Fleisch aus. Seitdem bin ich mir sicher, dass ein Kanal "heises Futter" beste Chancen hätte, hungrigen Geeks die richtigen Sachertorte-Algorithmen zu vermitteln. Aber erstens kommt es verschränkt und zweitens anders als man denkt. Darum rase ich gleich stilecht im tiefgelegten Manta special auf den Heise-Parkplatz, überreiche das Manuskript zum WWWW und gebe Gummi. Jawoll, heise Autos ist gestartet, ein Kanal für die Sorte Leser, für die der D & W-Katalog eigentlich die Leib- und Wagenlektüre ist. Und so tummeln sich die Geeks in bizarren endlichen Welten und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wer glaubt, dass die Debatte Linux kontra Windows hitzig ist, der ist noch nie einem puschelschwingenden Corvette-Fahrer begegnet.

*** Verschränkte Unsicherheiten bietet nicht nur die unsichere Quantenkryptographie. Nehmen wir nur den Strom nicht abreißender Nachrichten über die wunderbare Welt von Second Life, diese krude Mischung aus Xing, Sims und Poppen. Ehe Second heise starten kann, wäre vielleicht die Lektüre dieses offenen Briefes angeraten, auf den die Herrscher über alle Avatare wenig überzeugend reagierten. Sind das nicht Nickligkeiten gegenüber so überzeugenden Success-Stories wie der von IBM, die 4000 Mitarbeiter bezahlt, in Second Life herumzustreifen? Nicht unbedingt, wenn die Entlassungswelle mehr als die 1300 Stellen umfasst und von einem Tsunami gefolgt wird, der 150.000 Personen aus der Firma spült.

*** Quantentechnisch gesehen ist das langsam Gestalt annehmende Terrorpaket nur ein verschränkter Zustand auf dem Weg in den Präventionsstaat. Historisch will sich Wolfgang Schäuble in die deprimierende Ahnenreihe deutscher Innenminister einschreiben, die bürgerliche Rechte auf dem Schrottplatz der Geschichte entsorgen, von Gustav Heinemann (Adenauer-Erlass) über Dietrich Genscher (Berufsverbote), Werner Maihofer (Lauschangriff) bis Otto Schily (Otto-Katalog). Wie unverfroren Bürgerrechte beiseite geschoben werden, zeigte in dieser Woche der niedersächsische Scharfschütze Uwe Schünemann bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes. Schünemann begründete die Notwendigkeit für Online-Durchsuchungen mit dem Beispiel von Ibrahim Raschid aus Georgsmarienhütte, der mit einer heimlichen Online-Durchsuchung schneller hätte festgenommen werden können. Dass die ihm vorgeworfene Verbreitung terroristischen Propagandamaterials wirklich mit der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung gleichzusetzen ist, wird vom Bundesgerichtshof bezweifelt. So eine Differenzierung ist genauso natürlich uninteressant wie die Tatsache, dass normale polizeiliche Ermittlungen im Falle von Raschid fündig wurden.

*** In diesem Sinne können die christlich-radikalen Vorkämpfer für den Präventionsstaat einen Blick in die USA werfen, wenn ihnen Ideen für weitere Gesetze ausgehen: Ein juristisches Verfahren, das Lauschangriffe und Online-Durchsuchungen sanktioniert, selbst wenn die Gründe illegal sind, eine Art digitales Ermächtigungsgesetz wäre das Pickelhäubchen für Innenminister, die zum Wahlkampf in Big Bremen antreten. Bleibt die Frage ob es reicht, über die ganzen Aktivitäten hüben wie drüben Satiren zu schreiben. Ein Schäuble, der zu Not auch Kinder verbieten will, damit wir alle es sicherer haben, ist kein Witz, sondern eine verschränkte Wahrheit.

*** "Diejenigen, die ihre Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgeben, werden am Ende keines von beiden haben – und verdienen es auch nicht." Das ist ein passender Kommentar zum heranrollenden Präventionsstaat Schäublescher Prägung. Auch wenn der Satz nicht von Benjamin Franklin stammt, so ist er höchstwahrscheinlich in seiner Zeitung erschienen: Heute vor 275 Jahren erschien die erste Ausgabe der Philadelphischen Zeitung, der ersten deutschsprachigen Zeitung der USA, herausgegeben von jenem Franklin, dem wir den Blitzableiter, die Leihbibliothek und die Sommerzeit verdenken, nebst einigen politischen Ideen. Das Blatt hielt sich nicht sonderlich lange, zu freimütig kritisierten die Macher die Zustände in Philadelphia, gedeckt vom Herausgeber Franklin. Und hopps, mit einem gemeinhin gern Quantensprung genannten Teleportier-Verfahren, bin ich wieder in der IT-Welt, in der ein lahm argumentierender Herausgeber nicht den Mut hat, seinem Redakteur den Rücken zu stärken, eine Geschichte zu veröffentlichen, in der Apple kritisiert wird. Die unter Bloggern so beliebte Firma mag grüner werden, doch in Sachen Gehirnwäsche, ähem, attitude adjustment kann dem 1 Dollar-Mann Steve Jobs niemand etwas vormachen.

Was wird.

In der kommenden Woche will Bundespräsident Horst Köhler über die Begnadigung des ehemaligen RAF-Mitgliedes Christian Klar entscheiden. Nicht sonderlich geschickt verhält sich sein Büro, wenn es erklärt, dass Köhler Klar im Gefängnis besucht hat. Prompt rufen die Sturmtruppen von CDU und CSU aus, dass die Wiederwahl des Bundespräsidenten zur Debatte steht. Von Geiselnahmen verstehen die feinen Herren wirklich eine Menge. Das ist auch in Bremen zu sehen, wo Kinder als Geisel herhalten müssen. Dort betreibt die CDU einen vom Gegner so bezeichneten widerlichen Wahlkampf. Das Ziel ist wohl, die RAF-Bedrohung so aufzublasen, dass die Vergangenheit mit der Zukunft des Präventionsstaates Deutschland verschmilzt.

Angesichts neuerer Begehrlichkeiten auf weitere Datenbank-Abgleiche bei der ursprünglich moderat angedachten registergestützten Volkszählung lohnt sich der Blick in die deutsche Vergangeneheit. Im Jahre 1920 fand in Deutschland eine Volkszählung mit Hollerith-Maschinen statt. Erstmals wurden bei dieser Volkszählung nicht nur Juden, sondern Halb-, Viertel- und Achteljuden gezählt. Die deutsche Volkszählung von 1939 lieferte die Datengrundlage für die Deportation der Juden. In anderen Ländern wurden die entsprechenden Stellen auf den Lochkarten zur Bestimmung der Nationalitäten benutzt. So konnte in der Volkszählung von 1897 das russische Reich erstmals bestimmen, welche Völker überhaupt mit welcher Population im Riesenreich vertreten waren. Weltweit gibt es nur noch acht originale Hollerith-Volkszählungsmaschinen, fünf stehen in den USA. Norwegen, Russland und Frankreich haben ihre Geräte ins Museum gestellt. In Deutschland existieren zwei Nachbauten in IBMs "Haus zur Geschichte der Datenverarbeitung" in Sindelfingen und im Arithmeum von Bonn. Der dritte Nachbau wird nun in der kommenden Woche in Paderborn aufgestellt. Weil diese Wochenschau sich nicht nur mit IT, sondern auch mit Innenministern beschäftigt hat, schließe ich mit einer Erklärung, die Innenminister Friedrich Zimmermann 1983 vor dem Bundesverfassungericht abgegeben hat: "Bei den 19 Volkszählungen, die es seit 1871 gegeben hat, gab es keinen einzigen Fall der Verletzung des Statistikgeheimnisses."

Ach ja, und da ist ja noch Frankreich. Bald wissen wir, wer Herrn Chirac beerbt – und in dem Fall weiß man wirklich nicht, ob der alte Spruch gilt: Ich weiß nicht ob es besser wird, wenn es anders wird, ich weiß nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll. Jedenfalls bleibt den Franzosen dieses Mal weit deutlicher als beim letzten Anlauf Jean-Marie le Pen erspart, das ist doch was – König Ubu ist no.w.here, die NDR-Bigband spielt mit Norbert Steins Pata Music den Soundtrack zur Siegesparty. Ob aber Royal oder Sarkozy, keiner von beiden dürfte einen vergleichbaren Eiertanz aufführen wie deutsche Politiker, wenn sie an die Bundeswehr in Afghanistan denken. Ja, genau, Deutschland wird am Hindukusch verteidigt, aber doch bitte nicht, wenn geschossen wird. Komische Bellizisten haben wir hierzulande, die nur ein bisschen Krieg spielen wollen und beim ersten Pulverdampf zur Friedenstaube werden. So hat Deutschland nicht nur die Politiker, sondern auch die Bellizisten, die es verdient.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #130 am: 13 Mai, 2007, 03:01 »
Was war.

*** Mein neues Fahrrad ist da, hurra. Im Fahrzyklus eines Heise-Journalisten ist ein gutes Fahrrad überlebenswichtig, wenn die Deadline näher rückt und die sorgfältig berechneten Staus den Weg verstopfen. Außerdem lässt sich auf dem Rad das zauberhafte Umland der schönsten Stadt der Welt erkunden: Die norddeutsche Tiefebene ist traumhaft schön. Schweinemast reiht sich an Putenmast, sodass man immer wieder die Luft anhalten muss beim Radeln. Nur in Celle ist das anders, da machen sie in Pferden. Berühmt ist Celle außerdem für sein Celler Loch. Wie üblich, gibt es zur Entstehung des Celler Loches zwei Erklärungsversuche, einmal wissenschaftlich, einmal als Räuberpistole. Da wird dann allen Ernstes behauptet, dass die deutsche Superkampftruppe GSG 9 im Auftrag des Verfassungsschutzes nachts ein Loch in die Gefängnismauer sprengte, um einen Informanten in die RAF-Szene einzuschleusen. Auf einschlägigen Fotos vom Tatort ist zu sehen, dass die Moniereisen unbeschädigt waren, ein sprengtechnischer Pfusch, der allenfalls einer GSG 08/15 würdig wäre. Was nicht sein kann, darf nicht sein und ist es auch nie gewesen, befindet nun der niedersächsische Innenduftexperte Uwe Schünemann. Er will die 244 niedersächsischen Verfassungsschützer direkt dem Innenministerium unterstellen, damit der Präventivstaat in der Tiefebene keine Löcher hat.

*** Mit einer Polizeirazzia hat der gesamtdeutsche Präventivstaat gezeigt, was er drauf hat. Vorerst sind es Pleiten, Pech und Pannen, die eigentlich seit Jahren nicht mehr vorkommen sollten. Angefangen von Gerichten, die das schwachsinnige Argument akzeptierten, die Beschreibung der Angriffe gegen die Weltbank-Tagung anno 1988, die im Buch Autonome in Bewegung abgedruckt ist, sei eine Anstiftung zu Straftaten. Wie damals auf dem Höhepunkt der RAF-Hysterie reicht wieder einmal der Besitz eines Buches aus, eine Hausdurchsuchung zu rechtfertigen. Die Palette der Dummheiten reicht bis zur Gewerkschaft der Polizei, die mit Verweis auf die RAF-Debatte hetzt wie sonst nur eine Zeitung mit vier Buchstaben. Doch alles wird getoppt von einem begnadeten Schauspieler, der mit den Razzien verhindern will, dass Globalisierungsgegner Aufmerksamkeit erregen.

*** Als ähnlich gelungene Heiligendammbruchaktion darf man auch die Teilaktion bewerten, die Server von SO36 zu besuchen und 25 Mail-Postfächer und zwei Mailinglisten mehr oder weniger geschickt zu kopieren. Diese Aktion passierte auf Anordnung des nicht ganz unbekannten Ermittlungsrichters Hebenstreit, dem Kämpfer gegen die Online-Durchsuchungen. Hebenstreit glaubte den Sprengexperten des Verfassungsschutzes, die "signifikante Übereinstimmungen" zwischen dem Buchtext, abgehörten Telefongesprächen und Reden auf linken Tagungen gefunden hatten. So ist die Beschreibung einer Straftat im Sinne des Präventivstaates schon eine Straftat. Bleibt die Frage, was den überwachungsgeilen Beamten im Verfassungsschutz zu Kopf gestiegen ist. Sitzen sie nicht alle auf gut lüftenden Stühlen aus Steifensand?

*** Blühenden Unsinn zu verzapfen, das ist kein Privileg der Staatsorgane. Googelt man diesem panikmachenden Artikel hinterher, so landet man sinnigerweise bei Laufbahnverordnungen der Fernmeldeaufklärer der Bundeswehr. Dass diese Truppe Kryptographie beherrschen muss und die Arbeit mit dem neuen Notes auch in der Kommunikation mit den Tornados, die am Hindukusch für uns die Aufklärung besorgen, das sollte selbstverständlich sein. Auch die Angabe, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter mit Spyware überwachen können, hilft nichts, aber auch gar nichts bei der Erkenntnis, wie die geheimnisvollen Bundestrojaner heimlich ihre Online-Durchsuchung verrichten. Das Einzige, was so gefördert wird, ist die Heroisierung des CCC ausgerechnet durch einen CDU-Mann. Zu hoffen ist, dass die Freiheitsredner ihre Sache besser machen und aufklären, statt Unsinn zu verbreiten. Denn die Schweinerei, die Schäuble & Co vorhaben, ist eine organisierte Kriminalität gegen die Verfassung.

*** In den USA wird an diesem Wochenende gefeiert, weil vor 400 Jahren die Zivilisation an der Küste von Virginia anlandete. Mit dem Jubiläum wird die Indianertochter Pocahontas als Mutter aller Amerikaner gefeiert. Ein Wochenende lang wird man schöne Reden über Integration und die Vorzüge der Demokratie hören, die die Eingeborenen von den Tabakpflanzern vermittelt bekamen. Aber Amerika hat viele Facetten: Vorige Woche berichtete ich von einem Herausgeber, der einen Redakteur gehen ließ, der einen Apple-kritischen Text veröffentlichen wollte. Nun ist dieser Redakteur wieder eingestellt worden. Die unabhängige Presse lebt, auch wenn sie von Firmen wie Apple oder Microsoft nach Kräften gegängelt werden soll. Im Zweifelsfall übernehmen sogar Blogger die Berichterstattung.

*** Von solchen Wechselwirkungen ist Deutschland weit entfernt. "Wenn es das Internet nicht gäbe, wäre solch ein Beitrag niemals erschienen", schreibt ein Kommentator. Nun gibt es das Internet und nun? Beitrag verschwunden, Blog geschlossen und weiter kann es mit dem großen Selbstbetrug gehen, den ein gewisser Kai "Knut" Dieckmann exklusiv veröffentlichen will. Ein schönes Porträt über diesen verdrucksten Mann hält die Netzeitung parat: "Es ist offenbar in Ordnung, über die Gehälter von Ex-Bundeskanzler Schröder zu mutmaßen, es ist beinahe schon obligatorisch sich über das Sexleben von Berühmtheiten auszulassen, aber Spekulationen über Führungskräfte von Zeitungen – Mitglieder derselben Borchardt- und Bocca-di-Bacco-Tischgesellschaft -, die sollen gefälligst ausbleiben." Einige Schweine sind immer gleicher.

Was wird.

Christian Klar ist von Bundespräsident Köhler nicht begnadigt, Ségolène Royal ist nicht gewählt worden. Werder Bremen hat sich aus dem Kampf um die deutschen Meisterschaft verabschiedet. Das extragrüne WWWW muss leider in der Schublade der Leute bleiben, die bei Heise als "Curator of the digital library" arbeiten. Wenn diese kleine Wochenschau erscheint, hat Roger Cicero den Wettbewerb europäischer Meistersinger nicht gewonnen. Ohne beckmesserisch zu sein, kann Swing aus Deutschland es nicht mit der lebendigen osteuropäischen Liedkultur aufnehmen, die uns eine wunderbare Weise nach der anderen bescherte, schräge Auftritte inklusive. Das Wetter.

Das Wetter? Aber nein, wir haben ja auch ein Jubiläum, morgen. Vor 315 Jahren erschien der erste gedruckte Wetterbericht der Welt, in einem Nachrichtenblatt, das sich "Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel" nannte. Noch heute ist der Wetterbericht ein Vorbild für den verlässlichen Qualitätsjournalismus, auch wenn das Wetter manchmal nicht mitspielt, der Journalist nicht das schreibt, was sein Publikum neuerdings vorgelesen haben will.

Eine Sturmfront kündigt sich für den deutschen Ärztetag am Mittwoch an, weil die Ärzte mit der elektronischen Gesundheitskarte überhaupt nicht mehr einverstanden sind. Ob es hilft, wenn ab Montag in Berlin Telematik-Spezialisten darüber beraten, was die elektronische Gesundheitskarte eigentlich kostet? Vielleicht wird diese Frage etwas spät gestellt. Vielleicht hilft eine Namensänderung: Nach Hartz und Riester hätte eine "Ulla-Schmidt-Gedächntniskarte" das Zeug zum Knüller oder ein fesches anglistisches Kürzel mit lautmalerischem Bonustrack: "PFH-Card" (Pay for Health).

Vorbildlich gelöst hat man das beim ollen Weltkommunikationstag. Der ist am Donnerstag und nichts Geringeres als der World Information Society Day.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #131 am: 20 Mai, 2007, 00:41 »
Was war.

*** Heiligendamm gehört geographisch nicht unbedingt zur norddeutschen Tiefebene, in der sich mein Leben abspielt. Das macht aber nichts, denn mit einer schicken Allgemeinverfügung unter völliger Missachtung von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes wird klar, dass die Politik das Primat über die Geographie hat. Die Ausweitung einer Versammlungsverbotszone um 1, 10, oder 100 Kilometer macht klar: Wir leben alle in Zone II, sei dies nun in den platten Bauten von Heiligendamm, in der bezaubernden norddeutschen Tiefebene oder im niedrig schwelligen Hamburg. Passend zu den verstrahlten Protagonisten des Web 2.0 und ihrer notgeilen Aufmerksamkeitsphysiognomie ist jede Versammlung von Demonstranten und Übungs-Demonstranten verdächtig, sofern sie nicht in Second Life abgehalten wird. Ob Rentner oder Biergärtner, kein Verdacht ist zu dumm oder zu abwegig, als dass er nicht für die Bildung einer terroristischen Vereinigung herhalten kann. In der Zone II zeigt sich, was ein ordentlicher Präventivstaat zu leisten vermag. Sinnigerweise können sich so Wladimir Putin und Angela Merkel zankend beweisen, dass sie auf lupenreiner Augenhöhe ihre Untertanen gängeln.

*** Es gab mal eine Zeit, da trafen sich die Weltmächtigsten offen in London, Paris oder Bonn. Seit Genua 2001 verzieht man sich ins Hinterland, in die schottische Einöde oder eben nun ins verödete Hoteldorf Heiligendamm. Dort läuft um den Zaun herum die teuerste und größte Polizeiaktion in der Geschichte der BRD an – die Fußball-WM war dagegen ein Klacks. Wenn das Spektakel vorbei ist, sollen bis zu 400.000 Touristen jährlich zur Besichtigung des Felder kommen, auf denen die größte angenommene Blockerierei stattfinden wird. Das jedenfalls meinen die Experten, die sich vor den Fernsehkameras austoben können. Etwas nüchterner sollte man sich einmal nach den Erfolgen der Gipfeltrefferei erkundigen. Die Zahlen sind ernüchternd. Was in Heiligendamm zum Klimawandel beschlossen wird, dürfte in ähnlich kleiner Münze ausgezahlt werden.

*** Während der Sänger Roger Cicero die deutsche Angst vor der Osterweiterung der Europäischen Union artikulieren half, veröffentlichte das Magazin Cicero die Liste der 500 Intellektuellen, eine Art Googlefight mit Käsereibe. Meinungsführer ist jedenfalls ein Vereinsmitglied von Schalke 04, während Jürgen Habermas, der Intellektuelle der alten BRD, ähnlich wie Hannover 96 auf Rang 10 logiert – ein bekennender Fan des VfB Stuttgart nimmt Rang 229 ein. Besagter Habermas hat diese Woche im Szeneblatt der DVD-Knacker einen Artikel zur Lage der Tageszeitungen veröffentlicht. Der Text macht klar, dass ein guter Intellektueller souverän die Fakten ignorieren kann. Da müssen die Verlage weltweit mit dem Rückgang des Druckgeschäfts leben und danach trachten, Gigabit Ethernet in die DNA ihrer Journalisten zu pflanzen, doch das interessiert den Fachmann für kommunikatives Handeln nicht. Lieber erklärt er die Anzeigenkrise für überwunden und die diskursive Vielfalt der auf toten Bäumen ausgestellten Meinungen für unterstützenswert durch öffentlich-rechtliche Konstruktionen. Ein Vorschlag von GEZartigen Ausmaßen: weil wir alle an einem stillen Örtchen Papier brauchen, wäre eine Abgabe nur gerechter Ausgleich.

*** Zu dieser seltsam realitätsfremden Weltsicht des Intellektuellen Nummer 10 passt die Frankfurter Mahnung aus dieser Woche, ein Armutszeugnis rohstoffarmer Schriftsteller, die sich nach dem starken Staat sehnen. "Nur wenn der Staat diejenigen schützt, die vervielfältigungswürdige Inhalte schaffen, setzt er die nötigen Anreize dafür, dass solche Inhalte auch im digitalen Zeitalter noch entstehen können und in ihre Veredelung und öffentliche Bereitstellung investiert wird." Wer bestimmt da wohl, was vervielfältigungswürdige Inhalte sind. Die ordnende Hand des Präventivstaates, der Markt oder jene 499 deutschen Intellektuellen, die nach dem Papst die öffentliche Deutungsmacht besitzen? Besonders peinlich ist das Unverständnis der Mahner, wenn es um Open Access geht und die Super-Renditen der großen Wissenschaftsverlage in Gefahr sind. Fortschritt und Veredelung klingt gut, doch ein Blick in die Realität, in der die Etats von Bibliotheken zusammengestrichen werden wie sonst nur Stellen bei der Telekom, ist besser. Open Access steht für die freie Zugänglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse und ist mitnichten eine Forderung, dass geistige Leistung frei sein muss.

*** Achja Telekom, genau: Die mit Abstand wichtigsten Nachrichten dieser Woche ließen den kleinen Ticker in der norddeutschen Tiefebene nicht stillstehen: Die Verabschiedung von 50.000 Menschen in eine Billiglohn-Klitsche hat zu einem Streik besonderer Art geführt. Wenn ver.di die Auseinandersetzung in der zukunftsträchtigen IT-Branche inmitten des Aufschwungs nicht gewinnt, ist es Aus mit der Rolle der Gewerkschaften als Gegenstück zum ungezügelten Kapitalismus. Andere fangen kleiner an, doch einen Plan für publike Prekariats-Partnerschaften hat ausnahmslos jede Firma in der Schublade. Wer Aufschwung will, muss Arbeitsplätze abbauen wollen. Die soziale Marktwirtschaft stammt aus dem letzten Jahrhundert und ist nur noch eine Scheidungssache: Begrabt die Vergangenheit und auf in eine bessere Zukunft.

*** Die mit Abstand heftigst diskutierte Nachricht dieser Woche produzierte Microsoft mit 235 Geschützen, die auf die Open Source gerichtet sind. Zum Wochenende hin klangen die Drohungen etwas versöhnlicher und auch die Meinungen der Fachleute klangen nicht mehr nach irrer Panikmache vor codeplündernden freischweifenden Programmiererhorden, doch das Rätselraten ist noch nicht zu Ende. Eine Lesart der Verbalattacke behauptet, dass die Firma erst jetzt über die Konsequenzen nachdenkt, die mit der kommenden GPLv3 verbunden sind. Eine andere meint, dass Microsoft in den mit Novell abgeschlossenen Verträgen gesucht und keine Klausel gefunden hat, die zeitliche Limite setzen. Beide Varianten klingen, als ob Microsofts Rechtsanwälte mit 640 KByte Speicher arbeiten oder von dem Koffer-in-Bielefeld-Geschäftsmodell von SCO begeistert sind. Microsoft zu unterschätzen ist immer schon ein schwerer Fehler gewesen. Die genauen Zahlen wie 15 Patente bei der E-Mail und 42 Patente im Kernel belegen eher, dass genau diese 15 oder 42 Patente bereits getestet und für prozessgeeignet befunden worden sind. Bleibt die Frage, ob Microsoft allgemeine Ungleichheiten meint oder mit härteren Patenten die Brücke pflastern wird, die niemand jemals betreten will. Nicht einmal für panikartig rausgeworfene 6 Milliarden Dollar.

*** Heute vor vielen, vielen Jahren begann das Erste Konzil von Nicäa, die Grundzüge des Christentums festzulegen und herauszufinden, wie dieser Christus eigentlich definiert werden kann. Von Brian und seiner tollen Himmelfahrt sprach damals niemand mehr. In dieser harten Stunde sind meine Gedanken natürlich bei Werder Bremen, das den mächtigen Fans im Internet Tribut zollen musste. Ganz nebenbei hätte man auch besser spielen können. So geht die Schüssel verdient ins Mayer-Vorfelder-freie Stuttgart, während in der Hauptstadt gewohntes Mittelmaß gekickt wird.

Was wird.

Bevor die deutsche Wertarbeit polnischer Billigarbeiter in Heiligendamm von schweifenden autonomen Horden getestet wird, steht die deutsche IT-Sicherheit auf dem Prüfstand: Vom Dienstag an läuft der 10. Deutsche IT-Sicherheitskongress des BSI unter dem Motto Innovationsmotor IT-Sicherheit. Wer hätte dem BSI diesen deftigen Sinn für Humor zugetraut? Derzeit verlieren mindestens zwei deutsche IT-Firmen Aufträge im Ausland, weil die Debatte um heimliche Online-Durchsuchungen natürlich nicht nur auf Deutsch geführt wird. Im BSI arbeiten einige der fähigsten deutschen Sicherheitsexperten, doch leider hat das BKA das Sagen. Das beginnt schon damit, das alle Teilnehmer am Sicherheitskongress vom BKA in einem Verfahren überprüft werden, dass den Realitätsverlust dieser Behörde gut dokumentiert.

Ein weiteres Ereignis zieht die Sicherheits-Szene von Bonn nach Darmstadt. Dort verhandeln die Sicherheitsexperten über die Wunderwelt des Trusted Computings. Richtig aufgesetzt, müsste diese Technik das gesamte Possenspiel um die Online-Durchsuchung ad absurdum führen. Dann bliebe BKA und Verfassungsschutz nur der Sternenstaub über, der huschhusch über die Tastatur gestreut wird und alle getippten Eingaben zu den Pleiaden schickt – oder zum Nachbarn um die Ecke. Paranoid sein heißt frei sein, El Masri. Die schallende Ohrpfeife vom Bundesverfassungsgericht wird er nicht mehr gehört haben.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #132 am: 27 Mai, 2007, 02:30 »
Was war.

*** (Klingelton, sponsored by wild und unersättlich)
"Sind Sie Herr Faber? Hal Faber?"
"Ja, das bin ich. Worum geht's?"
"Ich bin von der Polizei. Sie wollen auch in Heiligendamm demonstrieren?"
"Da wissen Sie mehr als ich. Wollen Sie mich dazu auffordern?"
"Ich will ihnen nur mitteilen, dass die Polizei einschreiten wird, wenn es zu Gewalttaten kommt und wenn Sie dabei zu Gewalttaten aufrufen."
"Das ist aber nett von Ihnen. Wie kommen Sie darauf, dass ich das will?"
"Sie haben in Ihrer (raschel) Wochenschau geschrieben, dass, ich zitiere, wir alle in Zone II leben."
"Oh, ein Leser. das freut mich aber. Leben wir denn nicht in Zone II?"
"Ich bin kein Leser. Ich bin von der Polizei und bearbeite nur den ausgedruckten Teil des Internet in der norddeutschen Tiefebene. Das ist eine Gefährderansprache."
"Ich bin baff. Ist das nicht vom Gericht verboten worden?"
"Davon weiß ich nichts. Ich arbeite nur eine Liste ab. Ich teile Ihnen hiermit mit, dass wir nicht in Zone II leben."
"Nein?"
"Nein. Wir leben nicht in einem Schnüffelstaat und auch unsere Arbeit in Postämtern ist ganz normale Polizeiarbeit. Die Zone II ist ein genau 200 Meter breiter Streifen um Nawaka, sonst nichts."
"Nawaka?"
"NATO Wagenburg Kavala. Mollis und Meer verletzte Namensrechte des Tourismusverbandes."
"Ich verstehe."
"Sehr gut. Wie gesagt. Proteste sind beim friedlichen Sommermärchen ausdrücklich erwünscht. Wenn Sie bei der Operation Detlef jedoch zur Gewalt aufrufen, kennen wir Sie."
"Schnüffelspuren?"
"Das Internet. (raschel) Im Internet geht nichts verloren. Nicht einmal unser Geburtstagskind."
"Ähem. Danke. Mein Geburtstag liegt aber vier Wochen zurück."
"Ich meinte das Grundgesetz, das jetzt auch für das Internet gilt."
"Oh. Haben Sie schon das Internet angerufen?"
"Noch nicht. Steht aber auf der Liste der Gefährder.
"Das Internet steht also noch nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung?"
"Wir haben (raschel) freie Wälle und Schutzzäune, wie bei der Wagenburg."
"Firewalls?"
"Stopp. Keine Gewalt gegen Firewalls! Wir haben Sie gewarnt. 200 Meter Abstand!"
"Wer konfiguriert die?"
"Konfidingsbums ist ab sofort verboten. Keine Aufrufe zur Gewalt! Hatte ich es denn nicht deutlich genug gesagt?"

*** Was hinter dem Zaun von Heiligendamm passieren wird, interessiert die wenigsten, weil nichts passieren wird. Selbst im Ausland hat man gemerkt, dass die Frau von der Ostsee beim wichtigsten Tagesordnungspunkt eine deftige Abfuhr kassieren wird. Zeit genug, an eine andere Frau zu erinnern. Heute vor 100 Jahren wurde Rachel Carson geboren. Ihr "Stummer Frühling" war das Buch, das bei der Entstehung der Ökobewegung eine wichtige Rolle spielte. Dank glitzernder Artikel im amerikanischen Vanity Fair - ich rede nicht vom deutschen Boxenluder - ist Öko Chic und Sache der Superreichen wie der Abenteuerökologie eines David de Rothschilds. Begeistert sind auch die Leute im Silicon Valley, die mit der IT ihr Vermögen gemacht haben. Überschwenglich hymnisch wird Sun-Mitgründer Vinod Koshla als Guru der Öko-Szene besungen, natürlich nur gegen Kohle. Vergesst Rachel Carson.

*** Ein weiteres Jubiläum ist natürlich längst im gesamten Interreich auf diesen Röhren herumgetrommelt worden: Vor 30 Jahren Jahren kam Star Wars in die Kinos. Seitdem ist die Macht mit uns allen, selbst dann, wenn wir für sie nur ins Bett steigen, um lange, lange von Prinzessin Leia zu träumen. In einer lustigen Konjektion kommen gerade die Tagebücher von Ronald Reagan auf den Markt. Erstmals wird sichtbar, wie sehr Reagan bei seinem persönlichen Sternenkrieg vom Krieg der Sterne beeinflusst war, der in den Kinos tobte. Dass er damit die Sowjetunion in einen Wettlauf zwang, der sie zum Kollabieren brachte, ist sein Verdienst in der Geschichte. Geschichte? Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit? Aber nicht doch. Wer diesen Bericht zum Raketen-Test liest, wird sicherlich merken, dass wir heute dem Wahnsinn näher denn je sind.

*** Wer Zensur ausübt, sollte etwas Ahnung von der eingesetzten Technik haben. Das ist bei der TV-Show von Reinhold Beckmann gründlich misslungen, als die Sendung mal kurz einen auf Frank Zander machen wollte. Ein Blog-Leser hat den einfachen Pieps mit einem Equalizer umgangen und damit auf den eigentlichen Skandal im Spritzensport hingewiesen: die konstante Verquickung der Medien mit quoten- wie klumträchtigen Themen. Dass Radler im Fernsehen von Typen wie Jürgen Emig oder Hagen Boßdorf kommentiert wurden, macht den Skandal erst rund. Die sechsstelligen Sonderprämien, die ein Jan Ullrich von der ARD kassierte, hatten einen Preis: die völlige Aufgabe des kritischen Sportjournalismus. Derweil wird man sich bei der Telekom fragen, ob man diese Radsportler nicht auch in eine Service-Gesellschaft auslagern kann. Nur Hähnchenschlächter sind da gründlicher und handeln schnell, wenn das globale Huhn in die Diskussion gerät, weil beim Team Wiesenhof die üblichen Abstreiter das Sagen haben.

Was wird.

Muss man Beckmann und den Freunden der Spritztechnik so viel Aufmerksamkeit schenken? Ja, denn gegenwärtig wirtschaftet sich das, was einstmals öffentlich-rechtliches System genannt wurde, schneller in den Abgrund, als Epo-gedopte Lemminge springen können. Die Verblödung reicht bis in die Bereiche, in denen dieses System seine Internet-Kompetenz feiert. Bei dem auf öffentlich-rechtliche Inhalte fixierten Grimme Online Award ist das gut zu erkennen. Da hüpft mal eben ein Mitglied der Jury in den Wettbewerb, weil sein Rammler unversehens ein richtiger Brummer geworden ist. Natürlich betonen die lieben Kollegen, dass solch eine unverhoffte Nachnominierung auch Konsequenzen hat: Der aufrechte Gang ist immer eine Frage der Orthopädie.

Die Roten sind übrigens schwer im Kommen, als männlicher Gockel wie als heißes Huhn. Das fängt schon beim Pumuckl an, für den Kinder vorerst eine Pumuckeline zeichnen dürfen, ohne gleich mit einem Bein im Knast zu stehen. Noch besser hat es die Einserschülerin Barbara getrofen, die Germany's Next Topklum geworden ist. Jede Wette, dass die Rothaarige von Novell unter Vertrag genommen wird, ganz so wie ihre Vorgängerin Lena Gercke, die nun für Microsoft strahlt. Nie war Microsoft live aufregender als mit der URL get.live.com. Hier muss die rote Novell Boden gut machen, zumal der überall angekündigte Bericht über die Details des Patentabkommens mit Microsoft sich ***** liest, als ob ein *****-Papageno den Amateuren bei Beckmann zeigen will, was eine ***** ist.

(Klingelton revisted.)
"Sind Sie Herr Faber? Hal Faber?"
"Ja, das bin ich. Worum geht's?"
"Ich bin ihr eKontaktbereichsbeamter. Sie haben da etwas über den Realitätsverlust des BKA geschrieben. Ich möchte Sie einladen, bei den Anonymous Reality Loosers vorbeizukommen. Sie tagen regelmäßig in Second Life."

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #133 am: 03 Juni, 2007, 02:19 »
Was war.

"I'm Chefin from G8 And I've already known To live near Holy Damm Behind a Sicherheitszaun."

*** Ja, wenn wir alle Sicherheitszaun in the morning trällern und die topaktuellen Nachrichten vom Zaun lesen, dann kann man aus der norddeutschen Tiefebene nur rüberradeln und feststellen: Meck-Pomm rockt. Eine Parodie wie dieser Sicherheitszaun-Song, erschienen in einer Wirtschaftszeitung wie der Financial Times Deutschland, sagt eigentlich alles über den albernen Gipfel auf der anderen Seite des "komplexen technischen Sperrwerks", an dem vorerst niemand demonstrieren darf. Zehn Kilometer Abstand muss schon sein bei dieser empfindlichen Sperrtechnik und der wahnsinnigen Gefahr, dass protestierende Bürger "in emotionalisierende Nähe eines politischen Besuchers" gelangen, wie es das Greifswalder Gericht formuliert hat. Noch alberner und damit der Sache angemessener liest sich der Vorschlag von Theo Waigel, den Gipfel auf dem Gipfel stattfinden zu lassen, während der Volksdichter Enzensberger mit seinem "Vorschlag zur Güte", eine Südseeinsel zu nehmen, die Sache entschieden zu ernst nimmt.

*** Denn Südseeinseln und Polderländer saufen im kommenden Klimawandel ab, wie jedes Kind mittlerweile weiß. So etwas will man den Politikern nun doch nicht wünschen, oder? Während die Schengen-Busse in Norddeutschland patrouillieren und die Bahnschaffner anlassbezogen nebenberuflich als Blockwarte arbeiten, erzieht der Präventivstaat mit solchen Bildern seine Untertanen zu Duckmäusern. Wer Politiker auf fremde Inseln und hohe Berge wegwünscht, vergisst schnell, dass sie abgewählt werden können. Jedenfalls in den meisten G8-Staaten. Wobei das mit den freien Wahlen bei uns in einer Verfassung steht, die schnellstens der Lebenswirklichkeit angepasst werden muss. Nur schade für Schäuble, dass das nicht so fix geht wie eben einmal das Abschalten der Handynetze rund um Heiligendamm.

*** Lebenswirklichkeit ist wirklich ein gutes Stichwort für den Schwenk in die IT. Man nehme nur die nicht gehaltenen Versprechungen vom letzten Gipfel der 8 Ratlosen, in Afrika Schluss zu machen mit dem Elend. Auf dem nicht armen Kontinent könnte man mit dem OLPC-Laptop eine Menge mehr machen als nur Tetris zu spielen und Linux zu erkunden.

*** Zur Lebenswirklichkeit gehört auch, dass man die Vergangenheit nicht verklärt mit dummen Erzählungen von damals. Will Steve Jobs zeigen, wie vergreist er ist, wenn er allen Ernstes erzählt, das Gates den Mut gehabt habe, die erste Software-Firma zu gründen? Wie wäre es mit Applied Data Research, Pansophic und Whitlow Computer Systems, die in den 60er Jahren als reine Software-Firmen starteten? Dabei setzten auch diese Firmen, genau wie Bill Gates, nicht unbedingt feine Methoden ein, um sich auf dem Markt durchzusetzen. Erinnert sei an die Software SyncSort von Duane Whitlow. Whitlow schaffte es, ein Softwarepatent auf undokumentierte Befehle in IBMs Betriebssystem zu bekommen, die IBM daran hinderten, diese Befehle aufzurufen oder gar zu entfernen. Nur sein Programm SyncSort durfte exklusiv diese Befehle nutzen. Aber was schreibe ich, das sind ja uralte Kamellen, diese Patente. Viel schöner und zeitgemäßer ist die Debatte um das Recht auf eine bestimmte Zahlenkombination wie das berühmte 09 F9, das sogar die Süddeutsche Zeitung in mannigfaltiger Form vorgeführt hat, wie hier bereits bekakelt. Mit dem Recht auf die eigene Zahl ist der neue Schlüssel in der Welt. Da sage einer noch, das Hacker keinen Stil haben. Hände weg von 5D A0 78 77 58 7E 90 0C F3 00! Mein Bauch gehört mir!

*** Als elektrischer Kolumnist habe ich mich vorige Woche über die Nominierung des elektrischen Reporters bei den Grimme-Preisen lustig gemacht. Nichts gegen den Reporter und seine mitunter sehenswerten Reportagen, aber dass ein Jury-Mitglied eines Preises für denselben vorgeschlagen werden kann, hat schon eine besondere Qualität. Nun toppt die Jury das seltsame Verfahren mit einer noch seltsameren Erklärung, in der es heißt: "Im Unterschied zu anderen Medienpreisen, bei denen fachkundige Beobachter und Kritiker in einer Jury nicht unbedingt selbst Akteure sind, ist eine solche Überschneidung beim Medium Internet nicht auszuschließen." Das muss ja höllisch kompliziert sein, dieses Internet. Sicherlich wird die Posse weitergehen. Chips dazu gibt es in einer mediterran geprägten Garten- und Strandlandschaft

*** Während ich diese Zeilen schinde, tagt die Venedig-Kommission des Europarates und versucht, eine gemeinsame Entschließung zu formulieren. Auf der Tagesordnung steht die Forderung nach einer "Demokratischen Kontrolle der Sicherheitsdienste und Videoüberwachung". Wer überwacht die Überwacher, könnte man fragen, doch scheint das Problem ähnlich konsequent zerbröselt zu werden wie der Klimaschutz in Holy Damm. Dabei steht eine ganze Menge auf dem Spiel. Neben den Überwachern und Sicherheitschützern gibt es die Unterwacher, die nicht weniger gefährlich sind. Forscher fordern für Maschinen bereits das Recht auf Vergessen, das Menschen so gerne für sich in Anspruch nehmen.

*** Für ältere Leser jenseits der 60 ist der Tod von Benno Ohnesorg nicht zu vergessen. Mit ihm radikalisierte sich das, was man heute Studentenbewegung nennt. Wer weiß denn noch, dass es, ganz im Sinne von Theo Waigel, damals den Vorschlag gab, alle in Deutschland studierenden Iraner zum Schah-Besuch auf einer Nordseeinsel zu internieren? Inzwischen leben wir – noch – in einer bunten, toleranten Republik. Nur eines ist von den längst vergangenen Zeiten geblieben: ein Revolverblatt, passend zur Dienstpistole des Polizisten Kurras. Damals hetzte die Zeitung gegen die Studenten, heute gegen traumatisierte Opfer einer verfehlten US-Politik. Aber das war Benno Ohnesorg auch, ein Opfer einer verkorksten US-Politik, für die Öl wichtiger als Demokratie war. Der beliebte Web 2.0-Begriff Ajax hat eine historische Dimension.

Was wird.

Heiligendamm ist überall. Was die G8 in ein paar pseudogriechisch weißgekalkten Hotel-Hütten der Kempinski-Kette veranstaltet, kann die Gematik im weißen Schloss Bensberg der Althoffer locker toppen. Für ein Update Gesundheitskarte wird es langsam Zeit, weil die ersten eRezepte auf die Karte wandern. Die spannende Frage nach den Nebenwirkungen für alle noch arbeitenden Steuerzahler, die sich ab und an mal krankschreiben lassen und ein Päuschen nehmen, wird nun beantwortet: Wie wird man eigentlich die Rezepte los, die der Doc zwinkernd unterkrakelt? Einfach Wegschmeißen ist nicht mehr, wenn das Papier alle ist. Und eine /dev/null-Taste haben sie am eKiosk einfach vergessen.

Nichts fürchtet der gemeine Journalist mehr als den Juristen. Dass diese Spezies nur in Begriffen wie Abmahnung und Administrativenteignung denken kann, geschenkt, geschenkt. Die juristische Prosa ist indes eine ernste Konkurrenz für jeden Journalisten, der am Schluss die zündende Pointe setzen will. In diesem Punkte gestehe ich für heute die totale Niederlage ein und übergebe mit dem Boo der Woche an eine Verhandlung, die am kommenden Dienstag in Berlin stattfinden wird:

   
"Seit aber die weltweite Kommunikation – die ja zu begrüßen ist – es ermöglicht, jegliches kleinstes Erlebnis aus seinem Leben der Öffentlichkeit kundzutun, scheinen für Personen wie den Beklagten Persönlichkeitsrechte Dritter überhaupt nicht mehr zu zählen. Es wird einfach alles berichtet, was einem in den Kram passt. Vor einer solchen Praxis ist nur noch die Rechtsprechung der Kammer und anderer deutscher Gerichte, die den Persönlichkeitsrechten Dritter, hier dem Kläger, das notwendige Gehör verschaffen."

Hört, hört, hört.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #134 am: 10 Juni, 2007, 04:43 »
Was war.

*** Oh meine Brüder, glaubt nicht dem Cheepooka, der in den Gazettas vom großen Drat an den hyperboräischen Gestaden verbeitet wird. Flaschdas ist das, Righty-Right! Der Drat muss nicht in das Schubse-Gepupe hineingetragen werden, sondern in die Gullivers. Das köstliche Klopping mit den Slemmie-Brats hat die Millicents gefreut, doch wars ein geheimer Sowjet vom großen Prodovat. Der Rozz ist wieder fein raus, die Blacksy Blocksy angedisst. Die Bugattis hinter dem Drahtgeteuse hats nicht gejuckt, nur unsere Droogs von der Zentralintelligentsija hätten die Pooshkas in die Messies gehalten, ordentliche Trollschocks gebend. Ihr Gunta-Bunta wird aber locker von unserem Sirius Business Park getoppt. Spatchka im Business Park, das ist echt Horrorshow, ist das. "Gefangenensammelstelle Industriestraße Rostock", da guffen die Ptitsas. Oh meine Brüder, feiern wir das mit viel Drencom und Synthemesc und dem Versprechen, die Heini-Heidis auch beim nächsten Drat ordentlich zu schlagnicken. Hebt die Hand zum Schwarzdeutschen Gruß mit abgestrecktem Finger.

*** Was als Satire gemeint war, entpuppt sich nach und nach als nicht besonders lustige Wahrheit. Genau wie sich die Angaben aus dem Kavalarienberg über hunderte von Verletzten auf überschaubare zwei Staatsdiener reduzierten, könnte sich die Geschichte vom Schwarzen Block beim G8-Gipfel als Märchen vom Bösen Wolf entpuppen. Das muss man feststellen können, ohne damit gleich die kloppe-kloppe-Romantik der autonomen Sicherungs-Mustermänner zu teilen. Doch das reflexartige Klappern der Politiker mit Rufen nach der GSG 9 bestätigt die These, dass Hooligans verkappte Spießer sind und umgekehrt, ein schlichter kultureller Flip-Flop.

*** Zu den Steinwürfen von Rostock gesellt sich der große Klima-Wurf von Heiligendamm, mit der vagen Aussicht, bis 2050 etwas gesenkt, gesteuert und gefesselt zu haben, was nicht mehr lenkbar ist und "HIV/Aids in Afrika weiter voranbringen zu wollen", was mindestens ein freudscher Übersetzungsfehler ist. Erhellender als alle großartigen Würfe ist diesmal niemand anderer als Bill Gates, ausgerechnet. Der bekannteste Studienabbrecher der Welt bemängelte bei der Übergabe des Ehrendoktors in Harvard, dass viel zu wenig über die Ungerechtigkeit und Ungleichheit in der Welt gelehrt wurde. Diese Erkenntnis ehrt Gates, genau wie die Formulierung "mit mehr als 30 Jahren Verspätung" das Kriechertum der deutschen Presse enthüllt. Eigentlich wollte ich es etwas herzhafter formulieren, doch am Tag des männlichen Arschlochs muss das nicht sein. Was die feingeistigen Herren der Zeit wohl daran erschreckend finden, dass auch ein Arsch Nerven hat?

*** Was ist die Luftnummer von Heiligendamm verglichen mit dem Drama, das sich in Haselhorn abspielte? In diesen globalisierungskritischen Tagen zeigt der Blick zu den Haselhörnern die ganze Tragik menschlicher Verstricktheit in die Technik. Den globalisiert heißt nicht nur, dass in China ein Sack Reis in unglaublich schlechter Luft umfällt, sondern der Big Bang bei uns in den Dörfern passiert. Auf einmal ist dann Steinfeld nicht nur vom Netz, sondern weg aus der niederdeutschen Tiefebene. Und niemand will es vorher gewusst haben, nicht mal der Club of Rome. Vielleicht segeln wir dann flott mit dem Geburtstagskind dieser Woche flott über Steinfeld Richtung Rügen.

*** Es geht voran. Personalausweise werden gemacht. Mit dem Fingerabdruck. Der Terror wird bekämpft. Mit dem Online-Trojaner. Die Lächerlichkeit dieser Maßnahme könnte man mit dem schrottigen Xpider illustrieren, ich tue es heute lieber mit der Fez-Cam. Eine Webcam verschickt Bilder aus dem Taubenschlag, in denen steganografisch weitere Informationen eingebettet sind. Der dynamisch hinzugerechnete Fez gibt Hinweise auf den Schlüssel, den man benutzen muss. Das ist wohlgemerkt nur ein fiktives Beispiel, in dem bewusst keine Webcam genannt wird, die von Terroristen benutzt wird, um einen Anschlag wie den in Kundus vorzubereiten.

*** Es geht voran in Deutschland. Die Zeitungen schreiben, dass die Arbeitslosigkeit bis auf einen Grundsockel beseitigt ist. Das sieht dann so aus. Die hellblaue Kurve nennen wir einfach mal den Kondensstreifen der Konjunktur und lassen ihn verdampfen, es gibt ja immer mal statistische Devianzen. Nur bei den Fachkräften muss man etwas mehr tun, vor allem, wenn man im Wettbewerb mit anderen Ländern auch zu einer Green Card greift. Das kann man noch toppen, wenn man eine elektronische Ausländerkarte einführt, komplett mit Fingerabdruck, über den sich heute die vergesslichen Blätter so furchtbar ereifern. Man schaue nur die gefühlte 13. Folge von Danny Ocean an und sieht sofort: Nur weil es den super fälschungssicheren Ausländerabdruck im sündigen Vegas nicht gibt, überlisten die lässigen Schönlinge den biometrisch ausgefuchsten Computer mit einem selbst erzeugten Erdbeben. Was für ein charmanter Terrorismus!

*** Wolf Lotter aus der Motzstr. 5 hat sich in Springers Postille Wel T-Online ganz mächtig über diese schrecklichen anonymen Blogger im Internet aufgeregt und Name, Adresse und den dafür nötigen Mut eingefordert. Sonst seien sie feige Gewalttäter wie der schwarze Block da oben an der Ostsee. "Ein Bürger hat einen Namen", schreibt Lotter und demonstriert damit, dass ein deutscher Bürger zwar einen Namen haben kann, aber eben auch keinen Verstand. Wahrscheinlich ist in den Augen eines Schönschreibers der digitalen Ökonomie ein Jens Daniel verdächtig oder ein Paul Carrell. Häufig genug ist es für jeden Menschen, der eine Meinung vertritt, richtig und wichtig, den Namen zu wechseln. Da mag er Journalist sein oder Blogger, jedenfalls nicht Autor eines Blattes, das unablässig Brands und Trends benamst wie Kinder ihre Kackhaufen, auf die ein wirrer Blogger verweist. Als junger Journalist schrieb ich viel für die c't wie auch für die längst verblichene mc. Alle Autoren, die bei "Onkel Heise" arbeiteten und gleichzeitig für "Tante Franzis" werkelten, bekamen die Namen damals prominenter Verbrecher. Ein Journalist, der Namen verlangt und offenlegen will, hat einfach zu viel in seinem Geruchsprobentüchlein gesnifft.

Was wird.

Das Klima wird geschützt, ganz klar. Verbindliche Schadstoffreduktionen sind leider noch nicht zu haben. Meine Kinder sind ebenso begeistert wie stinkend von der Ostsee heimgekehrt, 2050 werden sie alte Leute sein, im Felde unbesiegt. In der kommenden Woche jährt sich der Todestag Wernher von Brauns. Seine V2-Raketen trugen Schrecken und Tod nach London, wohin ein Teil meiner Sippe geflohen war. Mit den von diesem Herrn entwickelten Raketen sah ein Mensch – zumindest derjenige in US-Mission – aber auch erstmals die Erde aus dem Weltraum. Die Erkenntnis, wie verletzlich sie war, wurde als "unwissenschaftliche Bemerkung" abgeheftet. Hail to the Chief.

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TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )