Autor Thema: Amazon, Barnes & Noble: Kindle und NOOK bespitzeln ihre Leser  (Gelesen 851 mal)

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Offline SiLæncer

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Wussten Autoren und Verlage in der Vergangenheit nicht, wie die Leser gedruckte Bücher konsumieren, so wird das Verhalten der Anwender vieler E-Book-Reader jetzt genauestens durchleuchtet. So fand man beispielsweise heraus, dass die Konsumenten im Durchschnitt pro Stunde 57 Seiten des letzten Teiles der Reihe "Die Tribute von Panem" gelesen haben. Doch die Analyse geht noch weit darüber hinaus.

Auch kann in Erfahrung gebracht werden, nach welchen Begriffen in den Büchern am häufigsten gesucht wurde oder welche Passagen von den Lesern markiert wurden, weil sie ihnen wichtig erscheinen. Die US-amerikanische Buchhandelskette Barnes & Noble analysiert nach Informationen des Wall Street Journal das Konsumverhalten der Leser so ausführlich wie möglich. Die Kette hat in den USA aufgrund ihres eigenen E-Book-Readers NOOK 25% bis 30% des elektronischen Buchhandels inne. Geprüft wird unter anderem, wie sich die Leser verschiedener Genres verhalten, wie schnell und aufmerksam Bücher gelesen werden sowie was den Kunden innerhalb der Bücher wichtig ist und was nicht. Barnes & Noble will ihr Wissen an die Verlage vermitteln, um ihnen dabei zu helfen, die Aufmerksamkeit der Leser auf Dauer zu fesseln. So fand man heraus, dass zahlreiche Anwender dazu neigenm sich auch die Fortsetzungen von Buchreihen zu kaufen, statt nach dem ersten Werk mit dem Konsum aufzuhören. Interessant ist auch, dass sich das Nutzungsverhalten je nach Genre mitunter stark unterscheidet. So werden die meisten Science-Fiction-Romane im Gegensatz zu anderen Werken bis zum Ende gelesen. In manchen Bereichen wird schneller, in anderen Genres die Bücher langsamer konsumiert. Findet man den Punkt, an dem viele Leser ermüden, so könnten die Verlage zur Entspannung Videos, Multimedia-Elemente, Weblinks oder Bilder in ihre E-Books einbinden. Die Verlage möchten mit Hilfe ihrer Sammelleidenschaft für Daten verhindern, dass Fortsetzungen beim Publikum durchfallen. Wenn alle wissen, was das Publikum will, sei es doch auch zum Vorteil für alle, glaubt Jim Hilt, der Vizepräsident der Abteilung für E-Books bei Barnes & Noble. Während manche Autoren sich über die neuartige Hilfestellung freuen, befürchten andere, dass man ihnen aus Profitgründen ihre Kreativität rauben wird. Nur weil manchen Menschen Klassiker wie "Krieg und Frieden", "Der Herr der Ringe" oder "Die unendliche Geschichte" vielleicht zu lang erscheinen, möchte man diese nicht kürzen.

Zwar teilt Amazon die Daten nicht mit der Öffentlichkeit. Die Käufer des Kindle müssen aber vor jeglicher Benutzung bestätigen, dass das Unternehmen zahlreiche Daten über sie erheben darf. So etwa die letzte gelesene Seite eines Buches, die Lesezeichen, persönliche Markierungen und alle Kommentare. Amazon fungiert sowohl als Hersteller des E-Book-Readers als auch als Vertrieb der E-Books. Auf seiner Webseite gibt Amazon bekannt, welche Passagen von ihren Anwendern am häufigsten markiert wurden. Man sieht dies als die kollektive Schwarmintelligenz der Leser an. Doch Amazon analysiert noch sehr viel mehr...

Die US-amerikanische Bürgerrechts-Organisation Electronic Frontier Foundation (EFF) kritisiert, man könne nicht umhin die eigenen Daten mit dem Unternehmen zu teilen. Wer sich weigert, kann sein gekauftes Gerät nicht benutzen. Man befürchtet Rückschlüsse auf das Leseverhalten einzelner Benutzer, die man identifizieren kann. Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier befürchtet insbesondere Rückschlüsse auf die politische, religiöse oder sexuelle Ausrichtung jedes einzelnen Lesers. An solchen Daten interessierte Behörden gäbe es zumindest dort wie hier mehr als genügend. Die EFF kämpft juristisch dafür, dass man den Verbrauchern im Detail mitteilen muss, was genau alles aufgezeichnet wird. Amazon war gegenüber dem Wall Street Journal nicht zu einer Offenlegung ihrer Datensammlung bereit. Zu sammeln gibt es aber mehr als genug. In den USA existieren 40 Millionen E-Book-Reader und 65 Millionen Tablet-PCs. Alleine im ersten Quartal dieses Jahres wurden in den USA mit dieser Branche 282 Millionen Dollar Umsatz generiert. Im Vergleich dazu wurden mit gedruckten Büchern nur 230 Millionen Dollar umgesetzt. In Europa sind E-Books bislang weitaus weniger erfolgreich.

Insbesondere solche Dienstleistungen, die Bücher in der Cloud speichern um sie von überall abrufen zu können, eröffnen den Datensammlern ungeahnte Möglichkeiten. Anbieter wie Copia speichern Alter, Geschlecht, Schulbildung, Leseverhalten und vieles mehr über ihre mehr als 50.000 Kunden. Manche Verlage testen neuerdings mit Hilfe der Auswertung neue Werke erst auf digitalem Weg und entscheiden erst dann, ob diese in Druck gehen sollen. Viele Vermarkter glauben, da die Analyse des Konsumverhaltens bereits die Entwicklung von Apps und Spielen erheblich beeinflusst hat, sei nun das Buch an der Reihe.

Doch es kommt noch ein Aspekt hinzu. Auch der Inhalt von Büchern wird immer häufiger von den Lesern selbst bestimmt. Es gibt mehrere Varianten, wie etwa beispielsweise ein alternativer Schluss, zwischen denen sich die Leser entscheiden müssen. Natürlich soll hierbei aufgezeichnet werden, welche Storyline von den meisten Personen favorisiert wurde. Fast scheint es, als schreibe man die Bücher der Zukunft ein Stück weit selbst, um sie dann wieder von den Verlagen käuflich zu erwerben. Nicht nur Datenschützern dürfte das seltsam vorkommen.

Quelle : www.gulli.com

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