Das teure Handy verschwindet schnell. Mal bleibt es irgendwo liegen, mal wird es gestohlen. Bisher blieb es meist verschwunden, was Micro Technologies aus dem indischen Mumbai per Trojaner ändern wollen: Der wurde programmiert, Handy-Diebe zu verpfeifen.Ist schon der Verlust des Gerätes ärgerlich genug, können die damit verbundenen Probleme richtig unangenehm werden, wenn der Dieb mit dem gerät Illegales unternimmt. Um so etwas schon im Vorfeld abzuwehren, nutzen beispielsweise große Firmen und Regierungen in ihren Mobiltelefonen eine spezielle Software. Diese ermöglicht es, empfindliche Daten ferngesteuert zu entfernen. Weniger aufwändig ist es, seiner Telefongesellschaft den Verlust des Handys sowie dessen Seriennummer zu melden. Der Provider kann das Gerät dann sperren. Zwar kann man sich dann darüber freuen, dass der Übeltäter mit seiner Beute nun nichts mehr anfangen kann. Doch davon hat man sein Gerät noch lange nicht zurück.
Jetzt haben sich die Chancen, wieder mit dem eigenen Telefon kommunizieren zu können, dank indischer Software verbessert, berichten die dänische "Jyllands-Posten" und die britische "International Herald Tribune". Für vergleichsweise günstige 8 Dollar bietet Micro Technologies aus Mumbai ein Programm an, das wie ein gutartiger Trojaner funktioniert.
Einmal installiert, erkennt es, wenn - typisch nach einem Diebstahl - die SIM-Karte ausgetauscht wird. Der Besitzer des Handys erfährt nun per E-Mail die neue Telefonnummer und den ungefähren Standort des Handys. Nun braucht er nur noch die Polizei bitten, den Dieb anzurufen, und das Telefon zurück zu verlangen oder herauszurücken, und den Dieb zu stellen.
Hier liegt die größte Schwäche des Produkts, denn es ist eher unwahrscheinlich, dass die Polizei wegen eines gestohlenen Handys losfährt. Die Alternative, nämlich sich selber ins Auto zu setzen und den Ganoven zu stellen, ist auch nicht jedermanns Sache, zumal diese Methode mit einigen Risiken verbunden ist. Außerdem kann sich das Handy inzwischen sonst wo befinden, und eine Reise nach Timbuktu wird niemand unternehmen, nur um ein Mobiltelefon wieder zu bekommen.
So sehen Konkurrenten der Inder den eigentlichen schützenswerten Wert eines Handys auch weniger im Gerät selbst, als vielmehr in den darauf gespeicherten Inhalten. Mark Edwards, Chef der Firma mFormation, behauptet, dass auch sein Unternehmen die neue Telefonnummer eines gestohlenen Handys herausfinden könne. Für seine Firmenkunden sei es aber viel wichtiger, die Daten im Handy geschützt zu wissen, als das Gerät zurückzubringen. Den Markt für derlei Sicherheitsmaßnahmen schätzt er auf eine Milliarde Dollar im Jahr 2010 ein.
Welches Stück sich die Inder von diesem Kuchen abschneiden können, bleibt abzuwarten. Bislang haben sie von ihrem Programm 35.000 Stück verkauft. Obwohl es nicht einfach zu installieren ist, zollen ihm Fachleute durchaus Respekt. Die Analystin Emma Mohr-McClune sieht die Tatsache, dass das Telefon beim Einsatz der Software nicht beschädigt wird, als Wettbewerbsvorteil. Das Interesse an der indischen Entwicklung könnte noch steigen: Von ihr befragte Spezialisten von Nokia, Microsoft und dem Blackberry-Hersteller Research In Motion zeigten sich von der Existenz des Programms überrascht.
Quelle :
www.spiegel.de