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HDTV-FERNSEHEN : Hochauflösend mit Hindernissen
« am: 29 August, 2005, 19:44 »
Auf der Funkausstellung in Berlin werden die Besucher Fernsehen in ungeahnter Schärfe bestaunen können. Premiere startet im November gleich drei HDTV-Kanäle, Spielkonsolen setzen ebenfalls auf hohe Auflösungen. Lohnt sich der Kauf eines neuen Fernsehers?

Kein Zweifel, Konkurrenz macht erfinderisch - nur manchmal wäre weniger Kreativität mehr. Das können die Besucher der Internationalen Funkausstellung Ifa ab Freitag selbst erfahren, wenn sie sich an den vielen bunten Ständen nach dem Nachfolger der Video-DVD erkundigen.

Zwei konkurrierende Formate, HD-DVD und Blue-ray, wollen die etablierte Videoscheibe beerben. Wer das Rennen macht, ist noch völlig offen. Zwar wollten sich die beiden Lager längst auf einen Kompromiss zwischen beiden Standards geeinigt haben, um die Kunden nicht zu verunsichern. Die Gespräche gelten jedoch inzwischen als gescheitert.

Also werden auf der Ifa ganze Armadas von riesigen Plasma- und LC-Displays stehen - aber bei einer wichtigen, wenn nicht sogar der wichtigsten Anwendung der Monsterbildschirme, dem hochauflösenden Film auf Silberscheibe, wird es kein überzeugendes Angebot geben. Warum sollte ein Kunde sich einen Player, sei es Blue-ray oder HD-DVD, kaufen, wenn noch nicht einmal feststeht, ob dafür in ein paar Jahren überhaupt noch Filme verkauft werden?

Formatstreit wie zu Zeiten der Videokassette

So preisen die Monitor-Hersteller notgedrungen vor allem das hochauflösende Fernsehen HDTV an, das der Pay-TV-Sender Premiere im November in Deutschland mit drei Satellitenkanälen starten will. Ob dann, oder spätestens zur Fußball-WM 2006, die Premiere in HD überträgt, tatsächlich Tausende Konsumenten ihr Wohnzimmer komplett mit neuer Technik ausstatten, muss sich erst zeigen.

Bei Sony hofft man zudem auf die Gamer. Die für 2006 angekündigte Playstation 3 wird ebenso wie Microsofts Xbox 360 Spiele in HD ermöglichen. Möglicherweise komme die Nachfrage nach großen Displays ja vor allem aus dem Spielersegment - so der Wunschtraum der Sony-Manager.

Dem Kunden, der tatsächlich den Einstieg in hochauflösendes Fernsehen plant, stehen mehrere Technologien zur Auswahl. Plasma-Fernseher bieten die größten Bilddiagonalen und ein gutes Bild, sind aber deutlich schwerer als LC-Displays und obendrein Stromfresser. Nicht umsonst gelten sie als die SUV-Klasse fürs Wohnzimmer, weil sie ähnlich ressourcenhungrig sind wie Geländewagen. LC-Displays kosten im Vergleich zu Plasmas weniger, sind dafür aber auch kleiner. Welches Verfahren sich letztlich durchsetzt, lässt sich derzeit schwer vorhersagen.

Daneben gibt es noch Beamer, von denen immer mehr auch HD-Auflösungen schaffen, sowie Rückprojektionsschirme, die dank der sogenannten DLP-Technologie durchaus ein beeindruckend gutes Bild liefern - allerdings in besonders hellen Umgebungen, wie Beamer auch, Schwächen zeigen.

Als wären das nicht schon genug Techniken, tüfteln die Hardware-Hersteller bereits an einem ganz neuen Bildschirmtyp namens SED. Die Abkürzung steht für Surface-Conduction Electron-Emitter Display. SEDs sollen die Vorzüge von Elektronenstrahlröhren besitzen, und gleichzeitig flache Bauformen ermöglichen. Der Bildschirm besteht aus Millionen winziger Kohlenstoff-Nanoröhrchen, die Elektronen emittieren und so das Bild erzeugen.

Kopierschutz und Verschlüsselung

Weil die Filmindustrie sich vor Raubkopiern fürchtet, wird sie hochauflösendes Material künftig sehr wahrscheinlich nur noch mit besonders starkem Kopierschutz unters Volk bringen. Deshalb sollte das Gerät das Logo "HD ready" tragen. Es besagt unter anderem, dass der Fernseher mindestens eine Auflösung von 1280 mal 720 Pixeln besitzt. Allerdings ist zu erwarten, dass sich der höhere Auflösungsstandard von 1920 mal 1080 Bildpunkten durchsetzt - das sind fünf mal so viele Pixel wie beim heute in Deutschland üblichen PAL-Standard (720 mal 576). Auch Premiere will in der hohen HDTV-Auflösung senden.

Ein Gerät mit der Auflösung 1280 mal 720 kann die höhere Auflösung von 1920 mal 1080 nicht direkt darstellen und muss das Bild erst herunterskalieren - dabei gehen natürlich Bildinformationen verloren.

Der wohl wichtigste Punkt bei "HD ready" ist jedoch der Kopierschutz. Hochauflösende Bilder werden sowohl vom DVD-Player (HD-DVD oder Blue-ray) als auch vom TV-Decoder (etwa von Premiere) wohl meist nur in verschlüsselter Form ausgegeben, um das unerlaubte Kopieren zu erschweren. Um überhaupt ein Bild anzeigen zu können, muss der Fernseher deshalb die HDCP-Verschlüsselung verstehen.

Diese Verschlüsselung hat übrigens nichts mit der normalen Verschlüsslung bei Premiere zu tun, die das Schwarzsehen verhindern soll. Sie findet zwischen dem Ausgabegerät (Decoder, Player) und dem Anzeigegerät (Fernseher) statt.

Fernsehsender können diese Verschlüsselung aktivieren, müssen aber nicht. Gleiches dürfte für hochauflösende Videos auf HD-DVDs beziehungsweise Blue-ray-Scheiben gelten. Premiere hat jedoch bereits angekündigt, dass Filme in HD auf Druck der Rechteinhaber auf jeden Fall verschlüsselt sein werden.

Wer nicht unbedingt sofort ins "Fernsehen der Zukunft" einsteigen will und auch nicht scharf auf die Fußball-WM in High Definition ist, sollte mit dem Kauf eines HD-Fernsehers lieber noch einige Zeit warten. Die Preise für große LC- und Plasma-Displays dürften noch deutlich sinken, wenn die Geräte erst einmal in größeren Mengen produziert werden. Und eines Tages werden sicher auch frei empfangbare Programme auf HD umsteigen, so dass man auch die Abogebühren sparen kann.

Quelle : www.spiegel.de

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