Der kalifornische Raketentriebwerke-Spezialist Pratt & Whitney Rocketdyne hat von der US-Raumfahrtbehörde NASA einen 1,2 Milliarden-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines neuen Raketenmotors für die obere Brennstufe einer neuen Trägerrakete erhalten, mit der die künftige Raumkapsel Orion sowie Traglasten für bemannte Mond- und Marsmissionen ins All befördert werden sollen. Von der neuen Trägerrakete Ares wird es zwei Versionen geben, die in Anlehnung an die früheren Saturn-Raketen des Apollo-Mondprogramms mit "I" und "V" gekennzeichnet sind: Während die für eine Nutzlast von rund 25 Tonnen ausgelegte Ares I die Orion-Kapsel mit mehreren Astronauten an Bord zunächst in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen soll, kann die Ares V pro Start bis zu 130 Tonnen ins All befördern. In beiden Raketen kommt in der oberen Brennstufe der neue, so genannte J-2X-Antrieb von Rocketdyne zum Einsatz, der flüssigen Wasserstoff (LH2) und flüssigen Sauerstoff (LOX) verbrennt. Der J-2X ist eine Weiterentwicklung des J-2-Antriebs, der schon in den Saturn-Raketen genutzt wurde.
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Ares I (links) befördert die Orion-Kapsel ins All, Ares V unter anderem das Mondlandemodul.
Anders als bei den Apollo-Missionen wird im Rahmen des US-Raumfahrtprogramms Constellation nicht alles, was für eine Reise zum Mond oder Mars benötigt wird, in einem Schub in den Weltraum geschossen, sondern Raumkapsel sowie Landemodul und sonstige Bestandteile werden gesondert ins All befördert und dort erst zusammengesetzt. Für die Konzeption und den Bau der Orion-Raumkapsel, die von der Form stark an die Apollo-Kapseln erinnert, den Astronauten aber deutlich mehr Platz bieten soll, ist das US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin zuständig, das dafür insgesamt 8,15 Milliarden US-Dollar erhält. Vor dem ersten Mond-Trip, der für das Jahr 2020 geplant ist, soll die auch als "Crew Exploration Vehicle" (CEV) bezeichnete Orion-Kapsel für den Transport von Personen zur Internationalen Raumstation (ISS) genutzt werden.
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In der neuen Orion-Raumkapsel sollen Astronauten eines Tages bis zum Mars fliegen.
Den Auftrag zur Entwicklung des neuen Antriebs für die obere Brennstufe der Ares-Raketen erhielt Rocketdyne ohne Ausschreibung. Nach Angaben von Jeff Manley, Leiter des Constellation-Programms bei der NASA, gibt es derzeit kein anderes Unternehmen, das die Entwicklungsvoraussetzungen unter Berücksichtigung straffer Zeitpläne einhalten kann. Der J-2X-Antrieb ist Bestandteil der so genannten Earth Departure Stage (EDS) und wird bei der Ares I in einer Höhe von rund 58 Kilometern über der Erde erstmals gezündet. Nach dem Andocken im All an das Lunar Surface Access Module (LSAM) wird die EDS ein zweites Mal gezündet und beschleunigt das Mondlandemodul samt Orion-Kapsel dann für die Reise zum Mond oder später einmal zum Mars. Entwickelt wird das EDS vom Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville, Alabama.
Quelle : www.heise.de
Es hätte ein positives Signal in unsicheren Zeiten werden können, doch daraus wurde nichts. In letzter Sekunde musste ein entscheidender Test für die neue Nasa-Rakete "Ares I" abgebrochen werden. Ein Expertengutachten könnte für das milliardenschweren Projekt schon bald das Ende bedeuten.
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Corinne - Es ist zumindest ein schlechtes Omen, vielleicht ist es auch mehr. Wegen eines technischen Fehlers konnte ein geplanter Triebwerkstest für die neue Nasa-Rakete "Ares I" am Donnerstag nicht wie geplant stattfinden. Die Absage kam gerade einmal 20 Sekunden vor der geplanten Zündung. Tausende Zuschauer waren zu dem Versuch in Promontory im US-Bundesstaat Utah gekommen. Sie konnten zunächst sehen, wie der Countdown anhielt - und dann mehrere Autos zum Teststand jagten. Dann wurde der Abbruch des Versuchs über Lautsprecher bekanntgegeben.
Das Unternehmen Aliant Techsystems, das den Test für die Nasa durchführen sollte, erklärte, Probleme in einer Hydraulikeinheit hätten zum Stopp des Countdowns geführt. Einen neuen Termin gibt es noch nicht. Der aufgeschobene Triebwerks-Probelauf ist nicht nur ein weiterer - PR-technisch äußerst problematischer - Rückschlag für das derzeit auf dem Prüfstand stehende "Constellation"-Programm, das der Nasa die Rückkehr zum Mond ermöglichen soll. Weil das Teil, das für die Probleme beim Test sorgte, auch im Space Shuttle zum Einsatz kommt, könnte sich der aktuelle Start der "Discovery" weiter verzögern. Die zuständigen Nasa-Mitarbeiter erklärten, man werde prüfen, ob eine zusätzliche Verschiebung nötig sei.
Der untere Teil der "Ares-I"-Rakete, der am Donnerstag getestet werden sollte, basiert auf den Feststoffraketen des Space Shuttles. Versehen mit einer zusätzlichen Oberstufe soll "Ares I", die erste neuentwickelte Rakete der Nasa seit gut 25 Jahren, ab dem Jahr 2015 Astronauten in den "Orion"-Kapseln in den Erdorbit und zur Internationalen Raumstation bringen. Die weit größeren Fluggeräte des Typs "Ares V" sollen außerdem von dort Schwerlasttransporte zum Mond oder zum Mars erlauben.
"Constellation"-Programm mit ungewisser Zukunft
Ein erster Prototyp der "Ares I" soll nach bisheriger Planung Ende Oktober vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral starten. Doch das ist mittlerweile mehr als unsicher: Das "Constellation"-Programm der Nasa - mit "Ares I", "Ares V" und der "Orion"-Kapsel - wird derzeit von einer unabhängigen Expertenkommission unter die Lupe genommen. Deren Ergebnisse sollen am Montag vorgestellt werden - und könnten das Aus für die Mondpläne der US-Weltraumbehörde bedeuten.
Denn, so ist bereits zu vernehmen, die Experten um den früheren Lockheed-Martin-Chef Norman Augustine zweifeln daran, dass die Weltraumbehörde das mehr als 100 Milliarden Dollar schwere Projekt mit der aktuellen Finanzausstattung stemmen kann. Obwohl die Arbeiten seit vier Jahren laufen, könnte es sein, dass sie eingestellt werden.
Immer wieder hatte es Berichte über technische Schwierigkeiten beim Constellation-Projekt gegeben, zum Beispiel über möglicherweise fatale Vibrationen beim Start der Rakete. Auch wurde darüber diskutiert, ob die Besatzung nach einem eventuellen Startabbruch wie vorgesehen sicher von der Rakete wegkatapultiert werden könnte - und die Prozedur auch überleben würde. Zum Teil, so spekulierten Beobachter, waren schlechte Zwischenergebnisse von konkurrierenden Nasa-Projektteams an die Presse lanciert worden, zum Teil waren die Probleme tatsächlich schwerwiegend.
Der zuständige Nasa-Manager Steve Cook erklärte übrigens unmittelbar nach dem gescheiterten "Ares"-Test, dass er die Raumfahrtbehörde nach 19 Jahren verlassen werde. Diese Entscheidung habe aber nichts mit den derzeitigen Problemen zu tun. Er wolle in Zukunft beim Privatunternehmen Dynetics arbeiten. Man kann auch diesen Wechsel für ein schlechtes Omen halten - oder für mehr.
Quelle : www.spiegel.de