Die geplante ProSiebenSat.1-Übernahme endete in einem Debakel - doch seine Expansionslust habe Springer nicht verloren, berichtet die "FAZ". Demnach plant der Verlag einen Einstieg bei Premiere. Aus anderen Quellen verlautet jedoch, die Pläne seien vom Tisch.
München - Die Überlegungen gab es offenbar schon länger: Im Umfeld des größten deutschen Zeitungshauses sei übereinstimmend zu hören, Axel-Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner habe bereits im Frühjahr einen Schulterschluss mit Premiere erwogen, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Das wurde durchgespielt, Döpfner ist weiter auf einen großen Deal in Deutschland aus", zitierte das Blatt aus Branchenkreisen.
Und die Pläne seien weiter aktuell, heißt es in dem Bericht weiter: "Springer hat das Thema noch nicht ad acta gelegt." Das Vorhaben dürfte allerdings in einem sehr frühen Stadium sein. Der Verlag verweigerte einen Kommentar. "Wir äußern uns nicht zu Spekulationen", sagte eine Springer-Sprecherin der Zeitung. Heute verlautete nach der Veröffentlichung des Berichts aus Kreisen jedoch, die Pläne zum Einstieg bei Premiere seien bereits vom Tisch. "Der Verlag hat andere Prioritäten und beschäftigt sich nicht mit einem Einstieg bei Premiere", sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur Dow Jones.
Premiere wird seit Monaten immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt, nachdem der Aktienkurs im Dezember nach dem Verlust der Bundesliga-Fernsehrechte eingebrochen war. Fachleute räumten Springer bei Premiere bessere kartellrechtliche Chancen ein als zuvor bei ProSiebenSat.1, heißt es in der "FAZ". Dieser Deal war damals am Widerstand des Kartellamts und der Medienaufsicht gescheitert. Ein Einstieg bei Premiere sei zwar "schwierig, aber nicht aussichtslos", heiße es jedoch bei Experten - eben weil Premiere zuletzt solch extreme Schwierigkeiten hatte. Zwar beherrsche der Bezahlfernsehsender weiterhin klar den Markt, doch durch neue Anbieter wie Arena und die Deutsche Telekom, die mittlerweile ebenfalls im Bezahlfernsehen mitmischt, sei Premiere unter Wettbewerbsdruck geraten. Medienrechtlich wäre ein Schulterschluss von Springer und Premiere nach den Einschätzung ohnehin unbedenklich. Anders als ProSiebenSat.1 hat Premiere nur einen geringen Zuschaueranteil am Fernsehmarkt insgesamt.
Quelle :
www.spiegel.de