Duke Nukem Forever liefert, was eingefleischte Fans erwartet haben: Sexismus, Gewalt und markige Sprüche. Dennoch ist der Shooter ein Relikt der Vergangenheit, und nur wer sich 80er-Jahre Action-Trash wünscht, wird damit glücklich werden.
Die Aliens sind wieder da und wollen es Duke Nukem heimzahlen. Der hat ihnen vor zwölf Jahren die Invasion der Erde vermasselt, nun sind sie zurück. Genauer gesagt in Las Vegas, wo der Duke mittlerweile ein Medienstar mit eigener Talkshow, Burger-Kette und an die Olson-Twins erinnernden lüsternen Gespielinnen ist. Es kommt, wie es kommen muss: Der Duke muss eingreifen, mit Arschtritten, Fausthieben, allerlei Gegenständen, Schusswaffen, Geschützen und Fahrzeugen. Diesmal sind die Gegner noch größer, noch fieser und nutzen die entführten Frauen für ihre eigenen grausigen Zwecke.
Duke Nukem Forever nimmt sich selbst nicht ernst, gleich zum Start gibt es eine Anspielung auf die enorme Verspätung des Spiels. Die Witze sind so sexistisch, zynisch und flach, wie es von einem Nachfolger von Duke Nukem 3D zu erwarten ist, kommen allerdings in der deutschen Übersetzung bei weitem nicht an das englischsprachige Original heran. Zusätzlich zu den markigen Sprüchen gibt es in der Welt des Duke auch viel zu entdecken. Wer will, kann den Duke-Flipper spielen, am Blackjack-Automaten sitzen oder in den Spiegel gucken - und damit das Ego des Retro-Helden dauerhaft steigern.
Das Ego ist gleichzeitig auch die sich von selbst regenerierende Lebensenergie des Duke. Er braucht damit nur etwas Deckung und kann er sich wieder den gegnerischen Energiestrahlen oder Hauern entgegenstellen. Obwohl er laut Spiel fast 300 kg stemmen kann, kann der Duke nur zwei Waffen zugleich tragen - eine Beschränkung, die nicht so recht zum Retro-Charme passen will. Sie zwingt den Spieler aber zu taktischen Überlegungen, welche Waffe für den jeweiligen Boss-Gegner und dessen Schergen wohl geeigneter ist.
Viel nachgedacht werden muss in Duke Nukem aber nicht. In der Regel geht es darum, die sehr linearen Level zu absolvieren, zwischendurch Extras aufzusammeln, mal hier und mal da einen Schalter zu drücken, Minispiele zu zu spielen, Hürden zu überwinden und viel zu ballern. Nahkampf spielt auch eine wichtige Rolle - vor allem bei großen Gegnern kann der Duke Hiebe in die Familienjuwelen austeilen, ihnen die Hörner ausreißen und sie damit schwächen.
Gruß aus der VergangenheitEin wichtiges Spielelement ist auch ein Schrumpfstrahler - der Duke kann damit Gegner zertreten. Er muss aber auch selbst manchmal in verkleinerter Form aufpassen, um nicht in Mausefallen oder unter den Füßen seiner Gegner zu landen. Zum Glück kann er ihnen streckenweise mit einem ferngesteuerten Auto entkommen. Das klingt nach viel Abwechslung; die bietet Duke Nukem Forever aber nur bedingt - relativ schnell stellt sich das Gefühl ein, das alles schon mal gesehen oder getan zu haben.
Die Steuerung des Duke erinnert auch auf dem PC stark an die der Konsolenversionen. Am Besten lässt sich das Spiel an Konsolen spielen, es sieht aber auf dem PC etwas besser aus und kommt dort auch mit kürzeren Ladezeiten aus. Das ständige Nachladen ist alles andere als zeitgemäß. Stirbt der Duke, wird meist der komplette Level neu geladen - was bei Kämpfen gegen Bossgegner besonders nervig ist.
Dass Duke Nukem Forever wie ein Spiel aus der Vergangenheit und nicht wie ein taufrischer Shooter von 2011 wirkt, liegt nicht nur an den Sprüchen, sondern auch an der Präsentation. Zeitgemäß ist die Grafik beileibe nicht. Man merkt ihr die in die Jahre gekommene modifizierte Unreal Engine 2.5 und die detailarmen Texturen stark an. Die Bewegungen der anderen Menschen im Spiel wirken zudem eher hölzern. Duke Nukem hätte damit vielleicht vor fünf Jahren noch gut ausgesehen, heute nicht mehr.
Duke Nukem Forever ist seit dem 10. Juni 2011 für Xbox 360, Playstation 3 und Windows-PCs erhältlich - ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 18 Jahren. Die PC-Version ist an Steam gebunden und benutzt dessen Kopierschutzsystem.
Fazit:Der Duke ist wieder zurück - mit kruden Sprüchen, Fäkalhumor und einer ordentlichen Ladung Sexismus. Das Gameplay ist dabei eindeutig zu linear, die Grafik erinnert eher an einen Shooter vom Grabbeltisch und dem Duke stehen nur maximal zwei Waffen zur Verfügung - ungewöhnlich für einen Actionhelden der alten Schule. Wer sich als Fan des Klassikers Duke Nukem 3D gerne an die eigene Jugend erinnert, der wird an dem Spiel und seinem speziellen Humor trotzdem Spaß haben. Wer erwartet hat, dass sich der Duke weiterentwickelt, auch etwas fürs Auge ist und neue Maßstäbe setzt, der sollte um das Spiel einen Bogen machen. Oder warten, bis es zu einem angemesseneren Preis verkauft wird.
Quelle :
www.golem.de