Das freie, POSIX-konforme Betriebssystem Minix 3 ist nach mehrjähriger Entwicklung in Version 3.2 erschienen.Minix 3 ist ein Microkernel-Betriebssystem, das ursprünglich von dem renommierten Informatikprofessor Andrew Tanenbaum entwickelt wurde, der das Projekt auch heute noch leitet. Es war in den Versionen 1 und 2 als kleines, aber funktionsfähiges System für die Lehre gedacht und wurde zu einem günstigen Preis kommerziell vertrieben.
Minix wurde im Jahr 2000 freie Software unter einer BSD-Lizenz. Damals war Minix allerdings noch ein 16-Bit-System. Erst 2008 erschien Minix 3 als 32-Bit-System, das mit den Vorgängerversionen kaum noch etwas gemeinsam hat. Seit 2009 wird Minix als Forschungsprojekt von der EU mit 2,5 Mio. Euro gefördert, was eine stetige weitere Entwicklung bis 2014 ermöglicht. Zählt man die Versionen 1 und 2 mit, so ist Minix vier Jahre älter als Linux.
Jetzt ist als erstes Ergebnis dieser Entwicklung Minix 3.2 verfügbar. Die vorausgegangene Version 3.1.8 liegt bereits fast 17 Monate zurück. Inzwischen ist das Projekt dazu übergegangen, den Quellcode mit Git zu verwalten. Funktional bringt Version 3.2 zahlreiche Neuerungen und Modernisierungen. So ist Clang der Standard-Compiler, GCC wird allerdings weiter unterstützt. Die C-Bibliothek stammt ebenso wie der Bootloader von NetBSD. Das Standardformat für ausführbare Dateien ist nun ELF.
Auch auf Rechnern mit mehreren Prozessoren kann Minix nun laufen, wenn auch nur experimentell. Zudem wurde auch die Unterstützung für die Virtualisierung verbessert. Minix 3 unterstützt ferner Filesystems in User Space (FUSE), was wohl lediglich der Linux-Kompatibilität dient. Denn als Microkernel-Betriebssystem laufen bei Minix ohnehin alle Dateisysteme und Treiber außerhalb des Kernels, der nur 30 Systemaufrufe und weniger als 5.000 Codezeilen umfasst.
Der VFS-Server ist nun asynchron und kann in mehreren Threads laufen. Das Dateisystem ext2 wurde vollständig ins Basissystem integriert, darüber hinaus werden nun die Nutzung von /etc/fstab und verschiedenen Dateisystemen unterstützt.
Bootimages können nun kleiner gemacht werden, indem man sie mit gzip komprimiert. Ein /proc-Dateisystem wurde eingebaut. Der AHCI-Treiber wurde um Multithreading und NCQ erweitert. Die Benutzung des Debuggers GDB wurde ermöglicht. Einige Werkzeuge wurden hinzugefügt, von ext2-Tools bis zu bzip2. Diese wurden alle von NetBSD übernommen.
Nicht zuletzt wurde außerdem die Zuverlässigkeit des Systems erhöht, was dem Hauptziel von Minix 3 als Forschungsprojekt entspricht. So kann der Absturz eines Dateisystem-Treibers kompensiert werden, indem dieser automatisch neu gestartet wird, wovon die Benutzer gar nichts bemerken. Zudem wurden alle Fehler korrigiert, die aufgrund der verbesserten Warnungen des Clang-Compilers gefunden wurden.
Der Download von Minix 3 ist als ISO-Datei von der
Download-Seite möglich.
Quelle:
www.pro-linux.de