Georg Kofler hat als einer der wenigen den direkten Vergleich: Samstags sitzt der Premiere-Chef vor zwei Bildschirmen. Auf dem einen läuft über die schnelle Internetleitung VDSL die Fußball-Bundesliga-Berichterstattung seines Senders, auf dem anderen das Fernsehangebot des neuen Konkurrenten Arena. "Die haben in kurzer Zeit eine bemerkenswerte Berichterstattung auf die Beine gestellt", lobte Kofler am Dienstag in München den Konkurrenten. Die anfänglich aggressive Stimmung zwischen den beiden Anbietern, die sich auch in juristischen Scharmützeln äußerte, hat sich deutlich verbessert. Der Schmusekurs ist nicht überraschend. Beide Pay-TV-Unternehmen sind derzeit aufeinander angewiesen.
Die Niederlage im Wettbieten um die Bundesliga-Liverechte hatte den Platzhirschen Premiere schwer erschüttert. Koflers Unternehmen darf seit Saisonstart im August die Spiele nur noch über VDSL übertragen. Das aber kann – von Kofler einmal abgesehen – aus technischen Gründen noch kaum jemand sehen. Abonnentenzahlen nennt der Vorstandschef lieber nicht. "Der Prozess ist gerade erst gestartet."
Auch weitgehend ohne Bundesliga hat Premiere aber den totalen Absturz vermieden. Manche Analysten rechneten mit dem Verlust von bis zu 30 Prozent der Abonnenten. Schließlich war die Bundesliga das Aushängeschild des Pay-TV-Konzerns, der im vergangenen Jahr erfolgreich an die Börse ging. Doch mit einem Rückgang der Abonnentenzahl seit Jahresbeginn um fünf Prozent auf 3,4 Millionen Kunden kam Premiere bisher noch relativ glimpflich davon. Der Umsatz im Kerngeschäft ging im Vergleich zum dritten Quartal 2005 um acht Prozent auf 233 Millionen Euro zurück. Mit 5,4 Millionen Euro blieb der Nettogewinn positiv, verringerte sich jedoch gegenüber dem Vorjahr um rund 43 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) reduzierte sich mit 33 Millionen Euro auf nahezu die Hälfte. "Unter den gegebenen Umständen hat sich Premiere tapfer und erfolgreich geschlagen", sagte Kofler.
Das liegt auch an der Kooperation der beiden Anbieter. Premiere vertreibt über seine Plattform das Bundesliga-Angebot von Arena. So kann Premiere seinen Kunden indirekt weiterhin die Bundesliga präsentieren, und Neuling Arena erreicht über Kabel einen Großteil der potenziellen Kunden. An das Geschäftsmodell hat sich Kofler gewöhnt. "Wir behalten einen angemessenen Teil des Umsatzes ein", sagt er. Die Programmkosten von Premiere sind deutlich gesunken, seit der dicke Batzen der Bundesliga-Lizenzkosten weggefallen ist.
Arena zahlt für die Übertragungsrechte rund 250 Millionen Euro pro Saison an die DFL. Ob das Geld je wieder hereinkommt, bezweifeln einige Branchenexperten. Der Sender selbst zeigte sich bisher zufrieden. Noch vor Weihnachten soll der millionste Kunde begrüßt werden, aus den Reihen der Gesellschafter hieß es bereits, auch nach Ablauf des Vertrags 2009 wolle man weiter Bundesliga senden. Kofler deutete aber an, dass Arena durchaus ein hohes Risiko eingeht. Der Konkurrent biete über Satellit die Bundesliga im Zwei-Jahres-Abo drei Monate kostenlos an bei einem ebenfalls kostenlosen Receiver. "Das hätten wir uns nicht getraut." Zudem laufe das Geschäft über Premieres Kabelplattform mit rund 425.000 Abonnenten eher schleppend.
Dennoch fuchst es Kofler natürlich, dass die Rechte beim Konkurrenten liegen. Daher hofft er auf einen raschen Ausbau des VDSL-Netzes durch die Deutsche Telekom. Dann könnte Premiere mit seinem Angebot endlich mehr Haushalte erreichen. Denn Kofler findet das Arena-Bundesliga-Angebot zwar ansprechend. "Premiere ist aber nach wie vor besser."
Quelle :
www.heise.de