Autor Thema: Das menschliche Gehirn ....  (Gelesen 14784 mal)

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Brain-To-Brain Interface: Mensch steuert anderen mit Gedanken fern
« Antwort #60 am: 28 August, 2013, 12:20 »
Einem US-Wissenschaftler ist es gelungen, einen Kollegen fernzusteuern. Er hat seine Gedanken in dessen Gehirn übertragen und eine Bewegung ausgelöst, ohne dass der andere das wollte.

Ein Mensch kontrolliert die Gedanken eines anderen: Das haben Wissenschaftler der Universität des US-Bundesstaates Washington in Seattle getan. Über eine Gehirn-zu-Gehirn-Schnittstelle (Brain-To-Brain Interface) hat der Informatiker Rajesh Rao auf das Bewegungszentrum seines Kollegen Andrea Stocco zugegriffen, um ein Computerspiel zu bedienen.


Für das Experiment trug Rao eine Datenkappe, die per Elektroenzephalografie seine Gehirnströme aufzeichnete. Stocco befand sich in einem anderen Gebäude auf dem Campus und trug eine Badekappe, in die eine Spule eingearbeitet war. Diese sollte per transkranieller Magnetstimulation (TMS) sein Gehirn beeinflussen.

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Offline Jürgen

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Re: Brain-To-Brain Interface: Mensch steuert anderen mit Gedanken fern
« Antwort #61 am: 29 August, 2013, 04:35 »
Für mich ist das nutzloser Blödsinn, zum Glück.
Diese menschliche Laborratte war ja schon genau auf diese Aktion fixiert, und lediglich der Zeitpunkt wurde hier aus der Ferne beeinflusst, wenn überhaupt.
Und als Auslöser hätte ein bloßes Erschrecken, ein Tritt auf den Fuß oder schlicht hinlängliches Abwarten auch genügt.
Ein so grober Reiz großer Areale des Hirns kann überhaupt keine bestimmte Handlung auslösen, allenfalls eine ohnehin gerade sehr aktive oder besonders inaktive Region geringfügig beeinflussen.
Ungefähr so stark, wie ein leichtes Jucken am Ohrläppchen...

Also braucht auch weiterhin niemand Angst vor irgendeiner Fernsteuerung per Induktionsschleife zu haben.
Genau so wenig, wie vor Datendiebstahl direkt aus dem Hirn per Körperfettwaage oder Neutrinostrahl  ::)

Jürgen
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Hirnforschung: Erinnern verändert Erinnerungen
« Antwort #62 am: 13 November, 2013, 13:49 »
Daniela Schiller, Hirnforscherin an der Mount Sinai School of Medicine in New York, hat in Untersuchungen demonstriert, dass Erinnerungen nichts Statisches sind, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Eine Erinnerung abzurufen sei ein aktiver Prozess. "Es erfolgt jedes Mal ein erneuter Speicherprozess." Das bedeutet, dass Erinnerungen sich in einem instabilen Zustand befinden und sie bei jedem Abruf neugeschrieben und umgeformt werden. "Wir erinnern uns nicht an die Originalversion, sondern an deren Überarbeitung durch das Gehirn."

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Offline dada

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Re: Hirnforschung: Erinnern verändert Erinnerungen
« Antwort #63 am: 13 November, 2013, 16:47 »
Na wunderbar. Das ist doch wie gemalt für unsere Politiker! Die erinnern sich vermutlich ganz oft an das, was sie vor den Wahlen versprochen haben  :hmm
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Offline Hans Vader

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Re: Hirnforschung: Erinnern verändert Erinnerungen
« Antwort #64 am: 13 November, 2013, 17:21 »
Na wunderbar. Das ist doch wie gemalt für unsere Politiker! Die erinnern sich vermutlich ganz oft an das, was sie vor den Wahlen versprochen haben  :hmm

Gab da mal ein Liedchen. Zitat in etwa : Was Du heute kannst versprechen, darfst Du morgen wieder brechen ...  :rauch
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Offline Jürgen

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Re: Hirnforschung: Erinnern verändert Erinnerungen
« Antwort #65 am: 14 November, 2013, 04:39 »
Ich teile diese Theorie nicht in vollem Umfang.

Es stimmt zwar, dass das intensive Erinnern zu einer erneuten Speicherung führt, aber die ursprüngliche Information geht dabei in der Regel nicht verloren.
Ähnlich wie bei Lernen und Wiederholung entsteht statt dessen eine gewisse Redundanz.
Allerdings können diese "Versionen" im Laufe der Zeit einzeln verändert werden oder auch mal verloren gehen.
Und das betrifft dann typischerweise nicht die älteste Speicherung, sondern eher spätere Wiederholungen, die ja jeweils per se weniger wichtig gewesen bzw. empfunden worden sein dürften.

Das ist der Grund dafür, dass man manchmal irgendetwas vergessen zu haben scheint, obwohl man weiß, dass man sich eigentlich daran erinnern müsste, es einem dann aber nach einer gewissen Zeit (Minuten oder Stunden später) plötzlich doch wieder verfügbar wird.
Die uralten Originale können insofern ziemlich verschüttet sein, weil länger nicht abgerufen.
Sie sind dann aber eben doch noch vorhanden.
Und meiner Erfahrung nach sind sie typischerweise auch noch korrekt.

Diese Redundanzen sind auch der Hauptgrund, weshalb sich Demente oder organisch hirngeschädigte Menschen häufig noch gut an uralte Dinge erinnern, während Neueres gnadenlos verschütt geht.
Das olle Zeugs ist eben oft so vielfach gespeichert, dass sich immer noch eine lesbare Kopie findet, oder in diesem Sinne sogar das Original.  
Laufen die Dinge in dieser Art ab, erkennt man das gelegentlich an einer kurzen Verzögerung.
Die Geschwindigkeit der Neuronen ändert sich nämlich nicht, aber Umwege, so sie denn letztlich noch funktionieren, brauchen einfach mehr Zeit.

Ich selbst vergleiche das Gedächtnis gerne mit einem komprimierten Datenträger, der ebenfalls komprimierte Unterstrukturen beinhaltet.
Teilweise kann man wohl sogar von einer Art Verschlüsselung der Struktur ausgehen, u.U. auch mehrstufig, für die Schlüssel-Gedankengänge (Eselsbrücken) oder aktuelle Wahrnehmungen entscheidend sein können Auch das durchaus auf mehreren möglichen Wegen.

Strengt sich der Nachdenkende dabei auch noch besonders an, dauert's gern noch länger, wie ja fast jeder aus Prüfungssituationen wissen wird.
Hat man schließlich ab- bzw. aufgegeben, fällt einem - leider dann zu spät - gern alles Wichtige ohne große Mühe wieder ein.

Und solche Anstrengung beim Versuch des Erinnerns kann tatsächlich zu verfälschten Ergebnissen führen, insbesondere bei Menschen mit einer stark emotional geprägten Denkweise. Das ist dann Glauben, nicht Wissen, aber dies ist den Betroffenen oft nicht bewusst. Man könnte dabei sogar von Erinnerungs-Pfusch sprechen...

Und solche Situationen sind bei der polizeilichen Vernehmung und vor Gericht eigentlich typisch, weil kaum jemand vorgeladen wird, den die Sache nicht wirklich berührt, auf die eine oder andere Weise.  

Allein aus solchen Ausnahmesituationen darf man aber nicht auf die grundlegende Arbeitsweise des Erinnerungsvermögens schließen.

Jürgen
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Neurogrid: Chip ahmt das Gehirn nach
« Antwort #66 am: 01 Mai, 2014, 18:15 »
Forscher der Universität Stanford haben einen Chip entwickelt, der nahezu wie ein menschliches Gehirn arbeitet. Das sogenannte Neurogrid-Board soll 9000-mal schneller arbeiten als aktuelle PCs, aber nur einen Bruchteil an Energie benötigen.

Das von der Europäischen Union initiierte Human Brain Project verfolgt das Ziel, mit Hilfe von Supercomputern die Arbeit des menschlichen Gehirns nachzustellen. Biowissenschaftler der kalifornischen Universität Stanford haben nun unter der Bezeichnung Neurogrid eine Rechnerplatine entwickelt, deren 16 "Neurocore"-Chips nach dem Prinzip des Gehirns arbeiten. Das System von der Größe eines Tablets ist in der Lage, rund eine Millionen Neuronen und Milliarden von Synapsen-Kontakten zu simulieren.


Mit diesem Ansatz lassen sich erhebliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber den klassischen Rechnersystemen mit Halbleiterchips erzielen – bereits ein Mäusegehirn arbeite rund 9000-mal schneller als ein aktueller PC beim Versuch, das Hirn zu simulieren, erklärt der am Projekt beteiligte Wissenschaftler Kwabena Boahen. Ein weiterer maßgeblicher Vorteil von Neurogrid sei die Energieeffizienz. Das System arbeite etwa um den Faktor 40.000 sparsamer als ein herkömmlicher PC.

Um Neurogrid für den praktischen Einsatz reif zu machen, arbeiten die Wissenschaftler aktuell an der Entwicklung von Compiler-Software und einer weiteren Senkung der Kosten des Systems – der vom National Institut of Health geförderte Prototyp hat rund 40.000 US-Dollar gekostet. Konkrete Einsatzmöglichkeiten für Neurogrid sieht Boahen beispielsweise bei der Steuerung von Körperprothesen oder auch humanoider Roboter.

Quelle : www.heise.de

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Forschung: Hirnwellen könnten künftig Passwort ersetzen
« Antwort #67 am: 06 Juni, 2015, 11:04 »
Das Lesen von Akronymen wie FBI oder DVD ruft bei jedem Menschen individuelle Hirnströme hervor. Diese ließen sich laut Forschern langfristig zur Zugangskontrolle für sensible Bereiche oder Daten nutzen.



In ihrer im akademischen Magazin Neurocomputing veröffentlichten Studie mit dem Titel „Brainprint“ haben Forscher der Binghamton University die Gehirnströme von 45 Freiwilligen ausgewertet, während diese eine Wortliste mit Akronymen studieren mussten. Bei der Aufzeichnung der Gehirnwellen fanden die Wissenschaftler heraus, dass jeder Proband die aus wenigen Buchstaben bestehenden Abkürzungen minimal anders verarbeitet. Ein angeschlossenes Computersystem konnte die jeweiligen Hirnströme in 94 Prozent aller Versuche konkret einer Person zuordnen.

Die einzigartige Reaktion auf bestimmte Wörter  ließe sich den Forschern zufolge in Zukunft für Sicherheitssysteme nutzen, die die Identitäten von Person bestimmen können. Sarah Laszlo, Dozentin und Mitautorin der Studie, sieht die aus den Versuchen gewonnenen Biometriedaten für Einloggvorgänge als besonders geeignet an. Im Gegensatz zu Fingerabdrucksensoren oder Retina-Scannern könnten sie nicht so leicht ausgetrickst werden. Sollte ein Brainprint doch einmal entwendet werden, so könnte der Nutzer einfach ein neues Akronym festlegen.

Für das Freischalten des Smartphones dürften Brainprints nach Ansicht von Mitautor Zhanpeng Jin in naher Zukunft jedoch nicht geeignet sein. Wichtige Sicherheitsanwendungen könnten jedoch von den individuellen Gehirnströmen profitieren. Jin sieht Einsatzmöglichkeiten für Brainprints daher eher in Bereichen, in denen sich nur wenige Menschen aufhalten dürfen, als Beispiel nennt er Einrichtungen wie das Pentagon oder die Air Force Labs.

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Re: Forschung: Hirnwellen könnten künftig Passwort ersetzen
« Antwort #68 am: 08 Juni, 2015, 02:03 »
Schon klar, um in Zukunft eine Tür zu öffnen, schmiert man sich den Kopf mit leitfähigem Gel ein und setzt dann einen Spezialhelm mit Dutzenden Elektroden auf.
Und dann hofft der Betreiber, man hätte in letzter Zeit seine Denkmuster überhaupt nicht verändert und nichts Neues im Kopf.

So ein Schmarrn passt sicher auf viele Beamte, Politiker und Militärs, mit längst mumifiziertem Intellekt.

Ganz sicher aber nicht auf Menschen, die wichtige neue Ideen entwickeln oder folgenreiche Dinge entscheiden sollen.
Die nämlich müssen geistig rege und flexibel sein, und ihre gedanklichen Reaktionen werden sich daher aufgrund wachsender Erfahrung ständig verändern.
Zudem verwenden sie in der Regel keine mentalen Techniken oder Drogen zur zumindest vorläufigen Stillegung des ansonsten automatisch aktiven Denkapparats.

Noch mehr aber als chronisch albträumende Geheimdienstverschwörer würden sich Internetkraken und Werbewirtschaft für ein unauffälliges Dauer-EEG am Smartphone interessieren, z.B. um die Reaktion auf bestimmte Begriffe, Bilder oder Töne zu beobachten oder später sogar manche Gehirnstromzacken einfach als angebliche Kaufentscheidung zu interpretieren.

Meine Gedanken verlassen meinen Kopf ausschließlich durch meine eigene Entscheidung, und nur in Form von Sprache, Text und allenfalls noch körperlichem Nachdruck.

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Software unterstützt und kontrolliert Gedächtnis
« Antwort #69 am: 22 Juni, 2017, 17:04 »
Digitale Helfer können dem Gedächtnis des Menschen tatsächlich auf die Sprünge helfen. Aber die Technik bietet auch Missbrauchsmöglichkeiten, warnen Forscher.

Albrecht Schmidt von der Universität Stuttgart hat ein Programm entwickelt, das sein Gedächtnis sanft unterstützt. Die Software protokolliert lückenlos seine tägliche Arbeit am Laptop und präsentiert ihm am nächsten Morgen eine fünfminütige Diashow von Screenshots des Vortags – zwei Bilder jeder Minute, im extremen Zeitraffer zusammengeschnitten. Als Außenstehender bleibt man ratlos: Die Bilder laufen viel zu schnell. "Aber ich kann sehen, wie ich gearbeitet habe, was ich gemacht habe, wie schnell – und vor allem: Was ich gelernt habe", sagt Schmidt.

Zweischneidige Technik

Im EU-finanzierte Projekt Recall haben Schmidt und seine Kollegen untersucht, ob und wie sich Lifelogging-Techniken als Gedächtnisstütze nutzen lassen, berichtet Technology Review in seiner Juli-Ausgabe (seit Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar). Das Ergebnis: Bereitet man die Datenflut aus einem Lifelogging richtig auf und präsentiert dem User eine kurze Zusammenfassung seines Tages, kann er sich an mehr Begebenheiten erinnern. "Schnell wurde klar, dass die Technologie auch gesunden Menschen helfen kann", erklärt Schmidt, der ebenfalls an Recall beteiligt war. Aber die Technik ist durchaus zweischneidig, denn mit dem Verstärken bestimmter Erinnerungen werden andere Erinnerungen abgeschwächt.

"Wie gut man sich an ein Objekt erinnert, wird beeinflusst von der Zahl der ähnlichen Objekte, denen man begegnet", sagt Geoff Ward, Psychologe an der University of Essex. Er hat Studierende auf eine Campustour geschickt. An acht verschiedenen Stationen warteten jeweils sechs verschiedene Dinge. Die Studenten sollten sich möglichst viele dieser Dinge merken. Eine Gruppe aber behandelte er etwas anders: Nach der Tour und vor dem Test zeigte er ihnen Fotos von einigen ausgewählten Dingen, die an drei der acht Orte auf sie gewartet hatten. Wenig überraschend war, dass sich diese Gruppe zu 80 Prozent an jene Dinge erinnern konnte, die ihnen zusätzlich auf den Bildern gezeigt worden waren – und damit deutlich besser als die Kontrollgruppe. Sie hatte sich nur an 60 Prozent aller gesehenen Dinge erinnert. Erstaunlich jedoch war das zweite Ergebnis: An Dinge, von denen die Fotogruppe nachträglich kein Bild gesehen hatte, erinnerte sie sich nur zu 45 Prozent – und damit schlechter als die Kontrollgruppe. Die Fotos hatten sie also Dinge vergessen lassen, die ohne Fotos im Gedächtnis geblieben wären.

Erinnerungen einpflanzen

Wenn also ein Algorithmus den Tag in Bildern zusammenfasst wie im Projekt Recall, verändert er die Wahrnehmung – und am Ende unser Handeln. Ward sieht darin aber auch eine Chance. Wir könnten die Methode nutzen, um das perfekte, von negativen Erinnerungen gereinigte Gedächtnis zu schaffen. "Wer den Algorithmus macht, der kann uns Erinnerungen einpflanzen", sagt Albrecht Schmidt.

Aber ist das nicht Gehirnwäsche? "Nein, das ist das Leben", sagt Ward: So funktioniert unser Gehirn. Auch das Verhalten von Menschen könnte man dank dieses Mechanismus ändern: Wer öfter ins Fitnessstudio gehen möchte, aber mit seinem inneren Schweinehund kämpft, könnte sich die Erinnerung daran verstärken lassen, wie gut es ihm hinterher ging. "Die Technik dafür ist reif", sagt Ward, "das muss uns bewusst sein".

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