Thema: Signalstärke & Signalqualität

[merc]

Hi,

nachdem jetzt meine TV-Karte & Software meinen Vorstellungen entsprechend funktioniert,
habe ich noch ein paar Fragen.


Welche genaue Bedeutung haben die Werte Signalstärke und Signalqualität?

Die Signalquali liegt bei mir im Prinzip bei allen Sendern bei 100%.
Die Signalstärke hingegen zwischen 70% und 90%
Entsteht durch eine niedrigere Signalstärke eine schlechtere Bildqualität oder welche
Auswirkung haben diese Werte?

Was ist das "empfohlene" minimum?

gruß merc

[Jürgen]

Deine Werte sehen gut aus.
Bei mir habe ich festgestellt, dass ich bei Level unter ~ 30 % eine Qualität von 100% nicht mehr erreiche, Qualität unter ~ 30 % bringt Klötzchenbildung.
Die Qualität ist relevant für ungestörten Empfang, sie wird von der Bitfehlerrate abgeleitet. Den Pegel braucht man eigentlich nur zur Ausrichtung der Schüssel.
Für schmalbandige Signale, z.B. einige auf HotBird, mit unter 10000 kbps, kommt man oft auch mit weniger Pegel für 100 % Qualität aus.

Die Bildqualität ist bei Digital in einem weiten Pegelbereich vom Pegel unabhängig, Rauschen entsteht prinzipbedingt nicht, wenn's nicht reicht, gibt's halt Klötzchen, es stockt, oder das Bild setzt ganz aus.

Natürlich können die angezeigten Werte je nach Empfänger auch abweichen, es gibt z.B. Geräte, die niemals 100% Quality anzeigen. Ein Pegel von 100% kann ein Zeichen von Übersteuerung sein, das kann mit sehr grossen Schüsseln oder unnötigen bzw. zu starken InLine-Verstärkern vorkommen, da sind u.U. auch Störungen durch Sättigung bzw. Mischprodukte möglich, kommt aber in der Praxis so gut wie nie vor. Die Skalierung dieser Anzeigen ist immer gerätespezifisch und kann sogar zwischen identischen Geräten etwas abweichen, ohne dass das etwas bedeutet. Heutzutage macht sich kein Hersteller die Arbeit, so etwas abzugleichen, wie früher bei Zeigerinstrumenten (VU-Meter) durchaus möglich und auch üblich.

[merc]

Ok,

Danke für die Info, und ich dachte schon
ich müsste diese blöde Schüssel noch exakter ausrichten  

gruß merc

[Wittgenstein]

Bei mir habe ich festgestellt, dass ich bei Level unter ~ 30 % eine Qualität von 100% nicht mehr erreiche, Qualität unter ~ 30 % bringt Klötzchenbildung.

An dieser Stelle sollte man doch auch auf die forward error correction hinweisen. Bei  FEC 1/2 reicht eine wesentlich niedrigere Qualität  als z.B. bei FEC 7/8!

W.

[Jürgen]

Sicher, aber natürlich umgekehrt proportional zur Nutzdatenrate ~ Bildqualität. Der Unterschied ist natürlich beim DX-Empfang sehr wichtig, bei Aufnahmen sollte jedenfalls die BER (Bitfehlerrate) immer möglichst niederig, also die Qualität tunlichst 100% sein, dann hört man hier auch nicht ganz so viele Beschwerden über Klötzchen, Ruckeln und Asynchronitäten, oder schlimmstenfalls sekundenlangen Aussetzern mit Hellmachern...

Ich habe schon Schüsseln mit Bindfäden an Besenstielen gesehen, "ausgerichtet" mit viel Geschrei, da bin ich über jede anständige Anlage froh, und über jeden Nutzer, der sich eigene Gedanken macht und dann fundierte Fragen stellt.
Hier im Hamburger Schanzenviertel kann man nach jedem Sturm Schüsseln sammeln gehen ...

[merc]

Hi,

"forward error correction"
da kann ich jetzt irgendwie nichts mit anfangen

Ich interessiere mich schon etwas für die ganze Materie "Digitales-TV", kennt jemand ne gute Seite die so die Grundlagen, Funktionsweise und nen paar wichtige Fachbegriffe gut erklärt? Muss aber nicht in die tiefsten Tiefen gehen, sonst wird mir das bestimmt wieder zu viel  

PS. hab nur ISDN, ne PDF oder sowas wäre also auch toll, sonst wird die Rechnung wieder so teuer.

gruß merc

[Jürgen]

Die FEC hat Wittgenstein in's Gespräch gebracht, ich hatte darauf zunächst verzichtet.

Dabei geht es um zusätzliche Fehlerkorrekturdaten, die dem Signal von vornherein mitgegeben werden, um Fehler bei der Übertragung erkennen und in einem gewissen Umfang auch beheben zu können. Das ist natürlich nicht perfekt, aber beim Betrachten von MPEG2-Übertragungen sind kleine unkorrigierte Fehler meist nicht wahrnehmbar, will man allerdings aufzeichnen oder sogar später nachbearbeiten, sollten besser keine Fehler auftreten. Solcher Overhead ist auch der Grund, weshalb z.B. auf eine Audio-CD mehr Audio-Daten passen, als auf eine Daten-CD im technisch eigentlich identischen WAV-Format bei gleicher Datenrate, denn die Daten-CD enthält eine zusätzliche Fehlerkorrekturebene. Eine Audio-CD mit kleinen Datenfehlern würde höchstens eine kurze Tonstörung, wie z.B. einen Klick, erzeugen, bei Fehlern, die eine Datei schon völlig unbrauchbar machen könnten. Ein defektes Audio-Sample ist zwar evtl. störend hörbar, aber danach geht es meist einfach weiter, ein falscher Befehl innerhalb eines Programms kann den Rechner zum Absturz bringen. Fehlerkorrekturmechanismen müssen daher immer an den Verwendungszweck der Daten und natürlich die für den Übertragungsweg typischen Fehlerquellen und die möglichen Auswirkungen der Fehler angepasst werden.

Bei der Übertragung einer Datei durch's Internet ist es möglich, im Falle eines fehlerhaften Pakets dieses gezielt neu abzurufen und noch einmal zu übertragen, bei allen Arten von Rundfunk geht das nicht, da entweder die Kapazität dafür nicht bereitsteht, z.B. bei Internet Broadcasting wie über RealNetwork, oder der Rückweg für die Fehlermeldung und das Anfordern des benötigten Pakets schlicht fehlt, z.B. bei Satellitenübertragung, nur Empfang, kein Senden möglich.
Das erklärt auch, weshalb so viele Leute beim Saugen an Satelliten-Datendiensten nur fehlerhafte Dateien bekommen, Übertragungsfehler können die nicht korrigieren, während z.B. ein SkyDSL-Nutzer immer über einen Rückkanal, meist per Telefonnetz, verfügt, er könnte ja auch sonst keine Daten anfordern. Der jedenfalls bekommt ein defektes Paket ggf. einfach noch einmal, gut ist ...

Allgemeine PDFs zum Thema kenne ich leider auch nicht, da wird im Moment immer noch gut an echten Büchern verdient, aber eine gute Seite findet sich z.B. unter http://www.satellitentechnik.de/  (Tip von Lakefield http://www.dvbcube.org/index.php?board=57;action=display;threadid=1624   )
Auch der Besuch der Seiten der Satellitenbetreiber kann sich lohnen, z.B. www.astra.lu und www.eutelsat.de

Musst ja nicht alles auf einmal lesen, einfach erst 'mal als Favoriten anlegen.

[merc]

Hi Jürgen,

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, hätte gar nicht so ausführlich sein müssen, Mode1/2 CD's sind mir bekannt, kennne ich aus dem DVD-Backup Bereich , mit dem ich mich schon lange beschäftige. Stichwort: XCD.

Außerdem hab ich gerade meine Schulische Ausbildung zum Informations-Technischen-Assistenten abgeschlossen, Cisco (Netzwerk), Prog, usw. Kenne mich also auch recht gut im Netzwerkbereich aus.

Vieleicht schau ich dem nächst mal in unserer Stadtbücherei vorbei ob die da was haben, da hatte ich schon mal nen Buch über normales (analoges altes) Fernsehen her, das war mir aber dann doch zu langweilig

gruß merc

[Jürgen]

Da schau her,  es gibt also doch noch Nutzer von paperware  

Ich träum' selbst noch von einer Gesamtausgabe der Funktechnischen Arbeitsblätter aus der Funkschau ...

Ob man allerdings in der Stadtbücherei halbwegs aktuelle Veröffentlichungen findet, weiss ich nicht. Wenn es hier ein Regal für Bücher z.B. von Franzis oder Heise geben würde, hätte ich eine Leihkarte. Da dem nicht so ist, sehe ich eben zu, was ich an Original-Veröffentlichungen von Chip- und Komponentenherstellern als PDF kriegen kann, da ist vieles zu lernen. Ein gutes Manual kann da u.U. einen ganzen Kursus ersetzen, das war z.B. auch bei Camcordern und DAT-Recordern so, bevor es überhaupt Bücher gibt, ist ein Service-Manual oder für Einzelteile die Original-Applikation oft die beste Quelle auch für Grundlagen.
Eine brauchbare Quelle für PDFs ist z.B. die Suchmaschine Altavista, da die solche auch inhaltlich indiziert. Interessant sind z.B. die PDFs für den TI DSP der SS1-DVB-Karten AV711*, die PCI-Brücke SAA7146A von Philips, sowie für Tunerpacks wie z.B. ALPS BSRU6 oder BSRV2, den Soundchip TLC320AD80C von TI usw., wer suchet, der findet.
Für das beliebte Thema DiSEqC gibt's viel bei DiSEqCtm specifications  Earth Segment, drucken würd' ich lassen...
So bekommt man auch allerlei Wissen zusammen.