Autor Thema: Wählt die Nulpe!  (Gelesen 973 mal)

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Offline SiLæncer

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Wählt die Nulpe!
« am: 09 April, 2007, 12:38 »
Es gibt TV-Formate, die man ohne Ironie nicht ertragen könnte: "Deutschland sucht den Superstar" und alle seine Klone gehören definitiv dazu. In den USA haben ironiefähige Fans entdeckt, wie man diesen Spektakeln noch mehr Spaß abgewinnt: indem man sie entzaubert.

Hätte es in den vergangenen Jahren in Deutschland schon so eine Webseite wie VotefortheWorst gegeben, dann könnte man sich den Verlauf so mancher TV-Show zumindest erklären. Seit Endemol darauf verfiel, anderweitig unterbeschäftigte Zeitgenossen in Container einzusperren - und das zeitweilig sogar noch mit Guido Westerwelle - und dann noch von einem gnadenlosen Publikum verurteilen zu lassen ("Big Brother"), hat sich in der internationalen TV-Trash-Szene ein Format mit zahlreichen Facetten durchgesetzt: die sozialdarwinistisch angehauchte, auf Selbstprostitution und fröhlichem Fremdschämen basierende "Guck-mal-was-ich-besser-als-die-doofen-Anderen-kann"-Show.

Die Serien haben eine klare Dramaturgie, die auf zwei Phasen beruht: In Phase Eins zeigt man massig Mindertalentierte, die sich zur Freude des Publikums selbst zum Affen machen; in Phase Zwei konkurrieren dann Minderjährige, die die Sache viel zu ernst nehmen, um die Gunst von Jury und Publikum. Da hoppeln mehr oder weniger Bewegliche um Tänzerkronen, während gleich mehrere Klone des britischen TV-Sängerwettstreits "Pop Idol" um die Wette krakeelen und andere von kundiger Seite becoached mehr oder minder bekleidet über Laufstege staksen, als ginge es dabei um Doktortitel.

Das Traurige an all dem ist, dass es als ernsthaft gemeinte Ware verkauft wird - mehr oder weniger. Natürlich durchschaut man, dass niemand, der wirklich auf Talent oder Seriösität zielt, Dieter Bohlen zum Mittelpunkt einer Jury machen würde. In trauter Komplizenschaft mit dem Publikum und seinen Mit-Juroren kürt der dann Typen wie den Michael-Schumacher-Klon Alexander Klaws zum Superstar. Bei der internationalen Ausscheidung musste der dann verständlicherweise mit dem vorletzten Platz vorlieb nehmen und sich sagen lassen, er sei der lebende Beweis dafür, dass die Deutschen doch Humor haben. Inzwischen singt er nicht mehr, sondern spielt Theater, und angeblich noch nicht einmal schlecht.

Dabei hätten wir noch mehr zu bieten. Wie in der ersten Staffel der Drittplatzierte Daniel Küblböck zeigte, sind es oft die Viertklassigen, die viel mehr Spaß machen als die Zweitklassigen auf dem ersten Platz.

Schlechter ist besser!

Da ist es schon verwunderlich, dass wir bisher keine so schöne Aktion wie VotefortheWorst hinbekommen haben. Das Grundprinzip ist doch ganz einfach: Zuerst macht man aus, wer im vorausgesiebten Kandidatenfeld am wenigsten kann, und dann versucht man, ihn oder sie per Publikumsvote in der Show zu halten.

US-Webseiten-Betreiber Dave Della Terza hat bereits 2004 damit begonnen und feiert Erfolge: VotefortheWorst gilt als zweitpopulärste Webseite zum Thema "American Idol" (so heißt der Selbsterniedrigungs-Wettstreit in den USA) neben der offiziellen Webseite zur Sendung. In den Letzten Wochen, berichtete CNet, erntete er täglich bis zu sechs Millionen Seitenaufrufe und darf sich - im Verbund mit Chaos Radiotalker Howard Stern - mit dafür verantwortlich fühlen, dass in der aktuellen Staffel der als "schusselig" und "langweilig" beschriebene Sanjaya Malakar per Publikumsvote von Runde zu Runde gerettet wird.

Ob was dran ist? Vielleicht, möglicherweise ist es aber auch nur die Begeisterung der Teenies, die da einen der ihren linkisch und schüchtern singen sehen wollen - ein amerikanischer Küblböck indischer Herkunft.

Unter dem Strich ist die VotefortheWorst-Aktion natürlich nicht viel sinnvoller als die Shows, die damit persifliert werden: Trotz Ausstrahlung der Idol-Shows (und Derivate) in mehr als 100 Ländern der Erde kam dabei bisher kaum etwas zustande. Die meisten "Superstar"-Karrieren verliefen nach kurzer Zeit im Sande, in der Regel blieb ihre Bekanntheit zudem auf ihre Herkunftsländer beschränkt. Als Ausnahmen dürfen die mit zwei Grammys ausgezeichnete Kelly Clarkson (US-Gewinnerin 2002) sowie die britische Teenie-Girlie-Band Girls Aloud gelten.

Eine spaßige Sache ist VotefortheWorst allemal, die Della Terza eine respektable Fan-Gemeinde (zu der unter anderem Howard Stern gehört) und massenweise Hass-Briefe eingebracht hat. Antiamerikanische und undemokratische Umtriebe werfen ihm Idol-Fans da vor. Einer bedrohte ihn sogar damit, den Präsidenten zu verständigen, falls er nicht damit aufhöre, Wahlen zu verfälschen. Aber ob der sich wirklich um so etwas Triviales kümmert?

http://votefortheworst.com/

Quelle : www.spiegel.de
« Letzte Änderung: 09 April, 2007, 12:44 von SiLæncer »

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Re: Wählt die Nulpe!
« Antwort #1 am: 17 Mai, 2007, 10:40 »
Jetzt weiß ich endlich, wie und warum G.W. Bush das letzte Mal Präsident geworden ist ... die meisten Wähler dachten, sie sind bei "votefortheworst"  :P
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