Erst hob Aral den Preis für Normalsprit auf Super-Niveau an, jetzt will der Mineralölkonzern das Niedrigoktan-Benzin gar nicht mehr verkaufen. Andere Tankstellenbetreiber dürften dem Marktführer folgen. Im vergangenen Jahr verdoppelte die BP-Tochter ihren Gewinn.
Nachdem Aral im vergangenen Jahr die Preise für Normal an die für Super angeglichen hatte, war der Absatz des 91-Oktan-Benzins nach Unternehmensangaben stark eingebrochen: Der Normal-Anteil sei bei Aral seit November von 25 auf aktuell nur noch rund 13 Prozent geschrumpft, sagte Aral-Vorstandschef Stefan Brok am Dienstagabend in Düsseldorf.
Wenn sich der Trend fortsetze, werde Normal "sehr wahrscheinlich" ganz aus dem Sortiment genommen. Bis Ende dieses Jahres werde der Absatz voraussichtlich auf unter zehn Prozent sinken, so der Vorstandschef. Es gebe bereits jetzt Tankstellen, an denen das Normalbenzin nur noch einen Anteil von weniger als fünf Prozent ausmache.
Auf einen Zeitpunkt für die Normal-Abschaffung wollte sich Brok nicht festlegen. Aral hatte bereits Ende November die Preise der beiden Kraftstoffsorten angeglichen. Der Konzern begründete dies damit, dass sich die Einkaufspreise kaum noch unterschieden.
"Als Reaktion auf die Preisangleichung ging der Anteil vom Normalbenzin am gesamten Ottokraftstoffabsatz von noch rund 25 Prozent im November auf aktuell unter 14 Prozent zurück", so Brok.
Aral betreibt knapp 2400 Tankstellen in Deutschland und ist damit nach eigenen Angaben Markführer vor Shell, Esso und Total.
Trotz des rückläufigen Kraftstoffabsatzes in Deutschland hat der BP-Konzern den Gewinn seiner Tankstellenmarke Aral im vergangenen Jahr verdoppelt. Der Nach-Steuer-Gewinn habe sich von 0,5 auf gut einen Cent pro Liter erhöht. Grund seien Verbesserungen der Rentabilität dank des Programms "Accelerator" nicht Preisaufschläge, sagte Brok.
Sprit-Monokultur wäre lukrativer
Die Automobilclubs argwöhnen, das Aus für Normalsprit sei von langer Hand geplant. Für die Ölgesellschaften wäre der Wegfall von Normalbenzin ein lohnendes Geschäft: Die komplette Umstellung auf Super brächte zusätzliche Einnahmen, während gleichzeitig die Kosten für getrennte Tanks und Anlieferung entfielen. Branchenkenner vermuten seit Jahren, die Ölkonzerne wollten Normalbenzin lieber heute als morgen abschaffen.
Die Mineralölkonzerne hingegen führen als Grund für die Preisentwicklung die weltweit hohe Nachfrage nach Normalbenzin an. Zeitweise sei in den vergangenen Monaten Normalsprit auf den internationalen Märkten sogar teurer gewesen als das eigentlich hochwertigere Super mit 95 Oktan.
Quelle : www.spiegel.de