Fedora wird schon in der im Mai kommenden Version 15 das Verzeichnis /run einführen. Nachdem /var/run als problematisch erkannt wurde und die Distributionen diverse Workarounds erfinden mussten, soll damit /var/run allmählich verschwinden. Debian, Ubuntu und openSUSE wollen sich dem Vorhaben anschließen.Lennart Poettering kündigte auf der Fedora-Mailingliste an, dass das Verzeichnis /run schon in Fedora 15 Einzug halten wird. Es wird von Poetterings sytemd ebenso genutzt wie von diversen anderen Programmen zur Systemverwaltung. Was der Grund für die beginnende Umstellung von /var/run auf /run ist, erläutert Poettering in seiner Ankündigung.
/var/run ist für Programme gedacht, die Laufzeitdaten vorübergehend speichern wollen, beispielsweise ihre Prozess-ID, Sockets oder Named Pipes. Nach einem Neustart des Systems haben diese Daten keine Bedeutung mehr und werden neu angelegt. Ein Problem dabei ist, dass /var auf einer separaten Partition liegen kann und daher am Anfang des Bootvorgangs noch nicht zur Verfügung steht. Aus diesem Grund implementierten die Distributionen verschiedene Workarounds. Fedora und andere platzierten die Daten teilweise in unsichtbaren Verzeichnissen unter /dev, weil dieses Verzeichnis meist als RAM-Disk implementiert ist. Allerdings ist es unerfreulich, dass /dev auf solche Weise zweckentfremdet wird, und die Verteilung der Daten auf mehrere Verzeichnisse ist aus Administratorsicht ebenfalls nachteilig.
Auch Debian und Ubuntu erfanden Workarounds: Debian legte ein Verzeichnis /lib/init/rw an, Ubuntu mountete eine RAM-Disk auf /var/run, unter Umständen noch bevor /var selbst gemountet wurde. Für Poettering ist klar, dass die Laufzeitdaten weder nach /dev noch nach /var/run gehören. Mit der Verschiebung nach /run werden alle Workarounds überflüssig, und die Einheitlichkeit wird wieder hergestellt. openSUSE, Debian und Ubuntu und andere Distributionen unterstützen laut Poettering die Änderung.
Technisch ist die Änderung simpel. In Fedora 15 wird /run als RAM-Disk implementiert, und /var/run ist lediglich ein alternativer Name (Bind Mount) dafür. Zudem wird /var/lock zu einem Bind Mount auf /run/lock. Die Bind Mounts sollen in Fedora 16 durch symbolische Links ersetzt werden. Anwendungen, die dem aktuellen Filesystem Hierarchy Standard (FHS) von Linux entsprechen, können unverändert laufen.
Poetterings Vorschlag wurde fast einhellig begrüßt. Ein Kommentator meinte allerdings, dass das den FHS verletze, was jedoch falsch ist. Der über sechs Jahre nicht aktualisierte FHS soll außerdem angepasst werden. Dies warf am Rande der Diskussion die Frage auf, wie relevant FHS und die Linux Standard Base noch sind und ob nicht aktuelle Distributionen wie Fedora den Standard definieren. Das ist allerdings ein anderes Thema, das von den Gruppen, die die LSB und FHS (als Teil der LSB) definieren, angegangen werden muss.
Quelle :
www.pro-linux.de