Autor Thema: Weltwirtschafts/Eurokrise ...  (Gelesen 18534 mal)

0 Mitglieder und 5 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Wirtschaftskrise - Weniger Brutto - erstmals seit 1949
« Antwort #180 am: 03 März, 2010, 10:58 »
Die Deutschen haben 2009 im Schnitt weniger verdient als im Vorjahr - zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik. Laut Statistischem Bundesamt sank der durchschnittliche Bruttolohn um 0,4 Prozent. Einzelbranchen traf es noch härter.

Wiesbaden - Die Wirtschaftskrise ist in den Geldbeuteln der Deutschen angekommen: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik haben Arbeitnehmer weniger Geld verdient als im Vorjahr. Der durchschnittliche Bruttoverdienst sank 2009 um 0,4 Prozent auf 27.648 Euro, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

Verantwortlich für die sinkenden Löhne ist laut den Statistikern hauptsächlich der Ausbau der Kurzarbeit und der Abbau von Überstunden. Bei der Berechnung des Durchschnittsverdienstes werden nach Angaben der Statistikbehörde alle Arbeitnehmer einbezogen - geringfügig Beschäftigte wie Vorstandsmitglieder, Angestellte wie Beamte. Auch Weihnachts- und Urlaubsgeld, Zulagen und Prämien fließen in die Berechnung ein.

Im Gegensatz zu den Jahresverdiensten sind die Stundenlöhne um drei Prozent gestiegen - insbesondere durch den Abbau von Guthaben auf Arbeitszeitkonten: Die Arbeitnehmer erhielten 2009 das Entgelt für die Arbeit, die sie in den Vorjahren bereits erbracht haben, wie das Bundesamt mitteilte.

Besonders stark hat die Wirtschaftskrise das verarbeitende Gewerbe getroffen, wie es in der Mitteilung der Statistiker heißt. Hier sanken die Pro-Kopf-Verdienste um 3,6 Prozent, während auf Stundenbasis ein Zuwachs um 4,4 Prozent zu beobachten war. Auch die Lohnstückkosten, die die Relation von Arbeitskosten und Wertschöpfung darstellen, stiegen in diesem Wirtschaftsbereich mit plus 15,3 Prozent besonders stark.


Quelle : www.spiegel.de
« Letzte Änderung: 03 März, 2010, 11:06 von SiLæncer »

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
"Club Med"-Staaten in der Zwickmühle
« Antwort #181 am: 06 März, 2010, 18:36 »
Setzen die Griechen oder Spanier die Sparpläne tatsächlich so um wie geplant, ist eine ökonomische Katastrophe unausweichlich

Die südlichen Euroländer haben sich allesamt recht hehre Ziele gesetzt, wie sie ihre makroökonomischen Verhältnisse ins Maastricht-konforme Lot bringen wollen. Die Griechen wollen beispielsweise ihr Budgetdefizit bis 2012 von derzeit 12,7 auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts senken, während sich Spanien dafür immerhin bis 2013 Zeit gibt.

Ein kleiner Ausflug in die Makroökonomie legt in beiden Fällen allerdings nahe, dass es schlichtweg unmöglich sein dürfte, diese Ergebnisse auch nur annähernd zu erreichen. So setzt die Volkswirtschaftslehre, wenn es um Aggregate aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wie dem Budgetdefizit, den privaten Ersparnissen oder der Leistungsbilanz eines Staates geht, so genannte "Identitäten" voraus. Dabei handelt es sich übrigens nicht um irgendwelche ökonomischen Theorien, die stimmen können oder auch nicht, sondern um eine Art von buchhalterischem Rechnungswesen, das den Zusammenhang dieser Wirtschaftsdaten ausdrückt.

Demnach müssen in jeder Volkswirtschaft definitionsgemäß in jeder Periode beispielsweise die Gesamteinnahmen den Gesamtausgaben entsprechen, da jede Ausgabe jemandes Einkommen darstellt. Gleichzeitig müssen die gesamten Ersparnisse den gesamten Investitionen in produktives Kapital entsprechen, wobei jeweils über den Auslandssektor ein Ausgleich erfolgt. Teilt man eine Ökonomie also in mehrere Sektoren, etwa in den Privatsektor (Haushalte und Unternehmen), die Regierung und das Ausland, dann lässt sich für jeden Sektor eine Bilanz ziehen. Beim Auslands-Sektor ist dies beispielsweise die Leistungsbilanz, die passiv ist, wenn ein Staat mehr Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland bezieht, als er liefert. Regierungen haben in der Regel ein Budgetdefizit und beim Privatsektor spricht man von der üblicherweise positiven Sparquote.

Jeder Sektor für sich kann nun positiv oder negativ bilanzieren, in Summe müssen alle drei definitionsgemäß aber genau ausgeglichen sein. Folglich kann ein Sektor nur dann Überschüsse generieren, wenn ein anderer Sektor Schulden macht. Dementsprechend kann nur ein Land mit einem Leistungsbilanzüberschuss gleichzeitig eine positive Sparquote und einen Budgetüberschuss erzielen.

So lässt sich anhand der letzten verfügbaren Daten der Spanischen Zentralbank für Spanien aus dem Budgetdefizit von zuletzt 12,7 Prozent und einer privaten Sparquote von 18,7 Prozent ganz einfach auf ein Leistungsbilanzdefizit von sechs Prozent schließen, wobei diesem Defizit aufgrund einer weiteren Buchhaltungsidentität definitionsgemäß (wenn man die Marktpreisänderungen der bestehenden Schulden und Vermögenspositionen ignoriert) ein gleich hoher Anstieg der Auslandsverschuldung resultiert.

Abgesehen von Italien, dessen Budgetabgang laut offiziellen Angaben bei "nur" 5,3 Prozent liegt und dessen Leistungsbilanzdefizit sich im 3. Quartal 2009 auf bescheidene 2,8 Prozent belief, haben die anderen südlichen Euroländer allesamt zweistellige Budgetabgänge und Leistungsbilanzdefizite von jeweils mehr als fünf Prozent, so dass sich makroökonomisch überall recht ähnliche Probleme wie in Spanien ergeben.

Das spanische Dilemma

Will Spanien nun das Budgetdefizit auf drei Prozent reduzieren, müssten das Leistungsbilanzdefizit und die Ersparnisse zusammen also um insgesamt 9,7 Prozent des BIP, zurückgehen. Das könnte bei der Sparquote vielleicht sogar teilweise gelingen, denn immerhin ist die spanische Sparquote von rund 12 Prozent Anfang der neunziger Jahre bis 2007 auf schlappe 3,3 Prozent des verfügbaren Einkommens zurückgegangen, so dass die Haushalte inzwischen mit 130 Prozent des verfügbaren Einkommens nun recht hoch verschuldet sind. In der Krise ist die Sparquote dann aber förmlich explodiert, so dass im 3. Quartal 2009 der genannte Rekordstand erreicht wurde – und das ist kein Niveau, von dem anzunehmen ist, dass es lange Zeit gehalten werden wird.

Jedoch nimmt in Spanien auch niemand ernsthaft an, dass die Sparquote wieder auf die Niveaus der Boomzeiten zurückgehen werde. Das allein schon deshalb, weil die Sparquote netto aus der Differenz von neuen Ersparnissen und neuen Schulden berechnet wird, und die neuen Kredite, die von den Ersparnissen abgezogen werden müssen, derzeit einfach viel schwerer zu bekommen sind. So resultiert die hohe Quote offenbar allein daraus, dass die reicheren Bevölkerungsschichten noch weniger von ihrem Einkommen ausgeben und angesichts der tristen Wirtschaftslage auf den demonstrativen Konsum verzichten. Die unteren Einkommensschichten und die fast 20 Prozent Arbeitslosen dürften hingegen derzeit großteils gezwungen sein, sich zu verschulden, allein um ihr Leben zu fristen, erhalten dafür aber kaum Finanzierungen.

So wie in fast allen Industriestaaten hat sich in der Krise aber auch in Spanien das außenwirtschaftliche Defizit deutlich reduziert. Denn durch den abrupten Konsumrückgang gingen die Importe viel stärker zurück als die Exporte, so dass das Leistungsbilanzdefizit von zuvor horrenden zehn Prozent auf die besagten sechs Prozent zurückging. Könnte das Leistungsbilanzdefizit um weitere drei Prozent gesenkt werden, dann würde es also reichen, wenn die Sparquote auf die früher üblichen zwölf Prozent zurückginge. Das scheint aber kaum möglich, insbesondere da mit einem Rückgang der Sparquote der Konsum zunehmen würde und dadurch auch die Importe.

Bliebe als Ausgleich der Verkauf von spanischen Vermögenswerten an Ausländer, was auch nicht ganz ausgeschlossen ist. Denn immerhin waren spanische Immobilien bei Nordeuropäern ausgesprochen begehrt, als die Preise noch nicht durch die Decke gegangen waren. Allerdings fallen die bislang so kaufwütigen Briten makroökonomisch vorerst wohl aus, da Großbritannien derzeit wohl noch größere außenwirtschaftliche Probleme hat als der gesammte Club-Med und daher kaum an einer Währungsabwertung vorbeikommen wird.

Nun da sich die spanischen Immobilienpreise im freien Fall befinden, könnte – ein Ausbleiben weiterer weltweiter Finanzkrisen vorausgesetzt – aber durchaus wieder eine Kaufwelle einsetzen, wofür aber wohl nur deutsche Käufer in Frage kommen, sollten nicht die Erdölexporteure und die asiatischen Überschussländer ihre Liebe zu spanischen Immobilien entdecken. Sollte das jedoch geschehen, hätte das immerhin den zusätzlichen Vorteil, dass dadurch auch die Dienstleistungsumsätze im Tourismus wieder ansteigen könnten. Denn bei einem Anteil von gerade einmal 30 Prozent von Landwirtschaft und Industrie am BIP bleiben die Möglichkeiten für Warenexporte von vornherein eher beschränkt.

Sollten sich Ausländer hingegen nicht in ausreichendem Masse für spanische Immobilien interessieren und die Leistungsbilanz vielleicht sogar wieder weit ins Minus rutschen, dann müsste der Privatsektor das Sparen indes weitgehend aufgeben, was angesichts der tristen Aussichten am Arbeitsmarkt und den bereits jetzt zu hohen Schulden wohl nur mit Zwang oder sehr verwegenen Stimulierungsmaßnahmen erreichbar wäre. Darüber hinaus dürfte die sinkende Sparquote vor allem durch steigende Schulden bei den bereits jetzt hoch verschuldeten Haushalten und Unternehmen resultieren, und weniger daraus, dass die Reichen ihr Geld plötzlich mit vollen Händen zum Fenster hinaus werfen. Die folglich weiter steigenden privaten Schulden würden dann aber sicherlich zu beträchtlicher wirtschaftlicher Instabilität und vermutlich auch zu weiteren schweren Finanzkrisen führen.

Um diese üblen Folgen zu vermeiden müsste die Regierung jedenfalls alles unternehmen, um die Leistungsbilanzdefizite abzubauen. Das würde bedeuten, inländische Produktionsfaktoren - also vor allem Arbeit - zu verbilligen, um die internationale Konkurrenzfähigkeit zu steigern. Denn einfach die Importe durch höhere Zölle oder eine Währungsabwertung zu verteuern, ist aufgrund des gemeinsamen EU-Marktes schlichtweg unmöglich. Bliebe also die Entlastung der Arbeitseinkommen, die dann aber mit einer drastischen Erhöhung der Verbrauchssteuern und der Vermögenssteuern kompensiert werden müsste.

Wie die Konkurrenzfähigkeit der Industrie aber in nur drei Jahren in der erforderlichen Weise gesteigert werden soll, dürfte wohl weder von der EU-Kommission noch von der spanischen Regierung erklärt werden können, insbesondere da Spanien seine Währung ja nicht gegenüber dem Eurozonen-Ausland abwerten kann, mit dem es den Großteil seines Defizits einfährt. Darüber hinaus trifft diese Problematik ja nicht nur Spanien, sondern alle südlichen EU-Länder, die sowohl im Tourismus wie bei den Agrarexporten um die Gelder der nördlichen Euroländer konkurrieren.

Abwertung des Euro

Bliebe als "Königsweg" eine dauerhafte und kräftige Abwertung des Euro, was den Südeuropäern innerhalb Europas zwar keine speziellen Vorteile bringt, aber die Wettbewerbsposition der gesamten Eurozone verbessern würde. Immerhin meint Robert Mundell, der für seine Forschungen zu Währungsräumen den Nobelpreis erhalten hat und als ideeller Vater der Eurozone gilt, dass ein Austauschverhältnis zum US-Dollar von über 1,40 für die Eurozone unerträglich sei und um jeden Preis vermieden werden sollte. Zwar ging das Leistungsbilanzdefizit der Eurozone 2009 von zuvor 140,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 59 Milliarden Euro zurück. Ins Plus drehte sie sich jedoch erst im Dezember, als sich der Euro gegenüber dem Dollar auf Talfahrt begeben hatte und ein Überschuss von 1,9 Milliarden Euro erzielt wurde.

Mundell hält indes einen Wechselkurs von 1,10 bis 1,20 Dollar je Euro für angemessen, doch erscheint dieses Niveau ohne massive Interventionen der EZB allen Angriffen internationaler Spekulanten zum Trotz allenfalls kurzzeitig erreichbar. Denn zum einen sind die Staatsfinanzen der USA wohl ebenso zerrüttet wie jene der Eurozone, während das britische Pfund jederzeit in den freien Fall eintreten könnte. Darüber hinaus könnte China, das inzwischen bereits mehr Waren nach Europa als in die USA liefert, die aktuelle Dollarstärke nicht nur dazu nutzen, um seine üppigen Devisenreserven von Dollar in Euro umzuschichten. China könnte auch auf die Idee kommen, dann anstatt des Dollars den Euro zu stärken, wozu dann wohl auch Japan übergehen würde.

Sollte die EZB also tatsächlich am Devisenmarkt intervenieren, dürfte sie sich auf ein hartes Match mit den starken asiatischen Notenbanken einlassen müssen und würde riskieren, in dieselbe Lage zu geraten wie die chinesische und die japanische Zentralbank. Denn diese sitzen inzwischen auf einem riesigen Berg von US-amerikanischen Schuldtiteln und müssten im Falle einer Dollarabwertung enorme Buchverluste verkraften. Anders als in China würde sich in Europa dann die Frage stellen, wer denn für diese Verluste geradestehen müsste, was im aktuellen EZB-Regelwerk offenbar nicht hinlänglich präzise geregelt wird.

Folgen der Sparmaßnahmen werden noch nicht diskutiert

Klar ist jedenfalls, dass ein radikales Sparprogramm der Club-Med-Regierungen jedenfalls begleitende Maßnahmen verlangen würde, um das absehbare Unheil zu vermeiden. Denn wenn der geplante massive Rückgang der staatlichen Nachfrage nicht durch hohe Unternehmensinvestitionen und höheren Konsum sowie eine Verbesserung der Außenbilanz kompensiert würde, hätten die Club-Med-Staaten zwangsläufig mit ebenso massiv einbrechenden Wachstumsraten zu rechen.

Dann würde sich das Investitionsklima weiter verschlechtern und auch das Angstsparen sicherlich zunehmen. Die Folgen wären dann wohl eine schwere Pleitewelle bei privaten Schuldnern sowie eine weiterhin stark steigende Arbeitslosigkeit, was auf höheren Sozialausgaben und sinkende Steuereinnahmen hinauslaufen und wohl dafür sorgen würde, dass die hochgesteckten Budgetziele keinesfalls erreicht werden könnten.

Jedenfalls drängt die Zeit und insofern ist es durchaus besorgniserregend, auf welchem sachlichen Niveau die Lage derzeit innerhalb der EU diskutiert wird. Denn obwohl jedem Ökonomen klar sein müsste, welch gravierende Folgen der von den nördlichen Staaten unisono verlangte budgetäre Kahlschlag im Süden haben würde, wird noch nicht einmal andiskutiert, wie die daraus resultierenden makroökonomischen Verwerfungen abgefedert werden könnten. Denn absehbar ist jedenfalls auch, dass sich in Europa wohl niemand einer prolongierten Krise in den Club Med-Staaten entziehen könnte.


Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Die Griechen in der Falle
« Antwort #182 am: 15 März, 2010, 20:26 »
Während um Hilfe für das vor dem Bankrott stehende Griechenland gerungen wird, beherrschen Zerrbilder die Stimmungslage

In der Bevölkerung Europas herrscht Sorge um den Euro und um das soziale und wirtschaftliche Überleben. In ganz Europa? Nein, ein Teil der Europäer beschäftigt sich mit anderen Dingen. Spekulanten sichern sich auch in Krisenzeiten den Profit, Politiker bemühen sich um ihr öffentliches Ansehen und die Medien suchen nach interessanten  Schlagzeilen. Wenn Spekulanten, Politiker und Medien zusammen arbeiten, dann wird das Volk von seinen wahren Sorgen kurzfristig abgelenkt und streitet sich munter mit anderen Völkern.

Deutsch-griechische Missverständnisse

Derzeit herrscht viel Aufruhr im Verhältnis zwischen Deutschen und Griechen. Der aktuelle Grund für die zwischenstaatlichen Streitereien ist auf den ersten Blick die desolate griechische Haushaltslage und dessen Folgen für die gemeinsame europäische Währung, den Euro. Leider ist die griechische Finanzkrise nur die Spitze eines europäischen Finanzeisbergs.

mehr ...

Quelle : http://www.heise.de/tp/
« Letzte Änderung: 16 März, 2010, 06:48 von SiLæncer »

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Am deutschen Wesen kann Europa nicht genesen
« Antwort #183 am: 16 März, 2010, 06:47 »
Die Kritik an Deutschland wird lauter – Lohndumping und Leistungsbilanzüberschüsse der Deutschen stehen einer gesunden Eurozone im Weg

"It takes two to tango" – mit [extern] diesen Worten brach gestern die französische Finanzministerin Christine Lagarde ein Tabu. Die deutsche Exportfixierung, mit der Lohndumping, eine geringe Binnennachfrage und neoliberale Reformen einhergehen, stellt für die Stabilität Europas ein unüberwindbares Hindernis dar.

Ungewöhnlich offen kritisierte Lagarde die nun zehnjährige Periode der deutschen Niedriglohnpolitik, die der deutschen Exportbranche Vorteile auf Kosten der Nachbarländer beschert hat. Daher fordert die französische Finanzministerin Deutschland auf, endlich auf eine nachhaltige Politik zu setzen, die Wettbewerbsvorteile abzubauen und damit die Eurozone vor einem Auseinanderbrechen zu bewahren.

Tabubruch

Lagardes Vorstoß ist weder neu noch überraschend. Bereits vor einem Jahr rügten die europäischen Finanz- und Wirtschaftsminister die deutsche Niedriglohnpolitik bei einem gemeinsamen Treffen im slowenischen Bdro scharf. In den deutschen Medien wurde darüber freilich nicht berichtet. Wenn eine französische Finanzministerin im Vorfeld des EU-Finanzministertreffens, auf dem Wege aus der Griechenlandkrise auf der Agenda stehen, dem Nachbarn derart die Leviten liest, bleibt dies hierzulande natürlich nicht unbemerkt.

Prompt beschweren sich der SPIEGEL und die Süddeutsche Zeitung über ein vermeintliches "Deutschland-Bashing" der Franzosen und die Welt unkt phanatisevoll, unsere Nachbarn seien ja nur "neidisch" und wollten "uns ausbremsen". Gesamtwirtschaftliches Verständnis hört in deutschen Massenmedien an der Redaktionspforte auf und jegliche Kritik am deutschen Weg wird als Blasphemie abgetan. Wenn man sich die Fakten anschaut, kommt man jedoch kaum daran vorbei, Frau Lagarde in allen Punkten Recht zu geben.

Fakten, Fakten, Fakten

Laut Eurostat sind die deutschen Löhne zwischen 1995 und 2006 um gerade einmal 9,5% gestiegen – dies ist weniger als die Inflation und entspricht einer Reallohnkürzung. Im Vergleichszeitraum stiegen die Löhne in Frankreich um 49%, in Spanien um 103% und in Großbritannien gar um 128%. Natürlich hat diese Niedriglohnpolitik auch die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger gemacht. Seit Einführung des Euro sind die Lohnstückkosten in Deutschland um 14% gesunken, während sie in Griechenland stabil blieben, in Portugal um 5% , in Spanien um 28% und in Italien gar um 46% gestiegen sind.

Mit den Löhnen steigt natürlich auch die Nachfrage nach Gütern – so konsumierten die Franzosen im Jahre 2006 29% mehr Güter und Dienstleistungen als zehn Jahre zuvor. Die Briten leisteten sich 43%, die Spanier sogar 61% mehr als vor einem Jahrzehnt. Während halb Europa sich mehr leisten kann, muss Deutschland knausern – die Niedriglohnpolitik hat dazu geführt, dass Deutschland in der letzten Dekade gerade einmal 9% mehr Waren und Dienstleistungen konsumierte. Deutschland produziert demnach von Jahr zu Jahr billiger, exportiert von Jahr zu Jahr mehr und konsumiert von Jahr zu Jahr weniger als seine Nachbarn. Funktionieren kann dieses eigenwillige "Erfolgsmodell" jedoch nur, weil die Europäer nicht allesamt "Deutsche" sind.

Zwei Drittel aller deutschen Exporte gehen nämlich in die EU, fast jeder zweite Euro, den Deutschland mit dem Export verdient, stammt aus den Ländern der Eurozone. Der "Sündenbock" Griechenland importiert pro Jahr Waren im Wert von rund 8,3 Milliarden Euro aus Deutschland, exportiert aber lediglich Waren im Wert von rund 1,9 Milliarden Euro nach Deutschland. Der deutsche Handelsbilanzüberschuss mit den sechs Eurozonenländern Belgien, Griechenland, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien betrug allein im letzen Jahr 367 Milliarden Euro. Hätten diese Staaten die deutsche Niedriglohnpolitik kopiert, würde der deutsche Export nicht derart florieren. Die Menschen in den betreffenden Ländern wären ärmer und würden allgemein weniger Güter nachfragen und aufgrund ihrer geringeren Löhne auch günstiger produzieren. Der deutsche Export boomt, weil andere Staaten eine nachfrageorientierte Politik betreiben.

Soll Europa deutscher werden?

Ginge es nach der deutschen Politik, so hieße der Ausweg aus der Eurokrise, dass ganz Europa "deutsch" werden muss. Den Gürtel enger schnallen, Ausgaben und Löhne kürzen und so zum Exportweltmeister werden. Diese Vorstellung ist allerdings gesamtwirtschaftlicher Nonsense. Der Überschuss des Einen ist immer das Defizit des Anderen. Deutschland kann nur dann Handelsbilanzüberschüsse erzielen, wenn andere Länder Handelsbilanzdefizite aufweisen. Deutschland ist deshalb Deutschland, weil andere Staaten es nicht sind. Während exorbitante Ungleichgewichte im Außenhandel normalerweise über eine Auf- und Abwertung der Währungen ausgeglichen werden, ist dieses Korrektiv in einem gemeinsamen Währungsraum nicht möglich.

Die Geburt des Eurosystems krankt an den strukturellen Ungleichgewichten der ungleichen Partner. Es ist jedoch falsch, den Schwarzen Peter an die Defizitsünder weiterzugeben. Der relative Nachteil des einen Staates ist in einer Währungsunion immer auch der relative Vorteil eines anderen Staates.

Will man innerhalb einer Währungsunion ausgeglichene Bilanzen oder gar die Annährung der Lebensverhältnisse, so muss der defizitäre Teil der Union schneller wachsen als der produktivere. Nur wenn die PIIGS-Staaten auf lange Zeit höhere Produktivitätszuwächse als Deutschland haben und sich so die Lücke schließt, kann man von einer gesunden Zukunft des Eurosystems sprechen. Deutschland kann nicht ewig ein gigantisches schwarzes Loch im Eurosystem sein, das Kapital seiner Nachbarn aufsaugt und es ihnen dann zum Ausgleich der Bilanzdefizite wieder leiht. Langfristig führt eine solche Entwicklung nur dazu, dass sich die defizitären Staaten immer höher bei den produktiveren Staaten verschulden.

Irgendwann ist jedoch einmal der Punkt erreicht, an dem Staaten wie Griechenland ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können. Natürlich könnte man den Reset-Knopf drücken, Griechenland und anderen Defizitsündern ihre Schulden erlassen und weitermachen, als sei nichts geschehen. Wenn man allerdings die Profiteure des Exports – und dies ist natürlich ausschließlich die Kapitalseite – nicht über erhöhte Steuern an der Finanzierung dieses Finanzausgleichs beteiligen will, ist eine solche Maßnahme freilich nicht bezahlbar. Es erscheint auch fraglich, ob der deutsche Wähler es akzeptieren wird, wenn die Griechen sich zugunsten der deutschen Exportwirtschaft mit seinem Steuergeld Güter leisten sollen, auf die er selbst aufgrund der Niedriglohnpolitik verzichten muss.

Es ist klar, das etwas passieren muss, um die Ungleichgewichte im Eurosystem abzubauen. Eine Variante wäre es, Europa "deutscher" zu machen. Wenn ganz Europa den Gürtel enger schnallt, weniger verdient und so die Lohnstückkosten senkt, fände es auf niedrigem Niveau auch wieder zum Gleichgewicht. Diese Variante hat jedoch gleich zwei Haken: Zum einen sind die Wähler in unseren Nachbarländern nicht so dumm wie hierzulande und würden einen solchen Kurs nicht mitgehen. Zum anderen würde die deutsche Wirtschaft damit auch ihren relativen Vorteil verlieren und ein Land ohne nennenswerte binnenwirtschaftliche Impulse reagiert auf derlei Entwicklungen äußerst angreifbar. Was hieße es denn für Deutschland, wenn Europa "deutscher" wird?

Produzenten aus unseren Nachbarländern wären plötzlich konkurrenzfähiger, während gleichzeitig aufgrund der geringeren Nachfrage die Exporte in diese Länder zurückgehen würden. Wie würde die deutsche Politik mit einem Einbruch der Exporte und der damit verbundenen Krise am Arbeitsmarkt und bei den Staatsfinanzen reagieren? Den Gürtel noch enger schnallen? Dann müssten unsere Nachbarn ja nachziehen – willkommen in der Abwärtsspirale.

Oder soll Deutschland europäischer werden?

Aus dem strukturellen Ungleichgewicht gibt es eigentlich nur einen Weg – den Weg, den nun auch Christine Lagarde vorgeschlagen hat. Deutschland muss seine Wettbewerbsvorteile zugunsten der Nachbarschaft abbauen.

Der Ökonom Heiner Flassbeck schätzt, dass bis 2025 bei einer jährlichen Inflation von 2% Lohnsteigerungen im Rahmen von 5% nötig wären, um die Lücke zu schließen. Gewinner einer solchen Aufgabe der Niedriglohnpolitik wären natürlich vor allem die Deutschen selbst. Von nackten Zahlen, wie der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts oder der Steigerung der Exporte hat der Mann auf der Straße nämlich erst einmal gar nichts. Erst wenn diese wirtschaftlichen Kennzahlen sich auch auf sein Realeinkommen auswirken, kann man davon sprechen, dass "Deutschland" von der wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.

In den letzten zwei Jahrzehnten wuchs die deutsche Wirtschaft exorbitant, der Mann auf der Straße hat davon abseits der Nachrichten jedoch nicht sonderlich viel mitbekommen. Wenn Wirtschaftswachstum wieder mehr als ein Selbstzweck, basierend auf realitätsfernen Zahlen, wäre, so wäre dies schon einmal ein Fortschritt.

Natürlich ist dies nicht so einfach wie es klingt, schließlich hat Deutschland keinen Staatskapitalismus à la China. Da die "freie Wirtschaft" nicht einfach zu höheren Lohnabschlüssen genötigt werden kann, führt an einer Steuerstrukturreform kein Weg vorbei. Rentner, Arbeitslose und Arbeitnehmer müssten deutlich entlastet, ohne dass dabei die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Will man dies ohne eine Erhöhung der Staatsverschuldung umsetzen, die inflationär wirken würde, müsste man auf der Gegenseite die Unternehmen und das Kapital stärker besteuern. All dies läuft natürlich dem deutschen Meinungsmainstream zuwider.

Daher kann die aufgeregte Kritik an Christine Lagardes Äußerungen auch nicht überraschen. Deutschland muss sich jedoch bewegen, will es eine europäische Krise verhindern. Ansonsten könnte es nämlich auch passieren, dass Deutschland aus der Eurozone ausgeschlossen wird. Mit einer stark aufgewerteten D-Mark wären die europäischen Probleme nämlich ebenfalls passé.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Staatsschulden mit 1,76 Billionen Euro auf Rekordstand
« Antwort #184 am: 20 April, 2010, 15:00 »
Wie die Deutsche Bundesbank heute mitteilte, ist der Schuldenstand des Staates am Ende des Jahres 2009 auf ein – erwartetes – Rekordhoch gestiegen. Der Maastricht-Schuldenstand ist auf 1,762 Billionen Euro angestiegen, was 73,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspreche. Im EU-Vertrag wurde eine Grenze von 60 Prozent beschlossen.

2008 lag der Schuldenstand noch bei 1,642 Billionen Euro. Gegenüber 2008 wuchsen die Staatsschulden 116 Milliarden Euro und die Schuldenquote um 7 Prozentpunkte: "Zum starken Schuldenanstieg trugen Stützungsmaßnahmen zugunsten von Finanzinstitutionen im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise in Höhe von 45 Mrd € bei", so die Bundesbank. "In kumulierter Betrachtung schlugen diese in den Jahren 2008 und 2009 mit insgesamt 98 Mrd € im Schuldenstand zu Buche."

Die Bundesbank sagt in ihrem gleichfalls heute veröffentlichten Jahresbericht, dass in letzter Zeit die wachsenden Staatsschulden durch den Rückgang der Zinsen "überdeckt" wurden. Damit werde man aber nicht mehr lange rechnen können. Die Bundesbank warnt die Steuersenkungsfraktion in der Bundesregierung: "Bei vorerst weiter stark steigenden Schulden wäre ein Anstieg des derzeit sehr niedrigen Zinsniveaus sogar relativ schnell mit Haushaltsbelastungen in Milliardenhöhe verbunden, die den ohnehin erheblichen Konsolidierungsbedarf noch vergrößern würden." Bei einer Zinserhöhung von nur einem Prozent seien so mit Mehrausgaben von 17 Milliarden Euro zu rechnen.

Die Bundesregierung habe zwar die nationalen und europäischen Konsolidierungsvorgaben zugesagt, so ein weiterer Rüffel, aber bislang stehe "die Fundierung durch konkrete Maßnahmen" noch aus. Auf keinen Fall sollte die Bundesregierung "Anpassungslasten" bei der Konsolidierung auf die Zukunft verschieben. Kaum verhalten auch hier die Kritik an der Bundesregierung, die sich mit dem Haushalten schwer tut:

"Im Stabilitätsprogramm von Anfang 2010 wird von der Bundesregierung eine Zunahme bis auf 82% im Jahr 2013 erwartet. Dabei sind neben einem recht kräftigen Wirtschaftswachstum auch Konsolidierungsschritte eingerechnet, ohne dass dafür erforderliche Maßnahmen benannt sind. Zudem sind Folgen er im Koalitionsvertrag angekündigten weiteren Steuersenkung und neuer Entschuldungseinrichtungen für Banken nicht eingerechnet. Mithin bestehen hier noch beträchtliche Risiken."

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Kaum neue Arbeitsplätze am Ende der Krise
« Antwort #185 am: 29 April, 2010, 13:01 »
Die gute Nachricht ist: die Wirtschaftskrise ist überstanden. Die schlechte jedoch folgt auf dem Fuß: eine rasche Erholung auf dem Arbeitsmarkt wird es wohl nicht geben

Die soziale Marktwirtschaft hat sich auch in der Krise bewährt. Mit diesem immer wiederkehrenden Mantra eröffnete Gunter  Thielen, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann-Stiftung, die Konferenz  über die Wirtschaftskrise und die Herausforderungen, die auf den deutschen Arbeitsmarkt noch zukommen werden. Ausdrücklich lobte Thielen die viel kritisierten Krisenpakete der Bundesregierung. Besonders lobte er dabei "die mit Begeisterung aufgenommene Abwrackprämie", die Regelung zur Kurzarbeit sowie die Kanzlergarantie, dass die Spareinlagen der Deutschen sicher seien. Mit diesen und weiteren Maßnahmen habe die Bundesrepublik, obwohl als Exportnation schwer von der Krise getroffen, die Krise relativ gut überstanden.

Angel  Gurria, der Generalsekretär der OECD, fand auf der Konferenz der Bertelsmann-Stiftung deutliche Worte zur Zukunft der Arbeit in Zeiten der Krise. Nachdem die Arbeitslosenquote in den OECD-Staaten 2007, also vor der Wirtschaftskrise, bei 5,8 Prozent auf einem 28-Jahres-Tief angekommen war, stieg die Arbeitslosigkeit bis zum letzten Quartal 2009 auf 8,8 Prozent an. Das bedeutet, dass mehr als 18 Millionen Menschen in den insgesamt 31 OECD-Ländern ihre Arbeit verloren haben. Auch die Zahl derer, die nur noch eine Teilzeitstelle finden würden, obwohl sie gern mehr arbeiten wollen, sei gestiegen, so Gurria.

Für 2010 sieht er aber erste Zeichen einer Besserung. Die Daten legten nahe, dass die Arbeitslosenrate ihren Höchststand erreicht habe. Damit sind die guten Nachrichten jedoch auch schon vorbei. Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in den OECD-Staaten, in diesem Jahr werden 1,9 Prozent und in 2011 noch einmal 2,5 Prozent erwartet, reicht bei weitem nicht aus, um eine rasche Abnahme der Arbeitslosigkeit herbeizuführen.

Zudem stünden die Staaten vor der Herausforderung, gleichzeitig ihre angeschlagenen Haushalte zu sanieren und eine aktive Arbeitsmarkpolitik zu betreiben – ein Spagat, der kaum zu schaffen sein dürfte. Zumal der OECD-Generalsekretär davon ausgeht, dass selbst in Ländern mit einer sehr beschäftigungsfreundlichen Politik fünf Jahre vergehen würden, bis die Arbeitslosenquote wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat. In anderen Ländern könne das sogar noch deutlich länger dauern.

Für Länder wie Deutschland, die Arbeitsplatzabbau durch verkürzte Arbeitszeiten verhindert haben, sieht er das Risiko des "jobless recovery", eines Aufschwungs, in dem keine neuen Arbeitsplätze entstehen. Schließlich würde zunächst einmal die Arbeitsmenge pro Mitarbeiter wieder auf das Maß vor der Krise erhöht, bevor es zu Neueinstellungen käme.

Ein Aufschwung, in dem neue Arbeitsplätze entstehen, sollte aus seiner Sicht jedoch oberste Priorität für die Regierungen haben. Dazu sei es auch notwendig, dass die Regierungen Geld in die Hand nehmen, um beispielsweise "grünes Wachstum" zu fördern oder energetische Gebäudesanierung zu finanzieren.

Die Jahre mit Leben füllen

Doch selbst wenn neue Jobs entstehen würden, so würde sich dies zunächst auf die Zeitarbeitsbranche konzentrieren. Dies zeige die Erfahrung aus vergangenen Aufschwungsphasen, hieß es von der Bertelsmann-Stiftung. Da diese Erwerbsform, wie auch andere so genannte atypische Erwerbsformen, jedoch häufig mit großen Unsicherheiten und Niedriglöhnen verbunden sind, war diese ein wichtiges Thema auf dem Kongress.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen nutzte ihren Vortrag, um die Zeitarbeit zu verteidigen. Sie sei eine "Brücke in die Arbeit". Neun Prozent der Zeitarbeiter seien vorher niemals beschäftigt gewesen, so die Ministerin. Zwar gebe es Drehtüreffekte, jedoch sei es "besser, zeitweilig beschäftigt zu sein, als gar nicht beschäftigt zu sein", so von der Leyen. Für sie sei es am wichtigsten, "die Menschen auf die sichtbar ihnen abzuverlangende Flexibilität vorzubereiten", erklärte sie. Gleichzeitig warb sie für eine Neubesetzung des Begriffs der Rente mit 67. Dieses Wort müsse geändert werden in "Wie geht Arbeit bis 67", da die Erhöhung des Renteneintrittsalters für die Menschen eine Chance darstelle. Noch nie in der Menschheitsgeschichte seien die Alten so fit wie heute gewesen. Deshalb müsse man sich nun mit der Frage auseinandersetzen, was man tun könne, "um diese gewonnenen Jahre mit Leben zu füllen", so von der Leyen.

Eine gerade von der Bertelsmann Stiftung vorgelegte Studie  kommt allerdings zum Ergebnis, dass die Zeitarbeit normalerweise keine "Brücke in die Arbeit" ist: "Auf dem Feld der Zeitarbeit zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Spaltung zwischen Rand- und Kernbelegschaften ohne belastbare Hinweise auf eine Brückenfunktion. Ohne die originäre Funktion der Zeitarbeit als Puffer für Auftragsspitzen in Frage zu stellen, bietet sich eine Annäherung der Arbeitsbedingungen in der Zeitarbeit an die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen der Kernbelegschaften sowie ein Zuwachs an Bestandssicherheit mit wachsender Verweildauer an."

Mindestlohn weiter umstritten

Brigitte Pothmer, die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, erklärte, dass eine Verpflichtung aller zum Normalarbeitsverhältnis zwar keine Lösung sein könne, forderte allerdings eine bessere Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit. Für Zeitarbeiter könnte sie sich eine Flexibilitätsprämie vorstellen. Ein ähnliches Modell existiert bereits in Frankreich. Dort erhalten Zeitarbeiter nicht nur den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft eines Unternehmens, sondern zusätzlich noch eine Prämie in Höhe von 10 Prozent. Würde eine solche Regelung auch in Deutschland eingeführt, würde dies die Verdrängung von regulären Beschäftigten durch Zeitarbeiter stoppen, da Zeitarbeiter dann deutlich teurer als regulär Beschäftigte wären.

Dieser Vorschlag stieß jedoch auf wenig Gegenliebe: Johannes Vogel  (FDP) warf Pothmer vor, die Tarifautonomie in der Zeitarbeit beschränken zu wollen. Die Diskussion um den Missbrauch der Zeitarbeit, beispielsweise bei Schlecker  hält er für "medial aufgeheizt", gestand jedoch ein, dass man sich Gedanken über schwarze Schafe machen müsse. Um die Qualifikation der Arbeitnehmer zu verbessern, schlug er vor, dass der Staat die Weiterbildung von Beschäftigten künftig mitfinanzieren sollte. Diese Idee, so Vogel, sei jedoch noch nicht mit seiner Partei abgestimmt.

Derart viel Fürsorge für die Unternehmer ging denn auch selbst dem Hauptgeschäftsführer des Arbeitsgeberverbandes BDA zu weit. Zwar müsse jeder, der in Arbeit ist, auch weitergebildet werden. Dies sei jedoch Sache der Arbeitgeber, die die Kosten zu tragen hätten, und der Arbeitnehmer, die die Zeit dafür aufbringen müssten. Zugleich lobte er die Zeitarbeitsfirmen, die eine große soziale Verantwortung übernehmen würden, indem sie Geringqualifizierte fit für die Arbeit machen. Das Problem der Niedriglöhne sehe er hingegen nicht. Vollzeitbeschäftigte Aufstocker verdienten im Schnitt über 10 Euro in der Stunde, ein Mindestlohn wäre da fehl am Platz. Doch ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt: die Löhne liegen weit darunter. Ein Aufstocker in Westdeutschland verdient demnach im Schnitt nur 7 Euro brutto pro Stunde, im Osten sogar nur 6,02 Euro.

Selbst die Bertelsmann-Stiftung hat dieses Problem mittlerweile erkannt, und sich dazu durchgerungen, ebenfalls einen gesetzlichen Mindestlohn zu fordern. Dieser müsse allerdings für alle Branchen gelten.

Zweifel jedoch sind angebracht, wenn es um das angekündigte Ende der Wirtschaftskrise geht. Die drohende Staatspleite Griechenlands und die Abwertung der Kreditwürdigkeit Portugals und Spaniens werden Europa und damit auch Deutschland, das von Exporten in die EU wirtschaftlich stark abhängig ist, weiter belasten. Und nicht zuletzt haben auch deutsche Banken griechische Staatsanleihen in ihren Depots – allen voran die bereits verstaatlichte Hypo Real Estate mit einem Gesamtvolumen von fast 8 Milliarden Euro. Hier droht bereits eine neue Blase zu platzen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Die Angst vor der Inflation steigt
« Antwort #186 am: 16 Mai, 2010, 18:21 »
Bereiten sich Euroländer mit ihren Sparplänen insgeheim nach dem Tabubruch der Zentralbank auf eine steigende Inflation vor?

Man fragt sich, warum zum Beispiel die spanische Regierung für einen zweifelhaften Sparplan die stabile politische Lage im Land opfert, einen Generalstreik riskiert und damit sogar ihren möglichen Sturz. Liegt das vielleicht auch daran, dass mit dem Rettungsnetz, das zur Stützung des Euro am vergangenen Wochenende mit bis zu 860 Milliarden aufgespannt wurde, nun auch die EU-Kommission eine steigende Inflation befürchtet?. Denn die flankierenden Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB), die nun sogar Staatsanleihen ankauft, stellen einen Tabubruch dar, weil damit quasi die Notenpresse angeworfen wird (Historischer  Wendepunkt in der Geldpolitik der EU). Damit wird der Inflation Vorschub geleistet und einige könnten darin eine Möglichkeit sehen, sich eines Teils der riesigen Schulden zu entledigen, die viele Staaten inzwischen angehäuft haben.

Mit der Entscheidung vom Montag, nun auch Staatsanleihen ankaufen zu wollen, hat sich die EZB nun definitiv auf den Weg gemacht, den die US-Notenbank (FED) und die Bank of England (BoE) in Großbritannien schon gebahnt  hatten. Die Financial Times Deutschland titelte: "EZB  kopiert Hemmungslosigkeit der FED". Damit hat die EZB die bisherige Politik der "quantitativen Lockerung" (quantitativ easing) noch deutlich ausweitet und ein weiteres Dogma bisheriger Geldpolitik umgestürzt. Spätestens mit dieser Entscheidung hat die EZB ihre Unabhängigkeit gegenüber politischen Forderungen geopfert.

Daran ändert auch nichts, wenn Bundespräsident Horst Köhler am Freitag bei einem Festakt in Karlsruhe das Gegenteil behauptet hat. Es gibt eher zu denken, dass Köhler bei der Einführung des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts sich überhaupt dazu genötigt sah, die Zentralbank angesichts steigender Inflationsängste in Schutz zu nehmen. Er sprach seinen "Respekt vor der Entscheidung" der EZB aus, "in dieser extremen Ausnahmesituation Schuldentitel von Euro-Ländern anzukaufen". Das sei unorthodox und berge Risiken. Er zeigte sich aber überzeugt davon, dass die EZB unter Jean-Claude Trichet "auch weiter in voller Unabhängigkeit ihrem Stabilitätsauftrag folgen wird".

Köhler versucht, die unguten Gefühle zu zerstreuen, die wegen dieser lockeren Geldpolitik immer stärker aufkommen. Dass der EZB in Frankfurt die Sicherung der Preisstabilität ohnehin nicht so wichtig ist, hat sie schon bewiesen. Denn sie geht mit Inflationstendenzen deutlich laxer um, als zum Beispiel die Bundesbank zu Zeiten der D-Mark. Man sollte nicht vergessen, dass die EZB einer steigenden Inflation nahezu tatenlos zugeschaut hat. Trotz der Zielmarke von 2% ließ sie vor zwei Jahren zu, dass die Preissteigerungsrate in der Gemeinschaft auf 4,25% stieg.

Inflationsängste werden auch dadurch genährt, dass die Notenbanker zwar viele Interviews geben, doch dabei kommen ihnen kaum Details über den Ankauf der Anleihen über die Lippen. Nicht einmal das Volumen ist bekannt, mit dem die Staatsanleihen aufgekauft werden sollen. Der am Donnerstag veröffentlichte EZB-Monatsbericht macht dazu ebenfalls keine Angaben. Schwammig wird darin nur erklärt: "Ziel dieses Programms ist es, die Störungen an den Wertpapiermärkten zu beheben und einen angemessenen geldpolitischen Transmissionsmechanismus wiederherzustellen. Der Umfang der Interventionen wird vom EZB-Rat festgelegt."

Deutlicher wurde Trichet auch im Interview am Freitag nicht. Dass nun Milliarden von Euro auf den Kapitalmarkt fließen, die die letztendlich zu Preissteigerungen führen könnten, will man mit Gegenmaßnahmen ausgleichen. Wie die Ankäufe "sterilisiert" werden können, dazu wurde Trichet etwas konkreter. "Die zusätzliche Liquidität, die wir durch den Ankauf der Staatsanleihen ins System geben, holen wir wieder zurück. Dazu sind etwa verzinsliche Termineinlagen gut geeignet."

Doch trotz der Öffentlichkeitsinitiative der Zentralbanker nehmen viele am Markt ihnen ihre Botschaften nicht ab. Viele Investoren kaufen Gold, um sich gegen eine mögliche drohende Inflation abzusichern. Der Goldpreis ist deshalb am Freitag auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Die Feinunze (31,1 Gramm) kostet inzwischen fast 1.259 Dollar, damit erneut gut 1% mehr als am Vortag. Umgerechnet in Euro wurde damit die magische Marke von 1.000 Euro geknackt. Die Feinunze wurde zwischenzeitlich sogar mit bis zu 1.004 Euro bewertet. Darin drückt sich Inflationsangst klar aus.

Ein Dammbruch nach dem anderen

Schaut man in die USA, sind nach den deflationären Tendenzen im letzten Jahr längst inflationäre Tendenzen feststellbar. Inzwischen liegt die Teuerung schon bei 2,3%. Noch deutlicher ist der Trend in Großbritannien, wo das US-Vorbild kopiert wurde und die Teuerung schon auf 3,4% angestiegen ist. Hier ist die Entwicklung für verschiedene Währungsräume grafisch dargestellt.

Doch selbst wenn man Trichet und seinen Mannen abnimmt, dass sie tatsächlich nicht vorhaben, die aufgehäuften Schuldenberge über Inflation zu beseitigen, stellen sich ein paar Fragen. Gilt das auch für alle unsere Politiker? Und was geschieht, wenn die Gegenmaßnahmen scheitern oder man wegen der sich ausweitenden Probleme in der Eurozone den Geldmarkt immer weiter und weiter fluten muss? Denn die Umkehr eines einmal eingeschlagenen Wegs wird mit jedem neuen Schritt schwieriger.

Zudem erleben wir seit Monaten einen Dammbruch nach dem nächsten, weil sich Hoffnungen und Erwartungen von Politikern und Notenbankern einfach nicht erfüllen wollen. Einst undenkbar wurden inzwischen allüberall Banken verstaatlicht, sogar in Deutschland. Es wurde sogar ein Notpaket in einer Höhe von 110 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, um ein Euroland wie Griechenland vor der Pleite zu retten. Das war noch nicht richtig beschlossen, musste gleich richtig nachgelegt werden, weil ein Kollaps des Euro nicht ausgeschlossen scheint. Doch trotz des neuen Rettungsschirms von 750 Milliarden Euro setzt der Euro seine Talfahrt beständig fort und ist nun bei 1,25 im Verhältnis zum Dollar angelangt. Warum sollte sich zu der kreativen Geldpolitik also auch als "ultima ratio" nicht auch noch die Inflation gesellen? Die ständige Ausweitung der Schulden macht es ohnehin immer schwieriger, diese auch wieder loszuwerden, zumal sie in den meisten Ländern sogar in Boomphasen weiter gewachsen sind.

Es mehren sich ohnehin die Stimmen, die den Kollaps der Euro-Zone befürchten. "Die Euro-Zone steht vor dem Problem der Auflösung", sagte der Ex-Chef der US-Notenbank Paul Volcker.. Und er steht mit der Ansicht nicht allein. Seit längerem warnt der renommierte New Yorker Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone. Und Volcker ist ein Kritiker der Entwicklungen an den Finanzmärkten. Es warnte frühzeitig davor, dass mit dieser Geldpolitik alle bewährten Notenbank-Prinzipien und -Praktiken über Bord geworfen werden.

Auffällig wird immer öfter vom Einfrieren von Löhnen und Renten gesprochen

Der Begriff einfrieren taucht nun ständig neben Kürzungen in der Diskussion und als Maßnahme in Sparpaketen auf. Nun will auch Portugal, dessen Sparweg bisher anders aussah, die Löhne im öffentlichen Dienst einfrieren und noch stärker sparen. Die Debatte um das Einfrieren der Löhne der Staatsbediensteten kommt gerade in Italien so richtig in Gang. Durch Kürzungen und Einfrieren von Löhnen und Renten sticht auch das neue Sparpaket hervor, das dem Spanier José Luis Rodríguez Zapatero in Brüssel mit der Verabschiedung des Rettungsschirms aufgedrückt wurde.

Angeblich geht es darum, die Sparanstrengungen zu verstärken, um das Haushaltsdefizit von derzeit 11,2% bis 2013 auf 3% zu senken. Das Einfrieren der Löhne und Renten macht aber erst bei einer steigenden Inflation in Spanien in den nächsten Jahren wirklich einen Sinn. Denn so werden Gesetze und geltende Tarifverträge ausgehebelt, die eine jährliche Anpassung der Renten und Löhne an die Inflationsrate vorsehen. Erst bei einer deutlich steigenden Inflation würden diese Regelungen wirklich hohe Zusatzkosten verursachen.

Angesichts einer Kosten-Nutzen-Rechnung ist im spanischen Fall anders kaum zu erklären, warum Zapatero zum Einfrieren der Löhne und Renten bereit ist und dafür einen hohen politischen Preis zu bezahlen hat. Angesichts einer Gesamtverschuldung Spaniens 2009 von knapp 55% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hätte das Land, anders als die Schuldenspitzenreiter Italien (115,8%) und Griechenland (115,1%), noch deutlich mehr Spielraum für eine andere Politik. Spanien liegt sogar noch deutlich unter dem Durchschnitt von fast 80% in der Eurozone.

Doch nun hat der Sozialist die Scheidung mit den Gewerkschaften eingeleitet. Zapatero scheiterte am Donnerstag damit, sie von seinen Plänen zu überzeugen. "Die Erklärungen", die Zapatero den Gewerkschaftschefs gegeben hat, "konnten uns nicht überzeugen, sondern haben uns noch in unserer Position bestärkt", erklärten  sie nach dem Treffen. Die Gewerkschaften hatten Zapatero erneut auf die extreme Schieflage seiner Sparpläne hingewiesen. Denn von einer Anhebung des Spitzensteuersatzes ist auch im zweiten Sparpaket nicht die Rede. Das gilt auch für die Besteuerung auf Kapitalerträge oder Gewinne aus Aktiengeschäften. Enorme Kapitalerträge werden in Spanien pauschal weiter nur mit 18 % besteuert. Die Sozialisten (PSOE) hatten sogar die Vermögenssteuer abgeschafft, heben nun aber zum 1. Juli die Mehrwertsteuer um 2% auf 18% an, womit die Bezieher von Renten, niedrigen Einkommen und Sozialleistungen besonders belastet werden.

Und man kann den großen Gewerkschaften wirklich nicht vorwerfen, kein offenes Ohr für die Nöte ihres Regierungschefs gehabt zu haben. Erst kürzlich hatten sie im öffentlichen Dienst mit der Regierung Lohnverzicht vereinbart. Die Löhne sollten 2010 nur um 0,3% über die Inflationsrate angehoben werden und bis 2012 sogar nur um die Inflationsrate. Doch schon vor solchen Regelungen ängstigen sich Zapatero und Brüssel angesichts einer möglichen hohen Inflation in der Zukunft offenbar.

Nun hat Zapatero erneut sein Wort gebrochen und will neben Sozialleistungen also sogar einen gerade geschlossenen Tarifvertrag brechen. Damit hat er auch sein Sozialpaktmodell beerdigt und den Gewerkschaften bleiben nur noch Kampfmaßnahmen übrig. Schon am 1. Mai hatten sie ihn davor gewarnt und dem Ministerpräsidenten vorgeworfen, "Überzeugungskraft verloren zu haben und von den Finanzmärkten eingeschüchtert zu sein". Dabei hatten sie auch "weit reichende Arbeitskämpfe" angekündigt, würden Sozialleistungen gekürzt. Für den 2. Juni rufen sie daher nun zu einem Streik im öffentlichen Dienst auf. Die Gewerkschaften diskutieren auch ernsthaft über einen Generalstreik, den die Vereinte Linke (IU) seit Monaten fordert.

Auch in Spanien drohen massive Streiks

Der Riss, den Zapatero mit dem ersten Sparplan provozierte, hat sich in einen Abgrund verwandelt. Das Vertrauen ist weg, nachdem Zapatero schon eine Rentenreform diskussionslos durchdrücken wollte. Statt über die Pläne wie üblich im "Pakt von Toledo" zu beschließen, versuchte er die Krise zu nutzen, um sie als Krisensparplan zu verkaufen. Das Renteneintrittsalter in den nächsten 15 Jahren auf 67 anzuheben und die Berechnungsgrundlage zu verändern, trägt aber nichts dazu bei, das Defizit bis 2013 unter die EU-Stabilitätsgrenze von 3% zu drücken. Erst ab 2013 soll das Eintrittsalter jährlich um jeweils zwei Monate angehoben werden.

Hatten die Gewerkschaften auf die Rentenpläne nur mit Demonstrationen geantwortet wird nun auch massiv gestreikt werden. Es ist zu erwarten, dass die großen Gewerkschaften spätestens dann zum Generalstreik aufrufen, wenn Zapatero auch eine Reform des Arbeitsmarkts durchdrückt, wie sie die Unternehmer fordern. Eingelenkt hat die Regierung schon. Sie ist bereit, mit der Verbilligung der Abfindungen den einzigen Kündigungsschutz weiter auszuhöhlen, den es in Spanien noch gibt. Den Unternehmern soll mit Steuermitteln bis zu 40% der Abfindungszahlungen abgenommen werden, wenn sie mit unbefristeten aber sofort kündbaren neuen Verträgen Arbeitslose einstellen. Dafür soll auch der Unternehmeranteil an den Sozialversicherungsbeiträgen geringer ausfallen. Allein diese Maßnahmen werden den Staat in den nächsten Jahren 5 Milliarden Euro kosten. Das ist genau die Summe, die 2010 zusätzlich im Staatshaushalt eingespart werden soll.

Man kann den nun eingeschlagenen Madrider Sparkurs getrost als Rezept für ein Desaster bezeichnen, welche die zaghafte Erholung der Wirtschaft weiter belasten wird. Erstmals nach zwei Jahren ist die Wirtschaft im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,1% gewachsen. Doch angesichts des Sparplans dürfte die Wirtschaftleistung nun bald wieder deutlich schrumpfen. Denn mit dem Kniefall vor Spekulanten und Ratingagenturen, die nun selbst immer stärker unter Druck kommen, wird der Konsum weiter abgewürgt.

Das hatte zuvor die Rekordarbeitslosigkeit geschafft, die schon auf über 20% geklettert ist. Die wird, weil auch Infrastrukturmaßnahmen gestrichen werden, wohl weiter steigen und neue große Löcher in den Haushalt reißen. Zudem verteuert die steigende Mehrwertsteuer Spanien als Urlaubsland und zudem stehen dem Land nun bewegte und streikreiche Zeiten bevor, die einer wirtschaftlichen Erholung kaum dienlich sein dürften.

Möglich ist, dass die negativen Effekte alle Sparbemühungen genauso zunichte machen, wie es Spekulanten mit dem Hochtreiben der Zinsen für Staatsanleihen in Griechenland geschafft haben. Zeigen muss sich in Spanien noch, ob die sozialistische Minderheitsregierung ihren Sparplan überhaupt durchsetzen kann. Letztlich könnte sie auch darüber stürzen, die ultrakonservative Opposition läuft sich schon warm. Doch die Angst vor einer neuen Regierung der Volkspartei (PP) hat bisher die Gewerkschaften davon abgehalten, zum Generalstreik zu mobilisieren.

Skeptisch sind angesichts der Entwicklung auch die Börsianer. Nach dem Kursfeuerwerk an der Madrider Börse vom Montag, als die Kurse um fast 14,5 % in die Höhe schossen, trat in der Woche schnell wieder Ernüchterung ein. Durch die Ankündigung des Sparplans konnte der Leitindex am Mittwoch sogar noch einmal leicht um 0,8 % zulegen. Doch ansonsten ging es bergab. Am Freitag erlebte der Ibex erneut einen historischen Einbruch. Er stürzte erneut um 6,64% ab, der heftigste Einbruch seit Oktober 2008, als die Börse nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers weltweit Achterbahn fuhr.


Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Europa spart sich zu Tode
« Antwort #187 am: 02 Juni, 2010, 11:54 »
Leiten die Sparprogramme der EU-Staaten eine Abwärtsspirale ein?

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Land der EU neue Sparpläne präsentiert. Vor eineinhalb Jahren sah dies noch anders aus – damals übertrumpften sich die Europäer gegenseitig im Schnüren immer neuer Konjunkturpakete, um die Realwirtschaft vor den Folgen der Finanzkrise zu retten. Ähnlich wie heutzutage, dachte auch damals niemand an abgestimmte Programme und jede Nation agierte nach ihrem eigenen Gusto: Deutschland subventionierte die Automobilindustrie mit der "Abwrackprämie", während Frankreich die Binnennachfrage mit einer Senkung der Mehrwertsteuer und einer Erhöhung der Sozialleistungen ankurbelte.

Die strukturellen Ungleichgewichte im europäischen Haus haben sich dadurch freilich nicht verringert, sondern sind sogar noch weiter gestiegen. Die Gelder sind verpufft, heute hat die Eurozone rund sieben Billionen Euro Verbindlichkeiten und täglich werden es mehr. Das Staatsdefizit der Eurozonenländer hat sich seit 2007 versiebenfacht, alleine im Zeitraum von 2009 bis 2010 werden die Staatsschulden um rund 1,3 Billionen Euro steigen – mehr als die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Zuerst warf man das Geld ohne Abstimmung aus dem Fenster, nun will man die Schulden ohne Abstimmung durch Einsparungen abbauen. Europas Zukunft ist düster.

Haushaltsdesaster

Die Neuverschuldungsgrenze der Maastricht-Verträge wird in diesem Jahr für nahezu alle europäischen Staaten Makulatur sein. Dabei sind es weniger die Hilfsgelder für den Finanzsektor, die mehrheitlich in Schattenhaushalten geparkt sind und daher nicht einmal in den offiziellen Zahlen auftauchen. Die Krise der Realwirtschaft, die der Finanzkrise folgte, hat jedoch weltweit die Staatshaushalte ruiniert.

Mit dem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung sinken die steuerpflichtigen Gewinne der Unternehmen, mit der steigenden Arbeitslosigkeit sinken die Einnahmen aus der Einkommenssteuer und mit dem rückläufigen Volkseinkommen sinken natürlich auch die indirekten Steuereinnahmen, beispielsweise aus der Mehrwertsteuer.

Während die Einnahmen sinken, steigen die Ausgaben und die Zuschüsse für die Sozialsysteme. Ohne einen baldigen Wirtschaftsaufschwung werden die meisten europäischen Staaten noch lange die Maastricht-Kriterien von 3% Neuverschuldung – gemessen am BIP – verletzen.

Rosskur für die PIIGS-Staaten

Besonders dramatisch sieht die finanzielle Situation in den sogenannten PIIGS-Staaten aus. Griechenland (13,2%) und Irland (14,3%) sind mit Abstand die Spitzenreiter in Sachen Neuverschuldung.

Während Griechenland ohnehin schon auf einem Berg von Schulden sitzt, ist die Situation in Irland momentan noch nicht brandgefährlich. Noch steht das Land in puncto Staatsverschuldung mit einer Staatsschuldenquote von 64% relativ gut da, die Schuldenprognosen der Iren sind jedoch so düster wie nirgends sonst. Wann Irland wieder die Maastricht-Kriterien einhalten kann, ist mehr als ungewiss.

Spanien (11,2%) und Portugal (9,4%) liegen ebenfalls deutlich über der Maastricht-Grenze, nur Italiens Neuverschuldung liegt mit 5,2% unter dem Durchschnitt der EU, dafür ist Italien allerdings bereits mit einer Staatsschuldenquote von 115,8% massiv überschuldet.

Südeuropa im Würgegriff

So unterschiedlich die Situationen und die Ursachen für die Schuldenprobleme der PIIGS-Staaten sind, so unterschiedlich sind auch die Versuche, die Staatsfinanzen zu sanieren.

Griechenland musste bereits harte Sparmaßnahmen in verschiedenen Bereichen ratifizieren, um Gelder des IWF und der EU zu bekommen. Neben dem radikalen Stellenabbau im öffentlichen Sektor und einer Kürzung der Beamtenbezüge, treffen die Sparmaßnahmen vor allem die normale Bevölkerung. Die Mehrwertsteuer wurde um stolze vier Prozentpunkte erhöht, die Steuern und Abgaben auf Tabak, Alkohol, Benzin, Glücksspiel, Immobilien und Luxusgüter wurden erhöht. Gleichzeitig fährt der Staat seine Investitionen zurück, was vor allem kleinere und mittelständische Betriebe in strukturschwachen Regionen treffen dürfte.

Der große Gewinner der neugriechischen Tragödie sind derweil diejenigen, die für die akuten Finanzierungsprobleme verantwortlich sind: Präsident Papandreou hat bereits angekündigt, massiv öffentliche Güter zu privatisieren. Die Investmentfonds können sich so das Tafelsilber unter den Nagel reißen und der Steuerzahler wird langfristig für die Renditen des Finanzsektors bezahlen müssen. Selbstverständlich hat dies auf die Dauer auch negative Auswirkungen auf die Einnahmen des griechischen Staates.

Griechenland plant nun, das Haushaltsdefizit bis 2014 auf 2,1% des BIP zu drücken. Derlei Kalkulationen sind jedoch streng genommen das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Bereits im nächsten Jahr soll das Wirtschaftswachstum der Hellenen nur noch um 0,5% schrumpfen und 2012 soll die Wirtschaft des Krisenstaates bereits wieder wachsen. Dass diese Prognosen anlässlich der Sparprogramme lediglich Wunschträume der europäischen Politik, die durch nichts zu rechtfertigen sind, ist offensichtlich.

Wer wird Spareuropameister?

Von den Deutschen lernen, heißt Siegen lernen – dieses Motto scheint zum Mantra Europas zu werden. Italien fährt die staatlichen Investitionen um 6 Mrd. Euro zurück, streicht die Transferleistungen für die Regionen und schröpft die Bürger durch höhere Abgaben. Portugal spart bei den Sozialleistungen, erhöht die Mehrwert- und die Einkommenssteuer und privatisiert Staatseigentum im Wert von sechs Milliarden Euro.

Aber auch vergleichsweise solide Staaten wie Frankreich oder Deutschland kündigen bereits massive Sparvorhaben an, um die Defizite zurückzufahren. Europa ist damit auf dem besten Wege in eine selbstgewählte Abwärtsspirale aus Rezession, Arbeitslosigkeit, Deflation und noch höheren Schulden.

Ein Staat kann sich zu Lasten anderer Staaten durch Sparen sanieren, indem er sich auf Kosten der Bevölkerung Wettbewerbsvorteile verschafft. Wenn aber alle Staaten sparen, führt dies unweigerlich in die Krise. Wer soll zusätzliche deutsche Produkte kaufen, wenn in ganz Europa weniger nachgefragt wird? Immerhin exportiert Deutschland zwei Drittel seiner Produkte und Dienstleistungen ins europäische Ausland.

Der Plan, strukturschwache EU-Länder durch Lohnsenkungen wettbewerbsfähiger zu machen, scheitert natürlich ebenfalls, wenn auch die Konkurrenz die Löhne senkt. Wenn alle europäischen Länder diese Deflationsspirale betreten, ändert sich im relativen Verhältnis zwischen den Ländern überhaupt nichts. Allenfalls der Abstand zum Rest der Welt wird dadurch kleiner. Aber mit wem konkurriert eigentlich die spanische Volkswirtschaft? Mit Deutschland, Frankreich und Italien? Oder etwa mit China, Bangladesch und Mexiko?

Mit Vollgas in den Abgrund

Mit Seriosität hat diese rigide Haushaltspolitik nichts zu tun – im Gegenteil, ein Europa voller "schwäbischer Hausfrauen" steuert mit voller Kraft in die Katastrophe. Unser Wirtschaftssystem ist nun einmal auf Gedeih und Verderb mit dem Dogma des immerwährenden Wachstums verbunden. Ein kollektiver Sparwahn führt allerdings zu einem nominellen Schrumpfen der Wirtschaft. Dies wäre halb so schlimm, wären nicht sowohl die Haushalte als auch die Unternehmen und der Staat derart hoch verschuldet.

Alle Sektoren sitzen dabei im gleichen Boot. Verdient der Arbeitnehmer nominell weniger Geld, steigt der Anteil seines Lohns, den er für Altkredite, wie beispielsweise Immobilienhypotheken, abzahlen muss. Der Unternehmer wird Probleme damit bekommen, mit geringeren Einnahmen seine Kreditlinien aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig zahlen alle Sektoren weniger Steuern, während die immensen Altschulden des Staates in voller Höhe erhalten bleiben und sich der relative Anteil des Schuldendienstes immer weiter erhöht. Somit ändert sich am Defizit der Staatshaushalte langfristig noch nicht einmal etwas. Europa schnallt den Gürtel enger und läuft damit Gefahr, sich letztendlich selbst die Luft abzuschnüren.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Der Euro stürzt ab
« Antwort #188 am: 03 Juni, 2010, 10:26 »
Die Zinsen für Staatsanleihen und die Kosten für Ausfallversicherungen steigen nun auch für Italien und Frankreich

Nach der Abwertung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch wird Spanien verstärkt auf den griechischen Weg geschickt. Der Zinsunterschied (Spread) gegenüber Staatsanleihen aus Deutschland erklimmt neue Rekorde. Doch auch Anleihen Frankreichs, Italiens und Portugals kommen weiter unter Druck und der Euro sackte trotz der Stützungsmaßnahmen auf ein Vier-Jahres-Tief ab. Das undurchsichtige Verhalten der Ratingagenturen drängt nun Brüssel dazu, die Aufsicht über sie zu verstärken. Auch die Kritik will nicht daran verstummen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen kauft und dafür die Notenpresse anwirft und mit der Inflation spielt.

Die Verärgerung über die Ratingagenturen wird stärker. Dass nun auch Fitch das Mittelmeerland Spanien herabstufte, sorgt in Brüssel für Aufregung. Dort ist man darüber verärgert, dass die Entscheidung am Wochenende ausgerechnet fiel, nachdem die spanische Regierung mit knappster Mehrheit einen neuen Sparplan  durch das Parlament gebracht hat. Der sieht tiefe Einschnitte in den Haushalt vor, kürzt Löhne und Ausgaben, Steuern werden erhöht und die Renten eingefroren. Auf diesen Kurs hatte die EU das Land im Rahmen des Rettungsschirms gezwungen.

In Brüssel fragt man sich immer offener, welche Böcke da als Gärtner fungieren. Der EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier wird heute seine Pläne für eine Reform der Finanzmärkte vorlegen. Der Franzose will damit auch an die Ratingagenturen herangehen. Schon vorab hatte das Handelsblatt gemeldet, Barnier wolle die Agenturen besser überwachen. Bei Verdacht auf Regelverstöße solle die geplante europäische Börsenaufsicht (European Securities and Markets Authority/ESMA) künftig gegen sie ermitteln und auch harte Geldstrafen verhängen können, zitierte die Zeitung aus seien Entwurf.

Barnier will die Vormachtstellung der drei US-amerikanischen Ratingunternehmen aufbrechen und spricht sich für eine europäische Agentur aus, weil es zu wenig Wettbewerb gebe. Die Transparenz müsse erhöht, Regeln zur Bewertung aufgestellt und das absurde Treiben beendet werden, wonach die Ratingagenturen die Firmen beraten, deren Produkte sie schließlich bewerten.

Spanien wird für Sparpläne bestraft

Die selbsternannten Bonitätsprüfer hatten mit der Abstufung Spaniens für Aufregung gesorgt. Bisher hatten sie stets den schnellen Abbau der explodierenden Haushaltsdefizite und den Abbau der Staatsschulden gefordert und die Herabstufung von Griechenland oder Portugal damit begründet. Das wurde auch als Begründung für die bisherigen Herabstufungen Spaniens durch Standard & Poor's (S&P) angeführt. Doch Fitch argumentiert nun genau umgekehrt. Erklärt wird, die Sparpläne belasteten die Erholung der Wirtschaft weiter. Das ist sogar richtig. Spanien wird also nun von Fitch dafür abgestraft, von seiner ursprünglichen Linie abgerückt zu sein, wofür die Regierung sogar einen Generalstreik riskiert. Offensichtlich kann man es den US-Agenturen nicht recht machen.

Wie es sich zeigt, wird diese erneute Abstufung das Land teuer zu stehen kommen. Denn die Zinsen für Staatsanleihen schießen in die Höhe. So erreichte der Zinsunterschied (Spread) zu deutschen Anleihen schon am Montag einen neuen Rekord. Der Spread für zehnjährige spanische Staatsanleihen war auf 1,58% gestiegen. Am Dienstag ging es weiter bergauf und der "Risikoaufschlag", wie er allseits genannt wird, stieg auf fast 173 Basispunkte. Während Berlin sein Geld für etwa 2,6% erhielt, musste Spanien schon 4,33% bieten.

Damit könnte Fitch seine Entscheidung bald für die nächste Abstufung anführen. Denn wie zuvor in Portugal oder Griechenland erhöhen sich die Refinanzierungskosten für Spanien weiter. Das macht die Einsparungen weitgehend zunichte, womit die Erholungschancen weiter verschlechtert werden. Damit hat sich die Tendenz verstärkt, die in den letzten Monaten zu beobachten ist, seit auch Spanien als angeblicher Pleitekandidat gehandelt wird. Dabei gehört das Land zu den wenigen Ländern im Euroraum, dessen Staatsdefizit 2009 mit gut 53% im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch unter der Stabilitätsmarke von 60% und sogar deutlich unter dem Durchschnitt der Euroländer (78,7%) lag.

Diese Kostenentwicklung kann auch beim das Spekulationsvehikel Credit Default Swaps (CDS) beobachtet werden. Auch diese sogenannten Kreditausfallversicherungen waren schon vor dem Sparprogramm deutlich teurer geworden. Anfang Mai waren sie von 163 auf 245 Basispunkte explodiert. Bis zum 28. Mai kam es nach dem Sparprogramm zu einem kurzfristigen Rückgang auf 220, doch nach der Neueinstufung von Fitch sind sie nun am Dienstag auf 265 Basispunkte hochgeschnellt. Das bedeutet, dass es jährlich nun schon fast 265.000 Euro kostet, um spanische Anleihen im Umfang von 10 Millionen Euro zu versichern.

Es zeichnet sich hier genau der Kurs ab, mit dem Griechenland in die Situation getrieben wurde, der die Auslösung des Rettungsplans nötig gemacht hat. Als die Sozialdemokraten unter Georgios Papandreou bei vorgezogenen Neuwahlen im Oktober 2009 die Konservativen ablösten, die die EU so gnadenlos über das Defizit belogen hatten, musste das Land noch einen Zinsaufschlag von etwa 1,5% im Vergleich zu Deutschland bezahlen. Dann war es Fitch, die von Griechenland als Pleitekandidat sprach, womit der Spread schon auf 2,3% anwuchs.

Danach nahm das Karussell aus Abstufungen und Heraufprügeln von Zinsen und CDS-Kosten erst richtig an Fahrt auf, obwohl auch Griechenland massive Kürzungen von Ausgaben und Steuererhöhungen beschlossen hat, wie es die Ratingagenturen gefordert hatten. Vor der Verabschiedung des EU-Rettungspakets musste das Land für zehnjährige Anleihen schon 10% bieten. Das war mehr als Pakistan zahlen muss, woran aber die Politik der Bundeskanzlerin auch einen erheblichen Anteil hatte.

Spekulation könnte nun auch Italien und Frankreich in die Abwärtsspirale treiben

Doch nicht nur das kleine Griechenland oder Spanien sind betroffen, auch Portugal wird angegriffen, obwohl es hier kaum wirkliche Begründungen gibt. Die wirtschaftlichen Grunddaten sind nicht so schlecht, weder beim Defizit, bei der Verschuldung oder bei der Arbeitslosigkeit liegt das Land in der Spitzengruppe. Doch plötzlich nannte die Ratingagentur Moody's das Land in einem Atemzug mit Griechenland und sagte einen "langsamen Tod" voraus . Zwar legte das Land einen glaubwürdigen und ausgewogenen Sparplan vor, doch die Ratingagenturen stuften es ab, die der US-Investmentbank Lehman noch kurz vor der Pleite die Bestnote gaben. Angesichts steigender Finanzierungskosten und CDS-Kosten versuchte sogar der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Portugal in Schutz zu nehmen.

Genutzt hat es nichts. Weder ein zweites Rettungspaket, das unausgewogener war und die übliche Mehrwertsteueranhebung, Lohnkürzungen im öffentlichen Dienst und das Einfrieren der Renten beinhaltete, noch der 750 Milliarden Euro schwere Rettungsschirm haben verhindert, dass die Spekulation mit CDS-Papieren oder die Zinsen für Staatsanleihen eingegrenzt wurden. Auf 350 Basispunkte sind die sogenannten Ausfallversicherungen für Portugal am Dienstag angeschwollen.

Doch inzwischen hat das Spekulationsfieber längst auch ökonomische Schwergewichte wie Italien und Frankreich erreicht. Die CDS-Kosten für italienische Staatsanleihen kletterten am Dienstag auf ein Rekordhoch. Für eine fünfjährige Absicherung von Papieren im Wert von zehn Millionen Euro mussten nach Angaben des Datenanbieters Markit 250.000 Euro gezahlt werden, so viel wie nie zuvor. Noch am Montag lagen die Papiere bei 200 Basispunkten. Auch Italien versucht nun, mit Sparplänen die geforderte Haushaltssanierung zustande zu bringen.

Selbst Frankreich rückt immer stärker ins Blickfeld. CDS für französische Staatsanleihen haben sich seit Jahresbeginn schon verdoppelt. Nun hatte am Wochenende ausgerechnet die Regierung die Gerüchteküche so richtig angeheizt. Der französische Haushaltsminister François Baroin hatte erklärt, dass die Bestnote der Ratingagenturen in Gefahr sei. Es sei "eine schwierige Zielstellung" und "eine Herausforderung", damit Frankreich das "AAA" behalte.

Damit wollte er eigentlich für stärkere Sparanstrengungen werben, denn bisher hält sich Paris noch weitgehend zurück. Doch die Gerüchte, dass auch Spanien abgestuft werden könnte, sorgten am Dienstag an den Börsen für große Unruhe und ließen den Euro erneut einbrechen. Die Gemeinschaftswährung stürzte um fast zwei US-Cent auf ein Vier-Jahres-Tief von 1,2112 Dollar. Zwar konnte sich der Euro seither wieder um die Marke 1,22 stabilisieren, doch es wird mit einer weiteren Abwertung zum Dollar gerechnet, auf den schließlich mit viel Geld gewettet wird.

Ein französisches Komplott?

Diese Entwicklung zeigt, wie wirkungslos die Maßnahmen verpuffen, mit denen die Lage stabilisiert werden soll. Weder das Rettungsnetz für Griechenland, noch der Euro-Rettungsschirm oder der Tabubruch der EZB, nun auch Staatsanleihen anzukaufen, konnten die Lage stabilisieren. Doch die Kritik am Anwerfen der Notenpresse wird lauter, mit der die EZB den Rettungsschirm flankiert. Fast einen Monat nach dem Beschluss ist weiter unklar, für welchen Zeitraum und mit welchem Gesamtvolumen die Ankäufe getätigt werden sollen.

Etwas deutlicher hatte der Präsident der Deutschen Bundesbank diese umstrittene Strategie kritisiert. Wie andere Analysten sieht auch Axel Weber eine steigende Inflationsgefahr aufziehen. "Die Geldpolitik hat in der Krisenbewältigung neue Wege eingeschlagen, die ich angesichts der damit verbundenen stabilitätspolitischen Risiken nach wie vor kritisch sehe", erneuerte Weber seine Kritik am Montag auf einer Rede in Mainz. Um sich den Weg nicht zu verbauen, zum Nachfolger von EZB-Präsident JeanClaude Trichet zu werden, kritisiert auch Weber den Tabubruch nicht grundsätzlich. Er macht auf Schadensbegrenzung. Der Aufkauf dürfe nur "zielgenau und eng begrenzt" umgesetzt werden, weil die zentrale Aufgabe der Zentralbank auch weiterhin sein, für Preisstabilität zu sorgen. Es gelte deshalb, "eine klare Trennungslinie der Zuständigkeiten zwischen Geldpolitik und Finanzpolitik zu ziehen".

Dabei ist diese Trennungslinie mit der Entscheidung zum Ankauf von Staatsanleihen längst überschritten. Zudem hat der Spiegel in seiner neuen Druckausgabe gemeldet, dass es im Rahmen des Ankaufs von Staatsanleihen ein "französisches Komplott" gebe, an dem der französische EZB-Chef beteiligt sei. Eigentlich nicht geplant, kaufe die EZB derzeit vor allem griechische Staatsanleihen, wovon vor allem französische Banken profitierten. Von den 40 Milliarden Euro, welche die Zentralbank schon für Staatsanleihen ausgegeben habe, seien 25 Milliarden für griechische Anleihen ausgegeben worden. "Täglich kommen weitere zwei Milliarden hinzu", berichtete das Nachrichtenmagazin. In der Bundesbank frage man sich, warum, vor allem in diesem Umfang, diese Bonds gekauft würden. Ohnehin stünde das Rettungspaket mit 110 Milliarden Euro allein für Griechenland bereit.

Die Preise würden für diese Papiere künstlich hoch gehalten und vor allem französische Banken entsorgten Griechenland-Papiere bei der EZB. Deutsche Banken und Versicherungen hatten sich im Rahmen des Rettungspakets aber verpflichtet, sie bis 2013 zu halten. Der Spiegel sieht die lange Hand von Nicolas Sarkozy hinter dem Vorgang. Der konservative französische Präsident habe durch massiven Druck seinen Landsmann Trichet zu dem Tabubruch gedrängt. Das kann stimmen, schließlich spielt man in Paris mehr oder weniger offen mit der Idee, einen Teil der Staatsschulden über eine steigende Inflation zu beseitigen. Als Nebeneffekt hätte schon bisher die Bundesbank sich mit 7 Milliarden Euro an der Sanierung französischer Banken beteiligt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Ungarn: "Pleite 2.0"
« Antwort #189 am: 06 Juni, 2010, 09:06 »
Obwohl das Land nach dem Notkredit unter Aufsicht des IWF stand hat es falsche Daten an die EU geliefert

Das Drehbuch ist aus Griechenland bekannt. Nach einer Neuwahl kommen plötzlich die Daten auf den Tisch, an denen die Vorgänger herummanipuliert haben. In Ungarn waren es jetzt die Konservativen, die nach den Wahlen im April mitgeteilt haben, dass das Haushaltsdefizit viel höher ausgefallen wird, als von der früheren sozialistischen Regierung noch veranschlagt worden war. In Griechenland war es genau anders herum, da hatten die Konservativen nicht einmal die Hälfte des realen Haushaltsdefizits an die EU nach Brüssel gemeldet (siehe Pleitekandidat Griechenland).

Auch in Ungarn dürfte das Defizit im laufenden Jahr mit mindestens 7,5 % wohl doppelt so hoch ausfallen als bisher angenommen. Es könnte auch noch mehr sein, auch dafür stand Griechenland Pate, denn auch die Nachmeldung der Sozialisten fiel noch zu niedrig aus. Letztlich waren es 13,6% im vergangenen Jahr, also 0,9% mehr als von den Sozialisten nachgemeldet wurde. Und auch diese Angaben hat die europäische Statistikbehörde noch mit einem Vorbehalt versehen. In Ungarn bahnt sich ein ähnlicher Vorgang an. "Wir finden ständig neue Leichen im Keller", sagte der Regierungssprecher. Lajos Kosa, hochrangiger Vertreter des seit 29. Mai regierenden "Bundes Junger Demokraten" (Fidesz), sieht nur eine "geringe Chance, eine Situation wie in Griechenland zu vermeiden". Die größte Aufgabe sei es "den unmittelbaren Staatsbankrott abzuwenden".

Fälschungen der Angaben

Dabei ist die Lage in Ungarn tatsächlich anders als in Griechenland. Denn Griechenland musste erst kürzlich vor der Pleite gerettet werden, doch in Ungarn steht nun "Pleite 2.0" an. Oder hat man schon vergessen, dass Ungarn zu den Ländern gehörte, denen schon im Oktober 2008 mit 20 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen wurde, um die Staatspleite zu verhindern? Vor allem kam das Geld damals vom Internationalen Währungsfonds (IWF), aber auch die EU war schon mit 6,5 Milliarden Euro dabei (siehe Warum stützt die EU Lettland, Rumänien und Ungarn?). Die Fälschungen der Angaben fanden also unter den Augen des überwachenden IWF statt. Wohlweislich wurde der Notfallfonds des IWF inzwischen schon von 50 auf 550 Milliarden Dollar ausgeweitet, weil Ungarn nicht der letzte Fall sein wird, wie man in Washington nur zu gut weiß. Denn immer deutlicher entpuppt sich die Weltwirtschaftkrise als Schuldenkrise.

Interessant ist auch, dass die Konservativen mit Versprechen eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament erringen konnten, weil der Bevölkerung die Maßnahmen zur Stabilisierung, mit denen die Sozialisten das Land "fit" für den Euro machen wollten, nicht gefielen. Fidesz hatte im Wahlkampf versprochen, dass Belastungen kräftig gesenkt und unpopuläre Entscheidungen der Sozialisten zurückgenommen werden sollen. Entgegen dieser Versprechungen stehen den Ungarn nun die typischen Belastungen bevor, wie sie Griechenland, Spanien, Irland oder Portugal aufgedrückt wurden: Erhöhung der Mehrwertsteuer, Senkung der Löhne im öffentlichen Dienst, Einfrieren der Renten und Einschnitte ins soziale Netz. Budapest will das Defizit schnell senken und in Kürze ein umfassendes Krisenpaket vorlegen. Dabei gehe es um "tiefe strukturelle Veränderungen", sagte Regierungschef Viktor Orban am Freitag.

Aktionsplan der EU

Besonders an Ungarn ist auch, dass das Land den Euro noch nicht hat. Es könnte also das umsetzen, was Griechenland immer mit einem Rauswurf aus der Währungsunion angeraten wurde. Es kann den Forint abwerten. Die Landeswährung befindet sich ohnehin im Sinkflug und fiel am Freitag zum Euro auf den tiefsten Stand seit einem Jahr. Das ist nur bedingt aussagekräftig, denn auch der Euro stürzt immer weiter ab. Der Euro fiel auf 1,1992 Dollar und damit zum ersten Mal seit März 2006 unter die Marke von 1,2000 Dollar.

Doch eine Abwertung des Forint bedeutet der Bankrott vieler Familien. Denn im früheren Aufschwung hatten Hunderttausende Bürger Kredite aufgenommen. Das ist erstmals nichts besonderes, aber die Kredite wurden oft in Euro oder anderen Devisen vergeben. Sinkt der Forint müssen die Menschen deutlich mehr zurückbezahlen, wozu viele nicht in der Lage sind. Entgegen den Äußerungen, mit denen nun die ungarischen Politiker die Hiobsbotschaften relativieren, die sie gerade ausgesprochen haben, dürfte die Lage tatsächlich sehr ernst sein. Eine "Faktenkommission" soll nun Licht in die tatsächliche Finanzlage bringen und am Wochenende eine Zwischenbericht liefern, danach soll der EU binnen 72 Stunden ein "wirtschaftlicher Aktionsplan" vorgelegt werden.

Die Börsen

Wo man besonders über den neuen Problemfall besorgt ist, zeigte sich an den Börsen der jeweiligen Problemländer. Verlor die Börse in Ungarn am Freitag 3,14%, waren es in Madrid bei einem neuen Absturz sogar 3,8%. Nur knapp dahinter lag das Problemland Italien), denn in Mailand ging der Leitindex um 3,7% in den Keller. Auch auf Paris strahlte die Ungarn-Krise wieder deutlich aus, in Frankreich büßte die Börse 2,8% ein, während der Dax in Frankfurt nur 1,8% verlor.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
"Verrückte an der Macht"
« Antwort #190 am: 10 Juni, 2010, 16:39 »
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hält die Sparprogramme in Europa für eine "sehr große Dummheit".

Der renommierte Ökonom Paul Krugman nimmt kein Blatt mehr vor den Mund und geißelt den europäischen Sparkurs. Doch man muss kein Wirtschaftsnobelpreisträger sein, um die Sparpolitik, die derzeit in Europa zum Dogma erhoben wird, als Rezept für ein Desaster zu bezeichnen. Europa spart sich zu Tode und könnte sich in die nächste Rezession sparen. Dass das Spardogma nun auch von den G-20-Staaten übernommen wurde, hat Krugman dazu gebracht, die Herrschenden als "Verrückte an der Macht" zu bezeichnen.

So jedenfalls titelt er in seinem Blog. Er hält es für "sehr große Dummheit", gerade jetzt die Staatsausgaben herunterzufahren. Die wirtschaftliche Lage sei noch zu labil, weshalb das Bremsen der Gesamtnachfrage mit den Sparplänen die Erholung belaste.

"Es ist unglaublich, dass das passiert, obwohl die Arbeitslosigkeit in den Euroländern weiter zunimmt und sich auch in den USA kaum zurückbildet."

Tatsächlich hatte gerade die Europäische Statistikbehörde (Eurostat) gemeldet, dass die Arbeitslosigkeit in der Eurozone im April weiter auf 10,1% angestiegen ist. Auch neueste Daten vom Arbeitsmarkt in den USA hatten zuletzt neue Sorgen um die Konjunkturentwicklung geschürt.

Falscher Zeitpunkt für Sparprogramme

Doch auch Krugman geht davon aus, dass die Staatsschulden vieler Staaten zu hoch sind. Aber er meint, jetzt sei der falsche Zeitpunkt für Sparprogramme. Jetzt zu sparen sei "vollkommen wirkungslos, um die künftigen Schulden zu reduzieren". Krugman meint, dass die Sparanstrengungen dazu führten, dass auch die Einnahmen der Staaten weiter zurückgehen werden. Wegen steigender Arbeitslosigkeit würden auch Transferleistungen steigen, weshalb die Sparanstrengungen wirkungslos verpufften und letztlich die Staaten "sehr teuer" zu stehen kämen. Er verweist auf Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Demnach rühre gut die Hälfte der Neuverschuldung der Staaten aus geringeren Einnahmen. 18% gehen auf Stützungsmassnahmen zurück und nur 11 Prozent seien höheren Finanzierungskosten zuzuordnen.

Spanien: Gefahr für den Euro

Vor allem dürfte Krugman Länder wie Spanien im Blick haben. Dort ist die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch und die Staatsverschuldung unterdurchschnittlich niedrig. Deshalb hätte das Land noch Spielraum für einen anderen Kurs. Doch am Scheideweg haben sich die Sozialdemokraten dem Sparzwang der EU gebeugt, der dem Land mit dem Rettungspaket aufgezwungen wurde. Doch, so warnt Krugman schon seit längerem, geht von Spanien eine große Gefahr für den Euro aus. Sogar die Ratingagentur Fitch sieht im Sparkurs eine Belastung für die Konjunktur und stufte deshalb Spaniens Kreditwürdigkeit herab, was die Finanzierungskosten steigen lässt.

Der harte und unausgewogene Kurs sorgt dort nun auch für Streiks und der Generalstreik ist offenbar nicht mehr abzuwenden, nachdem am frühen Morgen nach zehn Stunden die Sozialpaktgespräche über die auch von Brüssel geforderte Arbeitsmarktreform gescheitert sind. Doch diese Konflikte werden die wirtschaftliche Erholung weiter erschweren.

Auswirkungen auf Deutschland

Tatsächlich gibt es schon Anzeichen, dass der allgemeine Sparkurs sich auch schon auf Deutschland auswirkt. Noch im März waren die deutschen Exporte auf ein Rekordniveau gestiegen. Damit ist der Aufwärtstrend gebrochen. Im April lieferten deutsche Firmen schon wieder 5,9% weniger Güter und Dienstleistungen ins Ausland. Die Importe gingen sogar um 7,3% zurück, meldete das Statistische Bundesamt am Dienstag. In einer vernetzten Welt, so Krugman, würde sich der Sparkurs auch bald negativ auf die Entwicklung in den USA auswirken, wo derzeit, anders als in der EU, ein hohes Wachstum verzeichnet wird.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Der große Rating-Wahnsinn
« Antwort #191 am: 15 Juni, 2010, 08:43 »
Es wird Zeit, dass die Allgemeinheit erkennt, dass die amerikanischen Ratingagenturen Katalysatoren für die Enteignung der Bürger sind

Einer der Hauptgründe für die Finanzkrise waren die großen Rating-Agenturen, die mit ihren völligen Fehleinschätzungen das Spielkasino mit toxischen Derivaten erst so richtig in Gang brachten. Grund hierfür ist, dass die Ratingagenturen eines der korruptesten Geschäftsmodelle haben, dass man sich vorstellen kann. Man ratet alle diejenigen, von denen man bezahlt wird. Dass hier keine effektive Kontrolle von kriminellem Geschäftsgebaren erfolgen kann liegt auf der Hand.

Rating-Oligopol

Die großen drei Agenturen Moody's, Fitch und S&P haben zu allem Übel auch noch ein spezielles Mandat der US-Regierung. Nur sie allein können als Oligopol die Kreditwürdigkeit von Schuld-Finanzinstrumenten beurteilen, ein Umstand der mittlerweile nicht nur Unternehmen, sondern mittlerweile auch ganze Staaten betrifft und wegen der einzigartigen Stellung sogar eine neue Form des Wirtschaftskrieges erlaubt, das allgemeine Länderabwerten.

Da es dieses Oligopol ist, welche ausgegebenen Schulden eine Attraktivität als Investment einer bestimmten Güte zubilligen kann, dominieren diese den gesamten Schuldenmarkt.

Hochkriminelles Geschäftsgebaren

Wenn Schulden toxisch sind, so ist es einzig und allein die Schuld der Rating-Agenturen, wenn diese falsch bewertet werden. Damit haben diese in verantwortungsloser Weise zu einem riesigen Schuldenbubble im amerikanischen Häusermarkt beigetragen. Die Forderung kann deshalb nur lauten, die bestehenden Rating-Agenturen zu unabhängigen Instituten umzubauen, die nicht mehr von den zu bewertenden Unternehmen bezahlt werden, sondern von Privatunternehmen durch eine Art Steuer oder vom Staat, der letztendlich verhindern sollte, dass riesige Finanzblasen entstehen.

Um immer mehr Profite zu machen, wurde von den Rating-Agenturen alles, was ihnen über die Quere, lief mit "Triple A" bewertet. Auch der größte toxische Giftmüll wurde als kerngesund für die Allgemeinheit eingestuft. Wenn Mitarbeiter der Agenturen aufmuckten und ein faires Rating einforderten, wurde diese aufgefordert den Mund zu halten oder sich einen anderen Job zu suchen. Als Alchemisten der besonderen Art wirkten die Rating-Agenturen über Jahre hinweg und wandelten Schrott aller Art in virtuelles Gold um.

Damit haben die Rating-Agenturen ihre ureigenste Aufgabe, die Bewertung von Risiko, nicht nur aufgegeben, sondern diese in ihr Gegenteil verkehrt. Die Devise lautete: Eliminiere das Risiko aus allen Papieren, dann erzielt die Rating-Agentur die höchsten Renditen.

Wirtschaftskrieg mittels Rating-Agenturen

Doch damit machten sie die Kreditkrise nur noch schlimmer, da ein Downgrade in ihrem Geschäftsmodell nicht mehr vorgesehen war. Ab einem bestimmten Punkt wären Downgrades riskant geworden, hätten diese doch eine Rezession eingeläutet, so dass es besser war, nichts zu tun, als Wasser ins Feuer zu gießen. Erst als das Feuer immer weiter um sich griff und Löschen gar nicht mehr möglich war, wurden plötzlich Downgrades durchgeführt, die dann zu einer Implosion der Finanzmärkte führten.

Das völlig abgebrannte Gebäude der Bewertungen stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wenn selbst Warren Buffet, der bei Moody's (MCO:NYSE) Aktionär ist, diese in Schutz nimmt, dann darf man sich getrost an den Kopf fassen und sich fragen, ob auch dieser Mann mittlerweile nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Doch vielleicht sieht Buffet auch die Notwendigkeit der Rating-Agenturen im Wirtschaftskrieg gegen Europa und nimmt diese deshalb in Schutz. Schließlich lässt sich der Euro wie der ganze Euroraum momentan trefflich durch die Rating-Agenturen manipulieren.

Katalysatoren der Bürgerenteignung

Es muss es in Bälde auch europäische Ratingagenturen geben, aber auch in Asien sollten neue Rating-Agenturen entstehen. Diese müssen mit den reformierten US-Ratingagenturen in einen Wettbewerb um die fairsten Bewertungen treten, um nicht gezielt einzelne Firmen in den Ruin oder ganze Länder in den Staatsbankrott zu treiben. So wie die Situation sich heute darstellt stellen die Ratingagenturen einen idealen Spielball für geostrategische Machtspiele der USA dar.

Dieser Umstand muss schnellstmöglich beseitigt werden, damit Krisen frühzeitig erkannt und rechtzeitig vorgebeugt werden kann. Wäre bekannt gewesen, dass viele Staaten viel schlechtere Ratings hatten, als diese ausgewiesen wurden, hätte es wohl nie einen Bankenbailout gegeben, der letztendlich die Verschuldungssituation der Staaten noch weiter verschlechtert und einige davon ruiniert hat. Es wird Zeit, dass die Allgemeinheit erkennt, dass die amerikanischen Ratingagenturen Katalysatoren für die Enteignung der Bürger sind und deshalb dringend reformiert gehören.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Umstürze im Süden Europas möglich
« Antwort #192 am: 10 Juli, 2010, 09:33 »
Der EU-Kommissionspräsident warnt vor weitreichenden Folgen sozialer Proteste in Griechenland, Spanien und Portugal

Die Führung der Europäischen Union schließt vor dem Hintergrund der Eurokrise offenbar ein Ende der parlamentarischen Demokratien in mehreren südeuropäischen Staaten nicht aus. Von der deutschen Presse unbeachtet berichteten englisch- und spanischsprachige Medien unlängst über ein Treffen des Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, mit Gewerkschaftsführern. Bei der Zusammenkunft am 11. Juni habe der ehemalige portugiesische Ministerpräsident die Gewerkschaftsvertreter davor gewarnt, "dass diese Länder in ihrer demokratischen Gestaltung, wie wir sie derzeit kennen, verschwinden könnten".

Die Gewerkschaftsvertreter seien von den drastischen Formulierungen des Präsidenten der EU-Kommission schockiert gewesen, schrieb der britische Journalist Jason Groves wenige Tage später in der Tageszeitung Daily Mail. Laut Groves seien von Barroso mehrere Möglichkeiten genannt worden, darunter Militärputsche und Umstürze.

Das Treffen fand vor dem Hintergrund der schweren Wirtschaftskrise in Südeuropa statt. Nicht nur Griechenland, sondern auch Spanien und Portugal sind von dem Zusammenbruch der Nationalökonomie bedroht. Die sozialdemokratische Führung in Madrid bittet daher um EU-Hilfsgelder aus dem "Rettungsfonds" der Union in Höhe von 750 Milliarden Euro. Milliardenhilfen waren vor Wochen bereits Griechenland gewährt worden. Gewerkschaften und soziale Bewegungen in den betroffenen Staaten mobilisieren dennoch, um gegen die schwerwiegenden sozialen Auswirkungen der verschärften Kürzungspolitik zu protestieren. In Griechenland haben diese Konflikte bereits mehrere Tote und Verletzte gefordert.

Die Warnung Barrosos sorgte in diesen Staaten auch für Aufsehen, weil das bürgerlich-demokratische System sowohl in Spanien, als auch in Griechenland und Portugal eine relativ junge Tradition hat. Spanien war von 1936 bis 1975 eine faschistische Diktatur, in Griechenland herrschte von 1967 bis 1975 eine Militärdiktatur und Portugal war die Diktatur von 1932 bis 1974 an der Macht.

Der Brite John Monks, Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes, zeigte sich auch deswegen erschüttert von der Einschätzung Barrosos. In einem Interview mit dem Brüssler EU Observer verglich er die aktuelle Lage in den von der Krise am stärksten betroffenen Staaten mit der Situation in den 1930er Jahren. Auch die Große Depression damals habe in Militärdiktaturen geführt, so Monks: "Ich sage nicht, dass wir schon wieder soweit sind, aber potentiell gibt es eine sehr große Gefahr – nicht nur wirtschaftlich, sondern eben auch politisch."

Linksgerichtete Analytiker und Vertreter sozialer Bewegungen interpretierten die Aussagen Barrosos indes als Drohung, um eine Zuspitzung sozialer Gegenwehr gegen die Auswirkungen der neoliberalen Politik innerhalb der EU zu vermeiden. Angesichts der Aussagen des Portugiesen ergebe auch die plötzliche strikte Sparpolitik von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero Sinn, heißt es auf einer spanischen Regionalseite des globalisierungskritischen Netzwerks Attac: Ihm sei offenbar klar, dass "die Märkte" ihre Interessen – wenn nötig – auf der Spitze der Bajonette verteidigen.

Auch der deutsch-mexikanische Soziologe und Verfechter eines "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", Heinz Dieterich, versteht die Stellungnahme als Warnung des EU-Vordermanns. "Mit anderen Worten: Die europäische Bourgeoisie stellt der Arbeiter- und Basisbewegung ein Ultimatum: Zahlt unterwürfig die Kosten der vom Kapital verursachten Krise, oder wir zwingen Euch mit militärischen Mitteln dazu." Dass dies auch in der bürgerlichen Demokratie möglich ist, hält Dieterich angesichts der Krise 1968 in Frankreich für möglich. Auf dem Höhepunkt der revolutionären Protestbewegung hatte die politische Führung unter dem Präsidenten und General Charles de Gaulle – was wenig bekannt ist – Panzer gen Paris mobilisiert.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

  • Cheff-Cubie
  • *****
  • Beiträge: 191383
  • Ohne Input kein Output
    • DVB-Cube
Japan vor dem Double-Dip?
« Antwort #193 am: 31 August, 2010, 21:38 »
Die Versuche der japanischen Notenbank, den Wechselkursanstieg des Yen aufzuhalten, verpuffen wirkungslos

Wieder einmal hat die japanische Notenbank eine Intervention versucht. Diesmal geht es ihr darum, den Wechselkursanstieg der japanischen Währung abzuwürgen. Der Yen war zum Dollar Ende der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit 15 Jahren und im Vergleich zum Euro auf den höchsten Stand seit 9 Jahren gestiegen. Die Bank of Japan (BoJ) hatte deshalb auf einer Dringlichkeitssitzung am Montag beschlossen, das Kreditprogramm auszuweiten. Insgesamt flutet die BoJ nun den Geldmarkt mit 30 Billionen Yen, das sind 10 Billionen (etwa 92 Milliarden Euro) mehr als bisher. Der Leitzins bleibt weiter bei 0,1%, weil er praktisch nicht mehr gesenkt werden kann.

Die Regierung kündigte weiterhin an, 920 Milliarden Yen (etwa 8,5 Milliarden Euro) aus den Haushaltsreserven umzuschichten, um damit ein neues Konjunkturprogramm zu starten oder bisher bestehende nicht auslaufen zu lassen. Damit will man die abflauende Wirtschaft stützen. So soll der Kauf umweltfreundlicher Produkte weiter angekurbelt, Studenten will man bei der Jobsuche helfen und die Regierung will auch kleinen Firmen unter die Arme greifen. Das neue Konjunkturprogramm werde noch in der kommenden Woche im Parlament verabschiedet, damit es noch in diesem Monat in Kraft treten kann.

Nach anfänglich steilen Wachstumsraten ist der kurzzeitig herbeigedopte Aufschwung längst wieder in sich zusammengebrochen. Vor allem ist dafür auch verantwortlich, dass der Exportboom einbricht und der private Konsum wegen der gefährlichen Deflation, in der die Verbraucher auf weiter fallende Preise hoffen und Käufe aufschieben, weiter schwach ist. So ist das starke Wachstum im 1. Quartal im 2. Quartal schon wieder auf geschätzte 0,1% eingeschnurrt. Das hat sogar dazu geführt, dass China nun Japan den Rang als zweitgrößte Volkswirtschaft abgelaufen hat.

Dass der kurze Exportboom eingebrochen ist, hat auch mit der Euroschwäche zu tun, wovon besonders Deutschland im 2. Quartal besonders profitiert hat. Japan leidet aber auch darunter, dass die Geschäfte mit den USA nicht wie im Vorquartal floriert haben, wo die Erholung des Patienten ebenfalls einen Rückfall zu erleiden droht.

Japan könnte wieder in die Rezession geraten, womit ein Double-Dip in der ersten großen Volkswirtschaft auf der Tagesordnung stünde, in Japan wäre das zudem eine Stagdeflation. Dieses Abgleiten in die Rezession soll durch das Konjunkturprogramm und durch den Versuch verhindert werden, den Yen abzuwerten. Insgesamt waren die Kapitalmärkte von den angekündigten Maßnahmen aber enttäuscht. Zwar hat der Yen am Montag zwar kurzzeitig an Wert gegenüber dem Dollar verloren, doch sein Wert ist im Tagesverlauf schon wieder gestiegen. Es wird nicht mehr ausgeschlossen, dass der Yen den bisherigen Höchststand gegenüber dem Dollar von 79,75 Yen (1995) übertreffen könnte.

Allseits wird erwartet, dass auch die japanische Regierung die Schleusentore weiter öffnen wird. Japans Ministerpräsident Naoto Kan ließ durch ein seltenes persönliches Treffen mit dem Notenbank-Chef Masaaki Shirakawa wissen, dass die Politik dem Anstieg des Yen nicht tatenlos zuzuschauen gedenkt. Doch wie die Maßnahmen aussehen sollen, bleibt angesichts der Rekordverschuldung Japans zweifelhaft.

Nachdem in Japan in den 1990er Jahren eine Immobilienblase geplatzt ist, kommt das Land nicht mehr richtig auf die Beine. Die Verschuldung ist explodiert. Konservativ geschätzt liegt sie schon jetzt bei gut 200 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Es wird davon ausgegangen, dass Japans Staatsverschuldung schon im kommenden Jahr mindestens 225 Prozent des BIP erreichen dürfte. Wie diese Verschuldung abgebaut werden soll, kann kein Volkswirt beantworten, schließlich geht schon die Hälfte der Steuereinnahmen für Zinsen drauf. Dass Japan den Geldmarkt weiter flutet und ein Konjunkturprogramm nach dem anderen auflegt, wie es der Internationale Währungsfonds (IWF) stets fordert, hat das Land zwar nicht auf die Beine gebracht, aber die Staatsverschuldung in extrem ungesunde Höhen getrieben.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline Jürgen

  • der Löter
  • User a.D.
  • ****
  • Beiträge: 4999
  • white LED trough prism - WTF is cyan?
Re: Japan vor dem Double-Dip?
« Antwort #194 am: 31 August, 2010, 22:19 »
Warum soll die Staatsverschuldung steigen, wenn der Staat mehr Geld in den Umlauf bringt?
Er muss es sich ja nicht leihen, er kann es drucken. Die Japaner haben immerhin noch ihre Währungshoheit, im Gegensatz zu unsereinem...
Die Inflationsrate ist dort m.w. derzeit ebenso niedrig wie die Zinsen.
Brächte man nun frisches Geld in Umlauf, bevorzugt zuerst an bedürftige Bürger und Projekte, dann erhöht der grösste Teil davon sogleich die Binnennachfrage.
So gibt es im Anschluss einen gewissen Preisanstieg und irgendwann auch eine steigende Nachfrage nach Importware, anschliessend verliert der Yen auch international etwas an Wert.
Auch einen Teil der Staatsverschuldung könnte man so vorsichtig per Druckerpresse tilgen.
Im richtigen Mass getan, sollten sich die Probleme langsam lösen lassen, ohne dass sich der Staat weiter verschulden müsste.
Das Ganze setzt allerdings voraus, dass die Entscheidungsträger vernünftig und angemessen handeln, sich nicht nur von Lobbyisten aus Finanzwelt und Spekulantentum leiten lassen.

Jürgen
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

Samsung LE32B530 + Benq G2412HD @ HDMI 4:2; Tokaï LTL-2202B
XORO HRS-9200 CI+ (DVB-S2); XORO HRT-8720 (DVB-T2 HD)
Empfänger nur für FTA genutzt / ohne Abos
YAMAHA RX-V663 (AV-Receiver); marantz 7MKII; Philips SHP2700 ...
FritzBox 7590 mit VDSL2 50000